Ain't afraid to die - the unknown life von abgemeldet ([KaoruxDIE] - [DIExToshiya]) ================================================================================ Kapitel 1: 一 ------------ Es war ein frischer Novembermorgen, als der schwarzhaarige Japaner sich zurecht für die wöchentlichen Proben machte und gerade die Nachrichten verfolgte, während er mit einer Tasse Kaffee in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand vor seinem Fernseher stand. Geistig ging er noch mal alle Punkte durch, ob er auch nichts für den heutigen Tag vergessen hatte und trank in Ruhe seinen Kaffee aus, dann schaltete er das Gerät ab. Er schnappte sich seinen USB-Stick als auch seine Notizen, schlüpfte rasch in seine Jacke und Schuhe, rauchte nebenbei die Zigarette fertig und schaltete das Licht aus, wo es noch unnötig in seiner Wohnung brannte. Leise eine seiner neukomponierten Melodien vor sich hinsummend verließ der schwarzhaarige Mann nun mit seinem Bass geschultert den Wohnkomplex, in dem er schon seit einiger Zeit lebte, wobei er noch rechtzeitig den Bus erwischte, der ihn in einen anderen Stadtteil von Osaka brachte. Tief in seine Gedanken versunken stieg er bei der Station aus die nun angekündigt wurde, zündete sich gleich mal eine Zigarette an und ging den Rest des Weges zum Studio zu Fuß. Es war schon irgendwie zu seiner Routine geworden, da er gerne durch das Stadtteil spazierte, in dem das Gebäude sich befand, wo sie sich jede Woche trafen. Ihr Drummer Shinya war meist wie ihr leader-sama einer der Ersten beim Proberaum, das wusste der schwarzhaarige Japaner schon und einen weiteren Zug von seiner Zigarette machend blickte er überrascht auf, als ihn die Grinsekatze ihrer Band anlächelte. "Morgen Toshiya, hätte nicht gedacht, dich hier an zu treffen" sagte ihr Zweitgitarrist gleich einmal zu ihm, ging mit ihm gleich auf und zündete sich selbst eine Zigarette an. "Morgen, Daisuke" begrüßte er nun den Älteren, schüttelte kurz seinen Kopf und ein leichtes Lächeln huschte ihm über die Lippen, da der Gitarrist erneut wohl nicht aufgepasst hatte, was sein Weg von und zum Proberaum eigentlich war. Im Grunde genommen konnte er dem Älteren so etwas nicht übel nehmen; nebenbei bemerkt war es ihm ja auch selbst auch oft vorgekommen, dass er sich gewisse Dinge nicht gemerkt hat, die der Rothaarige am Tag zuvor gesagt hatte. „Denkst du, ich kann mit Kaoru über eine neue Idee reden, die ich für die Band habe?“ kam es nun mit leichter Unsicherheit über seine Lippen, schaute fragend den nur um einen Kopf kleineren Japaner neben sich an, machte einen Zug von seiner Zigarette und ihm fiel das typische Grinsen des Rotschopfes auf. „Sicher doch, Tosh, Kao reißt dir ja nicht gleich das Herz deswegen heraus“ scherzte DIE nun, als ihm die Unsicherheit in der Stimme des Bassisten aufgefallen war und direkt in die braunen Augen seines nun langjährigen Freundes blickte. Mit einem leichten Nicken reagierte Toshiya auf die Aussage seines Freundes, mit dem er sich noch über die bevor stehende Tour unterhielt und tief in seiner Seele ahnte er nicht, dass ihm heute noch eine Art Geduldsprobe erwartete die den Rotschopf als auch ihn selbst betraf. Pünktlich wie immer trafen DIE und Toshiya beim Proberaum ihrer Band ein, wobei Shinya sie gleich begrüßte. Auf dem Schoß des Drummers befand sich dessen Hündin Miyu, die er überall hin mit nahm und sichtlich gut gelaunt ging der Rothaarige direkt auf ihren leader-sama zu, der sich mit einem aus der Crew unterhielt. Toshiya selbst stellte sein Bass ab, dass er aus der Tragetasche hervor holte, dieses auf seinen AMP abstimmte, den er hier während der Proben verwendete und aus dem Augenwinkel heraus bemerkte er ihren Sänger, der nun ebenfalls eingelangt war. Gerade als er die wichtigsten Akkorde zur Aufwärmübung spielte, fiel ihm Kaorus Anwesenheit auf und blickte diesen genau an, dabei sah er die Gelegenheit günstig, diesen wegen seiner neu komponierten Songs anzusprechen. „Wenn DIE genau so engagiert wie du wäre, bräuchten wir uns nicht dreimal pro Woche zu den Proben treffen“ meinte leader-sama nur als Begrüßung zu seinem Bassisten, lächelte diesen an, dann ging dieser zu seiner heißgeliebten Ganesa und mit einem Blick wurde sogar den Anderen klar, dass die Proben nun beginnen konnten. Schmollend schnappte der rothaarige Japaner sich seine rote ESP, stimmte diese auf Kaoru und Toshiya ab, dann konzentrierte er sich auf die Melodie, die ihnen Shinya nun auf seinem Drumset vorgab. Da die ersten drei Stücke immer nur Trockenübung für die Meister ihrer Instrumente waren, beobachtete Kyo seine Freunde ganz genau und ihm fiel auf, dass ihr Bassist nicht gerade zufrieden mit dem momentan gespielten Tempo zu sein schien. // Kommt es mir nur so vor oder hat er wirklich Kaorus Level erreicht? // dachte der Sänger nun leicht murrend, ging auf sein Mikrophon zu und sang sofort los, als er von seinen Freunden die Takte zu ihrem Song ,Clever Sleazoid‘ vorgegeben bekam. Bis zum Mittag übten die fünf Freunde alle möglichen Songs, die sie im Laufe ihrer gemeinsamen Karriere zu Leben erweckt hatten und selbst leader-sama war deutlich aus dem Augenwinkel heraus aufgefallen, dass Toshiya beim letzten Lied ein Tempo aufwies, mit dem ihr Rhythmusgitarrist und auch ihr Drummer leichte Probleme bekamen. „Nach der Pause wiederholen wir ,Vinushka‘ und ,Akatsuki‘ bevor wir mit der Songlist für unsere aufkommende Tour durch ganz Japan beginnen“ sagte Kaoru nur im sachlichen Ton, blickte vor allem DIE an, dann entließ er seine vier Schützlinge in die wohlverdiente Mittagspause. Die Pause an sich nutzte der dunkelbraunhaarige Japaner immer dazu, den nötigen Papierkram zu erledigen, der sich immer vor einer Tour anhäufte und während er die Songliste noch einmal durchging, hinterfragte er seinen Gedanken im Bezug des rothaarigen Japaners, zu dem er sich noch stark hingezogen fühlte. In letzter Zeit beschlich ihm ein äußerst ungutes Gefühl, dass er sich nicht erklären konnte und er wunderte sich, ob es etwas damit zu tun haben konnte, dass sein schusseliger Rotschopf deutliche Interesse am Bassisten zeigte, mit dem er häufig zusammen war. Auch wenn das Thema Beziehung zwischen dem Rothaarigen und ihm selbst schon lange vom Tisch geräumt war, so konnte sich Kaoru einfach nicht vorstellen, dass sich da etwas zwischen seinen Freunden DIE und Toshiya in die Richtung anbahnen könnte. Tief seufzend wandte er sich nun dem Stapel an Formularen zu, die er jedesmal für jeden einzelnen innerhalb der Band ausfüllen musste, damit sie auch während ihrer Konzerte wenigstens versichert waren. Auch wenn er zu Großteil mit entscheiden konnte, so hatte Kaoru sich der Anordnung ihrer wichtigsten Sponsoren gebeugt - eine komplette Versicherung für die gesamte Band ab zu schließen - nur um diese nicht zu verlieren. Er blickte sofort auf, als er gerade dabei war, ein Formular für den Zweigitarristen seiner Band aus zu füllen und ein kurzes Lächeln huschte über die Lippen, da besagter Rotschopf bei der Tür zum kleinem Büro stand, dass Kaoru ebenfalls sein eigen nannte. „Kann ich eintreten?“ fragte DIE rasch mit einem Lächeln nach, wobei er nicht ganz sicher war, ob der Ältere nicht all zu beschäftigt mit seinem Papierkram war. Mit einem raschen Kopfnicken deutete er seinem Freund an, dass er rein kommen konnte und innerlich erhoffte er sich keinerlei Störung seitens der anderen drei Bandmitglieder. Denn seit etwa einem Monat verbrachte Kaoru seine Mittagspause damit, neben dem anfallenden Papierkram sein altes Band mit dem rothaarigen Japaner zu stärken, indem sie mit einander schliefen. Um ehrlich mit sich selbst zu sein wollte Kaoru nicht, dass seine Freunde Shinya, Kyo und vor allem Toshiya davon Wind bekamen, was sich da eventuell wieder zwischen ihm und DIE aufbauen könnte. Inzwischen war der schwarzhaarige Japaner mit Shinya und seiner Hündin auf einem Spaziergang rund um den Block ihres Studios gewesen, wobei sie diesmal der Sänger begleitete, der normalerweise die Pause immer dazu nutzte, um den Schlaf nach zu holen, den er durchs frühe Aufstehen für die wöchentlich anfallenden Proben immer versäumte. „Ich muss zugeben, selbst mir fiel es bei ,Akatsuki‘ schwer dir zu folgen“ gab nun der Schlagzeuger leicht verlegen zu, hob die kleine Hündin hoch, schaute seinen Freund genau an und ohne es zu ahnen sprach er selbst die Worte aus, die Kyo ebenfalls an den Bassisten richten wollte. „Ist mir wirklich nicht aufgefallen, Shin“ meinte Toshiya nun grinsend, fuhr sich etwas verlegen durchs kurze Haar, dass er leicht gewellt trug und blickte seine beiden Bandkollegen an. „Dir haben wir die extra Einlage zu verdanken, zu der uns Kaoru verdonnert hat“ grummelte Kyo nun vor sich hin, stopfte beide Hände in seine Jeanstaschen und sah etwas verstimmt den Größeren an. „Ich möchte sowieso mit Kaoru reden; wenn es dir hilft, kann ich ja versuchen ihn um zu stimmen“ schlug Toshiya nun dem Sänger vor, legte freundschaftlich seine Hand auf dessen Schulter, blickte ihn genau an und lächelte diesen strahlend an. „Dann mach dich sofort auf zu leader-sama und bereinige diese Sache“ meinte Kyo nur leicht grummlig darauf, setzte sich nun auf das Stück Mauer des Eingangsbereiches neben Shinya, fischte sich eine Zigarette hervor und zündete diese sich sofort an. Mit einem Nicken ging Toshiya wieder hinein, schnappte sich seinen USB-Stick aus seiner Jackentasche, auf dem er ja seine neukomponierten Werke gesichert hatte und er ging langsam auf das Büro zu, als er deutlich etwas hören konnte, dass ihm nicht wirklich behagte. Leise schlich er sich näher, wobei er sich stark auf die Lippen biss, als er die Stimme des Rothaarigen vernehmen konnte und vom Spalt der Türe aus sehen konnte, wie dieser oben ohne war und von Kaoru innig geküsst wurde. Wortlos schlich er sich davon, ballte seine beiden Hände zu Fäuste und biss sich verstärkt auf die Unterlippe, die nun leicht zu bluten begann, als er ins Freie trat und an seinen Freunden Shinya & Kyo vorbei ging. Verdammt, wieso wühlte es ihn innerlich so sehr auf, dass ihr leader-sama so intim mit Daisuke Andou verbunden war und weshalb tat es ihm tief in seinem Herzen so weh, dass der Rotschopf willig auf ihn einging? Für ihn fühlte sich diese Situation wie ein direkter Faustschlag ins Gesicht an, irgendwie hatte sich Toshimasa Hara doch erhofft, dass sich langsam aber sicher etwas zwischen DIE und ihm bilden würde das auf mehr als nur reine Freundschaft hinaus lief, doch er musste nun einsehen wie sehr er sich darin geirrt hatte. Warum nur musste dieser treudoofe Rotschopf so präsent in seinem Herzen sein, dass es ihm so sehr schmerzte, wenn dieser in Kaorus Gegenwart mit ihm flirtete? „Vermutlich, weil ich so ein naiver Volltrottel bin“ murmelte der Schwarzhaarige leicht verbittert vor sich hin, starrte auf den Asphalt vor sich und stand bei der Mauer eines Gebäudes angelehnt, dass nur 100m von ihrem Probestudio entfernt war. Kurz seine Augen schließend lehnte er seinen Kopf bei der Mauer an, versuchte seine gesamten aufkommenden Gedanken zu verdrängen und seufzte tief auf, als er geistig klar das Gesicht des Rhythmusgitarristen sehen konnte, wie er ihn anlächelte. Sich eine Zigarette anzündend blickte er in Richtung Himmel, als er aus dem Augenwinkel heraus sehen konnte, wie der Sänger mit fragendem Blick auf ihn zu kam. „Toshiya, was ist los?“ fragte nun Shinya, der ebenfalls gefolgt war und deutlich an der Körpersprache seines Freundes ablesen konnte, dass etwas nicht mit ihm stimmte. „Dreimal kannst du raten, Shinya“ kam es murrend von Kyo, der das Schweigen des Bassisten soweit deuten konnte, dass dieser nicht mal in der Lage gewesen war, mit leader-sama zu reden. „Warte, du meinst, Kaoru und DIE...?“ fing Shinya gerade seine Frage an, worauf Toshiya diese nur mit einem Nicken beantwortete und beiden Musikern fiel dieser verletzte als auch verbitterte Blick des Bassisten auf, mit dem er erneut in Richtung Himmel starrte. Schweigend starrten sich Sänger als auch Drummer fragend an, wobei sie nicht genau wussten, wie sie nun ihrem Freund eine Hilfe sein konnten und brachen schließlich weiterhin schweigend samt ihrem Bassisten zurück ins Studio auf, da sich ihre einstündige Mittagspause dem Ende näherte. Etwas reserviert reagierte der Schwarzhaarige auf den Zweitgitarristen, der grinsend seinen Bandkollegen entgegen kam und Shinya fragte sich nun, warum Toshiya so empfindlich auf dieses Thema reagierte. „Kaoru, ich muss dann etwas mit dir besprechen“ sagte der Bassist beim Eintreten zu ihrem leader-sama im sachlichen Ton zu ihm, sah ihn nur kurz an, während er sich sein Bass umschnallte und der Dunkelbraunhaarige nickte nur auf die Worte Toshiyas hin, womit er ihm zu verstehen gab, dass am Ende der heutigen Proben sie reden konnten. Diesmal schafften es Shinya und DIE, sich dem vorgegebenen Tempo ihres Bassisten sich an zu passen und Kaoru zeigte sich sichtlich zufrieden, das sein zweitjüngster Schützling ihn dahin gehend unterstützte, die Band auf das nächste Level zu bringen. Nachdem sie sogar jene Lieder einstudierten - die laut der Liste auf ihrem ersten Konzert in Niigata vorgetragen wurden - erklärte sich Kaoru bereit, die Proben für heute früher zu beenden und ihm fiel an Toshiya stark auf, dass er anders spielte, als er es sonst von ihm gewohnt war. Kyo und Shinya verabschiedeten sich sofort, da sie meist immer als Erster den Proberaum verließen und leicht fragend hob Toshiya die Augenbraue hoch, als ihm der bei der Türe angelehnte Rotschopf auffiel. „Kommst du, Tosh?“ fragte DIE nun den Schwarzhaarigen, von dem er das Gefühl bekam, das es wichtig für ihn selbst sein könnte, sich mit ihm zu unterhalten. „Gleich, Daisuke, ich muss noch etwas mit Kao besprechen, was die Band betrifft“ antwortete der Schwarzhaarige gelassen dem Älteren, lächelte leicht diesen an und mit einem raschen Kopfnicken kümmerte sich dieser darum, dass Toshiyas Bass sich in der Tragetasche ebenfalls aufbruchsbereit befand. Mit Kaoru begab sich dieser in das kleine Büro ihres leader-samas, erklärte ihn in raschen Worten, weswegen er mit ihm reden wollte und holte dabei seinen USB-Stick als auch die dazu gehörigen Notizen hervor. Kaoru erklärte sich sofort bereit, sich die von Toshiya komponierten Werke an zu hören, brannte sie sich alle auf eine CD und gab diesen für eine Weile frei von den Proben, da sich der Bassist in den letzten Tagen sichtlich angestrengt hatte. „Ich rufe dich an, wenn ich sie mir angehört habe“ sagte noch der dunkelhaarige Japaner zu ihm, legte freundschaftlich seine Hand auf Toshiyas Schulter, nahm sich die gebrannte CD aus dem Laufwerk des PCs und verließ mit diesem das Gebäude, wobei sich ihre Wege trennten, da Kaoru mit der Schnellbahn fuhr. So gingen DIE und Toshiya schweigend miteinander in Richtung Busstation, wobei beide eine Zigarette rauchten und der Rotschopf wunderte sich gerade, was mit dem Jüngeren denn los war. Seit dem Ende der Mittagspause war ihm klar aufgefallen, dass etwas den Bassisten zu beschäftigen schien und innerlich fragte er sich gerade, weshalb er vorhin so reserviert auf ihn reagiert hatte. „Tosh, egal was es ist, lass uns darüber reden“ meinte der Rothaarige nun, nachdem er mit diesen in den Bus eingestiegen war, tief in die braunen Augen des Größeren blickte und sich so erhoffte, dass sein Freund zustimmte, ihn noch nach Hause zu begleiten. Fragend hob Toshiya eine Augenbraue hoch, es überraschte ihn ehrlich gesagt, dass sich der Gitarrist mit ihm wirklich darüber unterhalten wollte, was an der Seele des Schwarzhaarigen nagte und trotz des mulmigen Gefühls, dass gerade in ihm aufstieg stimmte er dem Vorschlag zu. Gestaffelt gingen sie schließlich zum Wohnkomplex, in dem die Wohnung des Rothaarigen lag und bisher war Toshiya öfter in ihr drinnen gewesen als sonst einer seiner Bandkollegen. Beim Eintreten in die Wohnung seines Freundes stellte er sein Bass in das Arbeitszimmer des Rotschopfes, wo dieser seine Akustikgitarren aufbewahrte und folgte ihm gleich ins Wohnzimmer, wobei ein schwaches Lächeln über die Lippen huschte, als ihm ein Foto von ihrer letzten Amerikatour mit ihnen beiden darauf auffiel. Er erinnerte sich noch ganz gut an die Entstehung dieses Fotos, da DIE sturzbetrunken gewesen war und er - selbst auch etwas angeheitert - hatte ihn noch halbwegs abstützen können bevor dieser in einen mit Wasser gefüllten Graben fiel, als der Drummer von Deftones dieses Foto von ihnen schoß. Grinsend blickte nun DIE seinen Bandkollegen als auch Freund an, der dieses Foto gerade in der Hand hielt und ihm eine Tasse Tee reichte, die er für diesen gemacht hatte. Dankend nahm Toshiya die Tasse entgegen, stellte das Foto wieder an seinen Platz und er dachte gerade darüber nach, ob er den Gitarristen darauf hin ansprechen sollte, was er heute Mittag zwischen Kaoru und ihm mitbekommen hatte. „Ohne deine Hilfe wäre ich ja von Kao geköpft worden“ schoß es nun über die Lippen des rothaarigen Japaners, der kurz zum Foto schaute und seinen Blick auf den Größeren richtete, der ihm genau gegenüber am Sofa hockte. „Dank dir haben wir trotzdem einen am Deckel bekommen“ kommentierte der Schwarzhaarige in Ruhe darauf, trank nun einen Schluck von seinem Tee und blickte tief in die nussbraunen Augen des Älteren. Verlegen fuhr sich DIE durch sein länger gewordenes rotes Haar, als er sich wieder daran erinnern konnte, wie sauer Kaoru deswegen war, weil er sogar ihren Bassisten damit hinein gezogen hatte. „Hai, das habe ich ehrlich gesagt total verschwitzt“ gab schließlich der Rhythmusgitarrist zu, lächelte schief sein Gegenüber an und tief in seinem Inneren verdichtete sich sein Verdacht, dass etwas den Anderen an der Seele zu nagen schien, als er ebenfalls kurz von seinem Tee trank. „In sowas bist du Weltmeister, Daisuke“ sagte Toshiya nun lächelnd, der eine Art Privileg darin hatte, ihren Zweitgitarristen bei seinem Vornamen nennen zu dürfen. „Übrigens Tosh, hast du morgen schon etwas vor?“ fragte er gleich einmal den Schwarzhaarigen, mit dem er unbedingt wieder etwas unternehmen musste und blickte ihn fast schon flehend an, dass dieser ihm zustimmen würde, den morgigen Tag gemeinsam zu verbringen. „Eigentlich... nicht, Daisuke“ antwortete Toshiya nach langer Überlegung, da er um mit sich ehrlich zu sein noch zu verletzt wegen der Situation war, die er quasi heute Mittag unfreiwillig beobachtet hatte, als er nur zum Büro wollte um mit leader-sama über seine Ideen zu reden. „Super, dann kommst du morgen gleich in der Früh vorbei? Einfach nur irgendwelche Lieder spielen, nur du und ich“ kam es begeistert aus DIE hervor, der mit einem Lächeln sein Gegenüber ansah und Toshiya willigte diesem Vorschlag sofort ein, da es ja nicht schaden konnte, mal so zum Spaß etwas Musik zu machen. Kurz vereinbarten sie sich, zu welcher Zeit der Schwarzhaarige denn morgen bei DIE vorbei kommen sollte, dann brach Toshiya zu seiner eigenen Wohnung auf, die nur einen Katzensprung von der Wohnung ihres Zweitgitarristen entfernt lag. Tief seufzend blieb er für eine Weile bei der Eingangstür stehen, nachdem er seine eigene Wohnung betreten hatte und schloss seine Augen, als er sich an der Türe hinab rutschen ließ. „Baka...“ murmelte er nur vor sich hin, starrte lange auf den dunklen Flur vor sich und umschlang seine Knie, die er an sich angezogen hatte. Wieso ließ er es überhaupt zu, dass ihn der Ältere so schnell zu etwas überreden konnte, auch wenn ihn dieser scheinbar unbewusst durch sein Verhalten verletzte? Weshalb brachte er nicht endlich jenen Mut auf, der ihn dahin gehend fehlte um dem Rotschopf gegenüber seine wahren Gefühle zu gestehen und was er - Toshimasa Hara - davon hielt, dass Daisuke Andou ihn nicht so wahr nahm wie er es ihm gegenüber eigentlich tun sollte? Langsam stand der Bassist Dir en Greys nun auf, streifte Jacke und Schuhe ab, schlurfte langsam in Richtung Wohnzimmer und haute sich auf sein Sofa, wobei er nachdenklich die Zimmerdecke anstarrte. Das es selbst in seiner Wohnung dunkel war störte den Anfang Dreißigjährigen Japaner überhaupt nicht, da er zu sehr in seiner Gedankenwelt versunken war, als das er es wahr genommen hätte und in seinem Herzen fühlte er deutlich die Unsicherheit aufkeimen, die erneut an seiner Seele zu nagen begann. // Kao und DIE also... // dachte der Schwarzhaarige gerade, seufzte tief auf bei dem Gedanken, dass die Beiden ein erneutes Verhältnis hatten und starrte weiterhin auf die Zimmerdecke, wobei er sich nun zu fragen begann, was der Rothaarige eigentlich so anziehend an ihrem leader-sama finden mochte. Lange lag er so in seine Gedanken versunken da, wobei er nicht wirklich zu einer Antwort kam und sich nun selbst die Frage stellte, ob er in Wirklichkeit nur einer unwirklichen Illusion nachjagte. // Vielleicht wäre es ja besser, wenn ich mich von ihm in Zukunft an fern halte // war nun der aufkommende Gedanke des Schwarzhaarigen, stand nun von seinem Sofa auf, da sein Magen sich gerade meldete und ging direkt in die Küche, wobei ihm gleich noch die Idee kam, das morgige Frühstück für den Rotschopf und ihn her zu richten. Es war fast schon so etwas wie ein Ritual zwischen den beiden Musikern geworden, dass er - Toshimasa Hara - sich um das Essbare kümmerte, wenn sie einen ganzen Tag zusammen verbrachten und sich von ihrer eigenen Musik eine Art Pause gönnten. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, da er von Seiten ihres leader-sama genau wusste, dass dieser meist nur mit dem Rotschopf in ihrer sonst so raren Freizeit arbeitete, wenn er neue Ideen für Melodien hatte, die er mit ihm durchgehen wollte. Trotzdem gefiel ihm nicht die Aussicht, dass Kaoru erneut mit ihrem Rhythmusgitarristen eine Beziehung anfing, die in seinen Augen eh nur zum Scheitern verurteilt war. Egal wie oft er sich selbst gegenüber einredete, dass er nicht eifersüchtig auf den dunkelbraunhaarigen Japaner war, so ertappte er sich in der letzten Zeit häufig dabei, wie er reserviert als auch leicht eingeschnappt reagierte, wenn die beiden Gitarristen so eng zusammen waren. Tief seufzend starrte Toshiya gerade auf das Schneidbrett vor sich, auf dem er gerade ein Fischfilet liegen hatte und er wunderte sich gerade, weshalb er überhaupt so ein nachdenklicher Mensch geworden war, der sichtlich auch sensibler mit seiner persönlichen Umwelt wurde. Ob es wohl damit zu tun hatte, dass er seit einigen Jahren heimlich in den Älteren verschossen war und bisher nie die Chance dazu gehabt hat, es ihm direkt ins Gesicht zu sagen? Kurz schüttelte Toshiya seinen Kopf, um die belastenden Gedanken los zu werden die ihn gerade so sehr plagten, dann fokusierte er sich auf das Kochen, wobei dieses ein angenehmer Zeitvertreib als auch Ablenkung von seinen innerlichen Sorgen war. Sorgfältig richtete er die beiden Boxen mit Essen her, die er in mühsamer Kleinarbeit vor Jahren selbst gefertigt hat und betrachtete stolz sein Meisterwerk. Auch ihr Sänger Kyo bestand meistens darauf, dass er sich um die Verpflegung der Band kümmerte, wenn sie in Osaka einige Konzerte gaben und so langsam begann es ihm Spaß zu machen, für seine Freunde als auch Bandkollegen zu kochen. Vor allem bei DIE wusste er, dass dieser oft nach den Proben bei ihm vorbei schaute, nur damit sich dieser bei Toshiya mit Nahrung für die nächsten zwei Tage eindecken konnte. Eines war sich der Schwarzhaarige zu 100% sicher gewesen; wenn er damals nicht von Kaoru angesprochen worden wäre, um Bassist für seine Band zu werden, so hätte er - Toshimasa Hara - wahrscheinlich eine professionelle Ausbildung zum Koch gestartet, da er es genau so sehr liebte in der Küche aktiv zu sein wie die Musik an sich. Allein der Gedanke daran, dass er damals ihren Sänger aus reiner Dankbarkeit bekochte, weil er noch keinen eigenen Wohnsitz in Osaka gehabt und dieser bei sich untergebracht hatte, ließ den Schwarzhaarigen leicht schmunzeln und er war sich tief in seinem Inneren sicher, dass er aus Sicht ihres Sängers der einzig geeignete Koch für die Band wäre dem er Vertrauen schenkte. Nachdem er die beiden Boxen in den Kühlschrank gab, aß er rasch eine Portion Nudeln, die er sich nebenbei gemacht hat, dann ging er ins Badezimmer, wo er sich unter die Dusche haute und danach sich gleich zu Bett begab, da er ja früh aufstehen musste. Am nächsten Morgen stand Toshiya nachdenklich & rauchend in seinem Wohnzimmer, wo er die Nachrichten verfolgte, die gerade im Fernseher gezeigt wurden und er war sich gesagt etwas unsicher geworden, warum der Rothaarige trotzdem etwas mit ihm unternehmen wollte, wenn dieser ja mit Kaoru etwas am Laufen hatte. Trotzdem packte der auf seine Mitte Dreißig zugehende Japaner die notwendigen Sachen zusammen die er für den sogenannten Tagesausflug in den Haushalt Andou benötigte und redete sich tief in seinem Inneren ein, dass ihn der Andere nur als Saufkumpanen und guten Freund ansah, obwohl er zugegebener Weise nicht wirklich wusste, was er wirklich dem Älteren gegenüber bedeutete. „Jetzt reiß dich zusammen, Toshimasa Hara, du hörst dich ja fast schon wie ein Emo an“ sagte er scharf gegen sich selbst, schnappte die hergerichtete Tasche mit dem Essen, nahm sich seine Jacke und schloss seine Wohnungstür ab, dabei nahm er sich für heute vor, positiv eingestellt zu bleiben, egal wie verrückt dieser Tag noch enden würde. Beim Wohnkomplex seines Freundes angelangt huschte er noch rasch hinein, als die Kinder von Daisukes Nachbarn das Haus verließen, grüßte höflich die beiden Mittelschüler und stieg in den Aufzug ein, der wenigstens ohne jegliche Probleme funktionierte. Im richtigen Stockwerk angelangt wunderte er sich, weshalb ihm niemand öffnete, als er bei der Wohnungstür des Rothaarigen anklopfte und in diesem Augenblick war er froh, dass er noch daran gedacht hatte, den Zweitschlüssel für die Wohnung ihres Zweitgitarristen mit zu nehmen. // Wahrscheinlich schläft er noch // dachte Toshiya gerade beim Eintreten, schlüpfte aus seinen Schuhen und ging gerade den Flur entlang, als er Geräusche aus dem Bad vernahm, die ihm die nötige Erklärung gaben, weshalb er vorhin nicht gehört worden war. Die Tasche mit dem Essen in der Küche abstellend, kümmerte er sich gleich einmal darum, dass alles für das Frühstück bereit war und stellte sogar Wasser für den Tee auf, den DIE nur dann in aller Frühe trank, wenn er - Toshiya - bei ihm auf Besuch war. Gerade als der Bassist bei der Badezimmertür anklopfen wollte, irritierten ihn deutlich die von dort vernommenen Laute neben dem Rauschen des Wassers und so weit er beim Eingangsbereich aufgepasst hatte, war er der einizg erwartete Besucher des Rothaarigen. Leichte Röte schoss ihm sofort ins Gesicht, als er seinen Namen mehrmals vernehmen konnte, wandte sich gleich vom Flur ab und verschwand in Richtung Küche, wobei er sichtlich verwirrt wirkte. Auch wenn er es sich nun bildlich vorstellen konnte, was DIE gerade unter der Dusche anstellte, so war der Schwarzhaarige total aus seinem eigenen Konzept dadurch gefallen. „Warum dann Kao?“ fragte er murmelnd sich selbst, während er den Tee nun aufgoß und dabei nicht mitbekam, dass der Rotschopf sich nun ebenfalls in der Küche aufhielt. „Zerbrichst du dir etwa deswegen so sehr den Kopf, Totchi?“ fragte DIE nun grinsend nach, der den Größeren genau anschaute und sein Grinsen noch mehr wurde, als er dessen leiche Röte um die Wange bemerkte. „Eto... morgen Daisuke“ brachte Toshiya nur hervor, der sich sichtlich überrascht fühlte und nach einem Punkt in der Küche suchte den er anstarren konnte, da der Rhythmusgitarrist nur mit einem Handtuch um die Hüften direkt vor ihm stand. „Dir auch Guten Morgen Toshiya, aber das war nicht gerade die Antwort, auf die ich gewartet habe“ meinte DIE nur darauf, stützte sich mit einer Hand bei der Küchenfront ab, wo der Größere genau vor ihm stand, richtete sich noch seine nassen Haare und er konnte nur ahnen, was im Inneren seines Freundes so vorging. // Himmel, kami-sama, was habe ich verbrochen, dass du mich so quälen musst? // dachte der Schwarzhaarige gerade, der leicht schluckend nur auf die vorige Frage seines Bandkollegens hin nickte und seinen Blick nicht von diesem nehmen konnte, der in vielerlei Hinsicht so anziehend auf ihn war. Warum nur musste sich auch nur sein dummes Herz für diesen Mann genau vor ihm entscheiden, der mit größter Sicherheit nicht jene Gefühle für ihn hegte, die er - Toshimasa Hara - für den rothaarigen Gitarristen empfand. „Du bist echt kawaii, wenn du so durch den Wind wirkst, Tosh“ brachte der Ältere nun leicht lachend hervor, blickte tief in die braunen Augen seines Gegenübers, dann ließ er einen hochrot gewordenen Toshiya in seiner Küche zurück, um sich etwas Bequemes an zu ziehen. In letzter Zeit war ihm stark aufgefallen, wie sehr ihn der Jüngere in einer Art betrachtete, die er von früher bei Kaoru her kannte und irgendwie wurde er aus der ganzen Sache nicht mehr schlau, in die er dank leader-sama verwickelt worden war. Irgendwie fühlte es sich für ihn an, dass er durch die Zustimmung von Kaorus Angebot seine wahren Gefühle hinterging. Sooft er den Spruch ,Vergangenes sollte man ruhen lassen‘ schon in seinem Leben gehört hatte, war er sich endlich darin gehend einig geworden, dass er sich nicht mehr von dem einnebeln lassen sollte, was er einst für ihren leader-sama empfunden hatte. // Nur wie soll ich es ihnen beiden denn beibringen? // dachte DIE gerade seufzend nach, als er sich für ein ausgewaschenes AC/DC T-Shirt entschied, dieses nun rasch anzog und kurz in den Spiegel in seinem Schlafzimmer starrte. Nein, soviel Nachdenklichkeit passte nicht zu ihm; dadurch wirkte er ja um Jahre älter als er eigentlich war und er konzentrierte sich darauf, heute seine Spaß mit Toshiya dahin gehend zu haben, dass sie den Streß der letzten Proben vergessen konnten. Nur ein einziges Mal war er dem Jüngeren so nahe gewesen wie sonst mit ihrem Leadgitarristen und das war vor Jahren gewesen, als sie noch in ihrer sogenannten Visual Kei Phase steckten. Sie hatten eine erfolgreiche Tour mit einem gewaltigen Saufgelage gefeiert, wobei Toshiya im angetrunkenen Zustand zuerst Shinya und dann noch Kyo geküsst hatte, bevor er die Bar verließ in der sie als Band feierten. Er - ebenfalls angeheitert - war ihm schließlich ins Freie gefolgt und mit ihm gemeinsam ins Hotel zurück gekehrt, von dem sie am nächsten Morgen aus wieder retour nach Osaka fahren würden. Zu ihrer beider Glück befand sich keine andere Menschenseele im Aufzug, als der Bassist lasziv bei der Wand angeleht stand und er kurzer Hand auf diese Einladung einging, in dem er seinen Freund auf intensive Weise küsste. Innig umschlungen schafften sie es schließlich im richtigen Stockwerk aus zu steigen und die Neugier in ihm wuchs immer stärker an, wie es denn so war, wenn er den Körper des Jüngeren eng an seinem eigenen angeschmiegt fühlte. Kurzerhand war er mit Toshiya in dessen Zimmer gewankt, wobei er gleich die Türe hinter sich absperrte und sich voll auf den Bassisten vor ihm fokusierte, der ihn in einen intensiven Kuss verwickelte. Diese Nacht brannte sich dermaßen in seinem eigenen Unterbewusstsein als auch tief in seine Seele ein, dass er dabei keinerlei Reue verspürte, als er mit seinem besten Freund schlief, obwohl er zu diesem Zeitpunkt fest mit Kaoru liiert war. Warum musste gerade jetzt diese Erinnerung wieder in ihm aufkommen, wie sehr er diese Vereinigung mit Toshiya in vollen Zügen genossen hatte? War seine Seele etwa so sehr nach dem Anderen ausgehungert, dass er ihren Bassisten seit diesem besagten Zeitpunkt nicht mehr aus seiner Gedankenwelt verbannen konnte? Sehnte er sich also so sehr danach, den Jüngeren wieder so nahe zu sein, dass er dafür sich selbst belog und sich stattdessen mit Kaoru abgab um dieses Bedürfnis zu decken, für den er nur noch reine Freundschaft empfand? Ein kurzes Lächeln huschte ihm über die Lippen, als er zu der Erkenntnis erlangte, dass Toshiya womöglich eifersüchtig auf ihren leader-sama war und er fällte den folgenschweren Entschluss, diese aufgestellte These einfach während ihrer aufkommenden Tour aus zu testen. ************ Nachdem DIE das gesamte Wochenende damit verbrachte, gegen Toshiya in verschiedenen Videospielen anzutreten; mit ihm zum Spaß einige nicht so alltägliche Songs zu spielen als auch mit ihm gemeinsam einige neue Melodien zu komponieren, befanden sich beide bis zum Antritt ihrer Tour die meiste Zeit mit Kaoru nur noch im Aufnahmestudio, da er die Kreativität Toshiyas dahin gehend mochte, dass Dir en Grey diese Melodien in neue Songs für ein Album umwandelten. Kyo und Shinya waren ebenfalls anwesend, wobei dem Rotschopf aus dem Augenwinkel heraus auffiel, dass Sänger und Bassist eng mit einander arbeiteten, was die Songtexte zu diesen komplexen Werken des Schwarzhaarigen betraf. Shinya mühte sich anfangs mit der Hälfte der auf den Schlagzeug vorgebenen Beats ab, da sie voll auf das Tempo von Kaoru, DIE und Toshiya abgestimmt worden waren, aber nach drei Tagen hatte das Bandküken den Dreh heraus und verblüffte damit Kyo, der sich immer noch damit abmühte, passende Texte dazu zu schreiben. Tag und Nacht verbrachte die gesamte Band im Aufnahmestudio, wo sie am Tag vor ihrer Tour den Großteil der von Toshiyas komponierten Werke soweit aufgenommen hatten, dass nur noch Kyos Gesang fehlte und Kaoru war sichtlich zufrieden mit der Leistung seiner Schützlinge. Da sie ja ab morgen durch ganz Japan unterwegs waren, vergönnte er ihnen noch einen freien Tag zur Erholung, den der Rotschopf nur all zu gern bei Toshiya in der Wohnung verbrachte, da dieser in seinem gewohnten Umkreis her der bessere Koch war. „Was würdest du eigentlich machen, wenn ich nicht kochen könnte, Daisuke?“ fragte der Schwarzhaarige am Abend seelenruhig nach, als er für sie beide ein Menü mit Kayakoudon zubereitete und dem Rotschopf tief in die Augen schaute, der sichtlich entspannt beim Kühlschrank angelehnt stand. „Du und deine Fragen - das weißt du ganz genau, Tosh, was mit mir dann passieren würde“ kam es nun aus DIE hervor, der etwas verschmitzt grinste, schon mal anfing den Tisch zu decken und zum Größeren blickte, der gerade seinen Kopf aufgrund der vernommenen Worte schüttelte. Er - Daisuke Andou - konnte es nicht abstreiten; er liebte einfach alles was der Bassist so zum Essen aus der traditionellen Küche herbei zauberte und sei es ein Wiener Schnitzel oder eine Paella, die der Jüngere sich selbst beigebracht hatte. „So gesehen könntest du ja auch Shinya oder Kaoru deswegen heimsuchen“ brachte Toshiya nur hervor, richtete für beide eine Schale Misosuppe her und reichte dem Älteren die Schale mit der Suppe, wobei er seufzend die Augen verdrehte, als ihm Daisukes Dackelblick auffiel den er immer dann auflegte, wenn sie auf dieses Thema hin zu sprechen kamen. „Kao kocht mir viel zu scharf und bei Shinya gibt es hauptsächlich dieses fettfreie und zuckerlose Zeug als auch Unmengen von Vogelfutter“ brachte der Rhythmusgitarrist leicht schmollend hervor, nahm sich seine Stäbchen und blickte Toshiya genau an, der ihm noch die Schale Udon und einen kleinen Teller mit Sushi reichte. „Dann kann ich mich also glücklich schätzen, dass ich nicht noch Kyo am Hals habe, den ich zu bekochen habe?“ fragte der schwarzhaarige Mann nun sichtlich gutgelaunt nach, stellte noch die Sojasauce und den Tee auf den Tisch, bevor er sich setzte und schenkte seinem Gegenüber eine Tasse ein. Mit einem Grinsen nickte DIE nur als Antwort auf diese Frage seines Freundes, schenkte Toshiya eine Tasse Tee ein und wünschte ihm einen guten Appetit, bevor er selbst zu essen begann. Wie immer übernahm der Rotschopf nach dem Abendmahl den anfallenden Abwasch, wobei er sich dahin gehend über die Jahre ihrer Freundschaft hinweg ein Privileg erkämpft hatte, vom Jüngeren fast schon täglich bekocht zu werden. „Von unserem Sänger und unserer gesamten Crew einmal abgesehen wäre ich wohl dein einziger Stammkunde“ meinte DIE nun nach dem vollendetem Abwasch zum Jüngeren, der ihm nun das Schlafzeug überreichte, welches der Rotschopf eines Tages einfach dagelassen hatte, wenn sie von Toshiyas Wohnung aus in Richtung Flughafen aufbrachen und sah ihn genau an. Mit einem kurzen Lächeln schüttelte er erneut den Kopf, händigte dem Rotschopf dessen Futon aus und er konnte einfach das Bild nicht aus dem Kopf bekommen, wie der um drei Jahre ältere Japaner ihn tagtäglich in einem Restaurant heimsuchte. „Was ist so lustig an dieser Vorstellung?“ fragte DIE nun nach, legte kurz das Futon zur Seite und erst jetzt fiel ihm dieses belustigende Funkeln in den Augen des Jüngeren auf. „Allein die Vorstellung, dass du freiwillig aus Kaorus bzw. Shinyas Küche flüchtest“ antwortete ihm nun Toshiya, der kurz davor war, in einem Lachanfall aus zu brechen und erst da verstand er nun, was ihn an seiner Aussage so sehr erheiterte. Wann immer er Toshiya zum Lachen bringen konnte, so war DIE tief in seinem Inneren auf einer Weise erleichtert als auch immens glücklich darüber, dass er es als seine wichtigste Aufgabe ansah, diese unbeschwerte und auch fröhliche Seite an ihrem Bassisten - egal um welchen Preis - zu beschützen. Kurz umarmte der Rothaarige den Größeren, dann begann der diesen durch zu kitzeln und das Lachen des Schwarzhaarigen im Ohr zeigte ihm klar vor Augen, wo er - Daisuke Andou - mit all seinem Herzen hingehörte. Gerade als ihn Toshiya darum bat auf zu hören, befand sich DIE genau über ihn und hielt ihn an beiden Handgelenken sanft fest, dabei berührten sich ihre Nasenspitzen. Kurz zögerte der zweite Gitarrist von Dir en Grey mit dem Gedanken, den Jüngeren unter sich zu küssen und überbrückte rasch die fehlenden Millimeter zu Toshiya. Der Schwarzhaarige war dermaßen überrascht davon, dass er nicht wirklich wusste wie er nun auf diese Situation reagieren sollte und ließ den Kuss zu, nachdem er sich solange schon gesehnt hatte. „Dann schlaf gut, Tosh“ meinte DIE sanft lächelnd zu seinem Freund, nachdem er den Kuss löste und ihm wieder auf die Beine half. Mit einem Nicken verschwand der Bassist in sein Schlafzimmer, wobei er deutlich sein schneller schlagendes Herz fühlte und sich fragte, ob er schon in irgendeiner Weise mit dem Schlafwandeln begonnen hatte. // Nein, dafür fühlte es sich zu echt an // dachte er gerade wieder etwas rot geworden nach, als er seine Lippen berührte und leise Hoffnung in seinem Herzen trug, dass er doch die von DIE erwählte Person in seinem Herzen war. Bevor der Schwarzhaarige in den wohlverdienten sanften Schlummer verfiel, schweifte er mit seinen Gedanken an jene Nacht ab, wo sie beide im angetrunkenen Zustand sich innig geliebt hatten und schlief darauf hin mit einem sichtlich zufriedenen Gesichtsausdruck ein. Betrunken und deswegen ziemlich aufgedreht hatte er begonnen, rein zum Spaß her zwei seiner Freunde vor den Augen des Rotschopfes zu küssen und ein interessanter Gedanke war ihm dabei entsprungen, nachdem er die Bar zurück in Richtung Hotel verließ. Gerade als er mit Hilfe des Älteren sich nun im Fahrstuhl des Hotels befand, lehnte sich der junge Japaner mit seinen schwarzblauen Dreadlocks lasziv an der Wand an und blickte recht kokett den Anderen an, wobei dieser schnell zu verstanden haben schien, auf was er eigentlich aus war. Der Moment als sich ihre Lippen versiegelten war fast so für ihn gewesen, als ob ihm jemand Flügel gegeben hatte. Sofort fällte er die Entscheidung, den Rothaarigen mit auf sein Zimmer zu nehmen und diesmal war er derjenige, der den Kuss auf intensive Weise startete. Auch wenn das alles für ihn noch Neuland war, so fühlte es sich richtig gut für ihn an, dem anderen so nahe zu sein. Nicht nur diese Nacht, sondern auch die Worte des Älteren hatten sich tief in seine Seele gebrannt. Langsam setzte sich der Schwarzhaarige in seinem Bett auf, als sein Wecker schrill läutete und war tief in seinem Inneren verwundert, warum er auf einmal von damals träumte, wo DIE und er im angetrunkenen Zustand miteinander Sex gehabt hatten. Noch etwas verschlafen wie er gerade war schlurfte er ins Badezimmer, ließ die Türe wie gewohnt etwas offen stehen, schlüpfte aus seinem Schlafgewand und sprang unter die Dusche, wobei er ganz vergessen hatte, dass sich der Rotschopf zu Gast in seinem Wohnzimmer befand. Seine gesamten Sorgen schienen von dem warmen Wasser einfach weg geschwemmt zu werden, wobei er auch den merkwürdigen Traum komplett ausblendete und sich gerade das Shampoo aus den Haaren spülen wollte, als er erst jetzt den Rothaarigen in seinem Badezimmer bemerkte. Bevor sich der Bassist versehen konnte, war DIE kurzerhand zu ihm unter die Dusche geschlüpft und grinste ihn leicht schief an, wobei er dem Älteren am liebsten eine Reihe von Worten an den Kopf geworfen hätte, weil dieser es eben wagte, sich nicht an gewisse Regeln zu halten. „Zu zweit duschen is schneller“ brachte der um drei Jahre ältere Japaner gerade hervor, lächelte den Schwarzhaarigen an, schnappte sich die Flasche Shampoo und er grinste, als Toshiya nun sichtlich die Augen deswegen verdrehte. Nach einer knappen Viertelstunde waren die beiden Musiker dahin gehend aufbruchbereit, dass sie nur noch samt Gepäck vor die Türe des Wohnkomplexes gehen brauchten, indem Toshiyas Wohnung lag und sie saßen rauchend in der Küche bei einer Tasse Tee, als der Rhythmusgitarrist nun eine kurze SMS ihres leader-samas bekam, dass sie gleich da wären. Rasch den Tee austrinkend, verließen sie mit ihren Reisetaschen die Wohnung und stiegen in einen weißen Daihatsu ein, der nur ein paar Minuten Fußweg entfernt auf die beiden restlichen Bandmitglieder Dir en Greys wartete. „Ausgerechnet Tosh wohnt in einem autofeindlichen Bereich der gesamten Stadt Osaka“ murrte verschlafen Kyo ihm zur Begrüßung entgegen, der nun mehr zu Shinya rückte, um DIE und Toshiya in die hinterste Sitzbank durch zu lassen und dem Schwarzhaarigen war klar bewusst, dass ihr Sänger sich noch im Dämmerschlaf befand. Da sie erst von Niigata aus mit dem Zug fahren würden, war die Autofahrt in diese Stadt eine recht ereignislose Fahrt, da Shinya irgendwelche Facebook Einträge seines Freundeskreises über sein Handy checkte, Kaoru noch restlichen Papierkram durchging und ihr Sänger sich seit dem Verlassen von Osaka im Land der Träume befand. DIE blieb noch übrig, aber was sollte er mit ihm großartig bereden, wenn ihm kein geeignetes Gesprächsthema einfiel? Leicht seufzend blickte er aus dem Fenster, dabei fragte er sich gerade, warum sie nicht gleich den Shinkansen von Osaka aus gewählt hatten. Da sie ja kurz vor Sonnenaufgang aufgebrochen waren, erreichte die Band schließlich am frühen Nachmittag Niigata und für den Augenblick waren Toshiyas Sinne alle auf den bervor stehenden Auftritt gerichtet, der ihr Auftakt für eine Tour quer durch ganz Japan war. Bei der Halle angelangt wirkte Kyo voller Energie, gingen den Soundcheck durch und er - Toshimasa Hara - hatte nun all das in sich abgeschaltet, was ihm unnötig im Wege stand bei ihrem heutigen Auftritt. Zufrieden mit der gesamten Einstellung zog sich die Band in die hinteren Bereiche zurück, wo sie endlich auch etwas essen konnten und der schwarzhaarige Bassist ahnte nichts von den Plänen des Rothaarigen, die dieser während ihrer Tour umsetzen wollte. Mit Kaoru, Kyo und DIE ging er noch vor die Halle eine rauchen, da im Inneren striktes Rauchverbot herrschte und bei der sichtlichen Beschwerde ihres Sängers musste Toshiya auch gleich lachen. // Da alle in Topform sind wird dieses Konzert sicher ein voller Erfolg werden // dachte er optimistisch, als es nun endlich soweit war und auf sein Zeichen hin nach Shinya und dem Rotschopf die Bühne betrat. Diesmal riß sich ihr Sänger dahin gehend zusammen, dass er sich nicht vor dem einheimischem Publikum selbst verletzte und ihr Gig lief soweit reibungslos ab, dass sogar Kaoru und DIE mit ihm gemeinsam eine kleine Showeinlage für ihre vielen versammelten Fans boten. Erschöpft und glücklich wie sie alle fünf nach besagten zwei Stunden auf der Bühne waren schliefen sie sofort ein, als sie das Ryokan erreichten in dem sie nächtigten. Erst am Morgen fiel dem Bassisten auf, dass außer ihm der Rotschopf schon munter war, blickte ihm direkt in die Augen, da er genau über ihm gebeugt war und er deutete ihm gegenüber an leise zu sein, wobei dieser sich dann aus dem Zimmer schlich, dass sie gemeinsam bewohnten. Leicht seufzend stand der Schwarzhaarige auf, schlich ebenfalls lautlos aus dem Zimmer und folgte dem Älteren zum Garten des Ryokan, aus dem man den Gesang verschiedener Singvögel vernehmen konnte. In seine Strohsandalen schlüpfend betrachtete er genauer den Garten, lächelte leicht und fand schließlich besagten Zweitgitarristen bei einer Bank nahe am Rand eines Teiches sitzen, in dem einige Koi ihre Runden schwammen. „Nur um mir den Garten zu zeigen schleppst du mich morgens aus dem Zimmer, Daisuke?“ fragte er gelassen nach, ließ die Schönheit auf sich einwirken und blickte dabei zu einem alten Magnolienbaum, der in einem strahlenden Rot am anderen Ufer des Teiches sich befand. „Nicht deswegen, Tosh“ lachte der Ältere nun auf, „sondern weil ich ungestört mit dir reden und zusammen sein will“. Fragend hob er nun eine Augenbraue hoch, setzte sich nun ebenfalls auf die steinerne Bank und ihm fielen die vereinzelten Sonnenstrahlen auf, die sich in den Garten verirrten. Bevor DIE auch nur irgendetwas weiter sagen konnte, streckte er seine Hände nach dem Jüngeren neben sich aus und richtete ihm seine Haare, die sich morgens gerne in alle Richtungen verteilten. „Arigato, Daisuke“ murmelte er nur vor sich hin, als ihm erst jetzt bewusst wurde, dass er sich seine Haare noch nicht gerichtet hatte und senkte dabei leicht seinen Blick. „So, Tosh, jetzt bist du wieder ansehlicher geworden“ neckte ihn nun der Rothaarige, grinste dabei fast über beide Ohren und erntete dabei ein leichtes Stupsen seitens des Jüngeren. Bis zum Frühstück verbrachten die beiden Freunde den Morgen beim Teich, redeten über den gestrigen Auftritt als auch die bevor stehenden Konzerten in den anderen japanischen Städten. Nebenbei unterhielten sie sich auch über private Sachen, die nur sie beide etwas angingen und in Toshiyas Augen war der um drei Jahre ältere Japaner sichtlich auf ihn angepasst, dass er sich erneut innerlich zu fragen begann, warum DIE ihn dann durch sein Verhalten so sehr verletzte? Gemeinsam gingen sie schließlich wieder hinein, als eine kühlere Brise aus dem Norden aufkam und begaben sich zum angrenzenden Badehaus, dabei fiel dem Schwarzhaarigen ihr Schlagzeuger auf, der sich mit Kyo und Kaoru ebenfalls schon dort befand. In einer Hinsicht war Toshiya ja froh, dass er mit dem Rothaarigen mehr unternehmen durfte, aber auf einer anderen Ebene gesehen fühlte er sich fast wie eine Art Pausenfüller für den Älteren, wenn dieser wieder einmal mit Kaoru herum gestreift war. Schweigend schloss er seine Augen, als sie sich nun alle im gereinigten Zustand im heißen Wasser befanden und ließ seine Gedanken soweit wie möglich abschweifen, damit er für den heutigen Tag nicht weiter davon geplagt werden würde. Trotzdem blieb ihm die Frage des Rothaarigen von vorhin hängen, warum auf einmal fragte ihn DIE solche Sachen und auf was wollte er damit hinaus? Seufzend konzentrierte er sich auf eine mögliche Antwort, die er dem um drei Jahre älteren Japaner geben konnte, wenn er erneut mit ihm ungestört reden konnte und um ehrlich zu sich selbst zu sein wusste Toshiya nicht, was der Rotschopf genau von ihm hören wollte. Nach Bad und Frühstück blieb ihnen noch etwas Zeit sich in der Stadt um zu sehen, bevor sie ihren Zug nach Aomori nahmen und Toshiya streifte mit Kyo in der historischen Altstadt herum, wobei sie gemeinsam noch einen kurzen Abstecher in einen Tempel machten, an dem sie vorbei kamen. Tief in seinem Inneren schalt sich der schwarzhaarige Mann dafür, dass er schließlich für ein Zeichen von Seiten des Rothaarigen beten wollte, doch der naive Part von ihm zog es trotzdem durch und am Weg zum Bahnhof fühlte er verstärkt Unsicherheit in sich aufsteigen. Auch wenn er dahingehend erzogen war den Glauben nicht zu hinterfragen, so begann er sich selbst zu hinterfragen ob es überhaupt richtig war, in einem Tempel um den Funken Hoffnung zu bitten der ihm scheinbar fehlte. Die Glücksamulette, die Kyo und er für die gesamte Band & Crew mitbekommen hatten überreichte er nun ihrem leader-sama, wobei dieser fragend die Augenbrauen hoch hob. „Du warst mit Kyo in einem Tempel? Das ich diesen Tag noch erlebe, Tosh“ brachte DIE grinsend hervor, der seinen persönlichen Glücksbringer anschaute, dementsprechend dankbar seinen Blick zu Kyo und Toshiya richtete und ihm sofort ein leicht grummeliger Blick seitens ihres Sängers auffiel. Mit einem raschen Nicken beantwortete der Bassist der Band Dir en Grey die Frage des Rothaarigen, folgte nun mit seiner Tasche ihrem Drummer Shinya zum Zug und stimmte sofort zu, neben ihm während der Fahrt von Niigata nach Aomori zu sitzen. Shinya fragte nicht nach, als er den Bassisten dabei beobachtete, wie dieser ein weiteres Amulett in seine Tasche gab und der Schlagzeuger ahnte nur wage, um welche Art von Amulett es sich hier handelte. Weder DIE noch sonst wer innerhalb der Band als auch der Crew ahnte was sie dort noch Schlimmes erleben würden und dass es ihre Band an den Rande der Auflösung brachte. Selbst Toshiya war sich während der Zugfahrt nicht bewusst, dass ihn in Aomori eine Begegnung der schmerzhaften Art erwarten würde, die ihn weit über seine Grenzen gehen lassen wird und sogar einen gewaltigen Stein ins Rollen bringt. Kapitel 2: ニ ------------ Aomori - die Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur im Nordwesten Japans - erreichten sie am frühen Nachmittag und der schwarzhaarige Mann warf einen raschen Blick zu ihrem rothaarigen Zweitgitarristen, der sich ziemlich aufgeregt mit ihrem leader-sama zu unterhalten schien. // Wahrscheinlich geht es ihm nur um die Zimmereinteilung // dachte er seufzend, als er nun beim Bahnhof von Aomori in den bereit gestellten Kleinbus einstieg und sich neben ihren Sänger setzte. Gelangweilt wie er im Moment war, blickte er an Kyo vorbei aus dem Fenster hinaus und er hoffte innig, dass sie nicht all zu lange in dieser Stadt bleiben würden, da ein mulmiges Gefühl sich in seiner Magengegend breit machte, was den Rotschopf und ihn selbst betraf. „Toshiya?“ hörte er nun ihren Drummer fragen, als sie endlich bei ihrem Hotel ankamen und dieser ihn vorsichtig auf die Schulter tippte. Rasch den Kopf nickend stieg er nun ebenfalls aus, schnappte sich seine Tasche und folgte seinen Freunden als auch Bandkollegen hinein in die Lobby des Hotels. Er setzte sich sofort in die Raucherecke, wobei ihm Kyo und DIE Gesellschaft leisteten, um ihren unersättlichen Hunger nach Nikotin zu stillen und betrachtete ihren leader-sama dabei, wie dieser den üblichen Papierkram beim Einchecken in ein Hotel erledigte. Einen Zug von seiner Zigarette machend schloss er gerade seine Augen, als er tief aufseufzte und sich tief in seinem Inneren fragte, weshalb er sich eigentlich so sehr zum Narren wegen Daisuke Andou machte. Zwischen DIE und ihm lagen unendliche Dimensionen, ja sogar Welten - nebenbei würde er nie im Leben den Älteren je erreichen, egal wie sehr er dabei sein Bestes gab und er würde damit auch nie einen Platz in seinem Herzen haben. Bitter von dieser Erkenntnis geworden richtete Toshiya seinen Blick in Richtung Boden, stopfte sich seine freie Hand in die Hosentasche, ignorierte gekonnt das aufgeregte Geplapper ihres Rotschopfes und rauchte in Ruhe seine Zigarette fertig, als Kaoru ihnen gegenüber nun die Zimmeraufteilung für die nächsten paar Tage bekannt gab. // War ja wieder mal typisch für Kaoru, dass er darauf besteht mit DIE ein Zimmer zu beziehen // dachte der Schwarzhaarige ziemlich verbittert, biss sich auf seine Lippen und stimmte mit einem raschen Kopfnicken zu, dann stieg er mit den Anderen in den Aufzug ein, der sie in den sechsten Stock des Hotels brachte. Wie es meist innerhalb ihrer Band üblich war musste er sich wieder mit Shinya und Kyo ein Zimmer teilen, obwohl er gerne auch mal mit DIE in einem zusammen gewesen wäre. Im sechsten Stock angelangt fiel Toshiya die Türe zu einem Balkon auf, der sich genau gegenüber vom Zimmer befand, dass sich der Rothaarige mit ihrem leader-sama teilte und für einen kurzen Augenblick streiften sich ihre beiden Blicke. Ohne auch nur ein Wort zu sagen folgte Toshiya dem Schlagzeuger als auch dem Sänger ihrer Band zum Zimmer, dass sie gemeinsam bewohnten und er starrte nachdenklich wie er gerade war aus dem Fenster. Auch wenn es innerhalb von Dir en Grey hauptsächlich seine Aufgabe war die gute Laune zu verbreiten, so fühlte er sich momentan überhaupt nicht danach, mit seinen Freunden irgendwelchen Unfug zu veranstalten der sie geistig ablenkte. Tief in seiner Brust schlummerte ein Dämon namens Eifersucht, der ihn an diesem Ort zu einer für Toshiya sichtlich unmöglichen Sache treiben würde, die er sich nicht einmal im kühnsten Traum vorstellen konnte. Am Abend stocherte der fast auf die Mitte Dreißig zugehende Mann lustlos in seinem Essen herum, wobei er von Shinya genauestens im Auge behalten wurde und starrte fast schon apathisch auf seinen Teller vor sich. Warum bekam er ihr Gespräch in Niigata nicht mehr aus dem Kopf und weshalb störte es ihm gerade jetzt so sehr, dass sich ihr leader-sama dem Rothaarigen erneut sich anzueignen versuchte? „Ich mach noch eine Runde um das Hotel“ brachte Toshiya rasch hervor, bevor ihn der Drummer fragen konnte was ihn den seelisch belastete und kaum war er draußen an der frischen Luft fühlte er sich ein klein wenig besser. Tief seufzend lehnte er sich trotz der kühleren Temperaturen bei der Mauer an, fischte seine Zigaretten aus seiner Hosentasche hervor, zündete sich gleich eine an und starrte auf den klaren Nachthimmel. „Warum kami-sama, bitte sag mir warum?“ murmelte er nun vor sich hin, machte einen Zug von seiner Zigarette, betrachtete seelenruhig die Sterne und seufzte dabei tief auf. In seine Gedankenwelt versunken streifte der Schwarzhaarige durch die Straßen rund um ihr Hotel, dabei versuchte er erneut heraus zu finden, was der Rothaarige ihm gegenüber in Niigata angedeutet hatte. „Daisuke, du Baka...“ kam es nun leise über seine Lippen, wobei er traurig lächelte und in Richtung Asphalt starrte. Gleich am Morgen bevor sie zur Halle aufbrachen würde er ihn zur Rede stellen und heraus finden, wo er nun wirklich beim Rhythmusgitarristen stand. Diesen Entschluss gefasst kehrte Toshiya nun ins Hotel zurück, dabei wich er erneut ihrem Bandküken aus, indem er gleich nach Kyo ins Bad schlüpfte und der Bassist war sich sichtlich bewusst, dass sich sein um ein Jahr jüngerer Freund nur Sorgen um ihn machte. Unter der Dusche schloss der Schwarzhaarige seine Augen, ließ das warme Wasser einfach auf seine Haut prasseln und er driftete gedanklich soweit ab, dass er für einen kurzen Augenblick das Gefühl bekam die Nähe des Rothaarigen zu fühlen. Erschrocken riss er nun seine Augen auf, stützte sich bei der Wand ab und starrte durch den Wasserstrahl die Wand vor sich an, dabei wurde ihm gerade bewusst wie sehr er tief in seinem Inneren auf den drei Jahre Älteren fokussiert war. // Ich kann das nicht weiter zulassen... wenn das so weiter geht werde ich ja noch von Kaoru für verrückt erklärt // dachte Toshiya gerade tief seufzend, nachdem er mit dem Duschen nun fertig war, in einen der hoteleigenen Bademantel schlüpfte und auf den durch Wasserdampf beschlagenen Spiegel blickte. Ob Kaoru auf irgendeine Weise ahnte, dass er - Toshimasa Hara - sich über die Jahre hinweg in den rothaarigen Gitarristen verliebt hat? Leicht seinen Kopf in verneinender Weise schüttelnd verließ er nun das Bad, ging auf sein Bett zu und Toshiya redete sich selbst gegenüber ein, dass er im Bezug auf DIE langsam aber sicher eines Tages paranoid werden würde. Am nächsten Morgen war er vor seinen Bandkollegen wach und Toshiya wollte gerade auf den Balkon hinaus gehen, den er am Tag zuvor gesehen hatte. Ein Zimmermädchen machte ihn freundlicherweise darauf aufmerksam sich nicht zu sehr am Geländer an zu lehnen, da es an manchen Stellen schon leicht durch gerostet war. Dankend behielt er den Hinweis im Kopf, holte sich eine Zigarette hervor und zündete sich diese gerade an, als ihm genau auffiel wie instabil das schwarzlackierte Eisengeländer in Wirklichkeit war. „Ich sollte den Anderen deswegen Bescheid sagen, wie gefährlich es hier ist“ murmelte er leise vor sich hin, machte einen Zug von seiner Zigarette, blies den blauen Dunst in Richtung Himmel und lehnte sich bei der Mauer an, wobei ihm erst jetzt vor dem Geländer eine kleine eisige Fläche ins Auge fiel. „Auch wenn man hier einen netten Ausblick hat, so sollte die Sicherheit der Gäste auf oberster Stelle stehen“ kam nun über seine Lippen, machte einen weiteren Zug von seiner Zigarette, zog sich die Jacke seines Trainingsanzuges enger um sich und blickte auf den Himmel, der langsam die ersten Sonnenstrahlen des Tages ankündigte. Nachdem Toshiya in Ruhe ausgeraucht hatte, ging er wieder hinein ins Warme, dabei blieb sein Blick an der Tür zum Zimmer von DIE und Kaoru hängen und er ging wortlos in sein eigenes Zimmer zurück. Da es recht frisch gewesen war, zog Toshiya sich ein schwarzes Langarmshirt unter seinem Metallica T-Shirt an und wollte gerade noch einen raschen Rundgang um das Hotel machen, als Shinya gerade munter wurde. „Zieh dir lieber eine Schicht mehr an, Shin“ riet er nun dem haselnussbraunhaarigen Japaner an, lächelte diesen kurz an und war schon aus dem Zimmer verschwunden, bevor ihn dieser noch wegen gestern Abend fragen konnte. Sicherheitshalber hatte Toshiya sich noch die schwarzblaue Jacke mitgenommen, die neben seinem Bass sein gesamter Stolz war, da DIE sie ihm damals zu seinem 26.Geburtstag geschenkt hatte. „Morgen Tosh“ begrüßte der Rotschopf leicht gähnend den Bassisten, als er nach Kaoru das Zimmer verließ und sich gleich zu ihm gesellte, wobei es ihm im Moment ziemlich egal war, wie ihr leader-sama darauf reagierte. „Lass uns mal Abstand von Arbeit halten“ kam es noch von DIE, der ein weiteres Gähnen so halbwegs unterdrücken konnte, als sie in den Aufzug einstiegen und deutete dabei auf Kaoru, der im Gegensatz zum Rothaarigen ausgeschlafen wirkte. Obwohl er genau wie ihr Sänger ein regelrechter Morgenmuffel war, so gab es für ihn nur zwei richtige Gründe, sich jedes Mal in der Früh aus den warmen Federn zu quälen: 1) weil Kaoru sie um diese Uhrzeit aus den Betten trommelte, wenn sie auf Tour waren oder gerade ihre Proben hatten und 2) Toshiyas Essen. Selbst wenn sie gerade ein klein wenig Freizeit von ihrem Management zugeschrieben bekamen, stand der Rothaarige allein nur deswegen früher auf, nur um beim Bassisten frühstücken zu können und um ehrlich zu sein wollte er auch nicht, dass sich daran etwas veränderte. Dafür war ihm die Verbindung mit Toshiya viel zu wichtig und im Augenblick war DIE noch etwas naiv, was seine eigenen Gefühle für den Bassisten betraf. In der Lobby angelangt schnappte er sich kurzerhand ihren Bassisten bevor Kaoru auch nur etwas dazu sagen konnte und ging mit ihm seelenruhig durch die Straßen Aomoris in Richtung Hafenpromenade. In Ruhe rauchte der Rotschopf eine Zigarette, blieb mit Toshiya kurz am Kai stehen und beide blickten wortlos auf das Meer hinaus, wo sich die morgendliche Sonne ihnen in einem wunderschönen rotorangen Ton zeigte. Bevor Toshiya überhaupt etwas sagte oder zurück in Richtung Hotel aufbrach, fasste er nach der Hand des Anderen, blickte ihn auf leicht geheimnisvolle Art an und schlich sich mit ihm in einen offen stehenden Containerraum hinein. „Tosh, was ist los mit dir?“ fragte er schließlich nach, setzte sich mit ihm auf einige abgelegte Leinensäcke und schaute ihm dabei tief in die rehbraunen Augen. „Das fragst du mich noch, Daisuke? In letzter Zeit bist du so wandelhaft geworden“ hörte er seinen Freund nach einer Weile der Stille zwischen ihnen sagen, senkte dabei leicht seinen Kopf und um ehrlich zu sein wunderte er sich gerade darüber, dass nur Toshiya und nicht Kaoru diesen inneren Zwiespalt des Rothaarigen mitbekam. „Gomen nasai, Tosh, momentan bin ich irgendwie seelisch zu sehr verwirrt, als das ich selbst wüsste, auf was ich nun hören sollte“ antwortete er in ehrlicher Weise den um drei Jahre jüngeren Japaner, wobei er sich selbst gegenüber ziemlich unsicher war, zu wem diese in ihm stark aufbrodelnden Gefühle eigentlich gehörten. Irgendwie tendierte er dazu Toshiya endlich alles zu sagen, doch auf der anderen Seite fühlte er sich noch stark zu Kaoru hingezogen, mit dem er schließlich schon eine gescheiterte Beziehung hinter sich hatte. „Dann versuch auf dein Herz zu hören, vielleicht bist du dann nicht mehr so verwirrt, Daisuke“ bekam er nun den Ratschlag von Toshiya, blickte ihm nun tief in die Augen und lächelte ihn dankend an. Verdammt noch einmal, warum war er nicht selbst darauf gekommen? Na ja, wenigstens hatte er ja Toshiya an seiner Seite, der ihn an solche Dinge erinnerte und das zählte für ihn viel mehr als so manches Liebesgeständnis von einem ihrer jugendlichen Fans von Übersee. „Du bist wirklich ein wahrer Engel, Tosh“ flüsterte er ihm nun entgegen, kam ihm dabei etwas näher und versiegelte nun ihrer beider Lippen, da er unbedingt diesen Drang in sich verspürte, ihm nahe sein zu müssen. Zuversichtlich wie DIE in diesem Augenblick war, zog er sanft den Jüngeren während des Kusses näher an sich heran und ein wunderbares Prickeln breitete sich in seinem gesamten Körper aus, dass er komischerweise immer nur dann verspürte, wenn er mit Toshiya alleine war. // Bitte kami-sama, lass die Zeit jetzt stehen bleiben // schoss ihm der Gedanke gerade durch den Kopf, da er sich noch nicht ernsthaft entscheiden wollte, wem er nun wirklich sein Herz anvertraute und genoss vorerst diese Nähe zu Toshiya. Eine leichte Röte schoss ihm gerade ins Gesicht, als er Daisukes geflüsterte Worte noch mitbekam und sein Herzschlag verschnellerte sich just in dem Augenblick, als DIE ihn küsste. Trotz seiner aufkommenden Selbstzweifel ging er auf diesen Kuss ein, ließ sich näher an den Anderen ziehen, schmiegte sich dabei bei ihm an und kraulte ihn sanft im Nacken. Toshiya spürte nebenbei auch, wie die Hand des Gitarristen sich nun unter seinem T-Shirt befand und erst da wurde ihm klar, auf was der Rothaarige gerade hinaus wollte. Er würde darauf sicher nicht nein sagen, da er sich selbst auch danach sehnte, mit dem Älteren wieder einmal innig vereint zu sein und Toshiya ließ es einfach zu, auch wenn er genau wusste, dass wahrscheinlich Kaoru am Ende deswegen toben würde, doch in diesem Augenblick war ihm alles egal was mit ihrem leader-sama zu tun hatte. Wie in einen ekstatischen Traum gefangen nahm er die Konturen des Rothaarigen war, rund um ihn herum schien alles zu verschwimmen und DIE war einzig und allein derjenige, den er klar vor sich vernehmen konnte. Seine eigenen Sinne kamen nach und nach zurück, als er seine Augen öffnete, beim Rothaarigen eng angeschmiegt lag, ihm die ins Gesicht hängenden Haare zur Seite streicht und ein warmes Lächeln auf den Lippen des Zweitgitarristen lag. Zufrieden wie er in diesem Moment war, schloss Toshiya erneut seine Augen, legte seinen Kopf auf die Brust von DIE und lauschte in Ruhe dem Atem des Anderen, der sich mit den Schreien der Möwen und dem Rauschen der Wellen vermischte. „Ich habe Angst, Toshiya - Angst davor, denjenigen zu verlieren, der mir das Wichtigste ist“ kam es nun leise vom Älteren, der sanft den Bassisten wieder an sich drückte und Toshiya fiel auch eine leichte Traurigkeit in diesen Worten auf, als DIE sein Gesicht in der Halsgrube des Jüngeren versteckte. Ja, er hatte sich gestern Abend vorgenommen, ihn zur Rede zu stellen, aber das es so endete, darauf war er geistig nicht eingestellt gewesen und er blickte ihn fragend an, dabei strich er sanft über den Rücken des Älteren. „Ist das der Grund, warum du mit Kaoru...“ fing er den Satz an, biss sich dabei auf die Lippen und erst da fiel ihm dieser leicht verletzte Blick in Daisukes Augen auf. „Hör zu Tosh, ich würde nie den Fehler begehen und dich in irgendeiner Weise verletzen, nur damit dir das klar wird“ hörte er noch DIE zu ihm sagen, senkte dabei schuldbewusst seinen Blick und Toshiya hätte doch von Anfang an klar sein müssen, wie viel er dem Anderen eigentlich bedeutete. „Gomen, Daisuke, ich... „ fing er den Satz an, wobei er deutlich fühlen konnte, dass ihm der Andere über die Wange strich und blickte ihm tief in die braunen Augen. „Zerbrich dir nicht so sehr den Kopf über mich, Tosh“ meinte DIE nun grinsend zu ihm, hauchte ihm einen erneuten Kuss über die Lippen und Toshiya war sich im Augenblick nicht so sicher, was er jetzt mit dieser Aussage gemeint hatte. Wenn es nun nach Toshiya ginge, so hätte er den ganzen Tag so mit ihm verbracht, aber als beiden nun klar wurde, dass ja am Vormittag der Soundcheck angesetzt war, zogen sie sich rasch wieder an und beeilten sich zum Austragungsortes ihres Konzertes, dabei hielt der Rotschopf die ganze Zeit über Toshiyas Hand in seiner eigenen fest, während sie durch die Straßen Aomoris liefen. Fragend schaute der Bassist zu DIE, der nur grinste, als ihm nun klar genug wurde, dass der Rotschopf mit Absicht sein Handy im Hotel liegen hat lassen. Er selbst hatte ja auch nicht daran gedacht, seines auf dem kurzen Rundgang mit zu nehmen und Toshiya fing an zu lachen, als er sich ihren leader-sama frustriert in der Halle vorstellte, wie dieser andauernd versuchte, einen der beiden Musiker telefonisch erreichen zu können. „Ich hoffe nur, er nimmt es uns nicht all zu übel, Tosh“ brachte der zweite Gitarrist Dir en Greys grinsend hervor, als sie endlich die Halle fanden und von einem Member ihrer Crew gleich in Richtung Bühne gebracht wurden, wo ein sichtbar unzufriedener Kaoru seine gerade eintreffenden Schützlinge böse anfunkelte. Toshiya ging sofort auf seinen Posten, nahm sein Bass entgegen und grinste nur, als er den fragenden Blick von Kyo als auch Shinya auf sich fühlte. Bevor auch nur ein Wort fiel, setzte Shinya schon die Takte zum Song ,Ware, Yami Tote...‘ an und der Bassist konzentrierte sich voll auf die richtige Reihenfolge der Noten. Bis in den späten Nachmittag hinein durchzogen sie den Soundcheck, wobei Toshiya gelegentlich kurz seine Gedanken an den Morgen schweifen ließ und sichtlich darüber froh war, als dieser endlich vorbei war. Der Schwarzhaarige wollte gerade wie Kyo und Shinya noch kurz hinaus ins Freie, aber Kaoru schien mit DIE und ihm noch ein Hühnchen zu rupfen zu haben und so folgte er seufzend dem Rotschopf und ihrem leader-sama in ihre Garderobe. Toshiya hoffte nur insgeheim, dass Kaoru nicht genau nachfragen würde, was der Rothaarige und er den so am Vormittag getrieben haben und biss sich leicht auf die Lippen, als Kaoru mit seiner Moralpredigt begann. In kurzen Worten gestand schließlich Toshiya, dass sie es irgendwie geschafft haben, sich in Aomori zu verirren und daher zu spät hier angelangt waren, nebenbei gab er noch Kaoru gegenüber zu, dass er sein Handy unabsichtlich im Hotelzimmer liegen hat lassen und als ihr leader-sama kurz nicht hinsah, drückte ihm DIE kurz die Hand. „Ihr zwei seid wahrlich die Chaoten der gesamten Band“ vernahm er nun tief seufzend von Kaoru, blickte ihn mit seinen Rehaugen an und mit einem Wink gab ihm der Ältere zu verstehen, dass er gehen durfte. Kurz bevor er die Garderobe verließ, fiel ihm Daisukes Blick auf, nickte nur kurz und begab sich nun raus vor die Halle, dabei wunderte er sich, weshalb Kaoru nur den Rothaarigen so skeptisch angesehen hatte. Draußen vor der Halle lehnte er sich bei der Wand an, richtete seinen Blick zum Himmel und atmete erleichtert auf, da ihr leader-sama scheinbar nicht mitbekam, dass der Rothaarige ihm am Hals markiert hatte. Es dauerte nicht lange, da waren auch schon Kaoru und DIE vor der Halle und gemeinsam brach er mit ihnen zu einem kleinen Nudelstand auf, um sich etwas Essbares zu holen. Zu dritt saßen sie gegenüber der Halle, wo sie eigentlich nur über die Tour sprachen, in Ruhe ihre Nudeln aßen und nebenbei eine Zigarette rauchten. Der schwarzhaarige Mann blickte zwischen seinen beiden Freunden hin und her, als Kaoru nach dem Essen aufstand und meinte, er wolle noch einmal in Ruhe die Liste durch gehen. Gemeinsam mit dem Rotschopf nickte er nur auf die Worte des Älteren, dann stand Toshiya ebenfalls auf, kaufte noch einen warmen Tee für DIE & ihn und reichte dem Anderen den Becher. „Arigato, Tosh“ sagte der Ältere zu ihm, lächelte ihn sanft an und deutete dem Schwarzhaarigen an, neben ihm Platz zu nehmen. „Was wollte er von dir noch wissen, Daisuke?“ fragte Toshiya nun nach, da seine Neugier ihn fast platzen ließ und blickte den Rotschopf tief in die Augen. „Warum ich ebenfalls mein Handy nicht mit hatte. Ich habe ihm kurzerhand gesagt, dass der Akku leer war und ich es zum Aufladen gab, bevor wir das Zimmer verlassen haben“ antwortete DIE grinsend, blickte ihm tief in die Augen, versicherte sich in dem Augenblick, dass sie nicht beobachtet wurden und zog den Jüngeren näher an sich heran. „Mach dir keine Sorgen, ich regle das schon mit Kao“ sagte er nun leise zum Bassisten Dir en Greys, legte seinen Arm um ihn und strich ihm sanft über den Arm. „Mir gefiel nicht, wie er dich angesehen hat“ gestand Toshiya leise, schmiegte sich bei ihm an und schloss kurz seine Augen, wobei er sich gerade fragte, inwiefern Kaoru einen Verdacht gegen sie hegte. Ein kurzer Schauer jagte durch seinen gesamten Körper, als ihm der Rothaarige genau über jener Stelle am Hals strich, wo er von diesem quasi markiert worden war und ein schiefes Grinsen lag auf Daisukes Lippen. „Um ehrlich zu sein, ich wäre ich da genau wie Kao“ brachte DIE noch hervor, schaute den um drei Jahre Jüngeren genau an, stupste ihm sanft die Nase und deutete ihm an, nichts anmerken zu lassen, da er Shinya in der Ferne sich der Halle nähern sah. Kurz blickte Toshiya ihn fragend an, dann aber verstand er was der Rothaarige eigentlich damit aussagen wollte, nahm sich seinen Tee, trank in Ruhe einen Schluck davon und winkte Shinya zu, der sie nun bemerkte. Mit Shinya und Kyo betraten sie schließlich die Halle, in der sie heute Nacht und morgen Abend ein Konzert gaben, wobei er kurz zu ihrem leader-sama schaute, auf den ihr Rhythmusgitarrist sofort zuging. // Was meinst du damit Daisuke? Soll das etwa heißen, du wärest genau so misstrauisch wie er? // dachte Toshiya gerade, zog gerade sein für diesen Abend vorgesehenes Outfit an und seufzte tief auf, da er zu keiner logischen Antwort kam. Um ja keinen weiteren Verdacht auf sich zu lenken, deckte er den Fleck mit etwas flüssigen Make-up und etwas Puder so ab, dass nichts mehr zu sehen war und DIE nickte ihm nur zu, als er ihn ansah. Kaoru, Kyo und Shinya brauchten ja nicht zu wissen, woher er - Toshimasa Hara - ihn her hatte, richtete sich nun seine Haare und lächelte leicht den Drummer an, der ihm dabei zur Hand ging. Nachdem sie alle fertig angekleidet und gestylt waren, stand Toshiya genau zwischen Kyo und Kaoru, mit denen er gerade noch eine Zigarette rauchte, bevor es auf die Bühne ging. Der Rotschopf stand ihnen gegenüber, scherzte mit ihnen herum und dem Schwarzhaarigen fiel sofort auf, dass er gut gelaunt wirkte. Davon angesteckt rauchte er wie Kyo und Kaoru in Ruhe aus, dann bereitete er sich geistig auf die Menge an Fans vor, die da draußen auf sie warteten und schritt nach Shinya und DIE auf die Bühne. Als auch nun leader-sama und ihr Sänger anwesend waren, startete Shinya das Konzert mit den Takten zum Song ,Akatsuki‘ und Toshiya legte sofort mit einem schnelleren Tempo vor, das beide Gitarristen als auch der Schlagzeuger locker mithalten konnten. Er grinste nur, als Kyo ihm den Vogel zeigte, weil sie die ersten paar Songs nicht im üblichen Tempo spielten und sichtlich mit sich selbst zufrieden genoss er ihren Auftritt an diesem Abend. Nach zwei Zugaben konnte die Band erst die Bühne verlassen und alle waren glücklich, aber auch ziemlich erschöpft. Toshiya saß bei der Rückfahrt ins Hotel neben DIE und Shinya, wobei der Drummer bei ihm und er beim Rothaarigen angelehnt schließlich einschlief. ************ Es war früh am Morgen, als der Bassist endlich munter wurde und er blickte noch leicht verschlafen sich im Zimmer um. Erst nach und nach realisierte der Schwarzhaarige, dass sie wieder im Hotel waren, ging sich rasch duschen und er war doch leicht erstaunt, dass Shinya sich nicht mehr im Zimmer befand. Kyo schlief wie immer noch tief und fest, als er sich fertig anzog und einen kurzen Blick in den Spiegel warf. DIE hatte einen sichtlich großen Fleck an seinem Hals hinter lassen, weswegen er sich nun entschied, ein Bandana zu tragen um ihn vor Kaoru, Kyo und Shinya zu verbergen. Toshiya verließ nun sein eigenes Zimmer, unterdrückte knapp ein Gähnen und blieb fragend am Gang stehen, als ihm die leicht geöffnete Tür vom Zimmer ihrer beider Gitarristen auffiel. Sein Herz hämmerte wie wild, als er die Stimme Daisukes als auch die ihres leader-samas klar vernahm und seinen Namen hörte, den der Rothaarige gerade aussprach. Knapp vor der Zimmertür der beiden Gitarristen blieb er stehen und lauschte so der Konversation, die nicht gerade mit erfreulichen Tönen geführt wurde. „DIE, bist du dich dessen bewusst, was du eigentlich getan hast?“ „Wenn du erwartest, dass ich tue was du sagst...“ „DIE, ich will dich doch nur vor einem gewaltigen Fehler bewahren“ „Aber es ist immer noch meine Entscheidung, Kaoru“ „Ich sage ja auch nichts dagegen. Ich will nur nicht, dass du einfährst“ „Kaoru...“ „Am besten wäre es für dich, wenn du ihm gegenüber endlich reinen Tisch machst“ „Du hast wie immer recht, Kao, ich sollte seine Hoffnungen nicht so hochschrauben“ „Du kennst bereits die Antwort tief in deinem Herzen, DIE“ „Hai... das ich nur zu dir gehöre, Kao“ Toshiya glaubte zuerst sich zu verhören, doch die Verzweiflung als auch Wut, die nun in ihm anhand dieser vernommenen Worte in ihm hoch kochten, sprachen deutlich Bände. Wie konnte er - wie konnte er nur so leichtgläubig sein und darauf hoffen, dass sich der Rotschopf auch nur einen kleinen Deut für ihn interessieren würde? Wortlos ging der auf die Mitte Dreißig zugehende Japaner auf den Balkon hinaus, fischte sich eine Zigarette aus seiner Hosentasche hervor und kämpfte gegen seine aufkommenden Tränen an. „Dieser verdammte Bastard...“ kam es leise über seine Lippen, ließ schließlich doch zu, dass ihm die Tränen herab rannen und tief in seiner Seele kam es nur wie reine Folter vor, dass er nun DIE mit Kaoru den Rest ihrer Tour zusammen sehen würde. Der gestrige Tag war so hoffnungsvoll für ihn verlaufen und nun wirkte alles nur noch wie eine unwirkliche Illusion seines Herzens. Seine Augen schließend schnippte er den Rest seiner Kippe weg, wobei er auf der Mitte des Balkons stand und er biss sich auf die Lippen, als er deutlich fühlte, wie ihn jemand von hinten umarmte. Seine Tränen wurden mehr, da er instinktiv wusste, wer da mit ihm nun am Balkon anwesend war und um ehrlich mit sich selbst zu sein wollte er den Rothaarigen im Augenblick nicht sehen. „Tosh...“ hörte er in sanften Tönen den Rotschopf seinen Namen aussprechen, dabei fühlte es sich für ihn so an, als ob ihm jemand versuchte, sein Herz bei lebendigem Leibe heraus zu reißen. „Du verdammter Lügner“ schrie er ihm nun entgegen, blickte ihn dabei nicht direkt an, ballte beide Hände zu Fäusten und zitterte am gesamten Körper vor aufgestauter Wut. „Tosh, es tut mir wirklich leid, ich... „ setzte DIE nun den Satz an, wobei er innerlich wie versteinert wirkte, als der Zweitgitarrist Dir en Greys ihn in eine Umarmung zog und ihm war fast so, als würde er dabei innerlich zu ersticken beginnen, wenn er dem Rothaarigen weiterhin so nahe war. „Fass mich nicht an, Daisuke“ brachte Toshiya verletzt hervor, hatte dabei seine Augen geschlossen und stieß den Kleineren so von sich weg, dass er viel zu spät mitbekam, wo sie zwei sich eigentlich befanden. Sofort riss er erschrocken seine Augen auf, als er den Schrei des Rothaarigen hörte, starrte dahin wo eigentlich das schwarze Geländer aus Eisen hätte sein sollen und Toshiya schluckte nur mehrmals, als ihm nun klar vor Augen geführt wurde, was er da seinem Freund als auch Bandkollegen angetan hatte. Von Panik ergriffen lief der Schwarzhaarige nun einfach los, soweit seine Beine ihn gerade tragen konnten und er verfluchte sich dafür, das Leben seines besten Freundes auf dem Gewissen zu haben. Tränenüberströmt und schließlich außer Puste sackte der Schwarzhaarige zusammen, murmelte leise den Namen des Rothaarigen vor sich hin und er fasste die Entscheidung sich der Polizei zu stellen bevor sie nach ihm als Täter suchen würden. Dadurch konnte er sicherlich verhindern, dass die Presse über Dir en Grey herziehen würde und auch Kaorus Moralpredigt konnte er dadurch ebenfalls entgehen. „Ich will mich für einen Mord stellen den ich eben vor ein paar Minuten begangen habe“ kam es brüchig über seine Lippen, als Toshiya die Polizeistation fest entschlossen betrat und die Beamten ihm teilweise fragende Blicke zuwarfen. ************ Shinya war diesen Morgen etwas früher wach gewesen als sonst und war eine Runde um ihr Hotel gegangen, als ihm im Innenhof ihres Hotels der Rothaarige auffiel, der in einer riesigen Blutlache lag. „DIE... schnell, ruft irgendwer die Rettung“ schrie der 1,70 m große Japaner in schrillen Tönen, lief auf seinen Freund zu und er wirkte sichtlich erleichtert, dass dieser noch Lebenszeichen von sich gab. Seinen Pullover ausziehend und in auf den Kopf des Älteren drückend erhoffte sich der Drummer auf rasche Hilfe für den Rothaarigen, wobei er mit Tränen erfüllten Augen diesen ansah. „Keine Angst, Hilfe ist schon auf den Weg hier her“ brachte er leise hervor, strich ihm sanft die mit blutverklebten und ins Gesicht hängenden Haare zur Seite und er schluckte nur, als er die Metallteile bemerkte, die im Körper ihres Gitarristen steckten. Wie von weit entfernt nahm Shinya nur die Sirenen des Krankenwagens war, den ein Mitarbeiter des Hotels gerufen hatte und er hoffte tief in seinem Inneren, das der Ältere seine Verletzungen überstand. Verwirrt blickte er auf, als er einen Sanitäter bemerkte, dann nickte er nur rasch und erklärte in kurzen Worten, wie er DIE gefunden hatte. Während der Notarzt die Erstuntersuchung machte, fischte der haselnussbraunhaarige Japaner mit zittrigen Händen sein Handy hervor und rief sofort ihren leader-sama an, dabei fiel ihm erst jetzt auf, dass ihr Zweitgitarrist wohl vom Balkon im sechsten Stock gefallen war. „Kao... DIE, er ist... er ist vom Balkon im sechsten Stock gefallen“ brachte Shinya nur schluchzend hervor, umklammerte dabei sein Handy und geistesabwesend bekam er nicht mit, wie eine Mitarbeiterin des Hotels ihn nach drinnen führte, wo er Kaoru bei der Rezeption stehend bemerkte. Erst als ihr leader-sama direkt vor ihm stand, legte Shinya auf und senkte seinen Blick, da er gerade vor ihm nicht so zerbrechlich wirken wollte und er ließ seinen Tränen freien Lauf, als er von Kyo als auch Kaoru umarmt wurde. Dem Drummer war wohl entgangen, dass er den Anruf als Konferenzschaltung mit der des Sängers gekoppelt hatte und er versprach Kaoru gegenüber sofort Bescheid zu sagen, wenn sie irgendwelche Neuigkeiten im Bezug zu Daisukes Zustand als auch dem Verbleib ihres Bassisten zu melden. Gemeinsam mit Kyo fuhr er schließlich im Taxi der Ambulanz hinter her, wobei Kaoru zuerst mit ihrem Management wegen dem Unfall ihres Gitarristen reden musste. „Was ist eigentlich passiert?“ fragte Kyo nun bei seinem Freund nach, richtete seine Blick auf Shinya und er war mit einem Schlag hellwach geworden, als er die Worte ihres Drummers vernahm, nachdem er den Anruf von ihm angenommen hatte. In ein Paar ausgewaschene Jeans und ein ausgeleiertes T-Shirt schlüpfend war er die Stufen samt seiner Schuhe in der Hand wie ein Irrer hinab gerannt, dabei wollte er zuerst nicht glauben, dass gerade DIE etwas passiert sein sollte. Erst als er in der Lobby angelangt war, gelang es Kyo in seine Sneakers zu schlüpfen, blickte Kaoru ernsthaft an und erst als Shinya herein geführt wurde, sank ihm fast das Herz in die Hose beim Anblick des Rotschopfes, der auf einer Trage befestigt zum Krankenwagen geführt wurde. „Um ehrlich mit dir zu sein, Kyo, ich weiß es nicht... vermutlich ist er am Balkon ausgerutscht und gefallen“ sagte Shinya nur, wischte sich die letzten Tränen weg und Kyo ahnte nur, von was ihr Drummer gerade sprach. Vor dem Beginn ihres Konzertes gestern Abend hatte sie Toshiya ja dahin gehend gewarnt, dass am Balkon das Geländer fast durchgerostet war und an einer Stelle sogar sich eine vereiste Stelle befand. „Der Baka hat wohl wieder nicht zugehört“ grummelte der Sänger nun vor sich her, als sie endlich das Aomori General Hospital erreichten und in der Notaufnahme im Wartebereich auf den behandelnden Arzt ihres Zweitgitarristen warten mussten, da sie nicht weiter durften. Shinya nickte nur, als er Kyos gemurmelte Worte mitbekam, schrieb eine rasche SMS an Kaoru, dass sie momentan an DIE eine Notoperation durchführten und steckte sein Handy wieder weg, als eine Krankenschwester sie still darauf hinwies, dass Mobiltelefone hier nicht erlaubt waren. Knapp 15 Minuten nachdem sie im Krankenhaus angelangt waren, erblickte Shinya schließlich ihren Bassisten auf sie zukommen, der deutlich durch den Wind zu sein schien und bevor er ihn fragen konnte wo er zum Zeitpunkt des Unfalles gewesen sei, stand eine Krankenschwester vor ihnen und fragte sie nach ihrer Blutgruppe, da der Rothaarige zusätzlich eine Bluttransfusion aufgrund seines hohen Blutverlustes brauchte. Kyo und Shinya blickten fragend zu ihrem Bassisten, der scheinbar das Schweigen bevorzugte und als die Schwester wieder kam, um Toshiya für die Transfusion zu holen, wurde dem Sänger dabei erneut ins Bewusstsein gerufen, dass nur Kaoru bzw. Toshiya als Spender bei DIE in Frage kamen. Aufgrund der von den Sponsoren verlangten Versicherung für sie alle hatten sie ja jeweils zwei Mitglieder innerhalb der Band als Notfallkontakte neben erreichbaren Familienmitgliedern angeben müssen und Kyo war halt nur mit Shinya und Toshiya dahin gehend kompatibel gewesen. „Mann, ich hätte nie gedacht, dass es einmal soweit kommt“ grummelte nun der Sänger Dir en Greys vor sich hin, hatte seine Arme verschränkt, war fast an seinem Sitz herab gerutscht und blickte dabei Shinya genau in die Augen, wobei ihm am meisten das Rauchverbot hier störte. „Wenigstens ist Toshiya gekommen“ meinte der Drummer nur, senke kurz seinen Blick und ihn wurmte es gerade, was der Ältere ihm gegenüber zu verschweigen versuchte. Er konnte es deutlich an der Körpersprache des Bassisten ablesen, dass dieser mehr über Daisukes Unfall zu wissen schien als er ihnen gegenüber zugeben würde und er fragte sich gerade in seinem Inneren, in wie weit der Gitarrist selbst Schuld an dem ganzem Geschehnis war. Tief in seine Gedanken versunken bekam das Bandküken Dir en Greys überhaupt nicht mit, wie Kyo sich auf der Sitzreihe bequem gemacht hatte um die Wartezeit schlafend zu verbringen und er bekam auch nicht mit, dass Toshiya nach der erfolgreichen Transfusion mit einem Polizisten das Spital wieder verlassen hatte. „Shinya, wie geht es ihm denn?“ wurde er nun aus seiner Gedankenwelt gerissen, als er auf einmal die Stimme ihres leader-samas vernahm, blickte ihn genau an und erst da wurde ihm bewusst, dass Toshiya nicht mehr da war. „Toshiya war kurz hier; nebenbei mussten sie DIE eine Bluttransfusion geben, wobei sie Kyo und mich ebenfalls als Spender getestet haben“ berichtete er nun Kaoru, warf einen raschen Blick auf die Uhr und ihm schien es richtig gehend peinlich zu sein, dass er ebenfalls kurz eingenickt war. Wortlos nickte der dunkelhaarige Japaner nur, setzte sich neben Shinya und in genau diesem Augenblick kam die Medizinerin auf sie zu, die für DIE verantwortlich war. „Sind sie Mr. Niikura?“ stellte die Frau mit leicht grau melierten Haaren die Frage an ihn, hielt dabei ein Klemmbrett mit den wichtigsten Daten an sich gedrückt und blickte ihn aus ihren halbovalen Gläsern direkt an. Mit einem raschen Nicken stand der Bandleader Dir en Greys nun auf, folgte der Ärztin etwas abseits des Wartebereiches und erfuhr schließlich von ihr, wie der momentane Zustand ihres Zweitgitarristen nach der gelungenen Notoperation war. Kaoru biss sich verstärkt auf die Lippen, als er von den schweren Kopfverletzungen als auch denen im Brustbereich des ihm gleichaltrigen Japaners erfuhr, nickte nur bei jedem Wort das sie ihm sagte und eine wichtige Frage keimte gerade während des gesamten Gespräches in ihm auf. Wo war Toshiya die ganze Zeit gewesen und warum war er wieder abgehauen, nachdem er sich hier im Spital kurz zeigen ließ? Tief ein und ausatmend ließ sich Kaoru in den Sitz neben Shinya sinken, starrte dabei die gegenüber liegende Wand an und ihm wurde erst nach und nach die Schwere des Unfalls bewusst. Der Rotschopf hätte an Ort und Stelle an seinen Verletzungen erliegen können, wenn er nicht rechtzeitig entdeckt worden wäre und was ihm noch zusätzlich das Leben rettete war die Tatsache, dass die Eisenteile des Geländers vom Notarzt im Körper des Rothaarigen gelassen worden waren. Mit sich selbst gerade kämpfend vergrub Kaoru sein Gesicht in seinen Händen, dabei ließ er es aufgrund der momentanen Lage zu, dass Kyo und Shinya die verletzliche Seite ihres leader-samas zu Gesicht bekamen, die er sonst so geschickt vor seinem persönlichem Umfeld verbergen konnte und gemeinsam mit dem Drummer ging er hinauf zur Intensivstation, wo sie den Zweitgitarristen Dir en Greys unterbrachten. Selbst Kyo begleitete ihn bis zur Tür des Zimmers in dem der Rotschopf an verschiedene medizinische Geräte angeschlossen lag und Kaoru konnte deutlich am Sänger ablesen, dass der ganze Anblick für ihn zuviel wurde. „Ich kümmere mich schon um ihn“ sagte Shinya nur zu ihm, worauf der Dunkelbraunhaarige nur nickte und in das Zimmer hinein ging, dabei zogen sich tief in seinem Inneren sämtliche Zellen allein beim Anblick des sonst so lebensfrohen Japaners zusammen, der nun regungslos im steril weiß gehaltenem Bett lag. Schweigend stand er für eine Weile da, ließ seinen Tränen freien Lauf und er fragte sich gerade nach dem Warum. Kaoru war nach ihrem Gespräch davon ausgegangen, dass der Rothaarige ihm in die Lobby folgen würde, aber dass dieser andere Pläne bezüglich Toshiya hatte ahnte er nicht. Komischerweise war ihm den ganzen Tag schon ihr Bassist nicht unter die Augen gekommen und er fragte sich gerade, ob dieser etwas über den genauen Ablauf von Daisukes Unfall Bescheid wusste. Soweit sich Kaoru erinnerte hatte er Toshiya zuletzt am Abend nach ihrem Konzert gesehen, als sie alle in ihre Zimmer gingen, um sich den nötigen Schlaf zu holen. Seitdem war ihr Bassist wie unsichtbar - wo war er wirklich, als DIE vom Balkon fiel, warum schwieg er seine Freunde im Krankenhaus an und weshalb meldete sich dieser verdammte Idiot nicht bei ihm? Schlimm genug dass er sich schon um den Rothaarigen riesige Sorgen um dessen Verfassung machen musste, aber solange er - Kaoru Niikura - noch der Bandleader Dir en Grey war lag die Verantwortung für seine Freunde als auch Bandkollegen in seinen Händen. Nach ein paar Minuten wo er sich seine Tränen wegwischte, erinnerte ihn eine Krankenschwester daran, dass die Besuchszeit nun vorbei sei und er ruhig morgen wieder kommen könnte. Mit einem schwachen Lächeln nickte der Dunkelbraunhaarige nur, verließ nun das Krankenhaus und fand Kyo & Shinya auf ihn wartend vor der Eingangshalle stehen. Gemeinsam kehrten sie in ihr Hotel zurück, wo sie schon von ihrem Tourmanager und einem Vertreter ihrer Versicherung erwartet wurden. Kaoru wollte gerade dem Sänger und dem Drummer andeuten, dass sie nach oben gehen konnten, doch ihr Tourmanager gab ihm nun zu verstehen, dass Kyo und Shinya ebenfalls anwesend sein sollten. Die drei Musiker setzten sich nun mit den beiden Geschäftsmännern im Konferenzsaal des Hotels zusammen, wo Toshiya sie schon zu erwarten schien und Kaoru starrte ihn anklagend an, was Shinya und Kyo nicht verborgen blieb. In kurzen Worten wurde der Dunkelbraunhaarige über Toshiyas Verbleib der letzten paar Stunden aufgeklärt, da ein Polizist mit ihnen gerade über Daisukes Unfall redete und erst da wurde ihm klar, warum sich der Bassist sich nicht hatte zeigen lassen. Shinya wiederholte erneut seine Aussage, wobei Kaoru deutlich an ihm ablesen konnte, wie schwer es diesem fiel und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. Nach weiteren 2 ½ Stunden an Gesprächen waren sie endlich erlaubt, sich in ihre Zimmer zurück zu ziehen und Kaoru verblieb allein mit Toshiya im Konferenzsaal, den er verbittert und auch weiterhin anklagend anstarrte. „Wenn er stirbt, dann bist du Schuld daran, Toshimasa Hara“ brachte Kaoru ruhig von sich, wobei sein ganzer Körper bei diesen Worten zu zittern begann und er seinen Bassisten am liebsten gegen die nächste Wand geknallt hätte. Wortlos verließ Kaoru nun den Saal, verließ das Hotel für eine Weile und zündete sich gleich einmal eine Zigarette an, die er zur nervlichen Beruhigung brauchte. // Er verschweigt mir etwas... ich kann ihm deutlich ablesen, dass er mehr dazu zu sagen hat, als er preisgeben will. Verdammt, was soll ich nur tun, DIE? // dachte er nun beim Erreichen des Hafens, setzte sich an die Kaimauer und rauchte nun seine bereits dritte Zigarette seit er vom Hotel aufgebrochen war. Kyo hatte nur bestätigt, dass Toshiya nicht mehr im Zimmer war, als ihn Shinya anrief und Shinyas Aussage zu Folge war Toshiya noch dort, als dieser zu einem kleinem Spaziergang aufgebrochen war. Irgendwo in dieser Zeitspanne, wo er in die Lobby gegangen war nach seinem Gespräch mit dem Rothaarigen muss ihr Bassist wohl aufgebrochen sein. Toshiya würde mächtigen Ärger von ihm bekommen, sollte sich diese Vermutung von ihm bewahrheiten und nachdenklich wie Kaoru gerade war starrte er auf das Meer hinaus. Apropos Ärger, die einzigen Personen innerhalb der Band die welchen verursachten waren immer die gleichen drei: Kyo, DIE und Toshiya. Kurz musste er bei dieser aufkommenden Erkenntnis schmunzeln, da es gerade seine beiden Chaoten und Warumono waren, die soviel Leben in Dir en Grey brachten. Doch was sollte er nun tun, wenn ihr zweiter Gitarrist womöglich nie wieder erwachen würde oder schlimmer noch - diese Welt hinter sich ließ? Rasch schüttelte Kaoru seinen Kopf, jetzt war nicht der richtige Augenblick, um Schwarzmalerei zu betreiben und er musste darauf vertrauen, dass DIE kämpfte und durch kam. // Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich immer zuletzt // dachte der Dunkelbraunhaarige nun, schnippte den Rest seiner Kippe ins Meer, drehte sich nun um und beschloss die Nacht im Spital zu verbringen, da er es ehrlich gesagt im Hotel seit dem Unfall nicht aushielt. Beide Hände in seine Hosentasche stopfend ging er zu Fuß durch die Straßen in Richtung Krankenhaus, dabei biss er sich auf die Lippen, als ihm die letzten Worte zwischen DIE und ihm durch den Kopf gingen. Hätte er diesen schrecklichen Unfall des Rothaarigen überhaupt verhindern können, wenn dieses Gespräch zwischen ihnen etwas später am Tag kurz nach ihrem Soundcheck und vor ihrem Auftritt stattfand? Vermutlich, doch leider konnte er die Zeit nicht zurück drehen, egal wie sehr er es sich wünschte und seufzte tief auf bei dem Gedanken, dass es jeden von ihnen hätte passieren können, dass sie anstatt DIE von dort oben hinunter gefallen wären. Ehrlich gesagt hoffte Kaoru auch nur darauf, dass Kyo mit seiner Aussage recht hatte, dass ihr Zweitgitarrist wohl wieder nicht genau aufpasste, als Toshiya sie am Abend zuvor vor der eisigen Stelle und dem fast durchgerostetem Geländer am Balkon im sechsten Stock warnte. An diesen kleinen Funken Hoffnung klammerte sich der Leadgitarrist Dir en Greys beim Erreichen des Krankenhauses, indem Daisuke Andou auf der Intensivstation lag und nach einem Gespräch mit der behandelnden Ärztin seines rothaarigen Sorgenkindes war es ihm erlaubt zu bleiben. Tag und Nacht wachte Kaoru schließlich am Krankenbett seines besten Freundes, wobei er nur für ein paar Minuten sich Schlaf gönnte und am dritten Tag nach dem Unfall kurz das Zimmer des Rotschopfes verließ, da Kyo gerade versuchte ihm am Handy zu erreichen. Da im gesamten Krankenhaus generelles Rauchverbot herrschte, ging Kaoru kurz vor den Haupteingang, zündete sich eine Zigarette an und rief ihren Sänger am Handy zurück, der mit Shinya heute nach Osaka fahren wollte. In einem nahegelegenem Park traf er schließlich auf seine beiden Freunde, die sofort wissen wollten, wie es DIE ging und Kaoru zeigte sich dahin gehen zuversichtlich, da heute Morgen die Werte des Rothaarigen sich etwas verbesserten. „So wie es aussieht kommt er bald wieder zu sich“ meinte Kaoru nur, machte einen Zug von seiner Zigarette und blickte Kyo an, der neben ihm auf der Parkbank hockte. „Das sind wirklich gute Neuigkeiten“ meinte nur Shinya nur darauf, der etwas abwesend zu sein schien, sich einen Arm um seinen Körper schlang und leicht seinen Blick senkte. Fragend blickte Kaoru sofort das Bandküken an, wobei ihm auch gleich einfiel, warum dieser so betrübt wirkte. Toshiya hatte vor ihnen um eine Auszeit für unbestimmte Zeit gebeten, wobei ihr Tourmanager ihm drei Tage Bedenkfrist gab, um dann seine finale Entscheidung Kaoru mit zu teilen. „Heute ist ja der Tag“ murmelte nur der Sänger vor sich her, der den Leadgitarristen nur daran erinnerte, dass er eventuell für Dir en Grey beim Plattenlabel um eine Pause auf unbestimmte Zeit beantragen musste. DIE erholte sich langsam, aber stetig von seinen schweren Verletzungen; Toshiya wollte von der Band für eine Weile weg und somit wären nur Kyo Shinya und er innerhalb Dir en Greys aktiv. „Ich muss so oder so um eine Pause für die gesamte Band beantragen“ sagte Kaoru nur seufzend darauf, hielt sich beide Hände vor das Gesicht, starrte in Richtung Boden und ihm wurde gerade bewusst wie sehr sie sich als Band auf dünnen Eis bewegten. Da Kyo leider kein Instrument beherrschte und es wahrscheinlich Jahre dauern würde, bis DIE wieder vollkommen genesen war, stand Dir en Grey wohl oder übel kurz vor dem generellem Aus. Während Kaoru mit Kyo und Shinya die weiteren Schritte besprach die innerhalb der Band zu tun waren, besuchte Toshiya ihren Zweitgitarristen. Die Entscheidung fiel ihm trotzdem schwer, auch wenn er sich seiner Schuld bewusst war und er stand für eine Weile wortlos im Zimmer des Rothaarigen. Er wollte den um drei Jahre Älteren noch ein letztes Mal sehen, bevor er sich für immer aus dessen Leben begab und setzte sich nun direkt neben das Bett, wo er anhand des Anblickes schlucken musste. Seit dem Sturz vom Balkon hatte er ihn nicht mehr gesehen und das Gefühl der Schuld nagte tief an seiner Seele, dabei hatte er es nicht soweit kommen lassen wollen. „Es tut mir so leid, Daisuke. Es ist besser für uns beide, wenn ich für immer aus deinem Leben verschwinde“ flüsterte er ihm nun zu, kämpfte gegen seine Tränen an und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Nicht ahnend, dass DIE auf seine Stimme reagierte, strich er ihm noch sanft über die Wange, dann versiegelte er für einen kurzen Augenblick ihre Lippen, bevor er einen Brief aus seiner Manteltasche hervor holte und ihn neben Daisukes Hand legte. „Sayonara, Daisuke Andou“ sagte er noch zu ihm, wischte sich selbst die Tränen weg, drehte sich am Absatz um und verließ das Zimmer ihres Rhythmusgitarristen, ohne auch nur zu wissen wie der um drei Jahre ältere Japaner auf diese Worte reagieren würde. Gerade als er das Krankenhaus verließ, traf er nicht unweit davon auf Kaoru und in kurzen Worten teilte er ihm in Anwesenheit von Kyo und Shinya mit, dass er Dir en Grey ab heute für unbestimmte Zeit verlassen würde, dann ging der Schwarzhaarige in Richtung Bahnhof. Es zerriss ihn innerlich fast das Herz, aber Toshiya war sich seiner Entscheidung bewusst und er konnte nur darauf hoffen, dass der Rothaarige ihn mit der Zeit vergessen würde. // Es ist die einzig richtige Entscheidung in meinem gesamten Leben // dachte er gerade, saß nun im Zug in Richtung Sapporo, schloss seine Augen und ignorierte den Schmerz, den er tief in seinem Herzen fühlen konnte. „Kaoru hat ja wie immer recht...“ murmelte Toshiya nun vor sich hin, blickte kurz auf sein Mobiltelefon, dass eine SMS von Shinya anzeigte und steckte es trotz unbeantworteter Kurznachricht wieder in seine Manteltasche, dabei ahnte er nicht vom weitreichendem Effekt seiner Entscheidung die Band zu verlassen und sich auch von DIE anzuwenden. Nachdem Kaoru von Toshiya nun dessen Entscheidung erfuhr, als dieser auf sie hier im Park traf, kehrte er nachdenklich wie er momentan war ins Krankenhaus zurück und er hob sofort eine Augenbraue hoch, als er ein riesigen Andrang von Ärzten und Krankenschwestern beim Betreten der Intensivstation bemerkte. „Was ist hier los?“ fragte er gleich nach, als in ihm das mulmige Gefühl aufkam, dass etwas nicht mit DIE stimmte. „Mr. Andous Werte sind plötzlich in den Keller geschossen, kurz nachdem er Besuch hatte“ brachte die junge Krankenschwester nur hervor und ich wurde sofort klar, wer der Besucher gewesen war. Seine Hand zur Faust ballend und sich auf die Lippen beißend verfluchte er den schwarzhaarigen Japaner dafür, dass dieser soviel Leid auf den Zweitgitarristen Dir en Greys herauf beschwor und er konnte; nein, er wollte ihm diese Entscheidung nie in seinem gesamten Leben verzeihen. // Warum? Warum hängst du so sehr an ihm, DIE? // dachte er gerade, ließ sich in eine Sitz sinken, verbarg sein Gesicht in seinen Händen und er ahnte, weswegen der Rothaarige auf einmal sich selbst aufgab. Nun lag es an ihm - Kaoru Niikura - alles wieder ins Lot zu bringen und den Rothaarigen dazu zu ermuntern, am Leben zu bleiben. Kapitel 3: 三 ------------ Kommentar der Autorin: ab hier verläuft die Story aus der Sicht von Daisuke Andou. Falls es irgendwie zu verwirrend im Lesefluss sein sollte, bitte ich euch darum mich per ENS daraufhin aufmerksam zu machen und ich werde den Schreibstil der ersten zwei Kapitel wieder anwenden. Genug geredet, hier kommt Kapitel Nummer drei: Endlich einmal gründlich ausschlafen, wie lange habe ich es mir schon vorgenommen und ich bin aufgrund meiner Arbeit nicht dazu gekommen. Wer immer es mir nun vergönnt, ich werde ihm gleich nach dem Aufwachen dafür danken, aber momentan bin ich so von der Müdigkeit übermannt, dass ich zeitweise in lange traumlose Sequenzen abdrifte. Dazwischen sehe ich Fetzen oder Fragmente von Dingen, die ich momentan nicht richtig in mein Leben zuordnen kann und ich frage mich gerade, weshalb ich mich keinen einzigen Millimeter mehr rühren kann. Fast so, als wäre ich aus einem riesigen Stück Blei in einem einzelnem Durchgang gegossen worden und egal wie sehr ich zu schreien versuche, es kommt kein einziger Ton aus meiner Kehle hervor. Noch etwas fällt mir auf, dass ich doch recht merkwürdig finde: warum wiederholen sich diese Fragmente immer wieder in meiner Traumphase wie in einer endlosen Zeitschleife? Wie verschwommen nehme ich sie wahr, aber welchen Zusammenhang sie darstellen ist mir im Augenblick komplett fremd und ich entscheide jemanden deswegen zu fragen, wenn ich ausgeschlafen genug bin. Doch ein mulmiges Gefühl beschleicht mich gerade: wen möchte ich eigentlich befragen und was will ich denn so genau von dieser Person wissen? Als ich denke dass ich die Antwort auf genau diese Frage weiß, stocke ich für einen Moment und ich schlucke mehrmals, da sich ein großes weißes Feld in meinen Erinnerungsvermögen befindet. Oft ist mir das in der Schule vor den großen Prüfungen am Jahresende passiert, dass alles wie weg gewischt wirkte, aber diesmal scheint es wohl andauernd zu sein. Warum zerbreche ich mir jetzt so sehr den Kopf darüber? Ich schlafe einfach weiter und lasse all meine Sorgen Sorgen sein, da sie mir jetzt nichts antun können. Die einzige Hoffnung die in mir momentan keimt ist jene, dass ich nach meinem Erwachen ganz genau weiß, welche Bedeutung diese Fragmente in meinen Träumen haben und ich konzentriere mich nicht mehr weiter darauf. Nach einer halben Ewigkeit in Vergessen gehüllt kommt es mir so vor, dass ich mich ganz kurz von außen gesehen habe und das nicht zum ersten Mal. Eine Ansammlung von wildfremden Leuten, die hektisch durch den Raum huschen indem ich mich gerade befinde und ich verstehe nicht einmal, was sie in diesem Wirrwarr zu mir sagen wollen. Obwohl ich nicht genau weiß, ob ich nun bleiben oder gehen soll, vernehme ich wie von weit her die Worte, dass ich kämpfen soll und ich folge still dem vernommenen Befehl. Aber was treibt mich eigentlich dazu an, noch in diesem Raum mit diesen wildfremden Leuten zu verbleiben? „Sayonara, Daisuke Auf einmal ein Schmerz, der mehr als unerträglich ist und ich frage mich gerade, wieso ich mich gerade so hilflos und in Stich gelassen fühle. Es ist einer der wenig verbliebenen Fragmente, die irgendwie sich dem alles verschlingendem Weiß in meinem Kopf entziehen konnten und er ist dieser Auslöser für diesen Schmerz tief in meinem Inneren. Ich möchte schreien; mich meinem Umfeld bemerkbar machen, aber es kommt kein einziger Ton aus meiner Kehle hervor. Ich möchte meine Hand nach dem Träger dieser Stimme ausstrecken und ihn festhalten, ihn regenrecht darum bitten bei mir zu bleiben, aber ich bin nicht in der Lage meinen Arm auch nur ein klein wenig zu bewegen. Tiefe Verzweiflung macht sich in mir breit, warum lässt mich mein Körper genau in diesem Augenblick so sehr in Stich, wenn ich so dringend auf ihn angewiesen bin? Ja, das große Warum war wie ein nie endendes Echo das meinen Schlaf bestimmte und ich wunderte mich mehrmals, weshalb selbst meine Augenlider aus mehreren Schichten Blei gegossen zu sein schienen. Kämpfen - das scheint augenblicklich das Einzige zu sein, wozu ich gerade in der Lage bin und ich nahm mir eisern vor diese bleierne Schwere zuerst zu bekriegen, die mich unbeweglich macht. Danach werde ich mir die unbekannte Leere in meinem Kopf vorknöpfen, die sich nach meinem Ermessen her weniger behinderlich für mich anfühlt. Gesagt, getan - ich fokussiere mich auf meine vier Gliedmaße, um diese wieder nach langer Untätigkeit bewegen zu können und gleichzeitig auch auf meine Augenlider, da ich endlich mal etwas anderes außer dem eintönigen Schwarz-weiß Programm meines müden Gehirns sehen möchte. Ich weiß zwar nicht wie viel Zeit vergeht, aber ich bin nicht untätig und schließlich ist mein erster Erfolg darin, dass ich nur einen Finger leicht bewegen kann. Angespornt von diesem kleinen Erfolg mache ich einfach weiter bis ich eine Hand etwas bewegen kann, dann folgt nach einer Weile auch die andere Hand. Mein nächster Erfolg den ich für mich verbuchen kann folgt kurz darauf, als ich auf einmal deutlich bemerke, wie leicht meine Augenlider auf einmal geworden sind und ich diese wieder problemlos öffnen kann. Sofort schließe ich diese wieder, da mich dieses grelle Licht extrem blendet und als ich sie erneut leicht öffne, muss ich etwas blinzeln, um mich an diese ungewohnte Helligkeit zu gewöhnen. Da mir das Licht jegliche Art der Sicht raubt, beschließe ich halt noch einen Moment zu warten, bis ich erneut meine Augen öffnen kann und erst jetzt fällt mir ein Geräusch auf, dass ich nicht zuordnen kann. Ein schrilles Piepsen in Mehrfachausführung ganz in unmittelbarer Nähe, Schritte rund um mich herum und Stimmen von mindestens drei oder sogar vier Personen, die ich nicht in mein Umfeld einordnen kann. Obwohl ich mich jetzt etwas bewegen kann, fühlen sich meine beiden Arme immer noch an, als wären sie aus Blei gegossen, aber zum Glück nicht mehr so massiv wie zuvor. Um ehrlich zu sein habe ich jegliches Zeitgefühl während meiner Tiefschlafphase verloren und ich frage mich gerade, welcher Tag heute ist und wie spät es gerade sein mochte. Ob ich wieder verschlafen habe? Wäre ja nichts Außergewöhnliches bei mir, da ich meistens von fünf Tagen bei zirka der Hälfte zu spät im Unterricht erschien. Ich würde dahin gehend nur Glück haben wenn heute Wochenende ist, denn da brauchte ich mich nicht in aller Frühe aus dem Bett zu quälen. Raus gehen, die Schule schwänzen und durch die Stadt flanieren, das klang nach einem ziemlich guten Plan für den heutigen Tag. Ja, die Schule - irgendwie kommen da gute alte Erinnerungen auf, obwohl ich nicht mal weiß, wer ich denn genau bin. Ob mich dort einer wieder erkennen wird, wenn ich heute auftauche? Ob mich überhaupt irgendwer vermisst? Ich hoffe schon, denn sonst würde ich ja ein recht trostloses Leben vor mich hinfristen. Obwohl das Piepsen andauert sind die Stimmen um mich herum auf einmal verstummt und ich beschließe nun meine Augen zu öffnen, damit ich mich innerlich vergewissern kann, was eigentlich rund um mich los ist. Angenehme Dunkelheit vernehme ich nun, irgendwer muss wohl das Licht ausgemacht haben das mich vorhin so geblendet hat und ich versuche mich nun etwas aufzusetzen, dabei beiße ich mir stark auf die Lippen, weil ich starke Schmerzen im Brustbereich fühle. Ich kämpfe dagegen an, lasse den Blick durch den Raum schweifen und erst da fallen mir die vielen Geräte an der Seite meines Bettes auf, an die ich über mehrere Sensoren angeschlossen bin. Außerdem bemerke ich an meinem linken Arm eine Kanüle, die ich fragend begutachte und meinen Blick weiter durch den Raum schweifen lasse. Genau an der linken Seite meines Bettes bemerke ich einen älteren Mann und zwei Frauen, die auf bereit gestellten Futons schlafen und als ich auf die rechte Seite meines Bettes schaue, fällt mir ein junger Mann mit dunkelbraunen Haaren auf, der mir merkwürdiger Weise sehr vertraut wirkt. Mein Blick ruht lange auf ihm, wobei ich leicht schmunzeln muss, da er zugegeben recht niedlich wirkt wenn er schläft. Halt, was denke ich denn da gerade - seit wann fand ich es niedlich, wenn ein erwachsener Mann schläft? Ich lehnte mich nun etwas in mein Polster zurück, starrte nun die Decke über mir an und instinktiv fasste ich mir auf die stark ausgetrockneten Lippen, wobei ich tief in meinem Inneren dieses vertraute Stechen fühle. Was war nur mit mir geschehen, das ich mich hier in einem Krankenhaus befand und Leute um mich herum lagen, die ich nicht einmal kannte? Wer waren sie zu mir? Freunde? Familie? Arbeitskollegen? So viele Fragen die ich auf einmal an die Schlafenden um mich herum hatte, dabei war eine die wichtigste überhaupt für mich: die meiner Identität. Zuerst musste ich heraus finden, wer ich bin und was ich tat; danach konnte ich ruhig nachforschen, wer sich in meinem persönlichen Umfeld aufhielt und wie ich mit diesen Personen klar kam. Gerade als ich nach einem Becher greifen wollte der am Nachttisch neben mir stand, betrat eine Krankenschwester das Zimmer und sie schien regelrecht erschrocken, dass ich wach war und mich etwas bewegen konnte. Ich deutete ihr an leise zu sein, da ich nicht die Schlafenden wecken wollte und sie nickte nur rasch mit dem Kopf. Ich beobachtete genau, wie sie meine Werte untersuchte und sie war wenigstens so nett, mir einen Becher mit Tee zu bringen als ich sie höflichst darum bat. Lange blieb ich nicht wach, denn nachdem ich den Tee getrunken hatte überfiel mich erneut die Müdigkeit und ich hatte eine dieser traumlosen Sequenzen. Als ich wieder munter werde vernehme ich eine angenehme dunkle Stimme, die sich sehr vertraut für mich anhört und ich drehe automatisch meinen Kopf in die Richtung, aus der ich diese Stimme vernehme. Beim Anblick muss ich leicht schlucken, denn es ist der Dunkelbraunhaarige von gestern und ich merke ihm deutlich an, dass er wohl Tag und Nacht hier verbracht haben muss, da er deutlich Augenringe aufweist. „Morgen“ ist das erste Wort das ich krächzend nach einer Weile der Stille hervor bringe, versuche zu lächeln und ich höre deutlich, wie die beiden Frauen an meiner linken Seite zu schluchzen beginnen. Der ältere Mann an meiner linken Seite wirkt zwar sichtlich gefasst, aber ich kann ihm deutlich ansehen, dass er sich wohl riesige Sorgen um mich gemacht haben muss. Eine Stimme tief in mir sagt mir, dass das wohl meine Familie ist und ein Gefühl der Schuld kommt nun in mir auf. Was habe ich bitte angestellt, dass sie so erleichtert darüber wirken, von mir endlich ein Wort zu hören? Hatte ich etwa einen Unfall gehabt? Das würde auch erklären, warum ich an die Geräte angeschlossen war und sich meine Familie hier befand. Ok, wenn diese drei Leute meine Familie bildeten, wer war dann dieser attraktive Mann mit den dunkelbraunen Haaren? Auch wenn ich ihn vorerst nicht kannte, so sagte etwas tief in meinem Inneren, dass ich ihm schon einmal über den Weg gelaufen war und ich versuchte gerade eisern darüber nach zu denken, wo ich ihn schon einmal getroffen habe. Leider verursacht es mir nur weitere Kopfschmerzen, die ich nicht ignorieren kann und ich muss meine Fragestunde auf etwas später verschieben, da ich mich deswegen nicht wohl fühle. Auch wenn ich meine Augen für einen kurzen Augenblick geschlossen habe, so kann ich ihre Stimmen nun klar vernehmen und mir fällt nach einer Weile noch eine weitere auf, die zu einer Frau gehört. Sofort öffne ich wieder meine Augen, dabei blicke ich direkt in die Augen meiner behandelnden Ärztin und sie schenkt mir ein mildes Lächeln. In kurzen Worten sage ich ihr, dass mein ganzer Körper sich teilweise noch wie Blei anfühlt und ich immer noch diese Kopfschmerzen habe, als sie mich fragt wie ich mich fühle. „Das wird schon wieder, Mr. Andou. In ein paar Tagen wird es besser werden und die Kopfschmerzen verschwinden“ sagt sie noch zu mir, bevor sie das Zimmer verlässt und ich bin nun etwas verwirrt. Andou - war das etwa ein Teil meines Namens? Fragend blicke ich den dunkelbraunhaarigen Mann an, der im Zimmer geblieben war und ich wunderte mich gerade, wo meine anderen drei Besucher hinverschwunden waren. „Wo?“ frage ich nur, deute dabei auf meine linke Seite und schaue dabei ihm tief in die Augen, die ein sanftes Braun aufweisen. „Sie sind sich nur mal kurz die Beine vertreten“ antwortet er mir darauf, nimmt sich einen Sessel und setzt sich direkt zu mir ans Bett. Ich nicke nur, setzte mich etwas auf, wobei ich erneut diese Schmerzen verspüre und nebenbei diesen besorgten Blick bei ihm bemerke. „Wer bist du?“ frage ich ihn nun, nachdem die Schmerzen sich verzogen haben und etwas macht mich nun stutzig an seinem Verhalten. Der Dunkelbraunhaarige wirkt auf einmal ziemlich verbittert; zwischen uns herrscht eine Weile Stille und ich lehne mich wieder etwas in mein Polster zurück. „Mein Name ist Kaoru“ sagte er nun zu mir, blickt mir direkt in die Augen und ich frage mich gerade, warum er eigentlich hier bei mir anwesend ist. Ich ahne in diesem Augenblick nicht einmal das Ausmaß unserer Bekanntschaft und lasse den Namen erstmal in Ruhe auf mich einwirken. „Freut mich dich kennen zu lernen“ sage ich nur zu ihm, lächle so fern es mir gerade möglich ist. Kaoru nickt nur, er scheint wohl zu ahnen, dass mich ein weißes Tuch des Vergessens einhüllt. Ist das etwa der Grund, warum er mich vorhin leicht verbittert ansah? Ist er etwa einer jener Schlüssel zu meiner Erinnerung, nach denen ich mich auf die Suche begeben muss? Während Kaoru schweigt nutze ich diese Gelegenheit gleich aus, um ihn genauer zu betrachten. Sein dunkelbraunes Haar geht ihm bis zu den Schultern, dabei wird das mir so vertraut wirkende Gesicht von ihnen sanft eingerahmt und mir fällt noch auf, dass er einen Kinnbart trägt. Seine sanft wirkenden braunen Augen strahlen etwas aus, dass ich momentan nicht richtig beschreiben kann und ich krame in den paar Fragmenten nach, die der alles verschlingenden Weiße entkommen konnten. „Kao, wer bin ich?“ stelle ich nun die nächste Frage, wobei ich nicht wirklich darauf achte, wie ich sie ihm stelle und es taucht ein kurzes Lächeln auf seinen Lippen auf. „Du bist DIE“ antwortet er mir nur darauf, wuschelt mir dabei durch die Haare, wobei mir erst jetzt auffällt, wie lang diese geworden sind. // DIE Andou - Mann, ich muss ja einen wirklich merkwürdigen Namen haben // dachte ich mir gerade, als mir irgendetwas tief in meinem Inneren versucht zu sagen, dass es nur die Kurzform zu meinem richtigen Namen sein konnte. Nebenbei wunderte ich mich gerade über mich selbst, weshalb ich mich freiwillig so nennen würde und bekam leider wie so oft keine Antwort von mir selbst darauf. Nachdem unser beider Identitäten so halbwegs geklärt worden war, verfiel ich der aufkommenden Müdigkeit und in dem Traumfetzen den ich nun hatte, konnte ich teilweise das Gesicht eines jungen Mannes mit schwarzen Haaren erkennen, dass nicht ident mit Kaoru war. Wer war er und wie stand er zu mir? Warum wirkt er ebenfalls so vertraut auf mich und weshalb löst dieses Stückchen Traum erneut diesen undefinierbaren Schmerz tief in meinem Herzen aus? Es dauert eine Weile bis ich wieder halbwegs wach werde und meine Familie ist wieder anwesend, aber von Kaoru ist keine Spur zu sehen. Leicht enttäuscht seufze ich auf, da ich eigentlich ihn noch fragen wollte, woher er mich kennt und warum er überhaupt hier war. Da ich nun nicht mit Kaoru reden kann, fokussiere ich mich auf den Mann und die beiden Frauen an meiner Seite, die sich als meine Eltern und meine große Schwester entpuppen. Von ihnen erfahre ich nur, dass sie sich riesige Sorgen um mich gemacht haben, als sie über Kaoru von meinem schrecklichen Unfall erfuhren und ich weiß nach dem Gespräch mit ihnen auch etwas mehr über mich selbst Bescheid. Mein voller Name lautet Daisuke Andou; ich bin am 20.12 in der Präfektur Mie als drittes Kind meiner Eltern geboren worden, bin Onkel von zwei Kindern und ich bin vom Beruf professioneller Musiker. Na wenigstens ein Anfang - wenigstens brauche ich mich selbst nicht mehr als den Namenlosen bezeichnen. Da ich nach solchen Gesprächen sehr schnell ermüde, erhalte ich diese Informationen natürlich häppchenweise über den Tag verteilt und von meinen Eltern erfahre ich schließlich eine Tatsache, die mich dann doch recht mulmig stimmt. Laut der Aussage meiner Mutter soll ich auf das gleiche Geschlecht stehen und ich soll mich in einer fixen Beziehung mit Kaoru befinden. Moment mal, irgendetwas in diesem inneren Film über meine Erinnerungen ist total falsch - seit wann stehe ich bitte auf Männer und warum in aller Welt sollte ich ausgerechnet mit Kaoru zusammen sein, wenn ich ihn eben erst kennen gelernt habe? // Daisuke, da musst du aber einen wahren Totalschaden erlitten haben, wenn du nun auf Kerle stehst // dachte ich mir gerade dabei, schloss meine Augen und ließ die gesammelten Informationen langsam auf mich einwirken. In den letzten paar Tagen hat sich da schon einiges angesammelt und selbst mein gesundheitlicher Zustand verbessert sich soweit, dass meine behandelnde Ärztin mich von der Intensivstation aus in ein anderes Zimmer verlegen lässt. Mit Kaoru konnte ich immer noch nicht reden, da er wie spurlos verschwunden scheint und seine Abwesenheit schlägt deutlich auf mein Gemüt, da diese Fragen an ihn wahre Löcher in meinen Bauch zu fressen drohen. Auch wenn meine Schwester nach meiner Verlegung auf eine normale Station geblieben ist um nach mir zu sehen, so kann ich es ehrlich gesagt kaum erwarten Kaoru erneut zu sehen, da er mir klar das Gefühl gibt mich genau zu kennen. Wenn ich nicht gerade mit meiner Schwester Mikado spiele oder mit ihr über meine Kindheit rede, so verbringe ich den Großteil des Tages schlafend und ich sehe vermehrt diese Fragmente über den großen unbekannten Mann mit den schwarzen Haaren in meinen Träumen erscheinen. Eines Tages - ich höre den Regen gegen das Fenster meines Zimmers trommeln - liege ich gelangweilt in meinem Bett und starre regelrecht Löcher in die Zimmerdecke, da nun auch meine Schwester abgereist war. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich, was ich mit mir momentan anfangen soll, als sich die Türe öffnet und meine Augen sofort aufleuchten, da es sich um Kaoru handelt der mein Zimmer betritt. Auch wenn ich mich darüber freue, dass er wieder gekommen ist, so fange ich sofort zu schmollen an, da er es einfach zulässt mich hier vor Langeweile vergehen zu lassen. Sofort fällt mein Augenmerk auf die beiden Männer, die nach Kaoru das Zimmer betreten und ich weiß zwar nicht wieso, aber sie kommen mir ebenfalls sehr vertraut vor. „Kaoru, ich vergehe hier vor Langeweile und du schleppst einfach irgendwelche Leute an, die ich nicht einmal kenne“ bringe ich nur leicht beleidigt hervor, wobei ich recht überrascht auf Kaorus Reaktion bin, da er aufgrund meiner Worte nur grinsen muss. Macht sich dieser Kerl etwa lustig über mich? Sobald ich das Krankenhaus verlassen kann werde ich es ihm heimzahlen, das schwöre ich mir bei meiner Ehre. „Ich dachte, du würdest die Beiden gerne wieder sehen, DIE. Schließlich sind sie auch mit dir gut befreundet“ antwortet er mir darauf, kontert dabei geschickt meinen Blick und die Worte, die ich ihm gerade an den Kopf werfen will verschwinden wieder in den Untiefen meines gelöschten Gedächtnis. Die Beiden sind meine Freunde? Ist er deswegen ohne ein Wort zu sagen aufgebrochen? Um mir zu helfen, meine Erinnerung wieder zu erlangen? Auch wenn Kaoru es nur gut meint, ich kann ihm einfach nicht verzeihen, dass er einfach so ohne ein Wort zu mir zu sagen verschwunden ist. „Das wirst du noch büßen, Kao“ sage ich nur zu ihm, verschränke trotzig meine Arme, wobei er erneut zu grinsen beginnt und ich habe einfach nur das Gefühl, dass er ganz genau weiß wie ich auf ihn reagiere. Den ganzen Nachmittag verbringe ich mit den beiden Männern die mit Kaoru hier her kamen, stelle ihnen Fragen woher sie mich denn kennen, wie sie heißen und in welcher Verbindung wir zueinander stehen. Von ihnen erfahre ich schließlich, dass wir zusammen in einer Band namens La:Sadies waren und das sie mit richtigen Namen Tooru & Shinya heißen. Der Kleinere von ihnen besteht sofort darauf, dass ich ihn Kyo nenne, dabei bekomme ich das Gefühl, dass er wohl seinen richtigen Namen nicht mag. Kaoru ist ebenfalls anwesend; er sitzt schweigend da und belauscht nur unsere Konversation, dabei scheint er mir ziemlich wachsam zu sein. Was erwartet er denn, dass ich nach drei Stunden an Informationen mir alles merken kann, nachdem ich wieder erwacht bin? Ich bin ja schließlich ein Mensch in einem Krankenhaus, kein Supercomputer und dementsprechend mache ich Shinya klar, dass ich für heute zu ausgelaugt bin. Beide sind zum Glück sehr verständnisvoll und sie versprechen mir, dass sie mich erneut besuchen kommen. Nachdem die Beiden das Zimmer verlassen, schließe ich meine Augen und atme erleichtert auf, da das ganze Gespräch mit ihnen sichtlich kräftezehrend für mich war. Ich schlafe sofort ein, bevor ich auch nur ansatzweise auf Kaoru reagieren kann und glücklicherweise hatte ich eine der traumlosen Sequenzen die mich nun heimsuchten. Während ich schlafe lässt mich eines nicht mehr los: warum kam mir das gesamte Gespräch mit Kyo & Shinya so total überwacht von Kaoru vor? Gab es etwas, dass ich in meinem jetzigen Zustand noch nicht wissen durfte? Weshalb wirkte Shinya so niedergeschlagen? Lag es etwa daran, dass ich mich im Spital befand und kaum Erinnerungen an die Dinge hatte, die davor geschehen waren? Als ich nach einer Weile wieder aufwache regnet es nicht mehr. Vorsichtig setze ich mich auf, lasse meinen Blick durch den Raum gleiten und schaue dabei direkt in die sanften braunen Augen Kaorus. „Wie geht es dir?“ fragt er mich, wobei mir erst jetzt auffällt, dass es wohl dunkler geworden sein muss. „Um ganz ehrlich mit dir zu sein, Kao, ich fühle mich ziemlich miserabel“ krächzte ich nur, da mich der Gebrauch meiner Stimme einiges an Kraft kostet, blicke nun in Richtung Zimmerdecke und schließe darauf kurz meine Augen. Ein leichtes Schmunzeln vernehme ich von ihm, fast so als würde er ahnen wie es mir gerade geht. „Shinya hat dich damals gefunden“ fängt er nun in seine Gedanken versunken an zu sagen, dabei ruht nun mein Blick auf ihm und ich beobachte ihn dabei, wie er mit dem Sessel näher an mein Bett rückt. „Ist er deswegen so niedergeschlagen?“ frage ich krächzend nach, dabei mache ich mir innerlich ein Memo die Krankenschwester beim nächsten Mal nach Hustenzuckerl zu fragen. Ein kurzes Nicken von Kaoru, dann herrscht quälende Stille im Raum. Leicht schlucke ich bei dem Gedanken, dass es mich wohl schlimmer erwischt haben muss, als ich bisher gedacht habe und ich senke nur für einen Sekundenbruchteil meinen Blick auf die Decke. „Kao, wie schlimm war es wirklich? Bitte sag es mir“ bitte ich ihn schließlich darum, klammere mich an meiner Decke fest und versuche mich nun geistig mit dem schlimmsten Szenario möglich anzufreunden. „Du wärest fast gestorben, DIE“ sagt er nun mit bedeckter Stimme knapp zu mir, die mich noch mehr schlucken lässt und erst da wird mir nach & nach bewusst, weshalb meine Familie den Tränen nahe war, als ich endlich ein Wort von mir gab. „Was ist passiert?“ frage ich nun nach, dabei schnürt es mir fast die Kehle zu, weil ich ehrlich gesagt schon eine wage Vermutung habe. „Du bist aus dem 6.Stock vom Balkon gefallen“ antwortet er mit gepresster Stimme, dann herrscht wieder Stille im Raum. Mir fehlen darauf einfach nur die Worte, da ich nicht genau weiß, was ich zu Kaoru sagen soll und im Moment bin ich über die Stille erfreut die mich umgibt. Da keiner von uns noch ein weiteres Wort sagt, nutze ich diese Gelegenheit um zu schlafen und um diese neugewonnene Information zu verarbeiten. Ich bin gestürzt und dabei fast gestorben. Shinya hat mich gefunden. Ich bin dabei fast draufgegangen. Shinya hat mich gerettet. Hin und her gehen meine Gedanken wie in einem alten Singsang, dabei taucht erneut eines der Fragmente in meinem Traum auf, in denen der Schwarzhaarige vorkommt und ich wundere mich gerade, was er mit meinem Sturz aus dem 6.Stock zu tun hat. Warum bekomme ich nun das Gefühl, dass sie genau wissen wer er ist und mir seine Identität vorenthalten? Aber warum eigentlich? Ich bin ja kein kleines Kind mehr, das man vor Gefahren beschützen muss. Ich bin... was eigentlich? Ein in den Jahren stecken gebliebener Teenager, der aus Spaß sein Leben riskiert? Ein erwachsener Mann, der ein riesiger Tollpatsch ist und damit das Leben seiner Freunde und Familie dermaßen aus dem Konzept bringt, dass er einen Aufpasser benötigt? Diese Frage an mich selbst ernüchtert mich, denn ich fühle mich gewaltig am Boden zerstört, weil ich nicht genau weiß wo ich mich einordnen soll. Das ist eine Frage, die ich weder an meine Familie bzw. an Kyo, Shinya oder Kaoru stellen kann; es ist eine Frage, die ich mir selbst beantworten muss. Um heraus zu finden wer ich wirklich bin muss ich die Fragmente meiner Erinnerung wieder erlangen, dabei bin ich auf die Hilfe meiner Freunde angewiesen. ************ Seit meinem Erwachen waren nun einige Monate übers Land gezogen und mein genereller gesundheitlicher Zustand wurde von Tag zu Tag besser. Mittlerweile konnte ich schon einige Schritte machen, bevor ich mich wieder erschöpft ins Bett legen musste. Zu dem Zeitpunkt ahnte ich immer noch nicht, wie viel Zeit seit meinem Unfall wirklich vergangen war; weder meine behandelnde Ärztin noch Kaoru geben mir dahin gehend einen Hinweis, der mich beunruhigen sollte. Also gehe ich tief in meinem Inneren einfach davon aus, dass ich mich dementsprechend noch im Jahr 1997 befinden musste, da ja laut der Aussage meiner Freunde Kyo und Shinya sich unsere Band La:Sadies aufgrund von Unstimmigkeiten aufgelöst hat. Was ich dabei nicht ahnte war die Tatsache, dass ich mit ihnen in einer weiteren Band gewesen war, die viel erfolgreicher als La:Sadies wurde. Außerdem wurmt mich immer noch, warum aufgrund meiner beruflichen als auch privaten Vergangenheit mit ihnen eine so große klaffende Wunde bestand, die keiner meiner sogenannten Freunde mir momentan erklären will. Nachdenklich wie ich in den letzten Tagen meistens war, mache ich gerade einige Schritte auf das Fenster in meinem Zimmer zu, bei dem ich erschöpft mich in den Sessel setze. Kurz schließe ich meine Augen, lausche den Geräuschen um mich herum und ich wirke ziemlich überrascht, als ich einige Vögel vernehmen kann. Neugierig wie ich nun bin, schaue ich aus dem Fenster hinaus und ich entdecke eine Kohlmeise direkt beim Fensterbrett sitzend. Sie putzt ihr Gefieder, plustert sich kurz auf und dann fliegt sie dem Himmel entgegen, der teilweise bewölkt ist. Erst da wird mir bewusst, dass wir schon Frühling haben, denn ich kann von meinem Zimmer aus einige in voller Blüte stehende Kirschbäume im Garten entdecken. // Wie schade, dass ich nicht schon draußen sein kann // denke ich gerade seufzend, lehne mich in den Sessel zurück und schließe erneut meine Augen, dabei nehme ich vertraute Schritte war, die sich mir nähern. Ohne auch nur meine Augen zu öffnen weiß ich ganz genau, dass es Kaoru ist der mich besuchen kommt. Ich weiß zwar nicht wie und wieso ich das geschafft habe, aber während ich mich im Tiefschlaf befand habe ich mir scheinbar gemerkt, wie er sich im Raum bewegt. „Hi, Kao“ bringe ich nur hervor, schaue ihn nun an und schenke ihm ein leichtes Lächeln. „Dir scheint es wirklich besser zu gehen“ sagt er nur darauf, lächelt ebenfalls, schnappt sich einen freien Sessel und setzt sich mir gegenüber. Außer ihm besucht mich nur meine Familie, natürlich nur wenn diese sich von ihrer Arbeit frei nehmen können. Ansonst verkomme ich hier vor Langeweile, wenn ich nicht gerade dabei bin, meine Mobilität und Unabhängigkeit zu verbessern. „Kao, ich habe es heute geschafft, mein Zimmer zu durchqueren“ bringe ich nun stolz hervor, blicke direkt in diese sanften braunen Augen und entlocke damit ein weiteres Lächeln von ihm. „Dann kann ich dich ja hinaus in den Garten führen“ meint er nur zu mir, hilft mir auf meine Beine und deutet mir an mich bei ihm fest zu halten falls ich ermüden sollte. Bei ihm abgestützt verlasse ich zum ersten Mal mein Zimmer, dabei fällt mir bei der Wand angelehnt Kyo auf, der sich gerade mit einem technischen Gerät herum ärgert. Ein leichtes Schmunzeln überkommt mich, irgendwie wirkt es so vertraut ihn so zu sehen, doch andererseits ist es auch völlig neu für mich. „Hey, DIE“ begrüßt er mich nun, steckt das Gerät in seine Jackentasche und ich mache mir innerlich eine Memo, Kyo danach zu fragen um was es sich denn handelt. Vielleicht hilft es mir ja meine Langeweile zu vertreiben. „Alles klar bei dir?“ frage ich sofort nach, schaue ihn kurz an und irgendwie freue ich mich darüber, dass er ebenfalls mit in den Garten hinaus kommt. Kyo nickt nur rasch, geht neben mir durch die vielen Gänge und um ehrlich zu sein bin ich froh, dass Kaoru in diesem Wirrwarr als Lotse fungiert, da ich mich sicherlich verlaufen hätte. „Stimmt es, dass er bald nachhause kann, Kao?“ höre ich ihn nun fragen, dabei blicke ich ebenfalls den Dunkelbraunhaarigen an meiner Seite an und unbeschreibliche Freude überkommt mich. „Hai, wenn er sich weiterhin stetig so bessert, dann kann er schon kurz nach der Golden Week entlassen werden“ antwortet Kaoru nun Kyo, als wir den krankenhausinternen Garten erreichen und ich ihm andeute, dass ich mich vorerst setzen möchte. „Wann hast du vorgehabt mich einzuweihen, Kao? frage ich nun leicht schmollend nach, weil Kyo dieses Thema ja indirekt angeschnitten hat, ohne mich all zu neugierig zu machen. „Wenn wir zwei im Freien sind“ antwortet er nur grinsend, bleibt direkt vor mir stehen, blickt mir direkt in die Augen und irgendetwas ist da an ihm, dass mich doch recht stutzig macht. Kommt es mir nur so vor oder hat er für heute nicht mit Kyo gerechnet, dass dieser mich besuchen kommen würde? Nebenbei bemerkt, warum fällt es mir erst jetzt auf, wie er im Grunde genommen mit mir umgeht? Fast so, als wären wir zwei wirklich enger miteinander vertraut als es mir momentan lieb ist. Ob die Behauptung meiner Mutter doch der Wahrheit entspricht? Ehrlich gesagt will ich momentan nicht darüber nachdenken, daher lasse ich nun meinen Blick durch den Garten schweifen und atme die Luft ein, die für mich ganz anders als die im Inneren des Krankenhauses ist. Es riecht hier nicht nach Medizin, alten Leuten und Reinigungsmitteln; ich kann diese Gerüche kaum beschreiben, aber sie sind besser ertragbar als die eines gesamten Krankenhauses. „Warum kann ich nicht schon morgen oder besser gesagt jetzt gleich nachhause gehen?“ schieße ich nun mit meiner Frage hervor, wobei ich dadurch Kyo zum Lachen bringe und Kaoru schüttelt nur schmunzelnd den Kopf. „Weil du erst einmal fit genug sein musst um nachhause zu kommen, DIE“ antwortet mir Kaoru nur, wuschelt mir durch meine langen schwarzbraunen Haare und seine braunen Augen leuchten sichtlich gutgelaunt auf. „Ich kann dich gut verstehen, DIE, denn ich selbst hasse Krankenhäuser wie die Pest“ sagt nun Kyo zu mir, der sich wieder gefasst hat und mich grinsend anblickt, dabei ist mir in genau diesem einem Moment, dass ich diese Szenerie schon einmal erlebt habe, aber aus einer anderen Perspektive heraus. Ich kann nicht anders und muss aufgrund von Kyos Worten grinsen, da ich es mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass er Stammgast in einem Spital sein sollte. „Sag mal, Kyo, was war das vorhin für ein Gerät, an dem du dich so rumgeärgert hast?“ frage ich nun neugierig geworden nach, um unser Gesprächsthema auf etwas anderes zu lenken und richte meinen Blick auf ihn. „Das hier? Das ist meine PSP“ antwortet er mir, als er mir das schwarze Gerät in die Hand drückt, dass er eben aus seiner Jackentasche hervor holt und ich blicke es lange ungläubig an. Eine PSP? Was immer es auch ist, es hört sich nach dem lange gesuchten Killer für meine Langeweile an. Mit halben Ohr höre ich ihm zu, wie dieses Gerät zu bedienen ist und Kyo versucht mir auch noch die Steuerung für das Spiel zu erklären, dass sich momentan in diesem Gerät befindet. Fasziniert wie ich davon bin spiele ich einfach darauf los, wobei ich nicht mitbekomme wie Kyo als auch Kaoru über meine Schulter mit schauen. Grinsend starre ich beide an, als ich das Level schaffe, bei dem Kyo so verzweifelt gehangen ist und ich hebe fragend eine Augenbraue hoch, als mich der Kleinere perplex anstarrt. „Kao, bist du dir wirklich sicher, dass er uns nix vorspielt? DIE hat gerade meinen Rekord geknackt - so wie immer, wenn ich mal nicht aufgepasst habe“ bringt Kyo nun leicht grummelnd hervor, richtete seinen Blick auf den Dunkelbraunhaarigen und erst da wird mir bewusst, dass ich vor meinem Unfall schon eine kleine Rivalität mit ihm im Thema Videospiele gehabt haben musste. „Kyo, ich habe dich schon einmal geschlagen?“ frage ich nun nach, wobei mich das Ganze recht neugierig macht. „Hai, nicht nur einmal, DIE - du hast oft Kaorus als auch meinen Highscore innerhalb von zwei Minuten eliminieren können“ erklärt mir nun Kyo, der beide Hände in die Jackentasche stopft und mir direkt in die Augen schaut. Ich kann nicht anders als erneut zu grinsen, da ich diesen Teil meiner Erinnerung deutlich mag. Es gab also etwas, wo ich sogar besser als Kaoru war. Endlich etwas, das ich ihm klar auf die Nase binden konnte. „Bin ich etwa so gut darin?“ frage ich noch nach, lasse meinen Blick auf dem Kleineren ruhen und innerlich fühlt es sich wie eine Genugtuung an, als Kyo auf meine Frage hin nur mit dem Kopf nickte. „Ich will nicht wissen, was du nun in ihm ausgelöst hast“ höre ich nun Kaoru sagen, wobei ich lange die PSP in meinen Händen anstarre und im Menü auch einen Punkt entdecke, der gespeicherte Musik abspielt. „Gib sie mir wieder, wenn du das Spiel durch hast, DIE“ sagt Kyo nur zu mir, als ich ihm das Gerät wieder geben will und ich nicke nur, dabei strahle ich förmlich, weil ich endlich eine weitere Beschäftigung in meinem öden Leben im Krankenhaus gefunden habe. Bevor Kaoru auch nur reagieren kann, bin ich einfach aufgestanden und ich wäre aufgrund des aufkommenden Schwindelanfalls gefallen, wenn Kyo mich nicht noch rasch gestützt hätte. „Besser, wenn er wieder reingeht“ vernehme ich nun von Kaoru, bei dem ich mich abstütze und die PSP an mich gedrückt halte. Leicht schmollend akzeptiere ich zwar, dass ich wieder hinein muss, aber tief in meinem Inneren verwirrt mich gerade der aufkommende Gedanke, dass Kaoru es kaum erwarten konnte wenn Kyo endlich nachhause ging. Ich mag ihn und auch Kao, schließlich sind sie ja meine Freunde und tief in meine Gedanken versunken frage ich mich gerade, wann denn Shinya wieder mal auf Besuch vorbei kommt. „Hey Kyo, bringst du Shin das nächste Mal mit?“ stelle ich die Frage nun an den Kleineren, schaue ihn genau an und erst da bemerke ich, dass er in Richtung Ausgang steuert. „Klar, mach ich; ich sag ihm einfach Bescheid, dass du ihn vermisst, DIE“ bringt er noch grinsend hervor, hebt die Pfote zum Gruß und wendet sich mit beiden Händen in seine Jackentasche gestopft hinaus in die mir unbekannte Welt. Zurück in meinem Zimmer lege ich mich wieder hin, da sich alles um mich herum zu drehen beginnt und ich schließe kurz darauf die Augen. Diese vielen neuen Eindrücke von eben lassen mein Hirn wie verrückt rattern und bevor ich auf Kaoru reagiere schlafe ich einfach ein. Ungewohnte Bilder tanzen durch meinen Kopf, die ich einfach nicht einordnen kann und ich frage mich gerade, weshalb es Kaoru für heute lieber gewesen wäre, wenn Kyo nicht erschienen wäre. Allein der Gedanke daran, dass er zu mir ein engeres Band hat als mir eigentlich lieb ist bringt mich total aus meinem Konzept und ich fühle eine wage Vermutung in mir aufkommen, die ich aber sofort als Irrglauben abtue. Wie richtig ich damit eigentlich liege, ahne ich zu dem Zeitpunkt nicht und ich fälle die Entscheidung, Kaoru dahin gehend zu fragen, was denn nun genau an der Behauptung meiner Mutter stimmt. Sie ist ja eine ehrliche Frau und hat mir immer die Wahrheit gesagt, also muss daran ein Fünkchen wahr sein. Gerade als ich aufwache fällt mir auf, wie ungewohnt nah er mir diesmal ist und ich ziehe zum Schutze die Decke fast über meinen Kopf. Ein leichtes Lachen, dass ich nun von ihm vernehme und es löst einen angenehmen Schauer in meinem gesamten Körper aus. „Du hattest noch Kirschblüten im Haar“ sagt er nur zu mir, als er sich erneut an den Rand meines Bettes setzt und mich genau anschaut, dabei entdecke ich in seiner Hand einige dieser wunderschönen Blütenblätter. „Gomen, Kao“ murmle ich nur, senke leicht beschämt meinen Blick und ich schüttle den unwohlen Gedanken von mir ab, dass da mehr als nur Freundschaft zwischen Kaoru und mir ist. Selbst wenn es wirklich wahr sein sollte, es wirkt so irreal auf mich. Das kann unmöglich ich sein; ich würde doch nie im Leben etwas mit einem Mann beginnen oder doch? Nun beschleichen mich leichte Zweifel, da ich mich scheinbar doch nicht so gut kenne wie ich eigentlich angenommen habe und seufze tief auf. „Ist schon Ok“ sagt er nur mit sanfter Stimme zu mir, dabei steht er nun auf und sofort verfolge ich mit meinem Blick, wie er zum Fenster geht und dieses kurz öffnet. Nun bin ich total irritiert, was habe ich jetzt falsch gemacht bzw. falsches gesagt? „Kao?“ bringe ich nur hervor, da mir diese Stille ehrlich gesagt unheimlich ist und ich lasse meinen Blick weiterhin auf ihn gerichtet. „All die Jahre... wahrscheinlich bin ich es, der sich die ganze Zeit etwas vorgemacht hat“ höre ich ihn nun sagen, als er sich nun zu mir umdreht und ich kann in seinen Augen klar ablesen, dass ihn wohl etwas nicht losließ. „Kao?“ bringe ich erneut hervor, dabei bin ich kurz davor mein Bett zu verlassen und auf ihn zu zugehen. „Ich habe immer gehofft, dass es zwischen uns wieder wie damals sein würde“ sagt er nun zu mir, setzt sich zu mir an den Rand meines Bettes und etwas verwirrt blicke ich in seine sanften braunen Augen. Seine Worte von eben lösen ein ungutes Gefühl in mir aus, dass mir ein vertrautes Stechen auslöst und instinktiv strecke ich meine Hand nach ihm aus, nur um ihm zu zeigen, dass ich für ihn da bin. // Warte mal, wie damals und warum sagte er eben „All die Jahre... wahrscheinlich bin ich es, der sich die ganze Zeit etwas vorgemacht hat // denke ich gerade, wobei ich mich nun zu fragen beginne, was hier eigentlich gespielt wird. So wie Kaoru vorhin sprach müssen wir uns länger als ein bis zwei Jahre kennen; irgendetwas ist in meiner wahren Vergangenheit vorgefallen, dass mir hier wissentlich vorenthalten wird und ich ahne gerade, dass es wohl etwas in der Verbindung mit den verbliebenen Fragmenten meiner Erinnerung und meinem Unfall zu tun haben muss. „Kao, ihr braucht mich nicht weiter belügen; bitte fangt endlich damit an mir die Wahrheit zu sagen“ bringe ich nun hervor, schaue ihm tief in die Augen, lege meine Hand auf seine und für mich ist es wirklich wichtig zu erfahren, welcher Art Mensch ich eigentlich bin. Mit einem kurzen Nicken stimmt er schließlich zu und ich erfahre nur von ihm, dass wir nach La:Sadies erfolgreich als Dir en Grey unterwegs waren. Von ihm erfahre ich noch, dass sich zum Zeitpunkt meines Unfalles unser Bassist sich abgesetzt hatte und tief in meinem Inneren wurmt es mich gerade, warum Kaoru bis jetzt vehement verhindern wollte, dass ich von seiner Existenz erfuhr. „Warum ist er eigentlich weg?“ frage ich nun nach, da es mir keine Ruhe gibt und eine Stimme in mir sagt mir gerade, dass der von Kaoru geschilderte Ablauf so nicht stimmte. „Unstimmigkeiten“ bringt er nur knapp hervor, wobei ich nun fragend eine Augenbraue hochhebe und an das denken muss, was mir Kyo und Shin über unsere alte Band erzählt haben. „Mit wem denn?“ hake ich nun nach, da ich unbedingt eine Gewissheit benötige, dass diese Person nichts mit jener zu tun hat, die nun fast täglich in meinen Träumen erscheint. „Ruh dich lieber aus“ sagt Kaoru nur zu mir, lenkt somit von meiner Frage ab und ich kann kaum fassen, dass gerade Kaoru so auf mich reagiert. „Kao, mit wem? Wer ist er?“ schießen die Fragen aus mir hervor, dabei habe ich nun mein Bett verlassen, stehe genau daneben und habe stur meinen Blick auf ihn gerichtet. „Mit mir und sein Name tut jetzt nichts zur Sache“ antwortet er mir nur, seufzt dabei tief auf und mir fällt stark auf, dass er leicht abweisend geworden ist. „Trotzdem hast du mir bis jetzt verheimlicht, dass es da draußen jemanden gibt, der von Bedeutung für mich sein kann“ kontere ich nur schmollend, klettere wieder in mein Bett, verschränke meine Arme und wende meinen Blick von ihm ab. In diesem Moment bin ich nur zutiefst von Kaoru enttäuscht, warum muss ich über Umwege und dritte Personen heraus finden, wer ich wirklich bin? Außerdem gefällt mir nicht, wie abfällig er die letzten Worte aussprach und ich wundere mich gerade, ob Kaoru nicht in irgendeiner Weise eifersüchtig auf unseren Bassisten ist. Um ganz ehrlich zu sein, die Neugier ihn zu treffen ist nun größer geworden und ich bin schon richtig gespannt, wie er den so ist. Wenn Kaoru mir schon nichts von ihm erzählen will, ich habe ja noch zwei weitere Informationsquellen die ich befragen kann. Da fällt mir gerade der Brief ein, den ich vor ein paar Tagen in den Schubladen meines Nachttisches gefunden habe und innerlich reagiere ich nun leicht angespannt, da ich nicht genau weiß, ob Kaoru ihn ebenfalls entdeckt hat. Ohne ein weiteres Wort zu sagen verlässt er einfach mein Zimmer, dabei warte ich kurz ab bis er gänzlich verschwunden ist und hole den Brief aus der obersten Schublade hervor. Ein ziehendes Stechen erscheint tief in meiner Brust; mir ist klar, dass ich Kaoru gegenüber ein Geheimnis hüte, das ihn wahrscheinlich noch wütend macht, aber ich kann und will ihm einfach nicht die Anwesenheit dieses Briefes mitteilen. Traurig wie ich gerade bin blicke ich auf das Kuvert, auf der in einer recht eleganten und kraftvollen Art mein voller Name in Kanji geschrieben stand. Ich kenne diese Schrift, denn sie ist mir genau so sehr vertraut so wie die Sonne jeden Morgen im Osten aufgeht. Vorsichtig fahre ich mit meinen fingern den Pinselstrichen nach, die für die Kanji verwendet wurden und ich kann mir gut vorstellen, wie die Hand aussieht, die sie geschrieben hat. Bisher habe ich mich noch nicht getraut, den Inhalt dieses Briefes zu lesen, doch nachdem wie Kaoru heute drauf war entschließe ich mich diesen Brief endlich zu lesen. Vorsichtig öffne ich das Kuvert, da ich es nicht zerstören will und ich hole ein feines Papier hervor, das fast wie richtiges Pergament aussieht. Ich falte vorsichtig als auch langsam den Brief auf und die Kanji die mich förmlich anspringen tragen die gleiche elegante, kraftvolle Handschrift. Im ersten Abschnitt des Briefes wird nur Kaorus Aussage nur soweit bestätigt, dass ich vom 6.Stock gefallen bin. Der Rest des Briefes lässt mein gesamtes Inneres verstärkt zusammen ziehen, dabei beiße ich mich mehrmals auf die Lippen und ich kann meine aufkommenden Tränen nicht mehr verhindern. „Baka...“ murmle ich leise vor mich hin, nachdem ich mir den Brief durchgelesen habe und meinen Tränen einfach freien Lauf lasse, dabei lege ich den Brief samt dem Kuvert auf den Nachttisch zurück. Es tut einfach weh; ich weiß selbst nicht warum, aber es tut einfach weh zu wissen, dass ich jemanden der mir sehr wichtig war absichtlich verletzt habe. Wie gerne möchte ich nun die Zeit zurück drehen und alles bereinigen was ich falsch gemacht habe, aber leider ist das unmöglich. Irgendwie kann ich nun auch nachvollziehen, weswegen ich schon während meines Tiefschlafes dieses nagende Gefühl der Schuld in mir verspürte. Nein, Kaoru darf von diesem Ich nichts erfahren; ich werde diesen Brief als eine Warnung an mich selbst behalten und ihm gegenüber weiterhin verschweigen, zu was ich eigentlich fähig bin. Nachdem meine letzten Tränen getrocknet sind, verstecke ich den Brief samt Kuvert unter meinem Kopfpolster, da ich Schritte vernehme und ich ermahne mich innerlich ruhig zu bleiben. Kapitel 4: 四 ------------ In den letzten paar Tagen fühle ich mich ziemlich von der Schuld geplagt, da mir die auf Papier getragenen Worte nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen und ich starre mehr als nachdenklich die Zimmerdecke an. Tief seufzend lasse ich meine Gedanken Kreise ziehen und erneut fühle ich diesen unerträglichen Schmerz tief in meinem Herzen. Seit meiner kleinen Auseinandersetzung mit Kaoru habe ich ihn weder gesehen noch gesprochen. In einer gewissen Weise ist das auch so besser für mich, weil ich ehrlich gesagt nicht will, dass Kaoru mich so niedergeschlagen sieht. Ich will nicht, dass er jene Seite von mir sieht, die Anderen sichtlichen Schaden zufügt und ich habe ehrlich gesagt auch etwas Angst vor dem, was tief in meinem Herzen verborgen liegt. Als die Krankenschwester vorbei kommt um zu sehen wie es mir den so geht, bekomme ich noch von ihr mit, dass ich am Ende dieser Woche endlich entlassen werde. Ein Lächeln schleicht sich über meine Lippen; meiner Meinung nach war ich viel zu lange an diesem unmöglich riechendem Ort gefangen, der seit meinem schweren Unfall vor ein paar Monaten meine temporäre Unterkunft wurde. Ich gehe immer noch davon aus, dass nur ein paar Monate verstrichen waren und ich ahne immer noch nicht, wie viel Zeit wirklich während meiner langen Tiefschlafphase vergangen war. Langsam stehe ich nun auf, wobei ich mich etwas strecke und ich beschließe die kleine Bücherei aufzusuchen, die sich in der Nähe der Kinderstation befindet. Auch wenn ich nicht sonderlich die Leseratte bin, so helfen die Bücher mir die rasch aufkommende Langeweile zu bekämpfen und nebenbei bemerkt bin ich nie gegen ein richtig gut geschriebenes Buch abgeneigt. Beim Betreten der Bücherei fällt mir ein Stapel mit verschiedenen Tageszeitungen auf und da ich sichtlich neugierig bin, was da draußen so los ist greife ich mir gleich die Erstbeste. Als ich auf das Titelblatt schaue verschlägt es mir nahezu den Atem; das konnte nur ein Druckfehler sein, sagte ich mir selbst und starrte erneut auf die Titelseite der Zeitung. Kurz schließe ich meine Augen, ermahne mich ruhig zu bleiben und nehme mir eine andere Zeitung, wobei auf dieser ebenfalls das aufgedruckte Datum ident war. „Gomen nasai, aber was für ein Jahr haben wir?“ frage ich die Dame bei der Theke und sehe sie lange an, dabei erhoffe ich mir nur, dass ich mich gerade in einem irrealen Traum befinde. „Wir haben 2021“ antwortet sie mir mit einem Lächeln, dabei nicke ich nur und setze mich erstmal zum Fenster. Das konnte doch alles nicht wahr sein; nie im Leben konnten wir schon 2021 haben, da ich mich an das Datum erinnern kann, an dem der Brief für mich verfasst worden war und da stand noch ganz klar 2011 als Jahr oben. // Ganz ruhig, Daisuke - das ist sicherlich nur ein Traum // denke ich gerade, habe meine Augen geschlossen und bleibe so ruhig wie möglich. Ich entscheide mich dazu, die Zeitung mit zu nehmen und kehre damit in mein Zimmer zurück. Lange starre ich das Datum an und vergleiche es mit dem des Briefes. Egal wie sehr ich es drehe und wende, es bleibt eine Differenz von 10 Jahren die mir in meiner Welt der Erinnerungen fehlt und erst da beginnt es mir langsam wie Schuppen von den Augen zu fallen. Um absolut sicher zu sein musste ich meine behandelnde Ärztin fragen und ich beiße mir auf die Lippen, da allein diese Vorstellung mir sichtlich zusetzt. Gesagt, getan - ich verlasse erneut mein Zimmer samt der Zeitung und suche nach meiner behandelnden Ärztin, die ich zum Glück in ihrem Büro finde, zu dem mich eine recht nette und süß aussehende Krankenschwester hinweist. Sie lächelt milde, als ich eintrete und als sie mich fragt weshalb ich hier bin, überschütte ich sie mit einer Unmenge an Fragen wegen meines Unfalles. Ich kann es ehrlich gesagt immer noch nicht glauben, aber ich vertraue dieser Frau und sie konnte nur die Wahrheit sagen. Geknickt wie ich nun war, kehre ich in mein Zimmer zurück, legte die Zeitung auf den Tisch, begab mich in mein Bett, legte einen Arm über meinen Kopf und starre lange die Zimmerdecke an. „Jetzt wird mir langsam so einiges klar“ murmle ich nur vor mich hin, da ich noch klar vor meinen Augen habe, dass meine Eltern sichtlich erleichtert wirkten, als ich nach der langen Schlafphase endlich ein Wort aus mir hervor gebracht habe. Meine Familie - sie sind jene, die am meisten darunter gelitten haben und ich frage mich gerade, wie ich all das gut machen soll, dass ich vor meinem Unfall verbockt habe. Auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann, was für ein Typ von Mensch ich war, so will ich alles Mögliche tun um dieses ganze Drama zu beenden. Ob Kaoru genau wusste, wie lange ich mich hier schon befand? Mit riesiger Wahrscheinlichkeit hat er es sicherlich absichtlich vor mir verschwiegen, dass ich geschlagene zehn Jahre meines kostbaren Lebens verschlafen habe. Neugier übermannt mich gerade, da ich zu gerne wissen möchte, was in dieser Zeit denn so alles passiert ist und ob Kaoru wirklich all die Jahre neben meinem Bett Wache gehalten hat. So viele Dinge, die ich heraus finden will und die ich erfahren will, aber tief in meinem Inneren keimt immer noch eine Frage: wer ist der schwarzhaarige Mann in meinen Erinnerungsfragmenten und wer ist bitte schön Toshimasa Hara? Jedes Mal wenn ich mir den Brief durchlese und mir sein Namenskanji ins Auge springt überkommt mich ein vertrautes Gefühl, dass ich nicht recht beschreiben kann. Was verbindet mich eigentlich mit ihm; warum ertappe ich mich jede Nacht dabei, dass ich verstärkt von ihm träume und wieso vermisse ich ihn so sehr, dass mich seine Abwesenheit tief in meinem Herzen schmerzt, wenn ich ihn doch gar nicht kenne? Da die ganze Nachdenkerei mich müde macht, schlafe ich schließlich ein und ich ahne nicht, dass Kaoru sich ebenfalls im Zimmer befindet. Erneut dieser Traum von dem Unbekannten, doch irgendwie wirkt alles so vertraut auf mich. Wir sind uns ziemlich nahe, denn ich kann tief in seine Augen sehen und ich bin wie magisch angezogen von ihnen. Sanft streiche ich ihm das leicht gewellte Haar zur Seite, lächle ihn an und küsse ihn auf zärtliche Weise. Ein wohliges Gefühl überkommt meinen Körper und ehrlich gesagt mag ich diese Wärme, die er in mir auslöst. Tief in meinem Herzen weiß ich nun endlich, wer dieser scheinbar Unbekannte in meinen Träumen ist und ohne es zu ahnen murmle ich seinen Namen vor mich hin. „Ich hatte wirklich gehofft, dass du ihn vergessen hast, DIE“ vernehme ich nun eine mir sehr vertraute Stimme, als ich wieder aufwache und ohne das ich es verhindern kann laufe ich leicht rot an, da Kaoru am Rand meines Bettes sitzt und direkt über mich gebeugt ist. „Eto... Kao? Hi...“ bringe ich nur nuschelnd hervor, ziehe schützend die Decke fast über mein Gesicht und ich wundere mich gerade, warum er überhaupt in diesem Augenblick hier ist. „Warum hängst du noch so sehr an jener Person, die dafür verantwortlich ist, dass du dich hier im Krankenhaus befindest?“ höre ich nun seine Frage an mich richten und fragend hebe ich eine Augenbraue hoch. Uno momento por favor - soll das etwa heißen, dass Kaoru in der mir noch unbekannten Person jenen Schuldigen für meine Tollpatschigkeit sucht die mein Leben gerettet hat? „Klär mich lieber dahin gehend auf, von wem du redest, Kao“ sage ich nur darauf, blickte ihn direkt an und momentan weiß ich ehrlich gesagt nicht, warum mich mein Herz vor Kaoru zu warnen beginnt. „Toshiya... du hast seinen Namen im Schlaf gemurmelt, als ich das Zimmer betrat“ kam es kalt und auch etwas abweisend von ihm, dabei bin ich mehr als überrascht über diese Seite von Kaoru. Warum war Kaoru so schlecht auf ihn zu sprechen? Warum ließ mich das Gefühl nicht los, dass Kaoru sichtlich eifersüchtig auf ihn ist? Warum warnt mich mein gesamter Körper davor, Kaoru auch nur näher an mich heran zu lassen? Ich bin sichtlich verwirrt mit der gesamten Situation, da ich ja bekanntlich nix mit Männern am Hut habe und schaue Kaoru fragend an. Was wäre wenn Kaoru recht mit seiner Aussage von vorhin hat und diese innerlichen Warnungen einer ganz anderen Person gelten? „Toshiya?“ bringe ich nur hervor, blicke weiterhin Kao an und gerade beim Aussprechen dieses Namens überkommt mich ein leichter Schauer. Mit einem leichten Nicken bestätigt er nur meine Frage, dann blickt er in Richtung Fenster und irgendwie verstehe ich die Welt um mich herum nicht mehr. Ich mag Kaoru sehr gern - schließlich kennen wir uns ja schon eine Weile und er ist wenigstens immer für mich da, wenn meine Familie keine Zeit hat um auf Besuch zu kommen. „Was hat er getan, dass du so schlecht auf ihn zu sprechen bist?“ frage ich ihn nun, wobei ich mich gerade dabei ertappe, dass ich meinen aufkommenden Gedanken genau vor ihm laut ausspreche. „Die Band einfach in Stich gelassen“ antwortet er mir nur in knappen Worten, dabei sehe ich ihn weiterhin fragend an und ich wundere mich gerade, ob Kaoru vom Brief Bescheid wusste den er mir einfach hinterlassen hat. Nebenbei bemerkt konnte ich ihm unmöglich sagen, dass ich damals aus einem bestimmten Grund mich komplett aufgegeben hatte. // Diese Worte... auch wenn sie mir wie von weiter Entfernung her erklungen waren, so trafen sie mich tief in meinem Inneren. Ich wollte und konnte einfach nicht akzeptieren, dass ich für immer schlafen und somit jene Person verlieren würde, die mir am Herzen lag. Ich fällte die Entscheidung für immer aus dieser Welt zu scheiden, weil ich tief in meinem Inneren dachte, dass ich nicht ohne ihn existieren kann // denke ich gerade, als es still um uns herum ist und ich starre nun lange die Oberfläche meines Deckenbezuges an. Toshimasa Hara - wie stand er wirklich zu mir? Warum wirkt er mehr als vertraut auf mich? Weshalb kommen nun diese Vermutungen in mir auf, dass er derjenige ist der das Geheimnis um mich selbst lösen kann? „Gomen nasai, Kao; ich hätte einfach besser aufpassen und mich nicht so leicht aufgeben sollen“ bringe ich nun hervor, schaue tief in diese sanften braunen Augen und ehrlich gesagt ist es mir ziemlich wichtig, dass ich mich mit Kaoru aussöhne. „Deine Entschuldigung ist akzeptiert, DIE“ sagt er nun zu mir, legt freundschaftlich einen Arm um mich und lächelt mich dabei an. Bis am Abend bleibt er bei mir und wir reden über meine baldige Entlassung aus dem Krankenhaus, dabei stimme ich sofort seinem Vorschlag mit ihm zusammen zu leben zu; natürlich nur bis ich wieder alltagstauglich genug war um auf meinen eigenen Beinen zu stehen. Nachdem Kaoru geht starre ich erneut die Zimmerdecke an und seufze tief auf. // Kaoru hat wohl recht, warum denke ich an eine Person, die ich nicht einmal kenne und der ich sichtlich egal bin? // schießt mir der Gedanke gerade durch den Kopf, wobei ich mich gerade zu fragen beginne, warum mir ausgerechnet der Schwarzhaarige als Fragment meiner Erinnerung erhalten blieb. „Sayonara Toshimasa Hara“ sage ich nun leise zu mir selbst, als ich den Brief aus der Lade hervor geholt habe und ihn lange anstarre. Ich ignoriere dieses Gefühl zwar so gut ich kann, aber ich spüre trotzdem wie sich dabei all meine Zellen zusammen ziehen. // Es ist wirklich besser so... auch wenn mein Herz sich scheinbar weigert, deine Existenz zu verleugnen, es ist besser so für uns alle // denke ich gerade, schließe meine Augen und in genau diesem Augenblick fühle ich, wie mir die Tränen herab rinnen. Warum fällt es mir so schwer ihn aufzugeben; warum gibt es Teile innerhalb meiner Seele, die mit aller Kraft mich dazu bringen wollen, dass ich ihn nicht vergesse? Wie sehr wünsche ich mir jenen Daisuke zu treffen, der mir Auskunft über mein Leben davor geben kann, aber es ist leider nur ein nicht realisierender Wunschtraum. Tief seufzend ziehe ich die Decke fast über meinen Kopf, drehe mich auf die Seite und ohne irgendwelche Erinnerung daran zu haben summe ich nun eine Melodie vor mich hin, die ich zuvor noch nie gehört habe. Beim Schließen meiner Augen habe ich ganz klar Kaoru vor mir, wie er mit mir zusammen diese Melodie zu spielen beginnt und ich frage mich gerade was für eine Art von Erinnerung das gerade ist. Weiterhin diese Melodie vor mich hinsummend falle ich schließlich in den Schlaf und ich träume gerade davon, wie ich mit Kaoru, Shinya und Kyo auf einer Bühne bin und es gerade diese Melodie spielt. Beim Aufwachen habe ich sie immer noch im Kopf, doch die Fragmente mit dem Schwarzhaarigen scheinen auf einmal verschwunden zu sein. Langsam setze ich mich auf, konzentriere mich auf den Traum und die Melodie, dabei versuche ich sie richtig zu spielen so fern es ohne Instrument möglich ist. Ein Lächeln huscht mir über die Lippen, da meine Finger sich scheinbar von selbst daran erinnern können, wie diese Melodie zu spielen ist und ich wünsche mir gerade, dass Kaoru hier ist, da ich ihn unbedingt fragen muss, was für eine Melodie es ist, die ich auf einmal nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Am Vormittag gehe ich hinaus in den Garten, da die Sonne scheint und aus einem kleinen Radio nicht unweit von mir entfernt vernehme ich jene Melodie, die mir gestern Abend auf einmal wieder eingefallen war. „Was ist das für ein Lied?“ frage ich nun nach, wobei ich den Besitzer des Radios genau anschaue und er sieht mich an, als käme ich eben mal vom Mars. „ain't afraid to die“ bringt der Junge nur hervor, starrt mich weiterhin an und ich wundere mich gerade, was so außergewöhnlich an mir sein soll. „Welche Band spielt dieses Lied?“ frage ich ihn nun, da ich neugierig geworden bin und ich mehr von der Außenwelt in Erfahrung bringen will bevor ich in sie entlassen werde. „Dir en Grey, aber das sollten Sie doch wissen“ antwortet der Junge nun etwas unsicher geworden nach, lässt seinen Blick weiterhin auf mich ruhen und ich wundere mich gerade, was ihm so durch den Kopf geht. „Tut mir Leid, aber ich kenne nur La:Sadies“ gebe ich ihm gegenüber zu, blicke etwas verlegen drein und erst jetzt wird mir bewusst, warum mich der Junge ansieht als wäre ich ein Außerirdischer. „La:Sadies sind gut - sie haben sich zu Dir en Grey weiterentwickelt, nachdem Kisaki die Band verließ“ sagt der Junge nun zu mir, deutet mir an, dass ich mich setzen kann und ich unterhalte mich mit ihm über die Anfänge der Band Dir en Grey. Ich finde es ziemlich interessant, was man so alles zu hören bekommt und gerade als er mich fragt, wen ich aus der Band den so mag fällt mir spontan nur Kaoru ein. „Wie findest du eigentlich DIE?“ frage ich ihn schließlich, da ich mir Informationen über mich in diesem Gespräch erhoffe und schaue den Jungen genau an. „Du meinst den rothaarigen Gitarristen? Ich mag seinen Style und die Art wie er spielt. Schade nur, dass sie momentan in Pause sind, sonst hätte ich dir angeraten, auf ein Konzert von ihnen zu gehen“ antwortet mir der Junge nur, als eine Krankenschwester kommt um ihn abzuholen und blicke nachdenklich den mir gegenüberliegenden Baum an. So wie sich der Junge eben anhörte erhofft er sich ziemlich rasch, dass Dir en Grey recht bald sich wieder in der Musikszene zeigen lassen, dabei frage ich mich gerade wie das Ganze denn ohne Gitarrist und Bassist funktionieren soll. Wenigstens weiß ich jetzt, welche Art von Instrument ich spielen gelernt habe. „Ich muss Kyo bzw. Shinya fragen, ob die was von Dir en Grey für mich haben“ bringe ich nun aus mir hervor, stehe nun langsam auf und entscheide mich gerade wieder hinein zu gehen, als ich Kaoru bei der Tür entdecke. „Du bist wohl gerne draußen“ sagte er nur zur Begrüßung, schaut mich genau an und grinst dabei leicht. „Hai“ antworte ich ihm nur, dann gehen wir gemeinsam zu einer freien Sitzbank und ich sehe meine Chance gekommen ihn wegen dem Lied zu fragen. „Kao, du wirst es nicht glauben, aber gestern vor dem Einschlafen hatte ich auf einmal eine Melodie im Kopf, die ich nicht mehr los geworden bin und als ich heute Vormittag in den Garten ging und diese Melodie gehört habe sagt mir ein Junge, dass es sich dabei um ain't afraid to die von Dir en Grey handelt“ schießen mir nun die Worte aus mir hervor, dabei bin ich erneut über die scheinbar unendliche Geduld erstaunt, die Kaoru mir gegenüber aufbringt und ein leichter Schauer jagt durch meinen Körper, als ich sein Lachen vernehme. „Wie kommt es, dass du dich ausgerechnet an dieses Lied erinnerst, DIE?“ fragt er nun nach, schaut mich genau an und ich bemerke ein zufriedenes Aufleuchten in seinen Augen. „Vermutlich, weil ich mich traurig gefühlt habe“ antworte ich ihm auf ehrliche Weise, schaue nur für einen kurzen Augenblick in Richtung Himmel und seine Frage geht mir nicht aus dem Kopf. Kaoru hat recht, warum ist es ausgerechnet dieses eine Lied, an das ich mich erneut erinnern kann? „Hör zu, DIE; zwing dich nicht an etwas erinnern zu wollen, lass es einfach auf dich zukommen“ sagt nun Kaoru sanft zu mir, legt seinen Arm um mich und in diesem Augenblick bin ich froh, dass er da ist. „Wie kommt es, dass du andauernd Recht mit deinen Aussagen hast?“ frage ich nun nach, schließe kurz meine Augen und lehne mich mit meinem Kopf an seiner Schulter an. Leicht grinsend schaut Kaoru zu mir, streicht mir die ins Gesicht fallenden Haare zur Seite und erst da wird mir bewusst, dass mein Herz mich zu Unrecht vor ihm gewarnt hat. „Ich weiß nicht, vielleicht weil du mir vertraust“ antwortet er mir nur, sieht mir direkt in die Augen und ich lasse mir seine Worte durch den Kopf gehen. Bisher scheine ich instinktiv durchs Leben gegangen zu sein, wobei ich immer darauf baue, dass Kaoru für mich da ist wenn ich einmal Hilfe brauche. Mit einem leichten Nicken meines Kopfes bejahe ich seine Antwort, denn ich sehe trotz meiner immensen Anzahl an fehlenden Erinnerungen ganz klar, dass ich immer auf Kaoru zählen kann. „Kao, zeigst du mir dann, wie man richtig Gitarre spielt? Ich werd wohl eine Auffrischung brauchen“ sage ich nun zu ihm, wobei wir beide darüber lachen müssen und Kaoru weiß ganz genau was ich damit sagen will. „Ich werd dich erstmal auf eine Acoustic loslassen bevor du mir eine E-Gitarre in die Hand nimmst“ bringt er nur grinsend hervor, zieht mich sachte zu sich und ohne dass ich es verhindern kann erscheint ein leichtes Rot auf meinen Wangen. „Sag mal Kao, gehörst du wirklich zu Dir en Grey? Auch Shinya und Kyo?“ stelle ich die Frage nun an ihn, da ich an mein Gespräch mit dem Jungen von vorhin denken muss und blicke ihm direkt in diese sanften braunen Augen. „Wir alle, also Shinya, Kyo, Toshiya, du und ich gehören in diese Band“ antwortet er mir nun mit einem weiteren Grinsen, schüttelt dabei leicht seinen Kopf und ich senke dabei leicht beschämt meinen Kopf. // Woher in aller Welt sollte ich das denn wissen? // denke ich gerade, schließe meine Augen und genieße einfach nur Kaorus Anwesenheit. Den ganzen Nachmittag verbringe ich so mit ihm, dabei kommen wir auch ohne ein einziges Wort zu sagen aus. Am Abend will ich schon mit ihm mitgehen, aber er macht mir klar, dass er mich in drei Tagen abholen kommt. Drei Tage nur noch die ich hier im Krankenhaus zu verbringen habe und warum in aller Welt freue ich mich so sehr darauf, Kaoru so bald wie möglich zu sehen? // Erde an Daisuke Andou - ich bin hetero und somit nicht an Männern interessiert // sage ich geistig zu mir selbst, als ich vor dem Fenster stehe und ich ertappe mich gerade bei dem Gedanken, wie ich von Kaoru geküsst werde. Knallrot werdend begebe ich mich in mein Bett, ermahne mich selbst erneut nicht meinem eigenen Geschlecht verfallen zu sein und glücklicherweise habe ich eine traumlose Nacht hinter mir. Die nächsten drei Tage verbringe ich damit, auf herum liegenden Zetteln all jene Informationen in Stichwörtern auf zu schreiben, die ich während meines Aufenthaltes hier angesammelt habe nur im Falle, dass ich mich auf einmal an nix mehr erinnern sollte. Nebenbei sortiere ich sie nach Kategorien wie Familie, Freunde und Beruf, damit ich auch ja nichts vermische. Am Abend vor meiner Entlassung blicke ich auf die Mappe, die ich mit meinen gesammelten Informationen zusammen bekommen habe und ich lege da noch den Brief von Toshimasa Hara mit hinein, auch wenn ich mit großer Wahrscheinlichkeit nie mehr in diesem Leben auf ihn treffen werde. „Ich wünschte nur, ich könnte dich nur ein einziges Mal in meinem Leben wieder sehen und mich bei dir für all das, was ich dir angetan habe entschuldigen, Toshimasa Hara“ bringe ich leise hervor, halte meinen Kopf gesenkt, beiße mir stark auf die Lippen und ich fühle erneut, wie sich alles in mir zusammen zieht. Von nun an würde ich mit Kaoru leben, doch warum tut es tief in meiner Seele weh, dass ich diesen Schritt einfach so akzeptiert habe? Mein Herz und auch die Tiefen meiner Seele sind mir ein komplettes Mysterium geworden; seit ich aus dem Koma erwacht bin, verstehe ich mich selbst nicht mehr und ich frage mich öfters nach dem Grund der mir leider verwehrt bleibt. „Ich kann das einfach nicht; verdammt Kaoru, warum krieg ich ihn einfach nicht mehr aus meinem Herzen heraus?“ bringe ich nun sichtlich verzweifelt hervor, spüre erneut wie mir die Tränen herab rinnen und ich beginne mich nun ernsthaft zu fragen, was ich eigentlich in Kaoru sehe. Der langjährige Freund, der mit Rat und Tat immer für mich da ist? Die Person meines Herzens, an die ich mich nicht mehr erinnern kann? Nach so langer Zeit weine ich mich wieder in den Schlaf und in meinem Traum erscheint erneut der schwarzhaarige Mann mit dem leicht gewelltem Haar, der so vertraut auf mich wirkt. Als ich am nächsten Morgen wach werde, regnet es draußen und ich bin mir ehrlich gesagt nicht mehr so sicher, ob es eine wirklich gute Idee ist bei Kaoru zu wohnen. Vielleicht sollte ich eher zu meiner Familie gehen, da diese mich ja etwas länger als Kaoru kennen und außerdem wäre ich dadurch auch auf etwas Abstand zu ihm. Etwas verwirrt starre ich auf die Kleidung, die mir die Krankenschwester nun vorbei bringt und ich schaue sie fragend an, während meine behandelnde Ärztin mich noch einmal durchuntersucht. „Das sind ihre Sachen, Mr. Andou“ antwortet sie mir nur, blickt mich kurz an, dann verschwindet sie wieder aus dem Zimmer. Gerade als mir die Ärztin grünes Licht für die Entlassung gibt erscheint Kaoru und ich bin ziemlich erleichtert über sein Erscheinen. Es ist mir ehrlich gesagt ziemlich peinlich, aber Kaoru muss mir zeigen, wie man diese Sachen richtig herum anzieht, da ich ja bisher nur den Pyjama aus dem Krankenhaus getragen habe. Nachdem alles passt, gehen wir zum Schalter wo die Entlassungspapiere ausgestellt werden und ich verspreche meiner behandelnden Ärztin, dass ich mich bei ihr melden werde. Mit den Papieren in der Hand verlasse ich nun zum ersten Mal das Krankenhaus und ich bin ziemlich überrascht über die sogenannte Außenwelt. „Am Abend fährt unser Zug nach Osaka ab“ sagt Kaoru zu mir, mit dem ich mich unter einem Regenschirm befinde und erst da wird mir bewusst, dass ich mich in einer ganz anderen Stadt befinden musste und warum meine Familie nicht so oft auf Besuch vorbei kommen konnte. „Wir fahren mit dem Zug?“ bringe ich mehr als aufgeregt und überrascht hervor, weil es ganz neu für mich ist und ich schaue ihm direkt in die Augen. Mit einem kurzen Nicken lächelt er mich an, dann bringt er mich in ein kleines Ryokan, indem er bis jetzt untergebracht war. „Wir leben also in Osaka?“ frage ich nun nach, als wir uns in seinem Zimmer befinden und ich mich ihm genau gegenüber setze. „Hai, du und ich sind in unserer Jugend dorthin gezogen, um ganz groß als Musiker heraus zu kommen“ antwortet er mir nun, lächelt mich dabei sanft an und er beugt sich zu mir, wobei er mir die Haare aus dem Gesicht streicht. Ich nicke nur, da es mit der Information überein stimmt, die ich von meiner großen Schwester erhalten habe und ich kann erneut nicht verhindern, dass ich leicht rot werde, da sich Kaorus Nasenspitze nun mit meiner berührt. Irgendwie wünsche ich mir gerade, dass mein Herz aufhören würde so schnell zu schlagen und dass ich mich auf der Stelle unsichtbar machen kann, da mir die ganze Situation mehr als unbehaglich ist. „Schließ einfach deine Augen“ sagt er nun mit sanfter Stimme zu mir, wobei ich seine Hand auf meiner Wange spüre und die Röte nun etwas mehr wird. Ich höre auf seine Worte, schließe meine Augen und sage zu mir selbst, dass mir nichts passieren kann, als ich auf einmal fühle, wie sich unsere Lippen versiegeln. Wie wild beginnt mein Herz nun zu hämmern; meine Gedanken rasen kreuz und quer durch meinen Kopf und in meinem ganzen Körper verspüre ich ein wohliges Kribbeln, das allein durch Kaorus Kuss ausgelöst wird. Allein die aufkommende Wärme die ebenfalls dabei ausgelöst wird fühlt sich angenehm an und ich lasse einfach zu, dass er mich küsst. Ziemlich verwirrt und sichtlich durch den Wind sehe ich ihn an, als er den Kuss nun löst und seine Hand immer noch auf meiner Wange ruht. „Ich möchte nichts überstürzen, DIE“ sagt er nun zu mir, dabei schauen wir uns gegenseitig direkt in die Augen und ich spüre tief in meinem Inneren, dass er die Wahrheit sagt. Ich nicke nur als Antwort, wobei ich mich immer noch frage, warum ich eigentlich zugelassen habe, dass mich Kaoru eben geküsst hat. Tief in meine Gedankenwelt versunken bekomme ich nicht mehr direkt mit, wie ich mich bei ihm anlehne und ich schließe erneut meine Augen. Warum in aller Welt wollte mich mein Herz vor ihm warnen? Diese Nähe zu ihm gibt mir ein Gefühl der Geborgenheit und der Vertrautheit, fast so als ob ich schon einmal in dieser Lage gewesen war. Solange es draußen regnet bleiben wir im Ryokan und ich nutze diese Zeit um etwas Schlaf nachzuholen, dabei kuschle ich mich ungeahnt bei Kaoru an. Ohne es zu wissen summe ich dabei die Melodie von ain't afraid to die vor mich hin und ich habe erneut diesen Traum von Kaoru und mir auf der Bühne, wie wir dieses Lied vor einer riesigen Menge von Menschen spielen. Als ich aufwache wirke ich ziemlich verpeilt, da ich vorerst nicht weiß wo ich mich befinde und ich sehe mich fragend im Raum um in dem ich mich gerade befinde. „Kao?“ beginne ich nun zu fragen, da ich mir unsicher geworden bin was ich hier eigentlich mache und stehe nun auf, dabei fällt mir erst jetzt auf, dass dieses Zimmer eine Schiebetür besitzt. Keine Antwort zu vernehmen - irgendwie steigt meine Unsicherheit nun an, als ich die Türe öffne und durch den Flur schreite, dabei fühle ich auch zum ersten Mal Angst davor, dass mir erneut etwas passieren konnte. „Kao?“ frage ich nun mit unsicherer Stimme nach, habe meine beiden Hände an meine Brust gepresst und luge vorsichtig um die Ecke, als ich einen etwas größeren Raum mit niedrigen Tischen entdecke indem sich ein älteres Ehepaar gerade aufhielt. Irgendwie scheint mich die Dame entdeckt zu haben, denn sie kommt mit einem freundlichen Lächeln auf mich zu und redet dahin gehend sanft auf mich ein, dass ich mich zu ihnen setzen soll. Ich nicke nur, folge ihr zu dem Tisch an dem sie sitzen und erst da kann ich durch die offene Schiebetür auf den Garten hinaus sehen, indem sich Kaoru befindet. Sichtlich erleichtert atme ich nun auf, nehme dankend die mir angebotene Schale Tee an und ich bedanke mich erneut, als die Dame mir noch eine Schale mit Udon reicht. Woher wusste die alte Frau denn, dass ich gerade riesigen Hunger habe? // Fast so, als könnte sie Gedanken lesen // denke ich mir gerade und widme mich nun meinen Nudeln, dabei fällt mir aus dem Augenwinkel heraus auf, wie Kaoru wieder herein kommt. „Wo warst du denn so lange? Ich hab mich ziemlich verloren gefühlt ohne dich“ bringe ich nun schmollend hervor, blicke ihn genau an und mache ihn dadurch klar, dass ich wirklich vollkommen an ihn angewiesen war. Ich beginne nun mehr zu schmollen, als ich dieses belustigte Funkeln in seinen Augen bemerke und auf einmal taucht in mir der Wunsch auf, ihn mit dem unbekannten Schwarzhaarigen aus meinen Träumen austauschen zu wollen. Schweigend esse ich meine Udon auf, beachte Kaoru nicht mehr weiter und ich hänge gedanklich bei meiner Vergleichung zwischen dem Schwarzhaarigen und Kaoru. Beide lösen ein Gefühl der Vertrautheit in mir aus; nebenbei kommt es mir auch so vor, dass ich vorhin nicht zum ersten Mal von einem Mann geküsst worden war. Gerade als ich bei diesem Gedanken angelangt bin erinnere ich mich auf einmal an ein fast verschwommenes Gefühl, dass ich während meiner Tiefschlafphase hatte. Jemand hat mich geküsst; dieser Kuss damals war viel sanfter und zaghafter gewesen als der von Kaoru eben und leicht auf meine Lippen beißend wird mir erst jetzt klar, dass er an diesem Tag nicht bei mir gewesen war, als ich mich komplett aufgeben wollte. Erst jetzt wird mir der Zusammenhang mit dem Kuss und den vernommenen Worten klar - jemand der mich kennt und der mir wirklich wichtig war hatte sich von mir verabschiedet ohne zu ahnen, dass ich lieber gestorben wäre als eine Ewigkeit ohne diese Person zu verbringen. „Es war nicht Kaoru“ murmle ich nun leise vor mich hin, starre auf meine leere Schale und dieser vertraute Schmerz taucht erneut in mir auf. Ich entschuldige mich rasch bei Kaoru, dass ich kurz allein sein möchte und ich gehe in den Garten hinaus, dabei setze ich mich zum Ufer eines kleinen Teiches. „Warum, kami-sama, warum?“ frage ich nun leise nach, als ich Verzweiflung in mir aufsteigen fühle und ich kämpfe gegen die aufkommenden Tränen an. „Wieso quälst du mich dahingehend so sehr und lässt mich Nacht für Nacht den gleichen Traum haben? Ich kenne ihn doch gar nicht“ bringe ich nun von mir, als ich deutlich tief in meinem Inneren fühlen kann wie sich alles schmerzhaft zusammen zieht und ich muss an den Brief denken, den mir Toshimasa Hara hinterlassen hat. Egal wie Kaoru ihm gegenüber auch eingestellt ist, ich werde ihn suchen gehen und ihn zur Rede stellen, denn meine innere Stimme sagt mir, dass ich erst alle Antworten bekommen werde wenn ich ihn finde. Mit dieser gefällten Entscheidung reiße ich mich wieder zusammen, gehe wieder hinein ins Zimmer und gemeinsam mit Kaoru mache ich mich auf dem Weg zum Bahnhof von Aomori, nachdem er die Miete für sein kleines Zimmer bezahlt hat. „Kao, warum sind wir gerade in Aomori gelandet?“ frage ich ihn nun, als wir endlich am Bahnhof angekommen sind und an einer Anzeigetafel unser Zug nach Osaka angezeigt wird. „Wir sind damals aufgrund einer Japantour hierher gekommen“ antwortet er mir nun, geht mit mir auf den Bahnsteig 5 und ich bin ehrlich gesagt hin & weg von diesem Zug. Wie ein kleines Kind kann ich es kaum erwarten endlich einzusteigen und den Zug von innen zu sehen, wobei mein Verhalten von eben bei Kaoru ein amüsiertes Lächeln auslöst. „Kann ich beim Fenster sitzen, Kao, kann ich, kann ich?“ frage ich nun aufgeregt nach, blicke ihn fast schon mit Hundeaugen an und mit einem leichten Kopfschütteln deutet er mir an, dass ich endlich einsteigen soll. Das Innere des Zuges löst ein Leuchten in meinen Augen aus, da es ja quasi Neuland für mich war und ich sause durch den ganzen Zug, dabei bekomme ich nicht mehr genau mit, was Kaoru mir sagen will. Gerade als ich wieder zu Kaoru will stehe ich ratlos im Gang und blicke mich fragend um, wobei mir glücklicherweise eine Schaffnerin mir hilft, jenes Abteil zu finden in dem ich mich mit Kaoru befinde. „Dein Orientierungssinn ist immer noch gleich geblieben“ sagt er nur sichtlich amüsiert zu mir, als ich mich auf die freie Sitzreihe ihm gegenüber setze und aufgrund seiner Worte beginne ich sofort zu schmollen, da ich sehr wohl einen ziemlich guten Orientierungssinn besitze. Ich bin halt nur jener Typ von Mensch, der sich sehr gerne umschauen geht und ich kann aus eigenen Stücken an einen bestimmten Ort meinen Weg zurück zu meinem Startpunkt finden, voraus gesetzt ich weiß einige bekannte als auch wichtige Punkte in diesem Umkreis. Während der Zugfahrt kann ich leider von der Landschaft durch die wir fahren nichts mehr sehen, da es draußen schon stockdunkel ist und ich trommle gerade ziemlich gelangweilt gegen die Fensterscheibe, da mir vor ein paar Minuten die Batterie von Kyos PSP den Geist aufgegeben hat. „Du solltest die Fahrt lieber dazu nutzen um etwas Schlaf zu holen“ sagt Kaoru nur mit einem Lächeln zu mir, als er mit unserem Abendessen ins Abteil zurück kehrt, mir eine der Boxen reicht und mich genau ansieht. „Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass es eine lange Zugfahrt wird?“ bringe ich nun schmollend hervor, stopfe mir drei Stück Maki gleichzeitig in den Mund und ich schaffe es sogar, dass ich mich fast daran verschlucke. Kao verkneift sich ein Wort in die Richtung und klopft mir behutsam auf den Rücken, damit ich wieder Luft bekomme. „Das habe ich, DIE, aber du hast nicht aufgepasst“ meint er nun zu mir, als ich wieder ordentlich atmen kann, blickt mir direkt in die Augen und ich spüre deutlich seine Hand auf meiner Wange ruhen. „Wann sind wir denn in Osaka, Kao?“ kommt nun die Frage aus mir hervor, dabei halte ich den Blickkontakt zwischen uns aufrecht und ehrlich gesagt bin ich doch recht neugierig geworden, was für Wünsche & Vorstellungen jetzt gerade in Kaorus Gehirn herum schwirren. „Wir werden am Vormittag ankommen“ antwortet er mir nun, als mir auf einmal einfällt, dass ich Shinya und Kyo irgendwie mitteilen muss, dass ich nun aus dem Krankenhaus draußen bin „Kao, was ist mit Kyo und Shin?“ folgt nun die nächste Frage, die ich an ihn stelle, da es mir doch wichtig ist, dass meine Freunde von meiner Entlassung Bescheid wissen. „Da bin ich endlich mal mit mir alleine und du fragst schon nach wem Anderen“ bringt Kaoru nur dazu hervor, schüttelt leicht seinen Kopf und lächelt mich verständnisvoll an. „Kao, es ist wichtig“ meine ich nur, wobei ich nun leicht zu schmollen beginne und irgendwie verstehe ich in diesem Augenblick nicht, warum Kaoru darüber lachen kann. „Gleich wenn wir in Osaka ankommen rufe ich für dich Shinya an, versprochen“ vernehme ich nun seine Worte, schmiege mich kurz an seine Hand und schließe dabei meine Augen, weil ich mich momentan geborgen fühle. Bevor ich Kaoru noch etwas frage kann ich kaum noch ein Gähnen unterdrücken und auch meine Augen kann ich kaum noch offen halten. Ich sehe fasziniert zu, wie sich aus den beiden Sitzbänken ein recht annehmbares Bett zaubern lässt und so langsam verstehe ich auch, warum Kaoru unbedingt einen Nachtzug erwischen wollte. Damit ich noch etwas Zeit bekam mit meinem neuen Umfeld umgehen zu können bevor ich in mein altes Umfeld zurück geführt wurde. Ich weiß nicht so recht, ob ich träume oder es wirklich erlebe, aber mir kommt es so vor, dass Kaoru und auch die Person meines Herzens dicht bei mir angeschmiegt liegen. Es gibt mir ein Gefühl der Ausgeglichenheit und der Ruhe; mit einem Lächeln schmiege ich mich an die Wärmequelle neben mir, dabei habe ich eine weitere Melodie im Kopf, die ich bis jetzt noch nie gehört habe. Leise summe ich sie vor mich hin, als ich deutlich fühle wie mich jemand sanft schüttelt. Murrend drehe ich mich schließlich um, da ich noch nicht aufwachen möchte und rolle mich dabei fast wie eine Katze zusammen. Mit einem Schlag werde ich wach, als ich deutlich fühlen kann wie mich jemand küsst und als ich meine Augen öffne ist Kaoru genau über mir. Schmollend aber auch knallrot geworden versuche ich etwas Abstand zwischen uns zu bringen, dabei vernehme ich erst jetzt aus dem Lautsprecher die Ansage, dass wir in ca. einer Viertelstunde Osaka erreichen werden. Osaka - ehrlich gesagt bin ich gespannt, was diese Stadt für Geheimnisse über mich bereit hält und nebenbei kann ich es kaum erwarten, Kyo und Shin wieder zu sehen. Rasch helfe ich Kao dabei die Sitze wieder zu normalisieren, dann schlüpfe ich einfach in meine Sneakers, wobei mir das Binden der Schuhe nun zuviel Aufwand ist. Ich blicke sofort aus dem Fenster und ich merke rasch einen Unterschied zur Architektur in Aomori. Nebenbei wirkt in dieser Stadt alles grau in grau auf mich und leichte Regentropfen schlagen gegen die Scheibe. Erneut bin ich schon gedanklich in der Stadt, dabei frage ich mich nun, ob ich da auch einen wichtigen Anhaltspunkt zum Aufenthaltsort von Toshimasa Hara ausfindig machen kann. Natürlich muss ich das alles vor Kaoru geheim halten bis ich meine Antworten gefunden habe; erst dann werde ich ihm sagen, was ich getan habe. „Herrlich, vom Regen in den Regen“ gebe ich nun gähnend von mir, schlüpfe in die Jeansjacke die mir Kaoru gestern ins Krankenhaus mitgebracht hat, folge Kaoru nun aus dem Abteil heraus und ich schlafe fast schon im Stehen erneut ein, als der Zug endlich in den Hauptbahnhof von Osaka einfährt. An der Stelle dösend kriege ich kaum mit, wie der Zug endlich stehen bleibt und ich bin erst wieder voll da, als Kaoru mich leicht anstupst. „Nie wieder lange Zugfahrten“ kommt es gähnend aus mir hervor, bleibe am Bahnsteig neben Kaorus Tasche stehen und lasse meinen Blick so fern es mir möglich ist durch den Bahnhof schweifen. // Wo bin ich hier den eigentlich gelandet? Konnte Kao mich nicht vorwarnen, dass ich in ein wahres Häuseruniversum komme? // denke ich gerade, als ich mich bei seiner Jacke festhalte und somit ihm in diesem Wirrwarr an Leuten nicht so leicht verlieren kann. Nun da ich langsam munter werde fällt mir auf, dass Kaoru sein Versprechen mir gegenüber gleich einhält und Shinya sofort informiert, dass wir beide eben in Osaka angekommen sind. Kurz darauf steigen wir in ein Taxi ein und verlassen damit den Bahnhof, wobei der Regen um eine Spur stärker geworden ist. „Wo fahren wir eigentlich hin?“ frage ich nun nach, schaue Kaoru genau an, unterdrücke noch knapp ein Gähnen und ich beginne mir schon Fragen zu Recht zu rücken die mir gerade durch den Kopf schwirren. „Zu deiner Schwester, ich habe ihr gestern vor unserer Abfahrt Bescheid gesagt, dass wir heute nach Osaka kommen“ antwortet er mir nun, dabei huscht mir ein Lächeln über die Lippen, da er scheinbar geahnt hat, dass ich nach meiner Entlassung zuerst jemanden aus meiner Familie sehen will. Den gesamten restlichen Vormittag verbringe ich mit Kaoru bei meiner großen Schwester, die sich darüber freut mich wieder zu sehen und ich erfahre auch von ihr den wahren Grund, warum meine Eltern nicht so oft nach Aomori fahren konnten. Ich kann in einer gewissen Weise ihre Entscheidung nachvollziehen, denn für mich selbst wäre es auch kaum zu ertragen gewesen jeden Tag um das Leben einer wichtigen Person bangend im Krankenhaus zu verbringen. Nebenbei erfahre ich auch, dass sie es ist die mich vor acht Jahren zum Onkel gemacht hat und sie zeigt mir auch Fotos von meinen Neffen. Ich darf mir sogar ein Foto der beiden Jungs behalten und ich verspreche ihr, dass ich mich wieder blicken lassen werde bevor ich am späten Nachmittag mit Kaoru aufbreche. „Arigato gozaimasu, Kaoru“ bringe ich nur hervor, lächle ihn dankbar an und ich habe auf einmal das Gefühl, dass ich ihm dafür am liebsten um den Hals gefallen wäre. „Keine Ursache, DIE“ antwortet er mir nur, als er ein weiteres Taxi stoppt und dem Fahrer eine Adresse nennt die ich natürlich nicht kenne. Mein Mund steht fast offen vor Staunen, da wir vor einem wunderschönen Haus stehen bleiben und ich frage mich gerade wem es den gehören mag, als Kaoru mir nun andeutet endlich auszusteigen. „Warte mal Kao, das ist dein Haus?“ bringe ich nur hervor, wobei mein Blick erneut zum Haus wandert und mir im Augenblick der kühle Regen vollkommen egal ist. Kaoru grinst nur, denn er ist sich der Wirkung des Hauses auf mich bewusst und er legt seinen Arm um mich. „Das hier ist ebenfalls dein Zuhause“ sagt er nun zu mir, wobei wir nun gemeinsam durch den Vorgarten auf die Eingangstüre zugehen und auf einmal ist mir, als höre ich vertraute Klänge nach mir rufen. Ungeduldig wie ich nun bin, quengle ich Kaoru fast schon an, endlich die Tür aufzusperren, wobei ich nun deutlich eine Melodie vernehme, die ich auf jeden Fall schon mehrmals zuvor gehört habe. Kurz nachdem Kaoru die Tür endlich geöffnet hat, schlüpfe ich aus meinen Sneakers, renne einfach durch die verschiedenen Räume einfach nur den Geräuschen folgend und ich bleibe vor einer blaugräulichen Tür stehen. Genau hinter dieser Tür sind diese Klänge lauter und all meinen Mut zusammen nehmend öffne ich nun diese Tür. Vor mir breitet sich eine stabile Holztreppe aus, die nach unten führt und ich kann nun klar hören, dass sich jemand unten befindet. Einen Schritt nach dem anderen machend lausche ich ganz genau, dabei erkenne ich zwei der nun vernommenen Stimmen sofort wieder. Kyo und Shin - sie sind tatsächlich gekommen. Innerlich freue ich mich sehr darüber, dass sie vorbei gekommen sind und ich fühle auf einmal ein vertrautes Kribbeln in mir, als ich eine weitere Stimme höre, die ich momentan nicht zuordnen kann. Am Fuße der Treppe angekommen befinde ich mich in einem gut beleuchteten Keller wieder und mir bleibt fast der Atem weg, als ich einen Mann mit schwarzen Haaren sehe, die er leicht gewellt trägt. Ich traue mich kein einziges Wort zu sagen, da ich nicht genau sicher bin, ob ich gerade träume oder ob ich wach bin. „DIE“ höre ich Kaoru nach mir rufen, wobei ich meinen Blick nicht vom Unbekannten lösen kann und ich fühle deutlich, wie Kaorus Hand nun auf meiner Schulter liegt. „Lange nicht gesehen, Toshiya. Habe ich dir nicht ausdrücklich gesagt, dass du dich in Zukunft von DIE fern halten sollst?“ vernehme ich nun Kaorus Worte, die kalt, abwertend und schneidend an den Schwarzhaarigen gerichtet sind und erst da wird mir wieder bewusst vor die Augen geführt, dass er immer noch in ihm den Verantwortlichen für meinen Unfall sieht. „Ich war nur in der Gegend und wollte mal den Übungsraum sehen, denn du damals für die Band geplant hast“ höre ich nun die Aussage des Schwarzhaarigen, dabei fühlt sich mein Herz gerade wie ein gottverdammtes Nadelkissen an und ich mache gerade mit Absicht einen Schritt von Kaoru weg. Da habe ich einen Unfall, verschlafe wertvolle zehn Jahre meines Lebens und ich wache in eine Welt auf, wo sich zwei meiner Bandkollegen scheinbar grundlos bekriegen. Womit habe ich das bitte verdient, kami-sama, womit? Gerade, als er sich umdreht und wortlos gehen will, überkommt mich dieses Gefühl der Leere und der vertraute Schmerz erwacht wieder tief in meinem Herzen. Nein, diesmal lasse ich definitiv nicht zu, dass sich diese Person einfach so aus dem Staub macht; diesmal habe ich alle meine Sinne, damit ich auf ihn reagieren kann. „Ich bitte dich... geh nicht“ bringe ich nur hervor, schlinge meine Arme um ihn und vergrabe dabei mein Gesicht in seinem Rücken. Ich möchte nicht erneut diesen untragbaren Schmerz erleiden, der mir während meiner Tiefschlafphase zugefügt wurde und im Moment ist mir alles völlig egal; vor allem was Kaoru nun durch den Kopf geht aufgrund meines Verhaltens, dass ich selbst nicht wirklich erklären kann. „Daisuke...“ höre ich ihn nun auf sanfte Weise sagen, dabei zieht sich mein gesamtes Inneres zusammen und ich weigere mich gerade, diesen Mann einfach so seines Weges gehen zu lassen. „Ich habe so viele Fragen, die ich an dich stellen muss; nebenbei muss ich mich auch noch bei dir entschuldigen und obendrein hätte ich fast vergessen dir zu sagen, dass ich mich die ganze Zeit schon darauf freue dich nach so langer Zeit wieder zu sehen“ sprudeln mir einfach so die Worte aus mir hervor, als ich deutlich fühlen kann, wie eine Hand mir die aufkommenden Tränen wegwischt und als ich aufblicke sehe ich direkt in ein paar nussbrauner Augen. „Also gut... Daisuke, ich bleibe, aber nur für eine Nacht“ sagt er nur darauf, lächelt mich auf sanfte Weise an und ich falle ihm dafür überglücklich um den Hals. „Kao, bitte, darf er heute über Nacht bleiben? Bitte? Bitte? Er kann ja dafür auch das Abendessen machen“ bringe ich nun hervor, wobei ich nun direkt vor Kaoru stehe und ihn lange mit bettelnden Hundeblick anschaue. „In Ordnung, DIE; nur diese eine Nacht, mehr nicht“ kommt es knapp aus ihm hervor, umarme ihn ebenfalls und mir fällt erst jetzt auf, wie Kyo und Shinya ihre Köpfe zu schütteln beginnen. „Was denn?“ frage ich nun schmollend nach, da ich nicht verstehe, was ich in ihren Augen falsch gemacht haben könnte und blicke sie genau an. „Ich war nur erstaunt darüber, dass wir keine Toten zu beklagen haben, nachdem sich die Beiden nach so langer Zeit wieder gegenüber stehen“ brachte Kyo nur hervor, stopft seine Jeanstaschen, geht nun auf Kaoru zu und irritiert blicke ich ihm hinterher. „Wer weiß, vielleicht wird wirklich alles wie früher“ murmelt nun Shinya vor sich hin, der mir gerade keine Hilfe ist und ich folge mit ihm den Anderen hinauf in Richtung Wohnzimmer, wo sich Kyo und Kaoru gerade unterhalten. Aus reiner Neugier will ich nun den Rest des Hauses mir anschauen gehen, aber Shinya gibt mir das Zeichen, dass ich momentan lieber bei ihnen bleiben soll. „Kaoru, er scheint recht nett zu sein, warum bist du dann immer noch böse auf ihn?“ frage ich ihn gerade direkt vor Kyo und Shinya, dabei ist mir nicht bewusst, wie ich diese Worte gerade ausspreche. „Toshiya verließ die Band genau drei Tage, nachdem du nach deinem schweren Unfall im Krankenhaus auf der Intensivstation gelegen bist“ antwortet mir nun Kyo auf knappe Art meine an Kaoru gestellte Frage, als mir auf einmal diese betretene Stille im Raum auffällt die uns gerade umgibt. „Heißt das etwa, ihr alle seid noch böse auf ihn?“ frage ich unsicher geworden meine Freunde, dabei ist mir meine naive Sichtweise nicht bewusst genug. „DIE, weißt du, wir alle sind durch sein Verhalten auf die ein oder andere Weise tief in unserem Inneren verletzt worden“ kam nun fast schon zu leise für mich von Shinya als Antwort hervor und da wird mir erst klar gemacht, warum Kyo und Shinya sich in Kaorus Angelegenheiten komplett neutral verhalten. Nachdenklich wie ich nun bin setze ich mich zwischen Kaoru und Kyo, stütze meinen Kopf in meinen Händen ab und starre lange den Tisch vor mir an. Auch wenn ich den Sturz überlebte so stört mich nur der Nebeneffekt Langzeitamnesie immens, da ich mir gerade ziemlich hilflos und komplett im falschen Film vorkomme. „Dann bringe ich ihn eben dazu, dass er sich bei euch entschuldigt“ sage ich nur einfach auf die momentane Lage, blicke meine Freunde genau an und um ehrlich mit mir selbst zu sein steigt nun leichte Zweifel auf, ob diese Idee auch funktionieren wird, da ich ja mich selbst erst wieder richten musste. Kapitel 5: 五 ------------ Toshiyas POV: Was mich gerade an diesem verregneten Tag zurück nach Osaka geführt hat, ich kann es mir persönlich nicht erklären, da ich aufgrund meiner Schuldgefühle alle Verbindungen in diese Stadt gekappt habe. Auch wenn ich vor zehn Jahren mich schweren Herzens von jener Person abgewandt habe die mir die Welt bedeutet, so sah ich diesen Schritt damals als die beste Lösung in dieser heiklen Sache zwischen unserem leader-sama und mir. Wenn ich mich nur besser im Griff gehabt hätte, dann wäre dieser Unfall nie passiert und Kaoru würde wenigstens ansatzweise wieder mit mir reden. Auch wenn in der Zeit danach unser Bandküken verstärkt versucht hat Kontakt zu mir Aufrecht zu erhalten, so habe ich rasch den wahren Grund seiner Handlungsweise heraus gefunden. Warum also verschlägt es mich gerade jetzt wieder nach Osaka? Ich kann es mir gegenüber einfach nicht erklären und gehe gedankenversunken durch den Regen zu einer Adresse, die Kaoru damals in unserem Studio liegen gelassen hat. Ich erinnere mich noch ganz genau an die Gespräche mit ihm über die Idee, zusammen in einem Haus zu leben als auch zu arbeiten, da er nur von Kyo und Shinya halbwegs die Adressen wusste. Von außen sieht es recht nett aus, dabei frage ich mich erneut was ich hier eigentlich suche, wenn ich doch kurz nach dem Ausstieg aus der Band Kaoru mein Wort gab, mich nie wieder im Leben des Rothaarigen blicken zu lassen. Langsam umschreite ich nun das Haus, gelange dadurch in den hinteren Garten und ich blicke durch die Fenster in jenen Bereich des Kellers, der als Übungsraum für die Band gedacht ist. Gerade als ich meine Hand an die Scheibe der Türe anlehne geht diese leicht auf und ich trete ins Innere, dabei muss ich ehrlich gesagt sagen, dass Kaoru wirklich gute Arbeit mit der Ausstattung des Raumes geleistet hat. Ich nähere mich langsam der linken Wand, wo schön nebeneinander aufgereiht mehrere Gitarrenkoffer zu sehen sind und beim Öffnen von zwei Koffern mit meinen Namenskanji drauf fällt mir sofort auf, dass es sich um meine beiden Bass handelt, die ich gerne bei den Aufnahmen verwendet habe. Ein kurzes wehmütiges Lächeln huscht mir über die Lippen, denn ich vermisse es sehr mit ihnen zusammen unterwegs zu sein, Unsinn und Musik zu machen. Ich hole Bass Nr.1 hervor, begutachte es ganz genau, dann stimme ich es auf mich ein und gehe zur Aufwärmung einmal die wichtigsten Akkorde durch an die ich mich noch erinnern kann. Ein Lächeln huscht über meine Lippen, da ich nach zehn Jahre Ruhepause doch nicht so eingerostet war wie ich ursprünglich von mir selbst gedacht habe und ich konzentriere mich nun auf die Bassline von アクロの丘. In mein Spiel vertieft fällt mir nicht auf, wie der Regen nun etwas stärker wird und ich spiele noch ein paar weitere Songs an die gerade so in meinem Gehirn herum schwirren, wobei mir nicht bewusst wird, dass sich außer mir nun noch jemand in diesem Keller befindet. Gerade als ich die Takte zu erode anspiele, fallen mir aus dem Augenwinkel her Kyo und Shinya auf, die durch die offen stehende Glastür hinein kommen und ich konzentriere mich im Moment darauf die Melodie korrekt zu spielen. Zehn Jahre sind vergangen, ohne dass ich unserem Sänger und unserem Drummer je die ganze Wahrheit gesagt habe; zehn Jahre, in denen ich mich auf feiger Weise von meinen Freunden abgewandt habe, nur weil ich einer gewissen Person nicht mehr unter die Augen treten konnte. Tief in meinem Inneren habe ich immer diesen Moment gefürchtet, da sie das Recht darauf haben zu erfahren, was damals wirklich zwischen Daisuke Andou und mir vorgefallen war an diesem kalten Novembermorgen in Aomori. Auch wenn mich Kaoru wahrscheinlich für den Rest seines Lebens dafür hassen wird für das was ich getan habe, so bin ich ihm ebenfalls die volle Wahrheit noch schuldig geblieben. „Toshiya, wo bist du denn gewesen?“ vernehme ich nun Shinyas Stimme, als ich die letzten Takte zu erode spiele und ich blicke kurz von meinem Bass auf, wobei mich sein trauriger Blick doch etwas irritiert. „Da sagt uns Kaoru, dass DIE aus dem Krankenhaus raus ist und wenn treffen wir an? Mann, das ist ja eine Überraschung, dich nach so langer Zeit wieder einmal zu sehen, Toshiya“ sagt nun Kyo leicht murrend, der beide Hände in seine Jeanstasche gestopft hat und ich kann einfach nicht umher neugierig zu sein aufgrund der Nachricht die ich in dieser Begrüßung erhalte. „Er lebt also noch? Da bin ich aber erleichtert“ bringe ich nur hervor, schnalle mir nun mein Bass ab und stelle es neben mir ab, dabei richte ich meinen Blick auf Kyo & Shinya. Gerade als unser singender Kampfzwerg - wie ich ihn gerne scherzhaft bezeichne - mit seinem Kopf nickt höre ich wie sich uns Schritte nähern und kurz darauf vernehme ich auch schon Kaorus Stimme. „Ich war nur in der Gegend und wollte mal den Übungsraum sehen, denn du damals für die Band geplant hast“ bringe ich nur so gelassen wie möglich hervor, als ich seine Worte an mich gerichtet mitbekomme, sehe den Älteren nur kurz an und ich will gerade diese unfreiwillige Versammlung meiner Freunde verlassen, als ich auf einmal von hinten umarmt werde. Aufgrund der vernommenen Worte stockt mein Herz fast vor unbändigen Schmerz und tief in meinem Inneren weiß ich ganz genau, dass es sich nur um eine bestimmte Person handeln konnte. „Daisuke...“ bringe ich nur auf sanfte Weise hervor, ignoriere nun den aufkommenden Schmerz in mir und ich versuche gerade diesen Drang in mir zurück zu halten, den Älteren einfach in meine Arme zu schließen. Die Art wie er nun seine Worte an mich richtet lässt alles in mir schmerzhaft zusammen ziehen. Ich wende mich ihm nun zu, bemerke ein paar Tränen die seine Wangen herab rinnen und ich wische sie ihm gerade weg, als er mir direkt in die Augen sieht. „Also gut... Daisuke, ich bleibe, aber nur für eine Nacht“ sage ich nun zu ihm, wobei ich ihn auf sanfte Weise anlächle und aufgrund meiner Entscheidung heute Nacht hier zu bleiben fällt er mir um den Hals. Aus dem Augenwinkel heraus bemerke ich sofort, dass es Kaoru natürlich nicht passt, dass ich über Nacht bleiben soll und selbst Kyo & Shinya bleibt die schwere Überwindung unseres leader-samas nicht verborgen, die Bitte von Daisuke nicht abzuschlagen. Nachdem alles geklärt ist, gehe ich schon mit Kaoru und Kyo hoch, dabei sagt mir sein Blick schon genug aus. // Wenn es nach mir ginge wäre ich schon längst durch die nächste Tür hinaus // schießt mir gerade der Gedanke durch den Kopf, als mir Kaoru noch knapp sagt, wo sich in diesem Haus genau die Küche befindet und ich arbeite mir gerade ein passendes Menü zusammen, dass hoffentlich selbst auch die Älteren milde stimmen wird. Während ich mich beim Kochen geistig ablenken kann, kriege ich auf einmal Daisukes Worte von vorhin nicht mehr aus dem Kopf. Kurz stehe ich da, starre auf die Arbeitsplatte vor mir und beiße mir auf die Lippen. // „Ich habe so viele Fragen, die ich an dich stellen muss; nebenbei muss ich mich auch noch bei dir entschuldigen und obendrein hätte ich fast vergessen dir zu sagen, dass ich mich die ganze Zeit schon darauf freue dich nach so langer Zeit wieder zu sehen“ - verdammt Daisuke, es war nie meine Absicht gewesen dich zu verletzen // denke ich gerade, balle meine Hände zu Fäusten, beiße mir verstärkt auf die Lippen und meine Schuldgefühle verstärken sich, da mir gerade bewusst vor Augen geführt wird, dass er zwar den Sturz überlebt, aber dafür mit seinem gesamten Erinnerungsvermögen bezahlt hat. Selbst wenn ich endlich all meinen Mut zusammen nehmen und ihm gestehen würde, was er wirklich für mich bedeutet, so wird er wahrscheinlich alles vergessen haben, dass uns über die Jahre so verbunden hat. Diesmal habe ich es wirklich geschafft ihn in Kaorus Arme zu treiben und ich werde nun mit dieser Situation leben müssen, dass sich Daisuke nicht mehr an mich erinnern wird. Aber warum hat er mich dann aufgehalten, als ich dieses Haus wieder verlassen wollte? Warum wollte Daisuke unbedingt, dass ich bleibe? Er wirkte so glücklich als ich zugestimmt habe diese eine Nacht hier zu verbringen, fast so als hätte er auf das gehört, was sein Herz ihm sagt. „Ich bin nichts weiter als ein flüchtiger Schatten aus deiner Vergangenheit für dich“ murmle ich nun vor mich hin, da mir in meinem Inneren nur all zu klar wird, dass ich immer noch einer irrealen Illusion hinterher hänge. Zehn Jahre, in denen ich mit aller Kraft versucht habe, den Älteren aus meinem Herzen zu streichen, doch nichts hat sich in meinem Inneren im Bezug zu Daisuke Andou geändert. Ich bin ein naiver Narr, der lieber vor der Wahrheit seines Herzens davon läuft als sich endlich zusammen zu raufen und sich selbst gegenüber ehrlich ist. Selbst jetzt belüge ich mich immer noch - in einer unwirklichen Illusion gefangen, dass alles wieder wie früher sein kann. Die Vergangenheit kann ich zwar nicht mehr verändern, aber ich kann alles darauf bauen, dass ich in Zukunft weiterhin ein wichtiger Bestandteil in Daisukes Leben bleibe. ************ Ich fühle deutlich, wie nun drei Paar Augen auf mich gerichtet liegen und ich streiche mir aus Verlegenheit mein Haar hinter beide Ohren. „Habe ich gerade was falsch gemacht?“ kommt es nur aus mir hervor, stehe nun langsam auf und schaue meine Freunde genau an. „Nein hast du nicht“ sagt Shinya nun beruhigend zu mir, lächelt dabei leicht und selbst Kaoru nickt nur, obwohl ich ihm deutlich ablesen kann, dass ihn etwas tief in seinem Inneren beschäftigt. Erleichtert atme ich nun auf, denn ich möchte ehrlich gesagt nicht noch weitere Spannungen um mich herum haben. „Kao? Ist alles in Ordnung?“ frage ich nun leise werdend nach, da ich vorhin wirklich ganz unabsichtlich die Tatsache übersprungen habe, dass er sich mit Toshiya nicht mehr versteht und ich befürchte gerade meinen ersten großen Fehler begangen zu haben seit ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Erneut nur ein kurzes Nicken von Kaoru, als wir nun gemeinsam in Richtung Esszimmer gehen, da das Abendessen endlich fertig ist. Ich komme kaum aus den Staunen heraus, als ich die vielen Köstlichkeiten am Tisch sehe die einem wahrem Kunstwerk entsprechen und ich reagiere leicht empört, als Kyo einfach so zulangt. „Du solltest dir lieber auch etwas nehmen DIE, bevor Kyo hier alles zusammen futtert“ bringt Kaoru nur sichtlich amüsiert hervor, der genau neben mir am Tisch Platz genommen hat und mit einem kurzen Nicken nehme ich mir etwas von dem Sushi als auch von den gebratenen Nudeln. Im Gegensatz zu dem, was ich im Krankenhaus zu Essen bekam war das hier der wahre Luxus für meinen Gaumen und ich war sichtlich überrascht, dass der Schwarzhaarige all das gezaubert haben soll. Ich probiere von jeder Speise die er gekocht hat etwas und egal was es genau ist, es schmeckt einfach traumhaft. „Kao, können wir ihn nicht einfach behalten?“ kommt nun aus mir hervor, als ich gerade mir vom Fisch etwas nehme und blicke ihn hoffnungsvoll an. Kaoru verschluckt sich fast, als er meine Frage hört und starrt mich unweigerlich an. „Nein“ bringt er nur knapp hervor, senke nun leicht enttäuscht meinen Blick und seufze tief auf. „DIE, der arme Toshiya ist doch kein x-beliebiges Haustier, dass du einfach so behalten kannst“ vernehme ich nun Kyos Worte, esse nun schweigend weiter und ich wage es in diesem Augenblick nicht einen der Anwesenden genau anzusehen. // Wirklich toll gemacht, Daisuke. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Das Kaoru einfach „Ja“ sagt, wenn du ihn ganz lieb fragst, ob er in unmittelbarer Nähe zu dir bleiben kann? // denke ich gerade, nachdem wir alle mit dem Essen fertig sind und ich Kaoru kurz ansehe, weil ich mich noch für das köstliche Mahl noch erkenntlich zeigen will. „Warte, ich mach das schon“ sage ich nun zu Toshiya, schaue ihn genau, lächle ihn leicht an und mit einem Nicken verschwindet er aus der Küche. Auch wenn ich gerade nicht weiß, weshalb ich ihm nun angeboten habe, dass ich mich um den Abwasch kümmere, so sagt mir gerade mein Instinkt, dass ich ihm gegenüber immer schon so meine Dankbarkeit in punkto Essen gezeigt habe. Irgendwie macht es auch Spaß, aber es zeigt mir selbst auch wie unabhängig ich schon meine eigenen Entscheidungen von Kaoru machen kann. Nachdem ich alles in der Küche als auch dem Esszimmer sauber gemacht habe gehe ich zurück ins Wohnzimmer, wo sich meine Freunde versammelt haben und Shinya wirkt ziemlich überrascht, dass ich mich freiwillig für den Abwasch gemeldet habe. „Ich wollte mich halt erkenntlich zeigen“ bringe ich nur hervor, setze mich direkt neben Kaoru und ich fühle deutlich, wie er einen Arm um mich legt. Toshiya nickt nur, worauf hin sich Shinya mit der Aussage vorerst zufrieden gibt. Warum wandert sein Blick andauernd und nur für mich klar bemerkbar zwischen Kaoru, Toshiya und mir herum? Gibt es noch etwas, dass ich im Bezug der beiden Männer wissen musste? Wieso fällt es Kaoru nicht auf? Ganz einfach, er ist momentan in ein Gespräch mit Kyo verwickelt und ich höre nur mit halben Ohr zu, dabei richte ich nun meinen Blick auf Toshiya. Ich will gerade die Gelegenheit nutzen und ihm all die Fragen auf einmal an ihn richten, die durch mein Inneres schweifen, aber ich kriege den Mut einfach nicht zusammen ihn vor den anderen zu fragen. So sitze ich schweigend da, starre die Tischplatte vor mir an, lausche halbwegs den Gesprächen meiner Freunde und auf einmal bin ich deutlich irritiert, als meine Freunde ihren Blick auf mich richten. „Daisuke, Kaoru hat dich gerade etwas gefragt“ sagt nun Toshiya in einem sachlichen Ton zu mir, der mich noch mehr verwirrt, da ich so eine Distanzierung einfach nicht gewohnt bin. Ich blicke nun Kaoru fragend an, während er die Frage an mich wiederholt und geistig bin ich gerade ganz wo anders anwesend. // Da passt was nicht - er ist sicherlich nie so distanziert gewesen. Warum ist er auf einmal so? // schießt mir der Gedanke durch den Kopf, höre nebenbei nur am Rande das eine Antwort von mir erwartet wird und ich stoße mich erneut an einer Wand des Schweigens. „Eto... gomen ne, ich muss mir die Frage durch den Kopf gehen lassen. Außerdem bin ich schon müde vom vielen Nachdenken“ bringe ich nur verlegen hervor, schaue alle so unschuldig wie möglich an und sie zeigen wenigstens Verständnis für meinen momentanen Zustand. Doch anstatt sofort einzuschlafen wie ich es sonst immer tue, liege ich gerade hellwach neben Kaoru, da er darauf bestanden hat, dass ich das Zimmer mit ihm teile und tief seufzend starre ich auf die Zimmerdecke. Was immer mich Kaoru vorhin versucht hat zu fragen, ich habe es total vergessen und ich kriege gerade einige Bilder nicht mehr aus dem Kopf, die ich ehrlich gesagt nicht im Speicher haben wollte. Auch wenn ich mich nicht mehr an gewisse Ereignisse erinnern kann, so weiß ich ganz genau, dass zwischen uns eine viel entspanntere Atmosspähre herrschte. Ich versuche gerade meine Augen zu schließen, nebenbei denke ich daran Schäfchen zu zählen, aber ich kann einfach nicht einschlafen. Leise stehe ich nun auf, schaue kurz zu Kaoru der sich tief im Land der Träume befindet, dann schleiche ich mich vorsichtig aus dem Zimmer und folge dem Gang, indem sich das Zimmer befindet. Neugierig geworden lenke ich meine Schritte zu dem Zimmer mit der leicht offen stehenden Tür, da ich außer Kaorus Zimmer noch drei weitere mit verschlossener Tür sehe. Vorsichtig betrete ich es, dabei werden meine Augen deutlich größer, da sich an der Tür mein Namenskanji befindet. Ich wage es nicht, das Licht anzumachen, da ich niemanden aufwecken will und ich fühle mich gerade wie ein Einbrecher in meinem eigenen Bereich, der sich leise durchs Zimmer schleicht. Gerade als ich in Richtung Fenster gehen will, fällt mein Blick auf eine Gestalt auf den Boden und als ich mich ihr leise nähere ist mir fast, als bleibt alles in meinem Inneren für einen Bruchteil einer Sekunde stehen. Vorsichtig strecke ich nun meine Hand nach ihm aus, dabei wage ich nicht einen Laut von mir zu geben und erst da erkenne ich, dass es Toshiya ist. Er scheint ebenfalls zu schlafen, daher nehme ich nun all meinen Mut zusammen und kuschle mich bei ihm an. Ich schließe meine Augen, dabei fühle ich eine wohlige Vertrautheit in mir aufsteigen und ich falle endlich selbst ins Land der Träume. ************ Toshiyas POV: Es ist früh am Morgen, als ich etwas bei mir angeschmiegt spüre und ein Lächeln huscht mir über die Lippen, da es sich um Daisuke handelt. Sanft streiche ich ihm das Haar aus dem Gesicht, richte mich dabei leicht auf ohne ihn zu wecken und ich bemerke gerade Kaoru in der Tür stehend. Sein Blick spricht gerade Bände; um ehrlich zu sein verstehe ich immer noch nicht, warum sich Daisuke schon damals auf eine Beziehung mit ihm eingelassen hat. Ich stehe nun auf, schlüpfe rasch in meine Jeans, blicke noch kurz zum schlafenden Rothaarigen und verlasse das Zimmer, dabei gehe ich mit Kaoru in die Küche. „Er war schon da, als ich aufwachte“ antworte ich ihm nur während ich alles für ein Frühstück herrichte und Kaorus Blick klar auf mir spüren konnte. Stumm nickt er nur, dann geht er aus de Küche und in diesem Augenblick wird mir klar, dass er den Rotschopf dahingehend unterschätzt hat, was die Erinnerungen seines Herzens betrifft. Denn diese können nicht so schnell ausgelöscht werden, egal wie schwer der Betroffene verletzt wurde. Ich komme nicht umher und ein kurzes Lächeln huscht mir über die Lippen, da meine Chancen doch nicht geringer geworden waren. Mit etwas mehr Geduld würde bald die Wahrheit ans Tageslicht kommen, die tief im Herzen von Daisuke Andou schlummert. Bis dahin ziehe ich mich zurück und überlasse ihn Kaorus Obhut. Bei dieser gefällten Entscheidung ignoriere ich meinen aufkommenden Schmerz, richte alles im Esszimmer her und ich hole noch rasch meine Sachen bevor ich das Haus verlasse. „Es ist besser so“ sage ich noch rasch zu Kaoru, der mich fragend ansieht, als ich nun gehen will und ich lese in seinen Augen ab, dass er damit einverstanden ist. „Hai, es ist besser so, dass er vergisst was er in dir gesehen hat“ sagt er noch zu mir, dann verlasse ich das Haus, gehe die Straße entlang und nachdenklich wie ich gerade bin starre ich in Richtung Himmel. Für ihn wäre es doch viel lieber und auch einfacher, wenn sich Daisuke nie mehr an die Verbindung erinnert, die er zu mir früher gehabt hat. Wenn es nach Kaoru ginge, würde er den Rothaarigen vor den Rest der Welt abschotten und somit alle für ihn schädlichen Einflüsse von ihm fern halten. Doch ob Daisuke da mitmachen wird ist für mich fraglich, da er generell gesehen in gewissen Dingen ein Sturkopf sein kann. Gerade als ich bei einer Bushaltestelle stehe, läutet mein Handy und am Display kann ich deutlich ablesen, dass es meine zuständige Managerin ist. Leicht entnervt verdrehe ich meine Augen, da ich den Grund weiß, weswegen sie mich anruft. „Moshi, Moshi, Hara desu“ antworte ich nur, lehne mich bei der Hausmauer an, klinge so genervt wie möglich und stopfe meine andere Hand in meine Jeanstasche. „Toshiya, wo steckst du denn? Dein Shooting geht in drei Stunden los“ „Nur keine Sorgen, ich bin schon am Weg“ „Du weichst meiner Frage aus“ „Bin mit dem erstbesten Zug aus Osaka da“ antworte ich ihr nur, lege nun auf bevor sie mich weiter mit Fragen durchlöchern kann und ich seufze tief auf. Warum in drei Teufels Namen war ich an so eine nervige Managerin geraten? Mein vorheriger Manager war zuverlässiger und einsichtiger in Bezug meines Privatlebens gewesen, doch seit er in den wohlverdienten Ruhestand gegangen war, plagte ich mich mit einer Frau in ihren Mitte Zwanzigern herum. Es brauchte sie doch nicht einen winzigen Deut zu interessieren, was ich in meiner Freizeit denn anstellte; sie konnte ruhig froh darüber sein, dass ich immer pünktlich zu den Shootings erschien zu denen ich gebucht wurde. Mein Telefon auf lautlos stellend stieg ich nun in den Bus ein, um zum Bahnhof zu fahren und ich musste lächeln, da tief in mir ein neugieriges Gefühl aufkam in Bezug zu meinen Freunden. Wie sie wohl reagieren würden wenn sie wüssten, dass ihr Bassmeister nun als Model arbeitet? Vor allem wie würde Kaoru darauf reagieren? Er ist ja schließlich immer noch unser leader-sama, auch wenn die Band vorerst in Ruhepause liegt. Dahin gehend wanderten meine Gedanken nun um den weiteren Bestand von Dir en Grey. Was passiert nun mit der Band jetzt wo Daisuke endlich erwacht war? In wie weit würde unser Plattenlabel Kaoru dazu drängen, die Band wieder auf Vordermann zu bringen? Um ehrlich zu sein spielte ich nur noch Bass, wenn ich die Zeit dazu habe, aber ich muss mir gegenüber auch zugeben, dass ich gestern Abend nach so langer Zeit wieder ein Bass in den Händen gehalten habe. „Die weitere Frage bleibt, ob er mich trotz allem was vorgefallen ist mich weiterhin in der Band haben will“ murmle ich nun leise vor mich ein, als ich nun den Bahnhof erreiche und den Zug noch erwische, der mich nach Nagoya bringen soll. Auch wenn ich wieder bei Dir en Grey spielen durfte, so wäre ich absolut dagegen Daisuke in seinem momentanen Zustand hinaus in die Welt zu schicken. In dem Punkt wäre meine Einstellung ident zu der von Kaoru - den Rothaarigen die Zeit zu geben, um sich selbst wieder zu finden. ************ Als ich aufwache ist das Zimmer leer und die Tür ist leicht angelehnt. Rasch springe ich unter die Dusche, ziehe mir neue Sachen an und tapse nun hinunter zum Esszimmer, wo ich meine Freunde um den Tisch versammelt sehe. Mir fällt sofort auf, dass einer zu fehlen scheint und ich blicke fragend zu Kaoru. „Er musste dringend los“ antwortet er mir nur, als ich mich zum Tisch setze und das Frühstück bestaune, dass der Schwarzhaarige wohl noch für uns gezaubert hat bevor er gegangen war. Stumm nicke ich nur, wobei ich innerlich klar fühlen kann, wie mich Traurigkeit und Enttäuschtheit zu füllen beginnen. // Dabei habe ich mir für heute vorgenommen, ihn noch so einiges zu fragen // denke ich nun ziemlich betrübt, starre die Tasse Tee an, die ich in meinen Händen halte und ich wundere mich gerade, warum ich mich auf einmal so niedergeschlagen fühle. Ich kenne Toshiya doch nicht; ich bin ihm gestern zum ersten Mal begegnet und doch sagt mir mein Inneres in diesem Moment, dass ich auf der komplett falschen Spur liege. Gestern war ich noch euphorisch und nun fast am Boden angelangt - was zur Hölle war bitte mit mir los? Ich verstehe mich überhaupt nicht, irgendetwas in meinem Inneren scheint ein Eigenleben entwickelt zu haben und ich bin mir unsicher, ob da nicht noch ein imaginärer Daisuke in mir herum schwirrt, der mir mein Leben schwer machen will. „Kann man durch Amnesie auch eine weitere Persönlichkeit bekommen?“ frage ich nun sichtlich unerwartet meine Freunde, die ihren Blick nun auf mich richten und ich weiß selbst nicht, warum ich gerade diese Frage an sie richte. „Frag das lieber einen Arzt“ meinte nur Kyo darauf, der einen Schluck aus seiner Tasse macht und mich direkt ansieht. Der Rest des Frühstücks verläuft schweigend, dabei wird mir gerade bewusst, dass ich nicht genau weiß, was meine Freunde momentan so machen. Bevor Kyo & Shinya gehen versprechen sie mir, dass sie auf Besuch vorbei kommen werden und sie geben mir jeder ihre Nummer unter der ich sie erreichen kann, wenn ich jemanden zum Reden brauche. „Wo gehst du denn hin, Kao?“ frage ich ihn nun, nachdem ich mit dem Abwasch fertig bin und im Flur stehe, wo er sich gerade fertig macht. „Ich muss zur Arbeit. Falls etwas ist, kannst du mich telefonisch erreichen“ sagt er nur zu mir, deutet noch rasch auf eine Telefonnummer die an der Pinnwand hängt und kurz darauf stehe ich alleine in diesem Haus. Nicht nur Kyo, Toshiya & Shinya, sondern auch Kaoru sind nun gegangen und ehrlich gesagt weiß ich gerade nicht, was ich mit mir anstellen soll. Auf mich selbst angewiesen stelle ich erstmal das gesamte Haus auf den Kopf, dabei sind mir die Sachen alle unbekannt, die ich in meinem Zimmer finde. Ausschließlich neue Sachen die ich weder getragen noch gesehen habe. Im Keller fallen mir die verschiedenen Gitarrenkoffer auf und ich frage mich gerade, ob die wirklich alle Kaoru gehören. Als ich aus Neugier einen davon öffne, erblicke ich eine rote ESP darin und ein Grinsen huscht über meine Lippen, da mir dieses Instrument bekannt vorkommt. // Wie sie wohl klingen mag? // huscht mir nun der Gedanke durch den Kopf, schließe den Koffer wieder und sehe mich nun etwas genauer im Keller um. Ich entdecke noch einige Gerätschaften, mit denen ich im Moment nicht viel anfangen kann und bleibe neben dem Schlagzeug stehen, dass in einer Schutzplane vor Staub geschützt ist. Wem es wohl gehören mag? Sicher nicht Kaoru, da er ja Gitarre spielt. Am Ende meines Rundganges bin ich im Wohnzimmer angelangt und ich lasse mich ins Sofa fallen. Gelangweilt wie ich gerade bin, schnappe ich mir die Fernbedienung und zappe durch die verschiedenen Kanäle. Da nix interessantes im Fernseher läuft, schalte ich diesen wieder aus, ziehe mir Sneakers als auch Jacke an und verlasse nun das Haus. Draußen ist es angenehm warm und ich umrunde zuerst das Haus, dann folge ich einfach der Straße um meine Umgebung zu erkunden. Beide Hände in meine Jackentasche gestopft gehe ich einfach weiter, ohne zu ahnen wohin mich meine Füße eigentlich leiten und ich summe leise die Melodie vor mich hin, die mir in Erinnerung geblieben ist. Wie lange ich schon unterwegs bin, ich kann es nicht sagen, da ich einerseits nicht weiß wie spät es ist und andererseits weiß ich nicht mehr, wann ich das Haus verlassen habe. Irgendwann bleibe ich in einem Park stehen bei dem ich ankomme und erst da fühle ich, wie sich mein Magen meldet. Ich habe doch vorhin gefrühstückt, also warum grummelt dieser wieder? Ich bin doch nur ein paar Schritte vom Haus weg gegangen und doch wirkt diese Gegend so fremd auf mich. Wo in aller Welt war ich hier gelandet? Wie bin ich überhaupt hierher gekommen? Verwirrt wie ich gerade war, setze ich mich erstmal auf eine Parkbank und denke in Ruhe nach, was ich gemacht habe. Stimmt, ich habe doch das Haus vorhin verlassen, weil ich mich darin so gelangweilt habe. Nun da ich weiß, wie ich hier gelandet bin musste ich nur noch heraus finden, wie ich zurück zum Haus komme. Gerade als ich in eine Jeanstasche greife, finde ich den Zettel mit den Nummern von Kyo & Shinya darauf und ich bin innerlich froh darüber, dass ich ihn nicht im Haus liegen lassen habe. Den Zettel wieder in meine Hosentasche stopfend gehe ich nun weiter, ohne zu wissen wohin mich meine Füße nun trugen und ich kann ja notfalls immer noch Kyo bzw. Shinya anrufen, wenn ich mich zu sehr verirrt haben sollte. // Hoffentlich wird mir Kao deswegen nicht böse sein // denke ich gerade, als ich mich in einer etwas mehr belebteren Straße befinde und mir unterschiedliche Geschäfte auffallen. Mit meinen langen dunklen Haaren scheine ich nicht sonderlich aufzufallen, was in einer gewissen Hinsicht eine Erleichterung für mich ist, da ich nicht genau weiß, wie ich den Leuten gegenüber reagieren soll, die mich wieder erkennen würden. Bei einer Kreuzung fällt mir ein Musikgeschäft auf, in das ich sofort hinein gehe und neugierig lasse ich so meinen Blick durch den Laden schweifen. Bei der Abteilung für Heavy Metal werde ich etwas stutzig, da ich beim Buchstaben D auf verschiedene CDs der Band Dir en Grey stoße und ich schnappe sie mir alle. Der Verkäufer ist so nett zu mir und erlaubt mir sogar, dass ich mir die ganzen CDs mir anhören kann. Ich bin sichtlich überrascht über die Komplexität als auch die Harmonie der verschiedenen Songs, wobei ich mir kaum vorstellen kann, dass ich ein Teil davon sein soll. // Nie im Leben kann ich so gut spielen // denke ich gerade, als ich in das Album Dum Spiro Spero reinhöre und innerlich seufze ich tief auf, da diese Welt deutlich unerreichbar für mich ist. Dankbar möchte ich die CDs gerade zurück an ihren Platz geben, als der Verkäufer meint ich kann sie mir behalten. Mit einem Lächeln bedanke ich mich erneut bei ihm, signiere sogar freiwillig ein Polaroidfoto von mir mit dem Verkäufer und verlasse nun samt den CDs den Laden. Weiter durch die Straßen irrend lande ich irgendwann an einem Platz, der mir einfach nur unbekannt ist und ich sehe mich genau um. Ok, jetzt war definitiv der Zeitpunkt angelangt, wo ich klar sagen konnte, ich habe mich verlaufen. Glücklicherweise für mich entdecke ich einen Polizisten und ich frage ihn gerade wo ich mich befinde. Als ich ihm sage, dass ich gestern erst in die Stadt gekommen bin und mich verlaufen habe, ist er bereit mir zu helfen und ich zeige ihm den Zettel den ich in meiner Hosentasche habe. Der Polizist bringt mich zuerst aufs Revier, dann ruft er die beiden aufnotierten Nummern an und kurze Zeit später erscheint Shinya um mich abzuholen. Ich bin so froh ihn zu sehen, dass ich ihn mit Unschuldsmiene ansehe und er schüttelt sofort seinen Kopf. Nachdem wir die Polizeistation verlassen, bringt mich Shinya zu sich nachhause und ich bekomme noch mit, wie er Kaoru anruft. „Ich sollte wohl froh sein, dass ich dir am Morgen noch meine Nummer gegeben habe“ sagt Shin gerade zu mir, reicht mir eine Tasse Tee und erst da fällt mir sein Hund auf, der von ihm gerade hochgehoben werden will. „Du hast mich gerettet“ bringe ich nur mit verschmitztem Grinsen hervor, stelle kurz meine Tasse am Tisch ab, lasse den Hund an meiner Hand schnüffeln und mir fällt nun Shinyas fragender Blick auf, als ihm die Plastiktüte mit den CDs auffällt. „Die hat mir so ein netter Verkäufer geschenkt“ antworte ich ihm nun, wobei ich nun einen Schluck Tee trinke und erneut grinsen muss, da Shinya leicht den Kopf schüttelt. „Du kannst von Glück reden, dass du keinem Fan in die Arme gelaufen bist“ kam nun leicht mahnend von ihm, wobei ich ihn mit Dackelblick anschaue und erst da wird mir bewusst, dass meine Freunde mir nur helfen wollen. „Übrigens, wegen der CDs hättest du ruhig einen von uns fragen können“ setzt er noch mit einem milden Lächeln an, reicht mir eine Schale Misosuppe und ich nehme sie dankbar an, dabei nicke ich nur bei seinen Worten. „Sag mal Shin, wem gehört das Schlagzeug in Kaorus Keller?“ frage ich nun nach, esse die Suppe brav auf und sehe ihn direkt an. „Das gehört mir“ antwortet er mir nun mit einem Lächeln, wobei ich ihn überrascht anschaue und ich kann mir geistig nicht vorstellen, dass er hinter diesen klasse Beats der Band Dir en Grey stecken soll. „Du spielst Drums?“ frage ich nun nach, worauf er mit einem Nicken meine Frage beantwortet und ich bin sichtlich neugierig wie er klingt. „Ich kann dir ja eine Hörprobe geben“ meint Shinya nun sichtlich amüsiert und ich folge ihm bereitwillig in sein Arbeitszimmer, wo ebenfalls ein Schlagzeug zu sehen ist. Der kleine Hund scheint zu wissen, dass er nicht in diesen Raum darf und er bleibt genau vor der Tür liegen. Shinya sitzt nun hinter dem Schlagzeug, dabei bitte ich ihn darum die Melodie zu ain‘t afraid to die zu spielen, nachdem er sich aufgewärmt hat. Ehrlich gesagt kann ich es kaum glauben, aber die Art wie er diese Melodie spielt weckt eine Erinnerung in mir, wie ich sie schon einmal geträumt habe. „Du bist spitze“ sage ich nun zu ihm, wobei er nun leicht seinen Blick senkt und ich meine es ernst. Auch wenn ich Kaoru bis jetzt noch nicht spielen gehört habe, so ahne ich gerade, dass ich meine Freunde nicht einmal in einem Lichtjahr Entfernung erreichen kann. Selbst wenn ich mich plötzlich über Nacht an alles erinnern würde, so wären sie trotzdem wie die Sterne am Horizont unerreichbar für mich. „Ich übe auch täglich an die fünfzehn Stunden, damit ich einsatzbereit bin, falls wir wieder als Band unterwegs sein sollten“ sagt Shinya nun zu mir, als er mit mir ins Wohnzimmer geht und mich genau ansieht. „Fünfzehn Stunden täglich? Hast du denn nichts anderes zu tun?“ kommt nun aus mir die Frage hervor, wobei ich doch etwas neugierig über sein Leben bin. „Doch, ich gebe Unterricht am Schlagzeug“ antwortet er mir, wobei ich nun nachvollziehen kann, warum er an soviel Übungsstunden heran kommt. „Also pro Schüler drei Stunden oder wie?“ frage ich nur nach, worauf Shinya nur mit einem Lächeln nickt und irgendwie kann ich mir nun vorstellen, dass er sogar außerhalb seiner Unterrichtsstunden noch am Schlagzeug sitzt, um ja nicht einzurosten. Shinya zeigt mir eine DVD von der letzten Tour von Dir en Grey und ich sehe sie mir wissbegierig an, da ich mir mehr an Informationen über mich selbst erhoffe und ich bekomme dadurch nicht mit, wie nun Kaoru ankommt. Selbst Kyo erscheint, aber ich bin auf den Fernseher fixiert und konzentriere mich auf die Handgriffe, die ich bei der Person bemerke, der ich ziemlich ähnlich sehe. Innerlich verfluche ich aber die Einstellung der Kamera, da sie nur ganz kurz an einer Stelle bleibt und zu schnell den Blickwinkel ändert. Shin habe ich sofort entdeckt und auch Kyo & Kaoru, aber der Rothaarige an der Gitarre und der Schwarzhaarige sind mir vollkommen fremd und ich frage mich gerade, wer die Beiden denn sein konnten. „Warum muss ausgerechnet Kyo immer im Mittelpunkt der Kamera stehen?“ bringe ich leicht grummelnd aus mir hervor, da ich geistig diese Melodien nachspielen will, die Kaoru und der Rothaarige auf ihren Gitarren so perfekt beherrschen und ich lasse mich ins Sofa fallen, dabei fallen mir erst jetzt Kaoru und Kyo auf. Grinsend blickt mich Kyo nur an, setzt sich zu mir auf Sofa und schaut mit mir den Rest der DVD an, dabei bemerke ich ein für mich unbekanntes Leuchten in seinen Augen. „Die können doch nicht die ganze Zeit nur Kaoru filmen“ bringt er nur grinsend hervor, worauf ich ebenfalls grinsen muss und ihm in diesem Punkt recht geben muss. „Dann werde ich die Kameraleute das nächste Mal bitten, mehr Fokus auf Bass und Drums zu legen“ kontert Kaoru nur darauf, setzt sich wie Shinya ebenfalls dazu und ich kann nicht umher als zu lachen. „Das würdet ihr beide nicht vertragen, wenn die Kamera nun Shinya in den Hauptfokus nimmt“ kommt nun aus mir hervor, grinse sie an und unerwartet stimmt mir Shinya in diesem Punkt zu. Gemeinsam sehen wir uns die DVD fertig an, dann muss ich Kaoru gegenüber erzählen, wie ich es geschafft habe mich zu verlaufen, obwohl ich doch im Haus hätte bleiben sollen. Shin hat ihm schon gesagt, dass er mich von der Polizei abholen musste und ich bekomme am Rande mit, wie Kyo nur seinen Kopf schüttelt. „Ich habe es dir damals schon gesagt, aber Toshiya und ihm müsste man ein GPS einpflanzen“ sagt er nur, wobei ich ihn fragend anschaue, als mir erst jetzt klar wird, dass ich wohl gemeint war. „Warum ein GPS? Was ist das eigentlich?“ will ich nun wissen, sehe meine Freunde fragend an und Kaoru grinst nur aufgrund von Kyos Worten. „Toshiya und du, ihr beide neigt sehr gerne dazu, euch sehr schnell zu verlaufen, egal in welcher Stadt auf dieser Welt“ antwortet mir nun Shinya, dabei versuche ich nun Toshiya einzuordnen in meiner Welt der ausgelöschten Erinnerungen und mir fällt da spontan der Schwarzhaarige von gestern ein, der uns so ein leckeres Essen gezaubert hat. „Hey, ich finde auch zurück“ bringe ich nun schmollend hervor, worauf Kaoru nur lachen muss und ich deswegen noch mehr schmolle. „Dann hätte der Polizist nicht versucht, Shinya oder mich anzurufen“ sagt nur Kyo darauf, wobei er mit seiner Aussage recht hat und ich gebe es ungern zu, aber manchmal kann ich mir wirklich den einfachsten Weg nicht merken. Gemeinsam mit Kaoru breche ich schließlich zurück zum Haus auf, dabei drücke ich vorsichtig die Plastiktüte mit meinen CDs an mich und schaue aus dem Fenster des Busses, mit dem wir gerade fahren. „Der Rothaarige mit der Gitarre, wer ist er denn?“ frage ich nun Kaoru, schaue ihn gerade an und er schüttelt lächelnd seinen Kopf. „Das bist du, DIE. So hast du vor deinem Unfall ausgesehen“ antwortet er mir nun mit einem sanften Lächeln, schaut mir direkt in die Augen und er sieht mir deutlich an wie verwirrt ich gerade bin. „Das bin ich gewesen? Er sieht mir aber überhaupt nicht ähnlich“ kommt nur aus mir hervor, da ich mich selbst kaum mit kurzen knallroten Haaren vorstellen kann und richte meinen Blick erneut aus dem Fenster. Wie war noch mal der Name des Bassisten gewesen? Kaoru hat ihn mir doch im Krankenhaus gesagt, aber ich habe ihn scheinbar wieder vergessen. „Ach ja, was ist mit dem Schwarzhaarigen neben dir auf der Bühne?“ frage ich nun nach, als wir unsere Station erreichen und gemeinsam aussteigen. „Toshiya“ kommt nur knapp aus ihm hervor, wobei ich neben ihm her gehe und ich lege leicht meinen Kopf schief, als mir erst jetzt einfällt, dass es sich dabei um den Schwarzhaarigen von gestern handelt. „Warte mal, der auf der Bühne ist Toshiya? Das kann nicht sein, so gut wie er kocht“ schießt nun aus mir hervor, wobei ich sehe wie Kaoru leicht seinen Kopf schüttelt und dabei lächeln muss. „So wie es aussieht wird es ein langer steiniger Weg werden, bis du dich wieder komplett erinnern kannst“ sagt nun Kaoru zu mir, als wir endlich das Haus erreichen und er macht mir damit klar, dass ich unbewusst noch dazu neige, gewisse Informationen nur kurzzeitig zu speichern. „Lass es einfach auf dich zukommen, DIE“ sagt er zu mir, legt nun seinen Arm um mich und ich nicke nur leicht mit meinem Kopf, dabei beginne ich erst jetzt zu verstehen, weshalb mich mein Inneres im Augenblick so verwirrt. Erst wenn ich das letzte Puzzleteil zu meinen fehlenden Erinnerungen gefunden habe werde ich auch mich selbst wieder verstehen können. ********* Toshiyas POV: Ich komme noch rechtzeitig in Nagoya an, dabei jammert mir gerade meine Managerin die Ohren voll, warum ich ihre Anrufe ignoriere und was ich in aller Welt in Osaka zu tun gehabt habe. Ich schaue nur aus dem Fenster des Taxis, das uns zu einem Hochhaus bringen soll, wo mein heutiges Shooting stattfindet und gedanklich bin ich immer noch in Osaka. Um ehrlich zu sein hat es sich gut angefühlt, als er mich umarmte und als er sich nachts bei mir angekuschelt hat. Die Art wie er mich anblickte, es war fast so, als konnte er kaum seinen eigenen Augen glauben. Ich hätte wahrscheinlich auch so reagiert, wenn ich nach zehn Jahren auf jene Person treffe, die mir einst die Welt bedeutete. Ich wäre ja gestern Abend schon nach Nagoya gefahren wie geplant, aber wegen Daisuke bin ich schließlich geblieben. Hoffentlich nimmt er es mir nicht böse, dass ich einfach so heute Morgen abgereist bin. Beim Aussteigen aus dem Taxi fische ich nun mein Handy hervor und schreibe noch rasch eine SMS an Shinya, da ich gerne wissen möchte wie es Daisuke gerade geht. ein Lächeln huscht mir über die Lippen, als er mir per SMS antwortet, dass er nun los muss Daisuke von der Polizei abholen, da sich dieser verlaufen hat. // Wie in den guten alten Zeiten // denke ich nur mit einem verschmitzten Lächeln, schreibe ihm noch eine SMS, dass ich mich am Abend bei ihm melden werde und stecke nun mein Handy wieder weg. Von meiner Visagistin werde ich nun für mein Shooting hergerichtet, dabei höre ich ihr mit halbem Ohr zu, was meine Managerin alles zu sagen hat und ich versuche mir gerade bildlich vorzustellen, wie sich unser werter Herr Rotschopf in Osaka verläuft. Allein dieser Gedanke heitert mich auf, da ich ehrlicherweise selbst keinen guten Orientierungssinn habe und fertig wie ich nun bin gehe ich nun hinauf aufs Dach, wo das Shooting stattfindet. Für einige Fotos schnalle ich mir ein Bass um, da der Fotograph unbedingt einige von mir mit einem Instrument machen will und gut gelaunt wie ich gerade bin, spiele ich die Bassline von Jessica an. Auch wenn es meiner Managerin gerade nicht passt, so ist der Fotograph mehr als begeistert mit meiner spontanen Idee und er beschließt Fotos davon zu schießen, während ich am Bass spiele. Danach schnalle ich mein Bass ab und reiche es einem jungen Mann, der sich gut darum kümmert. Auf weitere Anweisungen des Fotographen hin setze ich mich nun an den Rand des Daches und posiere mich so, wie er mich für seine Fotos haben will. Nachdem dieses Shooting erfolgreich abgelaufen ist, kann ich für heute ausspannen und bevor meine Managerin noch etwas sagen kann bin ich schon auf und davon. „Hey Shinya, wie geht es ihm denn?“ frage ich nun nach, als ich den Jüngeren kurzerhand anrufe und nebenbei eine Zigarette rauche. In kurzen Worten erfahre ich schließlich, warum sich Daisuke in der Stadt verlaufen hat und Shin erzählt mir noch, dass er sich wegen der Kameraeinstellung aufgeregt hat. Ich kann nicht anders und muss lachen, da ich Daisuke dahingehend ganz gut verstehen kann. „Wie schade, dass ich das verpasst habe“ gebe ich nun zu, da ich nur all zu gerne gesehen hätte, wie Kyo und Kaoru auf seine Aussage reagieren. „Wann bist du wieder in Osaka?“ fragt er mich nun, wobei ich gerade einen weiteren Zug meiner Zigarette mache und in Richtung Himmel schaue. „Kann ich dir noch nicht sagen, Shin“ antworte ich ihm nun wahrheitsgetreu, da ich nicht genau weiß, wohin mich mein nächstes Fotoshooting führt. „Ich würde mich freuen, wenn du dich wieder meldest“ vernehme ich noch von ihm, wobei ich kurz lächeln muss und ich sage ihm noch, dass ich mich in den kommenden Tagen bei ihm anrufen werde. Nun da ich weiß wie es Daisuke gerade geht, spaziere ich durch die Straßen von Nagoya und ich spiele mich mit dem Gedanken, ihm einen weiteren Brief zu schreiben. Doch diesmal besteht die Gefahr darin, dass in Kaoru zuerst entdeckt. Tief seufzend lasse ich mich auf eine Parkbank nieder, verschränke meine Arme hinter den Kopf und richte meinen Blick auf den dunkel werdenden Himmel. Ich kann einfach nicht umher und mir Sorgen um ihn machen, obwohl ich genau weiß, dass er momentan bei Kaoru gut aufgehoben ist. Ein weiteres Lächeln huscht mir über die Lippen, als ich an Kaorus Worte denken muss, die er an uns beide gerichtet hat, als wir es erneut geschafft haben uns zu verlaufen. „Gerade deswegen bin ich so gerne mit Kaoru befreundet“ murmle ich nur vor mich hin, da mir wieder all die lustigen Sachen einfallen, die wir zu dritt alles angestellt haben und um ehrlich zu sein geht mir genau dieser Zusammenhalt ab. Ich weiß ja selbst, dass ich mich damals dumm verhalten habe, aber Kaoru braucht in seinem Stolz nicht so nachtragend zu mir sein. Wieso bemerkt er nicht, wie sehr er mich dadurch verletzt? Ich will nur meine Freunde wieder um mich herum haben, ist das etwa zuviel verlangt? Tief seufzend stehe ich nun auf, stopfe meine Hände in die Hosentaschen und gehe zum Hotel, wo meine Managerin mich mit saurer Miene erwartet. Ohne weiter auf sie zu reagieren gehe ich auf das für mich gebuchte Zimmer, sperre die Tür hinter mich ab und lasse mich aufs Bett fallen. Kaoru brauche ich nicht mehr zu sagen, was ich für Daisuke wirklich empfinde, denn er scheint es über die Jahre selbst heraus gefunden zu haben. In diesem Augenblick bin ich unsicher, ob es wirklich ihm dahingehend zumutbar ist, ihm die volle Wahrheit zu gestehen. Daisuke könnte möglicherweise einen Schock davon tragen, der seiner momentanen Amnesie nicht hilfreich sein wird. Ich weiß ja nicht einmal, inwiefern Kaoru schon seinen ersten Schritt getan hat und tief in meine Gedanken um Daisuke versunken versinke ich langsam in wohligen Schlummer. Kapitel 6: 六 ------------ Drei Wochen sind nun vergangen, seit ich das Krankenhaus in Aomori verlassen durfte und aufgrund einer wichtigen Geschäftsreise von Kaoru ins Ausland bin ich derzeit bei meiner Familie zu Hause. Es ist recht angenehm hier mit ihnen zu sein, da mich zum Glück jeder im Dorf von klein auf her kennt und ich mich hier nicht so leicht verlaufen kann. Oft verbringe ich den Tag unten am Fluss oder bei meinen Großeltern väterlicherseits, einfach nur um zu entspannen und um mit mir selbst klar zu kommen. Selbst meine großen Schwestern und meine beiden Neffen sind mit gekommen, um das Sternenfest hier mit der gesamten Familie zu feiern. Endlich etwas, wo ich mir nicht all zu sehr den Kopf darüber zu zerbrechen brauche, wer ich denn eigentlich in Wirklichkeit bin. Außerdem muss ich mir gegenüber zugeben, dass ich mich hier draußen viel wohler als in Osaka fühle und ich kann mich dahingehend einfach nicht verstehen, weshalb ich in jungen Jahren die große Stadt gezogen bin. Die einzigen Personen die ich kenne und mit denen ich zu tun habe sind selbst vor langer Zeit nach Osaka zugezogen, daher kann ich nicht gerade groß behaupten, dass ich jemand in dieser Stadt kenne. Außer bei Shinya bin ich mir ehrlich gesagt nicht so ganz sicher, ob er doch aus Osaka stammt. Irgendwie freue ich mich schon ihn wieder zu besuchen, denn dann kann ich mit ihm über Toshiya reden ohne das Kaoru davon spitz kriegt und auf ein Treffen mit Kyo freue ich mich auch, weil ich mit ihm verschiedene Videospiele durch zocken kann. Apropos Toshiya, ich versuche mehr über ihn auf eigene Faust in Erfahrung zu bringen, doch ich habe immer noch keinen klaren Anhaltspunkt dafür gefunden, dass er mit Toshimasa Hara etwas gemeinsam hat. Ich sitze gerade in meinem Zimmer und gehe verschiedene Fotoalben durch, da es draußen fürchterlich regnet. Ein Lächeln huscht mir auf die Lippen, als ich meine Freunde darauf erkenne. Diese Fotos stammen also aus meiner Zeit vor meinem schweren Unfall. Bei einem Foto werde ich recht nachdenklich und ich verspüre ein vertrautes Stechen tief in meiner Seele. Tief betrübt starre ich es lange an, da es zwei junge Männer zeigt, die richtig glücklich zu sein wirken und ich frage mich gerade, wer sie denn sind und wie ich zu diesem Foto gelangt bin. Konnte ich das wirklich tun? Konnte ich wirklich meine Familie nach der Herkunft dieses Bildes fragen? Ich bin mir unsicher, da ich mich ja vor knapp drei Wochen auf einer DVD mich selbst nicht wieder erkannt habe. Lange starre ich also das Foto an und mir fallen beim linken Mann rote Haare auf. // Dann muss das wohl ich sein // denke ich gerade, da mir Kaorus Worte wieder einfallen und der Mann neben meinem damaligen rothaarigen Ich ähnelte überhaupt nicht im Geringsten Kaoru. Toshiya eventuell? Vielleicht war es ja auch Toshimasa. Tief seufzend lasse ich mich in mein Bett fallen, strecke meine Arme von mir und starre lange die Zimmerdecke an. „Wer bist du? Warum geisterst du in meinem Leben herum?“ frage ich mich selbst gerade, seufze kurz auf, lasse meine Gedanken endlos im Kreis laufen und bekomme dadurch nicht mit, wie meine Schwester das Zimmer betritt. „Daisuke Nii-san, kommst du bitte? Die Tochter unseres Nachbarn will dir etwas geben“ sagt sie nun zu mir, wobei ich mich nun langsam aufsetze, rasch nicke und mit ihr ins Vorzimmer gehe, wo die Kleine schon auf mich wartet. Sie lächelt mich auf scheue Art an, dann reicht sie mir ein Bündel, verbeugt sich noch und ist dann aus der Tür hinaus. Mit dem Bündel kehre ich in mein Zimmer ein, schließe die Tür ab und öffne es, dabei werden meine Augen groß. Es sind verschiedene inländische Magazine die über Dir en Grey berichtet haben und am Titelblatt des ersten Magazins ist ein Mann mit leicht gewellten schwarzen Haaren abgelichtet. Anhand des Datums erkenne ich sofort, dass es sich um eine aktuelle Ausgabe handelt und ich kann meinen Blick einfach nicht von ihm lösen. Tief in meine Gedanken versunken streiche ich mit meinen Fingern über das Bild und auf einmal bekomme ich das Gefühl, diesen für mich wunderschönen Körper schon einmal berührt zu haben. Ohne es zu verhindern renne ich nur anhand dieses einen Gedankens rot an und mir selbst gerade wieder Vernunft einredend blättere ich in diesem Magazin. Es sind nur Fotos von ihm in verschiedenen Posen drinnen, wobei einige deutlich seine Gesichtszüge zeigen. Warum schmerzt es mich innerlich so sehr, wenn ich nur anhand dieser Fotos erkennen muss, dass er wohl tief in seiner Seele leidet? Bei einem Foto beiße ich mir sogar verstärkt auf die Lippen, denn die leeren Augen sind in Richtung des grauen Horizonts gerichtet und er sitzt am Rande des Daches eines Hochhauses. Seine Fans, sein Verleger und auch der Fotograph bemerken scheinbar nicht, welcher Schmerz an seiner Seele nagt, doch ich sehe es ihm sofort an. Daneben ist ein kleines Interview, welches ich mir genau durchlese, dabei finde ich heraus, dass die Person die hier fotographiert wurde der Bassist von Dir en Grey - Toshiya - ist. // Wie sehr kann sich ein Mensch bitte verstellen um solche Antworten zu geben? // denke ich mir gerade, lasse das Magazin auf mein Schoss sinken und streiche erneut über das Bild auf der Titelseite. Diesen kleinen Schatz muss ich vor Kaoru als auch Shinya versteckt halten, denn nur kami-sama allein weiß was passiert, wenn sie dieses Interview von ihm lesen. „Wenn ich nur wüsste wo du steckst, dann könnte ich dir all deine Schmerzen nehmen“ bringe ich seufzend hervor, dabei ruhen meine Finger auf dem Cover und ich schaue traurig auf das Bild. ************ Toshiyas POV: Es war nun Anfang Juli und das Sternenfest steht kurz bevor. Ich bin seit meinem unerwarteten Besuch in Osaka in Korea zu verschiedenen Shootings unterwegs gewesen und gerade auf die Fähre wartend stehe ich rauchend am Kai. Der Wind weht mir leicht durchs Haar, ich lehne an der Mauer und blicke wehmütig aufs Meer hinaus, da mich der Geruch des Meeres stark an ihn erinnert. Damals in Aomori bevor es zu dem schrecklichen Unfall kam waren wir am Morgen unseres Soundchecks spazieren gegangen und wir haben uns in einer leer stehenden Lagerhalle geliebt. Allein die Erinnerung daran schmerzt mich, denn ich war einfach von der Tatsache ausgegangen, dass er sich für mich entschieden hat. Ist das etwa der Grund, weshalb ich in letzter Zeit so ungern am Meer bin? Nur weil eine für mich wertvolle, aber auch schmerzvolle Erinnerung damit zusammenhängt? Ich weiß es nicht, denn seit seinem Unfall habe ich angefangen mich von anderen Leuten zu distanzieren. Nur um allein die Hoffnung für unsere Fans aufrecht zu erhalten habe ich ein Job als Model angenommen; nur deswegen tue ich mir den mentalen Stress mit meiner nervigen Managerin an und lasse mich vorerst nur im asiatischen Raum für Fotoshootings buchen. „Hara-san, die Fähre ist nun da“ sagt der Assistent meines Fotographen zu mir, nicke nur rasch, rauche meine Zigarette aus und schnippe das Ende meiner Kippe in Richtung Ozean. Um meiner Managerin zu entkommen habe ich ihm zugestimmt, mit ihm in die Präfektur Mie zu reisen, da er einerseits Verwandte dort hatte und andererseits Fotos von dort machen wollte. Ich sollte dabei im Yukata abgelichtet werden und ich war mit seiner Idee, eine kleine Dokumentation mit mir darin zu filmen vollkommen einverstanden. Mir egal, ob sie mir deswegen ein riesen Trara machen wird, dass ich ein Angebot einer Firma aus Sydney abgeschlagen habe, aber momentan habe ich eher das Gefühl in Reichweite zu ihm bleiben zu müssen, auch wenn Kaoru sicherlich etwas dagegen haben wird. Schmunzelnd schließe ich meine Augen, schüttle leicht meinen Kopf und setzte mich neben den Assistenten, dabei muss ich an unsere erste Reise als Dir en Grey nach Korea denken. Ja, zu diesem Zeitpunkt war noch alles in Ordnung und selbst Kaoru unternahm noch etwas mit mir. „Hara-san? Ist alles in Ordnung?“ fragt er mich gerade, da er mir scheinbar meine Nachdenklichkeit ansieht und ich nicke nur rasch, wobei ich gerne wieder mit Kyo, Kaoru, Shinya und auch Daisuke quer durch die Welt reisen will um auf einer Bühne zu stehen. „Ich hoffe nur, dass unser Management unserem Zweitgitarristen noch genug Zeit zum Erholen lässt“ antworte ich ihm nur, lehne mich leicht zurück und habe dabei beide Hände hinter dem Kopf. „Dann ist Andou-san also wieder auf den Beinen?“ fragt mich nun der Fotograph, der schon seit einigen Jahren mit uns als Band arbeitet und ich nicke nur um ihn zu antworten. Ohne ein weiteres Wort zu sagen lassen sie das Thema Dir en Grey vorerst ruhen und um ehrlich zu sein bin ich ihnen dafür auch dankbar. Ich brauche im Moment niemanden, der mich wegen Daisukes Zustand ausfragt. Ich bin auch froh, dass die Presse noch nicht Wind bekommen hat, wann er entlassen worden war und ertappe mich geistig fast jeden Tag bei dem Gedanken, dass ich wie Kyo und Shinya von den ausländischen Magazinen für ein exklusives Interview um Daisukes Genesung aufgesucht werden könnte. // Zum Glück für uns alle weiß bis heute niemand innerhalb als auch außerhalb Japans von seinem schweren Unfall // denke ich gerade, entspanne mich dabei ein klein wenig und meine Gedanken schweifen wieder zu ihm. Auch wenn ich nicht mehr das Recht dazu habe, mich weiterhin als sein bester Freund zu bezeichnen; so kann ich einfach nicht aufhören, an ihn zu denken und ihn zu vermissen. ************ Am Abend bin ich recht schweigsam und ich sitze noch in meinem Zimmer, als meine Schwester hinein kommt und mich fragend ansieht. Mir ist total entglitten, dass ja heute Abend das Fest stattfindet. Ich mache ihr klar, dass ich gleich soweit bin, schlüpfe aus meinen alltäglichen Sachen und ziehe mir den indigofarbenen Yukata an, denn mir meine Mutter für das Sternenfest hergerichtet hat. Rasch noch meine Haare richtend sause ich ins Vorzimmer, wo schon alle geduldig auf mich warten und mit einem verlegenen Grinsen entschuldige ich mich sofort dafür, dass ich sie so lange warten habe lassen. Zum Glück hat der Regen aufgehört und draußen riecht es echt angenehm nach frisch gewaschenen Bäumen und Wiese. Nebenbei kann man ganz klar das Lied der vielen Zikaden hören und ich bin ziemlich begeistert von den Glühwürmchen, die wir am Weg zum Tempel zu sehen bekommen. Beim Tempel angekommen komme ich kaum aus dem Staunen heraus, da ich bis jetzt noch nicht so viele Leute und auch Stände an einem Ort auf einmal gesehen habe. Neugierig gehe ich von Stand zu Stand, um zu sehen was da alles angeboten wird und bei einigen der angebotenen Spiele versuche ich sogar mein Glück. Mit einem Ballon und auch einem Goldfisch die ich gewonnen habe, bin ich nun auf der Suche nach meiner Familie, die ich in diesem Trubel aus den Augen verloren habe und ich drehe mich automatisch um, als jemand nach mir zu rufen scheint. Leicht fragend meinen Kopf zur Seite legend schaue ich die junge Frau mit knallrosa Haaren an, die mich gerade strahlend ansieht und ehe ich mich versehe ist da noch eine zweite, deren Haar nur teilweise die Farbe Rosa aufweist. Die beiden quietschen und quieken nur herum, dabei macht mich eine dritte junge Frau freundlicherweise darauf aufmerksam, dass es sich bei ihnen um deutsche Touristen handelt und sie gerne ein Erinnerungsfoto mit mir hätten. Diese hat ebenfalls mehrere Farben in ihrem blonden Haar verteilt und höflich wie ich bin sage ich ihnen, dass sie mich gerade mit jemand der ziemlich bekannt ist verwechseln würden. Gerade als ich das sage tauchen noch mehr von denen auf und da normales Reden mit ihnen scheinbar nicht funktioniert, nehme ich kurzerhand meine Beine in die Hand und laufe was das Zeug hält. // Verdammt..... warum hat mir Kaoru verschwiegen, dass ich selbst zuhause von Ausländern erkannt werden kann? // denke ich gerade, wobei ich deutlich spüre, wie mir vom Laufen die Brust weh tut und ich will nur kurz stoppen um Luft zu schnappen, aber da hat mich die Gruppe der deutschen Touristinnen schon eingeholt. Innerlich fühle ich mich gerade, als ob ich fast ersticke und ich wünsche mir gerade ein Paar Flügel um ihnen zu entkommen. Gerade als ich mich von ihnen gestellt fühle, nimmt sich mir ein schwarzhaariger Mann an, der eine Fuchsmaske trägt und mich vor den Augen der jungen Frauen einfach abführt. // Das war eben Rettung in letzter Sekunde // denke ich gerade, schließe kurz meine Augen, lehne mich leicht bei ihm an und ich kann einen vertrauten Geruch einatmen der mich sofort beruhigt. Die Schmerzen sind immer noch da und ich bemerke gerade, dass er mich etwas abseits vom ganzen Trubel gebracht hat. Unter einem Baum habe ich endlich die Möglichkeit zu sitzen und besorgt wie ich gerade um meinen Fisch bin stelle ich fest, dass er noch in Ordnung ist. Der Schwarzhaarige mit der Fuchsmaske nimmt mir den Fisch ab und geht damit auf den kleinen Teich zu, den ich erst dank der vielen Glühwürmchen bemerke. Erneut meine Augen schließend gebe ich meinem Körper nun die Möglichkeit, sich von diesem kurzen Stress zu erholen und schlummere dabei leicht ein. Die Ruhe die hier herrscht ist angenehm. Nur die Zikaden und die Musik des Festes sind hier nur zu hören und ich öffne meine Augen, als ich deutlich fühlen kann, dass mir jemand versucht die Haare zu richten. Erst da fallen mir die braunen Augen des Schwarzhaarigen auf, die so vertraut auf mich wirken und ich strecke vorsichtig meine Hand nach ihm aus. „Komm, ich trag dich“ sagt er nun zu mir, lächelt mich leicht an und ich verstehe gerade, dass er mich von hier wegbringen will. Mit einem Nicken klettere ich nun auf seinen Rücken, dann geht er mit mir los in Richtung Dorf, dabei schließe ich erneut meine Augen und erneut kann ich diesen vertrauten Geruch wahr nehmen. „Danke, dass du mich gerettet hast“ murmle ich gerade vor mich hin, dabei bekomme ich nicht mit, wie er mich ins Dorfgasthaus bringt und schmiege mich mehr bei ihm an. „Keine Ursache, schließlich kann ich doch nicht zulassen, dass du von deinen Fans in diesem Zustand entdeckt wirst“ sagt er nur, dabei öffne ich nun meine Augen und verwirrt blicke ich ihm tief in die Augen, da wir uns nun in seinem Zimmer befinden. „Du ist doch Toshiya, oder?“ frage ich nun unsicher nach, strecke meine Hand nach ihm aus und ich bin sichtlich überrascht, dass er meine Hand nimmt und sich mir direkt gegenüber setzt. Ein leichtes Nicken nur von seiner Seite her, dabei legt er nun einen Arm um mich und ich lehne mich instinktiv bei ihm an. „Ich habe meine Entscheidung gefällt. Sag nur ein Wort und ich werde für immer mit der Musik aufhören, ansonsten werde ich mich als Bassist für Dir en Grey bereit erklären“ höre ich ihn nun sagen, worauf ich ihn nun fragend anschaue und mich gerade wundere, ob Kaoru von seiner Entscheidung Bescheid weiß. „Dann bleib doch; ich werde Kaoru darum bitten, mich zu unterrichten und das er dich wieder in die Band lässt“ kommt nur aus mir hervor, schmiege mich bei ihm an und atme in aller Ruhe diesen vertrauten Geruch ein, den Toshiya verströmt. „Diesmal habe ich wohl dir zu danken, Daisuke“ sagt er nun mit sanfter Stimme zu mir, streicht mir über den Kopf und ein Schauer durchläuft meinen Körper, da eigentlich nur meine Familie mich bei meinem richtigen Namen nennt. Müde wie ich von der Lauferei bin schlafe ich schließlich bei ihm angeschmiegt ein und ich ahne nicht einmal ansatzweise, welchen wichtigen Teil er zur Lösung meiner verlorenen Erinnerungen spielt. Seelenruhig schlafe ich durch, dabei träume ich erneut von Toshimasa Hara und wie nahe ich ihm bin. Am nächsten Morgen wache ich recht verwirrt auf, da mir meine Wärmequelle abgeht und ich stelle gerade fest, dass ich nicht im Haus meiner Eltern bin. Den Yukata von gestern Abend noch tragend gehe ich die Stufen hinab und meine Nachbarn scheinen ziemlich überrascht zu sein mich hier vorzufinden. In kurzen Worten erkläre ich ihnen, weshalb ich mich hier befinde und an ihren Gesichtern kann ich ablesen, dass sie nun verstanden haben was der Schwarzhaarige beim Verlassen zu ihnen gesagt hat. Dankbar akzeptiere ich das von ihnen angebotene Frühstück, danach kehre ich ins Haus meiner Eltern zurück und selbst ihnen muss ich in kurzen Worten berichten, warum ich gestern plötzlich vom Fest verschwunden bin. „Ich werde sofort Kaoru verständigen“ meint meine Mutter nur darauf, als ich ihr von den deutschen Touristinnen erzähle, die darauf drängten ein Foto mit mir zu schießen und vor denen ich regelrecht flüchten musste. Auch wenn ich erst seit drei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen bin, so weiß ich jetzt über meine Grenzen Bescheid, in wie weit ich meinen noch angeschlagenen Körper belasten kann und während meine Mutter telefoniert sitze ich im Wohnzimmer und lasse mir durch den Kopf schweifen wie diese jungen Frauen mich überhaupt erkennen konnten. Tief seufzend lehne ich mich zurück, schließe meine Augen und eine weitere Frage taucht in mir gerade auf. Wie hat Toshiya mich gefunden? Ihm habe ich es schließlich zu verdanken, dass ich nicht wegen Luftknappheit kollabiert bin und er hat mich sogar vor den jungen Frauen regelrecht gerettet. Da muss Kao ihn wieder in die Band aufnehmen nach dieser Aktion, egal was vor meinem Unfall zwischen ihnen genau vorgefallen ist. Leider brechen meine Schwestern schon auf, da sie am nächsten Tag wieder arbeiten gehen müssen und mein bester Freund die Langeweile sucht mich heim. Da ich nicht genau weiß was ich mit mir anfangen soll, schnappe ich mir kurzerhand das Telefon und wähle den Operator. „Toshimasa Hara bitte“ sage ich, als mich die Stimme des Operators fragt, wohin ich eine Verbindung haben will und auf einmal überkommt mich eine leichte Nervosität. Wie er wohl reagiert, wenn er mich hört? Weiß er schon Bescheid, dass ich schon aus dem Krankenhaus entlassen bin? Will er noch etwas mit mir zu tun haben, nachdem ich ihm damals so verletzt habe? So viele Fragen, die mir gerade durch den Kopf schießen und ich werde dadurch noch nervöser. Außerdem ist die Warterei ein weiterer Faktor, weswegen ich auch eine leichte Panik bekomme und innerlich bin ich gerade froh, dass es nicht Kaorus Telefon ist von dem ich ihn anrufe. „Moshi, Moshi, Hara desu“ vernehme ich nun die Worte bei denen ich innerlich auf der Stelle einfriere und der Klang der Stimme ist in einer gewissen Art vertraut. Vor lauter Schreck als auch Nervosität lege ich wieder auf, stelle das Telefon wieder auf die Ladestation und eile mit klopfenden Herzen in mein Zimmer. Verdammt, welcher Teufel hat mich da jetzt eben geritten? Ich weiß es einfach nicht und irgendwie will mein Herz nicht aufhören so wild zu schlagen. Meine Augen geschlossen habe ich gerade eine Mischung aus Toshiya und Kaoru vor mir und ich schiebe es totaler Übermüdung zu, dass ich schon meine Freunde im Kopf zu kreuzen beginne. Gesagt, getan haue ich mich für eine Weile aufs Ohr und ich ahne im Moment nicht, dass Shinya sich mit dem nächsten Zug zu mir befindet. ************ Toshiyas POV: Um nicht so schnell erkannt zu werden habe ich mir sofort am ersten Stand eine Fuchsmaske gekauft und ich trage sie solange wir auf dem Fest sind. Ich verhalte mich eher wie ein stiller Beobachter und mein Blick ruht auf einem jungen Mann mit langen dunklen Haaren, der scheinbar außer Atem ist. Dem Assistenten von meinem Fotografen sage ich Bescheid, dass ich schon aufbrechen werde und schreite auf die Gruppe von jungen Frauen zu, die ihn wie eine hungrige Meute umzingeln. Bevor sie auch nur reagieren können schnappe ich ihn mir und verlasse gleich mit ihm das Festgelände, damit er sich erholen kann und vorerst in Sicherheit ist. // Daisuke... // denke ich nur, dabei huscht ein Lächeln über meine Lippen, da er sich gerade bei mir leicht anschmiegt und ich ahne gerade, wer diese jungen Frauen in Wirklichkeit sind. Unter einem Glyzinienbaum setze ich ihn ab, nehme ihm den Fisch ab und setze ihn im Teich aus, da er sonst den nächsten Tag kaum erleben würde. Langsam gehe ich nun auf ihn zu, nehme mir die Maske ab, richte seine Haare und mir fällt auf, dass er dadurch wach wird. Da er müde zu sein scheint, biete ich ihn an ihn zu tragen und er klettert auf meinen Rücken. Als er mir dafür dankt, dass ich ihn eben geholfen habe, fühle ich deutlich wie er sich bei mir anschmiegt und im Gasthaus angekommen setze ich ihn in meinem Zimmer ab. Durch meine Antwort scheint er regelrecht verwirrt zu sein und er streckt mir sogar seine Hand entgegen, als er mich fragt ob ich nicht Toshiya bin. Mit einem Lächeln nehme ich sie an, setze mich genau ihm gegenüber, nicke nur auf seine Frage hin und lege einen Arm um ihn, woraufhin er sich bei mir anschmiegt. Er schläft neben mir anschmiegt ein, nachdem er mir anrät weiterhin ein Mitglied von Dir en Grey zu bleiben und ich gehe kurz darauf auch zu Bett, dabei kuschle ich mich selbst im Schlaf bei ihm an. Am nächsten Morgen müssen wir leider schon früh los, da ich einen wichtigen Termin in Aomori habe und ich verlasse ihn ungern. Vor unserem Aufbruch in den Norden des Landes sage ich den Betreiber des Gasthauses Bescheid, dass Daisuke noch friedlich in dem von mir gebuchten Zimmer schläft und tief in meinem Inneren fälle ich die Entscheidung, während meiner Reise nach Aomori Shinya über die Fans zu erzählen, die mir gestern beim Sternenfest aufgefallen waren. Ich schnappe mir nun mein Handy, steige ins Auto meines Photographen und wähle sofort die Nummer unseres Drummers, da mir mein Bauchgefühl gerade sagt, dass Kaoru nicht abheben wird wenn ich ihn anrufe. „Terachi desu“ vernehme ich nun klar seine Stimme, worauf ich erleichtert bin ihn zu erreichen und in kurzen Worten erkläre ich ihm die momentane Lage, in die Daisuke gestern unfreiwillig hinein geraten ist. „Ich leite diese Neuigkeit sofort an Kaoru weiter“ sagt er nur darauf, weswegen ich nun doch etwas lächeln muss und bitte ihn noch darum, noch heute in das Dorf zu fahren wo Daisuke zuhause ist. „Mach dir keine Sorgen, ich bin schon am Weg“ vernehme ich noch von ihm, dann ist der Anruf mit Shinya beendet. Wenigstens habe ich nun eine Sorge weniger, trotzdem schreibe ich eine kurze & sachliche E-Mail an Kaoru, damit er auch von meiner Seite her erfährt, dass ich Daisuke niemals bewusst Schaden zufügen würde. Außerdem verfasse ich noch eine Mail an unser Label, damit Kaoru sich mit uns - also Kyo, Shinya und auch mir - vor Ort für die Zukunft der Band zusammen setzen und diese besprechen kann. Ich tue all das nur, weil Daisuke mich darum bittet, weiterhin ein Bestandteil dieser Band zu bleiben. Selbst wenn ich nur auf diesem Weg Kaoru gegenüber beweisen kann, wie wichtig mir Dir en Grey und auch Daisuke in Wirklichkeit sind. ************ Es ist schon später Nachmittag, als mich meine Mutter aufweckt und mir sagt, dass ich Besuch habe. Ich nicke nur und rausche schnell ins Bad, um mir eine schnelle Dusche zu genehmigen. Gesäubert wie ich nun bin schlüpfe ich rasch in ein frisches T-Shirt der Marrow of the Bone Tour und ein Paar verschlissenen Jeans die ich in der Eile finden kann, dann begebe ich mich schnell ins Wohnzimmer und ich bin sichtlich überrascht Shinya samt seinem kleinem Hund hier zu sehen. „Was machst du denn hier, Shin?“ frage ich nun leicht grinsend nach, setze mich ihm direkt gegenüber und bedanke mich bei meiner Mutter, dass sie mich geweckt hat. „Dich abholen“ sagt er zu mir, blickt mich genau an, dabei ahne ich gerade, weswegen er wirklich hier ist. „Weiß Kao etwa Bescheid?“ frage ich nur nach, streiche mir etwas verlegen mein noch nasses Haar hinters Ohr und schaue ihm direkt in die Augen. „Er ist ebenfalls dafür, dass du die nächsten zwei Tage zu mir sollst“ ist nun seine Antwort, dabei lege ich nun leicht meinen Kopf schief aufgrund seiner Aussage. „Ebenfalls dafür? Dann hat Toshiya mit ihm geredet?“ löchere ich nun nach, da ich mich nur aufgrund meiner wörtlichen Wiederholung daran erinnern kann, dass der Bassist von Dir en Grey mir geholfen hat. Ein Nicken von seiner Seite bestätigt nur meine Vermutung und geduldig wie ich momentan bin, ruht mein Blick auf meinen Eltern, denen Shinya gerade Kaorus Entscheidung erklärt. Auch wenn ich ungern von hier weg gehe, so tue ich das nur, weil meine Eltern zustimmen und auch weil ich Kaoru zu 100% vertrauen kann. Shinya hilft mir schnell ein paar Sachen zusammen zu packen, dabei stecke ich in einen unbeobachteten Moment das Magazin mit den Fotos von Toshiya in meine Tasche. „Hast du alles, was du brauchst?“ fragt mich nun meine Mutter, worauf ich nur kurz nicke und ich sage ihr, dass ich bei den ersten Anzeichen von Unstimmigkeiten sofort wieder hier wäre. Mit einem Lächeln nimmt sie mich in die Arme, dann übergibt sie mich in Shinyas Obhut. „So schrecklich sind wir aber auch nicht, DIE“ sagt nur Shinya schmunzelnd zu mir, mit dem ich nun in Richtung Bahnhof aufbreche und ich kann es mir nicht nehmen, ohne mich noch bei meinen Großeltern zu verabschieden von hier weg zu gehen. Er hat wenigstens großes Verständnis dafür und ich eile rasch die kleine Straße hinab zu ihrem Haus. Ich habe von daheim einen Krug mit Umeboshi mitgehen lassen, die ich immer meinem Großvater bringe, wenn ich ihn besuche und er freut sich sehr darüber, da er sie regelrecht liebt. Ihnen gegenüber verspreche ich so rasch wie möglich wieder vorbei zu kommen, dann bin ich auch mit ihren Segen zum Aufbruch in die große Stadt entlassen. Auf dem Weg zum Bahnhof fällt mir tief in meinem Inneren auf, dass ich mich über die Tatsache freue das Kaoru & Toshiya sich wieder verstehen. Es stimmt mich positiv wenn ich weiß, dass meine Freunde miteinander problemlos sich unterhalten können. „Sag mal, Shin, können wir bitte nach Aomori fahren?“ frage ich nun nach, als wir den Bahnhof erreichen und er gerade am Schalter die Fahrkarten für uns kaufen will. „Warum willst du nach Aomori?“ will er nun von mir wissen, da er doch recht überrascht über meinen Wunsch ist und sieht mich genau an. „Weil ich erstens etwas nachfragen muss und zweitens weil ich gerne den Ort mit eigenen Augen sehen will, an dem ich meinen Unfall hatte“ antworte ich ihm, da beides ja der Wahrheit entspricht und ja sonst mit Kaoru ins Spital gefahren wäre, dass für zehn Jahre meine Unterkunft bildete. Shinya nickt nur, kauft zwei Tickets nach Aomori und er macht mir nur anhand eines Handzeichens klar, dass ich Kaoru gegenüber kein Wort erwähnen darf. „Du willst mit der Ärztin sprechen, die für dich verantwortlich war, deswegen willst du nach Aomori?“ fragt mich Shinya nun, mit dem ich auf unseren Zug warte und ich nicke rasch auf seine Frage. „Es gibt da etwas, dass ich wissen will“ antworte ich nur, grinse ihn leicht an und folge ihm artig zum Bahnsteig, wo unser Zug gerade angekündigt wird. Anders als bei Kaoru reiße ich mich diesmal zusammen und bleibe in unmittelbarer Nähe zu Shinya. Nach ein paar Minuten fährt unser Zug endlich los und ich muss ihm nun erzählen, warum er von Kaoru zu meinem persönlichen Aufpasser wurde. „Ich wäre fast aus Luftmangel zusammengebrochen, wenn Tosh nicht gewesen wäre“ gebe ich nun zu, blicke Shinya genau an und für einen Augenblick scheint mir, dass er gedanklich gerade woanders ist. „DIE, wenn Toshiya nicht ein Shooting gehabt hätte, dann wäre er dein Aufpasser geworden“ bringt Shinya nun hervor, wobei ich ihn nun mit riesigen Augen ansehe und ich mir innerlich versichern muss, dass ich gerade richtig zugehört habe. // Kao... ich werde mich dafür bei ihm erkenntlich zeigen müssen, dass er ihm wieder zu vertrauen begint // denke ich gerade nur, nicke nur kurz und ich ertappe mich noch dabei, dass ich keinem meiner Freunde der deutschen Touristengruppe ausgesetzt hätte. „Hauptsache ist, dass ich noch lebe“ bringe ich nun grinsend von mir, worauf Shinya nur den Kopf schüttelt und freundschaftlich auf die Schulter klopft. Während der Fahrt steht Shin kurz auf, um für seinen Hund frisches Wasser zu besorgen und ich stelle erleichtert fest, dass ich auch von Shinyas Haustier gemocht werde. Lächelnd kraule ich hinter den großen Ohren, worauf sich das Tier auf die Seite legt, seine Augen fast schließt und erst da bemerke ich, dass es sich um ein Weibchen handelt. „Wie ich sehe mag dich Miyu“ höre ich nun Shinya, zu dem ich nun aufblicke und dankend die Bentobox annehme, die er mir mitgebracht hat. „Ich bin charmant, wusstest du das nicht?“ frage ich nur grinsend nach, worauf Shinya mit einme Lächeln den Kopf schüttelt und wir uns nun dem Essen widmen. „Das würde auch erklären, warum du auch soviele weibliche Fans neben Kao und Kyo hast“ kontert mir nun Shinya, der Miyu gerade etwas von ihrem Futter gibt. „Erde an Shinya - ich bin nur noch ein normal sterblicher Ottonormalverbraucher und kein weltberühmter Rockstar á la Van Halen oder Yngwie Malmsteen“ warf ich nun ein, bevor ich in eine Garnele in Tempurateig beisse und blicke den Braunhaarigen genau an. Als die Nacht anbricht haben wir unser Gesprächsthema schließlich geändert und ich erfahre gerade, dass er in den letzten zehn Jahren studiert und sich einen Abschluß als Diplompädagoge in Musik geholt hat. Dadurch ist er nun berechtigt, Kinder als auch Jugendliche am Schlagzeug zu unterrichten und ich bin richtig überrascht über diese Entwicklung. Auf mich wirkt er wie der stille Beobachter; ein introvertierter Mensch, auf den man sich verlassen kann und der immer für einen da ist. „Shin, weißt du zufällig, was Kao in dieser Zeit getan hat?“ frage ich ihn nun, da es mich schließlich interessiert und irgendwie das Bedürfnis verspüre, mehr über meine Mitmenschen wissen zu wollen. „Er ist keinen einzigen Tag von deiner Seite gewichen. Kyo musste jedes Monat einmal nach Aomori fahren und ihn dazu bringen, auf andere Gedanken zu kommen“ antwortet Shinya nun mit einem abwesenden Lächeln, der kurz aus dem Fenster schaut und ich ahne nur ansatzweise, wie hart diese zehn Jahre für sie alle wohl gewesen sein mussten. „Kao...“ murmle ich nur leise vor mich hin, da ich mir bis jetzt kaum vorstellen konnte, dass er tagtäglich an meinem Bett Wache gehalten hat und ich senke meinen Blick. „Wir konnten ihn wenigstens davon überzeugen per Fernstudium sein Abschluß in Jura nachzuholen“ kommt nun von Shinya, dem ich nun in die Augen schaue und ich fühle mich gerade miserabel. Warum bekomme ich nun das Gefühl, dass ich auch Kaoru gegenüber tief in der Schuld stehe? Weshalb fühle ich mich auf einmal so unwohl bei dem Gedanken, dass ich einem Phantom meines Herzens nachwassere? Wieso belastet es mich innerlich sehr, nun da ich weiß was Kaoru alles für mich aufgeopfert hat? Dieses vertraute Ziehen tief in meiner Brust, warum wird es nun auch ausgelöst, wenn ich an Kaoru denke? „Er hätte das nicht tun brauchen“ bringe ich nur murmelnd vor mich her, doch Shinya scheint meine Worte noch hören zu können und ich kann deutlich bemerken, wie er gerade zögert etwas zu mir zu sagen. Schweigend steht Shin nun auf, geht mit Miyu aus dem Abteil und in diesem Augenblick danke ich ihn dafür alleine zu sein. Dieser Zweispalt meiner Seele als auch meines Herzens - warum fiel er mir nicht schon früher auf? Wann hat es begonnen, dass ich gleich für zwei Personen idente Gefühle entwickelt habe? Wo in aller Welt steckt der Daisuke von vor zehn Jahren, der mir Auskunft darüber geben kann? Tief seufzend lasse ich mich auf die Sitzreihe fallen, starre auf die Decke des Abteils, lasse eine Hand hängen und ich beginne nur schrittweise zu verstehen, was mich eigentlich an Toshimasa Hara als auch Kaoru Niikura bindet. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ fragt mich nun Shinya, als ich vor lauter Nachdenken fast eingeschlafen wäre und blinzle ihn müde an. „Hai, bin nur hundsmüde“ gebe ich nun zu, helfe ihm dabei das Bett herzurichten und innerlich mache ich mir eine Memo, dass ich mir rasch eine feste Freundin anschaffen muss. // Je eher, desto besser // denke ich nur, bevor ich ganz ins Land der Träume gleite und zu meinem Glück erhalte ich eine traumlose Phase. Shinya weckt mich erst, als wir knapp vor Aomori sind und ich nehme dankbar die beiden Doriyaki an, die er mir nun entgegen hält. „Die habe ich in meiner Tasche gefunden“ gibt er lächelnd zu, worauf ich nur mit dem Kopf nicke und ich wundere mich gerade, ob man die Erinnerung des Herzens nicht austauschen kann. „Ich lade dich zu einem ordentlichen Frühstück ein, wenn wir angekommen sind“ sage ich nun zu ihm, da ich mich bei Shinya revanchieren will und er nickt nur lächelnd. Ich mag ihn so wie er ist. Es ist recht angenehm mit ihm über belanglose Dinge reden zu können und ich löchere ihn gerade mit Fragen über Dir en grey aus. Es gibt so vieles an Dingen, dass ich wissen will und tue das doch nur, um endlich heraus finden zu können, welche Art von Mensch ich gewesen bin. In Aomori angelangt führe ich Shinya ohne Umwege zum Ryokan, in dem ich mit Kaoru übernachtet habe und es erstaunt mich gerade, dass ich problemlos dorthin gefunden habe. „Kannst du bitte hier auf mich warten, Shin? Ich schaue nur kurz im Krankenhaus vorbei“ frage ich ihn nun, der mit Miyu eine Runde gehen will und er stimmt wortlos zu. Mit einem Lächeln breche ich auf, wobei ich vom Ryokan direkt zum Krankenhaus finde und freundlich die Schwestern beim Eintreten begrüße. Zu meinem Glück hat meine Ärztin heute Dienst und ich weiß noch ganz genau, wo ihr Büro liegt. „Ohayo gozaimasu, Mr. Andou“ begrüßt sie mich, als ich höflich an der Tür anklopfe und auf ihr Zeichen hinein trete. Ich erzähle ihr von den letzten drei Wochen die ich nun außerhalb des Spitals verbracht habe und sie scheint leicht besorgt aufgrund meines Berichtes zu sein. Sie checkt noch kurz meine Werte, dann schreibt sie mir eine Überweisung für einen Spezialisten für Amnesie der sich in Osaka befindet aus. „Mr. Andou, kleiner Tip am Rande: vermeiden Sie jegliche sportliche Aktivität, bei der Sie rasch außer Atem kommen“ gibt mir meine Ärztin noch als Ratschlag mit, dann verabschiede ich mich freundlich bei ihr und mache mich auf den Weg zurück ins Ryokan. Nachdenklich wie ich nun bin starre ich die Überweisung an, die mir die Ärztin mitgegeben hat und ich werde Kyo & Shinya darum bitten, mit mir hin zu gehen falls Kaoru erneut zu beschäftigt ist. // Mir ist es aber wichtig, dass all meine Freunde bei diesem Termin anwesend sind // denke ich gerade, weil es auch für sie wichtig ist zu wissen, in wie weit ich jemals meine vollständigen Erinnerungen erhalte. Wie versprochen lade ich Shinya auf ein Frühstück ein, auch wenn dieses recht verspätet ist und er schlägt mir vor, am Nachmittag mit mir zum Hotel zu gehen indem ich meinen Unfall hatte. „DIE, darf ich dich etwas Persönliches fragen?“ kommt nun von Shinya, als wir wieder im Ryokan in unserem Zimmer sind, nicke nur als Antwort und blicke ihm direkt in die Augen. „Was ist das Letzte an das du dich vor deinem Unfall erinnern kannst?“ bringt er nun die Frage hervor, die ich als angesehen bemesse und nur allein durch diese eine Frage bringt er mich zum Nachdenken. Das Letzte, an das ich mich vor meinen Unfall erinnern konnte - das zu beantworten ist schwerer als gedacht für mich, da die verbliebenen Fragmente zu ungenau bzw. zu verschwommen sind. Trotzdem konzentriere ich mich, um selbst mir gegenüber eine passende Antwort zu finden, doch ich bleibe leider ergebnislos. „Sumimasen, Shinya, aber die paar Fragmente die ich noch habe sind zu verschwommen als das ich mich noch genau daran erinnern könnte“ antworte ich ihm nun, schaue ihn etwas verlegen an und senke dabei leicht meinen Blick. „Du brauchst dich doch nicht deswegen bei mir zu entschuldigen, DIE“ meint er nun mit sanfter Stimme zu mir, schließt mich kurz freundschaftlich in die Arme und da erst wird mir bewusst, dass er mir nur meinem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge helfen wollte. „Arigato Shin. Ehrlich gesagt bin ich wirklich froh darüber, dich als Freund zu haben“ kommt nun auf ehrliche Weise von mir, dabei senkt Shinya verlegen geworden seinen Kopf und tief in mir keimt nun der Verdacht auf, dass ich meinen Freunden nie gegenüber gezeigt habe, wie sehr ich ihre Anwesenheit eigentlich schätze. Am Nachmittag bricht schließlich Shinya mit mir zu jenem Hotel auf, in dem wir vor zehn Jahren zu Gast waren und ich bin überrascht darüber, dass die Fenster angeschlagen und grau wirken. Über einen weiteren Eingang, den Shin noch im Kopf hat können wir auf den Innenhof hinein und auf einmal ist mir, als würde mir mit einem Schlag vollkommen übel werden. Ich muss mich fast übergeben und breche darauf fast zusammen, als ich an der abgeblätterten Fassade nach oben blicke. „Daisuke“ vernehme ich nun eine Stimme zu mir sagen, wobei ich nur fühlen kann, wie mein gesamter Körper zu zittern beginnt und ich deswegen kaum in der Lage bin selbstständig zu gehen. Ein paar Arme stützt mich nun ab, dabei vernehme ich einen wahrlich vertrauten Geruch wahr und ich schließe meine Augen. Als ich wieder zu mir komme, fällt mir sofort auf, dass ich mich wieder im Ryokan befinde und ich höre, dass sich Shinya gerade mit jemand nebenan unterhält. Ich erkenne diese Stimme wieder, dabei frage ich mich gerade, wie er uns so schnell ausfindig machen konnte. Langsam stehe ich auf, stütze mich sicherheitshalber bei der Wand ab und gehe ein paar Schritte auf die bis zu einem Spalt breit geöffnete Tür zu. Ich beisse mir auf die Lippen, als ich deutlich hören kann, über was die Beiden gerade reden und ich entschließe mich gerade dazu hinaus in den Garten zu gehen. Es regnet in Strömen, doch es stört mich nicht im Geringsten, da er meine Tränen verbirgt, die mir gerade die Wangen herab rinnen. Ich will nicht, dass Shinya sich durch meine Anwesenheit gestört fühlt, deswegen bleibe ich draußen und setze mich auf die Stufen. Warum tut es mir gerade tief in meiner Seele weh, dass Kaoru mit seiner Aussage mit größter Wahrscheinlichkeit recht hat? Nebenbei bemerkt verstehe ich immer noch nicht, warum mir vorhin so schlecht geworden war, als wir uns beim Hotel befanden. Der Stich in meinem Herzen wird stärker, da ich gerade umarmt werde und instinktiv weiß ich sogar, wer es ist. „Ich habe endlich den Mut gefunden, Shinya zu sagen, dass ich seine Gefühle für mich niemals beantworten kann“ sagt er gerade zu mir, wobei er mich sanft zu sich zieht und auf einmal scheint mir, dass sich eine leise Hoffnung in mir breit macht. Ich hebe nun meinen Kopf, um ihm direkt in die Augen schauen zu können und allein die Tatsache, dass Toshiya sich nicht für Shinya interessierte beruhigt mich. „Woher...?“ will ich ihn gerade fragen, als er nun lächelt und mir die Haare richtet. „Eine alte Angewohnheit von dir“ antwortet Toshiya mir, stupst mir leicht die Nase, geht mit mir hinein ins Zimmer und mir fällt gerade auf, dass Shinya nicht da ist. „Woher wusstest du, dass wir in Aomori sind?“ stelle ich ihm nun meine eigentliche Frage, da ich mich noch daran erinnern kann, dass Toshiya ja aufgrund eines Shootings nicht mein von Kaoru erwählter Aufpasser war. „Nicht weit von hier ist ein Park indem ich mein Shooting hatte, daher bin ich euch gefolgt, als ihr das Ryokan verlassen habt“ antwortet er mir nur, zieht mir mein nasses T-shirt aus und ich fühle deutlich ein mir noch unbekanntes Gefühl aufsteigen. „Danke nochmals für alles, was du bisher für mich getan hast, Tosh“ sage ich nun zu ihm, beuge mich leicht zu ihm nach vorne und hauche ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, dann ziehe ich das trockene T-shirt an, dass er mir entgegen reicht. „Keine Ursache“ sagt er nur darauf, zieht mich nun zu sich und ein wohliges Kribbeln breitet sich gerade in meinem gesamten Körper aus, da er mich küsst. Diesen Kuss zu beschreiben, da fehlen mir einfach die Worte dazu. Ich lasse ihn zu und gehe sogar darauf ein. Ich spüre deutlich, dass unsere Herzen im Einklang schlagen. Nach dem Kuss schmiege ich mich bei ihm an und lasse meine Augen geschlossen, als Shinya mit Miyu von seinem Rundgang zurück kommt. „Wie geht es dir, DIE?“ fragt er mich nun, wobei ich mich aufsetze und ihn direkt anschaue. „Besser als vorhin. Ich weiß selbst nicht, warum mir auf einmal so schlecht wurde“ gebe ich wahrheitsgetreu von mir, dabei fühle ich deutlich, wie Toshiya seinen Kopf auf meine Schulter legt und ich lese an Shinya klar ab, dass er etwas besorgt wirkt. Lange richte ich meinen Blick auf ihn, da er scheinbar noch etwas zu mir sagen will, aber er geht schweigend nebenan und ich bin sichtlich verwirrt. „Was ist nur los mit ihm?“ murmle ich nur, lehne mich bei Toshiya an und ich richte meinen Blick nun auf die Schiebetür durch die Shinya verschwunden ist. „Du hättest nicht hingehen sollen, Daisuke. Er leidet ja selbst noch darunter, was dir passiert ist“ antwortet er mir, dabei kann ich deutlich aus seiner Stimme heraus hören, dass es ihn wohl am Härtesten getroffen hat. „Kao hat mir gesagt, dass Shinya mich gefunden hat“ bringe ich nur hervor, dabei schließe ich kurz meine Augen und seufze tief auf. Seit wann gehe ich so vertraut mit Toshiya um? Wir kennen uns ja noch nicht so lange und doch sagt mir meine innere Stimme, dass ich ihn länger kenne als ich gerade vermute. Ein Schweigen liegt nun im Raum. Ich halte weiter meine Augen geschlossen und denke über das Gespräch zwischen Shinya und Toshiya nach. Leidet er etwa darunter, dass Toshiyas Herz einer anderen Person gehört? Wenn ja, warum lässt er es auf ungewohnte Weise dann an mir aus? Wieso passt es ihm nicht, dass sich Toshiya um mich kümmert? Warum kommt in mir nun der leise Verdacht auf, dass Shinya mit Kaoru eine Vereinbarung ausgemacht hat, in welcher mir jegliche Information zu Toshimasa Hara verboten wird? Leicht seufzend öffne ich nun wieder meine Augen und mir fällt auf, dass Toshiya bei mir angelehnt eingeschlafen ist. Mit einem leichten Lächeln streiche ich ihm die ins Gesicht fallenden Haare zur Seite und ich reagiere sofort, als ich Shinya auf mich zugehen sehe. „DIE, wir müssen los“ bringt er nur hervor, dabei weiß ich ganz genau, was er mir dadurch sagen will. Je eher wir noch aus Aomori aufbrechen, desto eher sind wir noch vor Kaoru wieder in Osaka. Mit einem Nicken deute ich ihm an, dass ich verstanden habe und bevor ich gehe hauche ich ihm noch rasch einen Kuss auf die Lippen. „Ich freue mich sehr, wenn ich dich wieder sehen kann“ flüstere ich ihm noch zu, bette ihn sanft aufs Futon, decke ihn zu und gehe dann auf leisen Sohlen aus dem Zimmer hinaus. Mit Shinya will ich mich gerade auf den Weg zum Bahnhof machen, als wir von einem jungen Mann erkannt werden und dieser uns anbietet nach Osaka zu fliegen. Shinya denkt nicht lange nach und stimmt sofort dem Angebot zu, wobei wir ihm nur unsere Autogramme dafür geben müssen. Etwas aufgeregt, da ich seit meiner Entlassung noch nicht geflogen bin sitze ich genau neben Shin und ich atme tief ein & aus. // Bitte kami-sama, lass mich wohlbehalten ankommen // denke ich gerade, schnalle mich an und ich kann es kaum glauben, als die Cessna des jungen Mannes vom Boden abhebt. Wie ein kleines Kind klebe ich so gut es geht an der Fensterscheibe und starre auf die Landschaft unter uns. Es ist wahrlich atemberaubend für mich, über den Wolken zu sein und gleichzeitig soviel von meinem Heimatland sehen zu können. Der Flug nach Osaka dauert nicht lange und innerlich bin ich doch recht enttäuscht, dass wir nach ca. 1½ h landen. Genau wie Shinya bedanke ich mich beim jungen Mann und innerlich mache ich mir eine Memo, dass ich Kaoru darum fragen werde, mit mir zu fliegen. Vom Flughafen aus fahren wir per Taxi zum Haus, indem ich ja momentan mit Kaoru lebe und mit einem Grinsen begrüße ich Kyo, der in seinem Kapuzenpulli gehüllt bei der Eingangstüre angelehnt ist. Wortlos stapft er nach mir ins Haus hinein, nachdem ich endlich den richtigen Schlüssel für die Tür gefunden habe und Shinya macht sich sofort daran Tee zu kochen. „Kaoru tobt förmlich, weil das weltweite Netz von dir Bescheid weiß“ sagt Kyo in genau jenem Moment zu mir, als ich mit ihm alleine im Wohnzimmer bin und verwirrt & auch etwas unsicher schaue ich ihn direkt an. „Woher...“ bringe ich nur brüchig hervor, da ich mich gerade wie der totale Vollidiot vorkomme und ihn um Entschuldigung bittend anschaue. Für einen Moment herrscht eine unangenehme Stille im Raum und ich bin froh, das Shinya mit dem Tee kommt. „Irgend eine Durchgeknallte aus Deutschland hat über Twitter vor knapp 18 Stunden verkündigt, dass sie dir am Sternenfest begegnet sei“ murrte er vor sich hin, worauf ich nur schlucken muss und meinen Blick etwas senke. „Bitte sag mir, dass es nicht wahr ist, Kyo“ kommt es nun von Shinya, der scheinbar genau ahnte was in den kommenden Tagen auf uns zukommen würde und er zeigt Shin als auch mir über sein Handy die Twittereinträge, auf die er gestoßen ist. Innerlich überkommt mich nun ein unangenehmes, beklemmendes Gefühl. Diese Gruppe von deutschen Touristinnen hat mir ehrlich gesagt gereicht, erneut wollte ich mich nicht so einer Situation ausetzen. „Kann ich nicht irgendwie Einspruch erheben?“ frage ich nun nach, wobei Shinya & Kyo mich nun anschauen und beide wirken etwas neben der Spur aufgrund meiner Frage. Da ich keine Antwort bekomme, stehe ich schließlich auf und sage ihnen nur Bescheid, dass ich rasch duschen und mich hinlegen will. Wortlos nicken die Beiden nur, dann verschwinde ich ins obere Stockwerk und begebe mich ins Bad. Tief seufzend lehne ich mich nun an der Tür an, lasse mich an ihr herab rutschen, ziehe meine Knie enger an meinen Körper und starre auf den verfliesten Boden. Warum in aller Welt war ich nur in so einer chaotischen und verrückten Welt wieder aufgewacht? Weswegen habe ich nun das Gefühl, dass mich in dieser Zeit mehr Gefahren erwarten als mir eigentlich lieb ist? Wieso haben wildfremde Personen mich auf einem Fest in meinem Heimatdorf so leicht erkennen können? Woher wusste diese Reisegruppe eigentlich, wie ich momentan ausschaue? Soweit ich mich erinner wurde bisher noch kein einziges Foto von mir gemacht, seit ich aus dem Koma erwacht bin. Fragen über Fragen, die durch meinen Kopf schießen und ich wünsche mir in diesem Augenblick nur, dass Kaoru rasch wieder zu mir heimkehrt. Kapitel 7: 七 ------------ Seit ich unfreiwillig Kontakt mit einer Gruppe von jungen weiblichen Deutschen gemacht habe, die mich für einen internationalen Rockstar hielten, sind nun drei Tage vergangen und ich sitze seit diesem Vorfall verstärkt in meinem als auch in Kaorus Zimmer. Es ist fast so, als ob man mir all meinen Mut an diesem einem Abend genommen hat und ich fühle mich ehrlich gesagt in meiner momentanen Situation mehr als hilflos ausgeliefert. Wenn nicht einmal meine Freunde gegen diese Gefahr ankommen, wie soll ich mich dann in Zukunft weiter frei bewegen können? Tief seufzend liege ich am Sofa im Wohnzimmer, starre auf die Zimmerdecke und höre mit halben Ohr zu, wie Shinya mir von den internationalen Konzerten von Dir en Grey zu erzählen beginnt. Am Anfang hat es mich ja noch interessiert, was meine Freunde innerhalb dieser Band so alles erlebt haben, aber mittlerweile kommt es mir nur noch wie ein schlichter Einheitsbrei vor, der seinen gesamten Anreiz bei mir verloren hat. Langsam setze ich mich gähnend auf, als er von Dir en Greys Besuchen in einem Land namens Deutschland erzählt und mit einem Schlag bin ich wieder vollkommen wach, da ich plötzlich das Gefühl verspüre, dass jemand mir Wichtiges jeden Moment durch die Haustüre schreiten konnte. Instinktiv springe ich auf, gehe in den Flur, schlüpfe rasch in meine Sneaker und ich musste einfach nur grinsen, als mir das Taxi auffällt, dass auf der anderen Straßenseite parkt. Ich weiß selbst nicht, warum ich mich so sehr darauf freue Kaoru endlich wieder zu sehen, aber seine Anwesenheit stimmt mich wieder glücklich & positiv. Gerade als er näher kommt, renne ich auf ihn zu und umarme ihn, dabei lasse ich ihn für eine Weile nicht los und vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge. „Willkommen zu Hause, Kaoru“ begrüße ich Kao, der mich lächelnd ansieht und mir meine langen Haare aus dem Gesicht streicht. „Verzeih mir, dass ich dich solange allein gelassen habe“ antwortet er mir im sanften Ton, dann geht er mit mir hinein ins Haus, wobei ich es mir nicht nehmen kann, ihm wenigstens eine seiner Taschen abzunehmen. Kaorus Miene wird schlagartig ernster, als er die Anwesenheit von Kyo & Shinya bemerkt und ihnen andeutet, dass wir uns alle im Wohnzimmer versammeln sollen. Kurz nickend stelle ich seine Tasche zu den anderen, dann gehen wir gemeinsam ins Wohnzimmer und so langsam ahne ich nun, weswegen er mit uns reden will. „In ca. einer halben Stunde werden wir abgeholt, bis dahin möchte ich alle wichtigen Details wissen“ kommt es nun knapp & sachlich von ihm, deutet mir an, dass ich neben ihm sitzen soll und legt mir sofort einen Arm um mich als ich bei ihm bin. In kurzen Worten schildere ich ihm aus meiner Sicht, was am Abend des Sternenfestes genau passiert ist und mir fällt aus den Augenwinkel her auf, wie ernsthaft sein Blick wird. Selbst Kyo & Shinya erzählen ihm, was sie kurz danach noch alles heraus gefunden haben und ich schmiege mich unbewusst bei Kaoru an, weil ich mir von ihm Schutz vor diesen mir fremden Wesen erhoffe denen ich am Sternenfest begegnet bin. Kaum das wir Kaoru auf den neuersten Stand der Dinge gebracht haben vernehme ich von draußen ein recht penetrantes Hupen und leicht seufzend gehe ich mit, da ich einerseits nicht allein im Haus bleiben will und andererseits direkt bei Kaoru sein möchte. Still geworden sitze ich in der zweiten Reihe des Kleinbusses neben Kao und auch wenn mir Shinya gesagt hat, dass ich diesen Ausflug geheim halten soll, so verrate ich ihm nur, dass ich mit Shin nur in Aomori war, weil ich meine behandelnde Ärztin sprechen wollte. Innerlich bin ich erleichtert, dass er mir deswegen nicht böse ist und zieht mich sanft zu sich, dabei schließe ich für einen kurzen Moment meine Augen. Das ich mit Shinya noch an der Unfallstelle vorbei geschaut habe verschweige ich lieber, da ich ihm keinen Ärger meinetwegen aufhalsen will. Am Zielort angelangt komme ich nicht mehr aus dem Staunen heraus, weil ich ja seit meiner Entlassung aus dem Spital noch keine Hochhäuser zu Gesicht bekommen habe und bevor Kaoru mit mir hinein geht drückt er mir sacht die Hand. Dadurch ermutigt folge ich meinen Freunden ins Innere und ich schlucke nur, da alles so kalt und steril auf mich wirkt. „Kao, wo zur Hölle sind wir hier?“ frage ich ihn leise, als wir in Richtung der Aufzüge gehen und ich beginne mich nach & nach unwohl an diesem Ort zu fühlen. „Der Hauptsitz unseres Plattenlabels“ antwortet er mir, sieht mir direkt in die Augen und ich nicke nur rasch, obwohl ich ihn am liebstem darum bitten würde, diesen mir unheimlichen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Ich bin doch ein ganz normal sterblicher Bürger der gerade unter Langzeitamnesie leidet; warum in aller Welt werde ich dann von meinen Freunden hierher verschleppt, wo sich eigentlich nur erfahrene und weltberühmte Musiker einfinden? In der Lobby begrüßt uns eine recht junge Frau überschwänglich und ich komme nicht umher sie fragend anzusehen. Sie deutet uns an ihr zu folgen, wobei ich kurz stehen bleibe und nur weiter gehe, weil Kaoru mich darum bittet bei dem Gespräch dabei zu sein. Tief seufzend lehne ich an der Wand des Aufzuges, mit dem wir hinauf in den 24.Stock fahren und ich wundere mich gerade, worum es in diesem Gespräch es wohl geht, dass selbst von oberster Ebene um meine unbedeutende Anwesenheit gebeten wird. Vor einer Reihe von Büros bittet die junge Frau uns kurz Platz zu nehmen und eine weitere junge Frau kümmert sich sofort darum, dass wir mit Tee und Onigiri versorgt werden. Ich bedanke mich bei ihr, wobei ich ehrlich gesagt die letzten zwei Tage nur Tee zu mir genommen habe und gerade als ich in mein Shiosake Onigiri beissen will steigt eine mir bekannte Person aus dem eben ankommenden Aufzug aus. „Toshiya-san“ begrüße ich ihn, blicke ihn mit strahlenden Augen an und deute ihm an, bei uns Platz zu nehmen. „Ich bin nur hier, weil mich unser Manager herbestellt hat“ sagt er nun in Richtung Kaoru, der kurz mit seinem Kopf nickt und Toshiya setzt sich genau zwischen Shinya und mich. „Kaoru, trotzdem vielen Dank, dass du mir noch die exakten Daten für das Treffen übermittelt hast“ kommt noch von ihm, wobei ich ihm die Hälfte meines Onigiris anbiete und mir fällt sofort auf, dass keinerlei Spannung zwischen Kao und ihm herrscht. „Ich warte hier solange auf euch“ bringe ich nun hervor, als sich eine der vielen Türen öffnet und ein Mann mit zurück gelegten Haaren in einen schwarzen Nadelstreifenanzug gekleidet auf uns zu kommt. „Wie ich sehe sind alle anwesend, wenn sie mir bitte folgen mögen“ sagt der Mann in übertriebener Höflichkeit zu uns und erst da wird mir bewusst, dass er auch die Anwesenheit von meiner Wenigkeit meint. „Keine Angst, Daisuke; Kaoru und ich sind ja schließlich direkt neben dir“ sagt Toshiya nun leise zu mir, wodurch er mich innerlich beruhigt und ohne dass es jemand bemerkt fasse ich nur für einen kurzen Augenblick jeweils nach Kaorus als auch Toshiyas Hand. Beide scheinen zu verstehen, dass ich mich dadurch nur versichern will in Sicherheit zu sein und Kaoru lässt es sogar zu, dass Toshiya im Konferenzsaal an meiner rechten Seite sitzt. Im Saal sind noch zwei weitere Männer in teuren schwarzen Anzügen gekleidet und sie begrüßen uns wie die junge Frau von vorhin recht überschwänglich. „Kommen sie bitte rasch auf den Punkt, warum sie die gesamte Band zusammen getrommelt haben“ kommt es im höflichen, aber recht sachlichen Ton von Kaoru, dabei kann ich ihm deutlich ablesen wie gerne er mich momentan aus dem ganzen Trubel rund um Dir en Grey hinaus gehalten hätte. „Unsere Vertriebspartner in Übersee möchten gerne wissen, wann die Band wieder auf Tour geht, nachdem eine deutsche Webjournalistin ein Bild von DIE veröffentlicht hat“ antwortet der Mann im Nadelstreifenanzug, der seinen Blick kurz auf mich richtet und da erst wird mir nach und nach klar, in welche Schwierigkeiten ich meine Freunde gebracht habe, nur weil ich meine Familie auf das Fest begleitet habe. „Sir, das ist alles mein Fehler gewesen. Ich entschuldige mich hiermit, meinen Freunden soviel Ärger aufgehalst zu haben“ kommt recht formal von mir, wobei ich kurz aufstehe und mich vor den Männern im Anzug verbeuge. Kyo, Shinya, Kaoru & Toshiya können ja nichts dafür, schließlich habe ich meiner eigenen Neugier nachgegeben um mit meiner Familie aufs Sternenfest zu können. Außerdem steht es diesen reichen Schnöseln in Anzügen nicht zu, meine Freunde deswegen so zu kritisieren oder ihnen eine Strafe aufzuerlegen. Es ist meine Schuld und ich stehe auch verantwortlich dafür. Einer der Männer belächelt nur milde meine Aussage, wobei er mir andeutet wieder Platz zu nehmen und die junge Frau von vorhin teilt uns jedem eine Mappe mit Unterlagen aus, während der Mann in Nadelstreif von den zukünftigen Plänen der Band spricht. Verwirrt starre ich die unterschiedlichen Blätter an und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich damit konkret anfangen soll. Soviel Papier auf einmal mit Begriffen, die für mich reines Fachchinesisch sind. „Bei allem Respekt, aber planen sie wirklich Daisuke in so kurzer Zeit wieder auf die Bühne zu schicken, obwohl er fern von einer kompletten Genesung ist?“ höre ich Toshiya nun seine Worte an die drei Anzugsträger richten und tief in meinem Inneren macht sich ein wohliges Gefühl breit aufgrund der Art, wie er diese Worte an sie richtet. „DIE ist noch nicht in der Verfassung innerhalb der Band zu üben, geschweige denn ein ganzes Konzert durch zu stehen“ kommt nun von Kaoru, der sich ebenfalls auf verbaler Ebene sich mit den drei Männern im Anzug anlegt und ich bin mehr als froh, dass beide sich so gut um mich kümmern. Selbst wenn das jetzt ein Prozess und ich ein Angeklagter gewesen wäre, so hätte ich mit Kaoru & Toshiya als Rechtsbeistand mit Sicherheit gute Karten auf einen Freispruch. „Kaoru-san, wir geben ihnen von heute an genau einen Monat Zeit um Dir en Grey wieder auf Vordermann zu bringen“ antwortet der Mann im Nadelstreif ohne eine Miene zu verziehen, dann verlassen die Anzugsträger nach einer kurzen Verbeugung den Saal und ich starre sprachlos auf die Stelle, an der sie noch vor einer Minute gestanden waren. Kaum das die Männer aus dem Raum sind richte ich genau wie Toshiya, Kyo und Shinya meinen Blick auf Kaoru, der gerade mit der Faust auf den Tisch haut. Ich kann ihm klar ablesen, wie wütend er auf sie ist und ich schweige lieber, da ich die Situation nicht verschärfen will. Ich fühle, wie Toshiya mich sanft aus dem Raum navigiert und ich lasse es sogar zu, dabei begleitet uns Kyo hinaus. Auch Shinya ist vorsichtshalber aus dem Raum gegangen. Während er mit Kyo sich aufgrund des Gesprächs von vorhin unterhält, führt mich Toshiya zum Dachgarten und ich bin von der Aussicht hin & weg. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass Osaka so riesig ist und ich lehne am Rand des Daches, wobei ich kurz schlucken muss, als ich hinunter schaue. „Die überspringen uns, obwohl wir schon lange nicht mehr ein fixer Bestandteil der Band sind“ sagt nun Toshiya zu mir der mir andeutet, dass ich mich zu ihm setzen soll und aufgrund seiner Aussage stimme ich ihm seufzend zu. „Aber ich dachte, du bist der Bassist von Dir en Grey“ bringe ich nur murmelnd hervor, ziehe meine Beine an mich, umschlinge diese und lege meinen Kopf auf meine Knie. „Laut denen bin ich das immer noch“ antwortet er mir mit einem Seufzen, wobei ich leicht meinen Kopf schief lege und mir die Bitterkeit in seinen Augen auffällt. „Du kannst es mir ruhig sagen, ich werd schon nix verraten“ sage ich aufmunternd zu ihm, lege meine Hand kurz auf seine Schulter und lächle ihn leicht an. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich nur bei Dir en Grey bleibe wenn du dich auch dafür entscheidest, Daisuke“ sagt er mit sanfter Stimme zu mir, stupst mir leicht die Nase und ohne das ich es verhindern kann laufe ich aufgrund seines Lächelns leicht rot an. „Ist wohl bei mir untergegangen“ bringe ich nuschelnd hervor, da es mir doch peinlich ist und ich senke leicht meinen Blick. Eine Weile unterhalten wir uns noch über recht belanglose Dinge, dann kehren wir zurück zu den Anderen und ich sehe Kaoru sofort an, dass er sich etwas beruhigt hat. Auf der Rückfahrt ins Haus ist Toshiya ebenfalls anwesend und ich lasse meinen Kopf auf der Bank vor mir ruhen, auf der Kyo & Shinya sitzen. „Könnt ihr euch nicht einen Ersatz suchen? Was ist mit dem Rotschopf von den DVDs? Warum fragt ihr ihn nicht, ob er wieder mit euch spielt?“ sprudelt es gerade aus mir hervor, da ich es mir tief in meinem Inneren partout nicht vorstellen kann, mit ihnen auf einer Bühne zu stehen. Ich ducke mich rasch weg, als Shin & Kyo mir gleichzeitig leicht auf den Kopf schlagen und auch Kaoru scheint amüsiert aufgrund dieser Reaktion der beiden zu sein. „Sag mal Kaoru, geht es ihm immer noch nicht ein, dass er einst rothaarig war?“ hakt nun Toshiya neugierig geworden nach, der ebenfalls amüsiert klingt und ich beginne deswegen nun zu schmollen. „Scheinbar“ kommt es nun lachend von Kaoru, worauf ich noch mehr schmolle und ich fühle mich in diesem Augenblick, dass sie sich nur über mich lustig machen. ************ Die erste Woche seit meinem Besuch in diesem mir unfreundlichem Gebäude ist nun verstrichen und Kaoru ist sichtlich am Verzweifeln mit uns allen, auch wenn er es und gegenüber nicht so zeigt. Da weder Toshiya noch Kyo und ich sichtliche Interesse daran zeigen, nach dem Willen der drei Anzugsträger zu tanzen, beginnt Kaoru mit den beiden Anderen ein recht strenges Regiment zu führen. Ich hingegen schaffe es geschickt, mich dem ganzen Prozedere wegen der Übungssessions zu enziehen, indem ich auf leisen Sohlen das Haus verlasse und lieber stundenlang spazieren gehe als die Akkorde an der Acousticgitarre zu üben die mir Kaoru für die gesamte Woche aufgegeben hat. Nebenbei arbeite ich lieber daran, mich an die einfachsten Dinge im Leben zu erinnern als irgend ein Lied auswendig auf einem Instrument zu erlernen, dass ich nicht einmal kenne. Oft sitze ich mit meiner mir angelegten Mappe draußen auf der Veranda und höre von dort zu, wie Kaoru mit Shinya & Toshiya bestimmte Parts einübt. An solchen Tagen passiert es auch, dass Kyo mir Gesellschaft leistet und gemütlich an der Hauswand angelehnt eine raucht. „Warum nimmst du so selten an den Proben teil, die Kao jeden Tag für die Band ansetzt?“ frage ich nun neugierig nach, blicke ihn direkt an und ich lege meine Mappe neben mich. „Ich bin ja nur der Sänger“ antwortet er mir grinsend, aber mit einer gewissen Gelassenheit und so langsam dämmert es mir, warum er meist am Nachmittag mit den Anderen übt. Gerade als ich Kyo über die Art von Kaorus Spielweise ausfragen will, bemerke ich Kaoru der uns beide recht streng anschaut und tief seufzend folge ich schließlich mit Kyo in den Keller hinein, wo schon Shinya & Toshiya auf uns warten. // kami-sama, lass mich wenigstens beim nächsten Mal als Maler, Basejumper, Schriftsteller, Koch oder Formel 1-Rennfahrer aufwachen, aber bitte nicht mehr als Profimusiker einer Band, die sogar von Deutschen erkannt wird // denke ich mir gerade, da Kaoru heute mit mir innerhalb der gesamten Band üben will und genau bei dieser Vorstellung wird mir recht flau im Magen. Leicht beisse ich mir auf die Lipen, weil Kaoru scheinbar davon ausgeht, dass ich bis jetzt brav meine Übergänge und Akkorde auf der Gitarre geübt habe und schnalle mir etwas unwohl geworden die Acousticgitarre um, die er mir nun reicht. Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich klar, dass er Shinya nun das Zeichen gibt mit den Proben loszulegen und ich erstarre förmlich zu einer Salzsäule, als ich deutlich hören kann, welchen der Songs Shin an seinem Schlagzeug nun anspielt. // Verdammt... woher kenne ich dieses Lied bloß? Kao bestand ja darauf, dass ich die Songs auf der Liste anhöre und dazu übe, die er für mich angefertigt hat // schießt mir nun der Gedanke durch den Kopf und leichenblass geworden senke ich nun beschämt meinen Blick, da ich mich sichtlich ertappt dabei fühle, diese von ihm an mich aufgetragene Aufgabe nicht sachgemäß erledigt zu haben. Ich bekomme nur noch mit, dass Kyo mich mit großen Augen ansieht, aber mehr bekomme ich nicht mit, da ich sehr schnell den Keller verlasse und mich in mein Zimmer verschließe. Es ist mir absolut peinlich. Vor allem, weil sogar Toshiya mitbekommen hat, dass ich zu nichts fähig bin. Verstärkt beisse ich mir auf die Lippen, starre auf den Fußboden, umarme meine angezogenen Beine und mache mich gerade geistig selbst fertig, weil ich so in Panik geraten bin. // Jetzt werden sie mich sicherlich nicht mehr in ihrer Nähe haben wollen // denke ich gerade, fühle gerade eine Art der Verzweiflung in mir hoch steigen und ich kämpfe gerade gegen meine Tränen an, als ich deutlich spüre wie jemand einen Arm um mich legt. „Es hilft keinem von uns, wenn du dich jetzt innerlich fertig machst, Daisuke“ vernehme ich nun eine mir vertraute Stimme, schaue nun auf und überrascht blicke ich Toshiya direkt an. „Aber...“ will ich gerade sagen und senke leicht meine Kopf. „Du bist einfach noch nicht so weit“ kommt es aufmunternd von ihm, dabei zieht er mich sanft näher zu sich und ich schließe in diesem Augenblick meine Augen. Die Ruhe die gerade in diesem Raum herrscht ist richtig angenehm und sie hilft mir innerlich auch mich wieder zu entspannen. „Kann ich dir etwas anvertrauen, Tosh?“ frage ich nun nach einer Weile nach, öffne wieder meine Augen und ich streiche ihm eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. „Schieß ruhig los, ich bin ganz Ohr“ kommt es ermutigend von ihm, wobei er mich sanft anlächelt und gerade frage ich mich, warum ich nicht traue Kaoru Bescheid zu sagen, dass ich mich wahrscheinlich nie mehr komplett an gewisse Ereignisse aus meiner gemeinsamen Vergangenheit mit ihnen erinnern kann. „Es geht um meine Erinnerungen. Mir ist aufgefallen, dass ich nach einer gewissen Zeitspanne wieder alles vergesse“ kommt es immer leise werdend von mir, den Blick erneut in Richtung Boden gerichtet und diese Tatsache veranlasst mich dazu, eine Mappe über all das in meinem Leben zu führen, an das ich mich auch gerne erinnern möchte. „Deswegen hast du dich also fort geschlichen“ kommt es leicht grinsend von ihm, dabei streicht er mir über den Rücken und deutet mir an, dass ich mit ihm mitkommen soll. Kurz nicke ich mit meinem Kopf, schaue ihn direkt an und erst da spüre ich eine gewisse Form der Erleichterung tief in mir aufkommen, dass Toshiya so verständnisvoll mit meiner momentanen Situation ist. „Da Kao unser leader-sama ist, solltest du ihm auch davon unterrichten“ kommt es noch von ihm, wobei er mir kurz meine Nase anstupst und mir so zu verstehen gibt, dass er mir Rückendeckung gibt. Durch ihn wieder mutig geworden kehre ich in den Keller zurück und ich entschuldige mich zuerst dafür, dass ich einfach so weg gerannt bin. Dann reiße ich mich zusammen und sage vor Shinya und Kyo zu Kaoru, warum ich vorhin so panisch reagiert habe. Ich schaue dabei Kaoru genau in die Augen und ich lese in ihnen tiefe Bestürzung ab. // Warum trifft es gerade Kaoru so hart? Was hat er sich denn von mir erhofft im Falle, dass ich mich eines Tages wieder an alles erinnern sollte? // schießen mir die Gedanken durch den Kopf, nachdem ein Moment des Schweigens herrscht und irgendwie fühle ich mich auf einmal im komplett falschen Film. War ich vielleicht in Wirklichkeit schon längst gestorben und spuke nun als geistiges Fragment meiner Freunde noch in dieser Welt herum? Befand ich mich eventuell sogar in einer Art Parallelluniversum, wo ich nicht die Person bin die ich eigentlich sein soll? Was, wenn ich mir das alles gerade nur zusammen träume und ich mich eigentlich noch im tiefsten Koma befinde? Was wenn es wirklich nur ein irrealer Traum von der entfernten Zukunft ist? Von sovielen Fragen die durch meinen Kopf schwirren wird mir schwindlig und ich muss mich bei Kaoru abstützen, der gerade auf mich zukommt. „Bitte verzeiht, dass ich so eine enorme Belastung für euch bin“ kommt es mit einem tapferen Lächeln von mir, schaue meine Freunde direkt an und im Augenblick wünsche ich mir eigentlich nur für eine Weile meine Ruhe zu haben. Außerdem hat die Aufregung von vorhin mir ebenfalls nicht sonderlich gut getan und ich kämpfe gerade innerlich gegen die aufkommende Schwärze vor meinen Augen an. ************ Toshiyas POV: Irgendwie habe ich es geahnt, aber es trifft mich tief in meinem Inneren ebenfalls hart, als er mir im Vertrauen eben gesteht, dass er sich nur an Dinge erinnern kann welche innerhalb einer bestimmten Zeitspanne passieren. Kaoru besteht darauf, dass wir die Proben für heute sein lassen und ich verschwinde sofort in die Küche, da ich mich geistig ablenken will. Doch irgendwie kann ich mich auf nichts konzentrieren. Andauernd schwirrt mir durch den Kopf, was Daisuke vorhin zu mir gesagt hat und ich fühle deutlich tief in meiner Seele, wie alles zu zerfallen beginnt. Um ehrlich zu sein fühle ich mich gerade, als wäre ich gegen eine unüberwindbare Wand gestoßen und wäre nun dazu verdammt ein Leben zu führen, welches aus schmerzhaften Erinnerungen aus meiner Vergangenheit mit Daisuke besteht. Ich schnappe mir kurzerhand meine Sachen, verlasse ohne ein Wort zu sagen das Haus und begebe mich sofort zum Bahnhof, wobei ich per SMS gerade nachfrage, wo ich innerhalb Japans ein Shooting habe. Ein kurzes Lächeln huscht mir auf die Lippen, als ich nach Okinawa gebeten werde und ich fahre so schnell wie möglich zum Flughafen Osaka Kansai. // Es ist wirklich besser so, wenn ich kein fixer Bestandteil seines Lebens werde // denke ich mir gerade, wobei ich gerade ein dumpfes Stechen tief in meinem Herzen fühlen kann und auch so weiß ich ganz genau, dass ich mich eigentlich nur anlüge. Verändert habe ich mich in den letzten 10 Jahren kaum; immer noch belüge ich mich selbst und renne nur vor meinen wahren Gefühlen davon. Ich habe mir all die Jahre nie eingestehen wollen, dass ich neidisch darauf bin, weil Kaoru ebenfalls tiefe Gefühle für Daisuke hegt und dieser auf geduldige Weise seinem Ziel viel näher ist als ich es je sein werde. Tief seufzend erreiche ich nun den Flughafen, wo ich schon von meiner Managerin erwartet werde und mit leicht verdrehten Augen folge ich ihr schließlich zum Check-In. Erst auf dem Weg zum Boarding fällt mir auf, dass ich mein Handy im Haus liegen hab lassen und ich schüttle nur kurz den Kopf, da mir gerade wieder einfällt wo es sich genau befindet. In Okinawa angekommen erfahre ich etwas mehr über mein aktuelles Shooting und ich bin ehrlich gesagt nicht gerade zufrieden damit, dass meine Managerin sogar jemanden aus Europa dazu eingeladen hat. Hauptberuflich bin ich immer noch Bassist der Band Dir en Grey, auch wenn es momentan nicht so danach aussieht und ich sage dem Besuch aus Europa direkt ins Gesicht, dass er sich zuerst mit Kaoru als auch dem Plattenlabel in Verbindung setzen muss, wenn er Fotos von mir machen will. Danach folge ich den Anweisungen des Fotographens und aus dem Augenwinkel heraus fällt mir stark auf, wie meine Managerin alles mögliche tut um meine Aussage so weit sie kann zu mildern. Ein Lächeln huscht mir über die Lippen, da es ihr nicht gelingt und die drei Männer in schlichten Grau gekleidet beginnen ihre Kompetenz zu bezweifeln. Die Frau in den hochhackigen Schuhen und lavendelfarbenem Kostüm, die mit den Männern unterwegs ist fragt mich höflich um die Visitenkarte des Plattenlabels und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen tausche ich schließlich Visitenkarten mit ihr aus, dann verbeugt sie sich noch rasch und bricht mit den drei Männern wieder auf. „Sieh einer an...“ kommt mir nur über die Lippen, als ich die schlicht gehaltene Visitenkarte genau betrachte und mir eine Adresse in einem Land auffällt, indem wir bisher noch nie gewesen sind. Ich stecke die Visitenkarte ein, um sie später Kaoru zu zeigen, fische mir eine Zigarette aus meiner Hosentasche hervor, zünde mir diese an und atme entspannt den blauen Dunst aus. Mir kommt es fast wie mehrere Wochen vor seit ich meine letzte Zigarette geraucht habe und ehrlich gesagt kann ich mir es gar nicht mehr vorstellen, ohne die mir lebenswichtig gewordenen Kippen in dieser Welt zu existieren. Ein leichtes Lächeln huscht mir gerade über die Lippen, als ich mich geistig frage ob Daisuke eigentlich weiß, dass Shinya unser einziger Nichtraucher innerhalb der Band ist. Da für heute kein weiteres Shooting vorgesehen ist, bummle ich gemütlich durch die Straßen und spiele mit dem Gedanken eventuell heute Nacht in einen Club zu gehen, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Etwas Abwechslung wird mir sicherlich gut tun und obendrein war es lange her, seit ich mich mit einer jungen hübschen Frau vergnügt habe. ************ Als ich wieder zu mir komme weiß nicht wieviel Zeit inzwischen vergangen ist und ich stelle fest, dass Kaoru bei mir geblieben ist. Zögerlich strecke ich meine Hand nach ihm aus und berühre nur ganz kurz seine Wange, dabei spüre ich deutlich wie mein Herz zu rasen beginnt. „Wie geht es dir?“ fragt er mich nun, blickt mir tief in die Augen und ein Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab. „Ich fühle mich ganz ok“ kommt mir nur als Antwort hervor, wobei ich mich mit geschlossenen Augen bei ihm anschmiege und tief in meinem Inneren frage ich mich nur, warum ich so anhänglich und extrem schmusebedürftig geworden bin. Na toll, war ich in Wirklichkeit vielleicht doch nur ein harmloser Stubentiger, dessen Seele sich in den Körper eines Menschen verirrt hat? Leise seufzend geniesse ich vorerst die mich umgebende Stille als auch die Nähe zu Kaoru und meine Gedanken reisen gerade kreuz & quer durch meinen Kopf. Na ja, an sich kein schlechter Gedanke, wenn man bedenkt, dass ein Kater nicht zum Plattenlabel gehen braucht und auch nicht wissen muss, wie man Gitarre spielt. Tag für Tag bekommt man seine Schmuseeinheiten, bekommt sein Futter, seine Beschäftigung und auch ein Dach über den Kopf. Ja, ein Stubentiger sollte man sein. „Sag mal, Kao, hättest du mich auch mitgenommen, wenn ich ein streunender Kater gewesen wäre?“ möchte ich nun von ihm wissen, stupse ihn leicht an und schaue ihm tief in die braunen Augen. Sein Lachen löst einen wahren Schauer in mir aus, wobei ich nicht genau verstehe, was er so witzig an meiner Frage findet. „Du tust ja so, als wärst du eben aus dem Tierschutzhaus gekommen und nicht aus einem Krankenhaus“ brachte Kaoru lachend hervor, der mich näher zu sich zieht und mir durch die Haare wuschelt. Schmollend senke ich nur meinen Blick, wobei ich erst jetzt bemerke, wie die Frage wohl auf ihn gewirkt haben muss. „Sag Kao, ist da je etwas zwischen Shin & Toshiya gelaufen?“ platzt es auf einmal aus mir hervor, da ich mich wieder an das belauschte Gespräch zwischen den beiden im Ryokan erinnere und ehrlich gesagt bin ich doch recht neugierig zu erfahren, was Shinya so faszinierend an Toshiya findet. „Wieso willst du das denn auf einmal wissen, DIE?“ kommt nun die Retourfrage von Kaoru, der dabei leicht fragend eine Augenbraue hoch hebt und ich muss mir rasch etwas ausdenken, damit Kao nicht misstrauisch wird. „Mir ist nur halt aufgefallen, wie Shin ihn immer ansieht, deswegen frage ich nach“ kommt nun rasch aus mir heraus, dabei ist mir auf einmal, dass ein Teil von mir eine fixe Bestätigung braucht. Ein leichtes Lächeln huscht gerade über Kaorus Lippen als er meine Aussage hört und innerlich atme ich erleichtert auf, dass er mir nicht mit einer weiteren Retourfrage kommt. „Ich würde sagen seit dem zweiten Jahr unserer Bandgründung, dass unser Shin sich in Toshiya verguckt hat“ bringt er recht amüsiert hervor, zieht mich näher zu sich und streicht mir durch die Haare. Dabei wird mir erst jetzt klar, warum Bitterkeit als auch ein mir unbekanntes Gefühl sich ständig in Shinyas Augen spiegeln wenn er Toshiya ansieht. „So lange schon...“ murmle ich leise vor mich hin, seufze lautlos auf und irgendwie gefällt mir dieser Gedanke einfach nicht, dass Shinya solch sichtliches Interesse an Toshiya hat. Aber warum stört es mich auf einmal und warum war ich in Aomori doch recht erleichtert zu hören, dass Toshiyas Herz nicht für Shinya schlägt? Wem gehört das wahre Herz des Bassisten? Er geht recht vertraut mit mir um fast schon so, als ob ich schon immer so mit ihm umgehen würde und dazu muss ich noch sagen, dass auch Kaoru recht vertraut mit mir umgeht, wobei ich froh darüber bin ihn ebenfalls als besten Freund zu haben. „Hast du nicht eine feste Freundin, die eifersüchtig wird, nur weil du den Großteil der Zeit mit mir anstatt mit ihr verbringst?“ will ich nun von Kaoru wissen, der daraufhin nur lachen muss und mich recht vergnügt ansieht. „Ich habe ja schließlich dich, wozu brauche ich dann noch eine Frau in meinem Leben?“ meint er nur recht amüsiert darauf, wobei ich ohne es zu verhindern können doch etwas rot anrenne und um ehrlich zu sein kann ich seine Antwort nicht wirklich nachvollziehen. Warum bitte soll ich um so viel überzeugender sein als das weibliche Geschlecht? Wieso sagt er so etwas zu mir? „Du könntest doch meiner Wenigkeit sicherlich schnell überdrüßig werden“ nuschle ich gerade vor mich hin, kuschle mich bei ihm an und ich weiß selbst nicht, warum ich diese merkwürdigen Gefühle in mir gerade herum trage. „Es gibt etwas, dass du wissen solltest, DIE“ bringt er nach einer Weile hervor, streicht mir sacht über den Rücken und ich komme nicht umher ihn neugierig anzusehen. „Ich bin mehr als erleichtert darüber, dass du diesen Sturz überlebt hast, DIE. Ich hatte solche Angst, dich für immer zu verlieren“ sagt er nun in aufrichtigen Worten zu mir, wobei mir auf einmal das Gefühl aufkommt, als wolle mir einer von hinten die gesamte Luft zum Atmen abschnüren. Ein dicker Kloß liegt in meiner Kehle, weswegen ich nichts sagen kann und nebenbei ist mir, als hätte ich eine gewaltige Ladung Steine im Magen liegen. // Kao, warum...? Warum gibst du mir gerade das Gefühl, dass ich nur der einfache Grund für deine gesamte Existenz bin? // kommt mir gerade der Gedanke auf, da ich nicht sonderlich viel mit der momentanen Situation anzufangen weiß und ich begrüße die Stille, die uns beide gerade umhüllt. Soll ich nun froh sein, dass ich mich nicht mehr erinnern kann, was mich so mit Kaoru verbindet oder soll ich es bedauern, dass ich es nie mehr wissen werde? Wieso nur muss mein Leben so komplett verzwickt sein? Einerseits ist da Toshimasa Hara, den ich damals aufgrund einer absoluten Dummheit von mir zutiefst verletzt habe und auf der anderen Seite ist da Kaoru. Ich kann klar in mir eine starke Bande in beide Richtungen verspüren, doch wie diese zustande gekommen sind ist mir bis jetzt total unklar. Seufzend schließe ich meine Augen, dabei kommt in mir gerade erneut der innige Wunsch auf, mich mit dem Daisuke von damals zu treffen. Soviele Fragen die ich ihm stellen will, die mich und auch meine Verbindung zu Kaoru als auch Toshimasa Hara betreffen. Wo ist eigentlich der Mensch den man braucht, wenn man einmal mehr über sich selbst wissen will? „Stört es dich, wenn ich bitte einen Moment für mich haben kann?“ frage ich nun Kaoru, da ich in mich gehen muss, um diese neuen Informationen zu verarbeiten und ich blicke ihn direkt an. „Nein, keine Ursache, DIE. Wenn etwas ist, du findest mich unten“ sagt er nun zu mir, haucht mir einen kurzen Kuss auf die Stirn, dann verlässt er mein Zimmer und ich liege auf meinem Bett die Zimmerdecke anstarrend, wobei ich klar fühlen kann wie sich etwas in meinem Inneren zusammen braut. Mir ist es ehrlich gesagt langsam völlig egal, ob ich mich je an meine Vergangenheit erinnern kann, doch genau in diesem Augenblick wünsche ich mir eher, dass ich die Erinnerungen meines Herzens anstatt mein gesamtes Wissen verloren hätte. Warum konnte dieser doofe Unfall nicht nur in meinem Herzen diese riesige weiße Fläche hinterlassen? Warum nur? Ist das etwa meine Strafe dafür, nur weil ich nie wirklich auf die Stimme meines Inneren gehört habe, dass ich nun unter dem leiden muss, an das sich mein Herz als auch meine Seele erinnern können? kami-sama, warum? Warum bürdest du mir nur so eine Strafe auf? Verzweifelt wie ich deswegen nun bin fühle ich deutlich, dass mir einige Tränen kommen und um ehrlich zu sein habe ich mehr Angst davor was tief in mir erwachen könnte als das ich je wieder mich komplett an mein gesamtes Leben erinnere. Um mich ablenken zu können schleiche ich mich leise aus dem Haus, stopfe beide Hände in die Jackentasche und gehe die Straße hinab bis zum Park. Hoffentlich hilft mir die frische Luft auf andere Gedanken zu kommen. Ich setze mich auf eine Bank, richte meinen Blick in Richtung des Kinderspielplatzes und um ehrlich zu sein möchte ich mich nicht an jene Informationen erinnern können die ich eben erhalten habe. „Wäre ich bloß nie mehr aufgewacht“ bringe ich nur hervor, da mir alles um mich herum viel zu viel wird und ich stütze meinen Kopf in meinen Armen ab, dabei lasse ich meinen Tränen freien Lauf. Am liebsten würde ich mir jetzt sofort mein Herz aus dem Leib reißen, nur um endlich von den Geistern der Vergangenheit in Ruhe gelassen zu werden. Andererseits taucht in mir auf einmal der Wunsch auf, dass mein Schicksal nie so engverwoben mit den Leben von Kaoru & Toshiya endet. Auch wenn sie wie Shinya & Kyo meine Freunde sind, so taucht in mir vermehrt der Ruf nach Distanz zu allem um mich herum auf. „Kao wird es sicherlich verstehen...“ murmle ich gerade vor mich hin, wische mir die Tränen weg und ich beschließe gerade, meine Schwester aufzusuchen da ich bei ihr Rat aufsuchen will. Ich muss auf jeden Fall für eine Weile ganz weit weg, am besten ich wandere gleich aus. Auf dem Weg zur Wohnung meiner Schwester kreisen meine Gedanken um meinen neuen Entschluss und ich hoffe nur, dass sie mir dahin gehend eine Hilfe sein kann. Es ist schon früher Abend, als ich endlich mein Ziel erreiche und ich lerne zum ersten Mal auch meinen Schwager kennen. Er lässt ich in die Wohnung herein und sagt mir, dass sie gleich wieder kommen würde. Nickend setze ich mich ins Wohnzimmer, wobei ich recht still bin und meine Augen leuchten erleichtert auf, als ich kurz darauf ihre Stimme vernehmen kann. Sofort berichte ich ihr, warum ich hier bin und wie erwartet zeigt sie Verständnis. Als ich obendrein noch zu ihr sage, dass mir momentan mein gesamtes Leben seit dem Aufwachen aus dem Koma in Japan viel zu viel wird schaltet sich mein Schwager ein, der sich dazu gesetzt hat und er bietet mir an, dass ich für ein paar Tage bei Verwandten in Österreich unterkommen kann. Unter der Bedingung, dass nur innerhalb der Familie Bescheid gesagt wird stimme ich schließlich diesem Vorschlag zu und mir ist, als falle eine Last von meinen Schultern. Ich weiß zwar selbst nicht wieso, aber ich muss eine Distanz zwischen mir und den Leuten aufbringen, die mir etwas bedeuten. Nur so kann ich mit größter Wahrscheinlichkeit die Wahrheit über mich selbst herausfinden und eventuell sogar den Daisuke von damals antreffen. Nach dem Gespräch bringt mich meine Schwester schließlich zurück zum Haus und sie sagt mir, dass sie sich so rasch wie möglich bei mir melden wird. Motiviert betrete ich das Haus, gehe direkt hinab in den Keller und mir fällt auf, dass neben Kyo auch Toshiya zu fehlen scheint. „Wo sind die beiden denn hin?“ frage ich nur nach, setze mich neben Kaoru und schaue dabei Shinya an, der sich um Miyu kümmert. „Kyo musste zum Training“ antwortet nun Shinya, dabei lege ich leicht meinen Kopf schief. „Training? Was für ein Training denn?“ kommt es gleichzeitig von Kaoru und mir, dabei blicke ich ihn nur kurz an und ich schüttle lächelnd meinen Kopf. // Zwei Dumme, ein Gedanke // schießt mir dabei durch den Kopf und ich ahne gerade, wo sich der Bassist in diesem Augenblick befinden konnte. „Bei DIE verstehe ich ja, dass er es nicht wissen kann, aber bei dir hätte ich mir eher gedacht, dass du mehr Aufmerksamkeit auf die Nachrichten schenkst, Kaoru“ kommt es nun von Shinya, der uns beiden nun direkt gegenüber hockt, Miyu auf seinem Schoß hat und dabei blickt er leicht streng den Dunkelbraunhaarigen neben mir an. „Bitte Shin, sag es uns“ bettle ich ihn nun an, wobei ich fast schon einen Dackelblick aufsetze und nebenbei ackere ich mein leergeräumtes Archiv an Erinnerungen durch, welche Art von Training ein Sänger wie Kyo wohl braucht. „Er ist für das japanische Jugendnationalteam im Eiskunstlauf verantwortlich, die ihn aufgrund unserer Bandpause schließlich angeheuert haben“ erfahre ich nun von Shinya, dabei versuche ich mir geistig meinen Freund Kyo auf dem Eis vorzustellen. „Stimmt, er war ja kurz davor, selbst ein Mitglied des japanischen Teams zu werden“ meint nun Kaoru darauf, der wie in Gedanken versunken wirkt und nun bin ich verwirrt als auch noch neugieriger geworden. „Ist Kyo etwa so gut?“ will ich nun wissen, umschlinge meine beiden Beine und blicke Shinya direkt an. „Und wie, er hat vor zwei Jahren bei den letzten olympischen Winterspielen mit Asako Hisahi die Silbermedaille für Japan geholt“ kommt es nun voller Stolz von Shinya, wobei ich kurz zu Kaoru schaue und ich bemerke gerade, wie er sich verlegen durchs Haar fährt. // aha... hab ich dich also // denke ich in diesem Augenblick leicht grinsend, da ich endlich den Beweis dafür gefunden habe, dass Kaoru womöglich doch eine Angebetete hat und ich muss mir nur noch einen Schlachtplan ausreifen lassen, wie mir das in meiner momentanen Lage weiterhelfen kann. „Im Einzelwettbewerb ist er auf Platz zwei gekommen, wobei er hauch knapp gegen diesen jungen Weißrussen verloren hat“ erinnert nun Kaoru den Anderen, dabei muss ich zugeben, dass ich sichtlich beeindruckt von der Leistung des kleinen blondhaarigen Sängers bin. Da verschlafe ich gut zehn Jahre meines Lebens und er wird nicht nur zum Trainer der Jugendnationalmannschaft ernannt, nein er toppt das Ganze noch dazu, indem er bei Olympia zwei Silbermedaillen für Japan gewinnt. Die Entwicklung der Mitglieder Dir en Greys während meines Komas im kurzen Überblick: Toshiya - ein Model; Kaoru - ein Richter oder sowas in die Richtung; Shinya - ein Musikpädagoge; Kyo - Olympiateilnehmer & Trainer und was bin ich? Seufzend lasse ich nun meinen Kopf sinken, da ich auch so nicht wirklich mit meinen Freunden mithalten kann und ich frage mich nur, was für eine Art Ausbildung ich eigentlich vor meinem Unfall gehabt habe. Irgendwie komme ich mir gerade wie das schwarze Schaf innerhalb der Familie vor. Jeder von ihnen hat etwas erreicht, nur ich wieder einmal nicht. Wie erdrückend es doch ist, nicht zu wissen was man eigentlich früher gemacht hat. „Also sind beide arbeiten?“ bringe ich nun hervor, um mich von meinen belastenden Gedanken zu befreien und sehe Shinya an, der daraufhin nur mit seinem Kopf nickt. Kaoru entschließt nun, mit uns wieder hoch zu gehen und ich bin überrascht, dass er nicht einmal davon weiß was Toshiya beruflich gerade macht. Gerade als Shinya aufbrechen will, um zu seiner eigenen Wohnung zu fahren, dimmt Kaoru überall im Haus das Licht und deutet mir als auch Shin an, keinen Mucks zu machen. Starr wie eine Salzsäule stehe ich neben Shinya, dabei klopft mein Herz wie wild und ich kann hören, wie vor der Türe jemand herumschleicht. Ausgerechnet jetzt muss mir sowas passieren. Per Handzeichen deutet Kao uns an, so leise wie möglich die Treppe hoch ins obere Stockwerk zu nehmen und auch Miyu gibt keinen Laut von sich, fast so als wüsste sie ganz genau was von ihr erwartet wird. Ich spüre, wie Shinyas Hand auf meiner Schulter ruht und wir gehen in Kaorus Zimmer, dabei hämmert mein Herz immer noch wie wild. „Verdammte Paparazzi“ vernehme ich nun von Kaoru, der zu uns hoch gekommen ist und in seinen Augen lese ich klar ab, wie besorgt er um mich ist. „Wie konnten die so rasch das Haus finden?“ höre ich Shin nun recht besorgt im Flüsterton nachfragen, dabei bin ich wirklich erleichtert nicht ganz allein im Haus zu sein. Selbst Kao weiß keine Antwort auf diese Frage und da wir wohl oder übel Gefangene in unserem eigenen Haus waren teilt Shinya mit Kaoru und mir für diese eine Nacht das Zimmer. Anfangs kann ich vor lauter innerlicher Aufregung kaum schlafen, da ich damit rechne diese, dass diese Paparazzi in das Haus eindringen konnten, doch da Kaoru direkt bei mir ist verfliegt diese sehr rasch und bevor ich ins Land der Träume gleite bitte ich kami-sama darum, dass diese Teufel Kyo als auch Toshiya zufrieden lassen. Am nächsten Morgen bin ich richtig angespannt, da ich nicht genau weiß, ob wir weiterhin belagert werden und ich atme erleichtert auf, als Kaoru das Zeichen gibt, dass ich mit Shin hinunter kann. Noch erleichterter bin ich aber, als ich Toshiya neben mir unbekannten Männern entdecke und ohne groß darüber nachzudenken falle ich ihm um den Hals. „kami-sama sei Dank, sie haben dich nicht erwischt“ kommt aus mir hervor, dabei bekomme ich erst jetzt mit, wie Kyo mich fragend ansieht und ich senke rasch meinen Kopf. Kaoru klärt in kurzen Worten die Sachlage von gestern Abend auf und ich bin froh, dass ich dem Schwarzhaarigen in der Küche zur Hand gehen darf. „Ich hab so ein ungutes Gefühl gehabt, deswegen habe ich ein paar alte Freunde darum gebeten mich hierher zu begleiten“ erklärt er mir nun, dabei schaue ich ihm direkt in die rehbraunen Augen und auch ihn ihnen liegt diese Sorge um mich. Fragend lege ich meinen Kopf schief, reiche ihm den Karton mit den Eiern und ein leichtes Lächeln liegt auf seinen Lippen. „Die Jungs arbeiten in einer Firma als Security“ sagt er nun zu mir, stupst mir die Nase und jetzt verstehe ich auch, warum Kaoru so sichtlich entspannt in Anwesenheit dieser Männer war. „Gehören die etwa zu Dir en Grey?“ will ich nun wissen, wobei ich mich nun neben dem Kühlschrank anlehne und jeden einzelnen Handgriff von ihm beobachte. Toshiya nickt nur, womit sich nun eine weitere Frage in mir auftut: wieso waren diese Leute vor dem Haus? „Ich werd beim Label ein Schreiben einreichen, wo ich darum bitte, aus dem Exklusivleben einer Band komplett ausgeschlossen zu werden“ meine ich nun tief seufzend, starre in Richtung Decke und um ehrlich zu sein will ich es mir nicht antun. Da ende ich ja vorher samt Herzinfarkt erneut im Krankenhaus. „Du brauchst noch Zeit um zu genesen, Daisuke. Die Entscheidung von oben kam zu verfrüht“ kommt nun aufbauend von ihm, wobei er nun direkt vor mir steht und ich ihm dadurch direkt in die Augen schauen kann. „Ich brauche Freiheit und mein eigenes Leben“ antworte ich nur darauf, wobei ich leicht meinen Kopf senke und mit meiner Stirn seine Schulter berühre. „Ich werde schon nichts verraten, Daisuke“ höre ich nun Toshiya zu mir sagen, spüre seine Hände auf meinen Wangen ruhen und um ehrlich zu sein beruhigt es mich sehr, dass er mich auch ohne groß zu sagen versteht. „Danke, Tosh“ sage ich nur zu ihm, schließe meine Augen und ich kann deutlich fühlen, welche Ruhe er gerade ausstrahlt. Nach dem Frühstück stimmt Kaoru dahin gehend zu, dass ich zu meiner Schwester gehe und ich bin nur noch heilfroh, wenn ich unerkannt dieses Land hinter mir lassen kann. Ob Kaoru & Toshiya von meiner Entscheidung verletzt sein werden? Hoffentlich nicht, denn wenn die Dinge weiterhin so verlaufen ende ich kurzerhand noch unter der Erde als Wurmfutter. Kyo & Shinya helfen mir rasch, die wichtigsten Sachen zusammen zu packen, dann werde ich von Kaoru & Toshiya gemeinsam zur Wohnung meiner Schwester gefahren. Kapitel 8: 八 ------------ „Ladies & Gentlemen, wir befinden uns im Anflug auf Wien-Schwechat.....“ vernehme ich ziemlich verschlafen die Stimme einer Stewardess im fließendem Englisch und ich befolge brav alle Anweisungen. Der Grund, warum ich in einem Flieger in Richtung eines Landes befinde das ich nicht einmal ansatzweise kenne ist folgender: 1) weil ich es momentan in meinem Heimatland nicht aushalte und 2) weil einige Paparazzi das Haus ausfindig machen konnten, indem ich derzeit mit Kaoru zusammen lebe. Meiner Schwester als auch meinem Schwager habe ich es zu verdanken, dass ich für eine Weile unerkannt abtauchen kann und um ehrlich zu sein habe ich schon ein recht mulmiges Gefühl in mir. Wie reagiert Kaoru, wenn er heraus findet, wo ich mich zur Zeit wirklich befinde? Ich kann nur darauf hoffen, dass er meine Entscheidung nachvollzieht als auch versteht. Doch wenn ich geahnt hätte, wie stressig das ganze Prozedere wird nur damit ich endlich in die Maschine hinein darf, dann wäre ich sicherlich mit dem Schiff aufs Festland übergesetzt. Dieser Reise habe ich nur zugestimmt, da mir meine Schwester versprach, kein Wort davon zu Kaoru zu sagen und dieser Abstand wird uns allen sicherlich ganz gut tun. Wer weiß, vielleicht hilft es mir ja ins Ausland zu gehen und ich erlange all meine Erinnerungen auf einem Schlag wieder. Als die Maschine endlich landet seufze ich tief auf, da ich nun mehrere tausend Kilometer von meinen Freunden abgeschnitten bin und ich entscheide mich dazu, den großen Andrang in Richtung Ausgang etwas abebben zu lassen bevor ich selbst aussteige. Ein Musikstudent aus der Kansai Region war den ganzen Flug über mein Sitznachbar und er ist so freundlich mich bis in die Ankunftshalle zu begleiten. Beim Förderband, wo das Gepäck ausgegeben wird muss ich in meiner Tasche nach dem kleinen Block kramen auf dem die Farbe, Form als auch Größe meiner Tasche aufgezeichnet sind. Zum Glück für mich, dass ich meine eigene Handschrift lesen kann, sonst wäre ich selbst hier in der Fremde hoffnungslos verloren. Mit meinem Gepäck gehe ich nun in die Ankunftshalle, wünsche dem Studenten noch viel Glück für sein Studium und erst da entdecke ich ein älteres Ehepaar, dass ein Schild mit meinem Namenskanji in die Höhe hält. Mit einem kurzen Lächeln gehe ich auf die kleine Familie zu, verbeuge mich zur Begrüßung und ich bekomme mit, dass sie so etwas wie meine Gasteltern sind zu denen mich meine Schwester geschickt hat. Auf den Weg in die Wohnung erfahre ich schließlich, dass sie schon seit zwei Generationen in diesem Land hier leben und trotzdem immer noch die Sprache ihrer Ahnen beherrschen. Da ich vom Flug noch tierisch müde bin, schlafe ich immer wieder fast ein und bekomme nur verschwommen die an mir vorbei streichende Umgebung mit. Endgültig am Ziel angelangt falle ich so wie ich bin in das für mich bereit gestellte Bett und verfalle in einen traumlosen Schlaf. Ich bin in einer gewissen Hinsicht doch froh, dass ich momentan keine Träume habe die mich heimsuchen und ich bin auch geistig ziemlich erschöpft. Erst am nächsten Tag rege ich mich halbwegs, doch merkwürdigerweise ist mir sauschlecht und ich verspüre keinerlei Appetit. Mein Gastvater erklärt mir, dass es wohl am Jetlag liegt, weil ich mich nicht wohl fühle und ich nehme wenigstens eine Schale Misosuppe zu mir. Selbst diese schmeckt mir kaum und ich frage mich gerade, ob ich mich nicht zu sehr daran gewöhnt habe, die traumhaften Speisen von Toshiya vor mir am Tisch zu haben. Da ich außerdem noch recht erschöpft bin von meiner langen Flugreise bin, verbringe ich die ersten Tage in Wien eher innerhalb der Wohnung bis sich mein angeschlagener Körper an die neuen Bedingungen angepasst hat, dabei verschlafe ich den Großteil meiner Zeit. Erst nach einer Woche geht es langsam bergauf mit meinem Kreislauf und ich kann einen kleinen Rundgang um den Wohnblock machen, in dem ich momentan untergebracht bin. Natürlich begleiten mich die jüngeren Kinder des Haushaltes am Anfang, um mir die verschiedenen Verbindungsmöglichkeiten in die Stadt hinein zu erklären, die ich mir zu Beginn nicht merken kann. Da in unmittelbarer Nähe ein Fluss liegt, gehe ich oft wenn das Wetter gut ist dorthin und ich geniesse es im Gras zu liegen & gleichzeitig etwas Sonne zu tanken. Am Abend nerven die Gelsen tierisch, die in riesigen Schwärmen sich auf einen stürzen und ich ende oft mit mehr als drei Gelsenstichen gleichzeitig auf dem Heimweg. Um ehrlich zu sein traue ich mich immer noch nicht, in ein öffentliches Schwimmbad zu gehen aufgrund der Narben die ich auf meiner Brust trage und selbst Kaoru gegenüber würde ich sie nicht auf freiwilliger Basis zeigen wollen. Selbst wenn diese Verletzungen sehr gut verheilt waren, so erinneren sie mich als feine weiße Linien daran, wie knapp ich dem Tod eigentlich entronnen bin. Die restlichen Narben auf meinem Kopf sind dank meiner langen Haare nicht zu sehen und deswegen habe ich mich auch dagegen entschieden, sie eines Tages wieder einmal schneiden zu lassen. Außerdem mag ich es wie meine Haare zur Zeit sind. Selbst bei höheren Temperaturen trage ich lieber ein Langarmshirt, weil sie mir angenehmer als ein ärmelloses T-Shirt sind und ich renne oft mit Jeans und einer dünne Jacke bekleidet herum, wobei mich glücklicherweise keiner zu erkennen scheint. Selbst wenn ich mit der Straßenbahn unterwegs bin schaut keiner zu mir und um ehrlich zu sein erleichtert es mich tief in meinem Inneren sehr, endlich vollkommen unbemerkt zu leben. Nun da sich mein System an die neue Umgebung angepasst hat wage ich mich schon auf etwas längeren Abständen außer Haus und es fasziniert mich sehr, unterschiedliche Sprachen auf einmal in Bus, Straßenbahn als auch U-Bahn zu hören. Vor kurzen ist mir erst aufgefallen, dass ich doch recht bewandert in der englischen Sprache bin und das erstaunt mich sehr. Irgendwann muss ich also nach der Schulzeit die Zeit gehabt haben diese Sprache besser zu lernen. Selbst die landestypische Sprache fällt mir recht leicht zu erlernen, wobei ich mich oft zu fragen beginne, wann ich in meinem Leben so ein Genie im Bereich Sprachen geworden bin. „Aniki, begleitest du mich heute?“ fragt mich die Jüngste der drei Kinder, die gerade aufbrechen will und sie sieht mich direkt an. „Sicher doch, Yumi-chan“ kommt aus mir hervor, schnappe mir meine Tasche als auch meine Jeansjacke und verlasse mit ihr die Wohnung. Mit ihr bin ich sehr gerne unterwegs, da sie mir Teile der Stadt zeigt, die ich sonst nie während meines Aufenthaltes zu Gesicht bekommen hätte und obendrein macht es auch Spaß mit ihr unterwegs zu sein. Oft fahren wir eine bestimmte Strecke ab, die ich mir rasch merken kann und nebenbei kommt in mir manchmal die Frage auf, was meine Freunde in diesem Augenblick tun. Ob ich Kaoru davon überzeugen könnte, dass er ebenfalls in diese Stadt kommt? Gerade als ich an Kaoru denke überkommt mich ein leichtes Schuldgefühl, da ich ja ohne ihm ein Wort zu sagen nach Österreich geflogen bin und ich senke deswegen leicht meinen Blick. Ich würde mich ja liebend gerne bei ihm melden, doch ich tue es einfach nicht da ich a) meinen momentanen Standort nicht verraten und b) Kaorus Wut auf mich ziehen will. Ich könnte eventuell Toshiya anrufen, doch von dem habe ich ja leider keine Nummer. Seufzend blicke ich aus dem Fenster der Straßenbahn mit der wir gerade fahren und ich ertappe mich dabei, dass ich den schwarzhaarigen Bassisten von Dir en Grey doch etwas vermisse. Doch was ist es, dass mich so an ihn anzieht? Ich werd aus mir selbst nicht schlau und ich stehe auf, als mir Yumi andeutet das wir die nächste Station aussteigen. Mit einem Nicken folge ich ihr, ermahne mich innerlich dazu nicht weiter an Kaoru & Toshiya zu denken und ich folge ihr durch die Menschenmassen, die sich bei dieser Station bilden. Innerlich ermahne ich mich ruhig zu bleiben, da ich auf einmal in mir das Gefühl verspüre kaum Luft zu bekommen aufgrund der vielen Menschen um mich herum und ich atme tief aus, als wir in einen Waggon der U-Bahn einsteigen, der recht leer wirkt. „Du siehst etwas blass aus“ vernehme ich nur von ihr, wobei sie doch recht besorgt klingt und erst da wird mir bewusst, dass ich so oder so nie wieder auf einer Bühne stehen konnte. Was hilft es Dir en Grey, wenn ich da oben eine Panikattacke bekomme, nur weil die Halle gesteckt voll ist? Nein, es ist besser wenn ich mich komplett aus dieser Welt heraus halte, die ein Teil meiner Freunde ist und ich wundere mich gerade wie das Plattenlabel auf einen kompletten Ausstieg von mir reagieren wird. ************ Toshiyas POV: Es war doch gut, dass ich am Abend noch die Maschine nach Osaka genommen und unsere Leute von der Security angerufen habe, denn als ich am nächsten Morgen das Haus erreiche war es von Paparazzi umzingelt. Daisuke schien regelrecht erleichtert zu sein mich zu sehen und auch Kyo ist kurz darauf erschienen. Nach diesem Vorfall entschied Kaoru ihn vorerst zu seiner Schwester zu bringen und ich bin direkt nach Nagano zu meinen Eltern abgehauen, da ich den Paparazzi nicht über den Weg rennen wollte. Nun sind zwei Wochen verstrichen, die ich mit diversen Shootings kreuz & quer innerhalb Japans verbracht habe und auf meinem Handy bemerke ich eine Kurznachricht von Shinya. Seufzend lese ich mir diese durch, worauf ich den nächsten Zug nach Osaka nehme und mich gerade frage, warum uns Kaoru so kurzfristig zusammen trommelt. // Hoffentlich hat es nichts mit Daisuke zu tun // denke ich gerade, wobei ich noch bildlich vor mir habe, wie ich mit ihm am Dach des Gebäudes sitze, in dem unser Plattenlabel untergebracht ist. Kurz huscht mir ein Lächeln über die Lippen, da ich klar eine gewisse Unschuld in seinen Augen sehen konnte und auch wie er mich mit einer vertrauten Wärme angesehen hat. Dank dem Shinkansen bin ich noch am Nachmittag in Osaka und rufe mir ein Taxi, dass mich direkt zu Kaorus Haus bringt. Bei meiner Ankunft fällt mir sofort anhand von Kaorus Körpersprache auf, dass etwas nicht stimmt und schweigend gehe ich ins Wohnzimmer weiter, wo auch schon Kyo & Shinya anwesend sind. „Weiß irgendeiner von euch drei Bescheid, wohin sich DIE verschanzt hat?“ kommt die Frage nun aus Kaoru hervor, womit er die Katze aus dem Sack lässt und ich wundere mich ehrlich gesagt sehr, dass sich unser leader-sama zuerst an uns wendet. Während er auf eine Antwort wartet fällt mir sofort auf, mit welchem Blick mich Kaoru belegt und innerlich seufze ich lautlos auf. „Hast du bei seiner Familie schon nachgefragt?“ will ich nun wissen, während Kyo als auch Shinya verneinen den Rotschopf in den letzten vierzehn Tagen gehört oder gesehen zu haben und ich schlucke nur, als ich ein kurzes Aufblitzen in Kaorus Augen bemerke. „Sonst würde ich euch nicht fragen“ konterte Kaoru kühl auf meine Frage, wobei ich eine Ahnung habe, warum diese scheinbar nicht erreichbar ist. „Kaoru, überlasse es bitte mir. Ich werd ihn schon ausfindig machen und dich kontaktieren“ schlage ich ihm nun vor, stehe langsam auf und ich bin kurz davor in Richtung Tür zu gehen, als mir deutlich klar wird wie misstrauisch er mir gegenüber noch ist. Es kostet ihm sichtlich Überwindung meinem Vorschlag zuzustimmen und er will, dass ich mit Shinya in Kontakt bleibe. Mit einem raschen Nicken verlasse ich kurz darauf das Haus und ich krame mir eine Zigarette hervor. Ich komme nicht umher leicht zu grinsen, da Daisuke von sich aus den Abstand zu Kaoru sucht. „Ich ahne schon, worum du deine Familie gebeten hast, Daisuke“ murmle ich nun vor mich hin, gehe die Straße entlang und es ist eine wahre Genugtuung für meine Seele, dass Kaoru momentan eine Informationsquelle weniger zur Verfügung hat. Nebenbei rufe ich meine Managerin an und bitte sie darum mir Termine in Übersee zu verschaffen. Ich weiß auch nicht, warum aber irgendwie kommt es mir so vor, dass Daisuke sich nicht mehr innerhalb des Landes befindet. Zum ersten Mal ist mir, dass sie regelrecht begeistert klingt über meine Entscheidung und sie bittet mich darum, mein Handy aktiv zu lassen um mich jederzeit erreichen zu können. Kurz darauf suche ich meine Wohnung in dieser Stadt auf, die ich ja in den letzten zehn Jahren mit der von Daisuke zusammen legen habe lassen und ich lasse mir gerade durch den Kopf gehen, was genau passiert ist. „Was nun, Kaoru? Was ist dein nächster Schritt?“ frage ich mich gerade, liege am Sofa und starre die Zimmerdecke an, dabei wundert es mich tief in meinem Inneren nicht, dass er Daisuke doch nicht so sehr kennt wie unser Herr leader-sama wohl dachte. Ist er wirklich nur so blind oder beabsichtigt er wirklich Daisuke gegen seinen Willen an sich zu binden? Das ich mit Shin in Verbindung bleiben soll ist nur ein taktischer Schachzug Kaorus, damit er Daisuke für sich haben kann, doch da spiele ich sicherlich nicht mit. Einen Zug von meiner Zigarette machend schreibe ich eine Kurznachricht an Shinya, dass ich wahrscheinlich bald selbst das Land verlassen werde um nach Daisuke zu suchen und kurz darauf erhalte ich auch schon einen Anruf meiner Managerin, dass sich für ein deutsches Jugendmagazin posieren soll. Leicht die Augen verdrehend stimme ich schließlich zu, mache einen erneuten Zug von meiner Zigarette und setze mich nun auf. Wenn ich schon einmal in Deutschland bin, so konnte ich locker in den anderen europäischen Ländern in denen wir zuvor während unserer Touren waren nach Daisuke suchen. Die Visitenkarte der drei Anzugsträger hervor fischend starre ich diese lange an und auf einmal kommt mir eine Idee. Ich rufe Shinya an, da ich mit ihm wegen dieser Idee reden will, dabei richte ich mir nebenbei schon einige Taschen für den Abflug nach Europa her. Es ist zwar schon eine Weile her, dass ich mit der Band dort war, aber mein Englisch ist soweit mir selbst bekannt ist noch nicht eingerostet. Am frühen Abend treffe ich auf unseren Drummer in einem Café das nicht all zu weit entfernt liegt. Dort erzähle ich ihm von meiner Vermutung, wo sich Daisuke aufhalten könnte, bitte ihn an Kaoru die Visitenkarte weiter zu reichen die mir auf Okinawa überreicht wurde und teile ihm noch mit, dass ich mich erst in ein paar Tagen wieder bei ihm melden werde. Shinya nickt nur, dann bricht er auf mit den Worten, dass er Kaoru sofort in Kenntnis setzt über meinen Plan. Nach diesem Treffen streife ich durch die Straßen eine rauchend und zermartere mein Hirn, wo ich eigentlich mit der Suche anfangen sollte. Europa kenne ich nur aus dem Auto als auch aus dem Flugzeug heraus, wie soll ich da denn bitte Daisuke ausfindig machen? Was gibt mir aber die Sicherheit, dass er sich gerade dort irgendwo aufhält? Ganz einfach, indem ich innerlich versuche seinen Gedanken zu folgen. Es gibt nur zwei Kontinente, auf denen sich Daisuke sehr wohl fühlt: Europa & Amerika. Auf dem Rückweg in meine Wohnung überlege ich mir gerade, ob ich mir eventuell einen Dolmetscher anlegen sollte, doch durch den würde ich zu schnell als Bandmitglied Dir en Greys auffallen und ich entschließe mich dazu, bei meinem Englisch als Hilfsmittel zu bleiben. Gerade als ich bei der Tür herein bin, ruft mich erneut meine Managerin an und teilt mir meine Abflugdaten mit. Obendrein erfahre ich noch von ihr, dass mich mehrere Termine in Deutschland erwarten und ich seufze dabei lautlos auf. // Du tust es nur, um Daisuke zu finden // sage ich mir geistig, schnappe mir meine Taschen und breche nun in Richtung Flughafen auf, dabei muss ich an unsere allererste Reise in dieses Land denken. Jeder Einzelne war innerlich aufgeregt, da wir kaum wussten was uns dort erwarten würde und genau so fühle ich mich erneut, als ich zum Schalter in der Abflughalle aufbreche. Der erste Stop meiner Reise ist in Hamburg, gefolgt von den Städten Köln, Berlin und München. Wenigstens sind es nur so wenige Städte die ich aufsuchen muss aufgrund der Termine fürs Fotoshooting und beim Boarding spiele ich mich gerade mit dem Gedanken, in München eventuell über die Grenze nach Osten zu reisen. „Es wird zwar stressig, aber wenigstens muss ich nicht Kaoru über den Weg laufen“ bringe ich nur hervor, lehne mich in meinen Sitz zurück und schließe meine Augen. Nach mehr als zwölf Stunden in der Luft habe ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen und ich fühle mich ganz & gar geschlaucht. Scheinbar bin ich es nicht mehr gewohnt, einen Langstreckenflug in einem Durchgang zu absolvieren. Leicht gähnend gehe ich samt meinem Gepäck auf den Ausgang zu, wo ich schon von mehreren Herrschaften erwartet werde und tief in meinem Inneren bin ich froh, dass ich erst in drei Tagen mein Shooting in der Hamburger Innenstadt habe. Bis dahin kann ich mich wenigstens akklimatisieren und in Ruhe darüber nachdenken, wo sich Daisuke befinden könnte. Im Hotel angelangt liege ich nachdenklich in meinem Zimmer, starre die Zimmerdecke an und ich frage mich gerade, wie es ihm gerade so geht. Mit absoluter Sicherheit steckt Daisuke nicht in einem luxuriösem Hotel. Meine Augen schließend wandern meine Gedanken an früher, wo ich nur mit ihm ein Zimmer teilen konnte, da Kyo sich aufgrund der vielen Klamotten beschwerte, die dieser überall verstreute. Eigentlich waren ja Kyo, Daisuke und ich dazu eingeteilt worden ein Zimmer miteinander zu teilen, aber da wir in seinen Augen zu viel Chaos auf einmal verursachten zog er lieber zu Kaoru & Shinya. Ein leichtes Grinsen huscht mir über die Lippen, als ich mich noch ganz gut daran erinnern konnte, dass selbst Kaoru fast der Schlag getroffen hätte aufgrund der im ganzen Zimmer verteilten Kleidung von uns beiden. Daisuke und ich haben uns halt nicht entscheiden können, was wir denn konkret anziehen sollten, wobei es der eigentliche Hauptgrund für diese Unordnung gewesen war. Am Ende rannten wir in der Kleidung des Anderem zum geplanten Interview und Kyo hat dabei sichtlich die Augen verdreht. Hey, wir waren zu dem Zeitpunkt jung & obendrein passten uns auch die Klamotten des Anderen wie angegossen. Amüsiert von dieser Erinnerung schüttle ich leicht meinen Kopf, schlüpfe aus meinen Sachen und springe rasch unter die Dusche, dabei driften meine Gedanken zu Daisuke ab. ************ Gerade als ich mit Yumi das Einkaufszentrum betrete in das sie hinein will, bekomme ich ohne jegliche Vorwarnung Schluckauf und ich frage mich gerade, woher dieser wohl kommt. „Scheinbar denkt jemand an dich, dem du ziemlich wichtig bist, Daisuke aniki“ höre ich nun von ihr, wobei sie regelrecht amüsiert klingt und ich befolge ihren Tip, indem ich den Buchstaben der an mich denkenden Person zu erraten versuche. „Ein T wie treulos“ antworte ich ihr, sehe sie direkt an und ich bin ehrlich gesagt verwirrt. Ich kenne doch niemanden im meinem vertrautem Umkreis, dessen Name mit T beginnt. Es ist fast so, als wolle dieser Schluckauf nicht aufhören und je verzweifelter ich nun nachdenke, wer es den sein könnte, desto heftiger und unerträglicher werden diese Schübe. „Toshimasa Hara“ murmle ich nun leicht rot geworden vor mich hin, als mir endlich eine Person mit diesem Buchstaben einfällt und kaum das mir dieser Name über die Lippen fällt hört auch mein Schluckauf endlich auf. „Und, schon heraus gefunden, wer es denn war?“ fragt sie mich recht neugierig geworden nach, wobei ich ein sichtliches Glitzern in ihren Augen sehe und ich nicke nur kurz, da ich selbst vor Kaoru diesen Namen bisher geheim gehalten habe. „Diese Person muss wohl ziemlich intensiv an dich gedacht haben, so heftig wie dein Schluckauf war“ meint sie nur mit einem aufmunterndem Lächeln und einem schelmischen Aufblitzen ihrer Augen, dann führt sie mich in ein Running-Sushi Lokal, wo schon ihre Freundinnen auf sie warten. Ob sie recht damit hat? Soll das etwa heißen, dass er mir doch vergeben hat für die Fehler, die ich begangen habe? Denkt er etwas deswegen so sehr an mich? Schweigend sitze ich neben Yumi und lasse meine Gedanken weit abschweifen. Ich könnte ja versuchen ihn zu erreichen. Doch als ich mich daran erinnere, wie ich bei meinem letzten Versuch ihn anzurufen reagiert habe, schießt mir leichte Röte ins Gesicht und ich starre die Tischplatte vor mir an. Das muntere Geschwätz der Mädchen ausblendend spüre ich klar, dass mein Herz gerade schneller zu schlagen beginnt, nur weil ich gerade an Toshimasa Hara denken muss und ich frage mich in diesem Augenblick, wann ich eigentlich damit angefangen habe so sehr an ihm zu hängen. „Klar komme ich mit“ antworte ich, als mich Yumi aus meinen Gedanken reißt und mich fragt, ob ich mit ihnen in die Innenstadt fahren will. Auch wenn ich nicht sonderlich Appetit gehabt habe, so habe ich wenigstens etwas von den angebotenen Speisen probiert und ich muss sagen, dass Toshiya um Meilen besser kocht als die Köche dieses Lokals. Gestaffelt brechen wir nun zur U-Bahn auf, dabei fällt mir erst jetzt bei der schlanksten der drei komplett in schwarz gekleideten Mädchen auf, dass sie verschiedene Bilder auf ihrer Tasche befestigt hat. „Wer sind die denn alle?“ will ich nun wissen, da meine Neugier angestiegen ist und in der U-Bahn sitzt sie direkt neben mir. Aufmerksam höre ich ihr genau zu, als sie mir erklärt, wer alles auf diesen Bildern oben ist und ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass selbst in Österreich Dir en Grey ein Begriff ist. Nun will ich wissen, wie sie die Band findet und ob sie schon einmal auf ein Konzert von ihnen war. Ich bin so froh, dass Yumi ihnen gegenüber verschweigt, wer ich wirklich bin und während wir uns mehr über Dir en Grey unterhalten ist mir, dass ich am besten Weg bin mich selbst besser kennen zu lernen. Den restlichen Tag verbringen wir durch die Innenstadt bummelnd, dabei lerne ich sogar recht abstruse Themen kennen, warum Dir en Grey momentan auf Pause sind. Schmunzelnd schüttle ich nur den Kopf, als ich die unmöglichsten Verschwörungstheorien zu Ohren bekomme und ich bin regelrecht gespannt, wie Kaoru wohl auf all diese Nachrichten reagieren wird. In einer dieser Thesen gelte ich sogar als das absolute Unschuldslamm und ich muss mich sichtlich zusammen reißen um nicht vor lauter Lachen zu platzen. // Oh mann, Kaoru, wenn du das nur hören könntest // denke ich gerade, grinse nur vor mich hin und für mich ist es lange her, dass ich mich so ausgeglichen gefühlt habe. „Ich kann ja mal versuchen, ob ihr näher an die Band ran kommen könnt, denn ein Freund von mir ist zwar Anwalt oder so was in die Richtung, aber er kennt Dir en Grey persönlich“ gebe ich nun von mir, worauf die Augen der jungen Mädchen nur so vor Begeisterung aufleuchten und ich kenne da drei Personen mit Anzug, die absolut gegen diese Idee von mir wären. Außerdem hätte Kaoru sie an der Backe und nicht ich. Am Abend fahre ich mit Yumi zurück und mir fällt klar auf, wie nachdenklich sie auf einmal wirkt. „Daisuke aniki, findest du nicht, dass du dich heute zu auffällig benommen hast?“ fragt sie mich nun und bestürzt stelle ich fest, dass sie mit ihrer Frage recht hat. Was in aller Welt hat mich bloß dazu veranlasst so gedankenlos zu handeln? Ich bin ja momentan so etwas wie Dir en Greys Maskottchen, also sollte ich doch alles Mögliche tun um meine Freunde als auch ihre Privatsphäre zu schützen. „Es ist mir nicht aufgefallen“ bringe ich leise hervor, senke schuldbewusst leicht meinen Blick und tief in meinem Inneren hoffe ich sehr darauf, dass keiner der Paparazzi nun erfährt, wo ich mich gerade aufhalte. „Sieh zu, dass du beim nächsten Mal etwas vorsichtiger mit deinen Worten bist, Aniki“ sagt sie nun aufmunternd zu mir, lächelt mich kurz an und ich nicke nur darauf. Yumi hat recht, in Zukunft sollte ich doch vorsichtiger mit bestimmten Aussagen sein und obendrein würde ich von Kaoru gekillt werden, wenn er davon Wind bekommt, was ich wildfremden Menschen auf offener Straße vorgeschlagen habe. // Kao killt mich so oder so // denke ich nun schmollend, verziehe mich in mein Zimmer, nachdem wir wieder angelangt sind und ich lehne mich bei der Wand neben meinem Bett an. Dabei lausche ich aufmerksam dem Song ain't afraid to die, welcher gerade gespielt wird und ich seufze tief auf. Ich muss zugeben, heute habe ich mich wirklich total daneben benommen. Ich sollte unbedingt damit aufhören, mich den Teenagern als auch jungen Erwachsenen so dringend anpassen zu müssen, denn ich gehöre ja offensichtlich nicht mehr in diese Altersgruppen hinein. Seufzend stehe ich kurz auf, schnappe mir meine Malsachen, setze mich auf den Boden, schließe kurz meine Augen und horche ganz genau auf die Takte des nächsten Songs. Dann öffne ich meine Augen und ich beginne mit dem ersten vernehmbaren Klang zu zeichnen. Ich lasse mich dabei treiben und versuche mir nebenbei vorzustellen, wie meine Freunde bei ihren Proben diesen Song perfomen. Die Art, wie Shinya den Takt auf seinem Drumset angibt; Toshiya & Kaoru die hochkonzentriert ihren Riffs folgen und obendrein Kyo, dessen kraftvolle Stimme diesem Grundgerüst folgt. Ein kurzes Lächeln huscht mir über die Lippen, als ich kurz über meine entstehende Zeichnung streiche und erst da erkenne, dass ich Kyo genau so zeichne, wie ich ihn mir gerade auf einer Bühne vorstelle. Im Augenblick ahne ich nicht im Geringsten, dass ich durch diesen Vorgang meine aufkommenden Erinnerungen an früher auf Papier festbanne und ich stecke sehr viel Zeit als auch Energie in diese Zeichnungen hinein. Meistens sind es Kyo & Shin, die ich da in den mir passenden Farben auf Papier banne, daneben zeichne ich auch gerne, wenn ich unten am Fluß bin. Sogar mit Acrylfarben habe ich begonnen und da ist mir ein Bild von Kaoru gelungen, dass ich ihm bei meiner Rückkehr geben möchte. Auch von Tosh sind schon zwei Leinwände mit ihm als Motiv bemalt worden. Doch einen Block rühre ich momentan nicht an, da ich andauernd knallrot werde, wenn ich mir die Zeichnungen darin anschaue. Es wäre mir sehr peinlich, wenn Kaoru sie sehen würde, denn in meinen Augen sind diese von mir erschaffenen Zeichnungen völlig absurd und hirnrissig. Nie im Leben würde ich mit einem Mann auf intime Weise zusammen sein und doch hat sich vor ein paar Tagen die Theorie anderwertig bewahrheitet - sehr zu meinem Leidwesen oder sollte ich doch eher sagen sehr zu meinem Glück? Da ich die Stadt auch einmal bei Nacht sehen wollte, war ich am Wochenende ausgegangen ohne vorher zu wissen wie diese Nacht für mich enden würde. So gut es ging schlug ich mich mit meinem wenigen Deutsch recht gut durch und ich bin mit einer Gruppe von Jugendlichen in einen Club gegangen, der voll gestopft war. Bei der Tür bin ich umgedreht, da mir zuviele Menschen darin erschienen und eine rotblonde Frau in hohen Schuhen & sehr knappen Glitzerkleid kam auf mich zugewackelt. Sie scheint Interesse an mir zu haben, deswegen stimmte ich zu sie hinein zu begleiten und ich war erstaunt darüber, nicht durch die Menschenmassen zu müssen. Anfangs redet sie nur mit mir und sie füllt mich mit Alkohol ab, doch nach dem ersten Glas Sekt wird mir so schlecht, dass ich mich direkt vor ihren Füßen mehrfach übergeben muss. Angewidert rümpft sie ihre Nase und schickt mich davon, dann stehe ich vor dem Club und schlendere weiter durch die Straßen. In einem anderen Club versuche ich mein Glück und eine Brünette wird auf mich aufmerksam. Sie scheint recht nett zu sein, worauf wir rasch ins Gespräch kommen und dann in einem unbeobachteten Moment gemeinsam aufs Damenklo verschwinden. Gerade als ich sie küsse ist mir, als fühle ich überhaupt nichts dabei und werde ehrlich gesagt langsam unsicher, ob ich gerade wirklich das Richtige tue. In jenem Moment, als sie mir über den Schritt streicht schaffe ich sofort Abstand zu ihr und blicke sie verwirrt an. Denn in dem Augenblick, als sie es erneut versucht mich zum Großteil zu entkleiden und zu berühren, habe ich auf einmal einen gutaussehenden schwarzhaarigen Mann vor mir, dessen rehbraune Augen halb geschlossen sind und er sich unter meinen Berührungen leicht zu räkeln beginnt. „Tut mir Leid“ murmle ich ihr nur entgegen, richte rasch meine Kleidung und stürme aus dem Club hinaus. Auf den Weg heimwärts kriege ich diese Bilder einfach nicht mehr aus dem Kopf und rot geworden verschwinde ich rasch in meinem Zimmer, dabei bin ich mehr als erleichtert, dass alle schon schlafen. Um mich innerlich zu beruhigen springe ich rasch unter die Dusche, doch auch dort bekomme ich die Bilder des Schwarzhaarigen nicht mehr aus dem Kopf, wie er nackt unter mir liegt. Nun renne ich komplett rot an, warum auf einmal habe ich solche Bilder, die in meinem Kopf herumspuken und wieso gerade mit einem Mann? kami-sama, sag bitte, was habe ich denn falsch gemacht? Einen Blick an mir selbst hinunter werfend schlucke ich nur, da ich ein sichtliches Problem hatte und in einer gewissen Weise bin ich doch halt froh, dass es nicht Kaoru ist den ich da nackt vor meinen Augen habe. Meinen Mut zusammen nehmend schließe ich meine Augen, atme tief ein & aus und tue das, was wohl für jedem Mann das Natürlichste in so einer Situation war. Danach war ich nur teilweise zufrieden gestellt, da mir tief in meinem Inneren doch etwas Wichtiges abging. Bevor ich schlafen gehe, verbanne ich diese unartigen Bilder noch in einen Block, den ich noch nicht angerührt habe und anfangs wusste ich nicht, wen ich denn da in so lasziven Posen zeichne. Da meine neueste Zeichnung mit Kyo erstmal vom Grundaufbau her fertig ist, strecke ich mich etwas und ich mache mich nun an die Colorierung, dabei blicke ich kurz auf, als Yumi bei der Tür herein blickt. „Ein Anruf für dich, Aniki“ sagt sie nun zu mir, dabei blicke ich von meinem Block auf und nicke nur leicht. Sorgsam lege ich alles auf den Tisch, dann verlasse ich das Zimmer und überlege fieberhaft, wer mich denn hier anrufen könnte. Schlagartig überkommt mich eine gewisse Übelkeit, als ich innerlich die leise Vorahnung bekomme wer denn der Anrufer in Wahrheit sein kann. Bei der Wand angelehnt stelle ich fest, dass mir auf einmal total schwindlig geworden ist und mein ganzer Körper sich zittrig anfühlt. „Ich lege mich hin“ murmle ich nur Yumi entgegen, die wie der Rest der Familie recht besorgt wirkt und kaum das ich mich in mein Bett gelegt habe, dreht sich alles vor meinen geschlossene Augen wie bei einem nie enden wollenden Ringelspiel. „Daisuke-kun? Wie geht es dir?“ vernehme ich nun die Stimme von Yumis Mutter, die nach mir sieht und ich habe imer noch meine Augen geschlossen. „Etwas besser“ antworte ich ihr leise, dabei starre ich nun die Zimmerdecke an und ich frage mich gerade, wieso mir auf einmal so schlecht geworden ist. „Es war eine deiner beiden Schwestern, sie meint sie ruft später noch einmal an“ richtet sie mir nun aus, dann verlässt sie mein Zimmer und tief in meinem Inneren spüre ich klar, wie mir ein Stein der Erleichterung vom Herzen fällt. Doch in diesem Augenblick wird mir bewusst, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, dass Kaoru über meine Familie heraus findet wo ich mich zu Zeit befinde und allein bei diesem Gedanken muss ich kurz schlucken. // Ich bitte dich, kami-sama...... erhöre mich und lass Kaoru noch nicht wissen, wo ich mich aufhalte // denke ich gerade, schließe meine Augen erneut und um ehrlich zu sein ist es mir doch recht unangenehm, dass ich gerade auf diese Art auf Kaorus Fürsorglichkeit als auch Freundschaft reagiere. „Bitte verzeih mir, Kaoru.....“ murmle ich nur vor mich hin, starre weiterhin die Zimmerdecke an und ich entschließe mich dazu, morgen mit der gesamten Famile darüber zu reden, ob ich wieder nach Osaka zurück kehren soll. *********** Toshiyas POV: Während meiner Shootings in Deutschland halte ich mit Absicht nicht viel Kontakt zu Shinya und ich sitze gerade im Zug in Richtung München, nachdem ich in Berlin erneut für dieses Jugendmagazin posiert und nebenbei auch Fotos für das europäische Label gemacht habe, bei dem Dir en Grey verzeichnet ist. Gähnend blicke ich auf das Display meines Handys und es zeigt mir mindestens fünf verpasste Anrufe von einer Nummer an, die ich im Schlaf sogar erkennen würde. Um in Ruhe etwas Schlaf zu erhalten, schalte ich das Mobiltelefon komplett ab und im Augenblick ist es mir völlig egal, wer mich versucht so dringendst zu erreichen. Dir en Grey waren mit dem Bus in Deutschland unterwegs und ich hatte den absperrbaren Bereich zum Schlafen für mich alleine. Es war früh am Morgen gewesen, als ich wach wurde und kurz darauf jemand an der Tür anklopfte. „Herein“ brachte ich nur hervor, gähnte kurz und in dem Moment als ich aufstehen wollte fiel mir auf, dass ich mich nicht bewegen konnte. „Tosh, hast du...?“ höre ich nun Shinya fragen, der gerade herein kommt und sichtlich irritiert wirkt. „Wir sind bald in München angekommen“ nuschelt unser Drummer noch in meine Richtung, dann verschwindet er wieder. „Shin, sag Kaoru Bescheid“ kommt es noch aus mir hervor, deute auf den Schlafenden, wobei er nur kurz mit dem Kopf nickt, dann ist er wirklich nicht mehr zu sehen. Ich richte meinen Blick auf den drei Jahre älteren Japaner, der bei mir angeschmiegt sich noch im Land der Träume befindet und ich seufze tonlos auf. Wahrscheinlich war er in der Nacht zu mir gekommen ohne das ich es bemerkt habe. Sein Kopf ruht genau auf meinen Bauch und er hat mich sogar mit beiden Armen umschlungen, dabei wirkt er so friedlich im Schlaf. Kurz darauf taucht dann schließlich Kaoru auch auf und ich weise durch einen entnervten Blick auf unseren Zweitgitarristen hin, der mich erneut mit einem Stofftier zu verwechseln scheint. „Sieh lieber zu, dass es ihm nicht zur Angewohnheit wird“ beklage ich mich gerade bei ihm, worauf ich Kaoru direkt anschaue und er wusste ganz genau, was ich mit dieser Aussage meinte. „Danke, dass du mir gegenüber ehrlich bist“ kommt es nun von Kaoru, dessen Blick nun auf dem rothaarigen Mann ruhte, der mich als Teddybärersatz ansah und ich konnte ihm ansehen, dass er gehen wollte. „Toshiya, gibt es noch etwas, das du mir zu sagen hast?“ will er noch von mir wissen, die Hand an der Klinke ruhend und auf meine Antwort abwartend. „Daisuke taucht immer dann bei mir auf, wenn es bei euch beiden Unstimmigkeiten in eurer Beziehung gibt“ werfe ich ihm nun die Worte an den Kopf, dabei verschränke ich meine Arme und blicke Kaoru lange an. Mit einem kurzen Nicken verschwindet er schließlich und ich verdrehe die Augen, da ich immer noch den Rotschopf an der Backe hatte. Als ich aufwache, habe ich dieses Bild von damals im Kopf und ich frage mich gerade, ob Kaoru schon zu diesem Zeitpunkt etwas geahnt hat. Warum ist es mir nicht schon früher aufgefallen? Die Art, wie Kaoru mir diese Frage stellte und die Art, wie er mich dabei ansah. Außerdem, wieso fiel mir nicht schon damals auf, welche Signale mir Daisuke zu übermitteln versuchte? Ganz einfach erklärt: weil ich zu diesem Zeitpunkt noch viel zu blind für mein Umfeld als auch meiner eigenen Gefühlswelt war. Nachdenklich geworden richte ich mich in meinem Sitz auf und blicke aus dem Fenster, dabei bekomme ich das Bild nicht mehr aus dem Kopf an welches ich mich noch sehr gut erinnern kann. Deswegen war Shin damals so irritiert gewesen, da jeder in der Band zu dem Zeitpunkt ganz genau wusste, was zwischen den beiden Gitarristen lief. Trotzdem finde ich es immer noch merkwürdig, dass sich unser Nesthäkchen immer noch wie leicht versteinert verhält, wenn Daisuke und ich zusammen sind. Leicht aufseufzend stehe ich nun auf, strecke mich etwas und meine Laune sinkt etwas in den Keller, da es zu regnen beginnt. Ich kann aus meinem Abteil aus schon sehen, wie einige der Fahrgäste sich bereit machem am nächsten Bahnhof auszusteigen und genau da höre ich die Ansage, dass wir fast in der bayrischen Hauptstadt sind. Meine Tasche schnappend fällt mir daraus etwas entgegen und überrascht blicke ich den Talisman an, der nun in meiner Hand liegt. Ein kurzes wehmütiges Lächeln huscht mir über die Lippen, da ich ganz genau weiß, dass ich ihn in Niigata in einem Tempel mir geholt habe bevor wir als gesamte Band mit dem Shinkansen nach Aomori gefahren waren. Doch etwas war anders am Talisman und als ich ihn genauer betrachte fällt mir auf der Rückseite eine mir vertraute Handschrift auf. Innerlich erstarre ich, da niemand davon gewusst haben konnte und ich starre wie gebannt die Worte an, die in der leicht chaotisch wirkenden Handschrift verfasst wurden. Wie durch einen Blitzschlag fährt mir der Gedanke durch all meine Knochen, dass Shinya mich dabei beobachtet hat wie ich diesen Talisman noch in meine Tasche gab. Aber wie in aller Welt gelangt dann Daisukes Handschrift auf die Rückseite? Noch nachdenklicher geworden verlasse ich mein Abteil, stopfe den Talisman wieder in meine Tasche und mir ist auf einmal, als fehle mir selbst ein wichtiges Teil in diesem Puzzle. ************ Die Tage vergehen wie im Flug und meine neuerste Zeichnung ist fast fertig geworden. Außerdem habe ich einen recht merkwürdigen Traum gehabt. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, welche Bedeutung er für mich hat. Lagsam stehe ich nun auf, recke mich so gut es geht und ich setze meinen Entschluss in die Tat um. Ich habe mich nach dem Telefonat mit meiner Schwester dazu entschieden, in Osaka anzurufen und Kaoru Bescheid zu sagen, dass es mir a) gut geht und b) um ihm zu sagen wo ich mich gerade befinde. Tief ein & aus atmend setze ich mich im Wohnzimmer aufs Sofa, dann nehme ich all meinen Mut zusammen und rufe kurzerhand Kyo an, da ich ihn in der Nähe zu Kaoru bzw. Shinya vermute. Außerdem sind es die beiden einzigen Telefonnummern, die ich ständig bei mir habe und die von Kaoru weiß ich ehrlich gesagt nicht. Gerade als ich von einer mürrischen Stimme begrüßt werde, kann ich über das Telefon mitbekommen wie es aus Kyos Hand genommen wird und ich beisse mir auf die Lippen, als ich auf einmal Kaorus Stimme vernehme. „Hallo... Kao... alles ok bei euch?“ kommt es recht unsicher von mir, wobei ich mehrmals schlucken muss und innerlich ermahne ich mich dazu ruhig zu bleiben. „DIE, wo in aller Welt steckst du eigentlich? Ich mach mir riesige Sorgen um dich“ höre ich nun Kaoru zu mir sagen, dabei verspüre ich ein Stechen in meinem Herzen und schlagartig kommen in mir Schuldgefühle hoch, da ich nicht wollte, dass sich Kaoru meinetwegen solche Sorgen macht. „Bei Verwandten meines Schwagers im Ausland; es tut mir aufrichtig leid, dass ich dir gegenüber nichts gesagt habe, Kao. Sei deswegen bitte auch nicht böse auf mich, dass ich dich erst jetzt anrufe“ bringe ich leiser werdend hervor, da mich sichtlich jeglicher Mut verlassen hat den ich eigentlich für dieses Gespräch aufbringen wollte und ich senke sogar leicht meinen Kopf. „Mein kleiner Baka, was soll ich nur mit dir anstellen?“ kommt es nun von Kaoru, wobei ich mir nicht gerade sicher bin ob ich da eben einen leichten Seufzer vernommen habe. „Mich lieb haben?“ kommt es nun von mir mutiger geworden, da Kaoru doch nicht zu toben begonnen hat und eine brilliante Idee schießt mir gerade durch den Kopf. Danach verläuft der Rest des Gespräches mit Kaoru viel entspannter. Außerdem kommt es mir so vor, als könnte ich ihn über das Telefon lächeln hören und ich nun viel entspannter als zu Beginn des Telefonats. „Ich komme recht bald wieder zurück nach Hause, Kao“ verspreche ich ihm noch, dann lege ich auf und ich bin regelrecht verwirrt, da ich von den Kindern leicht grinsend angestarrt werde. In diesem Augenblick ahne ich nicht im Geringsten, dass Toshiya sich ebenfalls im deutschsprachigen Raum befindet und dieser auf der Suche nach mir ist, weil Kaoru durch meine Familie nicht meinen momentanen Standort ermitteln konnte. Schade nur, dass ich nicht noch etwas mit Kyo plaudern konnte. Ich hätte ihm gerne von den Zeichnungen erzählt, die ich während meines Aufenthaltes hier von ihm angefertigt habe und ich bin regelrecht gespannt, wie Kyo & Shinya auf diese Geschenke reagieren. Dementsprechend motiviert schnappe ich mir meine Zeichensachen als auch meine Tasche und gehe wie üblich hinunter zum Fluß, wo ich leise die Melodie zu ain't afraid to die vor mich hinsumme. Es ist das einzige Lied, dass ich langsam auswendig kann und ich liebe diese Melodie. Sie inspiriert mich sehr und hilft mir auch oft zu entspannen. Nebenbei hilft mir dieses Lied dabei, meine seelischen Schmerzen für einen ungewissen Augenblick zu vergessen. Darüber hinaus habe ich das Gefühl, dass ich die Kraft bekomme mit der Leere in mir fertig zu werden, wenn ich es in einem traurigen Zustand höre. Wenn ich kann, dann höre ich ain't afraid to die in Dauerschleife um mir Kyos Worte einprägen zu können. Gäbe es in diesem Universum ein bestimmtes Lied, dass ich auf einem Instrument erlenen sollte, dann gewiss ain't afraid to die. An meinem Lieblingsplatz sitzend ist mir auf einmal, dass ich ganz genau weiß wie ich die zweite Gitarre in diesem Lied zu spielen habe und wann genau mein Einsatz kommt. Da ich gerade nichts auf Papier bannen kann, gehe ich kurz zurück um meine Zeichensachen in mein Zimmer zu bringen, dann breche ich in die Stadt auf und suche nach einem Geschäft, indem Instrumente verkauft werden. Jetzt will ich es wirklich wissen, ob ich auch in der Lage bin, mein Lieblingslied zu spielen. In einem Einkaufszentrum nicht weit entfernt stoße ich schließlich auf so ein Geschäft und ich sehe mich genau um, dabei schwirrt mein Kopf aufgrund der verschiedenen Marken. // Kao hat mir gar nicht gesagt, dass es soviele davon gibt // denke ich gerade, als ich vor einem Exemplar stehen bleibe das meine Interesse erweckt und langsam strecke ich meine Arme danach aus. Merkwürdig ungewohnt ist es für mich, als ich die rot-weiße Gitarre in meinen Händen halte und ich blicke sie genau an. „Kann ich die bitte ausprobieren?“ frage ich nun den Verkäufer, der auf mich zu kommt und mit einem Nicken deutet er mir zu einem passenden AMP, wo ich sie anschließen kann. Ich bin wahrlich erstaunt, dass ich genau weiß was ich da tue und ich stimme sie erst mal so, wie ich die Melodie zu ain't afraid to die im Kopf habe. Kurz tief Luft nehmend zähle ich geistig ab wann Shinyas Drums zu hören sind, dann fange ich einfach an zu spielen. Ich bekomme nicht einmal mehr mit, dass ich gerade so spiele, als hätte ich schon von Geburt an dieses Instrument in meinen Händen gehabt und tief in meinem Inneren folge ich instinktiv den verschiedenen Wechsel. Was Kaoru wohl sagen würde, wenn er mich nun so sehen könnte? Ich drifte immer mehr von mir selbst ab, dabei ist mir in diesem Augenblick, als beobachte ich einen Fremden dabei, wie er in meinem eigenen Körper die Kontrolle über etwas hat, dass mir ein absoluter Fremdkörper ist. Ich werde direkt aus meiner geistigen Abwesenheit heraus gerissen, als der Verkäufer mich gerade fragt wie lange ich schon Gitarre spiele. „Seit der Mittelschule“ antworte ich nur auf die Frage, wobei ich ehrlich gesagt nicht einmal weiß, ob ich gerade eine richtige Antwort abgebe. Bis zu diesem Augenblick habe ich seit meinem Unfall keine Gitarre in den Händen gehabt. Kaoru bestand zwar darauf, dass ich auf der Acousticgitarre meine Akkorde übe, aber ich bin lieber im Freien gewesen als zu lernen wie man dieses Instrument beherrscht. Bevor dieser Verkäufer damit beginnt mit mir fachspezifische Begriffe auszutauschen bedanke ich mich vorerst, dass ich die Gitarre ausprobieren durfte und verlasse das Geschäft, nachdem ich ihm sage das ich es mir in Erwägung ziehe sie mir zu kaufen. Tief seufzend nehme ich vor dem Einkaufszentrum auf einer Bank Platz und starre auf meine Hände. Was in aller Welt war gerade passiert? Es wirkt so irreal auf mich, dass ich vor ein paar Minuten eben eine Gitarre gehalten und sogar darauf spielen konnte. „Ich beginne wohl schon zu tagträumen“ murmle ich nur vor mich hin, stehe nun auf, stopfe beide Hände in meine Jackentasche und gehe zu Fuß zurück, dabei bekomme ich das Bild von mir selbst mit diesem Fremdkörper nicht mehr aus dem Kopf. // Na toll... jetzt kommt langsam DIE von Dir en Grey in mir hervor -_-“ .... ich bin aber nicht DIE // denke ich tief seufzend, kicke eine leere Getränkedose in Richtung Fahrbahn und beisse mir sogar kurz auf die Lippen, da in mir das Gefühl aufkommt, als würde mich diese Identität in zwei Wesen spalten. Warum konnte dieser blöde Unfall nicht noch gleich den Rest meiner unliebsamen Vergangenheit ausradieren? Mich innerlich dadurch immer mehr herab ziehend bemerke ich nicht, dass es auch Personen in meinem engsten Umkreis gibt, denen es völlig egal ist ob ich nun ein weltberühmter Rockstar bin oder nicht. Kapitel 9: 九 ------------ Wehmütig blicke ich auf den Kalender nachdem ich aufgestanden bin. Es ist nun fast ein Monat her seit ich in diese für mich wundervolle Stadt gekommen bin und am Wochenende geht es für mich leider wieder retour nach Osaka. Ich bin ein Mensch der Versprechen hält und deswegen fliege ich in mein Geburtsland zurück, obwohl ich viel lieber noch etwas länger geblieben wäre. Ich mag jeden innerhalb dieser Familie sehr gerne und für mich ist es fast schon so etwas wie ein zweites Zuhause geworden. Hoffentlich lässt mich Kaoru wieder nach Wien fliegen, wenn er meine Anwesenheit erneut für eine kurze Zeitspanne entbehren kann. Heute versuche ich mich darin für alle Palatschinken zum Frühstück zu machen, doch durch das Chaos das ich dabei verursache wecke ich Yumis Mutter auf und sie blickt mich streng an. „Das ist ja das reine Schlachtfeld hier. Nächstes Mal haltest du dich lieber aus meiner Küche fern, Daisuke-san“ kommt es streng von ihr, hat beide Hände in die Hüften gestemmt und blickt mich genau an, wobei ich in ihren Augen deutlich ablesen kann, dass sie mir deswegen nicht all zu böse ist. „Soll ich...“ beginne ich meine Frage an sie, doch sie schickt mich nur mit einem Wink ihrer Hand aus ihrem kleinen Reich und ich verziehe mich in mein Zimmer, dabei seufze ich leicht auf. Wie kommt es eigentlich, dass ich mit alltäglich gebrauchten Haushaltsgegenständen wie einem Staubsauger oder einem Mixer nicht umgehen kann? Diese Tatsache bringt mich dazu, erneut darüber nachzudenken was ich direkt nach der Schulzeit beruflich gemacht habe bevor ich auf Kaoru traf. Da ich nicht untätig im Zimmer bleiben will ziehe ich mich rasch an, dann sage ich noch Bescheid, dass ich eine Runde spazieren gehe und ich pfeife leise eine Melodie vor mich hin, die ich mir durchs stetige Anhören des Liedes Red...[em] gemerkt habe. Ich mag den Riff der von der zweiten Gitarre ausgeht und so langsam kann ich auch Kaoru gegenüber schon meine Lieblingslieder von Dir en Grey an der Hand abzählen. Durch Yumis Bruder Hisao habe ich die Ähnlichkeit zur Band Nirvana am Beginn des Songs bemerkt und ich will deswegen Kaoru fragen was es eigentlich damit auf sich hat. Außerdem wollte mir der 16-jährige Informatikschüler unbedingt zeigen wie man mit einem PC umgeht, doch mir ist das alles viel zu hoch. Es reicht mir vorerst, dass ich weiß wie man ein simples Telefon bedient und wie ich den Fernseher samt DVD-Player einschalte. Auf meinem Rundgang verspüre ich auf einmal in mir ein ungutes Gefühl aufkommen, dass in Bezug Osaka, Kaoru und einem Monat steht. „Verdammt..... die Frist für die Band, Kao wird sie ja nicht einhalten können“ kommt es mir gerade, dabei bleibe ich stehen und beiße mir fest auf die Lippen. Ja, ich war nicht nur wegen der Paparazzi kurzfristig aus Japan geflohen, sondern auch wegen der Entscheidung des Plattenlabels mich als zweiten Gitarristen aktiv bei Dir en Grey zu sehen. Ich hoffe nur, Kaoru wird mir deswegen dankbar sein, dass ich den Anzugsträgern ihre Pläne gehörig versaue, indem ich mich regelrecht weigere nach deren Pfeife zu tanzen. Außerdem scheint mir nur Shinya derjenige zu sein, der wirklich noch gewillt ist mit uns allen als Band wieder aktiv zu sein. Kaoru zähle ich dahingehend nicht mit, da er wahrscheinlich so oder so wieder auf der Bühne stehen wird genau wie Shinya. So wie ich Kyo einschätze ist ihm Dir en Grey wohl sehr wichtig, doch mit dem Job den er jetzt hat glaube ich eher, dass er locker darauf verzichten kann von diesen arroganten Anzugsträgern herum gescheucht zu werden. Also blieben so genommen nur noch zwei der ursprünglichen fünf Mitglieder Dir en Greys, wenn Toshiya sich ebenfalls aus dem ganzen Geschehen zurück zieht. Demnach würden diese reichen Schnöseln zuerst einen Sänger, einen Bassisten und einen zweiten Gitarristen auftreiben müssen um ihren Goldesel wieder zur Arbeit antreiben zu können. Allein dieser Gedanke entlockt mir ein Lächeln und ich kann es schon bildlich vor mir sehen, wie sie Kaoru förmlich darum anbetteln damit Kyo, Toshiya und ich weiterhin Bestandteile von Dir en Grey bleiben. Mit einem leichten Grinsen fälle ich den Entschluss mit Kyo über die Idee zu reden, dass wir die Idee mit der Band komplett aufgeben. Mit Kao als auch Shinya will ich vorerst nicht darüber diskutieren, da sie mich wohl eher noch dazu überreden könnten als Playback für die Band auf der Bühne zu stehen bis ich wieder in der Lage wäre selbst zu spielen. Wieder zurück fällt mir auf, dass mein angerichtetes Schlachtfeld verschwunden ist und es duftet recht fein in der Küche. „Weck die Anderen auf“ höre ich nur die Worte an mich gerichtet, als ich anfange den Tisch fürs Frühstück zu decken und ich nicke nur rasch, dann klopfe ich an die Türen meiner Gastgeschwister an um sie zu erinnern, dass Frühstück nun auf dem Tisch steht. Ich entscheide mich noch dazu rasch unter die Dusche zu springen, dabei ahne ich in diesem Augenblick nicht im Geringsten, dass ich in den nächsten 72 Stunden auf ein mich betreffendes ungelöstes Geheimnis stoßen werde, welches meine Bande zu Kaoru deutlich in Frage stellen wird. ************  Toshiyas POV: Das Shooting in München war recht entspannt verlaufen und ich bin kurz darauf mit dem nächstbesten Zug über die Grenze in Richtung Osten gefahren, dabei befinde ich mich nun in einem Land, indem Dir en Grey als Band noch nie wirklich zu Besuch waren. Ich werde von dem Vertreter einer Firma begleitet, die mich für einen Werbedreh in der Bundeshauptstadt dieses Landes engagiert haben und ich finde es doch interessant, dass er mit dem wenig japanisch das er beherrscht soviel Auskunft über sein Heimatland versucht zu übermitteln. Durch ihn erfahre ich, dass hier genau so deutsch geredet wird wie in Deutschland und auch etwas über die Firma die ich in diesem Spot vertreten soll. Im Gegenzug erzähle ich ihm natürlich auf englisch etwas über meine Heimatstadt als auch meine Wahlheimat Osaka und ich sehe regelrechte Begeisterung in den Augen des jungen Mannes aufflammen. Als er mich plötzlich aus heiterem Himmel fragt, ob es in Osaka wirklich die besten Okonomiyaki in ganz Japan gibt muss ich kurzerhand lachen. Ehrlich gesagt ist mir bisher noch nie so eine Frage gestellt worden und ich antworte ihm nur darauf, dass er sich da selbst eine Meinung machen sollte falls es in je nach Japan verschlägt. // Irgendwie erinnert mich diese Frage stark an Daisuke // schießt mir gerade der Gedanke durch den Kopf, wobei mir ein kurzes Lächeln über die Lippen huscht, mich innerlich gerade frage wie es ihm wohl geht und ich bekomme nur noch am Rande mit, wie der junge Mann kurz mit dem Kopf nickt, dann widmet er sich dem Schaffner zu der nach den Fahrkarten verlangt. Aus reiner Interesse blicke ich in den Flyer der unsere gesamte Reiseroute beschreibt und ich bin ehrlich gesagt erstaunt über all diese Namen. Mein Begleiter ist wenigstens so nett und erklärt mir welche österreichische Stadt wir schon hinter uns haben, dabei erfahre ich auch, warum unsere Tickets zweimal kontrolliert wurden. Mit einem Nicken widme ich mich der letzten Seite des Flyers wo mein Ankunftsort aufgedruckt ist. Nun wundere ich mich, wieso die Züge hier so langsam sind und der junge Mann ist derjenige der nun lachen muss. Hey, ich stamme wenigstens aus einem technisch fortgeschrittenen Land, wo Zugreisen nicht so lange dauern und obendrein richtig angenehm sind. Irgendwie dreht sich unser Gesprächsthema nur noch um technische Innovationen aus und in Japan, dabei vergeht die Zeit fast wie im Flug. Am Abend erreiche ich schließlich Wien. Müde wie ich von der Zugfahrt bin stimme ich vorerst zu das Hotel aufzusuchen indem ein Zimmer für mich gebucht worden war und mein Begleiter bringt mich noch hin, dabei versuche ich mir in dem gut strukturiertem Verkehrsnetz die wichtigsten Linien zu merken. Im Hotel werde ich vom Manager begrüßt und zu meinem Zimmer für die nächsten paar Tage gebracht welches mir von der Einrichtung her sehr gefällt. „Mit der gesamten Band sollten wir einmal hierher kommen“ murmle ich gerade vor mir her, stelle meine Tasche ab und werfe einen kurzen Blick aus dem Fenster hinaus. Ich kann direkt auf eines der vielen Wahrzeichen dieser Stadt, den Stephansdom blicken und sogar die vielen Leute über den Platz wuseln sehen. Mit einem kurzen Lächeln wende ich mich nun vom Fenster ab, schnappe mir saubere Sachen aus meiner Tasche und springe rasch unter die Dusche. Dadurch fühle ich mich wieder munterer, werfe einen Blick auf die Uhr und ich entscheide mich dazu die Stadt etwas unsicher zu machen. Ich fahre mit dem Aufzug hinab zur Rezeption, wo ich nachfrage was man in dieser Jahreszeit und zu dieser Uhrzeit noch so alles in der Stadt sehen kann, dabei ist mir die junge Dame mit dem strohblondem Haar eine sichtliche Hilfe. Mit einem Lächeln bedanke ich mich, nehme noch das Angebot fürs Abendrestaurant wahr und nach dieser Stärkung wandle ich durch die Straßen der Innenstadt. Ehrlich gesagt, wer würde mich hier bitte in ausgewaschenen Jeans & T-Shirt, Nietengürtel und Sneakers erkennen? Obendrein erwähnt muss ich sagen, dass ich schon etwas froh darüber bin, nicht sofort auf der Stelle erkannt zu werden. Auf den Rückweg in Richtung Hotel pfeife ich leise eine Melodie vor mich hin, dabei ist mir in diesem Augenblick, dass sich gerade unsere Wege kreuzen. Ich weiß auch nicht, wieso aber ich habe auf einmal das Gefühl, dass Daisuke eben an mir vorbei gegangen ist. Instinktiv drehe ich mich um, blicke in die Richtung in die er verschwunden ist, doch ich kann ihn nicht sehen. Seufzend senke ich meinen Blick, kehre direkt ins Hotel zurück und ich bekomme einfach den Gedanken nicht aus dem Kopf, dass ich ihm so nah & doch so fern zugleich bin. ************ Es ist Freitag abends und ich langweile mich gerade als Yumi & Hisao mich dazu einladen mit ihnen in die Innenstadt zu kommen. Sofort stimme ich zu, da ich in wahrer Ausgehlaune bin, dabei bekomme ich von ihrer Mutter das Kommando überstellt. Heißt vereinfacht: wenn es mir zu viel wird, dann ab nach Hause ohne jegliches Motzen. Wie die beiden Teenager richte ich mich auch etwas her, dabei fühle ich ein Kribbeln in mir hoch kommen, dass sich nicht so richtig beschreiben lässt. Ich habe mich für einen klassischen weißen Anzug mit schwarzem Hemd und einem schwarzen Seidenschal entschieden, wobei ich nicht einmal in Erinnerung habe so schon einmal gekleidet gewesen zu sein. Unterwegs schließen sich noch Freunde der beiden an und innerlich freue ich mich doch über die Möglichkeit als Aufpasser zu glänzen. Denn dadurch kann ich klar beweisen, dass ich auch wichtige Aufgaben übernehmen kann und das man auf mich zählen kann. Zu Fuß machen wir uns vom Stephansdom aus auf in Richtung Ringstraße, da wir jede Menge unsinniger Fotos schießen wollen und in diesem Augenblick ahne ich nicht im Geringsten, wer gerade meinen Weg in dieser Stadt kreuzt. Diese Spaziertour macht einfach nur Spaß, da jede Menge Unfug auch ohne jeglichen Alkohol zu Stande kommt und wir enden in einem McDoof, wo weiter herumgealbert wird. Obwohl ich zwar als Aufsichtsperson fungiere, mische ich recht kräftig mit und ehrlich gesagt kann ich diesen Typen nicht verstehen der uns dann schließlich außer Hauses verweist. „Was machen wir nun?“ fragt einer von Hisaos Freunden als wir auf die nächste U-Bahn warten. Mit einem kurzen Überleger schlage ich meinen Schützlingen vor, dass wir ja das Donauufer unsicher machen konnten und glücklicherweise wird dieser Vorschlag von ihnen akzeptiert. Dadurch wären wir nicht all zu weit von zu Hause entfernt und sie wären außer Reichweite von möglichen pöbelnden Besoffenen. „Daisuke-san, stimmt es was O-kaa-san uns am Morgen erzählt hat? Fliegst du wirklich schon dieses Wochenende zurück?“ fragt mich Yumi, nachdem die Freunde der beiden heimwärts aufgebrochen sind und aus ihrer Stimme kann ich deutlich heraus hören, dass sie etwas niedergeschlagen wirkt. Ich bringe nur ein kurzes Nicken zusammen, da ich in diesem Augenblick kein Wort aus mir hervor bringen kann und ich hoffe sehr auf die Möglichkeit rasch wieder hierher kommen zu können. „Das ist ziemlich unfair von dir“ höre ich nun von Hisao, der nun aufsteht und sich aufmacht zurück zur Wohnung zu gehen. Yumi bricht gemeinsam mit ihrem Bruder auf und ich stehe nun allein beim Flussufer da. Tief seufzend kicke ich einen Stein in Richtung Wasser, starre in den sternenklaren Himmel und in einer gewissen Weise kann ich die beiden Jugendlichen verstehen. An ihrer Stelle hätte ich gegen meine Eltern rebelliert und alles Mögliche in meiner Macht stehende versucht um den Abflug zu verhindern. Bei dem Gedanken beginne ich mich nun zu fragen, wieso eigentlich Kaoru als auch Toshimasa Hara mich nicht davon abgehalten haben das Land zu verlassen. Ich kann von Glück reden das dieses Szenario nicht eingetreten ist und ich lehne mich am Stamm einer Weide an. Wie erkläre ich Kaoru am besten, weshalb ich ohne ein Wort zu sagen ins Ausland aufgebrochen bin? In wie weit hat meine Entscheidung ihm gegenüber nichts zu sagen meine Freundschaft zu Kaoru gefährdet? Ein tiefer Seufzer entkommt meinen Lippen, da ich mich momentan wegen Kaoru eher ratlos fühle. Außerdem befremdet es mich innerlich sehr, da er scheinbar etwas in mir zu sehen versucht das ich nicht bin. // Du hättest ruhig früher schon so eine Auszeit anstreben können, Daisuke Andou // schießt mir der Gedanke gerade durch den Kopf als ich mich auch nun auf den Weg zurück mache und ich bin sichtlich verwirrt. Wieso sagt mir ausgerechnet jetzt mein Gewissen, dass ich viel zu spät an Abstand zu den Leuten gedacht habe die mir wirklich wichtig sind? Was habe ich getan, was habe ich gesagt? Es wäre schon recht nett zu wissen, was für Fehler ich vor meinem Unfall begangen habe um sie endlich unschädlich machen zu können. Daheim angekommen sitze ich nachdenklich in meinem Zimmer, lasse den CD-Player spielen und lausche den Klängen zur accoustic Version von The Pledge. Dabei schreibe ich mir auf einen Notizblock zehn meiner Stärken auf die ich mir bewusst bin. Die eigenen Schwächen kann ja jeder ohne Probleme abzählen, doch wenn es um eigene Stärken geht fällt es einem oft sehr schwer diese zu nennen. Nachdem mir das gelingt versuche ich zehn Stärken meines anderen Ichs aufzuschreiben und da fällt es mir viel schwerer. Ein Lächeln taucht kurz auf meinen Lippen auf, da ich es als klaren Beweis dafür ansehe, dass ich nicht der Zweitgitarrist von Dir en Grey sondern ein ganz normalsterblicher Mensch bin. Ich lehne mich nun leicht zurück, gebe die Hände hinter den Kopf, blicke in Richtung der Zimmerdecke und denke darüber nach, was Kaoru eigentlich in mir konkret sieht. Ich schnappe mir den Block, schlage die vollgeschriebene Seite um und notiere all jene Gedanken die in mir gerade aufkommen. Da ich gerade so motiviert bin nehme ich mir so ein Brainstorming auch in Bezug Toshiya als auch Toshimasa Hara vor. Seltsamerweise kommen mir beim Bassisten von Dir en Grey als auch meinem besten Freund identische Begriffe zur Beschreibung hervor und ich frage mich gerade, woran es wohl liegt. Schade nur, dass ich Kyo deswegen nicht fragen kann. Der wüsste sicherlich, wieso mir bei diesem Brainstorming doppelte Begriffe erscheinen. Müde wie ich bin lege ich den Block zur Seite, schalte den CD-Player ab, mache mich bettfertig und begebe mich zur Ruhe. Am nächsten Morgen bin ich für meine Verhältnisse recht früh wach, wobei ich rasch unter die Dusche springe. Nachdem ich frisch gewaschen in der Küche erscheine versammelt sich auch schon die gesamte Familie um den Frühstückstisch und mir kommt es heute ungeheuer still beim Frühstück vor. Schweigend esse ich meine Schale Fisch mit Reis als auch meine Misosuppe, dabei frage ich mich gerade, was ihnen allen für eine Laus über die Leber gelaufen ist. Als schließlich die Kinder schon fragen ob sie den Tisch schon verlassen dürfen verharre ich für einen Augenblick und langsam beginne ich zu ahnen, wieso hier jeder so bedrückt wirkt. „Die Agentur hat mich gestern Abend noch angerufen, dein Flug geht morgen sehr zeitig in der früh“ antwortet mir die Mutter von Yumi & Hisao, der ich beim Abwasch zur Hand gehe und ich seufze daraufhin nur leise auf. In ein paar Stunden also bin ich wieder auf den Weg zurück nach Japan. Ehrlich gesagt will ich nicht, dass die Zeit so rasch vergeht. Warum kann sie nicht einfach stehen bleiben? Nachdem alles weggeräumt ist entscheide ich mich dafür hinunter zum Fluss zu gehen, doch davor schreibe ich eine kleine Nachricht an Yumi und an Hisao, die ich durch ihre Türschlitze schiebe. Es gibt einige Dinge, die ich nur den beiden sagen möchte und nebenbei möchte ich mich direkt bei ihnen bedanken für die Zeit, die sie trotz ihrer Schulferien für mich aufgeopfert haben. Bei meinem Lieblingsstandort bei der Weide warte ich eine Weile und glücklicherweise tauchen sie auch auf. „Yumi, Hisao; falls ich es nicht so schnell wieder herüber schaffe, dass ich rechtzeitig zu Beginn eurer Schulen wieder da bin, dann tue ich mein Bestes um euch mit Erlaubnis eurer Mutter für ein Jahr nach Japan zu holen“ verspreche ich ihnen, wobei ich mir schon konkret ausmale, wo ich die beiden in diesem Zeitraum unterbringen kann. Ich habe mir doch etwas mehr Freude von ihnen erwartet, doch auf einer gewissen Weise kann ich auch ihre Skepsis verstehen. „Kannst du bis am Abend warten, Daisuke-aniki? Dann kann ich dir auch eine genaue Antwort geben“ meinte Yumi nur darauf, wobei ich nur nicke und auch Hisao will noch überlegen. Nachdem diese Sache geklärt ist sind beide damit einverstanden, dass ich sie auf ein Eis einlade und wir brechen gemeinsam in Richtung Innenstadt auf. Unterwegs fallen mir wieder die doppelten Begriffe bei meinem Brainstorming in Bezug Toshiya als auch Toshimasa Hara ein und ich erhoffe mir gerade, dass mir Yumi da behilflich sein kann. „Yumi-san, in wie weit kennst du dich denn bei Dir en Grey aus?“ „Nur soviel, dass ich auch mit meinen Freundinnen darüber mitreden kann“ „Sagt dir der Name Toshimasa Hara etwas im Bezug zu dieser Band?“ „Warte mal, Yumi, ist das nicht der richtige Name des Bassisten?“ „Stimmt, Nii-san, bei den Fans als auch innerhalb der Band ist er unter seinem Spitznamen Toshiya bekannt“ „Das heißt Toshiya ist in Wirklichkeit Toshimasa Hara?“ „Hai, Daisuke-aniki“ antworten mir beide synchron mit strahlenden Augen, wobei ich nun mehr als nachdenklich geworden bin und lange auf meine Hände starre. Daher also der Grund, warum mir bei meinem Brainstorming bestimme Begriffe doppelt vorkommen. Wieso bin ich nicht schon eher darauf gekommen, dass es sich bei Toshimasa Hara um ein & dieselbe Person handelt? Außerdem frage ich mich gerade, wieso ich instinktiv ihn näher an mich heran gelassen habe als Kaoru. Meine Erinnerungsfragmente mit dem Schwarzhaarigen darin kommen mir wieder in den Sinn und ich beisse mir stark auf die Lippen, da ich langsam zu ahnen beginne, wer von meinen Freunden sich so sehr in mein Unterbewusstsein gebrannt hat. Nun da ich endlich weiß, was mich wirklich mit Toshiya verbindet muss ich um so dringender zurück nach Japan, da ich mit ihm dringest reden muss. Es gibt einiges an Fragen die geklärt werden müssen, aber auch die Wahrheit zwischen uns will ich endlich wissen. // Dann war der Brief also von Toshiya... doch warum ist er dann einfach von mir gegangen? // denke ich mir gerade, da ich wieder klar vor Augen habe, wie ich regungslos ans Krankenbett gefesselt bin und ihn hören als auch spüren kann. Die tiefe Verzweiflung die in mir hoch kommt, weil ich mich ihm gegenüber nicht bemerkbar machen kann. Dieser unendlich tiefe Schmerz in meiner Brust als er diese Worte des Abschieds zu mir sagt und ich ihn nicht aufhalten kann. Dieser Augenblick, wo ich mich selbst aufgebe, da ich ihn für immer verloren glaube und dabei fast sterbe. Wie ein kleiner Film läuft diese Erinnerung vor meinem inneren Auge ab und ich bekomme das qualvolle Gefühl innerlich zu ersticken. Wieso sind es gerade die schmerzvollen Momente im Leben, die mich so an Toshiya binden? Ich werde es wohl nur dann heraus finden wenn ich in der Lage bin mit ihm darüber zu reden. „Danke euch zwei“ bringe ich in diesem Moment nur murmelnd hervor, schweife gedanklich zum Bassisten Dir en Greys ab und wenn ich mir selbst in diesem Augenblick gegenüber ehrlich sein darf, dann muss ich gestehen wie sehr ich ihn vermisse. ************  Toshiyas POV: Gleich am nächsten Morgen beginnen die Aufnahmen und eine junge Dame erklärt mir den genauen Ablauf der für den heutigen Tag geplant ist. Mein Mobiltelefon habe ich absichtlich im hoteleigenen Safe verwahren lassen, da der einzige Anrufer Shinya ist und ich momentan nicht mit ihm reden will. Erstens habe ich noch keinerlei brauchbare Spuren für Daisukes Aufenthalt gefunden und zweitens möchte ich mir nicht ständig von ihm anhören müssen, warum ich erneut nicht ans Telefon gegangen bin. Ich mag zwar Shin als Bandkollegen & guten Freund sehr, doch für mehr stimmt einfach die Chemie zwischen uns nicht. Ich werde nun von einer jungen Stylistin für die erste Reihe von Fotos hergerichtet. Da die Temperaturen für heute im hohen Bereich angesagt wurden soll bis mittags alles im Kasten sein und ein Lächeln huscht mir dabei über die Lippen. Durch meine Arbeit bei Dir en Grey bin ich solche Herausforderungen gewohnt und kurzer Hand muss ich an mein Shooting zurück denken, bei dem ich ziemlich verkühlt unter einer eiskalten Dusche posieren musste. Ich hatte zwar danach für einige Tage Fieber, doch ich muss zugeben, dass diese Fotos von mir wirklich etwas geworden sind. Der Assistent des Fotographen erklärt mir ganz genau, wie ich mich vor der Kamera zu geben habe und ich arbeite diesmal mit einer jungen osteuropäischen Frau zusammen welche wie ich selbst kein Wort der ansässigen Sprache beherrscht. Obwohl ihr englisch recht gebrochen wirkt, kommen wir schnell miteinander klar und bringen ohne jegliche Probleme das Shooting hinter uns. Danach folgen noch eine Fotos mit mir allein dann ist für heute Schluss. Gerade als ich vor einem Mauerabschnitt posiere fallen mir die Zuschauer auf und ich frage mich gerade was in deren Köpfen vorgehen mag. Beim vorletzten Foto ist mir sogar gestattet, dass ich mir eine Zigarette anzünden darf und gerade als ich mich mit freien Oberkörper an der Mauer anlehne bemerke ich ein mir bekanntes Gesicht, dass am äußeren Rand der zuschauenden Passanten zu sehen ist. Er wirkt verwirrt aufgrund der vielen Leute. Ich kann es direkt an seinem Gesicht ablesen und in diesem Augenblick treffen sich unsere Blicke. Ein Lächeln huscht mir über die Lippen, da er sofort in eine andere Richtung schaut und ich frage den Assistenten des Fotographens, ob es möglich wäre das mit mir vorgesehene Foto mit dem Mann mit den langen schwarzbraunen Haaren machen zu lassen. Da es keinerlei Probleme deswegen gibt wird mein Lächeln noch mehr als ich diese Verwunderung in seinen Augen und den seiner beiden Begleiter ablesen kann. Einen Zug von meiner Zigarette machend gehe ich schließlich auf ihn direkt zu. „Ausgerechnet hier in dieser Stadt auf dich zu treffen, damit habe ich nicht gerechnet, Daisuke“ bringe ich nur hervor, strecke meine Hand aus und streiche ihm die ins Gesicht hängenden Haare zur Seite. „Was machst du hier?“ höre ich ihn nur fragen, wobei ich tief in seinen Augen ablesen kann wie überrascht als auch froh er ist mich hier zu sehen. „Arbeiten, was sonst?“ bringe ich lachend hervor, lege meinen Arm um ihn und ich gehe mit ihm und den beiden Teenagern vor die Kamera. Den Rest meiner Kippe wegschnippend erkläre ich dem Assistenten des Fotographen, wer der werte junge Mann hier ist, dabei kommt Bewegung ins gesamte Team als sie von seiner Identität erfahren. „Tosh, das hier sind Yumi & Hisao“ stellt er mir die beiden Teenager vor, nicke nur leicht mit dem Kopf und mir fällt klar an ihnen auf, dass sie zu wissen scheinen, wer ich wirklich bin. Hätte ich schon beim Aufstehen gewusst, dass sich der heutige Tag so positiv entwickelt, dann hätte ich wahrscheinlich sogar noch vor dem Verlassen des Hotels mit Shinya telefoniert. Das Mädel wirkt wie der Junge recht routiniert darin vor der Kamera zu posieren und ich frage mich gerade, woher Daisuke die beiden Teenager wohl kennen mag. Nun da mein Arbeitstag offiziell beendet ist gehe ich wieder auf ihn zu und ich will die Gelegenheit dazu nützen mit ihm ungestört reden zu können. „Keine Sorge, Daisuke-aniki, ich sag Mutter einfach Bescheid, dass du noch etwas spazieren bist“ höre ich sie zu ihm sagen, dabei hebe ich erstaunt eine Augenbraue hoch und lasse meinen Blick auf Daisuke ruhen, der die beiden Teenager gerade direkt ansieht. ************ Mitten in der Innenstadt die Reste unseres Eis verputzend fällt uns eine Ansammlung von Leuten auf und da meine Neugier schließlich siegt gehen wir unvermindert darauf zu. Zu Beginn kann ich aufgrund der vielen Leute nichts sehen, aber als ich mit Yumi & Hisao am linken Rand vorbei gehe bleibt mir für ein Augenblick die Luft weg. Ein attraktiver Mann mit schwarzen leicht gewellten Haaren lehnt bei der Mauer und raucht gemütlich eine Zigarette, wobei ich in diesem Augenblick deutlich fühlen kann, wie mein Herzschlag sich verschnellert. Sofort senke ich leicht rot geworden meinen Blick als sich meiner mit des Schwarzhaarigen kreuzt und ich deute Yumi nur an weiter zu gehen. Doch in genau diesem Moment taucht ein riesiger kahlgeschorener Typ mit Anzug & Sonnenbrille auf, der mich doch glatt an den Glatzkopf aus diesem einem Rollenspiel erinnert, welches ich zuletzt vor meinem Abflug aus Japan gezockt habe und ich bin sichtlich überrascht als auch froh Toshiya hier zu sehen. Er lacht als ich ihn frage was er hier tut und ich kann klar an ihm ablesen, wie sehr er sich freut mich zu sehen. Ein Stein der Erleichterung fällt mir vom Herzen, da Yumi & Hisao bei meiner Vorstellung von ihnen schweigend nicken und ich bin noch mehr erleichtert über die Tatsache, dass beide mir keine zusätzlichen Fragen über Toshiya stellen. Obendrein bin ich auch deswegen erleichtert, da beide zu verstehen scheinen, dass ich noch wichtige Dinge mit ihm zu besprechen habe und ich nicke nur rasch als Yumi darauf antwortet, dass sie ihre Mutter informiert, wo ich mich momentan befinde. „Wer sind die beiden denn?“ will Toshiya nun wissen, den ich ins Hotel begleite und ich komme nicht umher dieses neugierige Funkeln in seinen rehbraunen Augen zu bemerken. „Verwandte“ antworte ich einfach, da es wahrscheinlich viel zu kompliziert zu erklären wäre wie die beiden Teenager wirklich zu mir stehen. „Da kann ich wohl froh sein, dass du von deinen Fans hier noch nicht entdeckt worden bist“ bringt er nun hervor, grinst leicht, legt seinen Arm um mich und ich stupse ihm leicht auf die Nase. Dabei fällt mir eines wieder ein: wie war Tosh überhaupt in der Lage mich am Sternenfest zu finden? Wie war er generell in der Lage mich ausfindig zu machen, wenn wir beide laut Kyo ein GPS zur weiteren Orientierung eingepflanzt brauchten? Meine Gedanken schweifen an den Abend zurück, wo ich fast vor Luftmangel von deutschen Touristinnen umkreist zusammengebrochen wäre wenn Toshiya nicht da gewesen wäre. Selbst in Aomori, wo ich zwanghaft versuchte meine Erinnerungen an den Unfall zurück zu erlangen und ich kurzerhand vor Shinya zusammenbrach war er wie aus dem Nichts heraus da gewesen. Wenn ich mich unsicher, allein oder traurig gefühlt habe, so war er dann immer wieder in Reichweite zu mir gewesen. Doch wie macht er das? Woher spürt er, wie es mir gerade geht? Was treibt ihn eigentlich dazu an, in unmittelbarer Nähe zu mir zu bleiben? Wen sieht er, wenn er in meine Augen schaut, wen genau? Doch noch ist da eine ganz bestimmte Frage, die ich mir selbst nicht beantworten kann: wieso? Wieso bleibt er immer noch bei mir, nach all dem was ich ihm mit meiner Naivität angetan habe? Nachdenklich geworden bekomme ich nicht einmal mit, wie seine Hand nun auf meiner Wange ruht und ich laufe rot an, da sich unsere Lippen auf einmal versiegeln. Nicht das ich was dagegen habe, ich bin nur sichtlich überrascht darüber, von ihm mitten auf offener Straße geküsst zu werden. Außerdem fühlt es sich verdammt gut an. Ich kann es sonst nicht in Worten fassen, aber instinktiv ist mir, dass es richtig ist was ich hier zulasse. „Lecker, du schmeckst nach Erdbeere“ beginnt er mich nun nach dem Kuss leicht aufzuziehen, weswegen die Röte in meinem Gesicht doch etwas mehr wird und ich halte meinen Blick etwas gesenkt. Warum musste ich mich heute auch für die Eissorte Erdbeere entscheiden. Bis wir in seinem Hotelzimmer sind schweige ich vorerst, da ich nicht wirklich weiß was ich sonst noch zu ihm sagen soll und außerdem möchte ich in Ruhe mit ihm die Fragen durchgehen die ich an ihn habe. Dabei ertappe ich mich, wie ich ihn ganz unauffällig zu mustern beginne und ich muss erneut daran denken wie er bei der Mauer vorhin angelehnt war. Im Gegensatz zu mir ist er nur mit einem Jeansgilet und einer ausgebleichten Jeans bekleidet, wobei man seinen gutgebauten Körper bestaunen kann. Irgendwie verspüre ich das Gefühl in mir meine Hand auszustrecken und dieses von Gott erschaffene Kunstwerk berühren zu wollen. Wie er wohl aussieht ohne der dazugehörigen Verpackung? Allein bei dem Gedanken renne ich nun knallrot an und mir ist es wirklich nur all zu peinlich, dass ich ausgerechnet bei Toshiya meine Gedanken nicht in Griff bekommen kann. Hilfe, bitte sag mir einer bloß nicht, dass ich gerade Entzugserscheinungen bekomme, nur weil ich neben einem so attraktiven Mann durch die Innenstadt spaziere und meine Blicke nicht von ihm bekomme. // Versuch dich auf etwas ganz anderes zu konzentrieren, Daisuke // sage ich gerade geistig zu mir, da ich mich auf andere Gedanken bringen will, doch als ich mit ihm allein im Aufzug des Hotels bin kommt in mir das Gefühl auf, dass wir schon einmal in so einer Situation waren. Mein Herzschlag verschnellert sich genau in dem Augenblick als er mir direkt gegenüber steht und mich zu küssen beginnt. kami-sama, du liebst es wohl mir das Gefühl zu geben, dass ich manche Situationen schon einmal durchlebt habe. Ich verspüre ein positives als auch warmes Gefühl während dieses Kusses in mir aufsteigen und der Wunsch ihm doch etwas näher als es mir bisher möglich war zu kommen verstärkt sich in diesem Augenblick. Ich schmiege mich bei ihm an, koste diesen Kuss vollends aus, habe meine Augen dabei geschlossen und von automatisch wandern meine Hände über seinen Oberkörper. Wie weich sich doch seine Haut unter meinen Fingerkuppen anfühlt. Erneut erwacht meine Neugier und ich beginne mich gerade geistig zu fragen, wie er wohl ohne der ganzen Kleidung aussehen mag. Wie mag es sich wohl anfühlen, wenn seine Hände auf Wanderschaft gingen und ich ihm dabei ziemlich nahe sein konnte? Ein Prickeln verspüre ich gerade, da ich Toshiyas warmen Atem nahe an meinem Hals fühlen kann und ich blicke ihm direkt in die Augen. Ein sanftes Lächeln liegt auf seinen Lippen, dabei haucht er mir noch kurz einen Kuss auf den Hals und ein leichter Schauer durchläuft mir dabei den gesamten Körper. Ich will ihn näher zu mir ziehen, doch ich tue es nicht, da ein älteres Ehepaar in den Aufzug einsteigt und ich verwünsche gerade diese alten Schachteln nur deswegen, weil ich meine Neugier noch etwas zügeln muss. Schmollend reagiere ich nur auf seine amüsiert aufblitzenden Augen, verlasse direkt nach ihm den Aufzug als dieser im gewünschten Stockwerk ankommt und im Moment fühle ich mich zu beobachtet. Beide Hände in meine Hosentasche stopfend folge ich ihm den Gang entlang zu einem Zimmer, dass doch etwas abgelegen von den Aufzügen liegt. Wow, diese Einrichtung ist wirklich nicht von schlechten Eltern. Das Zimmer ist recht geräumig & sogar gemütlich eingerichtet, nebenbei fällt einem sofort das riesige Bett ins Auge. Erneut rennt mir ein Schauer durch den gesamten Körper als Toshiya mich von hinten umarmt und ich seine Lippen an meinem Hals verspüre. „Du solltest dir lieber eine kalte Dusche nehmen, sonst erleidest du noch einen Hitzschlag“ sagt er zu mir, dabei kann ich deutlich fühlen, wie sich seine Hände unter mein Langarmshirt schieben und mich davon zu befreien beginnen. Im Grunde genommen hat er Recht, denn ich habe heute nicht auf die Wettervorhersage aufgepasst und mich erneut komplett bedeckend bekleidet. Ich entspanne mich sichtlich aufgrund seiner sanften Streicheleinheiten und im Moment verdränge ich geschickt meine innerliche Angst davor, dass jemand die Narben zu sehen bekommt die mich noch an meinen Unfall in Aomori erinnerten. Nein, meine Angst ist in diesem Augenblick völlig unbegründet. Vor Toshiya brauche ich mich nicht zu verstecken. Die Stimme tief in mir sagt mir, dass es keinen plausiblen Grund dafür gibt diese Narben vor ihm zu verstecken. Ich sehe es ihm deutlich an, wie sich seine Augen für einen kurzen Augenblick mit Traurigkeit füllen als er diese feinen Linien bemerkt die mir vom Unfall geblieben sind, nachdem er mir aus meinem Langarmshirt geholfen hat. „Bitte verzeih mir“ kommt es leise über seine Lippen, wobei er mich dabei umarmt und ich kann klar fühlen, wie sehr er immer noch darunter leidet. Ich lehne nur meinen Kopf an seiner Schulter an, schließe meine Augen und versuche ihm auf diese Weise zu zeigen wie sehr er für mich wichtig ist. Auf eine gewisse Weise ist es schon recht merkwürdig, denn zwischen Toshiya und mir ist es schon seit wir uns kennen so, dass wir auch ohne Worte verstehen können was gerade im Anderen vorgeht. „Ich denke, wir brauchen beide ganz dringend eine Abkühlung“ bringe ich gerade nur hervor, grinse ihn leicht an und Toshiyas Augen beginnen auf einmal einen schelmischen Glanz aufzuweisen. Kurz nachdem ich diese Worte zu ihm gesagt habe sind wir gemeinsam unter der Dusche. Um ehrlich zu sein tut das kalte Wasser auf meiner Haut wirklich gut, denn ich kam mir aufgrund des heißen Wetters schon langsam wie ein Stück Backware inmitten meiner Kleidung vor. Gerade meine Augen schließend und das Wasser genießend verspüre ich einen wahren Schauer durch meinen Körper. Es ist Toshiya, der mir die Wassertropfen vom Hals wegküsst und obendrein streichen seine Hände über meinen Oberkörper. Ein wohliges Kribbeln erwacht tief in meinem Inneren und vermehrt sich rasch. Erst jetzt kommt mir die Erkenntnis, dass sich mein Körper sehr gut an die Bande zwischen mir und Toshiya erinnern kann, was ich selbst aber nicht mehr kann. Innerlich bin ich leicht verwirrt, da mir ein leichtes Keuchen über die Lippen entwischt und ich frage mich gerade, woher mein Körper eigentlich weiß, wer für mich besser geeignet ist. Wieder kann ich nicht verstehen, warum sich nur mein Herz und ich selbst mich nicht mehr erinnern kann. Toshiya in einen Kuss verwickelnd ziehe ich ihn sanft näher zu mir und schmiege mich bei ihm an, dabei schlinge ich meine Arme um ihn und kraule ihm sachte im Nacken. Es ist alles so vertraut, so als wüsste ich instinktiv ganz genau auf was für eine Sache ich mich hier einlasse. Ich beginne in diesem Moment immer mehr von mir abzudriften, wobei mir erst jetzt wieder jene Bilder einfallen, die ich damals vor meinem inneren Auge sah als ich versuchte unbedingt mit einer Frau zu schlafen. Da erst wird mir tief in meinem Inneren bewusst, warum mein eigener Körper so ablehnend auf das andere Geschlecht reagiert hat. Weil ich auf Männer stehe. Konkret gesagt auf einen ganz bestimmten Mann, in dessen Umarmung ich mich gerade befinde. Warum bin ich erst jetzt in der Lage diese Tatsache über mich zu akzeptieren? Weshalb hat es mich zu Beginn so sehr geschockt von meiner Mutter zu hören, dass ich mir generell nicht viel aus Frauen mache? Um mich vor einer weiteren Enttäuschung zu schützen? Um zu verhindern, dass ich verletzt werde oder einfach nur aus dem Grund, weil ich Angst vor der Wahrheit vor mir selbst gehabt habe? Ich vermute eher aus Angst vor dem was ich wirklich bin, dass ich eisern versucht habe alles zu leugnen. Was wäre wohl passiert, wenn ich nie Toshiyas Brief gefunden hätte und erneut aufs Land zu meinen Eltern gezogen wäre? Ich will ehrlich gesagt nicht einmal ansatzweise darüber nachdenken, da ich diese Vorstellung einfach nicht akzeptieren kann. Allein der Gedanke daran, dass ich ihn fast für immer verloren hätte schnürt mir immer noch tief in meinem Inneren die Luft zum Atmen ab. Ich gebe zu, ich habe Fehler gemacht, doch in diesem Augenblick fühle ich mich eher so, als würde ich endlich das Richtige tun. Auf die Stimme meines Herzens zu hören. // Verdammt Daisuke, da musst du aber total blind gewesen sein wenn du erst jetzt erkennst, wo du eigentlich hingehörst // schießt mir gerade der Gedanke durch den Kopf, schmiege mich mehr bei Toshiya an und ich geniesse diese Nähe zu ihm. So wie es gerade ist so soll es auch bleiben. Ich möchte nicht, dass sich noch etwas verändert. Ich bin endlich daheim. Endlich an jenem Ort angelangt, der meine Zuflucht bildet. Ehrlich gesagt, ich muss ein kompletter Vollidiot gewesen sein, dass ich zehn Jahre dazu gebraucht habe um zu erkennen, wer mir von den beiden mehr am Herzen liegt. Mich innerlich nun komplett fallend überlasse ich Toshiya das Kommando und alles beginnt vor meinen Augen zu verschwimmen. Am Rande bekomme ich nur mit, was genau zwischen uns passiert, wobei es mir ehrlich gesagt eher als ein irrealer Traum vorkommt. Wie vorsichtig und sanft er mit mir umgeht. Er gibt mir wenigstens die Möglichkeit noch rechtzeitig nein zu sagen, doch ich will in diesem Moment einfach nicht, dass er aufhört mich so zu berühren. Ich will einfach nur seine Nähe spüren, von ihm geliebt werden. Inmitten unserer Vereinigung schließe ich meine Augen und schmiege meinen Körper enger an seinen, nur um jeden Zentimeter dieser Nähe zu ihm auskosten zu können. Von mir aus kann nun die Welt untergehen, denn ich habe nichts mehr vor mir, dass ich zu bereuen habe. Von Glückshormonen und Wärme überschüttet lehne ich kurz darauf meinen Kopf bei seiner Brust an, da mir kurz schwarz vor den Augen wird. Trotz allem kann ich es mir sehr gut vorstellen, mit Toshiya erneut so vereint zu sein. „Daisuke?“ fragt er leise nach, streicht mir meine nassen Haare aus dem Gesicht und ich schmiege mich bei ihm an. „Mir wird langsam kalt“ kommt es nur aus mir hervor, da es mir nun langsam aber doch unangenehm ist weiterhin unter dem kalten Wasser zu stehen und öffne meine Augen wieder. Ein leichtes Grinsen huscht ihm über die Lippen als er das Wasser abstellt, dann hüllt er mich in ein Handtuch ein und schlingt seine Arme um meinen Körper. „Ich habe dich vermisst, Daisuke Andou“ sagt er mir leise ins Ohr, haucht mir einen Kuss auf den Hals und ich spüre deutlich wie ein Schauer durch meinen Körper rennt. Mir ist in diesem Augenblick, als hätte ich fast eine halbe Ewigkeit darauf gewartet diese Worte zu hören und ich entsinne mich gerade, dass Kaoru sie mir gegenüber nie ausgesprochen hat. Obwohl sich mein Herzschlag aufgrund dieser Worte etwas verschnellert, verspüre ich auch ein leichtes Stechen. Die Frage nach dem, warum taucht erneut in mir auf. Warum war Toshiya dann einfach von mir gegangen? Diese Frage möchte ich unbedingt zuerst geklärt wissen. Ich steuere auf das große Bett zu, lasse mich darauf fallen und schließe meine Augen, dabei ist mir vollkommen egal, wohin das Handtuch gewandert ist. Es herrscht kurze Stille im Raum, ich kann außerdem fühlen, wie neben sich Toshiya neben mir aufs Bett setzt. In diesem Augenblick spüre ich, wie sich unsere Lippen versiegeln und ich ziehe ihn instinktiv näher an mich heran. So wie ich es eigentlich geplant hatte als ich mich noch im Krankenhaus befand. Nur aufgrund von Luftmangel löse ich schließlich diesen Kuss und blicke ihm lange in die Augen. „Warum? Warum bist du gegangen?“ will ich nun von ihm wissen, schmiege mich bei ihm an und vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge. „Ich... bitte verzeih mir, Daisuke, doch ich hielt es damals aufgrund der umliegenden Umstände für die richtige Entscheidung“ gesteht er mir schließlich, dabei streicht er mir über den Rücken und ich fühle immer noch diesen unerträglichen Schmerz tief in meinem Herzen den er dadurch ausgelöst hat. „Tosh, ich wäre dabei fast...“ bringe ich nur hervor, lasse meinen aufkommenden Tränen freien Lauf und endlich verstehe ich auch, wer sich in diesen Fragmenten meiner restlichen Erinnerungen aufhält. Erst jetzt scheint alles sich wie bei einem Puzzle richtig zusammen zu setzen, obwohl immer noch wichtige Teile dazu fehlen. Die Stille, die uns nun umgibt ist für mich bedrückend. Fast so, als hätte jemand die Gravitation inmitten dieses Raumes erhöht und uns dadurch die Möglichkeit genommen auch nur einen Millimeter zu bewegen. „Ich bin davon ausgegangen, dass du dich für Kaoru entschieden hast“ bringt er nach einer Weile hervor, dabei kann ich deutlich aus seiner Stimme heraus hören, wie sehr ihn diese Tatsache mitnimmt, dass ich kurz nach seinem Besuch im Krankenhaus fast gestorben wäre. „Warum sollte ich das? Klar, ich liebe Kaoru, aber mehr in dem Sinn wie ich meine gesamte Familie liebe“ bringe ich nun aus mir hervor, bin leicht verwirrt aufgrund seiner Aussage und schaue ihm nun direkt in die rehbraunen Augen. Toshiya will etwas darauf sagen, doch er beisst sich nur auf die Lippen und nun bin ich doch etwas besorgt, da ich seinen Gesichtsausdruck nicht wirklich deuten kann. „Tosh?“ frage ich nun leise nach, streiche ihm über die Wange und ich frage mich nun, ob ich eventuell etwas Falsches gesagt haben könnte. „Es gibt etwas, das du über Kaoru wissen solltest“ sagt er nun mit ernster Miene zu mir, schmiegt sich an meine Hand und ich nicke nur, da ich ehrlich gesagt richtig gespannt bin, was Toshiya mir zu sagen hat. „Wenn es nach Kaoru gegangen wäre, dann würden wir jetzt nicht die Möglichkeit haben uns so zu unterhalten“ „Aber... wieso das denn?“ „Dem Management habe ich es zu verdanken, dass die ganze Sache als Unfall eingestuft wurde“ „Willst du etwas damit sagen, dass Kao...?“ „Er wollte mich wirklich wegen schwerer Körperverletzung & versuchten Mordes anklagen lassen“ „Kao würde doch nie jemanden aus der Band so etwas antun“ „Ach ja? Dann hat er dir also nichts von seinem Gespräch mit dir kurz vor deinem Unfall erzählt? „Welches Gespräch denn? Außerdem, woher weißt du davon Bescheid?“ „Weil ich euch unfreiwillig belauscht habe als ich das Hotel verlassen wollte“ „Toshiya, du hast was?“ „Ging ja auch nicht anders, wenn ein gewisser Rotschopf meinen Namen fallen lässt“ sagt er mit einem kurzen Lächeln, dabei bin ich irgendwie froh darüber, keine roten Haare momentan zu haben. Nebenbei machen mich seine Aussagen mehr als nachdenklich, da ich es mir einfach nicht vorstellen kann, dass Kaoru so ist. „Bist du etwa nur deswegen gegangen?“ „Ich musste ihm versprechen, mich zukünftig aus deinem Leben fern zu halten“ „He, das ist immer noch meine Entscheidung, wenn ich sehen will“ „Das habe ich auch versucht ihm zu verklickern“ „Baka, dann wärst du halt bei mir im Krankenhaus eingezogen“ „Um damit Kaorus weiteren Zorn auf mich zu ziehen?“ „Ich hätte es ihm schon irgendwie beigebracht“ „Weil wir schon beim Thema Kaoru sind, wie willst du es ihm erklären?“ „Woher soll ich das auf die Schnelle denn wissen?“ bringe ich nun schmollend hervor, worauf Toshiya nur lachen muss und mich zu sich zieht. In gewisser Weise hat er aber Recht. Früher oder später werde ich Kaoru gegenüber stehen und mit ihm über dieses Thema reden müssen. Allein bei dem Gedanken wird mir flau im Magen, dass ich ihm direkt ins Gesicht sage was er mir in Wirklichkeit bedeutet. „Das kann ich nicht. Tosh, du verlangst da Unmögliches von mir“ bringe ich schließlich aus mir hervor, schließe meine Augen, bleibe bei ihm angeschmiegt und plötzlich fällt mir wieder ein Grund ein, weshalb ich doch nicht nach Osaka zurück fliegen sollte. „Daisuke, wer sagt, dass ich dich da ganz allein in die Höhle des Löwen schicke? Wir stehen das gemeinsam durch“ muntert er mich mit diesen Worten nun auf, haucht mir einen Kuss auf die Lippen und ich nicke nur. Stimmt, solange Toshiya bei mir ist, kann ich mich sogar so einer unangenehmen Situation stellen. „Darf ich dich etwas fragen?“ „Schieß ruhig los, Daisuke“ „Kyo meinte ja, wir beide würden ein GPS brauchen, daher meine Frage: wie schaffst du es andauernd mich zu finden?“ „Nenn es ruhig Intuition“ antwortet er mir recht amüsiert, stupst mir leicht die Nase und ich kann nicht umher leicht rot zu werden. „Es gibt da etwas, dass du noch wissen solltest, Tosh“ bringe ich darauf hin hervor, lasse meine Finger an seinem Schlüsselbein entlang fahren und blicke ihn nicht direkt an. Toshiyas Blick ruht auf mir und er nickt nur, worauf ich an das Gespräch zwischen Shinya und ihm in Aomori zurück denke. „Ich habe mich regelrecht erleichtert gefühlt, als du mir in Vertrauen gesagt hast, dass du für Shin nichts empfindest das über normale Freundschaft hinaus geht“ sprudelt es nur so aus mir hervor, wobei die Röte auf meinen Wangen mehr wird und ich lehne mich mit meine Stirn an seiner Brust an. „Deswegen warst du so rasch nach draußen in den Regen verschwunden. Sag bloß, du hast dir den Kopf darüber zerbrochen, wem mein Herz gehört“ sagt er sichtlich amüsiert, hebt sanft meinen Kopf an und schaut mir tief in die Augen. Ertappt - ich kann es nicht mehr leugnen. Mit einem kurzen Nicken antworte ich ihm nur und sein Lachen erhellt den Raum. „Es liegt direkt vor mir“ sagt er schließlich zu mir, wobei ich aus Verlegenheit heraus mein Gesicht erneut in seiner Halsbeuge verberge und für einen Augenblick komme ich mir schon wie ein kleiner Idiot vor. Nicht nur, dass ich zu blind war mein eigenes Herz zu verstehen; ich war dahingehend so blind, dass ich sogar Toshiyas wahre Gefühle für mich erst jetzt klar erkennen kann. Was für ein Zufall, dass ich nur dank eines Unfalls in der Lage bin, endlich die Stimme meines Herzens zu hören. Moment mal, soweit ich weiß gibt es so etwas wie Zufälle nicht. Dann muss irgendetwas im kosmischen Gesetz meinem Schicksal nachgeholfen haben. Mein Gespräch mit Kao kurz vor meinem Unfall; der Sturz vom Balkon; Shinya, der mich findet; Toshiya, der sich im Irrglauben von mir abwendet; meine zehn Jahre im Koma. Ich weiß zwar nicht, wieso aber irgendwie gibt es darin eine wichtige Komponente, von der ich noch nichts weiß. Doch ich werde noch dahinter kommen, selbst wenn ich Kaoru höchstpersönlich danach fragen muss. Kapitel 10: 十 ------------- Nur noch ein paar Stunden, dann geht es ab in Richtung Flughafen für uns. Zum Glück für mich hat Yumis Mutter erlaubt, dass Toshiya diese Nacht bleiben darf und ich liege nachdenklich bei ihm angeschmiegt in meinem Zimmer. Ich weiß ehrlich gesagt immer noch nicht, wie ich nun Kaoru in Zukunft gegenüber treten soll, nachdem was ich über Toshiya über ihn erfahren habe. Außerdem fällt es mir ehrlich gesagt immer noch schwer zu glauben, dass er mit purer Absicht Toshiya von mir fern halten wollte. Seufzend schließe ich meine Augen, schmiege mich mehr bei Toshiya an und lausche seinem Herzschlag. Ich genieße diese Nähe zu ihm in vollen Zügen. Dank der Stille die uns beide gerade umgibt gehe ich davon aus, dass er ebenfalls tief in seiner eigenen Gedankenwelt versunken ist. „Woran denkst du gerade?“ kommt uns beiden die Frage hervor, wobei ich ihn sanft anlächle. „Wie Kao es aufnehmen wird“ bringe ich leise aus mir hervor, ziehe abwesend Linien über seinen Oberkörper und sehe ihn nicht ganz an. Kurzes Schweigen, dabei streicht er mir sanft über den Rücken. „Ich weiß nicht wie du dazu stehst, Daisuke, aber sollten wir es nicht auch Kyo & Shin sagen?“ fragt er mich nun, lässt seinen Blick auf mir ruhen und mir wird dadurch bewusst, worauf er mit dieser Aussage hinaus will. Toshiyas Meinung nach sollte die ganze Band über meine gefallene Entscheidung informiert werden. „Hai, das sollten wir“ antworte ich ihm nur auf diese Frage, verstecke mein Gesicht in seiner Halsbeuge und hauche ihm einen kurzen Kuss dorthin. Ich begreife rasch, wo er gerade gedanklich ist. Denn wenn ich sogar vor Shinya mitteile, wie ich mich endlich entschieden habe, dann wird dieser sich keine weiteren Hoffnungen in Bezug zu Toshiya bauen können. „Du erhoffst dir, dass Kao und auch Shin ihr komplettes Interesse verlieren werden, wenn ich vor ihnen sage, dass ich nun mit dir zusammen bin“ schießt es nun aus mir hervor, male weiterhin unsichtbare Linien auf seinen Oberkörper und blicke ihn dabei nicht ganz an. „Hai...“ kommt nur aus ihm hervor, dabei streicht er mir die Haare zur Seite und als ich ihm nun direkt in die Augen schaue lächelt er mich sanft an. „Lass uns nur hoffen, dass die ganze Sache nicht nach hinten losgeht“ bringe ich nur hervor, richte mich nun etwas auf, dann beuge ich mich zu ihm und versiegle unsere Lippen. Die Tour erfolgreich hinter uns gebracht bin ich endlich froh, wieder in meinem eigenen Bett ungestört schlafen zu können, ohne von einem gewissen rothaarigen Zweitgitarristen als Teddybär missbraucht zu werden. Denn ehrlich gesagt gefiel mir in den letzten Tagen nicht, wie Kaoru mich mit einem Blick zu belegen begann, der mir bis zu diesem Zeitpunkt regelrecht unbekannt bei ihm war. Gerade als ich unter die Dusche springen wollte um mich danach in die Federn zu hauen läutet es mehrmals bei der Tür und ich verdrehe entnervt die Augen. Ehrlich gesagt bin ich überrascht ihn vor meiner Wohnungstür zu sehen und ich scheuche ihn rasch hinein. „Hey Tosh, kann ich für ein paar Tage bei dir pennen?“ fragt er mich unverblümt, grinst dabei schief, streicht seine langen roten Haare aus dem Gesicht und irgendwie kann ich ihm ansehen, dass etwas vorgefallen ist über das er nicht gerne reden will. „Nur für ein paar Tage, dann bist du weg“ sage ich nur zu ihm, wobei ich innerlich aufseufze und mich zu fragen beginne, warum ich diesen Chaoten überhaupt Unterschlupf in meinen vier Wänden gewähre. „Ich liebe dich, Tosh“ bringt er mehr als erfreut hervor, lässt seine Tasche mitten im Flur stehen und umarmt mich bis ich kaum noch Luft bekomme. „Daisuke, du erstickst mich“ kommt leicht grummelnd aus mir hervor, worauf er sich nur entschuldigt und mich wieder loslässt. Ich fordere ihm kurzerhand auf mir ins Wohnzimmer zu folgen und deute ihm an, vorerst das Sofa als Schlafstatt zu verwenden. „Wieso suchst du gerade mich heim?“ will ich nur wissen, blicke ihn fragend an und innerlich stehe ich schon an der Schwelle, ihn jetzt schon vor die Tür zu werfen als mir sein Dackelblick auffällt. „Kyo habe ich nicht erreichen können und Shin hat mir angeraten zu dir zu gehen, da er momentan keinen Platz für mich hat“ antwortet er mir, dabei nehme ich auf einem Sessel ihm gegenüber Platz und ich kann kaum glauben, dass unser Drummer mir freiwillig unseren Zweitgitarristen für ein paar Tage außerhalb unseres Lebens innerhalb der Band zumuten würde. „Was ist eigentlich mit Kaoru?“ frage ich nun nach, wobei mir erst jetzt auffällt wie er seinen Kopf senkt und alles an seiner Körpersprache auf Ablehnung deutet. „Zu ihm kann ich vorerst nicht“ bringt er knapp hervor, worauf ich nur etwas irritiert reagiere und fragend eine Augenbraue hochhebe. Nun bin ich doch neugierig geworden und als ich ihn deswegen fragen will kann ich deutlich an ihm ablesen, dass er nicht weiter über das Thema Kaoru reden will. „Baka, du weißt ganz genau, dass du mit mir über alles reden kannst das dich in deinem Inneren belastet“ kommt es schmollend aus mir hervor, stehe nun auf und gehe in die Küche, dabei lässt es mich seelisch nicht los, dass dieser rothaarige Sturkopf von Gitarrist mir absichtlich verschweigt, wieso er unbedingt mich aufgesucht hat. Ob Kaoru in der Zwischenzeit heraus fand, dass Daisuke nach dem Ende der vorherigen Tour mit mir ihm angetrunkenen Zustand geschlafen hat? Aufgrund dieses Gedankens muss ich leicht schlucken, denn das würde ja heißen, dass Kaoru etwas zwischen uns zu sehen scheint was nicht existiert. Seufzend stütze ich mich bei der Spüle ab, atme tief ein & aus, starre die Wand vor mir an und fieberhaft überlege ich mir, wie ich diese ganze Sache zwischen uns dreien bereinigen konnte ohne weiteren bleibenden Schaden innerhalb unserer Freundschaft anzurichten. „Stimmt etwas nicht?“ frage ich nun nach, schaue Tosh tief in die Augen und ich lese in ihnen ab, dass er gedanklich abwesend ist. „Nein, es ist alles in Ordnung, Daisuke. Ich habe mich nur wieder an etwas erinnert“ sagt er nun zu mir, zieht mich sanft zu sich heran, schmiegt sich bei mir an und wohlig seufzend schließe ich meine Augen. „Darf ich dich fragen, woran genau?“ will ich nun von ihm wissen, da ich doch recht neugierig geworden bin und eventuell kann diese Info ja was mit meinen verlorenen Erinnerungen zu tun haben. „Daran, wie du mich aufgesucht hast, nachdem du dich mit Kaoru gestritten und kurz darauf dich von ihm getrennt hast“ antwortet er mir, lässt seine Hand auf meiner Wange ruhen und als ich ihm in die Augen sehe kommt es mir tief in seinem Inneren vor, dass er immer noch nach der passenden Antwort dazu sucht. Toshiyas Worte sinken tief in mich ein. Die Aussage, dass ich was mit Kaoru beziehungstechnisch gehabt habe stimmt nur soweit, da ich mich aus freien Stücken von ihm trennte. Ungläubig schüttle ich leicht den Kopf, als mir endlich Kaorus Worte einen Sinn zu ergeben scheinen und endlich verstehe ich auch, was er im Krankenhaus versuchte mir mitzuteilen. Es ist so offensichtlich wie der Wechsel der Jahreszeiten. Kaoru steckt immer noch in der Vergangenheit fest die wir fünf gemeinsam teilen, während ich sie hinter mir lasse und mich auf das Hier & Jetzt konzentriere. Man, Kao, warum kommt in mir die Vermutung auf, dass du der Blinde von uns beiden bist? So gesehen, wenn ich Tosh jetzt mitzähle, dann sind wir drei blinde Vollidioten. Na toll, drei blinde Idioten und nur einer von ihnen steckt in einer Illusion aus der Vergangenheit fest. „Daisuke?“ höre ich ihn nur fragen, dabei schaue ich ihn an und lächle nur. „So langsam beginne ich die Verbindungen zwischen uns zu verstehen, Tosh“ bringe ich nun hervor, schmiege mich an seine Hand und tief in meinem Inneren ist mir, dass jeder meiner Freunde eine Art Schlüssel meiner Erinnerungen darstellen, wovon leider nur zwei nicht ganz zu passen scheinen. Verwundert reagieren wir beide auf den Signalton auf Toshiyas Handy, wobei ich leicht murre als er deswegen aufsteht und ich sehe ihm deutlich an, dass er erleichtert zu sein scheint. „Tosh, wer ist es denn?“ will ich nun wissen um meine unbändige Neugier zu stillen, dabei luge ich über seine Schulter und mit einem Grinsen stelle ich fest, dass es Kyo ist der nach unserem Befinden fragt. „Unser singender Kampfzwerg“ meint er grinsend, überreicht mir das Handy, damit ich eine geeignete Nachricht verfassen kann und er streckt sich etwas. „Hier, denkst du das ist ok?“ will ich nun wissen, blicke ihm direkt in die rehbraunen Augen und lächle ihn sanft an als ich ihm das Handy retour gebe. Toshiya muss lachen, funkelt mich schelmisch an und nickt nur, worauf er kurzerhand die Kurznachricht an Kyo abschickt. Kurz darauf piepst das Handy erneut und ich bin mittlerweile auch aufgestanden, damit ich problemlos mitlesen kann. Nicht nur Tosh, sondern auch ich selbst reagiere recht nachdenklich, da der Sänger etwas von einem Plan erwähnt, den Kaoru vor hat nach meiner Rückkehr sofort in die Tat umzusetzen. Fragend schaue ich nun Toshiya an und ich bin mir ehrlich gesagt unsicher was ich nun genau tun soll. „Was nun?“ ist alles das ich im Moment heraus bringe, schlinge meine beiden Arme um mich, richte meinen Blick auf ihn und anhand seines Gesichtsausdruckes kann ich klar ablesen, dass es tief in seinem Inneren rattert. „Verdammt... es tut mir leid, Daisuke, dass ich das von dir verlangen muss, aber wir müssen es einfach riskieren“ „Sag mir bitte was dir vorschwebt“ „Du musst dich Kaoru stellen und ihm sagen was Sache ist“ „Aber... Tosh, wie soll ich das auf mich allein gestellt schaffen?“ „Du bist nicht allein, Daisuke. Das warst du nie. Ich werde mit Kyo auftauchen und dich da raus boxen, wenn er dich gegen deinen Willen festhalten sollte“ bringt er mit einem verschmitzten Grinsen hervor, lässt seine Hand auf meiner Wange ruhen und ich schmiege mich an seine Hand. Um ehrlich zu sein gefällt mir diese Version von ihm viel besser als die des Bassisten von Dir en Grey. „Gib mir zwei Tage, Tosh. Wenn ich mich bis dahin nicht aus eigener Kraft befreien konnte, dann weißt du ja was los ist“ sage ich nur zu ihm, bringe ein schiefes Lächeln hervor und ich erstaune mich selbst dabei, wie hoch ich die reale Chance halte, dass Kaoru mir nicht zuhören wird. Auch wenn uns beiden flau bei der ganzen Sache wird, so stimmt er schließlich meinem Vorschlag zu und zeichnet mir auf einem leeren Blatt in meinem Block auf, wie der Wohnkomplex aussieht in dem er wohnt. Ich passe ganz gut auf und obendrein fällt mir auf, dass er mir auch Kanji aufschreibt, die mir auf dem ersten Blick hin überhaupt nichts sagen. „Falls ich wider Erwarten in diesen Zeitraum zu einem Shooting muss, dann meldest du dich bei dieser Person hier; sie ist die Hausmeisterin“ erklärt er mir nun, stupst mir leicht die Nase und lächelt mich dabei an. „Weiß Kao eigentlich wo du wohnst?“ frage ich nur nach, dabei ertappe ich mich dabei, wie ich ihn fragen will, ob Kaoru ganz genau weiß wo ich denn in Wahrheit wohne. „Die ganze Sache mit dem Haus für die gesamte Band dient nur dem Zweck, da er nur von uns beiden die Adressen nicht hatte“ gesteht er mir schließlich, grinst mich an und ein Stein der Erleichterung fällt mir vom Herzen. Sorgsam falte ich den Zettel nun zusammen, stecke ihn in meine Tasche und erst da fällt mir auf, dass ich fast darauf vergessen habe meine gesamten Zeichensachen einzupacken. „Was ist das für ein Block?“ vernehme ich Toshiyas Frage als ich den Großteil meiner Zeichensachen in meiner Tasche irgendwie verstauen kann und als ich aufsehe rennt mir leichte Röte ins Gesicht, da es genau jener Block ist wo ich gewisse nichtjugendfreie Bilder von einer gewissen Person gezeichntet habe die mir sehr am Herzen liegt. Leicht räuspernd beobachte ich ihn dabei, wie er den Block in Ruhe durchblättert und eine satte Röte seine Wangen ziert. Toshiya schließt mit hochrotem Kopf den Block und überreicht ihn mir schweigend, dabei kann ich in seinen Augen ablesen, dass er genau erkannt hat, wer mir da als Zeichenvorlage für diese Bilder dient. Mir ist es ehrlich gesagt peinlich, dass nun doch jemand diese Bilder zu Gesicht bekommen hat und ich wundere mich gerade, was in Toshiyas Kopf nun aufgrund dieser Zeichnungen vorgehen mag. „Hast du die gezeichnet?“ fragt er mich, worauf ich nur nicke, so unschuldig wie möglich dreinschaue und mir nebenbei fieberhaft überlege, wie ich die Leinwände unbeschadet nach Osaka bringe. Gerade als ich so in meine Gedanken versunken bin umarmt er mich, vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge und sofort rennt mir ein wohliger Schauer durch den gesamten Körper, da er mich am Hals zu küssen beginnt. „Um ehrlich mit dir zu sein, Daisuke, die sind ganz gut geworden. Deine Zeichnungen sind sehr inspirierend auch für gewisse andere Dinge“ haucht er mir nun ins Ohr, wobei ich leicht rot anrenne und erst jetzt wird mir bewusst, worauf er mit seiner Aussage hindeutet. Allein deswegen wird meine Röte mehr und der wohlige Schauer durch meinen Körper verstärkt sich als ich sein Lachen vernehme. „Ziemlich amüsant wie sich die Rollen über die Jahre hinweg verändert haben. Dabei warst du derjenige, der mich oft auf diese Weise aufgezogen hat um mich aus meiner Reserve zu locken“ sagt er schließlich zu mir, krault mir sacht über den Bauch, haucht mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und ich lehne mich bei ihm an. „Wirklich?“ „Ja... für dich war es fast schon wie ein Hobby geworden“ „Eto... war ich nur bei dir so?“ „Nein, denn du hast Shin in eurer gemeinsamen Zeit bei La:Sadies auch so aufgezogen“ „Warte mal, ich habe mit Shin geflirtet?“ „Ja, Kyo hat es mir erzählt“ bringt er grinsend hervor, blickt mich aus amüsiert funkelnden Augen an und mir ist es nur noch peinlich, dass ich wohl in meiner Vergangenheit so unentschlossen gewesen war. Gerade als ich ihn wegen Kaoru fragen will finde ich schon selbst die Antwort die ich haben will und senke kurz darauf meinen Blick. // Toll, ich muss ein verdammter Vollidiot gewesen sein, dass ich Kao gegenüber mit diesem Verhalten riesige Hoffnungen geschürt habe // schießt mir der Gedanke durch den Kopf, schmiege mich mehr bei Tosh an und um ehrlich zu sein bin ich zum ersten Mal ziemlich erleichtert über die Tatsache, dass ich meine Langzeiterinnerung nur für höchstens 21 Tage hält. Denn durch das Gespräch mit meiner behandelnden Ärztin in Aomori habe ich heraus gefunden, dass ich mir gewisse Dinge länger merken kann, wenn ich nicht unter direkten emotionalen Streß stehe. Da habe ich mir seit dem Erwachen aus dem Koma halbwegs nette Erinnerungen angesammelt und so wie die Situation nun ist werde ich sie höchstens in ein paar Tagen sie alle wieder verloren haben. Wie soll ich da bitte Zweitgitarrist von Dir en Grey sein, wenn ich nur noch eine Speicherkapazität zwischen drei Wochen und einem halben Jahr besitze? Ein kurzes Stechen in meinem Herzen ist zu verspüren, da ich ehrlich gesagt mehr Angst davor habe Toshiya erneut zu verlieren als Kaoru im direkten Gespräch gegenüber zu stehen und ihm zu gestehen, dass mein Herz schon jemandem Anderen gehört. „Tosh, es gibt etwas, dass du unbedingt wissen musst“ „Schieß los, Daisuke, ich bin ganz Ohr“ „Es wird gut möglich sein, dass ich nach dieser Gegenüberstellung mit Kaoru jene Erinnerungen verlieren werde die ich seit meinem Erwachen aus dem Koma angesammelt habe“ „Daisuke, soll das etwa heißen, du...?“ „Ich kann mich nur noch generell an einen Zeitraum von maximal einem halben Jahr erinnern“ „Hängt das mit deiner Amnesie zusammen?“ „Hai... außerdem solltest du wissen, dass meine Erinnerungen rascher verloren gehen, wenn ich direkten emotionalen Streß ausgesetzt bin“ erkläre ich ihm nun, bin bei ihm angeschmiegt und ich fühle deutlich, wie er mich mehr an sich drückt. „Verdammt... „ höre ich nur von ihm, dabei blicke ich auf und es schnürt mir innerlich die Kehle zu, weil er so unendlich traurig wirkt. „Ich habs von meiner Ärztin erfahren als ich Shin bat mit mir nach Aomori zu fahren“ sage ich zu ihm, womit ich auch ihm gegenüber erkläre weshalb ich mich mit Shinya in dieser Stadt aufgehalten habe. Nur ein stummes Nicken von ihm, dabei lässt er mich für eine Weile nicht los und es tut ehrlich gesagt weh zu wissen, dass Kaoru seit meiner Entlassung aus dem Krankenhaus mit diesem Wissen gespielt hat nur um mich weiterhin in meiner inneren Unsicherheit zu lassen. Bevor ich weiter in meine Gedankenwelt versinke erinnert mein Körper mich daran, dass er schleunigst Nachschub in Form von Nahrung braucht und ich senke meinen Kopf als sogar Toshiya das Grollen meines Magens vernehmen kann. Mit Dackelblick schaue ich ihn an und mit einem sanften Lächeln knufft er mich. „Zeig mir einfach nur wo die Küche ist“ bringt er amüsiert hervor, zieht mich auf die Beine, drückt mich noch kurz an sich und stupst meine Nase. Toshiya an der Hand nehmend führe ich ihn direkt zur Küche, wobei mir ein Blick auf die Uhr sagt, dass wir beide höchstens drei Stunden Schlaf gehabt haben. Da Tosh ja genau weiß was er tut nutze ich die Zeit dazu aus kurz unter die Dusche zu springen. Ein Lächeln huscht mir über die Lippen als ich unter dem warmen Wasserstrahl stehe und daran denken muss, dass ich von nun an täglich von Toshiya bekocht werde. Da muss ich zustimmen, dass dieses eine Sprichwort stimmt: Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Bei Kaoru habe ich mich eigentlich nur von Gurken, Karotten, Trockenobst und Instant-Ramen ernährt. Ich weiß, nicht gerade das Wahre, aber immerhin etwas. Um ehrlich zu mir selbst zu sein finde ich es regelrecht interessant wie sehr sich meine Essgewohnheiten in den unterschiedlichsten Umgebungen zu variieren begonnen haben. Gerade mit dem Duschen fertig geworden begebe ich mich in mein Zimmer, dabei ist ein wohliger Geruch aus der Küche zu vernehmen und mein Magen rebelliert nun etwas stärker. In Jeans und T-Shirt bekleidet gehe ich zum Essbereich und beginne schon einmal zu decken, dabei lächle ich Yumis Mutter an die ebenfalls durch den Geruch wach geworden ist. „Es stört dich hoffentlich nicht, dass mein Freund hier Frühstück übernimmt“ bringe ich nur hervor, wobei ein mildes Lächeln auf ihren Lippen ruht und sie mich andeutet nur Yumi & Hisao zu wecken. Mit einem Nicken gehe ich zu den Zimmern meiner Gastgeschwister, klopfe an ihre Türen an und kehre in den Essbereich zurück, wobei ich amüsiert beobachte, wie Toshiya ihr genau erklärt was er wie zubereitet hat. Es ist mitten am späten Vormittag und wir befinden uns in einer Maschine der Austrian Airlines in Richtung Osaka Kansai. Der einzige Flug aus Wien der ohne Zwischenstop direkt nach Japan geht. Toshiya hat es irgendwie geschafft noch auf diesen Flug gelassen zu werden und obendrein sitze ich statt in der für mich gebuchten Economy-Class direkt neben ihm in der Business-Class. Auch wenn ich weiterhin behaupte, dass ich mich nicht daran erinnere, ein Gitarrist aus einer Band zu sein, so hat es beim Upgrade meines Sitzplatzes recht gut gewirkt. Ich muss gestehen, die Sitze sind viel weicher und auch angenehmer, vor allem zum Schlafen. Da ich ja vor dem Abflug kaum geschlafen habe hole ich das jetzt so gut es geht nach. Denn was soll ich sonst fast 12 h in der Luft tun? Die Filme die auf diesem Flug gezeigt werden interessieren mich nicht und das bordinterne Radio spielt leider nur Musik ab die ich nicht besonders mag. Also bleibt mir nur eine Beschäftigung: schlafen. Bis wir in Osaka landen kann ich auch in Ruhe nachdenken, wie ich nun die Sache mit Kaoru angehe. Erst einmal ihm versichern, dass er mir abgegangen ist. Dann wird er sicher von sich selbst aus zustimmen mit mir über meine weitere Zukunft zu reden.  Meine ersten paar Tage in Freiheit vergehen in lauter Langeweile. Nur weil ich es geschafft habe mich gleich am ersten Tag nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus direkt in Osaka zu verlaufen bestand Kaoru darauf, dass ich im Haus bleibe während er in der Arbeit ist. Höchstens zum Spielplatz beim Park am Ende der Straße in der unser Haus liegt durfte ich hingehen. Also liege ich gelangweilt am Sofa, starre die Zimmerdecke an und lausche dem Radio das ich gerade angemacht habe. Auf einmal spielt es im Radio eine Melodie die recht angenehm klingt. Mit geschlossenen Augen höre ich aufmerksam zu und ich mag diese Stimme sehr. Für eine Frau klingt sie ziemlich angenehm und wunderschön zugleich. Leise beginne ich mitten im Lied mit zu singen ohne das es mir bewusst wird. Ich ahne in dem Moment auch nicht, dass Kaoru an diesem Tag früher heim gekommen ist und ebenfalls das Lied hört welches ich leise mitsinge. - Heute habe ich mich wieder in den Garten hinaus geschlichen, weil ich nicht die von Kaoru aufgebrummten Akkorde an der Gitarre üben will und summe leise eine Melodie vor mich hin, die mir scheinbar hängen geblieben ist. Tief in meine Gedanken versunken gehe ich in den Keller hinein der momentan leer ist, setze mir die Kopfhörer auf und lausche dem Song, den ich vor einiger Zeit im Radio gehört habe. Dazu fange ich im richtigen Takt an mitzusingen und habe meine Augen geschlossen. Ich ahne nicht im geringsten, dass eines der vielen Geräte aktiv ist, welches Kaoru für die Aufnahmen braucht und ich bin nur auf das Lied fokusiert. Während ich zuhöre und gleichzeitig mitsinge ist mir tief im Inneren, dass ich von guter Laune eingehüllt werde. Außerdem weiß ich nicht, dass Kao mit den Anderen nur kurz einige Besorgungen machen gegangen ist. Zum Glück ist niemand da der mich nun singen hört, doch tief in meinem Inneren ahne ich nicht, dass einer meiner Freunde meinen Gesang lauscht und diesen gerade aufnimmt. ************ Toshiyas POV: Um ehrlich mit mir selbst zu sein, momentan fühle ich mich eher wie in einem irrealen Traum gefangen und doch weiß ich, dass es die Realität ist. Daisuke hat sich endgültig entschieden. All die Jahre die ich mit stiller Hoffnung verbracht habe sind nun von kami-sama erhört worden. Endlich weiß ich, was er wirklich in mir sieht und ich bin unglaublich erleichtert als auch froh darüber, dass ich der Erwählte seines Herzens bin. Mit einem Lächeln blicke ich zu Daisuke, der neben mir im Flieger sitzt und sich gerade im Land der Träume befindet. Auch wenn es mich glücklich stimmt nun an seiner Seite zu sein, so haben wir zwei noch eine Hürde zu überwinden die uns im Weg liegt. Eine steinige Hürde namens Kaoru Niikura. Seufzend lehne ich mich in den Sitz zurück, schließe kurz meine Augen und ich versuche gerade angestrengt darüber nachzudenken, wohin jener Kaoru verschwunden ist der aufrichtig, warmherzig, streng und loyal zu seinem Umfeld war bevor er zu diesem von Eifersucht zerfressenen, rätselhaften, undurchschaubaren Mann wurde der er nun ist. Ja, einst war er mir gegenüber dankbar, dass ich ihn jedesmal fast an die Kehle sprang und mich bei ihm beschwerte, dass sich unser Zweitgitarrist erneut bei mir einquartiert hatte. Zu dem Zeitpunkt wollte ich einfach nicht wahr haben, was ich in Wirklichkeit für Daisuke empfand und ließ daher all meinen Frust an ihm als auch an Kaoru aus. Ja, ich war tief in meinem Inneren frustiert, doch nur aus jenen zwei Gründen, da 1) Kaoru schon mit ihm fix zusammen war als ich damals als Bassist in die Band einstieg und 2) weil ich mich zu dieser Zeit schon begann mich selbst zu belügen was meine Gefühle für Daisuke betrafen. Ja, es gab eine Zeit, da war ich mehr als neidisch auf Kaoru als auf sonst wem innerhalb der Band. Eine Zeit, wo ich einfach nur nach außen hin in Kaorus Plan mitspielte und so tat als wüsste ich ganz genau was dieser gutaussehende rothaarige Mann mit den nussbraunen Augen für mich bedeutet. Selbt wenn ich nun die Chance dazu habe, ich könnte diese Worte nie aus mir hervor bringen. Zum Glück versteht Daisuke mich auch, ohne das ich sie direkt an ihn richten muss. Ein weiteres Lächeln huscht mir deswegen über die Lippen. Genau diese Eigenschaft ist es, weswegen wir zwei so prima miteinander auskommen. Es ist unsere Geheimsprache geworden über die Jahre die wir nun schon befreundet sind und wenn ich so zurück denke an den Abend, an dem wir uns zum ersten Mal trafen, so hat er instinktiv die richtigen Worte gewählt um mich aus meiner trübseligen Laune zu holen. Um ehrlich zu sein kann ich mir Daisuke anders nicht mehr vorstellen, denn er ist: stehts gutgelaunt mit einem Grinsen im Raum, immer für einen Steich zu haben, charmant, neugierig, liebenswürdig, teamfähig, selbstbewusst, naiv, stur und vor allem warmherzig & zuverlässig. Durch ihn, aber auch durch Kyo, Shinya und auch durch Kaorus Einfluß bin ich erst innerlich so stark geworden, dass ich angefangen habe geduldig zu sein. Meinen Freunden habe ich es eigentlich zu verdanken, dass ich nun etwas mehr Selbstsicherheit als in meiner Kindheit besitze und ich bin ihnen allen dafür dankbar. Doch trotzdem bin ich immer noch der naive, schüchterne Trottel vom Dienst, der zuerst Ja&Amen zu alles sagt, bevor er an sein eigenes Glück denkt. Auf einmal fällt mir mein Gespräch mit Kyo wieder ein als ich von ihm einst Rat wegen Daisuke erhoffte und ein kurzes bitteres Lächeln huscht mir dabei auf die Lippen. Nur um ihrer beider Freundschaft zu wahren hatte er mit der Zeit begonnen seine tiefen Gefühle für den Rothaarigen geschickt zu verbergen. Ob Kaoru je wusste, dass selbst unser Sänger einst in Daisuke verschossen war? Auch wenn es ein bitterer Gedanke ist, dass ich nun anstatt Kyos Stelle bei Daisuke bleiben kann so ist es mir wichtig, dass er durch Kyo die Wahrheit über ihre Freundschaft erfährt und wie sauer unser singender Kampfzwerg in Wirklichkeit auf Kaoru seitdem ist. Ich bin es ihnen beiden schuldig, dass ich vor allem Kyo gegenüber auch die volle Wahrheit sage, wieso ich vor zehn Jahren nach dem schrecklichen Unfall von Daisuke die Band so überstürzt verlassen habe. Daher ist es mir auch wichtig, dass er mich dabei unterstützt unseren liebenswerten Rotschopf vor Kaorus weiteren negativ gepolten Einfluß zu beschützen. Langsam wird Daisuke wieder wach und ich kann an ihm ablesen, dass er gerade im Gedanken versunken ist. Fast sind wir wieder in unserem Heimatland angekommen und irgendwie wäre es mir tief in meinem Inneren viel lieber, wir würden samt dem Flieger von irgendwelchen Aliens auf der Stelle entführt werden, nur damit wir nicht in Osaka zu landen brauchten. Außerdem will ich ehrlich gesagt nicht, dass Daisuke zurück zu Kaoru geht. Wer weiß was unser leader-sama für Pläne in seiner einmonatigen Abwesenheit geschmiedet hat um ihn in Zukunft daran zu hindern sich von ihm zu entfernen. „Wir sind fast da, Daisuke“ sage ich nun leise zu ihm, drücke sachte seine Hand und blicke ihm direkt in die Augen. „Schon?“ kommt es nur etwas enttäuscht von Daisuke, wobei sich ein kurzes Lächeln auf meine Lippen schiebt und in einem unbeobachteten Moment lege ich meinen Arm um ihn. Instinktiv schmiegt er sich bei mir an, schließt erneut seine Augen und ich hauche ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn. ************ Als ich wieder aufwache habe ich eine angenehme Melodie im Kopf, die mich eigentlich positiv stimmen sollte und leider muss ich feststellen, dass wir bald schon in Osaka landen werden. Einen kurzen Blick aus dem Fenster werfend und ich sehe nur Meer unter unserem Flugzeug, dabei sagt mir Toshiya um welches Gewässer es sich handelt, dass wir gerade überqueren. „Muss Japan unbedingt in Reichweite zu Korea liegen? Warum ist es nicht wie Tahiti oder Samoa so schön abgelegen im Ozean?“ frage ich nun leicht quengelig geworden nach, da ich gerade sichtlich unter Bewegungsdrang leide und man in einem Flugzeug ja bekanntlich nicht spazieren gehen kann. Toshiya muss darauf nur lachen, wobei ich diesen wohligen Schauer durch meinen gesamten Körper fühle und in einem unbeobachteten Moment zieht er mich näher an sich heran. „Wenn wir irgendwann einmal wieder geboren werden, dann lasse ich dir die Erdgestaltung über“ scherzt er gerade, stupst meine Nase kurz an, funkelt mich schelmisch an und als ich deswegen zu schmollen beginne haucht er mir einen Kuss auf die Lippen. Leider ist er mir viel zu kurz, weswegen ich noch mehr zu schmollen beginne und dieses schelmische Glitzern in den rehbraunen Iriden verstärkt sich. Ich ahne gerade was in ihm vorgeht und irgendwie erwacht in mir deswegen ein ungeduldiges, aber auch freudiges Kribbeln innerhalb meines Körpers. Denn je eher wir landen, desto eher kann ich ihm wieder so nahe sein wie ich es am Tag vor meinem Abflug mit ihm gewesen bin. Außerdem muss ich zugeben, dass ich mich nach dieser intimen Nähe zu Toshiya sehne sowie ein Suchtkranker sich nach seinem nächsten erlösenden Schuß erhofft. Obendrein will ich ihn unbedingt erneut verspüren bevor sich unsere Wege trennen und wir uns deswegen nicht sehen werden. Ich schließe kurz meine Augen, versuche nicht an Osaka als auch an meine Begegnung mit Kaoru zu denken und ehe ich es versehe habe ich ausgerechnet Toshiya vor meinen Augen so wie er von kami-sama erschaffen wurde. Verdammt, warum passiert es immer mir, dass ich in so peinliche Situationen gerate? Ein leises Flüstern von Toshiya in mein Ohr und ich senke sofort leicht rot geworden meinen Blick. Ist es etwa so offensichtlich, dass ich diesen wirklich gutausehenden schwarzhaarigen Mann an meiner Seite am liebsten sofort auf der Stelle vernaschen möchte? // Ich denke, ich sollte nächstes Mal als ein etwas mehr enthaltsameres Lebewesen auf diese Welt kommen // denke ich mir gerade, schließe dabei meine Augen, atme kurz ein & aus, höre nun die Aufforderung der Stewardess zum Anschnallen, da wir uns gerade im Landeanflug auf Osaka Kaisaki befinden und in einer gewissen Hinsicht kann ich es kaum erwarten wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Für einen flüchtigen Augenblick ruht meine Hand auf seiner, wobei er mich anlächelt, dann starre ich den Sitz vor mir an und denke darüber nach, was ich eigentlich sagen soll, wenn ich das Haus betrete. Ich habe Kaoru nur gesagt, dass ich so bald wie möglich zurück komme. Dementsprechend bin ich auch sichtlich nervös, da ich nicht genau weiß, wie er a) damit umgehen wird, dass ich einen geschlagenen Monat im Ausland verbracht und b) damit umgeht, dass ich mich schlußendlich für eine Beziehung mit Toshiya entschieden habe. Während ich so nachdenke kommt in mir auf einmal eine berechtigte Frage in mir auf. Warum muss ich mich eigentlich immer noch vor Kaoru dafür rechtfertigen, für wenn ich mich am Ende entscheide? Weshalb sagt mir mein Instinkt gerade, dass die sogenannte Beziehung zwischen Kaoru und mir eine rein einseitige Liebesbeziehung war? Wie komme ich auf einmal darauf? Tief in meine Gedanken versunken bekomme ich die erfolgreiche Landung nicht mit und versuche gerade die aufkommenden Bilder in meinem Kopf zu sortieren. Ja, in einer gewissen Hinsicht sind Kao & ich ja auch unzertrennlich, aber bis heute verstehe ich einfach nicht was er genau versucht in mir zu sehen. Da draußen gibt es sicherlich mehr als ein dutzend junger hübscher Japanerinnen, die tief in ihrem Inneren davon träumen als zukünftige Ms. Niikura an seiner Seite leben zu dürfen und er hängt im Grunde seines Herzens einer falschen Illusion nach. Toshiya stupst mich leicht an, womit er mich aus meinen Gedanken reißt und macht mich dadurch aufmerksam, dass wir nun den Flieger verlassen können. Mit einem Nicken stehe ich nun auf, nehme unsere Taschen aus dem Fach hervor und folge ihm hinaus aus dem Flugzeug, dabei halte ich mich instinktiv bei seinem Jackenärmel an. „Damit ich dir nicht verloren gehe“ bringe ich nur hervor, schaue ihn genau an und er nickt nur mit einem Lächeln, dann gehen wir direkt zur Gepäcksausgabe wo wir den Rest unseres Gepäcks einsammeln. In der Ankunftshalle des Flughafens angelangt navigiert er mich in Richtung Ausgang zur Bahn, dabei beginnt mein Herzschlag sich leicht zu erhöhen und ich ahne schon leise, was er gerade vor hat. Toshiya plant auf diese Weise soviel Zeit wie möglich mit mir zu verbringen bevor ich zurück zu Kaorus Haus aufbreche. Um ehrlich zu sein is es mir im Moment egal wo wir hinfahren, ich will einfach nur bei ihm sein solange es möglich ist. In die Schnellbahn einsteigend die gerade ankommt schweige ich vorerst, da ich mich von ihm überraschen lassen will und nebenbei verspüre ich verstärkt eine gewisse Sehnsucht danach dicht bei ihm angeschmiegt zu liegen. Ich brauche ihn nur kurz anzusehen und ich kann an ihm ablesen, dass er ganz genau weiß was ich mir gerade wünsche. Ein kurzes Nicken von ihm, wobei er sich kurz zu mir vorbeugt und mir leise etwas zuflüstert, worauf mir leichte Röte ins Gesicht schießt. Wie gern würde ich Tosh jetzt näher an mich heran ziehen und ihn intensiv küssen, doch wir sind hier sehr zu meinem Leidwesen mitten in aller Öffentlichkeit, weswegen ich nun leicht zu schmollen beginne. Toshiya stupst lächelnd meine Nase an, worauf ich dieses schelmische Flackern in seinen Augen bemerke und da erst erkenne ich, dass er es ebenfalls kaum erwarten kann, dass wir zwei unter uns sein können. Diese Erkenntnis zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen, da ich nun ganz genau weiß, dass ich momentan nicht der Einzige bin der innerlich etwas ungeduldig ist. In einem Stadtviertel von Osaka das mir noch recht unbekannt ist steigen wir schließlich aus und ich folge ihm brav bis vor den Bahnhof, wo ich ihn dabei beobachte wie er sich eine Zigarette anzündet. „Wo sind wir hier, Tosh?“ frage ich nun nach, wobei wir nur ein kleines Stück zu Fuß gehen und ich doch recht neugierig meinen Blick durch die Gegend schweifen lasse. „Hier haben wir fünf anfangs geprobt bis wir schließlich unter Vertrag genommen wurden“ antwortet er mir nun, lächelt mich an und deutet auf ein etwas verwittertes Gebäude nicht unweit von uns. „Du hast dir den Weg also doch gemerkt?“ „Hai, nachdem ich mich die ersten paar Male fast verlaufen habe“ „Ging mir damals auch nicht anders“ bringe ich leicht grinsend hervor, schaue ihn genau an und dabei ahne ich nicht im Geringsten, dass dieser Ort eine Erinnerung in mir erweckt, die ich durch den Unfall verloren habe. Lange starre ich nun wie gebannt auf das Gebäude, schließe kurz meine Augen und auf einmal ist mir als könnte ich mich selbst sehen, wie ich mich hier mit ständig Kyo & Shinya treffe. Außerdem sind da noch zwei weitere Männer, an die ich mich nur verschwommen erinnere und ich frage mich gerade ob es etwas mit der Tatsache zu tun hat, dass ich mit ihnen in einer Band war. „Ich... hier war ich schon mehrmals, sogar mit Kyo & Shinya“ sage ich nun zu Toshiya, blicke ihn direkt an und ein sanftes Lächeln ruht auf seinen Lippen. „Ich dachte, es würde dich interessieren wo wir uns eigentlich alle getroffen haben“ bringt er nun hervor, macht locker einen Zug von seiner Zigarette und er wirkt leicht melancholisch in seiner Aussage. Hier also war ich auf Kaoru und auch auf Toshiya getroffen bevor das Schicksal sich dazu entschied unsere Wege zu vereinen. „Arigato, Tosh“ kommt es aus mir hervor, schlinge meine Arme um ihn und hauche ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. Lächelnd sieht er mich an, lässt seine freie Hand an meiner Hüfte ruhen und lehnt dabei seine Stirn bei meiner an während er in Ruhe seine Zigarette fertig raucht. „Es gibt da etwas, dass mich schon damals gewundert hat“ „Schieß ruhig los“ „Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du schon kurz nach meinen Einstieg in die Band sichtliche Interesse an mir hattest, obwohl du da zu dem Zeitpunkt schon vergeben warst?“ stellt er nun die Frage an mich, schaut mir tief in die Augen und auf einmal ist mir in diesem Augenblick als wüsste Toshiya eine Tatsache über mich, die ich selbst an mir geschickt übersehen habe. Wenn er mit seiner Aussage recht hat und mein Gespür sagt mir er hat Recht, dann war ich all die Jahre die ich mit Kaoru in einer Beziehung verbracht habe nicht nur mir selbst gegenüber unehrlich gewesen. „Bitte verzeih mir, dass ich es dir momentan nicht erklären kann, Tosh“ kommt mir nur als Antwort hervor, wobei ich mich innerlich dafür verfluche, dass ich mich nicht mehr an so ein wichtiges Detail in meinem Leben erinnern kann. „Ist schon ok, Daisuke“ meint er nur darauf, lächelt mich an, haucht mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und instinktiv spüre ich tief in mir, wie mir diese Frage keine Ruhe geben will. Toshiya stellt sie mir aus berechtigten Gründen. Soll das etwa bedeuten, dass ich schon seit dem Zeitpunkt unserer ersten Begegnung solche tiefen Gefühle für ihn in mir trage? Verdammt, ich weiß es nicht mehr und es macht mich wahnsinnig, dass ich mich wohl nie wieder daran erinnern kann. „Weißt du was mich gerade wundert?“ „Was denn, Daisuke?“ „Wie Kao überhaupt all das zwischen uns heraus fand“ „Es gibt etwas, dass ich dir gestehen muss, Daisuke“ „Und das wäre?“ „Ich habe mich anfangs was meine Gefühle für dich betrifft selbst belogen“ „Wieso denn das, Tosh?“ „Weil ich Kaoru darum beneidet habe, dass er mit dir zusammen war“ bringt er schließlich hervor, bleibt kurz stehen und ich schaue ihn direkt an. Allein bei diesen Worten zieht sich alles in mir zusammen, worauf ich ihn schließlich umarme und mein Gesicht in seinen Rücken vergrabe. „Ich bin doch nur bei Kaoru geblieben aufgrund des Verprechens, dass ich ihm gegeben habe. Ich wollte von Anfang an nur dich, Toshimasa Hara“ schießt es mir gerade aus dem Mund bevor ich auch nur ansatzweise wieder klar denken kann und ich beisse mir gerade auf die Lippen, da diese Worte zu einer bitteren Erinnerung meiner Vergangenheit gehören. Ja, ich war damals so feig, dass ich Kaoru eigentlich die ganze Zeit nur belogen habe was meine Gefühle betrifft. „Daisuke...“ vernehme ich ihn nun sagen, wobei er sich umgedreht und nun sanft meinen Kopf angehoben hat. „Ich...“ bringe ich nur leise hervor, doch er legt sachte seinen Finger auf meine Lippen, dann küsst er mich und gibt mir so zu verstehen, dass er mich tief in meinem Inneren versteht und all meine Fehler längst vergeben hat. Auch wenn ich diese magischen Worte jetzt nur zu gerne sagen würde, ich tue es nicht und ich fühle mich gerade als wäre ich von einem langen Sturz aus großer Höhe sanft aufgefangen worden. „Ich habe Kao viel zu lange belogen, es ist Zeit, dass ich ihm endlich die volle Wahrheit sage“ bringe ich nun leise hervor, wobei er mir sanft über die Wange streicht und seine Stirn an meiner lehnt. „Du weißt, ich stehe immer hinter dir“ sagt Tosh nun zu mir, worauf ich ihn anlächle und aufgrund seiner Worte eben kann ich auch verstehen, warum sich nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus unsere Wege wieder gekreuzt haben. Ehrlich gesagt macht es mich schon recht traurig zu wissen, dass er zehn Jahre lang gegenüber seinen Freunden eine Lüge aufrecht erhalten musste nur weil Kaoru kurzerhand der Meinung war, dass er mich auf diese Weise vor weiteren Gefahren beschützen kann. Erneut sitzen wir nun in der Bahn, wobei wir in jenen Stadtteil fahren wo Shinya zuhause ist und leiche Beklommenheit steigt nun in mir auf. Denn von dort aus war es nicht mehr weit bis zu Kaorus Haus und ich senke leicht meinen Blick, denn ich will im Grunde meines Herzens nicht, dass ich mich auch nur für einen kurzen Augenblick von Toshiya trennen muss. Auch wenn ich mich in dieser Sache endgültig stellen muss, so würde ich viel lieber davor weglaufen als ihr direkt ins Gesicht zu blicken. Bein dortigen Bahnhof erwischt Toshiya noch ein Taxi für uns und nennt dem Fahrer die Adresse wo sich Kaorus Haus befindet. Stumm starre ich meine Hände an, die auf meiner Tasche ruhen welche ich mit hinein nehmen will und mir kommt es viel zu schnell vor, dass wir unser angestrebtes Ziel erreichen werden. Kurz schaue ich nun auf und ich kann an seinem Gesicht klar ablesen, dass er tief in seinem Inneren sichtlich unzufrieden mit der momentanen Situation ist. „Bitte pass gut auf dich auf, Daisuke“ sagt er schließlich leise zu mich, dabei zieht er mich in einen unbeobachteten Moment näher zu sich heran und ein vertrautes Stechen ist in meiner Brust zu verspüren. „Wir sehen uns doch wieder“ flüstere ich nur, dabei beisse ich mir kurz auf die Lippen aufgrund der Traurigkeit die mich gerade überkommt und lege meinen Kopf auf seine Schulter. „Hai, wir sehen uns wieder“ wiederholt er nun, blickt mich ebenfalls traurig an, streicht mir kurz über die Wange und haucht mir einen kurzen Kuss auf die Stirn, dann ist das Taxi an seinem Zielort angelangt. Mit einem traurigen Lächheln steige ich schließlich aus, dabei streife ich ganz kurz seine Hand und ich blicke dem Taxi hinterher, dass nun in die andere Richtung mit der Person meines Herzens aufbricht. Tief ein & ausatmend konzentriere ich mich nun darauf, dass ich gleich die Höhle des Löwen betreten werde, schultere meine Tasche und gehe nun auf das Haus zu. Was mache ich denn, wenn Kao noch in der Arbeit ist? Mit diesem Gedanken habe ich mich vorher noch nicht befasst gehabt und ich bin in einer gewissen Weise froh, dass ich den Ersatzschlüssel fürs Haus aus irgendeinem mir bis jetzt unbekannten Grund eingesteckt habe. Selbst wenn ich den Schlüssel dazu habe, sollte ich nicht vorher anläuten oder sogar anklopfen um mich zu versichern, dass er wirklich zuhause ist? Ich entscheide mich dazu den Schlüssel zu verwenden und als ich meine Tasche kurz abstelle, damit ich in der Seitentasche danach suchen konnte öffnet sich die Haustür, wobei ich Kaoru direkt ansehe. „Hi Kao“ bringe ich nur leicht grinsend hervor, schaue ihn genau an, nehme meine Tasche und folge ihm gleich einmal ins Haus hinein. „Warum hast du mir nicht gesagt, wann du kommst? Ich hätte dich abgeholt“ kommt es aus ihm hervor, wobei ich in seinen Augen ablesen kann, wie froh er darüber ist mich unbeschadet vor sich zu haben. „Ich dachte du wärst mit Arbeit zugepflastert“ gebe ich wahrheitsgetreu zu, streiche mir leicht verlegen durch mein Haar, lächle ihn an und ich kann nicht umher ihn zu umarmen. Egal was einmal war, es ist ja schließlich vergangen und Kaoru kann ich ja weiterhin als wichtige Komponente in meinem Leben behalten. Ich fühle deutlich wie er sich gerade bei mir anschmiegt und kurz muss ich dabei sogar lächeln, da ich an sich gerne Umarmungen seitens meiner Freunde mag. „Ich habe dich vermisst, DIE“ „Ich dich auch, Kao, ich dich auch“ bringe ich nun leise hervor, dabei fühle ich tief in meinem Inneren ein leichtes Stocken, weil Kao gerade zu mir sagt, dass ich ihm gefehlt habe. Da hat man einen Schlachtplan zurecht gelegt und irgendwie droht dieser gerade zu Scheitern, weil eine gewisse Seite in mir daran appelliert bei Kaoru zu bleiben. „Wann hast du das letzte Mal geschlafen?“ frage ich ihn nun, da mir bei ihm klar die Augenringe aufgefallen sind, meine Tasche vorerst im Flur stehen lasse und mit ihm ins Wohnzimmer gehe, wobei der gesamte Tisch mit diversen Papierkram vollgeräumt ist. „Ich war so in meine Arbeit vertieft, dass ich es dir ehrlich gesagt nicht sagen kann“ gibt er schließlich zu, streicht sich durch seine dunkelbraunen Haare, wobei ich mit einem Lächeln meinen Kopf schütteln muss und ihm rasch zur Hand gehe die ganzen Dokumente zusammen zu bringen. „Da lag mein Bauchgefühl also doch richtig“ bringe ich nun leicht grinsend hervor, reiche ihm den Stapel, stupse seine Nase an und ein Lächeln huscht auch auf Kaorus Lippen. Kurz darauf gehen wir in die Küche und ich mache mich sofort daran einen Tee für uns zu kochen, etwas dass ich ohne Probleme zustande bringe. „Warum hast du mir nichts gesagt?“ „Ich brauchte unbedingt Abstand“ „Baka, du hättest nur ein Wort zu sagen brauchen“ meint er nun, wobei er mir genau gegenüber steht und mir die Haare zur Seite streicht. „Hättest du mich gehen lassen, wenn ich dir gesagt hätte, dass mir aufgrund der Paparazzi & der Plattenfirma mir alles zuviel geworden ist?“ „Ich respektiere deine Wünsche doch, DIE, daher hätte ich dir sicher zugestimmt“ sagt er nun zu mir, wobei ich unbemerkt fragend eine Augenbraue aufgrund seine Worte anhebe und gerade an Toshiya denken muss. Kaoru respektiert also meine Wünsche? Wieso hat er mir den wichtigsten Wunsch nach dem Erwachen aus dem Koma verwährt, indem er mir lange die Existenz von Toshiya verschwieg? Weshalb will er einfach nicht wahr haben, wo in Wahrheit mein Herz liegt? // Ach ja? Ich habe bisher was ganz Anderes in Erfahrung gebracht // denke ich mir nur, kümmere mich nun um den Tee und reiche Kaoru eine Tasse davon. „Trotzdem lässt du es zu, dass ich gegen meinen Willen als Zweitgitarrist aufgestellt werde?“ schießt es nun aus mir hervor, wobei ich mich mit meiner Tasse bei der Spüle anlehne und Kaoru direkt in die Augen schaue, der beim Esstisch angelehnt steht. „Weil das Management darauf besteht, dass du mit uns auf die Bühne zurück kehrst“ „Ich kann aber nicht mehr auf die Bühne zurück“ „Du wirst dich sicherlich schon wieder erinnern können“ „Kao, ich kann einfach nicht mehr als Profimusiker arbeiten“ „Wieso? Gibt es etwas, dass ich dahin gehend unbedingt wissen sollte?“ „Ich krieg Panikattacken, wenn ich in riesigen Menschenmengen bin. Wie soll ich dann einen Auftritt von zwei Stunden in einer vollgesteckten Halle überstehen?“ stelle ich nun meine berechtigte Frage an ihn, wobei ich deutlich an ihm ablesen kann wie es gerade in seinem Hirn zu arbeiten beginnt aufgrund meiner Frage an ihn. Stille herrscht nun, wobei ich auf eine Antwort auf ihn warte und nebenbei einen Schluck von meinem Tee mache. „Verdammt, das macht unsere Lage als Band noch schwieriger“ murmelt er nun vor sich hin, dabei hebe ich fragend eine Augenbraue hoch und mir ist gerade, dass diese wichtige Information über mich ihm doch endlich die Augen zu öffnen scheint. „Ich werde mich morgen früh sofort mit dem Management in Verbindung setzen und sie davon in Kenntniss setzen, dass Dir en Grey nicht mehr in der Lage ist in der gewohnten Formation aufzutreten“ kommt es nun aus Kaoru hervor, der von seinem Tee trinkt und mir ist damit auch klar, dass Kyo & Shin ebenfalls informiert werden müssen. „Besser du sagst ihnen gleich, dass die Band vorerst zwei Mitglieder weniger haben wird“ bringe ich nun ernsthaft hervor, trinke in Ruhe meinen Tee, sehe Kaoru direkt an und ich sehe ihm direkt an, dass er lelcht verwirrt wirkt. „Toshiya & ich steigen aus Dir en Grey aus“ sage ich seelenruhig zu ihm, dabei senkt er nun leicht seinen Kopf und irgendwie ist mir gerade, dass es ihm schwer fällt unsere gefällte Entscheidung zu akzeptieren. „Warum vorerst?“ „Weil Kyo sicher auch nein sagen wird“ „Was macht dich da so sicher, DIE?“ „Kyo ist ein Sturkopf, er lässt sich nichts befehlen“ kommt grinsend aus mir hervor, wobei es mir fast schon wie gestern vorkommt, dass ich mit Kyo ein Gespräch in diese Richtung in Punkto der Plattenfirma geführt habe. „Du hast recht, er ist ein Sturkopf“ sagt Kaoru nur darauf, lächelt kurz und schüttelt dann seinen Kopf, dabei geht er nun direkt auf mich zu. „Weißt du schon was du stattdessen tun willst?“ fragt er mich nun, lehnt nun neben mir bei der Spüle und wir starren gemeinsam die Wand vor uns an. „Ja, irgendetwas in die Richtung Design“ antworte ich ihm, stelle mir gerade Toshiya auf der Wand als Zeichnung vor und ich spüre eine gewisse Sehnsucht nach ihm in mir aufkommen. Da bin ich nicht einmal eine geschlagene Stunde von ihm getrennt und er fehlt mir jetzt schon so sehr, dass ich mich regelrecht zusammenreißen muss, damit Kaoru nicht bemerkt wer mir gerade abgeht. „Ich möchte meinen Abschluss nutzen und bei einem renommierten Anwalt in Kobe arbeiten, falls das Label die Auflösung von Dir en Grey akzeptieren wird“ sagt nun Kaoru, wobei ich leicht lächle und ihn ansehe. „Einmal leadertierchen, immer leadertierchen“ bringe ich grinsend hervor, wobei er mir mit einem Grinsen durch meine Haare wuschelt und Kaoru weiß ganz genau was ich damit zu ihm sage. Egal ob die Band bleibt oder aufgelöst wird, wir werden immer hinter unserem leader-sama Kaoru stehen und ihn in allen Lagen den Rücken stärken so wie er es für uns getan hat. Kapitel 11: 十一 -------------- Lange stehen wir beide schweigend in der Küche da und starren die Wand direkt vor uns liegend an bevor sich Kaoru zu regen beginnt, wobei man draußen schon langsam vernehmen kann, dass es Abend wird. „Soll ich dir noch etwas zu Essen machen?“ „Ne, lass nur, bin im Moment nicht hungrig“ antworte ich Kao, sehe ihn kurz an, trinke meinen Tee aus und bin gedanklich an einem ganz anderem Ort anwesend. An sich hätte ich schon zugestimmt in diesem Augenblick etwas zu essen, wenn es nur Toshiya gewesen wäre der mich deswegen fragt und nicht Kaoru. Mit einem Nicken akzeptiert Kaoru meine Antwort, trinkt ebenfalls seinen Tee aus und uns beide umgibt vorerst eine trügerische Stille. Fast wie die bekannte Ruhe vor dem großen Sturm. Ob er schon etwas ahnt? Ich hoffe nicht, denn dann wäre alles mit einem Schlag zunichte gemacht, an dem ich mit Toshiya in den letzten Stunden so hart gearbeitet habe. Wortlos verschwinde ich schließlich nach oben, verziehe mich kurzerhand ins Bad und seufze tief auf. // Verdammt, Toshiya, was soll ich nur in diesem Augenblick tun? // schießt mir der Gedanke gerade durch den Kopf, lehne mich bei der Tür an, schließe kurz meine Augen und blicke nun in Richtung der Decke. Tief in meinem Inneren sehne ich mich gerade danach, diese intime Nähe zu Toshiya erneut zu verspüren und nebenbei weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie ich diese Tatsache weiter vor Kaoru verbergen soll. In der stillen Hoffnung, dass ich unter der Dusche eine passende Lösung für mein momentanes Problem finde drehe ich das Wasser auf, entkleide mich und begebe mich nun direkt unter den warmen Wasserstrahl, der sich nach dem langen Flug wirklich angenehm auf der Haut anfühlt. Mit geschlossenen Augen stehe ich da, lasse das Wasser auf mich herab prasseln, wobei ich ganz klar geistig vor mir habe wie Toshiya mich berührt und mich küsst. Dabei breitet sich ein vertrauter, wohliger Schauer in meinem gesamten Körper aus und leichter Unmut macht sich deswegen in mir breit, da ich mir leider selbst Abhilfe schaffen muss. So muss ich vorerst mit dem Toshiya vor meinem geistigen Auge vorlieb nehmen und ich ahne gerade nicht, dass ich ungewollt dabei beobachtet werde. Auch ist es für mich immer noch etwas ungewohnt, dass ich mich selbst berühre und ich versinke immer mehr in jene Gedanken, die sich um Toshiya & mich drehen, dabei versuche ich geschickt alles um mich herum auszublenden. Auf einmal spüre ich ein paar Hände, die in sanfter Weise über meinen Bauch streicheln und auf einmal ist mir als wolle mich eine weit entfernte Stimme innerhalb meiner Vernunft mich deswegen warnen. Mit einem Schlag spüre ich auf einmal Unsicherheit in mir aufsteigen und ich versuche etwas Abstand zu gewinnen, damit ich denjenigen der mich so berührt sehen kann. Sichtlich erschrocken reiße ich nun meine Augen auf und starre Kaoru lange an, der sich in diesem Augenblick mit mir unter der Dusche befindet. Was in aller Welt geht hier nur vor? Wieso habe ich nicht mitbekommen, dass er hier auftaucht? Warum ist mir nie aufgefallen, was er in Wirklichkeit von mir wünscht? „Kao, was...“ bringe ich nur sichtlich verwirrt hervor, starre ihn weiterhin fragend an, doch da steht er schon direkt vor mir, legt einen Finger auf meine Lippen um mich so zu beruhigen und küsst mich kurzerhand auf dominante Weise. Es ist ein gewaltiger Unterschied von Kaoru und von Toshiya geküsst zu werden. Bei Tosh ist viel mehr Zärtlichkeit & Liebe im Kuss zu spüren, während ich bei Kaoru nur sichtliche Begierde als auch Verlangen neben der von ihm verströmten Dominanz heraus spüren kann. Ehe ich mich versehe bin ich mit dem Rücken zur Wand und mein eben erwählter Fluchtweg aus dieser mir unangenehmen Situation ist dank Kaoru erfolgreich versperrt. // kami-sama, bitte steh mir bei // denke ich gerade, wobei ich mir mehrmals auf die Lippen beißen muss, damit mir kein verräterischer Laut aus meiner Kehle hervor kommt. Obwohl ich doch sichtlich größer als Kaoru bin kann ich mich nicht gegen ihn wehren, denn er scheint eindeutig stärker zu sein als ich es in meinem momentanem Zustand bin. Ich versuche mehrmals an ihn & sein Gewissen zu appellieren, dass ich von ihm nicht so berührt werden will, doch er ignoriert gekonnt diese Bitte von mir und setzt seine Handlungen einfach fort, wobei ich kurzerhand meine Augen schließe, um all das um mich herum nicht ansehen zu müssen. Stumme Tränen rennen meine Wangen hinab, da ich mich wie ein Verräter an mir selbst vorkomme und meine Tränen werden mehr, weil ich genau in diesem Augenblick an Toshiya denken muss. Wird er meine Nähe jetzt noch wollen, wo ich so von Schuld befleckt bin? Wird er mir je verzeihen können, dass ich zu schwach gewesen bin um Kaoru davor zu stoppen was er mit mir vorhat? Werde ich je mir selbst verzeihen können, dass ich im Grunde genommen nur schwach & hilflos bin? All diese Fragen schießen mir gerade durch den Kopf, dabei weiß ich nicht mehr, ob es nur meine Tränen sind oder ob es das warme Wasser der Dusche ist, welches verstärkt an meinen Wangen herab rinnt. Irgendwann hat dieses in meinen Augen stundenlang wirkende Martyrium ein Ende und nachdem Kaoru mich allein zurücklässt sinke ich schließlich in der Dusche zusammen. Ich ziehe meine Beine nah an meinen Körper heran, umarme sie, lege meinen Kopf auf ihnen ab und lasse so meinen Tränen freien Lauf, dabei beiße ich mich erneut auf meine Lippen und verwünsche mich dafür, dass ich überhaupt hierher zu Kaoru ins Haus gekommen bin. Wie kann ich so noch Toshiya unter die Augen treten? Ein vertrautes Stechen ist in meiner Brust zu fühlen und leise bringe ich seinen Namen hervor, dabei wird dieser Schmerz in meiner Brust nur noch verstärkt aufgrund der Schuld als auch der Scham die ich gerade in mir verspüre. ************ Toshiyas POV: Es setzt mir tief in meinem Inneren zu ihn einfach so gehen zu lassen, aber früher oder später werden wir uns sowieso in der unausweichlichen Situation befinden, in der wir Kaoru Rede & Antwort schulden. Auf den Weg in meine Wohnung erhalte ich eine kurze SMS, dass ich mich unverzüglich nach Gifu-ken begeben soll aufgrund eines Shootings und verbittert wie ich gerade bin beisse ich mir auf die Lippen. Kaum wieder in Japan angelangt und schon scheint sich wieder alles gegen uns zu stellen. Wie soll ich so für Daisuke da sein, wenn ich nicht einmal genau weiß, wie lange ich von Osaka weg bin? Ich bitte den Taxifahrer nur kurz zu warten, eile hinauf in die Wohnung, stelle die Taschen im Wohnzimmer ab und bin schon wieder im Taxi in Richtung Bahnhof unterwegs, dabei versuche ich telefonisch Kyo zu erreichen. Auch wenn es nur ein paar Minuten her ist, dass Daisuke bei Kaorus Haus ausgestiegen und somit erst einmal unerreichbar für mich ist, so mache ich mir jetzt schon riesige Sorgen um ihn. „Verdammt Kyo, geh doch endlich mal ran...“ bringe ich leise grummelnd hervor, wobei ich mit meinen Fingern ungeduldig gegen das Handy trommle und erneut nur die Sprachbox erwische. Ausgerechnet in so einem wichtigen Zeitpunkt war Kyo nicht telefonisch zu erreichen und ich biss mir deswegen verstärkt auf die Lippen. Beim Bahnhof angelangt bezahle ich das Taxi, spreche kurzerhand eine Nachricht auf Kyos Sprachbox, dass er unbedingt nach Daisuke schauen soll und steuere auf den nächsten Zug in Richtung Osten zu, dabei erfahre ich erst jetzt von meiner Managerin, dass wir auch in Toyama Halt machen werden. Ich nicke nur stumm, steige mit ihr in den Shinkansen ein und gedanklich bin ich gerade bei Daisuke. Wie es ihm gerade geht? Hat er schon mit Kaoru reden können? Ist er noch bei ihm im Haus? Ich lasse es mir nicht anmerken, doch innerlich bin ich nervös & angespannt zugleich, da ich nicht mal ansatzweise weiß wie Kaoru darauf reagieren wird, wenn er von unserer Beziehung erfährt. Am liebsten hätte ich jetzt alles stehen & liegen gelassen und wäre direkt zum Haus von Kaoru gefahren, doch ich befinde mich gerade von meinem Liebsten entfernt in einem Zug in Richtung Gifu. Schade nur, dass ich so etwas wie die Teleportation nicht im realen Leben beherrsche, denn sonst könnte ich mich nun zu Daisuke begeben, ihn kurzerhand mitnehmen und mich wieder hierher in den Zug begeben. Leider funktioniert das nur in Filmen und im Anime. Tief seufzend lasse ich mich in den Sitz fallen, starre doch recht gelangweilt aus dem Fenster hinaus und automatisch beginne ich die Melodie zu ain't afraid to die zu spielen, nur das ich momentan kein Bass zur Verfügung habe. Es hilft mir vorerst mich von meinen Sorgen um Daisuke abzulenken und blende somit auch gekonnt meine Managerin aus, die auf mich einredet was das Zeug hält. Geistig gehe ich auch all die Songs durch, die wir einst für unsere Japan weite Tour geprobt hatten und befinde mich dadurch wieder auf der Bühne umringt von meinen Freunden. Da, Shinya gibt die Takte zum Song Ware, Yami tote... vor und wie von selbst wandern meine Finger über das imaginäre Fretboard meines Bass. Ich weiß ganz genau, wann der nächste Wechsel innerhalb des Liedes stattfindet und auch den Zeitpunkt, wann Kaoru zu seinem Solo ansetzt. Ich bin so vertieft in die ganze Materie, dass ich nicht einmal ansatzweise mitbekomme, wann wir exakt in Gifu ankommen und meine Managerin muss mich mehrmals fast schon durchschütteln, damit ich endlich auf sie reagiere. Mit fragendem Blick sehe ich nur auf, stehe auf, folge ihr still aus dem Zug hinaus und gerade frage ich mich, wie das Konzert damals verlaufen wäre wenn Daisuke nicht diesen schrecklichen Unfall gehabt hätte. Wahrscheinlich, so wie ich ihn kenne hätte er sich von seiner Schokoladenseite gegenüber der präsenten Damenwelt gezeigt und wäre über die Bühne gewandert, um mit Kaoru als auch mir nebeneinander spielen zu können. Ein kurzes trauriges Lächeln, dass mir dabei über die Lippen huscht, denn er neigte oft dazu kurz vor Auftritten Shinya & mich auf die Schaufel zu nehmen, wobei manchmal auch Kaoru und Kyo auch ihren Senf dazu gaben. Die Band die wir einst waren ist in einem Augenblick gestorben, den ich lang nicht wahr genommen habe. Wann es genau begann, dass sie innerlich zerbröckelte, ich weiß es nicht. Außerdem was wäre Dir en Grey ohne einem von uns fünf? Am Besten für uns alle, wenn Kaoru uns den Gefallen tut und die Band offiziell für aufgelöst erklärt. Somit brauchten wir nicht ein unglaubwürdiges Szenario für unsere Fans da draußen vorspielen und könnten jeder ungestört unserer eigener Wege gehen. Dadurch wäre auch in einer gewissen Weise versichert, dass Daisuke in Ruhe genesen kann und seine Privatsphäre bekommt, die er so dringend nötig hat. Wenn Kaoru wirklich für ihn da sein will, dann soll er verdammt noch mal schauen, dass Daisuke aus dem Geschehen der Band komplett ausgeschlossen wird. Selbst wenn er frühzeitig in die so genannte Pension der Musiker geschickt werden muss, mir ist das alle Mal lieber als mit anzusehen zu müssen, wie Daisuke sich wegen der Band abquälen muss. In meine Gedanken um ihn versunken folge ich ihr zum Hotel und hoffe stark darauf, dass es Daisuke gerade gut geht. ************ Erschöpft wie ich bin schaffe ich es noch das Wasser abzudrehen, mich in mein Zimmer zu schleppen und mir T-Shirt & Boxer anzuziehen, dann verfalle ich in den Schlaf, der mir leider nicht lange gewährt ist, da ich zwischendurch immer wieder schweißgebadet aufwache. Hier unter die Dusche zu springen wage ich mich nicht mehr, da ich nicht weiß, ob dann wieder Kaoru erscheinen wird. Irgendwann schaffe ich es dann doch noch in den sanften Schlummer zu fallen und ich begrüße freudig die traumlose Sequenz die mich wie mit schützenden Armen umfängt. Ich weiß nicht, wann genau aber ich werde schlagartig wach, da ich etwas in unmittelbarer Nähe zu hören glaube und richte mich langsam auf. Kurz aufseufzend stehe ich schließlich auf, da ich nicht mehr schlafen kann, gehe auf das Fenster zu, schiebe die Vorhänge zur Seite und bemerke erst jetzt, dass es früh am Morgen ist. Ich öffne es für einen kurzen Augenblick um etwas zu lüften und ich ahne in diesem Moment nicht, wie es mir heute noch mehr als behilflich sein wird, dass ich es geöffnet habe. „Morgen, DIE“ vernehme ich nun Kaorus Stimme, zu der ich mich schlagartig wie nach einem Peitschenhieb umdrehe und innerlich schon schlucken muss, da ich ehrlich gesagt nicht weiß wie ich nun auf ihn reagieren soll nachdem was gestern Abend passiert ist. „Ich bin nur her gekommen weil ich mit dir reden wollte“ „Das mit der Band kläre ich schon, DIE“ „Nicht nur deswegen, sondern auch wegen Toshiya“ „Toshiya? Wann begreifst du denn endlich, dass er dir nur Unglück bringt“ „Irrtum, Kao, du bist hier derjenige, der nicht begreifen will“ kommt es nun trotzig aus mir hervor, blicke ihn stur an und ich nehme all meinen Mut zusammen um ihn meine Stirn zu bieten. Ich bin zwar eine Weile feig jeglicher Konfrontation mit ihm schön aus dem Weg gegangen, doch ich muss dem Ganzen endlich Einhalt gebieten. „Ich begreife sehr wohl, DIE“ „Ach ja? Dann weißt du ja sicher schon, dass ich all die Jahre uns beide belogen habe? „Du hast was...?“ höre ich nun Kaoru nachfragen und auch wenn mir dabei etwas mulmig zumute wird, es ist doch ein leiser Triumph für mich. „Ich habe mich all die Jahre mich nicht dazu getraut es dir ins Gesicht zu sagen, Kao“ „Dann rück jetzt endlich damit heraus, DIE“ „Ich liebe Toshiya schon seit dem Tag an dem wir uns begegnet sind“ „Rede dir doch selbst nicht so einen Unsinn ein“ „Es ist kein Unfug, denn der Einzige zu dem ich eigentlich immer ehrlich war hast du versucht von mir fern zu halten“ kommt es nun aus mir hervor, dabei schlucke ich mehrmals als ich ein leicht bedrohlich wirkendes Funkeln in diesen sonst so sanften braunen Augen bemerke und in diesem Augenblick wünsche ich mir Flügel, um so rasch wie möglich dieser mir recht unangenehmen Situation entfliehen zu können. Soviel zur Höhle des Löwen. Ehrlich gesagt fühle mich eher als das bevorstehende Frühstück für den zum Sprung bereiten Löwen, denn ich kann auf einmal eine gewisse Spannung in der Luft verspüren, die mir richtig unbehaglich ist. „Kyo hatte recht als er meinte, es wäre ein Fehler seinerseits gewesen mich an dich anzuraten“ sage ich noch zu ihm, wobei ich erstaunt über mich selbst bin, dass ich diese Worte an ihn richte und erst da wird mir bewusst, dass Toshiya scheinbar aus Respekt vor uns mir diesen einen Punkt verschwiegen hat. „Es war kein Fehler und das weißt du auch selbst ganz gut, DIE“ meint er nur darauf, blickt mir direkt in die Augen und ich habe gerade das Gefühl, dass es doch etwas kälter im Raum geworden ist. „Ich weiß nur, dass ich dich immer wie einen großen Bruder geliebt habe, Kaoru“ gebe ich schließlich zu, drehe mich nun um und will gerade durch die offene Tür hinaus gehen als er mich an den Handgelenken schnappt und mich gegen die Wand direkt neben der Tür presst, worauf mein Herz wie wild zu hämmern beginnt. „Wann siehst du es endlich ein, dass ich dich wirklich und aufrichtig liebe?“ „Wann wachst du endlich aus dieser unwirklichen Illusion auf die dich umgibt, Kaoru?“ stelle ich nun die Frage an ihn, wobei ich ihm direkt in die Augen schaue und eine gewisse Verzweiflung an ihm ablesen kann, die mir fremd an ihm ist. Wieso musste nur dieser einst so humorvolle Mann sich in so ein verbittertes Wesen transformieren, dass ich ihn kaum mehr wieder erkenne? Stille herrscht um uns herum, dabei scheint es doch nach & nach in ihm einzusickern, dass ich mich nicht mehr so einfach von ihm überreden als auch einschüchtern lasse wie es damals für ihn üblich war. „Du bist sichtlich verwirrt, DIE, deswegen sperre ich dich vorerst zu deinem eigenen Schutze ein“ bringt Kaoru schließlich unser Gespräch beendend hervor, schließt vor meinen Augen die Tür zu meinem Zimmer und ehe ich mich versehe hat er diese auch schon abgeschlossen. Egal wie sehr ich daran rüttle, sie ist fest verschlossen und verzweifelt suche ich nach einem möglichen Fluchtweg, dabei springt mir das offene Fenster ins Auge. Ich lausche aufmerksam auf mögliche Geräusche die mir besagen, dass eine Flucht von hier jetzt günstig ist und ich kann klar vernehmen wie Kaoru das Haus verlässt. Still zähle ich leise vor mich hin, nur um mich tief in meinem Inneren zu versichern, dass ich ihm nicht möglicherweise direkt in die Arme laufe und klettere nun aus dem Fenster hinaus, wobei ich mich an der Dachkante hochziehe. Ich schlucke mehrmals, da es doch nicht so einfach ist wie ich mir dachte und schaffe es schließlich doch auf das Dach hinauf, wo ich nach Luft schnappend liegen bleibe. So weit so gut, nun muss ich nur noch einen sicheren Weg von hier hinunter auf den Boden finden und als ich meinen Kopf nach rechts drehe fällt mir die alte japanische Kiefer ins Auge, die ja in unmittelbarer Nähe zum Haus steht. Ich stehe nun langsam auf, ignoriere das kurze Schwindelgefühl und tapse mich vorsichtig in die Richtung, wo einige der Äste bis ans Dach reichen. Gerade als ich einen der Äste erreiche rutsche ich ungewollt aus und ich kann mich an ein paar tiefer gelegenen Ästen noch fest halten, dabei brennen meine Handflächen wie verrückt und selbst mein Herz hämmert wie wild. // Arigato kami-sama, dass du so auf mich aufpasst // denke ich gerade, klettere langsam mit zittrigen Händen den Baum hinab und lehne mich kurz beim Stamm an, da ich nach Luft schnappen muss. Als ich mich etwas gefangen habe laufe ich einfach los so wie ich bin, denn ich will einfach nicht riskieren von Kaoru erwischt zu werden und sichtlich außer Luft stoppt neben mir ein Taxi. Der Fahrer fragt mich, ob ich Hilfe brauche und ich bitte ihn mich zu einer Adresse zu bringen, die ich ihm recht schnell nennen kann. Zu meinem Glück fragt er nicht nach, warum ich momentan in T-Shirt & Boxer bekleidet durch die Straßen Osakas renne und ich steige in das Taxi ein. Meine Augen schließend fällt mir erst jetzt auf, wie sich alles vor meinen Augen zu drehen beginnt und auch mein Herz schlägt so schnell, dass es sich schon fast so für mich anfühlt als bräche es jeden Augenblick aus meinem Brustkorb aus. Von all den Strapazen meiner bisher erfolgreichen Flucht sichtlich ausgelaugt schaffe ich es trotzdem noch ihm das Gebäude zu beschreiben, wo ich unbedingt hin will und zu meinem Glück weiß er ganz genau welchen Wohnkomplex ich meine. An meinem Ziel angelangt bin ich überaus dankbar, dass er mir diese Fahrt nicht berechnet, bedanke mich mehrmals bei ihm und suche nun an den unterschiedlichen Gebäuden dieses Komplexes an den verschiedenen Klingelschildern nach Toshiyas Namen. Bei der Wand angelehnt versuche ich trotz der sichtlichen Erschöpfung mich an die Kanji zu erinnern, die er mir aufgeschrieben hat und sie fallen mir einfach nicht mehr ein. Gerade als ich denke, ich müsste mich Kaoru gegenüber doch geschlagen geben und meine Flucht für gescheitert erklären, öffnet sich die Tür und eine mittelgrauhaarige Dame schreitet heraus, die mich sofort zu erkennen scheint. „Sie habe ich ja lange nicht gesehen, Andou-san“ kommt es sofort aus ihr heraus, dabei bin ich in diesem Augenblick mehr als erleichtert, dass diese Dame weiß, wer ich bin. In kurzen Worten erkläre ich ihr meine momentane Lage und sie lässt mich hinein, dabei gibt sie mir auf den Weg in den neunten Stock den Schlüssel zu meiner Wohnung und erklärt mir, dass ein gewisser Hara-san sie momentan für mich verwaltet. Ein leichtes Grinsen huscht mir auf die Lippen, da ich erst jetzt verstehe, wieso ich seinen Namen nicht sofort entdecken konnte, denn so gewieft wie er ist hat er einen Teil von seinem Nachnamen mit meinem zusammen getan. Woher ich das weiß? Ganz einfach, denn am Schild der Wohnung die mir gehört ist erneut dieses merkwürdige Kanji zu lesen und ich betrete zum ersten Mal nach zehn Jahren meine eigene Wohnung wieder. Für einen kurzen Augenblick warte ich ab bis die Hausmeisterin auch wirklich gegangen ist, dann erst lasse ich es zu, dass mich die willkommende Dunkelheit in ihre schützende Fittiche einhüllt. ************ Toshiyas POV: Die zwei Tage vergehen wie im Flug und ich habe gerade erfolgreich mein Shooting in Toyama hinter mich gebracht. Auf einmal ein dringender Anruf aus Osaka und ich schwirre sofort an einen ungestörten Ort, da ich nicht will, dass jemand das gesamte Gespräch mitbekommt. Ein Stein der Erleichterung fällt mir gerade vom Herzen, denn es ist Ms. Kazanomyoga die mich da anruft. Sie ist die Hausmeisterin aus dem Wohnkomplex, in den wir beide wohnen und sie informiert mich dahingehend, dass Daisuke vor zwei Tagen in der Wohnung angekommen ist, welche ich mit meiner eigenen zusammen legen habe lassen. Jetzt muss ich nur noch sehen, dass ich so schnell wie möglich nach Osaka komme, denn laut ihrer Aussage schien er geistig etwas verwirrt zu sein. „Ich nehme mir für zwei Monate frei“ sage ich schließlich zu meiner Managerin, die mir gerade weitere bevorstehende Termine für Shootings in Taiwan, Korea und China mitteilen will, lächle sie kurz an, dann bin ich ab in Richtung Bahnhof. Da erreicht mich auch ein Anruf von Kyo, der sich kurzerhand bei mir entschuldigt, da er sich zu dem Zeitpunkt geschäftlich in Hakodate befand und er beunruhigt mich mit der Aussage, dass niemand ihm die Tür öffnen würde. Verdammt, Daisuke, was ist nur los mit dir? Angetrieben vor lauter Sorge um ihn erwische ich noch einen Zug nach Osaka, bleibe mit Kyo in Kontakt und tief in meinem Inneren ahne ich schon Schlimmes. Was, wenn er sich nicht mehr an uns erinnert? Ich beiße mir verstärkt auf meine Lippen, da mir seine Worte wieder durch den Kopf gehen aufgrund seines Erinnerungsvermögens und haue ungewollt mit der Faust auf den Nachbarsitz. Warum nur muss das Leben das ich führe so grausam zu mir sein? Wieso wirfst du mir immer wieder riesige unüberwindbare Brocken in den Weg, kami-sama? Vergönnst du es mir etwa nicht, dass ich mein Glück gefunden habe? Tief in meine Gedanken an Daisuke versunken schreibe ich eine Kurznachricht an Kyo in der ich ihm Bescheid sage, dass es gut möglich ist, dass er sich nach der Begegnung mit Kaoru nicht mehr erinnern kann. Ein kurzes Lächeln huscht mir über die Lippen als Kyo mit einem allbekannten englischen Schimpfwort darauf reagiert und um ehrlich zu sein bin ich wirklich froh, dass wenigstens die Freundschaft zwischen uns dreien über die Jahre hinweg so stabil geblieben ist, auch wenn ich ganz genau weiß, was er womöglich immer noch für Daisuke empfindet. Auch wenn ich nie diese tiefe Bande der Freundschaft mit ihm aufbauen kann die Kyo seit Jahren mit Shinya teilt, so ist er immer auf seine Art ehrlich mit uns umgegangen. Zum Glück habe ich einen jener Züge erwischt, die nicht zwischendurch stehen bleiben und bin somit rasch wieder in Osaka zurück. Mit der Bahn fahre ich bis in jenes Stadtviertel, dass an jenes grenzt in dem Daisuke & ich wohnen, steige aus und gehe den Rest des Weges zu Fuß. Unterwegs treffe ich schließlich auf Kyo, der mich fragend ansieht und ich steuere mit ihm die Wohnung an, welche ich mit Daisuke teile. Beim Ankommen fallen mir leichte Blutspuren am Fußboden im Flur auf, suche systematisch alle Räume der Wohnung ab und ich atme sichtlich erleichtert auf als ich ihn schlafend im Schlafzimmer vorfinde. Erst da fallen mir die leichten Verletzungen an seinen Fußsohlen als auch an seinen Händen auf und ich frage mich gerade was ihm in der Zeit meiner Abwesenheit wohl passiert sein mag. Mit Kyo begebe ich mich kurzerhand in die Küche, wo ich gleich Tee aufsetze und nebenbei zu kochen beginne, da er nach dem Aufwachen mit Sicherheit hungrig sein wird. „Denkst du es geht ihm gut?“ „Ich hoffe es sehr“ bringe ich nur hervor, starre nachdenklich den Lachs vor mir an und seufze leise auf. Denn mit etwas Glück weiß er doch noch, wer wir sind wenn er aufwacht. Diesen einen Funken Hoffnung lasse ich mir nicht nehmen. „By the way, Kaoru hat mich gestern Abend angerufen“ bringt Kyo nach einer Weile der Stille hervor, nimmt dankbar die Tasse Tee an, sieht mich genau an und innerlich beginnen nun meine Alarmglocken deswegen zu schrillen. „Hast du ihm etwas gesagt?“ „Natürlich nicht, so blöd bin ich doch auch nicht, Toshiya“ „Was wollte er denn?“ „Ob ich weiß, wo DIE steckt“ „Und, was hast du ihm geantwortet?“ „Das ich von DIE seit Monaten nix gehört habe“ antwortet er mir, worauf ich ein zufriedenes Lächeln aufweise und sehe ihn genau an. Ja, Kyo war jemand, der felsenfest hinter seinen Freunden steht und eher sterben würde als sie zu verraten. „Ich danke dir dafür, dass du dir so eine Bürde auftust“ „Bei euch beiden bleibt mir wohl keine andere Wahl“ meint er nun etwas mürrisch, trinkt von seinem Tee und ich lächle ihn nun sanft an. Das hier ist seine Weise uns zu zeigen, dass wir ihm wichtig sind. Gerade als ich mit den Udon fertig werde taucht eine recht verschlafen wirkende schlaksige Gestalt in der Küche auf und ich ahne nur, dass ihn gerade der Hunger treibt. Daisuke scheint leicht verwirrt, doch er reagiert recht rasch auf den Tee den Kyo ihm reicht, während ich für alle das Essen herrichte und ihn dabei beobachte wie er seine Haare zu richten versucht. „Danke, Tosh, ich bin wirklich schon fast am Verhungern“ sagt er schließlich zu mir, grinst mich leicht an und in seinen Augen kann ich klar ablesen, wie froh er ist mich zu sehen. „Iss erst einmal in Ruhe, dann kannst du uns ja sagen, was genau vorgefallen ist“ meint nun Kyo, der seine Stäbchen in die Hand nimmt, Daisuke kurz ansieht und ich mich auch nun zu ihnen setze. ************ Ich weiß nicht wie lange ich eigentlich geschlafen habe aber ich weiß, dass ich zwischendurch kurz duschen war und mich mit einem wohligen als auch recht vertrauten Geruch umgeben fühle, der ein gewisses Gefühl der Sicherheit in mir erweckt. Irgendwann grummelt mein Magen fürchterlich weswegen ich am Ende doch aufwache, mich fragend im Raum umsehe und auf einmal Stimmen vernehme, die vorher mit absoluter Sicherheit noch nicht da gewesen waren. Verschlafen wie ich momentan bin tapse ich in Richtung Küche aus der es richtig gut duftet und ich wundere mich gerade, wer die beiden denn sein konnten, dabei nehme ich dankbar die mir gereichte Tasse Tee vom Kleineren der beiden an. Moment mal, es gibt nur einen Einzigen den ich kenne, der so leckere Sachen zaubern kann und während ich meine Haare zu richten versuche bestätigt die Stimme in meinem Inneren, dass ich bei Toshiya bin. Sofort bedanke ich mich bei ihm für das Essen, grinse ihn leicht an und ich nicke nur aufgrund der Worte des Kleineren, dessen Identität mir merkwürdigerweise auch hängen geblieben ist. „Kyo, kannst du mir bitte sagen, was für ein Tag heute ist?“ frage ich schließlich den Kleineren neben mir sitzend, verschlinge dazwischen ein Stück Sushi, blicke ihn genau an und ich bin leicht irritiert, da Toshiya etwas besorgt um mich zu sein scheint. Als er mir schließlich das heutige Datum nennt bin ich sichtlich verwirrt, denn in meiner internen Rechnung fehlen plötzlich einige Tage. Warum kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was davor passiert ist? Egal, erst einmal Kraft tanken und mich auf andere Dinge konzentrieren. „Wann bist du denn heim gekommen? Ich hab dich nicht einmal gehört“ frage ich nun Toshiya, trinke von meinem Tee und sehe ihn leicht schmollend an, wobei ich mich gerade frage, warum ich ihm diese Frage stelle. „Zwei Shootings haben sich kurzerhand dazwischen geschoben, eins in Gifu und eins in Toyama“ antwortet er mir nun, trinkt von seinem Tee und sieht mir direkt in die Augen, dabei kann ich an ihm klar ablesen, dass er viel lieber bei mir geblieben wäre als zu arbeiten. Mit einem kurzen Nicken esse ich beruhigt meine Udon auf, blicke kurz zu Kyo und ich wundere mich über diese bedrückende Stille im Raum, die uns gerade umgibt. „Ist gerade jemand gestorben?“ will ich nun von ihnen wissen, da mir dieses Schweigen doch recht unheimlich ist, stehe kurz auf, strecke mich etwas und setze mich nun zu Toshiya auf Sofa, nachdem wir drei uns ins Wohnzimmer begeben. „Kannst du dich noch an irgendein Detail erinnern, was du vor zwei Tagen gemacht hast, DIE?“ höre ich Kyo mich fragen, dabei hebe ich leicht fragend meine Augenbraue hoch, lehne mich instinktiv bei Toshiya an und versuche in Ruhe nach zu denken. Leider muss ich die Frage von Kyo verneinen, da ich mich aktuell nur daran erinnere, dass ich eben aufgewacht bin weil ich hungrig war. „Warum? Was ist da passiert?“ will ich nun wissen, schmiege mich mehr bei Toshiya an und lasse meinen Blick auf Kyo ruhen. „Zerbrich dir vorerst nicht den Kopf darüber, Daisuke. Kyo hat die Frage nur gestellt um zu sehen, in wie weit du dich noch an dein Umfeld erinnern kannst“ versucht Toshiya mich mit seinen Worten nun zu beruhigen, streicht mir über den Arm, lächelt mich sanft an und ich schmiege mich mit geschlossenen Augen mehr bei ihm an. „Ich weiß nur, dass mir plötzlich schwarz vor die Augen wurde, dann habe ich eine Müdigkeit verspürt und weiter weiß ich nicht mehr“ bringe ich nun hervor, geniesse sichtlich diese Nähe zu ihm und öffne nun meine Augen wieder. „Also ist das jetzt gut oder schlecht für uns?“ will Kyo nun wissen, ist leicht nach vor gebeugt und hat seinen Blick auf uns zwei gerichtet. „Kyo, ich würde sagen beides“ kommt es leicht zerknirscht aus Toshiya hervor, wobei ich nun ihn etwas besorgt anschaue und mich gerade frage was wirklich passiert ist. „Hm...“ kommt nur aus Kyo hervor, dann steht Toshiya auf und mein Blick ruht fragend auf ihm. „Ich muss noch rasch einkaufen gehen, Kyo bleibt solange bei dir und passt solange auf dich auf. Irgendeinen Wunsch, was ich mitnehmen soll?“ sagt er nun zu mir, lässt seine Hand auf meiner Wange ruhen und blickt mich leicht fragend an. „Hai, Erdbeere & Vanille“ kommt mir gerade in den Sinn, schaue ihm tief in die Augen und er scheint gerade zu ahnen was ich damit sagen will. Mit einem kurzen Nicken beugt er sich zu mir, haucht mir einen Kuss auf die Lippen und kurz darauf ist er auch schon los. Nun bin ich mit Kyo allein im Wohnzimmer und erneut kommt es mir unheimlich vor, dass so eine bedrückende Stille im Raum herrscht. „Zeig mir mal deine Hände“ bricht er mit diesen Worten schließlich die Stille um uns herum, wobei er mit der tragbaren Hausapotheke aus dem Bad kommt und sich neben mich aufs Sofa setzt. Mit einem Nicken lasse ich ihn meine Verletzungen versorgen, dabei verspüre ich so etwas wie einen dicken Kloß im Hals. Warum macht es mir zu schaffen, dass er so traurig zu sein scheint? Weshalb ist mir in diesem Augenblick, dass er ganz genau weiß, wie es mir gerade tief in meinem Inneren geht? „Ich hoffe nur sehr darauf, dass dir diese ungewollte Erinnerung für ewig erspart bleibt“ „Warte mal, woher...?“ „Du hast uns wenigstens vorgewarnt, Daisuke Andou“ sagt er nun ungewollt sanft zu mir, schaut mir tief in die Augen und da erst wird mir bewusst, dass Kyo & Toshiya nur deswegen so ruhig auf meine momentane Situation reagieren: Weil sie wissen, dass ich gerade wieder in einer Phase angelangt bin, in der ich mir neue Erinnerungen erschaffen muss. „Wahrscheinlich weil ich nicht wollte, dass ich euch weitere Sorgen bereite“ meine ich nun leise werdend, senke meinen Blick, starre auf meine verbundenen Hände und beiße mir kurz auf die Lippen. „Weißt du, ich hätte es nicht ertragen, wenn du damals gestorben wärst“ gibt er schließlich zu, wobei ich ihm nun direkt in die Augen sehe und erneut diesen Kloß in meinem Hals fühle. Instinktiv schlinge ich nun meine Arme um ihn, vergrabe mein Gesicht in seinen Haaren und schließe dabei meine Augen. Nein, ich will nicht, dass er mich so traurig ansieht, denn es nagt tief in meiner Seele, wenn er es trotzdem tut. „Bitte verzeih mir“ bringe ich nur leicht brüchig hervor, lasse ihn nicht los und ich kann deutlich fühlen wie Kyo sich gerade bei mir anschmiegt. „Ich bin derjenige von uns beiden, der sich bei dir zu entschuldigen hat“ meint er nun geistig abwesend, dabei streiche ich ihm beruhigend über den Rücken und er schließt nun seine Augen. Ich lege mich aufs Sofa, ziehe ihn sanft zu mir und ein kurzes Lächeln huscht mir auf die Lippen als er sich sofort bei mir ankuschelt. „Ich bin wenigstens froh, dass du zu Toshiya ehrlich geblieben bist, auch wenn du für eine gewisse Weile nicht wahr haben wolltest, was du wirklich in ihm siehst“ bringt Kyo nach einem Augenblick der Stille hervor, ist immer noch bei mir angeschmiegt und ich streiche ihm sanft über den Rücken. *********** Toshiyas POV: Es beginnt gerade leicht zu regnen als ich den Einkauf erledigt habe und ich wieder zurück in der Wohnung bin. Erst einmal verräume ich alles an seinen richtigen Platz, dann gehe ich ins Wohnzimmer und ein kurzes Lächeln huscht mir auf die Lippen, da Kyo bei Daisuke angeschmiegt eingeschlafen war. Für einen Moment beobachte ich die beiden in aller Ruhe, worauf ich lautlos zum Sofa gehe, mich auf die eine Lehne setze und Daisuke vorsichtig die Haare aus dem Gesicht streiche. Er schmiegt sich an meine Hand, hat halb seine Augen geschlossen und mein Blick ruht lange auf ihm. „Daisuke, wie geht es dir?“ frage ich bei ihm nun leise nach, da ich Kyo nicht unbedingt wecken möchte, streiche ihm über den Kopf und lasse weiterhin meinen Blick auf ihm ruhen. „Zerrissen“ gibt er mir gegenüber im leisen Ton zu, sieht mich genau an und ich kann auch eine gewisse Verwirrtheit in seinen nussbraunen Iriden ablesen. „Willst du darüber reden?“ „Nicht jetzt, Tosh“ antwortet er mir leise, worauf ich verständlicherweise nur nicke und mein Blick kurz auf Kyo ruht, der neben Daisuke friedlich schläft. „Sags mir ruhig später wenn du willst, Daisuke“ sage ich nun etwas aufmunternd zu ihm, lächle ihn sanft an, streiche ihm über die Wange und blicke ihm direkt in die Augen. „Toshiya...“ „Hai?“ „Ich bin froh, dass du hier bist“ sagt er nun zu mir, schmiegt sich an meine Hand, schließt dabei kurz seine Augen und ich kann deutlich an ihm ablesen, dass er mir nahe sein will. „Tosh?“ „Hai?“ „Wie kriege ich Kyo am besten wach?“ „Wenn dir dein Leben lieb ist lässt du ihn noch schlafen“ antworte ich ihm nur darauf, stehe nun auf und tief in meinem Inneren irritiert es mich gerade sehr, dass ich mit der Art wie er mich gerade gefragt hat nicht wirklich begeistert bin. Leicht beisse ich mir dabei auf die Lippen, da es ja doch keinen plausiblen Grund für mich gibt so zu fühlen und innerlich seufze ich tief auf. „Wenn was sein sollte, ich bin rasch duschen“ sage ich noch zu Daisuke, blicke ihn an, dann begebe ich mich ins Bad und seufze erneut auf. Wieso, kami-sama, wieso? Warum willst du mir auf grausamste Weise mir mein vergönntes Glück entreißen? Nachdenklich wie ich gerade bin drehe ich das Wasser nun auf, wobei ich mich kurzerhand doch für ein Vollbad um entscheide und mir ein Lächeln über die Lippen huscht, da ich ganz genau weiß, wer mich da eben umarmt. „Ich hatte nie vorgehabt dich in irgendeiner Art zu verletzen“ vernehme ich Daisuke nun leise zu mir sagen, der seinen Kopf auf meiner Schulter ruhen hat, lehne mich bei ihm an und nebenbei frage ich mich gerade wie er unbeschadet dem schlafenden Kyo entkommen ist. „Du konntest einfach nicht wissen, was Kyo immer noch in dir sieht“ kommt nun leise über meine Lippen, wobei ich ungewollt etwas traurig klinge und deutlich fühlen kann, wie Daisuke mich mehr zu sich zieht. „Ich habe erneut diesen Traum gehabt“ höre ich ihn leise zu mir sagen, worauf ich mir auf die Lippen beissen muss und ich weiß ganz genau welchen Traum er meint obwohl es an sich gesehen doch keiner ist. In seinen Armen drehe ich mich um, lehne meine Stirn an seiner an und lege meine Hände an seine Wangen. „Ich lass dich nicht mehr allein, Daisuke, den Fehler begehe ich nicht erneut“ bringe ich nur hervor, wobei ich eine gewisse Erleichterung in seinen nussbraunen Iriden erkennen kann und selbst in mir ist auf einmal jeglicher Selbstzweifel wie weggewischt. Eigentlich kann ich mich doch irgendwie geehrt fühlen, dass meine Wenigkeit als verbleibender Erinnerungssplitter in Daisukes Welt existiert und doch ist da eine Seite in mir die tief darauf hofft, dass er eventuell doch eines Tages den vollen Umfang seiner Erinnerungen ausschöpfen kann. Gemeinsam schaffen wir es mit Sicherheit. Nachdem wir beide entkleidet sind steigen wir in die Wanne und ich lehne mich bei ihm an, dabei bin ich innerlich froh über seine Anwesenheit. „Wegen Kyo...“ „Was ist los, Daisuke?“ „Ich... tief in mir hat es weh getan als er mich so traurig angeschaut hat. Der gleiche Schmerz wie ich ihn sonst auch habe, wenn ich dich nicht in der Nähe weiß“ höre ich ihn nun sagen, fühle deutlich wie sein Kopf auf meiner Schulter ruht, seine Hände sachte über meinen Oberkörper streichen und ich kann auch eine sichtliche Verwirrtheit in seiner Stimme heraus hören. Ich kann einfach nicht anders, ich muss ihm sagen was Sache ist. Doch wäre es nicht besser für ihn, wenn Kyo es ihm persönlich sagt, was er ihm in Wahrheit bedeutet? „Bitte ihn einfach darum darüber reden zu können“ schlage ich ihm nun vor, richte nun meinen Blick zu ihm und er nickt nur, wobei er mir einen kurzen Kuss auf den Hals haucht. „Egal was zwischen uns in einem klärendem Gespräch heraus kommen mag, in meinem Herzen ruhst allein nur du, Toshimasa Hara“ vernehme ich nun seine Worte an mich gerichtet, wobei ich einen gewissen Stein der Erleichterung von meinem Herzen fallen spüre und da erst wird mir gerade klar vor Augen geführt, dass Daisuke an sich all die Jahre was seine Gefühle für mich betrifft doch ehrlich gewesen ist. Nun fühle ich mich eher als kompletter Vollidiot, da ich wohl scheinbar sehr rasch vom Irrglauben gefangen genommen wurde, dass er mit mir spielt und selbst Kyo lag schon damals mit seiner Aussage im Grünen. Doch was genau war es, dass mich dazu veranlasst hat dem Ganzen misstrauisch gegenüber zu treten? Um ehrlich zu mir selbst zu sein, ich weiß es nicht mehr. In Daisukes Armen kann ich wenigstens den ganzen Stress der letzen Tage vergessen und eine gewisse Neugier erwacht gerade in mir, da er richtig anhänglich & schmusebedürftig obendrein ist. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ „Hai...“ „Wirklich?“ „ja, du hast mir sehr gefehlt“ höre ich ihn nun sagen, wobei sein Kopf auf meiner Schulter ruht, ein Lächeln auf meine Lippen huscht und als ich in seine Augen schaue sind sie mit einer Mischung aus Trauer & Freude belegt. „Daisuke...“ bringe ich nur hervor, wobei ich ein kurzes Stechen verspüre und ich ahne gerade, dass was immer er an Erinnerungen verloren hat wohl eine dabei war, die er ungern behalten hätte. Stille umhüllt uns nun, dabei drehe ich mich nun leicht zu ihm und ziehe ihn sanft zu mir, dabei fühle ich deutlich wie er mich sofort umarmt. Ich muss mir auf die Lippen beissen als ich mitbekomme wie sein gesamter Körper nun leicht zu zittern beginnt und Daisuke sogar sein Gesicht in meiner Halsbeuge versteckt, dabei kann ich seine Tränen auf meiner Haut verspüren. „Ich werde immer bei dir bleiben, Daisuke. Ich lasse dich nicht mehr allein“ sage ich beruhigend wie in einem Singsang zu ihm, streiche ihm über den Rücken und innerlich setzt es mir zu ihn so zu sehen. ************ Ich weiß auch nicht, warum aber ich will instinktiv da sein wo mein Herz mich hinzieht. Kurzerhand klettere ich lautlos über den schlafenden Kyo, blicke noch einmal kurz, ob dieser sich regt und ich atme erleichtert auf. Auch wenn ich seine Fürsorge schätze so gibt es gerade eine Person die meine Anwesenheit weit mehr benötigt als der kleine schlafende Japaner auf Toshiyas Sofa. Im Bad umarme ich sofort Toshiya, der ziemlich niedergeschlagen auf mich wirkt und ich versuche ihn auf andere Gedanken zu bringen indem ich ihm sage, was gerade so in meinem Kopf schwebt. Auch wenn er sich in der Badewanne nun zu entspannen beginnt, so überkommt mich plötzlich ein Gefühl der Schuld und ich weiß leider nicht, woher dieses auf einmal herkommt. Als Toshiya mich nun fragt, ob es mir auch wirklich gut geht scheint das Gefühl der Schuld immens in mir anzusteigen und ich schmiege mich verstärkt bei ihm an, dabei verberge ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Ohne das ich es mir selbst erklären kann rinnen mir plötzlich die Tränen herab und nebenbei verspüre ich eine Art Erleichterung, dass Toshiya in diesem Moment bei mir ist. Beruhigend streicht er mir über den Rücken, worauf ich mich langsam wieder fange und für eine Weile so bei ihm angeschmiegt bleibe. „Bitte verzeih mir...“ kommt es leise über meine Lippen, halte mein Gesicht weiterhin in seiner Halsbeuge versteckt und so sehr ich auch bei ihm sein will, so irritiert mich innerlich dieses Gefühl, dass ich es eigentlich nicht wert bin nach seiner Nähe zu verlangen. Ich darf einfach nicht zulassen, dass er weiterhin durch mich beschmutzt wird. Selbst wenn es mich tief in meinem Inneren in Millionen kleiner Stücke zerreißen sollte, ich darf diese in meinen Augen so reine Seele nicht mehr weiter in eine mir unbekannte Welt mit hinein ziehen, die am Ende sogar pures Gift für ihn sein könnte. Fakt ist doch, dass ich ihnen allen nur riesige Sorgen bereite und das ist eine Tatsache die ich einfach nicht will. Auch wenn ich Toshiya aufrichtig liebe, so hat er jemanden verdient, der ihm von Grunde des Herzens her so nimmt wie er ist. Eine Person die nicht so mit Schuld befleckt ist wie meine Wenigkeit. Trotzdem weigert sich mein Herz vehement diese klar vorliegenden Fakten als wahr zu akzeptieren und dadurch fühle ich mich in einen unendlich wirkenden Konflikt mit mir selbst geraten. Kami-sama, sag, habe ich es wirklich verdient bei Toshiya zu sein? Um ehrlich zu sein, es fühlt sich viel mehr als ein Traum an vor dem ich riesige Angst habe das er bald endet. Sag, was passiert, wenn ich aus diesem wunderschönen Traum erwache? Was wird mich dann erwarten? Kami-sama, was ist nun Traum und was die Realität? Es scheint wirklich so als würde ich nach & nach jeglichen fixen Bezug zu der Welt um mich herum verlieren. Ist es mir denn gestattet so einen schönen Traum zu träumen? Nachdenklich wie ich nun bin bleibe ich bei Toshiya angeschmiegt, habe meine Augen geschlossen und lausche seinem Herzschlag. Der Takt der Schläge ist synchron zu meinen eigenen Herzschlägen. Ist das eigentlich möglich oder bilde ich mir nur was ein? Was weiß ich denn generell über das Leben rund um mich herum und über mich selbst? Im Grunde genommen gar nichts mehr, warum dann auch diese sichtliche Anspielung darauf, dass mein Erinnerungsspeicher nicht mehr vollkommen intakt ist? Mein Instinkt sagt mir gerade, es ist eine nie enden wollende Spirale des Vergessens und der Erinnerungen. Selbst wenn ich einen brauchbaren Weg fände diesen ewigen Kreislauf dank Willenskraft zu durchbrechen, welches Ich wäre ich dann am Ende dieser Prozedur? Derjenige auf dem Weg des ewigen Vergessens strandet und wäre somit bis zum Ablauf meiner Zeit auf fremde Hilfe angewiesen oder derjenige, der sich wieder komplett an sein ganzes Leben in all seinen Facetten erinnern kann? Ich will nicht mehr und um ehrlich mit mir zu sein kann ich auch nicht mehr. Wieso gibt es im Grunde genommen niemanden der wirklich versteht, warum ich in so einem Zustand niemals enden wollte. Ich wollte nur dieser aus Hektik bestehenden Welt um mich herum entfliehen indem ich ein Ende mit meiner eigenen verhassten Existenz bereite. Verbittert wie ich bin beisse ich mir auf die Lippen, schmiege mich mehr bei Toshiya an und mir wird gerade klar, dass ich mich an eine Tatsache wieder in allen Details erinnern kann. Es war meine eigene Entscheidung gewesen die ich auch nicht bereue und doch setzt es mir tief in meinem Inneren zu, dass mir ausgerechnet Toshiya als Splitter & Wegweiser innerhalb meiner Erinnerungen erhalten geblieben ist. Ich habe mich mit Absicht fallen lassen. Ich wollte es so, dass es passiert. Das Shinya mich rechtzeitig findet und die Rettung ruft war in meinem Szenario nicht eingeplant gewesen. Auch nicht, dass Toshiya in diese Sache verwickelt wird. Ich habe den Weg gewählt, weil ich tief in mir einfach keine Kraft mehr zu diesem Zeitpunkt gehabt habe. Ja, ich bin befleckt. Befleckt mit so viel Schuld & Sünde, dass selbst die Hölle persönlich mich nicht einlassen würde. Kami-sama, sieh nur, was du da am Leben erhalten hast. Ich bin nichts weiter als ein Monstrum, dass diejenigen rund um es herum tief in ihren Herzen korrupt & besessen macht. Ja, ein Monster, das bin ich doch in Wirklichkeit. Eines, dass die Sinne verwirrt und diejenigen die ihm wirklich nahe sind in einen bodenlosen Abgrund der inneren Vernichtung treibt. Nein, so jemanden wie mich hat Toshiya nicht verdient. Auch nicht diese tiefen Gefühle die ich für ihn trage. Denn ich würde es mir niemals verzeihen, dass dieser so wunderbare Mensch eines Tages von der Finsternis des Herzens verschlungen wird. Ich bin doch nicht einmal wert in der Welt zu existieren und doch bin ich noch immer am Leben. Sag, kami-sama, wolltest du etwa absichtlich verhindern, dass ich aus dieser Welt scheide? Wieso? Kami-sama, bitte sag mir, wieso ich noch weiter existieren muss? Ich kann doch unmöglich weiterhin so egoistisch sein und von dir verlangen, dass du mir meinen Seelenfrieden vergönnst indem du die Person meines Herzens ebenfalls in den Freitod treibst. Es ist mein einziger Wunsch, den ich an dich habe und doch kann ich ihn nicht aussprechen. Wenn ich schon meine Entscheidung gefällt habe meiner unwürdigen Existenz ein Ende zu bereiten, dann lass mich bitte eine unauslöschbare Erinnerung in Toshiyas Herzen werden. Eine, in der er auf ewig daran erinnert wird wie sehr ich ihm vom Grunde meines eigenen Herzen her liebe. Kapitel 12: 十ニ -------------- Toshiyas POV: Nun sind es genau vier Monate her seit wir zwei in einer fixen Beziehung zusammen leben und auch wenn Osaka eine Millionenstadt ist, so haben wir vorerst keinen Kontakt zu Kaoru oder zu Shinya. Der Einzige, der uns so oft wie möglich besuchen kommt ist Kyo, der uns obendrein auch über Kaorus Pläne informiert da er noch mit ihm in Verbindung steht. Trotzdem mache ich mir in Bezug Kaoru doch Sorgen, da es nur noch eine Frage der Zeit ist bis er heraus findet, wo er Daisuke inmitten dieser riesigen Stadt ausfindig machen kann. Apropos Daisuke - seit seinem emotionalen Zusammenbruch blockt er vollkommen ab, wenn ich ihn darauf ansprechen will und mittlerweile habe ich es sogar aufgegeben ihn deswegen zu fragen. Außerdem habe ich meinen Job als Model nun komplett auf den Nagel gehängt, da er jedes Mal fast schon panisch auf mich wirkte, wenn ich nur für ein paar Tage aus Osaka aufgrund der Arbeit fahren oder fliegen musste. Deswegen arbeite ich nun als Abteilungsleiter in einem Elektrofachgeschäft in unmittelbarer Nähe zu unserer Wohnung und für Daisuke ist es dahingehend doch etwas beruhigend zu wissen, dass ich nicht quer durchs ganze Land unterwegs bin wenn er auf mich angewiesen ist. Er selbst arbeitet seit kurzem in einem Laden für Künstlerbedarf und ich sehe ihm deutlich an, dass es ihm sichtlich Spaß macht dort zu arbeiten. Nach außen hin will er sein Umfeld nicht anmerken lassen, was für ein Handicap er seit seinem schweren Unfall hat und ich höre ihm liebend gern zu wenn er über seine Arbeit redet. Ein Stück davon hat er sogar in die Wohnung mitgenommen, denn das einstige Arbeitszimmer haben wir gemeinsam so umgestaltet, dass er in Ruhe darin malen kann. Manchmal kommt es auch vor, dass er sich mehrere Tage in den Raum einsperrt wenn er heim kommt und manchmal wirkt er oft geistig abwesend wenn er von der Arbeit heim kommt. Fast so, als ob ihn etwas tief in seinem Inneren zu beschäftigen scheint und jedes Mal wenn ich deswegen nachfragen will schafft Daisuke es perfekt von diesem Thema abzulenken. Ich mache mir ehrlich gesagt Sorgen um ihn denn, auch wenn wir nun endlich zusammen sind so habe ich ab & an doch das unangenehme Gefühl tief in meiner Brust, dass er mir langsam aber sicher entgleitet. Nebenbei wurmt es mir sehr, dass Daisuke in der letzten Zeit so vehement versucht etwas vor mir zu verschweigen. Nachdenklich wie ich bin lehne ich mit dem Rücken zur Wand im Wohnzimmer, habe eines der Fenster geöffnet, rauche gerade nach langer Zeit wieder eine Zigarette und starre lange auf die Zimmerdecke. Nicht nur Daisukes Verhalten, sondern auch die Aufforderung der Plattenfirma gehen mir gerade nicht aus dem Kopf. Wir sollen uns alle fünf zu einem klärendem Gespräch einfinden. Anstatt persönlich zu uns zu einem Gespräch zu kommen lässt Kaoru diese Sache über ein Crewmitglied an den Rest der so genannten Band ausrichten. Ehrlich gesagt frage ich mich schon die letzten vier Monate schon was Kaoru getan haben mochte, dass Daisuke sich nicht mehr freiwillig daran erinnern will was genau zwischen ihnen passiert ist. Auch wirkt er auf mich wie ein Geist wenn dieser Name in seiner Gegenwart genannt wird und für mich ist das doch recht verdächtig. Außerdem schreckt er sichtlich erschrocken zusammen beim Klang der Türglocke oder wenn nur das Telefon zu läuten beginnt. Irgendetwas muss da in Kaorus Haus vorgefallen sein, dass Daisuke nicht einmal mehr auf freiwilliger Basis fünf Minuten allein in einem ihm fremden Raum sein will. Nur mich lässt er nur noch nah genug an sich heran, bei Kyo hingegen beginnt er oft sehr rasch auf Distanz zu gehen, wenn sich dieser ihm nähert und ich kann es ihm deutlich ansehen wie unangenehm er sich dabei fühlt, wenn ich ihn nur für einen kurzen Augenblick in Kyos Obsorge überlasse. Doch Kyo ist momentan die einzige Person der ich noch vertrauen kann und ehrlich gesagt weiß ich nicht zu 100 Prozent, ob Shinya uns nicht an Kaoru verraten würde. Er ist zwar unser Freund, doch ich bin sichtlich erstaunt wie sehr ich ihm so eine Sache zutrauen würde. Erneut einen Zug von meiner Zigarette machend stehe ich seufzend auf, gehe auf das Fenster zu und lehne mich ans Fensterbrett. In Ruhe einen weiteren Zug von meiner Zigarette machend blicke ich den leicht bewölkten Himmel an, wobei ich mich gerade frage wie es Shin wohl ergehen mag. Schließlich ist er neben Kyo einer der wenigen die Daisuke doch etwas länger kennen als Kaoru & ich es tun. Den Rest der Kippe aus dem Fenster schnippend entscheide ich mich kurzerhand dazu Shinya aufzusuchen. Vielleicht komme ich dank seiner Hilfe ja dazu heraus zu finden was Daisuke eisern für sich behält. Gesagt, getan schnappe ich mir meine schwarzblaue Jacke, schließe vorher noch das Fenster und begebe mich nun in Richtung Bahn, dabei ist mir tief in meinem Inneren bewusst, dass ich nicht viel Zeit dazu habe. Denn in fast zwei Stunden kehrt Daisuke von der Arbeit heim und ich muss zusehen, dass ich nicht zu spät komme. Statt mit der Bahn fahre ich rasch mit dem Taxi zu Shinyas Wohnung und ich weiß ja selbst, dass wir beide nicht gerade unter guten Bedingungen auseinander gegangen sind. Ich kann nur darauf hoffen, dass er mir vergibt. Doch leicht nervös geworden stehe ich nun vor seiner Tür, klopfe mehrmals an und versuche nicht anmerken zu lassen wie angespannt ich gerade bin. Ich atme sichtlich erleichtert auf als sich die Tür öffnet und Shinya mich leicht überrascht anschaut. „Darf ich hinein kommen?“ frage ich nun nach, blicke ihn mit Dackelblick an und lächle ihn dabei leicht an. Mit einem Nicken stimmt er zu, wobei ich im Genkan meine Schuhe & meine Jacke ausziehe und ihm ins Wohnzimmer folge. „Wie geht es Daisuke?“ fragt er sofort nach, wobei ich deutlich seinen Blick auf mir fühlen kann und gerade frage ich mich innerlich, woher unser Nesthäkchen denn weiß weswegen ich ihn aufsuche. „Eigentlich ganz gut“ „eigentlich?“ „es gibt verstärkt Phasen, da wirkt er abwesend auf mich“ „und er blockt ab?“ fragt Shinya nun nach, der in Ruhe von seinem Tee trinkt und mich ansieht. „Woher?“ „Du fragst dich gerade, woher ich das weiß“ bringt er nun hervor, wobei ich ihn mehr als neugierig anschaue, mit meinem Kopf bejahend nicke und meine Tasse umklammere. „In den ersten paar Monaten innerhalb von La:Sadies ist es mir verstärkt an ihm aufgefallen und erst als Kyo & ich ihn eines Tages darauf angesprochen haben hat er sich begonnen uns gegenüber zu öffnen“ sagt Shinya nun zu mir, dabei fällt mir stark an ihm auf wie ein leicht trauriger Glanz sich in seinen Augen deswegen bildet. „Shin, denkst du es wäre möglich für dich, dass du mit ihm redest?“ frage ich nun nach, wobei ich mir kurz durchs Haar fahre, ihn genau anschaue und mir nicht anmerken lassen will wie peinlich es mir ist, dass ich derjenige bin der hier um Hilfe bittet. „Klar doch, Toshiya, schließlich seid ihr beide ja meine Freunde“ kommt sofort die Antwort aus ihm heraus und ehrlich gesagt fühle ich mich doch etwas erleichtert, da Shinya nicht nachtragend wegen der Abfuhr von mir ist die ich ihm in Aomori erteilt habe. Eine Weile bleibe ich noch bei Shinya, rede mit ihm über belangloses Zeug und erfahre noch so am Rande von ihm, warum Kaoru diese ganze Geschichte in Wirklichkeit eingefädelt hat. Nun noch nachdenklicher geworden bin ich am Heimweg, zünde mir eine Zigarette an und ich lasse mir die von Shinya eben erhaltenen Informationen durch den Kopf gehen. Kaoru wusste also ganz genau wie Shinya für mich empfindet und er dachte wohl es wäre ganz einfach mich mit ihm zusammen zu bringen indem er Daisuke für sich selbst behält. Doch da hat der gute Kao wohl nicht mit Daisukes Sturkopf gerechnet. Am Bahngleis stehend und einen Zug von meiner Zigarette machend blicke ich gen Himmel, dabei frage ich mich gerade was unseren leader-sama eigentlich dazu veranlasst hat so zu handeln. ************ Gleich nach der Arbeit bin ich nicht wie gewohnt auf den Weg heim, sondern streife doch recht unruhig durch die Straßen Osakas. Bei einem Einkaufszentrum angelangt fahre ich mit dem Aufzug bis zur letzten Etage hoch, welche die Aussichtsterrasse bildet. Dort angelangt gehe ich bis ans Geländer, lehne mich mit meinen Armen an und blicke nach unten, dabei kommt mir ein leiser Seufzer über die Lippen. Ich weiß selbst nicht wieso, doch in den letzten Tagen zieht es mich verstärkt an höher gelegene Orte. // Von hier aus lohnt es sich nicht // sage ich mir gerade geistig zu mir selbst, blicke weiterhin gelangweilt hinab und beobachte die Menschen dabei wie sie eilig herum wuseln als ob sie ein gigantischer Haufen von rastlosen Ameisen auf den Weg in ihren Bau wären. Ich schließe kurz meine Augen, spüre den kühlen Wind wie er durch meine Haare weht und ich denke gerade daran, dass ich nicht den Fehler von Aomori erneut begehen will. Diesmal muss es ein Ort sein, der noch höher ist und von dem ich weder rasch entdeckt noch gerettet werden kann. Meine Augen wieder öffnend starre ich gelangweilt hinab, seufze erneut auf und ich muss nun an Toshiya denken, dem ich deutlich ansehen kann was für Sorgen er sich doch um mich macht. Ich kann ihm unmöglich sagen was ich vorhabe, denn dann würde er sicherlich mit allen Mitteln versuchen mich davon abzuhalten. Außerdem leidet er ja immer noch darunter, dass er für meinen Unfall verantwortlich sei, obwohl ich mich absichtlich habe fallen lassen. Nein, ich kann das nicht erneut durchmachen. Diesmal müssen alle Parameter stimmen und selbst wenn ich ein ganzes Jahr an Vorbereitungszeit dafür benötige, ich werde den Plan durchziehen. Verlegen reagiere ich nun auf den Wachmann der mir sagt, dass zu dieser Zeit die Terrasse eigentlich geschlossen sei und ich verlasse kurzerhand darauf das Gebäude. Beide Hände in die Jackentasche stopfend gehe ich meinen Weg, dabei reagiere ich recht überrascht über die sanften weißen Flocken die gerade anmutig vom Himmel herab tanzen. Eine Hand danach ausstreckend huscht ein kurzes Lächeln über meine Lippen und ein wunderbares Bild entsteht dabei gerade in meinem Kopf. Ein strahlendes Weiß durchzogen von feinen Linien aus tiefem Rot und rundherum das dumpfe Grau der Häuser. Das soll mein letztes & schönstes Bild von allen werden die ich je erschaffen habe. Dazu brauche ich keine Leinwand und auch keinen Zeichenblock. Nur einen ziemlich hoch gelegenen Ort um dieses Bild in der Realität entstehen zu lassen. Weiter die Straße entlang gehend bleibe ich kurz stehen, da ein bestimmtes Poster meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zieht. Stutzig wie ich bin hebe ich eine Augenbraue hoch, da angeblich in knapp drei Wochen eine neue Single von Dir en Grey draußen sein soll. Wie soll das bitte möglich sein? Toshiya & ich haben nicht einmal ansatzweise etwas mit dieser Band zu tun und nun hängt da ein Poster der Band in einem Geschäft um für eine neue Single zu werben. Zuhause angelangt werde ich Tosh davon in Kenntnis setzen was ich entdeckt habe und obendrein werden wir auch Kyo deswegen informieren müssen. Auch wenn ich Kyo als guten Freund recht in Ordnung finde, so schreckt mich doch die Tatsache bei ihm ab, dass er mehr für mich empfinden könnte als mir momentan eigentlich lieb ist. Bei der Bahn angekommen meldet sich mein Magen und leicht schmunzelnd blicke ich aus dem Fenster, da ich mich neben Toshiyas Anwesenheit auch auf sein leckeres Essen freue. Bei der richtigen Station aussteigend muss ich mir kurz die Hände reiben, da es doch kälter als angenommen geworden ist und ich beginne sichtlich zu strahlen als ich Toshiya nicht unweit von mir entfernt entdecke. Sofort gehe ich auf ihn zu, schlinge meine Arme um ihn und lege meinen Kopf auf seine Schulter. „Ich hab noch rasch etwas erledigen müssen“ sagt er zu mir, worauf ich nur nicke, ihn genau anschaue und wir kurzerhand gemeinsam heim gehen, dabei werden die Flocken immer mehr. „Stimmt, du warst ja noch im Koma als es das letzte Mal geschneit hat“ meint Toshiya sichtlich in seine Gedanken versunken, da ich mit meiner freien Hand versuche erneut welche davon einzufangen und ein sanfter Schimmer liegt inmitten seiner rehbraunen Iriden. „Warum muss es denn so saukalt sein, wenn die herab fallen?“ beschwere ich mich nun bei ihm mit schmollender Miene, worauf er nur lachen muss und ich einen wohligen Schauer durch meinen gesamten Körper verspüre. „Weil es sonst regnen würde“ antwortet Tosh mir darauf, drückt sachte meine Hand und lächelt mich dabei sanft an. „Da ziehe ich diese sanften Flocken den Regentropfen eher vor“ sage ich nur darauf weiterhin leicht schmollend, weswegen er erneut lachen muss und ich deswegen erneut diesen wohligen Schauer durch meinen gesamten Körper verspüre. „Es kann ja nicht die ganze Zeit regnen“ meint er nur darauf, zieht mich sanft zu sich und ein Lächeln huscht mir dabei über die Lippen. In dem Punkt hat Toshiya recht. Andauernd nur Sonnenschein würde ich genau so wenig aushalten wie sieben Tage Regenwetter. „Tosh?“ „Hai, was ist los?“ „Ich hab vorhin ein Poster gesehen“ „Gibt ja genügend Bands, die noch aktiv sind“ „Es war aber eins von Dir en Grey“ „Bist du dir da ganz sicher, Daisuke?“ „Hai, ich kanns dir sogar zeigen“ antworte ich ihm darauf, blicke ihn genau an und mir fällt eine gewisse Nachdenklichkeit an ihm auf. Kaum das ich ihm von dem Poster gesagt habe fällt uns auch schon eines ins Auge, dass in der Auslage eines kleinen Supermarktes hängt und Toshiya ist sichtlich angespannt deswegen. Schweigend erreichend wir nun unseren Wohkomplex, dabei kann ich an ihm genau beobachten wie er sein Handy hervor fischt und einen Anruf tätigt. Innerlich ahne ich gerade wen er um diese Uhrzeit versucht zu erreichen und ich lehne mich tief seufzend bei der Wand des Aufzuges an. // Warum ist er so sauer? Ist es wegen dem Poster das ich ihm gezeigt habe oder wegen etwas ganz anderem? // frage ich mich gerade geistig, blicke ihn genau an, senke seufzend meinen Blick und schlüpfe aus meinen Schuhen. Ich habe mich schon auf einen netten Abend mit ihm gefreut und nun ist alles den Bach hinunter. Deswegen verziehe ich mich kurzerhand in das Arbeitszimmer, schließe die Tür hinter mir ab und setzte mich auf den Boden, wo ich meine Beine an mich näher heran ziehe und meinen Kopf auf meinen Armen abstütze. Tief seufzend starre ich die vor kurzem angefangene Leinwand vor mir an, lasse die Dunkelheit in diesem Zimmer auf mich einwirken und erneut frage ich mich tief in meinem Inneren, was ich denn falsch gemacht habe. Um ehrlich zu sein fällt es mir in den letzten Tagen doch recht schwer zu deuten, wie es Toshiya gerade tief in seinem Inneren geht und ich sehe in mir den Verantwortlichen dafür wenn er einmal schlechte Laune hat. Wenn es doch nur ein Poster ist, wieso reagiert er dann so angespannt darauf? Gibt es etwas Wichtiges über Dir en Grey, dass ich eigentlich wissen sollte? Seufzend starre ich weiter auf die Leinwand, grabe in meinen Erinnerungen nach und ich stoße da nur auf eine riesige weiße Fläche des Vergessens. Dir en Grey - warum kommt mir der Name dieser Band so vertraut vor? Wieso sehen zwei der Mitglieder der Band genau so aus wie wir? Wann sollen Toshiya & ich je mit dieser Band in Kontakt gewesen sein? Fragen über Fragen die mir gerade durch den Kopf schießen und ich lasse mich recht unsanft auf den Boden fallen. Egal was ich auch tue, nie erhalte ich eine klärende Antwort auf die Fragen die ich mir selbst gegenüber stelle und starre nun leicht seufzend die Zimmerdecke an. Ein Klopfen an der Tür sagt mir gerade, dass Toshiya wahrscheinlich nachsehen will wie es mir geht und ich bitte ihn herein. Ich mag es nicht mich irgendwo einzusperren und deswegen bleibt bei mir meist alles offen stehen. Normalerweise bleibt er meist bei der Tür stehen und wartet darauf, dass ich zu ihm heraus komme, doch heute ist es komplett anders. Sofort richte ich meinen Blick auf ihn als er das Zimmer betritt und ich kann an ihm ablesen, dass ihn gerade etwas beschäftigt. „Tosh, was ist los mit dir?“ schießt mir die Frage sofort über die Lippen, lasse mich von ihm aufhelfen und sehe ihn dabei genau an. „Ich habe eben in der Plattenfirma angerufen und heraus gefunden, dass diese wirklich plant in drei Wochen eine neue Single von uns auf den Markt zu bringen, die wir damals noch nicht ganz fertig aufgenommen hatten“ sagt er nun zu mir, schlingt seine Arme um mich und ich kann ihm immer noch ansehen wie nachdenklich als auch angespannt er gerade ist. „Scheinbar hat Kyo in den letzten paar Wochen den Gesangspart erledigt und nun erwartet das Management wohl, dass wir fünf bald wieder auf Tour gehen“ höre ich ihn nun sagen, wobei ich fragend eine Augenbraue hoch hebe und erst da scheine ich zu begreifen, warum er so sauer ist. „Hat das irgendwas mit mir zu tun?“ frage ich nun leise nach, drehe mich in seinen Armen um, lehne meine Stirn an seine an und schaue ihm tief in die Augen. Ein kurzes Lächeln huscht nun über seine Lippen, worauf er wegen meiner Frage nur mit dem Kopf schüttelt und mich sanft an sich drückt. Erleichtert wie ich gerade bin schließe ich nun meine Augen, lege meinen Kopf auf seine Schulter und ich geniesse diese Nähe zu ihm. Ehrlich gesagt mag ich es nicht, wenn ihn innerlich etwas belastet, da es mir in meinem Inneren dann auch nicht besonders gut geht. Solange Toshiya glücklich ist, gehts mir auch blendend. „Ich will Shin sehen“ bringe ich nun hervor, wobei ich ganz genau weiß, dass es momentan recht schwierig zwischen den beiden zu sein scheint und blicke Toshiya deswegen direkt in die Augen. „Um ehrlich zu dir zu sein, ich war heute kurz bei ihm“ „Wirklich? Wie geht es ihm denn?“ „Ganz gut, Daisuke“ „Da bin ich aber beruhigt“ „Und er wird dich besuchen kommen“ höre ich ihn nun sagen, worauf meine Augen nun etwas größer werden und ich vor Freude meine Arme noch mehr um Toshiya schlinge. „Manchmal denke ich, du weißt ganz genau wie es in mir da drinnen aussieht“ kommt es nun aus mir hervor, grinse ihn leicht an, nehme seine Hand in meine und lege sie an jene Stelle auf meiner Brust wo man das Herz schlagen hören kann. ************ Toshiyas POV: Drei Tage nachdem ich kurz bei Shinya gewesen bin kommt er heute bei uns auf Besuch vorbei und selbst Kyo hat sich zu Besuch bei uns angekündigt. Beide wollen mit mir über den bevorstehenden Release der neuen Single von Dir en Grey reden, doch hauptsächlich gilt ihr Erscheinen nur der Befriedigung ihrer inneren Neugier wie es denn Daisuke so geht. Nebenbei habe ich Kaoru nur flüchtig wieder gesehen als ich in der Arbeit war und ehrlich gesagt war ich in diesem Augenblick ziemlich froh, dass er mich nicht sofort entdeckt hat. Doch ich muss auch zugeben, dass ich ihn auf den ersten Blick nicht sofort erkannt hätte. Um Daisuke nicht unnötig mit dieser Neuigkeit zu verschrecken habe ich diese Begegnung vorerst für mich behalten und nachdenklich wie ich bin sitze ich gerade samt meinem Bass im Wohnzimmer. Oft wenn mir was nicht rasch genug aus dem Kopf gehen will hilft mir dieses Instrument weiter und ich stimme gerade mein Bass als ein strahlender Daisuke mit Shinya im Anhang die Wohnung betritt. Selbst Kyo erscheint nur ein paar Minuten später und zuerst beobachte ich leicht grinsend ihre Reaktion, da Daisuke ihnen jene Zeichnungen überreicht die er während seines Aufenthalts in Wien angefertigt hat. Zu sehen wie sehr er sich freut zwei seiner Freunde zu sehen ist eine wahre Wohltat für meine Seele, denn wenn es ihm gut geht dann geht es mir auch gut. Zuerst sitzen wir gemütlich zusammen und reden mit Daisuke über belanglose Dinge, dann aber wechselt unser Fokus auf die Band, nachdem er sich bei Shinya & Kyo kurz entschuldigt und sich in sein Arbeitszimmer verzieht. „Du hast es ihm immer noch nicht gesagt?“ „Nein, und es ist auch besser so“ „Warte mal, Toshiya, soll das etwa heißen, er weiß nicht, dass er auch ein Teil von Dir en Grey ist?“ „Hai, Shin“ bringe ich ruhig hervor, blicke ihn genau an und an meinen beiden Freunden kann ich ganz gut ablesen, dass sie nicht sonderlich zufrieden mit dieser Situation sind. „Ich habe Shin davon informiert, dass er erneut seine Erinnerungen verloren hat“ höre ich Kyo nun sagen, der einen raschen Schluck von seinem Tee macht und ich verstehe jetzt auch, warum er mir diese Frage stellt. „Du weißt genau so gut wie ich, dass wir als Band immer eine Woche vor Release beim Label für ein Interview anwesend sein müssen“ erinnert mich nun Shinya an die Gepflogenheit innerhalb von Dir en Grey und ich beisse mir deswegen kurz auf die Lippen. „Shin, die Band existiert im Grunde genommen nicht mehr seit seinem Unfall“ bringe ich nur daraufhin hervor, trinke ebenfalls etwas von meinem Tee und blicke ihn lange an, dabei bin ich gerade kurz davor ihn aus der Wohnung zu weisen nur um Daisuke zu beschützen. „Da Kaoru ebenfalls auftauchen wird sehe ich die Gelegenheit als günstig um unsere Austritte vor der versammelten Riege bekannt zu geben“ meint nun Kyo, der mit diesen Worten die Situation zwischen Shinya und mir schlichten will, dabei nicke ich nur mit meinem Kopf und Shinya reagiert leicht geknickt auf diese Worte. „Hör zu, wir tun das nur, um DIE zu schützen“ „Aber...“ „Hey, du bekommst uns trotzdem noch zu sehen“ sage ich nun lächelnd zu Shinya, wuschle ihm durch die rotbraunen Haare und erst als er deswegen leicht schmollt beginnen Kyo & ich zu lachen. „Versprichst du es mir, Toshiya?“ „Shin, der Baka hier ist zuverlässiger als die örtliche Eilpost“ höre ich Kyo nur leicht grummelnd darauf sagen, worauf ich nur lachen muss, ihn deswegen kurz knuffe und mit leuchtenden Augen sehe ich unser Nesthäkchen an. „So oft du willst und du auch Zeit hast“ ist nun meine Antwort auf seine Frage, klopfe ihm freundschaftlich auf die Schulter und selbst Kyo nickt zustimmend auf seine Frage hin. ************ Mir kommt es fast schon wie eine halbe Ewigkeit vor, dass ich Shinya wieder sehe und ich denke, man kann es mir klar ablesen wie sehr ich mich über seinen Besuch freue. Kyo & er sind sichtlich berührt von den Zeichnungen die ich von ihnen angefertigt habe und sie haben sie dankbar als Geschenk akzeptiert. Da sie mit Toshiya noch andere wichtige Themen zu besprechen haben verziehe ich mich kurzerhand in mein Arbeitszimmer und ich arbeite an dem Bild weiter, dass ich vor einigen Tagen begonnen habe. Am Anfang war ich mir noch nicht ganz so sicher was ich denn auf diese große Leinwand malen soll, doch mittlerweile habe ich mich schon entschieden was es für ein Bild wird. Ich werde mich darauf so zeigen wie ich mich selbst sehe: Der Teil der ich angeblich gewesen sein soll und der Teil der ich wirklich bin. Hoffentlich kann ich damit noch weiter zu meinen Freunden ausholen als ich momentan in der Lage dazu bin. Gerade als ich weiter an dem Bild arbeiten will habe ich auf einmal das Gefühl, in meinem Kopf eine CD in Dauerschleife zu haben und ich lege den Pinsel zur Seite den ich gerade in der Hand habe. Tief seufzend stehe ich nun auf, betrachte eine Weile das Bild, wobei ich immer noch diesen wilden Mix an Melodien im Kopf habe und ich entschließe mich kurzerhand dazu, das Zimmer aufzusuchen indem Toshiya sein Bass verwahrt. Ich weiß nicht, wieso oder warum doch ich weiß ganz genau wonach ich hier suche und ich werde auch rasch fündig. Ein Lächeln huscht mit über die Lippen als ich eine rotschwarze Gitarre aus ihrer Tasche hervor hole, den passenden AMP dazu finde, ganz genau weiß was ich hier zu tun habe und einige Minuten später Akkorde anspiele die mir mehr als vertraut sind. Kurz darauf fange ich an die erste Melodie nach zu spielen, die in meinem Kopf herum spukt und es fällt mir leicht sie zu spielen, denn mir ist gerade so als ob ich meine Erinnerung an sie wieder erlangt habe. Ohne jegliche Probleme damit zu haben wechsle ich in ein weiteres Lied, dass mir durch den Kopf schwirrt und hochkonzentriert wie ich gerade bin bekomme ich Kyo & Shinya nicht mit, die mit erstaunten Blicken bei der Tür stehen und mir beim Spielen zuhören. Geschickt blende ich alles um mich herum aus und spiele die Lieder in meinem Kopf exakt nach, wobei ich es in einer mir vertrauten Weise tue die ich bisher nicht an mir selbst wahrhaben wollte. Gerade als ich die Melodie zu ain't afraid to die anspielen will gesellt sich auch Toshiya dazu und ich blicke kurz auf, wobei ich fast schon instinktiv bemerke, wann genau er sich mir nähert. „Du solltest versuchen mit Toshiya zu spielen“ höre ich nun Shinya sagen, wobei mir erst jetzt bewusst wird, dass ich eine Gitarre in der Hand halte, schaue meine Freunde kurz an und ich nicke nur kurz, dabei fühle ich deutlich Toshiyas Hand auf meiner Schulter ruhen. „Nur wenn du willst“ sagt er sanft zu mir, blicke ihm direkt in die rehbraunen Iriden und ein Lächeln huscht mir dabei über die Lippen, während ich ihm mit einem einfachen Kopfnicken zu verstehen gebe, dass ich es gerne versuchen möchte. Meine Augen schließend lausche ich nun ganz genau auf die Takte, die Toshiya nun auf seinem Bass für die Melodie von ain't afraid to die vorgibt und ich kann ihm mühelos folgen. Dann spielt er ein paar Takte zu einem Lied an, welches noch in meinem Kopf ist und erneut habe ich keinerlei Probleme damit seiner Vorgabe am Bass zu folgen. „Das eben war Raison D'etre, richtig?“ frage ich nun meine Freunde, wobei Tosh mir die Gitarre abnimmt und sie neben seinem Bass wieder an die richtige Stelle verräumt. „Hai, das stimmt sogar“ bringt Kyo sichtlich überrascht hervor, schaut mich an als hätte ich gerade etwas Außergewöhnliches getan und ich lege nun fragend meinen Kopf leicht schief. „Welche Songs hast du konkret im Kopf?“ will Shinya nun von mir wissen, wobei wir alle wieder ins Wohnzimmer zurück gekehrt sind und ich neben Toshiya am Sofa sitze. „Meine Lieblingslieder von Diru halt: Raison D'etre, Child Prey, The Final, ain't afraid to die, 24 Cylinders, Garden, Vanitas, RED...[em], Yokan, Glass Skin, Yurameki, Kasumi, Drain Away, Amber, Shokubeni und dieses Higeki ha was auch immer“ bringe ich nun hervor, wobei ich mich leicht bei Toshiya anschmiege und Kyo & Shinya genau anschaue. „Du meinst wohl das Lied Higeki ha Mabuta wo Oroshita Yasashiki Utsu“ korrigiert mich nun Shinya, worauf ich nur nicke und Kyo grinst leicht aufgrund meiner Reaktion darauf. „Darf ich euch was fragen: welcher Vollidiot innerhalb von Dir en Grey gibt den Liedern die ganz schön von der Melodie her anzuhören sind so ellenlange Namen die fast nicht aussprechbar sind?“ stelle ich nun meine Frage an meine Freunde und Toshiya neben mir prustet fast schon los aufgrund der Art wie ich diese Frage an sie stelle. Shinya senkt leicht betreten seinen Blick, deutet auf seinen Sitznachbarn und Kyo bläst schmollend seine Wangen auf, wobei er mich gerade fast an einen Hamster mit vollgestopften Backen voller Sonnenblumenkerne erinnert. „Denkst du manchmal darüber nach, dass diese ellenlangen Namen auch schon fast Zungenbrecher sind?“ kommt es noch aus mir hervor, schaue Kyo direkt an, wobei ich mich mehr bei Toshiya anschmiege und er zeigt mir nur kurzerhand den Vogel. ************ Toshiyas POV: Nachdem Besuch der beiden habe ich angefangen mit Daisuke verstärkt zu üben und ich habe mir dabei Lieder vorgenommen die ihn nicht all zu sehr überforden. Ich begleite ihn auf meinem Accousticbass wenn er gerade Lust & Laune dazu hat zu spielen und so langsam aber sicher kommt doch der talentierte Gitarrist in ihm hervor mit dem ich einst bei Dir en Grey über Jahre hinweg ein fixer Bestandteil war. Manchmal sitzen wir auch nur so da und studieren diverse Notenblätter die ich aufbewahrt habe, dabei kann er teilweise nicht glauben, dass er einen Teil davon selbst geschrieben haben soll. Doch um ehrlich zu sein gefällt es mir nicht, dass er ausgerechnet für die Musik seine gesamte Erinnerungen schrittweise wieder erlangt, da ich mir ehrlich gesagt innerlich erhofft habe nie wieder mit diesen Blutsaugern von Managern zu tun zu haben. Auch wenn ich im Grunde genommen kaum einen Einfluß darauf habe, so scheint sich etwas an seiner Ausstrahlung seit Shinyas Besuch geändert zu haben. Daisuke ist fast wieder der Alte aber auch nur fast. Heut ist Shinya wieder auf Besuch vorbei gekommen, wobei er auch seine Hündin Miyu mitgebracht hat und ich bin gerade in der Küche das Essen herichten. Kyo ist beim Küchentisch angelehnt, trinkt einen Schluck Tee und blickt mich lange an. „Übermorgen ist der Termin“ „Ich weiß...“ bringe ich nun leicht seufzend hervor, lege das Messer zur Seite und schaue nun den Älteren genau an. „Was willst du tun?“ „Du meinst wegen Daisuke?“ „Hai“ „Ich dachte, ich schick ihn zu seiner Familie“ antworte ich ihm nun, stütze mich bei der Arbeitsfläche ab und blicke ihm direkt in die Augen. „Was ist los mit dir? Du wirkst nicht gerade glücklich“ „Er beginnt sich immer mehr an Dir en Grey zu erinnern“ „Deswegen siehst du so aus als würde morgen die Welt einstürzen?“ fragt er mich nun, wobei er einen weiteren Schluck von seinem Tee trinkt und seufzend senke ich leicht meinen Blick. Ich will ehrlich gesagt nicht mehr miterleben müssen was wir als gesamte Band vor zehn Jahren unfreiwillig erleben mussten. Die Anschuldigungen, die Zerstrittenheit, der Schock, die Sorge - all das hängt bei mir leider mit dem Namen Dir en Grey zusammen, obwohl wir bis zu unserem 10-jährigen Jubiläum eine recht eng verschweißte Einheit nicht nur in beruflicher Sicht her gesehen waren. „Kyo, ich weiß auch nicht warum, aber ich habe auf einmal das Gefühl, er entgleitet mir“ sage ich nun leise zu ihm, beisse mir dabei kurz auf die Lippen und blicke ihm nun direkt in die Augen. „Wieso das denn?“ will er nun wissen, stellt seine Tasse Tee auf den Tisch und er scheint nun voller Aufmerksamkeit zu sein. „An manchen Tagen komme ich nicht zu ihm durch“ gebe ich noch leiser zu, senke nun meinen Blick und ich hebe meinen Kopf etwas als Kyos Hand auf meinem Arm ruht. „Baka, lass dich jetzt nicht von deinem Selbstzweifel unterkriegen“ „Aber...“ „Kein aber, Toshi, denkst du wirklich, ich habe ihn nur aus Jux & Tollerei heraus aufgegeben?“ „Nein, das hast du nicht“ antworte ich nur darauf, schaue ihn genau an und ich kann ganz gut verstehen, was er gerade versucht mir damit zu sagen. „Weißt du Toshi, es ist egal was wir in der Vergangenheit durchgemacht haben, denn jetzt zählt doch nur, dass es ihm gut geht und das er glücklich mit dir ist“ „Hai, du hast recht, was jetzt zählt ist das es Daisuke gut geht“ bringe ich nun hervor, lächle ihn leicht an, umarme ihn kurz, dann widme ich mich wieder dem Kochen. Scheinbar brauche ich es doch hin und wieder von Kyo darin bestärkt zu werden, dass unsere gefällte Entscheidung im Grunde genommen richtig ist. Ich weiß auch nicht woher, aber meist findet er immer die passenden Worte um einen innerlich aufzubauen und daher bin ich froh ihn zu meinen Freunden zu zählen. ************ Shinya ist wieder einmal auf Besuch, wobei auch Kyo kurzerhand gekommen ist und während sich Toshiya sich ums Abendessen kümmert gehe ich mit Shin diverse Notenblätter durch die ich in einer Box mit meiner Handschrift versehen gefunden habe. Da ich leider nicht weiß um was für Lieder es sich hier handelt bin ich doch recht froh, dass er mir hier hilfreich zur Hand geht. „Die kenne ich selbst alle nicht, kann es sein, dass du die noch vor deinem Unfall komponiert hast?“ gibt er schließlich zu, wobei er mich mit einem fragenden Blick belegt und eines der Notenblätter in der Hand hält. „Kann gut möglich sein“ antworte ich ihm auf ehrliche Weise, nehme mir eines der Blätter erneut in die Hand und lese mir die darauf notierten Noten genauestens durch. Es ist eindeutig meine Handschift und da - ich entdecke am unteren Eck des Blattes ein Datum welches schon zehn Jahre zurückliegt. „Hier, sieh mal“ mache ich Shinya nun auf meine Entdeckung aufmerksam und damit bestätigt sich auch seine Vermutung von vorhin, dass ich diese Melodien noch vor meinem Unfall komponiert habe. Da ich dank meiner Mappe ganz genau weiß wann ich diesen schrecklichen Unfall aus Sicht meiner Freunde gehabt habe erstaunt es mich doch sehr, noch etwas aus meiner Zeit als Zweitgitarrist von Dir en Grey zu finden. „Ich will, dass du sie umsetzt, ich bitte dich sogar darum, Shin“ sage ich nun zu ihm, lächle ihn dabei an und händige ihm die gesamte Box mit den Notenblättern aus. „Bist du dir da ganz sicher?“ „Hundert pro, denn ich bin neugierig, wie es sich anhört“ kommt es nun aus mir hervor, lehne mich etwas an die Sofalehne und schaue kurz in Richtung Zimmerdecke. Auch wenn ich es mir momentan eher hobbymäßig vorstellen kann auf der Gitarre zu spielen, so habe ich in den letzten Tagen das ungewohnte Gefühl in mir, dass mir etwas abgeht. Etwas, dass ich momentan nicht so richtig beschreiben kann. Wieso strebt es mich auf einmal danach, aus diesem Hobby mehr zu machen? Weshalb kommt es mir fast schon wie ein zwanghafter Drang vor, dass ich mich an die verschiedenen Riffs & Akkorde der Band Dir en Grey versuche? Warum will eine Seite in mir nicht, dass ich all das vergesse was mit dieser Band zu tun hat? Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. „Wegen übermorgen...“ „Ich werde mitkommen“ „Bist du dir sicher, DIE?“ „Hai, schließlich habe ich ein Hühnchen mit denen zu rupfen“ „Das kann ja heiter werden“ murmelt Shinya nur darauf, schüttelt leicht seinen Kopf und hält seine Hand gegen die Stirn als Kyo auf uns zukommt. Fragend schaut er mir direkt in die Augen, worauf ich nur leicht zu schmollen beginne und ein leiser Seufzer entkommt Shinyas Lippen. „Tooru, bitte sag ihm, dass er nicht mitkommen braucht“ „Um was geht es hier denn?“ „Davon, dass ich übermorgen ebenfalls mitkomme“ „Baka, in deinem jetzigen Zustand ziehen dich diese Aasgeier rascher über den Tisch als dir lieb ist“ höre ich Kyo nun zu mir sagen, beginne nun noch etwas mehr zu schmollen und verschränke dabei meine Arme. Wieso will denn niemand verstehen, dass ich auch eine Meinung zu diesem Thema namens Dir en Grey zu sagen habe? „Er hat recht, außerdem wird ja auch unser leader-sama dort sein“ brachte Shinya rasch hervor, wobei mir an beiden gerade auffällt, dass sie aus Respekt vor mir einen gewissen Namen vorerst nicht nennen wollen. „Mit dem hat Tosh noch ein Hühnchen zu rupfen“ bringe ich nur hervor, schaue beide genau an und gerade als ich diese Worte ausspreche kommt auch schon Toshiya zu uns ins Wohnzimmer. Gerade will Shin mich deswegen fragen, doch er bleibt vorerst stumm und ich strahle sichtlich meinen Lieblingsbassisten an, der sich zu mir setzt. Er legt sofort seinen Arm um mich, wobei ich mich sichtlich zufrieden bei ihm anschmiege und mich innerlich gerade zu fragen beginne, wieso Shinya auf einmal so übervorsichtig geworden ist. „Ich werde mitkommen“ wiederhole ich erneut meine Worte, weswegen Shin erneut die Hand gegen die Stirn hält, leicht aufseufzt und mir auch bei Toshiya ein etwas besorgter Blick auffällt mit dem er mich nun belegt. „Sag aber sofort Bescheid, wenn es dir zuviel werden sollte“ meint Toshiya nur darauf, streicht mir über den Arm, schaut mich genau an und ich höre ihm klar an was für Sorgen er sich im Grunde genommen um mich macht. Mit einem kurzen Nicken antworte ich ihm, schaue Kyo & Shinya an, die beide nicht sonderlich begeistert mit meiner Entscheidung sind und ich kann an ihnen ablesen, dass es ihnen lieber gewesen wäre ich wäre an dem Tag zu meiner Schwester gefahren. ************ Toshiyas POV: Gegen Daisukes Sturkopf anzukommen war noch nie einfach gewesen und ich kann Kyos & Shinyas Bedenken dahingehend ganz gut nachvollziehen. Auch wenn es nun vier Monate her ist seit dem Daisuke seine Erinnerungen erneut verloren hat, so ist mir in den letzten Tagen klar geworden, dass sich auch Shinya & Kyo sichtlich Gedanken darüber machen. Nebenbei bemerkt muss ich zugeben wie froh ich über die Tatsache bin, dass unser Nesthäkchen voll hinter uns steht und uns mit Rat & Tat so gut es geht zur Hand geht. Nicht mehr lange, dann stehe ich nach so langer Zeit Kaoru wieder gegenüber. Ein mulmiges Gefühl kommt in mir auf, da ich nicht genau weiß wie er darauf reagieren wird, dass wir vier uns gegen ihn und gegen die Band verbündet haben. Außerdem balle ich kurz meine Hand zur Faust, da ich in Kaoru den Verantwortlichen darin sehe, dass sich Daisuke neue Erinnerungen aufarbeiten muss. Nebenbei ist er mir eine gewisse Antwort schuldig. Die Antwort auf die Frage was genau in seinem Haus passiert ist, dass Daisuke genau drei Tage in seinen Erinnerungen immer noch fehlen. Sollte ich herausfinden, dass er ihm etwas gegen seinen Willen angetan hat, dann bekommt Kaoru es mit mir zu tun. Dabei huscht mir kurz ein Lächeln über die Lippen, denn so wie ich Kyo kenne wird er wohl der Erste sein, der Kaoru dafür an die Kehle springen wird falls er wirklich etwas mit Daisukes Schreckhaftigkeit in Bezug von Telefonen & dergleichen zu tun hat. Mit den beiden haben wir uns so ausgemacht, dass wir uns alle in Daisukes & meiner Wohnung treffen und dann gemeinsam von dort aus direkt zum Plattenlabel fahren werden, nachdem er sich kurzerhand dazu entschieden hat uns dorthin zu begleiten. Merkwürdigerweise ist Daisuke heute ziemlich ruhig und er wirkt ziemlich gefasst auf mich, fast so als wüsste er ganz genau was heute ansteht. Um die Zeit des Wartens zu vertreiben hat er sich seine Acoustic geschnappt und er spielt gerade darauf Cage nach als Shinya & Kyo endlich ankommen. „Sag bloß, es sind noch welche dazu gekommen“ bringt Shinya nun hervor, schaut uns beide genau an und ich nicke nur rasch, wobei Daisuke seine Gitarre nun verräumt. „Welche sind es nun?“ will Kyo von mir wissen als wir gestaffelt die Wohnung verlassen und Daisuke deswegen leicht zu grinsen beginnt. „Zakuro, Hotarubi, Mask & Cage“ sage ich zu den beiden, seufze leise auf und ich frage mich langsam, ob er sich auch daran erinnern wird, was ihn einst so mit Kyo verbunden hat. Denn ich habe ehrlich gesagt Angst davor. Angst, dass er sich doch für ihn entscheiden könnte wenn er die Erinnerung daran wieder erlangt. Zusammen steigen wir nun in ein Taxi ein welches Shinya gerade stoppen konnte und ich sitze mit Kyo & Daisuke auf der Rückbank. „Ich kann aber auch schon teilweise die Melodie zu Mushi wieder“ sagt Daisuke nun zu Kyo & Shinya, sitzt kerzengerade, hat seinen Blick auf Shinya gerichtet und ein beidseitiges Nicken kommt als Antwort von ihnen. Kyo scheint gerade zu merken, wieso ich mir solche Sorgen um Daisuke aufgrund seines raschen Erinnerungsvermögens mache. Shinya schweigt und ich lese an ihm ab, dass ihm ebenfalls klar vor den Augen wird, wo das hinführt wenn Kaoru oder das Management davon Wind bekommen sollten. „Am besten du lässt mir das Sprechen über“ schlägt nun Shinya vor, dabei schaue ich ihn mehr als fragend an. Ausgerechnet unser introvertierter Drummer will aktiv in den Gesprächen mitwirken? Entweder ich träume mir das alles gerade zusammen oder unser Nesthäkchen muss dementsprechend mutiger geworden sein über den Zeitraum, wo wir nicht mehr als Band zusammen sind. Beim Plattenlabel angekommen zeigt Daisuke kurze Andeutung daran, dass ihn eine gewisse Nervosität beschleicht und Kyo & ich drücken vorher noch kurz seine Hand, dann gehen wir gestaffelt hinein. Im Aufzug ist er nun vollkommen still, dabei lasse ich seine Hand nicht los und ich kann ihm ansehen wie froh er darüber ist, dass ich direkt neben ihm bin. „Kyo hatte recht“ höre ich ihn nun murmeln, drücke sacht seine Hand, gebe ihn so zu verstehen, dass ich für ihn da bin und ein Lächeln huscht ihm dabei über die Lippen. Im 24. Stockwerk des Gebäudes angelangt werden wir schon von der Sekretärin unseres PR-Managers erwartet, dabei zeigt selbst Daisuke nach außen hin nicht, wie angespannt er gerade in seinem Inneren sich fühlt. „Warum konntet ihr mir nicht früher sagen, dass ihr an so einen Ort müsst?“ „Du hast uns einfach nicht gefragt“ meint nur Kyo darauf, weswegen Daisuke nun zu schmollen beginnt und ich lege meinen Arm schützend um ihn. „Sag Kyo oder mir Bescheid, wenn dir das ganze Geschehen hier zu viel werden sollte“ sage ich nun zu ihm, lächle kurz als er sich bei mir anschmiegt und streiche ihm die ins Gesicht fallenden Haare zur Seite. Mit einem Nicken antwortet er mir nur, setzt sich ordentlich hin da wir gerade mit Tee & Onigiri versorgt werden und erst da fällt mir auf, dass uns das Alphatierchen innerhalb der Band noch nicht über den Weg gelaufen war. Entweder er befindet sich schon samt den Managern im Raum oder aber der gute Kaoru war einfach nur zu spät was ich persönlich gesagt kaum glauben kann. Um ehrlich zu sein, jetzt beginnt selbst mich leichte Nervosität zu beschleichen, da ich im Grunde genommen nicht einmal weiß wie Kaoru auf die Situation reagieren wird, dass Daisuke die ganze Zeit bei mir lebt. ************ In einem recht steril wirkenden modernem Gebäude mitten im 24.Stockwerk hocke ich nun mit Kyo, Shin & Toshiya im Wartebereich und ich frage mich gerade, wieso ich unbedingt meinen Sturkopf ihnen gegenüber habe durchsetzen müssen um sie hierher zu begleiten. Hätte ich auch nur im Geringsten eine Ahnung davon gehabt, wo es denn hingeht ich wäre wohl sogar freiwillig zu meinen Eltern aufs Land hinaus gefahren. Nun sitze ich mit ihnen da bei Tee & Onigiri, dabei starre ich regelrecht imaginäre Löcher in die Luft und ich mag das gesamte Gebäude von seiner gesamten Ausstrahlung her nicht. Kyo & Shinya wussten ganz genau, warum sie mir abgeraten haben sie begleiten zu wollen, aber ich Baka war wieder einmal der Meinung ich weiß ja alles besser als meine Freunde. Gerade vom Tee trinkend kommt so ein Mann in seine Mitte dreißig, schwarzen Designeranzug & topgestylten Haaren auf meine Freunde zu, begrüßt diese recht überschwänglich und ich weiß jetzt schon, ich kann diesen Schleimer nicht ausstehen. Wortlos stehe ich ebenfalls auf, folge ihnen in einen recht großen Konferenzsaal und ich muss sagen von der Einrichtung her wirkt hier alles recht teuer. Leicht schmollend bleibe ich dicht hinter Toshiya, dem gerade ein Platz zugewiesen wird und da erst habe ich das merkwürdige Gefühl von mehreren Blitzen gleichzeitig getroffen zu werden. Leicht schluckend nehme ich zwischen Kyo & Toshiya meinen Platz ein, dabei starre ich lange den dunkelbraunhaarigen Mann an der nicht nur ein Kinnbärtchen, sondern auch einen Schnurrbart trägt und eine Stimme tief in mir sagt mir gerade, dass ich bei ihm mit höchster Vorsicht reagieren soll. Ich weiß selbst nicht, wieso & warum aber mein gesamter Körper beginnt gerade zu einer Salzsäule zu erstarren und ich beisse mir verstärkt auf die Lippen. Wieso löst er nur so ein starkes Fluchtverhalten in mir aus? Warum warnt mich gerade mein Körper so sehr vor ihm? Bevor die im Raum versammelten Anzugsträger mit ihrem Vortrag beginnen entschuldige ich mich rasch bei Toshiya, verlasse einfach den Raum, gehe in Richtung der Aufzüge und verschwinde kurzerhand in den Toiletten, wo ich mich sichtlich blass geworden beim Waschbecken abstützen muss. Ohne es auch verhindern zu können rinnen mir nun die ersten Tränen herab, beisse mir erneut auf die Lippen und ich rutschte zittrig geworden bei der Wand nahe zum Waschbecken herab. Was ist da bitte los in mir drinnen, dass ich auf einmal so auf einen mir fremden Mann reagiere? Wieso löst der Dunkelbraunhaarige nur so eine heftige Reaktion in mir aus? Ganz einfach: weil es eine Erinnerung ist, die ich einfach nicht mehr haben will. Was immer uns verbunden hat in der Vergangenheit, diese Bande ist nun von einem Schatten befleckt der nie wieder zu entfernen ist. „Du wirkst recht blass“ vernehme ich nun eine vertraut wirkende Stimme zu mir sagen, hebe nun leicht meinen Kopf an und ich bin wie vor Schock gelähmt, denn es ist der Dunkelbraunhaarige von vorhin. Meine Gedanken rasen, mein Herz hämmert wie wild und meine innere Stimme schreit mir fast schon entgegen ihm gegenüber mit Vorsicht zu walten. Ich beisse mir auf die Lippen, ziehe schutzartig meine Beine näher an mich heran, blicke ihn fast schon wie ein scheues Reh an und anhand seiner Körpersprache kann ich gerade sehen, was für einen Stich es ihm wohl versetzen mag mich so zu sehen. // Geh weg, verschwinde, ich will nichts mehr damit zu tun haben // denke ich gerade, umschlinge meine Beine, fühle erneut wie mir die Tränen herab rinnen und ich erstarre förmlich als seine Hand mir auf einmal in sanfter Weise die Tränen wegwischt. Mit fast schon aufgerissenen Augen starre ich ihn nun an und mir kommen dabei noch mehr Tränen, dabei bringe ich keinen einzigen Ton aus mir hervor. „Bitte verzeih mir, DIE für das was ich dir angetan habe“ höre ich ihn nun leise zu mir sagen, dabei starre ich ihn weiterhin ungläubig an und in diesen Moment wäre es mir viel lieber gewesen ich säße daheim in meiner Wohnung auf dem Sofa, wo ich geduldig auf Toshiyas Rückkehr warte. Ich reagiere erst auf mein Umfeld als Shinya mit Kyo & Toshiya im Schlepptau auftaucht und ich schmiege mich schon instinktiv bei Tosh an als er mich sanft zu sich in eine Umarmung zieht. „Ich will hier weg“ flüstere ich nun zu ihm, lasse ihn einfach nicht los und ich schließe kurz meine Augen. Toshiya nickt nur, bittet Kyo kurzerhand darum mit mir schon einmal vorzufahren und er verspricht mir so rasch wie möglich zu folgen, dann verlasse ich mit Kyo dieses mir unheimlich erscheinende Gebäude. ************ Toshiyas POV: Beim Eintreten in den Konferenzraum fällt mir sofort auf, wie Daisuke sich zu verspannen beginnt und ich reagiere nur mit einem Nicken als er zu mir sagt, dass er kurz hinaus muss. Daisukes Blick folgend ahne ich auch schon, weshalb er so reagiert und ich balle in einem unbemerkten Augenblick meine Hand zur Faust. Was immer du ihm auch angetan hast, Kaoru Niikura, ich werde dir das niemals verzeihen. Da wir - damit sind wir fünf gemeint - alle bei den Gesprächen anwesend sein sollen bittet man kurzerhand Kaoru darum, Daisuke wieder herein zu bringen, wobei ich es für eine schlechte Idee seitens unseres Managements halte. Kurz nachdem Kaoru den Raum verlässt, entschuldige ich mich rasch, stehe nun auf und ich renne automatisch in jene Richtung, wo ich Daisuke innerhalb dieses Stockwerkes vermute. Kyo & Shinya sind mir gefolgt im Falle, dass ich mein Temperament gegenüber Kaoru nicht im Griff haben werde und ich bin sichtlich angespannt als ich Daisuke so verschreckt bei den Toiletten nahe bei der Wand zusammen gekauert sehe. Auf meine Lippen beissend ignoriere ich kurz Kaorus Anwesenheit, gehe auf Daisuke zu, ziehe ihn sanft in eine Umarmung und ich spüre deutlich wie er sich bei mir anschmiegt. Ein kurzes Lächeln huscht mir auf die Lippen, hauche ihm einen Kuss aufs Haupt, bitte Kyo darum ihn nach Hause zu bringen als ich seine Bitte vernehme und ich verspreche Daisuke, dass ich so rasch wie möglich nach komme. Erst als Kyo mit ihm aufgebrochen ist lasse ich meine Wut überhand nehmen und starre lange auf kalte Weise Kaoru an. „Toshi“ höre ich Shinya nur geschockt rufen, da ich zum Schlag ausgeholt habe und sogar unseren einstigen Bandleader erwische. „Das ist dafür, was du Daisuke angetan hast“ sage ich nun kalt zu ihm, dabei fühle ich deutlich wie mein gesamter Körper vor Wut zittert und ich mich kaum noch im Griff halten kann. Es ist wirklich besser so, dass Daisuke momentan nicht anwesend ist, denn ich will nicht, dass er auch noch von mir so verschreckt wird. Obwohl Shinya immer nach außen hin so zierlich & zerbrechlich wirkt ist er in der Lage mich davon abzuhalten, auf Kaoru loszugehen und um ehrlich zu sein bin ich ihm gegenüber auch wirklich dankbar dafür. „Sag mir wenigstens, warum“ „Über all die Jahre hast du es immer noch nicht bemerkt, Toshiya?“ „Weich jetzt nicht vom Thema ab, Kaoru“ „Anfangs war ich wirklich davon ausgegangen, dass ich mehr für ihn sein würde, doch das war ich nie“ beginnt er nun zu sagen, wobei ich nun fragend ihn anschaue und mich nun zu fragen beginne, worauf er eigentlich hinaus will. Gerade als ich ihn nun fragen will, was diese Tatsache mit Daisuke & mir zu tun hat scheint es mir wie Schuppen von den Augen zu fallen. Es gibt von Anfang an noch jemand, der tief im Herzen unseres geliebten Rotschopfes ruht. „Deswegen fügst ausgerechnet du ihm soviel Schmerz zu?“ schießt mir kühl nun die Frage hervor, wobei ich gerade an mein Gespräch mit Kyo denken muss. „Es war nie meine Absicht gewesen“ „Trotzdem weigert er sich an dich zu erinnern“ bringe ich stur hervor, verschränke meine Arme, blicke Kaoru kühl an und im Moment ist es mir vollkommen egal, dass wir uns an einem recht ungeeigneten Ort befinden um diese Art von Konversation zu führen. Shinya ist nun ebenfalls nach draußen gegangen um uns so warnen zu können falls ein Störfaktor dazwischen kommen sollte und ich lehne mich beim Waschbecken an. An Kaorus Gesicht kann ich nun klar ablesen, dass er sichtlich darunter leidet wie Daisuke auf ihn reagiert und ohne das ich es will huscht mir ein leises Seufzen über die Lippen. Schließlich war es ja innerhalb der Band eigentlich meine Aufgabe gewesen, unseren leader-sama davon abzuhalten sich zu überarbeiten und ich frage mich gerade, ob Kaorus Aktionen in der Vergangenheit nicht einen ganz anderen Zweck verfolgten. „Ich schätze mal, du wusstest nicht im Geringsten, dass Daisuke von Kyo geliebt wird?“ „Kyo war ebenfalls in ihn verliebt?“ „Er ist es immer noch“ bringe ich nun hervor, wobei ich innerlich merke, dass ich etwas ruhiger geworden bin, schaue Kaoru direkt an und ein leichtes Lächeln huscht mir gerade über die Lippen als ich die sichtliche Verwirrung auf seinem Gesicht ablesen kann. „All die Jahre...“ bringt er nur hervor, lehnt sich ebenfalls am anderen Waschbecken an, senkt tief seufzend seinen Blick und wenn ich jetzt ehrlich zu mir sein soll, dann kann ich gerade ganz gut nachvollziehen wie er sich fühlt. Mir ist es damals nicht anders ergangen als Kyo mir gestand ebenfalls tiefe Gefühle für Daisuke zu empfinden und ich schaue ihn nun leicht fragend an. Merkwürdigerweise ist nun meine gesamte Wut auf ihn verpufft und ich will Kaoru nun so gut es geht helfen. „Wie lange weißt du schon davon Bescheid?“ „Seit unserer it withers & withers Tour“ „So lange schon?“ fragt Kaoru mich nun, worauf ich nur nicke und ein trauriges Lächeln auf seinen Lippen liegt. „Und ich Baka dachte immer, Kyo wäre genau so sehr wie Shinya an dir interessiert“ gibt er mir gegenüber zu, schaut mich direkt an und nun bin ich der Überraschte von uns beiden. „Wie kommst du bitte darauf?“ „Aufgrund von Kyos Reaktion damals“ bringt er nun hervor, weswegen ich nun etwas verlegen durch mein Haar fahre und ganz genau weiß was er mit dieser Aussage andeutet. „Er war nur sauer auf Daisukes Verhalten gewesen, genau wie du auf uns beide deswegen sauer warst“ gebe ich nun verlegen geworden zu, senke kurz meinen Blick und ein leichtes Kopfschütteln seitens Kaoru folgt darauf. „Toshiya, ich habe nur noch einzige Bitte an dich“ „Was für eine Bitte denn?“ „Pass bitte gut auf ihn auf“ sagt er nun zu mir, legt kurz seine Hand auf meine Schulter und tief in seinen Augen kann ich klar ablesen, wie schwer ihm diese Entscheidung im Inneren seines Herzens fällt. „Darauf kannst du wetten, Kaoru“ antworte ich nun, worauf er nur rasch mit seinem Kopf nickt, mir gegenüber ein trauriges Lächeln aufweist, dann dreht er sich um und geht einfach. ************ Kurz nachdem Kyo mich heim gebracht hat kommt auch schon Toshiya mit Shinya in Begleitung zurück und ich umarme sofort Toshiya. Ich lasse ihn für eine Weile nicht los, verstecke mein Gesicht in seiner Halsbeuge und atme in aller Ruhe den wohligen Geruch ein den er verströmt. „Ich bin ja bei dir“ sagt er nun leise zu mir, streicht mir beruhigend über den Rücken und ich beginne mich sofort zu entspannen aufgrund seiner Anwesenheit. Die Begegnung mit dem Dunkelbraunhaarigen ist nun wieder vergessen und nach außen hin scheint alles in Ordnung zu sein, doch in Wahrheit hat mein Zusammentreffen mit ihm eine versteckte Wunde in meiner Seele geöffnet die ich bis jetzt ganz gut ignoriert habe. Eine seelische Wunde, die er mir zugefügt hat und im Moment bin ich mehr als froh Toshiya um mich herum zu haben, denn ich weiß ehrlich gesagt nicht was passieren würde wenn er mich allein ließe. Kyo & Shinya verabschieden sich vorerst von uns, dann bin ich mit Toshiya für mich allein und ich kuschle mich sofort bei ihm an. Was mich jetzt innerlich zusammenhält ist seine Nähe, denn wäre ich nun ganz auf mich allein gestellt so würde ich sicherlich zu zerbrechen beginnen. „Verzeih mir, dass ich dir soviel Ärger verursacht habe“ „Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen, Daisuke“ sagt er nun sanft zu mir, streicht mit sanft über den Rücken, haucht mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und ich verspüre eine gewisse Wärme von ihm ausgehend. Ja, er ist der momentane Grund, wieso ich noch nicht begonnen habe mich in meinem Inneren komplett aufzugeben. Toshiya sanft zu mir ziehend versiegle ich kurzerhand unser beider Lippen und schmiege mich mehr bei ihm an, dabei blende ich alles aus meinem Kopf aus das nichts mit ihm zu tun hat. Kapitel 13: 十三 -------------- Die darauf folgenden Tage vergehen rasch und Neujahr steht schon unaufhaltsam vor der Tür. Sehr zum Leidwesen meines Partners bin ich nun etwas rastloser in meinem Wesen geworden und verbringe nun mehr Zeit draußen als mit meinen Freunden zusammen. Selbst gegenüber meiner eigenen Familie beginne ich mich mehr & mehr zu entfremden und ich kann ihnen ehrlich gesagt den wahren Grund dazu nicht erklären, da ich niemanden von ihnen in diesen tiefen Sumpf mit hinein ziehen möchte in dem ich mich befinde. Auch wenn ich weiß, dass Zufälle nicht wirklich existieren, so muss es wahrlich einer sein, denn ich bin einer alten Schulkameradin vor kurzem über den Weg gelaufen. Sie leitet hier in Osaka ihre eigene Galerie und sie erlaubt mir sogar ihr Studio fürs Malen zu verwenden. Hier verbringe ich ungestört meine Zeit, wobei es sogar einmal vorkommt, dass ich im Studio übernachte. Toshiya konnte ich schließlich dazu überreden über die Feiertage hinweg zu seiner Familie hinaus nach Nagano zu fahren und ehrlich gesagt war es kein leichtes Unterfangen für mich gewesen. Ich musste ihm nur das Versprechen geben mich bei ihm zu melden wenn mir etwas passieren sollte, mehr nicht. „Das sieht ja großartig aus“ lobt sie mich gerade als ich an einem Bild arbeite, dass die Tiefe meines Herzens repräsentieren soll und ich senke leicht verlegen geworden den Blick. Mit dem Bild das mich selbst darstellen soll habe ich vorerst pausiert und ich arbeite nebenbei daran weiter, während ich nach & nach meine zurückkehrenden Erinnerungen in puncto meiner eigenen Vergangenheit auf die Leinwand banne. Von Kyo, Toshiya & Shinya habe ich jeweils eine Art Collage begonnen wie ich sie damals sah & wie ich sie jetzt sehe. Selbst vom Dunkelbraunhaarigen, an dessen Namen ich mich für eine Weile nicht mehr erinnern wollte habe ich so eine Collage angefangen. Erst als ich fast bei der Fertigstellung ein gewisses Kanji zu malen begann ist mir sein Name wieder eingefallen und ich weiß auch nicht, warum doch ich verbinde ihn mit dem unwohlen Gefühl das in mir jedes Mal aufkommt wenn ich ihn sehe. „Bitte verzeih mir, DIE für all das was ich dir angetan habe“ Wieso bekomme ich seine Worte nicht mehr aus dem Kopf und wieso klammert sich ein Teil von mir so voller Hoffnung daran, dass ich ihm diese Worte glauben soll? Warum fügen diese Worte von ihm mir nur verstärkt Schmerz zu? Für einen kurzen Augenblick bin ich nun für mich allein, senke tief seufzend meinen Kopf und starre mit fast schon leerem Blick den Boden an, dabei habe ich für einen Augenblick das Gefühl seine direkte Anwesenheit zu verspüren. Rasch hebe ich meinen Kopf, sehe mich verstärkt um, stehe nun auf, schlüpfe in meine Jacke und beschließe hinaus an die frische Luft zu gehen um einen klaren Kopf zu bekommen. „Verdammter Kaoru, wieso kriege ich dich nicht aus meinem Kopf heraus?“ bringe ich nun leise hervor, beisse mir verstärkt auf die Lippen, verspüre dabei ein leichtes Aufkommen von Tränen und ich balle in meinen Jackentaschen meine Hände zu Fäusten. Naze? Kami-sama, naze? Ich beschleunige nun meine Schritte, achte nicht weiter auf meine Umgebung und ehe ich mich versehe ist mir die gesamte Sicht genommen, da meine Tränen nun unaufhörlich herab rinnen. Inmitten eines Parks bleibe ich nun stehen und starre lange ins Nichts, dabei ist mir als ob sich vor meinem inneren Auge ein Film abspielt, denn ich eigentlich nicht sehen will. Ich beisse mir erneut auf die Lippen, sinke fast zusammen und meine Tränen wollen einfach nicht stoppen. In diesem Augenblick bin ich mehr als froh, dass mich keiner so sieht und selbst wenn ich all die Kraft in mir aufbringen könnte um es Toshiya zu sagen, ich kann es ihm gegenüber einfach nicht antun. Denn wenn ich wirklich ehrlich sein soll mit mir selbst, dann bin ich durch & durch beschmutzt mit Schuld & Sünde. Ich habe einfach zugelassen, dass meine Seele noch mehr damit befleckt wird anstatt mich dagegen zu wehren. Ich bin schwach. Ich bin abscheulich. Ich bin es im Grunde genommen nicht einmal wert, jemanden wie Toshiya so nahe zu sein. In diesem Augenblick spüre ich nur wie ein tiefer Schmerz in meiner Seele inne wohnt, da mein Herz immer noch nicht wahr haben will was mein Verstand schon längst weiß. Ich bin unwürdig seine Liebe zu empfangen, denn ich habe es schließlich zugelassen von einem Anderen auf die Weise berührt zu werden, obwohl es eigentlich Toshiya zusteht mir auf diese Weise nahe zu sein. Ich bin nichts weiter als ein untreues & unwürdiges Wesen, dass sein Umfeld nicht einmal im Geringsten schätzt. In diesem Augenblick reiße ich geschockt meine Augen auf, da mir in diesem Bezug eine Erinnerung aufkommt, von der ich tief in meinem Inneren gehofft hatte sie nie wieder zu haben und ich bin nun tränenüberströmt auf meine Knie zusammen gesunken. Wie konnte ich nur, wie konnte ich nur mit dieser Lüge all die Jahre leben? Warum habe ich dieses Bild nach außen hin all die Jahre verborgen gehalten? Ich verstehe mich ehrlich gesagt selbst nicht mehr und so langsam rapple ich mich auf, da es doch recht kalt geworden ist. Sichtlich entkräftet vom Weinen schleppe ich mich heimwärts, dabei wollen mir einfach diese ungewollten Bilder nicht mehr aus dem Kopf gehen. Nein, ich habe langsam nicht mehr die Kraft dazu weiterhin dagegen anzukämpfen. Langsam aber sicher ist auch der letzte Funke an Hoffnung in mir verloschen und ich stehe inmitten eines Ozeans voller Verzweiflung & Leid. Mit einem bitteren Lächeln erreiche ich schließlich Toshiyas & meine Wohnung, lehne mich an der Haustür an und lasse mich an ihr herab rutschen, dabei bin ich ehrlich gesagt froh, dass er mich nicht so zu sehen braucht. Ich will Toshiya keine unnötigen Sorgen mehr zufügen, denn er hat durch mich schon genug an Leid erfahren. Erneut ist da dieser Stich in meiner Brust zu fühlen, da ich ihn aufrichtig liebe und doch habe ich seine Wärme & Güte nicht verdient für all das was ich Idiot ihm all die Jahre die wir uns kennen zugemutet habe. Ich bin nichts weiter als ein egoistischer Idiot, der geschickt die anderen hinters Licht führt und sie tief in ihrer Seele verletzt. Mich aufrappelnd gehe ich nun in die Küche nachdem ich Jacke & Schuhe ausgezogen habe, mache mir einen Tee und lasse einen kurzen Blick auf den an der Wand hängenden Kalender schweifen. Übermorgen ist schon Neujahr, also sollte ich zusehen, dass ich bis spätestens morgen Nachmittag all meine Bilder langsam fertig bekomme. Mir kommen gerade erneut die Tränen als ich mich versuche daran zu erinnern wie ich zuletzt Neujahr verbracht habe und ich habe erneut diese Bilder vor meinem Auge die ich eigentlich nicht sehen will. Wer immer dieser dunkelhaarige Mann ist, den ich darin stets wahrnehme; er muss aus einer Zeit stammen bevor ich Kaoru & Toshiya getroffen habe. Ob Shinya oder sogar Kyo weiß, wer er ist? Mit Sicherheit, aber wenn ich ihnen gegenüber andeute, dass ich nur negative Erinnerungen an ihm habe werden sie bestimmt mehr darüber wissen wollen. Seufzend lehne ich mich nun mit der fertigen Tasse Tee an der Küchenzeile an, wische mir meine Tränen zur Seite und ich beiße mich gerade auf die Lippen, da ich mir gerade bewusst wird, dass ich zuerst noch einen meiner Freunde darum bitten muss nach Toshiya zu schauen. Doch wen ich soll ich deswegen fragen? Kyo? Shinya? Kaoru? Ein weiterer Seufzer kommt mir über die Lippen, mache einen Schluck von meinem Tee, starre in Richtung des Fensters und ich werde gründlich über diese Sache nachdenken müssen bevor ich dem Ganzen ein Ende setze. Ich kann ihn schließlich nicht allein lassen. In Ruhe trinke ich nun meinen Tee, starre fast schon in die Leere die mich gerade umgibt und auf einmal verspüre ich einen gewissen Widerspruch tief in meiner Seele ruhen. Mein Platz ist ja bei Toshiya. So lange habe ich warten, so lange habe ich darum kämpfen müssen um endlich mit ihm zusammen sein zu dürfen; daher kann ich all das was uns verbindet nicht einfach so aufgeben und einfach so wegwerfen. Nur wegen Toshiya bin ich aus dem Koma aufgewacht in das ich nach der gelungenen Notoperation versetzt worden war. Ich wäre damals schon gestorben und auch nur, weil ich im Irrglauben gefangen war ihn für immer verloren zu haben. Allein das ich jetzt an ihn denke erfüllt mich einer wohligen Wärme und ich werde auf einmal unsicher was meinen Plan betrifft. Kann ich wirklich den Menschen den ich so sehr liebe auf so eine Weise verlassen? Kann ich das wirklich ihm gegenüber antun? Ein weiterer Seufzer wandert gerade über meine Lippen, da ich mich auf einmal so unentschlossen fühle. ************ Ein neues Jahr ist nun angebrochen, das Erste das ich nun im wachen Zustand erlebe und ich bin allein zum Tempel gegangen. Auf dem Weg heim fallen recht dicke Flocken zur Erde hinab und ich richte meinen Blick hinauf auf die stahlgraue Wolkendecke. Nachdenklich wie ich bin strecke ich meine Hand nach den Flocken aus, dabei seufze ich leise auf, da ich im Grunde meines Herzens bei Toshiya bleiben will. Doch mein Gewissen bereitet mir leider dahingehend einige Konflikte in meinem Inneren, weshalb ich mich ehrlich gesagt etwas zwiegespalten fühle. Einerseits möchte ich all dem ein Ende bereiten was mit meiner Wenigkeit zu tun hat, andererseits verzehre ich mich innerlich schon vor Sehnsucht nach Toshiya. Auch wenn ich ganz genau weiß, dass ich ihm nie gegenüber klar gesagt habe was er mir wirklich bedeutet so zeigt er mir auch ohne Worte was er in mir sieht. Ein kurzes Lächeln huscht mir deswegen über die Lippen, denn soweit ich mich erinnere kommen wir zwei dahingehend recht gut auch ohne Worte aus. Auf den Weg zurück zur Wohnung summe ich leise eine Meldoie vor mich hin, die ich mittlerweile schon auswendig spielen kann und ich beobachte die dichten Flocken dabei wie sie in ihrem anmutigen Tanz langsam dem Boden entgegen kommen. Kurz bleibe ich stehen, schließe meine Augen und ich kann deutlich fühlen wie ab & an eine der Flocken auf meinem Gesicht landet. Wenn ich bedenke, dass ich wohl in einer kalten Winternacht nur im Yukata bekleidet mich im Freien befinde, dann hätte mich wohl schon jeder mit einer Portion Vernunft hinein ins Warme gejagt. Auf einmal habe ich eine Idee, denn im Ärmel meines Yukatas befindet sich ja jenes Mobiltelephon das ich damals von Kaoru bekommen habe um im Notfall meine Freunde erreichen zu können. Kurz hole ich es nun hervor, blicke es genau an, beachte nicht mehr weiter dem dichten Schneefall um mich herum und meine Füße beginnen mich nun von selbst zu leiten. Aber nicht in Richtung des Wohnblocks wo ich mit Toshiya zu Hause bin, sondern ausgerechnet zu jenem Gebäude das ich von innen her so klinisch tot ansehe. Meinen ganzen Mut zusammen nehmend gehe ich nun auf das Gebäude zu, suche nach einem Eingang der nicht abgeschlossen ist und mein Glück ist mir gerade Hold, da ich den Seiteneingang unversperrt vorfinde. Rasch aus meine Holzschuhe schlüpfend um ja keinen Lärm zu machen, drücke ich diese samt den Handy an meinen Körper, husche so lautlos wie möglich auf die Aufzüge zu und ich zucke kurz zusammen als einer mit einem leisen Pling endlich ankommt. Mein Herz schlägt gerade wie wild und ich presse mich gegen die Aufzugswand, da eine Wache ihre Runde macht, wobei ich leise aufatme als sich die Tür des Aufzuges schließt. Das oberste Stockwerk wählend lasse ich mich nun an der Wand hinab rutschen und ich lasse mir gerade durch den Kopf gehen was denn so alles schief gehen könnte wenn ich nicht vorsichtig genug bin. Endlich ganz oben angelangt tapse ich so lautlos wie möglich aus dem Aufzug, sehe mich trotz der herrschenden Dunkelheit in beide Richtungen sorgsam um und sichtlich erleichtert nicht einer Wache über den Weg zu rennen schleiche ich mich auf den Dachgarten hinaus der in sanftes Weiß gehüllt ist. Kurz huscht ein Lächeln auf den Lippen, denn ich kann gerade klar vor mir sehen wie die Sonne auf Toshiya & mich scheint während wir da sitzen und über belangloses Zeug uns unterhalten. Die Schuhe in den Schnee fallend lassen gehe ich durch den Schnee direkt auf die Kante zu, dabei ignoriere ich die Kälte um mich herum und ich werfe erneut einen Blick abwärts. Auch wenn gerade die Nacht herrscht, so muss ich trotzdem etwas schlucken, denn vor meinem inneren Auge habe ich noch dieses Gebiet bei Tageslicht vor mir. Nun da ich hier bin gibt es kein zurück mehr. Entweder ich ziehe nun vor was ich geplant habe oder ich riskiere hier noch von der Security erwischt zu werden. Rasch meinen Kopf schüttelnd suche ich die entsprechende Nummer heraus die ich anrufen will, schlinge einen Arm um meinen Bauch und innerlich hoffe ich nur, dass er an sein verflixtes Telefon ran geht auch wenn ich weiß das es gerade spät in der Nacht ist. „Moshi Moshi, Kyo desu“ vernehme ich ein recht verschlafend wirkendes Nuscheln und tief in meinem Inneren atme ich deswegen sichtlich erleichtert auf. „kami-sama sei dank, das du abhebst, Kyo“ „Warte mal, DIE?“ „Hai, wer sonst?“ kommt nun leicht grinsend von mir und ich ignoriere gerade den aufkommenden Schmerz tief in meinem Herzen als auch die Tränen die sich nun in meinen Augen bilden. Ich weiß selbst nicht, was mich dazu veranlasst Kyo anzurufen, doch irgendwas sagt mir das ich eben das Richtige tue. „Baka, weißt du wie spät es ist?“ „Hab leider keine Uhr in Reichweite“ „Was ist denn los?“ „Ich habe eine Bitte an dich, Kyo“ sage ich nun zu ihm, beiße mir dabei auf die Lippen, fühle nun wie mir die Tränen langsam herab rinnen und und ehrlich gesagt zerreißt es mich gerade innerlich. Denn selbst wenn ich mich dazu durchringen könnte, ich würde Toshiya doch nur weiterhin unglücklich machen und das kann & will ich einfach nicht verantworten. „Eine Bitte? Seit wann hast du den eine Bitte an mich, Daisuke Andou?“ höre ich ihn nun fragen und meine Tränen werden auf einmal immer mehr, da ich die klare Skepsis in seiner Stimme heraus hören kann. // Verdammt, er kennt mich besser als ich je angenommen habe // schießt mir der Gedanke durch den Kopf und in diesem Augenblick fügt sich mein Puzzle der Vergangenheit endlich klar zusammen. Kein Wunder wieso er nun wacher & sichtlich alamiert klingt, denn er ahnt scheinbar was ich wirklich vorhabe. „Hai, eine Bitte an dich“ bringe ich nun hervor, beisse mir verstärkt auf die Lippen während mir meine Tränen jegliche Sicht rauben und auf einmal kann ich verstehen wieso es mir noch schwerer fällt mich ausgerechnet bei Kyo mich zu verabschieden. Denn auch wenn ich Toshiya aufrichtig liebe, so gehört immer noch ein Teil meines Herzens dem kleinen Sänger mit dem ich schon soviel durchgemacht habe. „DIE, wo bist du? Ich komme zu dir“ „Ich möchte das du mir etwas versprichst, Tooru Niimura“ „Nani?“ „Bitte pass auf Toshiya für mich auf“ „Wieso sollte ich? Schließlich bist du ja hier für ihn“ „Bitte Tooru, versprich es“ „Ok, ich werd ein Auge auf ihn haben“ „Ich danke dir“ „Jetzt sag mir wo du bist, DIE“ „Tooru, ai shiteru“ bringe ich noch hervor, lege nun auf und meine Tränen hören einfach nicht auf. Ich lasse nun das Handy in den Schnee fallen, klettere so fern es mir möglich ist auf den Sims, schließe meine Augen, lege meine Arme an meine Brust und lasse mich nun fallen. Ein sanfter Wind umfängt mich und mir ist gerade als ob Flügel sich sanft um mich legen. Ein warmes Licht umgibt mich, dass mich jegliche Sorgen vergessen lässt und ich habe endlich das Gefühl frei von allen Lasten zu sein die mir so zugesetzt haben. Eine letzte Melodie die ich klar & deutich vernehmen kann, denn es ist mein Lieblingslied ain't afraid to die. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)