Shi Ans von Tei ================================================================================ Le Retour au Pays du Soleil Levant ---------------------------------- @ Terra-gamy: Wenn dir die Musikszene so gut gefallen hast, dann kannst du dich noch auf eine weitere freuen. In einem späteren Kapitel gibt es nämlich noch einmal eine :) @ sasu1: Soviel kann ich schon mal verraten, der Flug wird noch heftig werden… @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Keine Sorge, die Französischstellen sind mit diesem Kapitel eigentlich abgeschlossen :) @ -Shin-: Danke, jetzt hab ich den Song auch im Kopf >_< asante sana squash banana wewe nugu mimi apana *mitsing* @ Kaoru: Ähm… ich sag’s mal so: Die besten Y-T-Dialoge schreibe ich, wenn wir beide mal wieder ein paar Tage miteinander verbracht haben. Den Rest kannst du dir dann denken ;) Wobei die Matschbanane ein wenig an die Sellerie-Geschichte angelehnt war. @ all: So, während ich die letzten Umzugskartons zuklebe, gibt es für euch das nächste Kapitel. Ich wünsch euch viel Spaß dabei!! :) •••••••••••••••••••• Der Abreisetag begann genau so, wie Toshi gehofft hatte, dass er es nicht tun würde – Yoshiki war noch nicht einmal wirklich mit Frühstücken fertig, da hing er auch schon über der Kloschüssel und gab das Essen inklusive sämtlicher Medikamente sowie Blut wieder von sich. Zusätzlich reagierte sein Körper, wie zuvor auch schon, mit Fieber und Herzrasen. Alles zusammen keine Kombination, mit welcher Toshi seinen besten Freund gerne auf einen 12-stündigen Flug schickte. Nachdem der Würgereiz schließlich nachgelassen hatte, verbrachte der Jüngere den restlichen Vormittag im Bett, wo er immer wieder wegnickte und unruhig schlief. Der andere hatte versucht, ihn dazu zu bringen, die erbrochenen Tabletten erneut zu sich zu nehmen, doch er hatte sich geweigert, aus Angst sich direkt wieder übergeben zu müssen. Alles Argumentieren hatte nichts geholfen, sodass Toshi es schließlich dabei belassen hatte und sich stattdessen daran machte, ihre Sachen zusammenzupacken. Da er seine Reisetasche nie wirklich ausgeräumt hatte, bestand da bei ihm nicht allzu viel Arbeit und als er die Schubladen der Kommode aufzog, in der der Jüngere seine Klamotten hatte, musste er feststellen, dass diese auch noch locker in seine Tasche passten, sodass er einfach alles nahm und einpackte. Größere Schwierigkeiten bereitete da schon die Suche nach Yoshikis Reiseunterlagen. Er hatte ihn bereits am Abend zuvor danach gefragt, doch der Jüngere war sich nicht wirklich sicher, wo er die hingetan hatte, da er sie schließlich seit Jahren nicht mehr gebraucht hatte. Wahllos begann Toshi diverse Schubladen zu öffnen und zu durchsuchen, doch wirklich viel fand er dabei nicht – erst recht keine Ausweispapiere. Schließlich stieß er jedoch auf den Geldbeutel des anderen, der zumindest eine Carte de Séjour [1] enthielt. Seufzend packte er wenigstens schon einmal das Portemonnaie sowie den Umschlag, den ihm Yoshiki für Fatima gegeben hatte, zu seinen eigenen Unterlagen in die Laptoptasche, als ihm einfiel, dass er in der seines besten Freundes noch nicht nachgesehen hatte. Kaum hatte er in das große Außenfach der Umhängetasche gegriffen, hatte er auch schon sämtliche Dokumente, die er brauchte, sodass er sie zu den seinigen packen konnzr und in eine der Innentaschen noch Yoshikis ganze Medikamente verstaute. Am späten Vormittag weckte Toshi seinen besten Freund, damit sich dieser fertig machte und im besten Falle noch versuchte, wenigstens etwas Flüssigkeit zu sich zu nehmen, während er für sich selbst noch rasch eine Kleinigkeit zu essen zurecht machte und die restlichen Sachen aus dem Kühlschrank einfach in eine Stofftasche, die er gefunden hatte, packte, damit sie diese mitnehmen konnten und sie nicht schlecht wurden. Mit Sorgenfalten auf der Stirn beobachtete der Ältere wie sich Yoshiki durch das Cottage schleppte, sich scheinbar im Zeitlupentempo anzog, dabei immer wieder schmerzerfüllt das Gesicht verzog und sich schließlich stöhnend auf einen der Stühle fallen ließ. Angesichts der ganzen Tabletten, die der Jüngere sonst immer schluckte, wollte Toshi gar nicht wissen, wie er sich fühlen musste, wo er nun gänzlich ohne war. „Ich hab Kouki eine Liste der Medikamente geschickt, die du nimmst, damit er sie an Doktor Hiraishi weiterleitet“, berichtigte der Kleinere in einem leisen Tonfall und strich sanft durch Yoshikis Haare, „Der Dok findet sicherlich welche mit denselben Inhaltsstoffen, die du dann intravenös bekommen kannst… Dann können sie wirken, auch wenn du dich übergibst.“ „Mhm…“, brummte der Jüngere und nippte ein wenig an einem Glas stillen Wasser, worüber Toshi schon einmal froh war, denn so trocknete er nicht aus. Wenn das nicht besser wurde, würde er ihn den ganzen Flug über einfach immer wieder zum Trinken animieren müssen. Wenig später brachen sie zum Haupthaus auf, um das Gepäck im Wagen zu verstauen und sich von Lara und Fatima zu verabschieden. Toshi hatte vorgeschlagen, mit dem Auto hochzufahren, damit Yoshiki nicht laufen musste, doch dieser hatte gemeint, dass ihm die frische Luft sicherlich gut tun würde und der Weg nun auch nicht so weit wäre, sodass er ihn sicherlich schaffen würde. So hatte sich der Kleinere einen Teil der Taschen umgehangen, trug die restlichen in einer Hand und hatte die andere auf Yoshikis Hüfte gelegt, um ihn etwas zu stützen. Schließlich angekommen packte Toshi alles in den Mietwagen, als auch schon Fatima und Lara zur Haustür herauskamen, um sich zu verabschieden. Wie bereits am Tag zuvor angekündigt, war Ben nirgendwo zu sehen. Der Kleinere machte als erster die Runde, wobei es ihm nicht sonderlich schwer fiel, auf Wiedersehen zu sagen, schließlich kannte er sie kaum. Er bedankte sich jedoch bei ihnen, dass sie Yoshiki bei sich aufgenommen und sich um ihn gekümmert hatten, und versprach, gut auf ihn aufzupassen und so schnell wie möglich mit ihm zurückzukommen. Der Jüngere begann seine Verabschiedung bei Lara, die sich einfach schniefend an seine Brust warf und die Arme um ihn schlang. Und wenn Toshi richtig sah, dann rannen unter Yoshikis Sonnenbrille, die er aufgesetzt hatte, auch ein paar Tränen hervor. Er musste dem Teenager mehrmals versprechen, gut auch sich Acht zu geben und ganz schnell wiederzukommen, ehe sie gewillt war, ihn wieder los zu lassen. Während sie sich über die verheulten Augen wischte, zog Yoshiki aus seiner Hosentasche den Schlüssel zum Cottage heraus und gab ihn ihr. „So kannst du Klavier spielen, wann immer du willst“, entgegnete er schief lächelnd und fuhr mit dem Handrücken kurz verstohlen über seine feuchten Wangen. „Mach ich, versprochen! Und wenn du wieder hier bist, können wir an neuen Songs üben!“ „Machen wir, versprochen!“, antwortete der Jüngere und umarmte sie noch einmal. „Hey, ist das nicht Bens Kette??“, fragte Lara überrascht, als sie sich wieder voneinander lösten, und griff nach dem silbernen Anhänger, der um Yoshikis Hals baumelte. Auch Fatima blickte erstaunt hin, hüteten ihre Kinder die Ketten schließlich wie Schätze und gaben sie nie aus der Hand. „Ist es… er hat sie mir gestern gegeben und mich gebeten, sie ihm wiederzugeben, wenn ich zurückkomme.“ Einen Augenblick lang starrte Lara noch auf den Anhänger in ihrer Hand, dann ließ sie ihn los und griff unter ihre langen, schwarzen Haare in den Nacken, um den Verschluss ihrer eigenen Kette zu lösen. Als sie sie in der Hand hielt, trat sie einen Schritt auf Yoshiki zu, legte sie ihm um und verhakte das kleine Schloss wieder. „Lara…“ „Gib sie mir wieder, wenn du wieder hier bist!“ „Werde ich… und ich werde gut darauf aufpassen, versprochen!“ Erneut umarmte er den Teenager und als er sich schließlich von ihr löste, konnte Toshi, der etwas abseits stand, erneut Tränen auf seinen Wagen sehen. Als nächstes wandte sich Yoshiki Fatima zu, die ihn zwar anlächelte, deren Augen aber verräterisch glitzerten – schließlich wusste sie, dass dies unter Umständen ein Abschied für immer sein konnte. „Pass auf dich auf, okay“, bat sie ihn und legte ihm beide Hände auf die schmalen Arme, während er die seinen auf ihre Taille legte. „Mach ich… versprochen!“ Damit zog er sie an sich und hielt sie für einen Moment fest. „Danke für alles, Fatima. Wenn du mich damals nicht aufgesammelt hättest… ich wüsste nicht, was aus mir geworden wäre…“ „Keine Ursache“, entgegnete sie lächelnd, während Tränen über ihre Wangen rannen, „jederzeit… jederzeit, Yoshi…!“ „Danke…“ Er löste sich von ihr und hob zitternd seine Hand an, um mit dem Daumen vorsichtig ihre Tränen wegzuwischen. Es kostete ihn schon extrem viel Kraft, sich so gesund wie möglich zu geben, da er nicht wollte, dass sie sahen, wie schlecht er sich eigentlich fühlte, doch anscheinend reichte seine Energie nicht dazu aus, um sämtliche Anzeichen von Schwäche zu unterdrücken. „Sag deiner Familie bitte, dass sie mir hier jederzeit willkommen sind. Nun da sie dich nach so langer Zeit endlich wieder haben, du aber nicht auf Dauer in Japan bleiben willst, wollen sie dich sicherlich öfters mal besuchen kommen“, bat Fatima ihn und strich mit ihrer Hand kurz über seine Wangen, sodass seine Tränenspuren ebenfalls weg waren. „Werde ich…“ Sie ließ ihren Arm fallen und musterte ihn noch einmal von Kopf bis Fuß, ehe sie ihn anlächelte und dann zu Toshi sah. Yoshiki folgte ihrem Blick und nickte leicht. „Ich sollte wohl besser…“ Langsam ging er zu seinem besten Freund, der beim Auto stand und auf ihn wartete. Als er bei ihm war, legte ihm dieser eine Hand auf die Schulter, die er kurz drückte, ehe er ihm in einer bestätigenden Geste über den Rücken strich und dann zur Fahrertür ging, um einzusteigen, während Yoshiki noch einmal zu Lara und Fatima blickte, die beide gegen die Tränen zu kämpfen schienen. Er winkte ihnen kurz zu und ging dann zur Beifahrerseite, um sich ebenfalls ins Auto zu setzen. Als er sich angeschnallt hatte, startete Toshi den Motor, parkte aus und fuhr dann langsam in Richtung Ausfahrt, während sich sein bester Freund im Sitz umdrehte und durch die Rückschutzschreibe sehen konnte, wie ihnen Mutter und Tochter hinterher winkten. Erst als sie so klein geworden waren, dass er sie nicht mehr klar ausmachen konnte, setzte er sich wieder normal hin, nahm die Sonnenbrille ab und ließ den Tränen freien Lauf, die er bis dato zurückgehalten hatte, um den Abschied nicht noch schlimmer zu machen, als er sowieso schon war. Toshi bog unterdessen auf die eigentliche Straße ab und blickte aus dem Augenwinkel immer wieder zu dem Jüngeren, den er leise schluchzen hörte, während er sich die Hände vors Gesicht hielt und seine Schultern unkontrolliert bebten. War es wirklich die richtige Entscheidung, ihn in seinem Zustand noch aus seiner gewohnten Umgebung zu reißen? Kurz bevor sie das eigentliche Dorf erreichten, entschied sich der Kleinere den Wagen am Straßenrand anzuhalten. Als sie standen, drehte er sich zu Yoshiki und zog ihn, so gut es mit Gurt ging, in seine Arme. „Willst du hierbleiben, Yocchan? Soll ich dich zurückfahren?“, fragte er leise und hielt den zitternden Körper fest, der jedoch leicht den Kopf schüttelte, obwohl Toshi fast damit gerechnet hätte, dass er nicken würde. „Ich… ich will bei dir sein“, verneinte Yoshiki zwischen mehreren Schluchzern, „und… und wenn ich das nur kann… wenn… wenn ich mit dir nach Japan… komme… Es… es tut nur so… weh… Das… das hier war mein Zuhause… für drei Jahre…“ „Du wirst wiederkommen, das versprech ich dir“, flüsterte Toshi in sein Ohr und strich ein paar Tränen weg, während er den Jüngeren weiter im Arm hielt und ihn zu trösten versuchte. Nach ein paar Minuten löste sich der Größere schließlich von ihm und setzte sich wieder richtig hin. „Du musst… meinetwegen hier nicht am Straßenrand… stehen, Tocchi“, äußerte er leise mit brüchiger Stimme und wischte sich über die Augen, „wir haben schließlich… einen Flug, der auf uns wartet… Lass… lass mich hier einfach noch ein wenig heulen… du kannst derweil weiterfahren…“ „Ganz sicher?“, hakte Toshi noch einmal nach und strich über die zitternde Schulter des anderen. Statt zu antworten, nickte Yoshiki nur kurz mit dem Kopf, sodass sich der Ältere wieder richtig hinters Steuer setzte, die Handbremse löste und wieder anfuhr. Nach einer guten Stunde Fahrt kamen sie schließlich in Hyères an und Toshi tankte noch schnell den Mietwagen voll, ehe er die letzten Kilometer zum Flughafen zurücklegte und das Auto dort auf den Parkplatz fuhr, um es der Firma, von der er es geliehen hatte, wieder zurückzugeben. Der Jüngere hatte sich während der Fahrt in den Schlaf geweint, sodass der Ältere entschied, ihn erst zu wecken, wenn sämtliche Formalitäten erledigt waren und er auch das Gepäck holte. Die Unterlagen waren schnell alle durchgegangen und ein Mitarbeiter untersuchte das Auto auf etwaige Dellen und Kratzer, konnte jedoch nichts nennenswertes feststellen, sodass Toshi den Schlüssel abgab, seine Kaution zurück erhielt und dann mit einem Gepäckwagen zum Wagen zurückkehrte. „Yocchan, aufwachen…!“ Sanft strich der Ältere über Yoshikis Wange, bis dieser anfing, leicht zu blinzeln und schließlich die Augen müde einen Spalt öffnete. „… Tocchi…?“ „Wir sind am Flughafen“, teilte er ihm mit und drückte kurz seine Schulter, „Werd erst einmal wach, ich räum derweil den Wagen aus…“ „Mhm…“, brummte der Jüngere verschlafen und suchte mit der Hand nach dem Sicherheitsgurt, um diesen zu lösen. Als er sich befreit hatte, streckte er sich gähnend, nur um sich direkt die Hände am Dach anzuhauen. „Au…!“ „Alles okay?“, hakte Toshi vom Kofferraum aus nach, da er ihn gehört hatte. „Auto ist zu niedrig“, nuschelte Yoshiki und kuschelte sich wieder in seinen Sitz. So mies, wie er sich fühlte, würde er am liebsten einfach weiterschlafen, um so wenig wie möglich zu spüren. Als der Ältere dann gleich darauf den Kofferraumdeckel zuschlug, zuckte er kurz zusammen und stöhnte vor Schmerz leise auf, weil das Geräusch einfach viel zu laut war. „Wie geht es dir?“, wollte Toshi besorgt wissen, als er sämtliche Taschen auf dem Gepäckwagen verstraut hatte und wieder zu Yoshiki gekommen war. „Grauenhaft… mir ist schlecht… mein Kopf tut weh…“ „Je nachdem wie lange das beim Emmigration Office dauert, sind wir in 30 bis 45 Minuten im Jet… denkst du, du hältst es noch so lange aus, oder willst du davor noch auf eine Toilette und dich übergeben?“ „Geht schon…“ „Okay, dann komm raus, damit wir uns auf den Weg machen können“, äußerte Toshi, lächelte ihn aufmunternd an und hielt ihm eine Hand hin, die Yoshiki auch ergriff, sodass der Kleinere ihn aus dem Auto ziehen konnte. Kaum stand er auf eigenen Füßen, hielt er sich erst einmal an den Schultern des anderen fest, da sich alles drehte. „Geht es?“, fragte der Ältere und hielt ihn zusätzlich mit einer Hand fest. Nach ein paar Minuten nickte der Jüngere schließlich, sodass Toshi die Beifahrertür schloss und ihn zum Gepäckwagen dirigierte, auf dem noch einiges an Platz war. „Setz dich drauf, ich fahr dich!“ Ohne Widerworte machte es sich Yoshiki darauf bequem, beziehungsweise so gemütlich wie es eben ging, wenn man überall von Metallstangen gepiekt wurde. Aber wenigstens musste er nicht laufen, auch wenn der Trolli eine ziemlich holprige Angelegenheit war, weil er jede noch so kleine Unebenheit spürte und sie seinem sowieso schon gereizten Magen alles andere als gut tat. Er hatte keine Ahnung, wie lange Toshi ihn über das Flughafengelände schob und wo genau sie überhaupt waren, da er mit seiner Sonnenbrille herumspielte und die Bügel zuklappte, nur um sie gleich darauf wieder aufzuklappen. So war er wenigstens abgelenkt und dachte nicht die ganze Zeit darüber nach, dass seine Übelkeit mit jedem Holpern schlimmer wurde. Schließlich schien die Fahrt jedoch zu Ende zu sein, da sie wie schon einige Male zuvor stehen geblieben waren, Toshi diesmal jedoch nicht direkt weiterschob, als er auf einem Schild gefunden hatte, was er gesucht hatte, sondern sich stattdessen mit einer Frau in Uniform kurz auf Französisch unterhielt, ihr irgendwelche Sachen in die Hand drückte. „Okay, Yocchan, Endstation“, wandte sich der Ältere in Japanisch an ihn und hielt ihm, wie vorhin beim Auto auch schon, die Hand hin, um ihn hochzuziehen. „Wo sind wir?“, fragte Yoshiki und blickte sich suchend um, während er seine Sonnenbrille aufsetzte und dann mit Toshis Hilfe aufstand, wobei ihm erneut leicht schwindelig wurde. Soweit er es sehen konnte, standen sie vor irgendeinem Glasbau, während die Frau von eben kurz die Dokumente, die sich bei genauerem Hinsehen als ihre Reiseunterlagen herausstellten, durchsah. Der Ältere, der ihre Laptoptaschen sowie die Stofftasche vom Gepäckwagen nahm, hatte ihm gestern Abend noch berichtet, dass er nach einer langen Suchaktion schließlich auf seine Ausweisdokumente gestoßen war. „VIP-Lounge“, erklärte Toshi und legte Yoshiki einen Arm um die Hüfte, um ihn zu stützen und folgte mit ihm der Frau, die den Gepäckwagen hineinschob und ihnen mitteilte, dass sie es sich in der Lounge gemütlich machen sollten, sie würde sich um alles kümmern und dann zu ihnen zurückkommen. „Lange her, dass ich in so einer war“, äußerte der Größere und kuschelte sich so an seinen besten Freund, dass er seinen Kopf auf dessen Schulter legen konnte, als sie sich in einer der Sitzecken niedergelassen hatten. „Was macht die Übelkeit?“, hakte Toshi nach und strich über den Oberarm des anderen. „Mir ist schlecht…“ „Dort drüben sind die Toiletten“, entgegnete der Ältere, als er die entsprechenden Schilder ausfindig gemacht hatte, und deutete in die angegebene Richtung. „Geht schon…“, brummte Yoshiki und schloss halb die Augen, als er hören konnte, wie sich Stöckelschuhe klappernd näherten. Vielleicht waren ihre Papiere ja schon fertig und sie konnten in den Jet… Stattdessen war es jedoch nur eine Angestellte, die wissen wollte, ob sie ihnen etwas zu trinken bringen könnte. Toshi bestellte für sich zunächst einen Kaffee, musste diesen dann jedoch wieder streichen, weil sich sein bester Freund beklagte, dass er dann die ganze Zeit furchtbaren Kaffeeatem hätte. Stattdessen entschied er sich für einen Früchtetee, während er für Yoshiki einfach Kamillentee orderte. „Ich will aber nichts trinken…“ „Du musst, damit dein Körper nicht austrocknet. Und außerdem wird der Kamillentee deinem Magen gut tun“, entgegnete der Ältere ungerührt und bezahlte rasch, als die Servicedame mit den Bestellungen wieder kam. „Ich kotz trotzdem…“, beharrte der andere und setzt sich wieder aufrecht hin, damit Toshi richtig nach der Tasse greifen konnte, an welcher er kurz nippte, während er ihn aus dem Augenwinkel heraus anblickte. „Probier es wenigstens, Yosh! Wenn du was in dir behältst, dann ist es gut und wenn nicht, dann erbrichst du es eben wieder…“, entgegnete der Kleinere und stellte seine Tasse wieder beiseite, nur um nach Yoshikis zu greifen, ein wenig von dem Tee auf den Löffel zu tun, ihn kurz zu bepusten und ihn ihm anschließend hinhalten. „Toshi“, versuchte es der Jüngere mit einem extra quengeligen Tonfall, aber sein bester Freund bestand darauf, sodass er vorsichtig den Tee vom Löffel schlürfte. Er musste insgeheim gestehen, dass die Flüssigkeit gut tat, da sich sein Mund die ganze Zeit über schon so trocken angefühlt hatte. „Und?“ „Gib die Tasse her!“ Während Toshi die letzten Tropfen seines Tees trank und Yoshiki seinen eigenen im Schneckentempo auslöffelte, kam die Flughafenangestellte zurück, um ihnen ihre Ausweisdokumente zurückzugeben und ihnen mitzuteilen, dass der Shuttleservice zum Flieger für sie bereit stand. Kaum hatten sich die beiden jedoch erhoben, merkte der Jüngere schon, wie das Blut aus seinem Kopf viel zu schnell nach unten sackte, ihm in einer Sekunde erst schwindelig und in der nächsten regelrecht schwarz vor Augen wurde. Halt suchend streckte er eine Hand nach seinem besten Freund aus, der auch direkt bei ihm war und ihn festhielt, da er gesehen hatte, wie sehr Yoshiki schwankte und wie er die Augen zusammenkniff. „Yocchan?“ „… so schwindelig…“ Rasch hängte sich Toshi mit einer Hand das gesamte Handgepäck um, nur um im nächsten den Jüngeren im Brautstil hochzuheben und der Flughafenangestellten in Richtung Rollfeld zu folgen. „Lass die Augen erst einmal zu…“ „… so schlecht…“ „Wir sind gleich im Jet…“ Dankend lächelte er der Dame zu, als sie ihm die Tür aufhielt und er nach draußen zu dem Bus trat, der ihn zu dem Privatflugzeug bringen würde. Es war einer dieser Linienbusse, der auch Touristen zu ihren Ferienfliegern fuhr, sodass er sich für die kurze Fahrt in eine der Vierersitzgruppen setzte, während sich Yoshiki auf seinem Schoß befand. „Mach mal vorsichtig die Augen auf“, bat er den Jüngeren und strich zärtlich über dessen Wange, als dieser ganz langsam die Lider öffnete. „Besser?“ „… schlecht…“, seufzte er leise und lehnte seinen Kopf gegen Toshis Schulter. Zumindest drehte sich nicht mehr alles wie bei einer wilden Achterbahnfahrt. „Musst du kotzen?“ „… glaub schon…“ „Wir sind gleich da. Ich kann den Jet schon sehen“, versicherte der Ältere ihm und stand auf, wobei er ihn erneut trug, da der Bus zum Stehen gekommen war und sich die Türen geöffnet hatten. Schwach nickte Yoshiki gegen seine Schulter und schloss halb die Augen. Er wollte einfach nur, dass das ganze aufhörte, dass sein Kopf nicht mehr höllisch weh tat, dass ihm nicht mehr so furchtbar übel war, dass er sich nicht mehr so schlapp fühlte… Vorsichtig erklomm Toshi die schmale Flugzeugtreppe und ignorierte fürs erste die Crew, die bei der Tür stand, um ihn zu begrüßen. Stattdessen führte sein erster Weg zu der großzügig geschnittenen Bordtoilette, wobei er feststellen musste, dass der Privatjet eindeutig nicht dafür geplant worden war, dass man in dem Gang einen anderen Menschen trug, da er ständig mit Yoshikis Füßen irgendwo hängenblieb. Ein Meter mehr in der Breite hätte sicherlich nicht geschadet! Kaum hatte er den Jüngeren heruntergelassen, hing dieser auch schon über der Schüssel und gab den eben erst getrunkenen Tee wieder von sich. Auf den letzten Metern hatte Toshi bereits gemerkt, wie ihn der Würgreflex überkommen hatte und gedanklich war er ihm äußerst dankbar, dass er ihn für einen Moment noch hatte unterdrücken können. „Ich bin gleich wieder da“, teilte er Yoshiki mit, strich kurz über seine zitternde Schulter und verschwand schnell nach draußen, um endlich die ganzen Taschen loszuwerden, deren Gurte bereits unangenehm in die Haut geschnitten hatten. „May I take your bags?“, wurde er auch direkt von Stewardess Katy empfangen, die mit gebührendem Abstand gewartet hatte. Sie, sowie der Pilot und Co-Pilot gehörten zu jener Crew, die bereits vor dem Verschwinden des Jüngeren jahrelang für diesen gearbeitet hatten. „That’d be nice, thank you!“ Damit gab er ihr die Laptoptaschen und die Stofftasche, nickte dem Piloten, den er am anderen Ende des Ganges sah, noch kurz zur Begrüßung zu, ehe er wieder zu Yoshiki in die Bordtoilette ging, wo dieser am Boden lag und sich zusammengerollt hatte. Die Sonnenbrille, die er bis eben noch getragen hatte, lag neben ihm, sodass der andere sie aufhob und auf der Ablage neben dem Waschbecken beiseitelegte. Nur zu deutlich konnte man die Geräusche hören, die er beim Atmen machte und an seinem Mund konnte Toshi etwas Blut ausmachen, als er jedoch kurz in die Schüssel sah, war dort nichts zu sehen, da der andere bereits gespült hatte. „Yocchan!“ Er war bei ihm niedergekniet und richtete seinen Oberkörper, damit er besser Luft bekam. „Was ist los? Weshalb liegst du hier am Boden?“ Als er nicht direkt reagierte, schüttelte er ihn leicht und klopfte mit dem Handrücken gegen die blassen Wangen, was schließlich dazu führte, dass dieser kurz leicht den Kopf anhob, um ihn müde anzublicken, ihn gleich darauf jedoch wieder gegen seine Brust sacken ließ. Besorgt fühlte Toshi an der Stirn nach seiner Temperatur, die eindeutig erhöht war, und tastete am Hals dann nach einem Puls, wobei er Yoshikis schnellen Herzschlag alles andere als beruhigend fand. „Ach Yocchan“, seufzte der Ältere und drückte ihn an sich, „Was soll ich nur mit dir machen?“ Er war sich sicher, dass es ihm besser gehen würde, wenn er seine Medikamente nahm, aber auf dem Ohr war er schließlich taub und wenn er sich ansah, was ein bisschen Kamillentee ausgelöst hatte, konnte er ihn langsam auch verstehen. Er musste ihn einfach so schnell wie möglich nach Japan zu Doktor Hiraishi bringen, damit er alles, was er benötigte, intravenös bekam. „Los, hoch mit dir!“ Damit stand Toshi auf und zog den anderen, dem er unter die Arme gegriffen hatte, mit sich hoch. Sobald er stand, hielt er ihn an der Hüfte fest, damit er nicht wieder zu Boden ging. „Hast du dir den Mund schon ausgespült?“ Als Yoshiki nur schwach den Kopf schüttelte und eigentlich nur wie totes Gewicht an ihm hing, angelte er sich mit der freien Hand eines der bereit stehenden Gläser, füllte es mit Wasser und hielt es dem Größeren an die Lippen, damit er den Geschmack von Erbrochenem in seinem Mund loswerden konnte. Vorsichtig nahm er einen Schluck und spuckte die klare Flüssigkeit gleich darauf wieder aus, wobei sie einen leicht rötlichen Teint hatte. Anschließend zog Toshi aus dem Handtuchspender mehrere Papiertücher heraus, die er leicht befeuchtete, um damit zunächst die glühende Stirn des anderen abzutupfen und dann noch die Blutspuren an seinem Mund zu beseitigen. Nachdem er das Papier weggeworfen hatte, dirigierte er Yoshiki hinaus und zum nächstbesten Sitz, auf welchem er ihn absetzte. „Ich bin gleich wieder da“, entschuldigte er sich und verschwand rasch nach vorne ins Cockpit, um mit dem Piloten zu sprechen. Unterdessen tastete der andere an der Seite des Sitzes herum. Wenn er sich recht entsann, dann war da ein Knopf, damit die Lehne nach hinten ging, sich ein Fußteil ausklappte und er flach liegen konnte. Nach einigem blinden Tasten hatte er ihn schließlich gefunden und war froh, als er sich schließlich auf dem schmalen Bett zusammenrollen konnte. Er konnte sich nicht entsinnen sich schon jemals so grauenhaft und gleichzeitig so verloren gefühlt zu haben… Das unglaubliche Pochen in seinem Kopf war kaum auszuhalten, sein Rachen brannte vom ständigen Erbrechen fürchterlich und in der Brust und im Bauch hatte er dumpfe Schmerzen, die er nicht wirklich zuordnen konnte. Wenn er Luft holte, hatte er generell den Eindruck, als müsste er gegen einen Widerstand atmen, der entweder keinen Sauerstoff in seine Lungen ließ oder verhinderte, dass das Kohlenstoffdioxid wieder ausströmte. Und zu alledem kam hinzu, dass er zurück in einem Umfeld war, das er eigentlich für immer hinter sich gelassen hatte und welches nun irgendwie so groß und bedrohlich auf ihn wirkte. VIP-Lounges, Privatjets, Angestellte – das alles war Teil von YOSHIKIs Welt gewesen, doch YOSHIKI hatte er schon vor Jahren umgebracht. All das war kein Bestandteil seines neuen Lebens, das aus dem Cottage, dem Meer und dem Klavierunterricht bestand. Verglichen mit seinem alten Dasein, wirkte sein jetziges so klein, dass er sich nun, da er sich wieder mitten darin befand, verloren vorkam. Zumindest Toshi schien sich darin gut zu Recht zu finden, weshalb er auch hoffte, dass sein bester Freund schnell wieder kommen würde. Wenn er an seiner Seite war, dann fühlte er sich nicht ganz so klein und hatte zudem das Gefühl, dass er sicher vor der Welt war, weil der Ältere ihn beschützen würde. „Yocchan…?“ Toshi war zurückgekommen, setzte sich in den Ledersessel neben dem Jüngeren und beugte sich zu ihm. „Tocchi…“ flüsterte Yoshiki leise und drehte den Kopf in Richtung seines besten Freundes, der in einer beruhigenden Geste leicht über seine Wange streichelte. „Ich war gerade vorne im Cockpit“, berichtete er in einem gedämpften Tonfall, „wir werden pünktlich in 15 Minuten starten und gegen Mittag japanischer Zeit auf einem kleinen Flughafen nahe Saitama landen.“ „Saitama…?“ „Auf größeren Flughäfen um Tokyo herum ist mir die Gefahr zu groß, dass dich vielleicht irgendwer erkennen könnte, deshalb landen wir außerhalb. Von dort werden wir dann abgeholt und nach Shibuya gebracht.“ Angesichts dieser Information nickte Yoshiki nur leicht und schloss erschöpft die Augen, nur um sie direkt wieder ein wenig zu öffnen, als er spürte, wie die Armlehne zwischen den beiden Sitzen hochgeklappt wurde. Im nächsten Moment hatte Toshi seinen Sessel ebenfalls nach hinten geklappt und schob seinen rechten Arm unter den Kopf des Jüngeren, damit dieser etwas höher lag und er leichter Luft bekam. Dankend blickte er ihn an und senkte dann erneut die Lider, während er so weit wie möglich in die Richtung seines besten Freundes rutschte, der ihm in einer beschützenden Geste die andere Hand auf den abstehenden Beckenknochen legte. Wenig später hob der Privatjet pünktlich ab und sobald sie ihre Reiseflughöhe erreicht hatten, stellte Toshi Yoshikis Sitz wieder flach, da die Sessel für den Start aufrecht hatten sein müssen. Der Jüngere bekam davon nicht wirklich etwas mit, da er mehr schlief, als dass er wach war. Als der Ältere es sich wieder in seinem Sitz bequem gemacht hatte, griff er nach der Hand des anderen und verschränkte ihre Finger, während er aus dem Fenster blickte und zusah, wie Frankreich unter ihnen immer kleiner wurde. Er konnte nur hoffen, dass er seinen besten Freund auch tatsächlich in jenes Leben würde zurückbringen können, aus welchem er ihn nun herausgerissen hatte… •••••••••••••••••••• [1] Carte de Séjour = Aufenthaltsgenehmigung Ab dem nächsten Kapitel sind wir dann wieder in Japan. Was denkt ihr, wie es dort ablaufen wird? Wird am Ende vielleicht sogar noch Toshis Albtraum war und die Presse bekommt Wind von allem? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)