Liebe wurzelt tief von oeko (und ihre Früchte brauchen Zeit zum reifen) ================================================================================ Kapitel 1: Die Neue ------------------- Der Bahnsteig von Gleis 9¾ war gefüllt mit aufgeregten Schüler und ihren Verwandten. Die einen suchten noch nach ihren Freunden, andere mussten sich noch die Vorträge ihrer Eltern anhören. Albus Potter zum Beispiel. Seine Mutter setzte ihre Rede darüber wie wichtig die UTZ für sein zukünftiges Leben seien, die sie auf dem Weg zum Bahnhof begonnen hatte, nun fort. Und Albus gab sich große Mühe wenigstens so auszusehen, als würde er ihr zuhören. „Hey, junger Mann! Ich rede mit dir!“ Wütend funkelte Ginny Potter ihren Zweitgeborenen an. „Sorry, Mum.“ Scorpius Malfoy sein bester Freund war gerade an ihnen vorbei gelaufen und Al hatte sich von dessen Grinsen ablenken lassen. „Hast du mich verstanden? Ich möchte, dass du dich dieses Jahr ordentlich benimmst! Ich will in jedem Aufsatz wenigstens ein Annehmbar. Keine nächtlichen Ausflüge mehr und wehe wir kriegen noch einmal einen Brief, dass du Schuleigentum zerstört hättest oder sonst was angestellt. Und leg dir eine feste Freundin zu.“ „Mum!“ „Man wechselt Mädchen nicht wöchentlich aus.“ „Mum, das stimmt doch gar…“ „Aber ansonsten wünsche dir ein schönes Jahr, mein Großer. Genieß es, es ist dein letztes.“ Damit umarmte sie ihn fest und wandte sich Lily zu, die gerade versuchte sich unauffällig aus dem Staub zu machen. Vergebens. Al und sein Vater beobachten grinsend wie Ginny versuchte Lily davon zu überzeugen, dass es deutlich wichtigere Dinge gab Quidditch, Quidditch und äh - Quidditch. „Nun“, wandte Harry sich an seinen Sohn, „du hast deine Mutter gehört. Schreib ordentliche Noten, genieß dein letztes Jahr und lass dich nicht erwischen.“ Al grinste, drückte seinen Vater noch einmal kurz und schob sich durch die Menge zum Zug. Er sah seinen besten Freund vor dessen Mutter stehen, die ebenso wie Ginny zuvor noch einiges zu sagen zu haben schien. Er schnappte bloß einige Worte wie „…in Ruhe lassen…keine Streiche…Rose Weasley…gute Noten…“ auf. Draco Malfoy stand aufrecht neben den beiden und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Fast als würde er jemanden suchen. Als Astoria Malfoy eine kurze Pause machte, entdeckte Scorpius seinen besten Freund. Mit dem Hinweis auf die Zeit, es war kurz vor elf, verabschiedete er sich von seinen Eltern und stieg zu Al, der mittlerweile im Zug war. „Puh, wieso müssen Eltern einem eigentlich ständig Vorschriften machen?“, fragte Scorpius. „Was? Weil deine Mutter gerade meinte, du sollst dich von Rose fern halten? Also bitte. Erstens wissen alle, dass das nicht funktionieren wird.“ Das stimmte. Seit Rose und Scorpius sich auf ihrer ersten Zugfahrt das erste Mal getroffen hatten, herrschte Streit zwischen ihnen. Warum wusste niemand so genau. Während Al Scorpius sich sehr bald angefreundet hatten und auch der Rest des Weasley-Potter-Clans den Malfoy zumindest akzeptierte, gifteten Rose und Scorpius sich an, sobald sie im selben Raum waren. In den vergangenen sechs Jahren war der Streit oft genug eskaliert und einer der beiden war im Krankenflügel gelandet. „Zweitens“, fuhr Al fort, „ist es, glaube ich, einfach eine Eigenschaft von Eltern, dass sie Vorschriften machen. Und Drittens, meine Mutter meinte, ich solle mir eine Freundin suchen. Das ist doch keine Vorschrift mehr, sondern eine Frechheit!“ „Und hast du dir schon überlegt wer die Auserwählte sein soll?“ Al verdrehte bloß die Augen. Sie waren schon eine ganze Weile unterwegs, als die Abteiltür aufging und Lorcan Scamander, seines Zeichens Vertrauensschüler in Slytherin und, zumindest manchmal, Dritter im Bunde ließ sich in einen der Sitze fallen. „Holla, die Waldfee“, war alles was er sagte. Al und Scorpius grinsten. „Wer ist Schulsprecherin, dass das Treffen eine derartige Reaktion hervorruft?“ „Schulsprecher? Mein Brüderchen und Alice Longbottom. Aber das ist nicht das Problem. Al, wann hast du deine Cousine zum letzten Mal gesehen?“ Albus zog die Stirn kraus. „Welche Cousine? Ich hab’ ’n paar davon. Aber wenn sie dich so umhaut, wird es wohl Dominique gewesen sein. Die sah heute auf dem Weg zum Zug allerdings nicht anders aus als vor den Ferien. Also, was hat sie gemacht? Sich ausgezogen? Ist doch nicht so, dass du das noch nicht gesehen hättest.“ Al lachte über seinen eigenen Witz und Scorpius grinste breit. Doch Lorcan schüttelte den Kopf, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und beugte sich vor, stützte seine Ellenbogen auf seine Knie. „Ich sprach von Rose. Der hat der Aufenthalt in Frankreich mehr als nur gut getan. Merlin, die Frau ist heiß. Ihr hättet die Männer alle mal sehen müssen. Die Augen sind ihnen fast ausgefallen. Selbst Lysander hat sich ständig verhaspelt, wenn er sie angesehen hat.“ Das letzte halbe Jahr hatte eine seltsam ungewohnte Ruhe im Schloss geherrscht, da Rose in Frankreich gewesen war und Scorpius hatte die Zeit, die er normalerweise für die heftigen Diskussionen mit Rose brauchte, genutzt um mit noch mehr Frauen zu schlafen als vorher. Al und Scorpius grinsten noch immer. „Du willst uns auf den Arm nehmen, oder? Weasley ist ’ne Nervensäge. Aber auch nach ’nem halben Jahr Frankreich bestimmt nicht heiß.“ Scorpius hatte reichlich Erfahrung und er sah wenn eine Frau heiß war. Rose Weasley gehörte definitiv nicht in diese Kategorie. Lorcan zuckte bloß mit den Schultern. Die zwei würden schon sehen. Es war früher Nachmittag, als Lily Potter ihrem großen Bruder einen Besuch abstattete. „Los, komm schon Al. Du hast Rose noch gar nicht begrüßt. Sie sieht einfach toll aus.“ Widerwillig ließ Albus sich von seiner Schwester mitziehen. Er wusste, würde er sich weigern, würde Lily ihn nonstop nerven. Wenig später kam er zurück und betrat er das Abteil mit den Worten: „Okay, Lorcan, du hast recht. Sie ist definitiv heiß. Und ich glaube sie merkt es noch nicht einmal!“ Scorpius zog verwundert eine Augenbraue hoch. Wenn selbst Al das sagte, schien Rose sich tatsächlich verändert zu haben. Oder aber die beiden versuchten bloß ihn zu verarschen. Beim Betreten der Großen Halle fiel Scorpius Blick auf eine ihm Unbekannte. Auf den ersten Blick sah er ihre anziehenden Kurven. Daraus das er sie nicht kannte, schloss er, dass sie wohl eine Austauschschülerin war. Unauffällig beobachtete er sie. Als sie sich setzten, musste er seine Aufmerksamkeit kurz auf Al und Lorcan lenken. So bekam er nicht mit wo sie sich hinsetzte. Kaum hatten sie sich gesetzt, deutete Al in Richtung des Gryffindor-Tisches. „Siehst du Rose?“ Scorpius folgte seinem Blick und blickt direkt zu eben jener vermeintlichen Austauschschülerin, die er gerade noch interessiert beobachtet hatte. Und zu seinem Entsetzen erkannte er nun Rose Weasley. Aber sie war nicht mehr das Mädchen, das ihn vor den Weihnachtsferien und vor Wut geröteten Wangen aufs übelste verflucht hatte. Zumindest äußerlich hatte sie sich völlig verändert. Die langen, roten Haare, die früher nur ein wilder Lockenwust gewesen waren, waren heute glänzende Wellen. Auch die Jeans und das T-Shirt unter dem Umhang waren verschwunden und durch ein schlichtes beiges Kleid ersetzt worden. Sie sah unheimlich sexy und verführerisch aus, ohne das sie sich, wie andere es taten, halb ausziehen musste. Er verstand jetzt wieso Albus und Lorcan sie als heiß bezeichnet hatten- weil sie es war. Scorpius hörte Al leise lachen und ihm wurde bewusst, dass er Rose nun schon eine ganze Weile anstarrte. Im diesem Moment kamen die Erstklässler in die Halle Scorpius lenkte seine Aufmerksamkeit rasch auf das Fest. Es war schließlich die letzte Auswahlzeremonie, die er miterleben durfte. Das gesamte Festessen widerstand er krampfhaft dem Drang hoch zusehen und Weasley noch einmal zu mustern. Es half allerdings relativ wenig, da alle um ihn herum über sie zu reden schienen. Ständig hörte er ihren Namen. Er konnte sich nicht einmal richtig auf Als Berichte seiner Ferien konzentrieren. Am nächsten Morgen riss das Weckerklingeln ihn so früh aus dem Schlaf wie schon sehr lange nicht mehr. Schule! Wenn auch etwas unwillig schwang Scorpius seine Beine aus dem Bett und machte sich für den Unterricht fertig. Noch bevor er das Verwandlungsklassenzimmer erreicht hatte, sah er Rose. Louis Weasley, ihr bester Freund alberte mit ihr herum. Al ließ sich mal wieder die Meinung von Alice Longbottom sagen. Worum es wohl dieses Mal ging? Eigentlich wollte Scorpius es gar nicht wissen. Spätestens beim Mittagessen würde Al es ihm detailliert erzählen. Scorpius war sich sicher, dass Al und Alice in einander verknallt waren, er wusste nur nicht wie er das Al beibringen sollte ohne skalpiert zu werden. Slytherins verliebten sich schließlich nicht. Auch wenn Als Mutter sich bestimmt über diese Wahl freuen würde. Die Scamander-Zwillinge stießen in diesem Moment zu der Vierergruppe. Einige der Umstehenden hoben neugierig die Köpfe. Obwohl sie einander glichen, wie ein Ei dem anderen sah man Lorcan und Lysander selten zusammen. Völlig unverfroren stellte Lorcan sich zu Rose und Louis und grinste sie fröhlich an. Rose verdrehte die Augen während sie irgendetwas sagte. Lorcan lachte darüber. Scorpius kannte diese Haltung: die beiden flirteten miteinander. Es war seltsam das Rose mit jemandem flirtete, früher, also vor einem halben Jahr, hatte sie immer nur pampige Antworten gegeben. Mittlerweile hatte er die Gruppe erreicht. Al und Lysander wandten sich ihm zu. Lorcan nickte kurz und Rose schien ihn nicht zu bemerken. Und weil es immer so gewesen war, sagte er: „Eh Weasley! Haben die Franzosen es nicht geschafft auch diese roten Haare verschwinden zu lassen? Soll ich ein bisschen nachhelfen?“ Um ehrlich zu sein fand Scorpius ihre Haare wunderschön. Doch war es immer so gewesen. Scorpius provozierte und Rose ging an die Decke. Nur heute nicht. Kapitel 2: Neue Verhältnisse ---------------------------- Alle hielten die Luft an und warteten auf Rose Reaktion. Doch die blieb aus. Rose drehte sich einfach wieder Lorcan und Louis zu. Sie ignorierte Scorpius. Das war noch nie vorgekommen. Bevor irgendjemand irgendwie hätte reagieren können, öffnete sich die Tür zum Klassenzimmer. Professor McGonagall blickte auf die etwas verwirrt aussehenden Schüler. Ohne das weiter zu beachten beorderte sie alle herein. Sehr zu ihrer Überraschung gab es keine Auseinandersetzung zwischen Rose Weasley und Scorpius Malfoy. Sie nahm es als „erwachsen geworden“ hin. Die gesamte nächste Zeit lief es nach diesem System. Scorpius provozierte Rose und sie ignorierte ihn. Auch wenn er es niemals zugegeben hätte, vermisste Scorpius die Streitigkeiten. Er hatte keine Ahnung wie er mit der neuen Rose umgehen sollte. Die Vorstellung, dass sie ohne die Auseinandersetzungen völlig aus seinem Leben verschwand, war aus irgendeinem Grund ziemlich deprimierend. Und dann waren da noch die ganzen Typen, die ihr hinterrannten. Jeder wollte ein bisschen Aufmerksamkeit. Und jeder schien mehr zu bekommen als Scorpius. Das Ganze führte allerdings auch zu einigen recht amüsanten Situationen. Zumindest für Außenstehende. Zwei Typen landeten im Krankenflügel, mit gebrochener Nase. Was genau passiert war, wusste scheinbar niemand. Da beide zu Rose‘ ,Fan-Club’ gehörten, gab es allerdings zwei Vermutungen. Diejenigen, die sich an Rose Verhalten vor ihrer Zeit in Frankreich orientierten, meinten die Jungen hätten versucht ihr an die Wäsche zu gehen und sie hätte ihnen daraufhin die Nase gebrochen. Die anderen meinten die beiden wären ganz einfach gegen eine Wand oder Säule gelaufen, weil sie Rose angestarrt hatten. Wenn er ehrlich war, hielt Scorpius diese Variante für wahrscheinlicher. Und er passte, wenn er sie sah, immer auf wo er hin ging. Ende September gab es die erste große Party. Hier wurde Scorpius das erste Mal bewusst wie viele Typen eigentlich scharf auf Rose waren. Kaum hatte sie den Raum betreten, klebten sie wie die Fliegen an ihr. Scorpius beobachtete sie alle und keiner war ihrer wert. Es gab nur einen einzelnen Moment, in dem sie nicht von mindestens von drei Typen umringt war, war der in dem sie mit Louis Weasley tanzte. Wenigstens er wusste wie sehr er Rose schätzen musste. Überfordert von sich und der Situation, bestellte Scorpius sich an der Bar einen Feuerwhisky nach dem anderen. Kurz nach Mitternacht verließ er mit einer hübschen Blondine, die scheinbar bei Louis abgeblitzt war, die Party. Am nächsten Morgen stellte er fest, dass er nicht der einzige war, der frustriert von der Party geflohen war. Viele der Jungen aus den oberen beiden Schuljahren sahen ziemlich deprimiert aus und der Anblick von Rose wie sie lachend mit Lily und Louis die Halle betrat, besserte ihre Laune keineswegs. „Morgen.“ Auch Al sah nicht unbedingt gut gelaunt aus. Nur das es bei ihm wahrscheinlich nicht an seiner Cousine lag. „Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, brummte Scorpius. „Mein unfähiger großer Bruder. Er hat mir gerade eine Eule geschickt und sich darüber ausgeheult, dass er Molly kaum noch sieht seit sie die Ausbildungen angefangen haben. Und wie schlecht es ihm doch dabei geht. Er könne doch nicht ständig bei ihrer Familie vor der Tür stehen, das wäre doch auffällig. Es ist ja nun nicht so, dass Onkel Percy und Audrey Fremde wären oder dass nicht sowieso die gesamte Familie wüsste, dass er in Molly verknallt ist.“ „Dir ist schon klar, dass James nicht weiß, dass alle, außer Molly, wissen, dass er in sie verknallt ist? Ihr solltet es ihm vielleicht mal sagen. Oder die beiden miteinander verkuppeln. Das würde dem Gejammer vielleicht ein Ende bereiten.“ „Klar bis er ankommt: Soll ich ihr einen Antrag machen? Wie soll ich das denn machen? Merlin, das wird eine Tortur!“ „Malfoy.“ Scorpius und Al drehten sich überrascht um. Lysander Scamander stand hinter ihnen. „Die Quidditchkapitäne treffen sich in einer Viertelstunde im Büro von Professor Bell. Scorpius nickte und beendete sein Frühstück. Als er sich erheben wollte, hielt Al ihn am Arm fest. „Du weißt, dass Rose da sein wird. Benimm dich anständig. Sonst suspendiert Bell dich. Und Ich denke nicht, wir auf dich verzichten können, wenn Rose Kapitän ist.“ Scorpius nickte. In Professor Bells Büro hatten sich bereits einige zusammen gefunden. Natürlich Alice und Lysander, die Schulsprecher. Auch Brian Davis, Ravenclaws Kapitän war bereits da. Isabella van Kourt, Kapitän der Huffelpuffs und Rose betraten als Letzte den Raum. „Also“, begann die Professorin, „wir sind hier um ein paar allgemeine Regeln zu besprechen und den Trainingsplan aufzustellen. Auswahlspiele haben ja in allen Mannschaften bereits stattgefunden.“ Alle nickten. Scorpius war mit seiner Mannschaft zufrieden. Die Huffelpuffs würden wie gewohnt relativ schwach sein, Ravenclaw spielte in derselben Aufstellung wie im letzten Jahr. Nur Rose Mannschaft war etwas seltsam. Scorpius wusste, dass Rose ein hervorragende Spielerin und Taktikerin war und auch wenn er einige Posten anders besetzt hätte, sollte er Gryffindor auf jeden Fall im Auge behalten. „Ich habe bereits einen vorläufigen Trainingplan ausgearbeitet. Ihr könnt jetzt kontrollieren, ob das für euch geht oder ob ihr etwas verändern wollt.“ Scorpius sah auf den ersten Blick, dass der Plan bereits gut durchdacht und für alle gerecht war. An einigen Stellen wurden kleinere Änderungen vorgenommen. Scorpius sah, dass Gryffindor an einer Stelle eine bessere Zeit hatte, also meinte er spaßeshalber: „Hey Weasley. Lass uns doch diese beiden Termine hier tauschen.“ Rose überlegte einen Moment und Scorpius Herz machte unversehens einen Sprung. Überlegte sie sich eine schlagfertige Antwort? Würde sie sich (endlich) mal wieder aufregen und ihn als Blödmann, ungerecht, unfair oder irgendetwas anderes beschimpfen? Auch Alice und Lysander, die bisher ziemlich abgelenkt gewirkt hatten, schienen aufmerksam geworden zu sein. „Du hast recht Malfoy. Wenn wir da tauschen, kommt das auch besser mit meinen Zeiten für den Vertrauensschülerrundgang hin.“ Er verlor beinahe sämtliche Contenance. Sie ließ sich einfach nicht mehr auf seine Provokationen ein. Sie ignorierte ihn. Früher hatte er immer gesagt ihre Anwesenheit würde ihn stören - und ihre widerspenstige Art erst. Aber von ihr ignoriert zu werden war noch tausendmal schlimmer. Als sie fertig waren, beeilte Scorpius sich seine Sachen zusammen zu räumen. Er wollte Rose unbedingt abfangen und sie fragen was sie mit ihrem Benehmen bezweckte. Doch Rose war schneller als er und als er in den Gang trat sah er sie in Lorcans Armen. Scorpius wünschte ihn auf einmal ganz weit weg. Kapitel 3: Scheinbar neue Gefühle --------------------------------- „Dieser Blödmann. Was fällt ihm ein etwas mit einer Löwin anzufangen? Und seit wann reagiert sie auf so Macho-Typen? Wieso hat keiner von ihren ganzen Cousins sie mal daraufhin gewiesen wie Lorcan drauf ist? Ihr seid doch genug!“ Scorpius hätte noch ewig so weiter machen können, doch das Grinsen von Al ließ ihn innehalten. „Was grinst du so blöd?“ „Weißt du, du erinnerst mich gerade ein bisschen an meinen großen Bruder. Der schimpft auch immer so über Molly.“ „Hä?“, verwirrt schüttelte Scorpius den Kopf, „Wieso vergleichst du mich mit James und Molly? Die beiden sind bis über beide Ohren in einander verschossen. Vor allem James. Das hat nichts mit Rose und mir zu tun.“ Al grinste bloß weiter. Vielsagend. Scorpius stöhnte auf. „Ganz ehrlich das mit Rose und mir ist eindeutig was anderes. Das hat nichts mit Gefühlen zu tun.“ Al schüttelte den Kopf. „Rose und du? Seit wann gibt es das? Und wieso darf Lorcan nichts mit einer Gryffindor haben?“ „Weil Rose viel zu gut für ihn ist. Sie hat jemand besseren verdient.“, platzte Scorpius raus. Al zog nur vielsagend eine Augenbraue hoch. „Dich zum Beispiel?“ „Quatsch. Ich will doch bloß das sie jemanden bekommt, der sie schätzt und nicht Lorcan.“ Er sprach den Namen mit aller Abscheu aus, die er aufbringen konnte. „Wieso nicht? Lorcan ist doch in Ordnung. Ich würde sogar sagen, dass er nach mir dein bester Freund ist.“ „Deshalb weiß ich auch wie er tickt und dass sie besser die Finger von ihm lassen sollte.“ „Du klingst wie ein eifersüchtiger Hornochse.“ Da Scorpius nichts mehr einfiel womit er sich hätte verteidigen können, ging er zum Angriff über. „Du solltest dich mal hören, wenn es um Alice Longbottom geht. Ständig erzählst du mir eure Gespräche, wortgetreu. Und wenn irgendwer sich ihr auch bloß nähert, machst du schon Kleinholz aus ihm. Merlin, du bist doch bis über beide Ohren in sie verknallt.“ Al seufzte auf, blickte noch einmal auf seinen begonnenen Verwandlungsaufsatz, legte die Feder weg und drehte sich vollständig zu Scorpius, der mit verschränkten Armen in der Mitte des Zimmers stand. Auf den aggressiven Ton seines besten Freundes ging er nicht ein. „Lass mich ausreden bevor du hier weiter rumtobst. - Du hast wohl schon recht. Ich mag Alice. Sehr sogar. Sie ist ehrlich, sanft und schmeißt sich mit nicht ständig willenlos an den Hals. Aber ich denke sie hat jemand besseres als einen Playboy wie mich verdient. Irgendwie versuche ich wohl trotzdem sie vor anderen Typen zu beschützen. Auch wenn es nicht klappt. DU hast dich jahrelang immer mit Rose angelegt. Sie war die Einzige, die dir Paroli geboten hat. Klar, Lorcan, ich und ein paar andere Jungs haben vielleicht mal Dinge kritisiert, aber mit dir gestritten, weil sie dich ändern wollte, hat immer Rose. Es war… Um ehrlich zu sein waren diese Streits, die einzigen Momente, in denen du nicht so sehr unter dem Drill deines Großvaters zu stehen schienst. Naja. Dieses Jahr ignoriert sie dich und du kannst dich nicht mehr so ‚abreagieren’, also merkst du wie wichtig sie für dich ist.“ „Und werde eifersüchtig, wenn Lorcan ihr zu nahe kommt.“, beendete Scorpius Als Ausführungen. Er ließ sich auf Als Bett fallen und legte einen Arm über seine Augen. Ohne Al anzusehen, fragte er: „Es ist ihr gutes Recht mit Lorcan rumzumachen oder mit sonst jemandem. Und ich hab mich gerade wirklich wie ein verliebter, eifersüchtiger Hornochse verhalten. Oder?“ Al grinste. „Jep. Das mit dem verliebt hast du allerdings gesagt, nicht ich.“ Scorpius Antwort war nur ein ungehaltenes Grunzen. Nach einigen Momenten Schweigen fragte Scorpius: „Und was soll ich jetzt machen? Zusehen wie sie und Lorcan…“ Er schüttete sich. „Ich meine du und Alice, ihr habt wenigstens einen freundschaftlichen Umgang. Sie hasst dich nicht. Aber Rose würde doch bloß glauben ich wolle ihr eine Falle stellen, wenn ich freundlich zu ihr bin.“ Al seufzte. Allerdings konnte er nicht anders, als sich zumindest ein bisschen über seinen besten Freund zu amüsieren. Scorpius verzweifelte an diesen Gefühlen, die zu stark waren, um sie einfach zu unterdrücken. Es war das erste Mal in den sechs Jahren, die sie sich kannten, dass Scorpius ehrliche, tiefe Gefühle zeigte. Und dann ausgerechnet für Rose. Al biss sich auf die Lippen. Onkel Ron würde an die Decke gehen, sollte Scorpius Erfolg bei Rose haben. Und Scorpius Vater und vor allem Großvater würden ihn verstoßen, enterben und sonst was tun. Aber bevor Al anfing sich von derartigen Dingen entmutigen zu lassen, meinte er: „Wir werden versuchen Rose von deiner positiven Seite zu überzeugen. Keine Ahnung ob das klappt. Ich werde den Spion spielen. Dem Rest musst du aber allein auf die Reihe kriegen.“ Scorpius nickte dankbar. Die folgenden Tage waren für Scorpius die absolute Hölle. Rose hatte sich tatsächlich für einen ihrer vielen Verehrer entschieden. Lorcan Scamander. Die beiden liefen die ganze Zeit lachend durch die Gegend und konnten kaum die Finger von einander lassen. Und wenn Rose gerade mal nicht da war, redete Lorcan die ganze Zeit von ihr. Für Scorpius waren es stundenlange Foltern. Er stützte sich in Arbeit und versuchte sein Herz, das mit jedem Lächeln, das Rose Lorcan schenkte, weiter zerriss, zu ignorieren. Doch es wollte nicht funktionieren. Jedes Mal wenn Rose einen Raum betrat, starrte Scorpius sie an und hoffte sie würde ihn ansehen. Oder ihn vielleicht sogar anlächeln. Er hatte schon jede Menge blaue Flecken, weil Al ihn ständig anstieß oder ihm auf die Füße trat, damit die anderen nichts mitbekamen. Völlig erschöpft ließ Scorpius sich in einen Sessel im Gemeinschaftsraum fallen. „Schlimmer Tag?“, fragte Al. „Sie ist immer überall. Lacht, albert rum, knutscht mit Lorcan. Ich hab so langsam das Gefühl, dass sie das mit Absicht macht. Sie ist immer da, wo ich versuche mich vor ihr zu verstecken.“ Al wies ihn an dieser Stelle nicht darauf hin, dass er sich ziemlich oft an Rose Lieblingsplätzen ‚versteckte’. „Ich glaube ich bin aus ihrem Personenregister völlig gestrichen seit ich ihr keine Streiche mehr spiele.“ Al musterte seinen besten Freund. In der Öffentlichkeit hielt er seine Maske immer noch ziemlich gut aufrecht. Wenn er aber einmal unbeobachtet war, fiel die gesamte stolze Fassade in sich zusammen und zurück blieb ein stinknormaler bis über beide Ohren verliebter 17-Jähriger. „Ist es eine gute Nachricht, dass sie noch weiß, dass du existierst? Sie meinte vorhin, dass du es scheinbar geschafft hättest erwachsen zu werden. Dass du sie ihn Ruhe lässt, ist ihr also aufgefallen.“ Scorpius rang sich ein dankbares Lächeln ab. Dann erhob er sich. „Ich geh ins Bett. Vielleicht krieg ich ja mal wieder ein bisschen Schlaf.“ Kapitel 4: Neues, Altes, Unerwartetes ------------------------------------- Scorpius wälzte sich zum tausendsten Mal auf die andere Seite. Er war wieder einmal aus einem Traum aufgeschreckt in dem Rose die Hauptrolle spielte. Seitdem konnte er nicht mehr einschlafen. Obwohl es eigentlich noch viel zu früh war, stand er auf und ging unter die Dusche. Selbst wenn er noch einmal einschlafen würde, würde er wieder von ihr träumen und zu wissen, dass keiner dieser Träume je Wirklichkeit werden würde, würde seine Laune auch nicht gerade bessern. Als er auf dem Weg in die Große Halle sein Zimmer verließ, sah er wie einige Türen weiter die Tür zu Lorcans Zimmer geöffnet wurde. Rose trat leise auf den Gang hinaus. Scorpius konnte sich nicht zwischen dem Neid, dass Rose die Nacht bei Lorcan verbracht hatte und der Freunde darüber sie zu sehen, entscheiden. Sie schien noch irgendetwas zu Lorcan zu sagen. Dann schloss sie die Tür. Scorpius, der sie hingerissen angestarrt hatte, riss sich von ihrem Anblick für einen Moment los und meinte: „Guten Morgen Rose. Wieso treibst du dich so früh hier herum?“ Sein Herz raste. Er hoffte, dass sie ihm antworten, ihn endlich einmal wieder wahrnehmen würde. Sie drehte sich zu ihm und er sah, dass sie noch ziemlich verschlafen aussah und ihre Klamotten recht verknittert waren. Er konnte sich nicht daran erinnern je etwas Schöneres gesehen zu haben. Nur ihre nächsten Worte hielten ihn davon ab sie anzustarren. „Morgen Malfoy. Seit wann so höflich?“ „ Mit Unhöflichkeit habe ich von dir immer nur unahngenehme Dinge zurück bekommen. Vielleicht bist du ja netter zu mir, wenn ich höflich bin.“ Rose lachte. „Du wirst es doch nie schaffen länger höflich zu sein, als bis du hast was du gerade haben willst. Was auch immer es jetzt gerade ist.“ Mittlerweile waren sie durch den Gemeinschaftsraum und die Kerker auf dem Weg zur Eingangshalle. „Du glaubst mir also nicht, wenn ich dir sage, dass ich nicht aus Eigennutz höflich bin, sondern weil es für meine gesamte Umwelt ahngenehmer ist?“ Naja, eigentlich war es schon eigennützig, aber ausnahmsweise würde es niemandem schaden. „Nein“, meinte Rose, „Ich glaube es dir nicht. Aber wenn du willst, kannst du es dir weiter einreden. Vielleicht stimmt es dann ja irgendwann.“ Sie lachte ihn fröhlich an und sprang die Marmortreppe hoch. Scorpius wusste genau wie blöd er grinste, aber dieser Morgen war definitiv der beste seit Wochen. „Morgen Scorp. Woher die gute Laune?“ Al sah aus als hätte er ziemlich schlecht geschlafen. „Rose hat mit mir geredet.“ „Ah. Und scheinbar war es ein gutes Gespräch. Wann habt ihr euch eigentlich gesehen?“ Scorpius entspannte Miene umwölkte sich ein wenig. „Ich bin, als ich heute früh nicht mehr schlafen konnte, raus. Da kam sie gerade aus Lorcans Zimmer“ Als Blick war mitfühlend. Scorpius zuckte bloß mit den Schultern. Er brauchte kein Mitgefühl. Schon gar nicht vor Publikum. Dabei hätte Scorpius in diesem Moment allen Grund zur Freude gehabt. Bei Rose und Lorcan hing der Haussegen ordentlich schief. „Lorcan sag mir doch endlich was ist! Ständig hängst du mit dieser schlechten Laune rum. ‚Es ist nichts, es ist nichts.’ Ich kauf dir das nicht mehr länger ab.“ „Du musst mich nicht dauernd bemuttern. Das kriegt die ganz gut alleine hin. Lass die Fragerei einfach.“ „Wir führen eine Beziehung. Ich will dich nicht bemuttern. Ich will dir helfen. Für dich da sein. Das ist meine Definition von Beziehung. Da reichen keine gelegentlichen Anflüge von Romantik.“ „Ich hab doch gesagt, du sollst es einfach lassen. Mich einfach lassen.“ „Du verletzt mich damit.“ Lorcan verdrehte bloß die Augen. „Gibt es eine andere?“ „Nein.“ Er blickte ihr nicht in die Augen. „Und selbst wenn, sag mir was ist. Willst du Schluss machen und bist zu feige?“ „Merlin, nein. Um nichts will ich Schluss machen.“ „Was ist es dann?“, fragte Rose sanft. Lorcan schloss die Augen. „Es… ich kann es nicht in Worte fassen. Und du bist nicht schuld.“ Rose seufzte. „Okay dann lass ich dich jetzt in Ruhe und wenn du es in Worte fassen kannst, kommst du zu mir.“ Molly Weasley rieb sich müde die Augen. Den ganzen Tag schon brachte sie die Patientenakten in Ordnung. Sie hatte keine Ahnung was ihr Chef gegen sie hatte, er gab ihr ständig derart undankbare Aufgaben, die nichts mit dem Beruf der Heiler zu tun hatten. Außer das sie lernte, dass es für alle angenehmer war diese dämlichen Akten ordentlich zu führen. Seufzend griff sie nach der nächsten Akte. Ein totales Chaos. Sie fing an erstmal alles chronologisch zu ordnen. Dann ging sie die Blätter nacheinander durch, um zu kontrollieren, was noch relevant sein könnte und was man wegschmeißen konnte. Einige der Blätter musste sie sogar abschreiben, weil sie völlig schlampig geschrieben waren. Insbesondere eines war kaum leserlich und sie brauchte lange um zu verstehen was dieses eine verschmierte Blatt dokumentierte. Kapitel 5: Neuigkeiten ---------------------- „Habe ich dir eigentlich schon einmal gesagt, dass Albus Potter eine Nervensäge ist? Irgendwie begegne ich ihm ständig und dann sieht er jedes Mal so verboten gut aus. Außerdem hab’ ich ständig das Gefühl er würde mit mir flirten. Wenn er nicht gerade wieder Mist baut. – Ich hab’ ihn gerade mit ’ner Vorhölle-Feuerwerksbox von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze erwischt.“, erklärte Alice Rose als sie sah, dass diese ihre Argumentationskette nicht so ganz nachvollziehen konnte. Rose sagte nicht dazu. Sie wusste, dass Al in ihre beste Freundin verschossen war. Aus irgendeinem Grund machte er sich allerdings nicht an sie ran. Er flirtete mit ihr wie er es mit jeder anderen auch tat, konnte es aber nicht ab wenn jemand anderes ihr zu nahe kam. Zu seinem Glück war es noch nicht allen aufgefallen. Oder er hätte sich dem Vergleich mit seinem großen Bruder nicht mehr entziehen können. Rose wollte sich in das ganze Theater lieber gar nicht erst einmischen. Also wechselte sie rasch das Thema. „Du glaubst nicht wem ich heute Morgen begegnet bin.“ „Lorcan Scamander?“ Rose verdrehte die Augen. „Ja. Wow. Ich bin meinem, echt heißen, Freund begegnet. Was für ein Wunder. Oh, Merlin, er war gestern echt romantisch drauf. Picknick im Gewächshaus. Mit der Zustimmung von deinem Vater. Und später hatte er sein ganzes Zimmer völlig übertrieben mit Kerzen dekoriert.“ Sie verschwieg ihrer besten Freundin den morgendlichen Streit „Ich meinte aber eigentlich Malfoy. Der ist heute echt früh aufgestanden, war schon auf dem Weg zum Frühstück, als ich mich von Lorcan verabschiedet habe und hoch gekommen bin. Er war richtig freundlich zu mir.“ „Tja, vielleicht wird der auch mal erwachsen. Ich hab gehört, dass er seit Wochen nicht mehr in Damenbegleitung gesehen wurde. Es scheint als habe er sein Herz verschenkt.“ „Was? Den Stein?“, lästerte Rose. Dann lenkte sie ein: „Nee, er war echt freundlich zu mir. Und er hat in den letzten Wochen auch aufgehört ständig zu provozieren und dumme Witze zu reißen. Wahrscheinlich hat die, der er sein Herz schenkt echt Glück.“ Für einen Moment meinte Alice so etwas wie einen sehnsüchtigen Ausdruck über Rose Gesicht huschen zu sehen. Doch es erschien ihr so unrealistisch, dass Rose, die so glücklich mit Lorcan war, sich nach Scorpius sehnte. Diese Gedanken verfolgten Alice die nächsten Tage. Sie hatte das Gefühl irgendetwas zu übersehen, irgendeinen wichtigen Punkt. Es war mitten im Zaubertränkeunterricht, als sie es plötzlich sah. Vor Schreck kippte sie fast zu viele Käferaugen in ihren Trank. Nur Albus schnelle Reaktion verhinderte das. Alice bedankte sich knapp und versank wieder in ihren Gedanken. Rose war eine fröhlich, offene Person, die man nur sehr schwer gegen sich aufbringen konnte. Wenn sie irgendwelche Unholde entdeckte, kamen die meist mit einem blauen Auge davon. Nur Scorpius war immer ein rotes Tuch gewesen. Mit ihrer guten Laune konnte Rose einen ganzen Raum anstecken. Wenn sie schlechte Laune hatte, zog sie sich zurück um ja niemandem zur Last zu fallen. Sie war wunderbar einfühlsam. Sie war einfach die beste Freundin der Welt. Doch egal wie viel Spaß sie zusammen gehabt hatten oder wie sehr sie sich gestritten hatten, Scorpius hatte immer noch viel leichter heftige Gefühle und Reaktionen von Rose hervorrufen können. Und bei ihm? Er war Al ein guter Freund. Alice konnte sich sehr gut vorstellen, dass er hinter verschossenen Türen anders war als sie ihn kannte. Er trug immer eine Art Maske, zeigte nie wirklich Gefühle, auch wenn er in letzter Zeit zu leiden schien. Nur wen er mit Rose stritt, schien er ehrlich, vor allem mit sich selbst, zu sein. Nur dann zeigte er Gefühle. Alice stützte sich mir beiden Händen auf den Tisch. Rose und Scorpius waren perfekt für einander. Und Rose würde sie umbringen, wenn sie jemals auch noch etwas in diese Richtung erwähnen würde. Das war wahrscheinlich etwas, das die beiden verband: sie ließen sich nicht gerne etwas von anderen sagen was los war. „Alles in Ordnung?“ Alice zuckte zusammen, als Al sie ansprach. „Jaja. Ich war bloß in Gedanken.“ „Muss ja weltbewegend sein, wenn es dich dermaßen vom Unterricht ablenkt. Wenn ich du wäre, würde ich so langsam trotzdem mal wieder aufpassen.“ „Danke.“ Alice bemerkte nicht, dass Al sie weiterhin beobachtete. Er fragte sich was sie so sehr abgelenkt hatte. In den nächsten Tagen wurde es immer kälter. Das erste Quidditchspiel der Saison rückte immer näher. Ravenclaw gegen Gryffindor. Brian Davis, der Ravenclaw-Kapitän versuchte verzweifelt etwas über Rose Taktik herauszufinden. Doch Rose trainierte einfach keine Taktik. Sie machte Gruppenspiele, trainierte auch mal mit den Spielern einzeln oder paarweise, aber irgendwelche taktischen Spielzüge flog sie nie. Im Klartext hatte niemand außer auch nur den Hauch einer Idee wie das Spiel der Gryffindors aussehen würde. Umso größer war die Spannung vor dem Spiel. - Gryffindor gewann mit 270 zu 10 Punkten in einer Viertelstunde. Rose Team war allererste Sahne. Ihre beiden Treiber waren im Jahr zuvor eher negativ aufgefallen. Heute waren sie ein mehr als konkurrenzfähiges Team. Der Sucher war schnell und wendig. Seine Aufgabe war es nicht nur den gegnerischen Sucher zu verwirren, sondern die gesamte gegnerische Mannschaft aus dem Konzept zu bringen. Gleichzeitig schaffte er es aufmerksam nach dem Schnatz Ausschau zu halten. Das Spiel der Jäger war brillant. Sowohl technisch, als auch taktisch. Alles was Scorpius als Verteidigungsstrategie einfiel, war die Mannschaft so kompakt wie möglich zu halten. Genaue Spielzüge hatte er nicht erkennen können. So wie er es im Moment beurteilen konnte, würde auch Slytherin gegen Gryffindor untergehen. Auf dem Weg zurück zum Schloss warf er einen Blick zu Isabella, der Kapitänin von Huffelpuff. Sie schien auch nicht schlauer zu sein als er. Er musste nämlich gestehen, dass er die meiste Zeit bloß Rose angestarrt hatte. Was Scorpius nicht mitbekommen hatte, war das Alice Longbottom ihn beobachtet hatte. Sie lächelte. Rose betrog letzten Endes vor allem sich selbst solange sie mit Lorcan das glückliche Paar spielte. Scorpius dagegen war ehrlich mit sich. Er hatte während des gesamten Spiels kaum seine Augen von Rose lösen können. Völlig verzaubert hatte er sie beobachtet. Was Alice eigentlich fast noch interessanter fand, war das Albus allem Anschein nach Bescheid wusste. Und Scorpius vor allzu verfänglichen Situationen bewahrte. Auf der Siegesfeier der Gryffindors klebten Rose und Lorcan wie Kletten aneinander. Scorpius versuchte seinen Kummer in Alkohol zu ertränken. Doch als Lorcan neben ihn an die Bar kam um sich und Rose etwas zu trinken zu bestellen, landete seine Hand auf dem Oberschenkel einer Huffelpuff. In diesem Moment brannten bei Scorpius alle Sicherungen durch. Und er schlug zu. Lorcan der keine Ahnung was genau los war, wehrte sich. Al und Lysander zerrten die beiden aus einander. Zum Glück fragte niemand nach dem Grund der Prügelei. Es war allen bloß wichtig die beiden von einander fern zu halten, damit nicht am Ende ein Lehrer etwas mitbekam. Die Party war schließlich nicht so ganz legal. Wortlos zog Albus seinen besten Freund von der Party weg. Sie bemerkten nicht, dass Alice ihnen folgte. „Beim Barte des Merlin! Wie kommst du auf die Idee dich mit Lorcan zu prügeln? Dir ist klar was passiert, wenn die Leute anfangen Fragen zu stellen?“ „Er wollte diese Huffelpuff angraben. Merlin, er ist mit der tollsten Frau der Welt zusammen und fängt an dieses Etwas anzugraben.“ Die beiden waren stehen geblieben. Scorpius, der etwas schwankte, lehnte sich gegen eine Wand. Al seufzte. Scorpius wirkte schon ziemlich angetrunken, was bei ihm bedeutete, dass er schon jede Menge getrunken hatte. Aber war er schon betrunken genug um sich so etwas einzubilden? Al verfluchte sich selbst. Er hätte wenigstens ab und an ein Auge auf seinen besten Freund werfen sollen, es war klar gewesen, das er nicht gut drauf war und dann trank er manchmal einen über den Durst. Aber Al hatte es viel zu sehr genossen mit Alice rumzualbern und mit ihr zu tanzen, als das er, bis zu der Prügelei, auch nur einen Gedanken an Scorpius verschwendet hatte. Und jetzt hatten sie das Desaster. Alice kam langsam auf die beiden zu. Sie hatte das Gespräch mit angehört. „Du bist tatsächlich in Rose verliebt.“ Die beiden Jungen zuckten zusammen, als sie sprach. Scorpius atmete tief ein und nickte. „Ja.“ „Oh, Merlin. Nein!“ Erschocken drehten die drei sich zu der ruhigen, tiefen Stimme um. Louis Weasley. Scorpius biss sich auf die Lippen. Angetrunken Alice Longbottom zu sagen, dass er in Rose verliebt war, war schon dämlich, aber mit ihr konnte man immer noch reden. Louis Weasley war ein anderes Kaliber. Doch bevor die Situation sich zuspitzen konnte, meinte Al: „Ich bringe Scorpius in sein Zimmer und blockiere den Weg in Lorcans Nähe. Dann können wir das Ganze klären.“ Scorpius wollte etwas einwenden, doch Al herrschte ihn bloß an: „Du bist betrunken auf einen deiner besten Freunde losgegangen. Du bist nicht mehr zurechnungsfähig.“ Louis und Alice saßen auf der Marmortreppe und warteten schweigend darauf, dass Al zurück kam. Louis hatte nichts gesagt. Er schien völlig in Gedanken versunken. „Was hast du mitgekriegt?“, fragte sie als sie die Stille nicht mehr ertrug. „Die Prügelei, dass du den beiden gefolgt bist und wie du gefragt hast, ob er in sie verliebt ist. Naja, und seine Antwort“, antwortete Louis. In diesem Moment kam Al die Treppe zur Eingangshalle hoch und Alice fragte sich plötzlich, wie sie es geschafft hatte, mitten in der Nacht mit zwei derartig gutaussehenden Typen unterwegs zu sein. „Okay“, begann Louis, „wie erklärt du mir, dass Scorpius Malfoy in Rose verliebt ist? Er hat sie jahrelang nur gepiesackt und jetzt will er sich plötzlich als Gentleman aufspielen?“ Bevor Al antworten konnte, erklärte Alice was sie mitbekommen hatte: „Niemand konnte je bei Rose oder Scorpius so wirklich leidenschaftlich Reaktionen wecken. Außer der jeweils andere. Ich hab die beiden in der letzten Zeit beobachtet und ich glaube sie passen perfekt zusammen. Scorpius scheint das kapiert zu haben. Rose versteckt sich weiter hinter der Beziehung mit Lorcan.“ „Und was war das vorhin für ’ne Aktion mit Lorcan?“ „Scorp meinte, er hätte diese Huffelpuff am Tresen angegraben. Und da ist er allem Anschein nach ausgerastet.“ Louis ließ sich das Ganze durch den Kopf gehen. Das was Alice sagte, klang einleuchtend. Er beobachtete selbstverständlich die Beziehung seiner besten Freundin und schon eine Weile beschlich ihn das Gefühl, das es zu kriseln begann. Schließlich seufzte er. „Okay. Ich will das Beste für Rose. Und ich bin bereit einzusehen, dass Scorpius eben das ist. Ich bin auch bereit euch oder eben Scorpius zu unterstützen. Sollte er aber Mist bauen, werde ich ihm jeden Knochen einzeln brechen.“ „Keine Sorge, Cousinchen.“ Louis knurrte bei dieser Anrede und Al grinste. Louis war zwei Wochen jünger als er und hasste es wenn Al ihn derart ‚verniedlichte’. „Wenn er ihr weh tut, werde ich dir helfen ihn zu Kleinholz zu verarbeiten. Und ich denke, wir wären nicht die einzigen. Rose ist schließlich die allgemeine Lieblingscousine.“ Die Drei redeten noch lange. Sie überlegten was sie tun könnten. Doch als ihnen die Augen vor Müdigkeit zu fielen waren sie immer noch nicht viel weiter als am Anfang. Kapitel 6: Neue Fronten ----------------------- Während man sich in Hogwarts mit derartigen Problemen beschäftigte, war Molly Weasley jun. dabei sämtliche Dachböden und Erinnerungskisten der Familie Weasley zu durchforsten. Durch Zufall hatte sie diese Entdeckung gemacht und sie durfte wegen der verdammten Schweigepflicht nichts sagen. Deshalb hoffte sie einen anderen Bewies zu finden. Und die Dachböden ihrer Familie waren erfahrungsgemäß ziemlich ergiebig, wenn es um Geheimnisse ging. Nur James hatte sie erzählt, dass sie etwas suchte. Gemeinsam durchsuchten sie an diesem Tag den Dachboden der Potters. Als sie wirklich jede Kiste geöffnet hatten, viele Kindheitserinnerungen wiedergefunden hatten, gaben sie auf. Stück für Stück räumten sie die Sachen wieder zurück. „Au!“ James hüpfte auf einem Fuß. Molly hatte eine Kiste mit jeder Menge Fotos direkt auf seine Zehen fallen lassen. „Entschuldige. Ich weiß bloß einfach nicht mehr wo wir noch weiter suchen sollen. Das war der letzte Dachboden.“ James hatte angefangen die Fotos wieder in die Kiste zu räumen. Plötzlich sah er, dass durch den Aufprall ein zweiter Boden aufgegangen war. Einige Bilder waren in dem Geheimfach versteckt. Neugierig was seine Eltern in einem Geheimfach zu verbergen hatten, hob er die Bilder hoch. Völlig perplex starrte er darauf. Dann meinte er ohne aufzusehen: „Molly. Ich glaub ich hab’ gefunden wonach du gesucht hast. Und wenn es das nicht ist, ist das hier trotzdem ein Hammer.“ Molly beugte sich rasch zu ihm. „Ja, das ist wonach ich gesucht habe. Bei Merlins Unterhose!“ Sie blickte die Bilder durch. „Das ist ja noch viel schlimmer als ich dachte.“ „Weihnachten. Nein, nach Weihnachten, wenn alle bei Oma Molly und Opa Arthur sind, dann müssen wir es allen sagen. Und sie müssen uns alles erklären.“ Molly nickte bloß. Rose rannte mit tränenverhangenen Augen durch die Gänge des Schlosses. Dieser Blödmann! Wie konnte er nur? Merlin, wie hatte sie nur so blöd sein können? Wieso hatte sie ihm seine Beteuerungen geglaubt? Plötzlich rannte sie gegen jemanden. Die Person hatte sie aufgefangen. Rose versuchte sich loszureißen. Doch sie wurde festgehalten. „Hey, Weasley. Warum so eilig?“ Dann sah er die Tränen. „Was ist passiert?“, fragte er besorgt. Spontan nahm er sie in die Arme. Anfänglich versuchte Rose noch sich zu wehren. Doch gab sie es auf und genoss die Wärme und den Trost von Scorpius Umarmung. Er stand ganz ruhig da und strich ihr beruhigend über den Rücken. Schließlich schluchzte sie: „Er hat mit diesem Mädchen geschlafen. Ich war ihm doch die ganze Zeit egal. Ich war doch bloß eine hübsche Puppe mit der er sich schmücken konnte.“ Scorpius biss die Zähne zusammen. Dieses Arschloch. Was fiel ihm ein Rose zu betrügen? „Er war ständig so komisch. So abweisend. Er meinte es gäbe keine andere. Und ich bin drauf reingefallen.“ Immer wieder schüttelten sie heftige Schluchzer. Scorpius gab sich größte Mühe sie zu trösten. Er redete ihr gut zu und trocknete ihre immer wieder kommenden Tränen. Irgendwann setzten sie sich in eine kleine geschützte Nische nahe der Küche. Erst als Scorpius sie kurz allein ließ um in der Küche etwas zu essen und zu trinken zu holen, wurde ihm bewusst, dass er nun schon eine ganze Weile mit Rose allein war. Und dass sie ihn noch nicht verflucht hatte, sondern dass sie ihm vertraute, sich ihm anvertraute. Wenig später kehrte er mit ein paar Knabbereien und einer Tasse Kakao zurück. Rose hatte sich etwas beruhigt, man sah allerdings immer noch die Tränenspuren. Scorpius setzte sich neben sie und zu seiner (und ihrer) Überraschung schmiegte sie sich an seine Brust und ließ zu das er sie wieder in seine Arme schloss. Er hoffte, dass sie nicht mitbekam, wie schnell seine Herz vor Aufregung und Freude schlug. Den Kopf an seine Brust gelehnt, schlief sie langsam ein. Scorpius war gerade am Überlegen, wie er sie ohne gleich einen Skandal zu verursachen zum Gryffindorturm tragen sollte, als er Louis nach ihr rufen hörte. Scorpius wusste, dass wenn Louis die Situation falsch aufnehmen würde, er so gut wie tot wäre. Würde Louis ihm zuhören, wäre Lorcan tot. Fast tot. „Malfoy. Was hast du mit ihr gemacht?“ „Sie ist in mich reingelaufen. Sie hat Lorcan mit einer anderen erwischt. Ich hab versucht sie zu trösten. Aber ich wollte sie nicht durch die Schule tragen. Es wird auch so genug geredet werden.“ Louis nickte. Scorpius sah ihm an, dass er am liebsten sofort losgelaufen wäre um Lorcan alle Flüche aufzuhalsen die er kannte. Dennoch nahm er Rose aus Scorpius Armen und trug sie zum Gryffindorturm. Zwanzig Minuten später wurde Molly Weasley zu einem Notfall gerufen. Ein Hogwartsschüler mit diversen Fluchschäden. Kaum hatte ihr vorgesetzter Heiler sie entlassen, lief sie los um ihrer kleinen Schwester Lucy zu schreiben und zu fragen was passiert war. Als sie erfuhr, dass Lorcan Rose betrogen hatte, konnte sie verstehen was passiert war und wieso Lorcan derartig vielseitige Flüche abbekommen hatte. Alle Weasleys mussten auf ihn losgegangen sein. Kapitel 7: Neues aus Altem -------------------------- Kapitel 7: Neues aus Altem Weihnachten war so gewesen wie es immer war. Alle Weasleys fanden sich bei Molly und Arthur ein. Es waren zu viele Menschen, es war zu laut und es wurde zu viel gegessen. Trotzdem hatten alle ihren Spaß. Am zweiten Feiertag kamen auch Scorpius und Luna Scamander mit ihren Zwillingen. Die Erwachsenen beobachteten etwas überrascht, dass Scorpius von allen recht herzlich empfangen wurde. Während Lorcan, der immer noch ein wenig unter den Folgen des Abgriffs litt, nur mit kühlen Blicken bedacht wurde. Nach dem Mittagessen, das aus den Resten der letzten zwei Tage bestand, halfen die Mütter Molly beim Abräumen und dem Aufräumen der Küche. „Sag’ mal Luna, was ist eigentlich mit Lorcan passiert? Ich meine diese verheilenden Schnitte im Gesicht und am Hals.“, wollte Audrey Weasley wissen. „Puh. Ich hab’ um ehrlich zu sein keine Ahnung. Vor drei Wochen kriegte ich eine Nachricht, ich solle so schnell wie möglich ins St.-Mungos kommen. Die Ärzte meinten eine große Gruppe recht starker Zauberer müsste auf ihn losgegangen sein, damit er derartige Verletzungen davon trägt. Niemand scheint zu wissen was passiert oder wer das war. Und Lorcan will nichts sagen. Was ich aber noch viel seltsamer finde, ist das Lysander sich, man könnte sagen, unterkühlt ihm gegenüber verhält. Das war noch nie so.“ Hermine seufzte auf. „Ist euch aufgefallen, dass alle so unterkühlt waren? Wenn ihr mich fragt, scheint es als wären genau die hier Anwesenden auf ihn losgegangen. Und wenn selbst Lysander sauer ist…“ „Dann muss Lorcan wirklich Mist gebaut haben.“, beendete Angelina den Satz. „Aber das ist noch keine Rechtfertigung ihn dermaßen zuzurichten!“ „Nein, natürlich nicht. Aber eine Kurzschlussreaktion kann sehr heftig ausfallen.“ „Aber doch nicht von allen! Irgendjemand ist immer da und bremst.“ „Nun dieses Mal ja anscheinend nicht.“ Während die Frauen in der Küche weiter überlegten was passiert sein könnte, hielten Molly und James eine Art Krisensitzung mit Scorpius, Lorcan und Lysander ab. Ohne Erklärung hatten sie sich die drei geschnappt und in ein leeres Zimmer befördert. Jetzt saßen sie neben einander auf einem der in den Raum gezwängten Betten und blickten fragend zu Molly und James. „Okay. Wir haben beim Durchforsten des potterschen Dachbodens etwas gefunden, das unserer Meinung nicht weiter totgeschwiegen werden sollte. Allem Anschein nach wird uns eine Episode aus der Vergangenheit verschwiegen, die vor allem euch betrifft.“ Die einzige Antwort der drei auf Mollys Worte war ein Stirnrunzeln. Was hatten sie denn miteinander zu tun? Dennoch warteten sie schweigend auf die Erklärung. Molly holte tief Luft, dann sagte sie schnell: „Ihr drei seid Geschwister.“ Lorcan lachte. „Wie soll das denn gehen? Wir haben doch alle am sel-ben Tag Ge-burts-tag.“ Er war immer langsamer geworden. „Drillinge?“, fragte Lysander vorsichtig und Molly nickte. Erstmal herrschte Schweigen und man sah den dreien an, dass sie versuchten das Ganze zu verarbeiten. „Könnt ihr diese abenteuerliche Idee überhaupt beweisen? Ich meine unsere Familien haben rein gar nichts mit einander zu tun.“ Scorpius klang herausfordernd. „Natürlich können wir es beweisen. Sonst würden wir es euch ja nicht erzählen“, meinte James, „Es gibt allerdings noch einen zweiten Punkt. Und der ist das eigentliche Problem. Euer Vater.“ Die drei nickten und Lysander fragte: „Wer sind denn unsere Eltern?“ Scorpius grinste. „Na, Luna oder Draco müssen dabei gewesen sein, sonst wären wir ja nicht alle drei blond.“ „Es sind Luna UND Draco. Astoria kann keine Kinder bekommen.“ Molly biss sich auf die Lippen. „Das Zweite hätte ich nicht sagen dürfen.“ „Woher weißt du es denn?“, fragte Scorpius. „Okay, ihr dürft niemandem sagen, wie ich es erfahren habe. Ich musste Patientenakten in Ordnung bringen. Dabei ist mir die Akte von Astoria in die Hände gefallen. Irgendwer hatte da ziemlich geschlampt und ich musste ziemlich viel abschreiben, damit man es vernünftig lesen konnte. Die Bestätigung, das sie unfruchtbar ist hab ich gar nicht so wahrgenommen. Aber das Blatt über deine Geburt war völlig unleserlich, weil tausend Dinge durchgestrichen und andere drüber geschrieben worden waren. Außerdem sah die Schrift ziemlich wackelig aus. Als hätte jemand dem Schreiber mit dem Todesfluch gedroht. Später hab ich dann James mit eingespannt und wir haben nach anderen Beweisen gesucht, weil ich sonst mein Schweigegelübde brechen würde.“ Die drei nickten. „Und was habt ihr für Beweise?“ James holte einige Fotos hervor. Luna und Draco, wie sie gemeinsam herumalberten. Draco stolz die Hand auf Lunas schwangerem Bauch. Ein Ultraschallbild von drei kleinen Körpern. Lysander, Lorcan und Scorpius als Neugeborene in den Armen ihrer glücklichen Eltern. Völlig paralysiert starrten die drei auf die Bilder. „Bei Merlin! Die beiden waren ein richtiges Paar.“ James seufzte. „Es wird noch schlimmer, wen man weiter drüber nachdenkt. Die Fotos sind Schnappschüsse, das heißt irgendjemand muss dabei gewesen sein. Und bei diesem Bild“ James deutete auf ein Bild, das sie beiden gemeinsam in einem herbstlichen Park zeigte. „Es existieren Bilder von meinen und Rose und Hugos Eltern vor exakt demselben Hintergrund. Draco Malfoy muss ein Freund unserer Eltern gewesen sein. Ein enger Freund.“ Molly holte ein weiteres Blatt hervor und gab es ihnen. „Eine Heiratsurkunde. Kurz nach unserer Geburt.“ Lysander schluckte. „Es fehlen bloß noch die Unterschriften.“ Plötzlich sprang Scorpius auf und trat ans Fenster. „Was ist passiert? Ich meine wieso hat mein, sorry unser, Vater plötzlich meine Mutter, nein Astoria…“, er war völlig durch den Wind, „geheiratet?“ „Keine Ahnung.“ War die einzige Antwort, die er erhielt. „Was haltet ihr davon, wenn wir erst mit den Anderen reden und dann die Erwachsenen fragen. Ich meine Mum wird es jawohl wissen und der Rest auch. Sie waren schließlich dabei.“, schlug Lorcan vor. Als sie sich zu den anderen Jugendlichen gesellten, wurden sie sofort gefragt, was zum Teufel sie gemacht hatten. Etwas stockend erzählten sie die Geschichte. Kaum waren sie am Ende und zeigten die Bilder, wurde es für einen Moment laut, denn jeder wollte seine Fragen stellen. Dann einigten sie sich darauf, dass sie die Fragen besser nacheinander beantworten konnten. „Was ist zwischen eurer Geburt und Dracos und Astorias Hochzeit passiert?“ „Wieso wurde Scorpius von Ly und Lorcan getrennt?“ Zumindest auf diese Frage hatte Rose eine plausible Erklärung: „Ly und Lorcan sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Das war schon bei der Geburt klar. Scorpius sah anders aus, also lief man weniger Gefahr, dass er als Bruder identifiziert wird, wenn die drei sich treffen. Und es hat geklappt.“ „Aber wenn man es weiß, sieht man die Ähnlichkeiten.“, meinte Lily. Sie hatte recht. Wenn die alle drei neben einander standen, sah man, dass sie denselben Körperbau hatten. Roxanne pragmatisch wie immer meinte: „Wir können die ganzen Fragen sowieso gar nicht beantworten. Weshalb gehen wir nicht einfach zu unseren Eltern? Die waren schließlich dabei und wissen was passiert ist. Kapitel 8: Wieder neue Verhältnisse ----------------------------------- Im Wohnzimmer herrschte eine entspannte Atmosphäre. Die einen lasen Zeitung oder ein Buch, andere unterhielten sich leise. Alle blickten auf, als die Tür aufging und die Kinder in einer geschlossenen Gruppe hereinkamen. „Hey, was ist denn mit euch los?“ Arthur Weasley lachte. Er liebte es, wenn seine gesamte Familie beisammen war. Victoires kühle Antwort erschreckte allerdings auch ihn etwas. „Wir haben etwas herausgefunden und würden euch gerne ein paar Fragen stellen. Wir haben nicht vor diesen Raum zu verlassen, bis ihr uns nicht zufriedenstellend geantwortet habt.“ Harry faltete seine Zeitung zusammen. „Worum geht es?“ „Um Lorcan, Scorpius und mich.“ Es herrschte Schweigen. Luna war blass geworden. Die meisten der anderen blickten zu Boden. Da er keine Antwort erhielt, redete Lysander weiter. „Molly und James haben einige Bilder gefunden und uns gegeben. Wir wissen, dass wir Geschwister sind. Wir wissen, dass Luna und Draco unsere Eltern sind. Wir wissen, dass ihr alle mal mit Draco befreundet wart. Und wir wollen wissen was passiert ist. Wieso hat er nach unserer Geburt Astoria und nicht dich geheiratet?“ Nach dieser Rede war erstmal ein Moment Ruhe. Dann meinte Hermine: „Setzt euch. Das wonach ihr fragt, ist nicht in drei Sätzen zu beantworten. Aber ihr habt ein Recht es zu erfahren. Aber ihr müsst wissen, dass wir nur eine Seite der Ereignisse kennen. Warum euer Vater sich so entschieden hat, wie er es getan hat, können wir nur mutmaßen.“ Luna hielt den Blick gesenkt, als sie zu erzählen begann: „Das mit Draco und mir hat kurz nach der Schule angefangen. Anfangs war es eigentlich noch nicht mal eine Affäre, aber mit der Zeit sind wir immer mehr zusammen gewachsen. Wir waren so um die 20 als wir uns klar gemacht haben, dass wir eine Beziehung führten. Bis dahin und noch etwas länger haben wir es geheim gehalten. Nicht weil wir Angst um unseren Ruf hatten oder so, sondern weil es sich nie ergeben hat. Hermine und Ginny waren natürlich schlau genug und haben es dann irgendwann herausgefunden.“ Ron meinte: „Wir waren nicht sonderlich begeistert. In Hogwarts war er uns schließlich immer nur auf die Nerven gegangen. Allerdings war Lucius Malfoy zu der Zeit Azkaban. Draco war so frei wie nur selten. Das Ganze ging ein paar Jahre gut und dann…“ „…und dann kam Lucius aus dem Gefängnis zurück.“, fuhr Luna fort, „Gerade als ich fest gestellt hatte, dass ich schwanger bin. Anfangs hat Lucius nichts mitbekommen, weder von unserer Beziehung noch von der Schwangerschaft. Drillingsschwangerschaften sind immer kompliziert und Draco und ich haben eine Hochzeit immer weiter herausgeschoben und letztendlich auf eine Zeit nach eurer Geburt gelegt. So kam es wie es kommen musste und Lucius hat irgendwann Wind von allem bekommen. Von diesem Moment an hat er alles versucht um zu verhindern, dass Draco an mich gebunden wird. Ich war nicht gut genug für einen Malfoy.“ „Was heißt, alles versucht?“, fragte Scorpius vorsichtig. „Von mich oder Draco widerrechtlich außer Landes zu schaffen, über Draco mit einer anderen zu verheiraten bis hin zu versuchen mich zu töten. Alles was er erreicht hat, war allerdings, dass Draco sich immer weiter von seiner Familie und seinem Namen distanziert hat.“ Luna schluckte. „Molly und Arthur haben sich größte Mühe gegeben ihm eine neue Familie zu sein.“ Lorcan und Lysander strichen ihrer Mutter beruhigend über den Rücken. Scorpius saß daneben und man sah ihm an, dass er nicht wusste was er machen sollte. „Es ist unklar wie Lucius erfahren hat, dass Scorpius Lorcan und Lysander nicht aufs Haar gleicht. Ihm ist es gelungen Astoria für seine Zwecke einzuspannen. Sie kann selbst keine Kinder bekommen, also hat Lucius ihr allem Anschein nach ein Kind und die Ehe mit Draco versprochen, wenn sie Scorpius entführt. So hat sie sich wahrscheinlich in die Familie Malfoy eingekauft. Mit dir.“ Harry blickte Scorpius offen an. In seinem Blick lagen Mitleid und die Bitte nach einer Entschuldigung. „Das erklärt aber noch nicht wieso er Astoria geheiratet hat.“ „Das“, meinte Ron, „Ist das Problem. Als er gesehen hat, dass du weg bist, hat er sofort seinen Vater verdächtigt. Wir haben versucht ihn aufzuhalten, aber er musste unbedingt allein in die Höhle des Löwen, oder vielmehr der Schlange. Naja, er kam nicht mehr wieder. Das nächste was wir von ihm gehört haben, war dass er Astoria Greengrass geheiratet hätte, da es ein gemeinsames Kind gäbe. Bis heute haben wir keinerlei Erklärung von ihm.“ Jetzt wusste Scorpius weshalb Ron Draco so hasste. Für ihn gab es wohl kaum ein schlimmeres Verbrechen, als seine Familie im Stich zu lassen. „Das heißt niemand weiß wieso Draco Astoria geheiratet hat?“ „Außer ihm selbst, ihr und seinem Vater? Nein. Wenn wir das Ganze öffentlich gemacht hätten, hätte das vermutlich mehr geschadet als geholfen. Man hat damals oft versucht ehemalige Todesser durch eine schlechte Nachrede weiter zu schädigen. Oft wurden sie für völlig absurde Verbrechen verantwortlich gemacht und in einer solchen Phase derartige Vorwürfe zu äußern wäre für uns vermutlich gefährlicher gewesen als für ihn.“ Luna versuchte sich bei Scorpius dafür zu entschuldigen, dass sie nie so sehr um ihn gekämpft hatte, doch er meinte bloß: „Ich verstehe, dass man sich lieber nicht mit meinem Großvater anlegt. Astoria hat sich immer Mühe gegeben, aber ich denke die Tatsache, dass sie alles wusste hat sie immer etwas gehemmt. Ich möchte aber in erster Linie immer noch wissen was damals genau passiert ist.“ Luna schüttelte bloß den Kopf. „Du bist genauso hartnäckig wie dein Vater, wenn dich etwas bewegt.“ „Hoffentlich machst du nicht auch einen derartigen Rückzieher, wenn es ernst wird.“ Scorpius schluckte bei Rons Worten. „Wenn irgendjemand das Recht hat auf all diese Fragen eine Antwort zu bekommen, dann seid ihr es.“, meinte Bill ruhig. Am Abend hatte Scorpius endlich einen Moment für sich um all das Gehörte zu verarbeiten und zu überdenken. Aber es fiel ihm schwer Ordnung in alles zu bekommen. Plötzlich hörte er leise Schritte hinter sich und als er sich umdrehte, sah er wie Rose durch den Schnee auf ihn zukam. „Hallo Scorpius.“ Sie blieb neben ihm stehen. „Darf ich dich fragen wie es dir geht oder willst du deine Ruhe haben?“ Scorpius lächelte. „Ruhe hilft auch nicht. Mir geht so vieles durch den Kopf. Ich meine als ich heute früh aufgestanden und hergekommen bin, war ich noch der verwöhnte, einzige Sohn von Draco und Astoria. Und jetzt….“ „Es war echt viel für einem einzigen Tag. Ich kann mir vorstellen, dass einem da viel durch den Kopf geht. Ich meine, ich frage mich schon die ganze Zeit, was passiert ist und was unsere Eltern uns noch so nicht erzählt haben.“ „Glaub mir es ist verflucht schwer zu begreifen, dass man auf einmal noch zwei Brüder hat.“ „Hm. Habt ihr eigentlich gefragt, wer der älteste ist?“ „Nee. Ich weiß, aber das Lorcan etwas älter ist als Lysander.“ Rose hatte sich bei Scorpius eingehakt und sie liefen gemeinsam weiter. „Ich…ich war immer ein Einzelkind. In manchen Dingen habe ich das genossen. Aber oft habe ich mir jemanden gewünscht, mit dem ich herumalbern kann und diesen Druck ‚ein-Malfoy-zu-sein’ von meinem Großvater teilen kann.“ „Und du möchtest wissen wie es gewesen wäre, hätte er Astoria nicht geheiratet.“ „Ja, natürlich. Und ich habe keine Ahnung wie ich mich verhalten soll. Zu Lysander hatte ich nie viel Kontakt und das letzte Mal, dass ich etwas zu Lorcan gesagt habe war…“ Er stoppte. Er wollte Rose nicht sagen, dass er dabei gewesen war, als die gesamte Familie Weasley-Potter auf Lorcan los gegangen war. Rose beachtete den offen gelassenen Satz gar nicht. „Lysander ist echt cool. Er kann sich gut an neue Situationen anpassen. Ich denke, wenn einer von euch dreien mit dem Ganzen klar kommt, dann er. Und er wird dir helfen, wenn du ihn darum bittest. Nun ja das wirst du vermutlich nicht tun. Wenn er aber für sich entscheidet, dass er dieses ganze Familienzeugs möchte und wenn er denkt seiner Mutter damit zu helfen, dann wird es nicht so einfach ihn davon abzubringen. Weißt du, er kann gut die Entscheidungen anderer akzeptieren, aber wenn er selbst eine getroffen hat, ist es fast schon unmöglich ihn umzustimmen. Die meiste Zeit wirkt ja eher ruhig und, ich hab mal gehört, dass ein paar Mädchen ihn als geheimnisvoll bezeichnet haben, aber er kann verdammt schüchtern sein. Was man von dir und Lorcan ja nun mal nicht behaupten. Und Lorcan? Naja du kennst ihn, denke ich ganz gut. Wenn ich ehrlich bin, denke ich er steckt in irgendeiner Krise. Aber ich bin wahrscheinlich die falsche Ansprechpartnerin um Lorcan zu beurteilen.“ Scorpius strich ihr kurz über die Wange. Er tat es ohne weiter darüber nachzudenken und als sie die Berührung zuließ, machte sein Herz ganz plötzlich einen Sprung. Und für einen Moment rückte all das was passiert war, all das was er heute erfahren in den Hintergrund und er genoss den Moment der Nähe. Sie liefen weiter durch den die verschneite Landschaft, nach einiger Zeit kam das Haus wieder in Sicht. Scorpius seufzte und meinte zu Rose: „Ich habe einfach keine Ahnung was ich jetzt tun soll.“ „Rede mit den beiden. Und mit Luna. Du musst nicht dein Innerstes nach außen kehren oder den Starken spielen, aber Ehrlichkeit wird helfen. Dir und allen anderen.“ „Danke. Du hast es hinbekommen, dass ich so langsam so etwas Ordnung in dem ganzen Mist habe.“ „Gern geschehen. Immer wieder gerne.“ „Oh, das sehe ich als Angebot. Ich werde auf dich zurück kommen, wenn mal wieder jemand Unordnung in meinem Kopf gestiftet hat.“ Rose schlug nach Scorpius. Dank hervorragender Quidditchreflexe wich er ihr aus. Aber Rose wäre keine Weasley und schon gar nicht Rons Tochter, hätte sie so etwas auf sich sitzen lassen. Ihr Schneeball traf sein Ziel und sie genossen es wenigstens für einen Moment ausgelassen und fröhlich sein zu können. Sie ahnten nicht, dass sie beobachtet wurden. Al und Louis standen an einem der oberen Fenster und verfolgten die Schneeballschlacht der beiden. „Was ist denn da passiert? Seit wann reden die beiden friedlich miteinander? Ich hatte ja keine Ahnung, dass das möglich ist.“, feixte Al. „Es ist sogar schon das zweite Mal.“ „Wie?“ Jetzt war Al ernsthaft überrascht. Louis grinste. „Als Rose rausgefunden hatte, dass Lorcan sie… naja da hat Scorpius sie gefunden und getröstet. Jetzt tröstet sie ihn.“ „Und sie ist zu ihm gegangen. Das wird.“ Die beiden lachten. Kapitel 9: Neues Glück ---------------------- Am nächsten Morgen war Scorpius der Erste in der Küche. Egal wie gern er die Weasleys mochte und wie herzlich sie ihn empfingen, diese halbe Stunde am Morgen bevor die meisten sich regten, in der es ruhig und friedlich und der Tag noch taufrisch war; liebte er. Es war der einzige Moment an dem er allein war. Er hatte sich gerade mit einer Tasse Tee an den Tisch gesetzt, als er Schritte hörte. „Oh.“ Luna sah noch ziemlich verschlafen aus. Scorpius schluckte. Rose hatte ihm gestern zwar geraten mit ihr zu reden, aber er hatte keine Ahnung was er sagen sollte. Sie nahm es ihm ab indem sie fragte: „Ist noch Tee da?“ Er nickte und reichte ihr die Kanne. Sie setzte sich ihm gegenüber. Sie schwiegen. Dann begann Luna: „Es tut mir Leid, dass du in diese Situation geraten bist.“ „Ich weiß einfach nicht was ich tun, denken oder fühlen soll. Ich meine, ich wusste das meine Familie mehr ein Scherbenhaufen als alles andere ist, aber das es so schlimm ist.“ Sie nickte. „Eigentlich wollte ich ständig irgendetwas sagen, aber es klingt so unglaubwürdig. Du bist mein Sohn, du hast noch zwei Brüder, ich war mit deinem Vater verlobt. Außerdem hatte ich Angst, dass du gar nicht zu mir wollen würdest. Anfangs war ich noch ziemlich mit Lysander und Lorcan beschäftigt. Zwillinge sind anstrengend. Sie sind immer im Doppelpack.“ Scorpius grinste. „Stell dir mal vor wir wären zu dritt gewesen.“ „Oh weh. Nein, als ich dann etwas Ruhe hatte, habe ich oft daran gedacht dich irgendwie zu mir zu holen, aber mir war klar, dass ich niemals an den Luxus im Hause Malfoy würde ersetzen könnte.“ „Ja, ich denke da hätte es Zeiten gegeben in denen ich mich mit Händen und Füßen geweigert hätte. Erst Al hat mir klar gemacht hat, das es noch etwas anderes als Geld gibt.“ „Nun, dann hätte ich ja jede Menge Erziehungsarbeit leisten müssen.“ Scorpius lehnte sich zurück. Er mochte sie. Sie war genau das, was Rose ihm geraten hatte zu sein: ehrlich. „Wir werden die Zeit nicht zurück drehen können, können wir damit aufhören es zu versuchen?“ „Natürlich du hast recht. Was hältst du davon: Wir lassen das mit dem ‚was-wäre-wenn’ und versuchen es mit einem Neuanfang?“ „Gerne.“ Irgendwie fühlte Scorpius sich seltsam friedlich nach dem Gespräch. Silvester waren die meisten Fragen beantwortet. Mit Draco hatten sie noch nicht gesprochen, aber das war egal. Ein reicher, junger Franzose hatte zur Silvesterparty geladen. Die Familie Weasley und noch ein paar hundert andere. Die jüngeren hatten ziemlich betteln müssen, aber am Ende durften alle mit. In der gigantischen Eingangshalle trafen sie auf eine staunende Alice Longbottom. Nicht nur die Eingangshalle war gigantisch, das ganze Haus war es. Der Gastgeber war schlau genug gewesen, nicht das gesamte Haus zum Feiern frei zugeben. Viele planten mehr weniger ein, sich so voll laufen zu lassen, dass sie nicht mehr nach Hause kommen würden. Normalerweise hätte Scorpius auch eher in diese Gruppe gehört. Heute aber war die schönste Frau des Abends seine Begleitung. In jedem Raum, den sie betraten, zog sie mit ihren leuchtend roten Haaren und in ihrem schicken, kurzen, schwarzen Kleid sofort die Blicke aller auf sich. Die bewundernden der Männer und die neidischen der Frauen. Doch an dieser Abend war Rose die Begleitung von Scorpius. Lysander hatte förmlich Slytherinqualitäten bewiesen, als er Rose dazu bekommen hatte mit Scorpius zu dieser Feier zu gehen. Den gesamten Abend lachten die beiden gemeinsam, tanzten und alberten herum. Rose war überrascht wie gentleman-like Scorpius sich verhielt. Sie konnte die Zweisamkeit mit ihrem ehemaligen Erzfeind richtig genießen. Sie beobachtete ihn gerade wie er am Buffet etwas einige Kleinigkeiten für sie holte, als eine schon recht angetrunkene Dame gegen ihn taumelte. Er hielt sie fest und versuchte sie wieder auf ihre eigenen Füße zu stellen, als es ihm nicht gelang, stellte er den Teller ab und bugsierte sie zu einer Couch. Als Rose sah, wie er ihr fürsorglich einen Arm um die Taille legte, traf die Eifersucht sie wie der Blitz. Sie hatte dieses Gefühl noch nicht einmal richtig eingeordnet, als ihr klar wurde, dass sie sich in Scorpius Malfoy verliebt hatte. Sie versuchte all das was ihr in diesem Moment durch den Kopf ging, all das was sie fühlte zu verstehen und eine Möglichkeit zu finden Scorpius wieder gegenüber treten zu können. „Du siehst aus, als wäre dir gerade klar geworden, dass du morgen gegen Slytherin spielst und noch keine Taktik hast.“ Louis war wie aus dem Nichts neben ihr aufgetaucht. Er hatte gesehen wie Rose Scorpius angestarrt hatte. „Ich glaube ich habe mich in Scorpius verliebt.“ „Sag’ das ihm und nicht mir. Er kommt da gerade.“ Rose wollte sich für einen Moment an Louis festhalten, doch gleichzeitig konnte sie den Blick nicht von Scorpius nehmen, so sah sie Louis Grinsen nicht. Er beobachtete wie sie den Teller nahm, den Scorpius ihr reichte und wie sie versuchte ihn nicht anzustarren. Das es Scorpius ähnlich ging merkte sie nicht. Gemeinsam suchten sie sich einen Sitzplatz. Rose brauchte eine Weile bis sie sich wieder entspannen konnte. Um Punkt Mitternacht nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und küsste Scorpius. Der war im ersten Moment völlig überrumpelt, dann nahm er sie in die Arme und erwiderte den Kuss. Al und Louis grinsten und prosteten sich zu. Lorcan verschluckte an seinem Champagner. Rose und Scorpius genossen die Feier noch eine Weile, dann suchten sie sich ein leeres Zimmer und redeten über Vergangenes und Zukünftiges. „Was ist mit uns passiert?“ Rose musste lachen. Es war so unwirklich. Sie und Scorpius. „Die Frage stellt sich.“ Setzte sich zu ihr und nahm sie in die Arme. „Wann hat es angefangen?“ Sie seufzte. „Kapiert das ich mich in dich verliebt habe, habe ich erst vorhin, als du beim Buffet standest und dies Mädchen gegen dich getaumelt ist. Aber angefangen hat es irgendwann früher.“ „Das hat dich aufgeregt? Bei Merlin, ich habe dich monatelang mit Lorcan gesehen und konnte nichts tun.“ „Du armer.“ Sie strich ihm über die Wange und küsste ihn. Als sie sich wieder von einander lösten, fragte Rose: „Wie lange hast du…?“ „Dir hinterher gestarrt? Das erste Mal bei der Auswahlzeremonie, nein davor, da dachte ich aber auch ich würde dich nicht kennen.“ „Ich war ein potenzielles Opfer.“ „Klar. Aber das du mich ignoriert hast, hat mich viel mehr aus der Bahn geworfen, als dein neuer Stil. Als ich dich zum ersten Mal mit Lorcan gesehen hatte, hab ich mich tierisch aufgeregt. Und Al hat mir ins Gesicht gesagt ich wäre eifersüchtig.“ „Und das konntest du nicht leugnen.“ „Ich hab’s versucht, aber es hat nicht geklappt.“ Jetzt musste sie lachen. Scorpius fand es weniger lustig ausgelacht zu werden, also ging er zum Angriff über und kitzelte Rose. Zu ihrem Bedauern war er stärker als sie und sie verdammt kitzelig. Als sie wieder atmen konnte meinte sie: „Deshalb hast du aufgehört mich zu provozieren und angefangen dich so verflucht höflich zu verhalten.“ „Naja, dass ich mit meinem Verhaltensmuster der letzten Jahre nicht bei dir würde punkten können, war mir irgendwie klar.“ Sie schüttelten die Köpfe. „Was haben wir alles für einen Mist gebaut um den anderen zu ärgern.“ „Am schlimmsten war es immer, wenn du mich zu ’ner Strafarbeit verdonnert hast.“ „Das ist mein gutes Recht. Irgendjemand muss schließlich für Recht und Ordnung sorgen.“ „Du meinst, weil unsere Väter uns eher angefeuert haben, als zurechtzuweisen?“ „Mein Vater freut sich bei jedem meiner Zeugnisse, das besser ist als deines.“ „Ich krieg’ bloß immer einen mahnenden Blick so ‚wie kannst du bloß schlechter sein, als eine Weasley?’“ „Ich sollten das hier erstmal nicht an die große Glocke hängen.“ „Du hast recht.“ Die Wintersonne schickte ihre ersten Strahlen durch die Fenster und Scorpius beobachtete die schlafende Rose. Es war so unwirklich. Monatelang hatte er von ihr geträumt und jetzt lagen sie zusammen in einem Bett. Nur langsam verließ sie das Reich der Träume und blinzelte ihn verschlafen an. „Na? Gut geschlafen?“ Die Antwort war ein verträumtes Lächeln. „Das Aufwachen war noch viel besser.“ Nach einem Moment in dem sie die Stille und die Anwesenheit des anderen genossen, meinte Rose: „Finde nur ich es seltsam, dass ausgerechnet wir beide hier liegen und auch noch dermaßen glücklich damit sind?“ „Was ist daran seltsam wenn ein Paar zusammen aufwacht und das genießt?“ Sie schloss ihre Augen wieder und lächelte verträumt. „Paar. Das klingt schön.“ „Ja. Als ich mich in dich verliebt habe, dachte ich das hier wäre unmöglich. Aber jetzt sind wir hier und alles ist perfekt.“ „Von unseren Vätern mal abgesehen, aber denen müssen ja erstmal nichts sagen.“ „Ich muss sowieso erst etwas anderes mit meinem Vater besprechen.“ Scorpius Lächeln wirkte etwas gequält. „Du musst das ja nicht allein machen.“ Rose gab ihm einen kurzen Kuss. „Wir sollten aufstehen.“ „Och nö.“ Sie warf ein Kissen nach ihm. Aus der Kissenschlacht, die entbrannte, entwickelte sich ein leidenschaftlicher Kuss. Beim Frühstück wurden die beiden längere Zeit vermisst. Kapitel 10: Neue Familie ------------------------ Einige Tage später läutete es bei der Familie Malfoy an der Tür. Astoria war mit einigen Freundinnen in der Karibik. Lucius lebte im Londoner Stadthaus. Draco saß im Wohnzimmer und las. Als er hörte, wie Scorpius die Treppe herunter eilte um den Besuch zu begrüßen, entspannte er sich wieder. Wenn Scorpius sich um den Besuch kümmerte, war wohl der wohl auch für ihn. Vermutlich war es Albus Potter, mal wieder hierher vor der Familie Weasley floh. Diese riesige Gruppe konnte man einfach nur eine bestimmte Zeit ertragen. Sein Sohn wirkte allerdings erwachsener und gereifter, seit er an Neujahr, ausnahmsweise mal nicht verkatert, nach Hause gekommen war. Achselzuckend wandte Draco sich wieder seinem Buch zu. Scorpius würde schon seinen Weg gehen. „Hallo Draco.“ Er sprang aus seinem Sessel, wirbelte herum und erstarrte. Sie stand noch im Mantel vor ihm. In seinem Wohnzimmer. Seit Jahren, seit mehr als anderthalb Jahrzehnten waren sie nicht mehr zu zweit in einem Raum gewesen. Sie war in seinen Augen immer noch so wunderschön wie damals. Immer noch bevorzugte sich ausgefallene Kleidung und exotischen Schmuck. Alte Erinnerungen überfluteten ihn. Erinnerungen an Zeiten in denen sie glücklich gewesen waren. In denen sie ihre gemeinsame Zukunft geplant hatten. Er schluckte. „Luna.“ Er hatte keine Ahnung was er sagen sollte, warum sie überhaupt hier war. In diesem Moment betraten Lorcan, Lysander und Scorpius den Raum. Draco wusste sofort was das zu bedeuten hatte. Wie auch immer hatten die drei die Wahrheit erfahren und erwürde sich ihren Fragen stellen müssen. Stumm musterte er die Zwillinge. Zu seiner Überraschung konnte er sie unterscheiden. Er hatte sie nur selten mal gesehen. Meistens nur auf Gleis neun dreiviertel. Lorcan war einige wenige Male hier gewesen in den Ferien. Sie hatten eine deutliche Ähnlichkeit mit Scorpius. Er war sich nicht sicher, ob es nicht ein Trugschluss war, aber sie schienen Luna ähnlicher zu sehen, als Scorpius es tat. Er bedeutete ihnen sich zu setzten und ließ sich selbst wieder in seinen Sessel fallen. „Wie habt ihr es herausgefunden?“ „Molly hat James die Kiste mit den Fotos so auf den Fuß geschmissen, dass der zweite Boden aufgegangen ist.“ „Sie waren der Meinung, dass wir es wissen sollten.“ „Dann haben wir Mum und die gesamte Familie Weasley-Potter ausgefragt.“ „Ein paar Fragen bleiben aber immer noch offen.“ Draco nickte. „Warum hast du Astoria geheiratet?“ Scorpius machte keine Umschweife. Draco seufzte und schloss für einen Moment die Augen. „Das ist eine komplizierte Geschichte und ich kann nicht behaupten, dass ich auf alle Entscheidungen, die ich getroffen habe stolz, oder dass ich jeder Zeit wieder so entscheiden würde. Aber als ich diese Entscheidungen getroffen habe, erschienen sie mir richtig oder notwendig. Als mein Vater von meiner Beziehung zu euer Mutter und ihrer Schwangerschaft erfahren hat, war er nicht sonderlich begeistert. Kurzum, er hat mit allen Mitteln versucht uns zu trennen. Er hat sogar versucht sie zu töten.“ Die Jungen nickten. Das wussten sie schon. Draco fuhr fort: „Ihr ward gerade ein paar Tage alt, als wir euch, für nicht lange, in einem Raum im St.Mungos allein gelassen haben. Mit einer Krankenschwester. Als wir wiederkamen, war Scorpius weg und die Schwester völlig aufgelöst. Ich habe sofort geahnt, dass mein Vater seine Finger im Spiel hatte.“ Draco biss sich auf die Lippen. „Ich bin gegen alle Ratschläge allein hierher gekommen. Mein Vater uns Astoria mit Scorpius in den Armen haben schon gewartet. Sie hatte Scorpius gekidnappt. Wie mein Vater sie zu dem Ganzen hatte überreden können, weiß ich bis heute nicht. Mein Vater hat auf jeden Fall gedroht euch allen etwas anzutun, sollte ich mich nicht bereit erklären Astoria zu heiraten.“ „Und du hast dich seinem Willen gebeugt.“ Draco schaffte es nicht Luna in die Augen zu sehen. Er wollte den Vorwurf und ihr Enttäuschung nicht sehen. „Ja. Ich kenne meinen Vater und ich war… bin mir sicher, dass er seine Drohung war gemacht hätte.“ „Was dich noch nicht dazu gezwungen hat ihm seinem Willen widerstandslos nachzugeben. Es hätte Möglichkeiten gegeben ihn unschädlich zu machen. Aber du hattest Angst. Angst vor deinem Vater. Vor diesem Monster. Diese Angst beherrscht dieses Haus, dein, mein gesamtes Leben. Deshalb hast du mitgespielt. Weil du es immer getan hast.“ Es war Scorpius der diese Wahrheit aussprach. Draco nickte, bloß stumm. Lorcan war es, der das nun folgende Schweigen brach. „Wir können nichts mehr ändern was passiert ist. Und es bringt nichts in Schuld und Schuldweisungen zu versinken. Aber wir können jetzt anfangen die Dinge zu ändern. Wir sind zu fünft. Und wir haben eine noch viel größere Familie auf unserer Seite und wenn die Erwachsenen auch nur halb so gut wie ihre Kinder darin sind Leute zu verfluchen, dann hat Lucius keine Chance.“ Luna lächelte. „Du hast Recht.“ Bevor eine peinliche Stille entstehen konnte, fragte Luna Draco: „Sag’ hat Scorpius auch so viel angestellt wie die beiden?“ „Es war jeden Falls genug um mich halb in den Wahnsinn zu treiben.“ Sie brauchten nicht lange und sie lachten alle gemeinsam über all das was die drei Jungen irgendwann einmal veranstaltet hatten. Irgendwann lehnte Scorpius sich zurück. Er genoss diesen Moment. Noch nie hatte er sich so sehr als Teil einer Familie gefühlt. Immer wieder gab es Momente, die schnell beiseite geschoben wurden. Momente voll mit ‚was-wäre-gewesen-wenn‚-Fragen. Doch trotzdem gab es dieses Gefühl von Zusammengehörigkeit. Das war genau, das wovon Al und Rose erzählten. Scorpius wusste, dass sie nie eine derartige Familie würden werden können. Dafür war es zu spät. Aber sie würden bestimmt eine Lösung finden. Jetzt genoss er das Hier und Jetzt. Luna erzählt gerade, wie die Zwillinge ihr, kaum das sie laufen konnten, immer den Zauberstab geklaut hatten und jede Menge Chaos gestiftet hatten. Wieder in Hogwarts brauchte der Potter-Weasley-Klan keine zwei Wochen um das mit Rose und Scorpius herauszufinden. Sie waren immerhin alle so freundlich es nicht ihren Eltern zu schreiben. Ron war schließlich immer noch nicht sonderlich begeistert von Scorpius. Dem restlichen Hogwarts war spätestens auf der Siegesfeier nach dem Spiel Gryffindor-Slytherin klar was Sache war. Scorpius hatte im Übrigen Recht behalten mit seiner Prognose über dieses Spiel. Slytherin hatte sich zwar besser geschlagen als Ravenclaw, war aber trotzdem untergegangen. Nicht einmal Al oder Scorpius hatten aus Rose herausbekommen wie sie die Taktiken mit ihrer Mannschaft trainierte. Das Scorpius nach diesem Spiel dennoch auf der Party auftauchte, gab schon einigen zu denken. Dass er sich ständig in Rose Nähe aufhielt, machte noch mehr stutzig. Eigentlich hatten sie die Leute langsam an die Idee, dass sie zusammen waren, gewöhnen wollen. Irgendwann gaben sie es aber auf und gaben sich als Paar zu erkennen. Sie hofften, dass es nicht gleich zu ihren Eltern durchdringen würde. Albus, Alice, Louis und die Scamander-Zwillinge lehnten an der Bar und beobachten das glückliche Paar. „Sind sie nicht süß?“ Al klang sowohl amüsiert, als auch ein wenig neidisch. Alice lachte. „Tja, Jungs. Jetzt werden alle Mädchen, die Scorpius hinterher gerannt sind, euch auf die Nerven gehen. Und Dominique wird sich mit den Typen von Rose herumschlagen müssen.“ Die Jungs lachten. Doch nur Lysander klang ehrlich. Kapitel 11: Neue Überraschungen ------------------------------- „Hey.“ Einige Tage später setzte Rose sich zu Louis an einen Tisch in der Bibliothek. „Hallo.“ Er senkte seinen Blick wieder auf seine Hausaufgaben. Viel stand noch nicht auf dem Blatt. Bevor Rose gekommen war, hatte er die meiste Zeit bloß Löcher in die Luft gestarrt. Das machte er seit einiger Zeit ständig und Rose wäre nicht seine beste Freundin, wäre ihr das nicht aufgefallen. „Louis. Sag’ mir was los ist. Du gehst mir aus dem Weg. Redest nicht mehr mit mir und starrst den halben Tag Löcher in die Luft. Irgendwas beschäftigt dich doch.“ „Quatsch. Was soll denn sein?“ „Keine Ahnung. Sag’ du’s mir.“ „Es ist nichts. Mit mir ist alles in Ordnung.“ Er wollte aufstehen, doch Rose hielt ihn auf. „Siehst du, genau das meine ich. Du versucht schon wieder vor mir zu fliehen.“ „Merlin Rose. Wir sehen uns doch wohl bloß nicht so oft in letzter Zeit, weil du ständig bei Scorpius bist. Ich komm schon zu dir wenn irgendetwas nicht stimmt.“ „Louis. Wir sind zusammen aufgewachsen. Wir kennen uns seit wir denken können. Und genauso lange sind wir beste Freunde. Du kannst mich nicht anlügen. Ich weiß, dass dich etwas beschäftigt. Im Übrigen bin ich ständig bei meinen Freunden und Verwandten, trotz Scorpius. Du verkriechst dich. Und ich bin nicht die Einzige, der das so langsam auffällt.“ Louis seufzte. „Okay. Du hast ja recht.“ Er sah sich um, die Bibliothek war zwar ziemlich leer, nur vereinzelt saßen Schüler allein oder in Gruppen an den Tischen, dennoch bat er Rose: „Können wir dieses Gespräch vielleicht irgendwo hinverlegen, wo niemand zufällig mithören kann?“ Rose wunderte sich zwar ein bisschen, packte aber ohne weiter nachzufragen ihre Sachen zusammen und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu den Schlossgründen. Sie schlugen einen einsamen Weg in Richtung des Sees ein. „Also, was ist?“ „Ich… An Sylvester auf dieser Party, als du und Scorpius verschwunden ward. Ich war betrunken. Okay, angetrunken.“ Rose konnte sich nicht erinnern Louis je so nervös gesehen zu haben. „Da war dieser Typ, ein Franzose. Und …Wirhabenunsgeküsst.“ Rose nickte. Da lag also der Hund begraben. „Okay, das ist ja schön und gut, aber ich verstehe das Problem noch nicht so ganz.“ Dann fing sie an zu lachen. „Du lachst mich aus, weil es mich beschäftigt, dass ich herausgefunden habe, dass ich auf Männer stehe?“ „Entschuldige, nein. Tue ich nicht. Mir ist es egal ob du auf Frauen, Männer oder beides stehst. Solange du die Pfoten von meinem Freund lässt.“ „Rose, dein Freund hat bloß Augen für dich.“ Ohne seinen Einwurf zu beachten redete sie weiter. „Du bist mein bester Freund. Ich habe auch nicht über dich gelacht, sondern mir die Gesichter, der ganzen Mädchen, die sich eh schon die Zähne an dir ausgebissen haben, vorgestellt, wenn sie herausfinden, dass der begehrteste Junge in Hogwarts schwul ist.“ Louis blickte Rose dankbar an. Sie verurteilte ihn nicht. Sie nahm es hin, sie akzeptierte es, für sie änderte sich zwischen ihnen nichts. „Morgens dachte ich alle würden es wissen und mich anstarren. Ich war völlig aufgelöst und habe die gesamte Zeit darauf gewartet, dass irgendjemand ankommt und mich blöd anmacht. Ich dachte man könnte es mir an der Nasenspitze ablesen. Ich hab ewig gebraucht, bis mir auch nur die Idee gekommen ist, dass die meisten zu dem Zeitpunkt schon viel zu besoffen gewesen sind um sich an irgendwas, das sie vielleicht gesehen haben, morgens noch erinnern zu können. Erst als in Hogwarts auch niemand ankam, habe ich wieder angefangen mich zu entspannen.“ Rose runzelte die Stirn. So wirklich entspannt hatte Louis aber nicht gewirkt. Sie entschloss sich zu einem Schuss ins Blaue. „Dir ist einer aufgefallen. Hier im Schloss. Das macht dich nervös.“ „Sag’ mal kannst du hellsehen oder Gedanken lesen?“ Rose grinste. Volltreffer. „Weder noch. Es war ein Test.“ „Du Hexe.“ „Jep, da steh ich voll zu. Also wer ist es?“ Louis stöhnte. Wieso wollten Frauen immer alles wissen? „Hm, warte, lass mich raten. Er hat sich definitiv nicht geoutet oder ist sogar ein Frauenschwarm, aber du kennst ihn ganz gut. Ihr steht euch aber nicht sonderlich nahe.“ Louis stöhnte gequält auf. War er für diese Hexe ein offenes Buch? „Okay. Ich kann nichts dafür. Es ist einfach passiert. Und wehe du sagst was!“ Er atmete noch mal tief ein. „Lorcan. Ich Blödmann hab mich ernsthaft in Lorcan Scamander verknallt.“ Rose schwieg. Irgendwann flehte Louis: „Merlin! Rose sag’ doch was!“ „Mir ist kalt?“ Aus Rache schubste Louis sie in eine Schneewehe. Als sie nach einer Schneeballschlacht völlig durchnässt durchs Schloss liefen, meinte Rose: „Glaube mir, ich verstehe wie man sich in ihn verlieben kann und es ist absolut in Ordnung. Das Ganze. Hauptsache du kapselst dich nicht wieder von mir ab. Ich werde auch versuchen dir zu helfen aber ich hab keine Ahnung ob das klappt.“ Louis lächelte und schüttelte sich das Wasser aus den Haaren. „Danke. Für so was bist du meine Lieblingscousine und beste Freundin.“ Mitte März war der Schnee geschmolzen und der Frühling streckte seine ersten Fühler aus. An vielen Ecken tauchten erste Blühten und hellgrüne Blätter auf. Rose und Scorpius schlenderten Arm in Arm am Verbotenen Wald entlang. Sie genossen die Ruhe. Im Schloss starrten sie immer noch viele an. Man sollte doch eigentlich meinen nach zwei Monaten hätte die Leute sich daran gewöhnt, dass sie Händchen hielten und sich keine Beleidigungen und Flüche mehr entgegen schleuderten. „Worüber hast du dich neulich eigentlich solange mit Lysander und Lorcan unterhalten?“ „Wann? Wir reden ständig miteinander.“ „In der Bibliothek.“ „Ah. Wir haben beschlossen uns Ostern mit unserem Großvater anzulegen.“ „Ein einstimmiger Beschluss? Oder musstest du als großer Bruder ein Machtwort sprechen?“ „Nein, Lysander war auch der Meinung, dass wir es einfach hinter uns bringen sollten. Besser wird es eh nicht. Bloß Lorcan meinte er wolle das Ganze verschieben. Erstmal an seine Prüfungen denken. Irgendwas beschäftigt ihn.“ „Du würdest gern wissen was.“ „Klar. Ich fang wohl an irgendwelche Geschwisterinstinkte zu entwickeln.“ „Quatsch. Er ist ein Freund, der irgendein Problem hat. Und weil du ein guter Freund und ein feinfühliger Mensch bist, interessiert dich das.“ Er grinste. „Was?“ „Ich frage mich bloß was aus dem ‚arroganten, unsensiblen Bastard’, der ich früher immer war, geworden ist.“, meinte er amüsiert. Jetzt musste auch Rose lachen. Jahrelang hatte sie ihn, und er sie, immer nur aufs Äußerste beschimpft und heute… ja heute sah die Welt ein wenig anders aus. Doch es störte sie nicht. „Ich denke dieser ‚Bastard’ ist erwachsen geworden.“ Sie machten sie wieder auf den Weg zum Schloss. Als am See entlang liefen, hörten sie ein Mädchen lachen. Es war ein übermütiges, glückliches Lachen. Und sie hätten sich vermutlich auch nicht weiter darum gekümmert, hätte es nicht sehr nach Alice Longbottom geklungen. Etwas irritiert liefen die beiden in die Richtung aus der das Lachen kam. Es war tatsächlich Alice. Sie saß auf Als Schoß auf einer Bank am See. Gemeinsam lachten die beiden, küssten sich oder strahlten sich verliebt an. „Was ist denn da passiert?“, fragte Scorpius. „Lass uns bis zum Frühstück warten und sie da fragen. Ich will Lilys Gesicht sehen. Sie hat mit Hugo um zwanzig Galleonen gewettet, dass Al es nicht schafft sich Alice zu krallen, bevor James nicht mit Molly zusammen ist.“ „Siehst so aus, als wäre dein Bruder um einiges reicher.“ Kapitel 12: ------------ Wie jeden Samstagmorgen saßen alle Weasleys zusammen am Gryffindortisch. Albus war wie üblich einer der Letzten. Niemand beachtete, dass er sich neben Alice setzte. Rose und Scorpius grinsten sich an. Das allerdings bekam Lily mit. „Eh ihr beiden. Was gibt es zu grinsen? Wir wollen mit lachen.“ „Och es ging um Alice und Al.“ Alle blickten zu den beiden. Als Löffel blieb auf halber Strecke zu seinem Mund in der Luft hängen. „Ist irgendwas?“ „Nö. Scorpius und ich haben euch bloß gestern knutschend am See gesehen. Sonst ist nichts.“ „Ach“, meinte Louis, „Ihr wart also nicht der Meinung, dass uns das vielleicht etwas angeht?“ „Äh…Schon mal das Wort Privatsphäre gehört?“ „Du gehörst in die Familie Weasley. Da fängt man nicht klammheimlich etwas an.“, entrüstete sich Hugo, „Lily du schuldest mir im Übrigen 20 Galleonen.“ „Wieso das denn?“, fragte Alice etwas entsetzt. „Lily hat gewettet, dass James es erst zu Molly schafft, bevor Al sich dich krallt. Ich hab dagegen gehalten und jawohl gewonnen. Oder kann jemand etwas Gegenteiliges berichten?“ Alle grinsten und schüttelten die Köpfe. Dann wandten sich die Gespräche wieder anderen Dingen zu. Zum Beispiel dem Quidditchspiel in der nächsten Woche oder wie Madame Prince Fred neulich mal wieder hochkant aus der Bücherei geschmissen hatte. „Lorcan!“ Lysander lief seinem Bruder hinterher. „Warte doch. Sag’ mal was ist los mit dir?“ Ein paar Gänge weiter im Raum der Wünsche tobte die letzte Siegerfeier der Gryffindors, sie hatten mit einem immensen Vorsprung das letzte Spiel und den Pokal gewonnen. Drinnen fiel Lorcans Flucht niemandem auf. Louis Weasley war mit einem bekennend schwulen Huffelpuff zu der Feier erschienen. Und es war klar, dass es KEIN Witz war. Die beiden waren zusammen. Oder bildeten aufgrund der wenigen Homosexuellen in Hogwarts eine Zweckgemeinschaft. Zu Lysanders Überraschung war Lorcan, nachdem er einen Feuerwhiskey auf Ex runtergekippt hatte, geflohen. Er hatte den Raum einfach verlassen. Das passte überhaupt nicht zu ihm. Jetzt lief Lysander seinem Bruder nach um herauszufinden was in Merlins Namen los war. „Lorcan, bitte. Bleib stehen und erklär mir was los ist.“ „Scheiße, dieses ganze Leben ist einfach nur scheiße. Erst lande ich im St.Mungos, weil ich blöd genug war, Rose zu betrügen. Dann dieser ganze Familiemist, Scheidung, ein anderer Vater, Scorpius und dann Sylvester. Ich meine was soll das alles? Womit habe ich das verdient?“ Lysander verstand seinen Bruder. Es war wirklich viel gewesen in den letzten Monaten. Er ließ sich noch mal durch den Kopf gehen, was Lorcan gesagt hatte. Dann fragte er vorsichtig: „Sylvester? Was ist an Sylvester passiert.“ Genervt und von allem überfordert fuhr Lorcan sich durch seine Haare. „Ich hab’ ihn geküsst. Diesen Huffelpuff.“ „Und jetzt bist du eifersüchtig, weil Louis mit ihm hier und zusammen ist.“ „Nein, nein. Danach war nie wieder was. Ich kann den Typen nicht leiden. Ich war ziemlich betrunken.“ „Nicht genug, dass du den Kuss vergessen hast.“ Lorcan zuckte bloß mit den Schultern und plötzlich fiel es Lysander wie Schuppen von den Augen. „Merlin. Du hast dich in Louis verliebt.“ „Mann. Ich habe monatelang gedacht es wäre alles einfach sinnlos, weil er auf Mädchen steht und dann kommt er mit diesem Typen.“ „Dir ist schon klar, dass die beiden sich nicht wie Frischverliebte aufgeführt haben. Du hast bestimmt eine Chance.“ „Nein. Ich habe seine beste Freundin betrogen. Ich bin bei ihm einfach untendurch.“ Plötzlich hörten sie ein Geräusch. Jemand schien in der Dunkelheit der Fensternische zu stehen. Wer auch immer es war. Er hatte alles mit angehört. Bevor einer der Zwillinge etwas sagen oder tun konnte, trat Scorpius aus dem Schatten. „Na kommst du um mich auszulachen, mich niederzumachen?“ Lorcan war völlig überfordert und flüchtete sich in Aggressivität. „Nein wieso sollte ich? Ich dachte bloß ich sollte dir sagen, dass ich es mitgekriegt habe. Und es stört mich nicht.“ Er wollte sich gerade bedanken, als ihm bewusst wurde, dass Scorpius wohl kaum alleine nachts in irgendwelchen Fensternischen saß. „Rose ist da, oder?“ Scorpius nickte und Lorcan drehte sich zum zweiten Mal an diesem Abend einfach um und ging. Dieses Mal hielt ihn niemand zurück. Lysander wandte sich an Rose. „Du sagst Louis doch nichts?“ „Nein. Das muss Lorcan schon ganz allein machen.“ Lysander seufzte und folgte seinem Bruder. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er ihn besser nicht allein lassen sollte. Rose und Scorpius blieben allein im Gang zurück. „Rose, was ist los? Du hast Lorcan so blöd angestarrt. Stört es dich?“ „Nein, nein. Es ist was anderes. Komm mit.“ Sie nahm ihn an die Hand und sie liefen zu Scorpius Zimmer. „Also, was ist?“ Er blickte sie erwartungsvoll an. Sie seufzte. „Okay. Du darfst… Ich werde jetzt eine goldene Freundschaftsregel brechen und es wäre gut wenn du nichts sagst. Zu niemandem“ Scorpius nickte. „Louis ist in Lorcan verliebt.“ „Was?“ Scorpius sah ziemlich überrumpelt aus. „Wieso macht er dann mit diesem Huffelpuff rum?“ „Weil er sich sicher ist, dass Lorcan nie im Leben schwul ist oder ihn gar wahrnehmen würde. Er will sich ablenken, auf andere Gedanken kommen. Lorcan verdrängen.“ „Das heißt die beiden schmachten sich seit Monaten an, auch wenn sie beide in einander verliebt sind?“ „Allem Anschein nach: ja.“ „Und was sollen wir jetzt machen?“ „Keine Ahnung. Ich kann versuchen Louis davon zu überzeugen, dass Lorcan ihn nicht hasst.“ „Wir müssen dafür sorgen, dass die beiden einfach mit einander reden.“ „Warum müssen wir das machen.“ „Stell dir mal vor, wir machen gar nichts. Dann sehen wir wie die beiden da sitzen und leiden und wissen, dass es eigentlich gar nicht nötig ist. Glaubst du, du würdest da immer weiter schweigen und nichts tun?“ „Nein natürlich nicht.“ „Sag, ich doch.“ „Und was machen wir jetzt?“ „Wir könnten da weiter machen wo meine Brüder uns gestört haben und uns dann Gedanken über das Problem, das eigentlich gar nicht unseres ist, machen.“ Rose lachte und zog Scorpius zu sich. Ihr gefiel sein Plan unbestreitbar gut. Kapitel 13: Neue Entwicklungen ------------------------------ Ostern waren die Siebtklässler nahezu ständig mit dem Lernen für ihre UTZ-Prüfungen beschäftigt. Pausen gab’ es nur zum Schlafen und Duschen. Essen konnte man wunderbar mit einer Lektüre kombinieren. All jene die irgendwann vor Erschöpfung zusammen brachen, wurden liebevoll von Madame Pomfrey wieder aufgepäppelt. Nur um sich sofort wieder in ihre Lernunterlagen zu stürzen. Auch Scorpius, Lysander und Lorcan taten ihr bestes sich auf die Wiederholungen zu konzentrieren, doch der bedrohliche Geist ihres Großvaters schien über allem zu schweben. Obwohl er am besten wusste, wie Lucius Malfoy war, hatte Scorpius es am einfachsten. Er hatte Rose. Sie war immer da wenn er sie brauchte. Sie lernten gemeinsam, sie war oft einfach da und war ihm so ein unersetzlicher Halt. Lysander hatte zwar niemanden wie Rose, aber er schaffte es ganz gut sich mit lernen und der einen oder anderen Damenbekanntschaft abzulenken. Lorcan dagegen hatte die Prüfungen, die Angst vor dem Gespräch mit seinem Großvater und Louis im Kopf. Vor allem letzteres belastete ihn. Nur einige wenige, die nicht gerade in ihren Unterlagen vergraben waren, wunderten sich wieso Scorpius Malfoy und die Scamander-Zwillinge, die einzigen waren, die über Ostern nach hause fuhren. Beide Familiensituationen waren ja nun nicht unbedingt einladend. Das Ehepaar Scamander lebte in Scheidung und die Malfoys hatten sich noch nie durch Herzlichkeit ausgezeichnet. Und Scorpius hatte Rose, die garantiert mehr Zuversicht gab, als eine verkorkste Familie. Sonderlich viele Gedanken machte sich allerdings niemand. Es gab Dinge, die tausendmal wichtiger waren. Während der Zugfahrt sprachen die drei wenig. Sie wussten, dass sie den Zug gewählt hatten, um die Zeit zu haben über alles zu sprechen und alles zu überdenken. Doch das lange Dahinrattern des Zuges und das gelegentliche Gekreisch jüngerer, fröhlicher Schüler, ließ die Fahrt für die drei Brüder zu einer Fahrt in die Hölle werden. Auf dem Bahnsteig standen Draco und Luna um sie abzuholen. Während Draco sich nur ein angespanntes Lächeln abringen konnte, schloss Luna jeden in ihre Arme. Und Scorpius genoss diese Umarmung in diesem Moment mehr, als er je eine Umarmung Astorias genossen hatte. Am liebsten hätte er sich um gedreht und wäre wieder zurück nach Hogwarts, zu Rose und Al gefahren. Er empfand diese Familie als richtig und gut. Und gleichzeitig gab es die Stimmen der Gewohnheit und noch eine andere, die sagten, dass es so falsch wäre. Doch niemand ließ ihn Luft holen, das Ganze verarbeiten. Sie apparierten direkt zum Malfoy’schen Stadthaus in London. Direkt in des Teufels Küche. „Bei Merlin, Draco. Seit wann bracht dein Nichtsnutz von Sohn drei Koffer? Wieso kommt er überhaupt her? Ich habe doch klar und deutlich gesagt, dass ich es nicht will.“ „Ich habe einfach keine Lust mehr mir alles von dir sagen zu lassen, Großvater.“ Der alte, ergraute Mann kam in die Eingangshalle. Mit der einen Hand stützte er sich auf einen Stock, in der anderen hielt er seinen Zauberstab um Dinge zu sich zu holen oder jemanden, der ihm nicht gehorchte zu bestrafen. Er blickte erstaunt auf die Personen, die in der Halle standen. „Was machen die denn hier?“, herrschte er Draco an. An Luna prallte Lucius Abfälligkeit scheinbar einfach ab. „Wir haben einige Fragen und vielleicht auch Forderungen.“ „Forderungen? Was sollte jemand wie du von uns fordern können?“ „Gleichberechtigung meiner Söhne in dieser Familie oder das Scorpius zu der Familie kommen kann in die er gehört.“ „Er ist ein Malfoy.“ „Er ist ebenso mein Sohn wie Dracos. Und Lorcan und Lysander sind seine Brüder. Sie können die beiden natürlich auch offiziell in die Familie Malfoy aufnehmen. In die sie ja gehören.“ „Das tun sie nicht.“ „Sagt wer?“ Lorcan wollte seine Mutter nicht länger allein kämpfen lassen. „Ich tue das.“ Lucius war es nicht gewohnt in Frage gestellt zu werden. „Wer gibt dir denn das Recht dazu gegen alle anderen zu entscheiden?“ Niemals zuvor hatte Scorpius seinem Großvater widersprochen. „Macht es dir so Freude andere zu quälen?“ „Du hast keinen anderen Lebensinhalt seit Mutter tot ist, oder?“ „Wir sind Drillinge. Wir gehören zusammen. Mit unseren Eltern. Und du wirst nichts mehr dagegen tun können.“ „Was hat Astoria eigentlich gezahlt um Draco heiraten zu können? Es muss mehr gewesen sein, als nur ihre Integrität aufzugeben.“ Derart in die Enge getrieben, tat Lucius das Einzige, das ihn vermeintlich noch retten konnte: er hob seinen Zauberstab und rief: „Sectumsempra!“ Draco zog Lorcan im letzten Moment aus der Schusslinie. Plötzlich öffneten sich die Türen, einige Menschen traten hinein, Lucius wurde mit Seilen gefesselt und Ron Weasley sagte mit lauter Stimme: „Lucius Malfoy, Sie sind aufgrund der Ausübung schwarzer Magie, im wiederholten Fall festgenommen. Sie werden bis zum Prozess in Verwahrung genommen. Sie dürfen sich ihrer Familie nicht nähern.“ Lucius versuchte noch sich zu wehren. Erfolglos. Luna und Draco blieben allein mit ihren Söhnen zurück. Sie wussten, dass sie es geschafft hatten. Noch fühlte es sich seltsam an, aber der Triumph, die Freude würden noch kommen. „Was haltet ihr davon, wenn ihr eure Zimmer bezieht und wir zusammen kochen?“ „Seit wann kannst du kochen, Dad?“ Scorpius grinste. „Ich habe durchaus mal den ‚Molly-Weasley-Kochkurs’ belegt, lange vor dir. Ich bin aber zugegebenermaßen etwas aus der Übung.“ Lorcan und Lysander lachten sich halb schlapp, als sie Scorpius Gesicht sahen. Scorpius konnte sich an die Vorstellung seines Vaters zwischen den ganzen Weasleys nicht gewöhnen. Die Drei beeilten sich damit ihre Koffer nach oben zu bringen. Um das Zimmer mit Bad gab es eine kleine Rangelei. Luna kommentierte das Ganze bloß mit: „Wie die kleinen Kinder. Früher haben sie sich um Süßigkeiten und Spielzeuge gestritten, heute sind es Zimmer. Was kommt danach? Hoffentlich keine Frau.“ Lysander, der den Kampf um das Zimmer gewonnen hatte, fand diesen Kommentar seiner Mutter ziemlich amüsant. Scorpius und Lorcan weniger. Draco und Luna blickten sich einen Moment verwundert an. Die beiden hatten sich doch nicht etwa schon mal um ein Mädchen gestritten? Bevor sie sich weitere Gedanken machen konnten, wurden sie in die Küche gezogen. Die Hauselfen waren mehr als nur überrascht, als man ihnen für den Abend frei gab und die Familie selbst kochte. Nach dem Essen zogen die Jungen sich in ihre Zimmer zurück. Zum Lernen. Wenn sie ehrlich waren, wollten sie ihre Eltern auch ein bisschen allein lassen. Und Scorpius wollte an Rose schreiben. Sie hatten sich schließlich seit dem Morgen nicht mehr gesehen, wie Lorcan etwas spöttisch bemerkte. Wieder in Hogwarts blickten viele skeptisch zu Scorpius. Sein Großvater war verhaftet worden. Es war unbekannt warum und alle wollten wissen wie der so coole Slytherin sich verhalten würde. Er steckte die meiste Zeit seine hübsche Nase tief in seine Lernunterlagen, trainierte für das letzte Quidditchspiel der Saison, lief Händchen halten mit Rose durchs Schloss oder alberte mit Al herum. Außerdem sah man ihn öfter mit den Scamander-Zwillingen. Nichts Besonderes also. Bis ein Erstklässler ungewollt einen Fehler machte. Er wurde gefragt, ob er Scorpius Malfoy gesehen habe. Ehrfurchtsvoll antwortete er ehrlich: „Ich habe ihn mit seinen Brüdern in der Bibliothek gesehen.“ Der Kleine senkte rasch seinen Blick. So sah er nicht wie er entgeistert angesehen wurde. Brüder? Seit wann hatte Malfoy Brüder? Von diesem Moment gingen die Gerüchte um. „Weißt du, dass es anstrengender ist, plötzlich kein Einzelkind mehr zu sein, als etwas mit dir anzufangen?“ Rose und Scorpius lagen auf seinem Bett. „Ach, war das so anstrengend mit mir?“ „DU bist nicht anstrengend. Meistens jedenfalls.“ Rose boxte ihn auf die Schulter. „AU. Das tat weh!“ „Tja, sei freundlich zu mir dann kommt so was auch nicht vor.“ „Nein, du bist nicht anstrengend. Du bist die Einzige, bei der ich mich entspannen und ich selbst sein kann. Nein, anstrengend sind die Fragen, die Blicke und das Getuschel hinterm Rücken.“ „Tja, bei uns mussten auch nicht so viele Fragen gestellt werden.“ Sie lachte. Und Scorpius genoss ihr Lachen. Zumindest so war die Welt für einen kurzen Moment perfekt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)