Zeiten ändern sich von abgemeldet (Taito, aber etwas anders) ================================================================================ Eins (You had a bad day) ------------------------ Es war eine Weile her, dass er das letzte Mal hier gewesen war. Der feine Strandsand knirschte unter seinen Füßen, eine leichte Brise wehte durch sein Haar. Es war lächerlich idyllisch, aber so sah es in dieser Welt meistens aus – wenn sie nicht gerade von einer neuen Gefahr bedroht wurde. Doch das schien lange vorbei. „Und, irgendwelche besonderen Vorkommnisse, von denen ich wissen müsste?“ Der kleine Dinosaurier neben ihm schüttelte den Kopf. Dann sah er in die Ferne. „Spürst du den Wind, Tai? Er riecht nach Veränderung“ „Nanu, seit wann bist du so poetisch?“ Agumon schaute erstaunt zu ihm hoch und zuckte entschuldigend mit den Schultern. „AUFPASSEN, YAGAMI!“ Zu spät. Noch bevor Tai aus seinem Tagtraum aufschrecken und sich umdrehen konnte, hörte er einen dumpfen Knall und spürte stechenden Schmerz, als der Ball mit voller Wucht gegen seinen Kopf knallte. Er verlor das Gleichgewicht, stürzte und schürfte sich an der Asche das Knie auf. „Aaargh, Scheiße!“ Ein schallender Pfiff ertönte vom Rand des Feldes und einige von Tais Mannschaftskameraden kamen erschrocken zu ihm gelaufen. „Alles in Ordnung?“, hörte er einen von ihnen fragen, während er sich immer noch fluchend aufrappelte. Heute war eindeutig nicht sein Tag. „Tut mir Leid, Tai“, sagte Shin, der ihm den Ball an den Kopf geschossen hatte, „Ich dachte, du würdest rechtzeitig-“ „Wenn Yagami es vorzieht, im Stehen zu schlafen, anstatt sich auf sein Training zu konzentrieren, dann hat es niemandem, außer ihm selbst Leid zu tun!“ Der Trainer kam mit hochrotem Kopf herbeigelaufen. Tai biss sich auf die Lippen. Herr Koyama war ein ausgezeichneter Sportlehrer und Fußballtrainer, aber wenn er eines hasste, dann war es fehlendes Engagement – welches er selbst soeben mehr als deutlich bewiesen hatte. Er sah, wie Shin erschrocken zur Seite trat, starrte den Fußboden an und beschloss, es einfach über sich ergehen zu lassen. Sein Kopf pochte schmerzhaft, die Wunde an seinem Knie brannte – viel schlimmer konnte es sowieso nicht mehr kommen. „Für heute ist das Training zu Ende – ihr könnt abzischen!“ Erstaunt sah Tai auf. Das sollte es gewesen sein? Er wollte sich gerade den anderen anschließen, die vom Feld in Richtung Umkleiden liefen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Natürlich war es das nicht. „Halt, du bleibst hier, Yagami!“ Seufzend drehte er sich um, nur um in das wütende Gesicht von Herrn Koyama zu blicken. „Was war das gerade?“ „Ich...hab wohl für 'nen Moment nicht aufgepasst.“ Er sah wieder auf den Boden. Warum musste er auch ausgerechnet während des Fußballtrainings an seinen letzten Ausflug in die Digiwelt denken? Er liebte Fußball, es fiel ihm normalerweise im Traum nicht ein, beim Training nicht sein Bestes zu geben. Manchmal verstand er sich selbst nicht. „Nicht aufgepasst nennst du das? Du hast gut fünf Minuten nur rumgestanden und in die Gegend gestarrt!“ Erschrocken machte Tai eine leichte Verbeugung. „Es tut mir Leid, Koyama-sensei, ich war mit den Gedanken woanders, es-“ „Sieh mich an, Taichi!“ Er blickte auf. Die Röte war leicht aus Herr Koyamas Gesicht gewichen. Trotzdem war sein Ausdruck noch immer streng. „Du bist ein sehr begabter Spieler. Aber als Mannschaftskapitän erwarte ich vollste Hingabe und Konzentration von dir – schließlich musst du für die anderen ein Vorbild sein. Wenn so etwas wie vorhin noch öfter vorkommt, bekommen wir ein ernsthaftes Problem miteinander“ „Ja“, sagte Tai leise und machte noch eine Verbeugung. „Es tut mir Leid.“ „Das hoffe ich. Wir sehen uns morgen.“ Damit drehte er sich um, und ging die restlichen Bälle einsammeln, die noch am Rand des Spielfeldes verteilt waren. Tai stieß einen tiefen Seufzer aus. Nein, heute war definitiv nicht sein Tag. Vorsichtig tippte er mit seinem Finger auf sein aufgeschürftes Knie. Sofort verzog er das Gesicht – es tat weh. Es würde eine ganze Weile dauern, bis das verheilt war. Himmel, was für ein Tag. Zuerst kam er zu spät zur Schule, weil seine Schwester das Badezimmer blockierte, musste sich von seinem Lehrer eine Standpauke anhören lassen, dann teilte ihm sein Mathelehrer mit, dass er die Klausur verhauen hatte, und jetzt die Panne beim Fußballtraining. Sein Kopf schmerzte ebenfalls. Was für ein Tag – ihm war zum heulen zumute. Missgelaunt trottete er zum Spielfeldrand, um seine Tasche zu holen, als er einen Ausruf hörte. „Hoo, Yagami!“ Er blickte auf. Die Abendsonne strahlte ihm grell ins Gesicht, aber er konnte auf einer der leeren Zuschauerbänke eine einzelne Gestalt erkennen, die ihm zuwinkte. Die Gestalt hatte blonde Haare. Matt. Tai schwang sich die Sporttasche über die Schulter und ging zu ihm herüber, während Matt von der Zuschauerbank aufs Spielfeld hüpfte. „Was machst du hier?“, fragte Tai. Es klang ein wenig barsch, aber das war ihm im Moment egal. Seine schlechte Laune war keineswegs verflogen. „Du hast ja 'ne Laune“ Tai zuckte mit den Schultern und trat mit dem Fuß leicht gegen den Boden. Ein paar Steinchen flogen davon. „Heute war nicht mein Tag“ „Na, das merk ich“ Er sah auf. Als er in Matts verwirrtes Gesicht blickte, bekam er ein schlechtes Gewissen. Was konnte Matt schon dafür, dass sich heute die ganze Welt gegen ihn zu verschwören schien? „Wie lange bist du denn schon hier?“, fragte er ihn in einem etwas sanfteren Tonfall. Matt zuckte mit den Schultern. „Seit zehn Minuten, oder so. Lang genug, um dir beim Versagen zuzugucken.“ Falsche Antwort. Tai blickte ihn giftig an. Sofort hob Matt entschuldigend die Hände. „Hey, war nicht so gemeint, okay? Zeig mal her...“ Er beugte sich, um die Wunde auf Tais Knie zu betrachten. „Autsch – sieht schmerzhaft aus“ „Nee, fühlt sich voll toll an, weißte?“ Matt richtete sich wieder auf. Er lächelte. Unwillkürlich fühlte sich Tai besser. Matt lächelte bei weitem nicht so oft wie er selbst, aber wenn er es tat, dann war es ansteckend. „Ich hab dir was zu essen mitgebracht“ Dieser Satz bewirkte Wunder. Tais Augen weiteten sich. War er eben noch so schlecht gelaunt gewesen, dass er die ganze Welt hatte verfluchen können, alles verflog in dem Moment, als Matt eine wunderschöne blaue Bentobox hervorzauberte und sie öffnete. „Onigiri, oh Scheiße Matt, ich liebe dich!“, rief Tai ungläubig aus, schnappte sich eins von den Reisbällchen und biss genüsslich hinein – verdammt, ihm war gar nicht aufgefallen, wie hungrig er gewesen war. Es schmeckte köstlich. Wenn es eines gab, um das er Matt immer beneidet hatte, dann waren es seine Kochkünste. Egal was er kochte, es schmeckte immer besser, als alles, was Tai je gegessen hatte. „Du kannst alles haben – ich bin eh satt“ Das ließ Tai sich nicht zweimal sagen. Er schnappte sich die Box aus Matts Händen und begann mit unglaublicher Geschwindigkeit zu essen, während sie sich auf den Heimweg machten. Umziehen konnte er sich auch zuhause. Matt ging neben ihm her und beobachtete ihn lächelnd. Innerhalb weniger Minuten war die Box leer. Zwei einsame Reiskörner lagen noch darin. Tai pickte sie mit den Fingern heraus und steckte sie sich auch noch in den Mund. Er verspürte eine leichte Enttäuschung, dass das leckere Essen so schnell weg war, doch das Glücksgefühl überwog. Wie hatte er gerade noch so traurig sein können? Die Sonne schien, er hatte frei und er hatte den besten Freund der Welt – wer außer ihm hatte schon einen besten Freund, der ihn nach dem Fußballtraining mit selbst gemachtem Essen überraschte? Zufrieden reichte er die leere Box wieder an Matt. „Das ging schnell“, sagte der in einem belustigten Tonfall. „Ich hatte Hunger“ Er sah Matt entschuldigend an. Dann wurde er nachdenklich. Matt hatte es zwar geschafft, ihm einen miserablen Tag zu versüßen, aber was machte er überhaupt hier? Es kam nicht oft vor, dass er ihn vom Fußballtraining abholte. Normalerweise war er um diese Zeit zuhause, um Abendessen für seinen Vater zu kochen. „Pa kommt heute erst sehr spät nach Hause“, sagte Matt und Tai erschrak. Konnte er neuerdings Gedanken lesen? „Ich hatte keine Lust, alleine dort rumzusitzen“ Tai nickte. Manchmal beneidete er Matt darum, dass er nur mit seinem Vater zusammenwohnte und dadurch, dass dieser viel arbeitete, die Wohnung die meiste Zeit für sich allein hatte. Bei ihm selbst war fast immer jemand zuhause. Allerdings hatte er sich oft gefragt, ob Matt sich nicht manchmal einsam fühlte. Auch wenn er von klein auf daran gewöhnt war, musste es doch furchtbar öde sein, ohne den Trubel zuhause, den er selbst hatte. „Woran hast du eigentlich vorhin gedacht?“, fragte Matt und riss ihn aus seinen Gedanken. „Hm?“ „Na, du wirst dir ja nicht einfach so einen Ball gegen den Kopf schießen lassen“ „Ach das...“ Tai spürte, wie ein Teil seiner schlechten Laune drohte, wiederzukommen. Er verdrängte es schnell. „An meinen letzten Ausflug in die Digiwelt.“ Er sah wieder den Strand vor Augen, spürte den Wind – es war schon fast einen Monat her. Wie oft schon hatte er ein schlechtes Gewissen gehabt, weil er sein Digimon in letzter Zeit so selten besucht hatte? Aber es gab momentan so viel anderes, das er erledigen und um das er sich den Kopf zerbrechen musste, dass seine Ausflüge immer seltener wurden. Und es war schon so lange her, dass es eine ernsthafte Bedrohung gegeben hätte – es gab einfach keinen Grund mehr, regelmäßig dort hinzugehen. Nur Agumon wegen tat es ihm Leid. Sie konnten zwar jederzeit über Tais Computer miteinander kommunizieren, aber es war dennoch etwas anderes. Agumon ließ es sich nicht anmerken, aber Tai spürte doch, dass es sich wünschte, ihn wieder öfter zu Gesicht zu bekommen. Tai kaute auf seiner Unterlippe herum. „Sag mal Matt...wann warst du denn das letzte Mal da?“ „Gestern“ Tai blieb abrupt stehen. „Ernsthaft?“ „Ja, warum nicht? Ich gehe da immer noch oft hin.“, sagte Matt, während er nachdenklich in die Ferne blickte. Da er einfach weiterging, anstatt auf ihn zu warten, beeilte sich Tai, um wieder mit ihm Schritt halten zu können. „Warum sagst du mir nichts davon? Wir könnten zusammen hingehen. Es ist schon ewig her, dass wir das das letzte Mal getan haben“ „Mal sehen“ Bildete er sich das jetzt ein, oder wirkte Matt auf einmal seltsam distanziert? Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Tai hüpfte auf eine Bordsteinkante, um darauf zu balancieren. Es sah bestimmt kindisch aus, aber das war ihm egal. „Warum hast du dich heute eigentlich nicht mit Sora getroffen?“, fragte er schließlich, um die Stille zu brechen. Gleichzeitig verlor er das Gleichgewicht, stolperte und fiel – direkt in Matts Richtung. Aber anstatt ihn aufzufangen, wich Matt ihm einfach aus, sodass er mit einem dumpfen Geräusch auf den Gehweg knallte. „Aua – was sollte das denn?“, fragte er ihn wütend. Jetzt tat auch noch sein Hintern weh. „Ich wollte mich nicht erdrücken lassen“, sagte Matt schulternzuckend. Dann streckte er die Hand aus, um ihm aufzuhelfen. „So fett bin ich jetzt wirklich nicht!“, sagte Tai, ließ sich dennoch hochziehen und klopfte sich beleidigt den Dreck von der Hose. „Bist du sicher? Also wenn ich du wäre, würde ich meine Essgewohnheiten noch einmal überdenken, du hast in letzter Zeit bedenklich zugelegt, Taichi“ Matt sagte das mit einem derart ernsten Gesichtsausdruck, dass Tai ihn nur perplex anstarrte. Dann grinste er. „Ernsthaft, wenn das so weitergeht, könntest du Sumoringer werden“ „Du bist doch bescheuert!“ Er versuchte, ihn in die Seite zu boxen und Matt wich ihm lachend aus. Wenn etwas mit ihm gewesen war, so war es jetzt vorbei. Wahrscheinlich hab ich mir das nur eingebildet, dachte Tai, während er immer noch versuchte, Matt spielerisch zu verkloppen. Sie rannten ein ganzes Stück des Weges, bis sie nicht mehr konnten. Schwer atmend lehnte sich Tai an eine Hauswand. Die Sonne ging langsam unter, färbte die Straße und die Häuserwände orange und scharlachrot. Matts Haaren verlieh sie einen strahlenden Goldton. Tai betrachtete sie fasziniert. „Um deine Frage von vorhin zu beantworten: nur weil ich mit Sora zusammen bin, muss ich nicht jede freie Minute mit ihr verbringen, oder? Wir sind schließlich nicht verheiratet.“ Erstaunt sah Tai auf. Er hatte bereits vergessen, ihm diese Frage überhaupt gestellt zu haben. Er wollte Matt fragend in die Augen blicken, doch der wich seinem Blick aus. „Ich muss jetzt nach Hause – mein Vater soll heute Abend schließlich nicht verhungern“ Jetzt sah er ihn doch an. Er hob seine Hand und einen unsinnigen Moment lang dachte Tai, Matt würde ihn schlagen wollen. Doch er strich ihm nur flüchtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du...hattest da ne Fliege, oder so – ich muss jetzt wirklich los. Bis morgen!“ Und noch bevor Tai einen Gedanken fassen konnte, drehte er sich um und rannte davon. Er starrte ihm hinterher. Vielleicht hatte er es sich doch nicht eingebildet. Nachdenklich machte sich Tai ebenfalls auf den Heimweg. Es war seltsam – in letzter Zeit schien Matt ungewöhnlich empfindlich darauf zu reagieren, wenn er ihn auf Sora ansprach. Dabei sollte er mittlerweile wissen, dass Tai kein Problem mit der Beziehung der beiden hatte – jegliche Verknalltheit, die er einmal für Sora empfunden hatte, war längst verflogen. Er hatte angenommen, dass Matt das nach über zwei Jahren wissen müsste. Weshalb führte er sich dann so auf? Tai seufzte – Matts Verhalten würde ihm wohl für immer ein Rätsel bleiben. *** „Was hast du denn mit deinem Knie gemacht?“, fragte ihn seine Mutter entsetzt, als er nach Hause kam. Er verfluchte sich dafür, nicht daran gedacht zu haben, es irgendwie zu verstecken. Seine Mutter konnte schrecklich gluckenhaft sein, wenn es um Krankheiten oder Verletzungen ging. „Bin beim Fußballtraining hingefallen – tut fast gar nicht mehr weh, keine Sorge“ „Du gehst SOFORT ins Badezimmer und reinigst das!“ „Aber Ma, das verheilt doch auch so, ich-“ „Keine Ausrede, Taichi!“ Fluchend ergab sich Tai seinem Schicksal. Der Tag begann wieder scheiße zu werden. „Essen ist übrigens bald fertig“, flötete seine Mutter fröhlich, als er aus dem Bad kam. Endlich hatte er sich den Trainingsschweiß abgewaschen, aber sein Knie brannte von dem Desinfektionsmittel. Ein penetranter Geruch nach verbranntem Essen erfüllte die Wohnung. Sehnsüchtig dachte Tai an Matt, der wahrscheinlich gerade dabei war, seinem Vater irgendein kulinarisches Wunder zu zaubern. Vielleicht sollte er einfach dort einziehen. „Möchtest du mir nicht helfen, den Tisch zu decken?“ Tai schreckte auf. „Ich...muss noch dringend Hausaufgaben machen!“, stammelte er und wich zurück. Dabei stolperte er beinahe über Gatomon, das gerade aus Karis Zimmer kam. „Pass doch auf!“, rief es erschrocken, nachdem es im letzten Moment aus dem Weg gesprungen war. Schnell entschuldigte er sich und stolperte zu seinem Zimmer. Nein, heute war wirklich nicht sein Tag. Die Matheformeln verschwammen vor seinen Augen, als er sein Heft aufschlug. Er dachte an die letzte Klausur, die er verhauen hatte und spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Wie sollte er das jemals in seinen Kopf reinkriegen? Wie sollte er je die Aufnahmeprüfungen für die Hochschule bestehen, wenn er schon die für die Oberschule nur knapp geschafft hatte? Panik überkam ihn und er schlug das Heft wieder zu. Vielleicht würde es ihm besser gehen, wenn er etwas gegessen hatte. Aber angesichts der Kochkünste seiner Mutter bezweifelte er es. Seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen, starrte an die Decke. Vor Jahren hatte er einmal eine Menge dieser Sterne dort aufgeklebt, die im Dunkeln leuchteten. Die meisten waren mit der Zeit abgefallen, nur noch einige wenige hingen dort. Seltsamerweise stimmte ihn diese Tatsache traurig. Kari verbrachte viel mehr Zeit mit ihrem Digimon, als er. Aber Gatomon wohnte auch die meiste Zeit über bei ihnen – es sagte immer, dass es Kari viel zu sehr vermissen würde, um lange von ihr getrennt zu sein. Und wenn es doch für ein paar Tage wegblieb, bekam Kari furchtbare Laune. Bei ihm und Agumon war es nie so gewesen – Agumon fühlte sich einfach nicht wohl genug in seiner Welt, um zu lange dort zu verbleiben. Es besuchte ihn manchmal und Tai besuchte es manchmal in der Digiwelt, aber nie länger als ein paar Tage. Es hatte ihm nie etwas ausgemacht, doch in letzter Zeit waren diese Besuche immer seltener geworden. Wieder spürte er das schlechte Gewissen – er wollte sein Digimon nicht vernachlässigen. Er starrte auf das Digivice, das auf seinem Nachttisch lag und beschloss, der Digiwelt morgen einen Besuch zu erstatten. „Essen ist fertig!“, hörte er seine Mutter rufen. Der verbrannte Geruch war mittlerweile auch in sein Zimmer gedrungen. Himmel, was für ein Tag, dachte er, stand missmutig auf und ging ins Wohnzimmer. Angebrannte Nudelplatte – Na herrlich! Zwei (Pärchen) -------------- Mit trübem Blick starrte Tai zur Tafel, auf die sein Mathelehrer gerade eine furchtbar komplizierte, in seinen Augen unlösbare Gleichung schrieb. Die Erläuterungen, die er dazu angab gingen in sein eines Ohr herein und kamen sofort aus dem anderen heraus, ohne, dass sich auch nur ein Bruchteil in seinem Gehirn festsetzte. Nur der Satz 'wird auf jeden Fall relevant für die nächste Klausur sein' blieb haften. Verzweifelt starrte er auf sein Matheheft, in das er am Vorabend noch mit größter Not die Hausaufgaben gekritzelt hatte – zumindest das, was er ansatzweise genug verstanden hatte, um sich daran zu versuchen. Wahrscheinlich war es trotzdem alles falsch. Wieder spürte er die Panik – noch eine verpatzte Klausur konnte er sich nicht erlauben. Er hörte, wie sich sein Sitznachbar unauffällig räusperte. Dankbar für die Ablenkung drehte er sich zu ihm und bekam einen Zettel in die Hand gedrückt. Kariertes Papier, leicht rosa angehaucht. Wo in Teufels Namen gab es denn Hefte mit rosa Papier zu kaufen? Er entfaltete den Zettel. Sag mal, verstehst du das? Die Handschrift erkannte er sofort. Schnell sah er quer durch den Raum zur anderen Seite zu Sora, die ihm, als sie den Blick bemerkte, kurz zunickte. Er schaute nach vorn – der Lehrer schrieb immer noch, während er irgendetwas über Integrale palaverte. Vorsichtig riss Tai eine Ecke aus seinem eigenen Heft heraus und kritzelte eine Antwort. Nö – ich weiß immer noch nicht, was ein Integral überhaupt ist. Hast du die Hausaufgaben? Er gab den Zettel wieder an seinen Sitznachbarn. Sora war seine Leidensgenossin in Mathe. Früher saßen sie nebeneinander, doch da sie ständig während des Unterrichts geredet hatten, war Herrn Hirai irgendwann der Kragen geplatzt und er hatte sie so weit wie es ging auseinandergesetzt. Jetzt mussten sie sich anders behelfen. Nicht mal zur Hälfte...:-( Und ich weiß es auch nicht! Tai lächelte in sich hinein. Wenigstens war er nicht allein. Er wollte gerade eine Antwort schreiben, als sein Nachbar ihm mit leicht genervtem Blick einen weiteren Zettel reichte. Wartest du nach dem Sportunterricht auf mich? Ich hab die letzte Stunde frei, dann können wir zusammen nach Hause gehen. Die Frage erstaunte ihn ein wenig. Er ging sowieso immer mit Matt nach Hause, wenn sie gleichzeitig Schulschluss hatten, da musste Sora doch nicht fragen, wenn sie sich anschließen wollte. Klar! Ich geh doch eh immer mit Matt, dann gehen wir zu dritt. „Sag mal, könnt ihr euch nicht nach dem Unterricht unterhalten?“, flüsterte sein Sitznachbar vorwurfsvoll, als Tai ihm den Zettel gab. Als Antwort zuckte er nur mit den Schultern. Irgendwie musste er die Stunde schließlich rumkriegen. Hmm Was sollte das denn für eine Antwort sein? Tai kratzte sich verwirrt am Hinterkopf. Ein Schatten fiel auf seinen Schreibtisch und ersparte es ihm, sich einen Reim daraus machen zu müssen. Er blickte auf und sah nur das strenge Gesicht seines Lehrers vor sich. Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt... „Soso Yagami, da Sie sich ja brennend für meinen Unterricht zu interessieren scheinen, macht es Ihnen bestimmt nichts aus, nach vorne an die Tafel zu gehen und der Klasse die Hausaufgaben vorzurechnen.“ Tai erbleichte. Wie konnte man etwas so Schreckliches in einem so zuckersüßen Tonfall sagen? Mit zitternden Händen griff er nach seinem Matheheft und zwang sich aufzustehen – drücken konnte er sich sowieso nicht. Er versuchte wehleidig zu Sora herüberzusehen, doch die schaute aus dem Fenster. Wunderbar. Dabei hatte sie ihm den Schlamassel eingebrockt. „Na, wird’s bald?“, fragte Herr Hirai ungeduldig. Verzweifelt sah Tai noch einmal auf seine Hausaufgabennotitzen – er würde sterben. *** „...und ich hatte so ziemlich alles falsch, was man hätte falsch machen können. Der hat mich vor der ganzen Klasse zur Schnecke gemacht!“ „Naja, sonderlich tot siehst du trotzdem nicht aus.“ „Innerlich bin ich tot, Matt. Nur noch eine leere Hülle der Verzweiflung.“ Matt verdrehte leicht die Augen, grinste aber. Tai wartete darauf, dass er sich die Haare trockengerubbelt hatte, damit sie endlich gehen konnten. Sportumkleiden waren etwas seltsames – er hatte das Gefühl, jeder Junge wollte sie so schnell wie möglich verlassen, gerade so, als würde etwas Unheilvolles passieren, wenn man zu lange darin verweilte. Das einzig Gute waren die Lüftungsschächte, aus denen man manchmal die Gespräche der Mädchen belauschen konnte. Ein paar Wassertropfen fielen von Tais Haaren auf den Boden. Er war froh, dass es hier Duschen gab, er hatte fürchterlich geschwitzt – die ganze Stunde lang hatte ihn das Gefühl nicht losgelassen, dass Herr Koyama ihn heute ganz besonders im Visier gehabt hatte. Wahrscheinlich trug er ihm die Panne von gestern noch immer nach. „Kommst du?“, fragte Matt. Er hatte nicht gesehen, dass er schon fertig war. „Ähh, klar. Denk dran, wir müssen noch auf Sora warten.“ „Mhm“ Sie schlenderten in Richtung des Raums, in dem Sora gerade Englisch hatte. Herr Koyama hatte sie früher gehen lassen, sie hatten etwas Zeit. „Ich hab keine Ahnung, was ich wegen Mathe machen soll“, sagte Tai und starrte traurig auf seine Füße. „Habt ihr schon Integrale durchgenommen?“ „Nee. Kommt erst nächsten Monat oder so.“ Tai seufzte. Im Gegensatz zu Sora und ihm hatte Matt wirklich Glück gehabt, was seinen Mathekurs betraf. Seine Lehrerin war jung, hübsch, beliebt, nett zu allen, konnte gut erklären und verteilte nie schlechte Noten. Wenn jemand im Unterricht nicht mitkam, nahm sie sich Zeit für denjenigen, um ihm den Stoff noch einmal genau zu erklären, anstatt ihn vor der ganzen Klasse zu blamieren. Wäre Tai in Matts Kurs gelandet, er wäre wahrscheinlich ein Ass in Mathe. Sie kamen gerade an Soras Klassenraum an, als die Tür aufging und eine Traube von Schülern herausstürmte. Eine rothaarige Gestalt löste sich daraus und kam lächelnd zu ihnen. „Puh, das schien ja nie vorbeizugehen!“, sagte sie sichtlich erleichtert. „Hallo Matt – wir haben uns heute noch gar nicht gesehen!“ Sie sah sich um und gab ihm schnell einen Kuss auf die Wange, den er mit einem Kopfnicken erwiderte. Tai musste sich ein Grinsen verkneifen. Wenn es darum ging, Gefühle zu zeigen,  gehörte Matt wahrlich nicht zu den Besten. „Geht's dir was besser?“, fragte Sora an Tai gewandt. Er zuckte mit den Schultern. „Tai hat heute von Herrn Hirai so einen reingewürgt bekommen“, erzählte sie Matt, während sie sich auf den Heimweg machten, „Das war echt unfair! Dabei bin ich mir sicher, dass kaum einer die Aufgaben richtig hatte!“ „Ich hab's schon gehört.“ Matt und Sora gingen links und rechts von Tai und unterhielten sich über seinen Kopf hinweg. Schnell ging er auf Soras andere Seite, damit er nicht mehr zwischen ihnen stand. Pärchen, dachte er kopfschüttelnd. „Ehrlich, dieser Lehrer ist unmöglich! Momentan versteh ich nichts!“ „So schwer ist Mathe doch gar nicht“, sagte Matt, während er nachdenklich in den Himmel  blickte.  Sora stemmte empört die Hände in die Hüften. „Na du hast gut reden, bei deiner Lehrerin!“ „Ich wette, wenn ich in eurem Kurs wäre, würde ich trotzdem noch alles verstehen“ Matt lief einmal um Sora herum, sodass er wieder neben Tai ging. Der sah, dass Soras Gesicht begann, einen ungesunden Rotton anzunehmen und hatte auf einmal das ungute Gefühl, in den Beginn einer äußerst unangenehmen Situation geraten zu sein. „Du bist ganz schön eingebildet, weißt du das?“ Die Wut aus Soras Stimme war nicht zu überhören. Als Matt, anstatt zu antworten nur mit den Schultern zuckte, schnaubte sie einmal und ging auf Tais andere Seite. Wieder am Anfang, dachte Tai und seufzte innerlich. Pärchen... „Tai, sag deinem besten Freund doch mal bitte, dass er ein bisschen mehr Respekt gegenüber seiner Freundin haben könnte“ Tai zuckte zusammen. Er hatte die ganze Zeit über nichts gesagt, in der Hoffnung, aus diesem Streitgespräch herausgehalten zu werden – jetzt wurde ihm das verwehrt. Mit dem dringenden Wunsch im Boden zu versinken sah er sich rasch um, auf der Suche nach irgendeiner rettenden Lösung. In dem Moment sah er vielleicht zwanzig Meter vor ihnen zwei Gestalten in die Straße einbiegen. Leise dankte er dem Himmel. „Seht mal, da sind unsere zwei Turteltäubchen!“, sagte er schnell. Hoffentlich würde der Anblick von T.K. und Kari, die händchenhaltend vor ihnen gingen, die beiden ablenken. Zumindest bei Sora schien es zu wirken, denn sie stieß einen Laut aus, der sich nach einem unterdrückten Quietschen anhörte. „Ach herrje“, flüsterte sie. „Wissen die mittlerweile, dass wir es wissen?“ „Ich glaube nicht“, sagte Tai schulternzuckend. „Die glauben, sie wären verdammt gut darin, es zu verbergen. Dabei läuft Kari immer rot an wie eine Tomate, wenn ich T.K. nur erwähne.“ „Dann sollten wir sie eine Weile in dem Glauben lassen“, sagte Sora grinsend. Tai nickte und grinste auch, als er sah, wie sich T.K. und Kari einen verliebten Blick zuwarfen. Mit 14 war man noch so unschuldig – er konnte es sich bildhaft vorstellen, wie sie zusammen auf einer Bank im Park saßen und sich erste schüchterne Küsse gaben. „Ich glaub, ich hab noch was in der Sportumkleide vergessen“, sagte Matt plötzlich. Tai und Sora drehten sich erstaunt zu ihm um. „Ihr müsst nicht auf mich warten – wir sehen uns!“ Bevor Tai etwas sagen konnte, war er bereits mit schnellen Schritten davongegangen. Er konnte ihm nur noch hinterherstarren – schon wieder. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, wäre er sich sicher, dass Matt nur eine Ausrede gesucht hatte, um von ihnen wegzukommen. Aber wieso sollte er? „Was war das denn jetzt?“, fragte er Sora verwirrt. „Keine Ahnung. Matt halt.“ Sie seufzte. „Es ist gut, dass er weg ist. Weißt du, eigentlich wollte ich sowieso mal mit dir alleine reden.“ Sie sah kurz nach links und rechts, als litte sie an Verfolgungswahn. T.K. und Kari waren mittlerweile fast aus ihrer Sichtweite verschwunden. „Wieso denn?“, fragte Tai. Dabei konnte er es sich fast denken. „Wegen Matt“ Bingo Wieder seufzte sie und strich sich flüchtig die Haare nach hinten. „Naja, du bist sein bester Freund, also dachte ich, du wüsstest am ehesten...sag mir nur, hat Matt in letzter Zeit irgendetwas über mich gesagt?“ Tai schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte er wahrheitsgemäß, „wir reden eigentlich nie über dich...oder über euch.“ „Nicht?“ Sie sah erstaunt aus. Es war tatsächlich etwas ungewöhnlich, schließlich sollten solche Themen bei besten Freunden an der Tagesordnung stehen. Seltsamerweise war Matts Beziehung zu Sora immer ein Tabu zwischen ihnen gewesen – was nicht zuletzt daran lag, dass Matt jedes Mal ablenkte, wenn Tai sie erwähnte. „Komisch, nicht wahr?“, sagte Tai nachdenklich, „ich glaube, er denkt, dass ich irgendwo immer noch...du weißt schon, eifersüchtig bin.“ „Stimmt das denn?“ Er blieb stehen. „Tai...?“, fragte sie, während er ihr nur eindringlich in die Augen sah. „Oh liebste Sora, Jungfrau mit den Haaren wie aus duftende Orangen“, sagte er mit ernster Stimme und schlang schwungvoll einen Arm um sie, „Nichts wird unsere ewige Liebe aufhalten können – und wenn ich Sir Yamato den Kopf abschlagen muss!“ Er zückte sein unsichtbares Schwert und begann wild damit herumzufuchteln, während sich Sora lachend aus seinem Griff befreite. „Lass das doch, du Spinner!“ Es war wirklich lächerlich. Er mochte Sora schon seit Jahren nicht mehr und nicht weniger, als man eben seine beste Freundin mochte – sie war sein weiblicher Matt. Nachdem Sora Matt damals ihre Liebe gestanden hatte, war der als erstes zu Tai gegangen und hatte ihn – man konnte es nicht anders nennen – um Erlaubnis gefragt. Er hatte ihn nicht verletzten wollen, doch Tai hatte den beiden aufrichtig seinen Segen gegeben. Und selbst wenn er damals noch immer ein wenig in Sora verknallt gewesen war, nach über zwei Jahren war längst alles verflogen. Er hatte schon oft versucht, das Matt zu erklären, doch der blockte jedes Mal ab – als wollte er es gar nicht hören. „Vielleicht ist er eifersüchtig“, sprach Tai seinen Gedanken laut aus, „weil wir uns in letzter Zeit so gut verstehen.“ Sora schüttelte den Kopf. „Das haben wir doch schon immer, aber früher war er nicht so.“ Sie sah traurig zu Boden. „Ich glaube, er mag mich einfach nicht mehr.“ Erschrocken nahm Tai ihre Hand und drückte sie. Sie sah wieder auf. „Sowas darfst du doch nicht denken! Matt liebt dich, das weiß ich – er hat nur manchmal 'ne komische Art, das zu zeigen.“ „Aber hast du nicht gesehen, wie genervt er mich vorhin angesehen hat? Als hätte er gewünscht, ich wäre gar nicht da und das geht schon seit Monaten so!“ Sie zog ihre Hand zurück und drehte sich weg. „Du hast ja keine Ahnung“ „Sora...“ Auf einmal fühlte sich Tai furchtbar hilflos. Was war nur passiert? Wieso schaffte er es immer wieder, in solche Situationen zu geraten? Er legte eine Hand auf Soras Schulter, unwissend, was er sonst tun sollte. Sie zuckte leicht zusammen, sah jedoch nicht auf. Vorsichtig streichelte er ihr über den Rücken. Sie drehte sich um und er sah, dass ihre Augen feucht waren. „Du bist lieb, Tai“ Plötzlich fiel sie ihm in die Arme. Einen Moment lang dachte er, sie würde jetzt anfangen zu weinen, doch sie riss sich im nächsten Augenblick von ihm los. „Tut mir Leid, es...macht mich nur manchmal echt fertig, weißt du?“ Sie wischte sich mit der Hand über die Augen. „Wir sollten wohl langsam mal nach Hause gehen, meinst du nicht?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie los. Ihm blieb nichts übrig, außer ihr zu folgen. Sie tat ihm Leid, aber was konnte er schon für sie tun? Er konnte sich aus Matts Verhalten ebenso wenig einen Reim machen wie sie – wenn er nur einmal mit mir reden würde, dachte er missmutig, dann wäre alles viel einfacher. Sie konnten über alles reden – wieso nicht darüber? „Achja“, sagte Sora kurz bevor sie bei der Kreuzung ankamen, an der sie sich trennen mussten, „das  wollte ich dir noch erzählen – wegen dem Mist mit Matt hab ich's ganz vergessen. Mimi kommt in zwei Wochen her.“ Tais Augen weiteten sich. Wie lang war es her, dass er Mimi das letzte Mal gesehen hatte? Ewigkeiten! „Echt?“ Sora nickte. Auf ihrem Gesicht zeigte sich ein Lächeln. Es steht ihr viel besser, schoss es Tai durch den Kopf. Bildete er es sich nur ein, dass sie in letzter Zeit immer seltener lächelte? „Und sie bleibt einen ganzen Monat, vielleicht sogar länger. Ihre Cousine hat ein Baby gekriegt und Mimi spielt ein bisschen die Babysitterin“ „Muss sie denn nicht zur Schule?“ „In den USA haben die Schüler den ganzen Sommer über Ferien“ Tai seufzte auf – manche hatten es gut. „Jedenfalls hab ich mit ihr telefoniert und wir wollen eine kleine Willkommensparty organisieren. Du weißt schon, nochmal alle Leute von damals zusammentrommeln. Ich versuch Joe zu bequatschen, dass er seinen Bruder überredet, uns ein bisschen Bier oder sowas zu besorgen, es wird bestimmt lustig!“ „Na, ob der das macht...“ Joe war in letzter Zeit noch unerträglicher, als sonst. Seit sein letztes Schuljahr begonnen hatte, redete er nur noch von den Hochschulprüfungen, schien den ganzen Tag nichts zu tun, außer zu lernen. Aber gerade ihm dürfte eine solche Party als Ablenkung mehr als gut tun. Himmel, es würde ihnen allen gut tun. Und Mimi kam wieder. Die vorlaute, nervige, übertemperamentvolle Mimi, die sie doch alles so gern gehabt hatten. Wie ihre Haare wohl zur Zeit aussahen? Tai grinste. Er freute sich wirklich darauf, sie wiederzusehen. „Ich werd schon dafür sorgen“, sagte Sora und unterbrach ihn aus seinen Gedanken. „und vielleicht taut Matt ja auch mal wieder auf.“ Ihr Lächeln wurde ein bisschen schwächer. Schnell schüttelte sie den Kopf. „Also dann, wir sehen uns morgen“ Sie drehte sich zum Gehen um, hielt jedoch plötzlich inne. „Und Tai?“ „Ja?“ Sie sah ihm in die Augen, doch er konnte ihren Blick nicht deuten. „Danke“ „Wofür denn?“, fragte er leicht verwirrt. „Dafür, dass du für mich da bist.“ Sie schenkte ihm noch ein Lächeln, bevor sie sich endgültig auf den Heimweg machte. Einen Moment lang sah er ihr hinterher. Pärchen. Wenn er sich T.K. und Kari ansah, dann schien eine Beziehung die schönste Sache der Welt zu sein. Sie sahen so perfekt aus. Er hatte Matt und Sora auch für perfekt gehalten, doch war das nicht alles nur Schein gewesen? Er sah Soras traurige Augen vor sich. Vielleicht war es besser, sich von Beziehungen fernzuhalten. Wenn er an seine letzte Freundin dachte, schauderte es ihn immer noch. Alle Mädchen waren entweder dumme Puten, oder vergeben. Oder beides. Er seufzte. Wahrscheinlich war es gut, dass er zur Zeit keine Freundin hatte – so konnte ihm wenigstens nichts den Kopf verdrehen. Er hatte so schon genug Sorgen. Flüchtig griff er sich in die Hosentasche und befühlte sein Digivice. Er wusste nicht genau, weshalb er es heute mitgenommen hatte, vielleicht als Mahnung an sich selbst, ja nicht zu vergessen, was er sich vorgenommen hatte. Er hatte es nicht vergessen. Na dann mal los. Mit einem unerklärlich mulmigen Gefühl im Magen machte er sich auf den Heimweg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)