Zufälle schreibt das Leben von chrono87 ================================================================================ Kapitel 2: Streit mit Folgen ---------------------------- Kapitel 2 Streit mit Folgen Kai hat seine Tasche in den Schrank gelegt und es sich daraufhin mit seinem Handy auf einem der Betten bequem gemacht, denn er muss Yuri und seine Geschäftspartner in Japan erklären, warum er in Berlin ist. Zu seinem Glück ist er im Moment allein, denn Takao, sein unliebsamer Zimmergenosse, hat sich im Bad verschanzt und versucht wohl sich mit der Dusche zu ertränken. Immer wieder schaut er zur Tür, die zum angrenzenden Badezimmer führt, während er die Nummer von Yuri wählt, bevor er sich das Handy ans Ohr hält und dem nervigen Freizeichen lauscht. >Verdammt Yuri, geh endlich ran!< „Ivankow“, ertönt es schließlich mehr als nur verschlafen durch den Hörer, was den Phönix die Augenbrauen hochziehen lässt. „Hier Kai. Hast du etwa geschlafen, statt zu arbeiten?“ „Was willst du denn jetzt schon von mir? Solltest du nicht in einem Meeting sein?“, fragt der Wolf verwirrt nach, der wohl einen Blick auf die Uhr riskiert hat. „Was glaubst du wohl, weswegen ich anrufe, hmm? Ich bin in Berlin gestrandet – wegen eines lausigen Schneesturms. Würdest du mir bitte die Telefonnummer von Yamamoto geben? Ich werde sie brauchen“, erwidert Kai schlecht gelaunt, der sich was zum Schreiben sucht, um die Nummer zu notieren. „Da muss ich ja erst ins Büro gehen, verdammt. Ruf in einer halben Stunde noch mal an.“ Ehe der Phönix etwas erwidern kann, legt der Rothaarige auf, was Kai nur noch wütender macht, der sein Handy finster ansieht, es zuklappt und aufs Bett wirft. „Man ist überall nur von Spinnern umgeben!“ In genau diesem Moment geht die Tür auf und ein noch recht feuchter Takao betritt das Zimmer, nur um verwundert auf das Telefon zu schauen, welches Kai auf sein Bett geworfen hat. Doch statt etwas zu sagen, schweigt er nur, geht zu seiner Tasche und holt sein eigenes Handy heraus, mit welchem er ans Fenster tritt, nach draußen sieht und die Nummer seines großen Bruders eintippt, die er mittlerweile auswendig kann. Da der Drache ihm den Rücken zuwendet, kann Kai ihn in Ruhe betrachten, ohne auf seine Blicke achten zu müssen. In den zwei Jahren, die sie sich nicht gesehen haben, hat sich der junge Mann ziemlich gemausert. Er hat zwar noch immer eine zierliche Gestalt, aber man kann ihm auch die Muskeln ansehen, die durch das Kendotraining entstanden sind. Seine Haare sind um einiges länger und dunkler geworden, allerdings haben sie nichts an ihrem Glanz verloren, obwohl Takao sie nun nicht mehr in einem einfachen Zopf zusammenbindet, wie er aus Medienberichten weiß, welche er heimlich verfolgt hat. „Ah, Hitoshi…“ Verwundert hebt der Phönix eine Augenbraue, denn laut seines Wissenstandes verstehen sich die Brüder gar nicht. Warum also telefoniert der Japaner ausgerechnet mit seinem Bruder? „Warum ich mich melde? Ist Opa denn noch nicht angekommen?“, fragt Takao besorgt nach, der genau weiß, dass der ältere Mann zwei Stunden früher geflogen ist und eine völlig andere Route hat als er. Es kann also nicht sein, dass dieser auch irgendwo gestrandet ist und nicht mehr weiter kommt. „Er wollte die nächsten Tage bei dir verbringen und ich sollte anrufen, wenn ich bei Maxie angekommen bin, aber wegen eines Schneesturmes sitze ich nun in Berlin fest“, erzählt der Drache seufzend, der sich durch die Haare fährt und ermattet lächelt. „Aber nicht doch. Es ist alles okay, mach dir keine Sorgen. Ja, ich melde mich bei dir, wenn ich weiter reise und du meldest dich, wenn Grandpa bei dir eingetroffen ist, okay?“ Daraufhin herrscht kurz Stille, ehe sich Takao bedankt und dann auflegt, nur um erneut zu seufzen, ehe er sich wieder der Tasche zuwendet, in der er einige Sachen von sich drin hat, die er durchsucht und ein T-Shirt herausnimmt, in das er schlüpft und dazu übergeht sich die Haare abzutrocknen, die noch immer tropfen. - Max und Rei, die im Nebenzimmer sind und es sich bequem gemacht haben, wundern sich ziemlich, dass es so ruhig nebenan ist. „Wollen die sich jetzt die ganze Zeit anschweigen und sich ignorieren?“, fragt Max nach, der sich aufsetzt und seinen Zimmergenossen anblickt, der nur seufzt. „So langsam wird das lächerlich. Das ist ja fast noch lächerlicher als die Sache mit Mao und mir.“ Als ihm klar wird, was er da gerade gesagt hat, schlägt sich der junge Tiger eine Hand auf den Mund und sieht beschämt zu Boden. Der Blonde wird hellhörig und sieht den Langhaarigen aufmerksam an, ehe er versucht die richtigen Worte zu finden, um nicht unsensibel zu erscheinen. „Willst du darüber reden? Ich höre dir gern zu – das soll ja bekanntlich helfen“, bietet die Schildkröte an, die sich im Schneidersitz auf das Bett setzt und sein Kissen nimmt, welches er in die Arme nimmt und darauf wartet, dass Rei den Mund aufmacht, der sich kurz die Haare rauft und Max dann von unten her mit reuevollen goldenen Augen anblickt, die eigentlich schon alles sagen. „Hmm, vielleicht ist es wirklich keine schlechte Idee darüber zu reden, auch wenn ich so etwas nicht gerne mit anderen ausmache“, murmelt Rei leise, der wie ein Häufchen elend dasitzt und bei dem Blonden einen Beschützerinstinkt auslöst, dabei ist der Tiger älter als er selbst. „Ich bin nach China zurückgekehrt, um endlich Verantwortung zu übernehmen. Seit ich klein war, habe ich mir nichts sehnlicher als eine Familie gewünscht und mit Mao hatte ich auch die passende Frau. Sie liebt mich und war bereit meine Frau zu werden, doch ich konnte diesen Schritt nicht tun, denn ich liebe sie nicht, jedenfalls nicht auf die Art, auf die man sie lieben sollte. Ich sehe in ihr nur eine Schwester, die ich nie hatte, daher würde ich sie sehr unglücklich machen, wenn ich sie geheiratet hätte und wäre ich länger im Dorf geblieben, dann hätte sie nie die Chance ihre wirkliche Liebe zu finden, die sie auch glücklich machen kann.“ Das kann Max nur zu gut verstehen, der ja selbst einige Zeit mit Emily zusammen gewesen ist, bis er gemerkt hat, dass sie überhaupt nichts gemeinsam haben und einander nicht lieben. „Und deswegen bist du in ein Flugzeug gestiegen und hierher geflogen?“, fragt die Schildkröte amüsiert nach, um die Stimmung etwas aufzulockern, was sogar Wirkung zeigt, denn Rei lächelt und setzt sich etwas anders hin, sodass er nicht mehr ganz so erbärmlich aussieht. „So ganz stimmt das nicht. Ich wollte zu dir, aber die Maschine musste Notlanden, hier in Berlin. Und nun sitzen wir wieder zusammen… nach zwei Jahren.“ Darüber kann der Blonde nur lachen, der das Kissen wieder wegpackt und sich erhebt. „Ich hab so langsam aber sicher Hunger. Wollen wir schauen, was wir hier haben? Sicher haben die anderen Beiden auch Hunger.“ Dies lässt sich der Schwarzhaarige nicht zweimal sagen, der sich erhebt und zur Tür geht. „Im schlimmsten Falle werde ich uns was Feines kochen und vielleicht können wir ja noch etwas zusammensitzen, um uns auszutauschen.“ Der Vorschlag hört sich gut an, weswegen die Schildkröte auch gleich dafür ist. Die Beiden gehen in den Gemeinschaftsraum, an welchem sich eine Küche anschließt, die sie unter die Lupe nehmen und feststellen, dass sie alles finden, was sie brauchen, um die nächsten Tage nicht zu verhungern. „Also, worauf hast du Lust?“ Max tritt an Rei heran und schaut über dessen Schulter. „Hmm, Pudding zum Nachtisch und dann… Ich hätte nichts gegen gebratene Nudeln oder Curryreis mit Hähnchen“, zählt der Blonde auf und lächelt selig, ohne zu merken, dass Rei etwas nervös wird und Gänsehaut bekommt. „Okay, dann lass mich mal machen. Du könntest ja schon einmal bei Kai und Takao anklopfen. Wir können sie ja zumindest fragen, ob sie nicht auch Hunger haben.“ „Ich geh schon, kümmere du dich um das Essen“, erwidert Max, der noch einmal die Schultern des Chinesen drückt und dann zurück in den Gemeinschaftsraum geht, von wo aus er zur Zimmertür des anderen Schlafzimmers geht, an dessen Tür er klopft und dann zurücktritt, immerhin kennt er Kais Wutausbrüche, wenn man seine Ruhe stört. Doch entgegen seiner Sorgen wird die Tür leise geöffnet, sodass die Schildkröte ins Zimmer sehen kann, dass überraschend sauber ist, wenn man daran denkt, dass Takao in diesem Raum lebt. „Was gibt es?“ Überrascht hebt Max eine Augenbraue, denn zum einen fragt Kai ohne eisigen Unterton und zum anderen flüstert er, was den Jüngeren der Beiden sehr suspekt vorkommt. „Rei macht uns etwas zu essen und ich sollte fragen, ob ihr auch etwas wollt.“ „Ich hätte nichts gegen was Hausgemachtes, aber Takao scheint keinen Hunger zu haben, denn der schläft und ich will ihn auch nicht wecken“, erwidert Kai ruhig, der nur schnell ins Innere zurückkehrt um sein Handy zu holen, aber danach verlässt er das Zimmer und schließt hinter sich leise die Tür, um mit Max im Gemeinschaftsraum Platz zu nehmen. - „Hey, steht auf, der Boss will eine Telefonnummer!“ Obwohl Yuri noch immer nicht ausgeschlafen hat und sich eigentlich nicht einmal erheben hatte wollen, scheucht nun seine Freunde aus ihren Federn, denn er weiß ganz genau, dass ihm Kai keine ruhige Minute lässt, wenn er nicht bekommt, was er will. „Was soll denn dieser ganze Aufstand, Yuri? Wir sind müde! Weißt du eigentlich wie lange wir schon nicht mehr hatten schlafen dürfen?“, murrt Sergei, der sich einfach umdreht und versucht weiter zu schlafen, womit er aber selbst bei Yuri nicht durchkommt, der seinen faulen Mitbewohner per Fußtritt aus dem Bett befördert, welcher mit einem lauten Krach auf den Boden aufschlägt. „Man, was sollte das?“, knurrt Sergei, welcher förmlich aufspringt und seinen rothaarigen Freund finster ansieht, welcher den Blick ungerührt erwidert. „Wäre es dir lieber, wenn Kai das nächste Mal dich anruft?“, fragt er nur, womit er seinen Gesprächspartner endlich ruhig stellt. „Schön, da wir das jetzt geklärt haben, hilf mir Boris und Ian wach zu machen, damit wir ins Büro können. Wir haben nicht mehr viel Zeit!“ So schnell sie können, steigen sie in ihre Geschäftskleidung und laufen dann von einem Zimmer zum nächsten, um Ian und Boris zu wecken, welche genauso erfreut sind wie Sergei davor, nur das man sie nicht hat solange bitten müssen, ehe sie ihre Hinterteile hochbekommen und sich in ihre Anzüge werfen, nur um dann so schnell es geht zu Fuß – denn wegen der Kälte und dem Schnee geht auch in Moskau nichts mehr – in die Firma zu laufen. „Wo hat er nur diese verdammte Telefonnummer gelassen?“, flucht Boris, der sämtliche Papiere vom Schreibtisch des Phönix geworden und zig Mal kontrolliert hat. Mittlerweile kann niemand mehr vernünftig gehen, ohne irgendwelche Zettel oder Dokumente unter den Füßen kleben zu haben. „Der könnte hier ruhig mal aufräumen“, murrt Ian, welcher den Schreibtisch genauer unter die Lupe nimmt – speziell die Schubladen und Fächer, die in dem Möbelstück eingelassen worden sind. „Sag ihm das, dann wird er dir sicher demnächst den Putzdienst zuschreiben“, erwidert Sergei, der die Aktenschränke durchwühlt und dabei nur noch mehr Mist macht, da er alles, was ihn unnütz erscheint einfach über seine Schultern schmeißt. „Pass doch auf, nicht dass du die Ordner noch kaputt machst! Wen die Akten durcheinander geraten, machst du Überstunden, um sie wieder zu sortieren“, droht Yuri, der den Terminplaner von Kai durchforstet – wobei es sich dabei um einen Zweitkalender handelt, da Kai den einen mitgenommen hat – und schließlich fündig wird. „Jungs, ihr könnt aufhören zu suchen, ich hab sie gefunden.“ Erleichtertes Stöhnen erfüllt den Raum, als die anderen drei sich einfach fallen lassen und sich in dem Chaos umsehen, dass sie selbst angerichtet haben. Wenn sie daran denken das alles wieder aufzuräumen, dann sehen sie ihren schönen Schlaf flöten gehen. „Worauf wartest du? Ruf ihn an, bevor er uns die Hölle heiß machen kann“, murrt Ian, der schon einmal damit beginnt den Inhalt des Schreibtisches wieder fein säuberlich einzuordnen, damit sie später nicht mehr so viel zu tun haben. Auch Sergei sucht die Ordner zusammen, die er rausgeschmissen hat und kontrolliert, ob sie noch heil sind, ehe er sie in den Aktenschrank zurückstellt, während Boris damit beginnt die Unordnung auf dem Boden zu beseitigen und die einzelnen Papiere auch gleich zu sortieren und abzuhelfen, womit er Kai wieder einmal Arbeit erspart. „Seid nicht so ungeduldig“, murrt der Wolf, der die Kurzwahl betätigt und sich das Handy ans Ohr hält, um dem Freizeichen zu lauschen. Es klingelt ganze dreimal, dann ertönt die Stimme des Phönix, die sich überraschend gut anhört. „Ich bin es, Yuri. Hast du was zum Scheiben, damit ich dir die Nummer durchgeben kann?“, fragt der Rothaarige nach, der geduldig auf die Antwort am anderen Ende der Leitung wartet, die ihn etwas aus der Bahn wirft. „Klar, ich warte“, murmelt er verwirrt und sieht zu seinen drei Freunden, die ebenfalls völlig verdattert wirken, immerhin ist es Kai gewesen, der auf Eiligkeit gedrängt hat. „Ah… ich bin noch dran. Hast du jetzt was zu schreiben?“, fragt Yuri, welcher zusammengezuckt ist, als er die Stimme von Kai durch das Telefon gehört hat. Kaum hat der Phönix ihm das okay gegeben, da beginnt er die Nummer durchzugeben, die Kai wiederholt, während er sie notiert, denn dass kann der Wolf an Hand des kratzenden Geräusches hören. „Gut, wenn das alles war… Guten Aufenthalt und melde dich, wenn du wieder in Moskau gelandet bist. Bis dann.“ So schnell er kann, legt er auf und stellt sein Handy aus, damit er sich nun in Ruhe entspannen kann. „So Jungs, räumen wir schnell auf und dann schlafen wir uns aus. Ich würde euch nur raten eure Handys aus zu machen, damit er euch nicht doch noch nerven kann“, verkündet Yuri, der mit diebischer Genugtuung sieht, wie seine drei Begleiter sofort ihre Handys ausschalten und tief in ihre Taschen stecken, ehe sie sich wieder dem Aufräumen widmen, damit sie schnell nach Hause kommen. - Nach dem leckeren Essen, welches Rei zubereitet hat, sitzen die vier Mitglieder der G-Revolution zusammen im Gemeinschaftsraum und schwelgen in alten Erinnerungen, die sie untereinander austauschen, wobei sie über das ein oder andere Erlebnis nun lachen können, was sie vorher nie gekonnt haben. „Ja, wir hatten schon ein lustiges und aufregendes Leben“, meint Max nostalgisch, was Rei und Takao kichern lässt. „Du klingst ja schon wie ein Opa auf dem Sterbebett.“ Selbst Kai kann sich kein Lächeln verkneifen, denn er muss dem Drachen im Stillen zustimmen und so zu reden passt einfach nicht zu Max. „Na so alt bin ich nicht, aber trotzdem… In Anbetracht der Ereignisse wird es nie mehr so sein wie es früher war. Seht euch doch mal an, Kai und Takao! Ihr könnt euch nicht einmal in die Augen sehen“, antwortet Max, der hofft, dass ihre Freunde nun endlich mit der Sprache rausrücken und ihnen sagen, was zwischen ihnen vorgefallen ist. „Das ist eine Sache zwischen uns, Max, also halte dich da raus“, erwidert Kai kühl, der damit die Hoffnung zu Nichte macht. „Es kommt zwar nicht selten vor, aber ich bin ausnahmsweise einmal Kais Meinung. Haltet euch da bitte raus. Es reicht, wenn wir nicht mehr miteinander auskommen. Es würde uns nicht gefallen, wenn sich das auch auf euch überträgt“, antwortet der Blauhaarige, der sich erhebt und zum Schlafzimmer geht. „Gute Nacht.“ Max und Rei sehen sich fast schon enttäuscht an, denn sie verstehen die Welt nicht mehr. Normalerweise ist es Kai, der sich zurückzieht und nicht Takao, woraus sie schließen, dass es vor allem dem Drachen unangenehm ist darüber zu reden. „Mein Gott, wir sitzen hier für die nächsten zwei Tage fest! Soll das jetzt immer so weiter gehen?“ Max rauft sich die Haare, so verzweifelt ist er, denn er kann es nicht leiden, wenn sich seine Freunde streiten. „Max hat Recht, Kai. Versucht wenigstens die Sache aus der Welt zu schaffen, bevor es die Stimmung vermiest“, bittet Rei, der genau weiß, dass selbst solche Bitte von dem Russen ignoriert werden. Dieser seufzt nur und erhebt sich. „Ich denke darüber nach und nun muss ich mal telefonieren.“ Während er aufsteht, holt er sein Handy heraus und geht damit in die Küche, wo er die Nummer eingibt, welche ihm Yuri durchgegeben hat, ehe er das Mobiltelefon an sein Ohr hält und dem Klingeln lauscht. Dass er die Zeitverschiebung dabei völlig außer Acht lässt, ist ihm in diesem Moment total egal. Unruhig trommelt Kai mit den Fingern auf der Arbeitsfläche herum, bis endlich mal jemand die Freundlichkeit besitzt und das Gespräch annimmt, das so schon nicht gerade billig ist, weil es ein Ferngespräch darstellt. „Wurde ja auch Zeit, dass Sie ran gehen. Hier ist Mister Hiwatari. Ich muss auf Grund des Schneesturmes das Meeting absagen. Schicken Sie alle Unterlagen an mein Büro, ich werde sie dann dort durchsehen und Ihnen meine Meinung mitteilen. Gute Nacht.“ Als Geschäftsmann ist der junge Phönix knallhart und lässt sich nichts sagen, daher hat er auch seine Anweisungen gegeben, statt auf Protest oder Ähnliches zu warten, der sowieso an ihm abgeprallt wäre. Seufzend fährt er sich über das Gesicht und entschließt sich wirklich Rei’s Bitte nachzukommen, denn sie haben schon Recht, er und Max, wenn sie sagen, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Also steckt er das Handy weg und geht in den Gemeinschaftsraum zurück, welchen er leer vorfindet. Nun gut, es kommt ihm ganz gelegen, dass die anderen Beiden ihre Unterredung nicht mitbekommen. Er strafft die Schultern und betritt das Schlafzimmer, um es hinter sich zu bringen. Wie er vermutet hat, schläft Takao noch nicht, das hätte ihn auch gewundert, wo dieser doch am späten Nachmittag noch ein Nickerchen gehalten hat. - Als die Tür aufgeht, blicken die braunen Seen auf, direkt in rote Augen, die ihn fixieren und genau dieser Blick sagt ihm, dass er nicht mehr fliehen kann, dass sie nun miteinander reden werden, also setzt er sich auf und zeigt erwartungsvoll neben sich, wo sich Kai nur wenige Augenblicke später nieder lässt und erst einmal schweigend zu Boden sieht. „Willst du ewig nur schweigen? Das bringt uns auch nicht weiter“, kommentiert der Drache, der die Stille leid ist und es endlich hinter sich bringen will, damit er dies vergessen kann. „Ungeduldig wie immer, was?“, knurrt der Phönix, welcher den Kopf hebt und in das Gesicht des Japaners blickt, der nicht einmal mit der Wimper zuckt. „Hör zu, dass was zwischen uns vorgefallen ist…“, beginnt der Ältere, der aber sofort unterbrochen wird. „Was? Zwischen uns ist nichts vorgefallen! Du hast mich dabei erwischt, wie ich mich unter der Dusche selbst befriedigte und dabei deinen Namen gestöhnt habe“, bricht es aus Takao heraus, der unendliche Wut in sich aufsteigen fühlt, die er aber noch zügeln kann. „Und das schlimmste an der Sache war, dass du mich dafür verachtet hast, mich beschimpftest und meintest, dass ich dich nie wieder auch nur ansprechen soll, nicht einmal von dir träumen dürfte. Meine Gefühle für dich wären widerlich, ich wäre abartig! Du hast mir nicht einmal die Chance gegeben es zu erklären. Hast du auch nur eine Ahnung wie weh deine Worte getan haben? Denkst du denn, dass ich mir ausgesucht hätte ausgerechnet dich zu lieben? Mein Gott, ich hab mich viel zu oft selbst verflucht, weil ich auf einen Mann stand, anstatt Hiromi auszuführen und mit ihre eine Familie zu gründen!“ Mit jedem Wort, das seinen Mund verlässt, wird er immer lauter, er springt sogar auf, um seine Wut noch in den Griff zu bekommen, die immer mehr nach draußen dringen will. „Takao… Takao..“, versucht es Kai ruhig, doch da das keine Wirkung zeigt, wird er lauter. „Setz dich hin!“ Mit wütenden Augen funkelt der Drache ihn an, kommt aber der Aufforderung nach, wobei er so viel Abstand wie nur möglich zwischen ihnen bringt. „Es tut mir Leid, wie ich damals reagiert habe und auch meine Worte tun mir Leid. Ich konnte zu dem Zeitpunkt einfach nicht mit der Situation umgehen… Ich kann es noch immer nicht wirklich, aber ich sehe ein, dass meine Reaktion falsch gewesen ist. Ich hätte mir dir reden sollen, statt dich anzuschreien!“ „Ach, und was hätte das geändert? Du verachtest mich noch immer! Ich bin dir zuwider!“, schreit Takao, welcher die Tränen nicht mehr stoppen kann, die aus seinen Augen kullern und seine Wangen benetzen. Er hält es mit dem Mann nicht mehr aus, der ihm das Herz gebrochen hat und ihm das Gefühl gibt es nicht Wert zu sein mit ihm in einem Raum zu schlafen. „Aber keine Sorge, du musst dich nicht mehr mit mir herumärgern!“ Ehe Kai etwas tun kann, springt Takao auf und stürmt aus dem Zimmer, um sich Schuhe und Jacke anziehen zu können, daraufhin das Apartment verlässt und kurz darauf auch das Hotel, nur um vom Schnee verschluckt zu werden. Kai rauft sich die Haare und lässt sich kurz nach hinten sinken, denn er ist von sich selbst enttäuscht, weil das Gespräch nicht so verlaufen ist, wie er es sich vorgestellt gehabt hat. >Verdammter Mist. Dabei wollte ich doch alles aus der Welt schaffen!< Kopfschüttelnd springt er auf und sieht sich um, denn es ist viel zu ruhig und das beunruhigt ihn. So schnell er kann, rennt er aus dem Zimmer und sieht sich im Gemeinschaftsraum, in der Küche und in dem separaten Bad um, doch nirgends ist eine Spur von dem aufbrausenden Japaner zu finden. Viel zu spät wird ihm klar, dass sowohl die Jacke als auch die Schuhe von Takao verschwunden sind und dies kann nur eines bedeuten… Er ist nach draußen, direkt in den Schneesturm… Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)