Jennifer Burton von abgemeldet (Das heilige Buch) ================================================================================ Kapitel 2: Einmaliges Wesen --------------------------- „Was machst du da, Susan?“, fragte Tarisa. „Ich übe für die Theatervorführung, Mutter!“ Tarisa nickte. Susan sollte die Rolle der Julia in ´Romeo und Julia´ übernehmen. Bei den Proben hielt ich die Zettel und spielte den ´Romeo`. „Julia!“, rief ich. „Romeo!“, sagte Susan. Mittlerweile studierten wir das Stück schon seit zwei Wochen ein. Ich konnte sowohl ihre, als auch meine Rolle. Auch wenn ich keine davon je aufführen würde. Erstens, war ich kein Mädchen, das gerne so etwas wie eine Prinzessin sein will. Zweitens will ich nicht während des Krieges meinen Reichtum raushängen lassen. Es können sich nämlich nur reiche Leute leisten, in das Stück der Schule zu gehen oder mitzuspielen. Ich war nur reich, weil meine Eltern gestorben waren, als ich zehn Jahre alt war und bei meiner allerbesten Freundin Susan aufgenommen wurde. Drittens kann ich einfach keine Shakespeare Stücke leiden. Die sind mir viel zu schnulzig. Mir würden noch viele andere Gründe einfallen, aber die alle aufzuzählen würde Jahre dauern. Als wir fertig waren, gingen wir in unser Zimmer. Die Treppe hoch und die vierte Tür rechts. Unser Zimmer war groß. Ursprünglich war es nur für Susan gedacht, aber seit ich bei ihr wohnte, war es für zwei Personen und hatte noch immer beängstigend viel Platz. Unsere Betten standen etwa einen Meter auseinandergeschoben voneinander an der linken Wand des Raums. Die Betten waren aus altem weißem Holz mit einem blauen – für mich - und einen rosa farbenen Bettbezug – für Susan- bezogen. In der Mitte des Raums lag ein himmelfarbener Teppich. Der Boden war aus sehr altem, dunklem Parkett. Ein kleiner Schreibtisch stand mit einem Stuhl an der rechten Wand. Es hingen viele Bilder aus unserer Kindheit an der Wand. Ein riesiger Balkon vervollständigte den Raum. Wir setzten uns auf Susans Bett. „Glaubst du, ich schaffe das morgen?“, fragte sie. „Ja Susan! Wieso nicht?“, antwortete ich. Sie zuckte mit den Achseln. „Weiß nicht.“ Ich grinste. „Wieso fragst du dann überhaupt?“ Sie zuckte wieder mit den Achseln. „Ich muss dir unbedingt etwas zeigen!“, sagte ich und stand auf. „Wieder so eine Zauberei?“, fragte Susan. Ich lachte. „Ja! Du wirst schon sehen!“ Ich konzentrierte mich auf das Fenster. Einen kurzen Augenblick später, zersprang die Fensterscheibe. „Wow! Das war… Klasse! Aber wie willst du das bezahlen?“, fragte mich Susan. Ich runzelte meine Stirn „Soweit hast du nicht gedacht, was?“ Ich nickte. „Ich habe so viel auf die Theorie bestanden, dass ich vergessen habe, dass die Fensterscheibe danach nicht mehr im Fensterrahmen ist.“ Susan lachte. „Dann überlege dir einmal einen Spruch oder so etwas ähnliches, um die Fensterscheibe wieder heil da rein zu bekommen!“ Susan stand vom Bett auf und hob eine Scheibe hoch. Sie war winzig. Höchstens so lang wie mein Daumennagel und so breit wie mein Haarreifen. „Wollen wir nicht in die Stadt und uns Glas kaufen?“, fragte ich. Susan starrte mich verdutzt an. „Wenn wir jetzt in die Stadt gehen, sehen uns Mathew und Luce! Vergiss es, da mache ich nicht mit!“, sagte Su. „Sie sollen nicht unsere Kleider sehen? Dann zieh dich doch um!“ „Nein! Weißt du eigentlich wie lange es gedauert hat, bis ich mich umgezogen habe?“ Ich nickte. „Dann hole mal bitte ein anderes Kleid her.“ Susan ging zu dem großen weißen Schrank und öffnete ihn. Sie holte ein wunderschönes himmelblaues Kleid hervor und warf es sanft auf mein Bett. „Das ist deines!“, sagte sie, während sie in dem Schrank weitersuchte. Sie holte ein einfaches, dunkles Kleid heraus. „Seitenwechsel? Normal ist das wohl eher mein Kleid, nicht deines, oder?“, fragte ich. Sie kicherte. „Ja, aber ich will mal probieren, ob mir das passt.“ „Kann ich vielleicht nicht doch ein schlichteres Kleid haben? Dieses ist so prunkvoll. Viel zu schön und luxuriös für mich“, sagte ich. Sie durchsuchte den Schrank ein nächstes Mal und holte ein schlichteres Kleid hervor. Sie hielt es mir vor die Nase. „Besser?“ Ich nickte. Das Kleid war kurz, zu kurz für unsere Zeit und war mir weißen Steinen besetzt. Im Ganzen war es dunkelrot. Ein wunderschönes Kleid. „Ich liebe es! Aber darf ich damit in der Stadt umherlaufen?“ „Ja natürlich, wir sind die oberste Schicht, wir dürfen alles! Vielleicht setzt du damit einen neuen Trend. Bald tragen das vielleicht alle!“, redete mir Susan gut zu. „Von mir aus, ich nehme es.“ „So und wie willst du jetzt das Outfit ganz schnell und unbeschwert wechseln? Etwa mit Zauberei?“, fragte Susan. Ich nickte. „Das meinte ich nicht ernst, Jennifer!“, rief sie entsetzt. „Bitte sieh zu, dass du das Kleid nicht irgendwie zerlegst!“ Ich lachte. „Ich werde versuchen, es nicht zu beschädigen!“ Sie starrte mich an. „Leg los Jen.“ Sie seufzte. Ich starrte das Kleid auf dem Bett von Susan an. Dann das Kleid das sie trug. Sie schwebte hoch und weitete ihre Augen. „Wie?“, fragte sie. Ich antwortete nicht, sondern starrte nur das Kleid an. Meine linke Hand bewegte sich noch vorne. Sie war ausgestreckt, dann drehte sie sich ein bisschen nach rechts, zu dem Bett. Meine rechte Hand streckte sich auch aus, sie drehte sich ebenfalls, dann schwebte das Kleid auf dem Bett auch. Susan starrte das Kleid verblüfft an. „Wie machst…?“ Sie stockte, als das Kleid, dass neben ihr schwebte sich näher auf sie zubewegte. Meine Augen waren auf das Kleid verfestigt. Das Kleid flog auf Susan zu. Sie schrie: „Hilfe Jennifer! Wach auf!“ Ich reagierte nicht drauf. Das Kleid prallte an ihr ab. Das Kleid, das sie trug löste sich und das Kleid neben ihr war plötzlich auf ihrem Körper. Sie grinste. „Wie machst du das, Jennifer?“, fragte sie mich endgültig. Ich grinste und ließ sie wieder auf den Boden sinken. „Ganz ehrlich, ich weiß es nicht!“, sagte ich mit einer rauen Stimme, dann brach ich zusammen. Meine Augen schlossen sich, ich versuchte mich auf dem Boden abzustürzen. Es fühlte sich so an, also würde ich in ein tiefes Loch fallen. Mein Körper kribbelte. Innerlich schrie ich vor Schmerzen. Susan rannte zu mir und hielt mich so, dass mein Kopf nicht auf den harten Holzboden prallte. Der Schmerz wurde immer stärker. Ich konnte mich kaum noch zurückhalten. Ich wollte schreien, aber mein Mund ging nicht auf. Ich befahl ihm, auf zu gehen, aber er wehrte sich krampfhaft. >Bitte! Geh doch auf, ich will schreien! Es brennt so sehr! Es tut so weh!<, dachte ich. Ich fiel immer tiefer in das Loch. Ich versuchte aus der unendlichen Tiefe zu fliehen, aber ich schaffte es nicht, die schwärze zog mich immer weiter nach unten und der Schmerz verstärkte sich Sekündlich. „Jennifer! Jennifer! Sag doch etwas! Jennifer!“, schrie Susan. „Mutter! Komm schnell!“ Ich konnte Susan schreien hören. Ich konnte ihren entsetzten und zugleich besorgten Gesichtsausdruck nicht sehen. Zum Glück. Ich wollte ihn nicht sehen. Ich wollte ihre Tränen nicht erblicken. Tarisa trat in unser Zimmer ein. „Oh mein Gott! Jennifer!“ Sie rannte zu mir und kniete sich auf den Boden. „Was ist passiert?“, fragte sie Susan. „Sie hat einen schweren Zauber ausgeübt, sie hat mich zum Schweben gebracht Mutter! Und dann ist sie zusammengesackt und…“ Ich fiel noch immer. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nur mehr aufwachen und wenn ich das nicht schaffen sollte, dann würde ich einfach nur mehr sterben wollen. Einfach den Schmerz hinter mir lassen. Auch wenn ich erst achtzehn Jahre alt bin, mein Leben sollte enden, dass wusste ich. Irgendetwas wollte, dass ich sterbe. Es war mein Schicksal. Ich wusste schon immer, dass ich mit meiner Gabe nicht lange leben würde. Es war mir schon seit ich acht Jahre alt war, bewusst. Ich hatte immer geglaubt, dass ich älter als dreißig werden würde, aber das würde mir wohl nicht gewährleistet werden. Ich hasse den Tod, ich bin der Meinung, dass der Tod eine Bestie ist. Tarisa legte mir etwas Kaltes über meine Stirn und auf den Oberkörper. Auf den Stellen brannte es am meisten. Die Kälte schwächte die Verbrennung ein wenig, aber sie tat noch immer so weh, dass es kaum auszuhalten war. Ich fiel aber nicht mehr. Ich stand nur mehr in der schwärze da und suchte nach etwas Licht. Ganz hinten sah ich etwas Helles. Ich lief zu dem Etwas hin. Als ich dort war, erblickte ich Tarisa, die über mich gebeugt dahockte. Ich blinzelte, bis ich die verschwommenen Umrisse wieder klar sehen konnte. „Jennifer!“, schrie Susan und umarmte mich. Ich wackelte noch etwas, als ich mich aufsaß. „Wie lange war ich weg?“, fragte ich. „ Drei Stunden“, sagte Tarisa. „Mit Weggehen wird es heute nichts mehr, garantiert!“, sagte sie. Ich nickte. „Ich dachte, ich würde sterben.“ Susan starrte mich an. „Hey Jennfier, du hast du so was auf der Stirn! Sieh mal!“, sagte Susan. Sie holte einen Spiegel und reichte ich mir. Ich sah es. Ich hatte ein Mal auf meiner Stirn. „Was stellt es dar?“, fragte Susan. Ich zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es“, sagte Tarisa und ging. „Ich hole ein Buch!“, schrie sie währenddessen. Wenige Minuten später kam sie völlig verstaubt mit einem alte dickten Buch, dass in rotes Leder gebunden war, wieder. Sie schlug das Buch auf. Tarisa suchte nach etwas. Ich konnte lesen, dass es um Hexen ging. Sie blieb bei einer Seite stehen. „Hier hast du es!“, sagte sie und zeigte mit ihrem Finger auf einen Zeile darin. „Die Verwandlung ist höchst schmerzvoll. Die Person verspürt ein Brennen auf ihrer Stirn und ihrem Brustkörper. Danach erscheint ein Mal auf ihrer Stirn. Meist ein Pentagramm, bei wenigen jedoch ein Kreuz. Wenn dieses Mal erscheint, bedeutet es, das die Person von den Göttinnen Isolde, Cerridwen und Macha ausgewählt wurde.“ Ich staunte. „Oh mein Gott! Das ist ein Märchen! Das kann nicht sein, außerdem wurden alle Hexen schon verbrannt! Es ist unglaublich!“, schrie ich. „Ich glaube es stimmt“, sagte Tarisa. „Wann waren die letzten Hexenverbrennungen?“, fragte ich. Tarisa blätterte im Buch herum. Auf einer Seite blieb sie stehen. „Diese Seite schreibt sich von selbst. Die letzte Hexenverbrennung war am 4.Juni 1892. Sophia Lux starb mit 63 Jahren. Sie wurde erwürgt und dann verbrannt. Dein richtiger Name ist Jennifer Lux. Du wurdest 1745 von deiner Mutter getrennt.“ Ich schluchzte. „Und was muss ich machen, wenn ich auserwählt wurde?“, fragte ich. „Das Buch hüten. Pass gut darauf auf. Ich selbst bin eine Hexe. Die letzte Hüterin des Buches. Jetzt gehört es dir.“, sagte Tarisa. Susan starrte Tarisa an. Tarisa nickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)