Beste Freunde und ihr Rat von Mamitasu ("Ich will doch nur, dass du nichts bereuen musst.") ================================================================================ Kapitel I --------- Er starrte aus dem Fenster. Doch er sah weder die Scheibe noch das Gebäude gegenüber. Stattdessen blickte ihm ein vor Lebensfreude nur so strahlendes Gesicht entgegen. Ein Gesicht, dass zu einer Person gehörte, die er schon seit Wochen nicht mehr gesehen hatte. Genau genommen hatte er den zu diesen wunderbar warmen Augen gehörenden Menschen nur zwei mickrige Wochen gesehen. In dieser Zeit hatten sie kaum ein Wort gewechselt. Das war wahrscheinlich seine Schuld. Immerhin hatte der andere keine Probleme mit den restlichen Mitarbeitern gehabt. Er seufzte und lehnte seinen Kopf schwer gegen das Fensterglas. Wieso ging ihm dieses Gesicht nicht mehr aus dem Sinn? Wieso hing da eigentlich ein Kerl hinten dran? Okay, die zweite Frage war nebensächlich. Er sollte wirklich zuerst herausbekommen, warum er ständig dieses Gesicht sah. Klar, es war ein wahrscheinlich schöner Ausdruck, den der Jüngere da gezeigt hatte, und somit keine Schande daran denken zu müssen. Aber trotzdem. Wieso sah er diese Augen und den ganzen Rest dazu immer noch, wenn er aus dem Fenster starrte? „Toya?“ Er zuckte zusammen. „Was?“ Wieso klang seine Stimme so gequält? „Willst du mit kommen?“ Verwundert wandte Toya seinen Blick zu seinem besten Freund und Mitbewohner. „Wohin?“ „Ist alles klar bei dir?“ Besorgt beugte sich der Blondhaarige zu Toya. „Klar, alles bestens“, versicherte dieser. Skeptisch wurde er gemustert, anscheinend gab sich der andere aber zufrieden damit. „Mit Matt und Joe ins 'Blue Heaven'.“ „Da komm ich doch immer mit, Jimmy. Wieso fragst du überhaupt?“ Toya erhob sich von dem Fensterbrett und ging zu seinem Kleiderschrank. „Du warst so in Gedanken.“ „Und?“ Er öffnete die Tür und durchstöberte seine Shirts. Er wollte ein anderes anziehen. Eines, was es ihm leichter machen sollte, ein nettes Mädchen anzugraben. Na ja, nett musste sie nicht sein, aber willig wäre schön. Über seine eigenen Gedanken musste er schmunzeln, korrigierte aber schnell seinen Gesichtsausdruck. Dass er gerade seinen besten Freund ignorierte, war ihm nicht bewusst. Auch hörte er dessen Erklärung nicht, aber die hatte ihn eh nicht interessiert. Doch das würde er dem Blonden nie auf die Nase binden. „James, sei mir nicht böse, aber ins Bad geh ich ganz gern allein.“ Juhu, zumindest jetzt war auf sein Gehirn Verlass. Innerlich tanzte Toya gerade Tango. Äußerlich war ihm jedoch nichts davon anzumerken. „Klar.“ Verwirrt blieb James stehen und die Tür zur kleinen Nasszelle fiel vor seinen Augen zu. In dem kleinen gefliesten Raum stellte sich Toya vor den Spiegel und musterte sein Gesicht. Er würde nie solche Lebensfreude versprühen können. Seufzend fuhr sich der Freizeitgitarrist durch die Haare. Er sollte nicht soviel nachdenken, sondern einfach den Abend genießen. Entschieden griff er nach dem Kamm und ordnete mit dessen Hilfe seine Haare. Nur wenige Minuten später verließ er das Bad, was diese Bezeichnung echt nicht verdient hatte, und sah sich seinem besten Freund gegenüber. „Willst du ins Bad?“ fragte er diesen und bekam ein 'Nein' als Antwort. „Ich liebe diesen Club.“ Toya sah zu dem Eingang des 'Blue Heavens' und drehte sich dann wieder zur Theke, an der James, meist Jimmy genannt, stand und einen Krug Bier bestellte. „Das wissen wir“, ertönte es hinter ihm und er wandte sich der Stimme zu, nur um aufsehen zu müssen. Er war auch wirklich zu klein. „Deswegen schlagen wir ihn auch immer vor.“ „Außerdem kriegen wir hier Rabatt“, mischte sich eine weitere Stimme ein, welche Toya sofort Joe zu ordnen konnte. Mit seinem typischen arroganten Lächeln sah er weiter Mathew an. „Dann könnt ihr ja unseren Stammplatz einfordern gehen.“ „Was?“ fragten die beiden zeitgleich. „Es setzen sich gerade irgendwelche Halbstarke an unseren Tisch“, klärte er sie gnädigerweise auf, bevor er Matt umdrehte und schubste, damit dieser seine ihm aufgetragene Aufgabe erledigte. Als er sah, dass sowohl der Lange – Mathew war um einiges Größer als er selbst und auch die anderen beiden überragte er noch – als auch Joe davon trotteten, wandte er sich zufrieden zu Jimmy. „Kann man dir helfen?“ „Klar. Gläser oder Krug?“ Er griff nach dem Krug und freute sich schon auf den ersten Schluck, vielleicht würde er dann dieses Gesicht vergessen. Mist, jetzt dachte er schon wieder daran. Sofort verdrängte er das Bild und es klappte, zumindest sah er seine Umgebung wieder. „Das ging ja unblutig aus“, meinte er an Matt und Joe gewandt, da diese völlig unbeschadet aussahen. „Tja, wir können halt einschüchtern“, konterte Joe, der in seiner Freizeit gerne mal Schlagzeug spielte, und ließ seine Finger knacken. Darauf lachten sowohl Toya als auch Jimmy, der mittlerweile die Gläser verteilt hatte. Weswegen sich Toya sofort ans Einschenken machte und nur wenig später entspannt auf der Bank saß. Nach einem großen Schluck holte er sich eine Zigarette heraus. Zu seiner großen Freude war dieser Laden ein Raucherlokal. Das war auch der Hauptgrund, warum er ihn so liebte. Einen tiefen Zug nehmend ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Keine heiße Braut, dachte er und lenkte seine Gedanken zu seinen drei Freunden, mit denen er – nebenbei bemerkt – in einer Band spielte, zurück. „Wir haben einen neuen Mitbewohner“, ließ Joe genau in diesem Moment verlauten. „Wieder so ne Pfeife wie der Letzte?“ wollte James eher weniger interessiert wissen, wie Toya dessen Stimme entnahm. „Nee, der Kleine wird euch auch gefallen“, meinte Matt mit seinem üblichen Grinsen, was nie was Gutes verhieß. „Lass ihn uns doch beim nächsten Mal mitnehmen“, wandte sich Joe an den Sänger ihrer kleinen Freizeitband. Worauf dieser sofort wie wild nickte. Wie wild? Der Typ war wild, stellte Toya innerlich mal wieder fest. Aber er war ne klasse Ablenkung vom tristen Alltag, außerdem passte Matts Stimme wunderbar zu seinen Songs. Toya griff nach dem Krug und murrte: „Leer!“ Noch bevor er fragen konnte, wer neues Bier holt, richteten sich alle Finger auf ihn. Nun war die mürrische Miene nicht mehr nur aufgesetzt, jetzt war er es wirklich. Er hasste nichts mehr als unnötige Arbeit. Okay, Bier holen war nicht unnötig, wenn man feiern wollte. Aber nervig und das mochte er fast genauso wenig. An der Theke angekommen, sah er sich nach einem Barkeeper um. Dabei entdeckte er eine Person, die ihm vage bekannt vorkam. Das ist doch …, dachte er und sah wieder dieses strahlende Gesicht vor seinen inneren Augen. Er wollte gerade zu dem jungen Mann gehen, als jemand in seinem Alter auf sein Beobachtungsobjekt zu ging und direkt vor diesem stehen blieb. Leider verstand Toya kein Wort, was gesprochen wurde, aber er konnte deutlich erkennen, wie die Züge des Jüngeren von freudigen zu traurigen wechselten. Am Ende drehte sich der Typ, der die ganze Zeit geredet hatte um und ließ den anderen, welcher den Tränen nahe zu sein schien, auf dem Barhocker zurück. Toyas Herz zog sich bei dem Anblick zusammen und er ging, ohne zu wissen warum, diesem Vollidioten von Mann hinterher. Auch wenn er kleiner war, holte er den anderen recht schnell ein – er bahnte sich seinen Weg durch die Menschen halt rücksichtsloser. Er blieb jedoch stehen, als er die Freunde von dem Typen entdeckte. Lachend wandten sich diese an ihn. „Und wie hat der Kleine reagiert?“ „Ich wette, er weint jetzt wie ein Baby.“ Der Kerl wurde Toya immer unsympathischer. „Denkst du?“ „Lasst das mal lieber. Er ist zwar gut im Bett, aber sonst voll nervig.“ War? Toya konnte die Frage nicht zu Ende denken, im Moment wurde er blind vor Wut. „Stimmt. Ne Klette ist nervig.“ Lachend tranken die Kerle ihre Gläser leer und widmeten sich anderen Themen. Doch Toya hörte schon gar nicht mehr zu. Er würde dem Typen zwar am liebsten eine in die Fresse hauen, ihn hielt aber die Verwunderung über seine eigenen Gedanken ab. So machte er sich auf den Weg zurück zur Bar. Vielleicht konnte er ja dem Jüngeren helfen. Doch als er an der Theke ankam, war dieser schon weg. „Da bist du ja.“ Verwirrt und innerlich total aufgewühlt drehte sich Toya zu dem Sprecher um und entdeckte James. „Der Krug ist ja noch leer.“ Das Keramikgefäß wurde ihm aus der Hand genommen und sein bester Freund bestellte einen Neuen. tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)