Zwischenwelten von Sarmira ================================================================================ Kapitel 5: Abtasten ------------------- Minyu erkannte die tsufurianische Bauart des Palastes sofort. Wie auch alle anderen Gebäude der Umgebung. Sie haben sich alles genommen, dachte das Mädchen und folgte einem schweigsamen Nappa. Der schrankförmige Riese grummelte schon die ganze Zeit vor sich hin. Ein klares Wort war aus ihm nicht herauszubekommen. Minyu hatte einen kurzen Moment einen Blick in seinen Geist gewagt und war auch erstaunlich einfach hineingekommen. Er verfluchte Vegeta für diesen Auftrag und versuchte immer noch herauszufinden, warum gerade ihm diese Aufgabe aufgelastet wurde. Minyu musste zugeben, dass sie es genoss, wie sehr er sich darüber ärgerte. Seine Sprüche auf dem Turnier hatte sie nicht vergessen. Taki hatten sie bereits im Krankenhaus abgeliefert und Minyu war nur wenig überrascht darüber, dass der Arzt ebenfalls ein Tsufurianer war. Nur die Kälte, die er ihr gegenüber zeigte, hatte sie nicht erwartet. Bisher fühlte sie sich ihrer ruhigen Seite immer mehr zugezogen, dass sie als Mischling aber auch den toleranten Tsufurianern zuwider war, tat ihr weh. Mit Verachtung hatte der Arzt sie angesehen, und dass er Taki operieren sollte, war ihm nicht recht gewesen, aber sein Kodex und seine Ehre als Mediziner ließen nichts anderes zu als sein bestes zu geben. Oder die Tatsache, dass er l sein Leben verlieren würde, wenn er sich weigerte. Das hatte zwar niemand ausgesprochen, doch Nappas Gesicht hatte Bände gesprochen. Minyu war sich daher sicher ihren Halbbruder in guten Händen zu wissen. Ganz anders als sie selbst. Was genau ihre Aufgabe als Beraterin sein sollte, ahnte sie nicht. Nur eine wage Idee hatte sie im Kopf. Warum sie auf diesem Posten kämpfen musste, konnte sie sich nicht erklären. Und eigentlich auch nicht, warum Vegeta eine Beraterin brauchte. Ihr war nicht bekannt, dass Saiyajins Verhandlungen führten. Das Kriegervolk nahm sich was, und wie Minyu es am eigenen Leib erfahren hatte, auch wen sie wollten. „Das ist dein Zimmer. Prinz Vegeta wird zu dir kommen, wenn er Zeit hat“, brachte Nappa nur unter größter Beherrschung seines aufschäumenden Wesens hervor und öffnete die Tür. Dahinter befand sich ein einfach eingerichteter Raum, der aber alles Nötige für das tägliche Leben besaß. Ein Bett stand an der Wand, daneben ein kleiner Schreibtisch. Die linke Seite konnte mit einem Vorhang abgetrennt werden. Dort hingen ein Waschbecken, eine Toilette und sogar eine kleine Dusche. Für eine Sklavin habe ich es hier sogar noch recht gut. Kaum hatte sie ihren Gedanken zu Ende geführt, fiel die Tür hinter ihr ins Schloss und das Klicken verriet Minyu, dass Nappa sie eingeschlossen hatte. „Was aber an dem Status nichts ändert“, murmelte sie resigniert und versuchte sich daran zu erinnern, für wen sie das hier alles tat. Damit würde sie ihre Seele am Leben halten und das hier durchziehen. Taki bekam seine OP und, wie sie ihn kannte, erholte er sich bestimmt schnell. Er hatte immer zu ihr gestanden und sie beschützt, wenn es ihm möglich gewesen war. Doch das war auch der Grund, warum er so sauer auf sie war. Hatte er doch immer alles darum gegeben, dass sie in Sicherheit war und jetzt lief sie dem offensichtlichen Unglück sogar in die Arme. Sie legte ihre wenigen Sachen in den Schrank und warf sich rücklings aufs Bett. Nappa hatte die beiden in aller Frühe abgeholt und in der Nacht hatte sie auch nur wenig Schlaf gefunden. Das einzige positive an diesem Tag, war das Gesicht ihres Vaters gewesen, als der Riese vor der Tür stand und nach den Geschwistern verlangte. Minyu schloss die Augen. Vegeta würde sie schon holen, wenn er sie brauchte und unsicherer als Zuhause, wo sie dem Zorn ihres Vaters ausgesetzt war, fühlte das Mädchen sich hier auch nicht. Als Taki noch gesund gewesen war, hatte er sie vor den Anfällen ihres Erzeugers beschützt. Mit seiner Krankheit war er selbst zum Opfer geworden und mehr als einmal schlimm zugerichtet gewesen. Was ihn jedes Mal viel Kraft gekostet hatte und seinen Zustand weiter verschlechterte. Aber bald, dann wirst du deine alte Stärke wiedergefunden haben und dich verteidigen können. Und vielleicht, wenn du in der königlichen Armee bist, können wird uns öfter sehen. Ja, an diesem Gedanken wollte sie festhalten.   „Minyu, schlafen kannst du nachts!“ Das Mädchen schreckte von dem harten Klang in Vegetas Stimme hoch. Mit verschränkten Armen stand er vor ihr. „Wo ... Ach ja ...“ Schlaftrunken wischte sie sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Los, aufstehen. Du bekommst jetzt erst mal einen Kampfanzug.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, folgte sie seiner Anweisung und bemühte sich mit seinem Tempo Schritt zu halten. Die wenigen Saiyajins, denen sie auf den langen, kalten Fluren begegneten, deuteten mit einem Nicken eine Verbeugung an. Vegeta nahm davon kaum Notiz und hielt seinen Blick geradeaus. Er bildet sich viel auf seine Stärke und seine Position ein. Alle anderen sind für ihn nur Fußvolk, dem man keinen Respekt erweisen muss. Warte nur ab, deine Arroganz wird dir eines Tages zum Verhängnis. Abrupt blieb Vegeta stehen. Minyu gelang es gerade noch, zu bremsen. Sie war in ihren Tagträumen versunken gewesen und beinahe gegen ihn geprallt. Er gab einen Code ein und die Tür entriegelte sich. In dem Raum gab es eine breite Auswahl an Kampfwesten. „Wie groß bist du?“ fragte Vegeta und ging zielstrebig auf einen Schrank zu mit der Aufschrift „Frauen – klein.“ „1,56m“, antwortete sie knapp. In ihrer Unsicherheit wagte sie es nicht, mehr als nötig zu sagen. Sie hatte Angst mit einem falschen Satz Takis Genesung zu gefährden. Vegeta öffnete die Schublade. „Blau oder Schwarz?“ Minyu legte den Kopf schief. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie in diesem Palast so etwas wie Entscheidungsfreiheit zu haben. „Schwarz bitte.“ Er warf ihr einen Anzug mit langen Ärmeln und Beinen zu, ganz wie er es selbst bevorzugte. „Zieh das an, du wirst beim Training jeden Schutz brauchen, den du bekommen kannst.“ Geschickt fing Minyu es auf und drehte Vegeta den Rücken zu. Sie wollte ihre Würde nicht gleich am ersten Tag verlieren. „Willst du eine Weste mit oder ohne Schulterpolster?“ „Taki mochte die ohne. Aber ich würde mich deiner Empfehlung beugen.“ Vegeta reichte ihr eine Weste mit Polstern und Minyu dehnte sie auf, wie sie es auch schon oft bei ihrem Bruder gesehen hatte, um sie über den Kopf zu ziehen. „Du bist jetzt bereit, komm.“   Minyu war unwohl in ihrer neuen Erscheinung. Das erste Mal in ihrem Leben fühlte sie sich den Saiyajins ähnlicher als den Tsufurianern. Wenn auch nur optisch. Doch das Bild der Kämpferin brannte sich in ihren Kopf, wann immer sie sich in den Fenstern des langen Ganges sah. Und so unbehaglich es ihr auch war, ein wenig gefiel es ihr. Ich habe lange meine Saiyajin Seite vernachlässigt. Nie durfte ich diese Seite wirklich kennenlernen. Vegeta ist der Erste, der mit die Chance, gibt sie zu entdecken. Vegeta führte sie in einen Raum ohne Fenster. „Hier wirst du in den nächsten Wochen und Monaten sehr viel Zeit verbringen. Pausen gibt es nur zum Schlafen und Essen.“ Das meinte er also mit höllisch. Minyu nickte nur. „Du hast auf dem Turnier eine Kampfkraft, die ein vierfaches deiner Eigenen beträgt, ohne Schwierigkeiten kontrolliert. Ich will wissen, was für ein Mischblut noch alles möglich ist. Außerdem wird mir deine Gedankenkontrolle sehr nützlich sein.“ „Als Beraterin, ja. Aber warum muss ich dann kämpfen?“ Eine Frage, die ihr schon seit der Besiegelung des Handels auf der Seele lag. „Was genau wird meine Aufgabe sein?“ Vegeta zog eine Augenbraue hoch und Minyu fürchtete bereits, zu weit gegangen zu sein. Dabei hatte sie sich geschworen, ihren Mund zu halten und nur seinen Anweisungen zu folgen. Geschickt versuchte sie sich aus der Situation herauszuwinden: „Ich will wissen, woran ich bin. Nur dann kann ich das, was du von mir erwartest auch umsetzen und es zu deiner Zufriedenheit ausführen.“ Am liebsten hätte sie sich bei diesem Geschleime geschüttelt. Sein Blick lockerte sich ein wenig. „Ich will, dass du später in die Gedanken meines Gegenübers eindringst und mir sagst, was seine wahren Absichten sind. Attentate sind nicht selten.“ „Verstehe ... Das erklärt aber noch nicht, warum ich kämpfen soll.“ „Damit man dich nicht so einfach tötet. Mein Vater hat bereits mehr als einen Berater verloren. Dein Talent ist bisher einzigartig. Es wäre dumm, das Risiko einzugehen, es zu verlieren.“ Natürlich, wie hatte sie auch nur einen Moment vergessen können, dass es ihm lediglich um ihre Fähigkeiten ging und nicht um sie als Person. Jemand wie Vegeta kannte keine Gnade und erst recht keine zwischenmenschlichen Beziehungen. „Wir haben schon genug Zeit verschwendet. Verteidige dich!“ „Was? Ich dachte ...“ Ohne eine weitere Vorwarnung schlug er zu und beförderte sie zu Boden, als hätte sie überhaupt kein Gewicht. Noch während sich Minyu die Schulter rieb, sah er von oben auf sie herab. „Ich merke schon, wir müssen von ganz vorne Anfangen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)