One Step Closer von Schwarzbiene ================================================================================ Prolog: -------- Eigentlich dachte Lily immer sie sei ein normales Mädchen, mit normalen Hobbies, mit normalen Freunden und mit einem normalen Leben. Sie ging zur Schule in die 11. Klasse und stand kurz vor ihrem Abitur. Nie hatte sie irgendwelche Probleme mit Lehrern oder Mitschülern doch seit diese Frau und der junge Mann mit den schwarzen Haaren aufgetaucht waren kam ihr alles nur noch wie ein Traum vor. Wie in einem schrecklichen Albtraum sollte sie auf Monster und Wesen treffen von denen sie nicht einmal im Geringsten etwas geahnt hätte. Ihr Leben sollte sich komplett ändern… Kapitel 1: ----------- Der kühle Morgenwind peitschte ihr durch die langen braunen Locken und schien an ihnen ziehen zu wollen. Ihre Wangen hatten ein leichtes Rot angenommen und die mintgrünen Augen strahlten mit der aufgehenden Sonne um die Wette. Sie hatte ihre Arme zu beiden Seiten ausgestreckt und spreitzte die Finger um auch dort den Wind spüren zu können der jetzt langsam nachliess. Lily senkte langsam ihre Hände zurück auf den Fahrradlenker um die volle Kontrolle über ihr Gefährt wiederzuerhalten und fing an langsam die Bremse zu betätigen. Sie fuhr einen Berg hinab und wollte anhalten da sie endlich bei ihrem Ziel angelangt war. Es war ein großes Backsteingebäude mit weisser Fassade und einem gepflegten großen Hof davor. Sie stieg ab und stellte ihr Fahrrad zu den zahlreichen anderen Drahteseln die täglich für Mobilität sorgten. Fünf mal die Woche, ganz normal, ging Lily in das Bohnstedt - Gymnasium in Luckau, dem ältesten Gymnasium in Brandenburg. Mit ihrem roten Rucksack bewaffnet schritt sie auf die kleine Menschmenge zu die vor dem Gebäude stand und fröhlich wirkte durch ihr angeheitertes Gespräch und dem gelegentlichen Lachen. “Guten Morgen Lily!” grüsste ein blondes Mädchen in der Menge und kam nun auf sie zu. “Morgen Ellena.” sie umarmten sich. “Hast du das schon mit den Mädchen gehört die letzte Woche verschwunden ist?” fragte nun die kleine Blonde. “Du meinst Hannah?” “ Ja genau die! Sie wurde gestern Abend gefunden.” Ellena kramte eine Zeitung hervor die noch frisch nach Druckerschwärze roch. Auf dem Titelblatt wurde ein Mädchen abgebildet sie war hübsch und hatte lange braune Locken, mit der Überschrift: “Vermisste Hannah aus Luckau gefunden!” “Sie schreiben das sie in Richtung Herzberg in dem Waldstück gefunden wurde. Hannah wurde tot aufgefunden fast bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt. Identifizieren konnten sie, sie an ihrem Rucksack der unversehrt daneben lag.” “Das ist doch schrecklich. Wie lange war sie jetzt weg?” Lily lief ein kalter Schauer den Rücken entlang der ihre Nackenhaare aufrichten liess. “Ungefähr zwei Wochen. Schon komisch wenn man drüber nachdenkt das sie eine Stufe unter uns auf der Schule war und auch noch hier im Ort gelebt hat.” Lily starrte wie gebannt das Bild des Mädchens an. Ein Mörder lief hier frei herum. Auch noch ein Mörder der es wohl auf junge Mädchen abgesehen hatte. “Lily? Alles okay?” Ellena schüttelte sie leicht an der Schulter um sie aus ihren Gedanken zurückzuholen. “Wir müssen rein hörst du?” Ellena zog sie hastig mit sich auf das Schulgebäude zu während die schrille Glocke schellte. “Und? Machen wir heute Abend was?” flüsterte Ellena zu Lily während der Mathelehrer vorn an der Tafel etwas erklärte. Die Braunhaarige schrieb ihre Gleichung fertig und flüsterte zurück. “Weiss nicht. Kino vielleicht?” “Nee. Lass uns einen DVD Abend bei mir machen.” sie lächelte bei der Vorstellung, da es viel Spaß versprechen würde. “Gut. Um sieben bin ich bei dir.” Plötzlich erklang eine laute Durchsage im Raum aus den Lautsprechern. “Wir bitten alle Schüler unverzüglich in die Aula. Ich wiederhole, alle Schüler in die Aula.” ein Klacken beendete die energische Durchsage der Schulleiterin. Verwirrt sahen sich die beiden jungen Mädchen an und standen dann gemeinsam auf um sich in die Aula zu begeben. “Hat irgend jemand was ausgefressen?” rief ein Junge hinter Lily aus Scherz über den Gang. Er war klein und schmächtig und schien aus den unteren Klassen zu stammen. Hier und da ein paar Lacher von Mitschülern doch insgesamt war die Stimmung angespannt. Die meisten hatten wahrscheinlich die gleiche Ahnung wie Lily und Ellena. Die Flure wurden immer voller durch die Mengen an Schüler die jetzt aus ihren Klassen kamen um sich in die große Aula zu begeben die im dritten Stock lag. “Lily?” “Ja?” sie sah neben sich zu Ellena die bedrückt wirkte. “Glaubst du das die mit uns über Hannah reden wollen?” die ganze Euphorie die vorher ihre Laune gehoben hatte war wie mit einem Schlag verflogen als sie vor der Aula ankamen und hineingingen. “Ich denke mal.” murmelte Lily bedrückt und setzte sich neben ihre beste Freundin auf einen Stuhl. Die Halle füllte sich nach und nach und platzte schon fast aus allen Nähten als auch die Letzten endlich eintrafen. Sie war nicht dafür gebaut das alle Schüler der ganzen Schule dort platzt hatten. Nun trat eine kleine dickliche Frau auf ein Podest und bekam ein Mikrofon, wahrscheinlich vom Hausmeister, gereicht. Sie hatte kurzes rotes Haar und war die Schulleiterin. “Danke das ihr alle so schnell hier erschienen seid.” schallte durch das Gebrabbelt und Gequatsche der Schüler das augenblicklich verstummte. “Wir haben ein sehr wichtiges Anliegen an euch. Wie die meisten von euch wahrscheinlich schon wissen wurde Hannah gestern Abend in der Nähe von Herzberg gefunden.” sie wurde unterbrochen von mehreren Schülern die anfingen wild durcheinander zureden und sich über die Nachricht zu freuen. “Leider müssen wir euch aber mitteilen das sie tot aufgefunden wurde, mit dem dringenden Verdacht auf Mord.” Sofort herrschte wieder drückende Stille in dem riesigen Saal. Kaum merklich sog Lily die Luft um sich auf und hielt sie an. “Wir haben einige Polizisten zu Gast die gern eure Informationen über Hannah notieren möchten falls ihr welche habt. Wenn irgend jemand etwas weiss weshalb sie verschwunden ist oder der Hinweise hat zu diesem Zeitraum als sie vermisst wurde wendet sich bitte umgehend bei den vier Beamten dort.” Sie deutete auf eine kleine Gruppe von vier Polizisten, es waren drei uniformierte Männer und eine Frau die an einem Tisch saß mit Zettel und Stift, bereit um sich eventuell Informationen zu notieren. “Wir zeigen euch noch einmal ein Bild von Hannah.” es wurde eine weisse Leinwand ausgefahren und ein Bild von dem Mädchen drauf projiziert. Wieder lief Lily ein kalter Schauer über den Rücken. Wieso sah Hannah ihr so ähnlich? Sie hatte ebenfalls lange braune Locken und grüne Augen. Zwar dunklere aber trotzdem hätte sie ihre jüngere Zwillingsschwester sein können. “Wir möchten euch an dieser Stelle warnen.” ein Polizist war nun auf das Podest gestiegen und hatte das Mikrofon übernommen. Es war ein männlicher mit kurzen schwarzen Haaren, er wirkte stämmig und respektvoll. “Wenn es dunkel draußen ist, lauft nicht allein durch die Stadt. Noch besser ihr haltet euch so lange bis der Mörder gefaßt ist zu Hause und in der Schule auf. Und wenn es irgendwelche Hinweise gibt zu Hannah oder anderen verdächtigen Personen dann meldet euch bitte bei uns!” er wurde strenger und gab das Mikrofon an die Schulleiterin zurück. “Das war alles. Ihr könnt zurück in eure Klassen gehen.” Allgemeine Unruhe verbreitete sich nun unter den Schülern. Der Großteil stand auf auch Ellena neben Lily die immer noch auf das projizierte Bild von Hannah schaute. “Glaubst du, das sie mir ähnlich sah?” fragte sie und sah nun zu Ellena die verwirrt rein schaute. “Ihr hättet Geschwister sein können.” bestätigte ihr die Blonde. “Und was ist wenn der Mörder eigentlich mich umbringen wollte und nicht Hannah?” “Jetzt fängst du aber zu spinnen an lily! So was sollte man nicht denken und auch nicht in Erwägung ziehen. Komm wir gehen zurück in die Klasse.” Ellena ging einfach, sie schien leicht empört über Lilys frage. Vielleicht wollte sie nicht weiter drüber nachdenken das ihre beste Freundin hätte an Hannahs Stelle sein können. Der Rest des Tages verging schleppend, allgemeine Trauer war nach dieser Schocknachricht von jedem Schüler zu spüren. Die Fröhlichkeit über das schöne Wetter war verflogen ebenso die Freude über den Kuchenbasar den eine 7. Klasse veranstaltete. “Wir sehen uns dann heute Abend okay?” Ellena hatte Lily bis zu ihrem blau silbernen Fahrrad begleitet und riss ihre Freundin mit dieser Frage mal wieder aus den Gedanken. “Was?” “Du denkst zu viel Lily, dauernd bist du abwesend mit deinen Gedanken.” warf sie ihr vor und stemmte die Hände in die Hüften das es schon fast lächerlich aussah. “Entschuldige aber in dieser Pose kann ich dich nicht wirklich ernst nehmen.” Lily lachte und legte ihr Schloss vorn in den Korb hinein. “Du hast recht. Also was ist nun? Heute Abend?” “Ja bis heute Abend.” Lily lächelte zum Abschied und schwang sich auf ihr Fahrrad während Ellena ebenfalls sich auf den Weg machte. Es ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Die Sache mit Hannah und ihrem Tod war zu bizzar um wahr zu sein. Hier in Luckau soll jemand umherspazieren und wahllos Menschen töten? Hier in diesem beschaulichen Ort? Lily schüttelte den Kopf und bog um eine Ecke. Ob ihre Eltern davon schon erfahren hatten? Sie waren den ganzen Tag über arbeiten und kamen meist spät erst nach Haus. Lily machte das nicht viel aus, sie konnte für sich selber sorgen und genoß die Einsamkeit meist mit vollen Zügen. Wie auch immer, dachte sie sich und freute sich auf den heutigen Abend. Es würde ein schöner entspannender Mädchenabend werden. Es dauerte noch ein paar Minuten eh Lucy bei sich zu Hause ankam. Es war ein großes Haus mit gepflegtem Vorgarten und großen Garten hinter dem Haus. Ihre Eltern waren selbstständig und verdienten mehr als genug. Gemächlich ging sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Der Flur war voll mit Familienfotos und Selbstgemaltem von Lily. Überwiegend Kindergartenbilder, Kritzeleien und Basteleien. Angekommen an ihrer Zimmertür hielt sie kurz inne, war da jemand in ihrem Zimmer? Aus ihrem Zimmer halten leise kurze schnelle Schritte. Wer war das fragte sie sich und riss ohne weiter zu zögern die Tür auf. Doch es war niemand im Zimmer. Erleichtert stieß sie die Luft aus und setzte einen Fuß hinein. Ihr Zimmer war in einem sanften rosa gestrichen, hatte hier und da ein paar blaue Blumen und mehrere Poster an den Wänden zu hängen. Geschafft liess sie ihre Tasche einfach im Raum fallen und setzte sich auf die nah gelegene blaue Couch. Wie merkwürdig das eben war. Sie hätte schwören können das Jemand in ihrem Zimmer gewesen war. “Hm.” sie zuckte mit den Schultern und schnappte sich die Fernbedienung um den großen Flachbildfernseher anzustellen. Die Zeit verging wie im fluge. Lily vergaß ganz die Zeit und sprintete hinunter in das Bad um sich noch einmal die Haare zu kämmen und sich frisch zu machen. Schnell griff sie sich ihren bekannten roten Rucksack und verliess das Haus. Es dämmerte langsam und der schwühlwarme Tag klang kühl und klar ab. Die Sterne auf der einen Seite des Himmels die untergehende Sonne auf der anderen Seite ergaben ein wunderbares Farbenspiel. Verträumt besah sie sich dieses seltene Schauspiel einige Minuten eh sie von einer lästigen Mücke gestört wurde. Sie schwirrte ihr ins Gesicht und fast ins Auge da sich Lily heftig erschrak. “Huch!” machte sie und taumelte einen Schritt zurück. Bis sie sich plötzlich erinnerte was sie eben noch vorgehabt hatte. Hastig lief sie weiter hinaus auf die Strasse und eilte sie hinab. Es waren nur drei Strassen bis zu Ellena und die konnte man auch locker zu Fuß bewältigen sagte sie sich immer. Sie war schon auf der Hälfte des Weges als ihr Handy plötzlich klingelte. Sie sah auf den Display und stutzte als ihr dort “unterdrückte Nummer” angezeigt wurde, guter Dinge ging sie rann und antwortete. “Ja?” Keine Antwort. “Hallo?” Immer noch Nichts. Lag es am Empfang oder war ihr Handy kaputt? Sie versuchte es noch einmal. “Hallo? Ist da wer?” Doch es meldete sich niemand. Mit einem komischen Bauchgefühl legte sie auf und steckte ihr Handy zurück in die Tasche. Vielleicht nur ein Telefonstreich von den Jungs aus ihrer Klasse oder Jemand hatte sich verwählt und nicht getraut etwas zu sagen. Kurze Zeit später kam sie bei Ellena an und klingelte. Lily zerbrach sich immer noch den Kopf um den Anruf und bekam gar nicht mit das Ellena nicht die Tür öffnete. “Merkwürdig.” murmelte Lily und klingelte ein weiteres Mal. Normalerweise lauerte Ellena immer auf das Haustürklingeln wenn sie Lily erwartete. Auch auf das zweite mal klingeln reagierte sie nicht. Ungeduldig und mit einem immer stärker werdendem unwohlem Bauchgefühl ging sie um das Haus herum in den Garten. Vielleicht saß sie ja noch auf der Terasse oder war eingeschlafen. Weder noch wie Lily feststellen mußte. Die Fenster waren alle mit Vorhängen zugezogen nur die Terrassentür stand einen Spalt offen. “Ellena?” rief Lily doch es kam keine Antwort. Sie rief noch einmal. “Ellena?” Es blieb stumm. Sie trat auf die Terrasse um ins Haus zu gehen. Vielleicht war etwas passiert? Oder Ellena war eingeschlafen? Mutig stieß sie die Glastür auf und trat in das staubige trübe Licht und fand sich in dem Wohnzimmer wieder. Es sah aus wie immer, gepflegt und sauber. Sie ging weiter in die anliegende Küche und suchte erstmal den Lichtschalter zu ihrer Rechten, fand ihn aber nicht. Leise fluchend bahnte sie sich einen Weg durch die stockfinstere Küche rutschte aber nach zwei Metern auf irgendetwa aus. Hart prallte sie auf den Boden auf und blieb einen Moment liegen damit der Schmerz nachlassen konnte. “Verdammt noch mal!” rief sie aus Wut und rappelte sich hoch. Ihre Hände waren feucht. Auf irgend etwas Nasses mußte sie ausgerutscht sein. Langsam und vorsichtig ging sie weiter und fand endlich den Lichtschalter. Das Licht flutete den Raum und liess Lily für einen Moment blind werden. Sie hob eine Hand vor ihre Augen und erschrak heftig als sie endlich wieder sehen konnte… Kapitel 2: ----------- Lily konnte nicht so recht glauben was sich vor ihr abspielte. Sie stand starr vor Schreck die Augen geweitet vor einer zerfetzten blutigen Leiche mit blonden langen Haaren. Der ganze Körper wurde von tiefen Schnitten geziert die hier und da die Gliedmaßen vom Körper trennten. Das Gesicht wiess tiefe Kratzer auf und die Augen waren erstarrt. “Ellena?!” wimmerte Lily und ging einen Schritt auf sie zu. Das blonde Mädchen rührte sich nicht. Tränen stiegen Lily in die mintgrünen Augen und sie kniete sich hinab zu ihrer besten Freundin. Sie bemerkte nicht einmal das eine weitere Person den Raum betreten hatte. “Oooch. Wie niedlich! Trauerst du um deine Freundin?” sprach die junge Frau hinter Lily mit spöttischem Ton. Verschreckt und weinend drehte sich Lily panisch um um zu sehen wer das ihrer Freundin angetan hatte. Die Frau mußte um die 20 Jahre alt sein denn sie war kaum größer als Lily selber. Sie trug schwarze Sachen aus Leder und hatte bronzefarbene Haare die sie verspielt zu zwei Zöpfen gebunden hatte. Doch das merkwürdigste was Lily zum Schluß erst auffiel waren ihre Augen und die Zähne. Die Augen hatten zwei verschiedene Farben, grün und rot, und die Eckzähne waren lang und spitz wie die eines Raubtieres. Sie hatte ein fieses Grinsen aufgesetzt und kam nun auf Lily zu die immer noch auf dem Boden hockte. “Was-” setzte Lily an wurde jedoch von der Frau grob auf den Bauch gedreht. Wie konnte das sein die Frau mußte unmenschliche Kräfte haben, wie eine Feder hatte sie Lily einfach gegen den Boden gedrückt. Sie lag mit ihrem Gesicht direkt neben einer Blutlache die von Ellena ausging die nur einen Meter von ihr entfernt war. Die Tränen kullerten unaufhaltsam ihre Wangen hinab als die Frau über ihr plötzlich das T-Shirt Lilys zerriss um an den Rrücken ranzukommen. Laut wimmerte sie auf und bekam nur einen harten Schlag gegen den Hinterkopf der sie lähmte. “Sei still Mensch!” zischte die Frau wütend und drückte mit der einen Hand ihren Nacken runter damit Lily still lag. Mensch? Wieso sagte sie Mensch wie ein Schimpfwort? War sie denn keiner? Natürlich nicht, die Augen und die Zähne verrieten alles. Die Tränen legten sich nun wie ein Schleier auf ihre Augen und ließen sie alles nur unscharf sehen. Das unmenschliche Wesen über ihr biss sich nun in den Daumen und strich über Lilys nackten Rücken. So wie es sich anfühlte war es ein umgedrehtes Kreuz. Nun liess die Frau Lily los und stand auf. Sie sah zu wie das umgedrehte Kreuz sich auf Lilys Haut auflöste und sozusagen in ihr versank. “Na endlich!” jubelte sie und verschränkte breit grinsend die Arme. Das Kreuz war vollständig verschwunden, dafür erschien jetzt kleckerweise schwarze Schrift und Symbole auf Lilys Rücken. Sie nahmen die Form eines komplizierten Pentagrammes an und schienen sich in der Haut einzubrennen. Es füllte Lilys gesammten Rücken aus und erstreckte sich in einzelnen Schriftzügen weiter unter ihrer verbliebenen Kleidung. Die Frau begann nun zu lachen und zeichnete mit ihrem Blut ein weiteres Pentagram auf den Rücken. Doch plötzlich liess Lily ein schrecklich lauter Knall zusammenzucken und aus ihrer Trance erwachen. Die Frau über ihr viel leblos zu Boden bevor sie das Pentagram zu Ende zeichen konnte. “Wiederliche Bastarde!” hörte man eine männliche Stimme schimpfen. Es war ein junger Mann der nun aus der Dunkelheit trat und sich zu Lily runterkniehte. Sie wollte sich aufrichten doch er hielt sie sanft einen Moment zurück. Er streckte seine Hand nach ihren Rücken aus und wischte über das Zeichen der Frau das sie mit Blut geschrieben hatte. “Jetzt kannst du aufstehen.” meinte er freundlich und half ihr sogar hoch in eine sitzende Position. Verwirrt starrte sie auf Ellena. Was sollte das alles? Wer waren diese Leute und was um aller Welt war mit ihrem Rücken passiert? “Alles okay?” fragte der junge Mann vor ihr. Sie reagierte nicht und starrte ins Leere. “Lily?” Jetzt reagierte sie. Die ganze Zeit hatte sie auf die Leiche Ellenas gestarrt und konnte sich jetzt losreißen. Doch der Anblick ihres Retters war auch nicht beruhigender. Sie starrte direkt in ein blutrotes Augenpaar umgeben von einem hübschen männlichen Gesicht mit drei Tage Bart. Jetzt zog er seine schwarze Lederjacke aus und legte sie Lily um während er seine Waffe wieder zog und auf die Frau hinter ihr zielte die immer noch am Boden lag und aus der Stirn blutete. “Steh auf. Ich habs eilig.” meinte er zu Lily die seinen Worten Folge leistete. Der Mann schritt auf die Küchenzeile zu und nahm eine Flasche Wein aus eine der Halterung, schmiss sie gegen den Kühlschrank mit einem lauten Knall und kramte als nächstes ein Feuerzeug hinaus das er anmachte und in die Pfütze des Weines warf. Sofort entzündete ein wild loderndes Feuer das auf die Frau übergriff die auf dem Boden lag. “Komm.” rief er Lily zu die stehen geblieben war und ihn beobachtet hatte. Nun griff er sie an der Hand und zog sie einfach mit sich hinaus. Sie liefen immer weiter von dem Grundstück runter hinaus auf die Strasse und weiter den Hügel hinauf hinter dem Lilys zu Hause lag. Er zog sie hinter sich her während sie schluchzend hinterherstolperte und immer wieder einen Blick zurückwarf auf Ellenas Haus das nun komplett in Flammen stand. Plötzlich hielten sie an und der junge Mann vor ihr bog ab in eine Seitenstraße die Anfangs mit Sträuchern bestückt war. Sie gingen ein Stück eh er sie zwang sich hinter den Büschen zu setzten und zu verstecken. Er hingegen blieb stehen immer noch mit dieser schwarzen Schußwaffe in der Hand. Er stand dicht neben ihr flach an den Zaun gelehnt und schwieg, er schien zu Lauschen oder irgend etwas zu beobachten. Lily die zwischen Büschen saß schluchzte und weinte. Ellena war tot. Ihre beste Freundin. Jetzt erst wurde ihr das richtig bewußt, und der Mörder war diese Frau. Ob sie auch Hannah auf dem Gewissen hatte? Wahrscheinlich. Dieses Mal sollte wohl auch sie selbst das Opfer sein, wäre da nicht.. “Luca. Angenehm.” meinte er leise zu ihr hinab und lächelte wie zu einer Begrüßung. Hatte er ihre Gedanken gelesen? Wieder schwirrten ihr tausend Fragen im Kopf wurden aber jäh wieder durch laute Feuerwehrsirenen unterbrochen. Mehrere Einsatzwagen rasten nun an der Seitenstraße vorbei zu Ellenas zu Hause. Wieder schluchzte Lily und starrte auf den Busch vor ihr. Luca liess sich nun auch neben sie hinab auf den Boden und sah sie abwartend an. “Das tut mir leid um deine Freundin.” versuchte er zu trösten. Lily horchte auf, seine Stimme war richtig angenehm, beruhigend. Zögernd hob sie ihren verheulten Blick um ihn nun näher zu betrachten. Er hatte einen schwarzen langen Iro den er auf der einen Seite runterhängen liess auf der anderen Seite eine Gravur die Lily jetzt im Dunklen nicht erkennen konnte. Aber was sie noch erkennen konnte waren die Haufen Piercings in seiner Unterlippe, Ohren und Augebrauen und natürlich die roten Augen die auf ihr ruhten. “Wir gehen weiter.” forderte er und stand auf. Doch sie blieb sitzen und starrte an ihm hoch. Er war ziemlich groß und trug an seinem Gürtel noch eine Waffe. “Was ist? Beeil dich sonst haben wir richtig viel Ärger am Hals!” drängte er und half ihr am Oberarm hoch auf die Beine. Wieder packte er sie an der Hand und zog sie eilig hinter sich her. Immer weiter die Strasse hinauf zurück zu Lilys Haus. In diesem Tempo dauerte es keine fünf Minuten bis sie durch das Tor schritten und er sie in das Haus drängte. “Was soll das alles?” platzte es nun aus Lily heraus und sie blieb kreidebleich im Gesicht im Flur stehen während Luca die Tür hinter sich schloss. “Erklär ich dir gleich alles. Zuerst musst du dich entscheiden.” “Zwischen was entscheiden?” meinte sie mißtrauisch. “Zwischen Leben oder Tod.” Lily lief wieder ein kalter Schauer über den Rücken. Zwischen Leben und Tod sollte sie sich entscheiden? Das war doch absurd! “Entweder du kommst mit mir oder du lässt dich genau wie deine Freundin von diesen Monstern zerstückeln. Du hast die Wahl.” “Und was ist wenn ich Beides nicht will?” protestierte sie und verschränkte die Arme. “Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten. Entscheide dich!” Luca wurde lauter und ungeduldiger. Ihn nervte diese Frage von Lily, sie mußten weg und zwar so schnell wie möglich! “Ich weiss doch noch nicht einmal was hier los ist!” rief sie jetzt aus Verzweiflung und legte sich die Hände auf ihr Gesicht. Energisch schritt Luca auf sie zu und riss ihr die Hände aus dem Gesicht, sie hatte wieder angefangen zu weinen und schluchzte als er sie zwang ihn in die Augen zu schauen. “Lily. Es geht hier um dich und nichts Anderes!” Schweigen herrschte für eine Minute zwischen den Beiden, sie starrte ihn einfach nur perplex an. “Also?” “Also ich… natürlich möchte ich Leben aber-” Als ob dass das Stichwort gewesen wäre packte er sie wieder an der Hand und zog sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer. “Wir werden heute Abend noch bis nach Magdeburg fahren, pack so viele Anziehklamotten ein wie du kannst.” “Aber wieso das denn?” “Wir machen eine kleine Weltreise mehr nicht.” “Was? Das ist alles zu überstürzt! Was ist mit meinem Abitur mit meinen Freunden und meinen Eltern!? Sie werden garantiert nach mir suchen!” “Darüber mach dir mal keinen Kopf. Du hast deinen Rucksack draußen im Garten bei Ellena liegen lassen sie werden denken das du mit verbrannt bist.” “Aber-” Ihr gefiel das überhaupt nicht. Sie sollte sich einfach mit einem wildfremden Mann der noch nicht einmal ein Mensch war aus dem Staub machen? “Kein aber beeil dich lieber mit deinen Sachen.” er drängelte wieder und schnappte einfach eine große Reisetasche vom Kleiderschrank und öffnete diese damit Lily ihre Sachen dort hinein packen konnte. “Nimm dir größtenteils warme Klamotten mit, die wirst du brauchen.” er nahm einen Stapel Pullover von ganz oben und packte sie mit in die Reisetasche. “Pullover im Sommer?” “In Alaska sind jetzt minus 15 Grad.” Geschlagen wandte sie sich wieder ihren Sachen zu. Warum tat sie das jetzt alles? Irgend etwas in ihrem Innerem vertraute Luca und drängte sie zur Eile. “Geh und pack deine anderen Sachen ich kümmer mich um deine Klamotten.” meinte er als er bemerkte wie Lily anfing zu überlegen was sie mitnehmen sollte. “Ist gut.” sie begab sich in das angrenzende Badezimmer und kramte nach einer schwarzen großen Kulturtasche in ihrem Schrank um anschließend ihr Schminkzeug und diverse andere Kosmetikartikel zu verstauen. Es dauerte nicht lange da kam Luca in das helle Badezimmer und stellte die prall gefüllte Reisetasche auf die geschlossene Toilette. “Bist du fertig?” fragte er und trat einen Schritt näher als er plötzlich Inne hielt und lauschte. Die Wohnungstür im Erdgeschoß gab Geräusche von sich und öffnete sich nun mit einem leisen Klacken. “Was ist?” Lily sah ihn an er hatte seinen nun finsteren Blick in Richtung Badezimmertür gerichtet und schwieg. “Lily?! Bist du zu Hause?” rief eine Erwachsene weibliche Stimme aufgeregt. “Meine Mutter.” erkannte sie und wollte losstürmen doch Luca hielt sie auf. “Geh und pack deine wichtigsten Dinge in einen Rucksack wir müssen los.” “Aber-” “Mach!” flüsterte er streng und schon fast wütend. Wieder wollte Lily sich gegen ihn auflehnen doch er strahlte etwas Gefährliches aus das sie irgendwie zurückschrecken liess. Eilig lief sie wieder hinüber zu ihrem Zimmer während Luca ihre Kosmetiktasche in die Reisetasche stopfte. Nun waren Schritte zu hören von zwei Personen. Ihr Vater schien auch nach Haus gekommen zu sein. “Lily? Bist du zu Hause? Wir wurden angerufen das es in unserer Straße brennt.” rief nun eine tiefe männliche Stimme. Sie kamen die Treppe nach oben gelaufen. Lily die hastig in ihrem Zimmer ihre liebsten Sachen und den Laptop einpackte hörte sie gar nicht. “Lily?” wieder die Mutter. Sie waren nun oben angelangt und liefen den Flur entlang, doch Luca stellte sich ihnen plötzlich in den Weg. “Wer sind sie?” meinte der Mann energisch und schob sich an seiner Frau vorbei die erschrocken stehen geblieben war. Doch Luca schwieg und breitete nur seine Hand flach vor sich in Gesichthöhe aus um als nächstes leicht über sie hinweg zu pusten. Ein feiner hellblau schimmernder Staub erschien wie aus dem Nichts und flog Lilys Eltern entgegen. “Was tust du?” rief Lily die aus ihrem Zimmer kam und gerade zusah wie ihre Eltern langsam ohnmächtig zu Boden gingen. “Sie schlafen nur. Komm.” erklärte er kurz und hob die Reisetasche auf. Er stieg über sie hastig hinweg und eilte weiter den Flur entlang, Lily folgte ihm auch wenn widerwillig. Immer wieder sah sie zurück die Treppe hinauf und den Flur entlang. Er ging zu einem schwarzen Auto das nicht weit von Lilys Haus entfernt stand und zog einen Autoschlüssel hervor um den Kofferraum zu öffnen und die Taschen zu verstauen. “Steig ein.” meinte er wieder hastig und schloss den Kofferraum um sich anschließend auf den Fahrersitzt zu schwingen und den Motor anzulassen. Ein weiterer Feuerwehrwagen sauste an ihnen vorbei gefolgt von einem Krankenwagen und Notarzt. Lily sah ihnen hinterher und drückte die Nase in Gedanken gegen die Scheibe bis sie endlich losfuhren und Luca reichlich Gas gab. Schweigen erfüllte das Auto da auch kein Radio lief. In Lily brodelten tausende Fragen. Vor allem: Warum hatte sie sich auf ihn eingelassen? Anfangs hatte ihr Verstand sich dagegen gewehrt das ihr Leben sich änderte und sie alles hinter sich liess doch jetzt. Sie konnte noch nicht einmal mehr weinen um Ellena. Obwohl sie sie nie wiedersehen würde, geschweige denn ihre Eltern die sie über alles liebte. Sie war einfach von zu Hause weggelaufen, zusammen mit einem wildfremden Kerl der noch nicht einmal menschlich war. “Was möchtest du zuerst hören? Deine Geschichte oder meine Geschichte?” fragte nun Luca der an einer Ampel gehalten hatte die zur Autobahn führte. Lily sah ihn müde an. “Meine Geschichte?” fragte sie zögernd. “Ja. Weshalb du jetzt hier bist, was es mit dem Mal auf sich hat und das alles.” Lily schwieg. “Also gut. Das Pentagram auf deinem Rücken ist uralt und in einer Schrift geschrieben die nur Magische Wesen lesen können. Es dient dazu Dämonen der bösen Seite und der guten Seite heraufzubeschwören, die je nachdem von wem sie gerufen wurden zerstören oder heilen.” “Warte. Magische Wesen?!” stutzte Lily. Redete er jetzt von Elfen und Kobolden oder was sollte dieses Märchen? “Magische Wesen sind die Wesen die Menschen nicht sehen können da sie entweder im Verborgenen leben oder von einem Zauber belegt sind der sie unsichtbar macht.” “Wie du meinst es gibt Trolle, Feen und Elfen und so was?” “Ganz genau. Unter anderem auch Schattenwesen, Nachthelfen, Riesen, Dämonen, Magier und so weiter. Es gibt hunderte von verschiedenen Arten.” “Und diese Frau von vorhin?” “Sie war ein Schattenwesen. Aber von der bösen Fraktion unter diesen Wesen. Sie sind ekelhafte Missgeburten, Mischungen zwischen Vampiren, Nachtschatten und Mensch. Du erkennst sie an ihren zwei verschiedenfarbigen Augen.” er deutete auf seine eigenen und fuhr an. “Zwischen Menschen?” “Schattenwesen entwickelten sich ursprünglich aus reinen Menschen und kreuzten sich mit anderen Wesen. Sie jagen wie wilde Tiere hilflose Menschen die sie dann mit Hilfe eines einzigen Bisses zu Ihresgleichen machen können.” Lily starrte ihn geschockt an. Solche Wesen gab es? Nie hatte sie vorher etwas davon gehört oder sie gesehen. “Und weshalb hat sie Ellena getötet?!” Lily wurde unruhig und lauter in ihrer Stimme. Ein Gefühl der Trauer überfiel sie plötzlich. Ein kurzer Seitenblick von Luca folgte. “Sie hat dich mit ihr geködert. Wäre sie am Leben geblieben hätte sie garantiert ihre Gattung verraten in der Menschenwelt. Deshalb mußte sie sterben.” er blieb ruhig und liess die Augen auf der Straße. “Aber, ich weiss doch jetzt auch von ihr.” Tränen rannen ihr doch wieder über die Wangen. “Deshalb und wegen dem Mal auf deinen Rücken werde ich dich mit meinem Leben beschützen.” “Was?” “Ich habe die Aufgabe bekommen dich zu beschützen und dich nach Alaska zu bringen. Dort gibt es eine Insel auf der es ein magisch abgeriegeltes Gebiet gibt. Es gibt eine Karawane die jährlich einmal die Welt umkreist um gefährdete Wesen aufzunehmen und in Sicherheit zu bringen. Sie werden so lange dort untergebracht bis der Letzte von diesen widerlichen Bastarden ausgerottet ist.” jedes mal wenn er von dieser Frau sprach schwang die pure Verachtung und der grenzenlose Hass in seiner Mimik und in seiner Tonlage mit. Lily starrte ihn nur leicht geschockt an. Er wollte sie wo hinbringen?! “Und was ist wenn ich das gar nicht will?” sie wurde langsam histerisch. “Zu spät du hast dich ja vorhin entschieden. Und glaub mir, du willst garantiert nicht das einer über dich einen Dämonen ruft.” er fuhr ruhig auf der Autobahn trotz der sehr hohen Geschwindigkeit. Mit einem Seufzen liess sie sich wieder in den Sitz zurücksinken und vermied es ihn weiter anzusehen. “Worauf hab ich mich da bloß eingelassen?” murmelte sie. “Sei froh. Vor einer halben Stunde hatte ich noch vor dich umzubringen.” Sie riss ihren Kopf geschockt zur Seite. Er schwieg und sah ausdruckslos auf die Straße. Seine Augen erschienen jetzt schwarz in dem kargen Licht. Er wollte sie umbringen?! Lily erpackte innerlich die Panik, doch nach Außen wollte sie es nun unterdrücken. Sie kannte ihn kein Stück, also sollte sie sich zurückhalten mit ihren Emotionen auch wenn es extrem schwierig zu sein schien. Immerhin hatte sie alles zurückgelassen was ihr lieb war. Irgendwie fühlte sie sich nun kraftlos, müde und ausgelought. Der Tag war zu viel für sie. Es war so viel passiert das ihr Körper langsam schlapp machte. Sie gähnte ausgiebig und blickte wieder Luca an. “Du solltest etwas schlafen bis wir in Magdeburg sind dauerts noch 2 Stunden. Auf dem Rücksitz liegt ein Kissen.” Wie ferngesteuert drehte sie sich um und griff nach dem roten Kissen auf dem Rücksitz. Es war flauschig und erinnerte sie an ihren roten Rucksack den sie wohl ebenfalls nie wieder sehen würde. Sie hatte ihn so gemocht. Vor drei Jahren hatte sie ihn bekommen, als sie mit ihren Eltern in Thailand war. Sie hatte so sehr gebettelt bis sich endlich ihre Eltern hatten erweichen lassen. Der Urlaub dort war schön gewesen, sie würde es so sehr vermissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)