My little Drug von Reid (Harry/Sev) ================================================================================ Kapitel 1: One -------------- Es war eine Berührung. Eine einzelne, kleine und unbedeutende Berührung, gefolgt von einem Blick, der das Blut in meinen Adern erst einfror, und es dann im Bruchteil einer Sekunde zum Kochen brachte. Es war idiotisch, falsch, töricht. Es war bizarr, und es war vor allem vollkommen unerwartet. Eine Emotion, die mir den Boden unter den Füßen wegriss, und die es vermochte von jetzt auf gleich das Gerüst, dem mein Leben zu Grunde lag zum Einsturz zu bringen. Die Ausgangssituation war banal, so gewöhnlich, dass es schon fast lächerlich war. Ich befand mich in meinem Büro, dort wo ich die meiste Zeit verbringe, wenn ich nicht gerade unterrichte. Dort wo ich sicher sein sollte, unantastbar und gefeilt vor Situationen die mich dermaßen aus der Bahn werfen. Er belehrte mich eines Besseren. Er. Aber wie sollte es auch anders sein? Es war immer er. Die Luft war heiß, stickig und in ihr hing dieser Duft, der mir jedes Mal wieder ein gutes Gefühl gibt. Ich meine dabei nicht Zufriedenheit, oder diese sogenannte innerliche Ausgeglichenheit. Ich kann es nicht beschreiben, aber der Geruch von Kesseln, züngelnden Flammen und siedenden Destilaten birgt etwas vertrautes, beruhigendes. Harry Potter hatte aufgrund der Hitze seinen Umhang abgelegt, und putzte mit verbissener Miene Phiolen von unterschiedlicher Größe und Form. Ich hatte an meinem Schreibtisch gesessen, beflügelt von dem Triumphalen Gedanken, dass es mir erneut gelungen war, ihn dieser Demütigung auszusetzen, doch es war langsam an der Zeit mich davon zu überzeugen, dass er die ihm aufgetragene Arbeit auch gründlich erledigte. Also erhob ich mich, umrundete meinen Schreibtisch und trat hinter den Jungen, wohlwissend dass ich auf jeden Fall noch den Einen oder Anderen Fingerabdruck finden würde. Doch offenbar war dieser so sehr in seine selbstmitleidigen und trotzigen Gedanken vertieft, dass er mich erst bemerkte, als mein Kopf direkt neben dem seinen war. Die grünen Augen weiteten sich vor Schreck, Potter liess die eben noch geputzte Phiole zu Boden fallen, und taumelte rückwärts gegen meine Brust. Es war ein flüchtiger Moment, nichts weiter als ein Wimpernschlag, doch der ungeahnte Kontakt ließ mich erschaudern. Auf einmal war es nur noch sein Geruch, den ich einatmete, und die Vorstellung, dass zwischen unseren Körpern nichts war als ein wenig dünner Stoff, rief einen Instinkt aus mir hervor, der sich bis zu dem Zeitpunkt, all die Jahre über im tiefsten Schatten meiner Seele versteckt hatte. Ich wollte ihn. Mehr, als ich je etwas anderes gewollt hatte. Ich wollte ihn mir nehmen, mir unterwerfen und ihn demütigen. Ich wollte ihn zerbrechen, und seine Wunden küssen, ich wollte ihn nie wieder gehen lassen, auch wenn es nötig wäre ihn dafür einzusperren. Obwohl ich es gewesen bin, der ihm einen solchen Schrecken versetzt hatte, war es Potter, der seine Sprache zuerst wiederfand. Zumindest gab er stammelnde Laute von sich, während er sich umdrehte und mit hochrotem Kopf erst mich ansah, und dann auf die am Boden liegenden Scherben blickte. Ich wusste, dass es keinen Sinn hatte zu versuchen, das was sich in mir geregt hatte zurückzudrängen, und eben diese Erkenntnis bewog mich auch dazu nicht zurückzutreten. „Das war ziemlich ungeschickt, Potter.“ Es war ein Wunder, dass meine Stimme nicht angesichts meines wallenden Blutes zitterte, doch wirklich erstaunlich war der raue Klang, den ich an mir selbst noch nie gehört hatte. Offenbar irritierte es den Jungen ungemein, dass ich noch immer direkt vor ihm stand, denn er brauchte einen Moment um sich zu sammeln. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie mir plötzlich so dicht auf die Pelle rücken, Professor.“ Der trotzige Unterton war unverkennbar, etwas das kein anderer jemals mit so viel Hass und Perfektion rüberbringen könnte, wie der Junge mit der Narbe auf der Stirn. Ich hatte längst nicht mehr die Kraft dazu mein Verhalten zu kontrollieren, und so beliess ich das leicht spöttische Lächeln, dass sich auf meine Lippen stahl, dort wo es war. Er forderte mich heraus. Steigerte meine Erregung, und das alles mit einer derart unbewussten Unschuldigkeit, dass ich nicht mehr an mich halten konnte. Die winzigen Scherben knirschten unter meinen Schuhen, als ich noch einen weiteren Schritt auf Harry zumachte, und den schlanken Körper somit gegen das mit Phiolen befüllte Regal drängte, die bedrohlich klirrten. Ehe er reagieren konnte, umfasste ich mit meinen Händen seine schmalen Handgelenke und beugte meinen Kopf ein wenig nach unten, um meine Lippen auf die seinen zu pressen. Es war egal, was geschehen würde, ob ich zur Rechenschaft gezogen werden würde, ob ich meinen Job verlieren würde, oder eventuell sogar die Welt unterginge. Es ließ sich nicht aufhalten, ich musste es tun. Ich schloss die Augen und verstärkte den Griff um Potters Arme, deren Muskeln sich bei der Berührung unserer Lippen angespannt hatten. Ich wusste, dass ich stärker war als er, kräftiger, und das seine Verwirrung für mich einen großen Vorteil darstellte. Je mehr er sich wehren würde, desto bedingungsloser würde ich mir holen, wonach ich so sehr dürstete. Sein Aufstöhnen brachte mich so sehr aus der Fassung, dass ich meinen Griff lockerte und selbst ein leises Stöhnen nicht unterdrücken konnte. Ich presste meinen Körper an den seinen und spürte, dass er mindestens so erregt war, wie ich selbst. Sein Stöhnen wurde lauter und seine Zunge suchte forsch den Weg in meinen Mund. Es war surreal. Ein Traum. Was hier geschah war alles andere als möglich. Harry legte die Arme um meinen Hals und zog sich an mir hoch, ohne den Leidenschaftlichen Kuss zu unterbrechen, der zwischen uns entbrannt war. Ehe ich mich versah, spürte ich seine schlanken Beine, die sich um meine Hüfte schlangen, und seine Erregung, die sich hart gegen meinen Bauch drückte. Ich taumelte, legte meine ja nun zwangsweise untätigen Hände an seinen straffen Hintern und stieß seinen Rücken fest gegen das Regal, aus dem prompt ein paar der Phiolen zu Boden fielen, und dort in tausende kleine Scherben zerbarsten. Es spielte keine Rolle. Nichts spielte eine Rolle, als unser heisser Atem, der innige und wilde Kuss, und unsere Körper, die sich voller Lust aneinander rieben. „Aaahh...“ Ich löste meine Lippen von Potters und suchte seinen Blick. Seine grünen Augen waren leicht verschleiert, und die Begierde darin war nicht zu übersehen. Er atmete schwer und klammerte sich fast schon verzweifelt an mich. Er wollte mich fast so sehr wie ich ihn, und das machte meine Gier noch gewaltiger. Ich hatte damit gerechnet, ihn mir einfach zu nehmen, ohne Rücksicht darauf, dass er sich wehren würde, schreien und Protestieren. Dieser Gedanke hatte mich beflügelt, doch die neue Situation war durchaus genauso aufregend. Ich wollte, dass er mir zeigte wie sehr er mich brauchte, ich wollte seine Stimme hören, und ich wollte trotz allem nicht damit aufhören ihn zu demütigen. „Willst du, dass ich aufhöre?“ „Nein...“ „Dann sag es mir, Harry Potter, sag mir was ich tun soll.“ „N-nicht aufhören...“ Meine Lippen, auf denen ich noch immer den harten, erregenden Kuss spürte, suchten sich jetzt auf viel sanftere Weise den Weg an seinem Hals entlang. Ich spürte wie sehr ich ihn damit anfeuerte, denn er erschauerte jedes Mal, wenn meine Lippen die heisse, pulsierende Haut betupften. „Ich höre dich nicht, Potter.“ Meine eigene Stimme war nichts weiter als ein heiseres Murmeln, überdeckt von seinem unregelmässigem, tiefem Atem. „Nicht aufhören... bitte... hör nicht auf!“ Nicht, dass ich eine Wahl gehabt hätte, aber nun war ich definitiv nicht mehr in der Lage zu leugnen, dass das was hier gerade geschah eindeutig der intensivste Moment meines bisherigen Lebens gewesen war. Alles vorherige hatte offenbar nur auf das Hier und Jetzt hingesteuert, denn anders ließ sich nicht plausibel erklären, wie sich etwas dermaßen falsches so verdammt richtig anfühlen konnte. Ich umfasste Harrys Kinn, das im Vergleich zu meiner Hand unglaublich schmal wirkte, so wie der Rest seines zerbrechlichen Körpers, und wollte den eben entfachten Kuss wieder aufnehmen, als ein dumpfes Poltern unsere erhitzten Körper zusammenzucken ließ. Jeder von uns brauchte einen Moment um zu realisieren, dass es sich bei dem Gepolter um ein resolutes Klopfen an meiner massiven Bürotür handelte. Sekundenbruchteile später legte sich der Nebel um uns herum, die Hitze war verschwunden und wir tauchten gewaltsam zurück in die kühle, reale Welt. Harry warf sich schnell seinen Umhang über und ich staunte darüber, wie er es geschafft hatte, innerhalb weniger Sekundenbruchteile eine solch gewaltige Distanz zwischen uns zu bringen. Nun, da er am einen Ende des Büros stand, und ich am Anderen, noch immer von Scherben umgeben, schob ich mir das verwuschelte Haar aus dem Gesicht, strich meinen Umhang glatt und versuchte meiner Stimme ihren üblichen Klang zu verleihen. „Herein?!“ „Severus!“ Kaum, dass ich ihr die Erlaubnis dazu gegeben hatte, war Professor Minerva McGonagall in den Raum gestürzt und blickte mich mit ihrer typischen Entrüstung, allem was ich tat gegenüber, an. „Mr Weasley hat mich darüber unterrichtet, dass Mr Potter heute nicht zum Abendessen erschienen ist. Ich bitte sie doch zu akzeptieren, dass für junge Leute im Wachstum jede Mahlzeit unheimlich wichtig ist, und dass das Nachsitzen ausschliesslich als Pädagogische Massnahme anzusehen ist, und nicht als persönliche Strafe.“ Es war offensichtlich, dass sie dieses Verhalten lediglich an den Tag legte, weil sie genau wusste, wie sehr es mich triumphieren liess, Potter den Auserwählten, den Stolz Gryffindors zu demütigen. Offenbar fühlte sie sich dadurch persönlich provoziert, und beim Blick auf ihre strenge Gestalt machte ich im Korridor einen feixenden Rotschopf aus. Ein schauben zu unterdrücken hatte keinen Sinn. Ich war einfach zu resigniert über die Situation, als dass ich mir nichts anmerken lassen konnte. Sollten sie doch denken, dass es aufgrund der eben erhaltenen Standpauke war. Die Wahrheit war ohnehin zu unglaubwürdig. „Schön. Dann nehmen sie Mr Potter besser wieder mit, bevor er hier unten verhungert.“ Ich war dafür bekannt, dass allein meine Stimme labilen Gemütern schon einen gewaltigen Schrecken einjagen konnte, doch dieses Mal hatte ich mich wirklich selbst übertroffen. Die Erregung, die ich verspürt hatte, erst wenige Minuten zuvor war verschwunden und purer Verachtung gewichen. Harry würdigte mich beim Verlassen des Büros keines Blickes und McGonagalls Abschiedsworte gingen an meinem Verstand vorüber. Es mussten unzählige Minuten vergangen sein, seit die schwere Holztür ins Schloss gefallen war und ich mir gewahr wurde, dass ich noch immer in dem Scherbenhaufen stand, der Sinnbildlich für alles stand, was gerade passiert war. Was zur Hölle hatte mich da geritten? Wer war ich verdammt? Und wieso fühlte es sich so verflucht gut an? Kapitel 2: two -------------- Wenn sich Zeit mit chemischen Stoffen in Verbindung bringen ließe, dann hatten die letzten paar Tage definitiv eine stinkende, teerartige Konsistenz. Seit dem Moment in meinem Büro, dem Moment der alles verändert hatte, und den ich trotz seiner intensiv grausamen Schönheit verfluchte, war es mir kaum möglich gewesen einen klaren Gedanken zu fassen, ohne abzuschweifen. Es war, als wäre in jenem Augenblick etwas auf mich übergesprungen, etwas das mein gesamtes Denken und Handeln beeinflusste, wie ein Parasit, der sich gewaltsam in mein Gehirn gefressen hatte, und langsam die Kontrolle über meine ganze Person übernahm. Wahrscheinlich gab es blumigere und schönere Vergleiche für eine Situation wie diese, aber jemand wie ich war zweifelsohne nicht der typische Kandidat für verträumte Schwärmereien. Ich hasste mich für diese Gefühle, die mich verwirrten, verachtete die Emotionen die sich beim blossen Gedanken an den bittersüßen Kuss enfalteten, und übertrug wie so oft diese Hassgefühle auf meine Umwelt. Harry Potter schaffte es wie kein Zweiter mir während dieser Zeit aus dem Wege zu gehen. Zunächst noch hatte ich versucht mir nichts anmerken zu lassen, doch ich ertappte mich immer wieder dabei, wie meine finsteren Blicke über die Gänge und Flure schweiften. Er hatte sich mitreissen lassen. Mitreissen in diesen finsteren und doch so mollig warmen Sog und nun hatte die Erkenntnis darüber, dass ich es gewesen war, dem er sich hatte hingeben wollen, ihn augenscheinlich so schockiert, dass er keine andere Wahl hatte, als sich für die nächsten Jahre quasi unsichtbar zu machen. Ich versuchte das Geschehene zu vergessen und stärkte meine Aalglatte und undurchdringliche Fassade. Einzig meine Träume vermochten es, mein kühles, hartes Gemüt zu erhitzen und mich immer wieder aufs neue aus der Fassung zu bringen. So war es nicht weiter verwunderlich, dass ich die Nächte durcharbeitete und nur selten in den Genuss eines wirklich erholsamen Schlafes kam. Lauschte man den verhaltenen Gesprächen auf den Korridoren, so hatte ich es tatsächlich geschafft meine Beliebtheit noch weiter zu senken. Von „noch unerträglicherer Laune“, „fiesesten Strafen“ und „Unzumutbaren Hausaufgaben“ war dort die Rede. Es kümmerte mich nicht im geringsten. Wenigstens schaffte ich es in dieser Zeit Unmengen an Tränken zu brauen, und meinen Vorrat an Zutaten aufzufüllen. So erklärte ich mich auch bereit im Rahmen eines Projektes gemeinsam mit ein paar Schülern und Professor Sprout des Nachts nach einem bestimmten Kraut zu suchen, dass die Basis einiger interessanter Gebräue bildete. Da meine Anwesenheit als Fachkundiger und erwachsener Begleiter allgemeinhin bekannt war, und jugendliche Schüler ihre nächtlichen Aktivitäten erfahrungsgemäß auf andere Dinge beschränkten, war ich nicht überrascht, dass bei meiner Ankunft am Treffpunkt vor den ersten zarten Ausläufen des Verbotenen Waldes nur eine Hand voll Schüler warteten. Nicht einmal im entferntesten war damit zu rechnen gewesen, dass Harry einen von ihnen darstellte, doch war es ausgerechnet seine schmale Gestalt, die ich zuallererst im Mondlicht ausmachte. Ohne es zu wollen, spürte ich wie ein heftiger Schauer durch meine Brust wanderte und beschwor all meine Beherrschung herauf, um mir nicht das geringste anmerken zu lassen. So sparte ich mir eine Begrüßung, nickte meiner Kollegin nur kurz zu, bedachte Hagrid, der uns ebenfalls begleiten sollte eines finsteren Blickes und verschränkte die Arme vor der Brust. Das muntere Geplapper der Anderen wich einem kurzen betretenen Schweigen und die Hoffnung aller, um Himmels willen nicht mit mir in den ohnehin schon beängstigenden Wald gehen zu müssen war beinahe greifbar. Nun konnte ich mich eines winzigen Grinsens doch nicht verwehren. Mir war diese Wirkung auf andere durchaus bewusst und ich liebte es sie auszukosten. Man mochte es als eine Form des Sadismus betiteln, aber mein eigenes Verhalten zu ergründen war mir bisher nie von Interesse gewesen. Viel Interessanter war der Blick, den mir Harry Potter zuwarf, ehe er sich wieder seinen beiden Anhängseln Granger und Weasley zuwand, die augenscheinlich lieber einen feuerspuckenden Drachen als Aufpasser gewählt hätten als mich. Hagrid, dem mein kurzer Blick in die grünen Augen offenbar nicht entgangen war, legte plump seine Arme um das Trio und druckste wie immer ein wenig ungeschickt herum. Noch eine Eigenart, die ich bei vielen hervorrief. „Ich nehm' Ron, Hermine und Harry unter meine Fittiche.“ Weasley und Granger atmeten erleichtert auf, doch Harry suchte wieder eisern meinen Blick, was wiederum ein leichtes Frösteln in mir verursachte. Schön. Selbst wenn er es nicht gewollt hätte, diese Chance durfte ich mir einfach nicht entgehen lassen, wenn ich auch nur im Ansatz versuchen wollte meine Gedanken wieder einigermassen in den Griff zu bekommen. „Nicht so schnell Hagrid.“ begann ich mit einem leichten Säuseln und trat näher an das Quartett heran. „Ich würde vorschlagen, dass Mr. Potter mich begleitet, da ich annehme, dass er sich nicht freiwillig gemeldet hätte, wenn er nicht ein winziges Interesse daran hätte, seine miserablen Zaubertränkenoten zu verbessern. Und ich schätze, das ist schlecht möglich, wenn Granger wie immer die ganze Arbeit übernimmt.“ Das folgende Gemurmel war eine Mischung aus Empörung, auf der Seite des Potter-Fanclubs, sowie Erleichterung bei den übrigen Schülern, die sich nun getrost Professor Sprout anschließen durften. Auch Harry gab sich die größte Mühe möglichst geknickt zu wirken, fügte sich aber schließlich doch tapfer seinem von mitleidigen Blicken verfolgten Schicksal. So gingen wir einige Minuten schweigend nebeneinander her, bis das Gestrüpp aus Bäumen und Sträuchern uns in seine kühle, dunkle Welt aufgenommen hatte. Harry blieb stehen und blickte mich mit einer Mischung aus gespielter Empörung und einem Schmunzeln direkt an. „War es wirklich nötig, mir noch eins reinzuwürgen?“ „Gibt es denn tatsächlich noch einen anderen Grund, der dich mitten in der Nacht hierher führt?“ Ich bedachte den Jüngeren mit einem skeptisch fragendem Blick und registrierte amüsiert, wie die Selbstsicherheit aus seinem Gesicht verschwand. Allzu einfach würde ich es ihm keineswegs machen. Selbst wenn es mir bis über alle Maße schwer fiel, nicht jetzt und hier meine Arme um ihn zu schließen und ihn mir mit aller zärtlicher Gewalt, die ich aufzubringen vermochte, zu eigen zu machen. Potter zog es vor zu schweigen und den Blick auf den Waldboden zu richten, der ausser ein paar im Mondlicht leuchtender Grashalme kaum etwas preisgab. Als schier endlose Augenblicke später noch immer schweigen über uns lag, begann ich mich wieder in Bewegung zu setzen. Aus den Augenwinkeln registrierte ich, dass Harry sich noch immer nicht regte, unternahm aber nichts weiter, das darauf schließen lassen könnte, dass es mich auch nur ein wenig juckte. Es war schier wie verhext, Hier waren wir nun, allein. Unfähig darüber zu sprechen, was geschehen war, mit einem tonnenschweren Geheimnis auf unseren Schultern, das von Sekunde zu Sekunde schwerer zu werden schien. Würde ich mich damit zufrieden geben? War es das was er wollte? Im Grunde hatten wir beide kaum eine Wahl, nicht den Hauch einer Chance uns gegen das zu wehren was beinahe greifbar in der Atmosphäre zwischen uns lag. Meine Resignation begann in Wut überzuwandern. Ein Gefühl, dass mir durchaus vertrauter war, und mit dem ich mich um Klassen sicherer fühlen konnte. Ich ballte die Hände zu Fäusten und unterdrückte ein zorniges Zittern. Wie hatte ich so dumm, so masochistisch und so verdammt naiv sein können, diesem inneren Impuls zu folgen? Wo war er, der unantastbare, der finstere und gemeine, der stets unterkühlte Severus Snape.? Eine Welle der Verachtung wogte durch meinen Körper, toste durch meinen Bauch und überschlug sich in meiner Brust. Wahrlich, ich hasste mich dafür, hasste mich für diese Momente der Schwäche, die seine Nähe auslösten. Hasste ihn für das, was er mir ein ums andere Mal antat, und konnte dennoch ein erstauntes Japsen nicht unterdrücken, als ich spürte wie eine zarte, von der nächtlichen Luft kühle Hand sich in die meine legte. Kapitel 3: three ---------------- Noch immer blieb es mir verborgen, wie eine einzige Berührung es schaffte, mich so aus dem Konzept zu bringen. Ich hielt inne und suchte die Antwort in Harrys Augen, doch auch sie verwehrten es mir zu verstehen, was meinen Verstand so eindeutig überforderte. Schon einmal, es war Jahre her, hatte ich in solch tiefgrüne Smaragde geschaut, die einem bis in den hintersten Winkel der Seele zu blicken schienen und im Gegenzug nicht das geringste über ihre schaurig schönen Geheimnisse preisgaben. Und doch war alles anders. Mein aufsteigender Zorn verebbte so rasch, wie er gekommen war und hinterließ erneut dieses prickelnde, vollkommen unbekannte Gefühl, das ich bis dato einfach nicht hatte zuordnen können. Wieder war da diese Gier, dieses Verlangen ihn zu besitzen und nie wieder loszulassen, doch war es diesmal weniger animalisch. Es war ruhiger, wärmer, so als hatte es sich ein Plätzchen in meiner Seele gesucht und sich dort eingenistet. So als gehörte es genau dort hin. Als gehörte er zu mir. Seine Stimme durchbrach meine wirren Gedanken. „Was macht dich so wütend, Severus?“ Das Gewicht seines durchdringenden Blickes lag tonnenschwer auf meinen Schultern, und wir standen einander so nahe, dass ich seinen Atem meinen Hals streicheln spürte. „Ist es weil ich hier bin? Weil ich nicht vorher zu dir gekommen bin? Weil Du hier bist?“ Ich wusste es nicht. Harrys schlanke Finger schlangen sich fest um die meinen, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Ich kannte keine Antwort auf seine Frage, wusste nicht wie ich in Worte fassen könnte, was mit mir geschah, wie ich erklären sollte, was in meinem Innersten vorging. Also schwieg ich und tat, was mein Instinkt mir riet, und wonach mein Körper beinahe schrie. Ich berührte sein Gesicht mit meiner Hand, legte sie an seine Wange und genoss das Gefühl, das die weiche Haut dort verursachte. Harry schloss die Augen und ich spürte, wie sein Körper sich entspannte, als wäre es Antwort genug, als bedarfte es keiner weiteren Worte. Wie selbstverständlich fanden sich unsere Lippen und endlich schloss ich seine wunderbare Gestalt in meine Arme. Ich versank in seinem Kuss, und vergaß alles um uns herum. Der Geschmack seiner Lippen und seiner Zunge, die sich nun lustvoll um die meine wand, drohten mich in den Wahnsinn verfallen zu lassen, doch der beinahe verzweifelte Griff seiner Hände, die mich scheinbar nie wieder loslassen wollten, hielt mich davon ab. Ohne von einander zu lassen, sanken wir auf den weichen, mit Moos überzogenen Waldboden und tauchten in eine ganz eigene Welt. Eine Welt von der ich Tage zuvor, die mir wie Jahre vorkamen, hatte kosten dürfen, und die mich seitdem bis in meine Träume verfolgte. Ich stöhnte seinen Namen. Immer wieder, heiser, fordernd. Heiße und kalte Schauer durchliefen abwechselnd meine Glieder, meine Haut brannte unter seinen Berührungen und ich trank gierig seinen heißen Atem. Es spielte keine Rolle mehr was es war, es gab nichts mehr zu verstehen oder zu erklären. Es gab kein richtig oder falsch. Wir hatten keine Wahl gehabt, nein wirklich nicht. Es hatte von Anfang an keinen Sinn gehabt, sich gegen etwas zu wehren, das mächtiger war als wir beide zusammen, mächtiger als jeder Zauberer je sein könnte. Wir gaben einander alles in dieser Nacht im Mondlicht und erst die Dämmerung ließ uns widerwillig inne halten. Ich hätte ewig dort verweilen können und auch Harry schien jeden Moment in meinen Armen auszukosten, doch die Realität konnte wohl kaum auf uns verzichten. So verließen wir den verbotenen Forst als letzte. Müde, erschöpft, mit nicht einem einzigen kläglichen Pflänzchen, und doch zufrieden. Ich ergriff Harrys Hand ein letztes Mal, bevor wir wieder zu den anderen stießen, und blickte ihm tief in die Augen, auf denen noch immer ein leichter euphorischer Glanz lag. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, seinem Blick stand halten zu können und auch sein Lächeln war voll rührendem Optimismus. Wir wussten nicht wie es weiter gehen würde, ob wir es überstehen würden, oder daran zu Grunde gehen. Es spielte keine Rolle. „Nicht ein einziges Kraut, Mr.Potter. Ich bin wirklich enttäuscht.“ Harrys leises Lachen wärmte meinen ganzen Leib und auch ich spürte, wie sich ein Lächeln auf meine sonst so verbissen verkniffenen Lippen stahl. Er war es. Es war immer er. Er war die Antwort auf alle meine Fragen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)