Days of Destiny von toru-san (Merlin/Arthur) ================================================================================ Kapitel 4: Des Rätsels Lösung ----------------------------- „Ah, ich hab‘s“, brachte Merlin aufgeregt hervor „wir legen zuerst jeweils 3 Kugeln auf die Waage. Ist eine Seite schwerer, muss die Kugel unter den dreien sein. Wenn nicht, muss die Kugel bei den Kugeln sein, die wir nicht auf die Waage gelegt haben. Und dann können wir von den dreien genauso vorgehen. Wir legen je eine Kugel auf die Waage und behalten eine zurück. Dann sehen wir, welche die schwere Kugel ist.“ „Manchmal erstaunst du mich wirklich“, sagte der Prinz anerkennend und stellte sich mit dem Kästchen vor der Waage hin. „Also zuerst je 3 auf beide Seiten?“, fragte er genauer nach. „Jep.“ Und stellte sich neben den Prinzen. Dieser legte die Kugeln auf die Waage. Auf der linken Seite senkte sich die Waage einige Millimeter. Der Blonde nahm die Kugel runter und legte von den 3 ausgewählten je eine auf jede Seite. Beide Seiten blieben auf gleicher Höhe stehen. „Sphinx, wir haben die Aufgabe gelöst. Diese hier ist etwas schwerer als die anderen 8 Kugeln“, meinte Arthur und hielt demonstrativ die bewusste Kugel in die Höhe. „Ja, offenbar“, donnerte es von den Wänden. „Aber das war auch die leichteste der drei Prüfungen, die schon einige bestanden haben. Die nächste jedoch hat noch niemand geschafft. Geht nun zurück zur Gabelung und nehmt den mittleren Gang. Ihr kommt an eine Tür, die Ihr öffnen müsst. In dem Raum werdet ihr finden, was Menschen begehren. Doch berührt ihr etwas, bevor ihr das Rätsel gelöst habt, werdet ihr sterben.“ Der Prinz und der Zauberer ließen den Raum mit den Kugeln hinter sich. Auf dem Weg ins Ungewisse, leuchtete Merlin mit der Fackel. Plötzlich begann hinter Arthur, der mit seinem Schwert voraus ging, das Licht zu tanzen. Ein leiser Schrei war zu hören. Blitzschnell drehte Arthur sich um, bereit alle Gegner in die Flucht zu schlagen und seinen Diener zu verteidigen. Doch dieser hielt die Fackel von sich weg und versuchte mit der anderen Hand sein Gesicht von Spinnweben zu befreien, in die er gelaufen war. "Merlin, wie hab ich es nur mit dir so weit geschafft", meinte der Prinz und schüttelte leicht den Kopf. "Wie meint pfeee Ihr das?", pustete der Zauberer beim Sprechen die Spinnweben aus seinem Gesicht. "Du benimmst dich wie ein Mädchen", beleidigt schaute Merlin weg "Und ihr euch wie ein Prinz!" Von der Gabelung weg folgten sie dem mittleren Weg bis zu einer großen Tür, die ähnlich wie im Schloss von Camelot aussah. Arthur sah seinen Diener erwartungsvoll an und dieser öffnete sogleich knarrend die Tür. Im Innenraum war eine Tafel mit leckerem, duftendem Essen angerichtet. Knuspriges Hühnchen, ein Spannferkel, einige Weinfässer konnte Merlin im schnellen Überblick erkennen. Dann fiel sein Blick auf alle möglichen Kleider, die so glanzvoll waren wie die Kleider von Lady Morgana. Auf der anderen Seite waren Juwelen, Goldbaren und sonstige Kostbarkeiten aufgeschüttet. Alles glitzerte und glänzte. „Beantwortet mir das folgende Rätsel. Was ist stärker als die Liebe? Die Armen haben es! Die Glücklichen brauchen es! Und wenn man es ißt, stirbt man. Fällt euch die Lösung ein, gehört es euch und ihr könnt es ohne Gefahr berühren“, sagte die Sphinx. „Das wird schwierig“, meinte Arthur. „Was haben die Armen, wovon man stirbt? He Merlin, der Haferbrei deiner Mutter wird doch damit nicht gemeint sein, oder?“, grinste der Prinz den Zauberer an. Dieser zog eine Schnute und schaute ihn grinsend beleidigt an. „Naja, es ist sicher das, was die Glücklichen brauchen. Und da man es auch als Klebstoff benutzen kann, ist es stark, aber nicht stärker als die Liebe, oder?“, und lächelte ihn dabei vielsagend an. „Nein, das denke ich nicht. Man sagt doch immer, dass Liebe das Stärkste sei. Auch wenn ich das anders sehe“, entgegnete Arthur. Er blickte dabei melancholisch in die Ferne. „Aber was kann es dann sein?“, versuchte Merlin ihn wieder in das Hier und Jetzt zu holen. „Schöne Gewänder kann man nicht essen und die Armen haben sie auch nicht.“ Sie überlegten beide, während Arthur durch das Zimmer schritt, auf der Suche nach einer Eingebung. „Mir fällt nichts ein“, sagte Merlin irgendwann. Arthur stimmte ihm nickend zu. Dann blieb er stehen vor ihm stehen und der Zauberer erntete plötzlich einen erleuchteten Blick: „Was hast du eben gesagt?“, fragte er ihn entgeistert. „Ich sagte, dass ich keine Idee habe. Warum?“ „Nein, Merlin“, und blickte ihm direkt in die blauen Augen. „Du sagtest, dass dir nichts einfällt. Verstehst du?“ “Äh. Nein?“ „ Ach Merlin, jetzt komm schon, denk ein wenig darüber nach. Was ist stärker als die Liebe. Die Armen haben es und die Glücklichen brauchen es? Und was musst du essen, damit du stirbst? Na?“, harkte der Prinz erneut und erwartungsvoll an. Der Zauberer schaute immer noch wie bestellt und nicht abgeholt. „Worauf wollt Ihr hinaus?“ „Auf nichts.“ „Wie nichts?“ „Nicht nichts, auf NICHTS, großgeschrieben. NICHTS ist stärker als die Liebe, die Armen haben NICHTS, die Glücklichen brauchen NICHTS. Und wenn du NICHTS isst, stirbst du.“ „Ja, Ihr habt Recht. Das muss es sein“ „Und wenn wir die Antwort haben, sagte die Sphinx, können wir das besitzen. Also dürfen wir hier nichts anfassen. Und das passt auch zu dieser Kreatur“, meinte Arthur mit seinem siegessicheren Lächeln auf dem Gesicht, das Merlin wieder verträumt anschaute. „Sphinx, wir haben eine Antwort für dich“, sprach der Prinz wie ein König vor seinem Gefolge. „Dann lasst hören. Doch seid gewarnt. Viele haben es versucht und sie sind alle gescheitert.“ „Wir aber nicht. Es gibt NICHTS, was stärker ist als die Liebe. Die Armen haben NICHS, die Glücklichen brauchen NICHTS, und wenn man NICHTS isst, stirbt man.“ Das Wesen lachte „Ihr habt die zweite Prüfung bestanden. Ich bin beeindruckt. Bis hierher hat es noch niemand geschafft. Die letzte Prüfung hab ich mir speziell für euch beide ausgedacht. Geht zurück zur Gabelung und nehmt den rechten Weg. Er führt euch zu einer Tür." Den beiden knurrte der Magen, doch sie verließen den verlockenden Raum. „Arthur, schaut nicht so drein. Es ist nur noch eine Prüfung, die wir meistern müssen", sprach der gut gelaunte Merlin. „Ich bin gespannt um was es jetzt geht." „Sei lieber vorsichtig. Ich traue der Sphinx nicht. Sie führt noch irgendwas im Schilde" „Naja, bisher hat sie uns noch nicht gefressen, das ist doch schon mal was", und lächelte seinen Freund an. An der Gabelung angekommen, betraten sie den rechten Weg, von dem es steil bergab ging. Nach einer Kurve gelangten Sie an eine Tür, ähnlich wie die vorhergehende. Die Höhle glich hier mehr einem Tunnel ins Erdreich. „Diese Prüfung wird zeigen, wie es um das Herz des Prinzen bestellt ist." Merlin, der hinter Arthur mit der Fackel stand, wurde plötzlich von Wurzeln angegriffen. „Arthur", schrie er. „Was ist denn, Merlin? Schon wieder ein Spinnweben, was dich angreift?", meinte er genervt, während er sich langsam umdrehte. Doch dann erkannte er die Gefahr und versuchte die Wurzeln abzuschlagen, ohne Merlin dabei zu verletzten. Der Zauberer wurde nun immer mehr ins Erdreich gezogen. Den abgeschlagenen Wurzeln folgten neue, kräftigere. Die Erde hinter Merlin tat sich auf, bereit ihn in sich aufzunehmen. Ein Arm konnte Arthur grade noch greifen und versuchte seinen Freund herauszuziehen. „Arthur", brüllte Merlin. „Ich lass dich nicht los. Nein!" Doch die Wurzeln waren stärker. Sie umschlungen seinen gesamten Körper und zogen ihn in die dunkle Erde. Dann umschloss sie ihn, so dass nur noch Merlins Hand zu sehen war, die Arthur weiter festhielt und an der er zog. Seine Hand wurde mit ins Erdreich gezogen und war schon bis zum Ellenbogen versunken. Eine Kraft trennte die Verbindung zwischen ihnen gewaltsam, so dass Arthur an die gegenüberliegende Wand geschleudert wurde. Er rappelte sich wieder auf und brüllte in den dunklen Gang hinein „Was willst du von ihm? Du willst doch mich. Mein Vater hat dir das alles angetan, nicht Merlin. Gib ihn zurück", schrie er. „Nimm mich dafür. Er hat doch nichts getan." Die Situation war aussichtslos. Der Prinz schlug mit seinem Schwert um sich und stach immer wieder in verschiedene Stellen der Wände ein. Die Stelle, wo Merlin verschwunden war, sparte er jedoch aus, da er seinen Diener nicht verletzten wollte. Doch es half alles nichts. Der Prinz sank auf seine Knie. „Merlin, nein", flüsterte er fassungslos. Die Stimme der Sphinx klang ganz nah an sein Ohr, doch immer noch konnte er ihren Eigentümer nicht sehen „Merlin wird Bestandteil der letzten Prüfung sein. Sag mir Arthur Pendragon, Prinz von Camelot, wie stehst du zu der Zauberei?“ „Zauberei ist verboten und wird mit dem Tode bestraft", schnellte das ihm eingebläute aus ihm heraus. „So lautet das Gesetz deines Vaters. Aber wie stehst du selbst dazu?" “Lass Merlin gehen, er hat nichts damit zu tun", versuchte Arthur ein letztes Mal seinen Freund frei zu bekommen. „Oh. Er hat eine Menge damit zu tun! Was wäre, wenn er ein Zauberer wäre? Würdest du ihn immer noch retten wollen?" „Du lügst. Er ist kein Zauberer.." „Würdest du ihn immer noch retten wollen, wenn er einer wäre?" „Das weiß ich nicht", brüllte der zornige Prinz. „Dann werden wir es herausfinden", sprach die Stimme. Die Tür sprang knarrend auf und ein Lichtstrahl fiel in den dunklen Gang, in dem Arthur noch kauerte. Er hielt die Hand gegen das Licht, damit seine Augen in dem Raum vor ihm etwas erkennen konnten. Im Inneren hörte er Merlins Stimme an sein Ohr dringen. „Arthur, seid vorsichtig.“ Sein Atem stockte zuerst, „Merlin“, hauchte er. Erleichterung breitete sich aus. Ein Rasseln drang an sein Ohr. Der Prinz drückte sich vorsichtig durch den geöffneten Türspalt. Seine Augen gewöhnten sich an die Helligkeit. Das Innere wirkte wie eine Burg unter der Erde, schwere Steinmauern richteten sich in verschiedener Höhe gegen die Decke. In einer Ecke wurde das Gewölbe durch einen Turm gestützt, in den anderen durch feste Mauern. Durch einen Torbogen schimmerte bläuliches Licht vom dahinterliegenden See. An der gegenüberliegenden Mauer war Merlin angekettet. Arthur erblickte ihn und rannte auf ihn zu. Er sah zwar schmutzig von der Erde aus, aber schien ansonsten unverletzt zu sein. „Du lebst ja noch", sagte Arthur so beifällig, wie er nur konnte und inspizierte dabei gleichzeitig die Ketten. "Ja, ich komme mir vor, als wenn ich von der Erde verschlungen wurde." „Du scheinst aber nicht geschmeckt zu haben. Bist du in Ordnung?" fragte Arthur und hoffte, seine Stimme würde nicht so zittern, wie er selbst. Die Ketten waren aus Eisen und in den Mauern verankert. "Ja, bis auf die Ketten", gab der Gefragte lächelnd zurück. Ihre Blicke begegneten sich, doch schon wurden sie gestört. Ein Brüllen ging durch die Höhle und Merlins Nackenhaare stellten sich unweigerlich hoch. „Na, sieht Ihr, Prinz. Doch ein Wiedersehen. Und ihr versucht ihn schon zu retten, Euren Freund, den Zauberer", grollte es hinter den beiden. Die Sphinx war in Ihrer vollen Größe von fast fünf Metern hinter einer Wölbung aufgetaucht und kam langsam näher. Das menschliche Gesicht erinnerte an einen jungen Mann. Der Löwenkörper wirkte kräftig und flink. Der Prinz hatte sich blitzschnell umgedreht und stellte sich beschützend vor seinen Diener. „Merlin, bist du ein Zauberer?", fragte Arthur, die Augen zum Fabelwesen gerichtet. „Natürlich nicht. Es will euch verwirren", log dieser schnell und war froh seinem Herrn dabei nicht in die Augen sehen zu müssen. „Hast du gehört, Sphinx. Er ist kein Zauberer. Lass ihn sofort frei oder ich werde dich töten." Der Prinz war wütend. „Ach, junger Merlin. du hast es also vor ihm verheimlicht. Das war sicher nicht einfach. Deine Gabe ist die größte Macht, die ich je bei einem Menschen gespürt habe. Aber warum gibst du es jetzt nicht zu? Du müsstest dich dann nicht mehr verstellen und der Diener dieses eitlen und leichtgläubigen Prinzen sein. Du könntest Großes vollbringen. Gemeinsam könnten wir…" „Schluss jetzt", unterbrach der Blonde die Sphinx und rannte mit seinem Schwert auf sie zu. Der mutige Angriff wurde mit einer Pranke abgewehrt und Arthur landete in einer Ecke. Mauersteine brachen über ihm zusammen und eine große Staubwolke umgab die Ecke. „Arthur", rief der Gefangene und versuchte sich aus den Ketten zu befreien. Aus dem Nebel startete eine Gestalt einen weiteren Angriff. Die Sphinx reagierte und fegte den Prinzen die Beine mit ihrem Löwenschwanz weg. Er fiel zu Boden und versuchte gleich wieder auf die Beine zu kommen. Doch schon hatte das Monster seine große Tatze auf ihm abgestellt. Auf seiner Brust lag eine Kralle. „Sprich dein letztes Gebet, Prinz", verkündete die Bestie siegessicher. „Nein. Hör sofort auf“, schrie Merlin aus seiner Ecke. „Warum sollte ich, junger Zauberer? Sein Vater hat mir alles genommen, was ich liebte. Und so nehme ich ihm alles, was er liebt. Das ist nur gerecht“, wandte sich die große Gestalt an den Zauberer. „Aber er ist kein schlechter Mensch. Er wird ein gerechter König, der nur das Beste für seine Untertan will.“ „Und trotzdem wird er alle magischen Wesen genauso jagen, wie sein Vater. Wie kannst du ihn nur beistehen wollen. Wo er nicht mal die Wahrheit über dich kennt?“ „Ich brauche sie nicht zu kennen. Ich vertraue ihm.“ Ein Grinsen huschte über die Gesichtszüge Arthurs. Plötzlich zog die Sphinx die Kralle jaulend zurück, in ihr steckte ein Schwert. Arthur rollte sich zur Seite und suchte nach einer neuen Waffe, während sich die Sphinx das königliche Schwert wie einen Splitter aus der Pfote zog. Er entdeckte einen Speer, der unweit auf einer Treppe in die Höhe ragte. Auf der Treppe angekommen, sah er, dass der Speer in einem Skelett feststeckte und versuchte ihn los zu bekommen. „Ich leih ihn mir mal kurz aus", sagte er zu dem Totenschädel, der an der Seite lag und ihn verächtlich aus den hohlen Augen anstarrte. Die Sphinx hatte sich an die Treppe gestellt und war mit dem Prinzen auf Augenhöhe, der versuchte den Speer wie ein Schwert zu halten und zwischen die Augen des Monsters zu treffen. Die Sphinx wich aus, doch der Speer steifte ein Ohr und blaues Blut trat aus. Sie ging jaulend ein paar Schritte zurück. Arthur rannte die Treppe runter und ging mit dem Speer weiter auf das Ungetüm los. Diese schlug mit der Tatze nach ihm und erwischte den Speer, der in eine Ecke flog. Arthur rannte zu der Ecke, wurde aber durch einen weiteren Prankenhieb gestoppt. Er lag auf dem Boden und drehte sich zur Sphinx. Die Löwengestalt hatte sich nun auf die Hinterbeine gesetzt und versuchte wie eine Katze mit beiden Pranken den Ritter zu packen. Sie hob ihn hoch, die Krallen schnitten fast zärtlich die Rüstung auf. „Jetzt bist du nicht mehr durch deinen Panzer geschützt", sprach sie mit einer Genugtuung in der Stimme. Der sich wehrende Thronfolger zappelte heftig und befreite sich mit Schlägen und Tritten. Sein Körper fiel aus dem harten Griff der Sphinx auf den Boden und landete auf dem Bauch. Der Prinz gab noch nicht auf. Die Reste der eisernen Rüstung fielen von ihm ab, als er auf alle Viere kam. Eine Löwentatze schleuderte ihn in diesem Moment wieder gegen eine Mauer, wo er bewegungslos liegen blieb. Die Löwengestalt machte einige hungrige Schritte auf ihn zu. „Sphinx, lass ihn in Ruhe", sprudelte es aus Merlin heraus, der den Kampf hilflos ansehen musste. „Was willst du schon tun? Du bist doch kein Zauberer, wenn ich dich zitieren darf", blaffte das Monster zurück und hielt seinen Kurs auf den Prinzen bei. „Arthur darf nichts geschehen", murmelte der Dunkelhaarige. Der umliegende Staub begann sich langsam zu bewegen und zu drehen. Ein Strudel entstand vor ihm, der nun seine Beine umgab. In seiner rechten angeketteten Hand ließ er ein kleines Gewitter erscheinen, das größer wurde. Es formte sich zu einem Energieball, den er auf seine linke Handschelle schoss. Die Ketten flogen in Stücken von ihm weg und seine Hand war frei. Die Sphinx hatte sich grade wieder zu dem Zauberer umgedreht, als auch schon seine zweite Hand auf die gleiche Weise frei kam. Der Staub wirbelte ihn nun bis zu der Hüfte ein. Wütendes Flehen erfüllte seine Gesichtszüge. „Lass Arthur sofort in Ruhe!", schrie er das Fabelwesen an. Der kurz überraschte Blick der Sphinx wich einem frechem, provozierendem Grinsen. „Ach, jetzt willst du doch ein Zauberer sein? Und diesen hier retten?", und deutete auf die liegende Gestalt. „Wenn er die Wahrheit glauben würde, wäre das dein Todesurteil. Also lass ihn doch einfach hier und verschwinde." „Ich bin nicht hier, um wieder zu gehen. Wir brauchen das Wasser und wir haben die Prüfungen bestanden. Wozu das alles, wenn du uns doch nicht hilfst?" „Es hat mich amüsiert nach jahrelanger Einsamkeit", gab die Sphinx lachend zurück und schnaubte „der See ist dahinten und nun verschwinde endlich, bevor du mein Nachtisch wirst. Du wärst mir sowieso unterlegen. Geh, solange du kannst." Merlin wurde von dem Schnauben umgeworfen und landete auf dem Boden. Sogleich stand er wieder. Für das Monster schien die Sache mit ihm erledigt zu sein, da es seine Aufmerksamkeit wieder auf Arthur richtete. Dieser regte sich grade und versuchte sich, eine Hand den scheinbar schmerzenden Kopf haltend, langsam aufzusetzen. „Oh, der Prinz ist rechtzeitig zum Essen aufgewacht. Wie nett." Arthur sah vom Boden zu der nun direkt vor ihm stehenden Sphinx auf. Er rutschte weiter zurück. Er sah sich hilfesuchend nach einer Waffe um, fand aber keine. Merlin schaute in die Richtung, in der der See liegen musste. Durch einen Torbogen, der einer der wenigen Ausgänge aus dieser Burghöhle bot, schimmerte ein bläuliches Licht. >Das muss er sein. Nun muss ich nur noch Arthur hier raus bringen.< Als er zu dem Prinzen rüber blickte, war die Sphinx nur noch einige Meter von ihm entfernt. Er brachte schnell eine Idee. Dann entdeckte er einen herumliegenden Schild, der wohl von einer früheren Mahlzeit übrig geblieben war. Mit einem Augenglitzern traf dieser den Prinzen am Kopf, der bewusstlos in sich zusammen fiel. Die Löwengestalt blickte böse auf den Zauberer, der sie fest ansah. „Bist du immer noch da? Na gut, du wolltest es nicht anders.“ Sie riss den Mund auf und ein Feuerball loderte in ihm. Sie schoss ihn an die Stelle, von der Merlin grade weg hechtete. „Vielleicht wird das doch noch lustig.“ Der nächste Feuerball wurde durch den Raum geschleudert. Merlin wich wieder aus und versuchte die Sphinx mit Sprüchen wie „na, das ging aber voll daneben“, „im Alter werden wohl die Augen schlechter.“ und „hier bin ich“ zu provozieren. Es gelang und die Bestie folgte ihm durch den Raum. Als sie in einer Ecke stand, sah Merlin die Chance und ergriff sie. „Ectoniz soto caldaf“, sprach er mit goldglitzernden Augen und ein entgegenkommender Feuerball wurde zur Decke über der Sphinx umgeleitet. Diese bekam Risse. Einzelne, kleine Brocken fielen herab. Merlin hatte bereits Arthur erreicht, als das Monster einen großen Klumpen Steine auf den Kopf bekam. Er packte ihn am Hemdkragen und versuchte ihn zum Torbogen zu ziehen. Seine Kraft reichte kaum aus, um den Prinzen zu bewegen, geschweige denn zu ziehen. Er schaute sich hilfesuchend um und sah noch im rechten Moment, dass die Sphinx auf sie zukam. Die Deckenplatten bröckelten immer stärker und bald würde die gesamte Decke einstürzen. >Wir müssen hier raus.< Der Diener rüttelte an seine Prinzen. „Arthur, aufwachen!“ Tatsächlich fand dieser langsam die Besinnung wieder und gab ein grummeliges Geräusch von sich, wie er es morgens bei Merlins Weck-Aktionen immer tat, wenn er nicht aufstehen wollte (was also eigentlich immer der Fall war). Merlin rüttelte weiter an ihm und als Arthur endlich die Augen öffnete, erkannte er sofort die Situation. Beide kamen auf die Beine. Merlin deutete auf den Torbogen und beide rannten los. Die Sphinx sah sich auf ihrem Weg zu ihnen bereits einzelnen herunter stürzenden Deckenplatten gegenüber. Sie versuchte auszuweichen, doch ihr Körper war zu groß. Sie fixierte die beiden Fliehenden noch mit einem Blick und feuerte einen riesigen Feuerball ab, bevor ein Fels sie unter sich begrub. Beide hatten gerade den Torborgen passiert, als der Feuerball sie erreichte. Merlin riss Arthur hinter eine Bogensäule, neben der der Feuerball durchpreschte und über den See flog. Auf der anderen Seite riss er ein Loch in den Fels, welcher bröckelnd zusammen brach und Licht in das Dunkle frei gab. Der Torbogen zitterte unter der Erschütterung; herabstützendes Geröll versperrte den Durchgang. Die beiden Männer lagen noch hinter der Säule, dort waren sie erst mal außer Gefahr. Der Zauberer stand zuerst und half seinen Prinzen hoch: "Arthur, geht‘s Euch gut?" „Ja, alles in Ordnung. Aber wir sollten hier schleunigst weg. Das Wasser. Wir müssen noch das Wasser mitnehmen, sonst war alles umsonst“ Er sah sich nach einem Gefäß um. Merlin tastete an seinem Gürtel entlang: die Feldflasche, die er da extra plaziert hatte, war noch da. Schnell löste er sie von der Halterung, ging zum See hinunter und füllte sie mit dem Heilenden Wasser, welches einen bläulichen Schimmer verbreitete und geheimnisvoll glitzerte. „So, erledigt“, sprang er wieder zu dem Prinzen und lächelte ihn glücklich an. Dieser hatte sich auf einem Fels abgestützt und steckte die Hände nach dem entgegenkommenden Merlin aus. „Was ist los?“, fragte Merlin und trat in die Umarmung. „Was tust du da?“, kam die Gegenfrage des Thronfolgers. „Na, ich dachte, ihr wolltet mich umarmen?“, antwortete Merlin naiv. Arthur schwang zur linken Seite und versuchte sich auf Merlin zu stützen. „Neeein. Doch nicht hier und jetzt. Aber ich glaube, ich hab mir das Bein verstaucht. Du musst mich stützen“, und schaute vorwurfsvoll auf sein linkes Bein. Der Zauberer verstaute wieder die Feldflasche und hackte sich unter. Beide näherten sich humpelnd und langsam dem Ausgang. „Was ist eigentlich passiert? Ich kann mich nur an Fetzen erinnern“, fragte der Blonde. „Äh. Die Decke ist plötzlich eingestürzt. Wir sollten froh sein, dass wir das überlebt haben“, meinte der Diener erschöpft, aber glücklich. Sie stiegen über ein paar Steine des Felslochs hinweg, hinein in das warme Sonnenlicht. Unweit von ihnen war ein Baumstamm, an den Merlin Arthur behutsam absetzte, eher er sich neben ihn fallen ließ. „Die Sphinx, sie hatte irgendwas gesagt. Ach, genau. Sie sagte immer wieder, dass du ein Zauberer seist“, erinnerte sich Arthur nach einigen Minuten der Erholung und schaute seinen Freund seitlich an, „und dass du großes vollbringen könntest.“ Er schaute nun sehr forschend das Gesicht seines Gegenübers an, der versucht sich nichts anmerken zu lassen. Doch Merlin hatte das Gefühl, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen wäre, die Wahrheit zu sagen und mit den Konsequenzen, egal wie diese auch aussehen würden, leben wollte. „Sire, ihr kennt mich“, begann er und überlegte sich, wie er weiter vorgehen wollte. „Ja, stimmt. Ich weiß auch nicht, wie dieses Monster darauf kommt“ lachte der Prinz. „Sire?“, fragte der Zauberer unsicher. „Ich meine, schau dich doch nur an.“ Spöttisch deutete er auf Merlins Körper. „Wie willst DU bitte GROßES vollbringen? Du schaffst es ja grade so ein Feuer anzuzünden“, grinste der Prinz. „Hey“, protestierte der Dunkelhaarige etwas und zog schmollend eine Schnute. „Ich kann viel mehr, als es den Anschein hat.“ „Sicher, du kannst zum Beispiel die Pferde holen“, meinte der Prinz immer noch mit einem Lächeln. Merlin schaute seinen Prinzen an. Er fühlte sich, als ob er ihn ewig nicht mehr lächeln gesehen hatte. „Ja, genau“, pflichtete er ihm geistesabwesend bei. Die Gesichtszüge, die trotz des Staubes unbeschreiblich auf ihn wirkten, die roten Lippen, die klaren blauen Augen, die ihn anschauten. Merlin wurde grade wiede bewusst, wie sehr er seinen Prinzen liebte und wie glücklich er darüber war, dass sie heil aus der Höhle rausgekommen waren. dachte der Zauberer. Von weit entfernt klang die Stimme des Prinzen in seinen Ohren: „Und tust du das auch?“ Er riss sich aus seinen Gedanken: „Hm?“ war die einzige Antwort. „Die Pferde?“ kam die etwas ungeduldige Antwort zurück. „Ich soll was mit den Pferden tun?“ „MERlin, du sollst sie holen. Wir müssen nach Camelot zurück. Verdammt. Träumst du schon wieder?“ Der Blonde schaute ihn nun verstört und forschend an. Merlin sprang sofort auf und ging zu den Pferden, die in der Umgebung warteten. Er konnte grade noch ein „Trottel“ von Arthur hinter sich hören, dem er leise für sich mit „wenn der wüsste“ kommentierte. Der Diener band beide Pferde los und führte sie zu seinem Herrn. Merlin half Arthur auf das Pferd herauf in den Sattel. Als er sich zu seinem Pferd drehte, gab der Blonde seinem Ross die Sporen und ritt los. "Wartet auf mich", schrie der Zauberer, während er eilig auf sein Pferd aufsaß und hinterher jagte. „Dann beeil dich doch, Idiot“ rief der Prinz grinsend. Beide ritten jetzt so schnell es ging, über den Bach, durch den Wald und auf die Wiesen hinaus. Während der gesamten Zeit sprachen sie nur wenig miteinander. Sie freuten sich auf zu Hause und auf ein Ende dieser Reise, die sehr kräftezehrend für beide war. _____________________________________________ Tja, wenn man es sich einfach machen würde, dann wäre das so doch ein tolles Ende. Doch leider bin ich da wie die Drehbuchautoren der Merlin-Serie. Warum einfach, wenn es auch schwer geht? Natürlich werden sie nicht einfach nach Hause kommen und allen das Mittel geben und Friede-Freude-Eierkuchen. Neeein. Ich arbeite also schon an der Weiterführung.. und hoffe, sie gefällt ebenfalls. Greetings. Toru ^_^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)