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Schatten [Harry/Luna]

Für abgemeldet
 

„Luna?“

Abrupt blieb Harry stehen, als er die Hexe entdeckte, die hinter einer der Tribünen über den Boden kroch. Ihre langen, blonden Haare fielen über ihre Schultern und kehrten die Holzkonstruktion wohl eher unfreiwillig.

Harry wischte sich abwesend den Schweiß von der Stirn – das Quidditchtraining war sehr intensiv gewesen – und schwang sich abermals auf seinen Besen, um die paar Meter, die ihn von Luna trennten, zu überwinden. Auf gleicher Höhe mit ihr blieb er in der Luft schweben und verrenkte sich fast den Kopf, als er versuchte einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen.

„Hast du etwas verloren?“

Eigentlich war das eine dumme Frage, da Lunas schimmernde Augen ganz konzentriert auf den Boden vor sich gerichtet waren. Erst endlose Sekunden später hob sie den Kopf und taxierte Harry mit einem verträumten Blick.

„Oh. Hallo“, grüßte sie, als hätte sie seine Frage erst gar nicht gehört. Harry seufzte und versuchte es mit einer anderen.

„Was suchst du?“

„Meinen Schatten.“

Es war gut, dass Harry das Fliegen im Blut hatte, anderenfalls wäre er nun von seinem Besen gesegelt.

„Wie bitte?“, hakte er verdutzt nach, doch Luna antwortete ihm nicht mehr. Stattdessen kroch sie ein paar Meter weiter.

„Ich bin mir sicher, dass ich ihn hier noch gesehen habe. Das war beim letzten Spiel gegen Slytherin. Ich weiß noch ganz genau, wie ich bewundert habe, dass mein Schatten wirklich wie der eines Löwen aussieht…“, nuschelte Luna vor sich hin, während Harry fieberhaft überlegte, was er tun sollte. Ein Mensch konnte doch nicht wirklich seinen Schatten verlieren, oder? Andererseits wusste er sehr wohl, dass wenn es jemand zustande brachte, es definitiv Luna Lovegood war.

„Ich helfe dir“, bot er an, weil er vermutete, dass dies der einzige Weg war, um sie davon abzuhalten, sich die Knie weiter wund zu schürfen.

„Wirklich?“, gluckste Luna erfreut und richtete sich auf.

Harry nickte und flog dicht an die Tribünen heran.

„Ich glaube aber nicht, dass du ihn hier findest.“

„Bist du dir sicher?“

„Absolut. Steig auf.“

Dies schien Luna zu genügen, denn sie stand auf und kletterte hinter Harry auf seinen Besen. Ohne dass er sie dazu auffordern musste, schlang sie fest die Arme um seinen Bauch und ließ ihn spüren, dass er heute zu viel gefrühstückt hatte. Langsamer als wenn er allein gewesen wäre, steuerte Harry den Rasen an und landete weich.

Die Stelle, die Luna abgesucht hatte, war um diese Uhrzeit ein schattiger Platz, weshalb Harry absichtlich in der Sonne gelandet war. Er war davon überzeugt, dass sie nun spätestens ihren Schatten zurückhaben müsste.

Als er jedoch vom Besen stieg und sich umdrehte, war da immer noch nichts. Luna stand mitten in der Sonne und hatte keinen Schatten. Harrys Augen weiteten sich, denn nun gingen ihm die Ideen aus.

„Luna, hast du in letzter Zeit vielleicht einen neuen Zauberspruch ausprobiert?“, fragte er gespielt beiläufig und runzelte die Stirn.

„Nein, wieso?“

„Nur so.“

Harry räusperte sich, weil diese Situation wirklich merkwürdig war, aber er war nicht gewillt so leicht aufzugeben. Es gab dafür bestimmt eine sinnvolle, mit Sicherheit aber magische Erklärung.

„Vielleicht bin ich ja ein Geist?“, durchbrach Lunas Singsangstimme die plötzlich entstandene Stille.

„Unsinn“, zischte Harry, streckte aber dennoch die Hand aus, um Lunas Schulter zu berühren. Sie war warm und gehörte definitiv zu einem lebenden Körper.

„Belästigt er dich, Luna?“, rief eine erheiterte Stimme über das Feld. Sie gehörte George Weasley, der gerade die Umkleide verlassen hatte und seinen Besen hinter sich herzog. Kurz darauf schlüpfte auch schon der zweite rote Haarschopf aus dem Zelt. Hastig zog Harry seine Hand zurück, obwohl er sich nichts vorzuwerfen hatte.

„Harry hilft mir meinen Schatten wiederzufinden“, erklärte Luna und ihre Ohrringe klimperten, als sie den Kopf schieflegte. „Auch wenn ich mich nun ein wenig leichter fühle. Ich wusste nicht, wie schwer so ein Schatten eigentlich ist.“

Die Zwillinge tauschten kurze Blicke aus und brachen in schallendes Gelächter aus. In diesem Moment dämmerte es Harry, was passiert sein musste. Er war sich ziemlich sicher, die Schuldigen gefunden zu haben.

„Luna, ich glaube, ich habe deinen Schatten soeben gefunden“, murmelte Harry und marschierte entschlossen auf die beiden Weasleys zu.

„Wirklich? Schade. Ich glaube, ich habe mich bereits daran gewöhnt ohne ihn zu leben“, seufzte Luna, zuckte jedoch mit den Schultern und folgte Harry, bei jedem dritten Schritt in die Höhe springend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-06-22T16:55:23+00:00 22.06.2015 18:55
Ach Gott, Lunas ätherische und weltfremde Art ist bezaubernd! Ich musste so lachen, weil ich natürlich annahm, sie hätte irgendetwas Harmloses verloren. Eine Phiole zum Beispiel oder einen Ohrring. Als ob! Harrys Gesicht, Worte und Reaktionen passten einfach genial zum Quidditch-Sucher! Da ist ein Prise Hilfsbereitschaft dabei, ein bisschen unfreiwillige Komik (ja ja, das böse Frühstück) und abgerundet wird das durch seine scharfsinnige Kombinationsgabe.
Ich glaube, ich muss gar nicht erwähnen wie teuflisch ich bei den Zwillingen begann zu grinsen ... und wenn ich keine Angst davor hätte, was die an Luna ausprobiert haben, würde ich Harry noch mehr anfeuern auf sie zuzugehen. Hach, leider war es an der Stelle dank offenem Ende auch schon wieder vorbei.

Ein weiteres, fantastisches Kapitel aus deiner Feder. Vielen Dank für den erfüllten Wunsch! <3
Morgi


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