Eiskalt von Gaomee ================================================================================ Prolog: Von Elefanten und Fischen --------------------------------- Es ist etwas Seltsames, wenn man einfach so in eine andere Gesellschaft hineingeworfen wird. Es ist vor allen Dingen seltsam, wenn man gar nicht zu der Spezies gehört, aus der die Gesellschaft besteht. Sakura fühlte sich wie ein Elefant unter Antilopen. Und das meinte sie auch so. Sie betrachtete Deidara, der seine Nägel fein säuberlich mit Nagellack bestrich. Er hatte eine bessere Figur als sie! Verglichen mit ihm war sie wirklich ein Elefant. Sie fühlte sich sehr ausgeschlossen und in einem idiotischen Versuch sich in diese Gesellschaft einzufügen, fragte sie den blonden und nur wenig verrückten Jungen, ob es möglich wäre, sich die Farbe einmal auszuleihen. „Schließlich ist sie so hübsch!“ Deidara sah auf und betrachtete sie eingehend. “Nein“, sagte er als wäre es die selbstverständlichste Antwort der Welt. „Such dir deine eigene Farbe!“ „Super … “, seufzte Sakura, legte ihre Hände zurück in ihren Schoß, wischte das dämliche, freundliche Grinsen aus ihrem Gesicht und lehnte sich an ihre Stuhllehne, während sich der Rest der Gruppe über den Tisch hinweg unterhielt. Zwei Männer beobachteten sie, einer etwas mehr Mann als der andere. Der eine mit einem amüsierten Schmunzeln, der anderer bedächtig und mit verengten Augen, aber, da sie beide im Schatten saßen, bemerkte Sakura dies nicht und fühlte sich einsam. Die Akatsuki waren zwar eine Organisation, aber trotzdem sehr unorganisiert, zum Beispiel vergaßen sie immer direkt nach einem Streit, was der Anlaß für ihn gewesen war. Daher kam es, dass Kisame von seinem Platz so ruckartig aufstand, dass sein Stuhl nach hinten geschleudert wurde und brüllte: „Fisch?! Ich habe euch gesagt, wir essen hier keinen Fisch mehr!“ Man fragt sich sicherlich, was eine schöne junge Frau wie Sakura mit ihrem ganzen Leben vor sich - und nebenbei bemerkt auch mit einer Tonne besserer Möglichkeiten jenes fortzusetzen als mit einem Haufen unorganisierter Chaoten, die dazu auch noch zum organisierten Verbrechen gehörten, alle eine Vorliebe für Nagellack, aber leider keine Abneigung gegen gebratenen Fisch, teilten, zusammen zu sitzen - in so ungemütlicher Gesellschaft tat. Sie suchte jemanden … Eigentlich suchte sie jemanden, den sie bereits gefunden hatte. Sie behauptete, sie suche sein „Wahres Ich“. Damit meinte sie eigentlich nur den Teil seines Wesens, das nicht das Bedürfnis hatte im Land herumzustreunen, wahllos starke Gegner anzugreifen und so zu tun als kümmere es ihn nicht, wenn in dem Prozess einige Leute sehr zu Schaden kamen. Sie suchte nach ihrem Sasuke. Dieser war allerdings sehr darauf bedacht gewesen nicht gefunden zu werden – Daher der ganze Aufwand mit dem Weglaufen und so weiter. Allerdings war er auf eine unvorhersehbare, böse Variable in seinem ansonsten natürlich unfehlbaren Plan gestoßen. Diese war Itachi. Itachi war nicht nur eine böse Variable, sondern auch noch Sasukes Bruder und, wenn man es vorsichtig ausdrückte, hatten die beiden … leichte Differenzen, die sich schwer klären ließen, weil, jedes Mal, dass sie es versuchten, sie sich fast gegenseitig umbrachten. Und nur wegen dieser bösen Variablen kam es zustande, dass man diesem rothaarigen Biest von Frau erlaubte im Hauptquartier der Akatsuki zu verweilen und Sasuke gehörig auf die Nerven zu gehen. Um ehrlich zu sein, war Sasuke auf die Nerven zu gehen sogar Teil der Bedingungen, die Itachi für ihre Sicherheit gefordert hatte. So kam es, dass Sakura, von Natur aus eigentlich eine pure, gute Seele, zum Spielball zweier emotional so geschädigten Brüdern wurde, dass sie schon als Verrückte galten. Kapitel 1: Seltsame Freundschaft -------------------------------- „Kisame, warum eigentlich, magst du keinen Fisch?“, unterbrach Sakura geistesabwesend das sich anbahnende Streitgespräch und das sicherlich darauf folgende Streitgemetzel. „Machst du Witze?“, erkundigte Kisame sich unfreundlich. Sakura schreckte aus ihren Gedanken auf und blickte unschuldig zu dem riesigen blauen Mann empor. Er war nicht wirklich blau, eher silbrig und irgendwie schuppig … auf eine glitschige Art und Weise. Was Sakura auch noch hätte helfen können, war die Tatsache, dass Kisame Kiemen zusätzlich zu seiner Lunge besaß. Um ihr auf die Sprünge zu helfen, zeigte er demonstrativ mit zwei Fingern darauf. „Oh“, machte Sakura. Natürlich, dachte sie. „Können wir jetzt bitte unseren Disput fortsetzen?“, wollte Kisame genervt wissen. „Klar.“ Sakura machte eine einladende Geste. Tut euch keinen Zwang an, dachte sie sich und verfolgte mit wie Kisame über den Tisch sprang, um den Koch anzugreifen. Sie seufzte. Dieses herzerweichende Seufzen machte jemanden auf sie aufmerksam. Sakura war nicht das einzige Mädchen in dieser Ansammlung von bösartiger Intelligenz. Das zweite Mädchen trat aus dem Schatten, richtete ihre Blume im Haar und schaffte es zu Sakura, ohne in den Kampf zwischen Kisame und dem Koch verwickelt zu werden. „Sie sind sehr klug, wenn es darum geht, jemanden in Asche zu verwandeln oder auch nur in eine Leiche, aber ansonsten sind sie eher wie ein Rudel Hunde. Wir nennen uns nur Organisation, weil Gruppe ein wenig zu unbeeindruckend schien.“ Sakura nickte zustimmend. „Kriminelle Gruppe Akatsuki hat einfach nicht denselben Effekt.“ „Genau. Weißt du, was ich mache, um hier zu überleben?“ „Was?“ „Ich verstecke meine Tampons und schlafe mit demjenigen, der gerade der Anführer zu sein scheint.“ Sie zwinkerte und verschwand dann. Sakura überdachte Konans Strategie. Das war ein anderes Problem. Die Organisation konnte sich nie auf einen Anführer einigen. Er wechselte andauernd oder es behauptete plötzlich ein Mitglied schon die ganze Zeit Anführer gewesen zu sein und es hatte nur keiner gemerkt oder etwas Ähnliches. In der Regel wechselte die Herrschaft zwischen Orochimaru, einem Reptilienliebhaber, Pain beziehungsweise Nagato, einem eigentlich ganz netten Kerl mit ernsthaften Identitätsproblemen, und Tobi, ebenfalls ein geheimniskrämereiliebender Mensch mit Identitätsproblemen und Paranoia. Und das waren noch nicht einmal die schrägsten Persönlichkeiten. Sakura stand vom Tisch auf, weil man mittlerweile begonnen hatte mit Fisch um sich zu werfen und sie nicht getroffen werden wollte. Als sie aus dem Esszimmer in den dunklen Flur trat, erschrak sie, weil Itachi an der Wand lehnte. Nur sein blasses Gesicht stach hervor im schummrigen Dunkel des Flurs, denn seine Haare so wie seine Kleidung waren pechschwarz. „Was hat Konan dir gesagt?“ „Lieber Itachi, wenn du mir nicht sagen kannst, wo Sasuke hingegangen ist, hab’ ich eigentlich keine Lust mich mit dir zu unterhalten.“ Sie schritt mit hängenden Schultern an ihm vorbei und dachte nicht zum ersten Mal, dass sie den Unterschlupf der Akatsuki gruselig fand. Sie lebten in einer alten, verlassenen Miene. Die Flure waren mit Holz verstärkt und die Räume wurden von Säulen getragen. Insgeheim hegte sie den Verdacht, dass diese schummrige und enge Unterkunft der Grund war, weshalb alle Akatsuki-Mitglieder den Verstand verloren. Okay, vielleicht gab es bestimmte Voraussetzungen, aber diese unheimliche Behausung hatte definitiv etwas damit zu tun! Sie bemerkte Schritte hinter sich und drehte sich nur, um Itachis blassem Gesicht mit den dunklen Schatten unter den Augen zu begegnen. Er öffnete den Mund, wahrscheinlich, um seine Frage zu wiederholen, doch Sakura kam ihm zuvor. „Du schläfst zu wenig.“ Sie verschwand um die Ecke und begab sich zu ihrem Schlafplatz. Dieser bestand dummerweise aus einem mit Stroh angefüllten Bettlacken auf einem Fußboden aus festgestampftem Lehm. Es muss nicht erwähnt werden, dass das Zimmer nur 1,50 m hoch war. Sakura krabbelte zu ihrem Bett und legte sich darauf, verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf und schloss die Augen. Sie träumte davon wie sie fortgelaufen war. Mitten in der Nacht hielt sie es nicht mehr aus. Sie wusste nicht, ob es stimmte, dass Sasuke einen bösen Kern hatte, doch das glaubte sie nicht. Sie konnte es fühlen. Sie glaubte, sie liebte ihn. Also war sie inmitten der Nacht aus ihrem Bett aufgesprungen, hatte ein paar Dinge in einen Rucksack geschmissen, ihn geschultert und war ihm gefolgt. Leider war es nicht so einfach einem wirklich guten, abtrünnigen Ninja zu folgen, der nicht verfolgt werden wollte. Fasst man eine lange Geschichte kurz, so konnte man sagen, dass sie vielen Schwierigkeiten direkt in die Arme gelaufen war und schließlich in einem nassfeuchten Kerker gelandet war, in dem ab und zu irgendetwas Pelziges über ihre Füße lief. An dieser Stelle zuckten ihre Füße. Sie drehte sich auf ihrem Bett und gab murrende Geräusche von sich. Der Kerker war nicht so wichtig gewesen, denn eine hochgewachsene Gestalt hatte Licht in ihre kleine, dunkle, von pelzigen Tierchen beherrschte Welt gebracht. Er war nicht nett gewesen, doch er hatte sie gepackt und mit ungeheurer Kraft mit nur einer Hand auf die Beine gezogen und zu den Akatsuki und damit auch zu Sasuke gebracht. Sasuke. Sie sah sein bleiches, wunderschönes Gesicht vor sich. Kühl starrten seine dunklen Augen ihr entgegen. In ihrem Traum spürte sie, dass sie ihn nicht erreichen konnte. Dann erwachte sie und setzte sich hastig auf, was dazu führte, dass sie sich den Kopf stieß. Außerdem war noch jemand mit ihr in dem engen Räumchen. „Itachi?“ „Hm?“ „Was tust du hier? Das ist sehr unheimlich.“ „Ich beobachte dich.“ Und damit begann ihre seltsame Freundschaft. Kapitel 2: Eskalation --------------------- Es war sehr seltsam mit einem Mann befreundet zu sein, der fast seine gesamte Familie ausgelöscht hatte und der von seinem Bruder gehasst wurde. Insbesondere, wenn du dich viel mehr zu dem Bruder hingezogen fühltest. Itachi schien einfach so aus Schatten aufzutauchen. Wenn Sakura den langen Flur zum Esszimmer entlang ging, war er plötzlich neben ihr und begleitete sie. Wenn sie am Tisch saß, setzte er sich neben sie. Allen fiel es auf. Aber am allermeisten schien es Sasuke aufzufallen. Er beobachtete sie und sie konnte seinen feurigen Blick beinah ihre Haut versengen fühlen. Itachis berechnende Kühle an ihrer Seite half nicht viel, denn er behielt Sasuke nur sehr genau im Auge, wenngleich auch heimlich. Diese Entwicklung legte Sakura wiedermals die Frage ans Herz, welcher Motivation Itachi unterlag. Warum hatte er sie hergeholt und warum hielt er sich nun in ihrer Nähe? Nur, um seinen Bruder zu ärgern? Es gab allerdings etwas, was Sakura weitaus besser konnte als die Akatsukimitglieder. Sie war ein Mädchen und sie wusste wie man Leute beobachtete. Sie hatte einfach eine Gabe dazu. Ihr fiel das seltsame Verhalten der Brüder sofort auf und sie sah tiefer, sah mehr Details, denn sie konnte sich besser in andere Leute hineinfühlen. Eines Abends eskalierte die Situation. Itachi saß ungewöhnlich nah bei Sakura und reichte ihr gerade eine Schale als Sasuke seinen Teller quer über den Tisch warf und diese damit traf. Die Schale fiel direkt neben Sakuras Füßen zu Boden und die Scherben stoben davon in alle möglichen Richtungen. „Itachi … “, zischte der Attackierender. „Lass es“, warnte er in seinem angenehmen Baritone. Sakura konnte die Spannung im Raum spüren und fürchtete sich ein wenig davor. Selbst die anderen Mitglieder behielten stets einen der Brüder im Auge und hielten inne im Kauen oder beim Zumundeführen der Gabel. „Ich warne dich!“ Damit verschwand der Jüngere der beiden dramatisch und allgemeines Schmatzen setzte wieder ein. Sakura konnte sehen wie Itachi hart schluckte und den Blick von ihr abwandte. Kurz darauf verließ auch er den Tisch abrupt und Sakura saß allein da. Diese Momente machten sie immer sehr nervös, weil die restlichen Akatsukimitglieder nie ganz verstanden hatte, weshalb Sakura eigentlich bei ihnen verweilen durfte und wenn sie allein war, stierten plötzlich mehrere Augenpaare sie an, die zu Menschen gehörten, die für ihre Mordlust oder grausamen Experimente berühmt waren. Daher stand sie auch hastig auf, entschuldigte sich und verließ den Esstisch hungrig. „Warum macht er das?“ Die Stimme war plötzlich so nah, dass etwas Sakuras Leib durchzuckte. Es war Sasukes Stimme. „Ich weiß es nicht. Vielleicht hasst er dich.“ „Nein, ich hasse ihn“, stellte er klar, auch, wenn Sakura nicht begriff, weshalb dies das andere ausschließen sollte. „Und warum tust du es?“, fragte er nach einer Pause. „Das weißt du genau“, gestand sie. Sie vernahm das Knirschen seiner Zähne. Dann war er verschwunden. Itachi hasste Sasuke nicht. Da war sich Sakura ziemlich sicher, doch, bevor sie genau wusste, was seine Emotionen für seinen Bruder waren, wollte sie lieber nicht mit Vermutungen um sich schmeißen. Sakura wusste nicht, weshalb, aber plötzlich hatte sie das Bedürfnis es zu tun: „Frag deinen Bruder doch einmal selbst, weshalb er es tut!“, rief sie laut und deutlich in die Stille. Kein Rascheln war zu vernehmen und doch wusste Sakura, dass er es mit Sicherheit vernommen hatte. Ein wehmütiges Seufzen entfloh ihren Lippen und sie fragte sich, woran sich Sasuke störte, wenn er sie eh nicht so mochte wie sie ihn. Kapitel 3: Masken ----------------- Itachis Zimmer spiegelte … nicht unbedingt seine Seele wider, aber es spiegelte auf jeden Fall irgendetwas wider. Sasuke fand es nicht toll in derselben kriminellen Organisation zu sein wie sein Bruder, doch das erste Gemach, das er im Geheimen untersucht hatte, war Itachis gewesen. Die Säulen waren mit dunkelrotem Teppich umwickelt. Blutrot. Auch der Boden war mit diesem seltsamen Teppich ausgelegt. Wenn man darauf trat, versank der Fuß einen Zentimeter. Auch das Bett zeugte von einer eher luxusliebenden Seite seines Bruders. Es war kein Himmelbett, doch alles, was gefehlt hätte, wären die Schleier gewesen. Es war groß und machte einen robusten Eindruck. Wirklich robusten. Es zierten vielerlei Kissen und eine elaborante Daunendecke und … Fesseln das Bett. An jedem Bettpfosten hingen die losen Enden von Stricken herab. Sasuke sagte sich, er wolle gar nicht wissen, was Itachi mit diesen festband und was er mit dem Festgebundenen anstellte. Tatsächlich aber weckten die Stricke ein unheimliches Interesse in ihm. Er wandte sich vorsichtig um. Das höhlenartige Zimmer war allerdings auch mit anderen Dingen ausgeschmückt. Mit gestohlenen Dingen. Statuen, irgendwelchen Mist, den man mit Öl auf Leinwände gebracht hatte, merkwürdige Plastiken von nackten Männern. Sasuke drehte sich und nahm das Zimmer wieder einmal in sich auf. Erstaunlich viele nackte Männerstatuen … „Bruderherz … “ Sasuke wandte sich dem Feind zu. Behutsam setzte er einen Fuß vor. Behutsam tat Itachi dasselbe. Sie umkreisten sich und behielten einander im Auge. „Wie kann ich dir helfen?“ Sasuke hatte das Verlangen ihn anzuspringen und ihm den Kopf abzureißen. Stattdessen räusperte er sich nur und machte einen offensiven Schritt auf den großen Mann zu. Sein Bruder war einige Jahre älter als er, aber das machte nichts. Obwohl er außergewöhnlich groß war, war er nämlich nicht so breit wie Sasuke. Es hatte Sasuke gestört, dass er schmächtig war, doch nun war er älter und er hatte trainiert. Er spannte seine Schultermuskeln an und fühlte das vertraute Gefühl der Macht und Kraft, die ihn durchströmte und ihm Selbstbewusstsein gab. Woher Itachi sein Selbstbewusstsein nahm, war ihm noch nicht ganz bewusst. Die Kindertage, in denen ihre Eltern ihn mit egoaufputschenden Komplimenten bombardiert hatten, waren vorüber. Er würde sich bald eine andere Energiequelle besorgen müssen. Sonst würde er untergehen! Sasuke lächelte böse. „Stell nicht so dämliche Fragen. Du störst mich schon so lange und trotzdem bist du nur Nebensache!“ Sasuke spie das Wort förmlich aus. Sasuke verfolgte seine eigenen dunklen Ziele, die im Moment allerdings mehr mit Kraftzuwachs zu tun hatten als direkt mit Rachenahme. Der Hass auf Itachi, das eiskalte Bedürfnis Rache zu nehmen waren nur das Sprungbrett gewesen, das Sasuke benutzt hatte, um sich in die Welt der Mächtigen zu katapultieren. Er würde seinen Bruder loswerden, das war klar, aber es war nicht mehr so dringend. Er sagte sich, er betrachte ihre Beziehung kühl, mit Abstand, aber das redete er sich jetzt bereits die ganze Zeit ein, die er bei Akatsuki verbracht hatte. Aber etwas sirrte um diese Überzeugung herum. Ein lästiges Insekt. Der Zweifel. Er versuchte es fortzuwedeln und als das nicht funktionierte, wurde er wütend. Itachi blieb ruhig am anderen Ende des Raumes stehen, während Sasuke mit seinen inneren Dämonen kämpfte. Aber er verengte die Augen sobald Sasuke wütend wurde. Es war immer ein denkwürdiger Augenblick, wenn dies geschah. Sasukes Wut war so mächtig, dass es in der Luft zu knistern schien. Es war fast als könnte man Hitze von seinem Körper strömen spüren, seine Rage spüren. Itachi atmete diese heiße Aura tief ein. Dann sprang sein Gegenüber. Er sprang direkt gegen seine Mitte und wollte ihn mit seinem eigenen Körpergewicht umwerfen, doch Itachi machte sich Sasukes Kraft zum Vorteil, schwang herum und Sasuke wurde von der Wucht seines eigenen Sprunges gegen eine Wand geschleudert. Zugegeben, Itachi kam nicht ganz glimpflich davon, denn von Sasukes starken Händen mitgerissen, musste er sich abstützen, um nicht auch gegen die Wand zu prallen, aber es zeigte deutlich, wer trotz allem noch immer der stärkere war. „Tut mir leid, Brüderchen, du bist mir noch nicht ebenbürtig.“ Er konnte Sasukes Atem vernehmen. Er ging schwer und unregelmäßig. Itachi schüttelte mit dem Kopf. Dann trafen sich ihre Blicke für einen Augenblick. Schwarz auf schwarz. Abgrundtief und mysteriös, beinah gleich und doch völlig verschieden. Sasukes Antlitz war eine wutverzerrte Fratze; Itachis Antlitz zeugte von übertriebner Ruhe. Diese zwei Masken, denn das waren sie wirklich, schoben sich immer näher aneinander heran, als würden die Augenpaare ein magisches, unsichtbares Band verbinden. Jetzt konnten sie den warmen Atem des jeweils anderen auf den Wangen spüren. Itachi war der erste, der es vollbrachte, die Lider zu schließen. Sasuke schloss seine auch für einen Augenblick, dann kam er energisch auf die Füße, riss das Nächstbeste in seiner unmittelbaren Umgebung um und stürmte aus dem luxuriös eingerichteten Zimmer, um zu seinem eigenen kargen und vollkommen spartanischen zurückzukehren. Kapitel 4: Mut -------------- Sakura betrachtete Zetsu. Er kam nicht oft, um mit ihr zu sprechen und von selbst sprach sie ihn nie an. Man konnte nie sicher sein, welche Persönlichkeit gerade dran war und eine fraß Menschen. Nein, das war kein Scherz. Sakura lächelte ihn an. Er war nicht wirklich einer derjenigen, die um die Vorherrschaft rangen, doch jeder hörte auf seinen Rat und meistens wurde ihm Neues zuerst berichtet. „Sakura, ja?“ Sie nickte. „Gut, Sakura, möchtest du mir sagen, was vorgeht? Dieser ganze Zwist schlägt mir auf den Magen.“ Sakura war sich nicht sicher, ob es ihr nicht lieber war, wenn ihm etwas auf den Magen schlug, doch sie hob nur stillschweigend die Schultern. Was sie wirklich machen wollte, war diesem hochnäsigen Kerl ihren Zeigefinger vor die Schnauze zu halten und ihn gründlich darüber aufklären, dass sie ihre eigenen Probleme hatte, z.B. herauszufinden, weshalb es Sasuke überhaupt so sehr gestört hatte, dass Itachi ihr Aufmerksamkeit zukommen ließ. Sie hoffte, es war Eifersucht. Aber all das behielt sie für sich selbst und lächelte einfach nur weiter als der Mann, der auf Sakura den Eindruck machte als hätte er große Ähnlichkeit mit einer Venusfliegenfalle, sich umdrehte und ihr nur noch einen letzten Blick über die Schulter aus seinen ungleichen Augen zuwarf. Es sollte nicht ihre einzige äußerst unangenehme Begegnung an diesem Tag bleiben. Die Mitglieder, die der Zwist ebenfalls unruhig machte, hatten sich irgendwie in den Kopf gesetzt, dass Sakura wüsste, was vorginge und einige waren sogar der Ansicht, dass sie es regeln würde. Entweder sie oder ein blutiger Kampf bis zum Tod. Eigentlich war es ihnen egal. Zetsu hielt insgeheim bereits Ausschau nach zwei neuen Mitgliedern. Der Rest benahm sich als wären Sasuke und Itachi zwei Bomben, die jederzeit und unerwartet hochgehen konnten. „Sakura, kannst du das nicht ... ausschalten?“, erkundigte sich Sasori, der hoffte, dass die beiden sich umbrachten, damit er neue Modelle für Puppen hatte. Sasori war nämlich ein Puppenspieler und zwar nicht die Sorte, die Holzpuppen durch Liebe zum Leben erwecken konnten und fröhliche Lieder pfiff und Kinder liebte. Er war sozusagen, das Gegenteil davon. Okay, er belebte Puppen zwar auch, aber bestimmt nicht mit Liebe. Außerdem hielt er sich selbst für eine Puppe. Sakura dachte nicht oft über die Geisteszustände ihrer Mitbewohner nach. Das war einfach zu beängstigend. Jeder hatte irgendeine Psychose. Das Nervigste an Sasori war Deidara. Die beiden waren ein Team und sie kamen nicht besonders gut zurecht. Wären sie ein Ehepaar gewesen, hätte es ja noch gepasst, aber als zwei gestandene Kriminelle, die sich über den Kunstbegriff stritten, waren sie wirklich nur noch nervtötend und ein bisschen lächerlich. Deidara fasste gerade sein blondes Haar in einen Pferdeschwanz zusammen und sagte: „Nein, Sasori, Kunst ist der Augenblick! Ein wunderschöner Augenblick!“ Sakura hörte nie hin, wenn die beiden sich stritten. „Nein, Kunst währt ewig und ist einfach unsterblich!“ Alles, was Sakura auffiel, war wie seidig und golden Deidaras Haarpracht schimmerte. Sie kam einfach nicht umhin, es zu bewundern. Sie wusste nicht, weshalb sie sich ausgerechnet mit Deidara verglich. Vielleicht, weil er der jüngste war, vielleicht aber auch nur, weil er neben Sasuke der bestaussehendste war. „Nein, du verstehst gar nichts! Du bist noch viel zu jung, um zu verstehen!“ Sakura verdrehte die Augen. So wie sie das sah, war Deidara ein Vertreter der Avantgarde, ein Fauvist, der nur noch nach dem richtigen Happening suchte und Sasori, der arme Naturalist, der verzweifelt versuchte den Naturalismus vor Fotografie und Kubismus zu schützen. Nachdem sie die beiden in künstlerische Schubladen gesteckt hatte, wandte sie sich der nächsten streitenden Gruppe zu. „Nein, ich kann mehr Spione erschaffen.“ „Nein, das wäre ich! Definitiv ich!“ „Bitte, wie viele schaffst du, Pain? Fünf?“ „Nein, sechs!“ „Pah, ich schaffe unglaubliche viele weiße Zetsus!“ Ein Disputant des Kunstargumentes wurde hellhörig und wechselte zu dieser Diskussion. „Mit meinen Puppen schaffe ich viel mehr! Ich habe jetzt schon über zweihundert!“ „Moment!“, kreischte Zestu und Sakura verlor das Interesse. Sie spazierte an dem Haufen Wahnsinniger vorbei und wanderte durch die Flure zum „Wohn“-zimmer. Es war nicht wirklich ein Wohnzimmer, sondern nur ein Raum mit sehr vielen Sofas und noch viel mehr Büchern. Das allein würde es eigentlich zu einer Bibliothek machen, aber es gab noch einen Kaffeetisch und deshalb nannten sie es Wohnzimmer. Sakura setzte sich und griff nach irgendeinem Buch. Akatsukis Bücher waren immer ein bisschen verstörend. Es ging immer um Techniken, die sie entweder nicht interessierten oder die sie erschreckten oder die sie abstießen. Aber Sasuke las manchmal und es gab immer die Chance ihm hier zufällig zu begegnen. Darauf hoffte Sakura auch jetzt als sie die Schritte hörte, doch es war nur Kakuzu. Der alte Widerling war einfach ein bisschen zu krass für Sakuras Geschmack, weshalb sie sich immer von ihm wegbeugte, wenn er mit ihr sprach. Allerdings las er gerne alte Schriften und daher war die Chance ihm hier zu begegnen tatsächlich größer als die Sasuke zu begegnen. Außerdem war er ein Geldtyp. Er mochte das Geld und er war ein alter Sack. Ein Geldsack. Haha. Zum Glück musste man sich sein runzeliges, achtundachtzig Jahre altes Gesicht nicht oft ansehen, da er meistens vermummt war. „Gehst du schon wieder deinen dämlichen Hobbies nach, wenn wir eigentlich auf dem Weg sein sollten?“ Und da war auch Nervensäge Nummer zwei. Sakura wusste nicht, wer die Teams zuteilte, aber sie fand, dass er wirklich nicht nachgedacht hatte als er diese beiden zusammen getan hatte. Kakuzu war das älteste Mitglied und Hidan, der gerade in das Wohnzimmer gestürmt kam, bis Deidara gekommen war, das jüngste gewesen. Alles, was die beiden den ganzen, lieben, langen Tag taten, war sich gegenseitig Beschimpfungen an den Kopf zu werfen. Auf der anderen Seite, vielleicht mochte Kakuzu ja einfach niemanden und deswegen machte sich niemand mehr die Mühe jemand Passendes für ihn auszusuchen, weil er sowieso nie mit seinen Partnern klarkam. Sakura vermutete dies, weil Iachi ihr erzählt hatte, dass bisher all seine Partner durch ihn selbst ihr Lebensende gefunden hatten. Sakura blieb auf ihrer Couch sitzen und versuchte möglichst unsichtbar zu werden oder so zu tun als wäre sie gar nicht anwesend, während Kakuzu antwortetet: „Immer ruhig. Vorsicht ist besser als Nachsicht, Hidan. Ich muss mich erst vorbereiten.“ „Beweg dich, alter Mann!“ Hidan war nie sehr angenehme Gesellschaft. Er war unglaublich rüde und wirklich … unausstehlich. Itachi glaubte, es läge an seiner Unsterblichkeit, die er angeblich hatte. Hidan war nämlich ein religiöser Fanatiker und glaubte, dass er nicht sterben könne. Sakura fand Fanatiker noch verstörender als Finanzverwalter und so versuchte sie sich meistens von diesem Team fernzuhalten. Hidan hielt kurz den Mund, wahrscheinlich nur, um nach der perfekten Beschimpfung zu fahnden, doch dies gab Sakura einen Augenblick ihn eingehender zu betrachten. Eigentlich war er ein hübscher junger Kerl. Er war nur wenig älter als sie selbst, aber er hatte nicht das gewisse Etwas, das Deidara innehatte. Klar, sein Haar sah gepflegt aus und er hatte ebenmäßige Züge, aber Deidara strahlte vor … naiver Schönheit. Ganz zu schweigen von Sasuke, der natürlich um Längen besser aussah. Konan hatte ihr einmal versichert, dass Deidara ein Kerl war, aber er war trotzdem einfach viel schöner als Hidan, sodass Sakura gar nicht umhin kam sich mit ihm zu vergleichen. Hidan auf der anderen Seite war einfach ein vernarrter Theologe mit einem alten Geldsack am Hals. Zum Glück verließen die Streithähne den Raum bald, dem anderen die ganze Zeit mit dem Tod drohend. Das letzte, was sie hörte, war wie Kakuzu Hidan sagte, dass alle seine fünf Herzen irgendwann einen Herzinfarkt wegen ihm bekommen würden. Ach ja, der verrückte, alte Finanzverwalter glaubte auch, er habe mehr als ein Herz. Einer war merkwürdiger als der andere. Jetzt unterdrückte Sakura ihr Seufzen nicht. „Warum so betrübt?“ Sakura schreckte auf und erkannte die Person in der entferntesten Ecke des Bücherraums. Er lehnte dort und betrachtete sie eingehend aus seinen dunklen Abgründen, die in seinem Antlitz prangten. „Sasuke … “ Langsam und mit bedächtigen Schritten kam er heran. Etwas stimmte mit ihm nicht. Er bewegte den rechten Arm nicht und seine Kleidung war durcheinander gebracht worden. „Was hast du gemacht?“, wollte sie wissen. Ihre grünen Augen berührten ihn nicht. Sie waren das Schönste an ihr, aber sie kümmerten ihn nicht im Geringsten. Er setzte sich neben sie auf die Couch. Jeder fand Sakura schön. Das wusste er, daran konnte er sich nur allzu gut erinnern. Aber er nicht. Er versuchte die Schönheit in ihrem ebenmäßigen Antlitz zu erkennen, doch es gelang nicht. Nichts regte sich ihm; es war wie eine Eiswüste in seinem Herzen. Seine Oberlippe zuckte, als wolle er die Zähne fletschen und überlegte wie Itachi dieses Mädchen betrachtete. Er grinste, denn es bereitete ihm doch irgendwo Genugtuung, dass Itachi sie nicht haben konnte, denn sie war hier wegen ihm. „Warum hängt mein Bruder seit zwei Monaten an deiner Ferse?“ Sakura ließ sich nicht beeindrucken. Auch, wenn die dunklen Augen in ihr ein Verlangen hoch brodeln ließen, dass sie lange nicht mehr gespürt hatte, ein Verlangen zu weinen und eins zu lachen, eins ihn in die Arme zu schließen. „Ich habe es dir schon einmal gesagt. Bring den Mut auf und frag’ ihn selber.“ Sasukes Antlitz durchlief ein leichter Schauer. „Mut“, zischte er. „Was weiß ein kleines Mädchen wie du schon von Mut?“ „Ich bin genauso alt wie du, Sasuke, und ich weiß jede Menge über Mut, weil ich als Fremde unter Psychopathen lebe, weil ich an etwas glaube.“ Sasuke wandte den Blick abrupt, beinah schreckartig ab. „Willst du wissen, woran ich glaube?“ „Nein!“, grollte er. „Ich glaube daran, dass du den Mut hast, gut zu sein.“ „Das stimmt nicht.“ Sakura zuckte beinah gleichgültig mit den Achseln. „Frag deinen Bruder“, riet sie ihm zum Abschluss. Sie versuchte ihn nicht aus den Augenwinkeln zu beobachten. Sie wusste, es ging etwas vor. Sie konnte nur noch nicht ganz die Finger darum legen, es packen, es erfassen, aber sie würde es herausfinden. Sie dachte an die unendlichen Gänge. Schließlich hatte sie Zeit. Kapitel 5: Märtyrerin --------------------- Es vergingen einige Monate, bevor die Beziehung sich änderte. Die beiden Brüder lebten nebeneinander her, sich immer böse Blicke zuwerfend. Itachi blieb immer nah bei Sakura. Dabei behielt er seinen Bruder allerdings immer genau im Auge. Er wusste nicht, was es war, doch diese Aufmerksamkeit von seinem Bruder, wenn er diesem Mädchen nah war, war einfach berauschend. Er konnte Sasukes Blick immer auf sich spüren. Immer. Wenn er nicht auf Missionen geschickt wurde, verbrachte er einen Großteil seiner Zeit in ihrer Nähe nur, um von ihm beobachtet werden zu können. Ihm war aufgefallen wie sehr er sich verändert hatte. Sasuke sah sich selbst als kaltblütigen Racheengel, aber das war er nicht. Er war so voller Leben und voller Gefühlen, wahre Emotionsstrudel wirbelten in ihm herum. Itachi auf der anderen Seite fühlte nicht mehr so viel. Aber, wenn dieser kleine Junge wütend auf ihn war, da regte sich etwas in seinem schweren, steinernen Herzen. „Du bist eine echte Nervensäge und machst’n gewaltigen Ärger“, komplimentierte Hidan sie eines Abends beim Essen. Itachi war nicht da und sie stocherte nervös auf ihrem Teller herum. „Schön für dich. Ich glaube, wenn du deinen Partner fragst, wird er dir genau das gleiche über dich sagen.“ Kakuzu grinste zustimmend und Hidans Gesichtsausdruck wurde zu Wut. Orochimaru, der sich nun Anführer nannte, weil Pain auch auf einer Mission unterwegs war, stand auf und hob beschwichtigend die Arme. „Sasuke, vertrag dich mit deinem Bruder. So … “, zischte er und glaubte damit wäre das Thema erledigt. Er zischte nicht, weil er wütend war, sondern weil seine gespaltene Zunge ihn immer ein wenig zischen ließ. Sasukes Blick weilte von nun an stetig auf Orochimaru, der dies zunehmend als unangenehm empfand. „Hör ’mal“, zischte er wieder. „Sortiert eure Familienprobleme und lasst sie nicht eure Effizienz vermindern.“ Sasuke antwortete nicht und dann konnte man nur noch Kisame hören: „Ist das etwa pürierter Fisch? Habt ihr so versucht mir Fisch unterzujubeln, ihr Bastarde?!“ Aber diese Monate waren auch erfüllt von erkenntnisreichen Augenblicken. Wie gesagt, hielt Sakura ihre Augen offen und sie sah wie die Brüder sich immer näher kamen. Natürlich meistens, um dem anderen eine zu verpassen, aber sie beobachteten sich andauernd. Der eine konnte die Augen vom anderen nicht lassen. Langsam verstand Sakura, dass es bei nichts, was diesen beiden Probleme bereitete, um sie ging. Sie hatte nichts, rein gar nichts damit zu tun. Sasuke kam oft in ihre Nähe, nur, weil er wusste, dass Itachi dort bald auftauchen würde und Itachi kam zu ihr, weil er wusste, dass es Sasuke störte, dass er dieses Mädchen aus seiner Vergangenheit hergeschleppt hatte. Wie zwei elegante, dunkle Raubkatzen, Panther vielleicht, umschlichen sie einander und versetzen sich ab und zu eine mit den Tatzen. Sie fragte sich, ob einige der anderen Mitglieder dies bemerkten, doch bis auf einen winzigen, wissenden Blick, den sie mit Konan, dem einzigen anderen weiblichen Wesen hier, getauscht hatte, gab ihr niemand Hinweise. Eines Morgens als Itachi wieder neben ihr auf der Couch saß und nur darauf wartetet, dass Sasuke mit seinen vor Hass lodernden Augen auftauchte, raffte Sakura ihren Mut zusammen und sagte. „Itachi, warum tust du das?“ Er sah ihr entgegen als verstehe er die Frage nicht. „Itachi, du hälst dich in meiner Nähe auf, weil … du dich nach ihm … “ Sie suchte nach einem Wort. „… sehnst.“ Er ließ dieses emotionsschwangere Wort einfach so im Raum hängen. „Ich weiß, dass du mich wahrscheinlich gar nicht groß leiden kannst, aber …“ Sie atmete einmal ein und aus. „Ich würde etwas unternehmen. Er wartet darauf und ich bin nicht der Mensch, dem du Aufmerksamkeit zukommen lassen solltest.“ Während sie dies sagte, musste sie ihre Gedanken zwingen sich auf diesen einen Blick in Sasukes Augen zu fixieren. Er brauchte nicht sie, er mochte sie nicht. Er brauchte jemanden, für den er Leidenschaft aufbringen konnte und mit diesem emotionalen Bild vor Augen stand sie auf und verließ einer Märtyrerin gleich den Raum. Kapitel 6: Der Kuss ------------------- Sasuke fand seinen Bruder allein vor. Wo ist Sakura?, lag ihm auf der Zunge, doch es klebte fest und wollte nicht heraus. Also ließ er es. Mit der Zunge leckte er sich über die Lippen. Doch diesmal war Itachi der Ungestüme. Mit einem seltsamen, undeutbaren Gesichtsausdruck brauste er an ihm vorbei. Sasuke jedoch wollte nicht so mit sich umgehen lassen. Umgehend setzte er zur Verfolgung an. „Itachi“, versuchte er es, doch der Ältere zeigte keine Reaktion. Als er sich endlich umwandte und seinen Bruder eines Blickes würdigte, waren sie bereits in seinen Gemächern angelangt. Die Büste, die Sasuke damals umgeworfen hatte, lag noch immer zertrümmert am Boden. Seine Zunge fühlte sich ein wenig freier. „Sakura … ?“ „Fort“, gab Itachi Auskunft. Er saß auf seinem Bett und hatte die Hände im Schoß verschränkt. Sasuke betrachtete die verhasste Gestalt, konnte sich aber nicht anderer Gefühle für ihn erwehren. „Vermisst du sie?“, wagte er eine Frage und näherte sich ebenfalls dem Bett. Itachis Kiefer wirkte angespannt als Sasuke sich noch näher an seinen Erzfeind wagte, konnte er Zähneknirschen vernehmen. „Schwachsinn!“, brach es aus ihm heraus. „Du dummer, kleiner … “, begann er ihn zu beschimpfen. Dann wandte er sein Antlitz ab. „Es ging nie um Sakura.“ Mit einem makabren Lachen fügte er noch hinzu: „Selbst sie hat das erkannt. Kluges Mädchen, klüger als du.“ Sasuke verstand nicht. Die Wortwahl, die ganze Konversation passte einfach nicht zu der Einstellung eines Antagonisten. „Bitte?“, erkundigte er sich und die beiden tiefen Abgründe trafen wieder aufeinander. Die Schwärze des einen wurde nur durch die Schwärze des anderen zurückgeworfen. Die Wut in Sasuke wurde zurückgedrängt, sie brannte irgendwo im Hintergrund und diese beiden Abgründe sagten sich die Wahrheit. Sie waren viel ehrlicher als die beiden Menschen, denn Schwärze log nicht. Das konnte sie gar nicht. Zaghafte Annäherung wurde zu einem sanften Kuss, gesteuert von der gemeinsamen Schwärze. In ihren Gedanken hallten die Worte nach: Wir gehören zusammen. Keiner hatte sie gesagt oder vielleicht hatten sie sie beide gesagt. Es ist ein seltsamer Vorgang, jemanden mit offenen Augen zu küssen, doch es war auch eine seltsame Beziehung, es waren seltsame Menschen. Da machte ein Kuss auch nichts mehr. Kapitel 7: Explosion -------------------- Wenn es bei einem Kuss geblieben wäre. Mit offenen Augen tasteten sie nacheinander. Angst, dass alles vorbei wäre, würde einer blinzeln, ließ sie ihre Lider aufhalten und Tränen ihre Wangen herab rinnen. Schließlich bekamen sie jeweils den anderen zu fassen. Fiebrig erkundeten sie den fremden Körper, ließen ihre sensiblen Fingerspitzen über die Brust des anderen fahren, über dessen Schulter, über dessen Oberschenkel und Hals und Gesicht und schließlich über dessen Lippen. Dann fanden jene wieder in einem Kuss zueinander. Sasuke konnte Itachis Hände zittern spüren und wusste gleichzeitig, dass seine dasselbe taten. Entschlossen ergriff er Itachis Umhang und mit einer energischen Geste wallte der Stoff davon, landetet auf dem Boden. Sasukes weißes Hemd brauchte nur auseinander geschoben zu werden, um eine makellose Brust zu enthüllen mit winzigen Brustwarzen, die in ihrer Farbe nur eine Nuance dunkler waren als sein normaler Hautton. Sie wussten nicht, ob sie den Augenkontakt abbrechen konnten, doch Itachi lehnte sich vor und Sasuke senkte die Lider. Es funktionierte. Der Hass, die Wut, sie kehrte, nicht zurück. Sie hielten sich stumm im Hintergrund. Sasuke lehnte sich zurück, ließ sich von den weichen Daunen Itachis Schlafstätte umhüllen. Zum ersten Mal wurde er sich Itachis Duft gewahr. Er war vollkommen außergewöhnlich, wie nichts, was er jemals zuvor in sich aufgesogen hatte. Tief atmete er ihn ein, während er seine Nase in die weiche Decke drückte. Itachi war über ihm und hinterließ eine prickelnde Spur mit der Zunge auf seinem Oberkörper. Es entlockte dem Jüngeren ein unverhofftes Lächeln. Aber er traute sich nicht die Augen zu öffnen und es mit seinem Bruder offen zu teilen. Er fürchtete sich vor der dunklen Masse in seinem Herzen. Also hielt er die Lider fest geschlossen und gab sich seinen Sinnen hin. Unorientiert und von Itachis Geruch benebelt hob er die Hände und bekam Haarsträhnen zu fassen. Er befühlte sie und staunte über ihre seidige Glätte. „Deine Augen. Komm, öffne sie“, bat Itachi mit einer sanften Stimme, aber Sasuke konnte nur mit dem Kopf schütteln. „Nein“, stellte er klar und nach kurzem Zögern akzeptierte Itachi. Er legte sich behutsam auf seinen kleinen Bruder und strich mit dem Nasenrücken an seinem Ohrläppchen entlang. Dabei presste er seinen Unterleib fest an Sasuke und musste aufstöhnend die Augen schließen. Sasuke stemmte die Füße rechts und links von seinem Bruder auf die Bettkante und schob sich den anderen mitziehend weiter auf das Bett. All der Hass wurde nun regelrecht verbannt, in die hinterste Ecke seines Hirns. Mit stummer Leidenschaft liebkosten sie einander, strichen über ihre Bäuche und schließlich vergrub Sasuke seine Finger genussvoll in Itachis dunklem Schamhaar. Selbst es war seidig, obwohl es so krause, kleine Locken waren. Sasuke lachte ein kleines heiseres Lachen vor Glücksseligkeit und küsste den Gegenstand seiner Begierde heftig und gierig. Gleichzeitig wurde er erbarmungslos in die Kissen gedrückt und ungeduldig wurde an seinem Hosenstall genestelt, aber Sasuke hatte eigene Pläne. Er schmiss seinen Bruder mit etwas zu viel Wucht von sich, sodass diesem die Luft aus den Lungen gepresst wurde und daraufhin wurde er nur noch atemloser, weil Sasuke mit einer seiner großen Hände zwischen seine Oberschenkel gegriffen hatte. Er konnte die Erregung durch seinen Leib pulsieren fühlen, am aller stärksten natürlich im Glied. Mit einem ruppigen Ruck verlor er seine Hose und spürte Sasukes warmen Atem auf seinem Bauch, dann an seinem Unterleib; er spürte seine rissigen Lippen und schluckte hart. Er unterdrückte jegliche Laute ... Nur in seinem Kopf gestand er sich diese Blöße zu. Schließlich wurden seine Wünsche erfüllt und er konnte nicht anders als zu lächeln. Später kam Sasuke wieder hoch und Itachi richtete sich auf, um ihm einen heißen Kuss zu geben. Er nahm den bitteren Geschmack in dessen Mund wahr und störte sich nicht daran. Ganz im Gegenteil, es erregte ihn sogar noch mehr. Mit einer rohen Gewalt umschloss er Sasukes Oberarm und dieser stöhnte in ihren Kuss. Kurz darauf wurde er von Itachi davon geschoben, auf den Bauch. Er konnte Itachi hinter sich spüren. Ein Zucken durchlief ihn und sein Magen fühlte sich unwohl. Ein fester, heißer Knoten zog sich dort zusammen als Itachis Finger seinen Hintern umfassten. „Itachi .. ?“ Es war Sasuks Stimme. Der Angesprochene wunderte sich, fast zögerlich legte er sein Kinn auf Sasukes Schulter und brachte sein Ohr somit in die Nähe seines Mundes. „Die Fesseln …. “ Es klang unsicher und gleichzeitig zielstrebig. Mit seinen dunklen Augen hielt er fasziniert die Fesseln im Blick. „Können wir …?“ Er ließ den Satz unvollendet und Itachi freute sich insgeheim. Ein kleines, Grinsen umspielte seine Lippen; dann zog er seinen Bruder an der Schulter in die richtige Richtung und dieser rückte sich sogar aus eigenem Antrieb neben ihn und streckte die Arme aus, aber Itachi ignorierte diese. Stattdessen packte er eines seiner Fußgelenke und band es an. Der Strick presste sich rau gegen seine Haut und ein kleiner Schock fuhr durch sein Bein. Genüsslich zog er den Knoten fest und warf immer wieder lange blicke auf seinen Partner. Sasuke konnte diese Blicke spüren, obwohl seine Augen nur weißes Kissen und dunkles Bettpfostenholz sahen. Es hatte etwas unglaublich Bloßstellendes. Trotzdem fühlte er sich nicht degradiert, sondern eher … erforscht. Als Letztes waren seine Handgelenke an der Reihe. Mit allen Fingern umschloss er den rauen Hanf und machte sich bereit. Er war sich nicht vollkommen sicher worauf, doch das Abenteuer war unglaublich spannend. Er konnte Haut an seiner Seite spüren. Es war ein Bein; weiches Körperhaar konnte er auch spüren. Jetzt war es der Oberschenkel. Dann spürte er ihn am anderen Bein. Durch seine gespreizten Beine wurden seine Arschbacken fest aneinandergedrückt, doch das bekümmerte Itachi nicht. Behutsam schob er seine Finger dazwischen und schob sie auseinander. Er bevorzugte offenbar nicht die „Spuck“-Variante, sondern sammelte den Speichel behutsam an seinen Fingerkuppen, bevor er sanft damit an Sasukes Muskelring herum rieb. Der heiße Knoten in seinem Bauch zog sich so sehr zu, dass es schmerzhaft wurde und dann spürte er die samtene glatte Eichel. Das Eindringen war seltsam, sein Körper wehrte sich gegen den Eindringling, doch das war nur bis er Lust empfand. Die sinnlichen Bewegungen in seinem Innern wurden zu einem angenehmen, süßen Schmerz. Ihre Stimmen vereinten sich, raue Töne, die seinen Ohren wiederhallten. Eine unnatürliche Hitze durchflutete ihn und schließlich fühlte es sich an als würde sie alles in ihm schmelzen. Nachher hatte Itachi beinah liebevoll die Arme um Sasukes Taille geschlungen und sein warmer Körper schnürte Sasuke die Luft ab. Dazu kam, dass Itachis langes Haar ihn kitzelte und eine Unruhe nahm von ihm Besitz, nachdem das große Lustgefühl und die Befriedigung abgeklungen waren. „Itachi?“, fragte er mit erstickter Stimme. „Wie läuft das, bleib ich die ganze zeit angebunden?“ Der Kopf des Angesprochenen hob sich. „Kommt drauf an, ob du böse warst“, sagte er ohne Gefühlsregung in der Stimme. Dann fügte er ruhig hinzu: „Aber, ich glaube, das trifft bei uns nicht zu.“ Er bewies großen Mut als er Sasukes Fesseln losband, denn er hatte dessen Unruhe bemerkt und es konnte jeder zeit passieren, dass Sasukes verstörte Persönlichkeit die Wahrheit verdrängte, um sich sinnloser Zerstörungswut hinzugeben. Selbst Itachi konnte die Wahrheit noch nicht genau benennen, sie aussprechen. Sie hatten beide noch keine richtige Vorstellung davon wie diese aussah. Aber der Jüngere blieb bewegungslos liegen. Dann richtete er sich auf, aber ließ sich sofort wieder fallen. Nackt blieb er über den Laken liegen. Man konnte seine gewaltige Brust sich enorm heben und senken sehen. Dann gab er Entwarnung. „Schon gut“, flüsterte er. Er glaubte seine Dämonen im Griff zu haben. Itachi, der bis dahin mit der Bettkante Vorlieb genommen hatte, kuschelte sich unter die Decke, legte einen Arm lose quer über Sasukes Brust, schloss die Augen und schlummerte irgendwann behutsam ein. Was Sasuke merkwürdig fand, war, dass eine angenehme Wärme zurückblieb, nachdem er sich beruhigt hatte. Er kostete das Gefühl aus und lauschte nur auf den regelmäßigen Atem des anderen. Kapitel 8: Eiskalt ------------------ Eiseskälte. Das Wort schwebte durch die wabernde graue Masse, die Sasukes Gedanken waren. „Eiseskälte … “ Das Wort fühlte sich sonderbar auf seiner Zunge an. Er wusste nicht, weshalb es in seinem Geist herumschwirrte, doch nun war es da und es hatte nicht die Absicht wieder zu gehen. In seinem Unterbewusstsein brodelten Assoziationen hoch, ohne zu wissen, dass Itachi gerade aufgewacht war und an dasselbe Wort gedacht hatte. Seit ihrem leidenschaftlichen Ausbruch waren einige Tage vergangen und seltsamerweise hatten beide versucht, es so schnell wie möglich zu verdrängen. Nun lagen sie in getrennten Zimmern, in getrennten Betten und dachten dasselbe kleine Wort. In Wirklichkeit war es riesig! Beide Brüder hatten es in sich, aber auf so verschiedene Weisen, das man es kaum erkennen konnte. Wenn kleine Kinder Wörter lernen, dann tun sie dies auf erstaunliche Art. Natürlich kennt man das allseits beliebte Beispiel der heißen Herdplatte. Fasst man einmal darauf, vergisst man es nicht und das eindringliche Wort der besorgten Mutter auch nicht: „Heiß!“ Amüsant wird es, wenn das Kind an eine gefrorene Fläche packt, die Hand zurück zieht, schmerzlich das Gesicht verzieht und das Wort wiederholt: „Heiß!“ Kinder haben nicht den Unterschied zwischen Hitze und Kälte verstanden, weil sie die extreme Hitze nicht als diese erkennen, sondern nur als Schmerz. Wenn sie dann Frost zu spüren bekommen, fühlen sie auch nur den Schmerz. Sasuke war die Herdplatte, Itachi die Frostfläche. Zuerst glaubte man, sie seien völlig unterschiedlich, doch am Ende fiel einem auf, dass sie im Prinzip beide nur schmerzverseuchte traurige Gestalten waren. Sie waren heiß und gleichzeitig eiskalt. Als sie so über das Wort nachdachten, planten ihre unbewussten Gefühle einen Überfall. Sie schickten die Vorhut in den Kampf – Bilder des jeweils anderen tauchten vor den geistigen Augen auf. Jene lösten angenehme Gefühle und süßen Schmerz aus. Sasuke, der immer noch mit seinen Dämonen kämpfte, erkannte, dass er sich in letzter Zeit nicht mehr so heiß in Itachis Nähe fühlte. Er hatte nicht mehr das Gefühl als platze ihm der Kopf und als würde brühend heißer Dampf seinen Ohren entströmen. Itachi auf der anderen Seite fiel auf, dass er sich nicht mehr so kalt in Sasukes Nähe fühlte, nicht mehr als wäre alles abgestorben oder zumindest taub geworden. Er dachte auch an das Mädchen zurück. Zuerst war er sich nicht sicher gewesen, ob sein Bruder sie liebte, doch nun konnte er mit Sicherheit sagen, dass er es nicht tat. Trotzdem war sie Teil eines sehr interessanten Experiments gewesen. Er hatte sie als Köder für Sasukes aufgestaute Wut benutzen wollen, doch anscheinend hatte er etwas ganz anderes angelockt. Plötzlich zielstrebig stand er auf und verließ das Zimmer. Er schlich durch die Flure bis er an Sasukes Tür kam. Kurz verharrte er und überlegte, ob er anklopfen sollte. Schnell verwarf er die Idee und trat einfach ein. Sasukes Zimmer war unbeleuchtet, doch Itachi kannte es. In diesem Zimmer stand nichts. Rein gar nichts. „Sasuke … ?“ „Ja?“ Kapitel 9: Zugehörigkeit ------------------------ Akatsukis sind von Natur aus nicht die hellsten. Nicht, wenn es um Mitmenschen und dergleichen geht. Versteht es nicht falsch. Sie sind nicht dumm, nein, auf einer gewissen Ebene (der kriminellen, sadistischen, strategischen, etc.) sind sie sogar Genies, aber gerade diese Genialität ist es, die sie aus ihren Dörfern, ihren Gesellschaften getrieben hatten. Sie waren, im Grunde genommen, Psychopathen. Daher war es ihnen auch völlig unverständlich, weshalb die junge Frau mit gepackten Koffern dastand. Vielleicht hatte die Tatsache, dass sie noch nicht einmal begriffen hatten, weshalb sie gekommen war, auch etwas damit zu tun, aber Fakt war … sie hatten sich daran gewöhnt beobachtet zu werden. Es schmeichelte ihnen sogar. Eine vernünftige, gesunde Person zog es vor bei ihnen zu bleiben und sie zu bestaunen! Das war der ultimative Kick für ihre Egos. „Warum ... gehst du?“, fragte Konan schließlich, bestürzt. Sakura schüttelte nur den Kopf. „Wenn ihr’s noch nicht von allein gesehen habt, fällt es auch nicht mehr auf“, behauptete sie nach langer Zeit. Diese hatte sie damit zu füllen versucht, unnötigerweise an ihren Koffern herumzunesteln. „Weißt du … “, begann Hidan. „Du könntest hier … bleiben.“ Er sprach es aus als wurde ihm erst bewusst, was er sagte, während er es aussprach und es war mit ziemlicher Sicherheit, das Netteste, was er jemals von sich gegeben hatte. „Nee, Jungs“, machte sie und wollte entschlossen klingen. „Ich hab’ sie noch alle. Ich muss mich nicht mit euch herumschlagen. Tut mir leid, dass ihr solche Scheißleben hattet, aber – eigentlich – hab’ ich ein ziemlich cooles, zu Hause warten Eltern auf mich und … und … “ Sie blinzelte. „Wir könnten versprechen, sie nicht umzubringen … “, schlug Kisame sinnvoll vor. Sakura lachte und schüttelte den Kopf; ihr Gesichtsausdruck war verzweifelt. Warum bleibe ich hier?, fragte sie sich. Sasuke ist … weg. Naja, jedenfalls außerhalb meiner Reichweite … „Du darfst meinen Nagellack benutzen … “ Verwundert blickte Sakura empor. Ihre Kinnlade fiel herab, doch gleichzeitig hörte sie auch auf an ihren Koffern herumzuhantieren. Epilog: Von Menschen und Orten ------------------------------ Sicherlich kennt man das. Beim Aufwachsen kann ein Mädchen schüchtern und still sein und sich fragen, wohin sie eigentlich gehört. Irgendwann wird sie aber erwachsen und man muss feststellen, dass sie nur einem einzigen Punk begegnen muss und plötzlich weiß sie, dass diese raue Art ganz ihr Ding ist, obwohl das vorher niemand vermutet hätte. Natürlich möchte ich nicht sagen, dass die Akatsukis Punks sind, aber sie sind auf jeden Fall eine Gruppe, die genauso von dem Rest der Gesellschaft missbillig betrachtet wird. Sakura war immer beliebt. Jetzt war sie gerne etwas anderes. Einfach einmal weg vom gutbürgerlichen Leben. Sie war gegangen, um einen Menschen zu finden und hatte einen Ort gefunden, wo sie für den Augenblick hingehörte. Einer musste schließlich dafür sorgen, dass kein Fisch mehr gekocht wurde. Bei Sasuke verhielt es sich anders. Er hatte einen Ort gesucht, wo er hingehörte, wo er sich mit seinen Rachegefühlen anpassen konnte und hatte stattdessen einen Menschen gefunden. Die Bäume waren hoch und spendeten angenehmen Schatten. Nur dort, wo das Laub vom Wind raschelnd bewegt wurde, malte das Sonnenlicht kleine tanzende Punkte auf Itachis Antlitz. Manchmal wirkte es friedlich, doch meistens hatte es einen ausgezehrten Ausdruck. Die Schatten unter seinen Augen wollten sich nie ganz verflüchtigen. Sasuke wusste nicht, ob er schlecht schlief, denn er selbst schlief meistens die Nacht durch, aber gerade war einer der Momente, in denen seine Züge friedlich wirkten. Einige Strähnen waren wild über seine Wangen verteilt und seine Lippen waren leicht geöffnet. Sasuke wandte das Gesicht gen Laubdecke und atmete erleichtert aus. Manchmal überkam ihn noch blinde Wut, doch er wusste schon längst nicht mehr, wogegen er sie richten sollte, und er glaubte, irgendwann würde sie einsehen, dass es keinen Spaß mehr machte, ihn zu ärgern und sich ein anderes Opfer suchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)