Days of Destiny von toru-san (Merlin/Arthur) ================================================================================ Kapitel 1: Der Aufbruch ----------------------- Hallo, meine erste FF zu Merlin und Arthur. Es spielt in der Zeit, in der die beiden schon Gwaine und Lancelot getrennt voneinander kennen, aber diese noch keine Ritter Camelots sind. Arthur ist der Prinz von Camelot und Merlin sein untergebener Diener. Auch wenn ich Morganas Charakter und Entwicklung in der tatsächlichen Serie total spannend finde, wollte ich die Story nicht auf eine Zeit vor oder nach ihrer Entscheidung zur „Dunklen Seite der Macht“ beschränken, so dass ich sie komplett außen vor ließ. Ich hätte die Geschichte auch in dem einem Jahr ansiedlen können, in dem Morgana verschwunden war, doch leider war Gwaine da noch nicht aufgetaucht. Also alles etwas zusammengereimt. Trotz jeglicher Bemühungen wollten die beiden mehr Abenteuer bestreiten als über eine mögliche Beziehung nach zu denken. Aber das passt ja auch zu unseren Helden. Außer Spaß verdiene ich nichts damit. Bin sehr gespannt, wie sie euch gefällt. Für Kommis bin ich dankbar. Prolog: Im Königreich von Uther Pendragon war eine Krankheit ausgebrochen, die selbst das Schloss bedrohte. Einige Ritter erkrankten und Gaius versuchte alles, um die Krankheit zu identifizieren. Nach einiger Zeit hatte er den Ursprung ausgemacht und in einem alten Buch ein Gegenmittel entdeckt: Wasser, welches aus dem See in der Höhle der Sphinx stammte. Als der Prinz davon erfuhr, wollte er sofort losreiten, um es zu holen. Merlin, sein zauberhafter Diener, packte alle benötigten Sachen für sich und seinen Herrn zusammen. Es würde eine lange beschwerliche Reise werden. Start der Geschichte: Der Morgen dämmerte bereits, als Merlin die beiden Pferde auf den Schlossvorplatz führte. Dort standen schon die Satteltaschen. Arthur unterhielt sich mit Gwen. „Und seid bitte vorsichtig“, sagte die Zofe. Arthur schaute sie an und meinte in seiner arroganten Art: „Aber sicher, wir werden jeder Gefahr aus dem Weg gehen.“ „Ihr wisst, was ich meine“, antwortete die besorgte Gwen. „Ja, ich weiß.“ Der Prinz schaute zu Boden. Es war ein offenes Geheimnis, dass die beiden ineinander verliebt waren. Etwas abseits von ihnen stand Gaius. Als Merlin näher kam, versuchte er den Blick auf ihn zu richten, um nicht die beiden sehen zu müssen. Seit geraumer Zeit machte es ihm etwas aus, wenn er Arthur mit Gwen sah. Doch erst Gaius machte ihm unbewusst klar, dass er in seinem Prinzen verliebt und deswegen eifersüchtig war. Er benahm sich in der Nähe des Prinzen noch ungeschickter als er eh schon war: er hatte einige Dinge verschüttet, Vasen umgeworfen und sich mehrfach irgendwo gestoßen, wenn Arthur in seine Nähe kam. Gaius hatte im Spaß gesagt, dass er sich aufführt, als wenn er verliebt sei. Allerdings hatte er wohl nicht die passende Person für dieses Verhalten erahnt. Und so glaubte Merlin ein weiteres Geheimnis zu haben. Jedoch diesmal eines, das er mit niemandem teilen konnte. Ihm war jedoch die aussichtslose Lage seiner einseitigen Liebe bewusst und bemühte sich die Verbindung von Gwen und Arthur so gut es ging zu unterstützen. Als Merlin die Satteltaschen an den Pferden angebracht hatte, entfernte sich Arthur langsam von Gwen und kam zu ihm. „Lass uns schnell los reiten“, flüsterte dieser. Der Zauberer sah ihn verwundert an und fing einen genervten Blick von Arthur auf und nickte kurz. Gwen gesellte sich zu Gaius, während beide Männer auf ihre Pferde aufsaßen. „Und passt auf euch auf“, rief Gwen zum Abschied. „Sobald wir das Heilmittel gefunden haben, werden wir so schnell wie möglich wieder heimkehren“, antwortete der Prinz geschäftsmäßig. Seit einiger Zeit ging Arthur sehr streng mit ihr um und traf sich immer weniger mit ihr. Dafür unternahm er mehr mit Merlin, was diesen natürlich freute, doch auch noch beklommener machte bezüglich seiner Gefühle. Wie sollte er diese Gefühle verdrängen, wenn das Objekt seiner Begierde immer wieder seine Nähe zur Flucht vor Gwen nutzte? Sie waren schon den ganzen Tag unterwegs, als sie in der Ferne ein Gasthaus sahen. „Wir sollten etwas ausruhen“, meinte der Diener. Der Prinz nickte knapp. Auch er war mit seinen Kräften am Ende. Vor dem Gasthaus sprang Merlin vom Pferd und ging durch die sperrige Tür. Das Gasthaus entpuppte sich von Nahem als billige Spelunke. Als Merlin den Wirt endlich in dem lauten Getümmel an der Bar gefunden hatte, versuchte er zwei Zimmer zu ordern. Das laute Lachen neben ihm machte ihm schnell klar, dass die Zimmer hier nur stundenweise vermietet wurden. Dann sagte der Wirt „Im Moment ist auch nur noch ein Zimmer frei. Aber das sollte für zwei Jünglinge wie euch reichen.“ Der Wirt deutete hinter den Zauberer, wo Arthur stand. Merlin drehte sich wieder zum Wirt und wollte protestieren und den Prinzen als solchen zu erkennen geben, doch dieser fiel ihm ins Wort und meinte leise zu Merlin „Wir sind nicht mehr in Camelot. Unsere Identitäten sollten lieber geheim bleiben. Und jetzt benimm dich.“ Durch die laute Musik sprach er zum Wirt „Wir nehmen das Zimmer.“ Der Diener bezahlte das Zimmer und nahm den Schlüssel an sich. Das Zimmer war in der zweiten Etage. Es besaß ein Bett, welches der Diener natürlich für seinen Prinzen herrichtete. Er selbst war das Schlafen auf dem Boden oder auf einer Pritsche gewöhnt, wenn er auch bei Gaius die Annehmlichkeiten eines Bettes erfuhr. Er legte sich an die Seite des Zimmers und verbarg sich unter seiner Decke. Er schlief mit seinem Prinzen in einem Zimmer. Seit er seine Gefühle für den Prinzen entdeckt hatte, wurde er immer etwas verlegen, wenn beide allein waren. Er wünschte, er hätte sich eine weitere Decke mitgenommen, da es in der Nacht sehr frisch war und die Decke etwas zu kurz, so dass seine Füße unten herausschauten. Ein kurzes Niesen lies den Prinzen aufhorchen. „Gesundheit. Merlin, ist dir kalt?“, raunte der Prinz aus dem Bett herüber. „Nein, es geht schon. Hatschi“, kam die genieste Antwort des Dunkelhaarigen. Arthur seufzte. „Das Bett ist groß genug für uns beide. Hier kannst du dich aufwärmen. Außerdem kann ich mich jetzt nicht noch um einen kranken Nichtsnutz kümmern!“ Er rutschte zur Seite und schlug die Bettdecke zurück. Merlin wollte widersprechen, doch zu verlockend war jetzt die Wärme des Bettes und seines Liebsten. Ohne einen Blick auf das grinsende Gesicht Arthurs zu werfen, legte er sich ganz an den Rand und ließ sich von Arthur zudecken. „Danke“, murmelte er und genoss die Wärme, die sein Körper durchströmte. Sein Gesicht war rot und er traute sich keine Bewegung zu machen. >Seit wann ist er so nett zu mir? Aber er hat Recht, wenn ich krank werden würde, würde es nur aufhalten.< Arthur lag auf der andern Seite des Bettes und machte keinen Hehl aus seiner Stellung. Auch wenn sie das Bett teilten, so vereinnahmte er den Großteil des Bettes. „Schon gut. Ich bin eben sehr großzügig und um das Wohl aller in meinem Volk besorgt. Auch wenn es ein solcher Taugenichts wie du ist“, gab der Blonde schmunzelnd zurück. >Und ich dachte grade, er wäre nett zu mir. Es ist doch alles wie immer.< dachte Merlin insgeheim. „Und nun schlaf. Morgen wird ein langer Tag.“ „Ihr auch“, brachte Merlin gespielt beruhigt über seine Lippen. Doch wie sollte er in solch einem Moment ans Schlafen denken. Neben ihm lag sein Angebeteter. Der Mann, der es ihm unmöglich machte, an jemand anders zu denken. Der Zauberer verfolgte ihn in unbeobachteten Momenten mit seinen Augen und stellte sich Dinge mit ihm vor, die niemals sein dürften. Eine Liebe unter Männern war gegen die Natur und war nach der Zauberei ein weiterer Grund für ein Todesurteil bzw. wenn es glimpflich ausging, so verlor man nur ein oder mehrere Körperteile. Und da Merlin weder den Scheiterhaufen noch den Verlust eines Armes begrüßte, würde er seiner Liebe nie nachgeben können. Auch war der Geliebte nicht irgendwer, sondern der zukünftige Herrscher von Camelot. Dieser war durch seinen Stand zur Offenbarung derartiger Angelegenheiten gezwungen. Als ihm all dies klar wurde, merkte er plötzlich, dass ein gleichmäßiges Atmen neben ihm eingetreten war. Der Prinz musste so erschöpft gewesen sein, dass er sogleich eingeschlafen war. Auch der Zauberer beruhigte sich langsam und gewöhnte sich an die Nähe. Langsam verwandelten sich seine Gedanken in Träume und er schlief ein, noch immer mit dem Rücken zum Prinzen und an die Bettkante gekauert. Die ersten Sonnenstrahlen erhellten das Zimmer. Der Tag brach an. Merlin war als Diener gewohnt mit den Hühnern aufzustehen. Auch wenn der Traum, den er hatte, berauschend schön gewesen war, so merkte er langsam, dass seine Gedanken wieder reale Formen annahmen. Im Traum wollte jemand den Prinzen gefangen nehmen, was er jedoch mit seiner Zauberkraft verhindern konnte. Im Traum hatte er nicht dieses Geheimnis, dass zwischen den beiden stand. Im Traum schloss ihn sein Prinz nach der erfolgreichen Schlacht in die Arme und küsste ihn. Doch in der Wirklichkeit würde dies nie geschehen. Trotzdem spürte er im Wechsel zur Wirklichkeit noch die sanfte Berührung auf seinen Lippen. Er wollte gar nicht so richtig wach werden, nicht diesen Traum und die Zärtlichkeit verlieren. Und doch war ihm klar, dass es nicht anhalten würde. Nach einigen Sekunden war sein Geist vollkommen wach. >Dann eben nicht!<, war sein Gedanke, ehe er blinzelnd die Augen öffnete. Sein Kopf befand sich auf einer Brust, die sich mit jedem Atemzug hob und senkte. Er lag seitlich an diesen warmen Körper gepresst, umschlungen von einem starken Arm. Langsam schaute er am Hals zum Gesicht hoch und wäre fast erschocken zurückgewichen. Es war Arthur, in dessen Armen er lag. Schon machte sich Panik in Merlin breit. Wie sollte er nur diese Situation erklären? >Andererseits<, dachte der Zauberer >ist es seine eigene Schuld. ER hat mich schließlich zu sich ins Bett gelassen und ich liege in SEINEN Armen, nicht andersrum!< Dann bemerkte er die gleichmäßige Atmung des Blonden, der in einem tiefen Schlaf verweilte. >Außerdem kann er mich wohl kaum zur Verantwortung ziehen, wenn ich noch schlafe. Soll er doch zuerst aufwachen.< Mit einem selbstzufriedenen Ausdruck kuschelte er seinen Kopf wieder an die Brust seines Geliebten. Merlin stellte sich schlafend, doch einschlafen konnte er nicht mehr. Er genoss die Wärme der Umarmung und hörte Arthurs Herzschlag zu, der zunehmend von seinem eigenen übertönt wurde. Bald würde er so laut sein, dass der Thronfolger davon aufwachen musste. Doch er konnte dieses Pochen nicht unterdrücken. Zu verlockend war diese Gelegenheit seinem Angebeteten näher zu kommen. > So eine würde es vielleicht in einer Million Jahren wieder geben!<, ging dem Zauberer durch den Kopf. Er öffnete seine Augen und hob vorsichtig den Kopf, so dass er wieder auf das friedlich schlafende Gesicht schauen konnte. Doch nun reichte ihm der Anblick allein nicht mehr. Begehren und Sehnsucht stieg in ihm auf: Er wollte Arthur küssen, koste es, was es wollte. Seine Augen konnten nicht von diesen Lippen weichen, sein Gesicht näherte sich dem des Prinzen. Merlin spürte die Atemzüge des Prinzen auf seiner Haut. Gleich würde er nah genug sein, um seine Lippen zu berühren. Sein verträumter Blick glitt von den anziehenden Lippen zu den geschlossenen Augen. Gleich würde er es wagen, gleich würde er Arthur küssen. Er fieberte diesem Moment entgegen und doch genoss er die Vorfreude. Diesen Moment musste er vollständig auskosten, damit er in ewig in Erinnerung behielt. Nun trennten sie nur noch einige Millimeter. Fast unmerklich legte er seine Lippen auf das verehrte Heiligtum. Er hatte erwartet, dass die Lippen des Ritters durch viele Abenteuer rau waren, doch sie waren so sanft und weich. Merlin schwebte auf Wolke sieben und wollte sein Glück weiter herausfordern. Er erhöhte den Druck zwischen ihren beiden Lippen behutsam. Doch anscheinend wachte Arthur langsam auf. Der Arm, den er um den Zauberer gelegt hatte, zog ihn weiter zu sich heran. Fast wäre der Diener erschrocken weg gehechtet, wenn er nicht noch diesen letzten Moment auf Arthurs Lippen auskosten wollte, ehe dieser die Situation begriff. Doch spürte er in diesem Moment, dass auch der Prinz seinen Druck erwiderte. Die zu Anfang gehauchte Berührung entwickelte sich zu einem wirklich schönen leidenschaftlichen ersten Kuss. Der andere Arm des Prinzen streckte sich nach Merlins Körper aus und zog ihn in eine innige Umarmung, während immer noch beide Lippenpaare aufeinander verhaarten. Merlins verängstigter Blick war auf Arthurs blinzelnde Augen geheftet. Merlins Lippen entfernten sich ruckartig und er wollte sich schnell aus der Umarmung zu lösen, doch der Prinz war stärker. Offene Augen sahen ihn fragend an. Man sah förmlich, wie Arthurs Geist den verängstigt drein blickenden Merlin mit dem offensichtlich eben noch geträumten Geschehnissen in Verbindung brachte. Er entließ den Schwarzhaarigen augenblicklich aus seiner Umarmung und blieb still verwundert liegen. Der Zauberer hatte sich so schnell von Arthur weggedreht, dass er über die Bettkannte rollte und aus dem Bett fiel. Schnell raufte er sich wieder auf und stand nun verschämt vor dem Bett. Leider war es nicht sein Talent still zu sein. „Ähh.. danke, dass ich bei Euch im Bett schlafen dürfte. Ihr hattet Recht, das Bett ist wirklich angenehmer. Ähh.. Habt Ihr was Schönes geträumt?“, versuchte er mit fragendem ernsthaften Gesicht die Situation aufzulockern. Leider war es nicht die beste Frage in diesem Moment. Das wurde auch dem Diener klar, als er in das verlegene Gesicht seines Herrn sah. Diese Verlegenheit schlug auf der Stelle in Verärgerung um: „MERLIN, DU IDIOT! Wir sind hier nicht in den Ferien, wo du ausschlafen kannst. Warum stehst du immer noch hier rum. Geh sofort und kümmere dich um das Frühstück!“, schrie ihn Arthur in alter Manier an. Als er den verdutzten Blick sah, mit dem ihn sein Diener anguckte, brüllte er: „LOS! SOFORT!“ Nun verstand der stutzig Zauberer und stützte mit den schnell zusammen gesuchten Sachen aus dem Zimmer. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, blieb er kurz stehen um sich zu fangen. >So laut hat mich Arthur noch nie angeschrieen. Aber andererseits ist er auch noch nie in einem Bett mit mir nach einem Kuss aufgewacht.< Als ihm das klar wurde, glitten seine Finger unwillkürlich über seine Lippen, wobei er sich lächelnd und glücklich an die Wand lehnte. Als er Bewegung auf dem Gang des Wirtshauses wahrnahm, zog er sich seine Sachen über und versuchte Frühstück für zwei Personen zu organisieren. >Arthur darf jetzt nicht noch hungrig sein, sonst ist er den ganzen Tag unausstehlich.< Sobald Merlin das Zimmer verlassen hatte und Arthur die Verschlossenheit der Tür mittels eines schwungvollen Kissenwurfes überprüft hatte, ließ er sich von der sitzenden Position nach hinten auf das Bett fallen und schlug sich die Hände übers Gesicht. Er war in einem Bett mit seinem Diener aufgewacht. >Gut, das war begründet, weil er sonst krank geworden wäre.< redete sich der Prinz ein. Doch er hatte ihn umarmt, vielleicht sogar geküsst. Der Wut wich nun Verwunderung und Verlegenheit. Ob der Kuss echt war oder nur Teil des intensiven Traumes, den er hatte, konnte er nicht mehr sagen; zu abrupt war der Prinz durch Merlins Ausreißversuch aus dem Traum aufgewacht. Eine Hand glitt von seinen Augen weg und sein Zeigefinger zeichnete die Berührung auf seinen Lippen nach. „Das kann doch nicht wahr sein“, murmelte er leise, nahm sich ein Kissen und verbarg darunter schnell das aufkommende Lächeln. Kapitel 2: Der Weg ist das Ziel ------------------------------- Nach einer Weile trat der Zauberer mit einem Tablett mit zwei halbvollen Schüsseln wieder in das Zimmer ein. Arthur zog sich grade einen Stiefel an. „Merlin“, sagte der Prinz seufzend, „hast du immer noch nicht gelernt anzuklopfen?“ „Entschuldigt, Sire, ich hatte keine Hand frei. Ihr seid ja schon angekleidet?“, brachte der Diener überrascht heraus und stellte das Tablett auf einem Tisch ab. Obwohl er versuchte, Arthur nicht anzuschauen, ertappte er sich bei verstohlenen Blicken in seine Richtung. „Sei nicht dumm. Natürlich kann ich mich alleine anziehen“, entgegnete ihm der Blonde lässig. Für ihn schienen die morgendlichen Geschehnisse abgeschlossen zu sein. Das beruhigte Merlin und er fand zu seiner fröhlichen Art zurück: „Und warum lege ich Euch jeden Morgen die Kleider raus und helfe Euch beim Anziehen?“ „Weil DU MEIN Diener bist und es zu DEINEN Aufgaben gehört. Im Schloss haben wir dazu auch Zeit, hier haben wir sie nicht. Wir müssen so schnell wie möglich das Gegenmittel besorgen. Hast du dich um die Pferde gekümmert?“ „Ja, wir können gleich nach dem Frühstück los.“ Der Prinz, der sonst nur die Schlossküche gewohnt war, wusste, dass er auf Reisen nicht wählerisch sein dürfte. Doch nach einem Blick in die Schüssel war ihm der Hunger vergangen. Sein Diener hatte mit diesem Blick gerechnet: „Ohne Essen werden wir vom Pferd fallen.“ „Das würde bei deinem Reitstil keinen Unterschied machen“, gab Arthur grinsend zurück und setzte sich an den Tisch. Da nur ein Stuhl am Tisch stand, nahm sich Merlin seine Schüssel und setzte sich auf den Boden. Er nahm den Löffel in die Hand und rührte in der grauen Masse herum. „Na los, iss schon. Du musst groß und stark werden“, triezte ihn sein Herr, der bisher auch nur im Essen gerührt hatte. Der Zauberer nahm sich einen Löffel des Haferschleims ab und führte ihn mit einem angeekelten Gesicht zum Mund. Dann entspannte sich sein Gesicht: „Hmm. Sieht schlimmer aus als es schmeckt“, gab Merlin mit vollem Mund zurück und nahm den nächsten Löffel in Angriff. Nun begann auch Arthur zu essen. Nachdem das Frühstück beendet war und sie alle Sachen zusammen gepackt hatten, ritten sie weiter. Der Tag war bewölkt und kühl. Sie hatten sich in Ihre Umhänge gewickelt, während sie immer weiter der Strasse folgten. Eine düstere Stimmung herrschte. Beide sprachen kaum. Am späten Nachmittag ritten sie von einer Ebene in einen Wald. Als sie in das dunkle Waldlicht eintauchten, hörten sie viele Vögel und Tiere, die in dem Wald wohnten. Der Waldweg war ab hier offenbar lange nicht mehr benutzt worden. Merlin schaute sich besorgt um. „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin ja bei dir“, meinte Arthur, als er den Blick bemerkt. „Danke, aber ich kann mich selbst verteidigen“, gab der trotzige Diener zurück. „Sicher“, neckte ihn der Prinz mit einem abfälligen Tonfall und ritt tiefer in den Wald hinein. Bald war der Pfad so verzweigt, dass sie von den Pferden absteigen mussten und sich mit dem Schwert den Weg bahnen mussten. Merlins Arm tat nach einiger Zeit von der ungewohnten Schwere des Schwertes weh, so dass Arthur voran ging, während er die Pferde hinter seinem Herrn her führte. „Es wird langsam dunkel. Wir sollten ein Nachtlager aufschlagen“, schlug er vor. Sie waren den ganzen Tag durchgeritten und hatten seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Der Blonde stimmte ohne Widerworte zu. Sie suchten sich eine passende Stelle und bannten die Pferde an einen Baum fest. „Merlin, such Äste zusammen für ein Feuer und bau das Lager auf“, befahl der Prinz, als er sich an einen Baum setzte. Der Zauberer entfernte sich etwas vom Lager, so dass er außer Sichtweite war. „Electum calora“, hauchte er mit gold-glitzernden Augen in die dämmerige Abendluft. Sogleich flogen einige trockene Zweige zusammen und türmten sich zu einem tragbaren Haufen auf. Er hob den Zweighaufen auf und ging pfeifend und gut gelaunt zurück zum Lager. „Wie hast du so schnell so viel Holz sammeln können?“, fragte der überraschte Prinz von Camelot nach. Merlin antwortete grinsend: „Och, die. Da hinten lagen ganz viele rum, so dass ich nur noch zugreifen musste.“ „Klar, das Glück ist immer mit den Dummen“, spottete Arthur. Merlin saß nun mit dem Rücken zu Arthur und versuchte Feuer auf die herkömmliche Weise zu entfachen: „Na dann müsst Ihr ja der glücklichste Mensch der Welt sein.“ „Kann es sein, dass du wieder vergessen hast, mit wem du grade sprichst?“ Der Zauberer antwortete nichts darauf. Auch wenn es nur Neckereien zwischen beiden waren, die Arthur keineswegs böse meinte, sondern eher scherzhaft, so wurde ihm dennoch wieder seine Stellung bewusst. >Ja, er wird König sein und ich werde immer sein Diener sein. Wir werden niemals auf gleicher Ebene stehen.< dachte er. Ein trauriges Lächeln überkam sein Gesicht, als er sich den besonderen Moment am Morgen in Erinnerung rief. Eine solche Nähe würde sich wohl nicht noch mal ergeben. Er hatte schon einige Male versucht, seine Gefühle für den Prinzen, zu verdrängen und über ihn hinweg zu kommen, doch dann kamen immer wieder einige Situationen, in denen Arthur ihm zeigte, wie viel ihm an Merlin lag. Manche Blicke, die Arthur ihm zuwarf, drückten mehr als nur Freundschaft aus. Sobald Merlin diesen Blick auffing, schaute er verlegen weg oder warf ihm etwas zu, was er ganz dringend in die Wäsche bringen musste. Oder er sagte bei einigen Abenteuern so etwas wie ‚ohne dich würde das hier nicht so viel Spaß machen’ in einem sehr liebevollen Tonfall. Auch war er für ihn in schweren Zeiten da und klopfte ihm mutmachend auf die Schulter. Als sein Heimatdorf Ealdor von Räubern terrorisiert wurde, hatte er sich nur für ihn aus dem Schloss geschlichen und Seite an Seite gekämpft. Auch wenn Arthur immer bemüht war den Menschen zu helfen, so viel würde er für einen einfachen Diener nicht opfern. Zumal Arthur nach seiner Rückkehr wegen der Ungehorsamkeit drei Tage von dem König in seinem Zimmer eingeschlossen wurde. Doch sicher empfand der Prinz für ihn nur eine tiefe Vertrautheit und Freundschaft, doch niemals Liebe. Merlin wusste, dass es mit seiner einseitigen Liebe nicht so weitergehen konnte. Er musste sich endgültig lösen. Doch wie sollte er das anstellen? > Jetzt ist auch kein guter Zeitpunkt. Wir sind alleine in einem fremden Wald mit keiner Möglichkeit sich abzulenken. Wenn wir wieder in Camelot sind, werde ich so viel Abstand von ihm nehmen, wie möglich. Vielleicht suche ich mir eine Freundin?< dachte der verträumte Diener weiter. „Merlin, durch Anstarren wird das Holz nie brennen“, hörte er neben sich sagen. Er war so in Gedanken gewesen, dass der Blonde sich unbemerkt direkt neben ihn gesetzt hatte. Merlin fuhr kurz zusammen. „Ähh. Ja, Sire. Entschuldigt bitte.“ Er fühlte, wie sein Gesicht bei der unerwarteten Nähe zu seinem Geliebten rot wurde. Eben hatte er seinen Prinzen noch aufgeben wollen, doch jetzt hatte er schon wieder dieses mulmige Gefühl im Magen. „Lass mich das machen. Ich will nicht wegen deiner Unfähigkeit heute Nacht frieren“, meinte der Prinz herausfordernd und versuchte Merlin die Hölzchen aus den Händen zu reißen. Dieser klammerte sich daran fest. „Nein, ich hab’s gleich.“ „ Nun gib schon her.“ „Nein!“ Beide hielten mit aller Kraft am Holz fest. Auf ihren Knien sitzend hatten beide keinen allzu festen Stand. Merlin verlor zuerst das Gleichgewicht und zog Arthur mit sich. Beide lagen nun verblüfft von der unvorhersehbaren Bewegung aufeinander und blickten weiterhin auf die Zweige. Langsam wanderten Ihre Augen zu den Augen ihres Gegenübers. Der Zauberer war sprachlos durch diese klaren blauen Augen. Am Morgen hatte er sie nur kurz erblickt, doch von so nah sahen sie einfach wunderbar aus. Er konnte Arthurs Atem im Gesicht spüren. Er wollte seinen Prinzen umarmen, fest an sich drücke und küssen. Arthur schaute ihm gebannt in die Augen, dann kurz zu Merlins Lippen und wieder in die Augen, so als wollte er um Erlaubnis zu einem Kuss fragen. Doch das konnte nicht sein. Merlin blickte ihn fragend an. > Will er mich wirklich küssen? Naja, ich sollte es auf einen Versuch ankommen lassen. Was kann schon schief gehen?< waren die Gedanken des Zauberers und er nickte leicht. Die Augen des Prinzen drückten Verständnis aus und er näherte sich dem Gesicht des Gegenübers. Der Dunkelhaarige schloss die Augen und konzentrierte sich vollständig auf das, was gleich kommen würde. Arthurs Atem kam näher. Nun waren Ihre Lippen noch einige Millimeter voneinander getrennt, als der Blonde inne hielt und in der Bewegung verharrte. >Was ist los? Warum kommt er nicht näher?< dachte Merlin, doch er wollte die Augen nicht öffnen, nicht den Blick in die Wirklichkeit wagen. „Beweg dich nicht“, flüsterte ihm der Prinz zu. >Das hatte ich auch nicht vor.< gab Merlin in Gedanken eine freche Antwort. Wollte er sicher gehen, dass Merlin den bevorstehenden Kuss nicht abwehrt? Langsam rutschte der Prinz von ihm runter. Der Diener öffnete die Augen und erblickte Arthur, der grade zu seinem Schwert am Boden robbte. Merlin war noch benommen von der Vorstellung eines Kusses. Wollte Arthur etwa ein Schwert in ihr Liebesspiel einbauen? Worauf stand der Ritter eigentlich genau? Plötzlich hörte er nicht weit von ihm, wie der Waldboden knackend ein paar Füssen nachgab. Nun verstand er: Sie waren nicht allein im Wald. Jemand war in Ihrer Nähe. Deshalb hatte Arthur auch sein Schwert geholt. Alles ergab nun einen Sinn. Doch leider keinen Sinn, den Merlin sich wünschte. Er blieb weiter reglos liegen. Arthur hatte sein und Merlins Schwert erreicht und bewegte sich lautlos wieder auf Merlin zu. Die Schritte der Unbekannten schienen näher zu kommen. Es hörte sich an, wie eine Handvoll Männer, die sich leise unterhielten. „So ein Prinzchen würde ich gern mal aufschlitzen.“ „Aber wollten wir nicht den König mit ihm erpressen und alle Schätze von Camelot fordern?“, hörte er die Stimmen sagen. „Still jetzt“, fauchte eine tiefe Stimme, die dem Anführer gehören musste. Nun standen sie nur noch einige Meter entfernt. >Gleich werden sie die Pferde sehen. < dachte der Zauberer und nickte Arthur kampfbereit zu, der ihn erreicht hatte und ihm sein Schwert gab. „DA“, schrie die tiefe Stimme und sofort stürmten die Räuber in Richtung Pferde und erreichten die beiden Gefährten. Arthur war aufgesprungen, sein Schwert in der Hand und bereit zur Verteidigung. „Gebt auf, dann werden wir Euch nicht sofort töten“, brüllte ein Dieb, doch Arthur hatte ihn schon zum Schweigen gebracht. Merlin kämpfte gegen einen Räuber. Dieser schlug mit dem Schwert auf ihn ein und drängte ihn immer weiter zurück, bis er mit dem Rücken gegen einen Baum stand. Der Bandit holte zum Schlag aus. Merlin duckte sich und sprach: " Avrien war." Ein goldenes Glitzern überkam die blauen Augen des Zauberers. Das Schwert des Banditen erhitze sich und glühte rötlich, als der Bandit das Schwert los ließ und seine verbrannten Hände kreischend anstarrte. Danach wurde er ohnmächtig wegen der Schmerzen. Ein weiterer Räuber näherte sich, doch da war schon ein Holzstück wie durch Zauberhand zwischen seine Beine geraten, so dass er auf einen Stein fiel und bewusstlos liegen blieb. Der nächste wurde von einem Ast erschlagen. Der Prinz kämpfte gegen den letzten der Räuber, den Anführer. Ein großer, stämmiger Mann. Arthur war mit seiner Schnelligkeit überlegen und konnte ihm flink einige gezielte Schläge auf empfindliche Bereiche versetzten. Nach einigen Minuten war der Kampf vorüber und der Anführer ging in die Knie. Ein letzter Schlag schickte ihn ins Traumland. Schnaufend blickte der Prinz sich um und entdeckte Merlin, der hinter einem Baum hervorkam. "Merlin, du Feigling, kannst wieder vorkommen. Und leg das Schwert weg, du siehst lächerlich aus" Als der Zauberer sich dem Prinzen näherte, bemerkte er auf dem roten Hemdärmel einen dunkelroten Fleck. "Ihr seid verletzt. Lasst es mich sehen." "Erst müssen wir weg. Mach die Pferde bereit, wir sollten ein wenig Land zwischen uns und denen bringen, bevor sie wieder aufwachen." Der Dunkelhaarige tat wie ihm geheißen, doch immer mit einem besorgten Blick auf den Prinzen. Sie ritten durch den dunkeln Wald und kamen an einen Bachlauf. "Wir sollten rasten und uns ausruhen", sagte Merlin. "Wovon willst du dich den ausruhen? Du Trottel hast nicht mal gekämpft, sondern dich hinter einem Baum versteckt." "Ich habe gekämpft. Doch nun will ich Eure Wunde sehen und versorgen!" " Sie ist nicht besonders tief, wir sollten weiter in die Berge um die Höhle der Sphinx zu finden." "Sire, wenn Ihr so weiter reitet, wird sich die Wunde entzünden und Ihr könntet an einer Blutvergiftung sterben. Wollt Ihr das?", gab der Zauberer etwas verzweifelt zurück. >Warum muss Arthur immer den Helden spielen?< Merlin nahm ein Tuch und tauchte es in das kühle Wasser. Der Prinz hatte sich bereits vor einen Baumstumpf gesetzt und angelehnt. Er versuchte den Ärmel bis zur Wunde hoch zuschieben, doch es gelang ihm nicht so recht. "Zieht das Hemd lieber aus." "Du gehst aber ran", bekam Merlin als Antwort. Doch der Prinz zog das Hemd aus. Merlin blickte auf den freien Oberkörper des Prinzen. Er war mit einigen Narben von früheren Schlachten und Turnieren übersäht, die bisher immer Gaius behandeln dürfte. Nun war die durchtrainierte Brust etwas verschwitzt, dreckig vom Waldboden und blutverschmiert. Die Wunde am linken Arm blutete immer noch. Der Zauberer wischte die Verletzung sauber. "Das ist doch ganz schön tief. Tut es sehr weh?" "Nein, ich könnte Bäume ausreißen", gab Arthur trocken spöttisch zurück. Merlin blickte auf in die Augen seines Prinzen, der ihn aufmerksam beobachtete. "Dann ist ja gut", sagte Merlin grinsend, stand auf und holte eine kleine Flasche aus der Satteltasche. "Dann wird euch das hier sicher auch nichts ausmachen." Er öffnete die Flasche und befeuchtete ein Tuch mit dem flüssigen Inhalt. Dann presste er es auf Arthurs Wunde. Beißender Schmerz durchzuckte seinen Körper, doch immer noch verzog er keine Miene. „Ihr solltet eine Weile auf das Training verzichten und euch schonen.“ „Danke, Doktor Merlin“, entwich dem schwer atmenden Prinzen. Dann sah sich Merlin suchend um und erinnerte sich seines Halstuches, das er immer trug. „Haltet das mal“, meinte er und drückte Arthur das Tuch in die Hand. Der Zauberer nahm sich das Halstuch ab, fischte dem erstaunten Arthur das schmerzmittelgetränkte Tuch aus der Hand, legte es auf die Wunde und verband es mit seinem Halstuch. „Das ist das erste Mal, dass ich dich ohne dein Halstuch sehe. Du hast es um, seit ich dich kenne. Ich hoffe, du wäscht es zwischendurch auch mal“, lächelte der Prinz ihn an. „Hm. Nein, gewaschen hab ich das eigentlich noch nie. Aber das werde ich, sobald ich es von euch zurück bekomme“, schmunzelte der Diener zurück. „Es scheint dir viel zu bedeuten, wenn du es immer bei dir hast. Hat dir das deine Mutter geschenkt?“, fragte der Blonde. „Nein“, kam knapp die Antwort und Merlins Gesicht hatte sich verändert. Er nahm das Hemd des Prinzen, gab es seinem Besitzer demonstrativ wieder und ging zu den Pferden mit einem gemurmelten „Zieht euch das an, sonst wird euch kalt.“ „Was tust du da?“, rief Arthur hinter Merlin her. „Ich suche ein paar Decken zusammen, damit uns nicht kalt wird.“ Der Zauberer war noch verlegen von dem Anblick des Oberkörpers. Doch schwang auch eine gewisse Unruhe in seinem Handeln mit. Er breitete wortlos die Decken für das neue Nachtlager aus und suchte ein paar Zweige für ein Feuer zusammen. Unweit von Arthur, der ihn nicht aus den Augen ließ, legte er die Zweige auf den Boden und kniete sich mit dem Rücken zu ihm und außer Hörweite vor die Zweige. „Firu kono“, flüsterte er und die Zweige gingen in Flammen auf. „Merlin, du hast es geschafft, Feuer zu entzünden“, brachte der Prinz überrascht hervor und gesellte sich neben den Dunkelhaarigen. Doch er merkte, dass damit die Stimmung nicht aufgelockert war. Sein Gegenüber blickte verloren in die Flammen. „William. Ich habe es von ihm“, sagte er leise. „Dein Freund aus Ealdor?“, und erinnerte sich daran, als er mit seinem Diener zusammen dessen Geburtsdorf gegen Räuber verteidigte. William, ein Kindheitsfreund von Merlin, stellte sich erst gegen die Verteidigung, kam seinem Dorf dann aber doch zur Hilfe. Die Schlacht wurde durch einen heraufbeschwörten Wirbelsturm gewonnen. Nachdem er Arthurs Leben unter Einsatz seines Lebens gerettet hatte, deckte er vor seinem Tod Merlin unter dem Vorwand, dass er der Zauber sei. „Es tut mir leid“, sagte der Prinz. „Es war nicht eure Schuld.“ „Aber er hat mir das Leben gerettet. Das hätte ich von einem Zauberer niemals erwartet.“ „Es gibt nicht nur Zauberer, die dem Bösen zugewandt sind. Manche Zauberer setzten sich auch für das Gute ein.“ „Wie viele Zauberer kennst du denn?“, fragte der junge Pendragon nach. „Ähh.. natürlich keinen“, grinste der eben noch so ernste Diener. Dann schrie er plötzlich auf und stand auf. Dabei sah Arthur, dass Merlins Ärmel Feuer gefangen hatte. Der Zauberer versuchte die Flammen auszuklopfen, doch es gelang ihm nicht. Also lief er zum Bach und plantschte dort aufgeregt herum, so dass das Feuer schließlich nachgab und sich in Rauch verflüchtigte. Erst hatte sich der Prinz noch Sorgen um seinen Diener gemacht, doch nun lachte er lauthals. Es war ein zu süßes Bild, wie sich der tollpatschige Merlin im Wasser bewegte und dabei jeden Fetzen seiner Kleider durchnässte. Als sich der Zauberer von dem überraschenden Feuerausbruch beruhigt hatte und seinen lachenden Prinzen sah, kam er klatschnass aus dem Wasser gewattet und stellte sich vor den Blonden mit einem grimmigen Gesicht. Doch auch er konnte nicht lange an sich halten und fing zu lachen an. „Ach Merlin, du schaffst es immer mich zum Lachen zu bringen. Auch wenn es ungewollt ist.“ „Ja, das war mehr als ungewollt, Sire“, stimmte der tropfende Zauberer zu. „Und Sachen zum Wechseln hab ich eben bei der Hektik liegen gelassen. Hatschi“ Er begann etwas zu zittern in der kalten Nachtluft. „Los, zieh dir die nassen Kleider aus, sonst wirst du wirklich noch krank und wir suchen dann nur noch ein Heilmittel für dich.“ Der Dunkelhaarige schämte sich für seinen schmächtigen Körper, da er nicht so durchtrainiert war wie sein Prinz. Er ging zu den Pferden und holte noch eine Decke aus den Taschen raus. Verstohlen stellte er sich extra auf die andere Seite der Pferde, außerhalb Arthurs Blickfeldes und zog sein Hemd aus. „Merlin, warum ziehst du dich da hinten aus und nicht am Feuer? Schämst du dich etwas?“ >Voll ins Schwarze getroffen!< dachte der Zauberer leise, während er laut antwortete „Nein, natürlich nicht, Sire. Hatschi. Doch ich wollte euch nicht mit meinem Anblick in Verlegenheit bringen.“ Nun hatte er auch schon die Hosen ausgezogen und wickelte seinen nackten Körper in die Decke ein. Er nahm schnell seine Kleider und stapfe zum Feuer zurück. Einige Hölzer aus der Nähe wurden als Wäscheständer umgewandelt und so saßen beide nebeneinander am prasselnden Feuer, während neben ihnen Merlins Kleider tropften und trockneten. „War dein Leben auch schon so aufregend, bevor du nach Camelot gekommen bist?“, fragte Arthur seinen Freund und unterbrach damit die Stille. „Es war anders aufregend. In unserem Dorf war immer was zu tun. Die Leute halfen sich gegenseitig, die Felder zu bestellen. Die Ernte wurde immer groß gefeiert, da sie nicht jedes Jahr sicher war. Ein Jahr hatten wir so wenig, dass die Erwachsenen nur jeden zweiten Tag etwas gegessen haben, um uns Kindern genügend zu lassen. Ich war damals 9 Jahre alt. Als ich es bemerkte, aß ich weniger, damit meine Mutter mehr hatte. Doch meine Mutter zwang mich immer etwas zu essen. Ich war damals sehr dünn.“ „Das muss eine harte Zeit für dich gewesen sein. Aber dünn bist du immer noch.“ „Naja, ich muss ja auch jeden Tag schwer schuften und euch hinter her räumen. Gegenüber einem gut genährten Prinzen in Rüstung wirke ich sicher dünn. Andere würden schlank oder grazil sagen“, sagte der Diener vorlaut. „Gut genährter Prinz“, wiederholte Arthur in einer Fistelstimme und stieß den neben ihm Sitzenden mit der Schulter beiseite. „Ich glaube, du vergisst wieder mal, dass ich der zukünftige König von Camelot bin.“ Und stieß ein weiteres Mal zu. Diesmal so doll, dass Merlin sichtlich etwas weg rutschte. „Ja, ein beleibter König“, gluckste er. Beide liebten diese Neckereien und so stupste Merlin ebenfalls mit der Schulter seinen Nachbarn an. Beide rempelten sich immer fester abwechselnd gegenseitig an, bis Arthur so doll gegen Merlin prallte, dass dieser nachgab und beide auf dem Boden landeten. Merlins Decke verdeckte nur noch spärlich seinen schlanken Körper. Arthur war über den Zauberer gebeugt. Beide blickten sich unverwandt in die klaren Augen des Gegenübers.>Die gleiche Situation wie vorhin.< dachte der Dunkelhaarige. >Nur kommen hoffentlich keine Räuber mehr.< Der Prinz war wieder in einer komischen Stimmung. Er blickte fest in die Augen des Zauberers und sein grinsendes Gesicht hatte sich zu einem nachdenklichen Lächeln entwickelt. Er schluckte. „Aber ein König“, sagte er bitter. Merlin blickte in die traurigen Augen. Er hätte gern Arthur an sich gedrückt und ihn getröstet, doch das dürfte er nicht. „Und ich euer Diener“ Das waren die aufmunternsten Worte, die Merlin grade einfielen. Doch Arthur seufzte nur „Ja, Diener.“ Der Dunkelhaarige merkte, dass er noch etwas sagen sollte. „Ich würde alles für euch tun.“ Arthurs Blick veränderte sich. „Alles?“ „Ja.“ „Wenn das so ist“, stammelte der Prinz und schaute von Merlins Gesicht verlegen weg. „Tue mir einen Gefallen“, schoss es aus Arthur heraus. „Welchen“, fragte der Zauberer misstrauisch aber gespannt. „Ähmm.. Mein Arms schmerzt.“ „Oh, soll ich ihn neu verbinden oder etwas gegen die Schmerzen holen?“, fragte Merlin jetzt besorgt. „Äh. Nein.“ „Was dann?“ Arthur suchte nach Worten, fand aber keine. Dann legte er sich seufzend auf den verwunderten Zauberer, seinen Kopf neben Merlins, jedoch abgewandt von seinem Gesicht. Seine Arme umschlossen den Boden um sein Gegenüber, so dass er keinen Spielraum oder Fluchtmöglichkeiten hatte. „Ähm“, brachte Merlin hervor. Damit hatte er nicht gerechnet. „Lass mich einfach eine Weile so liegen. Mein Arm tut weh und ich kann mich nicht länger auf ihn stützen. Außerdem bist du durchgefroren und ich will dich wärmen“, hauchte der Blonde schnell aber sanft. Merlin merkte erst jetzt, wie kalt ihm war und wie er leicht zitterte, auch wenn es aus einem anderen Grund war. Beide blieben so liegen. Langsam entspannte Merlin sich unter dem Prinzen. Er genoss die Wärme, spürte Arthurs Körper, seine Kraft, die in den Muskeln schlummerte. Er war seinem Liebsten jetzt so nah. Sein Herz schlug schneller und er wünschte sich, dass Arthur das laute Pochen nicht hörte. Dann meldete sich sein Körper aufgrund der unerwarteten Nähe. Er spürte, wie sich seine Männlichkeit bemerkbar machte. >Oh, nein. Bitte nicht jetzt.< dachte er. >Arthur darf das auf keinen Fall merken.< Er musste aus dieser Situation raus. Zu verführerisch war die Versuchung die Arme um Arthur zu schlingen und ihm einen Kuss in den Nacken zu setzten. Doch das dürfte nie passieren. Nicht nur weil sie Prinz und Diener waren, sondern sie waren auch Freunde und Merlin war diese Freundschaft mehr wert als seine einseitigen Gefühle. Noch einen Kuss würde die Freundschaft nicht aushalten. Den ersten konnte man noch mit verschiedenen Träumen erklären. >Ja, Arthur hatte von Gwen geträumt. Vielleicht vermisst er sie jetzt auch nur und wollte einfach jemanden drücken?< stieg es beklommen in ihm auf. Unbeholfen meinte Merlin: „Ihr seid ganz schön schwer.“ Er wusste sonst keinen anderen Weg. Der Prinz drehte sein Gesicht und schaute ihm mit einem roten Kopf in die Augen. „Tut..“, stotterte er. Ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Er konnte Arthurs Atem spüren. „..mir..“ Arthurs Augen blickten sehnsüchtig in Merlins. Er kam seinem Gesicht näher und sein Kopf stoppte kurz vor seinen Lippen. “..leid.“ Beide schauten sich liebevoll an. Merlin, der sich über die zuletzt verpasste Gelegenheit ärgerte, hauchte „Nein, das muss es nicht.“ Und auch wenn er dafür auf dem Scheiterhaufen oder in der Hölle landen würde, war ein Kuss alles, was er begehrte. Ehe er es verstand, ergriff Merlin die Initiative und überwand einige Zentimeter Entfernung. Beide schlossen die Augen und Arthurs Lippen setzten sich auf die entgegenkommenden Lippen des Zauberers. Wie ein Schlag durchflutete Merlins Körper die wohligen Gefühle von Glück. Die Lippen des Blonden waren so warm und weich, dass er sie ewig küssen wollte. Arthur bewegte seine Hände behutsam und langsam an Merlins Seiten hinauf zu seinem Kopf und nahm sein Gesicht in beide Hände. Sein Kuss wurde wilder. Merlin wusste nicht, wie ihm geschah. Der Prinz glitt von den Lippen langsam zum Hals hinunter und küsste leidenschaftlich jeden Zentimeter. Eine Hand wirbelte in den Nacken und drückte ihm Merlins willenlosen, schmalen Körper entgegen. Langsam erreichte Arthur den nackten Oberkörper. Auch hier küsste und leckte er über jeden Fleck der zarten Haut. Immer wieder machten seine Lippen einen Abstecher zu dem schwer atmenden Mund, den er sich mit kräftigen Händen heran zog. Der Diener war überwältigt von dem Feuer und der Stärke, mit dem sein Herr über ihn herfiel. Der Druck seiner Hände war ungebändigt und würde sicher einige blaue Flecken hinterlassen, auch wenn er Merlin alles andere als unangenehm war. Seine Sinne nahmen nur noch seinen Liebsten wahr. Alles andere um sie herum war unwichtig und schlicht weg einfach nicht existent. Kapitel 3: Die Höhle der Sphinx ------------------------------- Die Hände des Prinzen strichen nun weiter hinab zu der einzig verbliebenden Stelle, an der die Decke Merlins Körper noch vor den gierigen Küssen des Prinzen verbarg. Merlin konnte sich nicht mehr beherrschen. Das aufkommende Stöhnen versuchte er mittels seiner Hände vor dem geöffneten Mund zu dämpfen. Es berührte ihn peinlich, als er die Lautstärke erfasste und sich die Hände vor die Augen hielt. Arthur wollte grade die Decke mit seinen Zähnen zurückziehen und Merlins Körper vollständig freilegen, als er die schützenden Hände auf dem geliebten Gesicht sah. Erschrocken und plötzlich von der Realität eingeholt, brach er seine leidenschaftliche Entdeckungstour ab und bedeckte Merlins Körper vorsichtig mit dem Fetzen Decke. Der Prinz richtete sich unvermittelt auf und murmelte „Entschuldige“, holte sich eine Decke aus der Satteltasche und legte sich in einiger Entfernung von Merlin abgewandt hin. Der verdatterte Zauberer blieb wie angewurzelt liegen. Es dauerte eine Weile, ehe sein Gehirn wieder ansprang. Er merkte, dass die Kälte schleichend seine Beine umschmeichelte und stand auf, um sich wieder richtig in die Decke zu murmeln. Er blickte zu dem Prinzen. Merlin konnte diese Situation nicht so stehen lassen. Zu viel war unklar. Seiner Natur entsprach es auch nicht etwas schweigend hinzunehmen, sondern darüber zu reden. So setzte er sich neben den Prinzen und blickte ihn erwartungsvoll auf den Hinterkopf. Als er nach einigen Minuten immer noch keine Regung des Prinzen wahrnahm, fragte er stockend „Was war das eben?“ „Es.. es tut mir leid. Vergiss es bitte einfach, wenn du kannst.“ „Aber Ihr habt..“ „Ich weiß, was ich hab“, unterbrach ihn der Prinz mürrisch. „und tun wir bitte so, als ob das nie passiert wäre.“ „Aber warum…“ „Merlin“, fuhr ihn jetzt der Prinz mit einem rötlichen, aber sehr wütenden Gesicht an. „Ich weiß, es war nicht richtig, was ich getan habe und ich hoffe, du kann mir das irgendwann verzeihen. Aber im Moment möchte ich wirklich nicht darüber sprechen.“ Merlin knickte ein. Er kannte seinen Freund so gut, dass man ihn in dieser Stimmung am besten eine Weile in Ruhe ließ. Später würde sich schon noch eine Gelegenheit ergeben. Er legte sich hin. Gedanken schossen ihn durch den Kopf >Warum hat er das mit mir gemacht? Anscheinend bereut er es aber. Also mag er mich wohl nicht auf diese Art. Wenn ich ihm jetzt noch meine Liebe gestehe, mache ich es sicher noch schlimmer. Wahrscheinlich war ich eh nur ein Ersatz für Gwen und es ist ihm peinlich das zuzugeben. Immerhin sind wir beide Männer. Bisher hatte sich Arthur auch nur in Frauen verliebt, daher sind also meine Chancen wirklich gleich Null. Und dann bittet er mich, das Ganze zu vergessen. Aber wie kann ich diese Leidenschaft vergessen?< Der Zauberer mochte es nicht, wenn etwas unklar war und er es nicht lösen konnte. Er hörte auf das Knistern des Feuers um sich abzulenken und es beruhigte ihn. Trotzdem füllte er sich völlig fertig und Tränen schossen ihm in die Augen. Doch bevor er vollkommen aufgelöst war, forderten die Anstrengungen der letzten Tage ihren Tribut. Eine letzte Träne verließ die müden Augen des Dunkelhaarigen, bevor er in den erlösenden Schlaf sank. Die grelle Morgensonne weckte Merlin. Noch ganz benommen, hörte er Geräusche: Wasserplätschern. Er richtete sich auf und sah Arthur am Bach sich waschen. An seinem Oberkörper glitzerten Wassertropfen. >So kann jeder Morgen beginnen< dachte er bei sich. Merlin schossen die Ereignisse des letzten Abends wieder durch den Kopf. Zwar ergab alles immer noch keinen Sinn, doch er würde im nächst besten Moment danach fragen. Bis dahin wollte er dem Wunsch des Prinzen entsprechen und so tun, als wenn nichts gewesen wäre. Er wollte nicht, dass diese Sache zwischen ihnen beiden steht. Leider hatte die Sache nichts an seinen Gefühlen gegenüber dem Prinzen geändert. Ganz im Gegenteil: Sie waren noch stärker geworden, und so schmachtete er den Prinzen bei der morgendlichen Waschung hinterher. Nach einigen Minuten stand er auf. Von seinen trockenen Sachen zog er sich die Unterhose und das Hemd an und ging gutgelaunt zum Bach. „Guten Morgen, Sire. Habt ihr gut geschlafen?“ „Nicht besonders. Jemand neben mir hat fast einen Wald abgeholzt“, gab Arthur grimmig zurück. „Wirklich? Ich hab gar nichts gehört“, lachte Merlin. >Ich bin froh, dass er wieder der Alte ist.< dachte er und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht. Der Prinz beobachtete den Zauberer dabei. Einige Tropfen bahnten sich ihren Weg den schlanken Hals entlang. Der Prinz war verzaubert von diesem Anblick. Doch dann verschwanden die Wassertropfen am Ausschnitt des Hemdes, während sie einige blaue Flecken passierten, die den Körper des Dieners zeichneten. Bestürzt und entsetzt wollte er sich wieder entschuldigen, doch hatte er selbst gestern Abend um Stillschweigen bezüglich dieser Sache gebeten. >Ich möchte ihn nicht an dieses schreckliche Erlebnis erinnern, wenn er es vergessen zu haben scheint. Trotzdem sollte ich demnächst mich nochmal richtig bei ihm entschuldigen und ihm alles erklären. Auch wenn er dann vielleicht nicht mehr mein Diener sein will.< dachte Arthur geistesabwesend, wandte sich schnell ab und ging zurück zur ausgebrannten Feuerstelle um sich abzutrocknen. Als Merlin sich ausreichend gewaschen hatte, kam er zurück zum Feuer. „Ihr habt euch wieder allein angekleidet?“ „Du merkst aber auch alles.“ Scheinbar hatte der Prinz wieder etwas bessere Laune. „Wir sollten bald die Berge erreichen und damit auch die Höhle der Sphinx.“ Sie brachen das Lager ab und verstauten alles in ihren Satteltaschen. Einige Stunden nach ihrem Aufbruch kamen sie zum Vorsprung der Berge. „Dort oben muss die Höhle der Sphinx sein. Dann brauchen wir nur noch das Wasser zu holen und Camelot ist gerettet“, beschrieb Arthur den Plan. „Bei euch klingt das wie ein Spaziergang. Doch wie kommen wir da hinauf?“ „Ich hoffe, du kannst so gut klettern, wie du vorlaut bist.“ „Das hoffe ich auch“, murmelte Merlin leise. Sie banden die Pferde an und kletterten den Fels hoch. Arthur kam zuerst oben an. Er reichte dem unsicherem Zauberer die Hand und zog ihn daran hoch auf den Vorsprung. Oben angekommen, schauten sich beide einen Moment in die Augen bis sich der Prinz verlegen abwand. Aus dem dunklen Höhleneingang schien ein bedrohliches rotes Licht. Der Prinz sah seinen Diener ernst an. „Merlin, das könnte jetzt sehr gefährlich werden. Wenn du willst, kannst du hier bleiben und zurück in den Wald gehen.“ Merlin verstand seine Sorge, doch ein Lächeln zog sich bei seiner Antwort über sein Gesicht. „Nein, ich bleibe bei euch. Den Wald hab ich schon gesehen.“ Arthur zückte sein Schwert, bereit jeden entgegenkommenden Angreifer willkommen zu heißen. „Bleib hinter mir“, befahl der Prinz leise. Merlin ging einen Schritt hinter Arthur. Als sie die Höhle betraten, entflammte an der Seite eine Fackel. „Anscheinend ist man hier auf Gäste vorbereitet“, raunte der Diener frech. „Umso vorsichtiger sollten wir sein“, entgegnete der Prinz. Der Weg schlug nach einigen Metern eine Biegung ein, so dass das Licht des unweiten Ausgangs vergessen war. Dann schlang sich ein eleganter Bogen um den weiteren Durchgang: ein Tor, in das Schriftzeichen eingraviert waren. „Wer dieses Tor durchquert, tritt in die Welt der Sphinx ein“, las Merlin vor. Vor dem Tor war ein Steinhaufen, aus dem ein Holzschild ragte. „Fürchtet euch vor dem Zorn der menschenfressenden Sphinx.“ „Weiter“, sagte der Prinz knapp. Sie gingen vorsichtig durch das Tor und schon änderte sich die Stimmung in der Höhle. Das rote Leuchten verstärkte sich und wirkte noch angsteinflößender. „Wer wagt es mich in meiner Ruhe zu stören?“, donnerte es mächtig von den Wänden. „Wir kommen in Frieden. Ich bin Prinz Arthur. Mein Land hat eine Krankheit heimgesucht, die nur durch das Wasser aus Eurem See geheilt werden kann.“ „Oho, der Prinz von Camelot. Ich habe schon sehr viel von euch und eurem Mut gehört“, schallte es von den Wänden etwas freundlicher. Merlin stupste Arthur an und machte eine Na-dann-ist-ja-alles-klar-Miene. „Doch noch mehr weiß ich über euren Vater, den König Uther Pendragon. Bei der großen Säuberung hat er viele Fabelwesen und Zauberer des Landes zusammen getrieben und ermordet. Und nun hängt sein Leben von einem Wassertropfen aus meinem See ab. HAHAHA. Ist das nicht die Ironie des Schicksals“, lachte die Stimme. „Ich spüre, dass ihr nicht allein gekommen seid, Prinz. Ihr habt einen Begleiter. Wer ist es?“ „Ach das“, sprach Arthur und drehte sich zu Merlin um, „das ist nur Merlin, mein Diener.“ „Der junge Merlin“, tönte die Stimme. „Eine interessante Auswahl eines Dieners für den Sohn von Uther Pendragon. Aber warum sollte ich euch helfen?“ Zwar schaute Arthur den schulterzuckenden Zauberer verwunderte an, doch bei der letzten Frage blickte er wieder in die Richtung der tieferen Höhle. „Ihr würdet viele unschuldige Menschen retten und wir würden uns als dankbar erweisen.“ „Was hättet Ihr mir schon zu bieten?“ „Wir haben einiges an Gold und Juwelen.“ „Das hat für mich keinen Wert.“ „Was begehrt ihr dann?“ „Habt ihr das Holzschild vor meinem Tor gesehen. Ich sehne mich nach einem Festmahl. Aber ich gebe euch eine faire Chance. Etwas, was Uther uns nie gelassen hat. Ihr müsst 3 Prüfungen bestehen, bevor ihr das Wasser erreicht. Solltet ihr scheitern, gehört ihr mir! Besteht ihr, rettet ihr das Königreich Camelot. Wenn ihr diese Bedingung nicht akzeptiert, verschwindet besser sofort.“ Beide Männer schauten sich an und nickten sich zu. „Mein Leben gegen das meines Volkes. Was ist die erste Prüfung?“ „Oho, so überzeugt von euch also? Gut. Geht tiefer in die Höhle. Ihr kommt an eine Gabelung, von der 3 Gänge abgehen. Folgt dem linken Gang, bis ihr in einen Raum kommt.“ Der Prinz und sein Diener folgten der Anweisung. Arthur ging mit dem Schwert voraus, Merlin folgte halb neben ihm. Was die Sphinx gesagt hatte, ging dem Dunkelhaarigen nicht mehr aus dem Kopf. > Scheinbar kennt die Sphinx mein Geheimnis. Der Drache hatte gesagt, dass mein Name bei den magischen Wesen bekannt sei. Doch was ist, wenn die Sphinx Arthur verrät, dass ich ein Zauberer bin? Dann ist alles vorbei. Was mach ich dann bloß? < dachte er und blickte dabei Arthur verzweifelt von der Seite an. Er wollte nicht, dass sein Geliebter die lange Täuschung auf diese Art erfuhr. In dem beschriebenen Höhlenraum fanden sie einen Tisch, auf dem eine Schachtel und eine Waage stand. Es waren zwei Stühle an den Tisch gestellt. „In der Schachtel befinden sich 9 Kugeln. Ihr müsst herausfinden, welche geringfügig schwerer ist als die 8 anderen. Dafür dürft ihr zweimal die Waage benutzen. Nicht mehr. Verlasst ihr ohne Lösung den Raum, seid ihr mein“, sprach die scheinbar nahe Stimme. Arthur trat an den Tisch, öffnete das Kästchen und schaute sich die 9 goldenen Kugeln an. Er nahm sie einzeln in die Hand und wog sie gegeneinander ab. „Der Unterschied zwischen den Kugeln ist nicht spürbar. Ich hoffe, die Waage ist sehr genau eingestellt. Andererseits könnte es auch eine Falle sein.“ Merlin nahm eine der Kugeln in die Hand und spürte noch Arthurs Wärme an ihr. Er musste sich etwas einfallen lassen, damit sie schnell die Höhle verlassen konnten, ohne dass die Sphinx ihn verriet. Die beiden Freunde dachten nun über die Möglichkeiten nach, die sie hatten. Arthur überlegte laut „Wir können nicht jeweils zwei Kugeln einzeln wiegen. Und wenn wir alle rauflegen, sind auf der einen Seite 5 und auf der anderen 4 Kugeln. Wir könnten jeweils 4 Kugeln rauflegen. Ist die Waage ausgeglichen, so muss es die 9. Kugel sein. Ist sie es nicht, muss sie dann eine von vieren sein. Teilen wir sie dann in je zwei Kugeln auf, haben wir es auf zwei Kugeln reduziert. Doch wie bekommen wir dann die richtige raus, wenn wir nur zweimal wiegen dürfen?“, und schaute Merlin hilfesuchend an, der sich an den Tisch gesetzt hatte und Arthur aufmerksam bei seinen Überlegungen verfolgt hatte. __________________________________________________ Na, habt ihr eine Idee? Im nächsten Kapitel gibts dann die Auflösung ;) Kapitel 4: Des Rätsels Lösung ----------------------------- „Ah, ich hab‘s“, brachte Merlin aufgeregt hervor „wir legen zuerst jeweils 3 Kugeln auf die Waage. Ist eine Seite schwerer, muss die Kugel unter den dreien sein. Wenn nicht, muss die Kugel bei den Kugeln sein, die wir nicht auf die Waage gelegt haben. Und dann können wir von den dreien genauso vorgehen. Wir legen je eine Kugel auf die Waage und behalten eine zurück. Dann sehen wir, welche die schwere Kugel ist.“ „Manchmal erstaunst du mich wirklich“, sagte der Prinz anerkennend und stellte sich mit dem Kästchen vor der Waage hin. „Also zuerst je 3 auf beide Seiten?“, fragte er genauer nach. „Jep.“ Und stellte sich neben den Prinzen. Dieser legte die Kugeln auf die Waage. Auf der linken Seite senkte sich die Waage einige Millimeter. Der Blonde nahm die Kugel runter und legte von den 3 ausgewählten je eine auf jede Seite. Beide Seiten blieben auf gleicher Höhe stehen. „Sphinx, wir haben die Aufgabe gelöst. Diese hier ist etwas schwerer als die anderen 8 Kugeln“, meinte Arthur und hielt demonstrativ die bewusste Kugel in die Höhe. „Ja, offenbar“, donnerte es von den Wänden. „Aber das war auch die leichteste der drei Prüfungen, die schon einige bestanden haben. Die nächste jedoch hat noch niemand geschafft. Geht nun zurück zur Gabelung und nehmt den mittleren Gang. Ihr kommt an eine Tür, die Ihr öffnen müsst. In dem Raum werdet ihr finden, was Menschen begehren. Doch berührt ihr etwas, bevor ihr das Rätsel gelöst habt, werdet ihr sterben.“ Der Prinz und der Zauberer ließen den Raum mit den Kugeln hinter sich. Auf dem Weg ins Ungewisse, leuchtete Merlin mit der Fackel. Plötzlich begann hinter Arthur, der mit seinem Schwert voraus ging, das Licht zu tanzen. Ein leiser Schrei war zu hören. Blitzschnell drehte Arthur sich um, bereit alle Gegner in die Flucht zu schlagen und seinen Diener zu verteidigen. Doch dieser hielt die Fackel von sich weg und versuchte mit der anderen Hand sein Gesicht von Spinnweben zu befreien, in die er gelaufen war. "Merlin, wie hab ich es nur mit dir so weit geschafft", meinte der Prinz und schüttelte leicht den Kopf. "Wie meint pfeee Ihr das?", pustete der Zauberer beim Sprechen die Spinnweben aus seinem Gesicht. "Du benimmst dich wie ein Mädchen", beleidigt schaute Merlin weg "Und ihr euch wie ein Prinz!" Von der Gabelung weg folgten sie dem mittleren Weg bis zu einer großen Tür, die ähnlich wie im Schloss von Camelot aussah. Arthur sah seinen Diener erwartungsvoll an und dieser öffnete sogleich knarrend die Tür. Im Innenraum war eine Tafel mit leckerem, duftendem Essen angerichtet. Knuspriges Hühnchen, ein Spannferkel, einige Weinfässer konnte Merlin im schnellen Überblick erkennen. Dann fiel sein Blick auf alle möglichen Kleider, die so glanzvoll waren wie die Kleider von Lady Morgana. Auf der anderen Seite waren Juwelen, Goldbaren und sonstige Kostbarkeiten aufgeschüttet. Alles glitzerte und glänzte. „Beantwortet mir das folgende Rätsel. Was ist stärker als die Liebe? Die Armen haben es! Die Glücklichen brauchen es! Und wenn man es ißt, stirbt man. Fällt euch die Lösung ein, gehört es euch und ihr könnt es ohne Gefahr berühren“, sagte die Sphinx. „Das wird schwierig“, meinte Arthur. „Was haben die Armen, wovon man stirbt? He Merlin, der Haferbrei deiner Mutter wird doch damit nicht gemeint sein, oder?“, grinste der Prinz den Zauberer an. Dieser zog eine Schnute und schaute ihn grinsend beleidigt an. „Naja, es ist sicher das, was die Glücklichen brauchen. Und da man es auch als Klebstoff benutzen kann, ist es stark, aber nicht stärker als die Liebe, oder?“, und lächelte ihn dabei vielsagend an. „Nein, das denke ich nicht. Man sagt doch immer, dass Liebe das Stärkste sei. Auch wenn ich das anders sehe“, entgegnete Arthur. Er blickte dabei melancholisch in die Ferne. „Aber was kann es dann sein?“, versuchte Merlin ihn wieder in das Hier und Jetzt zu holen. „Schöne Gewänder kann man nicht essen und die Armen haben sie auch nicht.“ Sie überlegten beide, während Arthur durch das Zimmer schritt, auf der Suche nach einer Eingebung. „Mir fällt nichts ein“, sagte Merlin irgendwann. Arthur stimmte ihm nickend zu. Dann blieb er stehen vor ihm stehen und der Zauberer erntete plötzlich einen erleuchteten Blick: „Was hast du eben gesagt?“, fragte er ihn entgeistert. „Ich sagte, dass ich keine Idee habe. Warum?“ „Nein, Merlin“, und blickte ihm direkt in die blauen Augen. „Du sagtest, dass dir nichts einfällt. Verstehst du?“ “Äh. Nein?“ „ Ach Merlin, jetzt komm schon, denk ein wenig darüber nach. Was ist stärker als die Liebe. Die Armen haben es und die Glücklichen brauchen es? Und was musst du essen, damit du stirbst? Na?“, harkte der Prinz erneut und erwartungsvoll an. Der Zauberer schaute immer noch wie bestellt und nicht abgeholt. „Worauf wollt Ihr hinaus?“ „Auf nichts.“ „Wie nichts?“ „Nicht nichts, auf NICHTS, großgeschrieben. NICHTS ist stärker als die Liebe, die Armen haben NICHTS, die Glücklichen brauchen NICHTS. Und wenn du NICHTS isst, stirbst du.“ „Ja, Ihr habt Recht. Das muss es sein“ „Und wenn wir die Antwort haben, sagte die Sphinx, können wir das besitzen. Also dürfen wir hier nichts anfassen. Und das passt auch zu dieser Kreatur“, meinte Arthur mit seinem siegessicheren Lächeln auf dem Gesicht, das Merlin wieder verträumt anschaute. „Sphinx, wir haben eine Antwort für dich“, sprach der Prinz wie ein König vor seinem Gefolge. „Dann lasst hören. Doch seid gewarnt. Viele haben es versucht und sie sind alle gescheitert.“ „Wir aber nicht. Es gibt NICHTS, was stärker ist als die Liebe. Die Armen haben NICHS, die Glücklichen brauchen NICHTS, und wenn man NICHTS isst, stirbt man.“ Das Wesen lachte „Ihr habt die zweite Prüfung bestanden. Ich bin beeindruckt. Bis hierher hat es noch niemand geschafft. Die letzte Prüfung hab ich mir speziell für euch beide ausgedacht. Geht zurück zur Gabelung und nehmt den rechten Weg. Er führt euch zu einer Tür." Den beiden knurrte der Magen, doch sie verließen den verlockenden Raum. „Arthur, schaut nicht so drein. Es ist nur noch eine Prüfung, die wir meistern müssen", sprach der gut gelaunte Merlin. „Ich bin gespannt um was es jetzt geht." „Sei lieber vorsichtig. Ich traue der Sphinx nicht. Sie führt noch irgendwas im Schilde" „Naja, bisher hat sie uns noch nicht gefressen, das ist doch schon mal was", und lächelte seinen Freund an. An der Gabelung angekommen, betraten sie den rechten Weg, von dem es steil bergab ging. Nach einer Kurve gelangten Sie an eine Tür, ähnlich wie die vorhergehende. Die Höhle glich hier mehr einem Tunnel ins Erdreich. „Diese Prüfung wird zeigen, wie es um das Herz des Prinzen bestellt ist." Merlin, der hinter Arthur mit der Fackel stand, wurde plötzlich von Wurzeln angegriffen. „Arthur", schrie er. „Was ist denn, Merlin? Schon wieder ein Spinnweben, was dich angreift?", meinte er genervt, während er sich langsam umdrehte. Doch dann erkannte er die Gefahr und versuchte die Wurzeln abzuschlagen, ohne Merlin dabei zu verletzten. Der Zauberer wurde nun immer mehr ins Erdreich gezogen. Den abgeschlagenen Wurzeln folgten neue, kräftigere. Die Erde hinter Merlin tat sich auf, bereit ihn in sich aufzunehmen. Ein Arm konnte Arthur grade noch greifen und versuchte seinen Freund herauszuziehen. „Arthur", brüllte Merlin. „Ich lass dich nicht los. Nein!" Doch die Wurzeln waren stärker. Sie umschlungen seinen gesamten Körper und zogen ihn in die dunkle Erde. Dann umschloss sie ihn, so dass nur noch Merlins Hand zu sehen war, die Arthur weiter festhielt und an der er zog. Seine Hand wurde mit ins Erdreich gezogen und war schon bis zum Ellenbogen versunken. Eine Kraft trennte die Verbindung zwischen ihnen gewaltsam, so dass Arthur an die gegenüberliegende Wand geschleudert wurde. Er rappelte sich wieder auf und brüllte in den dunklen Gang hinein „Was willst du von ihm? Du willst doch mich. Mein Vater hat dir das alles angetan, nicht Merlin. Gib ihn zurück", schrie er. „Nimm mich dafür. Er hat doch nichts getan." Die Situation war aussichtslos. Der Prinz schlug mit seinem Schwert um sich und stach immer wieder in verschiedene Stellen der Wände ein. Die Stelle, wo Merlin verschwunden war, sparte er jedoch aus, da er seinen Diener nicht verletzten wollte. Doch es half alles nichts. Der Prinz sank auf seine Knie. „Merlin, nein", flüsterte er fassungslos. Die Stimme der Sphinx klang ganz nah an sein Ohr, doch immer noch konnte er ihren Eigentümer nicht sehen „Merlin wird Bestandteil der letzten Prüfung sein. Sag mir Arthur Pendragon, Prinz von Camelot, wie stehst du zu der Zauberei?“ „Zauberei ist verboten und wird mit dem Tode bestraft", schnellte das ihm eingebläute aus ihm heraus. „So lautet das Gesetz deines Vaters. Aber wie stehst du selbst dazu?" “Lass Merlin gehen, er hat nichts damit zu tun", versuchte Arthur ein letztes Mal seinen Freund frei zu bekommen. „Oh. Er hat eine Menge damit zu tun! Was wäre, wenn er ein Zauberer wäre? Würdest du ihn immer noch retten wollen?" „Du lügst. Er ist kein Zauberer.." „Würdest du ihn immer noch retten wollen, wenn er einer wäre?" „Das weiß ich nicht", brüllte der zornige Prinz. „Dann werden wir es herausfinden", sprach die Stimme. Die Tür sprang knarrend auf und ein Lichtstrahl fiel in den dunklen Gang, in dem Arthur noch kauerte. Er hielt die Hand gegen das Licht, damit seine Augen in dem Raum vor ihm etwas erkennen konnten. Im Inneren hörte er Merlins Stimme an sein Ohr dringen. „Arthur, seid vorsichtig.“ Sein Atem stockte zuerst, „Merlin“, hauchte er. Erleichterung breitete sich aus. Ein Rasseln drang an sein Ohr. Der Prinz drückte sich vorsichtig durch den geöffneten Türspalt. Seine Augen gewöhnten sich an die Helligkeit. Das Innere wirkte wie eine Burg unter der Erde, schwere Steinmauern richteten sich in verschiedener Höhe gegen die Decke. In einer Ecke wurde das Gewölbe durch einen Turm gestützt, in den anderen durch feste Mauern. Durch einen Torbogen schimmerte bläuliches Licht vom dahinterliegenden See. An der gegenüberliegenden Mauer war Merlin angekettet. Arthur erblickte ihn und rannte auf ihn zu. Er sah zwar schmutzig von der Erde aus, aber schien ansonsten unverletzt zu sein. „Du lebst ja noch", sagte Arthur so beifällig, wie er nur konnte und inspizierte dabei gleichzeitig die Ketten. "Ja, ich komme mir vor, als wenn ich von der Erde verschlungen wurde." „Du scheinst aber nicht geschmeckt zu haben. Bist du in Ordnung?" fragte Arthur und hoffte, seine Stimme würde nicht so zittern, wie er selbst. Die Ketten waren aus Eisen und in den Mauern verankert. "Ja, bis auf die Ketten", gab der Gefragte lächelnd zurück. Ihre Blicke begegneten sich, doch schon wurden sie gestört. Ein Brüllen ging durch die Höhle und Merlins Nackenhaare stellten sich unweigerlich hoch. „Na, sieht Ihr, Prinz. Doch ein Wiedersehen. Und ihr versucht ihn schon zu retten, Euren Freund, den Zauberer", grollte es hinter den beiden. Die Sphinx war in Ihrer vollen Größe von fast fünf Metern hinter einer Wölbung aufgetaucht und kam langsam näher. Das menschliche Gesicht erinnerte an einen jungen Mann. Der Löwenkörper wirkte kräftig und flink. Der Prinz hatte sich blitzschnell umgedreht und stellte sich beschützend vor seinen Diener. „Merlin, bist du ein Zauberer?", fragte Arthur, die Augen zum Fabelwesen gerichtet. „Natürlich nicht. Es will euch verwirren", log dieser schnell und war froh seinem Herrn dabei nicht in die Augen sehen zu müssen. „Hast du gehört, Sphinx. Er ist kein Zauberer. Lass ihn sofort frei oder ich werde dich töten." Der Prinz war wütend. „Ach, junger Merlin. du hast es also vor ihm verheimlicht. Das war sicher nicht einfach. Deine Gabe ist die größte Macht, die ich je bei einem Menschen gespürt habe. Aber warum gibst du es jetzt nicht zu? Du müsstest dich dann nicht mehr verstellen und der Diener dieses eitlen und leichtgläubigen Prinzen sein. Du könntest Großes vollbringen. Gemeinsam könnten wir…" „Schluss jetzt", unterbrach der Blonde die Sphinx und rannte mit seinem Schwert auf sie zu. Der mutige Angriff wurde mit einer Pranke abgewehrt und Arthur landete in einer Ecke. Mauersteine brachen über ihm zusammen und eine große Staubwolke umgab die Ecke. „Arthur", rief der Gefangene und versuchte sich aus den Ketten zu befreien. Aus dem Nebel startete eine Gestalt einen weiteren Angriff. Die Sphinx reagierte und fegte den Prinzen die Beine mit ihrem Löwenschwanz weg. Er fiel zu Boden und versuchte gleich wieder auf die Beine zu kommen. Doch schon hatte das Monster seine große Tatze auf ihm abgestellt. Auf seiner Brust lag eine Kralle. „Sprich dein letztes Gebet, Prinz", verkündete die Bestie siegessicher. „Nein. Hör sofort auf“, schrie Merlin aus seiner Ecke. „Warum sollte ich, junger Zauberer? Sein Vater hat mir alles genommen, was ich liebte. Und so nehme ich ihm alles, was er liebt. Das ist nur gerecht“, wandte sich die große Gestalt an den Zauberer. „Aber er ist kein schlechter Mensch. Er wird ein gerechter König, der nur das Beste für seine Untertan will.“ „Und trotzdem wird er alle magischen Wesen genauso jagen, wie sein Vater. Wie kannst du ihn nur beistehen wollen. Wo er nicht mal die Wahrheit über dich kennt?“ „Ich brauche sie nicht zu kennen. Ich vertraue ihm.“ Ein Grinsen huschte über die Gesichtszüge Arthurs. Plötzlich zog die Sphinx die Kralle jaulend zurück, in ihr steckte ein Schwert. Arthur rollte sich zur Seite und suchte nach einer neuen Waffe, während sich die Sphinx das königliche Schwert wie einen Splitter aus der Pfote zog. Er entdeckte einen Speer, der unweit auf einer Treppe in die Höhe ragte. Auf der Treppe angekommen, sah er, dass der Speer in einem Skelett feststeckte und versuchte ihn los zu bekommen. „Ich leih ihn mir mal kurz aus", sagte er zu dem Totenschädel, der an der Seite lag und ihn verächtlich aus den hohlen Augen anstarrte. Die Sphinx hatte sich an die Treppe gestellt und war mit dem Prinzen auf Augenhöhe, der versuchte den Speer wie ein Schwert zu halten und zwischen die Augen des Monsters zu treffen. Die Sphinx wich aus, doch der Speer steifte ein Ohr und blaues Blut trat aus. Sie ging jaulend ein paar Schritte zurück. Arthur rannte die Treppe runter und ging mit dem Speer weiter auf das Ungetüm los. Diese schlug mit der Tatze nach ihm und erwischte den Speer, der in eine Ecke flog. Arthur rannte zu der Ecke, wurde aber durch einen weiteren Prankenhieb gestoppt. Er lag auf dem Boden und drehte sich zur Sphinx. Die Löwengestalt hatte sich nun auf die Hinterbeine gesetzt und versuchte wie eine Katze mit beiden Pranken den Ritter zu packen. Sie hob ihn hoch, die Krallen schnitten fast zärtlich die Rüstung auf. „Jetzt bist du nicht mehr durch deinen Panzer geschützt", sprach sie mit einer Genugtuung in der Stimme. Der sich wehrende Thronfolger zappelte heftig und befreite sich mit Schlägen und Tritten. Sein Körper fiel aus dem harten Griff der Sphinx auf den Boden und landete auf dem Bauch. Der Prinz gab noch nicht auf. Die Reste der eisernen Rüstung fielen von ihm ab, als er auf alle Viere kam. Eine Löwentatze schleuderte ihn in diesem Moment wieder gegen eine Mauer, wo er bewegungslos liegen blieb. Die Löwengestalt machte einige hungrige Schritte auf ihn zu. „Sphinx, lass ihn in Ruhe", sprudelte es aus Merlin heraus, der den Kampf hilflos ansehen musste. „Was willst du schon tun? Du bist doch kein Zauberer, wenn ich dich zitieren darf", blaffte das Monster zurück und hielt seinen Kurs auf den Prinzen bei. „Arthur darf nichts geschehen", murmelte der Dunkelhaarige. Der umliegende Staub begann sich langsam zu bewegen und zu drehen. Ein Strudel entstand vor ihm, der nun seine Beine umgab. In seiner rechten angeketteten Hand ließ er ein kleines Gewitter erscheinen, das größer wurde. Es formte sich zu einem Energieball, den er auf seine linke Handschelle schoss. Die Ketten flogen in Stücken von ihm weg und seine Hand war frei. Die Sphinx hatte sich grade wieder zu dem Zauberer umgedreht, als auch schon seine zweite Hand auf die gleiche Weise frei kam. Der Staub wirbelte ihn nun bis zu der Hüfte ein. Wütendes Flehen erfüllte seine Gesichtszüge. „Lass Arthur sofort in Ruhe!", schrie er das Fabelwesen an. Der kurz überraschte Blick der Sphinx wich einem frechem, provozierendem Grinsen. „Ach, jetzt willst du doch ein Zauberer sein? Und diesen hier retten?", und deutete auf die liegende Gestalt. „Wenn er die Wahrheit glauben würde, wäre das dein Todesurteil. Also lass ihn doch einfach hier und verschwinde." „Ich bin nicht hier, um wieder zu gehen. Wir brauchen das Wasser und wir haben die Prüfungen bestanden. Wozu das alles, wenn du uns doch nicht hilfst?" „Es hat mich amüsiert nach jahrelanger Einsamkeit", gab die Sphinx lachend zurück und schnaubte „der See ist dahinten und nun verschwinde endlich, bevor du mein Nachtisch wirst. Du wärst mir sowieso unterlegen. Geh, solange du kannst." Merlin wurde von dem Schnauben umgeworfen und landete auf dem Boden. Sogleich stand er wieder. Für das Monster schien die Sache mit ihm erledigt zu sein, da es seine Aufmerksamkeit wieder auf Arthur richtete. Dieser regte sich grade und versuchte sich, eine Hand den scheinbar schmerzenden Kopf haltend, langsam aufzusetzen. „Oh, der Prinz ist rechtzeitig zum Essen aufgewacht. Wie nett." Arthur sah vom Boden zu der nun direkt vor ihm stehenden Sphinx auf. Er rutschte weiter zurück. Er sah sich hilfesuchend nach einer Waffe um, fand aber keine. Merlin schaute in die Richtung, in der der See liegen musste. Durch einen Torbogen, der einer der wenigen Ausgänge aus dieser Burghöhle bot, schimmerte ein bläuliches Licht. >Das muss er sein. Nun muss ich nur noch Arthur hier raus bringen.< Als er zu dem Prinzen rüber blickte, war die Sphinx nur noch einige Meter von ihm entfernt. Er brachte schnell eine Idee. Dann entdeckte er einen herumliegenden Schild, der wohl von einer früheren Mahlzeit übrig geblieben war. Mit einem Augenglitzern traf dieser den Prinzen am Kopf, der bewusstlos in sich zusammen fiel. Die Löwengestalt blickte böse auf den Zauberer, der sie fest ansah. „Bist du immer noch da? Na gut, du wolltest es nicht anders.“ Sie riss den Mund auf und ein Feuerball loderte in ihm. Sie schoss ihn an die Stelle, von der Merlin grade weg hechtete. „Vielleicht wird das doch noch lustig.“ Der nächste Feuerball wurde durch den Raum geschleudert. Merlin wich wieder aus und versuchte die Sphinx mit Sprüchen wie „na, das ging aber voll daneben“, „im Alter werden wohl die Augen schlechter.“ und „hier bin ich“ zu provozieren. Es gelang und die Bestie folgte ihm durch den Raum. Als sie in einer Ecke stand, sah Merlin die Chance und ergriff sie. „Ectoniz soto caldaf“, sprach er mit goldglitzernden Augen und ein entgegenkommender Feuerball wurde zur Decke über der Sphinx umgeleitet. Diese bekam Risse. Einzelne, kleine Brocken fielen herab. Merlin hatte bereits Arthur erreicht, als das Monster einen großen Klumpen Steine auf den Kopf bekam. Er packte ihn am Hemdkragen und versuchte ihn zum Torbogen zu ziehen. Seine Kraft reichte kaum aus, um den Prinzen zu bewegen, geschweige denn zu ziehen. Er schaute sich hilfesuchend um und sah noch im rechten Moment, dass die Sphinx auf sie zukam. Die Deckenplatten bröckelten immer stärker und bald würde die gesamte Decke einstürzen. >Wir müssen hier raus.< Der Diener rüttelte an seine Prinzen. „Arthur, aufwachen!“ Tatsächlich fand dieser langsam die Besinnung wieder und gab ein grummeliges Geräusch von sich, wie er es morgens bei Merlins Weck-Aktionen immer tat, wenn er nicht aufstehen wollte (was also eigentlich immer der Fall war). Merlin rüttelte weiter an ihm und als Arthur endlich die Augen öffnete, erkannte er sofort die Situation. Beide kamen auf die Beine. Merlin deutete auf den Torbogen und beide rannten los. Die Sphinx sah sich auf ihrem Weg zu ihnen bereits einzelnen herunter stürzenden Deckenplatten gegenüber. Sie versuchte auszuweichen, doch ihr Körper war zu groß. Sie fixierte die beiden Fliehenden noch mit einem Blick und feuerte einen riesigen Feuerball ab, bevor ein Fels sie unter sich begrub. Beide hatten gerade den Torborgen passiert, als der Feuerball sie erreichte. Merlin riss Arthur hinter eine Bogensäule, neben der der Feuerball durchpreschte und über den See flog. Auf der anderen Seite riss er ein Loch in den Fels, welcher bröckelnd zusammen brach und Licht in das Dunkle frei gab. Der Torbogen zitterte unter der Erschütterung; herabstützendes Geröll versperrte den Durchgang. Die beiden Männer lagen noch hinter der Säule, dort waren sie erst mal außer Gefahr. Der Zauberer stand zuerst und half seinen Prinzen hoch: "Arthur, geht‘s Euch gut?" „Ja, alles in Ordnung. Aber wir sollten hier schleunigst weg. Das Wasser. Wir müssen noch das Wasser mitnehmen, sonst war alles umsonst“ Er sah sich nach einem Gefäß um. Merlin tastete an seinem Gürtel entlang: die Feldflasche, die er da extra plaziert hatte, war noch da. Schnell löste er sie von der Halterung, ging zum See hinunter und füllte sie mit dem Heilenden Wasser, welches einen bläulichen Schimmer verbreitete und geheimnisvoll glitzerte. „So, erledigt“, sprang er wieder zu dem Prinzen und lächelte ihn glücklich an. Dieser hatte sich auf einem Fels abgestützt und steckte die Hände nach dem entgegenkommenden Merlin aus. „Was ist los?“, fragte Merlin und trat in die Umarmung. „Was tust du da?“, kam die Gegenfrage des Thronfolgers. „Na, ich dachte, ihr wolltet mich umarmen?“, antwortete Merlin naiv. Arthur schwang zur linken Seite und versuchte sich auf Merlin zu stützen. „Neeein. Doch nicht hier und jetzt. Aber ich glaube, ich hab mir das Bein verstaucht. Du musst mich stützen“, und schaute vorwurfsvoll auf sein linkes Bein. Der Zauberer verstaute wieder die Feldflasche und hackte sich unter. Beide näherten sich humpelnd und langsam dem Ausgang. „Was ist eigentlich passiert? Ich kann mich nur an Fetzen erinnern“, fragte der Blonde. „Äh. Die Decke ist plötzlich eingestürzt. Wir sollten froh sein, dass wir das überlebt haben“, meinte der Diener erschöpft, aber glücklich. Sie stiegen über ein paar Steine des Felslochs hinweg, hinein in das warme Sonnenlicht. Unweit von ihnen war ein Baumstamm, an den Merlin Arthur behutsam absetzte, eher er sich neben ihn fallen ließ. „Die Sphinx, sie hatte irgendwas gesagt. Ach, genau. Sie sagte immer wieder, dass du ein Zauberer seist“, erinnerte sich Arthur nach einigen Minuten der Erholung und schaute seinen Freund seitlich an, „und dass du großes vollbringen könntest.“ Er schaute nun sehr forschend das Gesicht seines Gegenübers an, der versucht sich nichts anmerken zu lassen. Doch Merlin hatte das Gefühl, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen wäre, die Wahrheit zu sagen und mit den Konsequenzen, egal wie diese auch aussehen würden, leben wollte. „Sire, ihr kennt mich“, begann er und überlegte sich, wie er weiter vorgehen wollte. „Ja, stimmt. Ich weiß auch nicht, wie dieses Monster darauf kommt“ lachte der Prinz. „Sire?“, fragte der Zauberer unsicher. „Ich meine, schau dich doch nur an.“ Spöttisch deutete er auf Merlins Körper. „Wie willst DU bitte GROßES vollbringen? Du schaffst es ja grade so ein Feuer anzuzünden“, grinste der Prinz. „Hey“, protestierte der Dunkelhaarige etwas und zog schmollend eine Schnute. „Ich kann viel mehr, als es den Anschein hat.“ „Sicher, du kannst zum Beispiel die Pferde holen“, meinte der Prinz immer noch mit einem Lächeln. Merlin schaute seinen Prinzen an. Er fühlte sich, als ob er ihn ewig nicht mehr lächeln gesehen hatte. „Ja, genau“, pflichtete er ihm geistesabwesend bei. Die Gesichtszüge, die trotz des Staubes unbeschreiblich auf ihn wirkten, die roten Lippen, die klaren blauen Augen, die ihn anschauten. Merlin wurde grade wiede bewusst, wie sehr er seinen Prinzen liebte und wie glücklich er darüber war, dass sie heil aus der Höhle rausgekommen waren. dachte der Zauberer. Von weit entfernt klang die Stimme des Prinzen in seinen Ohren: „Und tust du das auch?“ Er riss sich aus seinen Gedanken: „Hm?“ war die einzige Antwort. „Die Pferde?“ kam die etwas ungeduldige Antwort zurück. „Ich soll was mit den Pferden tun?“ „MERlin, du sollst sie holen. Wir müssen nach Camelot zurück. Verdammt. Träumst du schon wieder?“ Der Blonde schaute ihn nun verstört und forschend an. Merlin sprang sofort auf und ging zu den Pferden, die in der Umgebung warteten. Er konnte grade noch ein „Trottel“ von Arthur hinter sich hören, dem er leise für sich mit „wenn der wüsste“ kommentierte. Der Diener band beide Pferde los und führte sie zu seinem Herrn. Merlin half Arthur auf das Pferd herauf in den Sattel. Als er sich zu seinem Pferd drehte, gab der Blonde seinem Ross die Sporen und ritt los. "Wartet auf mich", schrie der Zauberer, während er eilig auf sein Pferd aufsaß und hinterher jagte. „Dann beeil dich doch, Idiot“ rief der Prinz grinsend. Beide ritten jetzt so schnell es ging, über den Bach, durch den Wald und auf die Wiesen hinaus. Während der gesamten Zeit sprachen sie nur wenig miteinander. Sie freuten sich auf zu Hause und auf ein Ende dieser Reise, die sehr kräftezehrend für beide war. _____________________________________________ Tja, wenn man es sich einfach machen würde, dann wäre das so doch ein tolles Ende. Doch leider bin ich da wie die Drehbuchautoren der Merlin-Serie. Warum einfach, wenn es auch schwer geht? Natürlich werden sie nicht einfach nach Hause kommen und allen das Mittel geben und Friede-Freude-Eierkuchen. Neeein. Ich arbeite also schon an der Weiterführung.. und hoffe, sie gefällt ebenfalls. Greetings. Toru ^_^ Kapitel 5: Neue Feinde ---------------------- Es dämmerte, als Arthurs Pferd auf einer Wiese plötzlich langsamer wurde und gänzlich zum Stehen kam. „Was ist los?“, fragte der Dunkelhaarige schniefend. In der kühlen Abendluft sah man die schwere Atmung der beiden. „Dort hinten ist die Grenze zu Camelot“, sagte Arthur keuchend und sah Merlin freudig, wenn auch erschöpft an. „Dann sind wir bald da“, antwortete diese nicht weniger freudig und entkräftet. Dann gab er schnell seinem Pferd die Sporen und ritt mit den Worten „Wetten, ich bin zuerst da“ an dem verblüfften Arthur vorbei. Diese ließ sich so was natürlich nicht von seinem Diener gefallen und ritt so schnell das Pferd konnte hinterher. Sie ritten auf das Schloss zu, dass nun am Horizont auftauchte und mit sinkender Entfernung immer deutlicher und größer wurde. Arthur hatte Merlin überholt, doch schon beim Einritt in die Unterstadt spürte er die beklemmende Stille auf den Straßen. Alles wirkte wie ausgestorben. Auf dem großen Vorplatz, von dem sie losgezogen waren, war niemand. Sie stiegen von den Pferden ab und schauten sich verwirrt um. „Ich hab keine Wachen gesehen“, meinte der Zauberer leise. Sein Prinz nickte knapp: „Hier stimmt was nicht“, flüsterte er und schlich mit gezogenem Schwert die Steintreppe zu den königlichen Gemächern hoch. Merlin hatte sich eine Fackel geschnappt und leuchtete, während Arthur wie gewohnt vorging. Auf dem Weg begegneten sie niemandem. Alles schien verlassen und doch waren sie erst vor wenigen Tagen zu der Höhle der Sphinx aufgebrochen. Sie betraten den dunklen Thronsaal. Im Feuerschein der Fackel konnten sie ein Schwert erkennen, welches ein beschriftetes Blatt Papier auf der Rückenlehne des Throns fixierte. Arthur rannte mit wenigen Schritten hinüber, riss das Blatt ab und hielt es in den näherkommenden Lichtschein. „Arthur Pendragon, wir haben die Bewohner von Camelot als Geisel. Bringt das heilige Wasser der Sphinx und Merlin, den Zauberer in den Wald Astoria. Wir sind zu Verhandlungen bereit“, las Arthur laut vor. Kaum hatte er den letzten Satz beendet, ließ er das Papier wütend fallen. „Wir brauchen das Wasser. Ohne das können wir das Volk nicht heilen.“ Dann blickte er nochmal auf das Papier, das in einer staubigen Ecke lag. Er hob es wieder auf und hatte einen ungläubigen Blick. „Merlin, der Zauberer“, las er nochmal und schaute seinen Diener fragend an. „Äh. Ich weiß auch nicht“, stammelte Merlin. Einige Sekunden blickte der Prinz ihn wieder so forschend an, wie schon vorher am Baumstamm. Dann schaute er wieder auf das Papier. „Das ist ja wohl klar, was hier gespielt wird“, sagte er trocken, wenn auch nicht verärgert. Trotzdem ließ er das Papier wieder zu Boden sinken. Irgendein Diener (meist Merlin) räumten so was für gewöhnlich für ihn weg. „Ach ja?“, fragte der Dunkelhaarige neugierig. „Ja. Erst hat die Sphinx es behauptet und jetzt diese Banditen.“ „Äh, ja, ich kann das erklären“, versuchte Merlin Zeit zu schinden, um sich eine passende Ausrede einfallen zu lassen. Oder war jetzt der Moment der Wahrheit gekommen? Er fühlte sich beklommen. Er hatte sich oft vorgestellt, dass Arthur sein Geheimnis herausfindet. Doch stand dies meist mit der gleichzeitigen Rettung seines Lebens in Zusammenhang. Arthur würde dann sofort erkennen, dass er trotz des Geheimnisses immer sein treuer Diener und Beschützer sein würde. Von dem Gedanken, es ihm einfach zu sagen, hatte er bereits vor langer Zeit Abschied genommen. „Merlin, ich bin nicht dumm“, meinte der Prinz, der zum Thron gegangen war und sich dahinter stellte. Er beobachtet Merlin genau, lächelte aber auf seltsame Weise. Merlin trat auf der Stelle und blickte zu Boden. Ihm musste schnell etwas einfallen. „Nein, natürlich nicht, Sire. Ich wollte es euch schon oft sagen, aber..“, begann der Zauberer wieder. „Aber es ist schon sehr lustig“, unterbrach ihn schmunzelnd Arthur. „Keine Angst, das muss dir nicht peinlich sein. Du kannst ja nichts dafür.“ „Äh, ja. Ich wurde so geboren. Aber warum amüsiert euch das so?“, fragte Merlin jetzt misstrauisch nach und sah Arthur ins Gesicht. Er war kein Stück böse, sondern grinste ihn weiter an. „Es ist witzig. Auch wenn man eigentlich gleich auf den ersten Blick die Wahrheit sieht. Naja, wenn ich du gewesen wäre, hätte ich es hier in Camelot vermutlich auch geheim gehalten“, unterstützte ihn der Prinz. Der Zauberer konnte gar nicht glauben, was er da hörte. Arthur akzeptierte ihn als Zauberer und schien sich darüber zu freuen und Verständnis zu haben. „Es ist schön, dass ihr nicht wütend seid. Es war sehr schwer damit zu leben.“ „Ja, das glaube ich. Und nicht auszudenken, wenn mein Vater davon erfahren hätte. Er hätte dich doch sofort auf den Scheiterhaufen gebracht, auch wenn du gar nichts getan hast.“ Arthur lachte. „Genau. Ich hatte gehofft, dass ihr das so sehen würdet“, sagte Merlin freudestrahlend. Er hatte immer mit dem großen Ärger und dem Vertrauensverlust gerechnet, wenn Arthur es herausfinden würde. Diese Reaktion war komplett das Gegenteil. Langsam wurde Merlin aber misstrauisch „Und ihr seid wirklich nicht sauer?“ Der Prinz runtzelte die Stirn "Nein, natürlich nicht." Er machte eine kurze Pause. "Gut, ich bin schon etwas enttäuscht, dass du mir dein Geheimnis nicht verraten hast, aber ich kann es auch verstehen. Bei solchen Vorlagen, hätte ich dich sicher oft aufgezogen", sein Gesicht entspannte sich wieder, "aber das kann ich jetzt ja alles nachholen", grinste er Merlin an. Der Diener schaute noch verwirrter drein als sonst. Warum sollte Arthur ihn damit aufziehen? Es bedürfte also noch einer Nachfrage: "Von welchem Geheimnis genau sprechen wir hier?" "Na, dass es einen Zauberer gibt, der auch Merlin heißt und mit dem du anscheinend verwechselt wirst." "Ein Zauberer, mit dem ich verwechselt werde?" Merlin war von dieser Antwort so irritiert, dass er rückwärts am großen Tisch halt suchte. Dabei stieß er einen Becher um, der klirrend zu Boden ging. "Aber sobald man dich kennt, weiß man, dass DU kein Zauberer bist", kommentierte der Blonde grinsend. >Ich bin immer wieder überrascht, wie einfallsreich Arthur sein kann. Aber wenn er den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen will, werde ich ihn nicht darauf stoßen<, dachte sich der Zauberer. Arthur trat neben Merlin an den Tisch heran und stützte sich mit den Armen darauf. Er blickte durch den leeren Saal. "Weisst du, wo wir diesen Doppelgänger-Zauberer finden?", fragte Arthur. "Äh. Nein", antwortete der Gefragte ruhig. Plötzlich schlug Arthur mit einer Hand auf den Tisch. Merlin erschrak etwas, fasste sich aber sofort. "Wir haben keine Zeit dafür. Den Menschen geht es schlecht." Dann kam Merlin eine Idee. Sie war zwar riskant, würde aber helfen. "Ähm. Ich bin dem Zauberer Merlin aber schon mal begegnet. Er sieht mir sehr ähnlich. Ungefähr gleiches Aussehen. Wahrscheinlich verwechseln uns deswegen die Leute immer", log er und grinste verschmitzt dabei. Auch wenn er nicht gut lügen konnte, strengte er sich dieses Mal wirklich an, überzeugend zu klingen. Ihm kam zugute, dass Arthur immer noch in den Saal blickte. "vielleicht können wir diese Banditen ja täuschen", schlug der Dunkelhaarige vor. Als Arthur ihn daraufhin anblickte, brachte das Merlin eine hochgezogene Augenbraue und ein sehr zweifelndes Gesicht ein. "DU willst dich als ein Zauberer ausgeben? Kannst du denn.. irgendeine Zauberei?" , dachte sich der Diener schelmisch. Er trat an seinen Prinzen heran und hob seine Hand, als wenn er die Wange seines Gegenübers streicheln wollte. Dieser aber (ganz der Kämpfer) hielt sie beim näherkommen fest. "Was machst du da?", fragte der Prinz verunsichert. "Ich wollte euch einen Trick zeigen. Vertraut mir, Sire." Dieser Satz tat seine Wirkung, denn Arthur liess Merlins Arm los, auch wenn schon wieder eine Augenbraue zum Haaransatz hochzurutschen versuchte. Seine Hand passierte die Wange, ohne sie zu berühren und verschwand kurz hinter Arthurs Ohr. Dann kam sie langsam wieder hervor. Die Augen des Blonden waren Merlins Hand gefolgt und sahen nun verwundert auf ein Goldstück hinab. Schon wieder runzelte er die Stirn: "Wie hast du das gemacht?" Mit einem geheimnisvollen Blick, den Arthur manchmal an Merlin beobachtete, flüsterte dieser "Mit Zauberei", wonach er allerdings gleich das Geheimnisvolle ablag, da er zu grinsen anfing. "Nein, es ist ein ganz einfacher Trick, mit dem man Kinder beeindrucken kann. Gaius hat ihn mir einmal beigebracht." Kurz überlegte der Ritter, ob er seinen Dienen wirklich nach der Lösung fragen sollte, doch den Gefallen würde er ihm nicht machen und sich mit Kindern gleichsetzten lassen. Er war schließlich der zukünftige Herrscher von Camelot. Der leichte Ärger drückte sich auf andere Weise aus: "MERlin, mit so einem billigen Trick werden wir diese Räuber nicht in die Flucht schlagen." Dann beruhigte er sich langsam. "Aber wir haben wohl keine Wahl. Vielleicht fällt uns ja auf dem Weg noch was Brauchbareres ein. Nur kennen wir unsere Gegner nicht. Wissen nicht, wie viele es sind und welche Waffen sie nutzen." "Dann sollten wir das rausbekommen", meinte der Diener. Sie ritten durch die Nacht in Richtung des Waldes Astoria. Die beiden Reisenden wurden auf ein hell erleuchtetes Wirtshaus aufmerksam, als sich dessen Tür geräuschvoll öffnete und einige Männer in die Nachtluft traten. Ein Kampf stand deutlich bevor: Zwei der fünf Männer kamen auf einen dritten zu und wollten diesen festhalten. Dieser war jedoch zu flink und entwischte ihnen immer wieder. "So entwischt nur einer", grinste Merlin freudig als er den Kämpfer mit den zwei Gegnern beim Fangespielen beobachtete. "Wir müssen ihm helfen." „Müssen wir wirklich? Er ist so geschwätzig“, meinte der Prinz in einem nicht erfreuten Ton, doch als er Merlins trotziges Gesicht sah, nickte Arthur Merlins Bitte zu und beide ritten zum Ort des Geschehens. Ein weiterer Mann trat aus der Schenke und richtete die Aufmerksamkeit auf sich, als er sein Schwert gegen die restlichen drei erhob. Als die beiden Reiter näher kamen, erkannten sie, dass auch dieser kein Unbekannter war. Der Prinz sprang vom noch trabenden Pferd ab und riss einen Männer mit sich. Der Mann mit langen dunklen Locken fuhr herum: "Arthur." "Hallo Gwaine." „Ist Merlin auch da?“, und schwang das Schwert gegen seinen Gegner, der daraufhin am Boden liegen blieb. „Ja, der versteckt sich sicher wieder irgendwo.“ Arthur hatte einen weiteren Gegner erledigt. Der andere Mann hatte einen seinen Gegner grade besiegt und drehte sich verwundert um: „Prinz Arthur“ „Lancelot. Schön, euch wiederzusehen.“ „Finde ich auch“, sprach er lachend, während er seinen letzten Gegner niedergesteckt hatte. Danach verbeugte er sich vor dem Prinzen, wie es sich zwischen Edelleuten gehörte. Gwaine verdrehte die Augen und hielt nach dem Zauberer Ausschau. Dieser wartete schon mit seine beiden eigenen Pferde und zwei zusätzlichen und lächelte Gwaine strahlend an. Der Dunkelhaarige kam auf ihn zu und umarmte ihn innig. Diesmal war es Arthur, der die Augen verdrehte. Danach wandte sich Gwaine an Lancelot. „Vielen Dank für die Unterstützung. Ich hoffe, ihr kommt nun wegen mir nicht in Schwierigkeiten.“ Er reichte ihm die Hand, die Lancelot ergriff: „Nein sicher nicht. Aber ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Lancelot.“ „Gwaine“, gab dieser kurz zurück. „Lasst mich raten, was passiert ist. Gwaine hat etwas gesagt, was bei diesen Herren hier nicht gut ankam und du hast ihn verteidigt?“, fragte eine bekannte Stimme aus dem Hintergrund, die nun hinter Gwaine auftauchte. „Merlin“, freute sich Lancelot und reichte ihm die Hand, die dieser willkommen annahm. Arthur hustete im Hintergrund, um die allgemeine Aufmerksamkeit schnellstmöglich zu erhalten. „Wir sind auf einer Mission und könnten eure Hilfe benötigen. Oder habt ihr hier noch was zu erledigen?“, klang die Stimme des Prinzen, die er mit Bedacht so gewichtig halten wollte, wie möglich. „Ich hab mich schon gefragt, aus welcher Situation ich euch diesmal retten soll“, grinste Gwaine Arthur frech an. „Das sagt der Richtige“, meinte Arthur und blickte demonstrativ auf die fünf am Boden liegenden Männer. „Worum geht es in dieser Mission?“, fragte Lancelot, der sich grade auf eines der Pferde geschwungen hatte. Arthur saß ebenfalls auf. „Wir müssen die Stadtbewohner von Camelot von einem unbekannten Gegner befreien. Sie wollen uns im Wald Astoria treffen.“ Sie ritten über die Wiese und Merlin erzählte den beiden neuen Gefährten von ihrer bisherigen Reise; der Höhle der Sphinx, dem heilenden Wasser und dem Schwert im Thron. Gwaine und Lancelot schmunzelten beide aus unterschiedlichen Gründen, als Merlin ihm von seinem zauberhaften Doppelgänger erzählte. Natürlich ließ Merlin die pikanten Situationen wie den Morgen im Wirtshaus oder am Bach aus. Sie ritten über die Wiesen und kleinen Dörfer, immer darauf bedacht, möglichst unauffällig voranzukommen. „Der Wald Astoria ist nicht mehr weit“, meinte Gwaine, „doch wir sollten vorher ausruhen. Ohne genügend Kraft werden wir unvorsichtig und können den Gegner nicht bezwingen.“ Arthur schaute ihn widerwillig an, doch nickte er. Sie suchten sich eine passende Stelle, von der aus man sie nicht so schnell entdecken würde und schlugen ihr Lager auf. „Ich mach mich auf die Suche nach Feuerholz“ sagte Merlin. „Merlin?“, fragte der Prinz, der an einen Baum gelehnt war. „Ja, Sire?“ „Kein Feuer, oder willst du, das unserer Feinde genau wissen, wo sie uns finden können?“ Arthurs Laune war am Boden. Er machte sich sehr große Sorgen um sein Volk, nicht zuletzt auch um Gwen und seinen Vater, wie Merlin vermutete. "Wir sollten Wachen einteilen", empfahl Lancelot. Mit einem Blick auf den müden Blonden und den Zauberer, schlug er sich als ersten vor. Gwaine stimmte als zweiter mit ein. Arthur und Merlin schlugen sich in Decken ein und legten sich zum Schlafen hin. Die wenigen Stunden bis zum Morgengrauen mussten ihnen genügen. Der Prinz hatte sich sein Schwert an die Seite gelegt, bereit jederzeit in einen Kampf zu gehen. Lancelot und Gwaine saßen unweit und unterhielten sich leise. "Seid ihr ein Ritter?", wollte Gwaine mit hochgezogener Augenbraue wissen. "Nein, leider nicht. Ich kam vor einiger Zeit nach Camelot um einer zu werden, und konnte dank Merlins Hilfe diesem Traum ein großes Stück näher kommen." "Doch noch habt ihr ihn nicht erreicht?", bohrte Gwaine misstrauisch nach. "Nein. Ich wollte nicht für etwas diesen Rang erlangen, das ich nicht selbst getan habe." "Na, das klingt doch schon sehr edel", meinte Gwaine und klopfte seinem neuen Freund auf die Schulter. "Und was ist mit euch? Seid ihr ein Ritter?", fragte Lancelot gespielt im gleichen Tonfall wie Gwaine ihn gefragt hatte. "Himmel, nein. Mir kommt es nicht auf Titel an. Ich kenne einige Adlige und Ritter. Sie benehmen sich, wie es ihnen gefällt und behandeln ihre Untergebenen meist schlecht. Ich dagegen genieße meine Freiheit und gehe, wohin mich der Wind führt." "Und wo es Frauen und Bier gibt", lachte Lancelot. "Ihr habt es erfasst", schmunzelte Gwaine. "Und warum helft ihr dann einem Adligen wie Prinz Arthur?", wollte Lancelot weiter wissen und deutete auf die schlafende Gestalt. "Ach, eigentlich will ich nur Merlin helfen. Er ist ein wirklich guter Freund", grinste der Gefragte. "Ja, er ist was ganz Besonderes", pflichtete ihm Lancelot bei. Nach einem Moment fuhr Gwaine fort: "Arthur ist anders als die anderen Edelleute. Er behandelt alle gleich und mit Respekt, egal welchen Stand sie haben. Er steht für echte Gerechtigkeit und nicht für dieses Scheinheilige wie Uther. Sollte er eines Tages König werden, könnte ich es mir vorstellen, unter ihm zu dienen." "Ja, ich mir auch." "Und habt ihr die Mädchen in Camelot gesehen: eine schöner ..." Gwaine hielt inne, da etwas in der Nähe raschelte. Sofort sprang er mit gezücktem Schwert auf und schlich sich mit leisen Schritten näher heran. Lancelot blieb mit gezücktem Schwert neben den beiden Schlafenden stehen. Hinter einem Gebüsch hatte sich eine Gestalt zusammen gekauert und atmete schwer. Der Kämpfer mit den langen dunklen Haaren ging weiter lautlos auf sie zu. In den ersten Anzeichen des neuen Tages erkannte er einen bläulichen Umhang, die darin eingewickelte, liegende Gestalt gehörte einem älteren Mann. Ein dumpfes Husten unterbrach die Stille, gefolgt von einer Verwünschung desselbigen. "Gaius?", fragte der Schwertträger ungläubig. Der alte Mann erschrak und war sich plötzlich der Gegenwart des anderen bewusst. "Gwaine? Seid ihr das?", flüsterte der Arzt. "Ja, kommt, ich helfe euch hoch. Arthur und Merlin sind dahinten." Gwaine half Gaius hoch und führte ihn zum Lagerplatz, wo noch immer Lancelot mit gezogenem Schwert stand. Beim Anblick des Hofarztes ließ er es sinken und kam beiden entgegen, um sich Gaius von der anderen Seite unterzuhaken. "Ihr seid auch hier, Lancelot?" Sie brachten ihn zu dem Baum, an dem beide zuvor geplaudert hatten. Dann weckte Gwaine Merlin und Arthur. "Merlin", sagte Gaius und dieser kam ihm freudig entgegen. "Gaius. Wie geht es euch?" und drückte seinen Ziehvater fest an sich. "Ach, mein lieber Junge. Ich hatte nicht mehr gehofft, dich wieder zu sehen." "Was ist passiert? Wer war das?", fragte Arthur aus dem Hintergrund. "König Vortigern aus dem Norden. Seine Armee ist auf uns hineingebrochen. Wir waren so geschwächt durch die Krankheit. Wir hatten ihnen nichts entgegenzusetzten. Er hat eine mächtige Hexe bei sich, Karmina. Sie bannte jeden Bewohner in einen Kälteschlaf. Der Körper ist noch am Leben, kann sich aber nicht bewegen. Dadurch kann die Krankheit nicht fortschreiten und überträgt sich nicht", erzählte Gaius. "Das heißt, Vortigerns Armee ist nicht krank?", tippte Gwaine. "Nein", bestätigte der Arzt. "Wie geht es meinem Vater?", erkundigte sich Arthur besorgt. "Nicht gut, fürchte ich. Sie haben ihn gefoltert. Ohne ärztliche Versorgung wird er die nächsten Tage nicht überstehen." "Und Gwen?", wollte Merlin wissen. "Sie ist im Kälteschlaf bei den anderen. Es sollte ihr soweit gut gehen." "Wie viele Mann umfasst Vortigerns Armee?", fragte Gwaine nach. "Etwa 4000 und einige magische Geschöpfe, Riesenspinnen zum Beispiel." Der Prinz hatte sein Schwert vor Wut in den Boden gestoßen, wo es jetzt leicht nachschwang. Er fuhr sich über das von den letzten Tagen gezeichnete Gesicht: "4000 gegen 4, hat jemand eine Idee?" „Fünf“, fügte Gaius hinzu. Arthur wollte widersprechen, doch der feste Blick des Hofarztes deutete auf die Sinnlosigkeit dessen hin. So nickte er ihm zu, „Danke, fünf.“ "Wir brauchen einen sehr guten Plan, wenn wir das schaffen wollen", gab Lancelot zu bedenken. Arthur nickte. "Gaius, könnt ihr uns das Lager näher beschreiben? Wo sind die Gefangenen untergebracht? Wo ist das Waffenlager?" "Leider nein. Ich wurde, wie die anderen, in den Kälteschlaf versetzt. Als ich wieder aufwachte, war ich an einen Baum gefesselt. Die Hexe Karmina hat mir Fragen über Camelot gestellt und über euren Verbleib, Sire. Da ich nichts verraten habe, hat sie ein paar Zaubersprüche an mir aus probiert. Ich wurde dann wohl bewusstlos. Als ich wieder aufwachte, lag ich bei den anderen, aber sie hatten vergessen mich wieder in den Kälteschlaf zu legen. Hinter mir war der Wald und in einem unbeobachteten Augenblick bin ich entwischt", endete Gaius. Arthur klopfte ihm anerkennend auf die Schulter und meinte, "Ihr solltet euch jetzt erst mal ausruhen und wieder zu Kräften kommen", und zu den anderen, "wir werden die Lage auskundschaften müssen und uns dann wieder hier treffen. Am besten wir gehen jeweils zu zweit. Lancelot und Gwaine, ihr geht da lang", und zeigte zur rechten Seite ihres Lagers, woraufhin die beiden angesprochenen nickten. "Merlin und ich nehmen die andere Seite. Seid wachsam." Mit diesen Worten zogen die drei Ritter los. "Ach so, jetzt gleich?", brachte Merlin hervor, der noch auf Gaius geachtete hatte. Dieser hielt ihn kurz zurück, "Merlin, diese Karmina, sie vermutet, dass du ein Zauberer bist. Also sei vorsichtig." Merlin nickte ihm zu, "bin ich", und lief schnell hinter seinem Herrn her, bevor er den Anschluss verlor. Kapitel 6: In Ketten gelegt --------------------------- Nach einigen Minuten waren Lancelot und Gwaine in dem Dickicht verschwunden und Merlin versuchte möglichst leise hinter Arthur Schritt zu halten. Dieser ging mit gezogenem Schwert wie immer voraus. Sie sahen die Grenze, wo der Wald in eine Wiese überging, auf der das feindliche Lager stand. Ein bläuliches Licht ging von ihm aus. Sie kauerten sich hinter einen Baumstumpf und lugten vorsichtig hervor. In der kühlen Morgenluft ergab sich ein schauriges Bild: neben Zelten und einem großen Gehege, in dem sich magische Tiere aller Art gegenseitig bekämpften, stand eine ganze Menschenmasse, von der das bläuliche Licht ausging. Sie standen vollständig regungslos da, als ob jemand die Zeit angehalten hätte. In einigen Gesichtern war die Angst zu sehen, die sie gehabt haben müssen, ehe der Kälteschlaf kam. Bei anderen schien es, als ob sie im Rennen eingefroren wurden. Etliche Bärte und Nasen wiesen Eiszapfen auf. Merlins Blick riss sich von diesem Anblick los und inspizierte den Raubtierkäfig näher. Es gab zwei Riesenspinnen, zwei Riesenscorpione und zwei Greife, die sich alle gegenseitig zankten. >Das wird ein ganzes Stück Arbeit< dachte sich der Zauberer. Dann war ein lautes, furchteinflößendes Schnauben zu hören, das aus einer dunklen Ecke des Käfigs kam. Selbst Merlin lief ein Schauern über den Rücken. Die Tiere blickten erschrocken auf, doch dann gingen sie rückwärts in die entfernteste Ecke, wo sie sich bald wieder (diesmal leiser) zankten. Der Dunkelhaarige versuchte Umrisse des Wesens in der Dunkelheit zu entdecken, ehe er das Glitzern eines Auges wahrnahm, das ihn forschend ansah. Was immer dieses Geschöpf war, es hatte ihn entdeckt. >Ein junger Zauberer, wie interessant!<, spuckte eine tiefe Stimme in seinem Kopf. Verängstigt stolperte Merlin rückwärts und fiel über eine Wurzel. Arthur war sofort neben ihm und schaute sich mit gezücktem Schwert um, ob ein Feind das Geräusch seines Dieners gehört. "Du bist so ein Idiot, Merlin. Wenn dich jemand gehört hätte." Der Prinz half seinem tollpatschigen Diener auf und murmelte: "Jetzt weiß ich wieder, warum ich dich nicht mehr zur Jagd mitnehme." Als der Prinz aber den unsicheren Blick sah, meinte er aufmunternd: "Keine Angst, wir werden unserer Freunde schon irgendwie befreien." "Da bin ich mir nicht mehr so sicher. Habt ihr das Gehege mit den magischen Geschöpfen gesehen?" "Ja, aber so lange sie eingesperrt bleiben, haben wir damit kein Problem." >Da hat Arthur recht. Doch ich weiß nicht, ob uns diese Kreatur nicht gefährlich werden kann. Was kann das nur gewesen sein? Ein Drache? Als Kilgharrah mich rief, klang es nicht so … gespenstig.< Beide schlichen nun im Schutz des Waldes um das große Lager herum. Sie sahen ein Zelt, vor dem sich zwei Wachen postiert hatten. Traditionell gehörte das dem Anführer, König Vortigern. Es stand ungefähr 20 Meter vom Waldbeginn entfernt. Der Blonde deutete seinem Freund an, dass sie sich von hinten unauffällig dem Zelt nähern wollten. Leise gingen sie Schritt für Schritt aus dem Wald hervor, versteckten sich hinter größeren Felsen und Baumstumpfen, die dem Lager Platz machen musste. Der Prinz entdeckte zwei Fässer, die an dem Zelt standen und machte Merlin mit Handzeichen darauf aufmerksam. Sie gelangten zu ihnen und setzten sich zwischen die Fässer und den Zeltstoff. Aus dem inneren des Zelt konnten Sie Stimmen hören: "Wo bleiben Sie denn nur? Oder wurden Sie vielleicht doch von der Sphinx gefressen?" Die Stimme gehörte einem Mann, der sehr kräftig zu sein schien. Eine Frauenstimme antwortete: "Sie sind schon auf dem Weg hierher. Nur noch etwas Geduld und Prinz Arthur gehört euch." Die Stimme kam Merlin irgendwie bekannt vor. "Ja, ich freue mich schon darauf. Vor den Augen seines Vaters werde ich ihn auspeitschen. HAHAHA" Ein grausames Lachen folgte, wie nur ein Mensch lachen kann, der von Hass zerfressen ist. "Und ihr wollt wirklich nur diesen Diener haben? Ich könnte euch auch etwas Land zur Verfügung stellen", donnerte die tiefe Stimme wieder. "Nein, mir genügt es, meine Rache vollkommen an diesem Jungen auszuleben." >Rache? Was hab ich denn jetzt wieder getan?<, fragte sich Merlin. Arthur schaute ihn fragend an und der Zauberer zuckte mit den Schultern. "Das wollte ich euch schon die ganze Zeit fragen: Wofür wollt ihr euch an diesem Diener rächen? Hat er mal Wein auf euer weißes Kleid gekleckert?" fragte der Mann mit einer Spur von Belustigung. "Er hat meine Schwester ermordet. Wie genau er das getan hat, weiß ich nicht. Aber ich werde es bei seinem Leben herausbekommen und ihm dann das gleiche Schicksal zuteilwerden lassen", zischte nun die Frauenstimme bestimmend zurück. Arthur blickte seinen Diener verblüfft an, der immer noch den Kopf schüttelte. Er deutete Merlin, dass sie jetzt wohl genügend gehört hätten und den Aufbruch zurück zum Treffpunkt beginnen sollten. Sie gluckten hinter den Fässern vor. Es war niemand zu sehen. Vorsichtig gingen sie die ersten Schritte auf den Wald zu. Der Zauberer blickte sich nochmal um, und sah, wie eine Wache um das Zelt bog. Grade rechtzeitig warf er sich seitlich auf den überrumpelten Prinzen, und verschwand hinter einem Felsen. In dem Moment als der erstaunte Arthur sein „MERlin“ anfangen wollte, legte dieser seinen Finger auf dessen Mund. „Schhhh…“, flüsterte er leise und deutete auf die Richtung, aus der die Wache kam. Der Blonde verstand und wehrte sich nicht weiter. Sie lagen nun übereinander und Merlin beugte sich über Arthur, damit der Fels sie beide verbarg. Zwar war es hier nicht der richtige Ort und nicht der richtige Moment, aber trotzdem spürte Merlin die zärtlichen Gefühle aufkommen. Seine Hand lag immer noch auf den sinnlichen Lippen seines Geliebten, die er vor ein paar Morgen probieren dürfte. Diese Kostprobe schien so unglaublich weit weg zu sein, dass er sich fragte, ob ein Kuss noch genauso schmecken würde. Die blauen Augen des Prinzen blickten nun voller Liebe in die Augen des Zauberers. Seine Hand bewegte sich langsam an Merlins Armen hoch zu seinem Gesicht, das er zärtlich streichelt. Dem Diener schien das zu gefallen, denn er lehnte seinen Kopf in die Hand. >Wenn er einen Kätzchen wäre, würde er jetzt schnurren<, dachte Arthur lächelnd. >Ob er mir einen Kuss übel nehmen würde?< In Hintergrund des niedlichen Kätzchens tauchte die Wache auf, die sie wohl doch gesehen haben musste, und ging mit einem Schwert langsam auf das Pärchen zu. „Bleibt, wo ihr seid“, sprach der und riss damit auch den mit dem Rücken gewandten Zauberer aus seinen Träumen. Er kullerte schnell runter von dem Prinzen und blickte zu dem Feind. „Weg hier“, sagte Arthur und richtete sich mit seinem Schwert in der Hand auf. Merlin sprang ebenfalls auf und rannte bereits vor zum Wald, ehe Arthur folgte. Doch schon hatte der Wachmann nach Verstärkung gerufen. Ein paar feindliche Ritter jagten ihnen in den Wald nach. Ein paar auf Pferden folgten, die sie auch bald einholten. Merlins Augen glitzerten und ein Ritter kam durch eine Wurzel zu Fall. Ein weiterer blieb an einem Ast hängen, zwei weitere fielen in eine Grube, die sich urplötzlich vor ihnen auftat. Doch ein Feind erreichte sie auf dem Pferd und schmiss ein Netz über die beiden, so dass sie fielen. Ein anderer Ritter kam angelaufen und traf sie jeweils mit einem Betäubungspfeil. Beide wurden sofort bewusstlos. Merlin kam langsam zu Bewusstsein. Er spürte wie sein linkes Bein und Handgelenk an einen Mast gebunden waren, sowie die rechte Hälfte an einen anderen Mast. Er fühlte sich wie ein Seestern. Und der Zauberer dachte schon, er würde wieder am Pranger in Camelots Hof stehen und Ladungen von Obst und Gemüse über sich ergehen lassen müssen, doch die Lage war wesentlich ernster. Nach einem Blinzeln sah er das Gesicht einer ihm bekannten Hexe vor sich: „Nimue“ schluckte er. „Ich sehe, du kannst dich an meine Schwester erinnern“, sagte die Hexe gehässig. Hinter ihr wurde die Umgebung klarer. Es war bereits Nachmittag. Er stand gefesselt auf einem hölzernen Schafott. Viele Ritter standen um den Platz herum und schauten belustigt zu der Erhöhung und dem nun wachen Gefangenen auf. Neben ihm war der noch schlafende Arthur auf dieselbe Art angekettet wie er. Ein Mann mit Peitsche, vermutlich der König Vortigern höchstpersönlich, stand neben ihm. „Eure … Schwester?“, wiederholte der Zauberer fragend. „Ja, und du hast sie ermordet.“ „Ich…“ Merlin wusste nicht, wie er den Tod von Nimue erklären sollte. Ja, er hatte sie besiegt und ihr Leben eingetauscht, doch er sah sich nicht als Mörder an. Und nach dem belauschten Gespräch schien die vor ihm stehende Hexe noch Zweifel an seiner Fähigkeiten als Zauberer zu haben. „Ich werde dich das nur einmal fragen: Wie hast du sie ermordet? Sie war eine starke Hexe und hätte doch nicht von einem dahergelaufenen Diener überrumpelt werden können.“ Merlin versuchte seine Gedanken zu sammeln, doch von dem Betäubungsmittel war er noch benommen. „Ich habe … sie nicht … ermordet. Es war ein … Unfall“, war das Beste, was ihm einfiel, bevor er unter den Beschimpfungen Karminas wieder ohnmächtig wurde. In der Dunkelheit hörte Merlin eine Peitsche, die gegen irgendwas klatschte. Jubelrufe folgten, die fast ein schweres Keuchen überdeckten. Dann flog die Peitsche ein weiteres Mal durch die Luft. Das Keuchen wurde zu einem unterdrückten Schrei, der nicht entweichen dürfte. Merlins Augen blinzelten, als er den nächsten Peitschenhieb vernahm. Er war noch immer jeweils an einen massiven Holzstab gekettet. Als er den Kopf hob, sah er vor dem hölzernen Podest eine Menschenmenge, die begeistert dem Spektakel neben ihm zusah. Dann blickte er in Ihre Blickrichtung. Sein Atem stockte. Sein geliebter Prinz hing gefangen in den Ketten, sein Kopf war auf den Oberkörper gefallen. Zerrissen und mit Blut bespritzt hang sein rotes Leinenhemd an ihm herunter. Sein Rücken war durch viele Peitschenhiebe zerschunden. Das Blut bahnte sich seinen Weg über seine Hose hinab zu den Blutlachen unter ihm. „Arthur“, brachte er leise hervor und schluckte. Hinter ihm stand ein großer, älterer Mann mit der Peitsche in der Hand. Ein grimmiger Schnurrbart machte das Gesicht noch furchteinflößender. Seine kräftige Gestalt war in adlige, bläuliche Gewänder gestopft. >König Vortigern<, vermutete Merlin richtig. Seine dunkelblauen Ärmel hatte er bis zu den Oberarmen zurück geschoben. Blutspritzer hatten dennoch ihren Weg auf die Kleidung gefunden und würden den Diener, der sie säubern musste, viel Arbeit bereiten. Ein weiterer Peitschenhieb durchtrennte die Luft und Arthur wand sich vor Schmerzen. Doch auch jetzt entkam ihm kein Schrei. Er fasste sich und schaute hoch zu seinem Diener. „Merlin“, krächzte er. Seine Stimme war gebrochen, doch sein Wille war stark. Er lächelte ihn an. Der Zauberer lächelte zurück, glücklich darüber, dass es dem Prinzen noch scheinbar gut ging. Doch hinter dem geliebten Lächeln schwang die schwarze Lederschnur durch die Luft und schlug zu: „Argh“ „Lasst ihn sofort frei“, forderte Merlin und zog damit die Aufmerksamkeit des Königs und der umstehenden Schaulustigen auf sich. Der König wirkte irritiert, verließ aber seinen Platz hinter dem Prinzen von Camelot, um zu Merlin zu gehen. „Na, Bürschchen“, sagte er und nahm unsanft das Gesicht seines Gefangenen in Augenschein. „Offensichtlich möchtest du auch Bekanntschaft mit meiner Lieblingspeitsche machen, ja?“ meinte er in bösartigem Ton und spuckte seitlich weg. „Lasst uns und unserer Freunde frei“, drohte der Diener ernst. „Meinst du etwas, du bist in der Lage Forderungen zu stellen?“, lachte König Vortigern. Sein Heer schaute sich erst an und fing dann an zu grölen. „Ja, genau“ und „Gebt es ihm“- Rufe waren zu hören. Der König zeigte den Zuschauern ein zahnloses, grauenhaftes Lächeln. „Na gut, du hast es ja nicht anders gewollt“, sagte er, bevor er hinter Merlin trat und seine Peitsche schwang. Wie ein Feuer durchflutete der unendliche Schmerz Merlins Körper. Er keuchte laut auf. "Lasst ihn in Ruhe." donnerte eine Frauenstimme über den Platz. Nimues Abbild glitt zwischen den feindlichen Männern hindurch, als würde sie schweben, und kam auf der Richtstätte vor Merlin und König Vortigern zu stehen. "Ihr habt euren eigenen Gefangenen, den ihr nach Herzenslust quälen könnt. Also vergreift euch nicht an meinem. Er gehört mir", sagte Karmina mit drohenden Augen zu Vortigern. Sie nahm das schmerzverzehrte Gesicht Merlins in Ihre beiden Hände und hauchte ein "ganz allein mir". Der Anführer war irritiert. Auch ließ er sich von einer Frau, wenn auch einer Magierin, nicht vor seinen Männern maßregeln. "Aber ihr macht doch gar nichts mit ihm, er hängt nur in seinen Ketten. Ich habe meinen Prinzen schon einige Schmerzen bereitet, nicht wahr, kleiner Prinz?", und deutete auf Arthur, auch wenn er von diesem keine Rückmeldung erwartete. "Ich habe meine eigene Foltermethode", gab Karmina ruhig zurück. "Außerdem", sprach sie weiter, "muss ich noch herausfinden, ob er der alten Religion angehört." Sie schaute Merlin forschend an, als wenn sie aus seinem Gesicht die Antwort ablesen wollte. "Doch wäre er ein Zauberer, würde er zumindest sich irgendwie befreien, vielleicht auch noch seinen Prinzen", mutmaßte der König. "Nicht unbedingt. In Camelot ist Zauberei unter Todesstrafe verboten. Wenn der Prinz wüsste, dass er ein Zauberer ist, müsste er ihn ... hinrichten lassen." Sie genoss die letzten Worte geradezu. Merlin riss sein Gesicht aus Karmina Händen und schaute zu Boden. "Vielleicht ist er aber auch nur schlau und zeigt seine Fähigkeiten nicht, weil er weiß, dass er mir unterlegen wäre. Hahaha", lachte die böse Hexe selbstgefällig. Der König stimmte lauthals in die Lache ein und auch seine Männer folgten dem Beispiel. Die Hexe stellte sich wieder hin und machte Anstalten, sich zurück zu ziehen. "Wartet", rief ihr der König hinterher, "welche Foltermethoden habt ihr denn? Kann ich da vielleicht noch was lernen?" sprach er mit einem süffisanten Unterton. Er war sich sicher, dass er bereits aus mehr Gefangenen Halbwahrheiten herausgeprügelt hatte, als diese zierliche Hexe. "Meine Methode ist, dass ich den sehnlichsten Wunsch einer Person suche und diesen langsam zerstöre. In diesem Fall", sie schaute nochmal auf Merlin, der trotz aufmerksamer Ohren seinen Kopf hängen lies, "foltere ich ihn durch die Leiden seines Freundes", schloss Karmina ab und betrat den Weg zurück zum Zelt. "Na, dann werde ich mal weiter machen. Für uns beide", rief er ihr noch nach. Er stellte sich wieder hinter Arthur und schlug zu. Die Menge jubelte. Arthur hatte während der Pause neue Kräfte sammeln können, so dass er weiterhin still die nächsten Schläge ertrug. Der Abend neigte sich langsam der Nacht und der König und seine Männer verloren das Interesse, als der Königssohn ohnmächtig in den Seilen hing. "Na dann bis morgen, Bürschchen", verabschiedete sich der König von seinem Gefangenen. Merlin würdigte er keines Blickes. Dieser hatte die ganze Zeit zuschauen müssen und Karmina hatte recht gehabt: es war die schlimmste Folter, seinen Geliebten leiden zu sehen. Doch viel länger konnte er es nicht mehr zulassen. Sie mussten fliehen. Kapitel 7: Magische Wesen ------------------------- Das ganze Lager hatte sich schlafen gelegt. Anscheinend rechnete keiner mit einem Angriff. Lediglich zwei Männer hielten im Mondschein Wache am Schafott, doch durch einen zauberhaften Windstoß wurden sie außer Gefecht gesetzt. Dann sprach Merlin einen weiteren Spruch und seine und die Ketten des Prinzen lösten ihren eisigen Verschluss. Arthur sackte in sich zusammen. Der Lehrling des Hofarztes eilte zu ihm. Er sprach den passenden Heilzauber, den er sich die ganze Zeit über überlegt hatte. Arthurs Rücken glitzerte und mit einem tiefen Luftzug kam er zu Bewusstsein. "Was.. ist passiert?", fragte der Blonde und sah sich um. "Wir sollten schnell verschwinden, bevor uns jemand sieht", meinte der Zauberer, als er ihm hoch half. "Könnt ihr laufen?" "Ja.. ich habe keine ... Schmerzen mehr." Verwundert befühlte er sein Rücken. Von den blutigen Schlägen zeugte nur noch das zerrissene, rote Hemd. „Äh. Das war diese Hexe Karmina. Sie wollte wohl, dass Vortigern euch auch morgen noch auspeitschen kann.“ Damit Arthur nicht viel Zeit hatte, über diese Argumentation nachzudenken, deutete er auf das nächstgelegene Waldstück: „Da lang.“ Diese hatte jedoch die Wachen am Boden liegen sehen: „Warst DU das?“, fragte er nach, als er vom hölzernen Podest gesprungen war und sich wieder eines Schwertes bemächtigte. „Äh. Ja.“ Der Prinz blickte ihn verwundert an. „Du steckst in letzter Zeit wirklich voller Überraschungen, Merlin. Anscheinend hab ich dich bisher unterschätzt.“ „Ach, das kommt sicher daher, dass ich mit meinen Taten nicht angebe, wie ein gewisser Prinz? Hmm", überlegte er gespielt, "ich glaube, das nennt man Bescheidenheit. Soll eine Tugend sein, hab ich gehört. Vielleicht versucht ihr das auch mal", belehrte Merlin Arthur spitzbübisch. Ein langgezogenes "nee" kam als Antwort und beide gingen auf den nächstgelegenen Waldbeginn zu. "Was tun wir jetzt?", fragte der Diener nach, als sie den Wald unbeschadet erreicht hatten. "Ich weiß es nicht. Aber lass uns erst mal die anderen finden.“ Plötzlich war in einiger Entfernung ein Knacken des Unterholzes zu hören. "Still", flüsterte der Prinz, hob sein Schwert und deutete mit einer Handbewegung, dass Merlin sich nicht bewegen sollte. Ein Mann schob sich vor einen Baum und lief mit gezogenem Schwert auf sie zu. Ein zweiter folgte. Arthur machte sich bereit, ihn und Merlin zu verteidigen. Er ließ die Gegner bis auf einige Meter herankommen, als er im Mondlicht, dass durch einige Bäume leuchtete, ihre Gesichter sah und sein Schwert wieder senkte. "Lancelot, Gwaine, schön euch zu sehen." Die beiden Angreifer verlangsamten ihre Geschwindigkeit und ließen ebenfalls die Schwerter sinken. "Arthur? Merlin? Was macht ihr hier? Wir wollten euch grade befreien", fragte Gwaine verwundert. "Danke. Haben wir selbst hinbekommen", antwortete Arthur in seiner eingebildeten Art und lief an ihm vorbei. Gwaine blickte auf den Rücken des Blonden. "Ihr.. Wo sind eure Wunden? Vortigern hat euch doch den ganzen Tag ausgepeitscht, das haben wir gesehen." "Diese Hexe hat mich geheilt, damit ich fit für einen weiteren Tag Peitschenhiebe bin." Der stehen gelassene Kämpfer zuckte mit den Schulter: "Na so ein Glück", meinte Gwaine mit einem Hauch von sarkastischem Unterton und ging mit Arthur voraus Richtung Lager. Lancelot, der bisher still geblieben war, wartete und schaute zu Merlin, als wollte er >Warst du das?< fragen. Merlin schaute erst zu Boden, konnte das Lächeln aber nicht unterdrücken und blickte Lancelot glücklich an. "Gut gemacht", zwinkerte Lancelot und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter, als sich beide zum Gehen wendeten. >Junger Zauberer<, hörte Merlin eine Stimme in seinem Kopf. Er blieb stehen, schaute sich plötzlich um und versuchte den Standort des Käfigs zu finden. Hinter mehreren Zelten war die Kuppel zu sehen. >Komm zu mir<, rief die Stimme. Er sah trotz des Mondlichtes, das fast alles beschien, nur die glitzernden Augen des Tieres in der dunklen Ecke. "Was ist los?", fragte Lancelot misstrauisch und starrte in die gleiche Richtung wie Merlin. "Was ist da?" "Ich bin nicht sicher", sagte der Zauberer, "doch es ruft mich." "Es ruft?" "Ja, in meinen Gedanken. Es muss ein mächtiges, magisches Wesen sein." Arthur hatte sich unterdessen umgedreht und er und Gwaine kamen wieder zurück zu den beiden. "Was ist los?", fragte der Thronfolger. "Ich.. Arthur.. Wir hatten doch das Gehege für die Riesenspinnen gesehen, nicht? Ich muss da nochmal hin." "MERlin, wir haben jetzt wichtigeres zu tun, als dir ein Haustier zu suchen." "Nein", Merlin hielt kurz inne und legte den Kopf schief, "ihr meint, ich würde eine Riesenspinne als Haustier haben wollen?" "MERlin." "Also, da ist in dem Gehege noch etwas anderes drin. Wir sollten rausfinden, was es ist", sagte der Diener ernst. Der Prinz schaute zum feindlichen Lager herüber. "Nein, wir gehen erst mal zu Gaius zurück." "Aber bisher hat man unser Entkommen noch nicht bemerkt. Jetzt können wir das noch in Erfahrung bringen. Nachher könnte es zu spät sein", drängte der Zauberer. "Ich gehe mit ihm", brachte sich Lancelot ein. "Nein, ich gehe mit ihm", warf Gwaine ein. Als er es gesagt hatte, merkte er den kindlichen Tonfall, als wenn Lancelot ihm grade sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte. Merlin sah das erste Mal, dass Gwaine seinen Blick verlegen zu Boden warf, anstatt wie sonst cool und schlagfertig zu sein. "Hast du Gold in den Taschen, oder warum bist du grade so beliebt?", grollte der Prinz mit vernichtendem Blick. "Aber, damit die beiden sich nicht streiten, werde ich mit dir gehen. Immerhin weiss Vortigern nichts von euch", und deutete auf die beiden Kämpfer. Bildete Merlin es sich ein, oder sahen nun beide etwas enttäuscht aus? Auch hatte Arthur so geklungen, als wenn Merlin SEIN Spielzeug wäre und es nun (natürlich wie so oft auf Grund seiner Stellung: erfolgreich) verteidiget hatte. Arthur ging auf den Waldrand zu. Merlin folgte ihm. "Aber dann habt ihr ja wieder den ganzen Spass alleine", maulte Gwaine. "Ihr könnt euch ja schonmal überlegen, wie ihr uns retten wollt", waren die letzten Worte des Blonden, bevor sie dem Lager zu nahe kamen. "Ich hoffe, das ist es wert", flüsterte Arthur. Sie waren nun an der Baumgrenze angelangt. Noch immer schien das Lager in friedlicher Stille zu liegen. Der bläuliche Schimmer kam von der anderen Seite, ebenso überragte in einiger Entfernung das Gehege die kleinen Zelte. Merlin sauste aus dem Wald, versteckte sich hinter dem ersten Zelt und hielt Ausschau. Sein Herr folgte. Im Schatten einiger anderer Zelte waren sie in wenigen Minuten dem Käfig so nahe. Die meisten Tiere schliefen. Jeweils ein Tierpaar hatte sich in eine Ecke zurückgezogen. Nur ein Greif war noch wach. "So einen Greif hatten wir doch auch mal. Den hatte Lancelot erlegt." Diese Erinnerung brachte ihm ein grinsendes "Ja, genau" ein. Der Ritter runzelte die Stirn, doch Merlin ging nicht weiter darauf ein. Er schaute ins Gehege und auf die dunkle Ecke. In seinen Gedanken sagte er zu dem Wesen: >Ich bin da, zeig dich. Ich muss wissen, was du bist.< >Aber das weisst du doch schon längst<, sprach die Stimme. Aus der Dunkelheit löste sich ein schuppiger Kopf. "Vorsicht, ein Drache", meinte der Prinz und ging einen Schritt rückwärts. Merlin lief an ihm vorbei, die Augen auf den großen Kopf gerichtet, "das hatte ich vermutetet." Den verstörten Blick seines Herrn nicht beachtend, ging der Dunkelhaarige ganz dicht an das Gehege heran. "Merlin, was tust du denn? Drachen sind gefährlich. Geh sofort zurück", befahl ihm der Prinz. Die Freude über einen weiteren Drachen hatte Merlin übermütig werden lassen. Er trat sofort zurück, während der Drache den Prinzen argwöhnisch betrachtete. Dann blickte er hinter den Prinzen und schnaubte verächtlich. Merlins und Arthurs Augen folgten dem Blick des Tieres und sahen Nimues Schwester, Karmina, in einiger Entfernung auf sie zu kommen. Ihr Umhang flatterte und schimmerte grünlich im Licht der Fackel, die sie bei sich trug. Arthur schaute sich nach Wachen um, doch die Hexe schien allein zu sein. Er hob sein Schwert und stellte sich schützend vor Merlin. "Wenn sich die Möglichkeit bietet, lauf so schnell, wie du nur kannst." "Nein, sie will mich. Bringt ihr euch in Sicherheit", erwiderte Merlin mit den festen Blick auf Karmina. "Spinnst du, ich lass mich doch nicht von meinem Diener beschützen. Ausserdem, was könntest du schon ausrichten?", fragte der Prinz von Camelot. "Ja, Merlin. Was könntest du schon ausrichten?", wiederholte Karmina die Frage nun spöttisch. "Mit deinem bisschen Heilzauber reicht es vielleicht, um Wunden wieder zu verschliessen, aber damit wirst du wohl kaum meine Schwester ermordet haben. Also, wer hat dir geholfen? Na komm, verrat es mir." Sie legte dabei ihren Kopf leicht schief und blickte ihn unschuldig an. "DU hast mich geheilt, Merlin?", fragte Arthur ihn überrascht, sein Schwert und Blick weiter auf Karmina gerichtet. Der Dunkelhaarige blickte nun von seinem Prinzen zu seiner Feindin. Er hatte keine Wahl. Mit einer Handbewegung wurde der Thronfolger zu Seite geworfen, wo er bewusstlos liegen blieb. Merlin schaute zu Boden, doch dann fest in die Augen der Hexe. "Ach, du stehst wohl nicht auf Zuschauer", grinste sie finster und schaute auf den liegenden Arthur. "Er scheint dir sehr viel zu bedeuten. Du würdest dein Leben sogar für diesen Trottel geben, nicht wahr? Dann sollte ich ihn dir vielleicht ebenso wegnehmen, wie du mir meine Schwester genommen hast." Sie hob die Hände, deutete auf Arthur und sprach: "Accula..". Merlin hob nun auch die Hand, seine Handfläche deutete auf Karmina. Mit gold-glitzernden Augen wurde die Hexe zu Boden geworfen, bevor sie ihre Beschwörung vollendete. "Lasst ihn in Ruhe", sprach der zauberer ruhig, während Karmina sich langsam wieder aufrichtete. Sie funkelte ihn wütend an: "Das wirst du mir büßen!" Beide streckten ihre Hände aus und liessen blitzartige Funken gegeneinander antreten. Zwei Energiestrahlen trafen sich in der Mitte und der Hexe war bereits ein siegessicheres Lächeln ins Gesicht geschrieben. "Ich mach dich fertig", sagte sie. Merlin verstärkte seine Kraft, konzentrierte sich ganz darauf und gewann die Oberhand. Langsam wurde Karminas Kraft zurückgedrängt, bis sie Merlins Strahl erreichte und sie getroffen nach hinten flog und dort liegen blieb. Der Diener rannte zu seinem Herren und schaute nach, wie stark er ihn getroffen hatte. Der Prinz war aber nur mit Staub bedeckt, sonst schien er in guter Verfassung. Erleichtert atmete Merlin auf und sah aus dem Augenwinkel grade noch rechtzeitig, dass Karmina sich wieder erhob. "Du elender Diener. Jetzt wirst du sterben", schrie sie und in ihrer Hand tauchten bereits die ersten Blitze auf. Merlin machte sich bereit zur Abwehr und Verteidigung seines Prinzen. Karmina wollte die ersten gefährlichen Energien zu Merlin zu schicken, als sie das Gesicht entsetzt verzog. Die Energie in ihrer Hand wurde schwächer und sie fiel nach vorn über. Hinter ihrer fallenden Gestalt tauchte Lancelot mit einem blutverschmierten Schwert auf. Neben ihm der perplexe Gwaine, der das gesamte Schauspiel beobachtetet hatte. "Alles in Ordnung?", fragte der edle Ritter und Merlin nickte, trotz seines Blickes Gwaine. Kapitel 8: Sieg oder Niederlage ------------------------------- "Merlin, du ..?", stotterte Gwaine und wirkte tatsächlich total schockiert. Der Zauberer nickte. Doch für nähere Klärung dieses Sachverhaltes blieb keine Zeit. Denn das Schauspiel um Karminas Ableben blieb von anderer Seite nicht unbemerkt: Einige Wachen kamen angerannt und versuchten die Freunde aus Camelot zu umstellen. Sie bildeten einen Kreis und drängten sie immer weiter an das Gehege für magische Wesen, welches die Soldaten selbst jedoch mieden. "Was wollen wir jetzt machen? Merlin, hast du eine Idee?", fragte Lancelot. Dieser blickte auf den immer noch im Land der Träume schwelgenden Prinzen. Auch wenn Lancelot und Gwaine starke Gegner waren, mit einer ganzen Armee konnten sie es nicht aufnehmen. Sie mussten flüchten. Irgendwie. Dann schaute er auf das Gehege hinter sich. Sein Gesicht hellte sich auf: "Ja, hab ich. Haltet sie noch etwas hin", sprach der Zauberer. Er streichte seinem Herren nochmal über die Haare. "Und passt auf Arthur auf", meinte Merlin, als er zu den festen Eisengittern des Geheges lief. >Wir brauchen deine Hilfe<, versuchte er den Drachen gedanklich zu erreichen. >Ich spüre deine Macht, aber auch dein gutes Herz. Ich werde euch helfen. Doch dazu musst du mich zuerst befreien, junger Zauberer<, antwortete ihm das magische Wesen. Merlin schaute sich am Käfig um, es musste hier doch irgendwo sowas wie eine Tür geben. Er ging zur nächsten Ecke: Bingo, ein großes Vorhängeschloss hielt die riesige Tür am Käfig. Doch schon starrte Merlin in die großen Augen eines Greifes, der ihn anspie und dabei einige Tropfen Speichel auf Merlins Gesicht verteilte. "Bäh, ist das ecklig." Der Diener wischte sich unbeeindruckt sein Gesicht mit einem Ärmel trocken und suchte die Augen des Drachen. >Entschuldige bitte, kannst du was gegen diesen Greif tun. Er hat Mundgeruch.< Der Anfrage folgte ein kleiner Feuerball vor die Prancken des Ungetiers, woraufhin sich der Greif zwar widerwillig, aber auch verängstigt in eine Ecke zurückzog. >Sag mir<, dachte er, >wie heisst du und woher kommst du eigentlich?< >Man nannte mich früher Cathalthro, aber das ist lange her. Als Uther Pendragon seine Säuberung vornahm, konnte ich fliehen und versteckte mich in den Bergen. Dann erwischte mich diese Hexe Karmina mit ihrer Zauberkraft und sperrte mich hier ein.< Merlin dachte an einen Spruch, um das Schloss aufzubrechen, doch kaum glitzerten seine Augen goldig, sprühten sofort Funken und er trat einige Schritte zurück. >Es ist gegen Zauberkraft geschützt<, kommentierte Cathalthro. Merlin runzelte die Stirn und schaute sich um. Von einigen Gegenern, die Lancelot und Gwaine immer noch gut in Schach hielten, waren Waffen liegen geblieben. Als er zu ihnen rüber rannte, meinte Gwaine "ich möchte ja kein Spielverderber sein, aber ich hätte nichts dagegen", mit einem vernichtenden Schlag gegen einen Soldaten, "wenn du dich etwas beeilen könntest." "Bin dabei", schnellte es aus dem Angesprochenen heraus, der sich ein Schwert griff und zum Gehege zurück lief. Mit einem Hieb war das Schloss offen, und die Käfigtür konnte geöffnet werden. Merlin zog sie quietschend einige Meter auf. Die soldaten, die noch weiter mit Gwaine und Lancelot gekämpft hatten, wichen beim Anblick des offenen Geheges einige Meter zurück. Die beiden Ritter erkannten erst jetzt Merlins Plan. "Merlin, verdammt nochmal. Was hast du getan?" "Er wird uns helfen. Keine Angst", erwiederte der Zauberer Gwaine. Cathalthro richtete sich zu seiner gesamten Größe auf und konnte das erste Mal seit langer Zeit wieder seine Flügel vollständig aufspannen. Natürlich blieb der Ausbruch nicht unbeobachtetet. Der Greif hatte sich bereits dem Tor genähert. Auch die anderen Tiere waren wach und fanden offenbar die Vorstellung eines freien Lebens verlockend. Doch Merlin konnte grade noch so die Tür durch Zauberkraft wieder schliessen. Lancelot, der die Situation richtig erkannt hatte, kam angerannt und verkeilte ein Schwert als vorläufiges Schloss an der Tür. Der Drache verschmolz es unter Verwendung seines Feuers mit den Eisenstäben. Die magischen Wesen machten daraufhin entsetzlichen Lärm, konnten sich aber nicht mehr befreien. Merlin rannte nun zu Arthur und versuchte ihn hochzuheben. Lancelot kam ihm zur Hilfe und beide trugen ihn zum Drachen. "Na los, steigt auf", meinte dieser und schaute dabei Gwaine an. "Äh." Mehr brachte dieser nicht raus. Er hatte vorher noch nie mit einem Drachen gesprochen, geschweige denn dass er auf einem sass. Lancelot schien durch die vorhergehende Kenntniss über Merlins Fähigkeiten weniger Probleme mit der Situation zu haben. Als Lancelot einen festen Sitz hatte, konnte er den immer noch schlafenden Arthur gut festhalten. "Gwaine, komm schon", rief der Drachenlord ihm zu. Doch immer noch schien dieser gebannt von der reinen Vorstellung keinen Fuss bewegen zu können. "Ich halte Arthur fest, hol du Gwaine", befahl Lancelot, woraufhin Merlin in Windeseile von Cathalthro sprang und vor Gwaine stand. "Nun kommt schon. Bitte wir haben keine Zeit mehr", forderte Merlin den Ritter auf und nahm nun seine Hand und zog ihn immer näher an das magische Wesen. Er half ihm auf, während dieser nur "ich kann nicht glauben, was ich hier tue" murmelte. Die Soldaten hatten nun auch Verstärkung bekommen: König Vortigern war erschienen. Er schaute verwirrt auf den Zauberer, der nun vor seinen Freunden am Kopf des Drachen Platz genommen hatte. Doch auch die angeschrienen Soldaten konnten nicht mehr verhindern, dass Cathalthro seine Flügel ausbreitete und erst ungeschickt, dann sicherer in die Höhe stieg. Sie umkreisten das Lager und Merlin erkannte, dass durch Karminas Tod der Kältezauber über das Volk von Camelot erloschen war. Die Menschen leuchteten nicht mehr bläulich, schienen aber in sich zusammengefallen zu sein und zu schlafen. Die umstehenden Soldaten sahen sich nun Kindern, Frauen und Männern gegenüber. Einer erhob sein Schwert und wollte die gegnerische Anzahl minimieren, doch der Drachenlord sah es im rechten Moment und steuerte Cathalthro auf ihn zu, mit einer Spur aus Feuer beschützte er die Menschen. "Haltet euch gut fest, wir werden jetzt dieses Lager in Schutt und Asche legen", sprach der fliegende Drache nun voller Genugtung und liess seinen Feuerstrahl über das Gelände tanzen. Merlin wollte protestieren, doch die meisten Soldaten ergriffen eh die Flucht und so wurden nur wenige getötet. König Vortigern stand wütend mit erhobenem schwert da, konnte aber nichts gegen den fliegenden Angriff ausrichten. Merlins Augen waren auf das langsam flammende Lager gerichtet, als ihm Lancelot rief: "Merlin, ich glaub wir kriegen ein Problem." Der Diener drehte sich um und schaute auf einen langsam wach werdenden Prinzen: "Merlin... du solltest doch ... meine Gemächer aufräumen", sprach der Blonde mit gähnendem Mund und blinzelnden Augen. Dann riss er die Augen auf: "Wo sind .. wir fliegen?", brachte er überrascht heraus und schaute hinunter auf das zerstörte Lager. Dann fiel sein Blick auf den Drachenkopf, der vor ihm aufragte und er erkannte Merlin. "Arthur, ähm, ich kann das erklären", meinte der Dunkelhaarige. "Wie..?", waren seine letzten Worte, bevor ein lautes DONG ihn wieder schlafen schickte. Gwaine hatte sich hinter Lancelot aufgerichtet, der immer noch Arthur hielt, und ihm mit seinem Schwertknauf am Hinterkopf getroffen. Merlin schaute Gwaine fragend an. "Das könnt ihr später auch noch klären, oder?" "Ja", Merlins Gesicht hellte sich auf, "danke." "und wir reden dann auch nochmal über dieses Zauberer-Zeug." "Ja, in Ordnung", antwortete Merlin seinem Freund. Nun setzte Cathalthro zur Landung an und setzte vor den schlafenden, befreiten Gefangenen vorsichtig auf dem Boden auf. Merlin rannte erst zu einigen von ihnen und überzeugte sich von deren gutem Gesundheitszustand: "Ihnen scheint nichts passiert zu sein", lächelte er die beiden Ritter an, die nun Arthur vom Drachen herunter hoben und ihm kurz ebenfalls freudig zu nickten. Dann wandte sich der Drachenlord an Cathalthro: "Vielen Dank für deine Hilfe. Du hast uns wirklich gerettet." "Beantworte mir eine Frage: Ist das der junge Arthur Pendragon? Der einzige Sohn von Uther Pendragon?" "Ja. Aber er ist anders als sein Vater. Durch ihn wird Albion wieder leben und die Zauberei wird nicht länger verboten sein", antwortete Merlin, als er den Argwohn in des Drachens Stimme hörte. "Ja, ich weiss. Und ich weiss auch, dass du, junger Zauberer, einen entscheidenden Teil in dieser Geschichte spielen wirst. Ich wünsche dir viel Glück dabei und beschütze Arthur weiter, so wie es dein Schicksal von dir verlangt", meinte nun der Drache ruhig und bereitete sich darauf vor, wieder in die Lüfte zu steigen. "Warte, Cathalthro. ich wollte dir noch sagen, dass du nicht der letzte Drache bist. Uther hat vor langer Zeit Kilgarrah unter Camleot eingesperrt", mit einem Blick auf die beiden Ritter in der Nähe, führ er fort: "Er konnte entkommen und ist seit dem frei." "Kilgarrah. Mein Freund aus der alten Zeit. Das ist wahrlich eine schöne Fügung des Schicksals." Mit diesen Worten hob er ab und flog Richtung Süden. Einige Tage später war schon fast alles wie beim alten. Gwaine, Lancelot und Merlin hatten übereinstimmend ausgesagt, dass sich der Drache alleine aus dem Gehege befreit, Karmina erledigt und das Lager zerstört habe, aus Groll wegen seiner Gefangenschaft. Dabei hat Arthur die Gefangenen verteidigt, und letzendlich auch den Drachen in die Flucht geschlagen. Aufgrund der Anstrengungen ist er jedoch ohnmächtig geworden und mit dem Kopf auf einen Stein geprallt, was den verlust der Erinnerungen und die kleine Beule an seinem Hinterkopf erklärte. Diese Version kam bei allen gut an, selbst Uther war davon zu überzeugen. Lancelot und Gwaine wurden vom König begnadigt und dürften sich ungehindert in Camelot aufhalten. Die Menschen waren glücklich, wenn auch ohne das Wissen um die schreckliche Gefangenschaft, nach Camelot zurückgekehrt und so gingen alle wieder ihrer Arbeit nach. Auch Merlin war mit seinen normalen Tätigkeiten für Arthur beschäftigt. Er polierte grade sein Schwert, als Gwaine ihn in der Waffenkammer aufsuchte. "Na, Merlin, läßt dich Arthur wieder schuften?", grinste er ihn an. "Ja, aber zum Glück folgt danach meine Lieblingsaufgabe: den Stall ausmisten!" Der sarkastisch grinsende Zauberer bemerkte den Blick, den der Ritter durch die Kammer schweifen liess, als ob er jemanden suchen würde. "Wolltet ihr etwas Bestimmtes?", fragte er ihn. "Äh, nun ja", fing dieser an und vergewisserte sich ein letztes Mal, dass sie alleine waren. "Erzähl es ja nicht rum, aber ich habe schon viele Zauberer auf meinen Reisen getroffen. Doch keiner davon war je so wie du." "Oh, Entschuldigung", meinte Merlin und schaute verschämt auf die polierten Stellen des Schwerts. "Merlin, das war ein Kompliment." Dieser schaute überrascht und mit einem zaghaft sanftem Lächeln in die braunen Augen des Ritters. "Danke", murmelte er. "Wo hast du das gelernt?" "Ich kann schon von Geburt an zaubern, allerdings habe ich erst vor einiger Zeit gelernt auch mit Worten etwas zu beschwören." "Und mit Drachen zu reden?" "Äh, ja", stotterte der Diener. "Äh.. Werdet ihr..", Merlin brach den Satz ab. Er wusste, er konnte Gwaine vertrauen, doch auch soweit, dass dieser sein Geheimnis bewahren würde? Der Ritter sah das nachdenkliche Gesicht seines Gegenübers und konnte das Ende des Satzes erraten. "Nun. Ich finde, du solltest es Arthur erzählen“, fing Gwaine an und fuhr fort, als er Merlins unsicheres Gesicht sah: „Aber es ist dein Geheimnis. Und du bist mein einziger Freund. Ich mische mich da nicht ein", lächelte er. Merlin sah wieder in die Augen des Ritters und nickte ihm ebenfalls lächelnd zu. "Vielen Dank." "Aber das wird dich was kosten", grinste der Adlige ihn nun an. "Und was?", kam die unsichere Frage zurück. Dann legte Gwaine seine rechte Hand auf Merlins Hand, mit der er immer noch Arthurs Schwert polierte und drückte sie nach unten. Den freigewordenen Platz überwand er und beugte sich zu Merlin hinüber. Seine linke Hand legte sich galant auf Merlins Schulter. Sein Gesicht kam dem Zauberer immer näher. Dieser wich etwas zurück, doch das genügte nicht. Schon legten sich vorsichtig seine Lippen auf die des Dieners und gaben ihm einen Kuss. Gwaine hatte die Augen besinnlich geschlossen, während ihn Merlins Augen weit aufgerissen anstarrten. Gwaines längere Haare berührten Merlins Wange, sein verwegener Drei-Tage-Bart krabbelte ihn um den Mund. Der Zauberer war zu überrascht, um sich irgendwie zu bewegen. Langsam entfernten sich die Lippen des Ritters wieder und er öffnete mit einem sehr zufriedenen Ausdruck die Augen. Hinter ihnen waren Schritte zu hören. Jemand näherte sich der Waffenkammer. Gwaines linke Hand legte sich von Merlins Schulter auf die rechte Wange des komplett verwirrten Gesichts und streichelte diese kurz, bevor er beide Hände zurück nahm. Der Ritter drehte sich zum Gehen und erreichte die Tür, als Sir Leon grade den Raum betrat. Er zwinkerte Merlin zu: "Ich glaube, ich habe dir meinen Standpunkt ausreichend klar gemacht. Denk darüber nach, ja?" Dann verließ Gwaine die Kammer. Sir Leon schaute fragend zu Merlin hinüber. Diesem war sein knallrotes Gesicht bewusst, er zuckte schnell unwissend mit den Schultern und widmete sich sofort wieder dem Polieren von Arthurs Schwert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)