Woelfe der Stadt von ginsterkatze ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel І Amina In ihrem Kopf schwirrte nur der eine Gedanke, der so intensiv war, dass sie ihn beinahe mit Händen greifen konnte. Ein herrlich duftender, knuspriger und goldbrauner Teig, bestückt mit saftigen vollen Tomaten- und Zwiebelstückchen, dazwischen fette und ölige Thunfischbrocken welche einen so aromatischen Duft verströmten, dass sie die Pizza förmlich in ihrem Mund schmeckte. Sie stellte sich vor, wie die Pizza in ihrem Mund verschwindet, wie sie die ersten Stückchen Rand unter ihren Backenzähnen mit einem Krachen zermahlte und ein unvergleichbarer Teiggeschmack sich in ihrem Mund ausbreitete, während ihr Gaumen und ihre Zunge auf den weichen, saftigen, erfrischenden Belag stießen und eine wahre Explosion an wunderbaren Geschmäckern hervorrufen sollten. Wasser lief ihr im Munde zusammen. Eine sanfte Brise umspielte ihr Gesicht und ließ ihr haselnussbraunes Haar in der Luft tanzen. Der Wind riss sie aus ihren Gedanken und plötzlich bemerkte sie, dass sie beinahe sabbernd am Ziel ihrer Träume vorbeigerannt wäre. Der Duft der vom Domino’s Pizza daher wehte war aber auch unvergleichlich, vor allem wenn das einzige was man bisher den ganzen Tag zu sich genommen hatte nur aus einer Schüssel Haferflocken und 2 Kaugummis bestand. Amina ging also endlich in den Laden und bestellte sich eine Thunfischpizza. Sie setzte sich an einen Eckplatz am Fenster von wo aus sie den ganzen Raum, wie auch die belebte Straße außerhalb beobachten konnte. An diesem Donnerstagabend war es ganz schön voll im Pizzaladen. Das lag wohl daran, dass der Winter bald zu Ende war. Die Abende wurden wieder länger und durch das immer milder werdende Wetter sah man auch wieder mehr Menschen auf den Straßen. Neben Amina saßen 2 junge Frauen, sie rutsche ein wenig näher zu ihnen um ihren Belanglosigkeiten zu lauschen. Es war recht amüsant, dann kam endlich ihre lang ersehnte Pizza. Sie schlang diese hinunter, nur um danach enttäuscht festzustellen, dass sie noch nicht satt war. Leider war sie viel zu geizig um noch etwas zu bestellen, so ging sie zur Arbeit über. Aus ihrer abgetragenen Ledertasche zog sie ein kleines Büchlein mit einem abgegriffenen dunkelblauen Umschlag. Sie begann darin zu lesen, dann starrte sie eine Weile aus dem Fenster und dann starrte sie wieder in das Büchlein. Seit geraumer Zeit versuchte Amina einen Fantasy-Roman zu schreiben. Der Anfang ging ihr recht schnell von der Hand, dieser beruhte auf einem Traum ihrerseits, danach ging es nur noch stockend voran und immer wieder musste sie das, was sie so mühselig zusammengekritzelt hatte wieder verwerfen. Eigentlich hätte sie schon längst aufgeben sollen, aber sie hatte sowieso nichts zu tun und so kam sie wenigstens ein bisschen raus. Außerdem gab ihr das Schreiben das Gefühl etwas mehr über sich selbst und die Welt zu erfahren. Sie begann die Dinge in einem neuen Licht zu sehen, so merkte sie auch das Orte, wie der Pizzaladen ideal waren, um Ideen zu sammeln. Man brauchte nur den Menschen lauschen oder sie beobachten und konnte damit Bücher fühlen. Als sich ein dicker Mann mit speckigen Haaren und Hornbrille an ihrem Tisch vorbeiquetschte und dabei einen widerwertigen Schweißgeruch hinterließ, griff Amina zu ihrem Stift und begann zu schreiben. Die Stunden vergingen und draußen wurde es dunkler ohne das Amina es bemerkte. Erst als nur noch ein Pärchen mit einer kleinen fusseligen Töle, die Amina finster anstarrte, im Laden übriggeblieben war schaute sie auf die Uhr. Es war bereits 23.30. Das war spät genug. Es war endlich Zeit für sie aufzubrechen, denn nun kam der aufregende Teil ihres Inspirationsausfluges. Sie war der festen Überzeugung, dass man über nichts schreiben konnte, wenn man selber nichts erlebt. Daher streunte sie gerne mitten in der Nacht allein durch die Stadt. Sie liebte diese Ausflüge, bei denen sie kaum Menschen begegnen musste. Außerdem gab ihr die Dunkelheit ein gewisses Gefühl von Sicherheit, es schien ihr, als ob die ganze Stadt ihr gehören sollte. Wenn ihre Familie wüsste, dass sie sich des Nachts ganz allein auf Mozur Gorod`s(kurz Moz)Straßen herumtrieb, würden sie sie wohl in die Anstalt schicken. Bewusst war es Amina schon, was alles passieren könnte doch sie spürte keinerlei Angst, denn sie liebte das Abenteuer. Abgesehen davon ist ihr auch noch nie irgendetwas dabei geschehen und beobachten konnte sie auch noch nichts interessantes, was wiederrum enttäuschend war, da sie doch Inspiration brauchte. So war sie auch an diesem Tag wieder in bester Stimmung nicht den direkten Weg nach Hause zu nehmen. Eisiger Wind schlug Amina entgegen und ließ ihre ungeschützten Wangen kribbeln als sie die verwitterten Stufen des Domino’s herunter schritt. Vor ihr lag die beleuchtete Hauptstraße. Sie schaute sich um, bog um die Hausecke und beschloss den kleinen bewucherten und unbeleuchteten Trampelpfad zwischen den Bäumen zu folgen. Die langen Schatten durchschnitten das Grau in Grau, die Luft war klar und nur vereinzelt drangen Geräusche von der Straße zu ihr. Sie lief eine Weile durch das verwaist anmutende Wohnviertel, bis sie zu einem abgesperrten Gelände kam. Neugierig versuchte sie über das verrostete Tor zu schauen. Es handelte sich um einen alten Industriekomplex, welcher schon zu Hälfte abgerissen war. Sie suchte die Mauer nach einer unbeleuchteten Ecke ab und wurde schnell fündig. Einige Meter neben ihr stand ein alter Fliederbusch, dessen Äste sogar über die Mauer reichten. Er war ideal um die Mauer zu erklimmen, da seine dicken Äste dunkle Schatten auf die Mauer warfen. Sie schaute sich noch einmal um, aber weit und breit war niemand zu sehen und auch nichts zu hören. Niemand würde sie sehen. Also kraxelte sie vorsichtig vom Busch auf die Mauer. Ungeschickt wie sie war, brach sie dabei mehrere Äste ab und riss sich einen Handschuh auf. Fluchend sprang sie von der Mauer und schlug mit einem Krachen auf. Ihre Beine rutschten nach vorn weg und sie knallte mit dem Rücken auf Bleche und Holzlatten, die an der Mauer gestapelt waren. Mit einem Ächzen stand sie auf und sah, dass sie genau auf einem Plasteeimer gesprungen war. Dieser lag nun zerschmettert vor ihr. Ich bin ja nur ohne zu schauen gesprungen, weil ich im Busch schon so laut war, aber das hat jetzt wohl niemand überhört… dachte sie sich, während sie ihre Hüfte rieb. Das würde auf jeden Fall schlimme blaue Flecken geben. Dann betrachtete sie ihre Handschuhe. Diese hatte sie gerade erst gekauft, nun waren sie dreckig und kaputt. Mit Bedauern, dass sie es nicht schon eher getan hatte, stopfte sie diese in ihre Tasche. Bloß schnell fort von hier, bevor noch jemand nachschauen kommt. Sie schaute sich um und rannte dann auf eines der noch stehenden Gebäude zu. Diesmal achtete sie darauf wo sie hintrat. Sie stellte sich in den Schatten des Gebäudes und atmete tief durch. Angestrengt begann sie zu lauschen, konnte aber nichts wahrnehmen. Sie wartete noch eine Weile, dann kroch sie durch ein zerschlagenes Fenster in das Innere des Gebäudes. Was sie sah war enttäuschend. Sie befand sich in einer riesigen Halle in der es absolut nichts gab. Der Boden war bedeckt mit Müll und bröckeligem Putz. Hier und da ragte ein Unkraut empor und zeichnete verworrene Schatten an die Wände. Plötzlich bemerkte sie was für ein fürchterlicher Gestank in dem Gebäude war. Es roch stark nach Urin und auch ein wenig nach Verwesung. Sie zog sich den Schal über die Nase und bewegte sich schnell zum anderen Ende der Halle um dort wieder aus einem zerschlagenen Fenster zu hüpfen. Auf einmal wurde ihr komisch zumute. Irgendetwas war anders, aber sie konnte nicht einordnen was. Ihr stockte der Atem und sie lauschte angespannt. Der Wind drehte und nun trug er die Stimmen zu ihr. Sie erstarrte und Panik stieg in ihr auf. Plötzlich fiel ihr auch der schwache Feuerschein von dem anderen Gebäude gegenüber auf. Sie hatte sich schon gefragt, ob es hier keine Obdachlosen gab. Sie hockte sich in den Schatten des Busches neben ihr und schaute sich hektisch um. Zurück konnte sie nicht, wer weiß ob nicht mittlerweile doch jemand nachsah, was das für ein Krach erst war. Den Pennern wollte sie auf keinen Fall begegnen. Blieb nur noch der leere Platz vor ihr zu überqueren, wo sie aber ziemlich schutzlos wäre und dazu noch leicht gesehen werden konnte. Sie fühlte sich wie eine Verbrecherin, wie sie da im Finsteren eines gesperrten Industriegebäudes hockte und sich Fluchtmöglichkeiten ausmalte. Ihr blieb nichts anderes übrig, sie musste den Platz überqueren um zu dem dahinterliegenden Gebäudekomplex zu gelangen. Die Stimmen drangen wieder etwas lauter zu ihr. Sie schaute sich noch einmal um, niemand war zu sehen. Dann fasste sie sich ein Herz und rannte los. Es kam ihr vor als ob der Lärm jeder ihrer Schritte das ganze Gelände erschütterte. Atemlos bog sie um die Ecke des ersten Gebäudes an das sie kam. Vor ihr lag ein zerklüfteter Plattenweg umsäumt von verfallenen Gebäuden, an dessen Ende die rettende Mauer zu sehen war. Sie musste so laut atmen, dass sie eh nicht mehr auf Geräusche achten konnte, also rannte sie weiter auf die Mauer zu. Dann ging alles ganz schnell. Hinter ihr ertönte ein tiefes, volltöniges Knurren. Als Amina es hörte dachte sie ihre Seele muss aus ihrem Körper geglitten sein und an der Stelle verharrt sein, wo sie war als das Knurren ertönte. Sie konnte nichts mehr denken, sie rannte nur noch, so schnell wie sie noch nie gerannt war. Dann wurden ihr die Beine weggerissen und sie viel längs vor sich hin. Sie drehte sich um und sah über ihrem rechten Bein einen riesigen schwarzen Schäferhund, der an ihrer Hose zerrte. Geschockt, unfähig irgendetwas zu empfinden, trat sie um sich. Der Hund ließ los und sie sprang schnell auf. Mit einem Zähnefletschen schnappte er nach ihrer ungeschützten Hand und hinterließ eine tiefe Wunde. Sie beachtete das nicht und rannte zur Mauer, welche nur noch wenige Schritte entfernt war. Mit einem riesigen Satz sprang sie daran hoch und konnte sich an der Kante festhalten. Der Hund setzte ihr nach und verbiss sich wieder in ihrer Hose. Wieder ließ er dieses bedrohliche Knurren von sich. Die Angst zerriss Amina förmlich und befähigte sie zu etwas, was sie wohl sonst nie geschafft hätte. Verzweifelt zog sie sich mit all ihrer Kraft an der Mauer hoch. Die Muskeln in ihren Armen und Schultern spannten sich so stark, dass sie dachte sie müssten jeden Moment reißen. Alles kam ihr nicht lange vor, doch es schien dem Hund lange genug zu dauern, so dass er endlich losließ. Mit einem letzten Kraftakt zog sich Amina über die Mauer. Ohne zurück zu schauen rannte sie einfach los, bis sie sich an der großen Straße wiederfand. Von hieraus war der Weg nach Hause reine Routine, wenn sie später über diese Nacht nachdachte, so konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, wie genau sie nach Hause kam. Als sie endlich vor ihrem Wohnblock stand, war sie kurz vor einem Zusammenbruch. Ihr ganzer Körper zitterte und sie schaffte es beinahe nicht mal mehr die Tür zu öffnen. Innen dachte sie ihre Augen müssten ausbrennen, als das Licht automatisch anging. Sie schleppte sich in den Aufzug und ließ sich an dessen Wand niedersinken. Normalerweise nahm sie die Treppe, was in diesem Zustand unmöglich schien, denn sie wohnte im obersten Stock eines Plattenbaues. Das Rattern des Fahrstuhls beruhigte sie und so saß sie noch einige Zeit darin, fuhr hoch und runter. Sie musste die ganze Zeit an diesen eigenartigen Hund denken, warum hatte er nicht gebellt? Sein Knurren schien so voller Hass gewesen zu sein. Im Nachhinein erschien ihr das Erlebte wie ein grotesker Horrorfilm. Ihr fröstelte. Ihr wurde immer kälter, bis sie begriff, dass sich das nicht ändern würde, wenn sie länger auf dem nackten Fahrstuhlboden hockte. Widerwillig kroch sie aus dem Fahrstuhl. Auf allen Vieren bewegte sie sich zu ihrer Wohnung. In dem Moment war es ihr vollkommen egal, ob sie jemand sehen konnte. Sie wollte einfach nur noch in ihr Bett. Glücklicherweise begegnete ihr um diese Zeit niemand mehr. In ihrem Zimmer registrierte sie nur noch das es bereits 4 Uhr war. Wo ist nur die Zeit geblieben? fragte sie sich und glitt sogleich in einen tiefen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)