Kurt das war's von Lotos ================================================================================ Epilog: Und jetzt haben wir ganz andere Pläne --------------------------------------------- Epilog – Und jetzt haben wir ganz andere Pläne „Und das habt ihr euch wirklich gut überlegt, Kurt?“ „Ja, Papa. Als Lukas mich gefragt hat, war die Sache sofort klar für mich.“, erwiderte Kurt. „Ich hab mich wirklich ziemlich darüber gefreut und ich liebe Lukas sehr. Und jetzt wollte ich dich fragen, ob du nicht Trauzeuge sein möchtest?“ Sein Vater legte den Kopf schief und war noch genauso wenig von den Heiratsplänen seines Sohnes überzeugt wie am Anfang ihres Gesprächs. „Ich zweifle wirklich nicht daran, dass du Lukas liebst. Aber genauso wenig will ich, dass ihr beiden etwas tut, was ihr im Nachhinein bereut. Ich hab deine Mutter auch sehr früh geheiratet, Kurt. Ich hab sie geliebt, alles war toll, wir haben erst Maike gekriegt, dann dich. Und irgendwann einmal fiel mir auf, dass ich die falsche Frau geheiratet hatte. Wir waren zu jung damals. Ich war vierundzwanzig, sie zweiundzwanzig.“ Er seufzte. „Wir waren jung und blöd. Ist dir eigentlich klar, dass du, wenn du Lukas heiratest, auch eine Verpflichtung ihm gegenüber eingehst? Ihr könnt genauso gut auch weiterhin ohne irgendeinen Wisch zusammenleben. So eine dumme Bescheinigung ist heute wirklich nicht mehr notwendig.“ „Klar können wir auch ohne irgendeine Urkunde zusammen sein. Aber Lukas wünscht es sich ja auch, dass wir so richtig offiziell heiraten. Mit Mama und dir kannst du mich und Lukas eh nicht vergleichen. Ich kenne Lukas schon seit dem Kindergarten, das sind jetzt einundzwanzig Jahre. Ich bin seit fünf Jahren mit ihm zusammen, ich weiß, worauf ich mich bei ihm einlasse. Mir ist klar, dass nicht immer alles rosa ist und er ziemlich schwierig sein kann.“ Sein Vater musste das erste Mal, seitdem Kurt das Thema Heiratspläne angeschnitten hatte, lachen. Oh, er wusste genau, wie emotional und eigensinnig die beiden sein konnten und wie viel Zündstoff das der Beziehung gab. Er kannte seinen Sohn nur zu gut. „Wer von euch beiden hat eigentlich den Hintern hoch gekriegt? Du oder Lukas?“ Auch Kurt lächelte. Er wusste, dass sein Vater die Sache irgendwie geschluckt hatte. „Lukas. Das war an Heiligabend und irgendwie eine ziemlich lustige Sache, weil ich fast noch einen Streit oder zumindest eine Wahnsinnsdiskussion mit ihm angefangen hätte. Wir hatten eigentlich ausgemacht, dass wir uns gegenseitig nichts schenken wollen und dann hat er mir mit einem Mal eine Schmuckdose in den Schoß gelegt. Ich war natürlich sauer auf ihn und wollte das Ding nicht einmal anfassen. Aber als er mich dann gefragt hat, war die Antwort völlig klar für mich.“ Sein Vater musste schmunzeln, weil er sich die Szene bildlich vorstellen konnte. Sein Sohn, wie er schmollte und Lukas, wie er sich abstrampelte. „Hat er euch Ringe besorgt?“ Kurt verneinte. „Keine Ringe, dafür aber Partnerketten mit Puzzleteilanhänger.“ Er zog einen Schmuckanhänger an einem kurzen Lederband aus dem Ausschnitt seines Pullis hervor und zeigte ihn seinem Vater. „Wir haben uns die Dinger dann gegenseitig umgebunden. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu heulen.“ „Ich dachte mir schon, dass du die Sache nie und nimmer in die Hand genommen hättest.“ Kurt zog die Brauen zusammen. „Soll heißen?“ „Lukas ist in eurer Beziehung einfach offener und geht eher auf dich zu. Ich glaube, dass du mehr mit kleinen Gesten deine Gefühle zeigst. Du kochst euch was tolles oder überlegst dir, wie du euch einen schönen Abend machen kannst. Er dagegen spricht eher aus, was er empfindet.“ Kurt ging nicht mehr weiter darauf ein. „Um noch mal auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen: Willst du Trauzeuge sein? Ich würde mich wirklich sehr freuen, Papa, ehrlich.“ Wie schon zuvor legte sein Vater den Kopf schief und ließ sich Zeit mir der Antwort. Scheinbar musste er wirklich genauestens darüber nachdenken, was er sagte. „Du bist der erste, an den ich ehrlich gesagt dachte.“, wiederholte Kurt darum. „Wenn du...“ „In Ordnung, Kurt. Ich bin dann euer Trauzeuge.“, unterbrach ihn sein Vater. Dann umarmte er seinen Sohn, der sich in den fünf Jahren Beziehung zu seinem Freund eigentlich kaum verändert hatte. „Glückwunsch, Kurt.“, murmelte er und rieb fest über Kurts Rücken. Kurt löste sich nach einigen Sekunden wieder von seinem Vater. „Vielen Dank.“, sagte er nur. Sein Vater nickte. „Schon okay. Habt ihr euch schon etwas überlegt? Wie ihr feiern oder wann ihr heiraten wollt?“ „Nein, das nicht. Aber Lukas hat vorgeschlagen, dass du Samstag zum Abendessen kommst. Dann können wir uns über alles unterhalten. Lukas versucht schon die ganze Zeit über, mich davon zu überzeugen, dass ich auch Mama von unseren Heiratsplänen erzähle. Aber damit warte ich lieber noch, denke ich. Maike weiß es schon und Lukas ist seiner Familie gegenüber gleich am Ersten Weihnachtstag damit herausgeplatzt, als wir sie besucht haben. Er würde sich wirklich freuen, wenn du vorbeikommen würdest.“ „Klar, gerne. Wann denn?“ Kurt überlegte. „So gegen sechs, denke ich.“ Sein Vater stimmte wieder zu und verabschiedete sich schließlich von seinem Sohn. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Auch Kurt freute sich sehr darüber, dass sein Vater ihre Heiratspläne zumindest akzeptierte und sich sogar ein bisschen für ihn freuen konnte. Er konnte sogar ein klein wenig die Bedenken seines Vaters nachvollziehen, der vor allem die Gefahr in einer Heirat sah, dass man sich auseinander lebte und irgendwann merken musste, dass der andere doch nicht der richtige Partner war. Doch Kurt war sich sicher, sehr sicher sogar. Lukas hatte nach Johannes Tod vor vier Jahren wirklich viel für ihn getan. Er hatte sich um ihn gekümmert, als er Johannes so schrecklich nachgetrauert hatte. Er hatte jede Menge Geduld gezeigt, wenn es ihm manchmal einfach so wieder schlechter gegangen war und Hannes Tod, die Erinnerung an ihn, die leicht verheilten Wunden erneut aufgerissen hatte. Auch heute noch ging er mit Lukas gerne auf den Friedhof, um Hannes Urnengrab zu besuchen. „Du tust dir selbst weh.“, hatte er früher oft gesagt, wenn Kurt auf den Friedhof gehen wollte, doch inzwischen war es ein fester Bestandteil ihres Lebens, einmal im Monat zu Johannes zu gehen. Hannes jüngere Schwester Sandra kümmerte sich um die Bepflanzung des Grabs, die jetzt im Sommer aus blühendem Lavendel und einem immergrünen Bodendecker bestand. Dazu stellte sie im Herbst oder Winter auch ab und zu eine Grabkerze auf oder legte ein hübsches Trockenblumengesteck auf das Grab. Auch einen weißen Grabstein gab es, eine einfache Platte mit einer abgerundeten Ecke, in die noch zusätzlich ein vorbeifliegender Vogelschwarm eingearbeitet war. Hannes Name und sein Geburts- und das Sterbedatum waren darin in einer schönen geschwungenen Schrift eingemeißelt worden. Bereits ein halbes Jahr nach Hannes Tod hatte sein Vater den Grabstein herstellen lassen. Lukas hatte wirklich viel dazu beigetragen, dass er wieder das Leben genießen konnte. Kurt hatte sich niemals Schuld an Hannes Tod gegeben, dazu bestand zu keiner Zeit der Anlass, doch Johannes hatte einfach eine riesige Lücke hinterlassen. Obwohl er oft seine Launen gehabt hatte, hatte man ihn einfach gerne haben müssen. Vor ungefähr dreieinhalb Jahren hatte Kurt zum ersten Mal das Gefühl gehabt, wieder weitermachen zu können. Er hatte es geschafft, das, was schmerzte, zu verarbeiten und hatte gelernt, mit den Erinnerungen an Johannes und seinen Gedanken an ihn klarzukommen. In kleinen Schritten war seine Beziehung zu Lukas wieder intensiver geworden, liebevoller. Zuerst häufigere Küsse, dann wieder gemeinsame Unternehmungen, von denen sich Kurt bis dahin eher zurückgezogen hatte, und schließlich wieder echtes warmes Vertrauen. Kurt dachte noch immer gerne an ihre erste gemeinsame Urlaubsreise nach Italien, wo sie eine wundervolle Woche am Meer verbracht hatten. Und jetzt, heute, war er einfach nur noch glücklich, mit Lukas zusammen zu sein und jede einzelne Sekunde mit ihm genießen zu können. Vor allem nach dem Heiratsantrag war er glücklicher denn je. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lukas hätte am heutigen Tag gut und gerne ein Dauergrinsen zur Schau tragen können, wobei er vermutlich sogar genau das tat. Kurt, und damit der Mann, den er liebte, stand neben ihm vor einer Standesbeamtin und hatte so eben „Ja, ich will“ gesagt. Ein vollkommen gewöhnlicher Satz, den sein Freund so schon tausendmal in seinem Leben über die Lippen gebracht hatte, doch genau heute war es das schönste Geschenk überhaupt. Das Ja-Wort. Die Bestätigung, dass er zu ihm stand und ihn liebte. Dass er den Schritt gewagt hatte, ihrer Beziehung etwas offizielleres zu geben und... Lukas konnte sich nicht mehr halten, nachdem sie sich die Ringe – etwas breitere ansonsten aber schlichte Silberringe, in deren Innenseite die Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen und das heutige Datum eingraviert waren – angesteckt hatten und lächelte jetzt so, wie er es aus seinem tiefsten Inneren heraus wollte. Er fiel Kurt um den Hals und küsste ihn. Nicht vorsichtig und verhalten wie es normalerweise üblich war, wenn man sich beim Standesamt küsste, sondern so leidenschaftlich, wie es ihm das Hochgefühl in seiner Brust befahl. Er spürte, wie sich Kurts Lippen ebenfalls öffneten und er seine Taille umschlang und eine Hand auf seinen Hinterkopf legte. Kurt war derjenige, der sich schließlich von ihm löste, um nach Luft zu schnappen. Seine Lippen waren gerötet und der kurze Zopf hatte sich völlig gelöst, sodass Lukas nicht anders konnte, als dass er seinem Freund das Haar aus dem Gesicht strich. „Glückwunsch, ihr beiden!“ Lukas zuckte zusammen, als sein frisch gebackener Schwiegervater ihm die Hand auf die Schulter legte. Er sah, dass sich Kurt bereits zu seinem Vater umgewandt hatte und sich von ihm nun auch umarmen ließ. Auch Kurts Mutter war da, wartete allerdings noch, bis ihr Ex-Ehemann zur Seite ging. Dann klopfte auch sie Kurt anerkennend auf die Schulter und reichte Lukas schließlich die Hand. Anschließend ließ sich Lukas auch noch von seiner Familie beglückwünschen. Besonders seine Schwester drückte ihn an sich. Es war einfach ein wundervoller Moment, den er gerade mit seinem Freund erlebte. Wie geplant gingen sie nach der Trauung noch in Kurts und Lukas Wohnung, in die sie erst im Herbst des letzten Jahres gezogen waren. Eine gemütliche Altbauwohnung direkt unter dem Dach, die sogar einen Balkon hatte, von dem man einen guten Blick über Bad Cannstatt hatte. Kurt und Lukas hatten Sekt und verschiedene belegte Brote vorbereitet, dazu noch Salat. Als schließlich alle Gäste gegangen waren, umarmte Lukas seinen Partner fest. Kurt ließ ihn gewähren, während er ihm sanft den Hals küsste und sein Hemd aufknöpfte. Er hielt Lukas Hand erst auf, als er den Stoff über seine Schulter schieben wollte. „Wir gehen besser ins Schlafzimmer, was?“, meinte er und lachte. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)