es besser machen. von Violie (- a next generation story -) ================================================================================ Kapitel Vierzehn. ----------------- Es besser machen. Kapitel Vierzehn. Rose zog ihren Wintermantel enger um sich und versteckte ihr Gesicht so tief wie möglich in ihrem Schal, um der eisigen Luft und den unendlich vielen Schneeflocken, die sie umgaben, bestmöglich auszuweichen. Sie warf einen letzten, langen Blick zurück auf Schloss Hogwarts, dass von Hogsmead aus in seiner vollen Pracht zu bewundern war, bevor sie sich stillschweigend verabschiedete und in den Hogwarts-Express stieg. Sie freute sich auf Weihnachten, freute sich auf ihre Familie und den Abstand von all ihren Klassenkameraden, die sie Tag für Tag umgaben. Doch wie immer wenn sie in den Zug stieg um zurück nach London zu fahren konnte sie nicht leugnen, wie sehr ihr das Schloss fehlen würde. Nach einigem Umschauen fand sie Dominique in einem der Abteile am Ende des Zuges. Adam saß bei ihr, ebenso wie eine ihrer Klassenkameradinnen aus Ravenclaw - Holly, wenn Rose sich nicht irrte. „Hey“, grüßte sie aufgeschlossen, als sie sich auf den freien Platz am Fenster sinken ließ. Adam zerwuschelte ihr prompt die Haare, was Rose mit einem gezielten Schlag auf seinen rechten Arm quittierte. „Hexe“, fluchte der Gryffindor, aber das fröhliche Grinsen wich nicht von seinen Lippen. Dominique legte das Buch beiseite, in welchem sie zuvor aufmerksam geblättert hatte. „Wo warst du so lange?“, fragte sie. „Ich dachte schon, du hast dir ein anderes Abteil gesucht und lässt uns hängen.“ „Musste auf dem Weg noch ein Buch für Zauberkunst aus der Bibliothek holen, für den riesigen Aufsatz den Professor Landon erwartet.“ Rose verdrehte die Augen und ließ das Thema dann auf sich beruhen. Das sie in der Bibliothek war, war nicht gelogen. Doch das war nicht der Grund, warum sie so spät gekommen war. Scorpius Malfoy war ihr unterwegs begegnet und die beiden waren, aus welchen unglaublichen Gründen auch immer, in einem Gespräch hängen geblieben, das erst unterbrochen wurde, als Albus über den gesamten Bahnsteig hinweg Scorpius‘ Namen gerufen hatte. Rose konnte sich selbst nicht beantworten, was sich so plötzlich zwischen ihnen verändert hatte. Noch vor zwei Monaten hätte sie niemals ein Wort mehr als notwendig mit Scorpius gewechselt, und jetzt fiel es ihr so leicht, den Mund zu öffnen und mit ihm eine Diskussion über Quidditch zu beginnen oder ihm zu raten, was er Albus zu Weihnachten schenken sollte. Wenn sie es nicht besser wüsste würde sie fast denken, dass sie sich auf dem Weg befanden Freunde zu werden. Wenn das nicht das lächerlichste war, das sie jemals gehört hatte - ein Malfoy und eine Weasley, Freunde. Doch andererseits, genauso unwahrscheinlich war es doch gewesen, dass zwischen einem Potter und einem Malfoy jemals eine Freundschaft entsteht - doch der beste Beweis, dass, nur weil etwas ungewöhnlich war, es trotzdem sein konnte, lag direkt vor ihren Augen. Scorpius und Albus waren seit ihren ersten Hogwartstagen die besten Freunde die man sich vorstellen konnte. Leise seufzend ließ sich Rose in ihren Sitz zurücksinken. Sie schloss die Augen, aber spürte mehr als deutlich den Blick, der auf ihr lag. Dominique musterte sie mit diesem kritischen Ausdruck, den Rose schon allzu oft beobachtet hatte. Es fiel ihr leicht, ihre Cousine zu ignorieren. Rose wusste nicht wie lange sie vor sich hingedöst hatte, als das Öffnen und Schließen der Abteiltür sie aufschreckte. Adam und Holly waren nicht mehr da. „Die beiden hatten keine Lust auf den Süßigkeitenwagen zu warten und sind ihm schon mal entgegengelaufen“, erklärte Dominique, ohne das Rose nachfragen musste. Sie hatte schon wieder ein Buch in ihrem Schoß liegen und blickte kaum auf. „Aber umso besser. Dann kannst du mir jetzt erzählen, was dich beschäftigt und warum du diesen verträumten Gesichtsausdruck aufgelegt hast. Nimm’s mir nicht übel Rosie, aber es ist ein wenig verstörend dich so ruhig und zufrieden zu erleben.“ „Wie bitte? Ich habe keinen verträumten Ausdruck in meinem Gesicht!“, meinte Rose aufgebracht und war kurz davor in ihrer Tasche nach einem Handspiegel zu wühlen, um zu sehen, wie ihr Gesicht tatsächlich aussah. Mit einem Schlag klappte Dominique ihr Buch zu, welches dem Titel nach eine Vertiefung in die Zaubereigeschichte bot - als müsste man da noch viel tiefer gehen. Rose war mehr als froh, dass diese einschläfernden Stunden hinter ihr lagen. „Komm schon, Rose, du bist nicht so spät gekommen, weil du so lange in der Bibliothek gewesen bist. Das kannst du vielleicht allen anderen erzählen, aber mir sicherlich nicht. Du hast geschaut, als hättest du dich gerade von deinem Schwarm verabschiedet.“ Ein durchtriebenes Lächeln zog sich über Dominiques Lippen und es wirkte vollkommen fehl. Dominique war alles, aber nicht durchtrieben und listig. „Also, wer ist der Glückliche?“ Roses Augen weiteten sich ungläubig und erschrocken zugleich. „Es gibt keinen Glücklichen, okay? Ich habe keinen Schwarm und … ugh, du verwirrst mich.“ Dominique schaute sie unschuldig an. „Ich beschreibe nur, was ich gesehen habe. Und du sahst aus als hättest du gerade deinen ersten Kuss bekommen.“ Sie zuckte mit den Schultern und mit einem letzten Lächeln vergrub sie den Kopf wieder in ihrem Geschichtsbuch. Sprachlos starrte Rose aus dem Fenster und betrachtete die vorbeifliegende Landschaft. Dominique musste einige Wahrnehmungsstörungen haben. Rose war nicht verknallt, in niemanden, und sowieso hatte sie bloß mit Scorpius gesprochen. Scorpius. Das hörte sich ja gerade so an, als wäre sie in Malfoy verliebt. So ein Schwachsinn. Wie kam Dominique nur darauf, dass sie überhaupt irgendeinen Jungen gut fand? Sie war kurz davor, ihre Cousine zur Rede zu stellen und zu fragen, was sie sich dabei dachte, so einen Quatsch zu erzählen, als die Abteiltür wieder aufflog und Adam und Holly lachend ihre Plätze einnahmen. Sie hatten die Arme voller Süßkram und Rose bediente sich augenblicklich an Adams Schokofröschen. Dominiques Worte frustrierten sie und wirbelten noch für den Rest der Zugfahrt in ihrem Kopf herum, also begann Rose ein belangloses Gespräch über den neuen Gewandlanden in Hogsmead mit Holly und strafte ihre Cousine mit Missachtung. Als sie den Zug verließen hatte Rose kaum zehn Worte zu Dominique gesagt, doch das schien die Blondine nicht zu stören. Sie umarmte Rose und zwinkerte ihr zu, bevor sie mit ihren Eltern und Louis durch die Absperrung trat und verschwand. Rose war auf einmal sehr flau im Magen. ___ Die Tür zu seinem Zimmer schloss sich mit einem leisen Klicken hinter Albus und er atmete tief durch. Er war allein und obwohl er normalerweise am liebsten von seinen Freunden und Verwandten umgeben war, genoss er die erste ruhige Minute die er an diesem Tag hatte. Für gewöhnlich bedeuteten Tage, an denen der Hogwartsexpress nach London fuhr, immer viel Stress, was nicht zuletzt am Gedrängel im Zug, dem schweren Gepäck und den Stimmen hunderter Schüler auf sehr begrenztem Raum lag. Mit geschlossenen Augen ließ sich Albus frontal auf sein unberührtes Bett fallen. Der bekannte Duft des Waschmittelns seiner Mum stieg ihm in die Nase und er wusste, dass er wieder zu Hause war. Ein beruhigender Gedanke. Natürlich liebte er Hogwarts über alles, doch er würde nicht leugnen, dass er froh war, wenn er in den Ferien den Komfort seines Hauses und die Wärme seiner Familie spüren konnte. Es war alles intimer, weniger hektisch und - ganz besonders - still. Er zuckte kaum zusammen als seine Zimmertür mit einem lauten Knall wieder aufflog und sich ein schweres Gewicht ohne Vorwarnung auf ihn schmiss. Es war nicht so, als hätte er diese Situation nicht erwartet. „Albus!“ James‘ aufgeregte Stimme drang in seine Ohren, während sich seine Arme fest um Albus‘ Oberkörper schlossen. Ein leises Lachen entwich Albus‘ Kehle und mit einiger Anstrengung schaffte er es, seinen Bruder abzuschütteln und sich aufzusetzen. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und schaute in das grinsende Gesicht seines großen Bruders. „Oh, du hast mich über deinen ganzen Ruhm nicht vergessen, Quidditchstar?“, spottete er dann. James verdrehte übertrieben die Augen, bevor er seinen Bruder wieder niederkämpfte. „Ich würde doch niemals meinen kleinen Albino vergessen“, erklärte er dann und sah seinen Bruder an als läge das auf der Hand. „Nenn mich nicht so, du Idiot!“ „Denk du dir mal einen guten Spitznamen für den bescheuerten Namen Albus aus! Wirklich, da ist Albino ja noch das kreativste. Ich bin zwar gut, aber auch meine unendliche Genialität hat Grenzen.“ Albus lachte schallend auf. „Oh Merlin, du bist seit zwei Minuten hier und ich drohe schon an deinem riesigen Ego zu ersticken. Hau ab!“ Er schubste James spielerisch von sich und auf den Boden. „Hey! Mein Körper ist mein Kapital, also verletze mich nicht“, rief James empört aus, während er sich aufrappelte. „Du bist furchtbar. Ich weiß schon, warum ich dich kein bisschen vermisst habe“, war Albus‘ Erwiderung und er setzte ein ernstes Gesicht auf. Die Wahrheit war, dass er James mehr als jeden anderen vermisst hatte und besonders in diesem Schuljahr seine Unterstützung benötigt hätte. Sie kamen zwar nicht immer miteinander aus und besonders während James noch nach Hogwarts gegangen war hatte es viele Streitereien zwischen ihnen gegeben, doch letztendlich hatte Albus in James immer einen guten Zuhörer und Ratgeber gehabt. „Pah, das glaubst du ja selbst nicht.“ Und natürlich wusste James genau, wie Albus über ihn dachte. „Ja, wirklich nicht. Du hast mir gefehlt.“ James quetschte sich neben Albus auf das kleine Bett und legte einen Arm um die Schultern seines Bruders. „Merlin, Albus, ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Die ganzen Geschichten in den Zeitungen, die Gerüchte auf den Straßen. Du versetzt die ganze Zauberwelt in Aufregung.“ James‘ Stimme klang plötzlich eindringlicher, leiser und besorgter. „Wie geht es dir?“ Albus blickte auf den Boden und nicht in die wohlbekannten Augen seines Bruders. Dann zuckte er nichtssagend mit den Schultern. „Okay“, war alles was James sagte und Schweigen brach über das helle, modern eingerichtete Zimmer herein. Es dauerte nicht lange bis Albus in sich zusammensank und seinen Kopf in der Brust seines Bruders verbarg. Stumme Tränen rannen über sein Gesicht und tropften auf James‘ grauen Pullover. „Das habe ich mir gedacht“, murmelte James leise und strich geistesabwesend über die dunklen Haare seines kleinen Bruders. „Dad hat mir alles erzählt, was zwischen dir und Alice passiert ist. Die Sache mit dem Baby.“ Er pausierte. „Du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn du etwas brauchst. Wenn du ein Problem hast oder reden willst, dann bin ich immer für dich da Albus. Bitte vergiss das nicht!“ Mehr als ein Nicken brachte Albus nicht zustande. „Es tut mir leid“, fuhr James fort. „Es tut mir unendlich leid, dass alles so gekommen ist. Es tut mir leid für euer Baby, aber glaube mir, ich kann eure Gründe nachvollziehen und ich verurteile weder dich noch Alice.“ Albus blieb regungslos. „Du weißt, dass so etwas jedem passieren kann. Albus, es war ein Fehler und Fehler sind menschlich. Und natürlich, die Konsequenzen sind schwer zu tragen, aber das all dies geschehen ist und du dich gegen dieses Kind entschieden hast, macht dich nicht zu einem schlechten Menschen oder einer bösen Person. Ich will, dass du dir dessen bewusst bist! Mach dir bitte nicht für immer Vorwürfe, schließe damit ab, okay? Was geschehen ist, ist geschehen. Es liegt in der Vergangenheit. Und ich weiß, dass du einen solchen Fehler nie mehr wieder machen wirst. Es ist in Ordnung, okay?“ Es dauerte eine Weile, bis Albus sich wieder unter Kontrolle und die Tränen zum Versiegen gebracht hatte. Die Worte seines Bruders waren wohltuend. Das James ihn für seine Handlungen nicht verachtete, half ihm unendlich weiter. Er hätte nicht mit sich selbst leben können, wenn sein Bruder ihn bis zum Ende seiner Tage für einen Jugendfehler verurteilt hätte. „Danke, James“, wisperte er und schloss ihn für einen kurzen Augenblick fest in die Arme. „Keine Ursache, Albino. Und jetzt atme tief durch und schaue nach vorne.“ James richtete sich auf und schnalzte mit der Zunge. „In drei Tagen ist Weihnachten und ich habe immer noch kein Geschenk für Mum. Ich dachte du könntest deinem Lieblingsbruder einen guten Tipp geben?“ Albus konnte sein Lachen nicht unterdrücken, auch wenn es ein wenig wässrig klang. „James, es ist doch jedes Jahr das gleiche mit dir!“ James schob sofort schmollend die Unterlippe hervor. „Ein Geschenk für eine Frau zu finden ist aber auch verdammt schwierig“, jammerte er los. „Für Dad habe ich Karten für die Quidditchweltmeisterschaft nächsten Sommer besorgt, aber für Mum wollte ich etwas Persönlicheres. Nur habe ich keine Ahnung, was ihr gefallen könnte. Sie trägt keinen Schmuck, braucht keine neuen Kochtöpfe und das bescheuerte Buch von Cinzia Broadmoor, das sie unbedingt haben wollte, hat sie sich letzte Woche selbst gekauft - das war meine Notlösung. Albus, ich bin erledigt.“ „Will ich überhaupt wissen was du für Lily besorgt hast?“, fragte Albus nur halb im Scherz nach. Lily würde James den Besen über den Kopf ziehen, wenn er ihr ein Buch oder Wollsocken präsentierte. „Nein, oh nein, Albus, das willst du nicht wissen. Es ist aus und vorbei - meine weiblichen Verwandten werden sich zusammentun und meinen schmerzhaften Tod planen, sobald sie meine Geschenke in den Händen halten werden.“ Albus‘ Augen weiteten sich ernsthaft verunsichert. „Merlin, James, was hast du getan?“ Die Wangen des älteren Pottersproß verfärbten sich rosa, doch bevor er eine Antwort formulieren konnte drang Ginnys Stimme durch das Haus und beorderte alle Kinder zum Essen. James sprang von seinem Platz auf und hechtete zur Tür. Mit der Klinke in der Hand drehte er sich noch einmal zu Albus um. „Morgen gehen wir in der Winkelgasse shoppen. Ich bringe das Geld und du die Ideen mit, einverstanden? Fantastisch!“ Dann floh er aus dem Zimmer und die Treppe hinunter in die Küche. Albus seufzte laut. So wie er James kannte, hatte dieser noch überhaupt kein Geschenk besorgt - mal abgesehen von den Quidditchkarten, die er von seinem Verein geschenkt bekam. In Gedanken begann Albus schon eine Liste zu schreiben und beschloss James die teuersten Geschenke anzudrehen, an die er denken konnte. Es war ja nicht so, als würde es ihm an Geld mangeln und Albus wollte James bluten lassen, wenn er schon einen gesamten Tag mit Einkaufen verbringen musste. ___ Ein wenig benommen und ganz und gar unelegant stolperte Dominique am Tag vor Weihnachten aus dem Kamin im Wohnzimmer des Fuchsbaus. Sie blinzelte heftig und strich sich die Asche von der Hose, bevor sie ganz von der Feuerstelle wegtrat. Das Wohnzimmer war vollkommen verlassen, doch in der Ecke stand bereits ein riesiger Weihnachtsbaum - ungeschmückt, aber trotzdem sehr majestätisch. Verwundert begab sich Dominique auf die Suche nach ihren Großeltern und Cousins und Cousinen. Wie jedes Jahr an diesem Tag kamen alle Nachkommen des Potter-Weasley-Clans in den Fuchsbau und halfen bei allen nötigen Vorbereitungen für das anstehende Weihnachtsfest. Die Mädchen halfen dabei meist Oma Molly mit den Essensvorbereitungen oder kümmerten sich um das Schmücken der Zimmer, während die Jungs mit Opa Arthur den Garten in Ordnung brachten und Platz für alle Verwandten schafften. In der Küche traf Dominique auf ihre Großmutter, die mit dem Zauberstab diverse Messer zum Kartoffelschälen einteilte. „Hallo Nana“, begrüßte sie die rundliche, alte Frau mit den vielen Lach- und Sorgenfalten im Gesicht. Molly schenkte ihr ein warmes Lächeln, bevor sie sie fest in die Arme schloss und liebvolle Worte in ihre Haare murmelte. Anschließend hielt sie Dominique an den Schultern fest um sie zu mustern. „Herrje, Dominique, isst du denn überhaupt nichts? Du bestehst ja nur aus Haut und Knochen. Morgen schlägst du ordentlich zu, verstanden?“ Molly lächelte erneut und scheuchte sie dann in den Garten. „Draußen warten schon alle auf dich. Victoire ist vor einer halben Stunde angekommen.“ Dominique nickte und eilte dann durch die Hintertür. Tatsächlich fand sie im großen, verwilderten Garten alle ihre Cousins und Cousinen, sowie Scorpius Malfoy und Teddy Lupin vor. Als sie zu der großen Gruppe trat, wurde sie mit zahlreichen Rufen begrüßt. Eine Erwiderung blieb ihr im Hals stecken, denn Victoire zog sie in eine enge Umarmung und nahm ihr damit die Luft zum Atmen. „Dome, ich hab dich so vermisst!“ Victoire war nach ihrem Abschluss von Hogwarts nach Frankreich gezogen und Dominique hatte sie seit dem letzten Weihnachtsfest nicht mehr gesehen. Durch ihren Beruf als Reise-Journalistin verbrachte Victoire viel Zeit an den verschiedensten Orten der Welt und hatte meist nicht dann Urlaub wenn Dominique Ferien hatte, was ein Treffen im gesamten bisherigen Jahr verhindert hatte. Es dauerte eine Weile bis sich die Schwestern voneinander lösten und Dominique auch dem Rest ihrer Verwandten eine anständige Begrüßung zukommen lassen konnte. Als Fred ihrem Blick begegnete konnte sie das sanfte Lächeln nicht unterdrücken, welches sich auf ihre Lippen legte, doch sie schaute weg, bevor irgendjemand misstrauisch werden konnte. „Also“, ergriff schließlich James das Wort. „Schneeballschlacht!“ Schneller als Dominique die Worte überhaupt verarbeiten und einen Schritt zurückgehen konnte, begannen wild durcheinander und von viel Geschrei begleitet Schneebälle durch die Luft zu fliegen. Natürlich wurde sie augenblicklich ins Gesicht getroffen und die kalte Masse tropfte von ihr von Nasenspitze und Haaren auf den dicken Pullover. Sie stand einen Moment wie versteinert da, dann hob sie den Blick. Fred grinste sie über Hugos Kopf hinweg schief an und ganz automatisch verengten sich Dominiques Augen zu Schlitzen. Natürlich würde Fred auf der Stelle auf sie zielen. Aber gut, wenn er es so wollte, dann würde er es so bekommen. Blitzschnell bückte sie sich nach unten und hob zwei Hände voll blütenweißem Schnee auf. Sie machte sich nicht die Mühe ihn großartig in Form zu bringen, rannte stattdessen lieber auf ihren Cousin zu und warf den Schnee ohne viel Können in seine Richtung. Es überraschte sie nicht sehr, dass sie zwar Fred nicht traf, er ihr jedoch eine weitere Fuhre Schnee an den Kopf warf. Sie rümpfte die Nase und wischte sich die größeren Klumpen unwirsch aus den Haaren. Sie stand nur wenige Meter von Fred entfernt und Hugo war bereits anderswo damit beschäftigt, Lily und Louis gleichzeitig zu bombardieren. Ihr Weg war frei und vielleicht, wenn sie ihn überrumpelte … Ohne länger nachzudenken schmiss sich Dominique auf Fred. Sie hatte richtig gelegen und ihr Cousin war von der plötzlichen Attacke so überfordert, dass er das Gleichgewicht verlor und im Schnee landete. Dominique fiel bequem auf ihn. „Das soll dir eine Lehre sein mich noch einmal so hinterlistig anzugreifen!“, meinte sie und ließ ihre Stimme empört klingen. Jede Erwiderung Freds wurde in dem Haufen Schnee erstickt, den Dominique mitleidslos in sein Gesicht schaufelte. Er prustete und spuckte und versuchte seine Hände zu befreien, die Dominique zu beiden Seiten seines Oberkörpers mit ihren Knien festhielt. Nach einigen Sekunden des hilflosen Strampelns ließ sie ihn schließlich los. Sie streckte ihm die Zunge heraus während er noch den Schnee von seinem knallroten Gesicht wischte. Sein Blick war mörderisch und aus Angst vor seiner Rache lief Dominique quer durch den Garten zu dem Fort das Albus, Scorpius und Teddy mühevoll errichtet hatten. Sie quetschte sich neben Teddy und duckte ihren Kopf hinter die Wand aus Schnee. Sie versuchte ihre schnelle Atmung zu beruhigen. Beinahe hatte sie vergessen, wie es sich anfühlte Fred so nah zu sein und statt des Schnees hätte sie ihm ihre Lippen ins Gesicht gedrückt. Merlin sei Dank hatte sie sich in der letzten Sekunde besonnen und ihre Gedanken geordnet, sonst hätten sie und Fred jetzt eine Menge zu erklären. Fred ließ sie dankenswerterweise für den Rest der Schneeballschlacht in Ruhe und Dominique hatte die leise Vermutung, dass auch er die Versuchung und Sehnsucht gespürt hatte, die zwischen ihnen aufgeflackert war und lieber nichts riskieren wollte. Dominique gesellte sich also zu Molly, Lucy und Rose und gemeinsam begannen sie das Fort der Jungs zu attackieren. Sie vergaß die Zeit, formte eifrig einen Schneeball nach dem anderen und warf öfters daneben als das sie traf. Es war schließlich Oma Molly, die all dem ein Ende setzte. „Ins Haus jetzt, Kinder! Ihr seid hier um eurem Großvater und mir ein wenig Arbeit abzunehmen, rumalbern könnt ihr später. Kommt rein, wärmt euch auf und dann macht euch nützlich!“ Ihre strenge Stimme schallte über den Garten hinweg und alle Kinder seufzten enttäuscht auf, doch als sie kurz darauf einer nach dem anderen in die Küche traten präsentierte Oma Molly jedem eine Tasse heißen Kakao mit Sahne, bevor sie sie für verschiedene Arbeiten einteilte. Dominique endete im Wohnzimmer und sollte mit Hilfe von Molly und Lucy den Weihnachtsbaum schmücken, was sie nur zu gerne erledigte. Sie war erleichtert, dass sie nicht mit Rose und Roxanne das Treppenhaus putzen musste. „Welche Farben sollen die Kugeln dieses Jahr haben?“, fragte Dominique die Zwillinge und natürlich hatten sie die verschiedensten Meinungen. „Gold und Blau und Orange“, meinte Molly und wickelte sich eine Strähne ihrer Haare um den Zeigefinger. Lucy sah von ihrer Position am Boden auf und warf ihrer Schwester einen verwirrten Blick zu. „Nein, Mol, die Farben passen doch gar nicht zusammen. Ich finde wir sollten einen richtigen Gryffindorbaum schmücken. Nur Rot und Gold. Mit viel Lametta.“ „Das können wir ja wohl kaum machen, schließlich war nicht jeder hier Gryffindor zugeteilt. Das ist diskriminierend.“ „Oh Molly“, seufzte Lucy übertrieben. „Du machst es immer viel komplizierter als notwendig.“ Bevor die Diskussion zwischen den Viertklässlerinnen eskalieren konnte, sprang Dominique ein und beschloss, wie der Baum aussehen würde. „Dann schmücken wir eben einen Hogwartsbaum in den Farben aller Häuser. Somit fühlt sich niemand ausgeschlossen und benachteiligt, okay?“ Ohne eine Bestätigung ihrer Cousinen abzuwarten zog Dominique die Kisten mit den Glaskugeln zu sich. Sie waren noch vom letzten Jahr in Silber- oder Goldtönen gefärbt. Dominique teilte sie gleichmäßig auf und färbte die Kugeln dann mit einer einfachen Zauberformel blau, grün, rot und gelb. Das würde der bunteste Baum seit einigen Jahren ergeben, doch Dominique störte ein wenig Farbe nicht. Wenn man einmal im Jahr übertreiben konnte, dann ja wohl zu Weihnachten. Molly und Lucy griffen eifrig nach den dutzenden Kugeln, während Dominique mit einigen Schwierigkeiten die unendlich lange Lichterkette um den Baum schlang. „Vielleicht solltest du eine Karriere als Lehrerin in Erwägung ziehen“, wisperte in diesem Moment eine vertraute Stimme in ihr Ohr und vor Schreck fiel Dominique der Zauberstab aus der Hand. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. „Konflikte kannst du nämlich ziemlich gut lösen, und sogar schon bevor sie wirklich begonnen haben.“ So ungerührt wie möglich bückte sich Dominique nach ihrem Zauberstab und versuchte sich ihren kurzen Verlust von Beherrschung nicht anmerken zu lassen, bevor sie sich herumdrehte. Fred hatte sich einige Schritte entfernt und stand nun gegen das Sofa gelehnt da. Er hatte die Arme locker vor der Brust verschränkt und grinste sie an. „Ich glaube nicht, dass Hogwarts mehr als einen Weasley-Professor ertragen könnte“, erwiderte Dominique schlicht. „Falls sie überhaupt das Risiko eingehen und dich einstellen werden“, ergänzte sie mit einem süffisanten Lächeln. Fred verzog sein Gesicht und hielt sich die Hand an die Brust, als würde er plötzliche Schmerzen empfinden. „Du verletzt mich! Neville hat mich vor den Ferien beiseite genommen - er meint, dass ich nach meinem Studium sehr Willkommen bin. Und die alte Targin könnte gut jemanden gebrauchen der ihr ein wenig Arbeit abnimmt, auch wenn sie es niemals zugeben würde.“ Ein ehrliches Lächeln legte sich auf Dominiques Lippen. „Das freut mich für dich!“, sagte sie und drehte sich dann zurück zum Weihnachtsbaum. Molly und Lucy hatten etwa die Hälfte der Kugeln aufgehängt und schon jetzt war das Grün der Nadeln kaum noch zu sehen. „Wie kommt‘s das du hier bist und nicht in Hogwarts auf die Dortgebliebenen aufpasst?“, fragte sie dann, während sie die letzten Zentimeter der Lichterkette um die Baumkrone schlang und das Ende zwischen den Zweigen versteckte. „Ist das nicht Lehrerpflicht?“ Sie konnte Fred nicht sehen, spürte jedoch, dass er wieder näher kam. Er nahm sich eine der gelben Kugeln und hängte sie an einen bisher ungeschmückten Ast nahe der Spitze. „Meist sind es die Lehrer ohne Familie, die die Ferien in der Schule verbringen. Allen anderen ist es freigestellt zu gehen. Es sei denn natürlich es gibt einen Lehrermangel - aber momentan ist das ja nicht der Fall, also habe ich Zeit endlich wieder stetigen Kontakt zu meiner Familie aufzubauen. Nichts eignet sich besser für ein großes Wiedersehen als Weihnachten, oder nicht?“ Dominique nickte stumm. Sie hatte nicht daran gedacht, dass Fred viele seiner Onkels und Tanten am Weihnachtstag das erste Mal wiedersehen würde - ebenso wie er James, Victoire und Teddy erst heute erstmals seit Jahren getroffen hatte. Abgesehen von den jüngeren Kindern die noch nach Hogwarts gingen hatte wahrscheinlich kaum jemand Fred schon zu Gesicht bekommen. „Hast du uns denn vermisst?“, fragte in diesem Moment jemand hinter ihnen und Dominique und Fred drehten sich herum. James stand lässig im Türrahmen und grinste seinen Cousin an. „Was ist das denn für eine bescheuerte Frage, James?“ „Nun ja, du bist einfach abgehauen und hast nichts mehr von dir hören lassen. Ich dachte schon ich würde dich nie wieder sehen.“ James zuckte mit den Achseln und es wirkte als wollte er das Thema damit beenden und nicht bei den düsteren Gedanken verweilen, doch eine angespannte Stimmung hatte sich über den Raum gelegt. Fred öffnete den Mund, vielleicht um sich zu entschuldigen, vielleicht um sich zu rechtfertigen, aber James unterbrach ihn. „Aber umso besser, dass du wieder da bist - wir sollen Louis und Hugo beim Stühle schleppen helfen und ich bin echt dankbar, dass du mir einen Teil der Arbeit abnehmen kannst.“ Er zwinkerte und war dann genau so schnell verschwunden wie er gekommen war. Dominique blickte Fred für einen Augenblick stumm an, bevor Lucy um ihre Aufmerksamkeit verlangte. „Die Kugeln hängen alle. Kannst du das Lametta noch bunt zaubern?“ Geistesabwesend blinzelte die Ravenclaw und nickte ihren Cousinen dann zu. „Ja, sofort.“ Dann warf sie ihre Arme um Fred und drückte ihn kurz an sich. „Ich bin froh, dass du wieder da bist“, murmelte sie in sein Ohr und küsste seine Wange, bevor sie ihn los ließ und in Richtung der Tür schubste. Sie sah sich nicht nach seiner Reaktion um und verfolgte nicht wie er den Raum verließ, sondern kniete sich bloß zu den Kisten, die mit Lametta vollgestopfte waren, und begann sie bündelweise in die verschiedensten Farben zu hexen. Als sie sich das nächste Mal umschaute, nachdem sie eine goldene Spitze auf den Baum gesteckt und das Gesamtwerk bewundert hatte, war Fred schon lange verschwunden. ___ Der wundervolle Geruch von gutem Essen, warmen Plätzchen und Zimtkerzen drang Rose in die Nase sobald sie am nächsten Tag aus dem Kamin und in das aufwendig geschmückte Wohnzimmer ihrer Großeltern trat. Sie machte Platz für ihren Bruder, der nach ihr durch das Flohnetzwerk in den Fuchsbau unterwegs war, und sah sich um. Ein Lachen platze aus ihrem Mund als sie den knallbunten Weihnachtsbaum in der Ecke sah - er war so typisch für ihre Familie. Erst als Hugo und ihre Eltern angekommen waren machten sie sich auf die Suche nach allen anderen Verwandten. Sie trafen auf eine große Gruppe in der Küche und ein dutzend Stimmen plapperten sofort quer durcheinander. Rose hatte das Gefühl schon hundertmal „Fröhliche Weihnachten“ gesagt zu haben und dabei hatte sie noch nicht einmal ihre ganze Familie gesehen. Und es war nicht so, dass es sie störte - wenn Rose eines genoss, dann waren es große, laute, feierliche Weihnachtstage mit ihrer Familie. Es dauerte nicht lang bis sich jeder zum Essen eingefunden hatte und Rose bekam nicht genug. Es war nicht so, dass sie unendlich viel Essen konnte, so wie Albus, aber bei Oma Molly konnte sogar sie dreimal nachladen, bevor sie Bauchschmerzen bekam. Nach dem Essen kehrte ein wenig Ruhe ein. Die Erwachsenen zogen sich weitestgehend in die Zimmer in den oberen Etagen zurück, um ein wenig zu entspannen bevor es mit dem Abendessen und dem Weihnachtlieder singen weiterging. Die jüngeren Kinder hatten sich im Garten versammelt und tobten sich bei einer Schneeballschlacht aus. Rose hatte nicht wirklich darauf geachtet, wer sich wohin bequemte - sie wusste nur, dass sie eine Zigarette und frische, kühle Luft brauchte. Sie griff nach ihrem Wintermantel, stellte sicher, dass sie ihre Packung Zigaretten eingesteckt hatte und schlüpfte aus der Haustür, als gerade niemand hinsah. Der schmale Vorgarten war leer, aber sie hörte Lilys laute Hilfeschreie und Hugos schallendes Lachen vom großen Garten hinter dem Haus. Mit den Händen tief in den Taschen vergraben ließ Rose den Fuchsbau hinter sich zurück. Sie ging den unbenutzten Feldweg entlang und bald war das einzige, was sie vom Haus ihrer Großeltern noch sehen konnte, ein Rauchfaden der sich zwischen Baumspitzen hindurchschlängelte. Sie ging noch eine Weile vor sich hin und wollte gerade die Zigarettenschachtel hervorziehen, als eine Stimme hinter ihr erklang. „Lass mich raten - du willst dir gerade eine Zigarette anbrennen.“ Rose wirbelte so schnell herum, dass sie auf der Schneeschicht den Halt verlor und auf ihre Knie fiel. Vor ihr stand Scorpius und er biss sich hart auf die Unterlippe, wahrscheinlich um ein lautes Lachen zu verhindern. Rose spürte Röte in ihre Wangen steigen - sie hatte schon länger nicht mehr einen so peinlichen Auftritt hingelegt. Scorpius hielt ihr anständigerweise die Hand hin und half ihr auf, bevor er das breite Grinsen zuließ. Sein blasses Gesicht schien vor dem schneeigen Hintergrund nahezu zu strahlen und seine Augen spiegelten den Nachmittagshimmel wieder und Rose wusste nicht, seit wann sie sich solche Dinge wahrnahm. Sie schüttelte knapp den Kopf, bevor sie zwei Zigaretten aus ihrer Tasche zog und Scorpius eine zwischen die Lippen steckte - hauptsächlich um seinen amüsierten Gesichtsausdruck zu verscheuchen. „Was machst du hier?“, fragte Rose dann, als sie endlich einige tiefe Züge genommen hatte. Scorpius zuckte mit den Schultern und es dauerte einen Moment, bis er antwortete: „Brauchte ein wenig Abstand zu deiner Familie. Nicht, dass es mir nicht gefällt und alle übermäßig nett sind, aber Merlin, so viele Menschen auf so engem Raum bin ich wirklich nicht gewöhnt. In Hogwarts hat man immer noch die Chance, sich irgendwo zu verkriechen, aber hier scheint nahezu jedes Zimmer ständig von irgendjemandem belegt zu sein. Es ist unglaublich!“ Er lachte leise und führte dann die Zigarette erneut an seine Lippen. „Ich weiß, was du meinst. Es kann einen wirklich überfordern. Aber man gewöhnt sich dran.“ Rose schob mit ihren Schuhen den Schnee am Boden hin und her und versuchte, Scorpius‘ Blick nicht zu begegnen. Dominiques Worte sind ihr eben wieder eingefallen. Das sie im Zug ausgesehen haben sollte als hätte sie gerade mit ihrem Schwarm gesprochen. Das war lächerlich, doch trotzdem fühlte sie sich plötzlich seltsam in der Gegenwart des Malfoys. „Ich liebe Weihnachten“, sagte sie dann, um das Schweigen nicht andauern zu lassen. „Ich weiß. Ich konnte es in deinem ganzen Gesicht lesen. Ist selten, das man dich so vollkommen unbeschwert erlebt.“ Rose hob ruckartig den Kopf. Alles schwirrte plötzlich. Was war das denn für eine Aussage? Hatte er sie vielleicht beobachtet? Und wenn ja, warum? Und sowieso, wie meinte er das? Wieso war ihm überhaupt etwas an ihr aufgefallen? Nahezu gierig zog Rose an den letzten Resten ihrer Zigarette um zu verhindern, dass eine dieser Fragen aus ihrem Mund fiel. Offensichtlich interpretierte sie viel zu viel in Scorpius‘ wenige Worte. Das war alles Dominiques Schuld, verdammt! „Mh“, war alles, was ihr einfiel. Am liebsten hätte sie ihren Kopf in den Schnee gesteckt. Was war bloß los mit ihr? So hilflos hatte sie sich gegenüber Scorpius, und auch sonst keinem Jungen, jemals gefühlt. Sie schluckte schwer und das unerwartete Verlangen, Scorpius am Kragen zu packen und ihn zu Küssen erschütterte sie. Mit einer fahrigen Handbewegung schmiss sie ihre Zigarette weg und nickte Scorpius hastig zu, bevor sie mit raschen Schritten den Feldweg entlang zurück zum Fuchsbau ging. Sie konnte nicht fassen, was da soeben geschehen war. Der Drang, ihren Kopf in ihren Händen zu vergraben und laut zu schreien, war nahezu unwiderstehlich. Nach den Ferien hatte sie einige ernste Fragen an Alice und Dominique zu stellen und bis dahin würde sie sich von Scorpius Malfoy fernhalten - sehr weit fernhalten. ___ Es war schon seit Langem eine Tradition, dass jede Tante, jeder Onkel, jede Cousine und jeder Cousin Freds, nicht zu vergessen seine eigene Familie sowie Molly und Arthur die Nacht zum 25. Dezember im Fuchsbau verbrachten. Das war auch der Grund, warum das alte, krumme Haus auch drohte aus allen Nähten zu platzen. Jedes Zimmer wurde vielfältig belegt und niemand hatte den Luxus der sich Privatsphäre nannte. Fred war es gerade recht so. Bei derart vielen Menschen fiel es nämlich niemandem auf, dass er und Dominique für eine Weile verschwunden waren. Aber das war unwichtig, denn zu dieser Stunde schliefen sowie alle. Das Haus lag still da und fast alle Lichter waren gelöscht. Die Flamme einer einzigen Kerze erhellte die vollgestopfte Abstellkammer neben der Küche. Das nicht viel Platz war störte Fred nicht, denn es nötigte Dominique dazu, sich näher an ihn zu pressen und das war etwas, dass ihm nie im Leben widerstreben würde. Seine Hände fuhren ungeduldig an ihren schmalen Seiten auf und ab und ihre Haare streiften seine Fingerspitzen. Sie verteilte eifrige, verlangende Küsse an seinem Hals, bis hinunter zu seinem Schlüsselbein und es kostete ihn einiges an Kraft ein Stöhnen zu unterdrücken. Fred wusste nicht, wie lange sie schwer atmend und sprachlos in der Kammer verbrachten, aber er wusste, dass er ein ernsthaftes Problem hätte wenn sie nicht bald damit aufhörten, verlangende Küsse zu teilen. Es war vielleicht in Ordnung bei Nacht ein wenig rumzumachen, aber nie im Leben wäre er in der Lage in einem Haus vollgestopft mit seinen Verwandten auch nur einen Schritt weiterzugehen. Und das war auch gut so. Dominiques Griff um seinen Nacken verstärkte sich, so als wüsste sie genau, dass sie nicht mehr seine ungeteilte Aufmerksamkeit besaß. Sie seufzte atemlos in seinen Mund und ja, er hatte den Kuss unterbrechen und zurück in sein Zimmer gehen wollen, aber Dominique machte es mit jedem Laut, mit jeder Berührung und mit jedem Blick verdammt schwer sich von ihr zu entfernen. „Dome“, keuchte er leise und küsste sich von ihrem Mund zu ihrem Hals. Er biss zärtlich in ihre makellose Haut, nicht in der Absicht ein Zeichen zu hinterlassen aber vielleicht ja doch, bevor er seine Lippen wieder über ihre legte und sich den Atem rauben ließ. Er hätte es kommen sehen sollen. Sie waren verantwortungslos gewesen, hatten nicht nachgedacht und sich stattdessen von ihren unkontrollierbaren Gefühlen leiten lassen. Es war zu erwarten gewesen, doch sein Herz setzte trotzdem diverse Takte aus, als sich die Tür mit einem leisen Knarren öffnete und Licht in die Abstellkammer flutete. Dominique sprang von ihm als hätte sie sich an seiner Haut verbrannt und er richtete sich augenblicklich zu seiner vollen Größe auf. Er schaffte es erst nach einigen Sekunden sich in Richtung der Tür zu drehen und wem auch immer gegenüber zu treten. Dominiques Augen hingegen waren fest geschlossen und sie hatte ihren Körper halb in der nächsten Wand verborgen, als wollte sie darin verschwinden. Er konnte es ihr nicht verdenken. Es war Albus, der ihnen mit leicht geöffnetem Mund und seinem Zauberstab in Angriffsposition gegenüberstand. Er sagte nicht und Fred sagte nichts und plötzlich fühlte sich alles wie das Ende an. Dominique war es schließlich, die jeden aus seiner Starre erlöste. Sie trat an Fred vorbei aus der Kammer, drückte Albus‘ Zauberstab Richtung Boden und ließ sich dann am Küchentisch nieder. Sie wendete den Kopf von ihren Cousins ab und starrte durch das Fenster in die Dunkelheit nach draußen. Fred vermutete, dass sie nicht wirklich etwas wahrnahm. „Was?“, fragte Albus letztendlich nur und es war eine unsinnige Formulierung. Fred lachte kurz und freudlos, als wäre das die einzige Antwort zu der er in der Lage ist. Dann löschte er die Kerze, die noch immer in der Kammer flackerte und schloss die Tür hinter sich. Er suchte sich ebenfalls einen Platz am Küchentisch, doch er hielt größtmöglichen Abstand zu Dominique. Sie schien noch weiter in sich zusammenzusinken und Fred fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Albus schien währenddessen der Sprach wieder mächtig zu werden, denn seine nächsten Worte waren unmissverständlich. „Hätte jemand von euch vielleicht die Freundlichkeit mich aufzuklären was ich da eben beobachtet habe? Denn, korrigiert mich wenn ich falsch liege, es sah verdammt danach aus, als hättet ihr eben miteinander rumgeknutscht und es hat nicht so gewirkt als wäre das ein einmaliges Versehen gewesen. Und ich hoffe euch beiden ist klar, dass das falsch ist. Verdammt falsch. Mal davon abgesehen, dass ihr Cousin und Cousine seid ist Fred auch noch dein Lehrer, Dominique. Ich meine, Merlin, was habt ihr da gerade getan? Was denkt ihr euch dabei? Wie lange läuft das schon?“ „Um Himmels Willen, Albus, halt den Mund!“, fauchte Dominique dann und der Potter wurde still. Sie sah ihn mit tränenfeuchten Augen an. „Sei einfach ruhig!“ Sie schien mehr sagen zu wollen, aber alles was sie zustande brachte war ein müdes Schütteln ihres Kopfes. Fred räusperte sich leise. „Bitte, Albus, kannst du nicht einfach vergessen, was du gesehen hast?“ Seine Stimme klang flehentlich. Albus sah ihn nur mit geweiteten Augen an. „Vergessen? Wie soll ich das vergessen? Das ist unmöglich.“ Er fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Haare und machte sie damit noch unordentlicher. „Wieso warst du überhaupt hier unten?“, hakte Dominique nach. Sie wirkte teilnahmslos und leer und Fred wusste, dass sie hauptsächlich Angst hatte - Panik gar, dass ihr Geheimnis gelüftet werden könnte und sie ihn, Fred, erneut verlieren würde. Er wünschte er könnte ihr dieses Gefühl nehmen, ihr sagen, dass er sie nie, nie wieder zurücklassen wird. „Ich bin für die Geschenke verantwortlich. Sollte sie unter den Baum legen, damit sich Lily, Hugo und Louis morgen früh darüber freuen können.“ Er zuckte mit den Schultern, als wäre es jetzt nicht mehr wichtig und wahrscheinlich war es das auch nicht. „Albus, hör zu, wir reden darüber, okay? Ich verspreche es dir. Aber nicht heute, nicht hier. Zurück in Hogwarts erklären wir dir alles, doch lass uns nicht die Ferien zerstören.“ Der Potter atmete tief aus, ließ sich Freds Angebot einige Sekunden durch den Kopf gehen und nickte dann ergeben. „Einverstanden“, stimmte er dann zu. „Doch wenn ich in Hogwarts nicht alles erfahre wende ich mich an Professor Longbottom. Und außerdem haltet ihr euch bis dahin fern von einander. Ich kenne eure Geschichte nicht, ich will euch nicht vorschnell verurteilen und das ihr verwandt seid stört mich nicht wirklich. Aber das alles ändert nichts daran, dass du Dominiques Lehrer bist, Fred. Es gibt Gründe warum derartige Beziehungen verboten sind.“ Fred nickte nur knapp und kurz darauf war Albus im Wohnzimmer verschwunden und das entfernte rascheln von Geschenkpapier war alles, was zu hören war. Das Schweigen zwischen ihm und Dominique hielt an, bis sie sich stumm erhob und die Küche verließ. Ein bleiernes Gefühl breitete sich in seiner Magengrube aus als er ihr nachsah und ihm wurde schlagartig bewusst, dass Dominique nicht die einzige war die Angst hatte, alles, was zwischen ihnen existierte zu verlieren. ___ tbc Es tut mir leid, dass es doch so lange gedauert hat mit diesem Kapitel. Ich denke, dass es in Zukunft schneller geht, aber ich verspreche nichts. Vielen Dank jedenfalls für alle Kommentare und Favoriteneinträge und ich hoffe natürlich, dass euch das Kapitel gefallen hat! :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)