Eiskalter Engel von Calafinwe (Loki/Jane Foster) ================================================================================ Kapitel 3: Jane Foster ---------------------- „Schnell, komm weiter!“, meinte Jane. Sie und Darcy hatten das Krankenhaus im Eiltempo betreten und bahnten sich jetzt ihren Weg durch das kleine Gebäude. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Polizei und später auch S.H.I.E.L.D. hier auftauchen würden. Ab dann hätte sie keine Möglichkeit mehr gehabt, mit dem Fremden Kontakt aufzunehmen. „Woher weißt du überhaupt, wo wir hin müssen?“, fragte Darcy neugierig. Sie folgte ihrer Freundin auf Schritt und Tritt und Jane schien von vornherein zu wissen, wo sie hin musste. „Na ja, es hatte damals nicht lange gedauert, bis das Krankenhaus ein ausbruchsicheres Zimmer bekam. Vermutlich haben sie unseren Freund dort hingebracht.“ Jane blieb am Ende des Ganges stehen. Sie konnten sie für links oder rechts entscheiden. In beiden Gängen herrschte nicht viel Betrieb. „Vermutlich haben sie ihn irgendwo hingebracht, wo sie ihn schnell wieder wegschaffen können, wenn es sein muss.“, flüsterte Darcy Jane ins Ohr. „Du hast Recht. Dann hier lang.“ Die Astrophysikerin bog mit der Studentin im Schlepptau links ab. Sie gingen langsam den Gang entlang, um kein Aufsehen zu erregen und warfen vorsichtige Blicke in die Zimmer. Am Ende des Ganges gab es eine große Brandschutztür und rechts davon sah man von weitem schon ein Fenster in der Wand. Jane und Darcy schlichen weiter, da sie bisher niemanden in den Krankenzimmern entdeckt hatten, der irgendwie merkwürdig aussah. Vorsichtig lugten sie in das Fenster hinein und zogen die Köpfe schnell wieder zurück. „Das muss er sein.“, meinte Jane leise, „Hast du die Gurte gesehen? Und die Sachen auf dem Stuhl?“ „Ja. Wir sollten aber warten, bis der Arzt und die Krankenschwester draußen ist.“ Darcy sah sich kurz um und zeigte dann auf ein Zimmer etwas weiter weg. „Komm, das war leer.“, erklärte sie, „Wir verstecken uns da drin und warten, bis sie weg sind.“ „Gute Idee!“ Die Frauen gingen weg. ~ Der Arzt hatte ihn mit diversen Geräten untersucht und Loki immer wieder gefragt, wer er war und wo er herkam. Aber er hatte keine Antwort bekommen und dann entnervt aufgegeben. „Die Polizei wird schon rauskriegen, was wir wissen müssen. Ms. Coleman, geben Sie ihm doch bitte was zu Essen.“, wie der Arzt die Krankenschwester an, „Ich werde später noch einmal nach ihm sehen.“ Loki starrte dem alten Mann hinterher. Während der Untersuchung sind seine Fesseln nicht gelöst worden. Das Krankenhaus hatte diesbezüglich wohl schon zweifelhafte Erfahrungen gesammelt. Die Blondine trat nun zu ihm ans Bett. „Dann wollen wir mal Essen fassen!“, meinte sie fröhlich. Sie nahm einen kleinen viereckigen Kasten in die Hände und betätigte einen der Knöpfe darauf. Der obere Teil des Bettes fuhr wie von Zauberhand nach oben und Loki wurde in eine sitzende Position gezwängt. Ms. Coleman lockerte seine Fesseln etwas und seine Brust konnte sich wieder zwanglos unter dem Gurt heben und senken. Sie rollte das Tischchen mit dem Tablett heran und öffnete den Deckel davon. ‚Ah, Tomantensuppe...’, dachte Loki. Er hatte auf etwas mit mehr Biss gehofft. Immerhin gab es wohl eine Broteinlage. Die Krankenschwester zog sich den Stuhl heran und wollte ihm gerade den ersten Löffel verabreichen, als jemand aufgeregt gegen die Fensterscheibe klopfte. Dahinter stand eine junge Frau mit welligen braunen Haaren und einer Brille und winkte der Blondine. Die seufzte genervt. „Tut mir leid, ich bin gleich wieder da.“ Ms. Coleman stand auf und ging zur Tür. Loki sah ihr interessiert hinterher und zog dann eine Augenbraue nach oben, als die Frau mit den braunen Haaren die Krankenschwester in ein Gespräch verwickelte und sie wegführte. Besser konnte es ja gar nicht laufen. Schnell versuchte der junge Mann, seine Arme aus den Schlingen zu befreien. Gerade, als er sich den Gurt von der Brust abmachen wollte, ging die Tür wieder auf. Doch es war nicht die Krankenschwester, die zurückkehrte, sondern eine dritte Frau mit verwaschenem blondem Haar. „Du bist aus Asgard, oder?“, fragte sie. Der Tag wurde immer interessanter für Loki. Erst beim zweiten Mal Hinsehen bemerkte er, dass er an diese Forscherin geraten sein musste, die Thor damals geholfen hatte. Ohne eine Antwort seinerseits abzuwarten, öffnete sie die Gurte, die seine Beine am Bett fixierten und half ihm dann, sich aufzusitzen. „Ich kann dir hier raus helfen, aber du musst mir vertrauen.“, meinte sie, „Und mir helfen.“ Loki nickte wortlos und ließ sich von ihr auf die Füße helfen. Das Ganze war wohl ein Ablenkungsmanöver, das die beiden Frauen geplant hatten, um ihn hier heraus zu holen. Kurz schwankte der junge Mann, stand aber dann sicher da und ließ sich von Jane zur Tür führen. Im Vorbeigehen warf er kurz einen Blick auf seine Sachen. Loki wollte schon nach links abbiegen, in die Richtung, in die die Krankenschwester vorhin mit der anderen verschwunden war. Doch seine Begleiterin zog ihn nach rechts auf die schwere Tür zu. „Kommen wir da durch?“, fragte er vorsichtig. Sie nickte. „Ich habe das Schloss vorhin geknackt, aber wir müssen Darcy in jedem Fall noch abholen.“, antwortete sie, „Ich bin übrigens Jane.“ Sie öffnete vorsichtig die Tür. Schon die Markierungen wiesen darauf hin, dass vermutlich ein Alarm ertönte, sollte sie in einer Notfallsituation geöffnet werden. Doch nichts tat sich, als Jane die Tür aufschob. Die Sonne brannte immer noch heiß herab und erst jetzt bemerkte Loki, dass es hinten rum ziemlich zugig war. Er tastete kurz auf seinem Rücken herum und stellte fest, dass der obere Bereich des Kittels zweimal zusammen gebunden war. Zum Glück war unten rum alles fest vernäht. Jane öffnete die Tür eines kleinen roten Gefährts und ließ den Magier auf die Rückbank. „Leg dich hin und deck dich zu, damit dich keiner sieht!“, wies sie ihn an. ‚Auch das noch.’, dachte er. Loki fragte sich, wie oft er heute noch in einem dieser Wägen liegen würde, beschwerte sich aber nicht. Jane klappte den Fahrersitz wieder zurück, nahm Platz und fuhr dann vorsichtig los. Sie umrundete das Krankenhaus einmal und blieb dann im absoluten Halteverbot stehen. „Komm schon, Darcy...“, murmelte Jane ungeduldig. „Sie wird kommen.“, sagte Loki. Er hatte sich tatsächlich komplett zugedeckt und die Astrophysikerin hatte ihm kurz einen Blick zugeworfen. „Woher willst du das wissen?“, fragte sie neugierig. Doch ihr blinder Passagier hatte Recht. Schnellen Schrittes kam die Studentin aus dem Haupteingang des Krankenhauses gelaufen und blieb am Gehwegrand stehen, um sich nach ihrem roten Chevrolet umzusehen. Jane gab Gas und wäre fast in ein entgegenkommendes Fahrzeug hinein gefahren, wäre dieses nicht ausgewichen. „Lass mein Auto ganz!“, bat Darcy flehentlich und sprang auf den Beifahrersitz, „Hat alles geklappt?“ „Ja! Jetzt bloß weg hier.“ Sie passierten den nächsten Häuserblock und sahen dann eine Polizeistreife, die ihnen entgegen fuhr. „Die sind aber verdammt spät dran...“, meinte Darcy. „Na ja. Hier draußen geht es eher gemütlich zu.“ Jane bog an der nächsten Kreuzung links ab. Loki krallte sich an dem Sitz fest und hoffte, dass sie bald wieder anhalten würden. „Wo willst du denn hin?“, fragte die Studentin. „Verwirrungstaktik. Ich möchte ein bisschen in der Gegend herumfahren, bevor wir uns nach Hause wagen. Ich hoffe, das ist für dich in Ordnung?“ Bei der Frage blickte Jane kurz in den Rückspiegel, aber von ihrem Passagier war unter der Decke nichts zu sehen. „Bloß keine Umstände wegen mir...“, murmelte er. „Na hör mal, immerhin unternehmen wir dieses Affentheater gerade nur wegen dir!“, schimpfte Darcy. „Ist schon gut. Wir fahren einfach noch ein paar Mal um die Blocks und dann sind wir eh schon da. ~ „Vielen Dank...“, meinte Loki lahm. Er stand in einem großen Gebäude, das hauptsächlich aus einem Raum zu bestehen schien. Vorne und hinten gab es Glastüren und alle möglichen seltsamen Geräte standen herum. Es war angenehm kühl. Die beiden Frauen saßen zusammen an einem Tisch und betrachteten ihn interessiert. Nachdem sie Loki hierher gebracht hatten, hatte Jane ihn in ein kleines Nebenzimmer komplimentiert und ihm Kleidung zugesteckt. Das Oberteil war lang genug, schlackerte aber etwas an seinem Oberkörper herum und die Beinbekleidung musste er mit einem Gürtel festmachen, sonst hätte er sie womöglich verloren. Trotzdem war der junge Mann froh darum, nicht mehr in dem Krankenkittel rumlaufen zu müssen. Jetzt stand er den beiden Frauen gegenüber und verschränkte die Arme, als diese ihn weiterhin anstarrten. „Äh, gern geschehen...“, stammelte Jane, „Du hast bestimmt Hunger?“ Loki nickte und die Forscherin verschwand daraufhin gleich in dem Nebenraum, in dem er sich eben umgezogen hatte. Als sie zurückkam, hatte sie eine offene Packung OREO Kekse, zwei Dosen 7up und ein Faltblatt in der Hand. Das Faltblatt reichte sie Darcy, während sie den Rest vor Loki auf dem Tisch aufbaute. „Hier, mehr habe ich momentan leider nicht, aber wir können gerne Pizza bestellen.“, erklärte Jane. „Irgendwelche Sonderwünsche?!“, rief die andere Frau in Lokis Richtung. Er schüttelte den Kopf. Loki wusste ja nicht mal, was Pizza überhaupt war, aber falls es was zu Essen ist, war es ihm recht. Sein Magen hatte auf halbem Weg hierher zu knurren angefangen und er hatte versucht, das Geräusch zu unterdrücken. Irgendwann hatte eine der beiden Frauen gekichert, aber nichts dazu gesagt. Der junge Mann musste sich regelrecht zusammenreißen, damit er die Kekse nicht einfach wie ein Tier hinunter schlang. Nachdem er einige gegessen hatte, nahm Loki eine der Dosen in die Hand und betrachtete sie neugierig. Vermutlich war etwas Trinkbares darin. „Entschuldigung? Könnten Sie mir vielleicht helfen?“, fragte er höflich und hielt Jane die Dose hin. „Oh, das war mein Fehler!“ Sie ging zu ihm hinüber und ließ sich die Dose geben. „Siehst du? Man muss die Lasche hier oben aufziehen.“, erklärte die Physikerin. Sie führte es einmal vor und schaffte dabei sogar, dass ihr etwas von dem Getränk auf die Bluse spritzte. Loki verzog verschmitzt die Lippen. „Ja ich weiß, das ist jetzt furchtbar komisch.“ Jane musste selber lachen, stellte die Dose auf den Tisch und wandte sich dann ab. Schnell versuchte sie, mit einem Lappen die Flecken zu trocknen, was ihr misslang. „Pizza kommt in einer halben Stunde...“, meinte Darcy und setzte sich an den Tisch. Loki seinerseits konzentrierte sich nun vollends auf sein erstes Mahl auf Midgard. Die schwarzen Kekse mit weißer Füllung schmeckten ihm und auch das Getränk war nicht schlecht, obwohl beides ziemlich süß war. Er hatte fast alle Kekse aufgegessen und hörte dann auf. Erst jetzt bemerkte der Magier, dass ihm beide Frauen gegenüber saßen und ihn betrachteten, als wäre er vom anderen Stern. Zugegeben, das war er auch, aber der junge Mann mochte es nicht, penetrant angestarrt zu werden. „Ist was?“, fragte er deshalb. „Entschuldige, das war unhöflich.“, meinte Jane, „Wie heißt du?“ „Er ist auf jeden Fall nicht so verfressen wie Thor...“, flüsterte Darcy der Forscherin heimlich ins Ohr. Loki warf der Studentin einen Blick zu und zog die linke Augenbraue nach oben. Er fragte sich, ob er den beiden seinen richtigen Namen nennen konnte. Vermutlich erinnerten sie sich nach den drei Jahren nicht mehr an alles, was Thor damals gesagt hatte. „Loki...“, antwortete er ruhig. Es folgte keine Reaktion, die darauf schließen ließ, dass ihnen das etwas sagte und innerlich stöhnte der junge Mann auf. „Und du bist aus Asgard, richtig?“, hakte Jane nach. Er nickte nur und fragte dann: „Woher weißt du von Asgard?“ „Na ja, vor ein paar Jahren... es war im Sommer... da kam schon mal jemand aus deiner Welt zu uns.“, erzählte die Forscherin. „Ach tatsächlich?“, vergewisserte sich Loki. Natürlich wusste er von Anfang an, dass sie von Thor erzählte, aber er wollte ihre Version der Geschichte hören. „Ja. Es war eigentlich wie bei dir jetzt. Er war hilflos in dieser Welt gestrandet und suchte nach einem Weg zurück...“ „Und deshalb hilfst du mir?“ „Was? Nein, ich äh...“ Loki legte den Kopf schief und sah sie prüfend an. „Warum hast du mich dann aus dem Krankenhaus heraus geholt?“, fragte er. Es wurde langsam dunkel draußen. „Ich hol mal die Liegen von oben runter.“, meinte Darcy und verschwand. Die beiden Frauen hatten abgemacht, im Labor zu schlafen. Irgendwie mussten sie ja auf ihren Gast aufpassen. Nach einer Weile kam die Studentin mit viel Geschnaufe und einem großen Packen aus Draht, Stangen und Kissen zurück und baute eine Liege in einer Ecke des Raumes auf. Die Prozedur wiederholte sie einmal und machte sich dann daran, die Couch, die es hier ebenfalls gab, auseinander zu nehmen. Loki ignorierte sie und wandte seinen Blick nicht von Jane ab. Sie hatte bisher nicht geantwortet, aber beide wussten genau, warum die Forscherin ihn gerettet hat. „Okay ich gebe es zu...“, fing sie an. Loki nahm einen Schluck aus der letzten verbliebenen Dose 7up und fixierte Jane dann wieder. „Dann erzähl mal.“, meinte er. Und Jane erzählte davon, wie sie Thor damals in der Wüste gefunden hatten und ihn bei sich aufnahmen. Lange dauerte die Geschichte nicht und Loki hörte ihr aufmerksam zu. Teilweise wusste er ja schon, was sich damals in Midgard zugetragen hatte. Viele ihrer Informationen schlossen nur noch die restlichen Lücken. Zwischendurch war diese Pizza gekommen und Loki hatte sich zwei Stück genehmigt, als er merkte, dass es gar nicht so schlecht war. Die andere Frau, Darcy, war irgendwann gelangweilt aufgestanden und tippte momentan auf einem der Geräte herum. Die Physikerin kam zum Ende ihrer Geschichte. „Na ja, jetzt weißt du es. ... Kennst du Thor?“, fragte sie dann. „Flüchtig...“, log Loki, „Er war immerhin Thronfolger, von daher kannte ihn jeder in Asgard.“ „War?“, hakte Jane nach. Loki zuckte mit den Achseln. „Ich war lange Zeit ... gefangen.“, sagte er schließlich. „Ah ja? Wo?“ „Das ist nichts, worüber Sie sich Gedanken machen müssten.“ „Wenn du meinst. Na ja, ich denke, es ist schon spät und du bist sicher müde.“, meinte Jane. Sie sah auf ihre Armbanduhr, es war bereits halb elf Uhr abends. Die Forscherin stand auf und griff nach dem Pizzakarton, um ihn wegzuräumen. „Ich kann dir leider nur eine Couch anbieten.“, meinte sie dann zu Loki. „Mehr brauche ich nicht.“, antwortete er. Der junge Mann folgte Jane zu der Schlafgelegenheit und sah sie dann schief an. „Äh, ich ...“, stammelte sie los, „Darcy und ich, wir werden natürlich wo anders schlafen.“ „Ah, na dann gute Nacht.“ Loki beachtete Jane nicht weiter und setzte sich. Es war etwas hart, würde aber für die Nacht genügen. Schritte ertönten und als er aufblickte, sah er, dass Jane weggegangen war. Er legte sich auf den Rücken und verkreuzte die Arme unter seinem Kopf. Noch lange dachte Loki über das Gespräch zwischen ihm und der Sterblichen nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)