Ain't afraid to die - the unknown life von abgemeldet ([KaoruxDIE] - [DIExToshiya]) ================================================================================ Kapitel 11: 十一 -------------- Lange stehen wir beide schweigend in der Küche da und starren die Wand direkt vor uns liegend an bevor sich Kaoru zu regen beginnt, wobei man draußen schon langsam vernehmen kann, dass es Abend wird. „Soll ich dir noch etwas zu Essen machen?“ „Ne, lass nur, bin im Moment nicht hungrig“ antworte ich Kao, sehe ihn kurz an, trinke meinen Tee aus und bin gedanklich an einem ganz anderem Ort anwesend. An sich hätte ich schon zugestimmt in diesem Augenblick etwas zu essen, wenn es nur Toshiya gewesen wäre der mich deswegen fragt und nicht Kaoru. Mit einem Nicken akzeptiert Kaoru meine Antwort, trinkt ebenfalls seinen Tee aus und uns beide umgibt vorerst eine trügerische Stille. Fast wie die bekannte Ruhe vor dem großen Sturm. Ob er schon etwas ahnt? Ich hoffe nicht, denn dann wäre alles mit einem Schlag zunichte gemacht, an dem ich mit Toshiya in den letzten Stunden so hart gearbeitet habe. Wortlos verschwinde ich schließlich nach oben, verziehe mich kurzerhand ins Bad und seufze tief auf. // Verdammt, Toshiya, was soll ich nur in diesem Augenblick tun? // schießt mir der Gedanke gerade durch den Kopf, lehne mich bei der Tür an, schließe kurz meine Augen und blicke nun in Richtung der Decke. Tief in meinem Inneren sehne ich mich gerade danach, diese intime Nähe zu Toshiya erneut zu verspüren und nebenbei weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie ich diese Tatsache weiter vor Kaoru verbergen soll. In der stillen Hoffnung, dass ich unter der Dusche eine passende Lösung für mein momentanes Problem finde drehe ich das Wasser auf, entkleide mich und begebe mich nun direkt unter den warmen Wasserstrahl, der sich nach dem langen Flug wirklich angenehm auf der Haut anfühlt. Mit geschlossenen Augen stehe ich da, lasse das Wasser auf mich herab prasseln, wobei ich ganz klar geistig vor mir habe wie Toshiya mich berührt und mich küsst. Dabei breitet sich ein vertrauter, wohliger Schauer in meinem gesamten Körper aus und leichter Unmut macht sich deswegen in mir breit, da ich mir leider selbst Abhilfe schaffen muss. So muss ich vorerst mit dem Toshiya vor meinem geistigen Auge vorlieb nehmen und ich ahne gerade nicht, dass ich ungewollt dabei beobachtet werde. Auch ist es für mich immer noch etwas ungewohnt, dass ich mich selbst berühre und ich versinke immer mehr in jene Gedanken, die sich um Toshiya & mich drehen, dabei versuche ich geschickt alles um mich herum auszublenden. Auf einmal spüre ich ein paar Hände, die in sanfter Weise über meinen Bauch streicheln und auf einmal ist mir als wolle mich eine weit entfernte Stimme innerhalb meiner Vernunft mich deswegen warnen. Mit einem Schlag spüre ich auf einmal Unsicherheit in mir aufsteigen und ich versuche etwas Abstand zu gewinnen, damit ich denjenigen der mich so berührt sehen kann. Sichtlich erschrocken reiße ich nun meine Augen auf und starre Kaoru lange an, der sich in diesem Augenblick mit mir unter der Dusche befindet. Was in aller Welt geht hier nur vor? Wieso habe ich nicht mitbekommen, dass er hier auftaucht? Warum ist mir nie aufgefallen, was er in Wirklichkeit von mir wünscht? „Kao, was...“ bringe ich nur sichtlich verwirrt hervor, starre ihn weiterhin fragend an, doch da steht er schon direkt vor mir, legt einen Finger auf meine Lippen um mich so zu beruhigen und küsst mich kurzerhand auf dominante Weise. Es ist ein gewaltiger Unterschied von Kaoru und von Toshiya geküsst zu werden. Bei Tosh ist viel mehr Zärtlichkeit & Liebe im Kuss zu spüren, während ich bei Kaoru nur sichtliche Begierde als auch Verlangen neben der von ihm verströmten Dominanz heraus spüren kann. Ehe ich mich versehe bin ich mit dem Rücken zur Wand und mein eben erwählter Fluchtweg aus dieser mir unangenehmen Situation ist dank Kaoru erfolgreich versperrt. // kami-sama, bitte steh mir bei // denke ich gerade, wobei ich mir mehrmals auf die Lippen beißen muss, damit mir kein verräterischer Laut aus meiner Kehle hervor kommt. Obwohl ich doch sichtlich größer als Kaoru bin kann ich mich nicht gegen ihn wehren, denn er scheint eindeutig stärker zu sein als ich es in meinem momentanem Zustand bin. Ich versuche mehrmals an ihn & sein Gewissen zu appellieren, dass ich von ihm nicht so berührt werden will, doch er ignoriert gekonnt diese Bitte von mir und setzt seine Handlungen einfach fort, wobei ich kurzerhand meine Augen schließe, um all das um mich herum nicht ansehen zu müssen. Stumme Tränen rennen meine Wangen hinab, da ich mich wie ein Verräter an mir selbst vorkomme und meine Tränen werden mehr, weil ich genau in diesem Augenblick an Toshiya denken muss. Wird er meine Nähe jetzt noch wollen, wo ich so von Schuld befleckt bin? Wird er mir je verzeihen können, dass ich zu schwach gewesen bin um Kaoru davor zu stoppen was er mit mir vorhat? Werde ich je mir selbst verzeihen können, dass ich im Grunde genommen nur schwach & hilflos bin? All diese Fragen schießen mir gerade durch den Kopf, dabei weiß ich nicht mehr, ob es nur meine Tränen sind oder ob es das warme Wasser der Dusche ist, welches verstärkt an meinen Wangen herab rinnt. Irgendwann hat dieses in meinen Augen stundenlang wirkende Martyrium ein Ende und nachdem Kaoru mich allein zurücklässt sinke ich schließlich in der Dusche zusammen. Ich ziehe meine Beine nah an meinen Körper heran, umarme sie, lege meinen Kopf auf ihnen ab und lasse so meinen Tränen freien Lauf, dabei beiße ich mich erneut auf meine Lippen und verwünsche mich dafür, dass ich überhaupt hierher zu Kaoru ins Haus gekommen bin. Wie kann ich so noch Toshiya unter die Augen treten? Ein vertrautes Stechen ist in meiner Brust zu fühlen und leise bringe ich seinen Namen hervor, dabei wird dieser Schmerz in meiner Brust nur noch verstärkt aufgrund der Schuld als auch der Scham die ich gerade in mir verspüre. ************ Toshiyas POV: Es setzt mir tief in meinem Inneren zu ihn einfach so gehen zu lassen, aber früher oder später werden wir uns sowieso in der unausweichlichen Situation befinden, in der wir Kaoru Rede & Antwort schulden. Auf den Weg in meine Wohnung erhalte ich eine kurze SMS, dass ich mich unverzüglich nach Gifu-ken begeben soll aufgrund eines Shootings und verbittert wie ich gerade bin beisse ich mir auf die Lippen. Kaum wieder in Japan angelangt und schon scheint sich wieder alles gegen uns zu stellen. Wie soll ich so für Daisuke da sein, wenn ich nicht einmal genau weiß, wie lange ich von Osaka weg bin? Ich bitte den Taxifahrer nur kurz zu warten, eile hinauf in die Wohnung, stelle die Taschen im Wohnzimmer ab und bin schon wieder im Taxi in Richtung Bahnhof unterwegs, dabei versuche ich telefonisch Kyo zu erreichen. Auch wenn es nur ein paar Minuten her ist, dass Daisuke bei Kaorus Haus ausgestiegen und somit erst einmal unerreichbar für mich ist, so mache ich mir jetzt schon riesige Sorgen um ihn. „Verdammt Kyo, geh doch endlich mal ran...“ bringe ich leise grummelnd hervor, wobei ich mit meinen Fingern ungeduldig gegen das Handy trommle und erneut nur die Sprachbox erwische. Ausgerechnet in so einem wichtigen Zeitpunkt war Kyo nicht telefonisch zu erreichen und ich biss mir deswegen verstärkt auf die Lippen. Beim Bahnhof angelangt bezahle ich das Taxi, spreche kurzerhand eine Nachricht auf Kyos Sprachbox, dass er unbedingt nach Daisuke schauen soll und steuere auf den nächsten Zug in Richtung Osten zu, dabei erfahre ich erst jetzt von meiner Managerin, dass wir auch in Toyama Halt machen werden. Ich nicke nur stumm, steige mit ihr in den Shinkansen ein und gedanklich bin ich gerade bei Daisuke. Wie es ihm gerade geht? Hat er schon mit Kaoru reden können? Ist er noch bei ihm im Haus? Ich lasse es mir nicht anmerken, doch innerlich bin ich nervös & angespannt zugleich, da ich nicht mal ansatzweise weiß wie Kaoru darauf reagieren wird, wenn er von unserer Beziehung erfährt. Am liebsten hätte ich jetzt alles stehen & liegen gelassen und wäre direkt zum Haus von Kaoru gefahren, doch ich befinde mich gerade von meinem Liebsten entfernt in einem Zug in Richtung Gifu. Schade nur, dass ich so etwas wie die Teleportation nicht im realen Leben beherrsche, denn sonst könnte ich mich nun zu Daisuke begeben, ihn kurzerhand mitnehmen und mich wieder hierher in den Zug begeben. Leider funktioniert das nur in Filmen und im Anime. Tief seufzend lasse ich mich in den Sitz fallen, starre doch recht gelangweilt aus dem Fenster hinaus und automatisch beginne ich die Melodie zu ain't afraid to die zu spielen, nur das ich momentan kein Bass zur Verfügung habe. Es hilft mir vorerst mich von meinen Sorgen um Daisuke abzulenken und blende somit auch gekonnt meine Managerin aus, die auf mich einredet was das Zeug hält. Geistig gehe ich auch all die Songs durch, die wir einst für unsere Japan weite Tour geprobt hatten und befinde mich dadurch wieder auf der Bühne umringt von meinen Freunden. Da, Shinya gibt die Takte zum Song Ware, Yami tote... vor und wie von selbst wandern meine Finger über das imaginäre Fretboard meines Bass. Ich weiß ganz genau, wann der nächste Wechsel innerhalb des Liedes stattfindet und auch den Zeitpunkt, wann Kaoru zu seinem Solo ansetzt. Ich bin so vertieft in die ganze Materie, dass ich nicht einmal ansatzweise mitbekomme, wann wir exakt in Gifu ankommen und meine Managerin muss mich mehrmals fast schon durchschütteln, damit ich endlich auf sie reagiere. Mit fragendem Blick sehe ich nur auf, stehe auf, folge ihr still aus dem Zug hinaus und gerade frage ich mich, wie das Konzert damals verlaufen wäre wenn Daisuke nicht diesen schrecklichen Unfall gehabt hätte. Wahrscheinlich, so wie ich ihn kenne hätte er sich von seiner Schokoladenseite gegenüber der präsenten Damenwelt gezeigt und wäre über die Bühne gewandert, um mit Kaoru als auch mir nebeneinander spielen zu können. Ein kurzes trauriges Lächeln, dass mir dabei über die Lippen huscht, denn er neigte oft dazu kurz vor Auftritten Shinya & mich auf die Schaufel zu nehmen, wobei manchmal auch Kaoru und Kyo auch ihren Senf dazu gaben. Die Band die wir einst waren ist in einem Augenblick gestorben, den ich lang nicht wahr genommen habe. Wann es genau begann, dass sie innerlich zerbröckelte, ich weiß es nicht. Außerdem was wäre Dir en Grey ohne einem von uns fünf? Am Besten für uns alle, wenn Kaoru uns den Gefallen tut und die Band offiziell für aufgelöst erklärt. Somit brauchten wir nicht ein unglaubwürdiges Szenario für unsere Fans da draußen vorspielen und könnten jeder ungestört unserer eigener Wege gehen. Dadurch wäre auch in einer gewissen Weise versichert, dass Daisuke in Ruhe genesen kann und seine Privatsphäre bekommt, die er so dringend nötig hat. Wenn Kaoru wirklich für ihn da sein will, dann soll er verdammt noch mal schauen, dass Daisuke aus dem Geschehen der Band komplett ausgeschlossen wird. Selbst wenn er frühzeitig in die so genannte Pension der Musiker geschickt werden muss, mir ist das alle Mal lieber als mit anzusehen zu müssen, wie Daisuke sich wegen der Band abquälen muss. In meine Gedanken um ihn versunken folge ich ihr zum Hotel und hoffe stark darauf, dass es Daisuke gerade gut geht. ************ Erschöpft wie ich bin schaffe ich es noch das Wasser abzudrehen, mich in mein Zimmer zu schleppen und mir T-Shirt & Boxer anzuziehen, dann verfalle ich in den Schlaf, der mir leider nicht lange gewährt ist, da ich zwischendurch immer wieder schweißgebadet aufwache. Hier unter die Dusche zu springen wage ich mich nicht mehr, da ich nicht weiß, ob dann wieder Kaoru erscheinen wird. Irgendwann schaffe ich es dann doch noch in den sanften Schlummer zu fallen und ich begrüße freudig die traumlose Sequenz die mich wie mit schützenden Armen umfängt. Ich weiß nicht, wann genau aber ich werde schlagartig wach, da ich etwas in unmittelbarer Nähe zu hören glaube und richte mich langsam auf. Kurz aufseufzend stehe ich schließlich auf, da ich nicht mehr schlafen kann, gehe auf das Fenster zu, schiebe die Vorhänge zur Seite und bemerke erst jetzt, dass es früh am Morgen ist. Ich öffne es für einen kurzen Augenblick um etwas zu lüften und ich ahne in diesem Moment nicht, wie es mir heute noch mehr als behilflich sein wird, dass ich es geöffnet habe. „Morgen, DIE“ vernehme ich nun Kaorus Stimme, zu der ich mich schlagartig wie nach einem Peitschenhieb umdrehe und innerlich schon schlucken muss, da ich ehrlich gesagt nicht weiß wie ich nun auf ihn reagieren soll nachdem was gestern Abend passiert ist. „Ich bin nur her gekommen weil ich mit dir reden wollte“ „Das mit der Band kläre ich schon, DIE“ „Nicht nur deswegen, sondern auch wegen Toshiya“ „Toshiya? Wann begreifst du denn endlich, dass er dir nur Unglück bringt“ „Irrtum, Kao, du bist hier derjenige, der nicht begreifen will“ kommt es nun trotzig aus mir hervor, blicke ihn stur an und ich nehme all meinen Mut zusammen um ihn meine Stirn zu bieten. Ich bin zwar eine Weile feig jeglicher Konfrontation mit ihm schön aus dem Weg gegangen, doch ich muss dem Ganzen endlich Einhalt gebieten. „Ich begreife sehr wohl, DIE“ „Ach ja? Dann weißt du ja sicher schon, dass ich all die Jahre uns beide belogen habe? „Du hast was...?“ höre ich nun Kaoru nachfragen und auch wenn mir dabei etwas mulmig zumute wird, es ist doch ein leiser Triumph für mich. „Ich habe mich all die Jahre mich nicht dazu getraut es dir ins Gesicht zu sagen, Kao“ „Dann rück jetzt endlich damit heraus, DIE“ „Ich liebe Toshiya schon seit dem Tag an dem wir uns begegnet sind“ „Rede dir doch selbst nicht so einen Unsinn ein“ „Es ist kein Unfug, denn der Einzige zu dem ich eigentlich immer ehrlich war hast du versucht von mir fern zu halten“ kommt es nun aus mir hervor, dabei schlucke ich mehrmals als ich ein leicht bedrohlich wirkendes Funkeln in diesen sonst so sanften braunen Augen bemerke und in diesem Augenblick wünsche ich mir Flügel, um so rasch wie möglich dieser mir recht unangenehmen Situation entfliehen zu können. Soviel zur Höhle des Löwen. Ehrlich gesagt fühle mich eher als das bevorstehende Frühstück für den zum Sprung bereiten Löwen, denn ich kann auf einmal eine gewisse Spannung in der Luft verspüren, die mir richtig unbehaglich ist. „Kyo hatte recht als er meinte, es wäre ein Fehler seinerseits gewesen mich an dich anzuraten“ sage ich noch zu ihm, wobei ich erstaunt über mich selbst bin, dass ich diese Worte an ihn richte und erst da wird mir bewusst, dass Toshiya scheinbar aus Respekt vor uns mir diesen einen Punkt verschwiegen hat. „Es war kein Fehler und das weißt du auch selbst ganz gut, DIE“ meint er nur darauf, blickt mir direkt in die Augen und ich habe gerade das Gefühl, dass es doch etwas kälter im Raum geworden ist. „Ich weiß nur, dass ich dich immer wie einen großen Bruder geliebt habe, Kaoru“ gebe ich schließlich zu, drehe mich nun um und will gerade durch die offene Tür hinaus gehen als er mich an den Handgelenken schnappt und mich gegen die Wand direkt neben der Tür presst, worauf mein Herz wie wild zu hämmern beginnt. „Wann siehst du es endlich ein, dass ich dich wirklich und aufrichtig liebe?“ „Wann wachst du endlich aus dieser unwirklichen Illusion auf die dich umgibt, Kaoru?“ stelle ich nun die Frage an ihn, wobei ich ihm direkt in die Augen schaue und eine gewisse Verzweiflung an ihm ablesen kann, die mir fremd an ihm ist. Wieso musste nur dieser einst so humorvolle Mann sich in so ein verbittertes Wesen transformieren, dass ich ihn kaum mehr wieder erkenne? Stille herrscht um uns herum, dabei scheint es doch nach & nach in ihm einzusickern, dass ich mich nicht mehr so einfach von ihm überreden als auch einschüchtern lasse wie es damals für ihn üblich war. „Du bist sichtlich verwirrt, DIE, deswegen sperre ich dich vorerst zu deinem eigenen Schutze ein“ bringt Kaoru schließlich unser Gespräch beendend hervor, schließt vor meinen Augen die Tür zu meinem Zimmer und ehe ich mich versehe hat er diese auch schon abgeschlossen. Egal wie sehr ich daran rüttle, sie ist fest verschlossen und verzweifelt suche ich nach einem möglichen Fluchtweg, dabei springt mir das offene Fenster ins Auge. Ich lausche aufmerksam auf mögliche Geräusche die mir besagen, dass eine Flucht von hier jetzt günstig ist und ich kann klar vernehmen wie Kaoru das Haus verlässt. Still zähle ich leise vor mich hin, nur um mich tief in meinem Inneren zu versichern, dass ich ihm nicht möglicherweise direkt in die Arme laufe und klettere nun aus dem Fenster hinaus, wobei ich mich an der Dachkante hochziehe. Ich schlucke mehrmals, da es doch nicht so einfach ist wie ich mir dachte und schaffe es schließlich doch auf das Dach hinauf, wo ich nach Luft schnappend liegen bleibe. So weit so gut, nun muss ich nur noch einen sicheren Weg von hier hinunter auf den Boden finden und als ich meinen Kopf nach rechts drehe fällt mir die alte japanische Kiefer ins Auge, die ja in unmittelbarer Nähe zum Haus steht. Ich stehe nun langsam auf, ignoriere das kurze Schwindelgefühl und tapse mich vorsichtig in die Richtung, wo einige der Äste bis ans Dach reichen. Gerade als ich einen der Äste erreiche rutsche ich ungewollt aus und ich kann mich an ein paar tiefer gelegenen Ästen noch fest halten, dabei brennen meine Handflächen wie verrückt und selbst mein Herz hämmert wie wild. // Arigato kami-sama, dass du so auf mich aufpasst // denke ich gerade, klettere langsam mit zittrigen Händen den Baum hinab und lehne mich kurz beim Stamm an, da ich nach Luft schnappen muss. Als ich mich etwas gefangen habe laufe ich einfach los so wie ich bin, denn ich will einfach nicht riskieren von Kaoru erwischt zu werden und sichtlich außer Luft stoppt neben mir ein Taxi. Der Fahrer fragt mich, ob ich Hilfe brauche und ich bitte ihn mich zu einer Adresse zu bringen, die ich ihm recht schnell nennen kann. Zu meinem Glück fragt er nicht nach, warum ich momentan in T-Shirt & Boxer bekleidet durch die Straßen Osakas renne und ich steige in das Taxi ein. Meine Augen schließend fällt mir erst jetzt auf, wie sich alles vor meinen Augen zu drehen beginnt und auch mein Herz schlägt so schnell, dass es sich schon fast so für mich anfühlt als bräche es jeden Augenblick aus meinem Brustkorb aus. Von all den Strapazen meiner bisher erfolgreichen Flucht sichtlich ausgelaugt schaffe ich es trotzdem noch ihm das Gebäude zu beschreiben, wo ich unbedingt hin will und zu meinem Glück weiß er ganz genau welchen Wohnkomplex ich meine. An meinem Ziel angelangt bin ich überaus dankbar, dass er mir diese Fahrt nicht berechnet, bedanke mich mehrmals bei ihm und suche nun an den unterschiedlichen Gebäuden dieses Komplexes an den verschiedenen Klingelschildern nach Toshiyas Namen. Bei der Wand angelehnt versuche ich trotz der sichtlichen Erschöpfung mich an die Kanji zu erinnern, die er mir aufgeschrieben hat und sie fallen mir einfach nicht mehr ein. Gerade als ich denke, ich müsste mich Kaoru gegenüber doch geschlagen geben und meine Flucht für gescheitert erklären, öffnet sich die Tür und eine mittelgrauhaarige Dame schreitet heraus, die mich sofort zu erkennen scheint. „Sie habe ich ja lange nicht gesehen, Andou-san“ kommt es sofort aus ihr heraus, dabei bin ich in diesem Augenblick mehr als erleichtert, dass diese Dame weiß, wer ich bin. In kurzen Worten erkläre ich ihr meine momentane Lage und sie lässt mich hinein, dabei gibt sie mir auf den Weg in den neunten Stock den Schlüssel zu meiner Wohnung und erklärt mir, dass ein gewisser Hara-san sie momentan für mich verwaltet. Ein leichtes Grinsen huscht mir auf die Lippen, da ich erst jetzt verstehe, wieso ich seinen Namen nicht sofort entdecken konnte, denn so gewieft wie er ist hat er einen Teil von seinem Nachnamen mit meinem zusammen getan. Woher ich das weiß? Ganz einfach, denn am Schild der Wohnung die mir gehört ist erneut dieses merkwürdige Kanji zu lesen und ich betrete zum ersten Mal nach zehn Jahren meine eigene Wohnung wieder. Für einen kurzen Augenblick warte ich ab bis die Hausmeisterin auch wirklich gegangen ist, dann erst lasse ich es zu, dass mich die willkommende Dunkelheit in ihre schützende Fittiche einhüllt. ************ Toshiyas POV: Die zwei Tage vergehen wie im Flug und ich habe gerade erfolgreich mein Shooting in Toyama hinter mich gebracht. Auf einmal ein dringender Anruf aus Osaka und ich schwirre sofort an einen ungestörten Ort, da ich nicht will, dass jemand das gesamte Gespräch mitbekommt. Ein Stein der Erleichterung fällt mir gerade vom Herzen, denn es ist Ms. Kazanomyoga die mich da anruft. Sie ist die Hausmeisterin aus dem Wohnkomplex, in den wir beide wohnen und sie informiert mich dahingehend, dass Daisuke vor zwei Tagen in der Wohnung angekommen ist, welche ich mit meiner eigenen zusammen legen habe lassen. Jetzt muss ich nur noch sehen, dass ich so schnell wie möglich nach Osaka komme, denn laut ihrer Aussage schien er geistig etwas verwirrt zu sein. „Ich nehme mir für zwei Monate frei“ sage ich schließlich zu meiner Managerin, die mir gerade weitere bevorstehende Termine für Shootings in Taiwan, Korea und China mitteilen will, lächle sie kurz an, dann bin ich ab in Richtung Bahnhof. Da erreicht mich auch ein Anruf von Kyo, der sich kurzerhand bei mir entschuldigt, da er sich zu dem Zeitpunkt geschäftlich in Hakodate befand und er beunruhigt mich mit der Aussage, dass niemand ihm die Tür öffnen würde. Verdammt, Daisuke, was ist nur los mit dir? Angetrieben vor lauter Sorge um ihn erwische ich noch einen Zug nach Osaka, bleibe mit Kyo in Kontakt und tief in meinem Inneren ahne ich schon Schlimmes. Was, wenn er sich nicht mehr an uns erinnert? Ich beiße mir verstärkt auf meine Lippen, da mir seine Worte wieder durch den Kopf gehen aufgrund seines Erinnerungsvermögens und haue ungewollt mit der Faust auf den Nachbarsitz. Warum nur muss das Leben das ich führe so grausam zu mir sein? Wieso wirfst du mir immer wieder riesige unüberwindbare Brocken in den Weg, kami-sama? Vergönnst du es mir etwa nicht, dass ich mein Glück gefunden habe? Tief in meine Gedanken an Daisuke versunken schreibe ich eine Kurznachricht an Kyo in der ich ihm Bescheid sage, dass es gut möglich ist, dass er sich nach der Begegnung mit Kaoru nicht mehr erinnern kann. Ein kurzes Lächeln huscht mir über die Lippen als Kyo mit einem allbekannten englischen Schimpfwort darauf reagiert und um ehrlich zu sein bin ich wirklich froh, dass wenigstens die Freundschaft zwischen uns dreien über die Jahre hinweg so stabil geblieben ist, auch wenn ich ganz genau weiß, was er womöglich immer noch für Daisuke empfindet. Auch wenn ich nie diese tiefe Bande der Freundschaft mit ihm aufbauen kann die Kyo seit Jahren mit Shinya teilt, so ist er immer auf seine Art ehrlich mit uns umgegangen. Zum Glück habe ich einen jener Züge erwischt, die nicht zwischendurch stehen bleiben und bin somit rasch wieder in Osaka zurück. Mit der Bahn fahre ich bis in jenes Stadtviertel, dass an jenes grenzt in dem Daisuke & ich wohnen, steige aus und gehe den Rest des Weges zu Fuß. Unterwegs treffe ich schließlich auf Kyo, der mich fragend ansieht und ich steuere mit ihm die Wohnung an, welche ich mit Daisuke teile. Beim Ankommen fallen mir leichte Blutspuren am Fußboden im Flur auf, suche systematisch alle Räume der Wohnung ab und ich atme sichtlich erleichtert auf als ich ihn schlafend im Schlafzimmer vorfinde. Erst da fallen mir die leichten Verletzungen an seinen Fußsohlen als auch an seinen Händen auf und ich frage mich gerade was ihm in der Zeit meiner Abwesenheit wohl passiert sein mag. Mit Kyo begebe ich mich kurzerhand in die Küche, wo ich gleich Tee aufsetze und nebenbei zu kochen beginne, da er nach dem Aufwachen mit Sicherheit hungrig sein wird. „Denkst du es geht ihm gut?“ „Ich hoffe es sehr“ bringe ich nur hervor, starre nachdenklich den Lachs vor mir an und seufze leise auf. Denn mit etwas Glück weiß er doch noch, wer wir sind wenn er aufwacht. Diesen einen Funken Hoffnung lasse ich mir nicht nehmen. „By the way, Kaoru hat mich gestern Abend angerufen“ bringt Kyo nach einer Weile der Stille hervor, nimmt dankbar die Tasse Tee an, sieht mich genau an und innerlich beginnen nun meine Alarmglocken deswegen zu schrillen. „Hast du ihm etwas gesagt?“ „Natürlich nicht, so blöd bin ich doch auch nicht, Toshiya“ „Was wollte er denn?“ „Ob ich weiß, wo DIE steckt“ „Und, was hast du ihm geantwortet?“ „Das ich von DIE seit Monaten nix gehört habe“ antwortet er mir, worauf ich ein zufriedenes Lächeln aufweise und sehe ihn genau an. Ja, Kyo war jemand, der felsenfest hinter seinen Freunden steht und eher sterben würde als sie zu verraten. „Ich danke dir dafür, dass du dir so eine Bürde auftust“ „Bei euch beiden bleibt mir wohl keine andere Wahl“ meint er nun etwas mürrisch, trinkt von seinem Tee und ich lächle ihn nun sanft an. Das hier ist seine Weise uns zu zeigen, dass wir ihm wichtig sind. Gerade als ich mit den Udon fertig werde taucht eine recht verschlafen wirkende schlaksige Gestalt in der Küche auf und ich ahne nur, dass ihn gerade der Hunger treibt. Daisuke scheint leicht verwirrt, doch er reagiert recht rasch auf den Tee den Kyo ihm reicht, während ich für alle das Essen herrichte und ihn dabei beobachte wie er seine Haare zu richten versucht. „Danke, Tosh, ich bin wirklich schon fast am Verhungern“ sagt er schließlich zu mir, grinst mich leicht an und in seinen Augen kann ich klar ablesen, wie froh er ist mich zu sehen. „Iss erst einmal in Ruhe, dann kannst du uns ja sagen, was genau vorgefallen ist“ meint nun Kyo, der seine Stäbchen in die Hand nimmt, Daisuke kurz ansieht und ich mich auch nun zu ihnen setze. ************ Ich weiß nicht wie lange ich eigentlich geschlafen habe aber ich weiß, dass ich zwischendurch kurz duschen war und mich mit einem wohligen als auch recht vertrauten Geruch umgeben fühle, der ein gewisses Gefühl der Sicherheit in mir erweckt. Irgendwann grummelt mein Magen fürchterlich weswegen ich am Ende doch aufwache, mich fragend im Raum umsehe und auf einmal Stimmen vernehme, die vorher mit absoluter Sicherheit noch nicht da gewesen waren. Verschlafen wie ich momentan bin tapse ich in Richtung Küche aus der es richtig gut duftet und ich wundere mich gerade, wer die beiden denn sein konnten, dabei nehme ich dankbar die mir gereichte Tasse Tee vom Kleineren der beiden an. Moment mal, es gibt nur einen Einzigen den ich kenne, der so leckere Sachen zaubern kann und während ich meine Haare zu richten versuche bestätigt die Stimme in meinem Inneren, dass ich bei Toshiya bin. Sofort bedanke ich mich bei ihm für das Essen, grinse ihn leicht an und ich nicke nur aufgrund der Worte des Kleineren, dessen Identität mir merkwürdigerweise auch hängen geblieben ist. „Kyo, kannst du mir bitte sagen, was für ein Tag heute ist?“ frage ich schließlich den Kleineren neben mir sitzend, verschlinge dazwischen ein Stück Sushi, blicke ihn genau an und ich bin leicht irritiert, da Toshiya etwas besorgt um mich zu sein scheint. Als er mir schließlich das heutige Datum nennt bin ich sichtlich verwirrt, denn in meiner internen Rechnung fehlen plötzlich einige Tage. Warum kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was davor passiert ist? Egal, erst einmal Kraft tanken und mich auf andere Dinge konzentrieren. „Wann bist du denn heim gekommen? Ich hab dich nicht einmal gehört“ frage ich nun Toshiya, trinke von meinem Tee und sehe ihn leicht schmollend an, wobei ich mich gerade frage, warum ich ihm diese Frage stelle. „Zwei Shootings haben sich kurzerhand dazwischen geschoben, eins in Gifu und eins in Toyama“ antwortet er mir nun, trinkt von seinem Tee und sieht mir direkt in die Augen, dabei kann ich an ihm klar ablesen, dass er viel lieber bei mir geblieben wäre als zu arbeiten. Mit einem kurzen Nicken esse ich beruhigt meine Udon auf, blicke kurz zu Kyo und ich wundere mich über diese bedrückende Stille im Raum, die uns gerade umgibt. „Ist gerade jemand gestorben?“ will ich nun von ihnen wissen, da mir dieses Schweigen doch recht unheimlich ist, stehe kurz auf, strecke mich etwas und setze mich nun zu Toshiya auf Sofa, nachdem wir drei uns ins Wohnzimmer begeben. „Kannst du dich noch an irgendein Detail erinnern, was du vor zwei Tagen gemacht hast, DIE?“ höre ich Kyo mich fragen, dabei hebe ich leicht fragend meine Augenbraue hoch, lehne mich instinktiv bei Toshiya an und versuche in Ruhe nach zu denken. Leider muss ich die Frage von Kyo verneinen, da ich mich aktuell nur daran erinnere, dass ich eben aufgewacht bin weil ich hungrig war. „Warum? Was ist da passiert?“ will ich nun wissen, schmiege mich mehr bei Toshiya an und lasse meinen Blick auf Kyo ruhen. „Zerbrich dir vorerst nicht den Kopf darüber, Daisuke. Kyo hat die Frage nur gestellt um zu sehen, in wie weit du dich noch an dein Umfeld erinnern kannst“ versucht Toshiya mich mit seinen Worten nun zu beruhigen, streicht mir über den Arm, lächelt mich sanft an und ich schmiege mich mit geschlossenen Augen mehr bei ihm an. „Ich weiß nur, dass mir plötzlich schwarz vor die Augen wurde, dann habe ich eine Müdigkeit verspürt und weiter weiß ich nicht mehr“ bringe ich nun hervor, geniesse sichtlich diese Nähe zu ihm und öffne nun meine Augen wieder. „Also ist das jetzt gut oder schlecht für uns?“ will Kyo nun wissen, ist leicht nach vor gebeugt und hat seinen Blick auf uns zwei gerichtet. „Kyo, ich würde sagen beides“ kommt es leicht zerknirscht aus Toshiya hervor, wobei ich nun ihn etwas besorgt anschaue und mich gerade frage was wirklich passiert ist. „Hm...“ kommt nur aus Kyo hervor, dann steht Toshiya auf und mein Blick ruht fragend auf ihm. „Ich muss noch rasch einkaufen gehen, Kyo bleibt solange bei dir und passt solange auf dich auf. Irgendeinen Wunsch, was ich mitnehmen soll?“ sagt er nun zu mir, lässt seine Hand auf meiner Wange ruhen und blickt mich leicht fragend an. „Hai, Erdbeere & Vanille“ kommt mir gerade in den Sinn, schaue ihm tief in die Augen und er scheint gerade zu ahnen was ich damit sagen will. Mit einem kurzen Nicken beugt er sich zu mir, haucht mir einen Kuss auf die Lippen und kurz darauf ist er auch schon los. Nun bin ich mit Kyo allein im Wohnzimmer und erneut kommt es mir unheimlich vor, dass so eine bedrückende Stille im Raum herrscht. „Zeig mir mal deine Hände“ bricht er mit diesen Worten schließlich die Stille um uns herum, wobei er mit der tragbaren Hausapotheke aus dem Bad kommt und sich neben mich aufs Sofa setzt. Mit einem Nicken lasse ich ihn meine Verletzungen versorgen, dabei verspüre ich so etwas wie einen dicken Kloß im Hals. Warum macht es mir zu schaffen, dass er so traurig zu sein scheint? Weshalb ist mir in diesem Augenblick, dass er ganz genau weiß, wie es mir gerade tief in meinem Inneren geht? „Ich hoffe nur sehr darauf, dass dir diese ungewollte Erinnerung für ewig erspart bleibt“ „Warte mal, woher...?“ „Du hast uns wenigstens vorgewarnt, Daisuke Andou“ sagt er nun ungewollt sanft zu mir, schaut mir tief in die Augen und da erst wird mir bewusst, dass Kyo & Toshiya nur deswegen so ruhig auf meine momentane Situation reagieren: Weil sie wissen, dass ich gerade wieder in einer Phase angelangt bin, in der ich mir neue Erinnerungen erschaffen muss. „Wahrscheinlich weil ich nicht wollte, dass ich euch weitere Sorgen bereite“ meine ich nun leise werdend, senke meinen Blick, starre auf meine verbundenen Hände und beiße mir kurz auf die Lippen. „Weißt du, ich hätte es nicht ertragen, wenn du damals gestorben wärst“ gibt er schließlich zu, wobei ich ihm nun direkt in die Augen sehe und erneut diesen Kloß in meinem Hals fühle. Instinktiv schlinge ich nun meine Arme um ihn, vergrabe mein Gesicht in seinen Haaren und schließe dabei meine Augen. Nein, ich will nicht, dass er mich so traurig ansieht, denn es nagt tief in meiner Seele, wenn er es trotzdem tut. „Bitte verzeih mir“ bringe ich nur leicht brüchig hervor, lasse ihn nicht los und ich kann deutlich fühlen wie Kyo sich gerade bei mir anschmiegt. „Ich bin derjenige von uns beiden, der sich bei dir zu entschuldigen hat“ meint er nun geistig abwesend, dabei streiche ich ihm beruhigend über den Rücken und er schließt nun seine Augen. Ich lege mich aufs Sofa, ziehe ihn sanft zu mir und ein kurzes Lächeln huscht mir auf die Lippen als er sich sofort bei mir ankuschelt. „Ich bin wenigstens froh, dass du zu Toshiya ehrlich geblieben bist, auch wenn du für eine gewisse Weile nicht wahr haben wolltest, was du wirklich in ihm siehst“ bringt Kyo nach einem Augenblick der Stille hervor, ist immer noch bei mir angeschmiegt und ich streiche ihm sanft über den Rücken. *********** Toshiyas POV: Es beginnt gerade leicht zu regnen als ich den Einkauf erledigt habe und ich wieder zurück in der Wohnung bin. Erst einmal verräume ich alles an seinen richtigen Platz, dann gehe ich ins Wohnzimmer und ein kurzes Lächeln huscht mir auf die Lippen, da Kyo bei Daisuke angeschmiegt eingeschlafen war. Für einen Moment beobachte ich die beiden in aller Ruhe, worauf ich lautlos zum Sofa gehe, mich auf die eine Lehne setze und Daisuke vorsichtig die Haare aus dem Gesicht streiche. Er schmiegt sich an meine Hand, hat halb seine Augen geschlossen und mein Blick ruht lange auf ihm. „Daisuke, wie geht es dir?“ frage ich bei ihm nun leise nach, da ich Kyo nicht unbedingt wecken möchte, streiche ihm über den Kopf und lasse weiterhin meinen Blick auf ihm ruhen. „Zerrissen“ gibt er mir gegenüber im leisen Ton zu, sieht mich genau an und ich kann auch eine gewisse Verwirrtheit in seinen nussbraunen Iriden ablesen. „Willst du darüber reden?“ „Nicht jetzt, Tosh“ antwortet er mir leise, worauf ich verständlicherweise nur nicke und mein Blick kurz auf Kyo ruht, der neben Daisuke friedlich schläft. „Sags mir ruhig später wenn du willst, Daisuke“ sage ich nun etwas aufmunternd zu ihm, lächle ihn sanft an, streiche ihm über die Wange und blicke ihm direkt in die Augen. „Toshiya...“ „Hai?“ „Ich bin froh, dass du hier bist“ sagt er nun zu mir, schmiegt sich an meine Hand, schließt dabei kurz seine Augen und ich kann deutlich an ihm ablesen, dass er mir nahe sein will. „Tosh?“ „Hai?“ „Wie kriege ich Kyo am besten wach?“ „Wenn dir dein Leben lieb ist lässt du ihn noch schlafen“ antworte ich ihm nur darauf, stehe nun auf und tief in meinem Inneren irritiert es mich gerade sehr, dass ich mit der Art wie er mich gerade gefragt hat nicht wirklich begeistert bin. Leicht beisse ich mir dabei auf die Lippen, da es ja doch keinen plausiblen Grund für mich gibt so zu fühlen und innerlich seufze ich tief auf. „Wenn was sein sollte, ich bin rasch duschen“ sage ich noch zu Daisuke, blicke ihn an, dann begebe ich mich ins Bad und seufze erneut auf. Wieso, kami-sama, wieso? Warum willst du mir auf grausamste Weise mir mein vergönntes Glück entreißen? Nachdenklich wie ich gerade bin drehe ich das Wasser nun auf, wobei ich mich kurzerhand doch für ein Vollbad um entscheide und mir ein Lächeln über die Lippen huscht, da ich ganz genau weiß, wer mich da eben umarmt. „Ich hatte nie vorgehabt dich in irgendeiner Art zu verletzen“ vernehme ich Daisuke nun leise zu mir sagen, der seinen Kopf auf meiner Schulter ruhen hat, lehne mich bei ihm an und nebenbei frage ich mich gerade wie er unbeschadet dem schlafenden Kyo entkommen ist. „Du konntest einfach nicht wissen, was Kyo immer noch in dir sieht“ kommt nun leise über meine Lippen, wobei ich ungewollt etwas traurig klinge und deutlich fühlen kann, wie Daisuke mich mehr zu sich zieht. „Ich habe erneut diesen Traum gehabt“ höre ich ihn leise zu mir sagen, worauf ich mir auf die Lippen beissen muss und ich weiß ganz genau welchen Traum er meint obwohl es an sich gesehen doch keiner ist. In seinen Armen drehe ich mich um, lehne meine Stirn an seiner an und lege meine Hände an seine Wangen. „Ich lass dich nicht mehr allein, Daisuke, den Fehler begehe ich nicht erneut“ bringe ich nur hervor, wobei ich eine gewisse Erleichterung in seinen nussbraunen Iriden erkennen kann und selbst in mir ist auf einmal jeglicher Selbstzweifel wie weggewischt. Eigentlich kann ich mich doch irgendwie geehrt fühlen, dass meine Wenigkeit als verbleibender Erinnerungssplitter in Daisukes Welt existiert und doch ist da eine Seite in mir die tief darauf hofft, dass er eventuell doch eines Tages den vollen Umfang seiner Erinnerungen ausschöpfen kann. Gemeinsam schaffen wir es mit Sicherheit. Nachdem wir beide entkleidet sind steigen wir in die Wanne und ich lehne mich bei ihm an, dabei bin ich innerlich froh über seine Anwesenheit. „Wegen Kyo...“ „Was ist los, Daisuke?“ „Ich... tief in mir hat es weh getan als er mich so traurig angeschaut hat. Der gleiche Schmerz wie ich ihn sonst auch habe, wenn ich dich nicht in der Nähe weiß“ höre ich ihn nun sagen, fühle deutlich wie sein Kopf auf meiner Schulter ruht, seine Hände sachte über meinen Oberkörper streichen und ich kann auch eine sichtliche Verwirrtheit in seiner Stimme heraus hören. Ich kann einfach nicht anders, ich muss ihm sagen was Sache ist. Doch wäre es nicht besser für ihn, wenn Kyo es ihm persönlich sagt, was er ihm in Wahrheit bedeutet? „Bitte ihn einfach darum darüber reden zu können“ schlage ich ihm nun vor, richte nun meinen Blick zu ihm und er nickt nur, wobei er mir einen kurzen Kuss auf den Hals haucht. „Egal was zwischen uns in einem klärendem Gespräch heraus kommen mag, in meinem Herzen ruhst allein nur du, Toshimasa Hara“ vernehme ich nun seine Worte an mich gerichtet, wobei ich einen gewissen Stein der Erleichterung von meinem Herzen fallen spüre und da erst wird mir gerade klar vor Augen geführt, dass Daisuke an sich all die Jahre was seine Gefühle für mich betrifft doch ehrlich gewesen ist. Nun fühle ich mich eher als kompletter Vollidiot, da ich wohl scheinbar sehr rasch vom Irrglauben gefangen genommen wurde, dass er mit mir spielt und selbst Kyo lag schon damals mit seiner Aussage im Grünen. Doch was genau war es, dass mich dazu veranlasst hat dem Ganzen misstrauisch gegenüber zu treten? Um ehrlich zu mir selbst zu sein, ich weiß es nicht mehr. In Daisukes Armen kann ich wenigstens den ganzen Stress der letzen Tage vergessen und eine gewisse Neugier erwacht gerade in mir, da er richtig anhänglich & schmusebedürftig obendrein ist. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ „Hai...“ „Wirklich?“ „ja, du hast mir sehr gefehlt“ höre ich ihn nun sagen, wobei sein Kopf auf meiner Schulter ruht, ein Lächeln auf meine Lippen huscht und als ich in seine Augen schaue sind sie mit einer Mischung aus Trauer & Freude belegt. „Daisuke...“ bringe ich nur hervor, wobei ich ein kurzes Stechen verspüre und ich ahne gerade, dass was immer er an Erinnerungen verloren hat wohl eine dabei war, die er ungern behalten hätte. Stille umhüllt uns nun, dabei drehe ich mich nun leicht zu ihm und ziehe ihn sanft zu mir, dabei fühle ich deutlich wie er mich sofort umarmt. Ich muss mir auf die Lippen beissen als ich mitbekomme wie sein gesamter Körper nun leicht zu zittern beginnt und Daisuke sogar sein Gesicht in meiner Halsbeuge versteckt, dabei kann ich seine Tränen auf meiner Haut verspüren. „Ich werde immer bei dir bleiben, Daisuke. Ich lasse dich nicht mehr allein“ sage ich beruhigend wie in einem Singsang zu ihm, streiche ihm über den Rücken und innerlich setzt es mir zu ihn so zu sehen. ************ Ich weiß auch nicht, warum aber ich will instinktiv da sein wo mein Herz mich hinzieht. Kurzerhand klettere ich lautlos über den schlafenden Kyo, blicke noch einmal kurz, ob dieser sich regt und ich atme erleichtert auf. Auch wenn ich seine Fürsorge schätze so gibt es gerade eine Person die meine Anwesenheit weit mehr benötigt als der kleine schlafende Japaner auf Toshiyas Sofa. Im Bad umarme ich sofort Toshiya, der ziemlich niedergeschlagen auf mich wirkt und ich versuche ihn auf andere Gedanken zu bringen indem ich ihm sage, was gerade so in meinem Kopf schwebt. Auch wenn er sich in der Badewanne nun zu entspannen beginnt, so überkommt mich plötzlich ein Gefühl der Schuld und ich weiß leider nicht, woher dieses auf einmal herkommt. Als Toshiya mich nun fragt, ob es mir auch wirklich gut geht scheint das Gefühl der Schuld immens in mir anzusteigen und ich schmiege mich verstärkt bei ihm an, dabei verberge ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Ohne das ich es mir selbst erklären kann rinnen mir plötzlich die Tränen herab und nebenbei verspüre ich eine Art Erleichterung, dass Toshiya in diesem Moment bei mir ist. Beruhigend streicht er mir über den Rücken, worauf ich mich langsam wieder fange und für eine Weile so bei ihm angeschmiegt bleibe. „Bitte verzeih mir...“ kommt es leise über meine Lippen, halte mein Gesicht weiterhin in seiner Halsbeuge versteckt und so sehr ich auch bei ihm sein will, so irritiert mich innerlich dieses Gefühl, dass ich es eigentlich nicht wert bin nach seiner Nähe zu verlangen. Ich darf einfach nicht zulassen, dass er weiterhin durch mich beschmutzt wird. Selbst wenn es mich tief in meinem Inneren in Millionen kleiner Stücke zerreißen sollte, ich darf diese in meinen Augen so reine Seele nicht mehr weiter in eine mir unbekannte Welt mit hinein ziehen, die am Ende sogar pures Gift für ihn sein könnte. Fakt ist doch, dass ich ihnen allen nur riesige Sorgen bereite und das ist eine Tatsache die ich einfach nicht will. Auch wenn ich Toshiya aufrichtig liebe, so hat er jemanden verdient, der ihm von Grunde des Herzens her so nimmt wie er ist. Eine Person die nicht so mit Schuld befleckt ist wie meine Wenigkeit. Trotzdem weigert sich mein Herz vehement diese klar vorliegenden Fakten als wahr zu akzeptieren und dadurch fühle ich mich in einen unendlich wirkenden Konflikt mit mir selbst geraten. Kami-sama, sag, habe ich es wirklich verdient bei Toshiya zu sein? Um ehrlich zu sein, es fühlt sich viel mehr als ein Traum an vor dem ich riesige Angst habe das er bald endet. Sag, was passiert, wenn ich aus diesem wunderschönen Traum erwache? Was wird mich dann erwarten? Kami-sama, was ist nun Traum und was die Realität? Es scheint wirklich so als würde ich nach & nach jeglichen fixen Bezug zu der Welt um mich herum verlieren. Ist es mir denn gestattet so einen schönen Traum zu träumen? Nachdenklich wie ich nun bin bleibe ich bei Toshiya angeschmiegt, habe meine Augen geschlossen und lausche seinem Herzschlag. Der Takt der Schläge ist synchron zu meinen eigenen Herzschlägen. Ist das eigentlich möglich oder bilde ich mir nur was ein? Was weiß ich denn generell über das Leben rund um mich herum und über mich selbst? Im Grunde genommen gar nichts mehr, warum dann auch diese sichtliche Anspielung darauf, dass mein Erinnerungsspeicher nicht mehr vollkommen intakt ist? Mein Instinkt sagt mir gerade, es ist eine nie enden wollende Spirale des Vergessens und der Erinnerungen. Selbst wenn ich einen brauchbaren Weg fände diesen ewigen Kreislauf dank Willenskraft zu durchbrechen, welches Ich wäre ich dann am Ende dieser Prozedur? Derjenige auf dem Weg des ewigen Vergessens strandet und wäre somit bis zum Ablauf meiner Zeit auf fremde Hilfe angewiesen oder derjenige, der sich wieder komplett an sein ganzes Leben in all seinen Facetten erinnern kann? Ich will nicht mehr und um ehrlich mit mir zu sein kann ich auch nicht mehr. Wieso gibt es im Grunde genommen niemanden der wirklich versteht, warum ich in so einem Zustand niemals enden wollte. Ich wollte nur dieser aus Hektik bestehenden Welt um mich herum entfliehen indem ich ein Ende mit meiner eigenen verhassten Existenz bereite. Verbittert wie ich bin beisse ich mir auf die Lippen, schmiege mich mehr bei Toshiya an und mir wird gerade klar, dass ich mich an eine Tatsache wieder in allen Details erinnern kann. Es war meine eigene Entscheidung gewesen die ich auch nicht bereue und doch setzt es mir tief in meinem Inneren zu, dass mir ausgerechnet Toshiya als Splitter & Wegweiser innerhalb meiner Erinnerungen erhalten geblieben ist. Ich habe mich mit Absicht fallen lassen. Ich wollte es so, dass es passiert. Das Shinya mich rechtzeitig findet und die Rettung ruft war in meinem Szenario nicht eingeplant gewesen. Auch nicht, dass Toshiya in diese Sache verwickelt wird. Ich habe den Weg gewählt, weil ich tief in mir einfach keine Kraft mehr zu diesem Zeitpunkt gehabt habe. Ja, ich bin befleckt. Befleckt mit so viel Schuld & Sünde, dass selbst die Hölle persönlich mich nicht einlassen würde. Kami-sama, sieh nur, was du da am Leben erhalten hast. Ich bin nichts weiter als ein Monstrum, dass diejenigen rund um es herum tief in ihren Herzen korrupt & besessen macht. Ja, ein Monster, das bin ich doch in Wirklichkeit. Eines, dass die Sinne verwirrt und diejenigen die ihm wirklich nahe sind in einen bodenlosen Abgrund der inneren Vernichtung treibt. Nein, so jemanden wie mich hat Toshiya nicht verdient. Auch nicht diese tiefen Gefühle die ich für ihn trage. Denn ich würde es mir niemals verzeihen, dass dieser so wunderbare Mensch eines Tages von der Finsternis des Herzens verschlungen wird. Ich bin doch nicht einmal wert in der Welt zu existieren und doch bin ich noch immer am Leben. Sag, kami-sama, wolltest du etwa absichtlich verhindern, dass ich aus dieser Welt scheide? Wieso? Kami-sama, bitte sag mir, wieso ich noch weiter existieren muss? Ich kann doch unmöglich weiterhin so egoistisch sein und von dir verlangen, dass du mir meinen Seelenfrieden vergönnst indem du die Person meines Herzens ebenfalls in den Freitod treibst. Es ist mein einziger Wunsch, den ich an dich habe und doch kann ich ihn nicht aussprechen. Wenn ich schon meine Entscheidung gefällt habe meiner unwürdigen Existenz ein Ende zu bereiten, dann lass mich bitte eine unauslöschbare Erinnerung in Toshiyas Herzen werden. Eine, in der er auf ewig daran erinnert wird wie sehr ich ihm vom Grunde meines eigenen Herzen her liebe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)