A past and a future secret von Galenhilwen (Krieg der Vampire) ================================================================================ Kapitel 11: Rache ist süß ------------------------- Etwas verhalten saß Sasori in Deidaras Schlafzimmer auf dem Bett und kramte etwas abwesend in seinem Koffer herum. Der Blonde blockierte gerade die Dusche und er selbst suchte verzweifelt nach Kleidung, die er nach seinem Duschgang anziehen könnte. Das Schlafzimmer war, ähnlich wie die Küche und der gesamte Rest des Bungalows, den er bis jetzt zu Gesicht bekommen hatte, geradezu riesig. Das Bett, auf dem er saß, war groß und kreisrund, stand mitten im Raum auf einem noch größeren, runden und kuschelig weichen Hochflor-Teppich, der wie ein überdimensioniertes, cremefarbenes Fell aussah. Über die gesamte Wand, die gegenüber der Badezimmertür war, stand ein maßgefertigter Designer-Kleiderschrank. Und so wie er Deidara einschätzte, war dieser auch mit Sicherheit prall gefüllt. Der Schlafzimmertür lag eine Fensterfront gegenüber, die das Zimmer vom großzügigen Garten trennte. Kitschig arrangierte, weinrote Schiebegardinen schützten den persönlichen Raum vor neugierigen Blicken. Sasori hatte noch keinen genauen Blick in den Garten geworfen, aber er hatte auch keine Lust, sich über dieses Anwesen große Gedanken zu machen. Seufzend sackte er ein Stück in sich zusammen und starrte auf den Teppich unter dem Bett. In ihm tobte ein Krieg. Und beide Seiten dieses Krieges waren sich absolut ebenbürtig. Auf der einen Seite konnte und wollte er nicht verzeihen, was ihm angetan worden war. Sein Gesicht, sein gesamter Körper verriet es nicht. Alleine seine Augen funkelten, von Traurigkeit, Schmerz und Verzweiflung erfüllt. Er konnte einfach nicht vergessen, was damals passiert war. Was all die Jahre danach immer wieder geschehen war. Er seufzte und strich sich durchs Haar. Verzweifelt versuchte er die Bilder in seinem Kopf wieder in die Versenkung zu verbannen, in der sie all die Jahre außerhalb seines Bewusstseins ihr Dasein gefristet hatten. Doch seit dem Gespräch in der Küche schien das unmöglich zu sein. Ebenso wie die Tatsache, in Deidara genau das zu sehen, was er in diesen Vampiren von damals sah. Der Blonde war völlig anders, vom ersten Augenblick an. Wären diese Zähne nicht und diese Aura, dann hätte er Deidara niemals als Vampir auch nur in Verdacht gehabt. Und dann war der auch noch so... nett zu ihm. Chaos hin oder her, aber Deidara hatte nicht einmal Anstalten gemacht, ihm irgendetwas Böses zu wollen. Schlimmer noch... Deidara war auf seinesgleichen losgegangen! Das... ging einfach nicht. Das war völlig unsinnig. Und es war lebensmüde, auch für einen Vampir. Völlig in Gedanken versunken biss er sich auf die Unterlippe, als ihm klar wurde, dass sein Krieg nicht nur zwei Gegner besaß, sondern in Wirklichkeit drei. Denn ja, er merkte irgendwo, dass Deidara ihm wirklich nichts wollte und dass auch er, selbst wenn er könnte, diesem nicht ein Haar krümmen würde. So verrückt es klang, so sehr ihm der Blonde auf die Nerven ging... er konnte nicht leugnen, dass ihm etwas Eklatantes fehlen würde, wenn Deidara nicht mehr da wäre. Er würde diesen Querkopf vermissen. Und ganz unabhängig von dem Hass, den er auf Vampire und Werwölfe hatte... durfte er diese Sympathie nicht zulassen. Nicht alleine, weil er Deidara wie die anderen Vampire hassen wollte, sondern... Er seufzte. Sondern weil irgendetwas in ihm keinesfalls zulassen konnte, dass diesem Chaoten etwas passierte. Er ließ sich nach hinten aufs Bett fallen und starrte an die Decke. Würde er es zulassen Deidara gerne zu haben, würden sie ihm auch diesen brutal nehmen. Das war so sicher, wie das Amen in der Kirche. Sie würden nicht davor Halt machen, einen ihresgleichen zu töten. Daran ließen die Erinnerungen des Blonden keinerlei Zweifel. Offenbar... war er einmal ein Vampir gewesen. Er wusste es nicht. Aber wenn, dann hatten Vampire ihn getötet. Und diese Vampire hatten seine Familie, seine Freunde auf dem Gewissen und sie würden auch vor Deidara nicht Halt machen, sollte er sich irgendwie anmerken lassen, dass er diesen gerne hatte. Und diese drei Anteile, der gewünschte Hass, die unerwünschte Sympathie und die aufrichtige Sorge, bekriegten sich tief in ihm, ohne einen wirklichen Sieger hervorzubringen. Sasori schloss die Augen und seufzte abermals. Alles wäre viel einfacher, würde er jeden Augenblick aufwachen und merken, dass es nur ein verrückter Traum gewesen war. Alles wäre einfacher, wenn er einfach gehen könnte. Alles wäre einfacher, wenn ihn nicht irgendetwas hier bei Deidara halten würde. Irgendetwas, von dem er nicht einmal genau wusste, was es war. Sorge, Sympathie, Ehrgefühl, Verantwortungsbewusstsein, Schicksal, Dummheit, Wahnsinn, Stolz, geistige Umnachtung... Es war nichts davon und doch von allem etwas. Knurrend raufte er sich die Haare. Noch nie in seinem Leben war er sich seiner Sache so unsicher gewesen. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Er atmete ein paar Mal tief durch und erinnerte sich daran, woran er überhaupt gearbeitet hatte, bevor Deidara aufgetaucht war... Die Kristalle... Mit einem Mal riss er seine Augen auf. Natürlich! Die Kristalle waren des Rätsels Lösung! Er hatte sie finden wollen, um endlich seine Vergangenheit vergessen zu können. Zumindest emotional. Er würde alle seine Gefühle verlieren, so auch die, die ihn wegen Deidara so durcheinander brachten. Er schlug sich gegen die Stirn. Da hätte er auch eher drauf kommen können. Die Lösung seines Problems lag so nahe und war so einfach, dass er sie einfach übersehen hatte. Aber das machte nun auch keinen Unterschied mehr. Er würde sie wieder sammeln, bis er sie endlich alle beisammen haben würde, um dann endlich dieses Gefühlschaos loszuwerden. Und danach wäre ihm dieser blöde Kodex auch total egal. Der Wunsch könnte nicht mehr erfüllt werden und alles andere wäre absolut belanglos... Erschrocken blickte er auf, als sich ein Gesicht in sein Blickfeld schob. Deidara grinste ihn frech an: „Gemütliches Nest, nicht wahr?“ Knurrend schob er das grinsende Gesicht von sich und setzte sich auf: „Wenn du so lange im Bad brauchst...“ Mit einem Mal schoss Schamesröte in sein Gesicht. Unerwünschte Erinnerungen an einen höchst peinlichen Traum kamen in ihm hoch. Der Blonde stand vor ihm, nur mit einem Handtuch bekleidet. Das Problem war nur... Deidara trug das Handtuch um den Kopf gewickelt. Rasch wandte er den Blick ab und keifte: „Zieh dir gefälligst was an!“ Er hörte ein Schmunzeln, die Schranktür und das Rascheln von Stoff, ehe er wieder einen Blick riskierte. Und den Blick wieder schnell zur Seite wandte. Dieser Blutsauger wollte ihn doch bloß wieder verarschen! Süffisant trat Deidara an ihn heran und grinste: „Was denn?! Ich habe mir doch etwas angezogen.“ - „Eine HOSE! Du solltest dir eine Hose anziehen!“ - „Das hast du nicht gesagt.“ Grummelnd verschränkte er die Arme. So ein Idiot! Stand da im Netzshirt und unten ohne vor ihm! Dem machte das offenbar auch noch einen riesigen Spaß! Sasori war nur froh, dass der Blonde nichts von diesem Traum wusste. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was Deidara machen würde, WENN dieser es wüsste. Der Vampir grinste zufrieden und war seinerseits froh, dass der Rothaarige keine Ahnung hatte, dass er das alles mit voller Absicht machte und sich insgeheim einen Ast freute sehen zu können, wie Sasori sich ganz offensichtlich seeeehr bildlich und genau an den „Traum“ erinnerte. Da er es jedoch nicht ausreizen wollte, zog er sich rasch frische Shorts über und flötete: „So, du kannst wieder gucken, Klemmi.“ Mit skeptisch hochgezogener Augenbraue wagte Sasori einen vorsichtigen Blick und atmete erleichtert auf, dass wenigstens das Nötigste bedeckt war. Auch wenn Deidara ihn noch immer so immens nervig überheblich angrinste. Er stand auf, griff einfach ein paar Sachen aus seinem Koffer und sah den Blonden an: „Darf ich jetzt in Ruhe duschen gehen?“ Deidara kam auf ihn zu und blieb in nur wenigen Zentimetern Entfernung stehen, beugte sich ein Stück zu ihm herab und hauchte: „Klar. Wenn du irgendetwas brauchst, dann sag Bescheid. Ich bin dir gerne behilflich bei...“ Der Blonde hauchte ihm regelrecht gegen die Lippen. „...Problemen ALLER Art.“ Sie sahen sich in die Augen. Aus Deidaras Grinsen wurde ein liebevolles Lächeln und Sasori verdrehte innerlich die Augen. Dieses Lächeln... er konnte diesem warmen, sanften Gesichtsausdruck nichts entgegensetzen. So sehr er es auch versuchte... dieses Lächeln ließ alle Abwehr in ihm zusammenbrechen. Ließ ihn jeden Ärger vergessen, der, von dieser frech-dreisten Art provoziert, in ihm aufkam. Seine Gedanken waren längst im Badezimmer. Er wollte aus dieser Situation heraus, einfach duschen und danach ein paar Stunden schlafen. Aber seine Augen hingen wie gefangen an den Lippen des Blonden, die ihn so wundervoll anlächelten. So anlächelten, wie es noch nie jemand getan hatte. Seine Familie, die hatte ihn auch immer liebevoll angesehen und gelächelt. Aber dieses Lächeln war doch ganz anders. Es lag so viel mehr darin. Etwas, das er als Kind nicht gekannt hatte. Das als Kind noch keinerlei Bedeutung gehabt hatte. Das mehr war, anders war, als die Verbindung zwischen Eltern und Kindern. Finger glitten plötzlich über seine Wange zu seinem Hals herunter bis zu seinem Schlüsselbein. Erschrocken weiteten sich seine Augen. Sasori keuchte leise auf und stolperte einen Schritt zurück. Die azurblauen Augen sahen ihn fragend und unschuldig an. Doch dahinter... da sah er nur wieder das, was er in diesem Traum erlebt hatte. Und ein eiskalter Schauer lief seinen Rücken herunter. Für einen kurzen Augenblick schloss er die Augen, kam wieder zur Besinnung und rang den Drang eisern nieder, den Kuss zu wiederholen. Es ging nicht. So oder so. Er öffnete seine Augen wieder, sah Deidara fast entschuldigend an und türmte eilig ins Badezimmer. Rasch schloss er die Tür ab und seufzte laut auf. Es wurde dringend Zeit, dass er die Kristalle endlich zusammenbekam. Die Verfolgung durch die Vampire würde ihm diese Aufgabe sicherlich erleichtern. In den letzten Tagen war er auf mehr hochrangige Exemplare gestoßen, als in seinem bisherigen Leben als Jäger. Das musste er ausnutzen. Lange würde er diesen Krieg nicht mehr durchhalten. Und noch weniger würde er es noch lange aushalten, diesem Drang zu widerstehen. Am Wenigsten würde er jedoch noch lange aushalten, diese Gefühle wegzusperren... Dieses Gefühl, Deidara wirklich gerne zu haben. Rasch schüttelte er den Kopf, legte seine Sachen beiseite und zog sich aus, um endlich unter die lang ersehnte Dusche zu kommen. Irgendwie musste er die Zeit überstehen. Irgendwie musste er es hinkriegen, sich nicht in etwas zu verrennen, was ihm hinterher nur wieder seelischen Schmerz und Verlust bringen würde... Ein sanftes Rütteln holte ihn aus seinem Schlaf. Sasori blickte auf und sah wieder in Deidaras Gesicht, das ihn vergnügt anlächelte. Der Blonde schmunzelte: „Du bist niedlich, wenn du schläfst.“ Er wischte sich über das Gesicht und knurrte: „Und wieso machst du mich dann wach?“ - „Weil wir los müssen.“ - „Wie? Los?“ - „Ja, los halt. Wir werden uns heute Nacht Verstärkung holen.“ Ruckartig setzte Sasori sich auf, brachte Deidara aus dem Gleichgewicht, der „versehentlich“ auf ihm landete und grinste: „Hey, so stürmisch kenne ich dich gar nicht.“ Er verdrehte die Augen und zischte: „Runter von mir! Und dann will ich wissen, was du mit Verstärkung meinst!“ Mit einer grazilen, aber ungemein körperbetonten und vor allem kontaktfreudigen Bewegung ließ sich der Blonde wieder von ihm gleiten, setzte sich ihm gegenüber hin und lächelte: „Wir haben die Chance, dass uns jemand helfen wird. Und diese Verbündeten werden wir heute Nacht kontaktieren.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, sich die Aufregung, die diese Aktion schon wieder in ihm ausgelöst hatte, nicht anmerken zu lassen. Ein wenig genervt hob er skeptisch eine Augenbraue und knurrte: „Wer? Wo? Und was heißt 'Chance'?“ Deidara grinste: „Himmel, bist du neugierig. Es gibt ein paar Vampire, die uns damals heimlich unterstützt haben. Sie haben mir damals versprochen, dass ich Kontakt zu ihnen aufnehmen kann, wenn ich in Schwierigkeiten geraten sollte. Und unsere Situation würde ich durchaus als Schwierigkeiten bewerten.“ Energisch schüttelte er den Kopf: „Vergiss es! Es ist schlimm genug, dass ich einen Vampir an den Hacken habe, da werde ich mich sicherlich nicht noch mit mehr von euch abgeben.“ Plötzlich wurde Deidaras Blick absolut ernst: „Du wirst es müssen, wenn du nicht wieder frühzeitig die Blumen von unten betrachten willst. Alleine kommen wir gegen die nicht an, Sasori. Die wissen jetzt, dass sie Killer von höchstem Rang schicken müssen, und das werden sie. Nur mit Hilfe werden wir es schaffen.“ - „Und WAS willst du schaffen?! Erklär mir DAS mal!“ Deidara zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern: „Das weiß ich selber noch nicht so genau. Aber wenn wir die Verbündeten gefunden haben, können die uns mehr Informationen geben und wir können uns dann konkrete Gedanken machen.“ Knurrend lockerte sich Sasoris Haltung. Das klang sogar sinnvoll. Er sah den Blonden an und nickte zaghaft: „Gut. Was hast du vor?“ - „Wir haben zwei Möglichkeiten: entweder wir reisen ein Stück nach außerhalb, wo wir eine... Möglichkeit finden werden, durch ganz Britannien und Irland zu reisen beziehungsweise so auf jeden Fall Kontakt aufnehmen können. Oder aber wir versuchen es erst hier in der Stadt. Hier gibt es nämlich einen Ort, an dem wir sie ebenfalls antreffen könnten. Das kann ich aber nicht vorher sagen.“ - „Was heißt außerhalb?“ Deidara grinste: „Knapp 170 Kilometer. Dir sagt Wiltshire etwas?“ Sasori nickte: „Natürlich. Da liegt Stonehenge.“ Das Grinsen des Blonden wurde noch breiter: „Richtig. Und genau dort würde es hingehen.“ Der Rothaarige hob skeptisch eine Augenbraue: „Nach Stonehenge?“ - „Jap. Nach Stonehenge.“ - „Was hat Stonehenge bitte mit deinen Verbündeten zu tun?“ - „Ganz einfach eigentlich. All diese Geschichten über Druiden sind Quatsch. Es gibt im ganzen Land Stätten wie Stonehenge. Und sie wurden nicht von Menschen, schon gar nicht von irgendwelchen Druiden erbaut, sondern von Vampiren.“ Sasori lachte trocken: „Blödsinn!“ - „Was würde es mir bringen, wenn ich dich anlügen würde?“ - „....“ - „Richtig, gar nichts. Diese Stätten sind alte vampirische Kultur und verfügen über... gewisse Kenntnisse, die Menschen als Magie oder Hexerei bezeichnen würden. Es sind nicht einfach nur ein paar hübsche Steinkreise, Sasori. Das sind Portale. Vampire konnten schon vor Jahrhunderten durch die gesamte Welt reisen. Lange bevor ihr Menschen überhaupt eingesehen habt, dass die Erde keine Scheibe ist.“ Etwas zerknirscht murmelte der Rothaarige: „Schon gut, schon gut. Aber du glaubst ja wohl nicht, dass ich mitten in der Nacht mit dir in meinem von dir vergewaltigten Wagen 170 Kilometer durch die Weltgeschichte fahre, wenn die Möglichkeit besteht hier vor Ort Kontakt aufzunehmen.“ Deidara nickte nur knapp: „Gut. Dann schwing deinen süßen Arsch aus meinem Bett und zieh dich an....“ Es schlich sich doch wieder ein Grinsen auf das Gesicht des Blonden. „Dass ich DAS mal zu dir sagen! HA! Das hätte ich mir selbst nicht geglaubt, wenn ich es mir erzählt hätte...“ Knurrend ließ Sasori sich mit roten Wangen aus dem Bett gleiten und griff nach seinem Koffer. So ein Doofmann! Er hasste diese blöden, anzüglichen Scherzchen. Hinter ihm räusperte Deidara sich: „Die Sache hier in London hat nur einen KLEINEN Haken....“ Wieso war ihm das SO klar gewesen?! Er hätte drauf wetten sollen! Als ob mit Deidara irgendetwas auch nur ansatzweise reibungslos oder normal verlaufen würde... Er wandte sich dem Vampir zu und knurrte: „Welchen?“ Der Blonde lächelte teils vergnügt, teils entschuldigend: „Nun, es ist ein sehr spezieller Ort, zu dem wir definitiv nur incognito gehen können.... wir werden uns wohl nur als Teil des... Unterhaltungsprogramm reinschleichen können...“ - „Deidara~.... Was heißt das?“ Der Angesprochene hob einen Rucksack hoch und grinste: „Verkleiden, mein Lieber. Wir müssen uns verkleiden...“ Es war bereits dunkel. Der Mini stand in einer kleinen, düsteren Gasse und wackelte gefährlich hin und her. „Nun komm schon... zier dich nicht so.“ „NEIN! Auf keinen Fall!“ „Sasori jetzt... halt doch endlich mal still, verdammt!“ „Finger weg! Und was zum Henker willst du mit dem Massageöl?!“ „Ohne das komm ich nicht rein.“ „WAS?!“ „Mit dem Öl flutscht es besser.“ „Das wars! Wir fahren nach Stonehenge!“ „Zick nicht so rum und halte endlich still, sonst dauert das hier noch ewig.“ „Deidara, wir fahren! Da mache ich nicht mit!“ „Wenn du mir nicht endlich hier rein hilfst, dann vergesse ich mich! Jetzt sind wir hier und fast fertig, da kannst du doch nicht einfach einen Rückzieher machen!“ „Doch!“ „Nichts da! DU wolltest hier hin und wir ziehen das jetzt bis zum bitteren Ende durch! Dafür musste ich ja auch in diese scheußliche Grotte steigen, in der du dich bis aufs Blut geprügelt hast.“ „Deidara... was... AUA!“ „Selber Schuld... Moment... ich... habs gleich... Oh Gott, endlich... ich bin drin.“ Sasori verschränkte die Arme: „Trotzdem kein Grund mich zu treten.“ Deidara, der neben ihm auf der mittlerweile leergeräumten Rückbank saß, grinste ihn nur breit an: „Ich sagte doch, dass es mit dem Öl besser flutscht. Ohne das Zeug würde ich Stunden brauchen, um in das Kostüm zu kommen.“ Skeptisch hob er eine Augenbraue und musterte den Blonden. Dieser hatte sich in einen Latexfummel gequält, der jenseits von gut und böse war. Schwarze, glänzende und hautenge Overknees verbanden sich mit Hotpants und einem Bolero aus demselben Stoff zu einem Outfit, das weniger bedeckte, als es fantasiefreie Blicke zuließ. Angewidert verzog er das Gesicht, als Deidara sich auch noch mit schwarzem Tape-Band auf jede Brust ein „X“ klebte. Auf seinem Schoß lag ebenfalls ein Bündel aus tiefschwarzem Latex. Aber keine zehn Pferde würden ihn in diesen Fummel kriegen! Nachdem Deidara mit dem Bedecken seiner Brust fertig war, zog dieser sich eine Perücke auf den Kopf. Langes rotschwarzes Haar schmückten das Haupt des Vampirs und gaben diesem einen unheimlichen und verflucht eindeutigen Touch einer Berufsdomina. Vor allem die 10-Zentimeter-Absätze der Overknees trugen zu diesem Bild eklatant bei. Der Blonde sah ihn an und zog eine Schnute: „Nun mach schon. Als Gäste kommen wir da einfach nicht rein.“ - „Wieso eigentlich nicht?“ - „Nuuuun... das Problem ist... also... nur spezielle Gäste.... keine Menschen... etwas kompliziert....“ - „Deidara!“ - „Jahaaaa. Das ist ein Club, in dem nur Vampire als Gäste verkehren, okay? Menschen... sind nur erlaubt, wenn sie Teil der Show sind und vor allem nicht wissen, dass dort Vampire ihre Nächte verbringen.“ - „Was zum Henker ist das für eine Show?“ - „Das... ist doch egal. Wir müssen ja nur in den Backstage-Bereich und nach einem bestimmten Separee suchen. Dann sind wir schon fertig und können gleich wieder raus.“ Sasori seufzte und legte den Kopf in den Nacken: „Und wieso dann das ganze Verkleidungs-Theater?“ - „Jetzt hör aber auf! Wir zwei fallen schneller auf, als ein Lykaner im Streichelzoo. Die Vampire, die dort verkehren, werden uns mit Sicherheit erkennen, wenn wir uns nicht vernünftig verkleiden. Und Vorsicht ist eben besser als Nachsicht.“ Knurrend funkelte er den Blonden aus den Augenwinkeln an: „Dafür schuldest du mir etwas! Hast du verstanden?“ - „Jajaja... und jetzt hör auf dich zu zieren und zieh dich endlich um.“ Er konnte es nicht glauben. Er saß tatsächlich mit Deidara in seinem Wagen und zog sich aus, um sich in so ein scheußliches Kostüm zu quetschen! Er atmete tief durch und versuchte einfach, nicht zu viel darüber nachzudenken. Rasch hatte er alles, bis auf seine Shorts, ausgezogen und sah Deidara wieder an: „Weggucken!“ - „Willst du dich nicht erst mit dem Öl einreiben? Ooooder soll ich...“ - „Denk nicht mal dran! Gib mir die verdammte Flasche und schau dir die Laterne an!“ Der Vampir reichte ihm die Gewünschte Flasche und grinste: „Du meinst nicht zufällig die Laterne da draußen, oder?“ - „DOCH!“ - „ZU schade.“ Endlich wandte Deidara den Blick ab. Der Verzweiflung nahe und an seinem eigenen Verstand zweifelnd verteilte er etwas von dem nach Kirschen riechenden Öl auf seinen Beinen. Erschrocken weiteten sich seine Augen. Giftig fuhr er herum und keifte: „Was machst du da?“ Der Blonde lächelte: „Na, den Rücken wirst du ja kaum alleine eingerieben bekommen.“ - „Irgendwann bringe ich dich um...“ Der Vampir schmunzelte nur und fuhr mit dem Händen sanft über seinen Rücken: „Genau, weil ich ja soooo schlimme Sachen mache.“ - „Halt einfach die Klappe...“ Ungeduldig nahm er die Flasche wieder an sich und rieb sich weiter mit dem Massageöl ein. Wenigstens roch es angenehm... Die schlanken Finger mogelten sich an seine Seiten und er hielt inne: „Deidara, brauchst du eine Landkarte? Mein Rücken ist woanders!“ - „Ich war weder in Erdkunde, noch in Anatomie jemals besonders gut.“ - „In gutem Benehmen hast du vergessen... Ah!“ Grantig schlug er auf die Finger, die über seine Brust strichen. „Lass das, verdammt!“ - „Ups, schon wieder 'verfahren'...“ - „Deidara!“ - „Schon gut. Reg dich nicht auf.“ - „Weggucken!“ Etwas zerknirscht schien der Blonde seiner Aufforderung nachzukommen und schaute wieder nach draußen. Noch schneller, als er ursprünglich geplant hatte, zog er sich die Shorts aus, um in die Hotpants zu schlüpfen, die er in dem Wust aus Latex als Beinbekleidung hatte ausmachen können. Irgendwie verzweifelt betrachtete er das Oberteil und ihm schwante böses... Dennoch versuchte er es sich überzuziehen, was ihm jedoch nicht wirklich gelang. Statt wie in einem Shirt zu versinken, blieb es hängen, als er die Arme durch die Öffnung und den Kopf durch den Ausschnitt gesteckt hatte. Sauer brummte er. Nun hing dieses Ding halb über seinen Armen, drückte sich auf sein Gesicht und er konnte sich nicht mehr bewegen. Mit gepresster Stimme zischte er: „Hilf mir mal... bitte...“ Deidara kicherte leise, zerrte aber sofort energisch an dem Oberteil und an ihm herum, bis es endlich dort saß, wo es hingehörte. Skeptisch sah er an sich herab. Augenscheinlich wirkte es wie ein bauchfreies Muscle-Shirt, auf den zweiten Blick jedoch waren deutlich die Reißverschlüsse zu erkennen, die das Stück Stoff zusammenhielten. Er atmete tief durch und unterdrückte die Frage, wozu die wohl gut waren. Eigentlich wollte er es nicht wissen und war sich sicher, dass es auch besser so war, dass er es nicht wusste. Nach geschlagenen 10 Minuten hatte er auch endlich die Stiefel übergezogen. Diese waren zu seiner Erleichterung nicht ganz so hoch wie die von Deidara und hatten auch keine Absätze. Skeptisch sah er den Blonden an: „Wenn hier jetzt irgendjemand 'YMCA' spielt, dann bin ich weg!“ Der Angesprochene kicherte fröhlich und schüttelte den Kopf: „Keine Sorge, das wirst du da drin sicherlich nicht hören.“ - „Wieso macht mir das jetzt nur noch größere Sorgen?!“ - „Weil du ein Pessimist bist.“ Er seufzte und griff nach der Perücke, die er mit Deidaras Hilfe aufsetzte. Und wieder war Sasori froh, dass es nicht ganz so extravagant war, wie das falsche Haarkleid des Vampirs. Es waren nicht ganz so lange, einfach schwarze Haare, die er mit einem dazugehörigen Haarband zähmte. Er warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und nickte. So wirkte er nicht ganz so tuntig. Sie stiegen aus und ließen den Mini hinter sich. Nach knapp 5 Minuten Fußmarsch, den Deidara geübt stolzierte und er selbst eher wie ein Wackeldackel zurücklegte, erreichten sie die Hintertür des Clubs, vor dem zwei bullige Kerle standen und offenbar Wache hielten. Ehe sie jedoch für die beiden Türsteher in Sichtweite kamen, hielt der Blonde ihn plötzlich fest und legte ihm etwas um den Hals. Genervt fuhr er herum und blickte in die blauen Augen, die ihn selbstgefällig musterten. In der Hand hielt der Vampir... Wütend sah Sasori auf und zischte leise: „Was soll DAS denn jetzt schon wieder werden?!“ Während er Anstalten machte, sich das Halsband wieder abzunehmen, hielt Deidara ihn davon ab und grinste: „DAS ist meine ganz persönliche Rache für den Besuch in deinem Jägerparadies. Außerdem erhöht es unsere Glaubhaftigkeit. Also hör auf zu mucken. Wir sind in 20 Minuten wieder draußen.“ Im Begriff zu widersprechen und sich dieses schwarze Nietenhalsband vom Hals zu rupfen, wurde Sasori plötzlich einfach von Deidara an der Leine, die daran befestigt war, mit sich gezogen, bis sie vor der Tür standen und er aus dieser Nummer nicht mehr rauskommen würde, ohne alles auffliegen zu lassen. Wütend kniff er die Augen zusammen. Das bedeutete Rache! Wenn dieser blonde Pinsel wirklich meinte, ihn so vorführen zu können, dann hatte dieser sich aber ganz schief gewickelt! Er war nur froh, dass sie verkleidet waren und ihn niemand erkennen würde. Nicht, dass er besonders viele Vampire kannte, aber es ging ums Prinzip! Das würde diesem dreisten Blutsauger noch gewaltig leidtun! Als ob es das Normalste der Welt wäre, trat Deidara an die Türsteher heran und kämpfte mit ihm ein wenig um die Gangart. Verrucht schnurrte der Vampir: „Wir würden heute Abend gerne zum... Programm beitragen.“ Sasori versuchte sich ein wenig mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen und zischte abgrundtief genervt, als Deidara ständig dagegenhielt und die beiden Türsteher ihn auch noch von Kopf bis Fuß musterten. Sie sahen dem Treiben zwischen ihm und dem Blonden eine Weile zu, bis einer von ihnen grinste: „Eine kleine Raubkatze. Die kommt heute Abend sicherlich gut an. Die Stimmung ist noch nicht so doll, da könnte der Kurze für eine willkommene Abwechslung sorgen.“ Der Security deutete mit dem Daumen in Richtung Tür. Beleidigt zischte der Akasuna: „Nenn mich nicht Kurzer!“ Sofort wurde er ruppig am Halsband gezogen. Deidara sah ihn an und grinste: „Nanana, so nicht! Böser Junge.“ Unsanft und unter großem Widerstand wurde er ins Innere des Clubs gezogen. Aber eines war ihm klar: Dafür würden Köpfe rollen! Nein... eigentlich nur einer, der nicht rollen konnte... Wie er diesen Tag hasste! Sie betraten einen Flur, der von Türen gesäumt war, ansonsten aber völlig unspektakulär daherkam. Ein eleganter Kerl in einem feinen Anzug kam ihnen entgegen, musterte sie, rieb sich die Hände und leckte sich über die Lippen: „Lecker! So etwas Schönes hatten wir schon lange nicht mehr im Programm.“ Der Kerl blieb stehen und hielt auch sie beide von ihrem Vorankommen ab. Deidara zog ihn näher heran und hielt ihn an der kurzen Leine, was Sasori überhaupt nicht passte und nur wieder mit Aufmüpfigkeit erwiderte. Der verkleidete Vampir lächelte: „Ja, ein kleiner Wildfang. Wann sind wir dran?“ Der Anzugträger packte Sasori am Kinn und lächelte süffisant: „Es ist nichts los. Ihr seid JETZT dran!“ Wütend blickte Sasori auf und funkelte Deidara an, der etwas aus dem Konzept geraten schien und unsicher lachte: „Jetzt? Oh, ich wollte mich aber noch frisch machen und...“ - „Nein. Schwingt eure Ärsche auf die Bühne. Um den Kleinen werden sie sich reißen!“ Deidara schluckte schwer, nickte aber: „Gut. Einfach geradeaus?“ - „Richtig. Ich begleite euch.... den Leckerbissen will ich mir nicht entgehen lassen.“ Der Unbekannte schritt mit lüsternem Blick voraus. Deidara folgte, sichtlich nervös. Trotzdem zog dieser wieder fordernd an der Leine und zwang auch Sasori zum Folgen. Der Akasuna knurrte leise. Was auch immer die beiden da gerade besprochen hatten... Deidara hatte ihm ganz eindeutig etwas verschwiegen, was sein Herkommen mit Sicherheit unterbunden hätte, wenn er es im Vorfeld gewusst hätte. Manchmal war dieser Vampir auch dümmer, als die Polizei erlaubt. Deidara hätte doch, wenn er sich denn so gut auskannte, damit rechnen müssen, dass sie nicht einfach so hier durchmarschieren könnten! Plötzlich weiteten sich seine Augen. Er blickte den Blonden aus den Augenwinkeln an, dessen Mund sich immer wieder anschickte, sich zu einem lüsternen Lächeln zu kräuseln. Das durfte doch nicht wahr sein! Dieser miese Blutsauger hatte es nicht nur geahnt, er hatte es GEWUSST! Dieser Nichtsnutz hatte die Kostüme nicht umsonst ausgewählt! Und auch diese bescheuerte Nummer mit dem Halsband war nur ein Teil des Plans gewesen. Da hatte er sich fatal in Deidara geirrt. Er war mit wehenden Fahnen voll in die Falle getappt. Hatte sich bereitwillig überreden lassen, sich diesen fiesen und zugegebenermaßen guten Racheplan aufbinden lassen. Er war so ein Esel! Es hätte ihm schon bei diesen dummen Fragen und Antworten rund um Stonehenge auffallen sollen, dass er da in eine ganz bestimmte Richtung dirigiert worden war. Aber jetzt war es definitiv zu spät. Er würde Teil irgendeiner komischen Show sein, umzingelt von Vampiren. Und er hatte keine Ahnung, wie das genau aussehen würde. Er musste da jetzt durch. Aber diese anzüglichen Blicke ließen auch den letzten Funken Hoffnung in ihm verschwinden. Das würde nicht eine einfache Zappelei zu irgendwelcher Musik werden... Nur was dann? Nur eines war ihm bereits jetzt klar... es würde ihm mit Sicherheit nicht gefallen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)