Wenn alles zu spät ist... von Cindy ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Was soll ich sagen? Ich habe wenig Erfahrung im Beyblade-FFs schreiben. Ist meine erste. Und ich setze einfach mal als Grundsatz dass das BladeBreakers-Team einen Raum hat, wo sie sich kurz vor dem Kampf aufhalten. Und nach dem Kampf werden dort auch die Neuigkeiten und so besprochen. Keine Ahnung ob das wirklich so ist.^^ Bei dem Titel hat mir SweetC18 auf die Sprünge geholfen. Danke. SHONEN-AI!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! (...)= Mein Senf "..."= Sprechen Außerdem liebe ich es wenn jemand stirbt. Also, nix für Heulsusen.^^ §%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§ "JAAAAAAA!!!! Wir haben gewonnen!" Mit lautem Gebrüll stürzte Tyson zu seinen Freunden. Glücklich fielen sich Max und Tyson in die Arme und begannen auf und ab zu hüpfen. "Wir haben gewonnen! Wir haben gewonnen!", schrieen sie im Chor. Kenny saß noch immer auf der Bank und nickte anerkennend. Schnell begann er Daten in seinen Computer einzugeben. Ray stand auf. "Glückwunsch.", sagte er. Tyson strahlte ihm entgegen und machte einmal lange Peace. Dann schaute er sich suchend um. "Hey, wo ist denn Kai?", fragte er verwirrt. "Schon mal vorgegangen.", antwortete Kenny. Tyson fing wieder an zu strahlen. "Ach, lassen wir mal den Muffel.", meinte er. Rays Gesichtsausdruck verfinsterte sich leicht. Man konnte es kaum erkennen. Sie waren sowieso zu sehr mit ihrem Sieg beschäftigt als das sie es bemerken würden. Er drehte sich leicht von ihnen weg. Muffel. Das traf es wohl passend. Manchmal konnte er Kai nicht verstehen. Aber er würde es so gerne. Ray bekam einen abwesenden Blick. Kai... Warum war er nur immer so abweisend? Das konnte er nicht so richtig begreifen. Aber war es nicht genau dieses Abweisen, was ihn so anzog? Er hatte sich fest vorgenommen diese Schale zu knacken hinter der sich Kai verbarg. Irgendwie würde er das schon schaffen. Er hatte schwere Aufgaben schon immer geliebt. Und wen er auch liebte war Kai... Ja, er hatte sich unglaublich in ihn verknallt. Er liebte einfach diese... Kälte, die Kai immer ausstrahlte. Diese Kälte und die leichte Überheblichkeit. Sie passte so gut zu ihm. Aber er war sich sicher dass sich dahinter ein liebevoller Kai versteckte. Einer, der auch Gefühle zeigen konnte. Er versuchte oft so zu sein wie er. Vielleicht würde er ihn dann endlich beachten. Aber so ganz schaffte er es einfach nicht. Dafür bewunderte er Kai. Wie konnte man es nur schaffen, sich so zu beherrschen? Er schaffte das nicht. Er wusste nicht warum, aber dieses Kribbeln im Bauch, immer wenn er ihn sah, es konnte nur Liebe sein. Kai... "Hey, Ray, was ist denn? Hör auf Trübsal zu blasen! Dazu hast du doch keinen Grund. Freust du dich denn nicht?" Tyson riss Ray aus seinen Gedanken. "Doch natürlich.", antwortete er und lächelte leicht gezwungen. "Kommt, wir gehen am besten.", meinte Kenny und winkte ihnen vom Ausgang zu. Immer noch aufgedreht, liefen Max und Tyson Kenny hinterher. Ray ging, wieder in seinen Gedanken versunken hinter ihnen her. Er wusste nicht warum, aber er hatte so ein komisches Gefühl in der Magengegend. Und je näher er dem Raum kam, desto stärker wurde dieses mulmige Gefühl. Unbewusst beschleunigte er seine Schritte. Schließlich war er am rennen. Irgendetwas stimmte nicht. Er war sich ganz sicher. Jetzt hatte er die anderen eingeholt. Schnell lief er an ihnen vorbei. Sie schauten ihm verständnislos nach. Was hatte er denn? Kurz darauf fingen sie an Ray nachzulaufen. Der stand bereits an der Tür. "Was ist denn?" Keuchend hielt Tyson neben ihm an. "Ich glaube da ist jemand.", gab er leise zurück. Er spürte es einfach. Da war jemand! Etwas war nicht in Ordnung! Vorsichtig griff Ray nach der Klinke. Doch bevor er sie runterdrücken konnte, öffnete sie sich von alleine. Ein verwirrter Mann stand ihnen gegenüber. Er war ganz in schwarz gekleidet. Sein Gesicht konnte man nicht erkennen. Nach ein paar Sekunden hatte er sich wieder unter Kontrolle. Er stieß Ray einfach um, rannte an ihnen vorbei. Alle drehten sich um. Wer war das? Und was machte er in ihrem Raum? Tyson wollte ihm nachlaufen. "AAAAAAAHHHHH!!!!" Mit einer hohen Stimme fing Max plötzlich an zu kreischen und deutete mit schreckgeweiteten Augen in den Raum. Tyson hielt sofort inne. Ray folgte der Richtung in die Max zeigte. Geschockt schaute er auf Kai. Er lag zusammengesunken auf dem Boden und bewegte sich nicht mehr... Kapitel 2: Warum er? -------------------- So schnell es ging rappelte sich Ray wieder auf und stürzte zu Kai. "Kai! Kai! Was ist?" Vorsichtig drehte er ihn so, dass er ihm ins Gesicht sehen konnte. Er war nicht mehr bei Bewusstsein. Was sollte er tun? Er war total geschockt. Nicht fähig sich weiter zu bewegen. Er kniete einfach da, mit Kai leicht in seinen Armen und schaute in seine schmerzvoll zusammengekniffenen Augen. Was war nur passiert? Langsam löste er sich aus seiner Starre und suchte verzweifelt nach der Ursache. Die hatte er auch schnell gefunden. Kais Hemd hatte sich rötlich verfärbt und auf dem Boden hatte sich bereits eine kleine Pfütze gebildet. An der Backe hatte er einen ziemlich tiefen Ratscher. Wahrscheinlich ein Messer. Was hatte dieser Mann nur getan? Er schaute sich um. Knapp neben sich fand er das besagte Messer. Er musste schwer schlucken. Das sah gar nicht gut für Kai aus. Ray kam ein schrecklicher Gedanke. Was... wenn er ihn verlieren würde? Er spürte wie seine Augen langsam feucht wurden. Nein! Er durfte jetzt nicht weinen. Das verbot ihm sein Stolz. Kenny stürzte sofort den Flur hinunter, auf der Suche nach einem Telefon. Er musste unbedingt den Krankenwagen rufen. Vielleicht konnte man Kai noch retten! Max stand immer noch bewegungslos in der Tür. Vorsichtig näherte sich Tyson. "Was ist passiert?", fragte er leise. Ray deutete mit leerem Blick auf das Messer. In ihm trafen zwei völlig verschieden Gefühle aufeinander und vereinten sich zu einer einzigen wirbelnden Spirale. Die Sorge um Kai und die Wut auf diesen unbekannten Mann schlossen sich zusammen und ließen die Wut überwiegen. Rays Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Er nahm Kai vorsichtig auf den Arm und stand energisch auf. Tyson wich sofort ein paar Schritte zurück, als Ray so auf ihn zugestampft kam. Er drückte Kai Tyson in die Arme. "Kümmert euch um ihn!", fauchte er Max an und knallte die Tür lautstark hinter sich zu. In ihm hatte sich eine ungeheure Wut angestaut... und sie musste raus. Er würde diesen Mann schon finden! Mit hochrotem Kopf ging er den Flur ins Freie hinunter. Mit verschränkten Armen und dem Rücken zur Tür stand er da. Seine Augen stur geradeaus gerichtet. Seinen Pupillen wanderten die eine Straße rauf und schwenkten zur anderen über. Auf beiden Seiten des Gehweges waren Büsche, perfekt um sich darin zu verstecken. Er wusste nicht warum... vielleicht war er so sauer, dass er sich das nur einbildete... aber er spürte das dieser Mann in seiner Nähe war. Obwohl, er war sich gar nicht Mal so sicher ob dieser wirklich ein Mann war. Jetzt, wo er im Nachhinein darüber nachdachte sah er eher aus wie ein Junge. So in seinem Alter. Rays Augen wechselten noch einmal die Straßenseite. Da! Da war eindeutig jemand durchs Gebüsch gehuscht. Vorsichtig schlich er sich zur Hecke. Schnell sprang er durch den Busch und nagelte, nach einem kurzen Handgemenge, diesen jemand am Boden fest. "So, jetzt rede! Warum hast du..." Er verstummte. Das konnte doch nicht sein. Ausgerechnet er? "Warum habe ich was?" "D... du? Aber warum?" Er konnte es nicht glauben. Warum hatte er das getan? Das hätte er ihm nie zugetraut. Ihm nicht. Der andere begann zu sprechen: "Warum bist du damals gegangen? Warum hast du die Anderen und mich zurückgelassen? Warum hast du mich nicht mitgenommen? Wenigstens mich. Ray, du hast mir damit das Herz gebrochen." Die ersten Sätze hatte er beinahe geschrieen, den letzten hatte er jedoch nur geflüstert. Mit einer schnellen Bewegung schubste er Ray von sich runter und stand auf. Ray richtete sich ebenfalls auf und stellte sich vor ihn. In ihm kochte immer noch diese Wut. Es war ihm egal, dass er ihn kannte. Und das seit er klein war. Es war ihm egal, dass er sein Freund war. Was er getan hatte, konnte er ihm nicht verzeihen. "Ist das ein Grund Kai umzubringen!?!", schrie er ihm ins Gesicht. Er war unglaublich wütend. Erschrocken wich sein Gegenüber etwas zurück. Dass Ray sich SO aufregen würde, hätte er nicht gedacht. War das... wahre Liebe? Wenn... dann konnte er dagegen nichts tun. Dann musste er sich beugen. "Es tut mir Leid, Ray." Betreten senkte er den Kopf. Als Antwort bekam er einen bösen Blick. "Wenn du Kai wirklich so doll liebst... Es tut mir ehrlich Leid was ich getan habe... Werde glücklich mit ihm, wenn es noch geht." Er drehte sich um und rannte davon. Schnellstens verschwand er im Gebüsch. Er wollte nicht, dass Ray sah, dass er weinte. Er hatte begriffen, dass er nichts gegen diese Liebe tun konnte. Was war nur in ihn gefahren?!? Langsam blieb er stehen. Mit einem Seufzer ließ er sich auf den Boden sinken und lehnte sich gegen einen Baum. Ray war schon außer Sichtweite. Er hatte das Gefühl, dass er ihm nicht folgen würde. Ein paar Tränen liefen noch seine Wangen hinunter. Gedankenverloren richtete er seinen Blick Himmel. Was hatte er eigentlich gedacht? Das Ray sich in ihn verlieben würde, wenn Kai nicht mehr da wäre? So ein Unsinn! Was er gemacht hatte war falsch. Aber jetzt war es zu spät. Er konnte nicht mehr rückgängig machen, was er bereits getan hatte. Er konnte nur hoffen, dass Kai es schaffen würde. Wie hatte er das nur tun können? Er richtete seinen Blick wieder auf den Boden. Immerhin hatte er schon aufgehört zu weinen. Schnell wischte er sich mit der Hand noch mal über die Wange. Dann stand er auf und ging. Es war wohl besser, wenn er Ray einige Zeit nicht mehr sehen würde. Besser für ihn und für Ray. Den Blick wieder in den Himmel gerichtet, machte er sich auf den Weg zu den Anderen seines Teams. Im Unterbewusstsein nahm er wahr, dass sich der Himmel langsam mit dicken schwarzen Wolken verdunkelte. Es würde wohl bald regnen. Da landete schon der erste Tropfen auf seiner Nasenspitze. Er schüttelte kurz den Kopf. Der Himmel spiegelte seine Gefühle tief in ihm wieder. Die Gefühle für Ray. Doch wenn er Kai liebte... Nein! Er musste Ray vergessen. Er wollte es so. Im strömenden Regen ging Lee schweigend nach Hause... Ray schaute ihm ratlos hinterher. War diese Entscheidung richtig?! Er wusste es nicht. Hätte er anders reagieren sollen?! Wahrscheinlich. Vielleicht sollte er ihm nachlaufen?! Lieber nicht. Ray ließ die Schultern sinken. Innerlich bedauerte er seine Entscheidung. Er hätte es ihm wohl nicht so direkt sagen sollen. Irgendwie tat er ihm schon Leid. Und das, obwohl er das mit Kai gemacht hatte... Oh Gott Kai! Er hatte ihn völlig vergessen! Schnell drehte er sich um und rannte zurück. Gerade als er wieder auf den Gehweg kam, fuhr der Krankenwagen weg. Langsam stoppte Ray und blieb schließlich vor der Tür stehen. Mit zusammengebissenen Zähnen schaute er dem Wagen nach. Mist, zu spät! "Wo warst du denn?" Ray wandte seinen Kopf überrascht zur Tür. Kenny stand dort und blickte ihm entgegen. Seinen Computer hatte er wieder unter den Arm geklemmt. Allerdings wirkte er ein bisschen unsicherer als sonst. Mit einer kurzen Bewegung zog sich Ray ein Blatt aus den Haaren. "Wo ich war? Ich möchte nicht darüber reden. Aber, Max und Tyson sind doch sicher bei... Kai... mitgefahren, warum bist du noch hier?", fragte er. "Ich wollte auf dich warten, um dir zu sagen das Kai in das Krankenhaus hier gebracht wird.", antwortete er. "Danke... Jetzt weis ich es ja. Ich gehe dann auch dahin." Mit diesen Worten verabschiedete er sich von Kenny und ging langsam die Straße hinunter. Kenny schaute ihm nachdenklich hinterher. Er würde Ray gerne helfen. Allerdings wusste er nicht so genau wie... Bedauernd schaute Ray auf die Straße vor sich. Lee... Kai... Das war alles zu viel für ihn. Um ihn herum wurde es dunkel. Schnell schaute er zum Himmel. Eine schwarze Wolke verdeckte die Sonne. Bald würde es regnen. Na und? Das konnte ihm doch egal sein. Er hatte ganz andere Probleme. Jetzt fing es auch schon an. Erst ganz leicht. Viele kleine Tropfen fielen auf Rays Gestalt herunter und durchnässten seine Haare. Langsam regnete es immer stärker. Um ihn herum herrschte immer noch diese Dunkelheit. Irgendwie verabscheute er sie. Sie erinnerte ihn an etwas. Er wusste nur nicht so genau was... Er hasste die Dunkelheit! Wütend richtete Ray seinen Blick auf die Straße. Der Regen ließ sie leicht glänzend wirken. Ray blieb stehen. Konzentriert schaute er auf eine Stelle. Als Kind konnte er immer die Formen von Menschen und Tieren erkennen. Vielleicht würde er sich dann daran erinnern was er vergessen hatte. Langsam konnte er etwas sehen. Er kniff die Augen zusammen. Fast... Gleich... Ray wich erschrocken zurück. Es war Kai, den er gesehen hatte! Aber warum ausgerechnet ihn? Ray wich noch weiter zurück, bis ihn eine Wand daran hinderte. Wie hypnotisiert fing er wieder an zu gehen. Am Schluss rannte er wieder. Immer Richtung Krankenhaus. Er wollte zu dem echten Kai und nicht irgendeine billige Imitation vor Augen haben. Natürlich! Deswegen hatte er Kai gesehen. Er rief nach ihm. Das spürte er. Er musste sich beeilen. Im strömenden Regen erreichte Ray endlich das Krankenhaus... Kapitel 3: Kai darf nicht sterben --------------------------------- Mit einer schnellen Bewegung schob er die Tür auf und trat ein. Völlig durchnässt durchquerte er die Eingangshalle und blieb vor dem Informationsschalter stehen. Doch bevor er fragen konnte hörte er wie jemand seinen Namen rief. "Ray." Überrascht drehte er sich um und schaute Tyson entgegen. Er hatte ihn gar nicht bemerkt. "Da bist du ja endlich. Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Wo warst..." "Wo ist Kai?", unterbrach er ihn. Tyson, erschreckt über die plötzliche Unterbrechung und Rays Tonfall, fing an rumzustottern. "Also, es geht ihm nicht... nicht so gut... Die Ärzte haben gesagt er braucht Ruhe." Wieder wurde er von Ray unterbrochen. "Es ist mir egal, was die Ärzte sagen. Ich habe gefragt wo er ist!", sagte er mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme. Tyson wich vorsichtig einen Schritt zurück. Ray machte ihm Angst. Dieses Funkeln in seinen Augen... Dazu noch die leise Stimme. Und das er so ruhig blieb, wirkte auch nicht beruhigend. Er schien richtig gereizt zu sein. Was hatte er ihm denn getan? "Ich wiederhole mich noch ein einziges Mal! Wo... ist... Kai?" Im letzen Satz hatte Ray jedes Wort besonders betont und langsam ausgesprochen. "Er ist... er ist... im dritten Stock. Gleich die erste Tür links.", brachte Tyson mühsam hervor. Warum war ihm das denn jetzt so schwer gefallen. Sah Ray wirklich so Furcht einflößend aus? Oder war es etwas anderes, was ihn dazu bewegt hatte es ihm zu sagen, obwohl Kai doch unbedingt Ruhe brauchte? Doch da war noch was. Er wusste nur nicht so genau was es war. Nicht mit ihm. Etwas mit Ray. Aber was? So kannte er Ray gar nicht. "Danke.", murmelte Ray und ging an Tyson vorbei auf die Treppe zu. Warum war er denn jetzt so gereizt? Er hatte doch gar keinen Grund Tyson anzumaulen. Schließlich hatte er ihm nichts getan. Wahrscheinlich zerrte die ganze Situation an seinen Nerven. Es kam ja nicht alle Tage vor, dass die große Liebe im Krankenhaus landet und im Sterben liegt... Moment mal! Im Sterben liegt? Ray schüttelte den Kopf. So was durfte er gar nicht denken. So schlimm war es sicher nicht... Oder doch? Zwei Stufen auf einmal nehmend ging Ray mehr oder weniger konzentriert die Treppen hoch. Dann kam er oben an. Er streckte die Hand zögernd nach der Klinke aus. Kurz hielt er inne. Irgendwie hatte er Angst vor dem, was ihn hinter dieser Tür erwartete. Er stellte sich in Gedanken schon vor wie Kai aussehen musste. Schnellstens verdrängte er diese Bilder aus seinem Kopf. Bevor Ray sich wieder ganz gesammelt hatte, ging die Tür schon auf und Kenny schaute ihm entgegen. "Ich wusste doch, dass ich etwas gehört habe...", murmelte er, als sich Ray mit gesenktem Blick an ihm und Max vorbei drängte. Jetzt war die Tür schon mal auf. Dann würde er sich auch nicht umdrehen und wieder gehen können. Langsam blieb er an Kais Bett stehen. Vorsichtig hob er seinen Kopf ein Stückchen an. Seine Augen weiteten sich erschrocken. War das wirklich Kai? Sein geliebter Kai? Das konnte doch nicht sein... Vor ihm auf dem Bett lag etwas, was ihm nicht im Geringsten ähnelte. Aber er war es, unverkennbar. Und diese Erkenntnis schmerzte Ray. Wie er vor ihm lag. So hilflos... An ein paar Kabel angeschlossen, mit einem Verband um den Bauch und angespannten Gesichtszügen. Sogar im Schlaf schien er zu leiden. Sein Kai... Hilflos... Leise schloss Tyson die Tür hinter sich. Das Bild das sich ihm bot, weckte verschiedene Gefühle in ihm. Ray stand, immer wieder kleine Winseltöne von sich gebend, an Kais Bett und schien den Tränen nahe zu sein. Kenny stand mit Max hilflos in der Nähe der Tür herum und Beide schienen nicht so recht zu wissen, was man in so einer Situation tun sollte. Zum einen empfanden sie wohl alle Mitleid für Ray und Kai, andererseits wussten sie auch nicht wie sie ihnen helfen konnten... Irgendjemand musste aber den ersten Schritt machen. Vorsichtig ging Tyson auf Ray zu und legte ihm seine Hand auf die Schulter. "Alles in Ordnung?" "Lass mich!", fauchte Ray ihn böse an. "Aber ich will dir doch nur helfen..." Er stoppte. Kenny hielt ihn am Arm fest und schüttelte bestimmt den Kopf. Jetzt wusste er, dass sie lieber gehen sollten. Ray wollte mit Kai alleine sein. Das spürte er nun. "Wir wollen ihm alle helfen Tyson..." Mit einem leichten Nicken deutete er auf die Tür. Zuerst verstand der Angesprochene nicht was er wollte. Als er es nach ein paar Minuten immer noch nicht kapierte zogen Max und Kenny Tyson schweigend aus dem Zimmer. Ray schaute sie mit scharfem und abweisendem Blick an. Seine Tränen konnte er gerade noch unterdrücken. Schließlich schloss sich die Tür leise hinter ihnen. Jetzt war er allein. Allein mit Kai, der immer noch bewegungslos im Bett lag. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem einzigen Lebewesen in diesem Raum zu. Warum nur eines? Er war sich nicht ganz sicher ob er noch lebte. Lebte er noch? Sein Blick wurde trüb. Was war schon ein Leben ohne Kai? Die erste Träne tropfte lautlos auf das weiße Bettlacken. "Was habt ihr denn?", fragte Tyson. "Jetzt sag bloß es ist dir noch nicht aufgefallen.", antwortete Kenny. "Was soll mir aufgefallen sein?" "Komm schon Tyson, das kann doch nicht dein Ernst sein. Sogar ich habe es bemerkt.", sagte Max der, seit Kai in Lebensgefahr schwebte, sehr ernst geworden war. Tyson schaute sie verständnislos an. "Ray liebt Kai!", schrieen sie ihn im Chor an. Kurz darauf hielten sie sich erschrocken den Mund zu. Hoffentlich hatte Ray sie nicht gehört. Angespannt warteten sie auf ein Geräusch aus dem Raum. Vergebens... Ray fühlte wie es ihn langsam aus dieser Welt zog. Dafür erschien eine andere Welt vor seinem geistigen Auge. Er konnte alles durch einen leichten Schleier sehen. In der Wirklichkeit verblassten seine Augen etwas. Eine leicht milchfarbige Flüssigkeit legte sich über seine Pupillen. Seine Kraft ließ nach und er sank auf die Knie, den Kopf leicht auf das Bett gelegt. Das spürte Ray allerdings gar nicht. Wo war er? Er schaute sich um. Augenscheinlich befand er sich in einem Wald. Eine schöne Gegend. Aber das kam ihm hier so bekannt vor. Als wäre er schon öfters hierher gekommen. Als Kind vielleicht? Irgendwie konnte man hier all seine Sorgen vergessen. Wie wunderbar... Eine Welt ohne Sorgen, Kummer und Schmerz... Aber irgendetwas fehlte. Nur was? Etwas, was da sein müsste, es aber nicht war. Seltsam. Was vermisste er bloß in dieser wunderschönen Welt? Angestrengt dachte Ray nach, aber er kam einfach nicht drauf. Was konnte es nur sein? Ein Eichhörnchen hüpfte vorbei und riss Ray wieder aus seinen Gedanken. Ausgerechnet jetzt. Er wäre beinahe draufgekommen. Wollte es ihn etwa genau daran hindern? So ein Unsinn... Was war das nur für ein seltsamer Ort? Und warum war er hier? Vor allem, wie kam er hierhin? Er war doch gerade eben noch... im Krankenhaus... Moment mal! Jetzt wusste er was fehlte. Wie konnte er das nur vergessen? Es war Kai. Kai fehlte. Er war nicht hier. Nicht bei ihm. Aber was bedeutete das? Das er, wenn er sich nicht in ihn verliebt hätte, ein anderes, leichteres Leben führen würde? Vielleicht. Ein Leben ohne Kai... WAS DACHTE ER DA EIGENTLICH??? Ein Leben ohne Kai war für ihn unmöglich. Nicht auszuhalten! Undenkbar. Das wollte er einfach nicht. Was hielt ihn eigentlich hier? Gar nichts. Das war schließlich nur seine Fantasie, die ihm einen Streich spielte. Es musste so sein... Verzweifelt versuchte er sich gegen diese Müdigkeit zu wehren, die ihn langsam überfiel. Es war ein komisches Gefühl... Aber nicht angenehm... Eher Ekel erregend... Unangenehm süß... Widerlich! Er wollte hier weg... Jetzt sofort und ohne Umwege... Seine ganze Kraft bündelnd, versuchte er sich zu konzentrieren. Es fiel ihm außergewöhnlich schwer. Ein leichter Rosenduft betäubte seine Sinne, ließ ihn heftig atmen. Weg... nur noch weg... weg von hier... für immer... Langsam verschwamm der wunderschöne Wald vor ihm. Wunderschön... Von wegen. Er war eine heimtückische Falle für jeden, der nicht aufpasste... Aber er war ihr entkommen! Hoffentlich musste er nie wieder an diesen Ort zurück... Heftig keuchend kam Ray in die Realität zurück. Seine Augen nahmen wieder ihren gewohnten Glanz an und blieben sofort an Kai hängen. Erleichtert atmete er auf. Kai war hier... Es war doch nur eine Fantasie gewesen. Aber sie hätte ihm beinahe den letzten Rest seines Verstandes geraubt. Jetzt war es hoffentlich vorbei... Hoffentlich! Ray ließ die Schultern hängen und schaute Kai traurig an. Er war zwar wieder hier, aber Kai war noch gefangen... in seiner eigenen Traumwelt... Wann würde er wohl endlich wieder aufwachen? Er machte sich so große Sorgen um ihn... Seufzend stand er wieder vom Boden auf und holte sich einen Stuhl, der bisher in einer Zimmerecke gestanden hatte. Wann war er denn zusammengebrochen? Seinen Gedanken nachhängend saß er da und schaute schweigend in Kais Gesicht. Ob sich sein Zustand wohl schon verbessert hatte? Oder war er schlechter geworden? Hoffentlich nicht... Kai sollte endlich wieder wach werden! Bei ihm sein. Und nicht nur körperlich... Verzweifelt ließ Ray seinen Kopf auf die Bettdecke sinken und vergrub sein Gesicht nun schluchzend in dieser. Aus irgendeinem Grund fing er an den ganzen Tag zu wiederholen. Von heute Morgen bis jetzt. Dabei murmelte er ein paar teilweise zusammenhanglose Sätze... Er spürte einen Schmerz. Irgendwo in seiner Magengegend. Es tat entsetzlich weh. Wo war er eigentlich? Das Einzige, woran er sich erinnerte, war dieser komische Mann, oder doch ein Junge? Er hatte ihn in ihrem Raum entdeckt. Anscheinend war auf der Suche nach irgendetwas. Aber was war danach passiert? Er musste wissen wo er war. Mit großer Kraftanstrengung schloss er zitternd seine Hand um ein Stück der Decke. Er musste in einem Bett liegen. Aber da war noch jemand. Er spürte etwas auf der Decke, in der Höhe seines Bauches. Kai konzentrierte sich völlig auf diesen jemand. Nun vernahm er auch Geräusche. Es hörte sich an als ob jemand weinen würde. Und ein paar Worte verstand er. "Kai..." Wer war das? Er musste es wissen. Er nahm seine ganze Kraft zusammen und öffnete seine Augen einen Spalt breit. Zuerst konnte er nichts erkennen. Es war alles so hell. Langsam bildeten sich Formen und Farben ab. Dann konnte er endlich wieder sehen. Er befand sich anscheinend in einem Krankenhaus. Die Lampe genau über seinem Bett brannte und machte ihn halb blind. Aus den Augenwinkeln nahm er ein Fenster war. Es war Nacht. Aber wer war da? Verzweifelt versuchte er diesen jemand in sein Blickfeld zu kriegen. Schließlich schaffte er es auch. Es war Ray! Er saß auf einem Stuhl neben seinem Bett und hatte seinen Kopf in der Bettdecke vergraben. Das war es also was er gespürt hatte. Aber was machte er hier? Und... weinte er etwa? Wieder verstand er ein paar Worte. "Kai... warum musste das passieren?" Was musste passieren? Was meinte er? Was war passiert? Er konnte sich nicht erinnern. "Kai... Wie konnte Lee das nur tun?" Lee? Langsam kehrten seine fehlenden Erinnerungen wieder zurück. Lee sollte es gewesen sein? Aber warum? Bei Mariah könnte er das ja noch verstehen, aber bei Lee... nicht. War Lee etwa auch in Ray verliebt? Ein herzzerreißender Heullaut von ihm riss Kai unsanft zurück in die Wirklichkeit. Es tat weh ihn so zu sehen. Er schien völlig fertig mit den Nerven zu sein. Er wollte ihm helfen. Ihn trösten... Seine Gedanken wurden wieder unterbrochen. "Oh Kai... Du darfst nicht sterben... Dafür liebe ich dich doch zu sehr! Das kannst du mir nicht antun..." Hatte er sich gerade verhört?! Hatte Ray wirklich gesagt, dass er ihn liebte? Das wäre wunderbar. Fast zu schön um wahr zu sein. Schließlich... liebte er ihn auch... Über alles andere auf der Welt... Ray fing noch doller an zu schluchzen und sein Atem ging schon ganz schnell. Das ging zu weit! Er musste etwas unternehmen. Ihn am weinen hindern... Zuerst überlegte er, ob er sich aufsetzen sollte, ließ aber das sofort sein, als ihn ein heftiger Schmerz an die Begegnung mit dem Messer erinnerte. Also war er wohl ernsthafter verletzt... Da hätte er auch eher drauf kommen können. Sonst würde er sich nicht so betäubt fühlen. Irgendwie hatte er fast gar keine Kraft mehr übrig... Ob das das Ende sein sollte? Nein! Noch nicht jetzt... Zuerst musste er Ray noch etwas Wichtiges sagen... Etwas sehr Wichtiges... Aber wie konnte er sich bemerkbar machen? Ray schaute nicht einmal zu ihm. Ob er wohl noch sprechen konnte? Vorsichtig öffnete Kai seinen Mund und wollte etwas sagen. Allerdings presste er seine Lippen und Augen schnell wieder zusammen als ein Stechen von seinem Bauch hoch in den Kopf jagte. Tat das weh! Diese Schmerzen... Sie machten ihn fast wahnsinnig. Langsam öffnete er seine Augen wieder. Es wurde immer schlimmer. Seine Gedanken wurden vernebelt, sein Denken verlangsamt. Die Schmerzen nahmen noch mehr zu. Eine kleine Bewegung von Seiten Rays ließ ihn aufmerken. Sein Kopf lag immer noch in seinen Armen aber er hatte aufgehört zu weinen! Ob er wohl schlief? Er musste es herausfinden. Es Ray sagen. Ihm sagen, dass er ihn liebte. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit... Dessen war er sich sicher. Das würde wahrscheinlich seine letzte Nacht sein... Aber er wollte nicht sterben ohne Ray seine Gefühle gestanden zu haben. Vor dem Tod hatte er keine Angst. Nur, dass er dann ohne Ray sein würde schmerzte tief... Er zuckte zusammen. Es kribbelte unangenehm in seinem ganzen Körper. Was hatte das zu bedeuten? Auf jeden Fall nichts Gutes... Er musste es ihm sagen bevor alles zu spät war... Er sammelte seine restliche Kraft und versuchte verzweifelt etwas zu sagen. Endlich brachte er etwas heraus: "Ray...?" "Ray...?" Jetzt bildete er sich sogar schon ein Kais Stimme zu hören. Seine Augen füllten sich wieder mit Tränen und verschleierten seinen Blick. Auch das leichte Zucken fing wieder an. Er vermisste Kai ja so sehr. Ausdruckslos hob er den Kopf. Leicht blinzelnd schaute er zu Kai, konnte aber nichts Besonderes durch die Tränen hindurch erkennen. Es war doch sowieso nur Einbildung. Wahrscheinlich würde er überhaupt nicht mehr aufwachen.... Er schüttelte heftig den Kopf. Daran durfte und wollte er erst gar nicht denken. Aber was wenn doch? Da war dieser Gedanke schon wieder! Er konnte einfach nichts dagegen tun. Er kam immer wieder. Und er war hilflos gegen diese Macht, die ihm immer wieder neue Fragen und Zweifel aufband. Seine Hoffnung war schon längst unter dem überstarken Gegner untergegangen. Wurde erstickt und für immer aus seinem Herzen verbannt... Aber irgendwo musste sie sich doch versteckt haben. Wartete darauf, dass sich der Feind einen Moment der Schwäche erlaubte um dann zuzuschlagen. Aber das war absurd... Verzweifelt steckte er seinen Kopf zwischen die Arme und begann von neuem zu weinen. Er wollte ihn nicht verlieren. "Ray!" Plötzlich war es totenstill. Er hielt die Luft an. Diesmal bildete er es sich aber nicht ein. Konnte es doch sein?! Nun kam dieser Moment, den er sich gerade noch in seinen Träumen vorgestellt hatte. Hoffnung durchflutete ihn... Vorsichtig hob er den Kopf. Er konnte immer noch nichts sehen. Schnell wischte er sich mit der Hand über die Augen. "Kai!?!" Überrascht schaute er in Kais halb geöffnete Augen. In ihm stieg eine unglaubliche Erleichterung auf. Kai war wach! Er war wirklich aufgewacht! Überglücklich blieb er erst mal vor lauter Freude und Verwunderung sitzen. Er schaute immer nur in seine Augen. Die Augen, wo er dachte sie nie wieder sehen zu können. Aber sein Wunsch hatte sich doch noch erfüllt. Als er sich bewusst wurde, dass er die ganze Zeit nur auf dem Stuhl saß und ihn fassungslos anstarrte, stand er schnell auf und ließ sich neben seinem Kopf auf die Knie sinken. Am liebsten hätte er Kai ganz fest an sich gedrückt aber dessen Gesichtsausdruck verriet ihm, dass er das besser unterlassen sollte. Er hatte schon genug Schmerzen. Aber er war wach! Das war das Wichtigste. Plötzlich kniff Kai krampfhaft die Augen zusammen. Durch seinen Körper lief ein heftiges Zittern und er fing an zu husten. Zuerst noch mit Abstand dazwischen was sich bald verschlimmerte. Es wurde immer schlimmer bis Kais Gesicht völlig ausdruckslos wurde und sich sein Körper vollends entspannte. Vorsichtig kam Ray ihm näher. "Kai?", kam es in einem wimmernden Ton aus seinem Mund. "J... Ja.", war die leise Antwort. Es hörte sich unglaublich schwach an. Was sollte er bloß tun? Was konnte er tun? Er wollte ihm helfen, aber wie? "Ra... ay?" Diesmal war es Kai, der fragte. "Was ist?", meinte Ray besorgt. Er öffnete noch mal die Augen. Man sah ihm richtig an, dass ihm das sehr schwer fiel. Er schaute Ray direkt ins Gesicht. Er wollte noch mal in diese schönen Augen blicken. Normalerweise fand er immer ein freches Funkeln. Doch jetzt las er nur Besorgnis, Angst und Furcht in ihnen. Das schmerzte. Dass Ray etwas so fertig machen könnte, hatte er nicht gewusst. Man musste ihn doch irgendwie wieder aufheitern können. Einen Weg gab es immer. Kai fing wieder an zu husten. Die Frage war nur, ob er bis dahin noch Zeit hatte. Stockend holte er Luft. Dieses Stechen in der Brust wollte einfach nicht mehr weggehen. Es schnürte ihm fast gänzlich die Luft ab. Jetzt war es dann wohl vorbei... "Ich wollte dir noch etwas sagen Ray." Mit seiner letzten Kraft hob er seinen Kopf ein Stück und flüsterte Ray ins Ohr: "Ich... liebe dich." Erschöpft ließ er sich zurück sinken und versuchte verzweifelt wieder zu Atem zu kommen. Dabei behielt er Ray so gut es ging in den Augenwinkeln. Er erwartete eine Antwort von ihm, doch die blieb wohl aus. Sein Gegenüber starrte ihn nur fassungslos, aus großen Augen, an. Warum sagte er denn nichts? Irgendetwas. Er wollte noch einmal Rays Stimme hören! Nur noch einmal... Bitte! Kai spürte wie sein Körper noch einmal krampfhaft zuckte, dann wurde alles um ihn herum schwarz. Rays Gesicht verblasste, verlor seine Konturen und verschwand schließlich ganz in dem unheilvollen schwarz. Zu spät... Jetzt war es endgültig aus! Er konnte nicht mehr. Es war vorbei... Was hatte Kai da gerade gesagt? Er liebte ihn? Ray war viel zu geschockt um reagieren zu können. Ungläubig schaute er Kai an und sah mit schrecken, dass sich dieser unter Schmerzen zusammenzog. Er wollte etwas sagen, war aber unfähig sich zu bewegen geschweige denn den Mund aufzumachen. Hilflos schaute er mit an, wie alles Leben aus seinem geliebten Kai heraus zu sickern schien. Warum hatte Ray nichts gesagt? Nur ein Wort... Nein... Er hatte es nicht getan... Ihn im Stich gelassen... Doch er war ihm nicht böse... Wie könnte man einem so unschuldigen Geschöpf auch nur eine Sekunde etwas übel nehmen? Er liebte Ray für immer und ewig... Egal, was er tat... Er hoffte Ray würde seine alte Fröhlichkeit wiederkriegen... Ihm zuliebe... Mit diesen Gedanken verlor Kai sein Bewusstsein und tauchte in eisige Kälte ein... Kälte ohne ein entkommen, ohne Hoffnung, ohne Licht... Ohne Licht? Aber dort vorne, sah er doch etwas leuchten... Sollte man noch einmal erbarmen mit ihm gehabt haben? Langsam ließ sich Kai auf dieses Licht zutreiben. Gespannt übertrat er die Schwelle zu einer anderen Welt... Mit einem Ruck fasste Ray sich wieder. "Kai! Kai! Du darfst nicht sterben! Du kannst mich doch nicht allein lassen... Ich brauche dich doch!", schrie er panisch, die Situation erst jetzt richtig realisierend. Doch diesmal bekam er keine Antwort. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Das wollte er nicht wahrhaben. "Nein! Nein!! Kai..." Langsam bahnten sich heiße Tränen den Weg über seine Wangen. Tränen der Verzweiflung und Trauer. Er fühlte sich schwach. So schwach und hilflos. Immer stärker lief die salzige Flüssigkeit über seine Wangen und tropfte auf Kais kalte Hand. Er musste doch irgendetwas tun können. Leider wusste er nicht was. Jetzt, wo Kai seine Hilfe am dringendsten brauchte konnte er nichts tun. Absolut nichts. Innerlich aber wusste er dass es sowieso schon zu spät war. Doch er wollte es nicht wahr haben. Das durfte einfach nicht sein... Ein schwacher kühler Wind wehte durch das Zimmer und lies seine Haare leicht wehen. Schnell trocknete dieser Wind seine Tränen. Es erinnerte ihn an Kais Hand, die sie ihm aus dem Gesicht strich. Aber das würde nun niemals passieren. In einer Sekunde wurden all seine Hoffnungen für die Zukunft zerstört. Seine Hoffnungen mit Kai. Kai... Mit leeren Augen drehte sich Ray zum gekippten Fenster um. Irgendwie zog ihn die Dunkelheit, die draußen herrschte magisch an. Sie sah so verlockend aus. So... zeitlos. Ohne Schmerzen. Ohne Sorgen. Ohne Kummer. Ohne irgendwelche Probleme. So wunderbar. Wie diese eine Welt vorhin. War das ein Zeichen? Ganz kurz blitzte ein Gedanke in seinem Kopf auf. Was wenn er...? Ja! Er sah einfach keinen anderen Ausweg mehr. Ohne weiter zu überlegen, stand er auf und wankte, mehr als das er ging, zum Fenster. Ohne richtig zu wissen was er tat, öffnete er es ganz. Mit einem kleinen Sprung war er auf dem Fensterbrett. Ganz kurz wehte der Wind noch einmal in das Zimmer. Ray atmete tief ein und schloss seine Augen. Dann sprang er... Er spürte wie er fiel. Immer tiefer. Unaufhaltsam. Aber er wollte es so. Er war froh darüber. Für ihn hatte das Leben keinen Sinn mehr. Jetzt wo Kai weg war... Vor seinem geistigen Auge flog alles an ihm vorbei. So wie in der Wirklichkeit auch. Einzelne Bilder blieben hängen. Seine Eltern. Wie er Drigger bekommen hatte. Die Champion Ship. Die White Tigers. Seine Freundschaft mit Mariah. Wie er Kai kennen gelernt hatte. Die BladeBreakers Max, Tyson, Kenny. Glückliche Momente. Traurige Momente. Kais Tod... Eben alles. Sein ganzes Leben. Doch das war nun vorbei. Er wollte zu Kai! Und niemand würde ihn davon abhalten können. Ray lächelte leicht. Ja, er würde Kai folgen. Ohne ihn konnte und wollte er nicht mehr Leben. Und das tat er auch bald nicht mehr. Ray öffnete noch ein letztes Mal die Augen und schaute nach unten. Der Boden kam ihm immer näher. Bald würde es vorbei sein. Er freute sich darauf. Endlich war es soweit. Nur weil er so spät reagiert hatte, konnte er Kai nicht sagen, was er für ihn empfand... Das er ebenfalls Gefühle hegte... "Kai! Ich komme!" ...Eine einzelne Träne zersprang lautlos am Boden... Kapitel 4: Bleib für immer bei mir ---------------------------------- Langsam öffnete er die Augen. Ein überraschtes Blinzeln folgte. Wo war er denn jetzt gelandet? Sich umschauend ging er den langen weißen, aber zugleich auch dunklen Flur, Tunnel entlang. Ein leichter Nebel schwebte über dem Boden und reichte ihm ungefähr bis zu den Knien. Das verlieh diesem Gang einen geheimnisvollen, unergründlichen Eindruck. Wo war er hier bloß? Gerade eben sah er doch noch wie der Boden immer näher kam... und jetzt stand er hier! Aus seinem Rücken guckten zwei kleine, zarte weiß-lilane Flügelchen hervor. Seine normale Kleidung hatte sich in eine Art weißen Rock verwandelt. Träumte er etwa? Nein, dazu war dieses Gefühl, das Gefühl von Geborgenheit, einfach viel zu real. "Ray...? Bist du das?" Er vernahm eine leise, flüsternde Stimme. Es hörte sich so an, als ob die dazugehörige Person genau neben ihm stehen würde. Andererseits hörte sie sich weit entfernt an. Es war ein komisches, aber auch bekanntes Gefühl was diese Stimme in ihm weckte. Ein angenehmes Prickeln breitete sich in seinem Bauch aus. Hinter sich hörte er ein kleines Geräusch. Es klang beinahe wie der Flügelschlag eines Vogels, der sanft und leise, fast lautlos durch die Nacht schwebte. Verwirrt drehte er sich um. Wer war da? "Wo bist du?", rief er mit sanfter Stimme. Innerlich erschrak er leicht darüber. Gehörte diese wohlklingende Stimme wirklich zu ihm? Und warum fragte er wo sie war, und nicht wer sie war? Wusste er die Antwort vielleicht schon? Tief in sich? "Ich bin hier...!", flüsterte die Stimme zurück. Er allerdings konnte nicht erkennen aus welcher Richtung sie kam. Er drehte sich noch einmal um. Wem gehörte sie nur? Er konnte sie nicht einordnen. Dann erklang wieder dieses Flügelschlagen. Ganz dicht hinter ihm. Oder doch vor ihm? Eine kleine weiße Feder streifte sanft seine Wange. Noch einmal umdrehend, schaute er erwartungsvoll an den, aus weißem Licht bestehenden Wänden, entlang. Vorsichtig ging er einen Schritt in die Richtung in der er die Person dieser süßen Stimme vermutete. Er hatte keine Angst. Er fühlte sich in absoluter Sicherheit. Er wusste nicht warum, aber hier würde ihm niemand etwas tun. Das wusste er einfach. Lauschend näherte er sich der Lichterwand. "Komm hierher... Komm Ray!", lockte ihn die zärtliche Stimme. Vertrauensvoll folgte er ihr. Wo würde sie ihn hinführen? Langsam bildete sich eine Figur in dem Weiß einer Wand. Er blieb stehen. Wer war das? Noch war sie ziemlich unscharf zu sehen, nahm aber immer festere Konturen an. Mit einem schnellen Blinzeln seinerseits war die Person nun völlig erkennbar. Seine Augen weiteten sich ein kleines Stück und er öffnete seinen Mund leicht. War das wirklich...? Mit einem Schritt nach vorne löste sich die Person von der Wand und stand ihm nun in einigem Abstand gegenüber. Sie schenkte ihm ein zartes Lächeln und ließ ihre kleinen weiß-lilanen Flügelchen kurz auf und ab schlagen, wobei sich wieder ein paar Federn lösten und um Beide herum und dann davon schwebten. Sie ging noch einen Schritt auf ihn zu legte sanft die Arme um ihn. "Du bist wirklich gekommen...!", flüsterte sie leise und glücklich in sein Ohr. "Ja... Ja, ich konnte nicht mehr ohne dich...", gab er zur Antwort und schaute ihm tief in die Augen. Sie waren so wunderschön, unergründlich, geheimnisvoll... und voller Liebe. Liebe für ihn! Wieder standen ihm Tränen in den Augen. Doch diesmal war es vor Freude, vor Glück. Langsam bahnten sie sich ihren Weg seine Wangen herunter. Vereinten sich bei seinem Kinn und tropften schließlich in regelmäßigem Abstand in den feinen Nebel um sie herum. Er war es wirklich... Er war es. Er war hier. Bei ihm! Langsam hob sein Gegenüber die Hand und strich ihm sanft die Tränen weg. Sofort erinnerte er sich an den Wind im Zimmer. Nun war sein Wunsch doch noch wahr geworden... "Bleibst du jetzt für immer bei mir?", fragte er leise und legte seinen Kopf auf dessen Brust. "Natürlich... Für immer. Ich werde dich niemals wieder alleine lassen... Niemals!" In ihm breitete sich ein unbeschreibliches Glücksgefühl aus. Sie hatten das Paradies gesucht... zusammen! Sie hatten gelitten... zusammen! Und jetzt würden sie hier bleiben... zusammen... für immer! "Danke Kai. Danke..." ~O~w~a~r~i~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)