Dear Diary von Belldandy01 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wie immer habe ich mir die Handlung um die vier Jungs von Tokio Hotel herum nur ausgedacht. Falls diese Story doch einmal Realität werden sollte, ao darf man mir wohl hellseherische Fähiglkeiten zuschreiben ;) ------------------------------------------------------------------ Liebes Tagebuch, ich weiß, dass ich schon seit einer ganzen Weile behaupte, zu alt für dich zu sein. Nimm es mir nicht krumm, aber wenn wir beide ehrlich sind, schreibt kein Kerl, der schon Anfang zwanzig ist noch in ein Tagebuch. Generell schreibt kein Kerl Tagebuch, würde ich mal sagen. Das ist eigentlich was für kleine pubertierende Mädchen, die in ihren Mathelehrer oder den schnuckeligen Kerl aus dem Jahrgang über ihnen verknallt sind. Anscheinend bin ich, auch was das angeht, mal wieder ein Sonderling. Deshalb sollte ich dich, wenn ich hier fertig bin, wohl so gut verstecken, dass ich dich selbst nicht mal mehr wiederfinden werde. Denn eigentlich habe ich nicht vor, dass irgendjemand das hier je, auch nur aus Versehen in die Finger bekommt. Nun habe ich aber definitiv genug über das Führen von Tagebüchern im Allgemeinen gemeckert.Ich muss leider trotzdem ein wenig rumjammern, da ich das dieses Mal nicht einmal vor Tom kann. Ich behaupte immer, dass ich auf die große Liebe warte, aber eigentlich habe ich mir vorgenommen, mich die nächsten Jahre überhaupt nicht mehr zu verlieben. Das letzte Mal war ich verknallt und stellte fest, dass sie mich eigentlich nur ausnutzen wollte. Ja~, ich weiß, das ist eine ungemein überraschende Feststellung, wenn man bedenkt, wer und was ich bin, aber hey, ich finde, dass ich es trotzdem verdient habe, dass man mich meinetwillens liebt und nicht meiner Stellung in der Gesellschaft wegen. Jedenfalls hing ich mehr als drei Jahre lang an ihr. Je erfolgreicher wir international wurde und je seltener wir uns in Deutschland aufhielten, desto dumpfer wurde der Schmerz darüber, dass ich offenbar an die falsche Person mein Herz verschenkt hatte. Abgesehen davon, dass mein Leben insgesamt natürlich immer turbulenter wurde, so war ich doch wenigstens dieses Problem los. Und trotz des unterschwelligen Wunsches, mit jemandem mein Leben zu teilen, genoss ich es. Dann kam dieser absolut bescheuerte Tag, an dem ich dieser einen Person zusah, wie sie sich bester Laune eine Endlosdiskussion lieferte. Ich war fasziniert von ihrem Gesichtsausdruck, konnte den Blick nicht von ihren Lippen nehmen. Diese Details verdrängte ich nur Stunden später. Mit mäßigem Erfolg. Eigentlich wusste ich bereits, dass ich dabei war, meinen eigenen Vorsatz, mich vorerst nicht mehr zu verlieben, zu brechen... oder bereits gebrochen hatte. Ich schaute mir mehr als einmal Bilder von besagtem Tag an. Natürlich, er war absolut entspannend gewesen. Ich hatte viel Spaß. Wieso also sollte ich nicht mithilfe schöner Fotos ein wenig in Erinnerungen schwelgen dürfen? Von wegen. Dir wird natürlich längst klar sein, was jetzt kommt. Natürlich blieb ich immer häufiger an wenigen bestimmten Bildern hängen. Eins davon hatte ich in einem separaten Tab einfach mehrere Wochen am Stück offen. Manchmal habe ich es minutenlang einfach nur angestarrt. So viel zum Verdrängen. Inzwischen habe ich es aufgegeben mir einzureden, dass es sich um eine kurzweilige Schwärmerei handelt. Der Tag an dem die Fotos entstanden sind, war Anfang Mai. Jetzt haben wir Januar. Super, was? Obwohl ich mir inzwischen sicher bin, was ich mir wünsche, halte ich brav meine Klappe. Wenn wir zusammen in einem Raum sind, rast mein Puls, ich unterdrücke es, allzu auffällig zu starren, zumindest, wenn man mich dabei beobachten könnte, gestatte mir kaum auch nur flüchtige Berührungen. Nur Umarmungen zur Begrüßung und Abschied sind drin, weil die alle austauschen. Hast du auch nur eine vage Vorstellung, wie schwer es ist, nach einigen Sekunden wieder loszulassen? Bisher habe ich mich trotzdem wacker gehalten. Wieder zuhause und alleine in meinem Bett, bin ich erst ein einziges Mal in Tränen ausgebrochen. Das war damals ganz anders. So weit, so gut... bis ich heute morgen verzweifelt aus einem Albtraum aufgewacht bin. Ich wünschte, es wären Hexen, irgendwelche anderen Monster, meinetwegen unser Management oder Massenmörder darin vorgekommen. Aber nein, es war einer dieser verdammt realistischen Träume, die genau deswegen so schrecklich sind, weil man sie auch nach dem Aufwachen erst einmal noch für wahr hält. Ich plane da doch diese kleine Party. Eigentlich soll es ja lediglich ein gemütliches Beisammensein mit ein paar guten Freunden werden. Wir haben uns seit einer ganzen Weile nicht gesehen. Das letzte Lebenszeichen war eine kurze persönliche Nachricht via Internet. Dreimal darfst du raten: Richtig. Es war eine Absage für nächstes Wochenende. Und genau von dieser Party habe ich geträumt. Sie begann mit einer riesigen Überraschung. Tom hatte es geschafft, dass es doch nicht bei einer Absage blieb. Mein Herz überschlug sich fast vor Freude und nach etwa einer halben Stunde waren wir allein. Alle wussten plötzlich Bescheid und gingen, um mir einen Gefallen zu tun. Von dieser Sekunde an steuerte ich meinem Untergang entgegen. Ich hatte gar keine andere Wahl. So sehr ich auch versuchte, mich normal zu verhalten, merkte man mir meine Befangenheit an. Die Situation spitzte sich zu, bis ich ein gedruckstes Liebesgeständnis ablieferte. Direkt im Anschluss herrschte erst einmal Totenstille im Raum. Nach einer gefühlten Ewigkeit bekam ich tatsächlich eine Antwort: „Es tut mir Leid. Mir ist schon seit einer ganzen Weile klar, dass es auf so etwas hinauslaufen würde. Du wirst verstehen, dass ich dich jetzt erst einmal nicht mehr treffen möchte. Vielleicht schreibe ich dir noch ab und zu. Irgendwann...“ Keine Minute später war ich alleine. Und wach. Ich konnte nichts dagegen tun, dass mir die Tränen aus den Augen liefen. Ja, verdammt, es war nur ein Albtraum, dummerweise könnte die Reaktion auf ein Geständnis tatsächlich so ähnlich ausfallen. Das ist ja das Schreckliche daran. Die nächsten Stunden des Tages waren gelaufen. Außerdem hab ich jetzt Angst vor meiner eigenen Party. So, nun werde ich wohl oder übel weiter da durch müssen. Und du wirst brav in einem Versteck liegen bleiben und das Ganze hier sicher verwahren... Bill Der dunkelhaarige Musiker warf seinen Kugelschreiber vom Bett, schlug das Tagebuch zu und schob es vorerst unters Kissen, in das er am Liebsten hinein gebissen hätte. Nicht einmal diesem altmodischen Buch hatte er alles erzählt. Dabei hatte er sich inzwischen eigentlich damit abgefunden. Dachte er zumindest. Andererseits würde er sich wahrscheinlich noch viel mehr in alles hineinsteigern, wenn er noch tiefer ins Detail ging. Es fing wieder an. Natürlich machte es keinerlei Unterschied, ob er den Namen nun niederschrieb oder nicht. Er kreiste jetzt sowieso seit Stunden ohne Unterlass durch seinen Kopf. Wie sollte er so den nächsten Samstag überstehen? Zum Glück hatte er bis jetzt niemandem erzählt wie er fühlte, so konnte Tom nichts organisieren, um ihm ein wenig Zeit zu zweit zu bescheren... Bill wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, rollte sich auf den Rücken und starrte zur Decke, als würde er dort eine Antwort auf seine letzte Frage finden. *** Auch ohne dass er eine Antwort fand, kam der gefürchtete Samstag. „Danke, irgendwie ist heute kein Tag, an dem ich die ganze Orga alleine gebacken bekäme...“ Der Sänger ließ sich auf die Couch sinken und besah sich das Chaos, das er im Wohnzimmer angerichtet hatte. Eigentlich wollte er ja ein wenig dekorieren, worauf im Übrigen eigentlich keiner wirklichen Wert legte. Heute sah der Raum aus, als sei dort kürzlich eine Bombe explodiert. „Das musst du nie, Brüderchen. Du erlaubst mir ja nie zu helfen.“ Tom ging im Raum umher und riss die völlig unbrauchbar gewordene Dekoration wieder ab. Anschließend trug er das Knäuel in seinen Händen in die Küche. Auf dem Rückweg brachte er eine Ladung Gläser mit. Während er noch alle Hände voll hatte, klingelte sein Handy. Der Gitarrist eilte zum Tisch und stellte seine Last ab. Dann schob er seine Finger in die Hosentasche und angelte sein Mobiltelefon daraus hervor. „Hi. - Echt? Das ist ja geil. - Ja, super. Da freu ich mich. - Okay, bis gleich!“ Tom verteilte Knabbereien und Gläser auf dem Wohnzimmertisch. Er legte noch ein paar zusätzliche Decken und Kissen neben die Couch und holte schließlich die ersten gekühlten Getränke aus dem Kühlschrank. „Sie sind in gut zehn Minuten da. Meinst du, wir sollen die ersten Pizzen schon in den Ofen werfen?“ „Ich mach das schon.“ Bill sprang auf und eilte in die Küche. „Ist es echt schon so spät? Wieso hast du nichts gesagt?“ Er holte zwei Pizzen aus der Truhe, entfernte Karton und Folie, schob sie in den Ofen und schaltete ihn an. Aufs Vorheizen verzichtete er. Tom erwartete seinen Bruder mit vor der Brust verschränkten Armen, als dieser wieder ins Wohnzimmer zurückkam. „Weil das hier nicht mal 'ne richtige Party ist. Es kommen nur Leute, die uns mindestens genauso gut kennen, wie wir uns selbst. Du erinnerst dich, dass gerade mal zwei von drei geladenen Gästen zugesagt haben?“ Der jüngere Zwilling nickte. „Aber...“ Tom zog erwartungsvoll beide Brauen in die Höhe. Er wusste, dass Bill kein Gegenargument hatte, gar nicht haben konnte. Der Dunkelhaarige seufzte, was seinen Bruder triumphierend grinsen ließ. Als es kurz darauf klingelte, sah Bill sich noch einmal rasch im Zimmer um. „Es ist alles in Ordnung Bill. Komm jetzt bloß nicht auf die Idee, hier noch eine Speed-Deko aufzufahren, ehe wir sie rein lassen.“ Der Ältere setzte sich in Bewegung. „Ich mach dann mal auf.“ Bill beschloss währenddessen zu warten, wo er war. Es machte sowieso wenig Sinn, wenn sie sich alle im Flur gegenseitig im Weg standen. Der Zwilling sah in Richtung der Küche, als Tom eine Bemerkung darüber abließ, dass schon Pizzen im Ofen wären, weil sein Brüderchen Angst gehabt hätte, dass sie alle sonst verhungern würden. Im Flur brach allgemeines Gelächter aus und Bill meinte, ihm würde das Herz stehen bleiben. Das war eindeutig Gustavs Stimme. Und eben jener stand Momente später fröhlich grinsend vor ihm. „Hi!“ Gustav umarmte seinen jüngeren Freund zur Begrüßung lachend. „Wie ich sehe, hat Tom dicht gehalten. Na ja, er musste ja lediglich zehn Minuten überstehen.“ Der Drummer löste sich wieder von Bill und grinste ihn weiterhin an. Er winkte dem Sänger mit einer Hand vor den Augen herum. „Hallo? Blinzeln erlaubt. Und Atmen auch.“ Der Dunkelhaarige hatte keine Ahnung, wie er sich jetzt innerhalb von Sekunden wieder fangen sollte, um in der Lage zu sein, Gustav zu antworten und sich dann, irgendwann in naher Zukunft wieder zu bewegen. Sein Herz war gerade dabei sich zu Tode zu pumpen und das Blut rauschte Bill so stark in den Ohren, dass ihm sicherlich jeden Moment das Trommelfell platzen würde. Ja, es war Gustav, in den er sich vor einem Dreivierteljahr verliebt hatte. Absolut schleichend und trotz aller Bemühungen unaufhaltsam. Eigentlich fand er, dass er sich seit etwa zwei Monaten dermaßen auffällig verhielt, dass es jeder in seinem engen Bekanntenkreis längst hätte merken müssen. Falls dem aus irgendeinem Grund bisher nicht der Fall gewesen sein sollte, war er jetzt auf dem besten Weg, diese Tatsache zu ändern. Wie um zu retten, was noch zu retten war, schaltete sein Körper schließlich auf 'Autopilot' um, sodass er langsam die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen verzog. Er stieß die Luft aus und antwortete endlich: „Hey. Was machst du denn hier?“ Der Blonde setzte eine ernste Miene auf: „Ich konnte deine Einladung einfach nicht abschlagen. Da hab ich kurzum meine Familie versetzt.“ Bill legte die Stirn in Falten und entdeckte bereits Sekundenbruchteile später das verräterische Funkeln in Gustavs Blick. Dabei hätte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als jedes Wort des Drummers für bare Münze nehmen zu können. Der Sänger wandte dem Kleineren den Rücken zu und ging zur Couch hinüber, die Ganze Zeit hoffend, dass man ihm nicht anmerkte, dass seine Kniegelenke sich in Wackelpudding verwandelt zu haben schienen. Bill ließ sich aufs Sofa fallen und griff nach einem leeren Glas, hauptsächlich, um sich daran festzuhalten. Gustav folgte dem Dunkelhaarigen. „Meine Schwester ist krank geworden. Deshalb bleibt sie mit ihrem Mann zuhause und das Familienessen wurde verschoben.“ Der Schlagzeuger nahm eine Colaflasche, öffnete sie und füllte Bills und ein weiteres Glas, ehe er sich neben ihn setzte und ein Bein aufs Polster zog. „Scheint dich ja nicht gerade zu begeistern...“ Diese Bemerkung brachte Bill den Tränen nahe. Natürlich freute er sich, dass Gustav hier war. Sein ganzer Körper spielte deswegen verrückt. Aber genau das war auch das Problem. Er hatte sich innerlich nicht auf das Treffen einstellen können, was seit einer gefühlten Ewigkeit vor jeder Begegnung dringend nötig war, damit er aus lauter Euphorie nicht irgendetwas Unüberlegtes tat oder sagte. Außerdem war da immer noch dieser Traum... Bill drehte den Kopf, als er von dort ein Geräusch vernahm, hilfesuchend der Küchentür zu und sah seinen Bruder, der sich ihnen, zwei Pizzateller balancierend, näherte. Der Sänger sprang auf, verschüttete dabei fast seine Cola, stellte das Glas schnell ab und machte auf dem Wohnzimmertisch Platz für ihr Essen. Anschließend ging er auf Georg und Andi zu, die seinem Zwillingsbruder mit leeren Händen folgten, um sie zu begrüßen. Anscheinend ging er dabei etwas zu überschwänglich vor, denn er erntete verdutzte Blicke von beiden, inklusive einem besorgten, den er nicht bemerkte, weil er von Gustav hinter ihm kam. Während Bill noch mit Andi plauderte, waren die anderen Beiden bereits weiter gegangen, hatten sich auf die Couch fallen lassen und sich jeweils das erstes Stück Pizza genommen. Als der Sänger bei ihnen ankam, stellte er fest, dass inzwischen lediglich sein vorheriger Platz und einer auf dem Sessel frei waren. Der Dunkelhaarige widerstand der Versuchung, vor der Nähe des älteren Freundes zu fliehen und setzte sich wieder neben ihn. Bill nahm sich ebenfalls von der Pizza und begann eher zur Ablenkung, an dem Stück herum zu knabbern. Appetit hatte er definitiv keinen mehr. Also sah er nun viel eher seinen Freunden beim Essen zu. Lediglich zu Gustav konnte er nicht hinüber sehen, weil er dessen Blick regelmäßig auf sich spürte. Auch im weiteren Verlauf des Abends konnte der Bandjüngste sich nicht entspannen oder das, was sie taten genießen. Beim Zocken verlor er die meisten Spiele, von Gesprächen bekam er oft nur die Hälfte mit, weshalb er sich mit seinen Reaktionen auf den einen oder anderen dummen Spruch beschränkte und ansonsten dann lachte, wenn die Anderen ebenfalls lachten. Von Alkohol ließ er direkt ganz die Finger. Bill konnte es sich nicht leisten, nicht dauerhaft voll zurechnungsfähig zu sein. Selbst ohne einen Schwips war es anstrengend genug, nicht völlig durchzudrehen. Und doch brauchte er irgendwann eine kurze Auszeit. Der Dunkelhaarige meldete sich zur Toilette ab und eilte aus dem Raum. Im Bad angekommen ließ er sich auf den geschlossenen Klodeckel sinken, beugte sich nach vorne und legte seine Hände übers Gesicht, die Ellenbögen auf seine Knie gestützt. Er kniff die Augen zu versuchte einige Male ruhig durchzuatmen. Doch selbst davon hielten ihn seine zitternden Hände und seine, wie es sich anfühlte, viel zu heiße Stirn ab. Bill stand auf, ging zum Waschbecken hinüber und drehte den Hahn auf. Er spritzte sich eine Ladung Wasser ins Gesicht, nicht darauf achtend, dass es direkt über Wangen und Kinn lief, als er sich wieder aufrichtete. Erst als einige Tropfen sein Shirt erreichten griff der Sänger zum Handtuch. Nach dem Abtrocknen drehte er das Wasser ab und machte sich langsam auf den Rückweg zu den Anderen. Schon an der Türschwelle zum Wohnzimmer wurde er von Gustav empfangen. Er sah sich über dessen Schulter hinweg rasch im Raum um. „Der Rest ist draußen rauchen. Sie wollten die Unterbrechung 'sinnvoll' nutzen.“ Der Dunkelhaarige versuchte sich an dem Älteren vorbei zu schieben. „Das... ist eine super Idee! Ich werd' dann mal...-“ Gustav schüttelte den Kopf und schob ihn kurzerhand über den Flur in die Küche und schob mit seinem Fuß die Tür zu. Der Zwilling hatte nicht die geringste Chance sich dagegen zu wehren und stolperte die wenigen Schritte rückwärts. Als der Drummer die Tür schloss, suchte er selbst mit seiner rechten Hand Halt an einer der Arbeitsplatten. „Was...-“ Der Blonde drängte den Bandjüngsten noch einen weiteren Schritt nach hinten und legte beide Hände, jeweils neben Bill, um die Kante, an der dieser lehnte. Er sah den Dunkelhaarigen durchdringend an und zischte leise. „Was hast du heute eigentlich für ein Problem mit mir?“ Bill schluckte trocken. „I...-“ Gustav verengte die Augen ein wenig. „Noch bist du nicht dran.“ Der Drummer schob die Finger seiner Rechten zum Handgelenk des Größeren. „Wenn ich gewusst hätte, wie du heute drauf bist, wäre ich wohl gescheiter zuhause geblieben. Seit ich hier bin, ignorierst du mich wo es nur geht.“ Bill war kurz davor in sich zusammenzusacken. Seine Knie zitterten. Er spürte Gustavs Atem auf seinem Hals und die Hitze, die vom Körper des Schlagzeugers ausging. Als dessen Finger dann auch noch sein Handgelenk umschlossen, war er kurz davor, panisch aufzuschreien. Er schloss die Augen, nur um den Älteren nicht länger ansehen zu müssen. Das alles war tatsächlich fast wie in seinem Albtraum, nur dass sich die Realität noch viel schrecklicher anfühlte. Im Traum war Gustav ihm allerdings auch nicht annähernd so nahe gekommen... Der Sänger schüttelte den Kopf. „I...- ich freu' m... mich, dass du... da b...- bist...“ „Das klingt nicht gerade überzeugend.“ Als der Dunkelhaarige nicht reagierte, fuhr Gustav fort: „Was hab ich dir getan?“ Der Sänger kniff seine Augen nur noch fester zusammen, was leider nicht verhinderte, dass ihm die Tränen kamen. Er drehte den Kopf zur Seite und neigte ihn nach vorne, sodass seine Haare einen Teil seines Gesichts verdeckten. Gustav zog Bill mit einem Ruck an sich. „Jetzt hör doch auf zu weinen.“ Er murmelte: „Ich wollte nicht so gemein klingen, aber ich will es doch nur verstehen.“ Der Blonde legte seinem Freund die zweite Hand auf den Rücken. „War es meine Absage? Hat die sich irgendwie angehört, als hätte ich keinen Bock darauf, dich zu besuchen? Oder die Tatsache, dass ich doch gekommen bin? Ich kenne dich ja schon seit 'ner ganzen Weile, aber dass du Überraschungen so schrecklich findest...“ Bill rührte sich nicht. Er war absolut bewegungsunfähig. Dabei hätte ein Teil von ihm Gustav unglaublich gerne von sich gestoßen. Der Rest allerdings genoss die Nähe und sog jedes Bisschen davon in sich auf. Bill ließ sich regelrecht davon einlullen und nach einer ganzen Weile, in der er sich einfach nur von Gustav hatte festhalten lassen, entrutschte ihm, kaum hörbar, das lange zurückgehaltene 'Ich liebe dich.' Der Schlagzeuger hielt den Jüngeren weiterhin fest, während er leise auf Bills Geständnis reagierte: „Ich ahtne schon seit einer ganzen Weile, dass es auf so etwas hinauslaufen würde...“ Gustav seufzte. Diese Worte ließen den Jüngeren erschrocken zusammenfahren. Sekundenbruchteile später begann er zu wimmern: „Es... es tut mir leid. Ich wollte es dir nicht sagen...“ Der Sänger wollte sich von dem Blonden lösen, fand aber nicht die Kraft dazu. Er wusste, was als nächstes kommen würde und so sehnte sich alles in ihm danach die letzten Sekunden vor der Katastrophe in Gustavs Nähe auszukosten. „Ich kann verstehen...“ Der Bandjüngste zog geräuschvoll die Nase hoch. „...wenn du mich jetzt erst einmal... nicht mehr treffen willst...-“ Gustav drückte den Dunkelhaarigen fester an sich, löste seine Finger von dessen Handgelenk und strich ihm stattdessen durchs Haar. „Spinnst du?!“ Er flüsterte: „Das wäre ja, als würde ich dir die Schuld dafür geben, dass du dich in mich verliebt hast.“ Der Schlagzeuger pausierte einen Moment lang, damit seine Worte bei dem völlig aufgelösten Jüngeren ankommen konnten, ehe er fortfuhr. „Ich wollte damit lediglich andeuten, dass ich Zeit hatte, mir zu überlegen, wie ich reagiere, falls du sich mein Verdacht bestätigen sollte und du tatsächlich irgendwann genau das zu mir sagst...“ Bill schniefte und hielt anschließend die Luft an. Daraufhin wurde es absolut still in der Küche. „Dich von mir weg zu stoßen und den Kontakt zu dir abzubrechen stand jedenfalls von Anfang an außer Frage...“ Gustav seufzte. „Bill...- Du bist... einer meiner besten Freunde...“ '… Seit ewigen Zeiten und ich bin definitiv nicht schwul, also lass uns bitte irgendwie so weiter machen wie bisher', vollendete der Sänger den Satz gedanklich und verkrampfte sich in der Umarmung. Gustav senkte die Stimme, bis die nächsten Worte nur noch gehaucht über seine Lippen kamen. „Du bist talentiert, bringst uns alle regelmäßig zum Verzweifeln, aber mindestens genauso oft zum Lachen...“ Der Drummer ließ seine Finger durch Bills dunkle Mähne gleiten. „Außerdem... bist du wunderschön.“ Er drückte das Kinn des Zwillings ein wenig nach oben und schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln. „Lass es uns versuchen und vielleicht...“ Damit hatte Bill nun überhaupt nicht gerechnet. Es war doch alles so wie neulich Nacht. Kaum etwas war unwahrscheinlicher als die Vorstellung, dass er und Gustav mehr als gute Freunde sein könnten. Er öffnete seinen Mund einen Spalt breit, bis ihm bewusst wurde, dass ihm wieder einmal jegliche Antwort fehlte. „Hey, ich weiß selbst nicht, ob es funktionieren wird, aber einen Versuch ist es wert.“ Gustav streichelte über die Wange des Sängers und hauchte ihm schließlich einen zaghaften Kuss auf die Lippen. „Hm. Also wenn du nicht reagierst, kann ich gar nicht sagen, ob ich mich damit arrangieren könnte, so etwas häufiger zu tun...“ Bill blinzelte einige Male, damit beschäftigt zu verarbeiten, dass der Blonde ihn gerade geküsst hatte. Endlich realisierte er, dass der Ältere kein Spiel mit ihm trieb, sondern alles, was er gesagt hatte, tatsächlich ernst zu meinen schien. Er hob zutiefst erleichtert seine Arme, legte sich um den Drummer und legte ihm nun seinerseits seine Lippen auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)