Bodyguard von abgemeldet (Hurry Up and Save Me!) ================================================================================ Kapitel 3: Izaya Orihara and the Strongest Man of Ikebukuro ----------------------------------------------------------- Sie waren gerade auf dem Rückweg und vielleicht zwanzig Minuten von ihrer Wohnung entfernt, als ein tosendes Geräusch aus einer der vielen dunklen Gassen ertönte. Blitzschnell stellte Shizuo sich vor Yuka, die ebenfalls angespannt nach ihrer Waffe griff. Wie sich herausstellte, konnten die Beiden aufatmen, denn wenige Sekunde zischte eine aufgescheuchte Straßenkatze an ihnen vorbei. “Nur ein Streuner...”, murmelte der Blonde und rückte erleichtert seine Sonnenbrille, die er selbst im Dunkeln nicht abnahm, zurecht. “In diesen Straßen kann man leider nicht vorsichtig genug sein.”, erwiderte die junge Frau und packte ihre Waffe wieder zurück. Sie gingen zügig weiter. “Hey, Heiwajima! Wohin des Weges?”, ertönte plötzlich eine scheußlich helle Männerstimme hinter ihnen. Sie drehten sich langsam und bedacht um und sahen sich einer Gruppe von kräftigen, allerdings ungepflegten, Schlägertypen gegenüber. Wie erwartet, bildete ihr Bodyguard wieder einen Schutzwall vor Yuka und grinste amüsiert. “Sagt nicht, Izaya-kun hat euch wieder geschickt?”, fragte er, obwohl er die Antwort sowieso schon wusste. Das dieser Mistkerl ihn nicht einmal in Ruhe lassen konnte! Wenigstens heute, wo er mit Yuka unterwegs war, hatte er sich einmal Frieden gewünscht. “Das ist doch vollkommen egal. Auf jeden Fall werden wir dich fertig machen!”, prahlte der scheinbare Anführer des Prügeltrupps. Einer löste sich aus dem Rudel und kam auf die Beiden zugerannt. In den Händen hielt er einen Baseballschläger. “Shizuo!”, rief Yuka, als dieser keine Anstalten machte den Holzschläger abzuwehren. Stattdessen hatte der Schläger freie Bahn und prallte ungebremst auf seinen Kopf auf. Das Holz splitterte in tausend kleine Stückchen und Blut tropfte auf den Boden. Es war Shizuos Blut. Der Blonde hatte eine Platzwunde erlitten, aber eigenartiger Weise schien dies ihm nicht viel auszumachen. Trotz, dass er jetzt im wahrsten Sinne Rot sehen musste, grinste er teuflisch. Yuka beobachtete, wie er seine Zigarette in der Hand zerquetschte und auf den Boden warf, um drauf zu treten, während er sich auf den Weg machte. Er schritt geradewegs auf die Gruppe zu, die ihn nur verdutzt entgegenstarrte. “Richtet Izaya aus, dass er sich nächstes Mal persönlich blicken lassen soll und mir nicht seine erbärmlichen Schosshündchen zum spielen vorbei schicken soll...”, murrte er und man konnte deutlich erkennen, wie wütend er sein musste. Ohne ein Zögern packte er einen der Männer am Arm, schwang ihn in die Lüfte und schleuderte ihn geradewegs gegen eine der Hauswände. Yuka, die immer noch ihre Halbautomatik in der Hand hielt, verfolgte das Spektakel fassungslos. Shizuo schnappte sich einen Mann nach den anderen und wirbelte ihn herum, sodass man, bei der Landung jedes Körpers, die Knochen brechen hören konnte. Sie war so fasziniert und schockiert zugleich, dass sie gar nicht bemerkte, wie sich jemand von hinten anschlich. Im letzten Moment, kurz bevor sie der Angreifer in die Mangel nehmen konnte, wandte sie sich auf den Absätzen um und verpasste ihm einen Tritt mitten ins Gesicht, um dann ihren Ellebogen hinterherzuschicken. Sie zwang ihn zu Boden und hielt ihm ihre Waffe an die Stirn. “Bitte! Tun Sie mir nichts!”, begann der Mann zu betteln. “Warum sollte ich dich laufen lassen?”, wollte Yuka mit kalten Eisaugen wissen und drückte die Mündung ihres Colts nur noch fester an die Haut des verängstigten Mannes. “Ich habe Frau und Kinder.”, appellierte er an ihr Mitgefühl. Ihr Finger zitterte am Abzug. Sie hatte mit sich zu kämpfen. Sie wusste, dass sie ihn nicht umbringen durfte, egal, ob er es verdient hatte oder nicht. Anders als ihr Vater, hatte sie immer den Codex einhalten wollen, dass man nur töten durfte, wenn das eigene Leben oder das eines geliebten Menschen in Gefahr war. Und das war momentan nicht der Fall. Sie schluckte und bemerkte, dass Shizuo, der mittlerweile alles um ihn herum, was zwei Beine hatte, bewusstlos geschlagen hatte, sie beobachtete. Schlussendlich riss sie sich zusammen und gab dem Mann einen Wink mit dem Lauf ihrer Waffe. Er dankte ihr und rannte dann schnell zurück in die Gasse, aus der er gekommen war. Sie wandte sich an Shizuo, der ihr zulächelte. “Können wir jetzt endlich nach Hause?”, fragte sie ihn genervt und verdrehte die Augen. Beide mussten Lachen. Das war ja wohl genug Aufregung für einen Tag gewesen. “Ihr wollt doch nicht schon gehen, bevor die Party überhaupt richtig angefangen hat, oder?”, kam es von der Seite und eine Person schnellte aus den Schatten vor. Ehe Yuka sich versah, befand sie sich im Würgegriff. Sie blickte ihren Widersacher ins Gesicht. Es war ein junger Mann in ihren Alter mit schwarzen Haar und braunen, hinterlistigen Augen. Er trug eine mit Fell besetzte Jacke und hielt ihr ein, nicht gerade stumpfes, Messer an die Kehle. “Izaya-kun! Lass sie sofort los!”, verlangte der blonde Wüterich von Ikebukuro und war kurz davor erneut zu explodieren. Izaya lachte nur äußerst belustigt. “Na, na, na... Was ist das denn für ein Benehmen, Shizu-chan? Willst du mich nicht mit deiner kleinen Freundin bekannt machen?”, beschwerte er sich und legte das Messer an ihre Wange, sodass sie das kalte Metall auf ihrer Haut spüren konnte. Doch sie zwinkerte den Blonden aufmunternd zu, was ihn verwirrend dreinblicken ließ. Dann musste er schmunzeln, was wiederrum Izaya sehr wunderte. Und mit einer präzisen Bewegung entschlüpfte sie den Griff des Mannes, um ihn in einer Drehung einen Kick verpassen zu können, was ihn einige Meter wegschleuderte. Jedoch landete er grazil wie eine Katze auf seinen Füßen. Wie ein Blitz richtete sie ihre Pistole auf ihn und feuerte drei Schüsse ab, die zu ihrer Überraschung ihr Ziel verfehlten. “Oh, die Lady hat wirklich Feuer! Eins muss ich dir lassen, du hast wirklich einen guten Geschmack, Shizu-chan.”, lobte er seinen Gegner. Shizuo platzte nun entgültig der Kragen. Dieser elendige Mistkerl mit seinem provokativen Mundwerk! Als ob ihm eine Tarantel gestochen hätte schoss der Bodyguard vor und attackierte den kleineren Mann mit seinen blanken Fäusten, wobei er gelegentlich das halb Gemäuer abriss. Er schnappte sich sogar eine Straßenlaterne und einen, gerade greifbaren, Zigarettenautomaten und warf damit nach dem Schwarzhaarigen. Der bewegte sich flink wie eine Fliege und wich jedem Angriff aus. Yuka nutzte die Gelegenheit, die sich bot als der Unbekannte abgelenkt war, und versuchte ihn erneut mit ihren Kugeln zu treffen, scheiterte allerdings nur erneut. Mit einem Mal verzog er sich in eine der engen Gassen, während im ein Müllcontainer und der aufgebrachte Shizuo folgte. Yuka versuchte ebenfalls den beiden Männern nachzueilen, stellte allerdings nach fünf Minuten Dauersprint auf hohen Schuhen fest, dass es besser wäre, wenn sie einfach in ihr Appartement gehen, alle Eingänge verriegeln und auf Shizuo warten würde. Das tat sie letztendlich auch. Zwei Stunden später, es war bereits drei Uhr morgens, hatte sie immer noch nichts vom attraktiven Blonden gehört und machte sich so langsam sorgen um ihn. “Na, hoffentlich ist dem Blödmann nichts passiert, sonst mach ich ihn kalt!”, fluchte sie in die ansonsten verlassene Wohnung. Sie drückte ihre Zigarette aus und nahm ihr Handy zur Hand. Es läutete am anderen Ende und schien überhaupt nicht mehr aufzuhören zu läuten, dann sprang frustrierenderweise die Mailbox an. Sie legte seufzend und äußerst gereizt auf und schleuderte das Mobiltelefon quer durch den Raum. Dieser Mann! Warum mussten die einem nur immer solche Sorgen bereiten? Nervös tigerte sie auf und ab. Da klingelte es mit einem Mal an der Tür. Sie schnappte sich ihre Waffe und entsicherte diese, um sich am Spion ein Bild von ihrem Besucher zu machen. Man konnte immerhin nicht vorsichtig genug sein! Doch zu ihrer Freude war der Colt völlig überflüssig, also ließ sie ihn fallen, entriegelte die Türe, um sie dann aufzureißen. “Shizuo! Komm schnell rein!”, begrüßte sie ihn und zog ihn in die Wohnung. Nachdem sie die Tür wieder gesichert hatte, wandte sie sich zu ihm um und fiel ihm zu seiner Verwunderung um den Hals. “Oh, Gott. Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Wo warst du denn?”, japste sie und vergaß beinahe beim Sprechen Luft zu holen. Sie musterte seine schmutzige und blutüberströmte Kleidung. Außerdem hatte es draußen in Strömen geregnet und er war von oben bis unten klatschnass. Er lächelte entschuldigend. “Ich habe Izaya...”, wollte er ihr alles erklären, doch sie unterbrach ihn, in dem sie ihm die Kleidung, bis auf seine Boxershorts auszog und im Bad verschwand. Er sah an sich runter. Wow! Im Ausziehen war sie wohl unangefochtene Meisterin. Als sie wieder zurückkam, hatte sie einen Erste-Hilfe-Kasten und ein paar saubere Handtücher dabei. “So, als Erstes müssen wir dich abtrocknen, damit du dir keine Erkältung holst und dann werde ich deine Wunden versorgen.”, klärte sie ihn auf und drängte ihn aufs Sofa, um ihn dann von oben bis unten abzurubbeln. “Hey, das kann ich auch selbst!”, beschwerte er sich, doch sie ließ sich nicht von ihm unterkriegen. “Lass mich das machen. Du musst dich erst mal ausruhen.”, konterte sie und begann sich an die Wundversorgung zu machen. Er blieb still, beinahe wie eine Statue sitzen, als sie die Verletzung am Kopf und einige tiefe Schrammen an seinen Armen mit Desinfektionsmittel reinigte. “Du bist wirklich der stärkste Mann von Ikebukuro, wie?”, gab sie zu und verband seine Stirn. Er lächelte mit leicht geknickten Gesichtsausdruck. Das war klar, dass sie ihn darauf ansprach. “Das liegt an einem genetischen Defekt, einer Krankheit, an der ich schon seit meiner Geburt leide.”, versuchte er ihr das Ganze irgendwie zu erklären, obwohl er wusste, dass sie es nicht verstehen würde. Sie würde ihn, wie jeder andere in Ikebukuro, für ein grässliches Monster halten. Doch anstatt wie alle anderen eingeschüchtert und ängstlich zurückzuweichen, blieb sie ganz gelassen und kümmerte sich weiter um seine Arme. “Und dieser Mann, der uns gerade angegriffen hat...?”, stellte sie eine weitere Frage. Der Blonde räusperte sich und griff dann nach seinen Zigaretten, um sich eine anzuzünden. “Das war Izaya Orihara. Ich bin zusammen mit ihm auf die High School gegangen und wir haben uns damals schon nicht leiden können. Er halst mir jedes Mal Ärger in Form von Schlägertypen auf den Hals.”, erstattete er ihr Bericht über die Situation. Sie nickte verständnisvoll. “So was kenn ich... Glaub mir, die gegnerischen Oberhäupter sind auch immer versucht, einem das Leben schwer zu machen.”, verriet sie ihm und beide mussten unwillkürlich schmunzeln. Sie erhob sich. “So, das hätten wir. Ich denke, es ist besser, wenn du über Nacht bei mir bleibst. Ich kann dir zwar nur mein Sofa anbieten...”, bedauerte sie, doch er winkte ab. “Das ist schon in Ordnung... Aber verrat mir bitte noch eins... Warum hast du den Typen vorhin nicht umgebracht, als du die Chance hattest?”, wollte er von ihr wissen, bevor sie sich in ihr Schlafzimmer zurückziehen konnte. Sie lächelte ihn sanft an. “Weil ich vielleicht eine Yakuza, aber keine Mörderin bin... Unnötiges Blutvergießen ist vollkommen gegen mein Credo.”, gestand sie und wollte nun endlich zu Bett gehen, doch er hielt sich ein zweites Mal auf. “Yuka... Tut mir leid, ich hoffe, ich habe dir keine allzu große Angst eingejagt mit meinem Verhalten vorhin.”, entschuldigte er sich auf einmal kleinlaut bei ihr. Ein breites Grinsen bildete sich auf ihren Lippen und sie beugte sich zu ihm vor, um ihm die Sonnenbrille abzunehmen. Hervor kam ein paar wunderschöner, sanfter, nussbrauner Augen. “Keine Sorge... Ich finde dich gerade dadurch noch viel interessanter.”, gab sie zu und erschrocken musste er feststellen, dass sich ihre sanften Lippen auf seine legten. Er schmeckte ihren süßen Lipgloss und schloss gespannt die Augen. Doch es blieb bei diesem einen Kuss, denn eine halbe Minute später löste sie sich von seinem Mund. Schamröte stieg in ihre Wangen. “Entschuldigung... G... Gute Nacht, Shizuo.”, wünschte sie und machte auf dem Absatz kehrt, um in ihr Schlafzimmer zu fliehen. Er sah ihr perplex hinterher. Für was war der denn gewesen? Vorsichtig berührte er seine Unterlippe, die immer noch erregt prickelte. Ein Seufzen entwich ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)