White Poem I von GwathNaAranThranduil ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Weiß. Alles ist so weiß. Wo fängt der Raum an, wo endet er? Ist es überhaupt ein Raum, oder existieren keine Grenzen mehr? Wie weit kann ich laufen, ohne gegen einen Widerstand zu stoßen? In welche Richtung soll ich laufen? An was mache ich fest, was welche Richtung ist? Es ist einfach nur Weiß. Ist das unter mir ein Boden? Stehe ich überhaupt, oder schwebe ich inmitten dieses unendlichen Nichts? Bin ich umgeben von Licht, oder ist es einfach ein Zustand, den ich mit den mir bekannten Worten einfach nicht beschreiben kann? Ich fühle mich selbst nicht mehr. Habe ich überhaupt noch einen Körper, oder bilde ich ihn mir nur ein, weil er eben immer da gewesen ist? Wo bin ich? Viel wichtiger: Wer, was bin ich? Bin ich tot? Bin ich lebendig? Existiere ich denn überhaupt, oder habe ich von einem Moment zum nächsten einfach aufgehört zu sein? Stehe ich still, oder bewege ich mich durch dieses weiße Nichts? Ich weiß es nicht, fehlt doch jeder Punkt um mich zu orientieren. Wie bin ich eigentlich hier her gelangt? Stopp! Ich kann nicht mehr. Zu viele Fragen und keine einzige Antwort, mir ist schon ganz schwindelig davon. Warten, einfach warten. Es kann doch nicht ewig so bleiben. Sicher? Nein natürlich nicht, aber etwas anderes bleibt mir nicht übrig, mein Körper, sofern er noch vorhanden ist, gehorcht meinen Befehlen nicht mehr. Mir bleibt nichts anderes, als mich in mein Schicksal zu ergeben. Nichts. Weißes Nichts. Wie lange hält dieser Zustand jetzt schon an? Ich weiß es nicht. Ohne eine Veränderung der Lichtverhältnisse ist es einfach nicht mehr möglich einzuschätzen, wie viel Zeit vergangen ist. Es können ein paar Sekunden sein, es können Tage, Monate, ja sogar Jahre gewesen sein. Ich weiß es nicht. Statik, keine Veränderung nur der Schmerz in meinen Augen, das Weiß schmerzt mir. Es ist zu viel, viel zu viel und viel zu hell. Ich kann das nicht mehr. Ist das ein Traum? Wenn ja ist er nicht gut. Ich will das nicht mehr. Ich will Aufwachen! Jetzt! Nichts geschieht. Noch immer ist alles Weiß, noch immer bin ich Machtlos. Machtlos und allein. Die Augen schließen, einfach alles Ausblenden. Es geht nicht, ich kann die Augen nicht schließen und um es auszublenden ist es einfach zu übermächtig, einfach überall, nur Weiß. Ich verliere den Verstand. Habe ich überhaupt noch einen Verstand? Schließlich ist es mein Verstand, der all das hier erzeugt, wenn es wirklich nur ein Traum ist. Aber kann ich das dann noch Verstand nennen, oder bin ich einfach verrückt geworden? Fragen. Tausend Fragen, tausend Versuche sie zu beantworten, ohne Erfolg. Resignation. Ich kann nicht ändern was vor sich geht. Ich habe keine Macht mehr. Ich bin nicht mehr ich selbst. Ich bin jetzt ein Teil dieses unendlichen Nichts. Aber warum? Wenn ich mich doch nur erinnern könnte, was mit mir geschehen ist. Irgendetwas muss mich an diesen Ort gebracht haben. Irgendetwas muss ich getan haben, um hier zu landen. Habe ich etwas Schlimmes getan? Werde ich hiermit bestraft? Aber wofür? Ich kann mich einfach nicht erinnern. Warum nicht? Ich weiß alles, bis auf den Moment in dem sich alles geändert haben muss. Es muss sich grundlegend geändert haben, ansonsten wäre ich nicht hier. Der Auftritt, das Interview, ich habe noch zugegeben, dass ich eine Freundin habe, natürlich habe ich ihren Namen verschwiegen, aber ich habe zu ihr gestanden, sie war stolz und glücklich, wir haben noch telefoniert, als ich das Fernsehstudio verlassen habe. Und dann? Dann bin ich mit den anderen noch in eine Bar gegangen. Ich habe noch mit Yo – chan telefoniert, als ich schon einiges getrunken hatte. Ich hab ihm gesagt ich würde ihn anrufen, wenn ich wieder bei klarem Verstand wäre. Wir wollten reden. Reden über X. Reden über unsere Zukunft. Reden über unsere gemeinsame große Liebe. Reden über die Musik. Ich habe ihn nicht angerufen. Warum nicht? Verdammt hide denkt nach. Was ist passiert? Warum versetzt du deinen besten Freund einfach so? Ach ja, weil ich hier in diesem Nichts festsitze. Vielleicht ist das auch einfach nur mein Rauschzustand? Nein. Nein das wüsste ich, wenn mein Rausch so aussehen würde, hätte ich mich nach dem ersten nie wieder betrunken. Wenn das der Preis für den Rausch ist, dann ist er mir zu hoch. Weiter denken. Ich bin nahe dran, das weiß ich. Was ist passiert nachdem ich mit Yo – chan telefoniert habe? Natürlich, wir haben weiter getrunken, und dann? Ich war irgendwann vollkommen dicht, wie fast immer, wenn wir feiern gehen. Aber dieses Mal habe ich etwas Entscheidendes vergessen. Keiner meiner Bandkollegen hat mich nach Hause gebracht. Yo – chan hatte es doch noch gesagt. Ich sollte mich nach Hause bringen lassen, damit nichts passiert. Er kennt mich doch. Er weiß doch, dass ich beginne einfach mein ganzes Leben in Frage zu stellen, wenn ich betrunken bin. Habe ich etwa? Nein! Selbst im größten Selbstmitleid würde ich doch nicht, oder etwa doch? Verdammt. Ich kann mich nicht erinnern. Ausruhen. Nur ganz kurz, dann denke ich weiter. Ich bin nahe dran, ich weiß es. Wenn ich mich noch ein wenig anstrenge weiß ich es wieder, ganz sicher. Ausruhen. Nur kurz. Mich entsinnen wie es sich anfühlt zu schlafen, vielleicht finde ich dadurch ja wirklich ein wenig Ruhe. Verloren. Einfach treiben. Verdammt, ich wollte weiter denken, aber das ist so schwer, wenn das Weiß einen fast in den Wahnsinn treibt. Okay, konzentrier dich hide! Ich bin nach Hause. Allein? Nein, jetzt fällt es mir wieder ein. Sie hat mich abgeholt. Sie wollte mich nach Hause bringen. Ich glaube Yo – chan hat sich mal wieder meinen Kopf zerbrochen und sie angerufen. Er wollte sicher gehen, dass ich nicht allein bin. Aber wenn ich nicht allein war, was ist dann passiert? Ja sie hat mich zu Bett gebracht. Ich sollte schlafen, das hatte ich auch vor. Ich bin eingeschlafen. Aber nicht lange, ich hatte Durst. Nur war sie nicht mehr da. Ich weiß nicht, war sie in der Küche? Im Wohnzimmer? Ich weiß es einfach nicht mehr. Warum nicht? Verdammt es verschwimmt alles. Je mehr ich versuche den Gedanken zu halten, desto mehr entgleitet er mir. Ich hatte Durst, aber ich weiß nicht wo sie war. Kein Wunder, jetzt weiß ich es wieder, ich bin sie nicht suchen gegangen. Ich wollte ins Badezimmer. Das Badezimmer, dass direkt neben meinem Schlafzimmer war, ich habe aus dem Wasserhahn getrunken, weil es mir zu weit war, bis in die Küche zu laufen. Wie faul ich doch manchmal bin. Aber was ist dann passiert? Verdammt ich weiß es einfach nicht. Mein Rücken. Mein Rücken tat so weh. Kein Wunder, erst der Auftritt mit meiner schweren Gitarre auf der Schulter, außerdem war der Gurt so dumm verdreht und hat mir auf die Schulter gedrückt, ich hatte nur keine Zeit ihn zu entwirren. Der Boden in der Bar. Ich hab dort geschlafen. Kein Wunder, dass mein Rücken mich fast umbringt. Umbringt. Hätte ich noch Gefühl in meinem Körper, hätte er bei diesem Gedanken gezuckt. Warum? Ich weiß es einfach nicht mehr. Da ist noch ein Bild. Ganz verschwommen, vielleicht schaffe ich es ja, dass ich es klarer sehe. Ich muss mich nur mehr anstrengen. Es will mir einfach nicht gelingen. Es entgleitet mir immer mehr. Es ist das letzte Stück des Puzzles, das weiß ich ganz genau, aber ich bekomme es nicht zu fassen. Ausruhen, noch einmal. Nur ganz kurz. Beim letzten Mal hat es auch funktioniert. Ich stelle mir einfach vor ich würde die Augen schließen. Ich stelle mir vor, ich würde schlafen. Schlafen! Verdammt! Was habe ich nur getan? Wie konnte ich nur so dumm sein? Nein, bitte nicht! Bitte lass das alles nur ein böser Traum sein! Bitte lass mich erwachen! Ich wollte das nicht! Bitte! Das Handtuch, die alte Methode um die schrecklichen Rückenschmerzen los zu werden. Aber doch nicht, wenn man so betrunken ist! Was habe ich mir nur gedacht? Wahrscheinlich gar nichts. Hideto Matsumoto, wie dumm stellst du dich eigentlich manchmal an? Wenn ich könnte würde ich mich selbst schlagen. Was habe ich nur getan? Yoshiki! Yoshiki es tut mir Leid, ich wollte dir das nicht antun! Bitte ich wollte das nicht. Ich wollte dich nicht auch verlassen. Ich wollte keinen von euch verlassen. Ich habe euch doch geliebt! Ich habe euch wirklich geliebt. Hätte ich die Konsequenzen abschätzen können, hätte ich all das nie getan! Bitte ihr müsst mir glauben, auch wenn ihr mich nicht hören könnt! Bitte ihr müsst mich so gut kennen, dass euch klar ist, dass ich niemals einfach so gegangen wäre! Bitte! Es tut mir so Leid, niemals wollte ich auch nur einem von euch weh tun! Niemals! Das ich hier bin ist also doch meine Strafe, und sie ist noch nicht einmal ansatzweise angemessen. Was habe ich nur getan? Selbst wenn ich die Ewigkeit in dieser weißen Hölle zubringen werde. Ich kann den Schmerz dadurch nicht heilen, den ich den Menschen zugefügt habe, die mich geliebt haben, niemals kann ich es wieder gut machen. Niemals erwarten, dass sie mir verzeihen, dass ich sie einfach so früh verlassen und im Stich gelassen habe! Was? Was ist das? Das Weiß es verändert sich. Es wird dunkler. Was passiert hier? Mein Körper. Ich kann ihn wieder spüren. Ich schließe die Augen. Einfach nicht hin sehen. Vielleicht war es doch nur ein böser Traum und ich wache gleich wieder auf. Vielleicht war es einfach nur der schlimmste Alptraum meines Lebens, doch ich wage es nicht die Augen wieder zu öffnen. Angst. Angst vor dem, was mich erwartet. Ich halte einfach still. Vielleicht passiert nichts, wenn ich mich nicht mehr bewege. Ein Lufthauch. Wie lange habe ich nichts gespürt? Es fühlt sich so neu und so fremd an. Als würde der Wind das erste Mal über meine Haut streichen. Vorsichtig öffne ich die Augen. Weites Land. Grüne Wiesen. Ein Fluss. Ganz dort hinten in der Ferne glitzert das Meer, um am Horizont mit dem Himmel zu verschmelzen. Wo bin ich nun? Was passiert hier mit mir? Verschüchtert bleibe ich stehen. Wo bin ich hier nur gelandet? Hab keine Angst, dir wird nichts zu Leide getan. Nachdem du deine Erinnerungen selbst zurück gewonnen hast, nachdem dir klar wurde, was du getan hast, nachdem du es bereut hast wirst du hier auf die Menschen warten von denen du gegangen bist. Wache gut über sie. Was bitte war das? Eine Stimme aus dem Nichts? Naja, okay. Es gibt schlimmeres. Die Stimme war freundlich, sie hätte mir auch sagen können, dass ich – noch einmal – sterben muss. Also werde ich hier warten? Also werde ich sie alle wieder sehen? Ich werde ihnen erklären können, was passiert ist? Ich hoffe es so sehr. Ich vermisse sie so. Ach was würde ich dafür geben sie noch einmal sehen zu können. Ob es ihnen gut geht? Ob sie mit dem was passiert ist, mit dem was ich ihnen angetan habe umgehen können? Bitte macht nicht denselben Fehler wie ich, ich wollte es doch nicht. Zusammensinken. Einfach sitzen bleiben. Tränen. Jetzt kann ich wieder fühlen und ich fühle viel. Viel Schmerz darüber, was ich angerichtet habe. Einfach sitzen bleiben. Einfach nur stumm weinen. Ich weiß es macht nichts besser und doch kann ich nicht anders. Yo – chan hätte mich jetzt wieder mit einem kleinen Kind verglichen. Vielleicht bin ich das ja auch. Ja vielleicht, aber das ist mir egal. Toll, jetzt bin ich auch noch so trotzig wie ein Kind, aber das konnte ich ja schon immer gut, Schmollen. Huch? Was ist das? Ein Spiegel. Der war da aber eben noch nicht. Wo kommt der denn her? Was soll ich damit? Wissen wie scheiße ich aussehe, da ich mir bestimmt nicht die Haare gekämmt habe? Oh. Das ist kein Spiegel, sieht nur so aus. Das ist eine Art Fenster, aber was zeigt es mir? Was immer du sehen möchtest. Oha, das Glas schreibt mir Antworten auf meine Fragen. Alles was ich sehen möchte? Yoshiki! Sie! Die Menschen die ich verlassen habe. Wirklich. Der Spiegel zeigt sie mir. Oh, Yo – chan. Du siehst so schlecht aus. Ist das alles meine Schuld? Ich wollte es doch nicht. Wieder Tränen. Vorsichtig strecke ich die Hand aus. Kaltes Glas unter meinen Fingerspitzen, doch was ist das? Das Glas gibt nach. Ich fasse durch das Fenster. Meine Fingerspitzen berühren deine Haare. Du blickst auf, doch du siehst mich nicht, dein Blick geht durch mich hindurch. Es tut so weh. Ob du mich hören kannst? Vielleicht. Ich muss es versuchen, auch wenn es sinnlos ist. Yo – chan, es tut mir so Leid, ich wollte es nicht, hörst du? Ich wollte dich nie verlassen. Das hätte ich dir doch niemals antun können. Niemals! Ich liebe dich doch, mein Yo - Yo! Deine Augen. Sie bekommen diesen Glanz, so wie früher, wenn wir uns lange nicht gesehen haben. Du flüsterst meinen Namen. Heißt das, dass du mich gehört hast? Yo – chan ich werde immer bei dir sein. Bitte sei stark. Lebe unseren Traum allein, ich weiß, dass du es kannst. Bist doch schließlich mein schokoladensüchtiger Lieblingsschlagzeuger. Du lachst. Du hast mich gehört, ich weiß es ganz genau. Versprich es mir Yo – chan. Lass dir Zeit, aber tu es! Du nickst und versprichst es. Du sagst mir, dass du mich vermisst, ich kann es nur traurig erwidern und merke, wie der Kontakt mir die Kräfte entzieht. Ich bin immer bei dir Yo – Yo, aber ich muss jetzt zurück. Ich komme wieder zu dir, sobald ich kann, ich verspreche es! Du nickst traurig, gestehst mir, dass du nicht weißt, wie du allein weiter machen sollst und mir kommen erneut die Tränen. Wie konnte ich nur so leichtsinnig sein und dich dadurch so sehr verletzen? Wie nur? Noch einmal verspreche ich dir hoch und heilig, dass du nicht allein bist, dass ich immer bei dir sein würde, dass ich dich immer beschützen würde, dann muss ich meine Hand aus deinen Haaren nehmen. Leb wohl. Flüsterst du leise. Tränen laufen über deine Wangen. Sanft wische ich sie beiseite. Ein wenig schüttle ich den Kopf, auch wenn du es nicht sehen kannst. Bis bald, erwidere ich sanft, dann ziehe ich meine Hand aus dem Spiegel und dein Bild verblasst. Ich werde immer bei dir sein. Ich werde immer bei euch sein. Ich werde über euch wachen und irgendwann werden wir uns wieder sehen. Irgendwann werde ich es euch allen erklären können. Bis dahin lebt die Erinnerung an mich in euren Herzen weiter, so wie es die an euch in meinem Herzen tut. Ich bin nicht ganz gegangen. Ich habe nur die Räume gewechselt. Ich bin nicht tot, ich lebe in euren Träumen, euren Wünschen, Erinnerungen und in euren Herzen. Wir sehen uns. Eines Tages stehen wir uns wieder gegenüber. Ich verspreche es hoch und heilig. Ich liebe euch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)