Shi Ans von Tei ================================================================================ Home Sweet Home ~ 2e Partie ~ ----------------------------- @ hide_sama: *g* Ich bin auch immer ein ungeduldiger Leser, weshalb es durchaus mal vorkommt, dass ich eine ganze Nacht lang durchlese, weil ich das Buch nicht beiseitelegen kann^^; @ Asmodina: Ich hätte eine Heizdecke und Eiswürfel im Angebot. Was willst du? ^.~ @ -Shin-: Nicht mehr viel, versprochen! Am Ende wirst du sogar sehen, dass ich eigentlich ganz lieb war^^ @ Terra-gamy: Manchmal glaub ich, dass du heimlich Zugang zu meinen Storyboards hast. Oder du kennst meinen Erzählstil mittlerweile zu gut…^^; @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Da ich mich im TV oft genug über den Schwachsinn aufrege, den Drehbuchautoren über Diabetes zusammendichten („Er hat die schlimmste Form!“ … oder … „Schnell, er ist unterzuckert! Er braucht sein Insulin!“), bin ich immer sehr penibel, wenn es darum geht, Krankheitsbilder und dergleichen darzustellen. @ all: Viel Spaß mit dem 19. Kapitel!^^ •••••••••••••••••••• Toshi hatte keine Ahnung, wie lange er letztendlich geschlafen hatte. Was er jedoch wusste, war, dass er sofort aufrecht im Bett saß und hellwach war, als er Kouki panisch nach ihm schreien hörte. Er sprang auf, verhedderte sich natürlich erst einmal in der Decke, die sich während des Schlafes um seine Beine gewickelt hatte, und rannte dann ins nebenanliegende Zimmer, kaum dass er sich befreit hatte. „Was ist los?“, wollte er von dem anderen wissen noch bevor er wirklich im Raum war und blieb dann irritiert stehen, als er durch die Tür getreten war. Kouki lag halb auf dem Bett und schien mit seinem älteren Bruder zu ringen, der hysterisch um sich schlug, sich bereits völlig in den Schläuchen und Kabeln verheddert hatte und dessen Atemmaske am Kinn hing. Während der jüngere der Brüder versuchte Vernunft in den Älteren einzureden, konzentrierte sich Toshi auf das, was Yoshiki unkontrolliert nach Luft schnappend von sich gab. Das wilde Piepsen des EKGs schob er erst einmal in den Hintergrund und nahm dafür immer wieder seinen Namen oder Fetzen dessen war. „Toshi, Gott sei Dank bist du da!“, keuchte Kouki und versuchte, seinen Bruder irgendwie zu beruhigen, doch nichts was er tat, schien zu helfen. Im Gegenteil, dieser steigerte sich immer weiter rein und so abgehakt und röchelnd wie er atmete, fürchtete er, dass er bald keine Luft mehr bekam. „Ich krieg ihn einfach nicht beruhigt!“ Sofort war Toshi beim Bett, setzte sich darauf und zog Yoshiki in seine Arme, wobei er ihn so an seine Brust drückte, dass er nicht mehr länger um sich schlagen konnte. „Shhhhh, Yocchan… alles okay… alles ist gut!“, redete er in einem ruhigen Tonfall, in dem man normalerweise wohl eher auf ein kleines, panisches Kind einging, auf ihn ein und wiegte ihn leicht hin und her, während der Jüngere ihn aus weitaufgerissenen Augen anstarrte und nach Luft schnappte. Kouki hatte sich unterdessen wieder aufgerichtet und beobachtete, wie sein Bruder langsam ruhiger wurde – zumindest hatte er aufgehört mit den Armen wild um sich zu schlagen. „Alles okay, Yocchan… alles okay…“, wiederholte Toshi immer wieder dieselben Worte und legte seine Stirn gegen Yoshikis. „….. –shi…….“ „Ich bin hier, Yocchan… ich bin hier… alles ist gut…“ Er war froh, als der Jüngere sich endlich beruhigte und wieder langsamer atmete, anstatt wie ein Fisch an Land nach Luft zu schnappen. Allmählich begann er seinen Griff um den anderen zu lockern und hob den Kopf wieder an, um ihn direkt anzusehen, wobei er seinen Blick erwiderte. Doch wenn sich Toshi nicht ganz täuschte, dann glaubte er darin so etwas wie Angst und Furcht zu sehen. Die Frage war nur weshalb und wovor? „……. Tocchi……..“ „Shhhhh, ich bin hier, Yocchan…“ Sanft strich er über die Wange des anderen und wiegte ihn wie ein kleines Kind leicht hin und her. „Ich werde dich mal entheddern…“ Behutsam legte er ihn zurück auf die Matratze, aber Yoshiki wollte direkt die Hand nach ihm ausstrecken und ihn festhalten, doch durch den Salat aus Kabeln und Schläuchen hing er fest, sodass Toshi sie ergriff und wieder auf die Brust des Jüngeren legte. „……. Tocchi……….“ „Ich befreie dich nur rasch, okay?! … Ich geh nirgendwo hin…“ Vorsichtig begann er das Chaos zu entwirren und fragte sich einmal mehr, was genau vorgefallen war, dass es dazu gekommen war. Nach ein paar Minuten hatte er seinen besten Freund schließlich aus dem Gewirr befreit, das einzige, das er noch ordnen musste, war die Maske des Sauerstoffgerätes, welche er behutsam von dessen Gesicht nahm, den Schlauch entdrehte und sie ihm dann wieder aufsetzen wollte, als Yoshiki erneut die Augen aufriss und seine Hand wegschlagen wollte. „Shhh, das ist nur eine Sauerstoffmaske“, erklärte Toshi ruhig und fasste den schmalen Arm des anderen, um ihn wieder auf die Matratze zu drücken. „Siehst du?“ Damit hielt er ihm die Maske direkt vor die Augen und drückte sie anschließend leicht über Mund und Nase, ohne die Gummiriemen über seinen Kopf zu ziehen. „Du nimmst dadurch lediglich mehr Sauerstoff auf, auch wenn deine Atemleistung eingeschränkt ist…“ Als Yoshiki keine Anzeichen mehr machte, ihn abzuwehren und ruhig durch die Maske atmete, setzte Toshi sie wieder richtig auf und nahm seinen besten Freund dann wieder in den Arm, wobei er darauf achtete, dass er hoch genug lag, um richtig Luft zu bekommen. „Siehst du, alles okay, Yocchan…“ Erneut redete er leise auf den Jüngeren ein und wiegte ihn wie ein kleines, verängstigtes Kind hin und her, während Yoshiki seinen Kopf gegen seine Schulter lehnte, die Augen schloss und sich seine linke Hand in Toshis Hemd verkrallte. Am Rande bekam der Ältere mit, wie das EKG nicht mehr wild piepste und es dauerte nicht lange, bis der andere erneut eingeschlafen war, sodass er schließlich aufblickte und zu Kouki sah, der schweigend am Fußende saß und sich auf die Unterlippe biss. „Was war los?“, wollte Toshi wissen, während er seinen besten Freund weiter im Arm hielt. „Das frage ich mich auch“, entgegnete der jüngere der Brüder und strich sich durch die Haare. „Er ist plötzlich wach geworden und hat angefangen zu würgen, also hab ich ihn hochgezogen, ihm die Maske heruntergezogen und ihm die Schüssel hingehalten.“ „Hat er sich erneut erbrochen?“ „Nein, er hat ein paar Minuten lang gewürgt, aber nichts von sich gegeben… Ich hab dabei die ganze Zeit mit ihm geredet, hab ihm über den Rücken gestrichen und er hat absolut keine Reaktion gezeigt… Und plötzlich, als ich die Schüssel wegnahm, hat er mich völlig entsetzt angesehen und angefangen hysterisch zu werden. Ich habe versucht, ihn zu beruhigen, aber es ist nur schlimmer geworden. Er hat angefangen um sich zu schlagen, er hat nach dir gerufen… als ich versuchte, ihm klar zu machen, dass du gerade nicht da bist, ist er völlig ausgerastet…“ Seufzend hörte Toshi Koukis Ausführungen zu und drückte dabei Yoshiki an sich. „Wie hast du ihn so schnell ruhig bekommen?“ „Indem ich da war“, antwortete der Älteste leise und malte unregelmäßige Muster auf den Oberarm seines besten Freundes, der friedlich schlief und ihn noch immer am Hemd festhielt. „Ich glaube, seine größte Angst ist aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein Traum war, dass ich wirklich tot bin und er alleine ist und ich diesmal wirklich nicht mehr zurückkomme, so wie beim letzten Mal… Vorgestern hat er am Nachmittag etwas geschlafen und ich war draußen, als er aufgewacht ist, anstatt bei ihm, wie sonst immer… er hat mir erzählt, dass er dachte, als er mich nicht direkt gesehen hat, es wäre alles nur ein Traum gewesen… dann hat er allerdings meine Sachen gesehen und wusste, dass ich bei ihm war… Hier in diesem Schlafzimmer gibt es nichts, dass auch nur im entferntesten auf mich hindeutet und ihm versichern könnte, dass ich am Leben bin und er es nicht geträumt hat…“ „Aber es war, als hätte er mich absolut nicht erkannt!“, beharrte Kouki und klares Unverständnis war in seinen Augen zu sehen. „Er war wahrscheinlich nicht mal wirklich wach und verwirrt und irritiert… er wusste nicht, wo er war… und wenn in seinem Kopf wirklich ein weiterer Tumor wächst, dann können wir nur erahnen, wie das seine Wahrnehmung und sein Verhalten beeinflussen könnte…“ „Aber er hat sofort auf dich reagiert! … … Manchmal denke ich fast, dass er dich mehr als Familie ansieht als mich… …“ „Kouki… ich weiß, dass er auf mich fixiert ist, jetzt noch viel stärker als zuvor, aber weißt du… in all der verrückten Zeit, die X war, da waren wir beide füreinander die einzige Konstante, von der wir wussten, dass sie morgen auch noch da sein würde… es war egal was passierte, wir konnten uns darauf verlassen, dass wir am nächsten Morgen zumindest den jeweils anderen noch immer hatten… Und solange wir beide uns hatten, war für X alles möglich… auch wenn wir unsere Mitglieder zum Teil häufiger gewechselt haben als manche ihre Unterwäsche, wir wussten, solange wir den jeweils anderen hatten, konnten wir mit X alles schaffen…“, erklärte Toshi leise und drückte Yoshiki unterbewusst an sich. „Aber Kouki, komm nie auf den Gedanken, er würde dich nicht als Familie ansehen…! Du und eure Mutter wart die einzigen Personen nach denen er explizit gefragt hat, wie es ihnen geht. Er hat von sich aus die Zustimmung gegeben, dass ich dich anrufe, um dir zu sagen, dass ich ihn gefunden habe…“ „Das heißt, wenn er nicht eingewilligt hätte, hättest du mir nie erzählt, dass du ihn gefunden hast?“ „Wenn es sein Wunsch gewesen wäre, dann hätte ich das respektiert und geschwiegen“, bestätigte Toshi. Es wäre ihm sicherlich nicht leicht gefallen, so viele Menschen, die ihm nahe standen, anzulügen, aber wenn es das gewesen wäre, was Yoshiki gewollt hätte, dann hätte er es getan. Auch wenn er selbstverständlich nichts unversucht gelassen hätte, ihn anders zu überzeugen. „Und als er erst nicht mit dir reden wollte, lag das nicht daran, dass er mit dir nichts zu tun haben wollte, sondern viel mehr daran, dass er deine Reaktion gefürchtet hat, weil er ganz genau wusste, dass er dich verletzt hatte… und glaub mir, man fürchtet nur den Zorn derer, die man wirklich liebt, weil man Angst hat, dass da nur noch Wut ist und man mit seinem Verhalten alle anderen Emotionen zerstört hat!“ „Sprichst du aus Erfahrung?“, hakte Kouki mit hochgezogener Augenbraue nach. „Ja… Yoshiki und ich wir hatten beide Angst, dass der jeweils andere nichts mehr von einem wissen wollte, weil er von Hass zerfressen war… In Wirklichkeit hatten wir schon Jahre vor unseren ersten Gesprächen aufgehört, wütend auf den anderen zu sein… Aber das ist jetzt nicht relevant! Relevant ist, dass das, was du dir da zusammengesponnen hast, reiner Schwachsinn ist! Ich meine, wenn Yoshiki dich nicht als Familie ansehen würde, dann hätte er sicherlich auch kein Interesse an seinem kleinen Neffen und dann hätte er mir garantiert auch nicht unter Tränen gesagt, dass er nicht sterben will, weil er den Kleinen aufwachsen sehen will!“ „Er weiß von Yocchan?“ „Ich hab ihm von ihm erzählt… ich glaub, es hat ihn ein wenig gerührt, dass du deinen Sohn nach ihm benannt hast“, entgegnete Toshi mit einen leichten Grinsen auf den Lippen, während Kouki ertappt seine Finger verbog, eine Geste die der Ältere auch nur zu gut von Yoshiki kannte, wenn sich dieser in einer ähnlichen Situation befand. „Du weißt genau, dass ich das nur deshalb gemacht habe, weil alle anderen Namen, die auf –ki enden, doof klingen und ich wollte ihn jetzt auch nicht unbedingt nach mir benennen… so selbstverliebt bin ich beim besten Willen nicht! Das würde ich eher noch meinem Bruder zutrauen, aber da du ja keine Kinder bekommen kannst, wird die Welt von diesen Auswüchsen seiner narzisstischen Züge zum Glück verschont…“ „Bitte was?!“ Hatte er das gerade richtig gehört oder spielte der Jetlag seinen Ohren einen Streich? „Ich bitte dich“, entgegnete Kouki schulterzuckend, „du stehst ihm näher als seine zig Freundinnen es je taten oder er hätte doch schon längst eine von denen geheiratet. Stattdessen hat er eine Zeit lang seinen Spaß mit ihnen, bevor er schließlich das Interesse an ihnen verliert, sie aber noch eine Weile behält, damit die Presse ihn in Ruhe lässt, und sie dann abschießt.“ „Er hat nur deshalb nie geheiratet, weil er sich selbst einfach unsicher war, ob er von einer Frau verlangen konnte, damit leben zu müssen, dass die Musik für ihn immer an erster Stelle käme!“ „Weißt du, wie oft ich von Yoshiki zu hören bekam ‚Sorry, Kouki, kann jetzt nicht, bin mit Toshi zum Essen verabredet!‘ ?“ Statt auf eine Antwort zu warten, fuhr er direkt fort. „Immer! Und weißt du, wie oft ich mit ‚Warte kurz, Kouki, ich sag nur schnell wie-auch-immer-seine-Freundin-gerade-hieß ab!‘ abgewürgt wurde, nur damit er mich ein paar Minuten später zurückrief? Ständig!“ „Das ist doch…!“ „Ich sag nur“, entgegnete Kouki, wobei ein leichtes Grinsen seine Lippen umspielte, während Toshi scheinbar noch am Überlegen war, ob er ihn für diesen Unsinn einweisen lassen sollte oder es vielleicht doch besser wäre, ihn mit Blicken zu erdolchen. Zum Glück des Jüngeren, wurde dessen Aufmerksamkeit jedoch sehr schnell von ihm auf dessen großen Bruder gelenkt. „….. Toshi……..“ Die Stimme war sehr leise und durch die Sauerstoffmaske auch noch sehr gedämpft, aber der Ältere nahm es trotz allem wahr, sodass er Kouki Kouki sein ließ und stattdessen zu Yoshiki blickte, der ihn aus halbgeöffneten Augen ansah und diesmal weitaus klarer wirkte als noch vor kurzem. „Hey… du bist ja wach!“, lächelte Toshi und drückte ihn leicht an sich, während der andere mit der Hand, an der sich auch der Zugang befand, vorsichtig das seltsame Ding in seinem Gesicht abtastete und es schon wegschieben wollte, als sein bester Freund ihn davon abhielt, indem er sein Handgelenk festhielt. „Das ist nur eine Sauerstoffmaske, lass sie vorerst auf. Dadurch nimmst du mehr Sauerstoff auf…“ „Krankenhaus?“, fragte Yoshiki und starrte auf seinen zugepflasterten und verbundenen Handrücken, in den ein durchsichtiger Schlauch führte. „Nein, wir sind in deinem Penthouse“, erklärte Toshi, „Doktor Hiraishi war hier und hat dich untersucht. Er hat dir unter anderem den Zugang gelegt, damit dein Körper nicht noch weiter austrocknet und wir dir zudem die Schmerzmittel intravenös geben können.“ „Piepen?“ „EKG“, antwortete der Ältere und schob Yoshikis Pullover ein wenig hoch, damit dieser die Elektroden sehen konnte, die auf seinen Oberkörper geklebt waren. „Der Doc braucht ein Langzeit-EKG von dir und außerdem hat er beim Abhorchen Unregelmäßigkeiten festgestellt. Er hielt es für sicherer, dich fürs erste daran anzuschließen…“ „Nervig…“ „Ich weiß“, lachte Toshi kurz leise auf, „ich bin mir sicher, dass man es auch leiser stellen kann.“ Lächelnd strich er über die Stirn des anderen, die sich, wenn er sich nicht ganz täuschte, etwas kühler anfühlte, während sich der Jüngere an ihn schmiegte und leicht zusammenrollte. „Wie fühlst du dich, Yocchan?“ „…… müde…… kalt……“ Kommentarlos angelte der Ältere nach einer der dünnen Decken aus dem Flugzeug, die noch immer im Bett lagen und zog sie über Yoshiki, der mit einer Hand an einem Ende zerrte, damit sie bis zu seinem Kinn ging. „Schmerzen?“ Erleichterung breitete sich in Toshi aus, als der andere leicht mit dem Kopf schüttelte und sich in die Decke einkuschelte. „……. Nur müde…“ „Bevor du gleich wieder einschläfst, schau mal, wer noch hier ist…“ Damit deutete der Kleinere auf den Jüngeren der Brüder, der bisher schweigend dabei gesessen hatte. Irritiert folgte Yoshiki dem Zeigefinger seines besten Freundes und blieb dann an jemanden hängen, den er schon seit über vier Jahren nicht mehr gesehen hatte. „Kouki…“ „Siehst du, er erkennt dich“, triumphierte Toshi und grinste den Jüngsten in der Runde an, während Yoshiki nur verwirrt drein blickte. Weshalb sollte er seinen Bruder auch nicht erkennen? „Hey…“ Damit rutschte Kouki ganz zu ihm und ergriff seine Hand als er sie nach ihm ausstreckte. „Weshalb sollte ich ihn nicht erkennen?“, wollte er von seinem besten Freund wissen, den er fragend anblickte. „Erinnerst du dich nicht an vorhin?“ „Vorhin?“ „Du warst kurz wach, weil dir schlecht war. Ich war im Zimmer nebenan und hab geschlafen, während du nach mir gerufen hast… Kouki hat versucht dich zu beruhigen, aber du hast gar nicht reagiert, bist nur noch hysterischer geworden…“ „Das letzte woran ich mich erinnere, ist, dass… dass wir im Flieger waren und du mich festgehalten hast…“, überlegte Yoshiki angestrengt und sah dann wieder zu seinem kleinen Bruder. Er sah noch immer genauso aus, wie er in Erinnerung hatte – höchstens die ein oder andere Falte war hinzu gekommen. Um sich richtig aufzusetzen, verkrallte er seine Hand in Toshis Oberteil und zog sich dann hoch, wobei der Ältere ein wenig nachhalf, ehe er sich zu Kouki lehnte und beide Arme um diesen schlang, sodass sich jener plötzlich in einem Salat aus Kabeln und Schläuchen wiederfand. „Ich hab dich vermisst, Kicchan…“ Etwas überrumpelt blickte der Jüngere drein, ehe er schließlich die Arme um seinen großen Bruder legte und ihn an sich drückte, wobei es ein seltsames Gefühl war, dass er dabei nur zu deutlich dessen Knochen spüren konnte. Wenn er wollte, hätte er mühelos anfangen können, die Wirbel oder Rippen des anderen zu zählen, die sich seinen Händen entgegen wölbten. „Ich dich auch… ich dich auch, Yoyo…“, seufzte Kouki und lehnte seinen Kopf gegen Yoshikis, während er kurz zu Toshi blickte, der ihn nur anlächelte, und dann die Augen schloss. Es tat gut nach all den Jahren seinen Bruder wieder zu haben, auch wenn er manchmal eine ziemliche Nervensäge sein konnte und er ihn am liebsten auf den Mond schießen würde. „Tut mir Leid, Kouki… dass ich dich einfach so zurückgelassen habe…“, flüsterte Yoshiki leise und schmiegte sich an den anderen, während er die Augen schloss und die Nähe genoss. „Was ich vor ein paar Tagen am Telefon gesagt habe… ich hab es nicht so gemeint…“ „… ich weiß… auch wenn du nicht ganz unrecht hattest…“ „Ich bin nur froh, dass ich dich noch einmal sehen kann“, wisperte Kouki und drückte seinen Bruder so fest er konnte an sich, wobei er fast schon Angst hatte, dass er ihm im nächsten Moment die Knochen brach. Yoshiki nickte nur leicht und hielt sich stärker an ihm fest, während er sein Gesicht, so gut es mit der Atemmaske ging, in Koukis Nackenbeuge vergrub. Als dann einige Minuten lang Stille zwischen ihnen geherrscht hatte, in denen sie lediglich die Wärme des jeweils anderen aufgesogen hatten, drehte der Jüngere von ihnen schließlich seinen Kopf, sodass er den anderen sehen konnte und stellte fest, dass dieser wieder eingenickt war. „Er schläft, Toshi…“ „Dann lassen wir ihn… Sein Körper kann die Ruhe definitiv gebracht…“ Als Kouki ihm den anderen zurückgeben wollte, wehrte er ab und drückte ihn wieder zu ihm. „Halt ihn ruhig…“, entgegnete Toshi mit einem Lächeln. Die beiden hatten sich schließlich seit Ewigkeiten nicht gesehen und es schadete sicherlich nicht, wenn sie noch ein wenig Zeit miteinander verbrachten. Das letzte, das er schließlich wollte, war, Kouki kostbare Zeit mit seinem Bruder zu stehlen, indem er ihn die ganze Zeit in Beschlag nahm. „Ich hab ihn so ziemlich den halben Tag im Arm gehabt… so langsam spür ich meine Oberarme nicht mehr…“ „Und wie?“ Hilflos dreinblickend sah er zu Toshi der aufgestanden war und sich ein leises Kichern nicht verkneifen konnte. „Kouki, du weißt, wie man ein Baby im Arm hält, das ist mit Yosh nicht viel anders! Pass lediglich auf, dass sein Kopf mehr auf Schulter- als auf Brusthöhe liegt, so kriegt er leichter Luft.“ „Er ist viel größer als seine Miniausgabe!“ „Du kriegst das sicherlich für ein paar Minuten hin“, entgegnete der Ältere zuversichtlich und ging Richtung Tür, „ich bin nämlich am Verhungern und brauch erst einmal etwas zum Essen.“ „Ne, Toshi…“ „Ja?“ Er drehte sich noch einmal zu Kouki um, der etwas umständlich versuchte, die Kabel vom EKG beiseite zu schieben. „Yoshiki hat gesagt, er will den Kleinen kennen lernen?“ „Worauf willst du hinaus?“ „Sugizo und die anderen hatten für morgen Abend eine kleine Willkommensparty vorgeschlagen… ich würde es davon abhängig machen, wie es ihm Morgen geht… aber wenn wir es durchziehen, dann fällt mir sicher eine plausible Erklärung für Chika ein, weshalb ich den Kleinen mal für ein paar Stunden entführen muss.“ „Das würde ihn sicherlich sehr freuen, Kouki“, entgegnete Toshi lächelnd und ging dann in die Küche, während er sein iPhone aus der Tasche zog, um ein paar Anrufe zu tätigen. Auf seinem Weg zur offenen Kochecke entdeckte er zu seiner Zufriedenheit sein Gepäck im Flur und auf dem Bartresen, der die Küche vom Wohnraum abtrennte sowohl seine wie auch Yoshikis Ausweisdokumente. Er war gerade beim Kühlschrank angekommen und hatte diesen geöffnet, als die erste Person, die er angewählt hatte, abnahm. „Hey, Sugizo… Ja, wir sind in Tokyo gelandet… Hör mal, kannst du für einen Moment mal kurz die Luft anhalten, ehe du mich weiter löcherst? Ich muss was mit dir besprechen…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)