Zum Inhalt der Seite

Kurt das war's

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Böses Erwachen

I - Böses Erwachen
 

Es war acht Uhr morgens, als sein Wecker klingelte. Missmutig drehte Kurt Wellinger sich um in der Hoffnung, der schrille Ton sei nur in seinem Traum, doch es hörte nicht auf. Widerwillig tastete er zu seinem Wecker und schlug mit der Handfläche auf den großen Knopf an der Oberseite des runden Gerätes. Dann setzte er sich auf. Langsam realisierte er, dass er ja heute, am Dienstag, frei hatte. Er rieb sich die Augen und fuhr sich dann in einer Bewegung durchs Haar, die in einem Räkeln der Arme endete. Etwas, das er jeden Morgen tat.

Heute war es jedoch anders. Noch einmal tastete er. Die Haare waren ab, definitiv. War er gestern tatsächlich so betrunken gewesen? Quatsch! Er hatte schon lange keinen Alkohol mehr angerührt. Langsam fing sein müdes Hirn richtig an zu arbeiten. Es war ja schon einmal so gewesen. Ehe er darüber noch einen Gedanken verlor, zog er sich ein T-Shirt über die Pyjamahose.
 

Kurt ging aus dem Zimmer und stieß auf seine Mutter, die gerade eben die Treppe hinunter gehen wollte. „Mama, was hast du jetzt schon wieder angerichtet!?“, stellte er sie jetzt zur Rede.

Seine Mutter wandte sich zu ihm um. „Oh, Kurt! Hast du’s bemerkt?“, fragte sie.

„Bist du auch noch stolz darauf!?“, brüllte Kurt ihr entgegen. Seine Wangen zuckten. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er irrsinnig wütend war. „Die ganzen schönen Haare. Alle ab!“

„Aber Kurt.“, sagte sie beschwichtigend und kam auf ihn zu. „Da sind doch noch welche.“

Bestürzt sah Kurt an sich hinunter. Er stand in seiner Pyjamahose von eben auf dem Flur. Gut so.

„Doch nicht da.“, meinte seine Mutter lachend und griff nach einer übrig gebliebenen langen Strähne, die ihm gerade bis zur Schulter reichte. „Die hier meine ich.“ Sie hielt sie ihm unter die Nase und wuschelte ihm durch den halblangen Blondschopf.

Ärgerlich schlug Kurt ihre Hand weg. „Wieso?“, brüllte er. „Wieso hast du meinen Pferdeschwanz abgeschnitten während ich geschlafen hab?“

„Ich meinte es doch nur gut. Schau, es..“

„Du meinst es nur gut? Wenn du es gut meinen würdest, hättest du die Finger von meinen Haaren gelassen!“

Seine Mutter redete unbehelligt weiter: „Es sieht einfach nur unordentlich aus.“

Kurt verschränkte seine Arme. Er kannte ihre Erklärungsversuche zur Genüge. Vorsichtig trat er einen Schritt zurück, atmete durch, um sich wieder besser zu kontrollieren. „Sag mal, warum tust das eigentlich? Du weißt doch, dass ich das alles gar nicht möchte. Warum sparst du dir nicht deine Nerven?“

„Morgen ist doch dein Geburtstag. Du solltest dir wirklich deine Haare wieder schneiden lassen.“

Kurt erinnerte sich wieder. Bisher hatte sie jedes Mal zumindest versucht ihn zum Friseur zu schleppen. Er erinnerte sich noch lebhaft an den Streit, als sie verabredet hatten, dass sie auf ihn warten würde und er gegenüber von dem Salon eine Zigarette geraucht hatte, als sie kam. Er war nicht mal dort gewesen. Dann hatte sie ihm eine Ohrfeige gegeben und ihn hinein gezerrt. Daraufhin hatte er sie eine Woche lang nicht mehr angesehen und sie wie Luft behandelt, obwohl seine Frisur gar nicht schlimm ausgesehen hatte. Damals war er gerade sechzehn geworden.

„Mein Gott! Das ist doch immer die gleiche Diskussion!“, rief er und verlor langsam wieder die Beherrschung. „Du hast doch wohl hoffentlich noch keinen Termin vereinbart?“ Kurt sog die Luft ein, weil er sich wieder an die Friseurin erinnerte, die ihn einmal völlig falsch verstanden hatte und ihm mit der Haarschneidemaschine einen raspelkurzen Schnitt verpasst hatte, der vier Wochen gebraucht hatte, bis die beinahe kahle Kopfhaut wieder von Haaren bedeckt gewesen war. Er hatte gar nicht schnell genug reagieren und abwehren können, wie sie ihm die Haare abgeschnitten hatte und schließlich hatte er es aufgegeben, ihr zu erklären, dass sie seine Haare etwas länger lassen sollte. Seitdem schnitt er sich regelmäßig die Spitzen selbst ab. Er pflegte seine Haare wirklich gut und gab auch darauf acht.

„Das machst du besser selbst, dachte ich.“, erwiderte sie nun. Dann verabschiedete sie sich, weil sie zur Arbeit musste.
 

Kurt schaute ihr stinksauer nach. Als er sich sicher war, dass sie fort war, ging er ins Badezimmer, wo er sich im Spiegel ansah. Sein Haar reichte ihm auf der einen Seite bis zum Kinn, auf der anderen war es noch etwas länger. Vorsichtig kämmte er sich das Haar zurück, fasste es probeweise am Hinterkopf zusammen, aber einen Zopf reichte es bei weitem nicht mehr. Dann drehte er sich so zum Spiegel, dass er zumindest halbwegs seinen Hinterkopf sah. Ihm fiel außerdem wieder die Strähne auf, die ihm seine Mutter eben unter die Nase gehalten hatte und er merkte, wie lang seine Haare eigentlich gewesen waren. Was er auch noch sah, war, dass seine Mutter nicht ganz gerade geschnitten hatte. Wahrscheinlich aus Versehen war die Kante, an der seine Haare aufhörten, sichtlich schief geworden. Kurt seufzte und schnitt sich vorsichtig die übrig gebliebene blonde Strähne ab. Gerade abschneiden konnte er sich seine Haare insgesamt wohl kaum selbst. Er musste wohl zum Friseur gehen.
 

Kurt zog sich ordentliche Kleidung an, weil es jetzt ohnehin zu früh war, um bei einem Friseur anzurufen, da dort meist erst jemand ab halb neun zu erreichen war. Schließlich ging er ins stille Erdgeschoss des Hauses und nahm sich den Rest Kaffee aus der Warmhaltekanne, den seine Mutter für ihn mit gekocht hatte. Er nahm sich außerdem das Telefonbuch und das schnurlose Telefon. Kurt nahm einen Schluck aus der Tasse und schlug das Telefonbuch auf. Er überflog die vielen Anzeigen und blieb schließlich an einer hängen, die ihm bekannt vorkam, da er schon oft an dem Salon vorbeigegangen war, der ziemlich zentral in der Stadt war. Er wählte die Nummer und musste gar nicht lange warten, bis sich die Stimme einer relativ jungen Frau meldete.

„Hallo, Kurt Wellinger hier. Ich brauche einen Termin zum Haareschneiden. Geht das noch heute Vormittag? Mir ist meine Frisur ein bisschen verunglückt.“

„Oh, das muss ich nachschauen.“, meinte sie und Kurt hörte, wie sie ein Heft aufschlug, dann einmal blätterte. „Bei meinem Kollegen ist noch etwas frei. In einer halben Stunde um neun?“, fragte sie.

„Das ist super.“

„Gut. Wie war der Name noch gleich?“

Kurt wiederholte seinen Namen. „Sehr gut. Dann bis heute um neun.“

Erleichtert bedankte sich Kurt noch einmal bei ihr und legte schließlich auf.
 

Kurt musste sich beeilen, wenn er nicht völlig nüchtern aus dem Haus gehen wollte und nahm sich einfach nur einen Apfel mit. Er zog sich über sein T-Shirt ein Hemd an, das er eigentlich sehr gerne trug und knöpft es zu. Danach kämmte er sich im Badezimmer, wusch sich und putzte seine Zähne.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Kurt betrat um kurz vor neun den Friseursalon. Ein junger Mann wandte sich zu ihm um. Er hatte kurzes rötliches Haar, das ein bisschen zerzaust wirkte, und war sehr schlank, allerdings ohne wie eine Bohnenstange auszusehen. „Hallo.“, sagte er und lächelte.

„Hi.“, erwiderte Kurt. „Ich hatte einen Termin um neun.“

„Ah, okay. Dann bist du bei mir. Ich bin Johannes, sag aber ruhig Hanne zu mir.“

„Kurt. Freut mich.“ Kurt lächelte zurück.

„Setz dich doch schon mal dort hin. Ich bin gleich wieder da.“

Kurt ließ sich auf den freien Stuhl sinken. Er hatte nach wie vor ein ungutes Gefühl, da er Friseurbesuche absolut nicht ausstehen konnte. Allerdings schien der Kerl, der ihm gleich an seinen Haaren herumschnippeln würde, recht nett zu sein.

Kurt nahm sich vor, sich keine Gedanken mehr zu machen und ließ seine Augen stattdessen ein bisschen durch den Raum wandern. Neben ihm saß eine Frau, der die Friseurin, mit der er wahrscheinlich telefoniert hatte, Farbe auf dem Haar verteilte. Kurt entdeckte außerdem die völlig unpassende Deckenlampe, die aussah wie ein Kronleuchter mit knallbunten Plastikkristallen. Ansonsten sah der Laden aber aus wie jeder andere Friseursalon: weiße Wände mit Spiegeln dran und ungemütliche schwarze Stühle, dazu noch jede Menge auffällig bunte Flaschen und Spraydosen, deren Inhalt einem in die Haare geschmiert wurde. In der Nähe der Eingangstür stand außerdem eine riesige Yucca-Palme.

Hanne kam zurück und hatte einen Umhang bei sich, den er Kurt jetzt auch um die Schultern legte. „Hast du schon eine Vorstellung, wie du deine Haare geschnitten haben möchtest?“

„Ehrlich gesagt nein.“, gab Kurt zu. „Allerdings sicherlich nicht kurz. Ich wollte sie mir eigentlich nur wieder gerade abschneiden lassen.“

„Na, das ist doch eine ziemlich klare Vorstellung. Du bleibst also ungefähr bei deiner jetzigen Länge.“ Hanne begann, sein Haar zu kämmen. „Es sieht tatsächlich ein wenig ungleichmäßig aus. Ich würde dir auf jeden Fall einen Zentimeter abschneiden. Dann kommst du auch wieder auf eine schöne gleichmäßige Länge.“ Hanne nahm eine Strähne auf und zeigte Kurt, welche Länge er meinte. „Und am Hinterkopf würde ich dir ein paar Stufen schneiden, dann sieht das auch lockerer aus. Okay?“

Kurt stimmte zu. „Ich würde mir meine Haare gerne wieder wachsen lassen. Geht das dann mit der Frisur?“

„Sicher. Ich mache sie dir ja nicht zu stufig.“

„Dann ist das okay, Hanne.“ Kurt lächelte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Kurt musste lächeln und bedankte sich, als Hanne schließlich die neue Frisur fertig hatte. Es gefiel ihm sehr, obwohl es natürlich ungewohnt war, kürzere Haare zu haben.

Jetzt beugte er sich leicht vor, während Hanne ihm den Nacken ausrasierte und schließlich die Härchen mit einem Haarpinsel wegmachte.

„Das hätten wir dann.“, meinte Hanne und nahm ihm schließlich den Umhang wieder ab.

„Danke nochmal.“ Kurt stand auf, nahm zuerst seine Jacke vom Haken und folgte Hanne dann zur Kasse. Er bezahlte. „Darf ich dir noch ne Zigarette anbieten?“

Hanne zögerte kurz. „Sicher.“ Er wandte sich zu seiner Kollegin um. „Ich mache schnell Zigarettenpause, ja?“
 

Hanne begleitete Kurt nach draußen. Auch er hatte jetzt eine Jacke an und nahm einen Zug der Zigarette, die ihm Kurt gegeben hatte.

Kurt fuhr sich wieder durchs Haar, das sich jetzt wirklich gut anfühlte. „Ich hab dir doch von dem Ärger erzählt, den ich schon meiner Frisur wegen mit meiner Mutter hatte. Das ist echt eine der wenigen Frisuren, die mir ehrlich gefallen.“

„Na, jetzt übertreib mal nicht.“ Hanne lachte und nahm einen weiteren Zug.

„Ich würde mit dir gerne mal ins Kino gehen. Natürlich nur, wenn du Lust und Zeit hast.“

Jetzt ließ Johannes eine Pause entstehen, in der er die Asche von seiner Zigarette klopfte, sie wieder zum Mund führte, aber doch keinen Zug nahm. „So?“ Hanne ließ wieder ein Pause entstehen, lächelte dann wieder. „Klar, gerne. Warum auch nicht?“

„Super.“ Kurt freute sich. Hanne war ihm in gewisser Weise sympathisch. Außerdem zeigte er sogar etwas Verständnis für seine Abneigung gegen Friseurbesuche.

„Das beste wäre wohl, wenn wir ziemlich kurzfristig telefonieren.“ Hanne zog Stift und Zettel aus seiner Gürteltasche an der Hüfte, in der er auch seine Scheren hatte, und notierte Kurt eine Nummer, schrieb dann noch seinen Vornamen drunter. „Das ist meine Handynummer.“, erklärte er dann. „Ruf mich einfach an.“

„Danke.“
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Sein nächster Weg führte Kurt an diesem Vormittag zur Bank. Sein Vater war der Leiter der dortigen Zweigstelle.

Kurt ging auf die Frau am Schalter zu. Er kannte sie vom Sehen her, wusste allerdings ihren Namen nicht.

„Ah, du möchtest sicherlich zu deinem Vater. Er ist da, geh also ruhig gleich rein.“

Kurt bedankte sich bei ihr. Er klopfte rein aus der Gewohnheit heraus an, öffnete sie dann jedoch sofort. Drinnen hob sein Vater den Blick und lächelte, als er ihn erkannte.

„Kurt, grüß dich! Toll, dass du auch mal wieder rein schaust.“ Er erhob sich von seinem Bürostuhl und umarmte seinen Sohn herzlich.

„Hallo Heinz.“, erwiderte Kurt. Er nannte seinen Vater seit der Trennung seiner Eltern nicht mehr Papa sondern beim Vornamen.

„Was gibt’s? Du bist doch sicher nicht nur zum Spaß hier.“, fragte er dann und zog Kurt zu dem kleinen Besuchertisch. „Setz dich doch.“

Kurt ließ sich auf den Stuhl sinken. „Ich möchte von zu Hause ausziehen.“, antwortete er dann auf die vorherige Frage seines Vaters. „Es funktioniert einfach nicht mehr, dass ich mit Mama zusammen wohne.“

„Was ist denn passiert?“, fragte sein Vater geduldig.

„Sie war der Meinung, dass ich mir mal wieder die Haare schneiden lassen sollte und hat über Nacht einfach meinen Pferdeschwanz abgeschnitten. Ich war gerade eben beim Friseur und bin ja noch froh, dass er nicht zu viel hat abschneiden müssen.“

Sein Vater lächelte. „Der Haarschnitt steht dir gut. Aber du hast natürlich recht, dass das so nicht gehen kann.“

Kurt nickte. „Na ja, auch sonst streiten wir uns oft. Sie meint immer noch, dass sie aufpassen müsste, wann ich nach Hause komme. Sie schnüffelt mir hinterher, das weiß ich ganz genau.“

„Ich verstehe, Kurt.“, erwiderte sein Vater. „Wie kann ich dir helfen?“

„Ihr vermietet doch auch Wohnungen, oder?“

„Ja, natürlich, aber da müsstest du mit denen von der Immobilienabteilung reden. Da machst du am besten einen Termin aus, dann könnt ihr mal zusammen etwas heraussuchen. Du möchtest mit Frieda zusammen ziehen, oder, Kurt?“

„Vielleicht. Manchmal hab ich das Gefühl, wir verstehen uns total gut und dann im nächsten Moment will sie wieder absolut nichts von mir wissen. Wir kennen uns jetzt einen Monat lang, aber irgendwie ist sie immer noch so komisch. Ich weiß nicht, ob das etwas wird.“

„Du solltest ihr vielleicht mal irgendwie zeigen, dass du sie gern hast. Vielleicht braucht sie auch einfach mal ein Zeichen von dir.“

„Ich wollte sie schon ein paar Mal küssen oder sie in den Arm nehmen, aber da wird sie erst recht zur Wildkatze.“

Sein Vater lachte. „So doch nicht! Nein, geh mit ihr mal weg oder so. Schenk ihr ein Halstuch oder eine hübsche Kette und sag meinetwegen, dass es gut zu ihren Augen passt.“

Kurt musste ebenfalls lächeln. „Na, ich weiß nicht, ob sie mir nicht dann erst recht die Augen auskratzt. Du kannst sie nicht mit anderen Frauen vergleichen. Sie ist einfach komisch in manchen Sachen.“

„Das schaffst du schon. Und wenn nicht, gibt es auch noch andere.“

„Hm, sicher. Gibst du mir noch die Nummer von eurer Immobilienabteilung? Dann kann ich dort anrufen.“

„Natürlich. Ich schreib sie dir auf.“

Schließlich nahm Kurt die Nummer entgegen und bedankte sich bei seinem Vater. „Tschüss.“, meinte er noch, während er wieder in den Schalterraum ging.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Kurt verließ die Bank wieder. Er fragte sich einmal mehr, was eigentlich zwischen ihm und Frieda war. Einerseits wollte sie nicht, dass er sie anfasste, andererseits bezeichnete sie sich nur allzu gerne als seine Freundin. Am einen Tag lachte sie noch lauthals mit ihm, so sehr, dass ihr Lachen eher nach einem Mann klang, am anderen Tag war sie wieder total verschlossen und wollte nichts von ihm hören. Er kam sich mittlerweile wirklich dumm vor. Wenn er ehrlich war, fand er eigentlich nichts besonderes an ihr, aber sie erinnerte ihn stark an seinen ehemals besten Freund, mit dem er sich vor Jahren heillos zerstritten hatte. Lukas hatte ihm bei ihrer Schulabschlussparty die Zunge in den Hals gesteckt, als er total betrunken gewesen war und Kurt hatte ihn wutentbrannt angeschrieen. Daraufhin hatte sich Lukas auch gar nicht mehr gemeldet. Kurt war sich inzwischen ziemlich sicher, dass Lukas in ihn verliebt gewesen war, obwohl er das nicht mit Gewissheit sagen konnte. Er hatte sich kurz vorher von seiner damaligen Freundin getrennt, einem schüchternen Mädchen, das aber richtig aufgeblüht war, nachdem die beiden zusammen gekommen waren. Lukas hatte nie einen richtigen Kommentar zum Trennungsgrund gegeben, sondern nur, dass es nicht das passende für ihn gewesen sei.

Kurt selber hatte damals eigentlich erst seine erste Freundin kennen gelernt. Es waren zwei tolle Jahre gewesen, die er mit ihr zusammen gewesen war. Anne war ein bisschen pummelig gewesen, aber unheimlich liebevoll und einem Fimmel für lange blonde Haare hatte sie gehabt. Eigentlich hatte Kurt sich nur ihretwegen eine Mähne wachsen lassen. Vorher waren sie nur so halblang gewesen, wie jetzt im Moment.

Vor knapp zwei Jahren – im Sommer würden es zwei Jahre werden – hatten sie sich getrennt.
 

Und so eine Beziehung mit einer wie Frieda? Kurt konnte sich nicht vorstellen, dass sie einfach mal zusammen einen Abend auf dem Sofa verbringen würden, sich küssten, vielleicht ein bisschen Petting. Anne hatte ihm immer liebend gerne durchs Haar gestreichelt. Vor allem, nachdem er seine Bäckerausbildung angefangen hatte, hatte sie sich an ihn geschmiegt, an seinen langen Haaren gerochen und irgendwann beschlossen, mitten in der Nacht Lust auf Aufbackbrötchen zu haben.
 

Kurt musste lächeln, als er an diese Marotte dachte. Plötzlich wurde er jedoch von einer quietschenden Bremse aufgeschreckt. Sein Blick flog zur Seite und er sah schreckensbleich einen PKW auf sich zu rollen. Er wurde umgestoßen, stieß sich den Kopf... und dann war alles schwarz.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Evilsmile
2012-06-28T12:16:51+00:00 28.06.2012 14:16
Deine FF habe ich entdeckt, weil ich nach dem Stichwort Aids gesucht habe. Vor kurzem erst hab ich ein Buch über dieses Thema gelesen und war danach ziemlich deprimiert weils so traurig war...

Jetzt aber zur Geschichte.
Mit Kurt hast du einen zum Kopfschütteln menschlichen Charakter geschaffen, ich kenne in real einen Kurt und der ist auch so ein Schussel^^
Heinz finde ich cool, auf Friedas ersten Auftritt bin ich mal gespannt, das Verhalten der Mutter finde ich absolut nicht akzeptabel und hoffe für Kurt, dass es mit der Wohnung was wird.
Überhaupt finde ich, dass in den Dialogen deine Stärken liegen, sie klingen so locker, wie man wirklich reden würde.

Du könntest mehr schildern. Die Örtlichkeiten, das drumherum und die Aktionen der Hauptcharaktere. Ich kenne das, ich muss mich auch immer dazu zwingen. Aber sonst ist der Leser so unorientiert und langweilt sich. z.B als er beim Friseur ist und Hanne zum ersten Mal begegnet. Hätte ich mir eine genauere Beschreibung von Hanne gewünscht, zumal er ja ein Hauptcharakter ist. Und dass Kurt vielleicht ein bisschen beeindruckt von seinem Handwerk ist, wie er gekonnt was aus seinen Haaren zaubert...dazu der Geruch von Haarsprays im Friseurladen, gerade weil er Friseurbesuche hasst, wird er diese wohl eher nicht als angenehm bewertet haben.

Alles in allem ein guter Anfang, der neugierig auf die weitere Entwicklung der Charaktere macht. Und mit einigen Lachern (Da sind doch noch Haare - nicht DA! xD)
Schreib auf jeden Fall weiter, egal was kommt!

LG


Zurück