Die Geflügelte Schlange - Aufstieg von Erzsebet (* * make love, not war * * - Teil 1) ================================================================================ 23. Der Verrat -------------- Als Nefut mit den Einkäufen zum Mawatizelt zurückkehrte, sah er, daß Amemna in ihrem Zelt saß und in ihre Schriftrolle schrieb. Er verstaute die Lebensmittel und ging zu ihr. Amemna sah nur kurz auf. "Ich bin gleich ferrtig", versprach sie. Nefut sah ihr neugierig über die Schulter und sah erstmals die Schriftzeichen, die sie in der Papyrusrolle verwendete: es waren die heiligen Zeichen der Hawatpriesterinnen, mit denen Schelschér vor dem Akt ihren Körper zu bemalen pflegte. Nefut erkannte einige der Zeichen zweifelsfrei wieder. Hamarem hatte erzählt, daß Amemna Ama unter dem Namen Hawat verehrte, aber die heiligen Zeichen waren auch im Süden kein Allgemeingut, soweit Nefut wußte. "Woher kennst du die heiligen Zeichen der Hawatpriesterinnen?" fragte er neugierig. Amemna drehte sich zu Nefut um. "Woherr kennst denn du die heiligen Zeichen derr Hawatprriesterrinnen, Oshey?" fragte sie mit einem provozierenden Lächeln auf den Lippen zurück. "Ich habe eine Priesterin der Hawat kennengelernt", antwortete Nefut also, um Amemnas Antwort zu hören. Amemna lehnte sich nach hinten, an Nefut, bewegte sich hin und her und rieb so an Nefuts Geschlecht. "Meine Kindheit verrbrrachte ich in einem Heiligtum derr Göttin auf 'Trrittstein derr Himmelskönigin'. Und auch wenn die Insel durrch ihrren Namen mit Tyrrima verrbunden ist, dorrt gibt es ein Heiligtum derr Grroßen Mutterr, die in Ma'ouwat Hawat heißt. Dorrt lerrnte ich die Schrriftzeichen und studierrte die Fünfhunderrt Künste." Nefut konnte sich nicht gut auf ihre Worte konzentrieren, als sie ihr Reiben verstärkte und seine Genitalien darauf bereitwillig antworteten. Sie mußte seine Erregung spüren, aber nun schrieb sie wieder in ihrer Schriftrolle. Nefut ließ sich auf die Knie nieder, vergrub das Gesicht in ihrem duftenden Haar, griff um sie herum nach ihren Brüsten und wenig später nahm er sie von hinten. * Als Nefut sich von Amemna löste und auf ihren Lager niederließ, drehte auch sie sich um und setzte sich ihm gegenüber. Diesmal bemerkte sie seinen Gesichtsausdruck, als sein Blick auf ihr noch aufgerichtetes Glied fiel. Nefut verfluchte im Stillen sein Unvermögen, in solchen Dingen seine Gefühle zu verbergen - und immer wieder zu vergessen, daß er nach dem Akt eben nicht den Blick zu Amemnas Schoß schweifen lassen sollte, wollte er nicht daran erinnern werden, daß sie dort ebenso aussah, wie er selbst. Aber Amemna lächelte nur und bedeckte ihre anstößige Blöße, indem sie ihr Untergewand darüber legte. Sie rückte näher an Nefut, umarmte ihn sanft und legte ihr Kinn auf seine Schulter. "Wir sollten uns wieder anziehen, Wanack", sagte Nefut entschieden. "Ich habe Hunger und notfalls werde ich selbst ein Nachtessen bereiten, wenn Derhan und Hamarem noch nicht zurückgekehrt sind." Amemna schloß die Arme fester um Nefut, küßte ihn auf den fast verheilten Biß, den sie ihm zwei Nächte zuvor im Badehaus zugefügt hatte. Dieser Biß hatte offenbar Derhans bloßen Verdacht über Nefuts Affäre mit seinem Wanack bestätigt. "Wie es ihm wohl keht?" murmelte Amemna. Nefut, der gerade feststellte, wie der Duft von Amemnas unglaublich weichen, weißen Haaren wieder begann, seine Sinne zu verwirren, fragte: "Wie es wem geht?" Er merkte, wie Amemna sich förmlich zusammenriß, um deutlich zu sprechen. "Ich meine Hamarrem. Du hast gesagt, err wärre krrank und Derrhan sei mit ihm in das Zelt des Ungenannten gegangen." "Hm", brummte Nefut nur, sog Amemnas Duft ein und verdrängte ohne Mühe die einen Augenblick lang aufflammende Eifersucht auf Hamarem, denn dieser Gedanke war einfach absurd. * Als Nefut und Amemna schließlich das Mawatizelt betraten, war es trotz der späten Stunde verlassen. Oremar befand sich anscheinend noch immer bei der benachbarten Wannim und auch Derhan und Hamarem waren bisher nicht zurückgekommen. Oremar zog sich in letzter Zeit auffällig zurück. Daß seine Furcht vor Amemna, die auf dem Schlachtfeld vor drei Tagen begonnen hatte, zu einer Auflösung der 'Mawati' führte, war beunruhigend. Nefut würde sich darum kümmern müssen. Nun kümmerte Nefut sich jedoch erst einmal um das Nachtessen, bereitete den Teig für das Brot vor und zerteilte das vor wenigen Stunden gekaufte frische Obst für sich selbst und Amemna. Dann buk er ein paar Brotfladen und auch nachdem Amemna und er sie verzehrt hatten waren die anderen Mawati noch nicht zurückgekehrt. "Es ist schon dunkel", bemerkte Amemna, die neben dem Zelteingang stand, während Nefut das Kochgeschirr säuberte und beiseite stellte. "Und im Norrden brrennt es!" rief sie dann alarmiert. Nefut eilte neben sie. Die Außenmauern der an den Berg geschmiegten Stadt die sie belagerten, wurden von einem flackernden, rötlichen Schimmer beleuchtet. Was konnte da brennen? "Die Kriegsmaschinen!" fiel Nefut ein. Da erklang auch schon der Alarm und Amemna und Nefut eilten zu den Pferdepferchen. Erst als sie bereits ihre Tiere gesattelt hatten, traf auch Oremar und die Wannim, mit der er den Nachmittag verbracht hatte, ein. Fast gleichzeitig führten die Südmänner ihre Pferde in der Nähe vorbei. Amemna lief auf einen kurzen Wink des Schwarzen Wanack hinüber und wechselte ein paar Worte mit ihm. Nefut zog es das Herz zusammen, die beiden im Gespräch zu sehen. Er hatte das Gefühl, sich dazwischen werfen zu müssen, aber da kehrte Amemna zurück und der Schwarze Wanack setzte seinen Weg fort. "Was ist los?" fragte sie Nefut. Nefuts Gesicht fühlte sich heiß vor Zorn an und sicher zeichneten sich seine finsteren Gedanken deutlich darauf an. Er antwortete nicht, zog den Turban herunter, griff sich einen der Eimer, die für die Versorgung der Pferde gedacht waren und goß sich etwas von dem lauwarmen Wasser aus den bereitstehenden Bottichen zur Abkühlung über den Kopf. Er rieb seinen Bart und kämmte die nassen Strähnen seiner Haare mit den Fingern nach hinten, wickelte den Knoten neu. Jetzt war es besser! Was war nur in ihn gefahren? Wie konnte er nur auf ein kurzes Gespräch in der Öffentlichkeit, auf das Gespräch zwischen zwei Wunakim, so reagieren? Sein Kopf war wieder klar, aber der Duft von Amemna, der noch an seinem Bart gehaftet hatte, war leider verschwunden. "Was ist mit dirr los, Nefut?" fragte Amemna noch einmal, diesmal schon ungehaltener. "Wenn ich es nur wüßte", sagte er leise und band den Turban wieder um den Kopf. Dann griff Nefut nach den Zügeln seines Pferdes. Es war wie ein Fluch, wie die Strafe für die Wonnen, die Amemnas Duft verhieß... war das etwa der Duft der Unirdischen, der die Sterblichen verrückt machte? Dann war das Rätsel, warum seine Gedanken stets nur um Amemna kreisten, obwohl er ihr gerade beigewohnt hatte, gelöst. Er mußte an sie denken, gerade weil er eben noch bei ihr gelegen hatte und ihr Duft noch an ihm haftete und ihn benebelte. Zufrieden, in der Zukunft seine Begierden wieder kontrollieren zu können, stieg Nefut auf sein Pferd. Derhan holte die Mawati ein, bevor sie auf dem Sammelplatz der berittenen Hilfstruppen vor dem Lager ihren Platz eingenommen hatten. Dort drüben waren die Söldner zu Fuß und ihre Befehlshaber, daneben stand der Melack der berittenen Söldner, alle mit besorgt in Falten gezogenen Stirnen. Aber wo waren die städischen Einheiten der Hannaiim? Und es gab keine Spur vom Feldherrn oder seinem Gefolge. Hier stank etwas gewaltig. "Adí W'schad sagte mirr, daß auf seinerr Seite derr Pferrche alle Unterrstände leerr sind, in denen Pferrde derr städtischen Rreiterr Hannais standen", raunte Amemna ihrem Zweiten zu. "Und wo sind sie dann? Oder meinst du mit 'leer' 'verlassen'?" vergewisserte Nefut sich. Amemna nickte. "Die Pferrde, die heute morrgen noch in ihrren Unterrständen warren, als wirr uns aufmachten zu dem angeblichen Geheimverrsteck derr Tetrraosi, die Ausrrüstungen und sogarr die Decken zum Abrreiben derr Tierre sind weg, sagte err." Amemna verstummte, als der Melack sich zu seiner Mellim begab. "Männer", begann der Melack seine Ansprache, "unsere Kriegsmaschinen wurden von den Tetraosi oder ihren neuen Verbündeten angezündet. Wir..." "Was für neue Verbündete?" riefen einige Männer aus den Reihen. "Wo ist der Feldherr?" riefen andere, und diese Frage entfachte ein beunruhigtes Raunen, das durch die Reihen ging. Anscheinend hatten die Hannaiim ihre Söldner einfach zurückgelassen, als die Lage durch das Entsatzheer bedrohlich zu werden schien. "Hört zu!" befahl der Melack, und tatsächlich sank der Lärmpegel ein wenig. "Wir sind umschlossen. Nach den Berichten einiger Späher liegt im Süden das Entsatzheer für Tetraos, im Norden die Tetraosi und ihre alten Verbündeten. Wir müssen uns im Lager verschanzen und morgen versuchen, mit den Tetraosi zu verhandeln." Die Männer bombadierten ihren Melack mit Fragen, so daß Nefut reichlich Zeit für eigene Überlegungen hatte, während er den Blick über die von den Feuerschalen und dem rötlichen Schein der fernen, brennenden Kriegsmaschinen erhellten Sammelplatz vor dem Lager schweifen ließ. Die Hilfstruppen der Hannaiim waren vielleicht noch fünfhundert Mann, von ihrem Feldherrn verraten. Das Entsatzheer für die Tetraosi konnte nicht erst heute morgen angefordert worden sein, wenn es nun schon kampfbereit im Süden ihres Lagers stand. Der einzige Schluß war, daß die Ablenkung der berittenen Söldner am Morgen nicht den Tetraosi, sondern den Hannaiim Zeit verschaffen sollte. Anscheinend hatten sich die adligen Reiter Hannais in kleinen Gruppen davongeschlichen. Für das Entkommen der viel zahlreicheren Fußtruppen hatte der Feldherr der Hannaiim vielleicht tatsächlich Verhandlungen mit den Tetraosi geführt. "Sie haben uns betrrogen", stieß Amemna leise hervor, so daß es wohl nur Nefut hören konnte. Nefut gab ihr Recht. "Immerhin haben wir wenigstens das Handgeld richtig erhalten", flüsterte er zurück. Vielleicht hatten die Hannaiim ursprünglich sogar vorgehabt, ihren Söldnern am kommenden Tag den Lohn für die ersten sieben Tage zu zahlen, allerdings war fraglich, ob das Geld überhaupt noch im Lager war. Schließlich befahl der Melack seinen Männern, in das Lager zurückzukehren. Ihre Stimmung war eher verwirrt als zornig und das ließ Nefut hoffen, daß es diese Nacht ruhig blieb. Aber ein winziger Anlaß konnte wie ein Funken in einer Zunderbüchse wirken. * Als die Mawati ihr Zelt erreichten, war auch Hamarem zurückgekehrt. Er wirkte ein wenig benommen und abwesend, aber er lächelte den Hereinkommenden freundlich entgegen. Da Nefut nicht einschätzen konnte, ob er schon wieder ganz hergestellt war, sah er davon ab, Hamarem nach der Zukunft zu befragen und schließlich setzten sich Hamarem und Derhan an das Bohnenspiel. Nefut dagegen nahm angesichts des Ernstes der Lage sein Schwert hervor, um die Klinge zu polieren und zu ölen, auch wenn er sich nicht erinnern konnte, das Schwert seit dem letzten Einölen im Kampf gezogen zu haben. Amemna setzte sich Nefut gegenüber, weit genug entfernt, daß Nefut der Duft der Unirdischen nicht erreichte, wie er beruhigt feststellte. Dann legte sie die Schlangenklinge auf ihren Schoß, zog die Scheide ab und begann ebenfalls, ihr Schwert zu pflegen. "Wie bist du zu dieser wunderbaren Klinge gekommen, Wanack?" fragte Nefut und versuchte, seine Stimme beiläufig klingen zu lassen und den Blick nicht zu begehrlich auf das Schwert zu richten. Eigentlich hätte es sein Erbe sein müssen... wenn Murhan ihn nicht verstoßen hätte. Amemna hielt in ihrer Bewegung inne, ihre große Hand umklammerte das Schwertheft so heftig, daß ihre Knöchel weiß hervortraten. Dann lockerte sie ihren Griff langsam, fuhr mit dem Tuch einige Male über die Klinge. Ihre Bewegungen, konzentriert, kraftvoll, in einem Zug vom Heft bis zur Spitze der Klinge und zurück, erinnerten Nefut an seinen Vater. "Ich bekam es von meinem Ziehvaterr", sagte sie dann endlich. "Es warr sein Schwerrt und err hat es wohl auch einige Jahrre im Kampf benutzt." Nefut senkte den Blick auf sein eigenes Schwert. Er erinnerte sich noch an die Jahre, in denen Murhan Darashy sich als Melack einer Söldnereinheit in verschiedenen Heeren der Städte nördlich der Wüste verdingt hatte. Bis Murhan einer Frau zu Gefallen zurückkehrte in seine Schmiede, einer Frau zuliebe, die auch nach der Geburt ihres ersten Kindes noch wahrhaft verführerisch gewesen war. "Ist Murhan Darashy tot?" fragte Nefut leise. "Nein", hauchte Amemna und schüttelte den Kopf. Ein Tropfen fiel auf ihre polierende Hand. Sie weinte lautlos und Nefut ließ das Thema ruhen. Das einzige Mal, daß Nefut Amemna bisher hatte weinen sehen, war, als er des Nachts ein Gespräch zwischen ihr und Hamarem belauscht hatte und sie von dem Tod ihrer Ziehmutter, von Murhans dritter Frau, gesprochen hatte. Ob ihre Gedanken wieder zu diesem Vorfall zurückgewandert waren? Im Mawatizelt wagte Nefut es ohnehin nicht, sie tröstend in den Arm zu nehmen, doch er konnte sich auch nicht überwinden, Amemna aufzufordern, sich mit ihm in das Wanackzelt zurückzuziehen, denn wie sollte er verhindern, wieder ihrem unirdischen Duft zu erliegen? * * * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)