Yuri von Daphne_Purpura ================================================================================ Kapitel 1: Chapter 2: Hoffnung und Zuversicht - Geschwister helfen sich ----------------------------------------------------------------------- Chapter 2: Hoffnung und Zuversicht – Geschwister helfen sich Sie lief weiter, auch wenn es mit ihrem Kimono nicht gerade einfach war, so lief sie weiter und würde auch so schnell nicht mehr anhalten wollen. Sie wollte weg, weg von dem toten Körper ihrer Großmutter, weg in die Dunkelheit, obwohl sie sich davor fürchtete. Tränen flossen ihre Wangen hinunter. Fortwährend dachte sie nur an ihre Oma, ihren letzten Atemzug, doch auch aus diesen Gedanken wurde sie schnell entrissen, als sie plötzlich mit etwas kollidierte. Chiyoko fiel zu Boden, was sie mit einem zaghaften „Aua“ kundgab. Gerade wollte sie sich auf ihre Knie setzen, sich tief verbeugen und für ihr unerträgliches Betragen entschuldigen. „B-bitte verzeihen Sie…!“, schluchzte Chiyoko. „Sag mal, kannst du nicht aufpassen?!“, beschwerte sich die Chiyoko sehr bekannte Männerstimme, „Weibsbild, beinahe wäre ich auch hinge-!“ Chiyoko sah auf. „O-o-onii-sama?!“ Sie war verblüfft, ihren zweitältesten Bruder Naoki hier zu sehen. Er hatte schlechte Laune, das spürte sie sofort und sie wusste auch gleich den Grund dafür: Ihre Anwesenheit. Er hasste seine kleine Schwester, seinen großen Bruder und seine ganze Familie. Der Einundzwanzigjährige hasste Takeo, weil dieser der Erbe der Familie war. Er hasste seine kleine Schwester, ein naives Mädchen, das von allen Familienmitgliedern nur bevormundet wurde und seine Familie, die ihm nie besondere Achtung schenkte. „Chiyoko! Was machst du hier um diese Zeit?! Es ist schon dunkel und solltest du nicht das Essen vorbereiten?!“, schrie er wütend. Sie antwortete ihm nun noch verweinter: „E-Es tut mir leid! A-Aber Obaa-sama…! S-Sie…!“ Naoki packte sie hastig an den Schultern und riss sie nach oben. „Was ist mit Obaa-san?!“ „S-S-Sie…“, Chiyoko konnte es nicht aussprechen. Obwohl er am liebsten losgerannt wäre, so blieb er bei seiner Schwester. Zu grausam wäre es jetzt, sie hier alleine am Waldesrand zu dieser späten Stunde alleine weinen zu lassen. Außerdem: Was sollte es ihn kümmern, was mit der Alten ist? Er hatte schließlich schon lange nichts mehr mit ihr zu tun und jeder würde einmal sterben. Zumindest dachte auch er, sie wäre nun gestorben, denn Chiyokos Tränen waren einfach zu stark, um nichtig zu sein. Er hob seine Schwester hoch, legte sie in seine Arme und trug sie zu ihrem Lieblingsplatz, an den sie rennen wollte. Es war ein kleiner Bach, etwas im Wald gelegen, wo in dieser Dunkelheit die nur Glühwürmchen tanzten. Naoki setzte sich zusammen mit seiner kleinen Schwester auf den kleinen Steg, der die beiden Ufer miteinander verband. Alles um sie leuchtete, und nach Minuten des Schweigens seufzte er: „Du bist wirklich nicht einfach zu händeln, rennst da in der Gegend herum und heulst wie ein kleines Gör. Verhalte dich endlich mal erwachsen, sonst will dich am Ende wirklich niemand heiraten.“ Gelangweilt sah er in die Luft, während er diese Worte seiner noch völlig aufgelösten Schwester mitteilte. Sie schaute ihn an. „A-Aber es ist so traurig…“ Ein erneutes Seufzen. Das schien ihm die passendste Antwort zu sein, um seiner Schwester klarzumachen, dass er nicht gerade freudig gestimmt war. „Hör mir mal zu. Ich sage das nur einmal. Wenn Menschen sterben, dann werden ihre Seelen zu Glühwürmchen, verstanden? Hier, siehst du?“ Mit dieser Frage zeigte er auf den Insektenschwarm. Chiyoko richtete ihren Blick nach oben, dort, wo ihr großer Bruder hinzeigte. Sie glaubte jedem seiner Worte. Beide saßen noch eine ganze Weile so da, schauten sich die Glühwürmchen an und schwiegen. Selten hatte man Naoki derartig fürsorglich erlebt. Vermutlich tat er das auch nur, damit er endlich seine Ruhe vor ihr haben konnte. Spät in der Nacht kehrten die beiden in der Hütte zurück. Naoki trug seine kleine Schwester Huckepack, denn sie war schon eingeschlafen. Er betrat die Türschwelle und sah seine Familie, die gerade dabei war, letzte Vorbereitungen für den nächsten Tag zu treffen. Mamiko grüßte ihren Sohn freundlich: „Willkommen zurück, Naoki-san.“ „Endlich bist du wieder da und sogar Chiyoko hast du mitgebracht! Gut, mein Sohn!“, entgegnete der Vater, der auf seinen Sohn zuging. Lediglich Takeo sah ihn ohne Kommentare oder Begrüßung an. Naoki war durchaus verwirrt, was natürlich nachvollziehbar ist. Gerade weinte sich seine kleine Schwester bei ihm aus, machte ihm Kummer und erzählte davon, wie die Großmutter gestorben sei und im Haus war nichts dieser Stimmung zu spüren. „W-Was ist mit Obaa-sama?“, fragte er zögerlich. Dieses Mal klärte ihn seine Mutter auf und schilderte die Situation. Naoki legte seine Schwester zu ihrer Schlafstätte, er war doch ein wenig genervt, verärgert, erzürnt, aber auch erleichtert. Irgendwie war es ja typisch für Chiyoko. Er strich ihr über die Wange und die Familie legte sich zu Bett. Zwei Nächte nach diesem Vorfall war fast alles wieder beim Alten: Naoki arbeite am Flussbett, um Fische mit seiner Verlobten Midori zusammen zu fangen. Mamiko wachte an der Seite ihrer Mutter. Der Rest der Familie arbeitete wie üblich auf dem Rübenfeld. Doch etwas war anders, das wussten alle. Chiyoko schien noch merkwürdiger als sonst. Sie schämte sich für sich selbst. Wie konnte sie nur so dumm sein? Sie hätte nicht weglaufen dürfen, das war ihr bewusst. Alle hielten sie nun für einen Trottel, eine Trantüte, dumm genug, um nicht mitzubekommen, dass ihre eigene Großmutter noch lebt, nachts in den Wald rennt und allen nur Probleme und Kummer bereitet. Chiyoko stand ein ganzes Stück abseits von ihrer Familie, sie wollte sie einfach nicht zu nahe um sich herum haben, denn das wäre noch kränkender. Sie war nicht besonders eitel, doch wahrlich ein wenig Würde besaß sie doch. „Sie ist ziemlich geknickt“, sagte Shizuka. Takeo konnte seiner Verlobten nur zustimmen und nickte. „Verständlich. Sie muss sich wie eine Idiotin fühlen.“ Er bekam keine Antwort mehr, Shizukas Blick zeigte mehr, als tausend Worte je beschreiben könnten. Beide verstanden sich ohne große Worte. Shiro sah nur seiner trauernden Tochter nach, die noch immer völlig gedankenversunken ihre Aufgabe erfüllte. „Wieso bin ich so blöd?“, sie seufzte wieder. Solche Fragen stellte sie sich öfter, denn sie wurde häufig als blöd, merkwürdig oder gar unseriös von den anderen Dorfbewohnern benannt. Es schmerzte sie, denn nach jedem Missgeschick schenkte sie den verletzenden Worten ihrer Mitmenschen mehr und mehr Glauben. Für eine kleine Weile schaute sie in den Himmel hinauf, denn sie hatte Lerchen gehört, die nun über ihr flogen. „Selbst die Vögel scheinen mich zu verspotten…“, sagte sie in einem selbstironischen Ton. Sie senkte nun ihren Kopf, schaute auf die Ackererde. „Niemand braucht mich. Ich bin ein dummes Mädchen…“, ihre Augen füllten sich mit Tränen, welche gerade ihre Wange hinunterlaufen wollten. Doch das wollte Chiyoko niemandem zeigen. Sie hob ihre Hand hinauf und führte sie in Richtung ihres Gesichtes, um ihre Augen etwas abzutrocknen, also plötzlich eine Hand vor ihr erschien und das gleiche tat. „Bist du denn wirklich ein dummes Mädchen?“, fragte eine zarte und dennoch so kraftvolle Stimme. Chiyoko erschrak fürchterlich. Sie blickte mit weit geöffneten Augen nach oben, zu dem Gesicht, zu dem diese Hand, die gerade ihre Tränen wegwischte, gehörte. Sie war so überrascht, sodass sie nur mit geöffnetem Mund die schöne Frau vor sich ansehen konnte. „Ich habe dich gefragt, ob du wirklich ein dummes Mädchen bist“, wiederholte die Frau mit einem Lächeln. „J-Ja…“, erwiderte Chiyoko und schaute wieder zu Boden. Ihr fiel sofort der edle Kimono der Frau auf, ein Junihitoe von allerhöchster Qualität. Sofort verneigte sich die Bauerstochter hastig. Beinahe hielt sie ihr Gesicht in die schmutzigen Ackererde. „H-Herzlich Willkommen, Ojou-sama! B-Bitte vergeben Sie mir meine Dummheit, Sie nicht sofort erkannt zu haben!“, stotterte Chiyoko aufgeregt. Sie wusste nicht, mit wem sie es hier eigentlich zu tun hatte, lediglich konnte man sagen, dass diese Frau wirklich unbeschreiblich schön war. Ihre Tracht waren voller aufwendiger Muster, die oberste Schicht in einem kräftigen Violett, verziert mit goldenen und weißen Blumen und Kranichen. Die weißen Haare reichten fast bis zum Boden, nur Prinzessinnen und Edeldamen trugen sie so. Sie trug detailierten Kopfschmuck mit Perlen und Federn, die mit roten Bändern angeheftet waren. Solch eine bezaubernde, hochrangige Dame stand nun seelenruhig lächelnd vor einer niederen Bauerstochter im Rübenfeld und fragte jenes Mädchen doch tatsächlich, ob sie wirklich ein dummes Mädchen sei. Chiyoko konnte nicht anders: Sie hatte wieder Tränen in den Augen und nickte. „Ich mache jedem nur Probleme… Es gibt nichts, das ich gut kann… und ich …“, schluchzte sie. Die junge Frau beugte sich zu dem weinenden Kind hinunter, ja, gerade hatte Chiyoko nichts von einer Dame, sondern nur etwas von einem Kind. Sie berührte sie zart am Kopf und redete mit beruhigender Stimme: „Du bist ein liebes Mädchen, ich glaube nicht, dass du jedem Probleme machst.“ Mit diesen Worten spürte Chiyoko eine sanfte und gleichzeitig kraftvolle Umarmung. Obwohl sich die beiden Frauen völlig fremd waren, schüttete Chiyoko ihr Herz aus und klammerte sich mit ihren verdreckten Arbeiterhänden in das teure Gewand der Dame. Natürlich blieb solch hoher Besuch auf dem Rübenfeld nicht unentdeckt. Takeo bemerkte die Frau sofort und wie alle anderen war er mehr als verwundert. Noch immer hielten sich die Frauen Arm in Arm. Von weiter Ferne konnte Chiyoko jedoch eine Stimme hören, die Stimme eines Mannes. Er kam angerannt und rief: „Hime-sama! Hime-sama! Ihr könnt doch nicht einfach weglaufen!“ Chiyoko erschrak erneut. Nannte er die Frau gerade Hime-sama? Also war sie nicht einfach nur eine wichtige Frau, sie war eine Fürstentochter! Oder gar eine Prinzessin? Doch was hatte eine Prinzessin in einem so verarmten Dorf zu suchen, zumal es in der Nähe keine Schlösser oder große Anwesen gab? Verwirrt blickte Chiyoko den edlen Gast an. Diese hielt weiterhin ihre Arme um sie, woraufhin Chiyoko leicht errötete. Sie hatte Herzklopfen, sogar ziemlich starkes. Schließlich hatte sie eine sehr hohe Persönlichkeit vor sich stehen. Die Prinzessin sah zu ihrem Diener herüber und kicherte. Er ging vor ihr auf die Knie, schloss die Augen und sagte ehrwürdig: „Bitte, Hime-sama. Ihr dürft nicht einfach weglaufen. Was wäre, wenn irgendein niederes Dorfgesindel Hand an Euch legen würde? Euer Vater würde mir, Eurem treuen Diener, so etwas niemals mehr verzeihen!“ „Verzeih mir, Tanaka-san. Doch als ich meine Magd sah, musste ich sie sofort sehen, schließlich ist sie ein so niedliches Mädchen.“ Die Prinzessin strahlte ihren Gesandten an. Moment? Hatte Chiyoko richtig gehört? Sagte die Prinzessin meine Magd? Diese Worte brachten sie noch mehr durcheinander. „I-I-I-Ist das etwa die verehrte Fürstentochter?!“, stotterte sie aufgeregt in ihren Gedanken. Tanaka, ihr Gesandter, konnte seiner Herrin nicht böse sein. Diese wendete ihr Augenmerk nun wieder zu Chiyoko. Sie war entzückt von diesem ihrer Meinung nach, kleinen, schüchternen Mädchen, welches gerade mit weit geöffnetem Mund und großen Augen auf sie schaute. Wieder musste sie schmunzeln, ging ganz nah an sie heran und fasste ihrer neuen Magd an die Wange. „So ist es, ich bin nur für dich hergekommen, um dich mit mir zu nehmen, Chiyoko-chan“, flüsterte sie in das Ohr der Fünfzehnjährigen. Chiyokos Gesicht färbte sich noch roter und sie schrie auf: „E-Eeh?! W-Wie bitte? A-Aber…!“, Chiyokos Augen fingen an, sich zu kreisen. Das war einfach zu viel in den letzten Tagen. Sie schwankte kurz und fiel dann bewusstlos auf die Erde. Ende Chapter 2 -------------------------- Soo, nun ist also schon das zweite Kapitel draußen :3 Ich hoffe, es hat euch gefallen :D Ich mag die Stelle wirklich gerne, in der die Fürstentocher zum ersten Mal erscheint und Chiyoko frägt, ob sie tatsächlich ein dummes Mädchen sei :3 Nunja, mehr gibt es jetzt auch nicht mehr zu sagen, freut euch jedenfalls auf das nächste Kapitel, das ich voraussichtlich am 23.03.2012 hochladen werde :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)