Nur Dein von Traumschreiberin ================================================================================ Kapitel 1: Ganz neue Gefühle ---------------------------- Disclaimer: Die Figuren und Orte in dieser Geschichte gehören mir nicht und der Inhalt ist frei erfunden. Ich verdiene mit dieser Story kein Geld sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. Kapitel 1: Ganz neue Gefühle Langsam schickte sich die Sonne an, hinter dem Horizont zu versinken und die Schatten im Sherwood Forest wurden länger, als Robin mit seinen Freunden zu ihrem Unterschlupf zurückkehrte. Sie alle hatten eine aufregende und gefahrvolle Zeit hinter sich, doch nun waren sie endlich in Sicherheit. Nach langer Abwesenheit war König Richard nach England zurückgekehrt und es herrschte wieder Frieden im Land. Als Zeichen seiner Anerkennung hatte er Robin sogar das Angebot gemacht, ihn zum Ritter zu schlagen und sein Schloss wieder aufbauen zu lassen. Der junge Mann konnte es kaum glauben, dass er ein so verlockendes Angebot abgelehnt hatte. Während der Jahre, die er in den Wäldern verbracht hatte, hatte ihm die Hoffnung Kraft gegeben, dass er das Anwesen seiner Familie eines Tages neu errichten lassen würde. Doch nun hatte er die Gelegenheit, die das Schicksal ihm geboten hatte, nicht ergriffen und er bereute seine Entscheidung auch keinen Augenblick. Robert Huntington gab es nicht mehr. Er war Robin Hood und so würde es bleiben bis ans Ende seiner Tage. Sherwood Forest war seine Heimat, der einzige Ort, an dem er glücklich werden konnte und den Anderen schien es genauso zu gehen... Lächelnd ließ Robin den Blick in die Runde schweifen, vorbei an Will, Winniefred und Barbara, die sich dem Abendessen zugewandt hatten und nebenbei miteinander lachten und scherzten, bis er schließlich an Marian hängenblieb, die ebenfalls schweigend am Tisch saß. Zum ersten Mal fiel ihm auf, wie schön sie war: der Schein des Feuers tauchte ihr blondes Haar und ihre helle Haut in warmen, goldenen Schein, ihre blauen Augen strahlten und ihr Mund erinnerte an eine frisch erblühte Rose. Aus dem Mädchen war eine junge Frau geworden. Und sie war einfach atemberaubend schön! Als sie sich umwandte und ihm ein scheues Lächeln schenkte, traf es Robin wie ein Schlag in die Magengrube. Der Atem stockte ihm, sein Herz überschlug sich fast und sein Bauch fühlte sich an, als würde ein ganzer Schwarm Schmetterlinge darin herumflattern. Eine Flut von neuen, unbekannten Gefühlen durchströmte ihn und verwirrte ihn zutiefst. Schon früher hatte er sich zu Marian hingezogen gefühlt, bei den Anspielungen der Anderen jedoch immer lächelnd abgewinkt. An diesem Abend spürte er zum ersten Mal, wie tief seine Gefühle wirklich gingen. War er am Ende gar verliebt? Während des Abendessens hörte Marian lächelnd zu, wie Will, Winniefred und Barbara sich angeregt unterhielten, doch ihr entging nicht, dass Robin's Augen fast unablässig auf ihr ruhten. Unter seinem Blick wurde sie seltsam unruhig. So hatte er sie noch nie angesehen und sie hatte sich in seiner Nähe auch noch nie so sonderbar gefühlt. Zwar war ihr innerlich schon früher warm geworden, wenn Robin sie angelächelt hatte, aber an diesem Abend hatte sich zwischen ihnen etwas verändert. Das Herz schlug heftig in ihrer Brust, in ihrem Bauch kribbelte es wie von den zarten Flügelschlägen Tausender Schmetterlinge und eine unerklärliche Gänsehaut überzog ihren Körper. Was war auf einmal mit ihr los? Sie benahm sich beinah wie eine verliebte Närrin! Im nächsten Moment erstarrte Marian innerlich, als ihr bewusst wurde, was sie gerade gedacht hatte. Verliebt sollte sie sein? War das Liebe? Schon lange sehnte sie sich heimlich nach einem Zeichen der Zuneigung von Robin und sie konnte nicht leugnen, dass sie jedes Mal ein sanftes Flattern in ihrem Innersten spürte, wenn sie ihn erblickte. Nur ein Blick von ihm ließ ihre Knie schwach werden und wenn er sie anlächelte, wollte sie die ganze Welt umarmen. Es gab keinen Zweifel: sie liebte Robin und dieses Gefühl war wunderschön. Gleich darauf kehrte Marian jedoch grausam in die Wirklichkeit zurück. Sie machte sich keine Hoffnung, dass Robin sie eines Tages zu seiner Gefährtin oder gar zu seiner Gemahlin erwählen würde. Dafür war ihr der Tag, an dem sie gehört hatte, er hätte sich in Cleo verliebt, noch zu gut in Erinnerung. Zuerst hatte sie es gar nicht glauben können, denn Robin war kein Mensch, der sich leicht den Kopf verdrehen ließ. Doch als er sich sogar auf die Suche nach Cleo gemacht hatte, obwohl sie ihm nach dem Leben getrachtet hatte, war sie vom Gegenteil überzeugt gewesen. Insgeheim konnte sie es ihm nicht einmal verdenken, denn sie selbst kam nicht umhin, Cleo zu bewundern. Die junge Frau war klug, mutig und eine hervorragende Schwertkämpferin. Außerdem war sie, wie sich Marian selbst überzeugen konnte, nachdem Cleo mit der Sherwood-Bande Frieden geschlossen hatte, eine freundliche und warmherzige Frau. "Die perfekte Gefährtin für Robin", dachte sie traurig, während sie sich in Gedanken mit Cleo verglich. Schon seit frühester Kindheit hatte Marian bewundernde Blicke und Komplimente für ihre Schönheit bekommen und war überzeugt, dass sie einen Mann durchaus beeindrucken konnte. Auch im Umgang mit dem Schwert war sie nicht ungeschickt und im Kampf schreckte sie vor keiner Gefahr zurück, doch Cleo würde sie wohl trotzdem niemals das Wasser reichen können. Robin hatte so warm und liebevoll von ihrer Rivalin gesprochen, dass er in sie verliebt sein musste. Allein der Gedanke verursachte ihr einen beinah körperlichen Schmerz. Auch der Tag, an dem sie Erica und ihren Vater, die als Köhler ihren Lebensunterhalt verdienten, in den Wäldern getroffen hatten, stand ihr noch lebhaft vor Augen. Jedes Mal, wenn Marian an die Worte dachte, die Robin im schützenden Dunkel der Nacht gesagt hatte, ging ein heftiger Stich durch ihr Herz. Sie wäre sehr klug, aber Erica wäre so... Er hatten den Satz damals nicht zu Ende geführt, aber das war auch nicht nötig gewesen. Sie wusste, was er hatte sagen wollen: Erica war etwas Besonderes. Einmal mehr musste Marian ihm widerwillig Recht geben. Erica war sehr hübsch und was immer sie anfing, schien ihr zu gelingen. Wie konnte Robin eine solche Frau nicht bewundern? Was hatte sie ihm dagegen schon zu bieten? Schönheit genügte einfach nicht. Würde er Gefallen an ihr finden, wenn sie eine so geschickte Kämpferin wie Cleo und gleichzeitig eine so hervorragende Hausfrau wie Erica wäre? Marian war sich mehr als unsicher, was die Gefühle des jungen Mannes anging. Einige Male hatte er sie so angeschaut, als gäbe es für ihn nur sie allein auf der Welt, doch sie könnte die Wärme in seinen Augen und seiner Stimme einfach nicht vergessen. Würde er so liebevoll von einer anderen Frau sprechen, wenn er Marian liebte? Die junge Frau seufzte traurig. Sie würde sich wohl damit abfinden müssen, dass er niemals so tiefe Empfindungen für sie hegen würde, wie sie für ihn. Selbst wenn er sich ihr eines Tages zuwandte, wäre sie für ihn nur die zweite oder gar die dritte Wahl. Es war das Beste, wenn sie gar nicht erst anfing, sich Hoffnungen zu machen. Falsche Hoffnungen würden nur Liebeskummer mit sich bringen und darauf konnte sie verzichten. Als sie schließlich aus ihren Gedanken auftauchte und Robin einen verstohlenen Blick zuwarf, bemerkte sie, dass er sie aufmerksam, fast besorgt ansah. Hatte er sie die ganze Zeit beobachtet? Wie gut, dass er nicht wusste, in welche Richtung ihre Gedanken gegangen waren! Trotzdem sagte sein Blick ihr deutlich, dass er sie jeden Moment fragen würde, was sie bedrückte und das konnte sie nicht riskieren. Was hatte sie ihm auch sagen sollen, ohne sich vor ihm und den Anderen bloßzustellen? Mit einem entschuldigenden Lächeln stand sie auf und ging hinein. Robin ließ die junge Frau nicht aus den Augen, als sie sich von ihrem Platz erhob und gleich darauf in ihrem Unterschlupf verschwand. Mit welcher Anmut sie sich bewegte! Sie hätte sogar dem Königshof Ehre gemacht! War er vorher blind gewesen? Sie war so unglaublich schön, dass sein Herz sich allein bei ihrem Anblick fast überschlug und ein verträumtes Lächeln den Weg in sein Gesicht fand. Wenn das, was er fühlte, die Liebe war, von der er die Troubadoure hatte singen hören, war es das Schönste, das er sich nur vorstellen konnte. Er hatte sein Herz hoffnungslos an Marian verloren und würde es um keinen Preis zurückfordern wollen. Die Heftigkeit seiner eigenen Gefühle erschreckte Robin aber auch ein wenig. Niemals zuvor war ihm eine Frau begegnet, die eine solch drängende Sehnsucht in ihm erweckt hatte. Selbst jetzt musste er alle ihm zu Gebote stehende Selbstbeherrschung aufbieten, um ihr nicht hinterher zu laufen, sie in seine Arme zu schließen und sie bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen. Wie gerne wollte er sie halten, sie ganz nah bei sich spüren und sie niemals mehr gehen lassen! Der junge Mann schüttelte den Kopf und hätte beinah über sich selbst gelacht. Er konnte kaum glauben, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der er sich eingebildet hatte, in Cleo verliebt zu sein. Sicher hatte ihr damaliges Zerwürfnis ihn sehr bekümmert und er sah sie immer noch als eine bewundernswerte Frau, eine gute und vertraute Freundin, aber seine Gefühle für sie waren nichts im Vergleich zu dem, was ihn mit Marian verband. Wie hatte er nur jemals eine andere Frau ihr vorziehen können? Sie war einfach vollkommen. Die beste Gefährtin, die er sich nur wünschen konnte. Doch Robin, der nichts von Marian's Gefühlen ahnte, war auch unsicher. Was sollte er jetzt tun? Es war eine Sache, sich selbst seine Liebe einzugestehen, aber wie sollte er Marian seine Gefühle zeigen? Schließlich wusste er nicht, ob sie genauso fühlte wie er. Zwar hatte er schon mehr als einmal geglaubt, eine tiefe Zärtlichkeit in ihren Blicken zu sehen, doch es mochte ebenso gut nur Einbildung gewesen sein. Vielleicht war nur der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen. Was empfand Marian für ihn? Liebte sie ihn? Oder war er für sie nur ein guter Freund? Den ganzen Abend quälten ihn dieselben Fragen und selbst als er im Bett lag, fand er lange keinen Schlaf. Verlegen musste Robin sich eingestehen, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wie man um eine Frau warb und er wusste auch nicht, wen er hätte um Rat fragen können. Als er noch mit seinen Eltern auf Schloss Huntington gelebt hatte, war er viel zu jung gewesen, um an Liebe zu denken. Nach einer Weile beschloss er, sich zuerst über Marian's Gefühle klar zu werden, bevor er ihr seine Liebe gestand. Nicht auszudenken, wenn er vor ihr das Gesicht verlor! Aber wer konnte ihm helfen? Mit einem Mal fiel Robin Winniefred ein. Seine Cousine war zwar auch noch jung, aber als Frau würde sie wissen, wie er Marian beeindrucken konnte. Ganz gleich wie, er würde ihr nach allen Regeln der Kunst den Hof machen und ihr Herz erobern, das schwor er sich. Mit diesem hoffnungsvollen Gedanken schlief er endlich ein. Fortsetzung folgt... Kapitel 2: Verborgene Sehnsüchte -------------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 2: Verborgene Sehnsüchte Als Marian am nächsten Morgen zum Frühstück erschien, saßen die Anderen bereits am Tisch. Robin, der auf seinem gewohnten Platz saß, sah auf, als sie sich zu ihnen gesellte und schenkte ihr ein warmes Lächeln. Es mochte ihr Wunschdenken sein, das ihr einen Streich spielte, dennoch glaubte sie, einen Funken Erleichterung in seinem Blick zu sehen. Hatte er sich Sorgen um sie gemacht? Nur weil sie an diesem Morgen etwas später als sonst aufgestanden war? Fast war die junge Frau versucht, ihn für seine übertriebene Fürsorge zu tadeln, doch im Innersten wusste sie, dass sie genauso besorgt um ihn gewesen wäre, wenn er länger geschlafen hätte. Eigentlich war es auch ganz gegen ihre Gewohnheit, denn für gewöhnlich war sie immer sehr früh auf den Beinen. Doch in der vergangenen Nacht hatte sie erst spät in den Schlaf gefunden und auch ihre Träume waren unruhig gewesen. Immer wieder hatte sie Robin vor sich gesehen, der sie mit bisher ungeahnter Zärtlichkeit anschaute, ihr die liebevollsten Koseworte ins Ohr flüsterte und schließlich ihre Lippen mit einem innigen Kuss verschloss. Alles war ihr so wirklich erschienen, dass sie geglaubt hatte, tatsächlich in seinen starken Armen zu liegen, seinen Herzschlag und die Wärme seines Körpers zu spüren. Es war ein wunderbares Gefühl gewesen, doch die Enttäuschung, als sie erwacht war, umso schmerzlicher. Selbst im hellen Licht des Morgens genügte ein Lächeln von ihm, um die Traumbilder erneut vor ihren Augen erstehen zu lassen. Ihre Wangen brannten und sie versuchte mit aller Macht gegen die Wärme anzukämpfen, die in ihr aufstieg. Sie musste sich zusammennehmen! Was sollte Robin von ihr denken, wenn er sie in einer solchen Verfassung sah? "Guten Morgen", flüsterte sie und nahm mit einem, wie sie hoffte, ungezwungenen Lächeln, ihren Platz neben dem jungen Mann ein. Robin beobachtete Marian verstohlen von der Seite, als sie sich mit einer anmutigen Bewegung neben ihn setzte. Sofort stieg ein Kloß in seinem Hals auf, Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und seine Hände begannen zu zittern. Als ihm gleich darauf der Duft ihres Haares in die Nase stieg und sie ihn schüchtern anlächelte, war es endgültig um ihn geschehen. Der bloße Anblick ihrer Schönheit versetzte ihn in atemloses Staunen. Marian war ohne Zweifel die wunderbarste Frau auf Erden. Wenn er sie doch nur die Seine nennen dürfte! Der sanfte Klang ihrer Stimme, als sie ihn leise begrüßte, ließ ihn wie ertappt zusammenfahren und er konnte nichts gegen die Schamesröte tun, die seine Wangen erhitzte. Hoffentlich hatte Marian seinen heimlichen Blick nicht bemerkt! "Guten Morgen", murmelte er verlegen und getraute sich nicht, die junge Frau anzusehen. Zu groß war seine Angst, endgültig die Beherrschung zu verlieren. "Du kommst spät heute Morgen. Ich wollte gerade nachsehen, ob du dich vielleicht nicht wohl fühlst." Bei diesen Worten machte ihr Herz erneut einen kleinen Sprung. Es war keine Einbildung gewesen! Robin hatte sich Sorgen um sie gemacht! Das konnte nur bedeuten, dass er wirklich etwas für sie empfand! "Mir geht es gut", beteuerte sie lächelnd. "Ich bin gestern Abend erst spät eingeschlafen und war sehr müde." Gleich darauf verfluchte sie sich im Stillen. Was sollte sie sagen, wenn Robin sie fragte, warum sie nicht hatte schlafen können? Sie konnte ihm wohl kaum sagen, dass er selbst, der sich jüngst sogar in ihre Träume geschlichen hatte, der Grund dafür war. Zu ihrer Erleichterung schien ihre Antwort für ihn jedoch kein Anlass für weitere Fragen zu sein. "Mir ging es auch so", erwiderte er freundlich. "Wir haben eine schwere Zeit hinter uns und jedes Recht, erschöpft zu sein. Aber jetzt sind wir in Sicherheit." Noch immer wich sein Blick dem ihren aus, als scheute er sich, sie anzusehen. Sein ungewohntes, beinah abweisendes Verhalten verunsicherte Marian. Was hatte Robin auf einmal? Warum verhielt er sich ihr gegenüber so merkwürdig? Natürlich wusste sie schon seit langem, dass ihre Liebe einseitig war, aber trotzdem waren sie noch immer Freunde. Plötzlich hatte die junge Frau einen schrecklichen Verdacht. Spielte Robin mit dem Gedanken, sie zurück nach Schloss Lancaster zu schicken? Schließlich hatte der König sowohl Lord Alwine als auch Lord Herford und Prinz John mit sofortiger Wirkung aus England verbannt. Vielleicht dachte er, dass sie sich nun, da ihr keine Gefahr mehr drohte, nach ihren Eltern sehnte. Marian senkte traurig den Blick und konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken. Wenn Robin doch nur wüsste, dass es für sie einen sehr guten Grund gab, im Sherwood Forest zu bleiben. Aber genau diesen Grund durfte er nicht erfahren... "Marian?" Seine besorgte Stimme riss die junge Frau aus ihren trüben Gedanken. Als sie den Kopf hob und seinem fragenden Blick begegnete, schluckte sie schwer. Robin hatte mit ihr gesprochen und sie hatte es nicht einmal bemerkt. Sie musste sich unbedingt zusammennehmen, sonst würde er bald merken, dass mit ihr etwas nicht stimmte. "Es tut mir leid", meinte sie leichthin und zwang sich zu einem Lächeln. "Ich war in Gedanken. Was hast du gesagt?" Insgeheim bereitete sie sich darauf vor, dass er ihr nun vorschlagen würde, sie zu ihren Eltern zu bringen. Sicher war es nur noch eine Frage der Zeit, bis er ihr die gefürchtete Frage stellen würde. Zu ihrer endlosen Verwunderung schaute Robin jedoch verlegen zu Boden und errötete sogar ein wenig. "Ich...ähm...nun ja", stammelte er hilflos. "Das heißt ich...wollte dich fragen...ob du vielleicht...mit mir einen Spaziergang machen würdest?" Für einen Augenblick verschlug es Marian die Sprache. Niemals hätte sie damit gerechnet, dass Robin sie zu einem Spaziergang einladen würde. Lag ihm soviel daran, mit ihr zusammen oder sogar mit ihr allein zu sein? Seine verlegene, fast schon beschämte Haltung berührte ihr Herz und wieder spürte sie die inzwischen vertraute Wärme in sich aufsteigen. Gerade als sie den Mund öffnete, um seine Einladung anzunehmen, hatte sie jedoch erneut eine dunkle Ahnung, die jedes zärtliche Gefühl jäh vertrieb. War es am Ende keine Verlegenheit sondern Widerwille, der in seiner Stimme mitschwang? Zwang Robin sich, um sie zu werben, weil er glaubte, dass sie es von ihm erwartete? Oder wollte er nur deshalb mit ihr alleine sein, um ihr zu sagen, dass zwischen ihnen nie etwas anderes als Freundschaft sein würde und sie nicht vor den Anderen zu beschämen? Allein der Gedanke brach Marian fast das Herz. Eine solche Eröffnung konnte sie nicht ertragen. "Bemüh dich nicht, Robin", erwiderte sie unfreundlicher, als sie eigentlich beabsichtigt hatte. "Du brauchst dich nicht mit mir abzugeben. Ich komme auch sehr gut ohne dich zurecht." Der Gedanke, dass sie ihn abgewiesen hatte, bevor er ihr wehtun konnte, verschaffte ihr einen Anflug von Genugtuung, der jedoch nur von kurzer Dauer war. Als Robin sie aufrichtig erschrocken, sogar bestürzt ansah, tat er ihr wieder leid und sie bereute ihre vorschnelle Ablehnung. Doch es war nun einmal geschehen und konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden. "Verzeih mir", flüsterte sie kaum hörbar. "Ich muss für eine Weile allein sein." Bevor er etwas sagen konnte, stand sie auf und verließ den Unterschlupf, um in die Wälder zu gehen. Robin blieb enttäuscht und traurig bei den Anderen zurück. Die harte Abfuhr der jungen Frau schmerzte ihn tief. Warum war sie mit einem Mal so abweisend zu ihm? Bislang waren sie immer die besten Freunde gewesen und nie hatte es Streit zwischen ihnen gegeben. Dennoch schien sie seine Gesellschaft ganz plötzlich regelrecht zu meiden. Warum benahm sie sich plötzlich so seltsam? Robin verstand die Welt nicht mehr. Vielleicht zürnte Marian ihm, weil er das Angebot des Königs abgelehnt hatte. Immerhin war sie in einem prachtvollen Schloss aufgewachsen und sehnte sich sicher nach ihrem alten Leben in Reichtum und Überfluss. Gleich darauf verwarf er diesen Gedanken jedoch wieder. Sicher war Marian anfangs eine verwöhnte Prinzessin gewesen, aber sie hatte sich schnell an das harte, entbehrungsreiche Leben im Sherwood Forest gewöhnt und sich zu einer mutigen, beherzten jungen Frau entwickelt, auf die er sich in jeder Situation verlassen konnte. Ihr würde er ohne zu zögern sein Leben anvertrauen. Robin konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie ein Mensch war, der nur auf Oberflächlichkeiten und materielle Güter Wert legte. So sehr konnte er sich nicht in ihr getäuscht haben. Marian hatte ihn kennen gelernt, als er arm und mittellos war, doch trotz allem hatte er ihr Vertrauen, vielleicht sogar ihre Zuneigung gewonnen. Tief im Herzen hoffte er voller Inbrunst, dass sie ihm eines Tages ihre ganze Liebe schenken und ihn zu ihrem Gefährten erwählen würde. Sein sehnlichster Wunsch war, sich an sie zu binden, sie zu heiraten und mit ihr eine eigene Familie zu gründen. Ein verträumtes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sich ein kleines blondes Mädchen vorstellte, das Marian wie aus dem Gesicht geschnitten war. Der Gedanke, mit ihr ein ganzes Schloss voller Kinder zu haben, gefiel ihm über alle Maßen. Aber durfte er sich überhaupt Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft mit ihr machen? Schließlich ahnte Marian nichts von seinen wahren Gefühlen und hatte seinen ersten zarten Annäherungsversuch gerade im Keim erstickt. Ein schlimmer Verdacht stieg in Robin auf. Wollte sie nun, da die Gefahr seitens der beiden Lords gebannt war, wieder bei ihren Eltern leben und sah keinen Grund mehr, in den Wäldern zu bleiben? War es das, was sie ihm zu sagen versucht hatte? Die Vorstellung, das Liebste in seinem Leben für immer zu verlieren, traf ihn wie ein Schwerthieb durch sein Herz. Das durfte nicht geschehen! Irgendwie musste er sie davon überzeugen, bei ihm zu bleiben! Fortsetzung folgt... Kapitel 3: Eine Begegnung mit Folgen ------------------------------------ Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 3: Eine Begegnung mit Folgen Lange ging Marian ziellos durch den Wald und achtete weder auf die Zeit noch darauf, welchen Weg sie einschlug. Ihre Gedanken galten allein Robin und sie versuchte verzweifelt, eine Erklärung für sein merkwürdiges Verhalten zu finden. Bislang war sie überzeugt gewesen, dass er es nur für eine lästige Pflicht hielt, sich um sie zu bemühen, doch an diesem Morgen war zum ersten Mal eine zaghafte Stimme des Zweifels in ihrem Inneren laut geworden. Die Traurigkeit in seinen Augen, als sie ihn so brüsk abgewiesen hatte, war aufrichtig gewesen. Wusste er vielleicht nicht, wie er ihr seine Gefühle zeigen sollte? Wenn dem so war, bedeutete sie ihm vielleicht doch mehr, als sie zu hoffen gewagt hatte. Etwas Schöneres konnte Marian sich nicht denken, aber sie hatte noch immer Angst zu hoffen. Schließlich war es nur eine Möglichkeit und sie mochte sich ebenso gut täuschen. Wenn Robin sich ihr aus bloßem Pflichtgefühl zuwandte, wäre es für sie doch das Beste, nach Schloss Lancaster zurückzukehren. Letztlich ging es um mehr als nur sie beide. Wenn es zwischen ihnen keine Liebe gab, wie sollten sie dann jemals das Bett miteinander teilen und eine eigene Familie gründen? Ob Robin überhaupt Kinder mochte? Oder wären sie für ihn nur eine unerwünschte Verantwortung? Im Herzen wusste die junge Frau längst, dass sie nur ihn als Vater ihrer Kinder wollte und sich niemals einem anderen Mann würde hingeben können. Aber wie sollte sie ihn für sich gewinnen? Marian war so tief in ihre eigenen Gedanken versunken, dass sie zuerst überhaupt nicht hörte, wie ihr Name gerufen wurde. Erst nach einer Weile drangen das Geräusch von Pferdehufen und der Klang einer Stimme an ihr Ohr, die ihr seltsam bekannt vorkam. Gleich darauf wusste die junge Frau, wer sie gerufen hatte und ihr Herz begann vor freudiger Erwartung schneller zu schlagen. Überrascht wandte sie sich um und sah sich einem jungen Mann gegenüber, der geraden von einem edlen, fuchsroten Hengst stieg. Er war nur wenige Jahre älter als Marian selbst, hatte schulterlange, blonde Haare und Augen, die so blau waren, wie ein wolkenloser Sommerhimmel. Eine Zeitlang musterten die Beiden einander schweigend, bis ein liebevolles Lächeln auf dem Gesicht des Neuankömmlings erschien. "Marian", sagte er sanft und streckte beide Arme nach ihr aus. "Mark!" rief sie freudestrahlend aus und fiel ihm glücklich um den Hals. Währenddessen war Robin im Unterschlupf geblieben und zerbrach sich weiterhin den Kopf über Marian's Verhalten, ohne jedoch eine mögliche Erklärung zu finden. Anfangs hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich Winniefred anzuvertrauen und sie um Rat zu fragen, sich dann aber dagegen entschieden. Er wollte nicht, dass Marian durch sie oder die Anderen etwas erfuhr, vor allem da er nicht wusste, ob sie seine Gefühle erwiderte. Wenn überhaupt, sollte sie die Wahrheit von ihm erfahren. Winniefred jedoch ahnte, in welche Richtung die Gedanken ihres Cousins gingen und als sie nicht länger mitansehen konnte, wie er sich selbst quälte, gesellte sie sich in einem ruhigen Moment zu ihm. "Wie lange willst du noch warten?" fragte sie freundlich, aber ohne Umschweife. "Geh endlich zu ihr." Daraufhin sah der junge Mann seine Cousine so erstaunt an, dass sie Mühe hatte, nicht laut zu lachen. "Robin", fuhr sie unbeirrt fort. "Für wie blind hälst du uns eigentlich? Wir alle wissen schon lange, dass du in Marian verliebt bist. Und ich denke, du bist ihr auch sehr wichtig." Robin war im ersten Moment so überrascht, dass er zu keiner Antwort fähig war. Er hatte geglaubt, seine Gefühle gut verbergen zu können und es erschreckte ihn, mit welcher Leichtigkeit Winniefred ihn durchschaut hatte. Hatte Marian die Wahrheit genauso leicht erkannt und war ihm deshalb aus dem Weg gegangen? "Woher willst du das wissen?" fragte er unsicher und hoffnungsvoll zugleich. "Hat Marian dir irgendetwas gesagt?" Winniefred schüttelte lächelnd den Kopf. "In dieser Hinsicht seid ihr beide euch sehr ähnlich", erklärte sie ihm sanft. "Wie du ist auch Marian kein Mensch, der leichtfertig seine Gefühle offenbart und sich jedem anvertraut. Aber Will, Barbara und ich kennen euch einfach zu gut. Es genügt mir, den Glanz in ihren Augen zu sehen, wenn sie von dir spricht und das tut sie sehr oft. Hast du nie bemerkt, wie sie dich ansieht?" Beinah gegen seinen Willen spürte Robin, wie ein zarter Keim der Hoffnung in ihm aufblühte, als er seiner Cousine zuhörte. Winniefred war Marian's beste Freundin und kannte sie besser, als die meisten Anderen, vermutlich sogar besser, als er selbst. Aber wenn ihre Gefühle für ihn wirklich so tief gingen, warum hatte sie ihn dann erst vor wenigen Stunden so kalt abgewiesen? "Marian liebt dich, Robin", ergriff Winniefred schließlich, seine Gedanken erratend, erneut das Wort. "Aber sie hat, genau wie du, Angst, dass ihre Liebe einseitig ist. Deshalb musst du zu ihr gehen und ihr endlich sagen, was du fühlst. Ihr könnt einander doch nicht für immer ausweichen." Die Worte seiner Cousine klangen noch lange in Robin nach und er sah ein, dass sie Recht hatte. Er musste Marian die Wahrheit sagen und das so bald wie möglich. "Also gut", sagte er, sich ein Herz fassend. "Ich gehe zu ihr." Zur selben Zeit hatte Marian sich mit Mark auf einer Lichtung niedergelassen und erzählte ihm ausführlich, was sie alles im Sherwood Forest erlebt hatte. Seit sie das Schloss ihrer Eltern damals notgedrungen hatte verlassen müssen, hatten die Beiden einander nicht mehr gesehen, doch sie hatte ihn sehr vermisst und oft an ihn gedacht. Mark hörte ihr lächelnd zu, doch trotz ihrer Fröhlichkeit entging ihm nicht, dass sie bekümmert wirkte. "Also heraus mit der Sprache, Schwesterherz", meinte er deshalb sanft, als sie geendet hatte. "Es ist nicht zu übersehen, wie glücklich du in den Wäldern ist und ich bin froh zu hören, dass Robin sich gut um dich kümmert. Auch unsere Eltern werden sehr erleichtert sein, wenn ich ihnen erzähle, dass du wohlauf bist. Aber du hast mir nicht alles erzählt. Nein, streite es nicht ab", wehrte er freundlich ab, als die junge Frau Anstalten machte, zu protestieren. "Ich kenne dich lange genug um zu wissen, was du denkst und fühlst. Irgendetwas hast du auf dem Herzen." Marian senkte den Blick zu Boden und schwieg unsicher. Ihr Bruder kannte sie einfach zu gut, als dass sie ihre Gefühle vor ihm hätte verbergen können. Aber wie könnte er den Grund für ihren Kummer verstehen? Über Herzensangelegenheiten hatten sie nie gesprochen und soweit sie wusste, gab es auch keine Frau in Mark's Leben. Andererseits hatte er ihr auch früher schon immer helfend und schützend zur Seite gestanden. "Es ist wegen Robin", stellte der junge Mann in diesem Moment mit einem wissenden Lächeln fest. "Du hast dich in ihn verliebt, nicht wahr?" Zuerst schaute Marian ihr Gegenüber erstaunt an, fühlte sich dann jedoch erleichtert, dass sie sich zumindest vor ihm nicht würde verstellen müssen. "Ja, ich liebe Robin", gestand sie verlegen. "Ich liebe ihn sogar sehr." "Das ist doch wundervoll!" erwiderte Mark erfreut. "Ich habe schon sehr viel Gutes von ihm gehört und wenn die Gerüchte der Wahrheit entsprechen, könnte ich mir keinen besseren Mann für dich vorstellen. Aber...du siehst nicht gerade glücklich aus." Ohne etwas dagegen tun zu können spürte die junge Frau, wie Tränen in ihren Augen brannten, als ihr Bruder so unbeirrbar und dennoch so behutsam nach dem Grund für ihren Kummer forschte. "Ganz glücklich bin auch nicht", gab sie traurig zu. "Natürlich ist es ein schönes Gefühl, verliebt zu sein. Wunderschön sogar. Aber ich bin davon überzeugt, dass Robin mich nicht liebt." Kaum hatte sie das letzte Wort ausgesprochen, als sich der forschende Ausdruck in Mark's Gesicht veränderte und zu unverhülltem Erstaunen wandelte. "Was?!" rief er fassungslos aus. "Welcher Mann könnte dich nicht lieben? Glaub mir, ich kenne manch einen, der alles dafür geben würde, um dich für sich zu gewinnen. Wenn Robin dich wirklich verschmäht, dann ist er ein Dummkopf." "Das ist er nicht!" rief Marian erbost aus, was ihr ein herzliches Lachen seitens ihres Bruders eintrug. "Kein Zweifel, Schwesterherz", meinte er und zwinkerte ihr verschmitzt zu. "Du hast dein Herz wirklich vollkommen an ihn verloren." Gleich darauf wurde er jedoch wieder ernst. "Aber du hast Recht", fuhr er ruhiger und ernster fort. "Nach allem, was mir zu Ohren kam, ist Robin kein Dummkopf. Deshalb bin ich mir auch sicher, dass du ihm sehr viel bedeutest, aber vielleicht weiß er nicht, wie er dir seine Gefühle zeigen soll. Wenn du meinen Rat hören willst, dann gib ihm etwas Zeit und hab Vertrauen. Wenn Robin erst spürt, wieviel du für ihn empfindest, wird er sich dir mit Sicherheit bald öffnen." Die Worte ihres Bruders gaben Marian neue Zuversicht und ließen sie endlich ein kleines Lächeln zustande bringen. Dankbar umarmte sie ihren Bruder und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. "Danke, Bruderherz", flüsterte sie. "Dafür nicht, Schwesterherz", entgegnete Mark liebevoll. "Dafür nicht." Fortsetzung folgt... Kapitel 4: Irrungen und Wirrungen --------------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 4: Irrungen und Wirrungen Robin hielt es nicht länger aus, im Unterschlupf auf Marian's Rückkehr zu warten, deshalb folgte er dem Rat seiner Cousine und machte sich auf den Weg, um sie zu suchen. Alles in ihm schrie förmlich danach, ihr endlich seine Gefühle zu gestehen, ganz gleich wie unangenehm es für ihn werden mochte. Wenn er ihr immer nur auswich und kein Wagnis einzugehen bereit war, würde er auch niemals etwas gewinnen. In banger und zugleich freudiger Erwartung lief der junge Mann durch die Wälder, bis ihn plötzlich ein Lachen innehalten ließ, das ihm nur allzu bekannt vorkam. Wie es schien, war er seinem Glück zum Greifen nah. Jedenfalls hätte er diese Stimme unter Tausenden wiedererkannt! Als er sich jedoch in die Richtung wandte, aus der das Lachen gekommen war, erstarrte er und auch sein Herz setzte einen Schlag aus. Tatsächlich stand Marian ein gutes Stück weit von ihm entfernt - zusammen mit einem fremden Mann! Einen Moment lang blieb er regungslos stehen und nahm den Anblick, der sich ihm bot, in sich auf. Der Fremde war eindeutig von adeliger Herkunft und sah, wie Robin sich widerwillig eingestehen musste, sehr gut aus. Neben seinen kostbaren Kleidern und seinem edlen Pferd verriet auch sein Gebahren deutlich seine vornehme Abstammung. Am meisten missfiel Robin jedoch, wie vertraut die Beiden miteinander umgingen. Fast schien es, als würden sie sich schon ein Leben lang kennen. Vor allem Marian schien sich bestens zu unterhalten, denn sie strahlte ihr Gegenüber ganz unverhohlen an und lachte immer wieder hell auf. Nach einer Weile umarmte sie den Unbekannten sogar und küsste ihn auf die Wange. Das war zuviel! Allein diese kleine Geste der Zuneigung mitansehen zu müssen schmerzte Robin so sehr, dass er sich regelrecht krank fühlte. Umbarmherzig hallten die Worte der Erkenntnis in seinem Kopf wider: Winniefred hatte sich getäuscht. Außer Freundschaft empfand Marian rein gar nichts für ihn. Warum sollte sie sonst einen anderen Mann küssen? Der Anblick der Beiden ließ Traurigkeit und Zorn zugleich in ihm aufsteigen. Er liebte Marian so sehr, würde einfach alles für sie tun und sie warf sich dem erstbesten Schönling an den Hals! Nur weil er reich war! Für einen Augenblick war Robin ernstlich versucht, zwischen die Beiden zu stürmen und sie zur Rede zu stellen. Aber was hätte er davon? Mit einer derartigen Reaktion würde er sich doch nur zum Narren machen. Als er ihren Anblick nicht länger ertragen konnte, wandte der junge Mann sich ab und lief tiefer in den Wald hinein, immer noch von quälenden Gedanken verfolgt. Wer war dieser Fremde? Woher kannte Marian ihn? Mit einem Mal nistete sich ein besonders schmerzhafter Gedanke in einem verborgenen Winkel seines Herzens ein und ließ sich nicht mehr daraus vertreiben. So lange er Marian kannte, hatte er sich niemals Gedanken darüber gemacht, ob sie ihr Herz längst an einen anderen Mann verloren hatte, bevor sie einander begegnet waren. War dieser Fremde ihr Geliebter? Oder sogar ihr Verlobter? Immerhin kannte er Marian gut genug, um zu wissen, dass sie niemals so vertraut mit einem ihr unbekannten Mann umgehen würde. Es wäre auch eine mögliche Erklärung dafür, dass sie am Morgen so abweisend zu ihm gewesen war. Eifersucht schnitt Robin wie ein glühendes Messer durch die Brust, als er sich vorstellte, wie ein anderer Mann ihr blondes Haar zerzauste, ihr vollen, anmutig geschwungenen Lippen küsste und ihren wunderschönen Körper berührte. Die unstillbare Sehnsucht quälte ihn so sehr, dass er am liebsten laut geschrien hätte. Wie konnte das Leben nur so grausam sein? Als Marian sich schließlich auf den Heimweg machte, war es bereits Abend geworden. Sie hatte sich wirklich gefreut, ihren Bruder wiederzusehen und das lange Gespräch mit ihm hatte ihr neuen Mut gegeben. Die Geschwister hatten den ganzen Tag zusammen auf der Lichtung verbracht und Mark hatte noch manchen Zweifel beschwichtigen müssen, bis ihr die neue Zuversicht ganz ungetrübt aus den Augen strahlte. Er hatte ihr wieder Hoffnung gemacht, dass ihre Liebe vielleicht doch nicht so einseitig war, wie sie immer gedacht hatte und sie ermutigt, Robin ihre Gefühle offen zu zeigen. Kurz bevor sie sich voneinander verabschiedet hatten, hatte Mark ihr noch erzählt, dass er für einige Tage in der Stadt bleiben würde, bevor er nach Schloss Lancaster zurückkehrte. Marian war froh, ihn in den nächsten Tagen noch öfter sehen zu können. Sie waren so lange getrennt gewesen! Wenn ihr Bruder mit seiner Überzeugung wirklich Recht behielt, vielleicht konnte sie ihm Robin dann sogar vorstellen... Auf einmal spürte die junge Frau, wie sich ein wohlig-warmes Gefühl in ihrem Bauch ausbreitete und jede Faser ihres Seins erfüllte. Sie sehnte sich unendlich danach, Robin nah zu sein, in seinen Armen zu liegen und seine Wärme zu spüren. Wenn er ihr nur die Abfuhr, die sie ihm am Morgen gegeben hatte, nicht allzu übel nahm! Sie hatte ihn doch nicht verletzen wollen, im Gegenteil, sie wollte sogar sehr gerne nur mit ihm allein durch die Wälder streifen. Als sie sich vorstellte, wie er ihre Hand liebevoll in seiner halten, wie sie erste Küsse und Zärtlichkeiten austauschen würden, bekam sie eine unerklärliche Gänsehaut am ganzen Körper und ihr Herz machte wiederum einen übermütigen Sprung in ihrer Brust. Noch niemals zuvor war Marian so verliebt gewesen. Dabei hatte es durchaus eine Zeit gegeben, in der sie sich eingebildet hatte, Cleo's Bruder Gilbert zu lieben. Seine leidenschaftliche Hingabe und seine wilde Entschlossenheit, sie mit seinem Leben zu beschützen, hatten sie zutiefst gerührt und sie hatte seine Tapferkeit aufrichtig bewundert. An dieser Bewunderung hatte sich nichts geändert und sie schätzte Gilbert nach wie vor als einen vertrauten Freund, doch ihre Liebe gehörte allein Robin. Marian konnte nicht sagen, wann sie ihr Herz an ihn verloren hatte, doch in der Zeit, die sie zusammen im Sherwood Forest verbracht hatten, hatte sich zwischen ihnen eine tiefe Freundschaft entwickelt. Ohne ihr Zutun klangen Mark's Worte in ihr nach und sie musste daran denken, wie sehr Robin immer um ihr Wohlergehen besorgt gewesen war. War sie ihm wirklich so wichtig? Sie würde es unter allen Umständen herausfinden! Von neuer Zuversicht und einem zarten Glücksgefühl getragen, trat Marian durch das kleine Tor, das zu ihrem Versteck führte. Einen Moment blieb sie stehen und schaute sich suchend um, bis sie gleich darauf Robin entdeckte, der bei seinen Cousins am Tisch saß. Sein bloßer Anblick jagte ihr wohlige Schauer durch den Körper und sie spürte, wie ihr die Knie weich wurden. So schön dieses Gefühl auch war, wurde die junge Frau dennoch mit einem Schlag wieder unsicher. Mark hatte ihr geraten, Robin ihre Gefühle zu zeigen, aber gerade das war leichter gesagt als getan. Schließlich konnte sie ihm nicht einfach um den Hals fallen und ihn küssen, so verlockend die Vorstellung auch sein mochte. Wie konnte sie ihn wissen lassen, wie sie für ihn empfand, ohne ihn zu bedrängen? In dieser Hinsicht war Marian ratlos. Ein Liebesbeweis vor aller Augen wäre Robin sicher nicht recht. Sie musste auf den richtigen Moment warten, wenn es ihr auch schwerfiel. Nach einer Weile fasste sie sich ein Herz und ging auf noch immer unsicheren Beinen zu den Anderen, die gerade beim Abendessen saßen. Als sie sich zu ihnen gesellte, und Robin verstohlen von der Seite anschaute, sah sie verwundert, wie ernst, nahezu finster er vor sich hinstarrte. Auch sein Essen, das vor ihm auf dem Tisch stand, hatte er, im Gegensatz zu Will und den Mädchen, noch nicht angerührt. Sein merkwürdiges Verhalten jagte Marian fast ein wenig Angst ein. Warum lächelte er sie nicht an, wie er es sonst immer getan hatte? Was hatte ihn so sehr mitgenommen, dass er nichts um sich herum mehr wahrnahm? Es tat der jungen Frau im Herzen weh, ihn in dieser Verfassung zu sehen und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihm helfen zu können. Beinha ohne dass es ihr bewusst wurde, streckte sie ihre Hand nach der des jungen Mannes aus, die auf der hölzernen Tischplatte lag, während die Andere seinen Kopf stützte. Alles in ihr sehnte sich danach, ihn zu berühren, das Lächeln in sein Gesicht zurückkehren zu lassen. Wen kümmerte es schon, dass Will, Winniefred und Barbara ihnen gegenübersaßen? Sie würden ohnehin bald alles erfahren. "Marian?" Winniefred's Stimme riss die junge Frau abrupt aus ihren Gedanken und ließ sie in der Bewegung innehalten. "Du bist heute Abend spät zurückgekommen. Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht. Will wollte sich sogar auf den Weg machen, um nach dir zu suchen." Bei diesen Worten spürte Marian erneut einen schmerzhaften Stich der Enttäuschung in ihrer Brust. Nicht Robin, sondern Will war es gewesen, der nach ihr hatte suchen wollen. Einmal mehr begann sie, an den Worten ihres Bruders zu zweifeln. Wenn Robin sie lieben würde, hätte er sich doch Sorgen um sie gemacht. "Ihr braucht euch meinetwegen nicht zu ängstigen", wehrte sie mit einem Lächeln ab, mit dem sie ihren Kummer zu verbergen hoffte. "Was sollte mir denn zugestoßen sein? Seit Lord Alwine fort ist, haben wir nichts mehr zu befürchten. Ich war nur in den Wäldern unterwegs und habe die Zeit vergessen." "Das wundert mich nicht!" fuhr Robin in diesem Moment auf und als er sich ihr zuwandte, erschrak Marian angesichts der lodernden Wut in seinen Augen. "Schließlich hattest du vornehme Geselllschaft! Ich bin mehr als überrascht, dass du uns überhaupt mit deiner Anwesenheit beehrst!" Die schneidende Kälte in seiner Stimme ließ die junge Frau heftig zusammenfahren, doch in ihrem Blick stand aufrichtige Verwirrung. "Robin, wovon sprichst du? Ich..." "Du brauchst es nicht erst abzustreiten!" fiel er ihr aufgebracht ins Wort. "Ich selbst habe dich heute mit einem jungen Mann gesehen! Seine Gegenwart war dir auf jeden Fall sehr angenehm, sonst hättest du ihn wohl kaum geküsst! Wie konntest du mir nur so etwas antun? Warum bist du nicht gleich mit ihm fortgegangen?" Während Marian ihn fassungslos anstarrte und zu keiner Antwort fähig war, sprang Robin auf, lief hinein und schlug die Tür mit einem lauten Krachen hinter sich zu. Fortsetzung folgt... Kapitel 5: Mit Blindheit geschlagen ----------------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 5: Mit Blindheit geschlagen Mit schreckgeweiteten Augen und offen stehendem Mund schaute Marian Robin hinterher, als dieser wutentbrannt im Inneren der Höhle verschwand. Sein vollkommen unerwarteter Ausbruch hatte sie fast ein wenig verängstigt. Sie hatte immer gewusst, dass er ein heißblütiges Temperament besaß, das zuweilen auch mit ihm durchging, aber auf einen solch rasenden Zorn, der sich zu allem Überfluss gegen sie selbst richtete, war sie nicht gefasst gewesen. Auch die Unterstellungen, die er ihr gerade an den Kopf geworfen hatte, drangen erst allmählich in das Bewusstsein der jungen Frau. Sie sollte einen Geliebten haben? Wie kam Robin nur auf einen so lächerlichen Gedanken? Einen Moment war Marian verwirrt, doch gleich darauf dämmerte ihr die Wahrheit. Es gab nur eine mögliche Erklärung: er hatte sie zusammen mit Mark auf der Lichtung gesehen und völlig falsche Schlüsse aus der Situation gezogen. Sie konnte ihm daraus nicht einmal einen Vorwurf machen, schließlich wusste Robin nicht, dass sie einen Bruder hatte. Damals, kurz bevor der junge Mann sie aus der Gewalt Lord Alwine's befreit hatte, war Mark nicht mit ihren Eltern nach Nottingham gekommen und sie hatte richtig vermutet, dass er auf Schloss Lancaster geblieben war, um ihre Eltern in deren Abwesenheit zu vertreten. Doch obwohl die beiden Geschwister eine tiefe Zuneigung verband, hatte Marian ihren Bruder auch nach ihrer Befreiung nicht erwähnt, denn Robin und die Sherwood-Band hatten mit genügend anderen Problemen zu kämpfen gehabt. Robin hatte ihre Begegnung mit Mark zwangsläufig falsch auffassen müssen. Schließlich hätte sie dasselbe gedacht, wenn sie ihn mit einer anderen Frau in den Wäldern gesehen hätte. Was die junge Frau nicht nur erschreckte, sondern auch zutiefst kränkte, war die Art und Weise, wie Robin sich ihr gegenüber gerade verhalten hatte. Immerhin waren sie beide kein Paar und er hatte somit nicht den geringsten Anspruch auf sie! Wie kam er dazu, sie derart grob zu behandeln, sie sogar anzuschreien? Dazu hatte er kein Recht, von einem Grund ganz zu schweigen! Dennoch wurde eine zaghafte Stimme in ihrem Inneren laut, die sie vor einem vorschnellen Urteil warnte. Erneut rief sie sich Robin's Worte ins Gedächtnis. Warum hatte Robin sie gefragt, wie sie ihm so etwas antun konnte? Seine Stimme hatte geklungen, als würde ihm die Vorstellung, sie könnte in den Armen eines anderen Mannes liegen, einen beinah körperlichen Schmerz bereiten. Gingen seine Gefühle für sie viel tiefer, als es bislang den Anschein gehabt hatte? "Marian, ist es wahr, was Robin gesagt hat?" fragte Winniefred nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens ungläubig. "Hast du dich in einen anderen Mann verliebt? Willst du uns verlassen?" "Nein, das habe ich nicht und das werde ich nicht", wehrte die Angesprochene entschieden ab. "Es ist alles nur ein großes Missverständnis." "Aber Robin hat gerade selbst gesagt, er hätte dich mit einem fremden Mann zusammen gesehen", wandte nun auch Will verwirrt ein. "Warum sollte er so etwas behaupten?" "Weil es wahr ist!" rief Marian aus und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. ""Aber es gibt etwas, das Robin nicht weiß und auch gar nicht wissen kann. Der Mann, in dessen Gesellschaft er mich gesehen hat, ist mein Bruder." Bei dieser Eröffnung zeigten sich Verwunderung und Erleichterung zugleich auf den Gesichtern der Cousins. Nun war auch ihnen klar geworden, dass das Zerwüfnis zwischen Robin und Marian tatsächlich auf einem folgenschweren Missverständnis beruhte. "Es war vor allem mein Fehler", gab die junge Frau verlegen zu. "Bisher hat sich einfach nicht die Gelegenheit ergeben, euch von ihm zu erzählen. Schließlich hatten wir noch vor wenigen Tagen ganz andere Sorgen und wussten oft nicht, wie wir überleben sollten." Sie unterbrach sich und hob hilflos ihre Schultern. "Trotzdem hat Robin nicht ganz Unrecht", fuhr sie fort und konnte nicht verhindern, dass ihr eine zarte Röte über die Wangen schlich. "Ich habe mich wirklich verliebt, aber er hat keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Robin ist der einzige Mann, den ich liebe, aber wie es scheint, ist er einfach zu blind, um das zu sehen. Dabei hätte ich viel mehr Grund zur Eifersucht als er! Immerhin sind ihm alle anderen Frauen lieber als ich!" Während sie sprach, schlich ein Hauch von Bitterkeit in ihre Stimme und Tränen der Enttäuschung, die sie so lange verborgen hatte, brannten in ihren Augen, als sie sich daran erinnerte, wie liebevoll Robin von Cleo, wie bewundernd er von Erica gesprochen hatte. Sie selbst hatte vergeblich auf ein liebes Wort oder eine zärtliche Geste gewartet, bis sie die Hoffnung schließlich aufgegeben hatte. Und nun warf er ihr aus heiterem Himmel vor, dass sie Gefühle für einen anderen Mann hegen könnte! Dabei war er es doch, der ihr alle anderen Frauen vorzog! "Da irrst du dich", wandte Winniefred, der die Traurigkeit ihrer Freundin nicht verborgen geblieben war, sanft aber eindringlich ein. "Das weiß ich genau. Natürlich ist Robin anderen Frauen immer mit Respekt und Bewunderung begegnet und wir alle wissen, wieviel er riskiert hat, um Cleo die Augen über Lord Alwine zu öffnen. Ich kann verstehen, dass dich der Gedanke sehr schmerzt, aber hast du wirklich nie bemerkt, mit welcher Zärtlichkeit er dich ansieht, wieviel ihm an deinem Wohlergehen liegt und wie gern er in deiner Nähe ist? Wenn du wirklich glaubst, dass du Robin nichts bedeutest, dann bist du genauso blind wie er." Verlegen senkte Marian den Blick und schwieg, als ein Anflug von Scham in ihr aufstieg. Sie musste sich eingestehen, dass Winniefred mit ihrer Behauptung durchaus Recht haben mochte. Wenn Robin wirklich nichts für sie empfand, warum war es ihm dann nicht gleichgültig, wenn sie mit einem anderen Mann zusammen war? Hatte er sich längst für sie entschieden und sie hatte seine wahren Gefühle nur nicht erkannt? "Manchmal hatte ich die Hoffnung, dass er meine Liebe erwidert", gab sie leise zu. "Aber ich hatte Angst, daran zu glauben." Winniefred nickte verständnisvoll. "Ich weiß", antwortete sie und legte mitfühlend einen Arm um die Schultern ihrer Freundin. "Robin hat es dir nicht gerade leicht gemacht, aber glaub mir, er liebt dich. Er hat es mir gesagt. Am Besten gehst du zu ihm und erzählst ihm alles. Wenn er erst die Wahrheit kennt, wird alles gut." Nach einem letzten Zögern nickte Marian und stand mit klopfendem Herzen auf, um ihrem Liebsten zu folgen. Währenddessen hatte Robin die ganze Zeit auf seinem Bett gelegen und starrte unablässig an die steinerne Decke der Höhle. Noch immer saß die Eifersucht auf den vermeintlichen Nebenbuhler wie ein giftiger Dorn in seinem Herzen und verbannte jedes zärtliche Gefühl. Unaufhörlich sah er Marian vor sich, wie sie diesen unbekannten Mann anstrahlte und sogar einen Kuss auf seine Wange hauchte. Erneut durchfuhr ein scharfer Schmerz seine Brust, als wäre ihm das Herz im Leibe zerrissen worden. Alles hätte er dafür gegeben, wenn sie ihn nur ein einziges Mal so angesehen, ihn auf diese Weise liebkost hätte! Aber dieser Traum würde nun niemals in Erfüllung gehen, denn Marian hatte einem anderen Mann ihre Gunst geschenkt. Wie konnte sie ihm nur so etwas antun? Nach allem, was sie gemeinsam durchgestanden und miteinander geteilt hatten! Die leise Stimme der Vernunft, die ihm zuflüsterte, dass ihre Zeit im Sherwood Forest und auch die tiefe Freundschaft, die sie beide verband, ihm nicht das Recht gab, Anspruch auf Marian zu erheben, verdrängte Robin energisch. Er liebte sie so sehr und sie bereitete ihm nichts als Kummer! Einmal mehr spürte er, wie der gekränkte Stolz ihn übermannte. Was ihn anging, konnte sie ihm gestohlen bleiben! Das leise Knarren der Tür riss den jungen Mann aus seinen Gedanken und als er herumfuhr, sah er zu seinem Erstaunen Marian eintreten. Seine anfängliche Freude verbarg er jedoch sofort hinter der ausdruckslosen Maske seiner Gesichtszüge. Sicher war sie nur gekommen, um ihm zu sagen, dass sie mit diesem Fremden fortgehen würde. Er mochte sie verloren haben, aber um keinen Preis würde er ihr zeigen, wie sehr diese Erkenntnis ihn verletzte! "Was willst du?" fragte er tonlos und wich ihrem Blick beharrlich aus. "Hast du dich entschlossen, deinem Geliebten zu folgen?" Marian schüttelte zu seiner Verwunderung den Kopf, doch zugleich flackerte ein Funke der Entschlossenheit in ihren Augen auf. "Nein, Robin", gab sie ruhig zurück. "Du verstehst überhaupt nichts! Mark ist..." "Oh doch, ich verstehe sogar sehr gut", fiel der junge Mann ihr spöttisch ins Wort. "Er ist ein gutaussehender junger Mann aus vornehmem Hause, der alles hat, was ich nicht habe und dir das Leben bieten kann, von dem du immer geträumt hast." "Hör mir doch zu!" rief sie, der Verzweiflung nah, aus. "Mark ist nicht mein Geliebter! Er ist..." "Und wenn schon!" Robin lachte hart und bitter auf. "Wenn er es noch nicht ist, wird er es ohnehin bald sein! Allein wie zärtlich du seinen Namen aussprichst! Früher einmal dachte ich, du würdest einen Mann nicht um seines Reichtums, sondern um seiner selbst Willen lieben. Wie töricht ich doch war." Marian sah ihr Gegenüber traurig und hilflos zugleich an. Es tat ihr unendlich weh, von dem Mann, dem ihr Herz gehörte, so hart und lieblos behandelt zu werden. Wie konnte sie ihn nur dazu bringen, sie anzuhören? Robin steigerte sich dermaßen in seine Eifersucht hinein, dass keiner ihrer Erklärungsversuche, kein besänftigendes Wort ihn erreichen würde. Ihr blieb nur noch eine Möglichkeit... Robin wachsam im Auge behaltend, ging sie mit langsamen Schritten zu ihm hinüber und setzte sich auf die Bettkante. Mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen sah sie, wie seine Augen vor Erstaunen weit wurden, als sie sich zu ihm hinunterbeugte. "Töricht bist du wirklich", flüsterte sie zärtlich. "Weißt du denn nicht, wie sehr ich dich liebe?" Bevor Robin auch nur ein Wort der Erwiderung hervorbringen konnte, verschloss Marian seine Lippen mit einem innigen Kuss. Fortsetzung folgt... Kapitel 6: Zeit der Geständnisse -------------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 6: Zeit der Geständnisse Als Marian's Lippen die seinen berührten, wusste Robin zuerst überhaupt nicht, wie ihm geschah oder wie es dazu hatte kommen können. Die warme Süße ihres Mundes traf ihn vollkommen unvorbereitet und vertrieb für den Moment alle seine Zweifel. Es war nicht länger wichtig, wer der Fremde war und was er für die junge Frau bedeutete. Für ihn gab es auf der Welt nichts als das Versprechen, das dieser innige Kuss barg und ihr Geständnis, das in ihm nachklang, wie ein Lobgesang des Himmels. Marian hatte gerade gesagt, dass sie ihn liebte! Sie liebte ihn! Robin's Herz zersprang fast vor unbändiger Freude. Ohne sein Zutun legte er seine Arme um sie und zog sie an sich, um sie noch näher bei sich zu spüren. Langsam und zärtlich strich er mit der Zungenspitze über die Konturen ihres Mundes und versank in einem Strom des Glücks, als Marian bereitwillig ihre Lippen öffnete und ihm sanft entgegenkam. In diesem Augenblick war es sein sehnlichster Wunsch, sie für immer in seinen Armen zu halten und diesen Kuss niemals enden zu lassen. Tatsächlich verging eine kleine Ewigkeit, in der die Beiden einander eng umschlungen hielten und sich innig küssten. Erst als der Drang, Atem zu schöpfen, unwiderstehlich wurde, lösten sie sich widerwillig voneinander. "Marian", hauchte Robin, als er wieder zu Atem gekommen war, mit vor Verwirrung und Unglauben bebender Stimme. Der Nachgeschmack des zärtlichen Kusses lag noch immer süß auf seinen Lippen und berauschte ihn, machte ihn fast schwindlig. Gleichzeitig konnte er jedoch an nichts anderes denken, als daran, endlich die Wahrheit hinter den Ereignissen des Tages zu erfahren. "Ich verstehe nicht...Ich dachte, du und..." Bevor er den Satz zu Ende führen konnte, brachte Marian ihn zum Schweigen, indem sie sanft einen Finger vor seine Lippen hielt. "Du dachtest, Mark und ich wären ein Paar und ich hätte mich längst entschieden, den Sherwood Forest zu verlassen", vollendete sie den Satz mit einem schelmischen Lächeln. "Du hast mich deshalb von dir gestoßen, weil nicht verletzt werden wolltest." Robin sah die junge Frau in seinen Armen erstaunt an und öffnete den Mund, um ihr zu widersprechen, hielt jedoch abrupt inne und wich ihrem Blick beschämt aus. Warum hatte er Marian nicht einfach nach Mark gefragt, anstatt die Beherrschung zu verlieren? Gleich darauf spürte er ihre zarte Hand an seiner Wange, die ihn liebevoll streichelte und als er ihr in die Augen sah, wusste er endgültig, wem ihr Herz wirklich gehörte und dass es für ihn nie einen Grund zur Eifersucht gegeben hatte. Diese Erkenntnis ließ Dankbarkeit und unendliche Wärme in Robin aufsteigen. Marian hätte sich ihren Gemahl unter den einflussreichsten Edelmännern des Landes erwählen können, doch sie hatte ihm ihr Herz geschenkt. Im Stillen schwor er sich, dass sie niemals einen Grund haben sollte, ihre Entscheidung zu bereuen. "In einem Punkt hattest du sogar Recht", gab die junge Frau nach einem Moment des Schweigens zu und riss ihn damit aus seinen Gedanken. "Mark hat in meinem Herzen einen ganz besonderen Platz und wir sind sehr vertraut miteinander. Aber ist es denn nicht natürlich, dass mich mit meinem Bruder ein inniges Band verbindet?" Der junge Mann blinzelte seine Liebste erstaunt an, während ihre Eröffnung langsam in sein Bewusstsein drang und war endgültig sprachlos. Als sie freimütig zugegeben hatte, wie wichtig Mark ihr war, hatte er deutlich gespürt, wie die Eifersucht erneut in ihm aufstieg, doch nun fehlten ihm die Worte. Mark war Marian's Bruder? Es war alles nur ein großes Missverständnis? "Dein Bruder?" hauchte er atemlos. "Wie hätte ich das auch nur ahnen sollen? Als wir dich an jenem Abend aus Schloss Nottingham befreit haben, hatte er deine Eltern nicht begleitet und du hast auch nie etwas von ihm erzählt. Ich musste doch glauben, du hättest dich in ihn verliebt, vielleicht sogar bevor wir uns begegnet sind." Er hielt inne und seufzte traurig. "Außerdem war es für mich die einzige Erklärung, warum du heute Morgen so abweisend zu mir warst." Marian schüttelte den Kopf und zog ihren Liebsten tröstend an sich. "Robin", gab sie eindringlich zurück. "Glaubst du wirklich, ich wäre die ganze Zeit hier in den Wäldern geblieben, wenn es einen Mann in meinem Leben gegeben hätte, nach dem ich mich sehne? Glaub mir, meine Eltern hätten Mittel und Wege gefunden, mich vor Lord Alwine zu schützen. Ich hätte jederzeit nach Schloss Lancaster zurückkehren können, doch ich bin aus freien Stücken geblieben. Weil ich bei dir sein wollte." Nun war es Marian, der ein Seufzen entkam. "Ich weiß selbst nicht, warum ich dir und den Anderen nichts von Mark erzählt habe", gestand sie beinah hilflos. "Es hat sich wohl einfach keine Gelgenheit dazu ergeben. Immerhin hatten wir genug andere Sorgen. Aber es war nie meine Absicht, dir etwas zu verheimlichen. Du hast uns doch heute selbst zusammen gesehen. Sie er mir nicht ähnlich genug, um mein Bruder sein zu können?" Der junge Mann schwieg eine Weile und dachte angestrengt nach. Ihm fiel ein, dass Mark ebenfalls blondes Haar und blaue Augen hatte. Was sie gesagt hatte, mochte also durchaus wahr sein. Warum sollte sie ihn auch belügen? Wenn sie es gewollt hätte, hätte sie längst fortgehen können, doch sie war geblieben. Weil sie bei ihm sein wollte... "Was heute Morgen angeht", fuhr Marian nach einer Weile fast schüchtern fort. "Ich denke, ich bin dir auch eine Erklärung schuldig. Wenn du noch willst, würde ich deine Einladung jetzt gerne annehmen." Nun war es an Robin, ihr ein strahlendes Lächeln zu schenken. "Ja", antwortete er überglücklich. "Sehr gerne." Kurze Zeit später gingen die Beiden Seite an Seite die mondbeschienenen Pfade des Waldes entlang. Am Rande hatten sie die erstaunten Blicke der drei Geschwister bemerkt, als sie den Unterschlupf zu solch später Stunde verlassen hatten, doch das kümmerte sie nicht. Für sie zählte nichts als die Nähe des Anderen und die Erleichterung, die sie durchflutete. Sie mussten allein sein, um fern von anderen Augen und Ohren auch die letzten Missverständnisse aus der Welt schaffen zu können. Als sie schließlich eine kleine, verborgene Lichtung erreichten, setzten sie sich dort dicht nebeneinander ins Gras. "Eines verstehe ich trotz allem nicht", brach Robin dann das Schweigen. "Warum warst du heute Morgen so abweisend zu mir, wenn ich doch der Mann bin, den du liebst?" Marian hielt den Blick verlegen zu Boden gerichtet und konnte nicht verhindern, dass ein Anflug von Röte über ihre Wangen schlich. "Weil ich ganz ähnliche Zweifel hatte wie du", gestand sie ehrlich. "Ich war fest davon überzeugt, dass du meine Gefühle niemals erwidern würdest, weil du dich längst in eine andere Frau verliebt hättest." Als er erkannte, dass die junge Frau nicht einmal geahnt hatte, wie er für sie empfand und dass es ihr ebenso ergangen war, wie ihm, war Robin wirklich überrascht. Wie hatten sie beide nur so blind sein können? "Aber Marian", entfuhr es ihm fassungslos. "Wie konntest du nur so etwas denken? In wen sollte ich mich denn verliebt haben?" "Zum Beispiel in Cleo", gab sie mit unverhohlener Traurigkeit zurück. "Immerhin habe ich allzu oft gehört, wie bewundernd, beinah liebevoll du von ihr gesprochen hast. Ich glaubte, meine Liebe wäre einseitig und wollte nicht, dass du mich aus Pflichtgefühl zu deiner Gefährtin nimmst. Deshalb habe ich dich zurückgewiesen." Robin schüttelte den Kopf und legte behutsam die Arme um seine Geliebte, um sie sanft an sich zu ziehen. Ihren Kopf bettete er liebevoll an seine Brust, wo sie seinen Herzschlag kräftig und beruhigend an ihrer Wange spürte. "Fühlst du es?" fragte er zärtlich. "Mein Herz schlägt allein für dich. Es gehört nur dir, für alle Zeit." "Oh Robin", hauchte Marian gerührt und konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Der bloße Gedanke, dass er kurz davor gewesen war, sich für immer von ihr abzuwenden, erfüllte sie mit Schrecken. Zu groß war ihre Erleichterung, dass alle ihre Ängste sich als unbegründet erwiesen hatten. Niemals hätte die junge Frau sich träumen lassen, dass Robin ihre Gefühle erwiderte, doch er tat es. In jedem Blick und jeder Berührung spürte sie nichts als unendliche Liebe und bedingungslose Hingabe. Vor Glück weinend lag sie in seinen Armen, während Robin nicht einen Augenblick aufhörte, sie zu streicheln und ihr die zärtlichsten Liebesbezeugungen ins Ohr zu flüstern. Als die junge Frau sich langsam beruhigte, hob sie den Kopf, um ihren Liebsten anzusehen und angesichts der Zärtlichkeit, die ihr aus den blauen Tiefen seiner Augen entgegenstrahlte, stockte ihr der Atem. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als Robin sich langsam zu ihr hinunterbeugte. "Ich liebe dich", hauchte er, bevor er ihre Lippen mit einem Kuss verschloss, der ebenso leidenschaftlich war, wie der erste und dennoch soviel tiefer ging. Dieser Kuss war nicht länger getrieben von Zweifeln und Ängsten, sondern einzig geboren aus der Liebe, die sie untrennbar miteinander verbunden hatte. Fortsetzung folgt... Epilog: Für immer nur Dein -------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Epilog: Für immer nur Dein In dieser Nacht lag Marian noch lange wach, von den Ereignissen des Tages noch zu aufgewühlt, um schlafen zu können. Bis spät in die Nacht hatten Robin und sie zusammen auf der Lichtung gesessen, zarte Küsse ausgetauscht und einander die liebevollsten Koseworte zugeflüstert. Erst als der Mond bereits hoch am sternenklaren Nachthimmel gestanden hatte, waren die Beiden Hand in Hand zum Unterschlupf zurückgekehrt, wo Will, Winniefred und Barbara sie mit lautem Jubel empfangen und sich sichtlich über ihr Glück gefreut hatten. Marian selbst konnte noch immer kaum glauben, was vor wenigen Stunden geschehen war. Robin erwiderte ihre Liebe und aus ihnen, die einst beste Freunde und enge Vertraute gewesen waren, war ein Paar geworden. Ihr größter Traum war endlich doch noch in Erfüllung gegangen. Allein die Erinnerung an seine Küsse ließ ihre Haut prickeln, als würden sich Tausende von Schmetterlingen mit einem Mal darauf niederlassen und eine wohlige Wärme breitete sich in ihrem Körper aus. Sie war wirklich bis über beide Ohren verliebt und zu wissen, dass er ebenso für sie empfand, machte sie unsagbar glücklich. Aller Seligkeit, die sie erfüllte, zum Trotz, fühlte die junge Frau sich jedoch auch ein wenig einsam, als sie dort in ihrem Bett lag, das ihr plötzlich kalt und leer erschien. Sehnsüchtig schaute sie zu Robin hinüber, der nicht weit entfernt lag und friedlich zu schlafen schien. Wie gerne wollte sie seine Nähe und seine Wärme spüren, einfach nur bei ihm sein! Als die Sehnsucht schließlich unerträglich wurde, stand Marian leise auf und ging zu dem Bett hinüber, in dem ihr Liebster lag. Als sie sich vorsichtig auf die Bettkante setzte, schlug Robin die Augen auf und als er sie erkannte, fand ein sanftes Lächeln den Weg in sein Gesicht. "Marian", flüsterte er liebevoll. "Was hast du? Kannst du nicht schlafen?" Die junge Frau schüttelte den Kopf und fühlte sich auf einmal unerwartet verlegen. "Nicht ohne dich", gestand sie leise. "Du fehlst mir so sehr." Bei diesen Worten wich der besorgte Ausdruck in Robin's Gesicht einem verständnisinnigen Lächeln. "Mir geht es nicht anders", gab er sanft zu und hob die Decke, unter der er warm und gemütlich lag, einladend an. Ohne zu zögern kam Marian seiner unausgesprochenen Aufforderung nach, legte sich zu ihm und bettete ihren Kopf liebevoll an seine Schulter. Robin hüllte sie beide schützend in die warme Decke ein und zog die junge Frau noch ein Stück enger an sich. Wie lange hatte er sich danach gesehnt, sie einfach nur in seinen Armen zu halten! Niemals würde er sie mehr gehen lassen oder ihr einen Grund geben, an seiner Liebe zu zweifeln! Marian lag, selig vor Glück, an der Seite ihres Geliebten und kuschelte sich vertrauensvoll an seinen warmen, kräftigen Körper. Bei ihm fühlte sie sich sicher und geborgen, als hätte sie endlich das Ziel einer langen Reise erreicht. Sie gehörte zu Robin, für alle Zeit und sie würde ihn niemals verlassen. Eine Weile lagen die beiden Liebenden einfach nur eng aneinander geschmiegt im Bett und lauschten dem Gleichklang ihrer Herzen. Als Robin schließlich zart ihre Wange streichelte, blickte Marian auf und versank förmlich in seinen tiefen Augen, aus denen ihr soviel Liebe entgegenstrahlte, dass sie es kaum zu fassen vermochte. Ihren Blick mit seinem fesselnd, beugte er sich zu ihr hinüber, bis seine Lippen wie ein Hauch über ihr Ohr streiften. "Für immer nur Dein." Der zärtliche Klang seiner Stimme ließ ihr Herz einen Schlag aussetzen. So lange hatte sie sich danach gesehnt, diese Worte zu hören, die von der wahren Tiefe seiner Liebe zeugten und von dem aufrichtigen Wunsch, sein Leben an ihrer Seite zu verbringen. Überglücklich strahlte sie ihn an und wandte sich nun ihrerseits zu ihm, um ihm ebenfalls die Worte ins Ohr zu flüstern, die sie auf ewig aneinander binden würden. "Für immer nur Dein." Mit einem tiefen, leidenschaftlichen Kuss schworen sie einander ewige Liebe und Treue, die keine Macht der Welt jemals würde zerstören können. Ihre Herzen und ihre Seelen wurden eins und würden bis in alle Ewigkeit untrennbar miteinander verbunden bleiben. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)