Ain't afraid to die - the unknown life von abgemeldet ([KaoruxDIE] - [DIExToshiya]) ================================================================================ Kapitel 3: 三 ------------ Kommentar der Autorin: ab hier verläuft die Story aus der Sicht von Daisuke Andou. Falls es irgendwie zu verwirrend im Lesefluss sein sollte, bitte ich euch darum mich per ENS daraufhin aufmerksam zu machen und ich werde den Schreibstil der ersten zwei Kapitel wieder anwenden. Genug geredet, hier kommt Kapitel Nummer drei: Endlich einmal gründlich ausschlafen, wie lange habe ich es mir schon vorgenommen und ich bin aufgrund meiner Arbeit nicht dazu gekommen. Wer immer es mir nun vergönnt, ich werde ihm gleich nach dem Aufwachen dafür danken, aber momentan bin ich so von der Müdigkeit übermannt, dass ich zeitweise in lange traumlose Sequenzen abdrifte. Dazwischen sehe ich Fetzen oder Fragmente von Dingen, die ich momentan nicht richtig in mein Leben zuordnen kann und ich frage mich gerade, weshalb ich mich keinen einzigen Millimeter mehr rühren kann. Fast so, als wäre ich aus einem riesigen Stück Blei in einem einzelnem Durchgang gegossen worden und egal wie sehr ich zu schreien versuche, es kommt kein einziger Ton aus meiner Kehle hervor. Noch etwas fällt mir auf, dass ich doch recht merkwürdig finde: warum wiederholen sich diese Fragmente immer wieder in meiner Traumphase wie in einer endlosen Zeitschleife? Wie verschwommen nehme ich sie wahr, aber welchen Zusammenhang sie darstellen ist mir im Augenblick komplett fremd und ich entscheide jemanden deswegen zu fragen, wenn ich ausgeschlafen genug bin. Doch ein mulmiges Gefühl beschleicht mich gerade: wen möchte ich eigentlich befragen und was will ich denn so genau von dieser Person wissen? Als ich denke dass ich die Antwort auf genau diese Frage weiß, stocke ich für einen Moment und ich schlucke mehrmals, da sich ein großes weißes Feld in meinen Erinnerungsvermögen befindet. Oft ist mir das in der Schule vor den großen Prüfungen am Jahresende passiert, dass alles wie weg gewischt wirkte, aber diesmal scheint es wohl andauernd zu sein. Warum zerbreche ich mir jetzt so sehr den Kopf darüber? Ich schlafe einfach weiter und lasse all meine Sorgen Sorgen sein, da sie mir jetzt nichts antun können. Die einzige Hoffnung die in mir momentan keimt ist jene, dass ich nach meinem Erwachen ganz genau weiß, welche Bedeutung diese Fragmente in meinen Träumen haben und ich konzentriere mich nicht mehr weiter darauf. Nach einer halben Ewigkeit in Vergessen gehüllt kommt es mir so vor, dass ich mich ganz kurz von außen gesehen habe und das nicht zum ersten Mal. Eine Ansammlung von wildfremden Leuten, die hektisch durch den Raum huschen indem ich mich gerade befinde und ich verstehe nicht einmal, was sie in diesem Wirrwarr zu mir sagen wollen. Obwohl ich nicht genau weiß, ob ich nun bleiben oder gehen soll, vernehme ich wie von weit her die Worte, dass ich kämpfen soll und ich folge still dem vernommenen Befehl. Aber was treibt mich eigentlich dazu an, noch in diesem Raum mit diesen wildfremden Leuten zu verbleiben? „Sayonara, Daisuke Auf einmal ein Schmerz, der mehr als unerträglich ist und ich frage mich gerade, wieso ich mich gerade so hilflos und in Stich gelassen fühle. Es ist einer der wenig verbliebenen Fragmente, die irgendwie sich dem alles verschlingendem Weiß in meinem Kopf entziehen konnten und er ist dieser Auslöser für diesen Schmerz tief in meinem Inneren. Ich möchte schreien; mich meinem Umfeld bemerkbar machen, aber es kommt kein einziger Ton aus meiner Kehle hervor. Ich möchte meine Hand nach dem Träger dieser Stimme ausstrecken und ihn festhalten, ihn regenrecht darum bitten bei mir zu bleiben, aber ich bin nicht in der Lage meinen Arm auch nur ein klein wenig zu bewegen. Tiefe Verzweiflung macht sich in mir breit, warum lässt mich mein Körper genau in diesem Augenblick so sehr in Stich, wenn ich so dringend auf ihn angewiesen bin? Ja, das große Warum war wie ein nie endendes Echo das meinen Schlaf bestimmte und ich wunderte mich mehrmals, weshalb selbst meine Augenlider aus mehreren Schichten Blei gegossen zu sein schienen. Kämpfen - das scheint augenblicklich das Einzige zu sein, wozu ich gerade in der Lage bin und ich nahm mir eisern vor diese bleierne Schwere zuerst zu bekriegen, die mich unbeweglich macht. Danach werde ich mir die unbekannte Leere in meinem Kopf vorknöpfen, die sich nach meinem Ermessen her weniger behinderlich für mich anfühlt. Gesagt, getan - ich fokussiere mich auf meine vier Gliedmaße, um diese wieder nach langer Untätigkeit bewegen zu können und gleichzeitig auch auf meine Augenlider, da ich endlich mal etwas anderes außer dem eintönigen Schwarz-weiß Programm meines müden Gehirns sehen möchte. Ich weiß zwar nicht wie viel Zeit vergeht, aber ich bin nicht untätig und schließlich ist mein erster Erfolg darin, dass ich nur einen Finger leicht bewegen kann. Angespornt von diesem kleinen Erfolg mache ich einfach weiter bis ich eine Hand etwas bewegen kann, dann folgt nach einer Weile auch die andere Hand. Mein nächster Erfolg den ich für mich verbuchen kann folgt kurz darauf, als ich auf einmal deutlich bemerke, wie leicht meine Augenlider auf einmal geworden sind und ich diese wieder problemlos öffnen kann. Sofort schließe ich diese wieder, da mich dieses grelle Licht extrem blendet und als ich sie erneut leicht öffne, muss ich etwas blinzeln, um mich an diese ungewohnte Helligkeit zu gewöhnen. Da mir das Licht jegliche Art der Sicht raubt, beschließe ich halt noch einen Moment zu warten, bis ich erneut meine Augen öffnen kann und erst jetzt fällt mir ein Geräusch auf, dass ich nicht zuordnen kann. Ein schrilles Piepsen in Mehrfachausführung ganz in unmittelbarer Nähe, Schritte rund um mich herum und Stimmen von mindestens drei oder sogar vier Personen, die ich nicht in mein Umfeld einordnen kann. Obwohl ich mich jetzt etwas bewegen kann, fühlen sich meine beiden Arme immer noch an, als wären sie aus Blei gegossen, aber zum Glück nicht mehr so massiv wie zuvor. Um ehrlich zu sein habe ich jegliches Zeitgefühl während meiner Tiefschlafphase verloren und ich frage mich gerade, welcher Tag heute ist und wie spät es gerade sein mochte. Ob ich wieder verschlafen habe? Wäre ja nichts Außergewöhnliches bei mir, da ich meistens von fünf Tagen bei zirka der Hälfte zu spät im Unterricht erschien. Ich würde dahin gehend nur Glück haben wenn heute Wochenende ist, denn da brauchte ich mich nicht in aller Frühe aus dem Bett zu quälen. Raus gehen, die Schule schwänzen und durch die Stadt flanieren, das klang nach einem ziemlich guten Plan für den heutigen Tag. Ja, die Schule - irgendwie kommen da gute alte Erinnerungen auf, obwohl ich nicht mal weiß, wer ich denn genau bin. Ob mich dort einer wieder erkennen wird, wenn ich heute auftauche? Ob mich überhaupt irgendwer vermisst? Ich hoffe schon, denn sonst würde ich ja ein recht trostloses Leben vor mich hinfristen. Obwohl das Piepsen andauert sind die Stimmen um mich herum auf einmal verstummt und ich beschließe nun meine Augen zu öffnen, damit ich mich innerlich vergewissern kann, was eigentlich rund um mich los ist. Angenehme Dunkelheit vernehme ich nun, irgendwer muss wohl das Licht ausgemacht haben das mich vorhin so geblendet hat und ich versuche mich nun etwas aufzusetzen, dabei beiße ich mir stark auf die Lippen, weil ich starke Schmerzen im Brustbereich fühle. Ich kämpfe dagegen an, lasse den Blick durch den Raum schweifen und erst da fallen mir die vielen Geräte an der Seite meines Bettes auf, an die ich über mehrere Sensoren angeschlossen bin. Außerdem bemerke ich an meinem linken Arm eine Kanüle, die ich fragend begutachte und meinen Blick weiter durch den Raum schweifen lasse. Genau an der linken Seite meines Bettes bemerke ich einen älteren Mann und zwei Frauen, die auf bereit gestellten Futons schlafen und als ich auf die rechte Seite meines Bettes schaue, fällt mir ein junger Mann mit dunkelbraunen Haaren auf, der mir merkwürdiger Weise sehr vertraut wirkt. Mein Blick ruht lange auf ihm, wobei ich leicht schmunzeln muss, da er zugegeben recht niedlich wirkt wenn er schläft. Halt, was denke ich denn da gerade - seit wann fand ich es niedlich, wenn ein erwachsener Mann schläft? Ich lehnte mich nun etwas in mein Polster zurück, starrte nun die Decke über mir an und instinktiv fasste ich mir auf die stark ausgetrockneten Lippen, wobei ich tief in meinem Inneren dieses vertraute Stechen fühle. Was war nur mit mir geschehen, das ich mich hier in einem Krankenhaus befand und Leute um mich herum lagen, die ich nicht einmal kannte? Wer waren sie zu mir? Freunde? Familie? Arbeitskollegen? So viele Fragen die ich auf einmal an die Schlafenden um mich herum hatte, dabei war eine die wichtigste überhaupt für mich: die meiner Identität. Zuerst musste ich heraus finden, wer ich bin und was ich tat; danach konnte ich ruhig nachforschen, wer sich in meinem persönlichen Umfeld aufhielt und wie ich mit diesen Personen klar kam. Gerade als ich nach einem Becher greifen wollte der am Nachttisch neben mir stand, betrat eine Krankenschwester das Zimmer und sie schien regelrecht erschrocken, dass ich wach war und mich etwas bewegen konnte. Ich deutete ihr an leise zu sein, da ich nicht die Schlafenden wecken wollte und sie nickte nur rasch mit dem Kopf. Ich beobachtete genau, wie sie meine Werte untersuchte und sie war wenigstens so nett, mir einen Becher mit Tee zu bringen als ich sie höflichst darum bat. Lange blieb ich nicht wach, denn nachdem ich den Tee getrunken hatte überfiel mich erneut die Müdigkeit und ich hatte eine dieser traumlosen Sequenzen. Als ich wieder munter werde vernehme ich eine angenehme dunkle Stimme, die sich sehr vertraut für mich anhört und ich drehe automatisch meinen Kopf in die Richtung, aus der ich diese Stimme vernehme. Beim Anblick muss ich leicht schlucken, denn es ist der Dunkelbraunhaarige von gestern und ich merke ihm deutlich an, dass er wohl Tag und Nacht hier verbracht haben muss, da er deutlich Augenringe aufweist. „Morgen“ ist das erste Wort das ich krächzend nach einer Weile der Stille hervor bringe, versuche zu lächeln und ich höre deutlich, wie die beiden Frauen an meiner linken Seite zu schluchzen beginnen. Der ältere Mann an meiner linken Seite wirkt zwar sichtlich gefasst, aber ich kann ihm deutlich ansehen, dass er sich wohl riesige Sorgen um mich gemacht haben muss. Eine Stimme tief in mir sagt mir, dass das wohl meine Familie ist und ein Gefühl der Schuld kommt nun in mir auf. Was habe ich bitte angestellt, dass sie so erleichtert darüber wirken, von mir endlich ein Wort zu hören? Hatte ich etwa einen Unfall gehabt? Das würde auch erklären, warum ich an die Geräte angeschlossen war und sich meine Familie hier befand. Ok, wenn diese drei Leute meine Familie bildeten, wer war dann dieser attraktive Mann mit den dunkelbraunen Haaren? Auch wenn ich ihn vorerst nicht kannte, so sagte etwas tief in meinem Inneren, dass ich ihm schon einmal über den Weg gelaufen war und ich versuchte gerade eisern darüber nach zu denken, wo ich ihn schon einmal getroffen habe. Leider verursacht es mir nur weitere Kopfschmerzen, die ich nicht ignorieren kann und ich muss meine Fragestunde auf etwas später verschieben, da ich mich deswegen nicht wohl fühle. Auch wenn ich meine Augen für einen kurzen Augenblick geschlossen habe, so kann ich ihre Stimmen nun klar vernehmen und mir fällt nach einer Weile noch eine weitere auf, die zu einer Frau gehört. Sofort öffne ich wieder meine Augen, dabei blicke ich direkt in die Augen meiner behandelnden Ärztin und sie schenkt mir ein mildes Lächeln. In kurzen Worten sage ich ihr, dass mein ganzer Körper sich teilweise noch wie Blei anfühlt und ich immer noch diese Kopfschmerzen habe, als sie mich fragt wie ich mich fühle. „Das wird schon wieder, Mr. Andou. In ein paar Tagen wird es besser werden und die Kopfschmerzen verschwinden“ sagt sie noch zu mir, bevor sie das Zimmer verlässt und ich bin nun etwas verwirrt. Andou - war das etwa ein Teil meines Namens? Fragend blicke ich den dunkelbraunhaarigen Mann an, der im Zimmer geblieben war und ich wunderte mich gerade, wo meine anderen drei Besucher hinverschwunden waren. „Wo?“ frage ich nur, deute dabei auf meine linke Seite und schaue dabei ihm tief in die Augen, die ein sanftes Braun aufweisen. „Sie sind sich nur mal kurz die Beine vertreten“ antwortet er mir darauf, nimmt sich einen Sessel und setzt sich direkt zu mir ans Bett. Ich nicke nur, setzte mich etwas auf, wobei ich erneut diese Schmerzen verspüre und nebenbei diesen besorgten Blick bei ihm bemerke. „Wer bist du?“ frage ich ihn nun, nachdem die Schmerzen sich verzogen haben und etwas macht mich nun stutzig an seinem Verhalten. Der Dunkelbraunhaarige wirkt auf einmal ziemlich verbittert; zwischen uns herrscht eine Weile Stille und ich lehne mich wieder etwas in mein Polster zurück. „Mein Name ist Kaoru“ sagte er nun zu mir, blickt mir direkt in die Augen und ich frage mich gerade, warum er eigentlich hier bei mir anwesend ist. Ich ahne in diesem Augenblick nicht einmal das Ausmaß unserer Bekanntschaft und lasse den Namen erstmal in Ruhe auf mich einwirken. „Freut mich dich kennen zu lernen“ sage ich nur zu ihm, lächle so fern es mir gerade möglich ist. Kaoru nickt nur, er scheint wohl zu ahnen, dass mich ein weißes Tuch des Vergessens einhüllt. Ist das etwa der Grund, warum er mich vorhin leicht verbittert ansah? Ist er etwa einer jener Schlüssel zu meiner Erinnerung, nach denen ich mich auf die Suche begeben muss? Während Kaoru schweigt nutze ich diese Gelegenheit gleich aus, um ihn genauer zu betrachten. Sein dunkelbraunes Haar geht ihm bis zu den Schultern, dabei wird das mir so vertraut wirkende Gesicht von ihnen sanft eingerahmt und mir fällt noch auf, dass er einen Kinnbart trägt. Seine sanft wirkenden braunen Augen strahlen etwas aus, dass ich momentan nicht richtig beschreiben kann und ich krame in den paar Fragmenten nach, die der alles verschlingenden Weiße entkommen konnten. „Kao, wer bin ich?“ stelle ich nun die nächste Frage, wobei ich nicht wirklich darauf achte, wie ich sie ihm stelle und es taucht ein kurzes Lächeln auf seinen Lippen auf. „Du bist DIE“ antwortet er mir nur darauf, wuschelt mir dabei durch die Haare, wobei mir erst jetzt auffällt, wie lang diese geworden sind. // DIE Andou - Mann, ich muss ja einen wirklich merkwürdigen Namen haben // dachte ich mir gerade, als mir irgendetwas tief in meinem Inneren versucht zu sagen, dass es nur die Kurzform zu meinem richtigen Namen sein konnte. Nebenbei wunderte ich mich gerade über mich selbst, weshalb ich mich freiwillig so nennen würde und bekam leider wie so oft keine Antwort von mir selbst darauf. Nachdem unser beider Identitäten so halbwegs geklärt worden war, verfiel ich der aufkommenden Müdigkeit und in dem Traumfetzen den ich nun hatte, konnte ich teilweise das Gesicht eines jungen Mannes mit schwarzen Haaren erkennen, dass nicht ident mit Kaoru war. Wer war er und wie stand er zu mir? Warum wirkt er ebenfalls so vertraut auf mich und weshalb löst dieses Stückchen Traum erneut diesen undefinierbaren Schmerz tief in meinem Herzen aus? Es dauert eine Weile bis ich wieder halbwegs wach werde und meine Familie ist wieder anwesend, aber von Kaoru ist keine Spur zu sehen. Leicht enttäuscht seufze ich auf, da ich eigentlich ihn noch fragen wollte, woher er mich kennt und warum er überhaupt hier war. Da ich nun nicht mit Kaoru reden kann, fokussiere ich mich auf den Mann und die beiden Frauen an meiner Seite, die sich als meine Eltern und meine große Schwester entpuppen. Von ihnen erfahre ich nur, dass sie sich riesige Sorgen um mich gemacht haben, als sie über Kaoru von meinem schrecklichen Unfall erfuhren und ich weiß nach dem Gespräch mit ihnen auch etwas mehr über mich selbst Bescheid. Mein voller Name lautet Daisuke Andou; ich bin am 20.12 in der Präfektur Mie als drittes Kind meiner Eltern geboren worden, bin Onkel von zwei Kindern und ich bin vom Beruf professioneller Musiker. Na wenigstens ein Anfang - wenigstens brauche ich mich selbst nicht mehr als den Namenlosen bezeichnen. Da ich nach solchen Gesprächen sehr schnell ermüde, erhalte ich diese Informationen natürlich häppchenweise über den Tag verteilt und von meinen Eltern erfahre ich schließlich eine Tatsache, die mich dann doch recht mulmig stimmt. Laut der Aussage meiner Mutter soll ich auf das gleiche Geschlecht stehen und ich soll mich in einer fixen Beziehung mit Kaoru befinden. Moment mal, irgendetwas in diesem inneren Film über meine Erinnerungen ist total falsch - seit wann stehe ich bitte auf Männer und warum in aller Welt sollte ich ausgerechnet mit Kaoru zusammen sein, wenn ich ihn eben erst kennen gelernt habe? // Daisuke, da musst du aber einen wahren Totalschaden erlitten haben, wenn du nun auf Kerle stehst // dachte ich mir gerade dabei, schloss meine Augen und ließ die gesammelten Informationen langsam auf mich einwirken. In den letzten paar Tagen hat sich da schon einiges angesammelt und selbst mein gesundheitlicher Zustand verbessert sich soweit, dass meine behandelnde Ärztin mich von der Intensivstation aus in ein anderes Zimmer verlegen lässt. Mit Kaoru konnte ich immer noch nicht reden, da er wie spurlos verschwunden scheint und seine Abwesenheit schlägt deutlich auf mein Gemüt, da diese Fragen an ihn wahre Löcher in meinen Bauch zu fressen drohen. Auch wenn meine Schwester nach meiner Verlegung auf eine normale Station geblieben ist um nach mir zu sehen, so kann ich es ehrlich gesagt kaum erwarten Kaoru erneut zu sehen, da er mir klar das Gefühl gibt mich genau zu kennen. Wenn ich nicht gerade mit meiner Schwester Mikado spiele oder mit ihr über meine Kindheit rede, so verbringe ich den Großteil des Tages schlafend und ich sehe vermehrt diese Fragmente über den großen unbekannten Mann mit den schwarzen Haaren in meinen Träumen erscheinen. Eines Tages - ich höre den Regen gegen das Fenster meines Zimmers trommeln - liege ich gelangweilt in meinem Bett und starre regelrecht Löcher in die Zimmerdecke, da nun auch meine Schwester abgereist war. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich, was ich mit mir momentan anfangen soll, als sich die Türe öffnet und meine Augen sofort aufleuchten, da es sich um Kaoru handelt der mein Zimmer betritt. Auch wenn ich mich darüber freue, dass er wieder gekommen ist, so fange ich sofort zu schmollen an, da er es einfach zulässt mich hier vor Langeweile vergehen zu lassen. Sofort fällt mein Augenmerk auf die beiden Männer, die nach Kaoru das Zimmer betreten und ich weiß zwar nicht wieso, aber sie kommen mir ebenfalls sehr vertraut vor. „Kaoru, ich vergehe hier vor Langeweile und du schleppst einfach irgendwelche Leute an, die ich nicht einmal kenne“ bringe ich nur leicht beleidigt hervor, wobei ich recht überrascht auf Kaorus Reaktion bin, da er aufgrund meiner Worte nur grinsen muss. Macht sich dieser Kerl etwa lustig über mich? Sobald ich das Krankenhaus verlassen kann werde ich es ihm heimzahlen, das schwöre ich mir bei meiner Ehre. „Ich dachte, du würdest die Beiden gerne wieder sehen, DIE. Schließlich sind sie auch mit dir gut befreundet“ antwortet er mir darauf, kontert dabei geschickt meinen Blick und die Worte, die ich ihm gerade an den Kopf werfen will verschwinden wieder in den Untiefen meines gelöschten Gedächtnis. Die Beiden sind meine Freunde? Ist er deswegen ohne ein Wort zu sagen aufgebrochen? Um mir zu helfen, meine Erinnerung wieder zu erlangen? Auch wenn Kaoru es nur gut meint, ich kann ihm einfach nicht verzeihen, dass er einfach so ohne ein Wort zu mir zu sagen verschwunden ist. „Das wirst du noch büßen, Kao“ sage ich nur zu ihm, verschränke trotzig meine Arme, wobei er erneut zu grinsen beginnt und ich habe einfach nur das Gefühl, dass er ganz genau weiß wie ich auf ihn reagiere. Den ganzen Nachmittag verbringe ich mit den beiden Männern die mit Kaoru hier her kamen, stelle ihnen Fragen woher sie mich denn kennen, wie sie heißen und in welcher Verbindung wir zueinander stehen. Von ihnen erfahre ich schließlich, dass wir zusammen in einer Band namens La:Sadies waren und das sie mit richtigen Namen Tooru & Shinya heißen. Der Kleinere von ihnen besteht sofort darauf, dass ich ihn Kyo nenne, dabei bekomme ich das Gefühl, dass er wohl seinen richtigen Namen nicht mag. Kaoru ist ebenfalls anwesend; er sitzt schweigend da und belauscht nur unsere Konversation, dabei scheint er mir ziemlich wachsam zu sein. Was erwartet er denn, dass ich nach drei Stunden an Informationen mir alles merken kann, nachdem ich wieder erwacht bin? Ich bin ja schließlich ein Mensch in einem Krankenhaus, kein Supercomputer und dementsprechend mache ich Shinya klar, dass ich für heute zu ausgelaugt bin. Beide sind zum Glück sehr verständnisvoll und sie versprechen mir, dass sie mich erneut besuchen kommen. Nachdem die Beiden das Zimmer verlassen, schließe ich meine Augen und atme erleichtert auf, da das ganze Gespräch mit ihnen sichtlich kräftezehrend für mich war. Ich schlafe sofort ein, bevor ich auch nur ansatzweise auf Kaoru reagieren kann und glücklicherweise hatte ich eine der traumlosen Sequenzen die mich nun heimsuchten. Während ich schlafe lässt mich eines nicht mehr los: warum kam mir das gesamte Gespräch mit Kyo & Shinya so total überwacht von Kaoru vor? Gab es etwas, dass ich in meinem jetzigen Zustand noch nicht wissen durfte? Weshalb wirkte Shinya so niedergeschlagen? Lag es etwa daran, dass ich mich im Spital befand und kaum Erinnerungen an die Dinge hatte, die davor geschehen waren? Als ich nach einer Weile wieder aufwache regnet es nicht mehr. Vorsichtig setze ich mich auf, lasse meinen Blick durch den Raum gleiten und schaue dabei direkt in die sanften braunen Augen Kaorus. „Wie geht es dir?“ fragt er mich, wobei mir erst jetzt auffällt, dass es wohl dunkler geworden sein muss. „Um ganz ehrlich mit dir zu sein, Kao, ich fühle mich ziemlich miserabel“ krächzte ich nur, da mich der Gebrauch meiner Stimme einiges an Kraft kostet, blicke nun in Richtung Zimmerdecke und schließe darauf kurz meine Augen. Ein leichtes Schmunzeln vernehme ich von ihm, fast so als würde er ahnen wie es mir gerade geht. „Shinya hat dich damals gefunden“ fängt er nun in seine Gedanken versunken an zu sagen, dabei ruht nun mein Blick auf ihm und ich beobachte ihn dabei, wie er mit dem Sessel näher an mein Bett rückt. „Ist er deswegen so niedergeschlagen?“ frage ich krächzend nach, dabei mache ich mir innerlich ein Memo die Krankenschwester beim nächsten Mal nach Hustenzuckerl zu fragen. Ein kurzes Nicken von Kaoru, dann herrscht quälende Stille im Raum. Leicht schlucke ich bei dem Gedanken, dass es mich wohl schlimmer erwischt haben muss, als ich bisher gedacht habe und ich senke nur für einen Sekundenbruchteil meinen Blick auf die Decke. „Kao, wie schlimm war es wirklich? Bitte sag es mir“ bitte ich ihn schließlich darum, klammere mich an meiner Decke fest und versuche mich nun geistig mit dem schlimmsten Szenario möglich anzufreunden. „Du wärest fast gestorben, DIE“ sagt er nun mit bedeckter Stimme knapp zu mir, die mich noch mehr schlucken lässt und erst da wird mir nach & nach bewusst, weshalb meine Familie den Tränen nahe war, als ich endlich ein Wort von mir gab. „Was ist passiert?“ frage ich nun nach, dabei schnürt es mir fast die Kehle zu, weil ich ehrlich gesagt schon eine wage Vermutung habe. „Du bist aus dem 6.Stock vom Balkon gefallen“ antwortet er mit gepresster Stimme, dann herrscht wieder Stille im Raum. Mir fehlen darauf einfach nur die Worte, da ich nicht genau weiß, was ich zu Kaoru sagen soll und im Moment bin ich über die Stille erfreut die mich umgibt. Da keiner von uns noch ein weiteres Wort sagt, nutze ich diese Gelegenheit um zu schlafen und um diese neugewonnene Information zu verarbeiten. Ich bin gestürzt und dabei fast gestorben. Shinya hat mich gefunden. Ich bin dabei fast draufgegangen. Shinya hat mich gerettet. Hin und her gehen meine Gedanken wie in einem alten Singsang, dabei taucht erneut eines der Fragmente in meinem Traum auf, in denen der Schwarzhaarige vorkommt und ich wundere mich gerade, was er mit meinem Sturz aus dem 6.Stock zu tun hat. Warum bekomme ich nun das Gefühl, dass sie genau wissen wer er ist und mir seine Identität vorenthalten? Aber warum eigentlich? Ich bin ja kein kleines Kind mehr, das man vor Gefahren beschützen muss. Ich bin... was eigentlich? Ein in den Jahren stecken gebliebener Teenager, der aus Spaß sein Leben riskiert? Ein erwachsener Mann, der ein riesiger Tollpatsch ist und damit das Leben seiner Freunde und Familie dermaßen aus dem Konzept bringt, dass er einen Aufpasser benötigt? Diese Frage an mich selbst ernüchtert mich, denn ich fühle mich gewaltig am Boden zerstört, weil ich nicht genau weiß wo ich mich einordnen soll. Das ist eine Frage, die ich weder an meine Familie bzw. an Kyo, Shinya oder Kaoru stellen kann; es ist eine Frage, die ich mir selbst beantworten muss. Um heraus zu finden wer ich wirklich bin muss ich die Fragmente meiner Erinnerung wieder erlangen, dabei bin ich auf die Hilfe meiner Freunde angewiesen. ************ Seit meinem Erwachen waren nun einige Monate übers Land gezogen und mein genereller gesundheitlicher Zustand wurde von Tag zu Tag besser. Mittlerweile konnte ich schon einige Schritte machen, bevor ich mich wieder erschöpft ins Bett legen musste. Zu dem Zeitpunkt ahnte ich immer noch nicht, wie viel Zeit seit meinem Unfall wirklich vergangen war; weder meine behandelnde Ärztin noch Kaoru geben mir dahin gehend einen Hinweis, der mich beunruhigen sollte. Also gehe ich tief in meinem Inneren einfach davon aus, dass ich mich dementsprechend noch im Jahr 1997 befinden musste, da ja laut der Aussage meiner Freunde Kyo und Shinya sich unsere Band La:Sadies aufgrund von Unstimmigkeiten aufgelöst hat. Was ich dabei nicht ahnte war die Tatsache, dass ich mit ihnen in einer weiteren Band gewesen war, die viel erfolgreicher als La:Sadies wurde. Außerdem wurmt mich immer noch, warum aufgrund meiner beruflichen als auch privaten Vergangenheit mit ihnen eine so große klaffende Wunde bestand, die keiner meiner sogenannten Freunde mir momentan erklären will. Nachdenklich wie ich in den letzten Tagen meistens war, mache ich gerade einige Schritte auf das Fenster in meinem Zimmer zu, bei dem ich erschöpft mich in den Sessel setze. Kurz schließe ich meine Augen, lausche den Geräuschen um mich herum und ich wirke ziemlich überrascht, als ich einige Vögel vernehmen kann. Neugierig wie ich nun bin, schaue ich aus dem Fenster hinaus und ich entdecke eine Kohlmeise direkt beim Fensterbrett sitzend. Sie putzt ihr Gefieder, plustert sich kurz auf und dann fliegt sie dem Himmel entgegen, der teilweise bewölkt ist. Erst da wird mir bewusst, dass wir schon Frühling haben, denn ich kann von meinem Zimmer aus einige in voller Blüte stehende Kirschbäume im Garten entdecken. // Wie schade, dass ich nicht schon draußen sein kann // denke ich gerade seufzend, lehne mich in den Sessel zurück und schließe erneut meine Augen, dabei nehme ich vertraute Schritte war, die sich mir nähern. Ohne auch nur meine Augen zu öffnen weiß ich ganz genau, dass es Kaoru ist der mich besuchen kommt. Ich weiß zwar nicht wie und wieso ich das geschafft habe, aber während ich mich im Tiefschlaf befand habe ich mir scheinbar gemerkt, wie er sich im Raum bewegt. „Hi, Kao“ bringe ich nur hervor, schaue ihn nun an und schenke ihm ein leichtes Lächeln. „Dir scheint es wirklich besser zu gehen“ sagt er nur darauf, lächelt ebenfalls, schnappt sich einen freien Sessel und setzt sich mir gegenüber. Außer ihm besucht mich nur meine Familie, natürlich nur wenn diese sich von ihrer Arbeit frei nehmen können. Ansonst verkomme ich hier vor Langeweile, wenn ich nicht gerade dabei bin, meine Mobilität und Unabhängigkeit zu verbessern. „Kao, ich habe es heute geschafft, mein Zimmer zu durchqueren“ bringe ich nun stolz hervor, blicke direkt in diese sanften braunen Augen und entlocke damit ein weiteres Lächeln von ihm. „Dann kann ich dich ja hinaus in den Garten führen“ meint er nur zu mir, hilft mir auf meine Beine und deutet mir an mich bei ihm fest zu halten falls ich ermüden sollte. Bei ihm abgestützt verlasse ich zum ersten Mal mein Zimmer, dabei fällt mir bei der Wand angelehnt Kyo auf, der sich gerade mit einem technischen Gerät herum ärgert. Ein leichtes Schmunzeln überkommt mich, irgendwie wirkt es so vertraut ihn so zu sehen, doch andererseits ist es auch völlig neu für mich. „Hey, DIE“ begrüßt er mich nun, steckt das Gerät in seine Jackentasche und ich mache mir innerlich eine Memo, Kyo danach zu fragen um was es sich denn handelt. Vielleicht hilft es mir ja meine Langeweile zu vertreiben. „Alles klar bei dir?“ frage ich sofort nach, schaue ihn kurz an und irgendwie freue ich mich darüber, dass er ebenfalls mit in den Garten hinaus kommt. Kyo nickt nur rasch, geht neben mir durch die vielen Gänge und um ehrlich zu sein bin ich froh, dass Kaoru in diesem Wirrwarr als Lotse fungiert, da ich mich sicherlich verlaufen hätte. „Stimmt es, dass er bald nachhause kann, Kao?“ höre ich ihn nun fragen, dabei blicke ich ebenfalls den Dunkelbraunhaarigen an meiner Seite an und unbeschreibliche Freude überkommt mich. „Hai, wenn er sich weiterhin stetig so bessert, dann kann er schon kurz nach der Golden Week entlassen werden“ antwortet Kaoru nun Kyo, als wir den krankenhausinternen Garten erreichen und ich ihm andeute, dass ich mich vorerst setzen möchte. „Wann hast du vorgehabt mich einzuweihen, Kao? frage ich nun leicht schmollend nach, weil Kyo dieses Thema ja indirekt angeschnitten hat, ohne mich all zu neugierig zu machen. „Wenn wir zwei im Freien sind“ antwortet er nur grinsend, bleibt direkt vor mir stehen, blickt mir direkt in die Augen und irgendetwas ist da an ihm, dass mich doch recht stutzig macht. Kommt es mir nur so vor oder hat er für heute nicht mit Kyo gerechnet, dass dieser mich besuchen kommen würde? Nebenbei bemerkt, warum fällt es mir erst jetzt auf, wie er im Grunde genommen mit mir umgeht? Fast so, als wären wir zwei wirklich enger miteinander vertraut als es mir momentan lieb ist. Ob die Behauptung meiner Mutter doch der Wahrheit entspricht? Ehrlich gesagt will ich momentan nicht darüber nachdenken, daher lasse ich nun meinen Blick durch den Garten schweifen und atme die Luft ein, die für mich ganz anders als die im Inneren des Krankenhauses ist. Es riecht hier nicht nach Medizin, alten Leuten und Reinigungsmitteln; ich kann diese Gerüche kaum beschreiben, aber sie sind besser ertragbar als die eines gesamten Krankenhauses. „Warum kann ich nicht schon morgen oder besser gesagt jetzt gleich nachhause gehen?“ schieße ich nun mit meiner Frage hervor, wobei ich dadurch Kyo zum Lachen bringe und Kaoru schüttelt nur schmunzelnd den Kopf. „Weil du erst einmal fit genug sein musst um nachhause zu kommen, DIE“ antwortet mir Kaoru nur, wuschelt mir durch meine langen schwarzbraunen Haare und seine braunen Augen leuchten sichtlich gutgelaunt auf. „Ich kann dich gut verstehen, DIE, denn ich selbst hasse Krankenhäuser wie die Pest“ sagt nun Kyo zu mir, der sich wieder gefasst hat und mich grinsend anblickt, dabei ist mir in genau diesem einem Moment, dass ich diese Szenerie schon einmal erlebt habe, aber aus einer anderen Perspektive heraus. Ich kann nicht anders und muss aufgrund von Kyos Worten grinsen, da ich es mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass er Stammgast in einem Spital sein sollte. „Sag mal, Kyo, was war das vorhin für ein Gerät, an dem du dich so rumgeärgert hast?“ frage ich nun neugierig geworden nach, um unser Gesprächsthema auf etwas anderes zu lenken und richte meinen Blick auf ihn. „Das hier? Das ist meine PSP“ antwortet er mir, als er mir das schwarze Gerät in die Hand drückt, dass er eben aus seiner Jackentasche hervor holt und ich blicke es lange ungläubig an. Eine PSP? Was immer es auch ist, es hört sich nach dem lange gesuchten Killer für meine Langeweile an. Mit halben Ohr höre ich ihm zu, wie dieses Gerät zu bedienen ist und Kyo versucht mir auch noch die Steuerung für das Spiel zu erklären, dass sich momentan in diesem Gerät befindet. Fasziniert wie ich davon bin spiele ich einfach darauf los, wobei ich nicht mitbekomme wie Kyo als auch Kaoru über meine Schulter mit schauen. Grinsend starre ich beide an, als ich das Level schaffe, bei dem Kyo so verzweifelt gehangen ist und ich hebe fragend eine Augenbraue hoch, als mich der Kleinere perplex anstarrt. „Kao, bist du dir wirklich sicher, dass er uns nix vorspielt? DIE hat gerade meinen Rekord geknackt - so wie immer, wenn ich mal nicht aufgepasst habe“ bringt Kyo nun leicht grummelnd hervor, richtete seinen Blick auf den Dunkelbraunhaarigen und erst da wird mir bewusst, dass ich vor meinem Unfall schon eine kleine Rivalität mit ihm im Thema Videospiele gehabt haben musste. „Kyo, ich habe dich schon einmal geschlagen?“ frage ich nun nach, wobei mich das Ganze recht neugierig macht. „Hai, nicht nur einmal, DIE - du hast oft Kaorus als auch meinen Highscore innerhalb von zwei Minuten eliminieren können“ erklärt mir nun Kyo, der beide Hände in die Jackentasche stopft und mir direkt in die Augen schaut. Ich kann nicht anders als erneut zu grinsen, da ich diesen Teil meiner Erinnerung deutlich mag. Es gab also etwas, wo ich sogar besser als Kaoru war. Endlich etwas, das ich ihm klar auf die Nase binden konnte. „Bin ich etwa so gut darin?“ frage ich noch nach, lasse meinen Blick auf dem Kleineren ruhen und innerlich fühlt es sich wie eine Genugtuung an, als Kyo auf meine Frage hin nur mit dem Kopf nickte. „Ich will nicht wissen, was du nun in ihm ausgelöst hast“ höre ich nun Kaoru sagen, wobei ich lange die PSP in meinen Händen anstarre und im Menü auch einen Punkt entdecke, der gespeicherte Musik abspielt. „Gib sie mir wieder, wenn du das Spiel durch hast, DIE“ sagt Kyo nur zu mir, als ich ihm das Gerät wieder geben will und ich nicke nur, dabei strahle ich förmlich, weil ich endlich eine weitere Beschäftigung in meinem öden Leben im Krankenhaus gefunden habe. Bevor Kaoru auch nur reagieren kann, bin ich einfach aufgestanden und ich wäre aufgrund des aufkommenden Schwindelanfalls gefallen, wenn Kyo mich nicht noch rasch gestützt hätte. „Besser, wenn er wieder reingeht“ vernehme ich nun von Kaoru, bei dem ich mich abstütze und die PSP an mich gedrückt halte. Leicht schmollend akzeptiere ich zwar, dass ich wieder hinein muss, aber tief in meinem Inneren verwirrt mich gerade der aufkommende Gedanke, dass Kaoru es kaum erwarten konnte wenn Kyo endlich nachhause ging. Ich mag ihn und auch Kao, schließlich sind sie ja meine Freunde und tief in meine Gedanken versunken frage ich mich gerade, wann denn Shinya wieder mal auf Besuch vorbei kommt. „Hey Kyo, bringst du Shin das nächste Mal mit?“ stelle ich die Frage nun an den Kleineren, schaue ihn genau an und erst da bemerke ich, dass er in Richtung Ausgang steuert. „Klar, mach ich; ich sag ihm einfach Bescheid, dass du ihn vermisst, DIE“ bringt er noch grinsend hervor, hebt die Pfote zum Gruß und wendet sich mit beiden Händen in seine Jackentasche gestopft hinaus in die mir unbekannte Welt. Zurück in meinem Zimmer lege ich mich wieder hin, da sich alles um mich herum zu drehen beginnt und ich schließe kurz darauf die Augen. Diese vielen neuen Eindrücke von eben lassen mein Hirn wie verrückt rattern und bevor ich auf Kaoru reagiere schlafe ich einfach ein. Ungewohnte Bilder tanzen durch meinen Kopf, die ich einfach nicht einordnen kann und ich frage mich gerade, weshalb es Kaoru für heute lieber gewesen wäre, wenn Kyo nicht erschienen wäre. Allein der Gedanke daran, dass er zu mir ein engeres Band hat als mir eigentlich lieb ist bringt mich total aus meinem Konzept und ich fühle eine wage Vermutung in mir aufkommen, die ich aber sofort als Irrglauben abtue. Wie richtig ich damit eigentlich liege, ahne ich zu dem Zeitpunkt nicht und ich fälle die Entscheidung, Kaoru dahin gehend zu fragen, was denn nun genau an der Behauptung meiner Mutter stimmt. Sie ist ja eine ehrliche Frau und hat mir immer die Wahrheit gesagt, also muss daran ein Fünkchen wahr sein. Gerade als ich aufwache fällt mir auf, wie ungewohnt nah er mir diesmal ist und ich ziehe zum Schutze die Decke fast über meinen Kopf. Ein leichtes Lachen, dass ich nun von ihm vernehme und es löst einen angenehmen Schauer in meinem gesamten Körper aus. „Du hattest noch Kirschblüten im Haar“ sagt er nur zu mir, als er sich erneut an den Rand meines Bettes setzt und mich genau anschaut, dabei entdecke ich in seiner Hand einige dieser wunderschönen Blütenblätter. „Gomen, Kao“ murmle ich nur, senke leicht beschämt meinen Blick und ich schüttle den unwohlen Gedanken von mir ab, dass da mehr als nur Freundschaft zwischen Kaoru und mir ist. Selbst wenn es wirklich wahr sein sollte, es wirkt so irreal auf mich. Das kann unmöglich ich sein; ich würde doch nie im Leben etwas mit einem Mann beginnen oder doch? Nun beschleichen mich leichte Zweifel, da ich mich scheinbar doch nicht so gut kenne wie ich eigentlich angenommen habe und seufze tief auf. „Ist schon Ok“ sagt er nur mit sanfter Stimme zu mir, dabei steht er nun auf und sofort verfolge ich mit meinem Blick, wie er zum Fenster geht und dieses kurz öffnet. Nun bin ich total irritiert, was habe ich jetzt falsch gemacht bzw. falsches gesagt? „Kao?“ bringe ich nur hervor, da mir diese Stille ehrlich gesagt unheimlich ist und ich lasse meinen Blick weiterhin auf ihn gerichtet. „All die Jahre... wahrscheinlich bin ich es, der sich die ganze Zeit etwas vorgemacht hat“ höre ich ihn nun sagen, als er sich nun zu mir umdreht und ich kann in seinen Augen klar ablesen, dass ihn wohl etwas nicht losließ. „Kao?“ bringe ich erneut hervor, dabei bin ich kurz davor mein Bett zu verlassen und auf ihn zu zugehen. „Ich habe immer gehofft, dass es zwischen uns wieder wie damals sein würde“ sagt er nun zu mir, setzt sich zu mir an den Rand meines Bettes und etwas verwirrt blicke ich in seine sanften braunen Augen. Seine Worte von eben lösen ein ungutes Gefühl in mir aus, dass mir ein vertrautes Stechen auslöst und instinktiv strecke ich meine Hand nach ihm aus, nur um ihm zu zeigen, dass ich für ihn da bin. // Warte mal, wie damals und warum sagte er eben „All die Jahre... wahrscheinlich bin ich es, der sich die ganze Zeit etwas vorgemacht hat // denke ich gerade, wobei ich mich nun zu fragen beginne, was hier eigentlich gespielt wird. So wie Kaoru vorhin sprach müssen wir uns länger als ein bis zwei Jahre kennen; irgendetwas ist in meiner wahren Vergangenheit vorgefallen, dass mir hier wissentlich vorenthalten wird und ich ahne gerade, dass es wohl etwas in der Verbindung mit den verbliebenen Fragmenten meiner Erinnerung und meinem Unfall zu tun haben muss. „Kao, ihr braucht mich nicht weiter belügen; bitte fangt endlich damit an mir die Wahrheit zu sagen“ bringe ich nun hervor, schaue ihm tief in die Augen, lege meine Hand auf seine und für mich ist es wirklich wichtig zu erfahren, welcher Art Mensch ich eigentlich bin. Mit einem kurzen Nicken stimmt er schließlich zu und ich erfahre nur von ihm, dass wir nach La:Sadies erfolgreich als Dir en Grey unterwegs waren. Von ihm erfahre ich noch, dass sich zum Zeitpunkt meines Unfalles unser Bassist sich abgesetzt hatte und tief in meinem Inneren wurmt es mich gerade, warum Kaoru bis jetzt vehement verhindern wollte, dass ich von seiner Existenz erfuhr. „Warum ist er eigentlich weg?“ frage ich nun nach, da es mir keine Ruhe gibt und eine Stimme in mir sagt mir gerade, dass der von Kaoru geschilderte Ablauf so nicht stimmte. „Unstimmigkeiten“ bringt er nur knapp hervor, wobei ich nun fragend eine Augenbraue hochhebe und an das denken muss, was mir Kyo und Shin über unsere alte Band erzählt haben. „Mit wem denn?“ hake ich nun nach, da ich unbedingt eine Gewissheit benötige, dass diese Person nichts mit jener zu tun hat, die nun fast täglich in meinen Träumen erscheint. „Ruh dich lieber aus“ sagt Kaoru nur zu mir, lenkt somit von meiner Frage ab und ich kann kaum fassen, dass gerade Kaoru so auf mich reagiert. „Kao, mit wem? Wer ist er?“ schießen die Fragen aus mir hervor, dabei habe ich nun mein Bett verlassen, stehe genau daneben und habe stur meinen Blick auf ihn gerichtet. „Mit mir und sein Name tut jetzt nichts zur Sache“ antwortet er mir nur, seufzt dabei tief auf und mir fällt stark auf, dass er leicht abweisend geworden ist. „Trotzdem hast du mir bis jetzt verheimlicht, dass es da draußen jemanden gibt, der von Bedeutung für mich sein kann“ kontere ich nur schmollend, klettere wieder in mein Bett, verschränke meine Arme und wende meinen Blick von ihm ab. In diesem Moment bin ich nur zutiefst von Kaoru enttäuscht, warum muss ich über Umwege und dritte Personen heraus finden, wer ich wirklich bin? Außerdem gefällt mir nicht, wie abfällig er die letzten Worte aussprach und ich wundere mich gerade, ob Kaoru nicht in irgendeiner Weise eifersüchtig auf unseren Bassisten ist. Um ganz ehrlich zu sein, die Neugier ihn zu treffen ist nun größer geworden und ich bin schon richtig gespannt, wie er den so ist. Wenn Kaoru mir schon nichts von ihm erzählen will, ich habe ja noch zwei weitere Informationsquellen die ich befragen kann. Da fällt mir gerade der Brief ein, den ich vor ein paar Tagen in den Schubladen meines Nachttisches gefunden habe und innerlich reagiere ich nun leicht angespannt, da ich nicht genau weiß, ob Kaoru ihn ebenfalls entdeckt hat. Ohne ein weiteres Wort zu sagen verlässt er einfach mein Zimmer, dabei warte ich kurz ab bis er gänzlich verschwunden ist und hole den Brief aus der obersten Schublade hervor. Ein ziehendes Stechen erscheint tief in meiner Brust; mir ist klar, dass ich Kaoru gegenüber ein Geheimnis hüte, das ihn wahrscheinlich noch wütend macht, aber ich kann und will ihm einfach nicht die Anwesenheit dieses Briefes mitteilen. Traurig wie ich gerade bin blicke ich auf das Kuvert, auf der in einer recht eleganten und kraftvollen Art mein voller Name in Kanji geschrieben stand. Ich kenne diese Schrift, denn sie ist mir genau so sehr vertraut so wie die Sonne jeden Morgen im Osten aufgeht. Vorsichtig fahre ich mit meinen fingern den Pinselstrichen nach, die für die Kanji verwendet wurden und ich kann mir gut vorstellen, wie die Hand aussieht, die sie geschrieben hat. Bisher habe ich mich noch nicht getraut, den Inhalt dieses Briefes zu lesen, doch nachdem wie Kaoru heute drauf war entschließe ich mich diesen Brief endlich zu lesen. Vorsichtig öffne ich das Kuvert, da ich es nicht zerstören will und ich hole ein feines Papier hervor, das fast wie richtiges Pergament aussieht. Ich falte vorsichtig als auch langsam den Brief auf und die Kanji die mich förmlich anspringen tragen die gleiche elegante, kraftvolle Handschrift. Im ersten Abschnitt des Briefes wird nur Kaorus Aussage nur soweit bestätigt, dass ich vom 6.Stock gefallen bin. Der Rest des Briefes lässt mein gesamtes Inneres verstärkt zusammen ziehen, dabei beiße ich mich mehrmals auf die Lippen und ich kann meine aufkommenden Tränen nicht mehr verhindern. „Baka...“ murmle ich leise vor mich hin, nachdem ich mir den Brief durchgelesen habe und meinen Tränen einfach freien Lauf lasse, dabei lege ich den Brief samt dem Kuvert auf den Nachttisch zurück. Es tut einfach weh; ich weiß selbst nicht warum, aber es tut einfach weh zu wissen, dass ich jemanden der mir sehr wichtig war absichtlich verletzt habe. Wie gerne möchte ich nun die Zeit zurück drehen und alles bereinigen was ich falsch gemacht habe, aber leider ist das unmöglich. Irgendwie kann ich nun auch nachvollziehen, weswegen ich schon während meines Tiefschlafes dieses nagende Gefühl der Schuld in mir verspürte. Nein, Kaoru darf von diesem Ich nichts erfahren; ich werde diesen Brief als eine Warnung an mich selbst behalten und ihm gegenüber weiterhin verschweigen, zu was ich eigentlich fähig bin. Nachdem meine letzten Tränen getrocknet sind, verstecke ich den Brief samt Kuvert unter meinem Kopfpolster, da ich Schritte vernehme und ich ermahne mich innerlich ruhig zu bleiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)