Bis dass der Tod uns scheidet... von Galenhilwen ================================================================================ Prolog: Ein neues Leben ----------------------- Das blonde Haar wirbelte aufgeregt mit dem Fahrtwind wild durcheinander und glänzte in der morgendlichen Sonne Floridas. Angenehme 20°C machten die Fahrt mit dem offenen nachtschwarzen Mercedes Benz CLK DTM AMG Cabrio durch Miami zu einem puren Vergnügen. Der Blonde grinste. Er liebte den Namen dieses Wagens einfach. Er liebte diesen Wagen, der nagelneu war und gerade einmal eine zweistellige Gesamtdistanz hinter sich gebracht hatte. Der frische, auf Hochglanz polierte und absolut unberührte Lack schimmerte im Schein der Sonne. Die ebenfalls auf Hochglanz polierten Chromteile blendeten regelrecht ihre Betrachter. Das hochwertige, helle Leder im Innenraum roch trotz des offenen Verdecks noch frisch, neu und intensiv. Zufrieden legte der Blonde lässig seinen linken Arm auf die linke Autotür, das Fenster war herunter gekurbelt. Seine azurblauen Augen versteckten sich hinter einer modischen, verspiegelten Sonnenbrille. Trotz der Wärme wurde sein Körper von einem maßgeschneiderten Anzug aus feinem Stoff verhüllt. Ein schwarzes Hemd, dessen oberste Knöpfe lässig offen waren, schaute unter dem beigen Nadelstreifensakko hervor. Ein eleganter Gürtel aus schwarzem Wildleder hielt die dazu passende Hose an der Hüfte. An den Füßen trug er, wie es unter jungen Leuten üblich war, Sneaker. Sie waren schwarz, aber unauffällig und lässig-elegant. Er bog rechts ab und wusste, dass es nun nicht mehr weit sein konnte. Einerseits kündigte sein Navigationsgerät dies an, andererseits eröffnete sich zu seiner Linken der weltbekannte Strand Miamis. Palmen säumten die breite und viel befahrene Straße, hinter denen der fast weiße Sand zum Vorschein kam. Zwischen dem blauen Himmel und dem blendenden Strand spülten Wellen das kristallklare Wasser vor und zurück. Ja, fast war er am Ziel. Nicht nur am Ziel seiner Reise, sondern auch am Ziel seiner Träume. Dieses Paradies würde künftig seine Heimat sein. Er hatte es geschafft. Hatte sich als Künstler einen Namen gemacht und in Asien und sogar Europa große Erfolge gefeiert. Und dann mit seinem Manager beschlossen auch in den USA ganz groß durchzustarten. Welche Stadt eignete sich daher besser für eine bescheidene Residenz als Miami? New York war ihm zu schmuddelig, Washington D.C. zu politisch, Los Angeles zu langweilig und San Francisco zu überladen. Miami war vielleicht protzig und eitel, aber das störte ihn weniger. „Sie haben Ihr Ziel erreicht. Die Zieladresse liegt auf der rechten Seite.“ sprach das Navi mit triefend freundlicher Stimme. Er drosselte das Tempo und griff nach einer kleinen Fernbedienung, auf deren Knopf er drückte. Das große, geschmackvoll geschwungene Tor zu seiner Rechten öffnete sich und gab den Weg auf ein etwa 1000 m² großes Anwesen frei. Guter Dinge steuerte er den teuren Wagen in die Auffahrt, die ebenmäßig geteert war. Rechts und links breiteten sich perfekt gepflegte Grünflächen aus. Das gesamte Grundstück wurde von einem unauffällig gestrichenen Zaun umrundet, vor dem eine quadratisch geschnittene Hecke die Sicht etwas ansehnlicher machte und das Gefühl von Gefängnis verringerte. Aus Japan kannte er solche Gärten zwar eigentlich nicht, aber irgendwie gefiel es ihm trotzdem gut. Alles war geordnet, sauber, gepflegt und hatte seinen ganz bestimmten Platz. Hinter ihm schloss sich das Tor wieder, noch ehe er schließlich den großzügigen Stellplatz vor dem Haus erreichte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Sein Manager war bereits eingetroffen, was unverkennbar an dessen Wagen zu erkennen war. Dieser war sehr speziell. Ein tiefschwarzer Leichenwagen stand kreuz und quer auf dem Asphalt. Natürlich kein normaler Leichenwagen, sondern ein von vorne bis hinten getuntes Objekt. Sein Manager hatte einen makabren Humor... Die Felgen und sämtliche sichtbare Metallteile waren verchromt und glänzten in der emporsteigenden Sonne. Feine, von Hand gemalte, cremeweiße Linien zierten die Seitenpartien des überlangen Wagens mit feinen Mustern. Auf der Motorhaube glänzte eine verchromte und speziell angefertigte Kühlerfigur; ein Grim Reaper mit Sense. Aus der Heckscheibe schaute ein Plastikskelett heraus und zeigte den hinterherfahrenden Wagen fröhlich den Mittelfinger. Den Kopf lächelnd schüttelnd parkte er neben dem merkwürdigen Auto und stieg aus. Das Einzige, was seinen Wagen zierte war ein eigens in Auftrag gegebener Aufkleber. Das Bild einer Explosion mit dem Spruch „Art is a bang“ darunter. Das war von Anfang an sein Motto gewesen und würde es immer sein. So lebte er, so arbeitete er, so war er. Leichtfüßig tänzelte er um seinen Mercedes herum und ging auf die Haustür zu, die sich in diesem Augenblick öffnete. Sein Manager kam zum Vorschein. Ein großgewachsener Mann, Mitte 20, mit markantem, aber jugendlichem Gesicht und hellen zurückgegeelten Haaren. Er trug einen schwarzen Anzug, ein halb geöffnetes weißes Hemd und immer seine Silberkette mit einem Anhänger. Dieser Anhänger bestand aus einem Kreis, in dem ein nach unten gerichtetes Dreieck integriert war. Ebenfalls aus reinstem Silber. Der Manager grinste und klopfte dem Blonden kräftig auf die Schulter: „Deidara, da bist du ja endlich. Fuck, ich dachte du hättest dich verlaufen.“ Ach ja. Neben dem merkwürdigen Wagen war auch der Wortschatz seines Managers zum Vergraben. Deidara lächelte: „Wenn, dann hätte ich mich verfahren. Aber die nette Stimme aus meinem Navi hat mich gut durch die Stadt geführt. Also nichts für ungut, Hidan.“ - „Ha! Sehr schön, sehr schön. Komm erst einmal rein, ist immerhin deine Bude. Für heute Abend ist alles vorbereitet, ich hol dich nachher ab und dann legen wir los.“ Nickend trat der Blonde ein: „Gut. Aber wehe du versuchst wieder jemanden im Kofferraum deines Wagens von der Vernissage zu befördern, wie beim letzten Mal...“ Lachend winkte Hidan ab: „Keine Sorge. Zu Hause kennen die mich, aber Bock auf die amerikanischen Bullen habe ich sicherlich nicht.“ Er schloss die Haustür hinter dem Künstler, der sich neugierig umsah. Sie standen in einem breiten Flur, der steril wirkte und eher zu einem Bürogebäude passte, als zu einer Wohnung oder einem Haus. Doch von den Fotos wusste Deidara das ja, hatte es sogar so gewollt. Immerhin hatte die Aufteilung des Gebäudes einen ganz bestimmten Grund. „Möchtest du dir das Atelier direkt ansehen oder sollen wir in die Wohnung?“ fragte Hidan. Der Blonde nickte in Richtung Aufzug: „Rauf. Ich will mich frisch machen und einrichten. Das Atelier werde ich mir morgen in Ruhe ansehen.“ Der Manager nickte, während sie sich zum Lift begaben, der komplett verglast war. Durch die Scheiben konnte man die gesamte Technik und Mechanik erkennen; Drahtseile, Verkabelungen, und so weiter. Deidara drückte auf den Knopf. Die Tür vor der Kabine öffnete sich und gab den Weg frei. Die beiden Männer stiegen ein, ehe Hidan die Taste neben der 1 drückte, die Tür sich wieder schloss und der Aufzug sich in Bewegung setzte. Kalte Betonwände wanderten an der Glasfront vorbei, bis schließlich eine Fensterfront erschien und den Blick auf das Anwesen ermöglichte. Der Fahrstuhl hielt an und die Tür öffnete sich wieder. Mit großen Augen stieg Deidara aus und sah sich überwältigt um. Die Wohnung lag auf einer Etage von gut 250 m² und war zu allen Seiten durch Fensterfronten mit der Außenwelt verbunden. Die Sonne schien in die hell eingerichteten und edel gefliesten Räume. Die beiden standen im riesigen Wohnzimmer. Ihnen gegenüber konnte man die Stadt durch die großen Fenster sehen. Deidara neigte sich nach rechts und schritt bedächtig an die Fensterfront, die hinter ihm lag. Bis zur Wand und zur Tür ins nächste Zimmer waren es gut 6 Meter, die von den Fenstern überbrückt wurden. Er stellte sich davor und legte bedächtig seine Hände an die makellosen Scheiben. Vor ihm und dem Anwesen lag die von den Palmen gesäumte Straße. Er konnte auf den Strand und das rauschende Meer blicken, wo sich bereits jetzt viele Badegäste tummelten. Etwas missmutig löste er sich wieder von dem atemberaubenden Anblick und inspizierte die Einrichtung des Wohnzimmers. Der Raum selbst war gute 8 Meter breit und verlief von dieser Seite des Hauses aus über knapp 14 Meter bis zur anderen, war also an drei Seiten von den großen Fenstern umschlossen. Es war ein Palast! Nur die Trennwand zu den anderen Zimmern hob sich von den lichtdurchfluteten Fronten ab. Deidara fand, dass die Wand dennoch sehr viel hermachte. Sie war nicht einfach mit Raufasertapete versehen, sondern mit einer speziell angefertigten Fototapete. Er lächelte zufrieden. Es sah einfach nur geil aus! Mittig zierte dasselbe Motiv die Wand, wie der Aufkleber auf seinem Auto. Mit dem kleinen Unterschied, dass der Schriftzug links und rechts der abgebildeten Explosion stand und nicht darunter. Neben einer Tür fing der Schriftzug mit „Art is a...“ an, und setzte sich mit „...BANG!“ bis zu der ihm näheren Tür fort, umschloss die Explosion und war in leuchtend roter, fein geschwungener Schrift gemacht. Er liebte es. Der Fußboden war aus cremeweißen Fliesen. Pflegeleicht. Da dachte er ausnahmsweise sehr pragmatisch. Die Sofagruppe spottete dieser Beschreibung beinahe wieder. Eine riesige Eckcouch stand vor der Explosion an der Wand, allerdings etwa mit 2, vielleicht 3 Metern Abstand, damit das Bild nicht einfach verdeckt wurde. Das Sofa war strahlend weiß und aus feinem Leder. Ein wie Kristall funkelnder Glastisch rundete den Anblick und das Ambiente schließlich galant ab. Unter der Schrift, die auf Augenhöhe geschrieben stand, standen rechts und links des Bildes weiße, edle Sideboards. Direkt gegenüber vor der Fensterfront stand eine Bar, elegant geschwungen und aus geweißtem Holz gefertigt. Dazu passende Barhocker waren ordentlich bis an den Tresen geschoben. Ansonsten gab es keine weiteren Möbel. Dieses Wohnzimmer bot vor allem eines: Platz! Hidan trat an den blonden Künstler heran und grinste breit, während er diesem eine Fernbedienung unter die Nase hielt: „Du scheinst beeindruckt zu sein. Fuck, da habe ich wohl den richtigen Riecher gehabt. Aber das kleine Ding hier ist mal wirklich Porno! Pass auf...“ Er drückte auf einen der Knöpfe, woraufhin mit einem Mal Rollos die gesamten Fenster hinunterliefen und den Raum schier hermetisch abriegelten. Deidara sah sich mit großen Augen um, als sich zeitgleich die Beleuchtung einschaltete und indirektes Licht den Raum angenehm erhellte. Der Manager streckte stolz die Brust raus: „Ich sag ja, das Teil ist Porno. Aber das ist nur der Anfang...“ Er drückte den nächsten Knopf. Aus der Zimmerdecke sank direkt vor der Wand eine kinowürdige Leinwand herunter, während über der Bar eine Halterung mit einem Beamer aus der Decke herabgesenkt wurde. Der Blonde prustete: „Scheiße, ist das geil!“ - „Sag ich ja. Also mach dich darauf gefasst, dass ich mal mit einer seeeeehr großen Portion Popcorn auf eine 'Undead Porno Bitches'-Nacht, Teil 1 bis 17, vorbeischauen werde...“ - „Sag mir rechtzeitig Bescheid... damit ich weiß, wann ich nicht da sein werde.“ - „Hey! Hör auf mit den beschissenen Witzchen, das sind die geilsten Spladderstreifen mit nackten Tussis, die es auf dem Markt gibt.“ Seufzend wischte Deidara sich über das Gesicht und schüttelte den Kopf: „Hidan, den, Zitat, 'absolut geilsten Teil von allen', Zitat Ende, hast du mir schon gefühlte 1000 Mal gezeigt und ich kann noch immer nicht verstehen was dich an explodierenden Brüsten SO anmacht...“ - „FUCK?! Da fragst du noch? HALLOHOOO?!? Es sind Titten, die mit viel Blut, seeeehr viel Blut, spladdern. Und nicht, Herr Neunmalklug, explodieren. Das ist ein sehr gravi... grafi... ein sehr großer Unterschied!“ Der Blonde kicherte vergnügt und winkte ab: „Du bist unmöglich. Sag mir mal lieber, wo dein heiß umworbener Pool ist...“ Der Manager grinste wieder breit und drückte wortlos auf einen Knopf der Fernbedienung, ehe er Deidara und sich ein Stück zur Seite beförderte. Eine Treppe sank aus der Decke herab, bis sie den gefliesten Boden erreichte. Gespielt höflich deutete Hidan mit der Hand nach oben und verbeugte sich leicht: „Ladies first.“ Knurrend kam der Künstler der Aufforderung nach und schritt neugierig die aufgetauchten Stufen empor. Die Sonne stand mittlerweile schon etwas höher und schien ihm scheinbar bester Laune entgegen. Rasch kam er oben an. Es verschlug ihm die Sprache. Auf dem Dach des Hauses eröffnete sich ihm eine ganze Poolanlage! Der Pool selber war nierenförmig und mit gefiltertem, klarem Wasser gefüllt. Angenehm hell glänzten die Außenfliesen in der Sonne. Mehrere Liegen standen auf einer Fläche aus extra angelegtem Rasen. Selbst an Duschen hatte der Architekt gedacht. Ungläubig sah Deidara seinen Manager an und hauchte: „Das ist der Wahnsinn...“ Hidan nickte grinsend: „Aye. Und auch hier wurden ein paar technische Spielereien eingebaut. Mit der Fernbedienung kannst du den Pool entweder mit einer schützenden Plane bedecken oder DAMIT...“ Er drückte wieder auf einen Knopf. Aus dem Rand des Pools fuhren durchsichtige Scheiben heraus und bedeckten die noch immer sichtbare Wasserfläche. Hidan erklärte: „Dieser Architektenfuzzi hat mir erklärt, dass das stabiles Plexiglas ist, da normales Glas für diese Konstruktion ungeeignet war. ABER: es ist stabil und hält einer feiernden Meute locker Stand. Habs mal mit den Bauarbeitern ausprobiert und keiner dieser verschwitzten Speckbacken konnte sich über ein Bad im kühlen Nass erfreuen.“ Immer wieder schüttelte Deidara ungläubig den Kopf und hauchte: „Das ist der Hammer...“ Lachend drückte sein Manager ihm die Fernbedienung in die Hand: „So, den Rest musst du dir alleine ansehen. Immerhin müssen einige von uns auch noch für ihr Geld arbeiten, Blondi. Ich hol dich um Sechs ab, klar?“ Der Blonde nickte: „Jep, alles klar. Falls ich mich im Kleiderschrank verlaufe rufe ich dich an...“ Hidan schüttelte sich vor Lachen und klopfte dem Künstler auf die Schulter: „Pass lieber auf, dass du nicht in der Badewanne ersäufst... Bis später!“ Lautstark stapfte er die Treppen herunter, bis es schließlich einen Moment lang still wurde. Deidara atmete tief durch und rieb sich mehrmals die Augen, doch er träumte nicht. DAS war jetzt sein Leben! All die Jahre, all die Arbeit und all die Opfer hatten sich gelohnt. Er liebte sein neues Leben. Luxus pur. Er hatte es allen gezeigt! Er konnte eine gewisse Schadenfreude nicht verbergen. Nicht nur, dass er durch seine Passion für die Kunst die Mittellosigkeit eines Straßenkünstlers hinter sich gebracht hatte. Nein. Es war so viel mehr. Ausgelacht und verspottet hatten sie ihn. Einen Fantasten genannt. Sogenannte Freunde. Selbst seine Familie. Niemand hatte an ihn geglaubt. Plötzlich stockte er. Nein, nicht alle. Einer hatte stets an ihn geglaubt. Sein bester Freund. Hatte ihn unterstützt und angespornt. Hatte ihm geholfen und ihm sehr viel ermöglicht. Aber Opfer mussten sein. Irgendwann hatte sein bester Freund ihn einfach nur noch ausgebremst. Unbeeindruckt zuckte er mit den Schultern. Freunde würde er schon auch hier wieder finden. Viele Freunde, einflussreiche Freunde, kreative, geniale und künstlerische Freunde. Eben einfach Freunde, die auch zu ihm passten. Er strich sich fahrig durch die offenen, langen, blonden Haare. Vielleicht sollte er ihm als Dankeschön einen Scheck schicken. Die Bruchbude, in der sein Freund noch immer hauste, war ja kein Zustand mehr gewesen, auch wenn er sich eigentlich immer wohl dort gefühlt hatte. Aber vorbei war vorbei. Sein altes Leben existierte nicht mehr. Er war nicht mehr Deidara. Er war jetzt unter dem Künstlernamen Bangart bekannt. Und Bangart brauchte keine drittklassigen Akademiker um sich, die von Kunst keine Ahnung hatten und sich lieber mit staubtrockenen Sachen wie Psychologie beschäftigten. Er brauchte inspirierende Menschen... Der Leichenwagen donnerte mit durchdrehenden Reifen die Auffahrt herunter. Hidan besaß ebenfalls eine Fernbedienung für das Tor, so dass es sich öffnete, er das Anwesen verließ und das Tor sich wieder schloss. Deidara seufzte. Was machte er sich vor? Der Stich, der in seiner Brust schmerzte, strafte seine Worte Lügen. Es war ihm nicht leicht gefallen seinen besten Freund einfach so zurückzulassen. All der Pomp und Prunk konnten sein schlechtes Gewissen nicht mildern. Zu gerne hätte er es anders gehabt, doch in Wahrheit waren sie im Streit auseinandergegangen. Er hatte diesen Streit bis heute nicht verstanden, ihn aber als Vorwand genommen, um sich einfach sang- und klanglos aus dem Staub zu machen. Er war damals so sauer gewesen, doch mit jedem Tag, der seither vergangen war, hatte er mehr das Gefühl einen Fehler gemacht zu haben. Sein Blick wanderte in Richtung Strand. Es war egal. Er hatte sein altes Leben hinter sich gelassen. Sie würden sich niemals wiedersehen. Und auch wenn ihm jetzt das Herz enorm schwer war, sein Magen sich verkrampfte... irgendwann würde er ihn vergessen haben. Ersetzt haben. Es war nur eine Frage der Zeit. Er hatte nie verstanden, was ein ordnungsliebender, penibler, pingeliger und nüchterner Mensch wie sein bester Freund jemals an dieser Freundschaft interessiert hat. Er selbst war wie ein Schmetterling. Hübsch anzusehen, aber nie lange an einem Platz. Er war flatterhaft, liebte seine Freiheit, seine Unabhängigkeit, und band sich nirgendwo fester als nötig. Brauchte eigentlich nicht viel mehr als sich selbst und seine Kunst. Er war immer alleine gewesen, oberflächliche Bekanntschaften gepflegt, um frei zu bleiben. Nur diese einzige Ausnahme hatte er gemacht. Aber das würde es in Zukunft nicht mehr geben. Nein. Er liebte sein neues Leben. Er liebte den Luxus. Liebte die Unabhängigkeit. Liebte seine Kunst. Liebte das, was er geschafft hatte. Liebte es, wie ein Kaiser unter Königen zu leben. Liebte es so hoch zu fliegen. Frei wie ein Vogel. Sein bester Freund hatte immer darauf geachtet, dass er am Boden blieb. Hatte ihn am Fliegen gehindert. Das wollte er nicht. Das brauchte er nicht. Und doch vermisste er es ganz still und heimlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)