Zwischenwelten von Sarmira ================================================================================ Kapitel 2: Erster Kontakt ------------------------- Minyu schluckte, als sie ihren Gegner für die Vorrunde in den Ring steigen sah. Der Krieger war ein Hüne. Locker zwei Köpfe größer und breit wie das Mädchen selbst hoch. Taki hatte davon gesprochen, dass ein kleiner Finger ausreichen würde, um sie aus dem Kampf und, wenn sie Pech hatte, auch aus dem Leben zu befördern. Bei diesem Typ konnte Minyu sich das gut vorstellen. Was mache ich hier eigentlich?, schoss es ihr durch den Kopf. Ihr Mut schwand. Ihr Kampfgeist zog sich die Decke über den Kopf und hoffte, dass ihn das böse Monster im Kleiderschrank nicht finden würde. Nein! Reiß dich zusammen, Minyu. Du bist zumindest zur Hälfte Saiyajin. Sie zog die Decke ihres Kampfgeistes weg und schleifte ihn mit sich in den Ring. Mit butterweichen Knien stieg sie die drei Stufen zum Kampfplatz hinauf. Ihr Blick suchte nach Taki und streifte stattdessen Vegetas. Ich werde dich im Auge behalten, hatte er gesagt. Er scheint das wirklich ernst zu meinen. Bei den anderen Kämpfen war er nicht zu sehen. Ich muss auf meine Fähigkeiten vertrauen und daran denken, dass zumindest einer an mich glaubt. Minyu tastete die Kampfkraft ihres Gegners ab und schätzte diese auf ein Vierfaches ihrer Eigenen ein. Zwar konnte sie durch diese Technik keine Zahlen nennen wie ein Scouter, für eine simple Einschätzung reichte es aber völlig. Sie hatte auch noch nie verstanden, warum so viele Kämpfer so wild auf diese Anzeigen waren, die ihnen das kleine Gerät gab. Letztendlich ging sie davon aus, dass es auf den männlichen Ehrgeiz war, der sie dazu antrieb sich gegenseitig auszustechen. „Hey, kommt da noch was oder hast du schon die Hosen voll?“, kam es von der anderen Seite, sofort gefolgt von einem hämischen Lachen. Minyu ballte die Fäuste. „Na warte ...“ Sie versuchte eine Kampfhaltung einzunehmen, so wie sie es bei Taki gesehen hatte. Aus dem augenblicklichen Gelächter schloss sie, dass es unglaublich albern aussehen musste. Vor ihrem geistigen Augen schlug sich ihr Bruder die Hände vor die Augen. Gedanken überrollten Minyu. Dass man sich schon über sie lustig machte, noch bevor sie angefangen hatte, verunsicherte sie mehr als es schon der Fall war. Obwohl sie darauf nichts geben wollte. Ich muss das ausblenden, beschwor sie sich. Eine Mauer. Eine hohe Mauer, durch die man nichts hören kann, nichts sehen kann. Einatmen. Luft anhalten. Ausatmen. Und dann Schwärze, nur noch sie und ihr Gegner. Das hatte Minyu gewollt. Durch die Dunkelheit kam er als einzige farbige Gestalt auf sie zu. In ihrem Kopf explodierte ein Plan. Gewagt, aber etwas Anderes fiel ihr im Moment nicht ein. Sie musste ihn auf sich zu kommen lassen und dann bis zum letzten Augenblick warten. Ging das schief, katapultierte er Minyu mit seinem ersten Schlag bereits aus dem Ring. Die Hand ihres Gegners streckte sich ihr entgegen. Darauf hatte sie gewartet. Das Mädchen sprang und brachte sich mit einem Salto über ihrem Kontrahenten in Sicherheit. Sanft landete sie auf den Füßen und legte ihrem verwirrten Gegner den Zeige- und Mittelfinger auf die Austrittsstellen der Nerven im Nacken.   Die Krieger waren verstummt. Allein, dass Minyu es geschafft hatte einem Angriff auszuweichen, war für alle eine Überraschung gewesen. Doch das, was sich jetzt auf dem Kampfplatz abspielte, überstieg ihre Vorstellungskraft. Der Hüne schrie aus Leibeskräften und dieses rothaarige Mädchen tat nicht mehr, als ihn leicht mit zwei Fingern zu berühren. Der Körper des Riesen zuckte und er musste mit allen Kräften dagegen ankämpfen, nicht zu Boden zu gehen.   In seinen Geist einzudringen, war deutlich leichter gewesen als Minyu es erwartet hatte. War sie bei Vegeta gegen eine Wand geprallt, so fiel sie diesmal durch eine offene Tür. Ohne Schwierigkeiten konnte sie in seinen Geist eindringen und ihm Bilder suggerieren, die für sein Gehirn zur Realität wurden. Feuer, dein ganzer Körper steht in Flammen. Der Schmerz frisst dich auf, er zwingt dich zu Boden. Minyu ließ Energie durch sein Nervensystem fließen und reizte seine Schmerzfasern bis zum Maximum. Das Mädchen war von sich selbst überrascht. Sie hatte nicht erwartet, mit ihren Fähigkeiten plötzlich zu einer ernst zu nehmenden Gegnerin in diesem Turnier zu werden. Um sich in der Schule zu verteidigen, musste sie kein Körperkontakt aufnehmen und konnte schon so viel erreichen. Mit dem leichten Auflegen der Finger zwang sie einen Muskelberg in die Knie. Wo war das Ende? Was war noch möglich? „So nicht, du Bastard!“, stöhnte Minyus Gegner, und noch bevor es ihr möglich war, zu reagieren, riss er den Arm nach hinten und traf mit dem Ellenbogen ihr Gesicht. Minyu schrie vor Schmerz und wurde von der Wucht zurückgeschleudert. Ich darf den Kontakt nicht verlieren, dachte sie, als sie auf dem Boden aufschlug und ihre Knochen jaulten gefährlich. Wenn er aus dem Affekt schon so zuschlägt, was passiert dann erst bei einem kontrollierten Angriff? Mühsam hob sie ihren Kopf und tastete nach der Verbindung zu seinem Geist. Sehr gut, ich stehe noch mit ihm in Kontakt. Ihre Freude währte nur kurz. Durch den Verlust des Körperkontaktes hatten seine Schmerzen offenbar so weit nachgelassen, dass er wieder genug Kontrolle über sich hatte, um einen Angriff zu starten. Ich war nachlässig. Das darf mir nicht noch mal passieren. Ihr Gegner setzte die schweren Füße in Bewegung. Seine Haltung war unsicher, die Beine kreuzten sich. Er taumelte. „Ich mach dich alle!“, brüllte er und verlor dabei fast sein restliches Gleichgewicht. „Ich glaube, du nimmst den Mund ein bisschen voll. Du kannst ja kaum noch laufen“, konterte Minyu. Sie hatte bei dem Schlag ordentlich einstecken müssen, aber ihre Technik musste ihn viel Energie gekostet haben. Sonst würde er jetzt nicht so sehr mit der Schwerkraft kämpfen. „Für eine Missgeburt wie dich reicht es auf jeden Fall!“ Oft hatte Minyu das Gefühl gehabt einen Schalter in sich zu haben, der entweder auf ihre Saiyajin Hälfte zeigte oder ihre Tsufurianische. Meist stand er auf Letzterem. Doch jetzt hatte er sich umgelegt. Ihr Stolz flammte auf. Einen Saiyajin zu beleidigen war gefährlich. Einen Mischling auch. „Dann komm doch!“ Kaum hatte sie ihre Worte ausgesprochen, entschied sich ihr Schalter anders. Über ihrer Kriegerseite fehlte Minyu schon immer die Kontrolle, und sobald diese an ihre Oberfläche trat, setzte ihr Verstand aus. Meist musste ihre zweite Hälfte den Schlamassel dann wieder ausbaden. Wie auch jetzt. Mit seltsamen, taumeligen Schritten kam ihr Kontrahent auf sie zu. Minyus Augen weiteten sich vor Panik. Auch wenn er viel Kraft verloren hatte, so war er immer noch stärker als sie. Noch einmal tastete sie seinen Ki ab, vielleicht war der Energieverlust hoch genug, dass die Spanne zwischen ihnen nicht mehr so weit auseinanderklaffte und sie eine Chance hatte diesen Kampf zumindest zu überleben. Was ist das? Das kann doch nicht sein! Meine Kampfkraft liegt über seiner? Habe ich ihn so sehr geschwächt? Noch einmal überprüfte sie ihr Ergebnis. Es änderte sich nicht. Auf ihre Lippen legte sich ein zufriedenes Lächeln. Die Saiyajin in ihr öffnete die Tür in ihrem Geist und schob das ruhige Wesen beiseite. Minyu setzte sich in Bewegung. Sie wollte sich zusätzliche Kraft durch ihre Geschwindigkeit holen.   Die anderen Kämpfer schwiegen. Vegeta zog überrascht die Augenbraue hoch und Taki vergrub sein Gesicht in den Händen. Minyu griff an. Mit einem Schrei, der eher verzweifelt als bedrohlich klang.   Minyu hielt die mentale Verbindung zu ihrem Gegner, tastete die ganze Zeit seinen Ki ab, um sicherzugehen, sich auch nicht geirrt zu haben. Ihre Faust traf seinen Magen. Ein Röcheln entkam seiner Kehle und mit einem dumpfen Knall fiel er zu Boden. Das Band zwischen ihnen riss ab und Minyu wusste sofort, dass er ohnmächtig geworden war. „Habe ich es tatsächlich geschafft?“, hauchte sie. Eigentlich hätte sie einen Freudensprung machen müssen. Aber so richtig konnte sie sich über ihren Sieg nicht genießen. Noch war sie selbst viel zu überrascht darüber. In ihrem Inneren schlugen ihre beiden Hälften ein und fielen sich in die Arme. Das erste Mal hatten sie zusammengearbeitet. Und auch allen Umstehenden fehlten offenbar die Worte. Der Ringrichter war noch dabei den Riesen auszuzählen, da verließ Minyu schon den Kampfplatz. Ihr Gegner stand in den nächsten 30 Sekunden nicht mehr auf. Sie wollte sich zurückziehen. Nicht einmal Taki mochte sie jetzt sehen. Erst einmal musste sie selbst begreifen, was da eben geschehen war. Jedem Teilnehmer gestand man einen winzigen Raum mit einer Liege zu, in den sie sich ausruhen konnten. Der war ihr Ziel und sie hatte es auch schon fast erreicht, als eine Stimme ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Du hast mich überrascht. Deine Kampfkraft war zwischenzeitlich deutlich höher als zu Beginn. Jetzt ist sie wieder bei 150.“ Minyu wirbelte herum. Vegeta stand hinter ihr und sie schallte sich einen Dummkopf, ihn nicht schon eher bemerkt zu haben. Eine Aura wie seine kam einer neonfarbenen Leuchtreklame gleich. „Wie hast du das gemacht? Wie kontrollierst du deine Kampfkraft in dem Maße?“ Das würde ich auch gerne wissen, dachte sie und suchte nach einer Antwort, die für Vegetas Ohren tauglich war. Doch ihr wollte keine einfallen. Ihn nur anzuschweigen, gefiel ihr allerdings auch nicht. Die Wahrheit konnte sie dem Prinzen auf keinen Fall sagen. „Mentale Energie“, rang Minyu sich schließlich ab. Vegeta nickte lediglich und sie wusste sofort, dass er ihr das nicht abkaufte. „Interessant. Ich bin neugierig, wie du dich in den Hauptrunden schlagen wirst. Deine Herausforderung reizt mich.“ Er wandte sich von ihr ab. Sie ahnte, dass er selbstgefällig in sich hineingrinste.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)