Die Geflügelte Schlange - Aufstieg von Erzsebet (* * make love, not war * * - Teil 1) ================================================================================ 8. Zeltgenossen (jugendfrei) ---------------------------- Während des gemeinsamen, aber sehr schweigsamen Abendessen in Doshans Zelt offenbarte Nefut den Männern, daß das Ziel ihres Weges Nemis und die Einschreibung in die Heereslisten der Hannaiim war. Außer Hamarem hatte anscheinend keiner Einwände dagegen und Hamarem schwieg. Nefut kannte seine Ansicht zu dem Thema, wenn auch nicht die Gründe dafür, und Nefut wußte auch, daß Hamarem ihm dennoch folgen würde. Später wurde Doshans Mann Oremar und einem von Farhans Männern die Wache übertragen und die anderen zogen sich nach dem ereignisreichen Tag in ihre Zelte zurück. Wie Nefut hatten auch Farhan und Doshan jeweils für sich und ihre verbliebenen Männer ein Zelt aufstellen lassen. Für den ehemaligen Gefangenen war ein viertes Zelt errichtet worden, das nun plötzlich zum Wanackzelt geworden war. "Hab bitte ein Auge auf unseren jungen Wanack, Hamarem", bat Nefut seinen ehemaligen Zweiten. "Ich befürchte zwar nicht, daß er uns verläßt, aber vielleicht möchte er in dieser Nacht etwas Gesellschaft." Hamarem erschrak darüber so sehr, daß er das Gefühl hatte, sein Herz würde ein paar Schläge aussetzen. Es konnte keine gute Idee sein, mit Amemna Darashy das Zelt zu teilen, nicht nach den vergangenen Träumen. Die Furcht schlug so hohe Wellen in Hamarem, daß er drauf und dran war, Nefut zu widersprechen, aber dann schloß er seinen Mund schnell wieder. So wohlerzogen war der junge Mann, er konnte doch nicht wirklich ein Dämon sein. Und wenn Hamarem vermied, ihn zu berühren, würde es auch keinen der beunruhigenden Träume geben. Also nickte Hamarem nur und setzte den frisch ernannten Wanack von Nefuts Idee in Kenntnis. Dieser akzeptierte klaglos, daß sein ehemaliger Aufseher weiterhin an seiner Seite blieb, aber zu Hamarems großer Beruhigung teilte er den Zeltraum mit Decken, die er über eine quer gespannte Leine legte. Lange hörte man noch Stimmen aus dem Lager, leises Klagen, das unruhige Scharren von Füßen über den Sand. vermutlich fiel es keinem in dieser Nacht leicht, einzuschlafen, denn jeder der Männer hatte einen Vertrauten oder Freund verloren - oder im Falle Farhans sogar einen Bruder. Daß ausgerechnet der Kleine Nefut und Tyrimar, die ja noch halbe Kinder gewesen waren, zu den Hingerichteten gehört hatten, war schrecklich. Und nicht weniger schrecklich war Nefuts wie versteinert wirkendes Gesicht gewesen, als Hamarem ihn ahnungslos nach dem Hergang der Dinge, die zur Teilung der Bande geführt hatte, befragte. Warum hatte Nefut nicht versucht, die vier überlebenden Aufständischen ebenfalls freizubekommen? Mit Waffengewalt gegen zwanzig Banditen auf Terhans Seite wäre es natürlich nicht geglückt, aber Nefut war doch immer ein geschickter Unterhändler gewesen, der gewöhnlich bekam, was er wollte. Da Hamarem auch nach vielfachem Drehen und Wenden seiner Gedanken nicht herausfand, was bei den Verhandlungen so schief gelaufen sein konnte, daß Nefut die vier hatte opfern müssen, begann er zur Ablenkung stumm die einhundert Lehrsätze der Ahnen der Stämme zu rezitieren. Während dessen kehrte im Lager endlich etwas Ruhe ein, aber Hamaren konnte hören, wie Amemna sich auf seiner Schlafstatt noch immer unruhig hin- und herwälzte. Und irgendwann, wohl mitten in der Nacht, als Hamarem immer noch mit den Lehrsätzen beschäftigt war, hörte er, wie der Vorhang zwischen ihren Schlafstätten beiseitegeschoben wurden und der junge Darashy an sein Lager trat, sich neben Hamarem auf den Boden niederließ und zaghaft fragte: "Schlaft ihrr, Herrr?" Darüber mußte Hamarem lächeln. Er setzte sich auf. "Herr, als Wanack ist es für euch nicht angemessen, mich, euren Diener, so ehrerbietig anzusprechen", sagte er in die Dunkelheit, die nur durch das Glitzern der unruhigen Kräfte um den jungen Mann erhellt wurde. "Ach, Wanack ist doch nurr ein leerres Worrt. Ich bin doch noch immerr abhängig von den Entscheidungen eurres Anführrerrs", wandte Amemna Darashy leise ein. Seine Kräfte zeigten seine Resignation. Hamarem schüttelte den Kopf, auch wenn sein Gegenüber das nicht sehen konnte. "Das ist keineswegs so, Herr", wandte er dann ein. "Füllt euren Titel mit Bedeutung und ihr werdet wie ein Wanack behandelt. Wenn ihr Nefut befehlt, wird er euch folgen oder allenfalls versuchen, euch mit Argumenten umzustimmen. Er steht gewöhnlich zu seinem Wort." Darüber dachte der junge Mann anscheinend ein Weilchen nach, denn er schwieg. "Und wie ist euerr Name, damit ich euch als meinen Dienerr angemessen ansprrechen kann?" fragte er dann, mit einer Spur von Humor wie es Hamarem schien. "Bitte nennt mich Hamarem, Herr", antwortete Hamarem gehorsam. "Hamarrem also", sagte Amemna Darashy fast flüsternd. "Und du wirrst mich forrtan immerr mit 'Herrr' ansprrechen?" fragte er dann. "Das wäre die angemessene Bezeichnung. Aber ich kann euch auch 'Wanack' nennen, wenn euch das lieber ist", gab Hamarem ebenfalls flüsternd zurück, obwohl nicht anzunehmen war, daß sie durch ein Gespräch in normaler Lautstärke die Männer in den anderen Zelten hätten stören können. "Mirr wärre 'Amemna' am liebsten", bekannte der junge Mann. Die Anrede mit Namen hatte sich Hamarem nicht einmal Nefut gegenüber gestattet, trotz der generell mangelnden Umgangsformen im Banditenlager. Erschreckenderweise kam Hamarem bei seinem neuen Wanack dagegen in Versuchung, nun mit 'Ja, Amemna' zu antworten. "Das ist gänzlich ausgeschlossen, Herr", gab er also bestimmt zurück. Amemna seufzte vernehmlich. "Ihr fühlt euch hier allein, nicht wahr, Herr?" fragte Hamarem mitfühlend. "Ja", gab der junge Mann unumwunden zu. "Und auch wenn ich nicht dem Namen nach ein Gefangenerr bin, muß ich doch mit euch nach Nemis ziehen und den Krriegszug mitmachen... mirr fehlt meine Familie, meine Liebsten..." Amemnas Stimme erstarb in einem fast lautlosen Schluchzer. Obwohl Hamarem nur die trägen Kräfte um den gebeugten schwarzen Schatten vor der etwas weniger schwarzen Zeltwand ausmachen konnte, griff ihm der Kummer des jungen Wanack mit solcher Macht ans Herz, daß er unbedacht einem Impuls folgte und den leise weinenden Jüngling in die Arme schloß. Für einen Moment erstarrte Hamarem, doch dann wurde ihm bewußt, daß es nun für ein Zurück zu spät war, also ließ er seine Arme wo sie waren und gestattete Amemna, das tränennasses Gesicht an seine Schulter zu legen. Haltsuchend und kraftvoll zugleich umfaßten Amemnas Arme wiederum Hamarem. Durch den dünnen Stoff des Untergewandes fühlte Hamarem den warmen, muskulösen Rücken, der hin und wieder in halberstickten Schluchzern erbebte. Es fühlte sich so unfaßbar gut an, diesen jungen Mann in den Armen zu halten, daß Hamarem schwindelig vom plötzlich aufsteigenden Verlangen wurde. Trotzdem unterdrückte er den Impuls, den anderen von sich zu stoßen, legte die Wange an Amemnas Schulter und versuchte, in ihm nicht mehr zu sehen, als einen jungen Mann, der Trost brauchte, und keine anderen als brüderliche Gefühle für ihn zu hegen. Was war eigentlich verkehrt daran, ein so vollkommenes Wesen wie einen Unirdischen zu lieben, nur weil er zufällig das selbe Geschlecht wie Hamarem selbst hatte? Doch natürlich war Amemna kein Unirdischer, sondern allenfalls ein menschlicher Abkömmling eines oder einer Unirdischen. Ein Mensch, der sich so wunderbar in seinen Armen anfühlte und so verführerisch duftete, daß es Hamarem die Kehle zuschnürte vor Unfassbarkeit über diesen Moment. Ein Mensch, den er nach dem Willen der Weisen und Heiligen nur wie einen Bruder lieben durfte. Doch einen Bruder durfte er trösten, er durfte ihm mit einer Hand sanft über das unglaublich weiche Haar steichen und ihm beruhigend, wie einem Kind zuflüstern: "Du bist hier nicht allein. Ich werde immer für dich da sein." Gleich darauf wollte Hamarem sich auf die Zunge beißen für die unbedacht gewählte vertrauliche Anredeform. Eine ganze Weile saßen sie so da, eng umschlungen, während Amemnas Schluchzer seltener wurden und nun auch weniger verzweifelt klangen. Schließlich löste Amemna sich aus der Umarmung mit den Worten: "Ich danke dirr, Hamarrem." Dann erhob er sich und zog sich hinter den improvisierten Vorhang zurück. Hamarem legte sich auf sein Lager und wartete mit aufgeregt klopfendem Herzen auf den Schlaf. Da sie sich berührt hatten, Würde er wieder einen Traum von Amemna haben. Und einen Traum verboten die Weisen und Heiligen nicht. * Der Horizont färbte sich bereits orange, als Hamarem erwachte. Neben sich sah er Amemna sitzen, der aus dem Zelteingang in die Ferne blickte und sich zu ihm drehte, als er merkte, daß Hamarem erwacht war. "Hast Du mich diese Nacht errwarrtet?" fragte er leise. Hamarem nickte stumm. Obwohl die Sonne schon aufging, war im Lager von den anderen Männern noch nichts zu hören. Amemna beugte sich herunter zu Hamarem und küßte ihn sanft auf die Lippen. Auf diesen glühenden Strom der Lust, der ihn nun plötzlich durchfuhr, hatte Hamarem voller Verlangen und voller Furcht gewartet. Was mochte weiter passieren, wenn er seinem Wanack nicht Einhalt gebot? Was, wenn die anderen sahen was hier passierte? Doch das Pochen in Hamarems Lenden machte das Nachdenken über mögliche Folgen schwierig. Amemna streifte sein Untergewand ab und noch einmal beugte er sich zu Hamarems Gesicht, streichelte seinen Bart, legte die Lippen auf Hamarems Lippen, drückte sie mit seiner Zunge spielerisch auseinander und saugte leicht an Hamarems Unterlippe. Hamarem schmolz dahin, ließ sich fast willenlos entkleiden und nahm wie unter Betäubung wahr, daß Amemna sehr sanft seinen Schoß mit zartduftendem Öl salbte ... * Als Hamarem wieder zu sich kam, allein auf seinem Lager, dämmerte es gerade. 'Ein Traum also', ging Hamarem durch den Kopf. Sein Untergewand trug er noch, doch da war ein klebriger Fleck an der Innenseite, wo sein Samen haftete. Er glaubte sogar, noch den zarten Mandelduft des Öls riechen zu können. Nie zuvor hatte er seine Lust mit einem anderen Menschen geteilt. Wie konnte er da solche Träume über die Vereinigung mit einem jungen Mann haben? War da nicht doch zu befürchten, daß die Träume dämonischen Ursprungs waren? Die Dämonen Chelems waren doch die Verderber der Menschen, immer bestrebt, sie vom Wahren Weg abzubringen, den die Schriften der Weisen und Heiligen vorgaben. Und das war wohl auch der Grund für seine Angst vor den Träumen, denn wenn er wach war fanden sie ihr Echo in seinen Gedanken und Gefühlen Amemna gegenüber. Angesichts dessen hatte der Dämon anscheinend bereits Erfolg gehabt. * * * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)