Kurt das war's von Lotos ================================================================================ Kapitel 17: Fieber ------------------ XVII - Fieber Als Lukas am Dienstagmorgen von seiner Frühschicht zurückkam, sah er einen Körper im halbdunklen Treppenhaus liegen. Er näherte sich und erkannte Hanne. Lukas knipste das Licht an und ließ sich neben Johannes an der Steintreppe in die Hocke sinken. Er war mit ziemlicher Sicherheit unschön gestürzt und so verdreht, wie er da lag, war er sogar die Treppe noch ein Stück runtergerutscht. Lukas rüttelte an Hannes Schulter und rief halblaut seinen Namen. Hanne erschrak, als er in Lukas' Augen sah. „Was... Was willst du von mir!?“, fragte er entsetzt. „Lass mich in Ruhe!“ Er wollte aufspringen, aber dann erstarrte er in seiner Bewegung und blieb stöhnend liegen. „Bitte“, murmelte er wieder. „Bitte lass mich in Ruhe und sag Kurt nichts.“ Lukas lächelte sanft. „Der ist gar nicht da im Moment. Und ich tu dir auch nichts. Versprochen. Hast du Schmerzen? Im Kopf oder so?“, fragte er. „Eher an der Schulter.“, antwortete Hanne nun schon etwas ruhiger. „Kannst du aufstehen?“, fragte Lukas weiter. Hanne versuchte es, musste aber wieder aufgeben. Er hatte sich nicht nur an der Schulter gestoßen, sondern war auch noch mit dem unteren Teil seines Rückens auf der Treppe aufgekommen. Er hatte das Gefühl, dass ihm irgendein schwergewichter Riese über den Rücken getrampelt war. Lukas bot ihm Hilfe an und stützte ihn beim Aufstehen, was Hanne dankbar annahm. Erst als Lukas ihn in die gemeinsame Wohnung mit Kurt schieben wollte, sträubte er sich. „Kurt ist nicht da. Es ist also kein Problem.“, sagte Lukas wieder. „Ich will mir nur deine Schulter anschauen, okay?“ „Ich bin momentan wirklich nicht scharf drauf, ihn zu treffen.“, erwiderte Hanne. Lukas verdrehte innerlich die Augen. „Das wirst du auch nicht. Er hat heute früh seinen Vorsorgetermin beim Zahnarzt.“ Hanne ging ohne weiteren Widerstand mit Lukas nach drinnen. Dort schlüpfte er vorsichtig aus seiner leichten Jacke und ließ Lukas sein T-Shirt hochschieben. „Kannst du dich ein bisschen vornüber beugen?“, fragte Lukas. Hanne tat es und spürte, wie Lukas behutsam seine Schulter berührte, dann den unteren Teil seines Rückens. Ein leichter Schmerz durchzuckte ihn. „Das sieht nur ziemlich verstaucht aus. Vielleicht solltest du deine Schulter kühlen, damit sie nicht anschwillt.“, meinte Lukas. „Ansonsten bekommst du scheinbar einige riesige Blutergüsse. Da hast du aber wirklich nochmal Glück gehabt. Ich wollte nicht die Treppe runter fallen.“ Johannes nickte, richtete sich auf und zog sein T-Shirt runter, nahm dann seine Jacke wieder auf den Arm. „Das wird schon gehen, Lukas, danke.“ „Du hast Fieber, oder?“, begann Lukas wieder. „Du glühst richtig. Willst du dich hinlegen? Soll ich noch kurz mit dir nach oben gehen?“ Hanne verneinte, obwohl er wusste, dass er Lukas nicht anlügen konnte. Dieser eilte auch schon ins Badezimmer und kam mit einem Fieberthermometer wieder. „Damit kann man auch übers Ohr Fieber messen. Soll ich es schnell machen?“, bot er Hanne an. „Oder möchtest du lieber selbst messen?“ Hanne zögerte kurz, stimmte dann allerdings zu und ging mit Lukas zur Küche, wo er sich auf einen Stuhl sinken ließ. Er legte den Kopf schief und ließ Lukas das Endstück des Fieberthermometers in sein Ohr schieben. Hanne vernahm ein Klacken, dann einen Piepton. Lukas ließ das Thermometer noch zwei oder drei Sekunden in Hannes Ohr und entfernte es dann wieder, sah auf die Anzeige. Das Gerät zeigte 39,8°C an. „Und das nennst du kein Fieber?“, wollte Lukas verärgert wissen. Hanne versuchte nicht einmal sich zu verteidigen, sondern fragte nach der Uhrzeit. „Kurz nach halb zehn.“, antwortete Lukas, nachdem er auf seiner Armbanduhr nachgesehen hatte. „Verdammt!“, fluchte Hanne. „Ich muss zur Arbeit!“ Er wollte schon wieder aufspringen. „Mit knapp vierzig Grad Fieber gehst du mir nirgendwo hin. Höchstens ins Bett oder noch besser zum Arzt oder ins Krankenhaus.“ Lukas hielt ihn zurück. „Du quälst dich doch nur.“ „Lass mich bitte zufrieden.“ Hanne schob Lukas' Hand von seinem Arm und erhob sich wieder. „Weißt du eigentlich, was es für mich bedeutet, in einem Krankenhaus zu liegen?“ Lukas schüttelte den Kopf und war verwundert über Hannes plötzliche Erregung. Er klang mit einem Mal vollkommen anders als sonst, wurde geradezu auffällig emotional. „Endstation. Tod. Aufgeben. Mir wird schon ganz schlecht, wenn ich nur an die Klinik denke. Du ahnst nicht einmal, wie furchtbar es ist, in so einem blöden Bett zu liegen und ganz einfach wehrlos zu sein. Ich fühle mich den Ärzten und Schwestern gegenüber schrecklich ausgeliefert.“ Hanne machte eine Pause, versuchte sich wieder zu beruhigen. „Ich habe gedacht, du wärst anders als Kurt. Aber du bist genauso übermäßig vorsichtig und behandelst mich wie ein rohes Ei. Aber trotzdem Danke, dass du dich um mich gekümmert hast.“ Er sah noch einmal zu Lukas, wandte sich dann allerdings ab, steuerte zielgerichtet auf die Tür zu. Lukas machte nicht einmal den Versuch, Hanne wieder zurückzuholen. Er musste selbst wissen, was ihm bekam und was nicht. Und gegen Hannes Dickkopf käme er sowieso nicht an. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Zwei Tage lang hatte sich Hanne jeden Tag mit Fieber tapfer zur Arbeit geschleppt. Zu Hause wäre er wohl verrückt geworden. An jedem dieser beiden verdammten Tage hatte er sich mit Tabletten über Wasser gehalten, die das Fieber erträglich machten und ihm die Kopfschmerzen nahmen. Weder seine Chefin noch sonst irgendjemand sollte merken, dass er sich nicht wohl fühlte. Doch dann, am dritten Tag, brach er einfach zusammen. Schon am Morgen war ihm wieder schrecklich schwindelig gewesen. Zum Glück war insgesamt nicht besonders viel los gewesen. Hanne wollte gerade seine Jacke anziehen, um draußen eine Zigarette zu rauchen, da ihm das Nikotin ein wenig die Sinne vernebelte. Er versuchte noch, sich an der Wand abzustützen, sich irgendwie aufrecht zu halten. Aber es war zu spät, er brach einfach zusammen. Als Hanne wieder zu sich kam, lag er in einem weißen Krankenbett. Aus der Ferne hörte er ein Geräusch und er drehte seinen Kopf in die entsprechende Richtung. „Oh. Hallo Sandra.“, murmelte Hanne und legte einen Arm auf die steife weiße Bettdecke. “Was tust du denn hier?” Sandra zuckte zusammen. Dann drehte sie sich zu ihm um. „Endlich bist du wach.“, sagte sie erleichtert. „Deine Chefin hat mich angerufen und mir gesagt, du wärst zusammengebrochen und lägst im Krankenhaus. Da bin ich zu dir gegangen und hab schnell ein paar Sachen eingepackt.“, erklärte sie ruhig. „Oh je.“, meinte er. „Ich muss wohl ziemlich Fieber haben, was?“ Er lächelte verlegen und bemerkte, dass er in einem Klinikhemd steckte. „Du hast richtig geglüht als du eingeliefert wurdest. Die Schwester sagte was von vierzig Grad. Da ist es auch kein Wunder, dass dein Kreislauf zusammenbricht, Hanne. Na ja, wir haben uns jedenfalls wahnsinnige Sorgen um dich gemacht. Mach so was nie wieder, ja?“ Sandra klang besorgt und leicht ärgerlich. In diesem Moment öffnete sich die Türe und ein blonder Mann trat ein. „Oh, hallo zusammen.“, meinte er. Hanne wurde ein bisschen blasser als er seinen Besucher erkannte und zog seine Bettdecke noch weiter nach oben. „Kurt?“ Auch Sandra musterte den Besucher und zog argwöhnisch die Brauen zusammen als Hanne seinen Namen aussprach. Der Kerl wirkte wirklich wie ein absoluter Trampel, auch wenn er mit Sicherheit sehr nett sein konnte. Er war wesentlich jünger als Johannes und bestimmt fast zwei Meter groß. Allerdings war er keine schlaksige Bohnenstange, sondern hatte eine breite Brust, an der man sich sicherlich schön anlehnen konnte. Er hatte dunkelblonde halblange Haare und seine große Nase dominierte sein Gesicht. Jetzt wirkte er ein wenig nervös und erschien dadurch noch ungeschickter als er es wahrscheinlich ohnehin schon war. Sie konnte sich die Szenen, die Hanne ihr bereits beschrieben hatte, gut vorstellen. Allerdings zweifelte sie daran, dass Johannes sich irgendwann an Kurts Art gewöhnen würde bzw. sich Kurt Hanne soweit in seinen Verhaltensweisen anpasste, dass es nicht mehr zu derartigen Auseinandersetzungen kam. Kurt trat etwas weiter ins Zimmer hinein bis er schließlich ziemlich unsicher bei Hanne am Bett stehen blieb. Er spürte Sandras Blick auf sich. „Ich muss mich wohl wirklich bei dir entschuldigen, Hanne. Ich wollte dir nicht wehtun. Ich hab mir sol...“ „Warte mal bitte, Kurt.“, unterbrach Hanne ihn. Dann wandte er sich an Sandra: „Würdest du uns bitte alleine lassen? Danke übrigens, dass du mir meine Sachen mitgebracht hast.“ Er drückte ihre Hand und lächelte. Sie stimmte zu und stellte die inzwischen leere Reisetasche ebenfalls in den schmalen Schrank, kehrte dann aber noch einmal an das Krankenbett zurück und beugte sich zu Hanne hinab. „Bist du dir sicher, dass du mit diesem Kerl allein klarkommst?“, flüsterte sie. „Ganz sicher, Sandra.“, erwiderte Hanne ebenfalls flüsternd. „Ich komme morgen wieder her, ja?“, bot sie an und sprach wieder in einer auch für Kurt hörbaren normalen Lautstärke. Hanne lächelte. „Ja, das ist lieb von dir. Bis Morgen dann!“ Als Sandra gegangen war und die Türe geschlossen hatte, wandte Hanne sich wieder Kurt zu. „So. Jetzt schieß mal los.“, forderte er ihn auf. Er lächelte sogar ein bisschen und gab Kurt so das Gefühl, dass er dankbar war, dass dieser gekommen war und er ihm den Vorfall im Kino schon beinahe verziehen hatte. „Ich hab mir neulich im Kino wahnsinnige Sorgen um dich gemacht. Du sahst so blass und krank aus. Es war garantiert nicht meine Absicht, dich irgendwie zu bedrängen oder dir wehzutun. Ich will nur nicht, dass du alle deine Probleme alleine schleppen musst, verstehst du? Ich möchte dein Freund sein. Ich hab dir das doch schon tausendmal angeboten. Du sollst mir alles erzählen, was dich irgendwie beschäftigt. Es macht mich ganz krank, wenn du mir solche Dinge verschweigst und alles in dich reinfrisst.“ Hanne schwieg daraufhin lange. Kurt sah ein, dass er über seine Worte nachdenken musste und war ebenfalls still. Nach einer Weile sah Hanne wieder zu ihm. „Woher weißt du eigentlich, dass ich hier im Krankenhaus bin?", fragte er. „Ich wollte mich eigentlich schon seit Sonntag bei dir entschuldigen, hab mich dann aber doch nicht getraut. Und dann wollte ich vorhin bei dir Salon vorbeischauen. Deine Chefin hat es mir erzählt, Hanne." Kurt schaute wieder zu Boden. Eine Weile herrschte nur wieder Schweigen. Dann nickte Hanne kaum erkennbar und setzte sich auf. „Da ist wirklich etwas, das mich seit einiger Zeit beschäftigt.“, flüsterte er dann zögernd. „Ich hab Angst, Kurt. Ich möchte nicht alleine sein. Ich fürchte mich vor der Einsamkeit und davor, von allen vergessen zu werden. Es ist einfach schrecklich für mich, wenn ich mir vorstelle, dass ich irgendwann einmal völlig allein in einem kleinen abgegrenzten Zimmer liegen muss. Dass sich einfach keiner mehr an mich erinnert. Und dass ich irgendwo einsam sterben muss ohne dass jemand in der Nähe ist. Vor allem das macht mir Angst. Ich will einfach nicht wieder allein sein.“ Schon sehr bald liefen die Tränen über Hannes Wangen und er hielt sich jetzt auch die Hände vor das Gesicht. Auch Kurt schluckte. Die ganze Atmosphäre in diesem Zimmer drückte ihm auf die Stimmung. „Aber das musst du doch nicht.“, erwiderte er und berührte Hannes Schulter. „Ich bin doch bei dir und werde dich nicht verstoßen oder so. Das verspreche ich dir, okay?“ Wieder kam keine Reaktion von Johannes. Er saß einfach nur in seinem Bett und ließ den Kopf hängen. „Ich hab einfach keine Ahnung, wie es noch weitergehen soll mit meiner Gesundheit. Ich mache mir schreckliche Sorgen, jetzt, wo es mir wieder einmal schlechter geht.“ Kurt sah besorgt zu ihm hinab und ließ sich schließlich zu ihm aufs Bett sinken. „Ich meine es wirklich so, hörst du? Ich will dir helfen, Johannes, echt.“ Hanne nickte. „Du bist nett, Kurt.“ Er lächelte dankbar. Es war ein Gesichtsausdruck, der Kurt fast Angst machte, da er nicht wusste, was sich dahinter verbarg. Vor allem nach den vielen Wutausbrüchen, die Hanne schon ihm gegenüber gehabt hatte, konnte er sich nicht mehr sicher sein, woran er bei ihm war. „Du möchtest sicher deine Ruhe haben, Hanne. Soll ich gehen?“, wollte Kurt nach einer Weile wissen. „Ich komme morgen Nachmittag wieder. Versprochen.“ Hanne nickte. „Das wäre schön. Ich freu mich schon.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Als Kurt Hanne am nächsten Tag besuchte, ging es diesem schon viel besser. „Ich muss jetzt nicht mehr ganz so viele Tabletten nehmen. Ich bekomme schon noch dieselbe Therapie, aber teilweise mit anderen Präparaten, die ich besser vertrage. Wahrscheinlich kann ich so sogar auf die Mittel verzichten, die ich wegen der Nebenwirkungen nehme. Dr. Müller hat gestern noch den neuen Einnahmeplan mit mir besprochen und heute hab ich schon mit der Einnahme angefangen.“, erzählte er Kurt fröhlich. „Du glaubst gar nicht, wie mich das erleichtert.“ Aufstehen durfte er wohl noch nicht, aber zumindest fühlte er sich wieder etwas besser. Am darauf folgenden Tag, einem Freitag, erzählte Hanne sogar, dass er bereits zum Wochenende wieder aus dem Kranken­haus entlassen werden würde. Er sprach wirklich gut auf die neuen Präparate an und fühlte sich wesentlich wohler damit. Die Virusbelastung seines Blutes verbesserte sich zunehmend und würde schon bald wieder so gering sein, dass der Nachweis seiner HIV-Infektion im Labor kaum mehr möglich wäre. Auch das hohe Fieber war weg und nur noch leichte Müdigkeit zeugte von der tagelangen Belastung für Hannes Körper. Kurt freute sich für Hanne, hatte aber trotzdem ein komisches Gefühl im Magen. Seiner Meinung nach konnte da etwas nicht stimmen, da es Johannes so schlecht gegangen war und er eine Besserung in so kurzer Zeit nie für möglich gehalten hätte. Allerdings behielt er diesen Gedankengang für sich, da er Hanne nicht beunruhigen wollte. Was Kurt allerdings am meisten freute, war, dass Johannes wieder einen vollkommen normalen gesunden Appetit entwickelt hatte. Heute hatte Hanne sein gesamtes Mittagessen verspeist und freute sich auch über das Obst, das Kurt ihm mitgebracht hatte. „Holst du mich dann morgen ab?“, fragte Hanne jetzt. Er saß auf seinem Bett, hatte seine Beine übereinander geschlagen und trug außerdem seinen Bademantel über dem Hemd. Kurt nickte. „Klar komme ich. Du weißt gar nicht, wie erleichtert ich bin.“ Er betrachtete Hanne von der Seite. Er sah wirklich schon wieder gesünder aus, obwohl er noch immer so dünn war. Seine Wangen hatten wieder eine schöne rosige Farbe angenommen. „Ich bin auch erleichtert.“, erwiderte Hanne. Er hatte sich noch so einiges vorgenommen für sein Leben. Zum Beispiel wollte er noch einmal nach Hamburg fahren und mit seiner toten Mutter und Lukas ins Reine kommen. Besonders Lukas war ihm wichtig. War es vielleicht das, was Dr. Müller vor einer Woche gemeint hatte? Dass er vielleicht so sein Leben in den Griff bekam? Bestimmt lag es auch mitunter daran, dass er sich wieder mit Kurt vertragen hatte. Seit er sich mit ihm ausgesprochen hatte, fühlte er sich wesentlich besser und hatte so auch neuen Mut für die Angelegenheit mit Lukas geschöpft. Hanne konnte nicht leugnen, dass es ein gutes Gefühl war, das er in Kurts Gegenwart hatte. Als Kurt gehen wollte, stand Hanne sogar auf, um ihn zu umarmen. „Das ist wirklich schön, Kurt.“, sagte er wieder und lächelte. Er rieb über Kurts Rücken. Kurt lächelte und legte seine Arme ebenfalls um Hanne, zog sie jedoch schon bald wieder so weit zurück, dass nur noch seine Hände an Hannes Taille lagen. Behutsam und nachdenklich strich Kurt über Hannes Seite und versteifte sich kaum merklich, als ihn plötzlich wieder seine Besorgnis um Hanne überkam. Was wäre, wenn Hanne noch kränker werden würde? Wie würde Lukas darauf reagieren, wenn er den ganzen Tag über weg war? Schon jetzt hatte Kurt viel Zeit bei Hanne zugebracht. Im schlimmsten Fall aber würde das sicherlich nicht mehr ausreichen und er müsste manche Nacht auch mal im Krankenhaus bleiben, wenn Hanne jemanden brauchte, der einfach nur bei ihm war. Wie sollte er das nur unter einen Hut bringen? Johannes löste seine Arme wieder und trat aus der Umarmung heraus. „Ist etwas?“, erkundigte er sich vorsichtig. Auch er hatte die Veränderung inzwischen bemerkt, konnte sich allerdings keinen Grund dafür herleiten. „Es ist nichts.“, log Kurt automatisch, bemühte sich um ein Lächeln. Die Wahrheit hätte Hanne wahrscheinlich so interpretiert, als habe sich Kurt gegen ihn entschieden. Mittlerweile wusste er, wie sensibel Hanne sein konnte. Hanne glaubte ihm. „Ich warte dann unten am Eingang auf dich, ja? So ungefähr um drei Uhr mittags müsste ich fertig sein.“ „Gut. Falls du ein wenig länger brauchst, kann ich ja auch noch ein paar Minuten warten. Bis Morgen dann, Hanne.“ Er lächelte und fasste an Hannes Schulter. „Ja. Bis Morgen, Kurt.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wie versprochen wartete Johannes am folgenden Nachmittag im Eingangsbereich der Klinik. Mit über einander geschlagenen Beinen saß er auf einer Sitzbank. Hinter seinem Rücken waren die Aufzüge und würde man nach rechts gehen, würde man zur Cafeteria kommen. Kurt beugte sich zu Hanne nach unten und umarmte ihn. „Wie fühlst du dich? Musstest du lange warten?“, fragte er. „Nein, nein. Ich bin erst vor ein paar Minuten gekommen. Und ich fühle mich wunderbar. Dr. Müller meint, dass sich meine Niere sogar wieder erholen kann. Er hat mich auch noch für die nächste Woche krankgeschrieben.“ „Na, das klingt doch prima.“, meinte Kurt freundlich. „Dann kannst du dich auch so richtig schön auskurieren. Gehen wir?“ Hanne erhob sich. „Sicher.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)