Shi Ans von Tei ================================================================================ Nouvelle Existance ------------------ @ Terra-gamy: Vielleicht, weil er sich dort einfach wohl fühlt? @ Asmodina: Lange dauert es ja nicht mehr und Yoshiki geht ein Lichtlein auf ;) @ Astrido: Wie lange Yoshiki letztendlich in dem Glauben lebt, Toshi sei tot, steht im Titel der Story – man muss ihn lediglich richtig übersetzen ;) @ T0M0: Ich kann mir das auch äußerst gut vorstellen, auch wenn ich jedes Mal bei dem Bild von Yoshiki in der Knutschkugel abbreche! @ Toshi-Hamlet_Hayashi: *g* Glaub mir, es wird noch genügend Kapitel geben, bei denen du dir wünschst, ich würde einen Gang zurückschalten! @ all: Ich gebe es zu, ich finde es grad ein wenig amüsant, auf welchen Holzpfaden ihr unterwegs seid. An sich verbirgt sich nämlich die komplette Storyline in den zwei Worten „Shi Ans“. Mal sehen ob im Laufe von 23 Kapiteln jemand auf die Bedeutung kommt, wenn nicht, löse ich es am Ende auf :) Aber gut, genug gelabert: Ich wünsch euch viel Spaß mit dem Kapitel – ist übrigens vorerst das letzte aus Yoshikis Perspektive, danach geht es erst einmal zu Toshi. •••••••••••••••••••• Wochen und Monate zogen ins Land und während Toshi verbissen seine Reha absolvierte, um möglichst schnell nach Frankreich fliegen und seinen besten Freund suchen zu können, hatte sich bereits der Privatdetektiv, den Kouki angeheuert hatte, der Aufgabe angenommen. Bislang vermuteten alle, dass sich Yoshiki irgendwo in Paris aufhielt, doch was bis dato keiner ahnte, war, dass er am anderen Ende des Landes einen Ort gefunden hatte, an dem YOSHIKI aufgehört hatte zu existieren. Es hatte mehrere Tage gedauert, bis dessen Twingo wieder lief, doch in dieser kurzen Zeit hatte er in dem kleinen Fischerort Refuge des Anges etwas gefunden, das den Schmerz in seinem Herzen linderte und die Narben auf seiner Seele ein klein wenig verblassen ließ. Eigentlich hatte er nie vorgehabt länger zu bleiben, doch irgendetwas hielt ihn an dem kleinen Ort, sodass er letztendlich entschied, sich dort niederzulassen und sich in einem kleinen, schon länger nicht mehr bewohnten Cottage, das noch zu Fatimas Anwesen gehörte, einzumieten. Es hatte etwas Arbeit benötigt, doch schließlich war das kleine windschiefe Häuschen oben auf den Klippen sein neues Zuhause geworden. Es war nichts im Vergleich zu den Immobilien, in denen er früher gelebt hatte, doch er hatte ein Dach über den Kopf, es gab fließend Wasser und Strom und wenn es nötig war, konnte man das Cottage mit einem Kamin beheizen. Um zum Haupthaus zu gelangen, in dem Fatima mit ihren beiden Kindern – einem 15-jährigen Jungen und einem 13-jährigen Mädchen – wohnte, musste man etwa fünf bis zehn Minuten lang einem unbefestigten Weg folgen, der sich durch verwildertes Weideland schlängelte. Zum eigentlichen Haus gab es noch leer stehende Stallungen sowie ein Gästehaus mit zwei Appartements, die an Urlauber vermietet wurden. Schon in den ersten Tagen nach seiner Ankunft hatte Yoshiki herausgefunden, dass Fatimas Ehemann vor drei Jahren an Krebs verstorben war und sie sich seither alleine um das Anwesen kümmerte. Früher hatte einmal noch eine kleine Herde von Camargue Pferden zum Besitz der Familie gezählt, doch da nach dem Tod ihres Ehemannes, die Zeiten alles andere als rosig gewesen waren, hatte Fatima sie verkaufen müssen und einen Teil des Weidelandes an umliegende Farmer verpachtet. Schon bei seinem ersten Zusammentreffen mit den Kindern hatte Yoshiki bei ihnen dieselbe ernste und traurige Ausstrahlung wahrgenommen, die er von sich selbst kannte und als er von ihrem Verlust erfahren hatte, hatte er auch gewusst, weshalb. Vielleicht war aber genau dies auch der Grund gewesen, warum er sich sehr schnell in der Familie wohl gefühlt hatte, obwohl er sich eigentlich geschworen hatte, von nun an alles und jeden auf Abstand zu halten… Vielleicht hatten sie genau wie er gespürt, dass sie denselben Schmerz teilten… Und auch wenn Fatima sowie die Kinder zu Beginn öfter etwas über ihren Gast hatten erfahren wollen und ihn nach seiner Vergangenheit ausgefragt hatten, so akzeptierten sie nun, dass er nur wenig erzählte und oftmals ausweichend antwortete. Letztendlich wussten sie von ihm lediglich, dass er ursprünglich aus Japan kam, in seinem Leben bereits mehrere Menschen verloren hatte, die ihm sehr nahe gestanden hatten, und er einmal Geschäftsmann gewesen war. So ungeschickt, wie er sich bei den Renovierungsarbeiten angestellt hatte, vermuteten sie, dass er einst wohl sogar ein recht erfolgreicher Unternehmer gewesen sein und Personal gehabt haben musste. Außerdem, wie sollte er es sich sonst leisten können, Tag ein Tag aus ohne Arbeit auszukommen? Wenn er nicht an den Klippen entlang spazierte oder einen schmalen Pfad nach unten zum Meer hinabstieg und sich dort aufhielt, war er oftmals in seinem neuen Zuhause anzutreffen oder aber verbrachte etwas Zeit mit Fatima und den Kindern. Ab und an ging er ins Dorf und vertrieb sich dort den Tag – gerade wenn sich Gäste auf dem Anwesen befanden, war er oft dort, da er kein Risiko eingehen wollte, dass doch noch jemand YOSHIKI entdeckte. Inzwischen war etwa ein Jahr vergangen und sowohl für Fatima und die Kinder als auch für die Dorfbewohner war er nur Yoshi – ein schüchterner, etwas verquerer Ausländer, der einen lustigen Akzent hatte, auf den man jedoch zählen konnte, wenn man Hilfe brauchte. In Henri, dem Mechaniker, der sein Auto repariert hatte, hatte er eine gewisse Art von Vaterfigur gefunden. Er hatte sich seiner angenommen und ihn allen anderen Leuten im Ort vorgestellt. Yoshiki hatte es zunächst ausschlagen wollen, doch gegen die freundliche, offene Art der Mensch dort kam er nicht an und auch wenn er zum Teil noch immer Probleme damit hatte, ihren Dialekt zu verstehen, so hatte er sich schneller in die Gemeinschaft integriert, als er gedacht hatte. Immer wieder versuchte er sich daran zu erinnern, niemanden mehr eng an sich zu lassen, aber immer öfter ertappte er sich dabei, wie er mit den Leuten über einer Tasse Tee zusammen saß und es ihm zusehends leichter fiel, über Scherze zu lachen und sich über den neusten Dorfklatsch zu amüsieren. Nachts lag er oft wach, lauschte dem Rauschen des Meeres und sinnierte darüber, wie sich sein Leben entwickelt hatte. Wäre Toshi nicht gestorben, hätten sie weiter die Welt erobert und er wäre weiterhin ständig zwischen Los Angeles und Tokyo hin und her gependelt. Er würde ein Leben in Luxus führen: hier eine Villa, dort ein Penthouse, Garagen voller teurer Sportwagen, zig Assistenten, die auf Abruf bereit standen, Bodyguards, die ihn schützten, und Fans, die ihn vergötterten. Das alles hatte er gegen ein einfaches Leben am anderen Ende der Welt eingetauscht. Mit jedem Tag, mit jeder Woche, die verstrich, war er sich sicherer, dass er YOSHIKI erfolgreich getötet hatte, er hatte aufgehört zu existieren. Er hoffte, dass die Menschen aus seinem alten Leben inzwischen nicht mehr nach ihm suchten und ihn für tot erklärt hatten, doch sicher sein konnte er nicht. Natürlich könnte er mit seinem Laptop ins Haupthaus gehen und sich dort ins Internet einloggen, schließlich hatte Fatima ihm das Passwort gegeben, um nachzusehen und Gewissheit zu haben, doch bis dato hatte er nie das Verlangen verspürt, sein altes Leben zu googeln. Seine einzige Verbindung zu früher bestand aus einem kleinen Rosenstock, den er eines Tages auf dem Markt gekauft hatte. Es war mühsam gewesen, in den steinigen Boden der Klippen ein Loch zu graben, doch letztendlich hatte er es geschafft, die Pflanze nahe des Abgrundes einzupflanzen. Zu seiner eigenen Überraschung gedieh sie hervorragend und trug schon bald blutrote Knospen. Einen flachen, großen Stein, den er bei einem seiner Streifzüge entlang der Klippen gefunden und den er nur unter Mithilfe von Fatimas Sohn Ben hatte zurück zum Cottage tragen können, hatte er unter die Rose gelegt. Nachdem er wochenlang fast daran verzweifelt war, mehr schlecht als recht fünf Buchstaben in das harte Material zu meißeln, ging er jeden Monat, stets an dem Tag, an dem Toshi verstorben war, zu dem Rosenstock und legte einen Blumenstraus auf den Stein. Auch sonst saß er oft vor der kleinen Gedenkstätte und blickte auf das Meer hinaus, während seine Hand zärtlich durch die dornigen Rosen strich. Manchmal vergoss er auch einfach nur stumme Tränen und lauschte dem Rauschen der Wellen, in der Hoffnung, dass sie seinen Schmerz davon tragen würden, und andere Male redete er, so als würde sein bester Freund direkt neben ihm sitzen. Heute war wieder so ein Tag, an dem er vor den Rosen saß und in den Erinnerungen an jene Zeit schwelgte, als Toshi noch am Leben gewesen war. Seine Gedanken wurden jedoch jäh unterbrochen, als Fatimas Sohn die Klippen hochgerannt kam. „Yoshi!!“ „Was ist?“, fragte er mit gewohnt leiser Stimme und wischte sich rasch über die Augen, ehe er sich zu dem schlaksigen Teenager mit den kurzen, schwarzen Haaren umdrehte, der keuchend neben ihm zum Stehen gekommen war. „Henri hat das Boot endlich fertig repariert“, erklärte er und Yoshiki konnte sich daran erinnern, dass der Mechaniker schon seit Ewigkeiten – glaubte man dem Dorfklatsch – an dem kleinen Schiff, das er bereits an seinem ersten Tag in der Werkstatt gesehen hatte, herum werkelte. „Er ist gerade hier und hat uns alle zur Jungfernfahrt eingeladen. Kommst du mit?“ „… ich weiß nicht…“, entgegnete Yoshiki ausweichend und strich sich durch die pechschwarzen Haare, die seit seiner Abschneideaktion in Paris zwar wieder deutlich gewachsen waren, die er aber trotz allem wesentlich kürzer hielt, als er es als YOSHIKI je getan hatte. „Wir wollten etwas rausfahren und fischen und schwimmen gehen“, versuchte der Teenager sein Glück weiter, als sein Blick dem Strauß schneeweißer Lilien zu ruhen kam, der auf dem Stein unter den Rosen lag. Augenblicklich verstummte er und er setzte sich einfach neben den Erwachsenen, der für ihn im Laufe der Zeit zu einem guten Freund geworden war, auch wenn es meist er selbst war, der redete, da der andere sich oftmals in Schweigen hüllte. „Wer ist dieser Toshi?“, wollte er leise wissen – eine Frage, die ihm auf der Zunge brannte, seit er den gravierten Stein zum ersten Mal gesehen hatte. „… ein Freund, Ben… ein sehr guter Freund“, antwortete Yoshiki kaum hörbar mit zittriger Stimme. „Ist er…? „… ja… genau heute vor einem Jahr…“ „… Möchtest du alleine sein…? „… bitte…“ „D’accord…“ Damit erhob sich Ben, drückte kurz seine Schulter und lief dann den Weg zum Haupthaus zurück, wo seine Mutter, seine Schwester und Henri warteten, während Yoshiki alleine zurückblieb und wieder auf das Meer hinaus starrte. Wochen später, es musste wohl um seinen Geburtstag herum sein, doch das wusste keiner, da er es niemandem gesagt hatte, endete einer seiner Streifzüge durch die Landschaft im Dorf, wo er ein altes Klavier entdeckte. Allem Anschein nach hatte es jemand außer Haus geschafft, um es zu Kleinholz zu verarbeiten, da es seine besten Tage eindeutig hinter sich hatte. Das Holz war an mehreren Stellen gerissen, der Lack blätterte ab und bereits von weitem konnte man sehen, dass die Klaviatur eine dringende Generalüberholung benötigte. Er wusste nicht, was ihn überkam, schließlich hatte er seit dem Versuch in Paris kein Klavier mehr angerührt, doch ehe er sich versah, hatte er auch schon bei dem Haus geklingelt, vor dem es stand, und den Besitzer gefragt, ob er es aufkaufen könnte. Dieser hatte ihn zwar für verrückt erklärt, ihm das kaputte Instrument jedoch für 50€ überlassen und sogar versprochen, es ihm zu bringen. So stand einen Tag später das alte Klavier in Yoshikis kleinem Cottage, der damit beschäftigt war, das volle Ausmaß der Schäden in Augenschein zu nehmen. Er hatte zwar noch nie ein Piano selbst repariert, denn wenn früher einmal etwas mit seinen Flügeln gewesen war, dann hatten sich entweder seine Angestellten darum gekümmert oder aber der Kundenservice. Doch er wusste schließlich, wie ein Klavier auszusehen und zu klingen hatte, weshalb er sich sicher war, dass er das ganze schon irgendwie hinkriegen würde. Das Tasteninstrument am Ende zu stimmen, würde das kleinste Übel sein, denn das hatte ihm Toshi vor Jahren einmal beigebracht. Ganz zu Beginn ihrer Karriere hatte der Sänger eine Lehre als Klavierstimmer begonnen, weshalb Yoshiki es nie so ganz eingesehen hatte, Geld für einen Profi zu bezahlen, wenn sein bester Freund das auch konnte. Der war leider nie sonderlich begeistert davon gewesen, wenn der Pianist nachts um drei Uhr angerufen hatte, damit er augenblicklich ins Studio kam, weil der Flügel geringfügig schief klang. Ein paar Mal hatte es Toshi gemacht, doch dann hatte er genug davon gehabt und es Yoshiki beigebracht, sodass er künftig die Nächte wieder durschlafen konnte und der Pianist trotz allem einen perfekt gestimmten Flügel zum Spielen und Aufnehmen hatte. Wochen nach Neujahr und dem ein oder anderen Fehlversuch, der zu einem weiteren der zahlreichen Trips in die Großstadt geführt hatte, um Material zu beschaffen, war er endlich mit allen Arbeiten fertig. Er hatte das kaputte Holz ausgetauscht, den Lack abgeschliffen und neu aufgetragen, die Filze, Hämmer und Saiten ausgetauscht sowie die Klaviatur neu aufgearbeitet. Als er schließlich endlich mit Stimmen fertig war, stand er zufrieden vor seinem Werk und betrachtete es. Sollte er es wagen, sich wieder auf den Stuhl vor dem Piano zu setzen und zu spielen? Sein letzter Versuch lag lange Zeit zurück und war ganz zu Beginn seiner Flucht vor seinem alten Leben gewesen. Damals hatte er kaum einen Takt spielen können, ohne direkt in Tränen auszubrechen, weil ihn einfach alles an dieser simplen Tätigkeit an Toshi erinnert hatte… Doch etwas in ihm drängte regelrecht danach, sich endlich wieder vor ein Klavier zu setzen und zu spielen, weshalb er letztendlich auch auf dem Holzstuhl Platz nahm und seine Finger auf der Klaviatur sortierte. Zittrig schlug er mit dem kleinen Finger der linken Hand ein c‘. Kaum hallte der Ton klar durch das kleine Cottage, zog er seinen Arm zurück, so als hätte er mit der Hand auf eine heiße Herdplatte gelangt. Tief durchatmend, sortierte er seine Finger erneut auf den weißen Tasten und schlug noch einmal mit demselben Finger das c‘ an. Doch anstatt wieder abzubrechen, schloss er die Augen und ließ gleich darauf ein g‘ ertönen, gefolgt von einem c“. Den letzten Ton ließ er liegen und begann, in der rechten Hand ein h“ gefolgt von einem c“‘ zu spielen. Nichts anderes als die sanfte Melodie von „Without You“ war aus dem Steinhaus zu hören… Als er den Schlussakkord gespielt hatte, öffnete er vorsichtig die Augen wieder und wischte sich mit den Handrücken darüber, um die Tränen zu trocknen, die unter seinen geschlossenen Lidern hervorgetreten waren und über seine Wangen rannen. Es war nicht dasselbe zu spielen und zu wissen, dass Toshi seinen Songs nie mehr eine Stimme geben würde, doch in gewisser Weise fühlte er sich durch das Spielen mit ihm verbunden und im Vergleich zu der Zeit in Paris, etlichen Monate zuvor, war dieses Gefühl jetzt etwas einfacher zu ertragen. Wenn er so mit geschlossenen Augen dasaß und spielte, dann war es ein leichtes sich wieder am Kristallflügel sitzen zu sehen und zu spüren, wie Toshi neben ihm auf der Klavierbank Platz nahm, gefühlvoll sang und sich dabei leicht gegen ihn lehnte. Wenn er sich konzentrierte, dann glaubte er sogar ganz leicht den Geruch seines besten Freundes vermischt mit dessen Lieblingsparfums wahrzunehmen. Seufzend schüttelte Yoshiki den Kopf, um alle Gedanken daran aus seinem Kopf zu verbannen, klappte die Klaviaturabdeckung nach unten und stand dann auf, um nach draußen zu der kleinen Gedenkstätte zu gehen, die er für Toshi eingerichtet hatte. Aber kaum war er aus der Tür getreten, wurde er lächelnd von Fatima begrüßt, die auf der Bank saß. „Wie ich sehe, beziehungsweise höre, hast du die Restaurierung erfolgreich abgeschlossen…“ Sie stand auf und folgte ihm, als er nur leicht nickte und den Trampelpfad zu dem Rosenstrauch ging, vor welchem er sich hinkniete. Kommentarlos kniete sie sich neben ihn und folgte seinem Blick zu dem Stein, der unter den Rosen lag. „Das war ein wunderschöner Song, den du da gerade gespielt hast, Yoshi…“ „…“ „Ich wusste nicht, dass man als Geschäftsmann auch so Klavier spielen kann…“ „… ich hab eine Zeit lang in der Musikbranche gearbeitet…“, erklärte er leise und fuhr mit dem Finger die Konturen des Steines nach. „Es klang auf jeden Fall wunderschön, wenn auch sehr traurig“, entgegnete sie und stand auf. Kurz drückte sie seine Schulter und ließ ihn dann in Ruhe, wofür er ihr sehr dankbar war. Von da an begann er wieder täglich zu spielen, auch wenn es mit seelischen Schmerzen verbunden war, doch gleichzeitig tat es gut, die kühlen Tasten unter seinen Fingern zu spüren und wahrzunehmen, wie sie unter seinem Gewicht nachgaben und eine traurige Melodie nach der anderen formten. Einige Tage später kam Fatimas Tochter Lara vorbei, als er gerade gespielt hatte und hatte ihn gefragt, ob er ihr nicht auch ein bisschen was am Klavier beibringen könne. Zunächst hatte er gezögert, hatte dann aber doch Ja gesagt – er empfand es als Ding des Unmöglichen, ihr etwas auszuschlagen, wenn sie ihn mit ihrem besten Dackelblick bedachte – und ihr zunächst einige Grundlagen gezeigt. Es musste sich im Dorf herumgesprechen, dass er Klavierunterricht gab, denn innerhalb weniger Tage waren mehrere Leute bei ihm, die fragten, ob er ihnen, beziehungsweise ihren Kindern nicht auch Unterricht geben könnte. Er überlegte lange, denn all das bedeutete nur mehr Kontakt zu Menschen als nötig, doch am Ende stimmte er zu, denn schließlich hatte er früher einmal mit dem Gedanken gespielt, an der Musikhochschule zu studieren, um Klavierlehrer zu werden. Da YOSHIKI nicht mehr länger existierte, war es wohl nur ein logischer Schritt, sein Leben dort anzuknüpfen, wo er es damals zurückgelassen hatte. Die Leute wollten ihm Geld für den Unterricht geben, doch damit fühlte er sich nicht sonderlich wohl, da er einerseits kein ausgebildeter Lehrer war und andererseits ein solch sparsames Leben führte, dass ihm seine Ersparnisse noch eine lange Zeit reichen würden. Die Einwohner wussten mittlerweile jedoch, was für eine Naschkatze ihr manchmal etwas seltsamer Yoshi sein konnte, weshalb er den Vorschlag, ihn für eine Klavierstunde stattdessen mit einem Kuchen zu bezahlen, nicht wirklich ausschlagen konnte. Hinzu kam, dass er noch immer nicht wirklich kochen konnte und sich meist auf Instant beschränkte. Mehr als einmal hatte er sich an komplizierteren Sachen probiert, da er die Tütensachen nicht mehr sehen konnte, doch es hatte jedes Mal damit geendet, das aus den geöffneten Fenstern des Cottages Rauchschwaden gezogen waren und Fatima besorgt an seine Tür geklopft hatte und wissen wollte, ob alles in Ordnung sei. Dabei hatte sie ihm auch stets angeboten, dass er gerne mit ihr und den Kindern essen könne, doch er zog es noch immer vor, die meiste Zeit alleine zu verbringen, sodass er nur selten auf ihr Angebot zurückkam und sich letztendlich doch wieder von Instantessen ernährte. Insofern war Kuchen wirklich keine schlechte Idee! So kam es, dass Yoshiki am zweiten Jahrestag von Toshis Tod am Abend vor der Gedenkstätte saß, mehrere Räucherstäbchen angezündet hatte, die er extra in der Stadt besorgt hatte, und ein trauriges Lächeln sein Gesicht zierte, als er den Wind durch seine kurzen Haare streichen spürte, während er zusah, wie die Sonne langsam verschwand und nur noch rote Schlieren zurückließ, die wenig später ebenfalls verschwunden waren. „Ich vermisse dich, Tocchi… ich vermisse dich jeden Tag so sehr… es ist nicht fair, dass du vor mir gegangen bist! … Ich wünschte du wärst hier… ich brauch dich doch…! … und ich vermisse es, mit dir zu reden und mich bei dir vor der Welt zu verstecken… ich vermisse deinen Humor, auch wenn er oftmals auf meine Kosten war… ich vermisse es mit dir zu lachen und ich vermisse es, mit dir zu weinen… ich wünschte, du wärst hier! Ich wünschte, du könntest sehen, was ich erreicht habe… ok, das mit dem Kochen lassen wir besser aus… siehst du, das ist noch ein Grund, weshalb ich dich brauche! Du weißt doch, dass ich eine totale Niete in der Küche bin!“ Er lachte leise vor sich hin, während er schniefte und sich über die Augen wischte. Mit einer mitgebrachten Schere schnitt er die letzte Blüte vom Rosenstock und warf sie über die Klippen nach unten ins Meer. „Ich weiß nicht, ob glücklich das richtige Wort ist… aber ich habe zumindest das Gefühl, in meinem neuen Leben angekommen zu sein… ein Leben als Hayashi Yoshiki, ohne YOSHIKI, den Rockstar… und ohne dich! YOSHIKI ist damals mit dir gestorben… aber… aber manchmal denke ich doch an Heath, Pata und Sugizo… Was sie wohl machen? Ob es ihnen gut geht? Wie es wohl all unseren Freunden geht? Manchmal frage ich mich auch, wie es meiner Mutter geht… ich hoffe Kouki hat ein Auge auf sie… Pass bitte auf sie alle auf, ok? … zusammen mit hide und Vater… Ich weiß, zu wünschen, du wärst wieder am Leben ist sinnlos, aber wenn ich mir wünschen könnte, dass du auf sie aufpasst, dann würde ich das tun… ich weiß schließlich aus erster Hand, was für eine furchtbare Glucke du bist… Und dass du glücklich bist, wo immer du jetzt bist… das würde ich mir auch wünschen!“ •••••••••••••••••••• Ab dem nächsten Kapitel begleiten wir dann Toshi bei seiner Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. In diesem Falle heißt die Nadel allerdings Yoshiki und der Heuhaufen ist ein knapp 675 000km2 großes Land ;) Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und über eure Meinungen, Kommentare, Gedanken würde ich mich natürlich wie immer freuen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)