Beste Freunde und ihr Rat von Mamitasu ("Ich will doch nur, dass du nichts bereuen musst.") ================================================================================ Kapitel VIII ------------ Das Gespräch mit Jimmy war nun zwei Wochen her und er ging auch diesen Freitag wieder mit ins 'Blue Heaven'. Nur dieses Mal war er nicht allein. „Und wo gehen wir hin?“ Diese Stimme konnte Toya ab und an nerven. Doch die anderen Vorzüge des Rothaarigen machten das wieder weg. „In mein Stammlokal“, erwiderte er und zog den anderen zu einem kurzem mehr versprechenden Kuss heran. „Hm...“ Ben leckte sich über seine Lippen, um den Geschmack mal wider voll auskosten zu können. Bevor der Rothaarige noch auf dumme Gedanken kommen konnte, zog Toya ihn hinter sich her auf den Eingang zu und dann zu ihrem Stammplatz. Dort saßen schon, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, seine drei Freunde. Nun war es also soweit. Er wollte sich heute hier und jetzt den anderen beiden gegenüber outen. Warum hatte er sich das nur vorgenommen? Er hätte Ben einfach zu Hause lassen sollen. Andererseits war er es seinen Freunden schuldig, ehrlich zu ihnen zu sein. „Hört mal kurz her.“ Mit dieser Aufforderung machte der Hobbygitarrist auf sich aufmerksam. Und tatsächlich drehten sich alle drei Köpfe zu ihm. „Das ist Ben“, dabei zeigte er auf den Jüngeren, „mein Freund.“ Und da Toya die Fragezeichen bei Matt und Joe förmlich sehen konnte, zog er Ben zu sich und behielt seinen Arm um dessen Hüfte. „Oh“, kam es synchron von den Beiden. „Dann herzlich Willkommen“, fügte Joe lächelnd hinzu. „Und wie hast du ihn rumgekriegt?“ wollte Matt grinsend wissend, kassierte dafür jedoch eine Kopfnuss der wenig sanften Art. „Au!“ schimpfte er und sah den Übeltäter mit gespielt wehleidigen Blick an. „Das ist geheim“, war jedoch die mit verschwörerischen Blick hervorgebrachte Antwort des Neulings unter ihnen. Kaum dass sich Toya und Ben gesetzt hatten, tauchte Ken auf. „Wo ist denn Yuki?“ fragte Joe neugierig. „Auf nem Date“, war die kurze Antwort und Ken warf Toya einen mehr als missbilligenden Blick zu, als sich Ben an diesen lehnte und Toyas Arm sich um den Jüngeren legte. Trotz der offenen Feindseligkeit Kens vergingen die ersten Stunden wie im Flug. „Wer holt die nächste Runde?“ Die übliche Frage, auf die niemand antworten wollte, doch heute schien es anders zu sein. Denn Jimmy meldete sich sofort und bestimmte, dass ihn Toya begleiten sollte. Immerhin gab es durch dessen Freund Sonderwünsche. „Wie kommt's?“ wurde er auf dem Weg zur Bar gefragt. „Was?“ „Er.“ Darauf wusste Toya keine Antwort und schwieg. Er erhob seine Stimme erst wieder, als er die Bestellung aufgab. „Mir kannst du es ruhig sagen“, versuchte es Jimmy erneut. „Das geht schon mehrere Wochen.“ Toyas Blick glitt durch den Raum und er erinnerte sich unweigerlich an den Freitagabend, bevor er Yuki richtig kennen gelernt hatte. „Dachte es wäre an der Zeit.“ Jimmy bedachte seinen unsicheren Kumpel mit einem Lächeln, bevor er zwei Krüge Bier in die Hand nahm und ihn auffordernd ansah. Toya griff sich den Rest und sie gingen zusammen zurück. Löffel für Löffel füllte Toya den Kaffeefilter mit dem schwarzem Pulver. In Gedanken zählte er mit und bei fünf hörte er auf. Nachdem das Wasser seinen Weg in den entsprechenden Behälter gefunden hatte, schaltete er das Gerät ein und setzte sich an den kleinen Tisch. Er fischte sich eine Zigarette aus seiner Schachtel und zündete sie an. Nach den ersten zwei Zügen viel ihm wieder ein, dass Jimmy den Geruch von Zigaretten hasste und so stand er auf, öffnete das Fenster und blieb daneben stehen. Er zog an dem Glimmstängel und blies den Rauch langsam, fast schon genüsslich aus. Man konnte den Eindruck gewinnen, er hätte seit Ewigkeiten nicht mehr geraucht. Das stimmte ganz und gar nicht. Denn er hatte erst letzte Nacht auf dem Heimweg seiner Sucht gefröhnt. Letzte Nacht … Als er daran zurückdachte, musste er schmunzeln. Eine Seltenheit bei ihm. Aber die Gesichter von Matt und Joe waren für einen Moment so schön überrascht gewesen, dass er seine Mundwinkel nicht wie üblich unten halten konnte. Sie zuckten von ganz alleine ein klein wenig nach oben. Und dann erst Ken. Der war wirklich geschockt gewesen. Jedoch – zu seinem großen Leidwesen musste Toya sagen – hatten sich die Drei so schnell wieder im Griff, dass er diesen Moment gar nicht auskosten konnte. Ben hatte ihn ja auch daran gehindert, sich in seine Gedanken zu verziehen und an der Vorstellungen der geschockten und überraschten Gesichter festzuhalten. Die letzten Röchler der Kaffeemaschine drangen in sein Bewusstsein und er sah dieses Wunderwerk der Technik an. Kurz überlegte er, was ihm die Geräusche verkünden wollten, dann drückte er die Kippe aus und ließ sie in dem Aschenbecher, der neben dem Fenster stand, verschwinden. Anschließend ging er zur Kaffeemaschine hinüber, schaltete sie aus und holte zwei Tassen aus dem Schrank. In die eine füllte er die schwarze Flüssigkeit und setzte sich erneut an den Tisch. Gerade wollte er sich seiner Tagesplanung widmen, als er ein recht verschlafen klingendes 'Morgen' hörte. „Kaffee ist schon gekocht“, erwiderte Toya und richtete seine Augen auf Jimmy. Dieser goss sich den Muntermacher in die bereit stehende Tasse, füllte noch etwas Milch hinzu und nahm einen großen Schluck. „Jetzt ist es besser.“ Mit diesen Worten ließ sich Jimmy gegenüber von Toya nieder. „Wart ihr gestern noch lange da, nachdem Ben und ich gegangen waren?“ „Ich bin erst heut morgen heimgekommen. Die haben mich einfach nicht gelassen.“ Fragend sah Toya seinen besten Freund an. „Naja …“ Jimmy trank einen weiteren Schluck Kaffee. „Sie wollten wissen, wie lange schon und so weiter.“ Der Hobbybassist stand auf. „Möchtest du auch was frühstücken?“ „Danke, nein“, antwortete Toya und musste erneut schmunzeln. „Was hast du ihnen gesagt.“ „Gut.“ Jimmy holte sich eine Schale heraus, füllte diese mit Cornflakes und schüttete Milch oben drauf. Mit einem Löffel bewaffnet setzte er sich wieder und rührte um. „Es war gemein von dir, das so als Bombe platzen zu lassen.“ Nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich amüsiert trank Toya etwas Kaffee und sah dann wieder zu seinem Mitbewohner. „Haben sie dich, armes Häschen, mit ihren Fragen bestürmt?“ Verwirrt blinzelte Jimmy mit den Augen. „Du hast einen Witz gemacht.“ Verwunderung, pure Verwunderung sprach aus seiner Stimme und veranlasste den Freizeitgitarristen dazu mit gewohnter mürrischer Stimme zu antworten: „Tu nicht so, als ob das nie vorkommt.“ „Okay, okay.“ Jimmy hob abwehrend die Hände und begann dann etwas mehr von dem Abend zu erzählen. „Nachdem ich bezüglich der Frage, wie lange du schon einen Freund hast, nur mit den Schultern gezuckt habe, ist Ken gegangen. War irgendwas zwischen euch? Ich meine, ihr scheint euch nicht besonders zu mögen.“ „Er sieht mich als potentiellen Verletzter Yukis.“ „Würdest du …?“ „Natürlich nicht“, empörte sich Toya sofort. „Aber ich habe zu viel Zeit mit seinem Schützling verbracht und stehe ja auf Frauen.“ „Dann war es das.“ Jimmy schmunzelte und aß endlich etwas von seinen mittlerweile recht aufgeweichten Cornflakes. Wie er dieses Zeugs essen konnte, würde Toya wohl nie verstehen. „Auf jeden Fall“, fuhr der Blonde ungerührt fort, „wollten Matt und Joe noch wissen, seit wann du homosexuell bist. Da konnte ich ihnen zumindest eine etwas genauere Information geben. Aber mal ehrlich: Wieso das alles auf ein Mal?“ Toya hasste es, wenn ihn diese Sturm grauen Augen musterten. So senkte er seinen Blick auf das Schwarze in seiner Tasse. „Ich habe seit ungefähr einem dreiviertel Jahr einen gedanklichen Dauergast.“ Er machte eine Pause. Eigentlich hatte er keine Lust, dieses Thema zu vertiefen. Aber Jimmy wäre nicht Jimmy, wenn er nicht nachfragen würde. „Wer?“ „Yuki.“ Er nahm einen großzügigen Schluck Kaffee. „Anfangs hatte mein Dauergast keinen Namen“, fügte er leise hinzu. „Es war auch weniger, dass es wirklich der Mensch gewesen wäre. Es war eher immer nur dieses eine so lebensfrohe und strahlende Gesicht, was mir einfach nicht aus den Gedanken wollte. Und dann haben wir ihn kennen gelernt …“ Er machte erneut eine Pause, dabei fiel ihm ein, dass er dies bisher noch niemandem erzählt hatte. „Auf ein Mal hatte dieses Gesicht nicht nur einen Namen, sondern auch noch eine Stimme, die einfach himmlisch klang und ganz bestimmt nie nerven würde.“ Toya brach ab. Was redete er denn da? „Hast du wegen ihm getestet, wie du auf Männer reagierst?“ „Nein. Ja... Vielleicht?“ Fragend und sich absolut nicht sicher, was er warum getan hatte, sah Toya seinen besten Freund an. „Ich kann es dir nicht sagen“, erwiderte dieser schmunzelnd. „Er spukt immer noch in meinen Gedanken herum.“ Toya setzte die Tasse an und trank den Rest auf Ex. Dann stand er auf und ging zur Spüle. Er spülte die Tasse kurz um und stellte sie dann in das Becken. „Heute machen wir schon ab um Zwei Probe. Ich hab uns gestern den Proberaum gesichert. Sag es bitte den anderen beiden“, damit verschwand er aus der Küche in sein Zimmer. Sein letzter Gedanke gefiel Toya so gar nicht, daher hatte er das Gespräch so abrupt beendet. tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)