Der Blutmaler von Sky- ================================================================================ Kapitel 5: Streit ----------------- Am nächsten Morgen führten Naomi und Raye ein klärendes Gespräch und einigten sich darauf, Yoru zu behalten. „Tut mir leid, dass ich so stur war und dir diese Sachen an den Kopf geworfen habe. Du kannst ja nichts dafür, dass du vor Hunden Angst hast. Ich liebe dich Naomi und ich möchte doch nur, dass du glücklich bist.“ „Ich liebe dich doch auch und auch ich muss mich entschuldigen. Die Dinge, die ich gesagt habe, waren auch nicht nett.“ Um den Streit zu begraben, gönnten sie sich ein romantisches Sektfrühstück und sprachen über angenehmere Themen. Zumindest solange bis Mr. Tucker vor der Tür stand und erzählte, dass Mrs. Goldfarb gestorben sei. Der Schock saß bei Naomi tief, auch wenn sie diese rothaarige Hexe nicht leiden konnte. „Was ist denn genau passiert?“ „Man hat ihr wohl ein falsches Medikament gespritzt, was einen Herzstillstand zufolge hatte.“ Für einen Moment hatte Naomi geglaubt gehabt, Beyond Birthday würde hinter der Sache stecken. Sie konnte sich nicht erklären warum, aber es war ihr sofort in den Sinn gekommen. Schrecklich, selbst so eine Person wie Mrs. Goldfarb hatte einen derartigen Tod nicht verdient. Auch Raye war betroffen und senkte den Blick. „Was ist eigentlich genau passiert?“ „Mrs. Goldfarb ist auf dem Weg zu ihrer Wohnung die Treppe hinuntergestürzt und hat sich dabei schwer verletzt. Sie kam gerade von der Apotheke und ist mir quasi hinterhergelaufen. Auf der dritten Etage wartete der Besitzer von Yoru auf uns und dabei hat sich Mrs. Goldfarb erschrocken und ist nach hinten gestolpert.“ Naomi sagte nicht, dass es Beyond Birthday war, dessen Anblick Mrs. Goldfarb so sehr erschreckt hatte. Warum sie seinen Namen verschwieg, konnte sie nur damit erklären, dass sie Panik im Haus vermeiden wollte, wenn sich plötzlich Serienmörder auf den Fluren herumtrieben. Raye nickte bedächtig und legte seine Stirn in Denkfalten. „Also bedeutet das, es handelt sich um einen Ärztefehler.“ „So sieht es aus.“ Der alte Mr. Tucker, der seit einem schweren Unfall Frührentner war, hatte Mrs. Goldfarb trotz ihrer Makel sehr gemocht und nahm sich ihren Tod sehr zu Herzen. Deswegen entschieden Raye und Naomi, dem Alleinstehenden erst einmal Gesellschaft zu leisten. Mr. Tucker und Mrs. Goldfarb kannten sich schon seit fast vierzig Jahren und dass jemand auf so eine Weise starb, traf ihn sehr. Die beiden waren wie ein Paar gewesen und Naomi und Raye war nicht entgangen, dass der alte Tucker ein Auge auf sie geworfen hatte. Deswegen war es umso schlimmer für ihn, dass sie jetzt tot war. Familie hatte er keine. Seine Frau starb vor dreißig Jahren und seitdem hatte er nicht mehr geheiratet. Die Ehe war kinderlos gewesen und sonstige Verwandte hatte der arme Kerl keine. Sie leisteten ihm Beistand und versprachen, jederzeit für ihn da zu sein, wenn er Gesellschaft bräuchte. Als er gegangen war, herrschte eine bedrückte Stille. Raye nahm Naomis Hand und sah sie besorgt an. „Soll ich Steven bitten, meine Schicht für heute zu übernehmen?“ „Nein, schon in Ordnung. Es ist nur der Schreck. Außerdem musst du noch deine Drogendealer verhören und du weißt, dass Steven ihnen am Ende noch die Daumenschrauben anlegen wird.“ Doch Raye war trotzdem nicht sonderlich wohl dabei, Naomi allein zu lassen, entschied sich dann aber doch anders. Naomi verschob die Hausarbeit und ging ins Wohnzimmer, wo sie den Fernseher anschaltete, um sich ein wenig abzulenken. Yoru schien zu merken, dass mit seiner neuen Besitzerin etwas nicht stimmte und gesellte sich zu ihr und schmiegte sich schnurrend an ihre Hand. Naomi musste schmunzeln, als sie das sah. „Du möchtest mich wohl aufmuntern, nicht wahr? Ach Yoru, irgendwie kommt mir das ein wenig seltsam vor. Ich weiß auch nicht, warum ich ausgerechnet Beyond Birthday in Verdacht hatte, das getan zu haben. Vielleicht tu ich ihm Unrecht oder vielleicht steckt er wirklich dahinter. Ich bin total durcheinander. Was soll ich tun? Hast du vielleicht eine Antwort?“ Yoru gab nur ein maunzen zu Antwort und kratzte sich die Ohren. Lustlos zappte die beurlaubte FBI Agentin durch die Programme und sah sich irgendeine Verkaufssendung an. Mrs. Goldfarb war tot…. Irgendjemand hat ihr ein Medikament verabreicht, welches sie umgebracht hat. Und ihr erster Gedanke war, dass Beyond Birthday dahintersteckte. Litt sie jetzt schon unter Verfolgungswahn? Nachdem sie fast eine Stunde lang Shopping-TV geguckt hatte, machte sie sich an die anstehende Hausarbeit. Das nahm auch so seine Zeit in Anspruch und als sie fertig war, ging sie nach unten zum Briefkasten um die Post zu holen. Die Tageszeitung war da sowie die übliche Werbung, eine Rechnung und dann noch etwas anderes. Ein kleines Paket, welches ungewöhnlich leicht war. Kein Absender… ob Beyond ihr wieder etwas geschickt hatte? Sie nahm das Paket in die Wohnung mit und versuchte es zu öffnen, aber wer auch immer das Paket in den Briefkasten gelegt hatte, er hatte echt ganze Arbeit geleistet. Ohne Messer gelang es ihr kaum, das ganze Klebeband zu entfernen und als sie das Paket mit einem Ruck öffnete, spritzte ihr etwas ins Gesicht und in die Augen. Blind taumelte sie ins Badezimmer und schnappte sich ein Handtuch. Was auch immer das war, Säure war es nicht. Sie rieb sich das Zeug aus dem Gesicht und starrte auf das Handtuch. Blut… Auch an ihrer Kleidung klebte Blut. Sie sah aus, als hätte man mit einem Messer auf sie eingestochen. Meine Güte, das kam alles aus dem Paket. Naomi ahnte Schlimmes und fragte sich, was sie jetzt tun sollte. Raye anrufen und ihm sagen was passiert ist? Nein, erst einmal musste sie sehen, was in dem Paket drin steckte. Mit dem blutverschmierten Handtuch bewaffnet ging Naomi in die Küche, wo sie das Paket hatte liegen lassen. Dort war eine große Blutpfütze und auch an den Schränken zeichneten sich dunkelrote Flecken ab. Das Paket war so präpariert worden, dass von innen nichts Flüssiges auslaufen konnte. Aber warum schickte man ihr so etwas? War das eine Drohung an sie? Vorsichtig trat sie näher an das Paket und sah irgendetwas Dunkles darin herumschwimmen. Aus einer Schublade holte sie sich Einmalhandschuhe und tauchte vorsichtig eine Hand in das Blut. Seltsam, anscheinend war das Blut verdickt worden, damit es auch hundertprozentig nicht so schnell auslaufen konnte. Naomi hielt den Atem an als sie das herausholte, was sie in der dunkelroten Masse gesehen hatte. Es war klein… und rund… Der FBI Agentin blieb fast das Herz stehen als sie realisiert hatte, was sie da genau in den Händen hielt: Augen, menschliche Augen! Entsetzt schrie sie auf und ließ das grausige Geschenk fallen und wich zurück. Das konnte doch nicht wahr sein. Wer um alles in der Welt tat nur so etwas Abartiges? Naomi zitterte am ganzen Körper und trat direkt in die Blutpfütze und rutschte aus. Mit dem Hinterkopf schlug sie hart auf und verlor das Bewusstsein. Als Naomi wieder aufwachte, lag sie auf der Couch und ihr Kopf schmerzte stark. Sie brauchte eine Weile um sich wieder daran zu erinnern, was geschehen war. Das Paket… die Augen. Ja genau, sie war ausgerutscht und gestürzt woraufhin sie das Bewusstsein verloren hatte. Aber… wie kam sie auf die Couch? Ja genau, Raye musste wieder hier sein und hatte sie gefunden. So musste es sein… Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte sie aufzustehen, doch sie wurde wieder zurückgedrückt. „Das ist jetzt keine besonders gute Idee. Sie sind sehr unglücklich gestürzt und brauchen erst einmal Ruhe.“ Komisch, warum siezte Raye sie auf einmal? Oder… war das gar nicht Raye? Naomi blinzelte und konnte nur schwach die Konturen ihres Retters erkennen. War das etwa Beyond Birthday? „Was… was machen Sie denn hier?“ „Ich wollte Sie noch mal sprechen, weil mir etwas eingefallen ist und habe mir Sorgen gemacht, weil die Tür nicht abgeschlossen war. Ich habe mir die Freiheit genommen, hereinzukommen und sah Sie bewusstlos auf dem Boden liegen. Sie haben sich den Kopf an der Tischkante angeschlagen und die Verletzung musste genäht werden. Zum Glück habe ich eine Zeit lang Medizin studiert.“ Vorsichtig betastete Naomi die Stelle, an der sie verletzt war und musste feststellen, dass Beyond sie tatsächlich genäht hatte. Allerdings hatte sie das Gefühl, ihr Schädel würde jeden Moment explodieren. „Ich glaub, ich brauch erst mal eine Kopfschmerztablette.“ „Nehmen Sie besser die hier.“ Ohne auch nur im Ansatz misstrauisch zu werden, nahm sie die Kapsel und schluckte sie mit Leitungswasser dazu runter. „Danke.“ Ihr war schlecht und um sie drehte sich alles. Sie musste sich schlimmer den Kopf gestoßen haben, als sie gedacht hatte. Außerdem bot sie einen furchtbaren Anblick. Ihr Gesicht war leichenblass, ihr Haar zerzaust und ihre Kleidung voller Blut, genauso wie ihre Hände. „Ich muss mal dringend ins Bad.“ Beyond half ihr aufzustehen und stützte sie. Um Naomi drehte sich alles und ihre Beine fühlten sich an, als seien sie aus Gummi. Sie wusch sich erst mal das ganze Blut ab und wechselte ihre Kleidung. „Ich habe mir übrigens die Freiheit genommen“, rief Beyond vom anderen Ende der Türe her „diese Sauerei in der Küche zu beseitigen. Keine Sorge, ich habe Fotos gemacht und alles fein säuberlich eingepackt.“ „Haben Sie etwas damit zu tun?“ „Nicht im Geringsten. Ich vermute aber, dass der Blutmaler Ihnen dieses kleine Geschenk zugesendet hat. Es sollte wohl bedeuten, dass er Sie im Auge behält.“ Ein wenig wich die Übelkeit und ihr Kreislauf kam auch ein Stück weit wieder in Ordnung. Doch es dauerte noch eine Weile, bis die Kopfschmerztabletten zu wirken begannen. Sie gingen ins Wohnzimmer und Beyond kochte Kaffee. „Woher weiß der Blutmaler überhaupt, dass ich mit Ihnen an diesem Fall arbeite?“ „Er und ich führen eine Art Kampf gegeneinander und er wird versuchen, mich aus der Reserve zu locken, damit ich unachtsam werde. Wenn das passiert, wird er mich angreifen und versuchen, mich zu töten. Durch Hinweise, die er hinterlässt, will er mich dazu bringen, ihn zu suchen. Und wenn ich ihn finde, wird es darauf hinauslaufen, dass es wie bei einem russischen Roulette enden wird: Einer wird garantiert draufgehen.“ „Und auf so etwas lassen Sie sich ein?“ Beyond antwortete nicht, sondern brachte Naomi den Kaffee und schüttete in seine Tasse Unmengen von Zucker hinein. „Und sollte der BB-Fall auch zu dieser Aktion gehören?“ „Ja und nein. Es ging mir unter anderem darum, L von seinem hohen Ross herunterzuholen und ihm klarzumachen, dass ich nicht seine Marionette bin oder irgendein potentieller Nachfolger. Auf der anderen Seite wollte ich tatsächlich den anderen Serienmörder aus der Reserve locken, der jetzt als der Blutmaler bekannt ist.“ Dann wurde sich also abgewechselt. Mal war Beyond der Mörder, den es zu finden galt und jetzt dieser unbekannte andere. Aber warum nur machte Beyond so etwas mit? Etwa weil er an so etwas Spaß hatte? „Sie sind echt krank…“ „Ich weiß… und da bin ich nicht der Einzige. Eben deshalb müssen wir alles daran setzen, diesen Blutmaler zu finden.“ Beyond war auf einmal sehr ernst geworden und Naomi sah ihm an, dass er irgendetwas verheimlichte, was ihm wie ein Stein auf der Seele lag. Ein dunkles Geheimnis, welches er sogar mit ins Grab nehmen würde. „Frau Misora, ich habe Verständnis, wenn Sie nicht mehr an dem Fall arbeiten wollen…“ „Hey, Sie haben während der BB-Mordserie versucht, mir hinterrücks den Schädel einzuschlagen und ich habe bei vielen Einsätzen auch mal eine Morddrohung erhalten. Ein FBI Agent hat seinen Stolz und wirft nicht so einfach das Handtuch.“ „Ich habe auch nichts anderes von Ihnen erwartet“, antwortete Beyond und lächelte. Er rührte in der sirupartigen Masse herum und trank sie schließlich. Naomi konnte einfach nicht verstehen, wie man so seinen Kaffee trinken konnte aber jeder Mensch schien so seine Eigenheiten zu haben. Und Beyonds waren eben, dass ihm nur überzuckerte Getränke schmeckten und er seine Marmelade so aß. Dass er davon nicht dick wurde konnte nur daran liegen, dass er Sport treiben musste, oder den gesamten Zucker durch seine Gehirnleistung verbrauchte. Anders war das einfach nicht zu erklären. Das plötzliche Geräusch der Wohnungstür ließ beide hochschrecken und als Naomi Rayes Schritte hörte, spielte sie erst mit dem Gedanken, Beyond zu verstecken, aber leider würden sich nur Bad und Schlafzimmer eignen und dazu müsste Beyond auf den Flur, wo Raye gerade war. Also hieß es, in den sauren Apfel zu beißen und Nägel mit Köpfen machen. „Bin wieder da!“ Beyond sah Naomi fragend an, doch die hatte erst mal andere Sorgen, nämlich wie Raye reagieren würde, wenn er einen fremden Mann mit ihr im Wohnzimmer sah und dann auch noch den Serienmörder, den sie vor zwei Monaten geschnappt hatte. Die Aussichten waren wirklich nicht die Besten. „Raye, kommst du mal bitte ins Wohnzimmer?“ Nichts ahnend kam der FBI Agent rein und ließ seinen Koffer fallen, als er Beyond sah, der aufstand und ihn missmutig anstarrte. „Naomi, bitte sag mir jetzt nicht dass es das ist, wonach es gerade aussieht.“ „Raye, das ist Beyond Birthday. Mit ihm arbeite ich gerade zusammen am Blutmalerfall.“ Was ihr Verlobter gerade dachte oder fühlte, ließ sich in diesem Moment unmöglich sagen. Entweder wusste er gerade selbst nicht, was er denken oder fühlen sollte oder er war in eine Art Schockstarre verfallen. Naomi fürchtete, dass beide Möglichkeiten zutrafen und versuchte die Situation zu retten. „Es ist wirklich alles in Ordnung Raye! Beyond ist nicht hier um Ärger zu machen.“ „Sag mal Naomi, bist du denn völlig von allen guten Geistern verlassen? Warum lässt du einen dreifachen und offensichtlich verrückten Serienmörder in unsere Wohnung? Hast du auch nur die leiseste Vorstellung, was in solchen Köpfen vorgeht? Wie kannst du nur so naiv sein?“ „Ähm, Sie wissen schon dass ich noch hier bin, oder?“ „Halten Sie jetzt mal die Klappe und machen Sie, dass Sie aus meiner Wohnung verschwinden.“ Doch Beyond schien sich stur zu stellen und seine Miene verfinsterte sich immer weiter. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und kam näher auf Raye zu. Nicht eine Sekunde wandte er den Blick ab und sah aus, als würde er Raye gleich den Hals umdrehen wollen oder ihm ein Messer in die Brust rammen. Doch stattdessen sagte er nichts sondern starrte ihn einfach nur an. Zuerst war Raye noch rasend vor Wut aber irgendwie schien dieser bohrende Blick ihn ein wenig runterzuholen. Irgendwie verunsicherte ihn diese Anstarrerei seines Gegenübers. „Haben sie irgendein Problem?“ Doch Beyond antwortete nicht, sondern starrte einfach weiter und stand da wie ein Fels in der Brandung, trotz seiner gekrümmten Haltung. Naomi beobachtete das alles und fragte sich, was Beyond mit dieser Aktion eigentlich bezweckte. Wenn es sein Ziel war, Raye zu beruhigen, dann war ihm das wirklich gelungen. „Warum… warum starren Sie mich so an?“ „Ich mag Sie nicht.“ Nun war auch Naomi baff und wenn es nicht so eine ernste Situation wäre, hätte sie darüber lachen können. Raye hingegen versuchte wieder, seine Fassung zurückzugewinnen. „Ach ja? Und warum starren Sie mich gerade an?“ „Ich überlege nur gerade, wie lange ich wohl daran zu arbeiten habe…“ „Und woran bitteschön?“ „Das sehen Sie noch früh genug. Und außerdem: Die Tür stand offen und ich habe Frau Misora bewusstlos auf dem Boden liegen sehen. Ich habe nur das getan, was jeder normale Mensch tun würde. Okay, ich bin zwar keiner von der Sorte, aber Ihre Verlobte versteht schon was ich meine.“ Raye sah nun zu Naomi und wartete auf eine Erklärung ihrerseits. Sie erzählte von dem grausigen Paket und wie sie sich den Kopf angeschlagen hatte. „Dann hat er dir also geholfen?“ „Sie brauchen mir nicht zu danken. Also dann, ich gehe dann mal lieber. Die Luft ist auf einmal so stickig hier.“ Damit verschwand er und verdattert sahen die beiden ihm nach. Dann aber wurde Rayes Gesicht rot wie ein gekochter Hummer. „Naomi, bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Du arbeitest mit dem Serienmörder zusammen, den du festgenommen hast und der versucht hat, dich umzubringen! Wie kann man nur so verdammt naiv sein?“ „Raye, er ist zwar ein Serienmörder und er hatte alle Chancen der Welt, mich umzubringen als ich bewusstlos auf dem Boden lag. Aber er hat mich nicht umgebracht und er wird es auch nicht tun.“ „Wie kannst du dir da so sicher sein? Ich verstehe das wirklich nicht….“ Raye lief auf und ab und wurde immer lauter. Nun stand auch Naomi auf und ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie hatte eigentlich damit gerechnet hat, dass Raye besorgt um sie war, aber stattdessen hielt er ihr eine Standpauke. Nun platzte bei ihr endgültig die Hutschnur. „Er wird mich nicht töten, weil er meine Hilfe braucht. Und außerdem kann ich gut auf mich selbst aufpassen.“ „Anscheinend nicht.“ „Das ist ja mal was ganz anderes. Dass ich gestürzt bin, hätte jederzeit passieren können.“ „Das ist mir vollkommen egal. Naomi, ich lasse nicht zu, dass du noch weiterhin an diesem Fall arbeitest und dich in Lebensgefahr bringst.“ „So etwas kannst du mir nicht verbieten. Ich bin deine Verlobte und nicht irgendein kleines dummes Kind!“ „Naomi, du weißt ich liebe dich über alles. Aber wenn du dich einem Serienmörder lieber ans Messer liefern willst, dann lässt du mir keine Wahl: Entweder du lässt deine Finger von dem Fall oder es ist aus mit uns.“ Die Ohrfeige kam so plötzlich und unerwartet, dass Raye sie erst einen Augenblick später spürte. Naomi hatte ihn tatsächlich geschlagen und sie hatte Tränen in den Augen. Ohne ein Wort zu sagen ging sie ins Schlafzimmer und begann ein paar Sachen in einen Koffer zu legen. Rayes Wut verflüchtigte sich sofort als er das sah und eilte zu ihr um sie davon abzuhalten. „Moment mal Naomi, was soll das denn jetzt?“ „Wonach sieht es wohl aus? Ich lasse mir nichts vorschreiben oder verbieten. Ich brauche erst mal Abstand zu dir und dann sehen wir weiter.“ „Lass uns doch über alles reden.“ „Ein anderes Mal vielleicht, aber heute habe ich echt keine Lust mehr dazu. Ich finde dein Verhalten echt unmöglich. Du behandelst mich wie ein einfaches Hausfrauchen und versuchst mich vor jeder Gefahr fernzuhalten. Und genau dafür habe ich kein Verständnis mehr. Was willst du als nächstes tun? Mich in einen Schutzanzug stecken und in Watte einwickeln, damit ich mich bloß nirgendwo verletze? Du traust mir rein gar nichts zu und solange du das nicht abstellen kannst, werde ich erst mal für eine Weile woanders übernachten.“ Wütend knallte sie den Koffer zu und schleifte ihn aus der Wohnung. Raye eilte ihr hinterher und versuchte ihr den Weg zu versperren. „Und wo willst du hin? Etwa zu deinem Beyond Birthday?“ „Bist du jetzt völlig übergeschnappt? Er hat überhaupt nichts mit dem hier zu tun. Ich fasse es echt nicht, du bist manchmal so ein Vollidiot! Und jetzt lass mich durch!“ Nur mit Mühe konnte Naomi an Raye vorbei, eilte die Treppen hinunter und stieg ins nächste Taxi. Sie war so stocksauer auf Raye und konnte sein Verhalten einfach nicht verstehen. Sie beide arbeiteten seit Jahren beim FBI und trotzdem behandelte er sie wie einen Bluter in einem Messerladen. So konnte das auf Dauer einfach nicht weitergehen und solange er das nicht begriff, musste sie einfach weg. Sie hatte auch nicht vor, bei Beyond Birthday unterzukommen. Sie wusste ja nicht einmal wo er wohnte. Nein, sicher würde sie fürs Erste bei Steven unterkommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)