Keep smiling von Jeschi ================================================================================ Kapitel 5: I love you --------------------- “And if god takes me befor you, I just want you to know, I love you" Bless the Fall – With eyes wide shut - Darian - Ich hasse mich dafür, es vergessen zu haben. Wäre ich nur nicht mit Levi in den Park gegangen, dann hätte ich sicher daran gedacht. Gott, wie konnte ich das nur vergessen. Es tut mir so Leid, Jamie? Traurig blicke ich auf den Kalender, der mir entgegen schreit, dass heute unser zweiter Jahrestag ist. Ich wünschte, er wäre noch hier. Dann könnten wir richtig feiern, so wie letztes Jahr. So aber sitze ich jetzt auf dem Bett und bin zu aufgewühlt, um zu feiern oder sonst etwas zu tun. Ich habe aber auch keine Lust, zu feiern. Was soll ich denn feiern? Jamie ist tot. Wie könnte ich da überhaupt feiern? Und wie gesagt. Meine Gedanken drehen sich schnell im Kreis. Immer wieder kommt mir die Situation in Park ins Gedächtnis. Was ist da nur vorhin passiert? Was war das zwischen Levi und mir? Als es klopft, zucke ich zusammen Es könnte jeder sein. Vielleicht Svenja, die was ausleihen will… Aber irgendwie weiß ich genau, dass es Levi ist. Ich fühle es einfach. Ich überlege, ob ich überhaupt aufmachen soll, entschiede mich dann aber doch dafür. Fragend sehe ich ihn an, als ich die Türe aufgerissen habe. Plötzlich tut es mir unendlich leid, dass ich ihn einfach habe stehen lassen. „Tut mir Leid, dass ich einfach weggerannt bin,“ entschuldige ich mich deshalb, ehe er etwas sagen kann. „Schon gut,“ winkt er ab und tritt ein. Ich sehe ihn an. „Das war eine blöde Situation,“ gibt er zu und ich nicke. „Irgendwie… war mir das alles zu viel,“ stimmte ich zu. Aber wenigstens scheint er es zu verstehen. Und vielleicht können wir so was ja in Zukunft vermeiden, damit wieder alles ganz cool ist, zwischen uns… „Hör zu,“ meint er dann aber und sieht mich wild entschlossen an, dass ich fast ein wenig Angst kriege. Was ist denn jetzt los? „Ich denke, es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen.“ Es ist, als reißt er mir mit diesen Worten den Boden unter den Füßen weg. Als wenn mein Herz einen Moment aussetzt. „Warum denn nicht?“, meine ich und klinge reichlich hysterisch. Erst verliere ich Jamie… und jetzt will er mich auch noch verlassen? Das kann er doch nicht tun, ich brauche ihn doch! „Weil du noch nicht über Jamie hinweg bist,“ klärt er mich auf, „Und ich das so nicht mehr kann…“ Ich verstehe gar nichts mehr. „Levi?“, frage ich verwirrt. „Ich liebe dich!“ Ich höre mich aufkeuchen und reiße die Augen auf. Das darf nicht sein. Es darf nicht sein, dass er sich in mich verliebt hat. Es darf nicht sein, dass er mich zwischen ihm und Jamie wählen lässt. Und es darf nicht sein, dass sich ein kleiner Teil in mir wahnsinnig darüber freut, das zu hören. „Ich weiß nicht so genau, wie das passieren könnte und überhaupt… Aber irgendwie… bin ich einfach glücklich, wenn du glücklich bist,“ erklärt er mir. Erstaunt blicke ich ihn an. Er hat mir gerade seine Liebe gestanden. Er hat mir seine Liebe gestanden und ist im Begriff, mich nun zu verlassen. „Lass mich wissen, wenn du wieder offen für etwas Neues bist… dann werde ich um dich kämpfen.“ Er blickt mich entschlossen an. „Aber so lange du noch an Jamie hängst, habe ich keine Chance. Wie soll ich denn gegen jemanden kämpfen, der gar nicht mehr hier ist?“ Er sieht mich leidend an und ich wiederhole erneut seinen Namen: „Levi…“ „Man sieht sich…“ Dann lässt er mich stehen und ich starre ihm nach und weiß nicht, was ich tun soll. „Was soll das denn?“ Ich lasse mich von Jamie führen, der mir die Augen verbunden hat und einfach nicht mit der Sprache herausrücken möchte. „Weißt du nicht, was heute für ein Tag ist, Süßer?“, kichert er und ich habe ehrlich keine Ahnung. „Was… ist denn heute für ein Tag?“, frage ich, während er mich weiter über die Wiese führt. Ich gehe davon aus, dass es eine Wiese ist, weil sich unter meinen Füßen so anfühlt. Ich würde echt gerne wissen, was heute für ein Tag ist. Vielleicht verstehe ich dann, warum er mich nachts weckt, aus dem Bett zerrt und nur in Boxershorts auf die Wiese vor unserem Haus entführt. „Unser Jahrestag, Hase,“ haucht er in mein Ohr. Ich erschaudere und stöhne dann auf. „Das hab ich total vergessen.“ Er lacht. „Das dachte ich mir schon. Dabei ist dieser Tag so wahnsinnig wichtig. Ein Jahr lang bist du nun schon meines.“ Er bleibt stehen und schlingt die Arme um meinen Körper, küsst meinen Hals. „Ein Jahr, und ich bin noch immer so verrückt nach dir, wie am ersten Tag.“ Ich lächle und er löst meine Augenbinde. Ich öffne die Augen und staune nicht schlecht: Er hat eine Decke auf der Wiese ausgebreitet und Kerze aufgestellt. „Ich hab alles besorgt, was du gerne isst… Nur Bratnudeln nicht. Die wären bis jetzt kalt geworden.“ Ich strahle ihn an. „Oh Jamie, du bist…“ Er sieht mich fragend an und ich falle ihn um den Hals. „Danke, das ist so süß von dir.“ Er kichert und presst mich an sich. „Ich liebe dich, Darian.“ „Ich liebe dich auch,“ meine ich und könnte heulen vor Freude. Er weiß gar nicht, wie glücklich er mich gerade macht. Und wie glücklich mich das Gefühl macht, dass er mir jedes Mal aufs Neue gibt. Das Gefühl, sein wertvollster Schatz zu sein. Ich habe im Schlaf geheult. Das wird mir klar, als ich aufwache und das Kopfkissen nass vorfinde. Wie bin ich überhaupt in mein Bett gekommen? Ich weiß nur noch, wie Levi gegangen ist und ich in meinem Schmerz und meiner Verzweiflung fast ertrunken bin. Kann er sich vorstellen, was ich gerade durchmache? Kann er sich vorstellen, was da gerade in mir vorgeht? Was will er denn hören? Das ich ihn auch liebe? Das kann ich ihm nicht sagen. Ich weiß ja nicht mal, ob es so ist. Aber selbst wenn… könnte ich es ihm nicht sagen. Noch nicht. Weil… es da immer noch Jamie gibt! Aber er darf auch nicht denken, dass er mir gar nichts bedeutet. Er bedeutet mir etwas, seit ich ihn das erste Mal getroffen habe. Wie er mich da im Supermarkt gemustert hat, das hat mich richtig wütend gemacht. Und das war wundervoll. Weil es das erste Mal seit langem war, dass ich wieder etwas anderes, als diesen Schmerz und diese Trauer gefühlt habe. Deshalb bin ich dann auch jeden Tag in den Laden gegangen, statt einfach für die ganze Woche einzukaufen. Weil er mich jeden Tag auf neue auf die Palme gebracht hat. Und weil er mich so abgelenkt hat. Und weil er Gefühle in mir wachgerüttelt hat, die unter diesem großen Gefühl absoluten Verlustes vergraben waren. Levi war für mich schon bedeutungsvoll geworden, noch ehe er selbst überhaupt etwas davon geahnt hat. Und als wir uns dann angefreundet haben… kann er sich denn gar nicht vorstellen, wie sehr mir das geholfen hat? Endlich wieder jemanden zum reden. Jemanden, der mich versteht. Endlich Ablenkung und das Gefühl, langsam wieder ins Leben zu finden. Warum fordert er gleich Liebe? Reicht es ihm nicht, dass er der wichtigste Mensch in meinem Leben ist? Müde vergrabe ich mein Gesicht im Kissen und lassen Tränen freien Lauf. Versteht er denn gar nichts? Der Juni geht ins Lande, ohne dass Levi sich bei mir meldet. Ich bin oft versucht, einfach zu ihm zu gehen, an seine Türe zu klopfen und… keine Ahnung, und was. Ich will ihn einfach nur sehen. Aber gleichzeitig will ich das nicht, weil ich ihm nicht wehtun will. Deshalb gehe ich jetzt auch gleich nach der Schule einkaufen, nicht, wenn er Schicht hat. So muss ich war ständig diese komische Lora ertragen, aber wenigstens kann ich ihm so aus den Weg gehen. Ich respektiere seine Entscheidung, auch wenn ich sie weder verstehen noch gutheißen kann. Ob er mich vermisst? Oder war das alles am Ende nur leeres Geschwätz und er hat schon jemand Neues? Aber selbst wenn dem so wäre, würde ich ihm gerne noch so viel sagen. Dass ich dankbar bin, dass er mir zugehört hat. Dankbar, dass er mir geholfen hat. Dankbar, dass er mir zur Seite stand. Dankbar… das er sich in mich verliebt hat. Als ich vom Einkaufen nach Hause komme, blicke ich frustriert auf den Kalender. Heute ist der vierte Juli. Heute, vor drei Monaten ist es passiert. Drei Monate, aber es fühlt sich an, wie gestern. Und doch ist etwas anders. Ich gewöhne mich langsam an meine leere Wohnung. Und daran, dass ich am morgen alleine aufwache. Jetzt, wo er mich nicht mehr weckt, verschlafe ich oft, bin öfters zu spät. Am Anfang hat man es mir noch nachgesehen, aber mittlerweile kassiere ich deswegen wieder Strafarbeiten. Aber es ist mir egal. Sie können alle froh sein, dass ich überhaupt noch in der Schule auftauche. Jeder Tag ist eine Qual. Wenn ich die Treppen hochsteige und an ‚unsere’ Ecke komme, dann erwarte ich jedes Mal, dass ich einfach wieder in ihn hineinlaufe. Dass er mich auffängt und mir sagt: „Hey, da bin ich wieder. Hast du mich vermisst?“ Ich presse mir die Hände gegen den Mund, während ich nach Hause laufe. Ich will nicht schon wieder heulen. Ich habe das Gefühl, dass ich in den drei Monaten nichts anderes getan habe, als zu heulen. Aber ich vermisse ihn so. Oh Gott, ich vermisse ihn so. Wie konnte er mich nur alleine lassen, wo ich ihn doch so vermisse… „Wie konntest du das nur tun?“ Drei Tage später wache ich nachts auf, als ich einen Arm um mich spüre. Als ich mich verwirrt im Bett drehe, höre ich das vertraue Lachen, dass ich so vermisst habe. „Hallo, mein Engel.“ „Jamie?“, stoße ich atemlos hervor. Er lächelt mich an und streich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Widerspenstig, wie sie ist, fällt sie zurück. „Was machst du hier? Was… geht hier vor?“ „Ich wollte dich sehen,“ lächelt er und ich keuche auf. „Jamie…“ Ich krabble in seine Arme und sehe ihm ins Gesicht. „Du bist es wirklich, oder?“ „Natürlich bin ich es. Wer soll es denn sonst sein?“, lacht er. Ich beuge mich vor, um ihn zu küssen. Er schmeckt wie immer. Nach Pfefferminz und nach Jamie. „Wie geht es dir, mein Schatz?“ „Gut,“ würge ich hervor und heiße Tränen laufen über meine Wange. Ob er sich vorstellen kann, wie glücklich ich bin, ihn zu sehen? Er küsst meine Tränen weg. „Hör doch auf zu weinen, Schatz. Ich will nicht, dass du wegen mir weinst. Wo du doch so viel schöner bist, wenn du lachst.“ Ich presse mich an ihn. „Wie soll ich lachen, wenn du nicht mehr bei mir bist?“ „Aber ich bin doch bei dir,“ meint er und sein Finger stupst gegen die Stelle an meiner Brust, unter der mein Herz schlägt. „Hier drin. Und in deinen Gedanken.“ Er küsst meine Stirn. „Ohne dich ist alles so anders, so… leer.“ „Ich bin doch aber bei dir, Süßer. Ich passe auf dich auf, auch wenn du mich nicht sehen kannst.“ Ich schluchze auf. „Jamie…“ „Aber ich kann dich nicht mehr so für dich da sein, wie ich es gerne hätte… Du brauchst wen, der hier unten auf dich aufpasst und dir hilft, wieder zu leben.“ Ich kralle mich in sein Shirt. Es ist das gleiche Shirt, das er an dem Tag trug, als… es passiert ist. „Du magst Levi, oder?“, will er wissen und ich sehe ihn an. Sehe in sein hübsches Gesicht, dass ich so vermisst habe. „Aber ich liebe nur dich,“ versichere ich ihm. „Aber es ist okay, wenn du dich neu verliebst. In Levi.“ Ich schüttle den Kopf und die Tränen laufen ungehemmt über mein Gesicht. „Ich will aber nicht.“ „Darian. Ich werde nie wieder zurückkommen. Du kannst nicht auf mich warten.“ Ich schüttle den Kopf. „Aber ich kann nicht ohne dich leben!“ „Doch das kannst du. Ganz sicher. Und Levi… er wird gut zu dir sein. Er kann dich zum lachen bringen und dir alles geben, was ich jetzt nicht mehr kann…“ Ich schüttle den Kopf. „Ich kann doch nicht…“ „Doch, du kannst. Und du weißt es. Er bedeutet dir viel. Du musst es nur zulassen.“ Er lächelt mich an und küsst mich. „Ich will, dass du glücklich wirst. Und er ist es, der dich glücklich machen kann.“ Ich sehe ihn leidend an. „Ich liebe dich, Jamie.“ „Ich liebe dich auch, mein Schatz.“ Er löst sich von mir. „Geh nicht weg!“, bitte ich ihn. „Ach Darian, Schatz.“ Er küsst mich ein letztes Mal. „Ich bin doch gar nicht hier.“ Im nächsten Moment ist er verschwunden und ich reiße die Augen auf, sehe mich um. „Jamie?“ Aber das Bett ist leer. Er ist nicht hier. Ich hab das alles… nur geträumt. Das einzige, was echt ist, sind die Tränen. Ich wische sie weg. „Jamie… Oh Gott… Jamie…“ Am nächsten Tag stehe ich vor Levis Türe und klopfe ungeduldig dagegen. Warum macht er nicht auf? Ich hämmere noch einmal gegen das Holz und im nächsten Moment wird die Türe energisch aufgerissen. „Pascal! Ich hab dir gesagt, deine Party interessiert-“, ruft er genervt, ehe er mich erkennt und mitten im Satz abbricht. „Darian…“ „Ich will nicht, dass wir uns nicht mehr sehen. Das ist doch lächerlich,“ platzt es sofort aus mir heraus. Er sieht mich nur überrascht an. „Ohne dich ist alles so viel schlimmer. Nur mit dir… ist es schön. Weil… wenn du bei mir bist, fühle ich mich nicht mehr so alleine.“ Das klingt total doof. Aber es ist eben so. Ich sehe in an, aber er sagt nichts. Also sehe ich es als meine Pflicht an, weiter zu reden: „Vielleicht brauche ich noch ein wenig Zeit… Aber ich will, dass du jetzt schon um mich kämpfst, weil du mir nämlich ziemlich viel bedeutest und…“ Ich breche ab. Ganz langsam tritt er zu mir und nimmt mich in den Arm. „Im Ernst?“ „Im Ernst.“ Er sieht mich prüfend an, dann haucht er mir einen zarten Kuss auf die Lippen. Ich blicke in seine tollen braunen Augen und lächle. „Ich… Du… bedeutest mir wirklich… viel“ Ich weiß nicht so genau, wie ich es ausdrücken soll, aber er scheint auch so zu verstehen. Eng presst er mich an sich und flüstert mir ins Ohr: „Ich liebe dich.“ Irgendwann… so bin ich mir sicher, werde ich es ihm auch so sagen können. Ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Ohne daran zu denken, dass es doch eigentlich falsch ist. Und bis jetzt… reich es ihm aus. Und das zu wissen, das tut so unsagbar gut… Das kann er sich gar nicht vorstellen. Jamie hat Recht. Levi kann mir alles geben, was ich brauche. Warum nur habe ich das nicht eher sehen wollen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)