Kurt das war's von Lotos ================================================================================ Kapitel 9: Einmal Sex - und das war's dann!? -------------------------------------------- IX – Einmal Sex – und das war's dann!? „Frieda, bist du da?“, fragte Kurt am Nachmittag des darauffolgenden Tages und öffnete vorsichtig die Wohnungstüre. Er hatte Johannes praktischerweise schon auf dem Flur getroffen. „Halt!“, rief eine Frauenstimme aus der Wohnung. „Nicht weiter aufmachen! Ich stehe auf der Leiter.“ Dann, nach ein paar Sekunden, sagte sie: „Okay. Kannst reinkommen.“ Lukas rückte gerade die Leiter beiseite. Da seine Stimme ohnehin nicht allzu tief war, machte es ihm kaum Mühe sich so zu verstellen. „Ich hab gerade die Lampe angebracht.“, fuhr er fort und deutete zur Decke hoch, als er schließlich Hannes Anwesenheit bemerkte. „Oh, wir haben Besuch?“ „Ja. Das ist Hanne.“, sagte Kurt. „Hanne, das ist meine Freundin.“ Lukas schüttelte ihm mit aufgesetztem Lächeln die Hand. Kurt sah Lukas an, dass er am liebsten einfach gegangen wäre oder sich den falschen Handtuch-Busen aus dem Ausschnitt gerissen hätte. Man konnte bereits erkennen, wie sich Lukas Züge verhärteten, und dieser Eindruck wurde nur noch dadurch verstärkt, dass er es zu verbergen versuchte. „Dann kann ich jetzt ja auch wieder gehen.“, meinte Lukas als Kurt gerade etwas sagen wollte. „Tschüss.“ Während er tatsächlich ging, warf er Hanne noch einen vernichtenden Blick zu. „Warte!“, rief Kurt und lief ihm nach als er nicht stehen blieb. Den entgeisterten Hanne ließ er einfach stehen. „Lukas!“ Kurt hielt ihn am Arm fest, als er gerade die Haustüre öffnen wollte. „Was hast du denn?“, fragte er besorgt. „Das ist dieser Mistkerl von damals. Mit dem stehe ich keine Sekunde länger in der gleichen Wohnung!“ Lukas klang nach wie vor viel zu angespannt. „Du kannst ja weiter mit ihm rummachen, aber lass mich da raus.“ „Was hat er dir denn getan?“, wollte Kurt verzweifelt wissen. „Das geht dich nichts an!“, fauchte Lukas. Dann atmete er durch, schüttelte kaum merklich den Kopf und fügte schon etwas ruhiger hinzu: „Wie schon gesagt: es ist deine Sache, mit wem du dich triffst. Ich jedenfalls will nichts mit ihm zu tun haben.“ „Aber vielleicht irrst du dich ja auch! Es gibt doch sicherlich viele Männer, die ihm ähneln.“ „Lassen wir das.“, erwiderte Lukas nur. „Vielleicht gehe ich jetzt wirklich besser.“ Kurt verstand die Welt nicht mehr oder viel mehr noch weniger als zuvor, als Lukas tatsächlich ging. Was war denn jetzt schon wieder passiert? Da musste wirklich etwas ganz Schlimmes zwischen Hanne und Lukas vorgefallen sein. Nur was? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lukas hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen, als er das Gebäude schließlich verließ. Vor knapp fünf Jahren hatte er Johannes kennen gelernt. Er war mit Kurt und noch ein paar anderen Freunden, Tobias und Uwe, auf dem Cannstatter Volksfest gewesen. Etwas, das eigentlich jedes Jahr dazugehörte. Sie hatten zusammen im Zelt Bier getrunken und einen sehr lustigen Abend gehabt. Irgendwann hatte sich die Gruppe getrennt, Kurt und Uwe mussten nach Hause und auch Tobias verabschiedete sich schon bald. Kurz nachdem Tobias gegangen war und Lukas gerade auch selbst aufstehen wollte, hatte sich Johannes und sein Kumpel mit Freundin zu ihm gesetzt. Irgendwie war er mit Johannes ins Gespräch gekommen und als Johannes vorschlug, noch ein bisschen rauszugehen, stimmte Lukas zu. Nachdem sie eine Weile ziellos über das Festgelände gelaufen waren, bekam Hanne Lust auf die Achterbahn. Allerdings wurde ihm davon ziemlich schlecht und Lukas musste ihn ein klein wenig abstützen, damit er nicht herumtorkelte. Lukas musste lachen, als er Hanne schließlich zu einer Sitzbank gelotst hatte. Hanne musste ebenfalls lachen als es ihm wieder besser ging und schließlich gingen sie etwas abseits vom Trubel zum Rand des Geländes, an das eine Rasenfläche anschloss. Auf ihr hatten sich schon andere Leute niedergelassen und Lukas zog seine Jacke aus, legte sie auf den Boden und setzte sich drauf. Hanne setzte sich nach kurzem Zögern zu ihm und überkreuzte seine Beine. Es war eine angenehm warme Nacht für Ende September. „Wie alt bist du eigentlich, Lukas?“, fragte Hanne dann. „Sechzehn. Und du?“ „Einundzwanzig. Dann gehst du noch zur Schule?“ „Ja. Das ist dann die letzte Klasse.“ Auf eine direkte Nachfrage hin erzählte ihm Johannes von seiner Friseurausbildung, die er momentan machte. Er erfuhr auch, dass Hanne erst ein Jahr zuvor von Hamburg hierher gezogen war. Nach einer Weile ließ sich Hanne auf den Rücken sinken. Er wirkte ziemlich entspannt und lächelte, als Lukas sich ebenfalls nach hinten fallen ließ. Hanne rollte sich zur Seite und legte einen Arm um Lukas, der wohl zuerst skeptisch aufsah, dann allerdings eine Hand auf Johannes Rücken legte. Schneller als Hanne gucken konnte, gab er ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. Eindeutig der Alkohol, der ihn etwas mutiger werden ließ, anders hätte sich Lukas dieses Verhalten jetzt im Nachhinein nicht mehr erklären können. Johannes lächelte und küsste behutsam seine Lippen. Da sie leicht geöffnet waren, stupste er mit seiner Zunge hinein, stieß allerdings gegen Lukas Zähne. Das Bier musste schon eine verdammt enthemmende Wirkung auf Lukas haben, da er sich jetzt dazu hinreißen ließ, auch diesen Zungenkuss zu erwidern. Vielleicht war es auch einfach nur die Neugier darauf, wie Hanne reagieren würde, Lukas wusste es nicht. Allerdings zuckte er erschrocken zurück, als er diesmal sofort Hannes warme weiche Zungenspitze an seiner eigenen spürte. Lukas merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg und dass Johannes lächelte, milderte die Hitze auf seinen Wangen nicht im Geringsten. Bei ihrem nächsten Kuss ging Lukas ganz entspannt auf das Spiel mit Hannes Zunge ein. Hanne lächelte ihm entgegen, als sie sich schließlich lösten. „Also wenn dir irgendetwas zu weit geht, musst du etwas sagen.“, meinte Johannes jetzt. Lukas lächelte. „Nein, kein Problem.“ Beinahe liebevoll ließ Hanne seine Hände unter Lukas Pulli wandern, streichelte zunächst seinen Oberkörper, dann erkundeten seine Hände Lukas Hüften. Lukas hatte inzwischen Hannes Hemd und sein T-Shirt nach oben geschoben und erkundete nun auch seinen Körper. Vorsichtig strich er über die heiße und leicht verschwitzte Haut und verfolgte die blasse Narbe an seinem Bauch, die sich vom Beckenknochen bis zu den Rippen diagonal gegenüber zog. Eigentlich spürte man sie kaum, da sie sich nur ganz leicht von der übrigen Haut abhob. Nur zu gern hätte Lukas gefragt, woher sie kam, wusste allerdings auch, dass es ihn nichts anging. Lukas Hände lagen anschließend einige Augenblicke auf seiner Brust, genau an der Stelle seines Herzens, das wie verrückt hämmerte. Vorsichtig öffnete Hanne seine Jeans und drückte sein Becken gegen Lukas'. Spätestens jetzt hätte Lukas klar werden müssen, dass es für Hanne mehr als nur ein Spiel darstellte. Allerdings störte er sich daran inzwischen kein bisschen mehr, sondern strich Hannes nackten Rücken entlang nach unten bis zu seinem Po, wo er seine Hände liegen ließ. Nun umarmte Hanne ihn wieder, strich über seinen Hinterkopf und küsste ihn, wobei er ihn vorsichtig biss. Dann öffnete er Lukas Hose und berührte die verhärtete Stelle an seinen Shorts. Lukas lag zufrieden und ziemlich müde ins Johannes Armen. Sie hatten sich gegenseitig befriedigt, er selbst war in Hannes Hand gekommen. Johannes' Gesicht lag an seiner Brust und gleichmäßig sanft streichelte er seinen Rücken. Lukas schloss entspannt die Augen und war schon bald eingeschlafen. Erst am nächsten Morgen sollte Lukas wieder aufwachen. Johannes war bereits nicht mehr da. Verwundert bemerkte er, dass er sein Handy schwer in seiner Jackentasche lag, obwohl er es zuvor in seine Hosentasche gesteckt hatte. Er schaute auf das Display, um festzustellen, welche Uhrzeit es an diesem Sonntagmorgen war. Die sechs unbeantworteten Anrufe seiner Eltern übersah er absichtlich. Er starrte auf die Ziffern am unteren rechten Rand des Displays: halb neun. Er bemerkte auch noch, dass er eine ungelesene SMS bekommen hatte und öffnete sie. „Danke. LG Hanne“, hieß es dort. Danke!? Lukas war noch so schlaftrunken, dass er zunächst gar nicht so recht begriff, was geschehen war. Hanne und er hatten sich letzte Nacht befummelt und sich gegenseitig befriedigt. Und jetzt bedankte er sich per SMS? Lukas drückte einige Tasten auf seinem Handy, um Johannes Nummer angezeigt zu bekommen. Schließlich hatte er sie, speicherte sie ab und rief bei ihm an. Während er es bei dem anderen Gerät klingeln ließ, setzte er sich auf und zog die Beine an. „Ja?“, meldete sich schließlich eine Stimme am anderen Ende der Leitung, eindeutig Hannes Stimme. „Grüß dich, Hanne, ich bin's – Lukas.“ Ein kurzes Zögern entstand. „Bitte wer? Ich kenn dich nicht.“, erwiderte Hanne und legte einfach auf. Lukas starrte fassungslos auf das Telefon in seiner Hand. Er kannte ihn nicht, wollte ihn nicht kennen? Beim nächsten Aufleuchten seines Handydisplays zuckte Lukas zusammen und ihm wurde klar, wesewegen er das Ding in der Nacht überhört hatte: es war auf lautlos gestellt. Lukas nahm den Anruf ziemlich benommen an und hielt sich das Handy sofort etwas weiter von seinem Ohr weg. „Wo warst du!?“, keifte seine Mutter. „Du kommst jetzt sofort nach Hause!“ Lukas erinnerte sich noch daran, dass er sich irgendwie aus der Sache herausgeredet hatte. Er hatte irgendetwas erzählt von zu viel Bier, dass er noch einen Bekannten getroffen hätte und schließlich ganz einfach eingeschlafen sei. Und auch diese Nacht unter freiem Himmel sollte ihn noch teuer zu stehen kommen – in Form einer dicken Erkältung. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kurt war sofort zu Hanne zurück gelaufen und erwischte ihn gerade noch, als er gehen wollte. „Entschuldige vielmals. Ich weiß echt nicht, was in sie gefahren ist.“, entschuldigte sich Kurt. Er hatte Lust bekommen zu rauchen, erinnerte sich aber an das indirekte Versprechen, das er Maike gegeben hatte und auch an die Tatsache, dass er seine letzten Kippen bereits in die Mülltonne geworfen hatte. Hannes Brauen zogen sich kurz zusammen. „Du kannst ruhig sagen, dass das ein „er“ war. Ich bin nicht völlig blöde, Kurt.“, bemerkte er spitz. Kurt schaute Hanne einen Moment nur fassungslos an. Woher wusste er davon? Sah Lukas wirklich so verräterisch aus? „Ich bin weder blind noch taub.“, sagte Hanne zusätzlich noch. „Aber darum geht’s mir gerade gar nicht und darauf herumreiten will ich auch nicht. Ich gehe einfach mal davon aus, dass du nicht mich sondern alle anderen verarschen wolltest. Was hatte dieser Kerl eigentlich?“ „Ich weiß es nicht.“, gab Kurt zu und war erleichtert darüber, dass Hanne die Szene von eben nicht in den falschen Hals bekommen hatte. Dass Lukas Hanne offenbar kannte, verschwieg Kurt und wollte sich dafür sofort selbst in den Hintern beißen. Irgendwann würde sein Lügennetz so dicht werden, dass er sich selbst darin verhedderte. Aber andererseits ahnte Hanne möglicherweise auch das bereits. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Was war er nur für ein elender Hasenfuß geworden? Kurt machte sich zum ersten Mal seit er Hanne kannte Vorwürfe wegen seiner Lügen. Er hatte nicht einmal mehr den Mut zu seinen Macken zu stehen. Aber das brachte jetzt auch nichts mehr, wo er Johannes die erste Lüge aufgetischt hatte. Er gab sich selbst das Versprechen, zumindest mit seinem Vater Klartext zu reden. Er durfte nur nicht den gleichen Fehler wie damals mit Hanne und dem Bluttausch machen und alles überstürzen. Er schloss die Haustüre auf und fand bereits im Flur eine Notiz seiner Mutter vor: „Bin bei Maike. Kann spät werden. Mama“ Kurt kümmerte sich nicht weiter um den Zettel, sondern ging sofort in sein Zimmer. Nachdenklich ließ er sich aufs Bett sinken und schaute zur Decke hinauf. Er verstand absolut nicht, was Lukas für ein Problem mit Johannes hatte. Hanne war doch nett, oder? Bis auf die launischen Phasen, die er schon ab und zu an den Tag gelegt hatte, konnte man wirklich gut mit ihm klar kommen. Die ganzen letzten Wochen seit er ins Krankenhaus gekommen war, war Johannes freundlich gewesen, hatte ein offenes Ohr gehabt. Er hatte sich wirklich alle Mühe gegeben, ihn nicht mit seiner möglichen Infektion alleine zu lassen. Kurt verstand erst jetzt allmählich, wie viel Glück er eigentlich gehabt hatte, dass er sich nicht infiziert hatte. Denn was auf ihn hätte zukommen können mit einer HIV-Infektion, hatte ihm Johannes ziemlich deutlich gesagt. Kurt schrak auf, als es plötzlich an der Haustüre klingelte. Hatte seine Mutter keinen Schlüssel mitgenommen? Kurt ging zur Türe, öffnete und staunte nicht schlecht, als Lukas vor ihm stand. „Grüß dich, Kurt.“, sagte dieser und lächelte. „Hallo.“, erwiderte Kurt. Lukas strich sich verlegen durchs Haar. „Ich wollte eigentlich mit dir reden. Kann ich kurz reinkommen?“ „Sicher.“ Kurt trat zurück. „Gehen wir am besten nach oben.“ Lukas folgte Kurt in sein Zimmer. Drinnen schälte er sich aus seiner Jacke und ließ sich schließlich zu Kurt aufs Bett sinken. „Was gibt’s?“, fragte Kurt schließlich. Lukas biss sich wieder auf die Unterlippe, zog dann seine Beine an. „Tut mir leid, dass ich vorhin so aus der Haut gefahren bin.“, entschuldigte er sich dann. „Keine Ahnung, was mich geritten hat, Kurt, wirklich.“ Kurt nickte. „Kein Ding, Lukas. Aber weswegen eigentlich? Was hat Johannes denn gemacht, dass du dich so aufregst?“, fragte er in der Hoffnung auf eine Antwort. „Du erinnerst dich wahrscheinlich nicht mehr speziell an unseren Besuch auf dem Wasen vor fünf Jahren. Aber genau da hab ich Hanne kennen gelernt.“ Nach kurzem Zögern erzählte Lukas Kurt alles. Wie er zusammen mit Johannes über den Wasen gelaufen und schließlich auf dieser Wiese gelandet war, wie Hanne ihn geküsst und er selbst erwidert hatte. Wie sie sich schließlich angefasst hatten und er dann am nächsten Morgen alleine aufgewacht war. Wie er diese verdammte SMS entdeckt hatte und Johannes schließlich behauptet hatte, ihn nicht zu kennen. Kurt hatte schweigend zugehört. „Und deshalb hasst du ihn jetzt so?“ „Ich weiß nicht einmal, wieso ich überhaupt auf ihn eingegangen bin. Na ja, kurz darauf war ja dann das mit Ulrike.“ Kurt nickte. Ulrike war Lukas erste richtige Freundin gewesen, nachdem er davor bloß ab und zu einmal rumgeknutscht hatte. Allerdings hatte die Beziehung nur zwei Monate gehalten und war ziemlich abrupt von Lukas beendet worden. „Du hast durch Hanne bemerkt, dass du schwul bist, nicht wahr?“, sprach Kurt dann seinen nächsten Gedanken aus. Lukas schien gar nicht auf diese Nachfrage einzugehen. „Und dann hattest du plötzlich dein blödes Pummelchen. Diese Anne, deine Freundin.“ Kurt musste die Zähne fest zusammenbeißen, um Lukas nicht zurechtzuweisen. Er konnte es nicht leiden, wenn jemand schlecht über Anne sprach, obwohl ihre Beziehung ja schon ewig zurücklag und die Trennung auch nicht gerade von der schmerzlosen Sorte gewesen war. „Ich hab dann irgendwann bemerkt, dass ich Interesse an dir habe. Ganz allmählich. Ich war ziemlich eifersüchtig auf sie. Und ehrlich gesagt war ich froh, als sie dich dann hat sitzen lassen und einfach abgedampft ist.“ Kurt wandte sich Lukas wieder zu. Nein, so hatte er sein beinahe feindseliges Verhalten Anne gegenüber noch nie gedeutet. Lukas sprach wieder weiter. „Was Hanne angeht, war ich damals einfach nur maßlos enttäuscht von ihm. Und als er dann behauptet hat, sich nicht mehr an mich zu erinnern, war er vollends für mich gestorben. Es ging ihm damals nur darum, eine schnelle Nummer zu schieben. Mehr nicht.“ Nach einer kurzen Pause sagte Kurt: „Ich kann mir ehrlich gesagt kaum vorstellen, dass er dich für irgendwas benutzt hat. Er hat allgemein einen anderen Bezug zu manchen Sachen, denke ich. Er ist HIV-positiv, weißt du?“ Lukas sank etwas weiter in sich zusammen. Er war seltsam still geworden. „Das ist doch sexuell übertragbar, nicht?“ „Ja. Aber solange kein Blut oder Sperma von ihm in deinen Körper kommt, ist es nicht gefährlich für dich.“, antwortete Kurt. Lukas schüttelte den Kopf und rieb über seinen Bauch, der sich inzwischen empfindlich verkrampft hatte. „Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?“, fragte er schließlich, um sich abzulenken. Kurt erzählte ihm von seinem unfreiwilligen Friseurbesuch, davon, dass er mit Johannes ins Kino hatte gehen wollen, Johannes aber zusammengebrochen war und er ihn schließlich ins Krankenhaus begleitet hatte. Er erzählte auch von Hannes Misstrauen ihm gegenüber und seinem beleidigenden Verhalten. Schließlich erwähnte er noch den Bluttausch und wie fuchsteufelswild Hanne danach geworden war. Das nachfolgende Arztgespräch, zudem Hanne ihn geschleppt hatte, verschwieg er genauso, wie er die vielen intensiven Gespräche mit Hanne unerwähnt ließ. „Und weiter?“ Lukas sah zu ihm und schlug die Beine übereinander. „Hanne hat mich mehr oder weniger dazu gezwungen, einen HIV-Test machen zu lassen. Das Ergebnis ist letztens gekommen. Negativ, also nichts. Ich hatte echt eine Menge Glück.“ Lukas schlug für einen Moment die Augen nieder, ließ alles auf sich wirken. „Du weißt echt nicht, wie blöd du bist, Kurt.“ Er schüttelte den Kopf. Kurt sah nun auf seine Knie hinab. „Hanne hat mich mehr als genug runter gemacht, das kannst du mir gerne glauben. Und er hat mir auch echt eine Menge erzählt. Von sich und seinem Leben mit den Viren, von den Medikamenten, die er jeden Tag einnimmt. Ich bin echt dankbar, dass nichts passiert ist. Aber das tollste ist eigentlich, dass Hanne jetzt zumindest ein bisschen Vertrauen zu mir hat und nicht mehr denkt, ich würde ihm etwas vorheucheln, wenn ich ihm irgendwelche Fragen stelle oder mich ganz einfach dafür interessiere, wie es ihm geht.“ „Trotzdem, das war leichtsinnig.“, wiederholte Lukas. „Ich weiß. Entschuldige, Lukas.“, murmelte Kurt. Unten wurde die Haustüre aufgeschlossen. Kurts Mutter war zurückgekommen. „Kurt;“, rief sie, „komm doch mal eben runter!“ „Scheiße.“, fluchte dieser. Dann wandte er sich an Lukas: „Schnell! Steck dir irgendwas vorne rein.“ Er gab ihm zwei T-Shirts aus einer Umzugskiste. Dann öffnete er die Tür und ging die Treppe runter. „Ja, was ist, Mama?“, fragte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)