Leap in time von Silja (RobinXZorro) ================================================================================ Kapitel 3: Offer in the past ---------------------------- Atme ein und sammle die Luft in deinen Lungen. Halte den Fokus, bündle die innere Kraft in dir und richte dabei die Konzentration auf die Waffe und gleichzeitig auf den Feind. Dann wieder ausatmen, die Luft wieder herauspressen. Und wieder von vorne beginnen. Ein Balanceakt, der alles in mir fordert. Ich spüre meinen Herzschlag so deutlich. Genau zwischen zwei Schlägen schlage ich zu, um mich im nächsten Moment bereits auf den nächsten Schlag vorzubereiten. So geht es seit Stunden, Tagen, Wochen. Die Zeit zerrinnt mir dabei förmlich zwischen den Fingern. Und das obwohl ich in der Morgendämmerung mit dem Training beginne und erst in der nächtlichen Dunkelheit das Training beende. Auch jetzt scheint es bereits Mittag zu sein.   Doch auch wenn die Zeit dahinzieht, irgendwelche Fortschritte sind nicht zu erkennen. Ich trete auf der Stelle.   Tja, da meint man, dass man gar nicht so schlecht ist. Sich seiner Sache und seinem Talent grundsätzlich ganz sicher ist und dann wird man unsanft auf den Boden der Tatsachen geholt. Wobei unsanft noch beschönigt ist. Eine Bruchlandung drückt es eher aus.   Halte den Fokus – Sammle deine Energie   Haki ist mir wirklich kein fremder Begriff. Mir war immer klar, dass physische Kraft allein nicht ausreichen wird, sondern auch die mentale Kraft. Eine meiner ersten Lektionen, und an die ich mich erinnern kann, ist immer noch das Schneiden ohne zu Spalten. So nannte es Kuinas Vater jedenfalls. Eine andere Beschreibung für das Gleiche. Rudimentär besitze ich diese Geisteskraft und hätte ohne sie nicht bereits in Alabasta Mister One besiegen können. Doch eben nur rudimentär. Aber wie mir deutlich geworden ist, reicht rudimentär für die neue Welt nicht aus, sofern ich kein Fischfutter werden möchte.   Trotz des Nebels ist es unerklärlicherweise schwül und drückend. Wahrscheinlich weil sich hinter dieser Nebeldecke eigentlich die Sonne und der Sommer versteckt. Das unangenehme Klima lässt mir den Schweiß zusätzlich zum Training noch über den Körper laufen. Ja, es ist nicht zu leugnen, irgendwo hinter der dicken Wolkendecke versteckt sich der Sommer.   „Du musst deine Kraft nicht mit dem Geist erfassen, sondern auch fließen lassen. Du musst sie kontrollieren und nicht sie dich.“ Mihawks Stimme klingt gelangweilt, was mich nur noch zusätzlich reizt. Er mag ja der beste Schwertkämpfer sein, aber als Lehrer ist er miserabel. Zwar hat er mir die Art und Weise vom Rüstungshaki erklärt. Mir mehr wie deutlich gemacht, dass es als Schwertkämpfer unabdingbar ist, aber wie ich es kontrollieren kann, hat er dabei nicht erklärt. „Hörst du mir überhaut zu? Du wolltest, dass ich dich trainiere. Wenn dir das jetzt nicht mehr passt, hau doch ab.“ Noch in der Bewegung stoppe ich und werfe Mihawk einen genervten Blick zu. Da sitzt er auf seiner Mauer wie ein Pascha, beobachtet mich und gibt seine Kommentare ab. Dabei kippt er ein Glas Rotwein nach dem anderen in sich hinein. Mir das Trinken verbieten und selbst saufen wie das letzte Loch. Schöner Trainer…   Wenn ich doch nur nicht auf seine Hilfe und sein Training angewiesen wäre. Aber es gibt keinen Anderen, der mich trainieren könnte, um meinem Ziel näher kommen zu können. Ich darf Ruffy nicht enttäuschen. Dafür habe ich sogar meinen Stolz über Bord geworfen. Und der ist mir bekanntlich heilig. „Ich hab dir gesagt, du muss es zulassen, es spüren.“ „Meinst du was ich hier mache?“ Er verdreht nur die Augen und winkt ab. Und mir bleibt nichts anderes übrig, als es weiter zu versuchen. Halte den Fokus – Sammle die Energie Doch mit jeden Hieb scheine ich mich von meinem Ziel weiter zu entfernen. Und erneut verrinnt die Zeit.     Jeder Atemzug brennt in meiner Lunge, jede einzelne Faser in meinem Körper schmerzt. Es ist fast Nacht. Meine Umgebung sieht aus wie ein Schlachtfeld, wie jeden Abend. Und erneut ist nichts Großartiges passiert. Mein Brustkorb hebt und senkt sich immer stärker, um den benötigten Sauerstoff ansatzweise in ausreichenden Mengen in meinen Körper zu bringen. Wenigstens kühlt die Luft langsam ab.   „Es ist langweilig dir zu zusehen. Tag ein und Tag aus das Gleiche. Total öde.“ Nicht auch noch die Meckerziege. Perona sitzt neben Mihawk auf der Mauer. Mir war nicht klar, dass es eine solch nervtötende Person geben kann. Mein wunderbar fauler Trainer scheint es aber nicht zu stören. Mihawk hat seinen Kopf auf seinen Arm gestützt, die Augen geschlossen. Ich bin in der Hölle gelandet, ganz eindeutig.   „Sag mal, die Crew vom Strohhut, deine Crew. Da war doch dieser blonde Typ. Koch oder was der ist. Dann die hübsche Rothaarige.“ Er will dich nur ablenken, schrillt es in meinem Kopf. Wahrscheinlich will er mich gar nicht trainieren. Oder er will verhindern, dass ich überhaupt die Chance habe mich zu verbessern. „Dann der Hasenfuß, mit der langen Nase.“ Nicht zuhören, konzentrier dich. Halte den Fokus…Doch es ist zwecklos. Dieses Spiel kann ich nicht gewinnen, wenn er es draufanlegt. Schmerzhaft zieht sich etwas in meinem Inneren zusammen. Und auch wenn ich es nicht möchte, tauchen vor meinen Augen nacheinander die Bilder von Ruffy, Sanji, Nami und Lysop auf. Halte bitte den Mund. Lass das Thema einfach fallen. Bitte!   „Und dann habt ihr euch noch was ganz interessantes zugelegt, wie ich gehört habe. Den Teufel von Ohara.“ ‚Hör auf, bitte‘, fleht alles in mir, auch wenn ich weiß, dass es zwecklos ist. Ich habe nicht umsonst seit Wochen diese Frau aus meinen Gedanken verbannt, damit er sie nun hervorziehen kann. Er sie aus der Schachtel zieht, in die ich sie gesteckt habe und verschlossen habe.   „Weist du, ich hatte mal das Vergnügen, sie zu treffen. Als sie noch bei der Baroquefirma war.“ Ganz klar. Er will nicht, dass ich Fortschritte mache! Das ist der Beweis. Und er wird sein Ziel erreichen. Er wird der Beste bleiben und ich werde dem Wahnsinn verfallen. Der Strudel von Erinnerungen ist zu stark, um nicht mitgerissen zu werden. Vor allem weil ich eine Vorahnung habe, was er mir gleich sagen wird.   „Sie wurde auf mich angesetzt, sollte mir ein Geschäft unterbreiten und mich davon überzeugen. Und zwar mit jedem Mittel sollte sie mich überzeugen. Mittel, die nur Frauen so perfekt beherrschen, wenn du verstehst, was ich meine.“ Und wie ich es verstehe, weil ich wusste, dass er mir das sagen wird. Ich wusste es, weil ich genau weiß was er meint. Es selbst erlebt habe.   ~~~~~~~~~~ Immer wieder sehe ich zu ihr rüber. Absolut in ihrem Buch vertieft sitzt sie am Küchentisch. Die anderen sind schon zu Bett gegangen. Ich selbst konnte mich dazu noch nicht aufraffen. Zudem geht mir seit einiger Zeit im Zusammenhang mit Robin etwas im Kopf umher. Ich weiß nicht warum jetzt, hat es mich bis zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht beschäftigt. Außerdem scheinen Robin und ich still beschlossen zu haben, dass wir darüber nicht reden. Sie hat mich jedenfalls all die Zeit nie darauf angesprochen, auch wenn ich mir sicher bin, dass sie sich daran erinnern kann. An den Abend auf irgendeiner Insel, deren Namen ich nicht mehr weiß. Als sie und ich uns trafen weit vor dem hier. Lange vor Ruffy.   „Robin, kann ich dich mal was fragen?“ Erschrocken zuckt sie zusammen. Sag ja, vertieft in ihr Buch. Ich muss etwas schmunzeln. Wie kann sie so unachtsam sein, sobald sie ein Buch in die Finger kriegt? Sie sieht von ihrem Buch auf und blickt mich an. „Natürlich.“ So, und wie fange ich das jetzt an und warum interessiert mich das überhaupt? Aber jetzt habe ich damit angefangen. Ich stehe auf, gehe zu ihr rüber und setze mich auf den Stuhl neben ihr. „An dem Abend damals, warum solltest du mir ein zweites Angebot unterbreiten?“ ~~~~~~~~~~   Ich kannte Robin vor allen anderen. Wobei kennen zu viel gesagt ist. Es war ein…geschäftliches Treffen. Eine zweite Bekanntschaft mit der Baroquefirma in Form der Partnerin des Chefs. Ich bekam nicht nur ein Angebot von der Baroquefirma. Nein, ich bekam ein zweites und dieses Mal von ihr unterbreitet. Wenn also Mihawk von einem Angebot spricht, weiß ich wovon er redet. Weiß es, weil ich in der gleichen Situation mit Robin war. Als sie vorgeschickt wurde, um mir ein Angebot zu unterbreiteten, dass man als Mann von einer Frau, wie sie es ist, eigentlich nicht ablehnen kann. Dieses Treffen war der Grund, warum ich ihr sehr lange misstraut hatte, kannte ich sie nur als tödliche Verführerin, die vor keinem Mittel zurückschrecken würde, um ihr Ziel zu erreichen. Diese Art war mir zuwider. Aber heute weiß ich es besser und kenne ihre Gründe.   ~~~~~~~~~~ Erst meine ich, dass sie nicht weiß wovon ich rede. Aber immerhin rede ich mit Robin. Was weiß diese Frau nicht? „Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Du hattest dir einen Namen gemacht, Zero fand dich interessant. Noch mehr als du Mister 7 erledigt hast. Warum er aber genau dich unbedingt wollte, kann ich dir nicht sagen.“ „Und warum hat er dich dann beim zweiten Mal geschickt und hat seinen Arsch nicht selbst mal bewegt, wenn er mich wollte?“   Robin antwortet nicht. Sie malt nur mit ihren Fingern Kreise auf die Tischplatte, unschlüssig was sie sagen soll, was die Bestätigung meiner Vermutung ist. „Er wollte eine Frau, habe ich Recht?“ Ein gequältes Lächeln ziert ihr Gesicht, während sie weiter Kreise mit ihren Fingern zieht. „Er hat es gern Spezialfälle genannt.“ „Spezialfälle? Er hat dich wie Vieh verkauft. Er hat dich zur Prostitution gezwungen.“ Wut steigt in mir auf, die ich Robin aber nicht zeigen möchte. „Man tut viel, um zu Überleben. Aber in den wenigstens Fällen kam es zu dem was du denkst. Ich wusste es ganz gut zu verhindern. Ein Messer an der Kehle, das plötzlich auftaucht oder die Angst, dass einem das Genick gleich gebrochen wird…so was ist ganz überzeugend. Meistens jedenfalls.“ ~~~~~~~~~~   Robin hat dies nicht freiwillig getan. Sie wurde gezwungen. Sie tat es nur um ihr eigenes Leben zu schützen. Und jeder, der ihr Angebot angenommen hat, hat sich mitschuldig gemacht und ihr Leid zugefügt. Wenn Mihawk also…   Übelkeit steigt in mir auf. Meine Atemzüge werden schwerer und mir wird unendlich heiß. Eine unbändige Wut steigt in mir auf. Wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob es Wut ist. Aber egal was es ist, es gewinnt die Oberhand. Diese Kraft übernimmt meinen Körper, kann meine Schwerter kaum noch kontrollieren. Doch mit dem Versuch, diese wieder unter meine Kontrolle zu bringen, strömt diese Kraft von mir in meine Schwerter. Und wie von allein setze ich zum Hieb an. Ein Schwerthieb, der anders ist. Ganz anders. Mächtig, unbändig…Und dann ist da nur noch Stille.   ~~~~~~~~~~ Wir sehen uns einfach nur an, bis ich der bin, der näher rückt. Meine Stirn lehne ich gegen ihre und sie lässt es zu. „Es tut mir leid, Robin.“ Sie schließt einen Moment die Augen, um mir dann wieder in die Augen zu sehen. „Ich habe das alles schon lange hinter mir gelassen. Außerdem wüsste ich nicht, warum es dir leidtun müsste. Du hast mein Angebot ja ausgeschlagen. Einer von sehr Wenigen.“ Und so bleiben wir sitzen. Ihre Stirn an meiner.   ~~~~~~~~~~   Mein Atem geht stoßweiße, bin für einen kurzen Augenblick orientierungslos. Ein lautes Rauschen höre ich in meinen Ohren. Mein Herz klopft nicht einfach, es rast. Ungläubig sehe ich auf das Chaos vor mir. Ein Chaos, das von mir stammte. Ein einziger Hieb hat diese Schneise geschlagen?   „Interessant. Damit können wir arbeiten.“ Dumpf dringt Mihawks Stimme zu mir durch. Zu sehr rauscht das Blut noch immer in meinen Ohren. Das ist es also. Diese Kraft sollte ich freisetzen und kontrollieren. Nur wie hab ich das getan? Ich schaue Mihawk an, erhoffe mir insgeheim eine Erklärung für das gerade Geschehene. Dieser hat sich aber bereits zum Gehen abgewandt, bis er kurz innehält. „Als nächste Lektion solltest du lernen, Schwächen zu deinen Stärken zu machen. Ach…und nicht dass es eine Rolle spielen würde. Ich habe ihr Angebot damals ausgeschlagen. Ich habe nicht mit ihr geschlafen, im Gegensatz zu dir, wie mir scheint.“ Und so lässt er mich zurück, während ich auf die Trümmer vor mir sehe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)