Unter dem Regenschirm von w-shine ================================================================================ Kapitel 1: Unter dem Regenschirm -------------------------------- „Sag mal Sakura… bist du irgendwie nervös?“ Die Angesprochene zuckte zusammen und wurde aus ihren Gedanken gerissen. Verwirrt blickte auf und sah Ino ins Gesicht. „Äh… nein. Wie kommst du denn darauf?“ „Na ja“, ihre beste Freundin schaute sie kritisch an, „das, was du mit dem Blatt Papier angestellt hatte, sieht ganz danach aus.“ Sakura starrte auf den Zettel, den sie säuberlich in kleine Stücke zerrissen hatte und sah zu, wie die einzelnen Fetzen langsam zum Boden segelten. „Außerdem hättest du ja auch allen Grund dazu.“ Ja, da hatte Ino recht. Und ja, Sakura war auch furchtbar nervös. Das war gelinde gesagt eine Untertreibung: Sakura war kurz davor wegen Nervosität zu sterben. „Man heiratet ja nicht jeden Tag…“, fuhr Ino fort. „Hmm… können wir nicht davon reden…“, murmelte Sakura. „Ha! Du bist also doch nervös!“, rief die Blonde aus, was Sakura nur dazu verleitete genervt die Augen zu verdrehen. Ja, sie würde heute heiraten und hätte ihr jemand früher gesagt, wen sie heiraten würde, hätte sie wahrscheinlich nur gelacht. Was sollte sie denn mit diesem ständig genervten Faulpelz anfangen, für den immer alles zu mühselig war und der am liebsten den Tag damit verbrachte, in die Wolken zu starren? Was sollte sie mit Shikamaru Nara? Und was sollte er mit ihr? Außerdem waren da immer Naruto und Sasuke gewesen, der eine, der sie geliebt hatte, der andere, den sie liebte. Wie lang das alles her zu sein schien… Wie viel sich seit dem verändert hatte… Sakura musste schlucken, um die Tränen zu unterdrücken. Sie wusste nicht, was gewesen wäre, wäre Shikamaru damals nicht für die da gewesen… Das war es also. Der Kampf zwischen Naruto und Sasuke war vorbei. Ende. Aus. Vorbei. Für immer. Für beide. Sakura konnte es immer noch nicht fassen, dass keiner von beiden, den Kampf überlebt hatte, dass sie beide den Tod gefunden hatten. Hätte es keine andere Lösung geben können? Hätte man diesen Krieg nicht anders beenden können? Es zerriss ihr das Herz, wenn sie an ihre beiden früheren Teamkameraden dachte und an das Schicksal, welches sie geteilten hatten. An all die schönen Momente, die sie zusammen erlebt hatten und daran, wie langsam alles zerbrach. „Warum hast du uns das angetan, Sasuke? Warum hast du alles zerstört? Warum konntest du deinen Hass nicht einfach besiegen?“ Sakura stoppte und starrte nach oben. „WARUM??!!““ Tränen brachen aus ihren Augen hervor und strömten über ihre Wangen, verschleierten ihre Sicht und versuchten, den Schmerz, den sie empfand, wegzuwaschen. „Sasuke, du hast mich nicht nur verlassen, hast die Erinnerung an meine erste Liebe vergiftet, nein, du hast auch noch meinen besten Freund umgebracht… ich hasse dich…“ Die Tränen rannen schneller und schneller über ihre Wangen und Sakura musste stoppen und sank auf einer Bank zusammen. So viele Unschuldige und Unbeteiligte waren in diesem Krieg gestorben. Menschen, die niemals daran involviert sein wollten. Passend zu Sakuras Stimmung öffnete der Himmel seine Pforten und Regen strömte und fiel auf Sakura hinab. Die Tränen vermischten sich mit den Tropfen und schon bald war kein Unterschied mehr zu erkennen, Sakuras Sachen sogen sich voll und ihr wurde kalt. Aber es war ihr egal. Vielleicht sollte sie einfach hier sitzen bleiben und sich nie wieder bewegen. Vielleicht würde die Kälte den Schmerz erfrieren. Plötzlich und unerwartet spürte sie keine Tropfen mehr auf ihrer Haut und blickte erstaunt auf. Shikamaru sah sie an und rollte die Augen. „Du solltest nach Hause gehen. Wenn du hier bleibst, holst du dir noch den Tod.“ Sie starrte ihn an und neue Tränen rannen über ihre Wangen. „Was macht das noch? Ob ich lebe oder sterbe, was macht es für einen Unterschied?“ Er zog eine Augebraue hoch. „Bist du wirklich so selbstsüchtig? Glaubst du nicht, dass wir alle leiden? Jeder hat jemanden verloren, der ihm oder ihr wichtig war. Willst du den Menschen jetzt noch mehr Schmerz bereiten, in dem du hier sinnlos stirbst, weil du dich selbst bemitleidest?“ „Wen interessiert denn schon mein Schicksal?“ „Mich.“ Sakura starrte ihn an. „Warum?“ Er schwieg einen Moment. „Normalerweise bist du weniger nervig als die anderen Mädchen, auch wenn du mir jetzt gerade gewaltig auf die Nerven gehst.“ Er verdrehte erneut die Augen. „Kommst du jetzt endlich? Ich habe keine Lust hier noch ewig herumzustehen.“ Mit diesen Worten hielt er ihr die Hand auffordernd hin. Wenige Sekunden später ergriff Sakura sie und lief mit Shikamaru unter seinem Regenschirm nach Hause. „Danke.“ Shikamaru drehte den Kopf von den Wolken weg, die er gerade angestarrt hatte und wendete sich Sakura zu. „Wofür?“ „Dass du mich aus dem Regen heraus geholt hast.“ Sie setzte sich neben ihn auf die Terrasse. Er zuckte nur mit den Schultern und sah wieder hinauf. „Keine Ursache.“ Sie saßen eine Weile schweigend nebeneinander, bevor sich Sakura traute die Stille zu durchbrechen. „Was findest du eigentlich so faszinierend daran, dass du den ganzen Tag zu den Wolken siehst?“ „Sie ziehen den ganzen Tag ruhig dahin, es ist entspannend sie zu beobachten und sie wollen nie etwas von einem. Sie geben Ruhe ohne eine Gegenleistung zu verlangen, sie nerven nicht. Manchmal erzählen sie einem auch Geschichten.“ „Wolken erzählen Geschichten?“ „Sieh, dort drüben, die Wolke sieht aus wie ein Gesicht, die dort drüben wie ein Fuchs…“ Sakura nickte langsam. „Ich verstehe… Sag mal, würde es dich stören, wenn ich für einen Moment hier bleibe und mit dir die Wolken ansehe.“ „So lange du nicht nervst, tu was du nicht lassen kannst.“ Sakura legte sich neben Shikamaru auf die Terrasse und sah nach oben. Und sie verstand, was er dort oben sah. So im Frieden mit sich selbst, hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Sie ergriff seine Hand und drückte sie. Er blickte nicht einmal rüber und sah nur weiter nach oben. „Versprich mir eins, Sakura.“ „Was?“ „Tu so etwas nie wieder.“ „Was?“ „Drüber reden, dass du sterben willst.“ „Warum?“ „Ich denke, ich würde es nicht verkraften, wenn du gehen würdest.“ Sie wendete ihr Gesicht und sah ihn an, doch er blickte weiterhin in die Wolken ohne sie anzuschauen. „Keine Sorge, ich werde nicht gehen… ich bleibe hier… bei dir.“ Sakura lächelte bei der Erinnerung daran. Danach war sie fast täglich bei den Naras vorbei gegangen und hatte mit Shikamaru in die Wolken gesehen und er hatte sie nie weggeschickt. Bis tatsächlich irgendeiner von ihnen mal Gefühle erwähnte, hatte es lange gedauert, aber die Wunden, die der Verlust von Naruto und Sasuke in ihrem Herzen hinterlassen hatte, brauchte Zeit um zu heilen. Und Shikamaru war eine wunderbare Medizin gewesen… „Shikamaru!“ „Ja?“ „Es reicht.“ „Was reicht?“ „Wir drehen uns im Kreis.“ „Was meinst du?“ „Ich denke, du bist so intelligent, da muss es dir doch auffallen.“ „Mir fällt auf, dass du zu viel redest. Das nervt!“ „Ich dachte, ich bin nicht nervig.“ „Normalerweise bist du das auch nicht.“ „Ich hab dich gern, Shikamaru.“ „Hmm…“ „Warum sagst du nichts?“ „Was soll ich sagen?“ „Hast du keine Antwort?“ „Du redest schon wieder so viel.“ „Hör doch mal auf damit.“ Und dann brachte er sie zum Schweigen, mit dem ersten Kuss, den sie jemals teilten. Er war kurz und etwas tollpatschig, aber trotzdem einer der wundervollsten Küsse, die Sakura jemals bekommen hatte. „Da hast du deine Antwort.“ Sakura könnte nicht anders als einfach nur zu lächeln. Und dieses Lächeln war seit diesem Tage nie wieder von ihren Lippen verschwunden. Sie liebte Shikamaru und sie liebte ihn mit jedem Tag, den sie mit einander verbrachten, nur noch mehr. „Und bist du bereit, Sakura?“ „Ja, ich denke schon.“ Ino lächelte ihr aufmunternd zu: „Na dann los.“ Und so machte sie Sakura Haruno auf ihren letzten Weg. Den Rest ihres Lebens würde sie als Sakura Nara verbringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)