Jennifer Burton von abgemeldet (Das heilige Buch) ================================================================================ Kapitel 1: Jennifer Burton's ---------------------------- Susan Button war ein kleines Mädchen, das im 19.Jahrhundert in Lissabon lebte. Sie liebte es zu singen, zu tanzen und zu lachen. Jeden Tag trug sie ein Kleidchen und einen Haarreifen. Ihre Haare waren strohblond. Sie spielte immer mit ihren Puppen im Garten und hatte viele kleine Freunde. Alles reiche Mädchen, nur ein Mädchen war nicht reich, nicht blond, trug nie Kleider, spielte nie mit Puppen. Jennifer Burton. Ich fragte mich immer, wie ein so wunderschönes, wohlerzogenes Mädchen so eine Freundin haben kann. Nicht reich, kann sich nicht einmal Puppen leisten. Das war allein Susans Geheimnis. Jennifer war ihre beste Freundin. Kein anderes Mädchen konnte sie übertreffen. Nur wenn Jennifer bei der kleinen Susan war, konnte sie lachen. Sonst war sie ruhig, wagte es nicht, irgendetwas Unerwünschtes zu sagen. Wenn Jennifer bei ihr war, war das anders. Sie ließ ihre Hüllen fallen und lachte. Sie tanzten die ganze Zeit miteinander. Sie sangen, aber wenn Jennifer nach Hause musste, weinten beide jedes Mal. Durch etwas fühlten sie sich verbunden, wie zwei Schwestern. Es war sehr merkwürdig. Somit kam Jennifer Burton fast jeden Tag zu uns. Einmal, ich erinnere mich noch genau, spielten die beiden vor dem Teich. Susan packte Jennifer am Arm und drückte sie in den Teich. Jennifer zog Susan mit sich und beide landeten im kalten Wasser. Als sie wieder auftauchten, lachten sie so, dass ich Angst hatte, eine würde mir ertrinken. Es war eine außergewöhnliche Freundschaft. Mein Mann, Benjamin, war oft auf Reisen und betrachtete die zwei nur sehr selten. Eigentlich sehr Schade so etwas nie gesehen zu haben. Eines Tages lief Jennifer zu mir und ich fragte sie: „Was ist denn?“ Sie antwortete: „Wissen sie, dass Sir Benjamin Krebs hat?“ „Nein Fräulein. Aber woher solltest du das wissen?“, sagte ich mit etwas strengerem Ton. „Ich weiß es einfach.“ Ich starrte sie an. „Woher?“ „Ich habe es gesehen“, sagte sie zu mir. Ihre Stimme war kein bisschen unfreundlich geworden. Ich nickte also und sie ging wieder zurück zu Susan. Genau ein Jahr nach diesem Vorfall starb Benjamin. Die Diagnose zeigte, dass er Krebs hatte. Nicht Altersschwäche wie wir befürchtet hatten. Er war schon fast siebzig gewesen, es wäre also kein Wunder, aber dass es genau ein Jahr nach dem Vorfall passierte, war schon sehr seltsam. Als ich Jennifer das nächste Mal sah, fragte ich sie: „Kannst du dich noch an letztes Jahr erinnern, als du mir gesagt hast, dass Benjamin an Krebs leidet?“ Jennifer Burton nickte vornehm. „Du hast eine sehr besondere Gabe. Ich glaube nicht, dass es ein purer Zufall war. Du hast etwas Besonderes. Du darfst es keinem sagen, sonst denken sie, du bist eine Hexe.“ Sie nickte. „Okay, ich werde niemandem von dem Vorfall erzählen, Lady Tarisa. Ich verspreche es ihnen.“ Ich nickte und legte meine Hand auf ihre Schulter. Sie grinste mich an und ging dann zu Susan. Dieses kleine Mädchen von damals war sehr besonders. Kapitel 2: Einmaliges Wesen --------------------------- „Was machst du da, Susan?“, fragte Tarisa. „Ich übe für die Theatervorführung, Mutter!“ Tarisa nickte. Susan sollte die Rolle der Julia in ´Romeo und Julia´ übernehmen. Bei den Proben hielt ich die Zettel und spielte den ´Romeo`. „Julia!“, rief ich. „Romeo!“, sagte Susan. Mittlerweile studierten wir das Stück schon seit zwei Wochen ein. Ich konnte sowohl ihre, als auch meine Rolle. Auch wenn ich keine davon je aufführen würde. Erstens, war ich kein Mädchen, das gerne so etwas wie eine Prinzessin sein will. Zweitens will ich nicht während des Krieges meinen Reichtum raushängen lassen. Es können sich nämlich nur reiche Leute leisten, in das Stück der Schule zu gehen oder mitzuspielen. Ich war nur reich, weil meine Eltern gestorben waren, als ich zehn Jahre alt war und bei meiner allerbesten Freundin Susan aufgenommen wurde. Drittens kann ich einfach keine Shakespeare Stücke leiden. Die sind mir viel zu schnulzig. Mir würden noch viele andere Gründe einfallen, aber die alle aufzuzählen würde Jahre dauern. Als wir fertig waren, gingen wir in unser Zimmer. Die Treppe hoch und die vierte Tür rechts. Unser Zimmer war groß. Ursprünglich war es nur für Susan gedacht, aber seit ich bei ihr wohnte, war es für zwei Personen und hatte noch immer beängstigend viel Platz. Unsere Betten standen etwa einen Meter auseinandergeschoben voneinander an der linken Wand des Raums. Die Betten waren aus altem weißem Holz mit einem blauen – für mich - und einen rosa farbenen Bettbezug – für Susan- bezogen. In der Mitte des Raums lag ein himmelfarbener Teppich. Der Boden war aus sehr altem, dunklem Parkett. Ein kleiner Schreibtisch stand mit einem Stuhl an der rechten Wand. Es hingen viele Bilder aus unserer Kindheit an der Wand. Ein riesiger Balkon vervollständigte den Raum. Wir setzten uns auf Susans Bett. „Glaubst du, ich schaffe das morgen?“, fragte sie. „Ja Susan! Wieso nicht?“, antwortete ich. Sie zuckte mit den Achseln. „Weiß nicht.“ Ich grinste. „Wieso fragst du dann überhaupt?“ Sie zuckte wieder mit den Achseln. „Ich muss dir unbedingt etwas zeigen!“, sagte ich und stand auf. „Wieder so eine Zauberei?“, fragte Susan. Ich lachte. „Ja! Du wirst schon sehen!“ Ich konzentrierte mich auf das Fenster. Einen kurzen Augenblick später, zersprang die Fensterscheibe. „Wow! Das war… Klasse! Aber wie willst du das bezahlen?“, fragte mich Susan. Ich runzelte meine Stirn „Soweit hast du nicht gedacht, was?“ Ich nickte. „Ich habe so viel auf die Theorie bestanden, dass ich vergessen habe, dass die Fensterscheibe danach nicht mehr im Fensterrahmen ist.“ Susan lachte. „Dann überlege dir einmal einen Spruch oder so etwas ähnliches, um die Fensterscheibe wieder heil da rein zu bekommen!“ Susan stand vom Bett auf und hob eine Scheibe hoch. Sie war winzig. Höchstens so lang wie mein Daumennagel und so breit wie mein Haarreifen. „Wollen wir nicht in die Stadt und uns Glas kaufen?“, fragte ich. Susan starrte mich verdutzt an. „Wenn wir jetzt in die Stadt gehen, sehen uns Mathew und Luce! Vergiss es, da mache ich nicht mit!“, sagte Su. „Sie sollen nicht unsere Kleider sehen? Dann zieh dich doch um!“ „Nein! Weißt du eigentlich wie lange es gedauert hat, bis ich mich umgezogen habe?“ Ich nickte. „Dann hole mal bitte ein anderes Kleid her.“ Susan ging zu dem großen weißen Schrank und öffnete ihn. Sie holte ein wunderschönes himmelblaues Kleid hervor und warf es sanft auf mein Bett. „Das ist deines!“, sagte sie, während sie in dem Schrank weitersuchte. Sie holte ein einfaches, dunkles Kleid heraus. „Seitenwechsel? Normal ist das wohl eher mein Kleid, nicht deines, oder?“, fragte ich. Sie kicherte. „Ja, aber ich will mal probieren, ob mir das passt.“ „Kann ich vielleicht nicht doch ein schlichteres Kleid haben? Dieses ist so prunkvoll. Viel zu schön und luxuriös für mich“, sagte ich. Sie durchsuchte den Schrank ein nächstes Mal und holte ein schlichteres Kleid hervor. Sie hielt es mir vor die Nase. „Besser?“ Ich nickte. Das Kleid war kurz, zu kurz für unsere Zeit und war mir weißen Steinen besetzt. Im Ganzen war es dunkelrot. Ein wunderschönes Kleid. „Ich liebe es! Aber darf ich damit in der Stadt umherlaufen?“ „Ja natürlich, wir sind die oberste Schicht, wir dürfen alles! Vielleicht setzt du damit einen neuen Trend. Bald tragen das vielleicht alle!“, redete mir Susan gut zu. „Von mir aus, ich nehme es.“ „So und wie willst du jetzt das Outfit ganz schnell und unbeschwert wechseln? Etwa mit Zauberei?“, fragte Susan. Ich nickte. „Das meinte ich nicht ernst, Jennifer!“, rief sie entsetzt. „Bitte sieh zu, dass du das Kleid nicht irgendwie zerlegst!“ Ich lachte. „Ich werde versuchen, es nicht zu beschädigen!“ Sie starrte mich an. „Leg los Jen.“ Sie seufzte. Ich starrte das Kleid auf dem Bett von Susan an. Dann das Kleid das sie trug. Sie schwebte hoch und weitete ihre Augen. „Wie?“, fragte sie. Ich antwortete nicht, sondern starrte nur das Kleid an. Meine linke Hand bewegte sich noch vorne. Sie war ausgestreckt, dann drehte sie sich ein bisschen nach rechts, zu dem Bett. Meine rechte Hand streckte sich auch aus, sie drehte sich ebenfalls, dann schwebte das Kleid auf dem Bett auch. Susan starrte das Kleid verblüfft an. „Wie machst…?“ Sie stockte, als das Kleid, dass neben ihr schwebte sich näher auf sie zubewegte. Meine Augen waren auf das Kleid verfestigt. Das Kleid flog auf Susan zu. Sie schrie: „Hilfe Jennifer! Wach auf!“ Ich reagierte nicht drauf. Das Kleid prallte an ihr ab. Das Kleid, das sie trug löste sich und das Kleid neben ihr war plötzlich auf ihrem Körper. Sie grinste. „Wie machst du das, Jennifer?“, fragte sie mich endgültig. Ich grinste und ließ sie wieder auf den Boden sinken. „Ganz ehrlich, ich weiß es nicht!“, sagte ich mit einer rauen Stimme, dann brach ich zusammen. Meine Augen schlossen sich, ich versuchte mich auf dem Boden abzustürzen. Es fühlte sich so an, also würde ich in ein tiefes Loch fallen. Mein Körper kribbelte. Innerlich schrie ich vor Schmerzen. Susan rannte zu mir und hielt mich so, dass mein Kopf nicht auf den harten Holzboden prallte. Der Schmerz wurde immer stärker. Ich konnte mich kaum noch zurückhalten. Ich wollte schreien, aber mein Mund ging nicht auf. Ich befahl ihm, auf zu gehen, aber er wehrte sich krampfhaft. >Bitte! Geh doch auf, ich will schreien! Es brennt so sehr! Es tut so weh!<, dachte ich. Ich fiel immer tiefer in das Loch. Ich versuchte aus der unendlichen Tiefe zu fliehen, aber ich schaffte es nicht, die schwärze zog mich immer weiter nach unten und der Schmerz verstärkte sich Sekündlich. „Jennifer! Jennifer! Sag doch etwas! Jennifer!“, schrie Susan. „Mutter! Komm schnell!“ Ich konnte Susan schreien hören. Ich konnte ihren entsetzten und zugleich besorgten Gesichtsausdruck nicht sehen. Zum Glück. Ich wollte ihn nicht sehen. Ich wollte ihre Tränen nicht erblicken. Tarisa trat in unser Zimmer ein. „Oh mein Gott! Jennifer!“ Sie rannte zu mir und kniete sich auf den Boden. „Was ist passiert?“, fragte sie Susan. „Sie hat einen schweren Zauber ausgeübt, sie hat mich zum Schweben gebracht Mutter! Und dann ist sie zusammengesackt und…“ Ich fiel noch immer. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nur mehr aufwachen und wenn ich das nicht schaffen sollte, dann würde ich einfach nur mehr sterben wollen. Einfach den Schmerz hinter mir lassen. Auch wenn ich erst achtzehn Jahre alt bin, mein Leben sollte enden, dass wusste ich. Irgendetwas wollte, dass ich sterbe. Es war mein Schicksal. Ich wusste schon immer, dass ich mit meiner Gabe nicht lange leben würde. Es war mir schon seit ich acht Jahre alt war, bewusst. Ich hatte immer geglaubt, dass ich älter als dreißig werden würde, aber das würde mir wohl nicht gewährleistet werden. Ich hasse den Tod, ich bin der Meinung, dass der Tod eine Bestie ist. Tarisa legte mir etwas Kaltes über meine Stirn und auf den Oberkörper. Auf den Stellen brannte es am meisten. Die Kälte schwächte die Verbrennung ein wenig, aber sie tat noch immer so weh, dass es kaum auszuhalten war. Ich fiel aber nicht mehr. Ich stand nur mehr in der schwärze da und suchte nach etwas Licht. Ganz hinten sah ich etwas Helles. Ich lief zu dem Etwas hin. Als ich dort war, erblickte ich Tarisa, die über mich gebeugt dahockte. Ich blinzelte, bis ich die verschwommenen Umrisse wieder klar sehen konnte. „Jennifer!“, schrie Susan und umarmte mich. Ich wackelte noch etwas, als ich mich aufsaß. „Wie lange war ich weg?“, fragte ich. „ Drei Stunden“, sagte Tarisa. „Mit Weggehen wird es heute nichts mehr, garantiert!“, sagte sie. Ich nickte. „Ich dachte, ich würde sterben.“ Susan starrte mich an. „Hey Jennfier, du hast du so was auf der Stirn! Sieh mal!“, sagte Susan. Sie holte einen Spiegel und reichte ich mir. Ich sah es. Ich hatte ein Mal auf meiner Stirn. „Was stellt es dar?“, fragte Susan. Ich zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es“, sagte Tarisa und ging. „Ich hole ein Buch!“, schrie sie währenddessen. Wenige Minuten später kam sie völlig verstaubt mit einem alte dickten Buch, dass in rotes Leder gebunden war, wieder. Sie schlug das Buch auf. Tarisa suchte nach etwas. Ich konnte lesen, dass es um Hexen ging. Sie blieb bei einer Seite stehen. „Hier hast du es!“, sagte sie und zeigte mit ihrem Finger auf einen Zeile darin. „Die Verwandlung ist höchst schmerzvoll. Die Person verspürt ein Brennen auf ihrer Stirn und ihrem Brustkörper. Danach erscheint ein Mal auf ihrer Stirn. Meist ein Pentagramm, bei wenigen jedoch ein Kreuz. Wenn dieses Mal erscheint, bedeutet es, das die Person von den Göttinnen Isolde, Cerridwen und Macha ausgewählt wurde.“ Ich staunte. „Oh mein Gott! Das ist ein Märchen! Das kann nicht sein, außerdem wurden alle Hexen schon verbrannt! Es ist unglaublich!“, schrie ich. „Ich glaube es stimmt“, sagte Tarisa. „Wann waren die letzten Hexenverbrennungen?“, fragte ich. Tarisa blätterte im Buch herum. Auf einer Seite blieb sie stehen. „Diese Seite schreibt sich von selbst. Die letzte Hexenverbrennung war am 4.Juni 1892. Sophia Lux starb mit 63 Jahren. Sie wurde erwürgt und dann verbrannt. Dein richtiger Name ist Jennifer Lux. Du wurdest 1745 von deiner Mutter getrennt.“ Ich schluchzte. „Und was muss ich machen, wenn ich auserwählt wurde?“, fragte ich. „Das Buch hüten. Pass gut darauf auf. Ich selbst bin eine Hexe. Die letzte Hüterin des Buches. Jetzt gehört es dir.“, sagte Tarisa. Susan starrte Tarisa an. Tarisa nickte. Kapitel 3: ... Die Hüterin ... ------------------------------ Ich starrte Tarisa an. Susan ebenfalls. Tarisa grinste. „Das ist mein Ernst, du wirst schon bald die Verantwortung dafür tragen. Aber bevor du das Buch beschützt, musst du trainieren“, sagte Tarisa. Sie stand auf, mit dem Buch im Arm. „Du wirst, sobald es dir wieder besser geht, trainieren, Susan auch, sie wird dir helfen“, sprach sie weiter. Susan stand auf und sagte: „Wie bitte? Wie soll ich die 13 Magie erlernen? So etwas geht nicht!“ „Doch Susan. Du wirst nie so stark wie Jennifer sein, du wirst auch kein Mal tragen…“ „Du Glückliche!“, fiel ich Tarisa ins Wort. Tarisa grinste. „Aber du wirst eine Hexe sein, du bist die Helferin. Jede Hüterin braucht auch eine Helferin. Alleine schafft sie es nicht!“ Susan schrie: „Aber wie soll ich helfen? Es hat doch keinen Sinn! Dir hilft auch niemand!“ „Willst du das sie stirbt!? Es ist nur zu ihrem besten! Sie kann sich auch jemanden anderen als Helfer aussuchen, aber du als ihre beste Freundin bist die verlässlichste!“ Susan schluchzte: „Ich will nicht sterben!“ Sie kauerte sich neben mich. Ich umarmte sie und starrte Tarisa an. Tarisa seufzte und ging. Das Buch legte sie auf mein Bett. Ich schaute ihr hinten nach. Als sich Susan wieder beruhigt hatte, war es dunkel. Es war mittlerweile zwanzig Uhr geworden und wir zogen uns um. Währenddessen fragte sie mich: „Meinst du, wir werden sterben?“ Ich lachte. „Natürlich werden wir sterben, was dachtest du denn? Ich weiß nicht ob wir so alt wie deine Mutter werden oder nicht älter als vierzig, aber wir werden noch nicht sterben.“ Susan sah mich kurz an, dann zog sie sich weiter an. Als wir fertig waren, legten wir uns in unsere Betten. Ich versteckte das Buch unter der Decke, solange wir noch redeten. Zum Glück wollte Su nicht lange reden, somit musste ich nicht lange warten und bis sie eingeschlafen war, dauerte es auch nicht lange. Ich machte meine Nachttischlampe an, drehte mich mit dem Buch zum Licht und schlug die erste Seite auf. 14 „Hexenbund“, stand darauf. Ich blätterte um, es standen viele Zaubersprüche dort und die Anleitung dazu. Einer stach mir ins Auge. Mit diesem Spruch kann man die Träume der Leute sehen. So etwas faszinierte mich schon immer. Als ich die Zaubersprüche durchgelesen hatte, fand ich auf der nächsten Seite etwas Interessantes. Okay, alles in diesem Buch ist irgendwie interessant. „Jede/r Hüter/in hat eine Gabe“, stand großgeschrieben. Ich las heraus, dass man mit der Zeit schon bemerken würde, welche Gabe man besaß. Die häufigsten sind Gedanken lesen und in die Zukunft beziehungsweise Vergangenheit zu sehen. Ich war gespannt, was ich wohl für eine Fähigkeit haben würde. Ich blätterte wieder um, aber die Seite war leer. Ich runzelte meine Stirn. Plötzlich blies ein Wind – woher er kam, war mir nicht klar – meine Haare nach hinten. Ich kniff meine Augen zusammen. Der Wind blätterte im Buch einige Seiten nach hinten. Dann stoppten die Seiten, der Wind ging allerdings weiter. Auf einmal wurde ein Wort auf der Seite rot angestrichen und der Wind ging aus. Ich beugte mich über die Seite und las, dass Dämonen hinter jungen Hexen her sein, sie töten und dann ihre Knochen lutschen. Ich erschrak. >Dämonen soll es also auch geben? Es ist doch schon so wie in einem Märchen, langsam glaube ich, ich bin gestorben, als der Schmerz mich packte<, dachte ich. Unten war ein Bild von einem roten Wesen, in Menschengestalt mit schwarzen Brandwunden gemalt und es stand dabei, dass sich jeder Dämon in einen Menschen verwandeln kann, um ihre Opfer leichter zu bekommen. Ich hatte schon immer eine glühende Fantasie, aber so etwas hätte ich mir nicht vorgestellt. >Knochenlutschende Dämonen wollen mich umbringen!<, dachte ich. 15 >Was soll das?< Ich legte das Buch weg und versuchte zu schlafen, aber ich schaffte es nicht. Keine Minute konnte ich meine Augen geschlossen halten, da ich Angst hatte, dass so ein Dämon mich, einen Anfänger leicht töten könnte. Wenn ich schlief, noch leichter und ich wollte noch nicht sterben. Wie oft ich in letzter Zeit sterben sollte ist schon seltsam. Zweimal an einem Tag. Wenn das so weitergeht… Kapitel 4: ... Des Buches ... ----------------------------- Am nächsten Tag – ich war vor Müdigkeit doch noch kurz eingeschlafen – wachte ich nach einer Stunde Schlaf auf und drehte mich um zu Susan. Sie schlief noch immer tief und fest und ihrem Bett und schnarchte. Ich schlich mich zu Tarisa in die Küche. Sie stand beim Ofen und schob ein Blech, dass randvoll mit Keksen war in ihn hinein. Sie trug eine Schürze, auf der ein Hühnchen gestickt war. „Guten Morgen!“, sagte sie, als sie mich bemerkte. „Hast du es gelesen?“ Ich nickte. „Guten Morgen. Wurdest du von Dämonen angegriffen?“, sagte ich. „Ja, mehrere Male, damit musst du rechnen. Das machen Sie, wenn du schwach oder hilflos bist. Aber sie denken noch, ich bin im Besitz des Buches, nicht du, aber sie werden es bald herausfinden, also bemühe dich um deine Kräfte. Du darfst die nicht unterschätzen!“, antwortete Tarisa. „Aber was, wenn ich es nicht schaffe…“, sagte ich. „…sie zu besiegen?“ Ich starrte Tarisa an. 16 „Dann helfen wir dir. Susan will zwar nicht wirklich, aber wenn sie sieht, was sie für eine Macht hat, wenn sie erst zaubern kann, dann ist sie auch dabei, glaub es mir!“ Sie lachte, dann stand sie auf, schenkte mir Kaffee in eine Tasse ein und stellte sie auf den Tisch. „Hier, trink! Wir werden heute noch genug Anstrengendes machen!“ Ich trank die Tasse mit einem großen Schluck aus, wischte mir den Schaum von meinem Mund und schaute in die Tasse. Bis auf ein bisschen Schaum war nichts übrig geblieben. „Willst du noch einen?“, fragte Tarisa mich. Ich nickte. „Ja bitte!“ Sie nahm meine weiße Tasse mit der mühsam eingravierten Schrift und schenkte mir noch Kaffee ein. „Weißt du, als ich so alt war wie du jetzt und noch in Spanien lebte, bekam ich das Buch durch Zufall.“ Ich staunte. „Wie hast du es gefunden?“, fragte ich. „Es bleibt nicht immer im Besitz einer Familie, sondern wechselt nach mehreren Generationen die Familie. Ich hatte ein Gespür für Dinge, dich ich nicht wollte. So wie auch das Gefühl das Buch zu finden. Ich musste in die Richtung gehen, ich wusste nicht wieso“, antwortete sie. „Wo war es?“ Sie starrte auf ihre Tasse, die neben meiner auf dem Holztisch stand und fuhr mit einem schweren Eisenlöffel angespannt durch die Tasse. Sie seufzte. 17 Kapitel 6: Die Liebe ... ------------------------ Nach mehreren Tagen Training – Mann war das anstrengend!- wollten Susan und ich wieder einmal in die Stadt gehen, nachdem das letztens nichts geworden ist, da ich genau da meinen Zusammenbruch haben musste. Wir würden seit langem Mathew und Luce wiedersehen. Besonders Susan hielt es nicht lange ohne Männer aus. Ein typisches pubertäres Mädchen eben. Sie freute sich schon riesig. Mehr als ich. Natürlich wollte ich sie wiedersehen, besonders Mathew. Er war groß, hatte schwarze Haare und braune Augen, ein Asiat. Woher er genau kam, wollte er nicht sagen, weil er Angst davor hatte, wir würden ihn verraten. Aber seine Abstammung war uns egal. Er war so nett und liebevoll. Luce war von 24 Grund auf anders als Mathew. Er war etwas pervers, hatte blonde Haare und grüne Augen. Ihn mochten wir nicht allzu sehr aber für Späße war er immer zu haben. Außerdem ist er Mathews bester Freund. Mathew ging nie ohne ihn außer Haus. Sie lebten in einem wunderschönen, aber kleinem Appartement in der Mitte der Stadt. Wir leben nicht in Madrid, der Hauptstadt Spaniens, sind weggezogen aus dem alten Dorf, in dem wir lebten. Susan konnte sich nicht mehr erinnern an das wunderschöne Anwesen dort. Ich mich schon, denn da entdeckte ich erstmals meine Fähigkeiten und hatte Visionen. Ich hatte geübt und jetzt konnte ich schon in die Vergangenheit und die Zukunft blicken. „Was ziehst du dir für ein Kleid an, Susan?“, fragte ich erwartungsvoll, etwas Schlichtes im Kopf. „Mein enges dunkelgrünes Kleid. Was du?“, sagte sie. >Verdammt!<, dachte ich. Doch kein schlichtes Kleid, kein vor allem angenehmes Kleid. Ich musste mich immer ihren Vorstellungen anpassen, also musste ich auch etwas Unbequemes anziehen. Möglichst taillenbetont versteht sich. „Ich weiß noch nicht“, antwortete ich und durchwühlte meine Seite des Schranks. Ich holte ein rotes – für Reichtum stehend- Kleid hervor, zog es mir an und betrachtete mich im Spiegel. Es war locker, nicht taillenbetont, also musste mir etwas einfallen. Ich fand ein schwarzes Band, band es mir unter meiner Brust zusammen, so dass am Rücken eine Schleife das Band zusammenhielt. Perfekt. Es betonte nicht meine Taille, aber meine Brüste. Auch egal. Susan steckte sich ihre Haare zusammen und trug sich viel Make-up auf. Ich allerdings ließ meine braunen Haare offen und schminkte mich weniger. Susans Haare waren beneidenswert. Sie hatte lange, blonde Haare mit ein paar braunen Natursträhnen. Meine Haare waren dünn, einfach nur braun und lang - das einzig Gute daran. 25 Wir zogen uns unsere Schuhe an und begaben uns aus der Villa. Susan schaffte dem Kutscher an, dass er uns mit seinen zwei Arabern schnellstens in die Innenstadt bringen sollte. Das tat er auch und nach wenigen Minuten erblickten wir die Jungen. Mathew trug einfache Kleidung, er war auch nicht gerade reich, da er sich ein Appartement mit seinem besten Freund teilte und seine Eltern unauffindbar waren. Seine Haare waren wie immer perfekt gestylt und Luce war ebenfalls schlicht gekleidet, trug allerdings eine nicht so perfekte Frisur auf seinem viel zu großen Kopf. Er konnte sich glücklich schätzen, mit so einem Mann befreundet zu sein. Ansonsten würde er vermutlich alleine in den Armenvierteln schlafen. „Siehst du sie schon?“, fragte ich Susan. Sie antwortete: „Ja klar, da drüben! Wieso sind wir eigentlich noch einmal mit Luce befreundet?“ Ich zuckte mit den Achseln. „Weil Mathew ohne ihn nirgends hingehen würde.“ Susan nickte. „Das stimmt, komm steigen wir aus!“ Der Kutscher stoppte und ließ uns erfreut darüber, dass er endlich seinen schon lange ersehnten Feierabend hatte, aussteigen. Wir gingen zu den Jungen, die vor einem Laden für Schuhe standen und genüsslich eine rauchten. „Mathew!“, schrie ich und er dämpfte seine Zigarre schnell aus. „Jennifer!“, rief er beschämt darüber, dass ich ihn dabei erwischt hatte, eine Zigarre zu rauchen. Er umarmte mich und seufzte. Er war überglücklich, dass ich ihm keinen Vortrag hielt. Susan schüttelte Luce nur die Hand, da sie es nicht für richtig empfand, jemanden zu umarmen, den sie nicht gerade mochte. Luce allerdings war das egal. Er packte sich Susan und drückte sie an sich. Susan fuchtelte mit ihren Armen herum, die er gekonnt beiseite hielt, so dass sie sich nicht aus 26 seinen Fängen befreien konnte. „Luce!“, sagte sie. „Jaja!“, antwortete er und ließ sie wieder los. „Nein, nicht loslassen!“, sagte sie und küsste ihn. Wir starrten sie erstaunt und wiederum etwas angewidert an. Luce ging sofort darauf ein und erwiderte ihren Kuss. Mathew sah zu mir herüber, ich zuckte mit den Achseln und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich glaube, sie hat einfach schon viel zu lange niemanden mehr geküsst.“ Er grinste und umfasste mit seiner rechten Hand meine Taille. „Mathew?“, fragte ich. Er ignorierte mich und starrte mit einem Lächeln die zwei an. Susan ließ Luces Lippen wieder los und schrie ihn an: „Warum hast du dich nicht gewährt! Du bist so ekelhaft! Ich hasse dich!“ Sie ging zu mir und nahm meine Hand. Daraufhin ließ Mathew mich los und ging stumm neben mir her. Luce blieb stehen und starrte Susan völlig benommen und etwas verwirrt hinterher. Dann lief er uns schließlich nach. Ich wusste nicht, was gerade in Susan vorging. Wir Mädchen sind schon etwas komisch, muss ich zugeben. Besonders Susan war gerade etwas sehr pubertär. Ich sah sie mit einem breiten Grinsen an. Sie schüttelte den Kopf. Wir gingen dann in eine Bar und setzten uns. Mathew setzte sich neben Luce und gegenüber von mir hin und bestellte sich und Luce ein Bier, mir ein Glas Rotwein und Susan ein Glas Weißwein. Wir lachten, bis auf Luce alle. Susan würdigte ihn nicht eines Blickes. Ausnahmsweise besoffen wir uns nicht, besonders nicht die Jungs. Als wir uns verabschiedeten und uns ausmachten, wann wir uns zum nächsten Mal treffen wollten, küsste Mathew mich. Ich erwiderte den Kuss. Seine geschmeidigen Lippen berührten meine. Mein erster Kuss, und das mit achtzehn. Kaum zu glauben. Susan und ich fuhren mit 27 einer anderen Kutsche nach Hause. Als wir fertig für die Nacht waren, setzten wir uns auf unsere Betten – ich hielt mein Buch fest im Arm - und redeten darüber, was heute in Susan gefahren war. „Wieso hast du Luce geküsst?“, fragte ich sie. „Ich weiß es nicht Jenn! Kapier’s doch endlich!“, fuhr sie mich an. Ich stieß sie mit einem dumpfen räuspern zurück. „Tut mir leid Jennifer, ich weiß es nicht. Es ist mit mir durchgegangen. Thema Wechsel bitte“, sagte sie. „Okay. Morgen ist die Vorführung für ‚Romeo und Julia‘!“ „Ja ich weiß. Ich freue mich schon total!“, sagte Susan. Ich antwortete: „Du wirst fantastisch sein als Julia!“ Sie schüttelte den Kopf. „Im Gegensatz zu Julian nicht. Er ist so gut darin, den Romeo zu spielen. Dagegen bin ich der Baum im Hintergrund.“, sagte Susan. Ich starrte sie an. „Nein! Du bist genauso gut wie er! Verzweifle nicht Susan! Du schaffst das!“, versuchte ich, sie zu ermutigen. Sie betrachtete den Teppich in der Mitte des Raums und entschied sich dazu, schlafen zu gehen. Ich stimmte ihr zu, schob mein Buch unter mein Bett und drehte mich zur Wand. Ich machte die Lampe aus und schloss meine Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)