Wege von Alaiya (Shifu & Fengluang [KFP]) ================================================================================ Akt I, Szene III – Hof des Jadepalastes – Training in den Morgenstunden ----------------------------------------------------------------------- Bereits früh – die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen, sondern schickte lediglich erste Strahlen über den Horizont und tauchte den Himmel in ein tiefes Rot – am nächsten Tag war Shifu im Innenhof des Jadepalastes und trainierte.Er durfte nicht nachlässig sein. Er würde trainieren, bis er entweder tot umfiel oder es würdig war den Meistermantel zu tragen, würdig, sich zu den furiosen Fünf zu zählen. So übte er seine Beinarbeit, bemühte sich seine Wendigkeit noch weiter zu verbessern und schlug einige Puppen aus Stroh und Holz entzwei. Auch als die Sonne über die Berge im Osten gestiegen war, ruhte er nicht, obwohl sein Atem bereits schwer ging und sein Magen knurrte, da er noch nichts gegessen hatte. Er drehte sich zu einer weiteren Strohpuppe um, als seine Augen eine Bewegung im Geäst von einem der wenigen Bäume, die den Hof umgaben, erkannte. Nun hielt er inne. „Fenghuang?“, keuchte er. „Du trainierst hart, mein Freund“, meinte die Eule, breitete ihre Flügel aus und landete im nächsten Moment vor ihn. „Doch ich habe das Gefühl, dass die Wahl deiner...“ Sie zögerte und sah zu den zersplitterten Überresten einer Holzpuppe. „... Deiner Gegner doch weit unter dem Niveau eines Meisters, weit unter deinem Niveau liegt.“ „Fenghuang, ich...“, wollte er sich erklären, doch sie schüttelte ihren großen Kopf. „Kämpfe gegen mich, Shifu“, forderte sie ihn dann mit einer Spur Amüsement in ihrer Stimme auf. „Aber Fenghuang, das ist nicht möglich“, widersprach er schnell. „Niemals könnte ich dich schlagen. Ich bin kein würdiger Gegner für dich.“ „Wenn du an dieser Einstellung festhältst, wirst du es auch niemals sein.“ Die Eule machte einige Schritte von ihm fort, jedoch ohne ihn dabei mit ihrem drehbaren Kopf aus den Augen zu lassen. „Komm schon, Shifu, hast du etwa solche Angst zu verlieren?“ Noch immer zögerte der kleine rote Panda, nahm dann jedoch wieder Kampfhaltung an. Fenghuang drehte sich nun wieder zu ihm um, ohne dass sich ihr Kopf dabei bewegte. „Na also.“ Sie selbst nahm keine Kampfhaltung an – wartete nur. Nachdem er einige Male tief durchgeatmet hatte, sprang Shifu schließlich los und versuchte seine Kameradin mit einem Tritt anzugreifen, der natürlich nicht traf, sondern mit einer einfachen Flügelbewegung der Eule abgewehrt wurde. Der kleine Panda wurde zurückgeworfen, fing sich jedoch in der Luft wieder, drehte sich und stieß sich dann von der Mauer, gegen die er sonst geschleudert worden wäre, ab, um erneut anzugreifen. Dieses Mal wählte er eine Reihe von Schlägen, wusste jedoch schon bevor er wieder zurücksprang, dass kein einziger getroffen hatte, auch wenn sie ihn nicht zurückwarf. Er sah in ihr Gesicht, dass nicht die Spur von Anstrengung zeigte, und wollte schon aufgeben, als sie fragte: „Was ist?“ Also riss er sich zusammen und wagte einen neuen Angriff, beschloss dieses mal seine Wendigkeit zu seinem Vorteil zu nutzen oder es zumindest zu versuchen. So sprang er auf seine Gegnerin zu, so dass er zwischendurch noch einmal auf dem Boden landen musste, vermeintlich um seinem Angriff weiteren Schwung zu geben. Stattdessen sprang er von dort aus jedoch in die Richtung des Baumes, indem Fenghuang zuvor gesessen hatte und nutzte die federnden Äste, um weiteren Schwung aufzunehmen. Mit der Faust voran flog er so förmlich auf sie zu. Erneut wurde sein Schlag abgewehrt, doch dieses Mal drehte er sich in der Luft, um mit einem Tritt nachzusetzen. Bevor er aber den Schaden seines Tritts abschätzen konnte, wurde er von einem weiteren Schlag von Fenghuangs kräftigen Flügel getroffen und erneut zurückgeworfen. Dieses Mal konnte er sich nicht mehr in der Luft abfangen und rollte so ohne Kontrolle ein Stück über den Boden, wo er schließlich kraftlos liegen blieb. „Du darfst deine Verteidigung nicht vernachlässigen, Shifu“, mahnte Fenghuang. Keuchend richtete sich der jüngere Meister auf und sah sie an. Er spürte, wie Verzweiflung in ihm aufkeimte, nun, wo er so deutlich sah, wie viel schwächer er gegenüber Fenghuang war. Er versuchte sich zu sammeln und wagte einen erneuten Faustangriff, dem sie jedoch mit einem einfachen Schritt zur Seite auswich. „Du glaubst nicht einmal daran, dass du mich auch nur berühren könntest“, stellte sie nüchtern fest. „Wie könnte ich, Fenghuang?“, erwiderte er. „Mit dieser Einstellung wirst du nie einen Kampf gewinnen, Shifu.“ Sie sah ihn an. „Denn wer an sich selbst zweifelt hat schon verloren.“ „Dann ist es falsch seinen Platz zu kennen?“ Er konnte nicht verhindern bei diesen Worten aufgebracht zu klingen. „Es ist falsch, nicht zu versuchen, sich zu verbessern“, antwortete sie ruhig. „Es ist falsch stehen zu bleiben.“ „Aber was ist, wenn das bereits das Maximum meiner Fähigkeiten ist?“ Er sah sie an. „Was ist, wenn ich mich bei allem Training nicht weiter verbessern kann? Wenn ich nicht das nötige Talent besitze?“ „Das sind die Worte eines faulen Narren, der nach einer Ausrede für seine eigene Schwäche sucht“, bemerkte sie spitz. Nun zögerte er. „Aber Fenghuang“, begann er dann. „Was soll ich denn tun?“ Sie blieb stehen und sah ihn für einen Moment an. „Trainiere von nun an jeden Tag mit mir.“ Damit wandte sie sich ab. „Und komm nun mit. Du solltest etwas essen.“ Wieder zögerte er, denn es war klar, dass sie keine Antwort erwartete. Er sah sich um. Nach Stand der Sonne zu urteilen, war der Vormittag schon weit voran geschritten. Um ihn herum lagen die Trümmer der Trainingspuppen, die er zerstört hatte. Ein sinnloses Training. Derweil hatte Fenghuang bereits die Terrasse des Gebäudes, in dem die Meister lebten erreicht und war stehen geblieben. Dann nickte er zu sich selbst und folgte ihr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)