Wege von Alaiya (Shifu & Fengluang [KFP]) ================================================================================ Akt III, Szene II – Am Abgrund – Der Abschied --------------------------------------------- „Fenghuang! Fenghuang!“ Shifu keuchte, während er seiner Kameradin in den Bambuswald folgte, in dem sie vor bereits zwei Tagen gegangen waren. Doch sie hielt nicht inne, reagierte nicht auf seine Stimme, während der Regen an ihren Federn abperlte. „Fenghuang!“ Insgeheim wusste Shifu bereits, dass er sie nicht würde aufhalten können, doch er würde nicht aufgeben, ehe er es versucht hatte. War es nicht genau das, was sie ihm beigebracht hatte: Nichts aus der Gewissheit, dass es vergebens sein würde, zu tun. „Fenghuang, bitte warte doch!“ Und tatsächlich blieb sie schließlich stehen. Wie er jedoch erkannte nicht, wegen seine Rufe, sondern weil sie am Ende des Waldes angekommen war, das direkt an die östliche Mauer des Tals und damit an einen Abgrund grenzte. Mit dem Kopf zuerst wandte sie sich ihm zu. „Ich habe dich gewarnt, komm mir nicht in die Quere.“ „Aber Fenghuang, ich bitte dich“, flehte er. „Ich bitte dich, überdenke deine Entscheidung noch einmal!“ Ihre Antwort war klar. „Nein.“ „Oogway würde dir verzeihen“, versuchte er es weiter. „Aber ich werde ihm nicht verzeihen“, erwiderte sie und sah ihn an. „Ich habe schon viel zu viel Zeit hier verschwendet.“ „Was hast du jetzt vor?“, fragte er nach kurzem Schweigen, wobei er die Antwort eigentlich bereits wusste. „Ich werde Dong Beihu suchen und ihn umbringen“, zischte sie und sah ihn kalt an. „Und niemand wird mich davon abhalten.“ Shifu schauderte. „Und was wirst du danach tun?“ „Darüber mache ich mir dann Gedanken“, antwortete Fenghuang und breitete ihren eigenen noch funktionstüchtigen Flügel aus. Da sprang der rote Panda vor sie und berührte, noch bevor sie in ihrer Erschöpfung reagieren konnte, ihre Akupressurpunkte, so dass auch in ihren linken Flügel die Kraft zurückkehrte und sie ihn wieder bewegen konnte. Sie sah ihn nun wirklich überrascht an. „Wieso, Shifu?“ „Weil ich in dir eine wertvolle Freundin sehe, Fenghuang, selbst wenn du dies nicht so erwiderst.“ Er schenkte ihr einen festen Blick. „Ich hoffe für dich, dass du findest was du suchst und irgendwann deinen inneren Frieden finden kannst.“ Ihre Augen verengten sich, ehe sie nun beide Flügel ausbreitete und sich ohne ein weiteres Wort des Abschieds in die Lüfte erhob. Kurz verharrte sie in der Luft, doch dann flog sie davon und war dank des Regens schnell nicht mehr zu sehen. Shifu verweilte derweil am Rande des Abgrundes zwischen den Bambusbäumen, die sich im Sturm weit bogen. Der Bambus schlug gegeneinander, bog sich teilweise fast bis zu Boden, doch er brach nicht, genau so wenig, wie der kleine rote Panda sich vom Unwetter dazu bringen ließ in die Hallen des Jadepalasts zurückzukehren. Stattdessen blieb er dort und sah auf den Himmel, sah an die Stelle, an der Fenghuang verschwunden war. Zum ersten Mal, wenn auch nicht zum letzten Mal, wurde ihm bewusst, dass Kraft und Talent gefährlich waren, denn auch sie konnten den Geist vernebeln. Außerdem wusste er, dass er, sollte er Fenghuang noch einmal sehen, ihr Feind sein würde und dass sie nun nur noch ein dynamisches Duo, statt furioser Fünf waren, jedenfalls wenn Xiang nicht bald zurückkehrte. Und es war fraglich, wie lang die Ruhe noch hielt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)