Grün steht dir überhaupt nicht, Shizu-chan! von Malignitas (Shizaya) ================================================================================ Kapitel 1: Endstation: Leichenhalle ----------------------------------- "Grün steht dir überhaupt nicht, Shizu-chan~" 1. Endstation: Leichenhalle Das hier, genau heute, war der mit Abstand bescheuertste Tag in Shizuos Hewajimas Leben und niemand, absolut niemand, könnte ihm das Gegenteil beweisen. Wieso sollte auch jemand? Jeder kannte wohl oder übel das ewige Katz- und Mausspiel zwischen ihm und Izaya Orihara (dieser ist wohlbemerkt die Maus) und sie waren daran gewohnt, an all diese fliegenden Objekte, Getränkeautomaten und Straßenschilder, an all den Lärm spät in der Nacht. Aber dass so etwas passiert, wie heute, nein, dass hätte wohl keiner erwartet. Und dass das „Monster“ von Ikebukuro das Erste mal in seinem Leben erkältet war, noch dazu Ende Sommer, war nahezu unglaublich wie unmachbar, außer natürlich man würde ihn für ein paar Stunden in einen Gefrierschrank setzten. Aber jetzt mal im Ernst, so was würde doch niemals- Oh Moment mal, genau das war ja die Ursache dafür, dass Shizuo nun mit laufender Nase, völlig verärgert und mit einem unmenschlichen Drang eine gewisse Person zu zerquetschen wie einen lästigen Floh durch die Straßen Ikebukuros eilte, während er schräge und verängstigte Blicke von einigen Passanten erhielt, was jedoch keine weiteres Wunder war bei dieser dunklen Ausstrahlung und den dreckigen und teilweise zerrissenen Klamotten. Was jetzt eigentlich überhaupt so Schreckliches an diesem Tag passiert ist, wollt ihr wissen? Nun, alles begann damit, dass „Tom und Jerry“ sich am falschen selben Ort befanden, zur falschen selben Zeit... und jeder weiß ganz genau, was das bedeutet. „Oh, Shizuo-kun, komm rein. Sushi guuuut. Machen Lachen auf Gesicht von Shizuo-kun auch gut“, sagte eine heitere, tiefe Stimme über die Menschenmasse hinweg und eine Hand legte sich von hinten auf Shizuos Schulter. Reflexartig drehte er sich um. „Ah, Simon.“ „Du sehen schlecht aus. Iss Sushi. Sushi machen glücklich!“ Und ohne eine Antwort von ihm zu erwarten drängte Simon den kleineren Mann durch die Eingangstür, drückte ihn auf einen freien Platz und verschwand um eine Menükarte zu holen. Ein leises Seufzen entkam ihm zuerst, doch langsam zeichnete sich ein leichtes Lächeln auf Shizuos Lippen. Er hatte frei, keine Pflicht den Bodyguard von Tom zu spielen und er saß bereits um neun Uhr in der Früh in einem Sushirestaurant. Vielleicht würde der Tag doch nicht so langweilig werden und das Wetter schien heute auch mitzuspielen, wer weiß, möglicherweise könnte er wieder einmal ruhig durch die Stadt bummeln, nicht so wie letztes mal, als es aus Eimern schüttete wie sonst was und er seinen freien Tag in seiner winzigen Wohnung verbringen musste und es irgendwie geschafft hatte das halbe Stromnetz in Ikebukuro lahm zulegen mit seinem Computer. Aber das ist eine andere Geschichte, welche nur die Moral trägt, dass nicht jeder Mann technikbegabt ist. Simon riss ihn wieder aus den Gedanken: „Shizuo-kun haben heute frei?“ „Ja, Tom ist heute bei nem, ähh, Geschäftspartner, ähh, geschäftlich natürlich wegen einem, äh, Geschäftsessen, genau, ganz geschäftlich“, sagte er schnell, während er die Karte entgegennahm. Dass Tom in Wirklichkeit Probleme hatte, weil dieser aus Versehen bei ein paar unschuldigen Leuten eine Riesensumme Schulden eingetrieben und deswegen Stress mit seinem Chef bekommen hatte, konnte er wohl schlecht sagen. „Schön, schön. Du haben viel Zeit. Viel Sushi essen. Du wollen grünen Tee?“ „Ja, klar.“ Langsam blätterte er die Menükarte durch. „Mh... ich glaub ich nehm Kappa und Epi Maki... oder lieber doch was anderes?“ „Hier Tee, ich kommen gleich wieder für Bestellung.“ „Danke, Simon.“ Weiter wendet er die Karte auf die nächste Seite unbemerkend, dass im selben Moment die Tür aufging und wieder zu. Das Glöckchen am Eingang klingelte, ein paar Schritte hallten im Restaurant. Die Karte weglegend nahm Shizuo seine Tasse grünen Tee, nippte kurz daran und- PLATSCH Sein ganzes Gesicht war über und über voller heißem Tee, welcher mit einem Schwall seine Kleidung runterfloss, die Tasse zerbrach am Boden, blitzschnell und ruckartig stand er auf, die Hitze des Tees brannte sich in die Haut und ließ ihn automatisch auf stehen, sodass sein Stuhl umkippte und der Tisch etwas holperte. Jemand hatte ihm seine eigene Hand mitsamt der Tasse angehoben, während er getrunken hat. „Ihahaha, neee Shizu-chaaaaan ~~~? Grün steht dir überhaupt nicht, weißt du das schon? Lässt dich irgendwie so abgespannt wirken“, brach eine Stimme unter Gelächter aus. Ohne sich umdrehen zu müssen, wusste er, wer es war. Izaya Orihara. „IZAAAYAAA-KUUUN! Ich bring dich um!“, brüllte der Blondhaarige los, wobei der nasse heiße Tee fast schon vergessen war und er sofort regelrecht kochte vor Wut. Ausgerechnet an seinem freien Tag muss dieser Kerl ihn wieder mal zur Weißglut treiben? Nein, nicht mit ihm. „Hahaha, fang mich doch! Ah, und so nebenbei, rot ist auch nicht unbedingt deine Farbe.“ Ein hämisches Grinsen machte sich breit, jedoch wusste Izaya genau, dass dies auch der Augenblick ist, an dem er davonrennen musste, wenn er nicht als Gelee mit Oriharageschmack enden wollte. Es machte aber einfach zu viel Spaß, den anderen den Tag zu verderben und sogar doppelt soviel, wenn er ihm zufällig begegnet wie gerade eben. Es war zu einfach. „Ahahaha“ Mechanisch rannte Izaya zu Tür, wäre er auch nur eine Sekunde zu spät losgestartet, läge er nun unter einem Tresen begraben. Und er lief, er lief schleunigst davon. Er liebte es, das Adrenalin. Wie es durch seine Venen gepumpt wurde, das Gefühl zu wissen, wenn er stoppen würde, wäre er des Todes, hätte er nicht noch sein Springmesser. Mit einer scharfen Bewegung bog er schlagartig in eine engere Gasse. Nicht weit hinter ihm verfehlte ein Getränkeautomat seinen vorherigen Platz. Leicht stolpernd folgte ihm Shizuo. „Du verfickter Bastard!“ Er sprintete nun so schnell ihm hinterher, dass die umliegenden Menschen, Gebäude und alles andere nur noch verschwommen an ihm vorbeizogen. Der Wind beim Lauf schnitt sich in das Gesicht und seine Augen begannen zu Tränen. Plötzlich schallte erneut ein Lachen von Izaya zu ihm. „Neee, Shizu-chaaaan~~~? Wieso läufst du mir hinterher? Wenn du ein Date willst, brauchst du mich nicht zu stalken!“ Mit einem heftigen Absprung machte er einen Satz über einige Bahngleise. „IZAAYAAA-KUUN!“ Unbeherrscht sprang Shizuos hinterher, ein ohrenbetäubender Knall und ein grässliches Quietschen von gegeneinander pressendem Metall ertönte gemeinsam mit einem überwältigendem Schmerz auf Shizuos kompletter rechter Seite. Ein Zug hatte ihn erfasst, Izayas Gelächter und der Satz „Na, wohin geht denn die Reise Shizu-chan? Bring mir was mit, jaaa?“ entfernten sich mit hoher Geschwindigkeit. Ein Schrei einer Frau, Shizuo ist wieder auf denselben Trick reingefallen, nur war es diesmal ein Zug und kein LKW gewesen... „Scheiße...“... der Rest, er war schwarz. Mit unfassbaren Kopfschmerzen wachte Shizuo auf und ein pulsierender Schmerz machte sich in seiner rechten Schulter breit. „Ah, verdammt, was ist passiert? Ah ja, dieser scheiß Zug. Wenn ich den in die Finger kriege... Argh, man ist es eng hier, wo zur Hölle bin ich hier überhaupt. Shit, ich kann nichts sehn... Wieso ist es hier so dunk-du- HATSCHI! Alter, wieso ist es so arschkalt hier?... Metallwände, irgendwo muss ich doch hier rauskommen?“ Shizuo lag in einer Art Metallbox, es war ziemlich kühl und langsam bemerkte er auch den strengen Geruch nach Desinfektionsmittel und Putzmittel. Vorsichtig betastete er die Wände in Hoffnung eine Seite aufmachen zu können. Fehlanzeige. Mit einem unwohlen Gefühl starrte er in die Dunkelheit. „Nur keine Panik, hier gibt es schon ne Öffnung oder so was... na ja, denk ich mal. Ach vergiss es, ich mach mir ne Öffnung, immerhin werd ich nicht umsonst Monster genannt...“ Mit einem Ruck schlug er seine Füße gegen die hintere Wand, das Metallstück fiel heraus und ein gedämpfter Lichtstrahl leuchtete ihm von dort entgegen. Schließlich konnte er mit etwas Schwierigkeiten aus der Box herauskrabbeln. „So und jetzt, mh? Moment mal... was ist das an meinem Fuß? ...Shizuo Hewajima... Wieso steht da mein Name auf dem Zettel? Und was ist das überhaupt ein Raum?“ Das Zimmer war komplett mit weisen Kacheln bedeckt, eine einzige Tür führte hinaus, ein paar Tische, verschiedene Instrumente, Skalpelle und Reinigungsmittel standen in der Mitte, auf der einen Wandseite war ein metallener Schrank aus dem sich Shizuo vor wenigen Sekunden befreit hat. Mit einem Schlag dämmerte es ihm. Der Zettel an seinem Fuß, der Schrank, die ganzen Geräte, die Eiseskälte. „Heilige Scheiße, wieso in aller Welt wach ich in nem Kühlraum für Leichen auf? Kann es sein... Shit, die dachten ich wär tot nach dem Aufprall mit dem Zug... schauen die Ärzte überhaupt nicht mehr nach ob man noch lebt oder was geht hier grad ab?“ Ein weiteres Niesen brach erneut die unheimliche Stille... „Egal, ich hau ab, oh Mann, wie lange ich wohl da drin lag? Wenn ich nicht zur Arbeit erschienen bin, dann, dann ist’s aus für mich! Und das alles nur weil dieser Zirkusfloh.... ARGH!“ Mit eiligen Schritten ging er durch die Tür, entlang eines langen Flurs, eine Treppe hinauf, ja, das war eindeutig das Krankenhaus in Ikebukuro, da war sich Shizuo sicher, eine kleine Nebentür führte ihn endgültig hinaus. Draußen war es bereits etwas dunkler, wahrscheinlich musste es schon acht oder neun Uhr abends sein. Auf einmal fing seine Nase an fürchterlich zu laufen. Erst jetzt sah er wie übel zugerichtet er eigentlich aussah. Sein Kellneranzug war voller Dreck, ein riesiger Fleck von grünem Tee war auf seinem Hemd, überall waren Stellen teilweise aufgeschürt oder bereits eingerissen und eine hässliche, vertrocknete, alte Blutspur lief von seinem Kopf hinab. Beherrscht griff Shizuo nach einer noch ganzen Zigarette in seiner Tasche und zündete diese mit seinem noch zum Glück ganzem Feuerzeug an, inhalierte stark und setzte seinen Weg zurück zu seiner Wohnung an. Das nächste Mal würde jemand anderes im Leichenschrank landen aber sicherlich nicht wieder aufwachen. Dafür würde Shizuo eigenhändig schon sorgen. Das hatte er sich geschworen. Sooo, falls es bis jetzt noch niemand gemerkt hat, alle wörtlichen Reden, die kursiv geschrieben sind, sind Gedanken ^-^ Ich liiiebe dieses Pairing sooo sehr, die sind so süß zusammen :D Im nächsten Kapitel kommen mehr die Gefühle ins Spiel, das erste Kapitel dient mehr so als Einführung schon fast. Wär super lieb, wenn ihr mir ein Kommi oder so hinterlassen könntet um zu sagen wir ihr das so findet bis jetzt und ob es sich lohnt noch weiterzuschreiben ♥ Und jetzt schon mal dankeschön fürs lesen :) Kapitel 2: Wusstest du schon, dass du Selbstmord begannen hast? --------------------------------------------------------------- 2. Wusstest du schon, dass du Selbstmord begannen hast? In Ikebukuro war es still. Zu still. Natürlich war noch der Verkehrslärm und das Geschnatter hunderter Leute in der Luft aber irgendetwas fehlte. Seit genau zwei Tagen war es fürchterlich ruhig gewesen in diesem Tokyoter Stadtteil. Entnervt zerdrückte Shizuo seine Zigarette mit seinem Fuß aus, die er kurz zuvor hinab auf die Straße geschmissen hatte, ehe er sich bereits eine neue anzündete. Eigentlich sollte er recht froh darüber sein, dass er die ganze nächste Woche zusätzlich frei bekommen hatte, was beschlossen wurde als er die paar Stunden im „Gefrierschrank“ verbrachte. Tom hatte es irgendwie fertig gebracht das Geld von der unschuldigen Familie nicht wieder zurück auf deren Bankkonto zu überweisen, sondern auf das eines Wildfremden. Und da sagt noch einer, dass das Überweisungssystem idiotensicher ist. Aber das, was den Blondhaarigen in diesem Moment wirklich nervte, war was anderes. Seit diesem einem Unfall war rein gar nichts mehr von Izaya zu hören, zu sehen, geschweige denn zu ahnen, was dieser vorhatte. Shizuo war sich nämlich zu 100% sicher, dass er wieder einmal einen Plan ausheckte um ihm das Leben schwer zu machen. Seine Paranoia ging bereits soweit, dass er glaubte, dass dieser hinter der Sache mit dem falsch überweisten Geld steckte. Langsam atmete Shizuo den Rauch wieder aus und blickte auf eine beleuchtete Uhr in der Nähe. Es war kurz nach neun Uhr abends und Celty hatte ihn gebeten sich mit ihr in dieser schmutzigen Straßengegend in Ikebukuro zu treffen. Der Grund dafür? Kein Plan, jedoch machte es ihm nicht viel aus. Wenigstens hatte er eine Ablenkung von all den Verschwörungstheorien gegen ihn selbst und Celty war immer eine recht angenehme Gesellschaft in seinen Augen. Vorgestern Abend erst hatte sie ihm, als er völlig verschnupft und dreckig nach Hause ging, eine Packung Tabletten gegen Erkältung in die Hand gedrückt und ihm zugehört, was genau passiert war. Ein weiterer Grund weshalb Shizuo sie mochte: sie lachte ihn nie aus und ihre getippten Antworten waren immer recht vernünftig, auch wenn er manchmal daran zweifelte, dass das eher etwas damit zu tun hatte, dass sie keinen Kopf mehr hatte, als dass sie von Natur aus so ruhig gesinnt war. Ein Motorratheulen riss ihn aus seinen Gedanken. Celty stieg von diesem ab und ging auf Shizuo unter der defekten und flackernden Laterne zu, wobei sie schon anfing zu tippen auf ihrem Handy: „Schön das du gekommen bist.“ „Keine Ursache... ich schuld dir eh was wegen... na ja.... vorgestern eben“, sagte Shizuo während er den neuen Zigarettenstummel wieder austrat. „Shinra fragt, ob du ihm einen Gefallen tun könntest.“ Als Shizuo nichts darauf antwortete, tippte Celty schnell weiter: „Er möchte, dass du nach Izaya siehst.“ Zwei mal musste Shizuo den Satz auf dem Display lesen, ehe er ihn wirklich verstand. „Ich? Nach Izaya sehen? Auf keinen Fall!“ „Shinra dachte schon, dass du nein sagst. Er sagte auch, wenn du es nicht machst, er hat noch ein paar Fotos mit dir drauf.“ Ein Blitz von knallbunten Farben und die laute Musik von einem Neujahrsfest vor 3 Jahren kam ihm ruckartig in Erinnerung. „Dieser Mistkerl... Wieso soll überhaupt jemand nach Izaya sehen? Kann der das nicht selbst machen?“ Eilig und etwas länger als sonst tippte sie geräuschlos weiter. „Izaya hätte gestern in der Früh eigentlich zum Labor kommen sollen um ein paar Sachen abzuholen. Ich denke er, hat ein paar Betäubungsmittel kaufen wollen. Jedenfalls ist er nicht aufgetaucht. Shinra wollte ihn schon kontaktieren, aber man kann ihn nirgends erreichen. Eigentlich wollte er selbst nachsehen, aber er kann sein jetziges Experiment nicht aus den Augen lassen und du weißt wofür ich normalerweise zuständig bin.“ Etwas verwirrt blickte er die Worte an. Izaya war also nicht nur für ihn verschwunden, sondern ließ sich auch bei den anderen nicht blicken? Das war unüblich... Für eine Sekunde dachte er darüber nach, ob das schon mal vorgekommen war, was nicht der Fall war. Wurde er etwa von einem seiner vielen rachsüchtigen „Feinde“ diesmal wirklich geschnappt? Schnell schüttelte er diesen Gedanken wieder ab. Er machte sich doch nicht Sorgen um diesen „Floh“. Der hatte bestimmt nur wieder eine seiner Phasen und dies alles gehörte sicherlich zu seinem Plan, doch da waren ja noch diese dubiosen Fotos, die Shinra hatte und Shizuo lief ein kalter Schauer über den Rücken, falls es wirklich die Fotos waren, für die er sie hielt. Mit einem etwas ärgerlichen Grummeln sagte er schließlich: „Na gut, na gut... Ich machs, ok? Dafür will ich aber diese Fotos zurück...“ „Alles klar, du weißt wo er wohnt, oder?“ „Ja... leider.“ Celty schrieb an einer Abschiedsnachricht, löschte sie jedoch wieder und tippte eine Neue: „Ah, so nebenbei, wusstest du schon, dass du Selbstmord begangen hast?“ „Hä? Was?“ Shizuo könnte schwören, dass Celty mit einem besonderen Vergnügen die nächste Nachricht schrieb: „Gestern warst du in der Zeitung. Es gab einen kleinen Artikel an dem Rand, dass sich wieder zwei Personen vor den Zug warfen, darunter du. Man fand dich sogar in den Todesanzeigen. Shinra war schon am Austicken, aber ich hab ihm erklärt, dass du noch lebst. Die haben dich wirklich für tot gehalten... kein Wunder, so wie du aussahst.“ Verwundert las er die Nachricht, bei dem Teil mit Shinra musste er leicht lächeln. „Nah, egal, Zeitung liest eh fast keiner und solange ich überhaupt zu meinem Job komm, ist es egal, ob ich lebendig oder tot auftauch.“ Für einen Augenblick musste sich Celty den Bauch halten, anscheinend fing sie an etwas zu lachen, bevor sie wieder tippte. „Na dann ist ja alles klar. Sag uns bescheid, wenn du Izaya aufgegabelt hast bei ihm. Und viel Glück!“ Mit Schwung saß Celty sich wieder auf ihr Motorrat, ließ es kurz aufheulen, winkte für eine Sekunde und fuhr wieder los. Shizou blickte ihr noch nach bis sie nicht mehr zu sehen war und ein Seufzer entkam ihm. Wieso sich von einem Psychopaten jagen und fangen lassen, wenn man ihm einen Gefallen machen könnte, indem man einfach zu ihm geht. Sein zuvor entspannter Gesichtsausdruck spiegelte nun erneut Zorn und Abneigung. Kein Wunder bei dem Gedanken, dass er gerade dabei war, die schwach beleuchtete Nebenstraße zu verlassen auf dem Weg zu seinem allverhassten Erzfeind. Fast wollte er umkehren und Shinra sagen, dass er mit den Fotos doch machen sollte, was er wollte, aber da er nur schemenhaft wusste, was alles auf den Fotos wohl zu sehen war, verwarf er diese Idee wieder schnell. Mit etwas eilenden, dann doch langsam werdenden Schritten schritt er die bekannten Straßen, Wege und Abkürzungen entlang. Woher er überhaupt wusste, wo Izaya genau wohnte? Dies war eher Zufall als obsessive Informationssammlung. Damals war er mit Tom unterwegs gewesen, ein Typ hatte seine Schulden in einem Bordell nicht beglichen, und sie gingen an einem Wohnungsblock in der Nähe vorbei, als ein wahnsinniges Geschrei ertönte. Ein Mensch hing an einem offenen Fenster... im 6. Stock. Und rief halb im Spaß und halb in Sorge: „Neee Namie-chaaan~~~, so war das nicht gemeint! Aber ich kann nichts dafür, dass du eine Menge zugenommenhast und nun aussiehst wie ein Walross in dem Kleid!!!“ Das war die einzige Erinnerung von Izaya, an die Shizuo gerne dachte, nur fand er es bis zum heutigen Tag schade, dass die Feuertreppe so nah an Izayas Wohnung und somit an seinem Fenster war. Schadenfroh und zugleich deprimiert blickte er zu dem Wohnblock als er in der verlassenen Straße umbog. Sein Blick wanderte zu Izayas Fenster. Es war hell. Innerlich hoffte er bereits, dass Izaya nicht da war, aber er war bereits gewohnt an den Enttäuschungen des Schicksals. Mit leichte Widerwillen schritt er an die Tür und musste feststellen, dass diese gesichert war. Kurz beäugte er die verschiedenen Klingeln mit Namensschildern und fing an Sturmzuklingeln bei dem Namen „Izaya Orihara“. Wenn er schon diesen Schmarn machen musste, dann auf seine Art. Niemand sagte ihm, dass er höflich sein musste. Rund fünf Minuten lang, drückte er den Knopf, zuletzt im nervigen Takt von „Jingle Bells“, als eine nette Oma anscheinend von einem heiteren Abend zurückkam und ihm freundlicherweise die Tür aufschloss. Genervt nahm er zwei Treppenstufen gleichzeitig hinauf zum 6. Stockwerk, bog ab und suchte nach Izaya’s Namen an den kleinen in den Wänden versenkten Briefkästchen neben den Türen. Mit der Faust hämmerte er auf Izaya’s Haustür ein. „Ich weiß, dass du da bist, du Zirkusfloh! Mach gefälligst auf, Shinra sucht dich!“, fing Shizuo an zu schreien. Welch eine Erniedrigung für ihn, den „liebevoll“ genannten Zirkusfloh aufzusuchen in dem Wissen, dass dieser höchstwahrscheinlich nichts Gutes plant. Doch irgendwas stimmte da nicht. Hinter der Tür war rein gar nichts zu hören, nicht mal ein höhnisches Lachen oder ein amüsiertes Kichern. Noch immer klopfte der Blonde jedoch mit weniger Gewalt. „Ich brech die Tür auf, wenn du da nicht sofort rauskommst! Na gut, du willst es ja nicht anderes...“ Mit einem knarrenden Geräusch und einem wütendem Ruf hob Shizuo verärgert die Tür aus den Angeln. Izaya wollte also spielen? Das konnte er haben. Ohne Nachzudenken betrat er die Wohnung in Rage... all die Umstände nur wegen ein paar Fotos, die im Rausch entstanden sind. Der Flur lag im Dunkeln. Ein Lichtstrahl kam aus einem Raum. Kurz blickte sich Shizuo um. Es war ein sehr großer und offener Raum mit einer Küche und einem kleinem Esstisch rechts von der Tür und einem Wohnbereich links von ihm. Niemand war da, nur ein ziemlich unordentliches Sandwich befand sich auf einer Theke und eine Zeitschrift auf dem Esstisch. Fast drehte er sich um, um in einem anderem Zimmer weiter zu suchen, doch etwas streifte sein Blickfeld. Plötzlich stand er da wie angefroren. Zusammen gekauert und auf der Seite liegend lag eine Person vor dem Sofa mit schwarzen Haaren. Zögerlich trat Shizuo näher. Das war ein Scherz, oder? Das gehörte doch alles zu dessen hinterhältigem Plan, nicht wahr? „Izaya-kun?“, fragte seine Stimme, die ihm auf einmal fremd und unnatürlich vorkam, „Mach keinen Scheiß. Hey! Hörst du mich?“ Langsam kniete er sich nieder und packte grob die Schulter und fing an ihn zu schütteln. Izaya’s Körper war nahezu leblos, seine Augen fest geschlossen. Und obwohl Shizuo ihm in Rage wahrscheinlich eine große Prellung durch seinen verstärkten Griff an der Schulter zuzog, wachte er nicht auf. In Shizuo’s Gedanken herrschte nur ein Satz: „Er muss zu Shinra.“ Tut mir furchtbar leid, dass das zurzeit alles so lange dauert, aber ich hab so nen Pfrüfungsstress dieses Jahr D: . Nun egal, ich will euch nicht hier volljammern ;D Nun, im nächsten Kapitel wird erläutert, was genau mit Izaya passiert ist, und, oh jee, das wird so gefühlsbezogen ^-^ Freu mich immer über Kommis, so nebenbei und danke fürs Lesen :D Kapitel 3: Der (fast) perfekte Anfang vom (fast) perfekten Tag -------------------------------------------------------------- 3. Der (fast) perfekte Anfang vom (fast) perfekten Tag Mit zitternden Händen hielt Izaya die aktuelle Tageszeitung fest und nachdem er die paar kleinen Drucklettern nun zum dritten Mal gelesen hatte, spürte er wie ein Schauer sich durch seinen Körper zog. Shizuo war tot. Wer hätte dies erwartet? Nein, nicht einmal Izaya hätte sich so etwas vorstellen können, als er um 8:00 Uhr morgens aufgestanden war und sich gähnend mit halbgeschlossenen Augen wie ein Halbtoter ins Badezimmer schleppte. Eigentlich war er überaus aufgeregt und voller Vorfreude, was man bei ihm jedoch erst nach einer guten Tasse Kaffee merken konnte. Schnell wusch er sein Gesicht, zog seine Jeans und sein weißes T-Shirt an, ging in die Küche und drückte automatisch auf die Kaffeemaschine, während er gleichzeitig eine Tasse drunter stellte. Heute würde ein ziemlich cooler Tag werden, da war er sich so ziemlich sicher. Er hatte sich bereits geplant. Zunächst würde er sich ein Sushi-Sandwich machen, ja genau ein Sandwich mit der Füllung von leckerem Thunfisch-Sushi, sonst wäre er am Vortag sicherlich nicht kurz bei Simon vorbeigegangen um sich nach einem „kleinen Zwischenfall mit Shizu-chan“ vornherein etwas zum Mitnehmen zu bestellen. Ein echter perfekter Tag kann in der Sicht des Schwarzhaarigen nur so anfangen. Und danach, danach würde der eigentliche Spaß beginnen. Um 10:00Uhr würde er zu Shinra gehen und die illegalen Betäubungsmittel abholen. Bei diesem Gedanken fing er an zu grinsen, ging nebenbei noch zur Tür um seine Zeitung zu holen und war genau zu dem Moment da, an dem der Kaffee fertig war. Noch immer gedankenversunken nahm er diesen und setzte sich an den Tisch. Ja, die Betäubungsmittel weckten in ihm wahre Schwärmereien. Was er mit ihnen alles anstellen könnte, natürlich würde „er“ nie etwas mit ihnen anstellen, so was ist einfach viel zu simpel um es jemanden anderen in die Schuhe zu schieben. Ein imaginäres Bild von Shizuos ratlosem Gesicht während er von Polizisten festgenommen würde, die untergejubelte Pharmazeutika bei ihm finden würden, streifte Izayas inneres Auge, sodass er sich vor Lachen fast an seinem heißem Kaffee verschluckt hätte. Aber wenigstens war er nun richtig wach. Amüsiert wischte er sich eine Lachträne aus dem Auge und schlug die Zeitung auf. Nein, Shizuo gehörte eindeutig nicht zu einen perfekten Tag, er würde sich jemand anderes aussuchen. Vielleicht einen normalen Familienvater? Ja, das war schon besser. Die Reaktion von ihm selbst und dessen Familie wäre sicherlich wunderbar interessant gewesen. Und davor könnte er mit ein paar Tabletten vielleicht wieder ein paar selbstmordgefährdete Teenager „weiterhelfen“? Nah, zu alltäglich, ihm würde sicher noch eine vielversprechendere Verwendung für die Betäubungsmittel einfallen, wie beispielsweise Herausfinden wie viel von dem Zeug nötig wären um ein Monster wie Shizuo zum Einschlafen zu bringen. Heftig schüttelte Izaya den Kopf. Es durfte nicht sein, dass jemand wie dieser „Unmensch“ so oft in seinen Gedanken war. Kurz überflog er die Tagesneuigkeiten und schlug sofort die Todesanzeigen auf. Das machte er immer so, denn es war ja kaum ein Geheimnis, dass so viele Leute, die tagtäglich dort aufgelistet waren, sicher nicht alle wegen Altersschwäche, Unfällen oder Krankheiten gestorben sind und noch dazu in manchmal so jungen Jahren. Ein Schmunzeln überkam ihn. Eine Anzeige verkündete den Tod einer jungen Frau, die von einem Unbekannten überfahren worden war, doch Izaya wusste genau, dass es der überaus eifersüchtige Verlobte gewesen ist. Woher? Weil er ihm zuvor einen Zettel zusteckte, in dem vermeintlich stand, dass seine Frau eine Affäre hat, und dazu noch ein paar Photos, auf dem diese ihren nicht zu erkennenden Vater umarmte. Den Mord hat er natürlich auch gesehen, vielleicht sollte er ihn später noch erpressen? Plötzlich ergriff aus dem Augenwinkel ein Name seine Aufmerksamkeit. „Hä? Was steht da?“ Ja, es folgte nun jener Moment, das ungläubige Lesen, das Zittern und das Schaudern. Es stand dort. Schwarz auf Weiß. Selbstmord bei der Ikebukuro Station. Erfasst von einem Zug und gestorben. Für einen kurzen Moment waren seine Gedanken komplett leer und alles auch seine Hände wurden auf einmal still. Shizuo war tot. Tot und der leblose Körper wurde sofort von Ärzten davon getragen. Tot und er starb sofort beim Aufprall. Tot... und Izaya war sein Mörder. Das Zittern kehrte für eine Sekunde zurück und er legte die Zeitschrift zurück auf den Tisch. Er stand völlig normal auf, als ob nichts wäre, und schritt zum Kühlschrank um das Sushi rauszunehmen, nahm sich noch einen Teller. Ruhig fing er an einzelne Stückchen auf ein zuvor gebuttertes Sandwich zu legen, doch bei genauerem Hinsehen war es alles andere als ordentlich. Weiter und weiter legte er ausdruckslos das nächste Sushi auf das Sandwich. Bis er sich nicht mehr fassen konnte. Ein Grinsen verzerrte seine Gesichtszüge, ein psychopathisches Lachen brach aus, während er unkontrolliert die zweite Sandwichhälfte voller Wucht oben drauf schlug und somit das ganze Sandwich zerquetschte. Mit letzter Kraft hielt Izaya sich seinen Bauch fest und der Unterschied von Lachen und Luftholen wurde immer weniger. Shizuo war tot. Und perfekter könnte sein Tag nicht mehr werden. Eine Stunde später war Izaya noch immer im Haus. Seinen Plan mit Shinras Medikamente hatte er nun vollkommen vergessen und sein Ausbruch hatte sich schon wieder beruhigt, jedoch war seine Gesamtstimmung noch immer recht kicherhaft. Nun saß er da, an seiner dritten Flasche Bier und grinste vor sich hin wie ein Honigkuchenpferd. Das dies aussah, als ob er einen Sprung in der Schüssel hatte, war ihm völlig egal. Dies war sein perfekter Tag und den musste er feiern. Nach all den Wochen, Monaten, Jahren hatte er es endlich geschafft dieses Monster umzubringen. Es war als ob sein Wunsch, ein wahrhafter Gott über die Menschen zu sein, in Erfüllung gegangen wäre. Niemanden gab es mehr, der anders war. Niemanden gab es mehr, der unberechenbar war. Jeder Mensch war nun gleich. Nun konnte er sagen, dass er alle Menschen liebt, dass er alle Menschen so unglaublich interessant findet. Ein hartnäckiger Fleck auf einem weißen Tuch war endlich verschwunden, der hässliche, verhasste, so andere Fleck. Mit einem Schwung trank Izaya den Rest des Bieres aus und griff zu einer Champagnerflasche. Ohne große Anstalten zu machen sich ein Glas zu beschaffen nahm er ein Schluck aus dem leicht säuerlich-süßem Getränk und merkte das seine Wangen schon leicht warm wurden. Das musste doch gefeiert werden. „Ha, ich wusste es doch, er war nur ein Monster. Shizu-chan gehörte nie zu den Menschen. Menschen sind manipulierbar und man kann ihre Reaktionen ablesen. Und der? Der eben nicht.“ Langsam wurden seine Gedanken nebliger und ergaben weniger Sinn, aber dies änderte nichts an seiner Heiterkeit. „Ich liebe alle Menschen, wenn Shizu-chan auch einer gewesen wäre, hätte ich ihn nicht gehasst. Tja, Shizu-chan, du hättest brav auf mich hören sollen, dann würdest du noch leben. Obwohl... du warst schon immer ein Monster gewesen, du wärst immer anders.“ Izaya fing erneut an übertrieben zu lachen, als ein betrunkenes Glucksen ihn unterbrach. Er hatte die volle Kontrolle über die Menschheit und niemand konnte ihm sie nun wegnehmen. „Genau, niemand ist mehr da um mir meine Vorstellungen und Erwartungen zu vermasseln. Niemand ist mehr da, mhm...“ Aus dem Summen einer fröhlichen Melodie wurde ein noch schieferes Lied mit nur den Worten „Niemand ist mehr da“. Auf Ex wurde der Champagner geleert, obwohl ihm bei der Hälfte schon leicht die Augen tränten von den brennenden Alkoholgeruch, und zwei weitere Flaschen, einmal ein Alkopop und ein kleiner Schnaps, folgten in Abwechslung mit Lachanfällen und ewig sich verstrickende Gedanken. Urplötzlich stürmte er los, riss die Badezimmertür auf und übergab sich in die Toilette. Nach ein paar Minuten schwankte er wieder zurück in die Küche. Das klingelnde Telefon beachtete er dabei nicht. „Naaaaa, Shizu-chaaaan~~~! Siehst du wie viel Spaß ich hab seit du nicht mehr da bist? Haha, so sehr, dass ich all den Spaß wieder rauskotzen muss!“, rief er zu niemanden und bückte sich für eine Flasche Rotwein in einem Küchenschrank. Wieder trank er in großen Schlücken, doch die Übelkeit schien diesmal schon früher zu kommen, doch er ignorierte sie. Er musste weiterfeiern, er musste glücklich sein. Shizuo war doch tot, das war doch sein Wunsch gewesen. Aber wieso wurde ihm dann immer eher übel, wieso wollte er nicht mehr weiter trinken? Mit Widerwillen ließ er den Wein auf den Tisch stehen und beschloss die leeren Flaschen aufzuräumen, was nicht ganz nach seiner Vorstellung klappte, als er sie gedankenlos und berauscht in das Brotfach stopfte. Aber sie waren aus seinem Blickfeld. Erneut sah er flüchtig zur Todesanzeige und lachte leicht auf, was nach ein paar Sekunden jedoch wieder verschwand. Bei dem Anblick der noch halbvollen Weinflasche wiederum kam die Übelkeit zurück. Mit einem Satz war er wieder im Badezimmer, schlenderte leicht verärgert wieder zurück und trank den Rest des Rotweins, wobei er einen großen Teil auf seinem T-Shirt verschüttete. „Ahahaha, ne, Shizu-chan, das war’s wohl mit dir. Ich hab dich noch gewarnt, dass du vor mir verreckst! Wieso hörst du nicht auf mich, neee? Haha.“ Nichtsdestotrotz war diesmal weniger Enthusiasmus in seiner Stimmlage zu hören. Seine Sicht verschwamm zunehmend, er wollte sich einfach nur noch irgendwo hinlegen. Sein Gesicht wurde mit jedem weiterem Gedanken an Shizuo blasser und kalter Schweiß fing an ihm runterzulaufen. Wann er sich auf den Boden legte, daran konnte er sich nicht mehr erinnern. Eine einzige Sache wusste er nur noch: nicht nur Schweiß lief seine Wangen runter und die Ursache waren nicht die krampfhaften Bauchschmerzen und der Alkohol alleine, bevor traumloser Schlaf ihn endlich vom perfekten Tag erlöste. Haha, tja, doch nicht so "romantisch" geworden ^^' Achegal, was solls ich wollte einfach Izaya nicht total OOC machen xD Kommt schon, bei sowas würde Izaya hundert pro sich erst wie ein Verrückter freuen ;D Alles andere wäre ein wenig unrealistisch finde ich ^-^ Nunja, denkt ihr nicht auch?? :DD ok, aber nächstes mal gibt es ein wenig Fluff :D Wenn nicht ein wenig zu viel xD Oh je, wieso stell ich mir Shizuo immer so dumm vor? Kapitel 4: Ihr könnt mich mal! ------------------------------ 4. Ihr könnt mich mal! Shinra grinste wie ein Honiguchenpferd, das gerade erfuhr, dass sowohl Weihnachten als auch sein Geburtstag morgen stattfinden würden. Shizuo hingegen versank in eine Art Teich von Selbstscham und wünschte sich im Moment nichts sehnlicher als friedlich in jenem zu ertrinken. Eine solche Peinlichkeit in seinem Leben ist ihm noch nie begegnet und die sagenumwobenen Photos von einer einstigen Party erschienen nach dem heutigen Vorfall wie ein Witz, wie eine Kleinigkeit, nicht erwähnenswert. Dies war jener Moment, der ihn bis an sein Lebensende verfolgen würde. Nachts heimgesucht von jenem Ereignis in seinen tiefsten Albträumen, tags über aufgezogen von den anderen, von Shinra, Celty und um Himmels Willen, was würde erst der lächerliche Zirkusfloh dazu sagen, wenn er erfahren würde, was passiert war? Shinras Grinsen wurde breiter und ein selbstgefälliger Gesichtsausdruck machte sich auf dessen Visage deutlich bemerkbar. Shizuo versank sein Gesicht nur noch tiefer in seine Hände. Das alles konnte doch nicht wahr sein. Hier die Situation: Nachdem Shizuo mit Izayas leblosen Körper regelrecht aus dessen Apartment stürmte und wie ein Irrer die Straßen Tokyos runterrasste, während er nahezu hysterisch „Aus dem Weg!“ schrie, trat er ungehobelt Shinras Tür ein und zerrte ihn von seinem neulichen Experiment (irgendetwas mit Halluzinogenen). Als dieser sich endlich Zeit lies und Izaya genauer in seinem Krankenzimmer betrachtete, schob Shizuo solch eine Panik und gab keine Ruh, dass der Arzt keine andere Möglichkeit sah, als ihn rauszuschmeißen. So weit, so gut. Was dann aber passierte, als Shinra einige Minuten später wieder rauskam, hatte Shizuo nicht erwartet. Ohne mit der Wimper zu zucken brach Shinra in einen Lachanfall aus und rief zur selben Zeit unverständliche Dinge, die sich anhörten wie „Oh mein Gott, bist du dumm, Shizuo!“ und „Du hättest dich sehen müssen.“. Im Nachhinein stellte sich also heraus, dass Shizuo völlig umsonst einen Riesenaufstand gemacht hatte und Izaya nur... betrunken seinen Rausch ausschlief. Das einzige Bedenkliche bei der ganzen Sache war sein blauer Fleck an der Schulter und die Tatsache, dass er den Alkohol in seinem Blut anscheinend recht langsam abbaute. „Hahaha… ich kann nicht mehr“, sagte Shinra und lies sich neben den anderen auf sein Sofa fallen, „Aber macht dir nichts draus, so was kann jedem passieren, nen Rausch und ne lebensbedrohliche Situation zu verwechseln, jedem, Shizuo, jedem… jedem Vollidioten auf der Welt!“ Er schrie beinahe den letzten Teil und klopfte nun energisch dem Blonden laut lachend auf die Schulter. „Ehh? Moment mal… wieso ist dein Ärmel so naß?“ Verwundert blickte Shizuo auf seinen Oberarm und klatschte seine Hand nach einer Sekunde verzweifelt auf die Stirn. „Na super… Izaya’s Sabber auf meine Kleidung… besser kann der Tag gar nicht mehr werden“, dachte er sich frustriert. Selbst im Schlaf schaffte dieser Mistkerl ihm das Leben schwer zu machen. Shinra, das Honigkuchenpferd, jedoch sah aus, als ob er gerade erfuhr, dass auch Ostern verfrüht gefeiert werden würde. Die nächsten zehn Minuten stellten sich als die Längsten in Shizuos „prächtigen“ Lebens heraus und ein Schwall von Schadenfreude und Erniedrigungen prasselte auf ihn hinab wie ein dutzend Kübel kaltes Wasser. Nach einer gefühlten Ewigkeit kriegte sich Shinra endlich wieder ein: „Phuuu… mein Bauch tut so weh.“ Shizuo grummelte nur verlegen. „Nun denn, ich mach mich wieder zurück an die Arbeit. Kannst du auf Izaya in der Zwischenzeit aufpassen?“ Shizuo verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke. „Du willst, dass ich WAS mache?“ „Auf Izaya aufpassen. Das kriegst du wohl hin. So heldenhaft wie du ihn schon hergebracht hast, nicht?“ Erneut fing er an zu grinsen. „Wie du siehst, ist Celty nicht da. Außerdem… du würdest doch nicht wollen, dass diese, ah, „Geschichte“ durch unerklärliche Art und Weise an die falschen Ohren gerät? Oder etwa doch?“ Entgeistert starrte Shizuo zurück… das konnte doch nicht sein Ernst sein? Gezwungen antwortete er mit geknirschten Zähnen: „Das zahl ich dir noch heim, du alter Quacksalber!“, durchschritt wütend den Raum mit großen Schritten und knallte die Krankenzimmertür hinter sich zu. Plötzlich war es wieder still. Im Hintergrund war lediglich das leise Piepen eines Herzfrequenzmessers zu hören. Entnervt riss er den nächst besten Stuhl an sich, stellte ihn heftig auf den Boden neben dem Bett und saß sich widerwillig hin. Dass er nun auf Izaya aufpassen musste, hieß noch lange nicht, dass er es gut und gewissenhaft machen werden würde. Mit einem angewiderten Blick sah er zum schlafenden Izaya rüber. Man könnte fast meinen, dass es sich um einen ganz normalen jungen Mann handeln würde, mit seinem weichen Unschuldsengel-Gesicht. Aber Shizuo wusste, was sich dahinter verbarg: Satan höchstpersönlich. „Und da hält sich Izaya noch für einen Gott… pha, lächerlich“, dachte er sich und schnaubte laut auf. Ein Psychopath. Nichts Weiteres war der andere. Konnte nichts anderes sein. Ein Rascheln durchbrach seinen Gedankenfluss: Izaya drehte sich auf die Seite und lag jetzt Shizuo zugewandt. Ein Schmerz verzerrter Gesichtsausdruck machte sich plötzlich bemerkbar. Bauchkrämpfe… wenn man sich so zudröhnt ist es auch kein Wunder. Frustriert gab sich Shizuo geschlagen. Er hasste den anderen wie die Pest, aber ein Sadist wie manch andere gewisse Personen, beispielsweise Shinra und Izaya, war er hundertprozentig nicht. Er nahm die dünne Decke und zog sie Izaya bis zum Kinn hinauf. Anschließend legte er eine Hand auf Izayas Kopf und fuhr ihm langsam durch die Haare. Er erinnerte sich flüchtig daran, wie seine Mutter ihm durchs Haar strich, wenn er im Winter krank wurde, müde war und doch vor Fieber und Bauchschmerzen nicht einschlafen konnte. Nichts half besser an jenen halbverblassten Tagen als die warme, schwere Hand seiner Mutter auf seinem Haupt. Anscheinend war er nicht der einzige, der so dachte, denn ein paar Minuten später entspannte sich Izayas Gesicht und ein flaches, zufriedenes, regelmäßiges Atmen ersetzte das krampfhafte Wimmern… oder die Bauchschmerzen haben einfach aufgehört. Entnervt stieß Shizuo ein Seufzen aus, zog seine Hand jedoch nicht weg. Die Welt war einfach unfair und er, der gefürchteste Mann aller Zeiten, war zu gut für sie. Wieso machte er sich überhaupt Sorgen um so einen Tunichtgut? „Argh… Izaya hin oder her… jeder hätte so gehandelt, oder nicht? Ich mein, ich hätte den wohl schlecht da liegen lassen können, oder? Sowas macht ein normaler Mensch einfach nicht!“ Ja… ein normaler Mensch. So wie er Izaya kannte, hätte dieser ihn einfach eiskalt liegen gelassen, wenn es andersrum gewesen wäre. Mit einem selbstironischen, bitteren Lachen schob er eine Strähne aus Izayas Gesicht und sein Blick wanderte gedankenlos in die Ferne. Er dachte an nichts Spezielles mehr nach, ein wenig über seinen Job, was er heut noch essen würde, wo sich Celty wieder rumtrieb, er versuchte einfach alles um nicht ans Jetzt denken zu müssen. Diese komisch surreale Situation, die hinten und vorne keinen Sinn ergab. „Dieser gottverlassene Shinra…“ Der Arzt war manchmal hinterlistiger als dieser Zirkusfloh. Mit einem Ruck hob er seinen anderen Arm und starrte an sein leeres Handgelenk. Na super, das hatte er doch glatt vergessen… jemand in der Klinik war so schlau ihm seine Uhr abzulegen, während er für „tot“ gehalten wurde. Sie war zwar nicht teuer gewesen aber… nun ja, er musste sich jetzt trotzdem eine Neue besorgen. Wie in den „guten“, alten Zeiten. Sein Gesicht verfinsterte sich. Es geschah, als beide noch in der High School waren. Shizuo bekam eine neue Uhr, die aber leider nicht mehr als drei Tage überlebte. Zum Schwimmunterricht ausgezogen und bei der Rückkehr zwar noch immer da, jedoch war die Uhr nicht mehr ganz dieselbe. Izaya hatte sie so umprogrammiert, das sie ein drittel langsamer ging. Resultat davon war, dass Shizuo zu lange Pause machte, zu spät zum Unterricht kam und obendrein noch einen angekündigten Test verpasste, was ihn um ein Haar Wirtschaft durchfallen lies, wenn der Lehrer nicht so nett gewesen wäre und ihn nachschreiben lies. Die Uhr selbst hatte er nie richten können, sie wurde komplett unbrauchbar. Wie an einem Herd verbrannt riss Shizuo seine Hand weg von dem Schwarzschopf und stand auf. Shinra konnte ihn mal! Er ballte seine Fäuste und starrte auf den bewegungslosen Körper. Es wäre so einfach dem anderen jetzt alles zurückzuzahlen, ihm jeden einzelnen Knochen im Körper zu brechen für jede beschissene Tat, die ihm sein Leben vermasselte. Es wäre so einfach, so einfach. Er zündete sich mit bebenden Händen eine Zigarette an, zog einmal daran und trat sie sogleich wieder am Boden aus. „Nein… Auf dein Niveau werde ich mich nie herunterlassen. Ich würde dir nur ungern wieder in der Hölle begegnen. Da kannst du ruhig alleine drin schmoren!“ Und mit diesem letzten Gedanken stürmte Shizuo hinaus, pfiff auf den Quacksalber und seine Erpressungen und flüchtete hinaus in die dunkle Nacht, die Nachrufe jenes Arztes ignorierend. Er drehte sich schon um die nächste Ecke und wollte schon losrennen, als er in jemanden oder besser gesagt etwas reinstolperte: Celty. Mit einer verwirrten Geste deutete sie auf Shizuo, als ob sie fragen wollte, was gerade los sei. „Ah, Celty… Tschudligung, aber ich halt’s bei Shinra keine Sekunde länger mehr aus. Man sieht sich!“, brach er noch hervor, bis er wieder weiter entnervt losraste. Verwundert blickte sie ihm hinterher. Das Letzte, was Celty noch von ihm sah, war ein Getränkeautomat, der einen Block weiter hoch über einen Gebäudekomplex folg. Mit hastigen Schritten schob sie ihr Motorrat in den Aufzug und einen Augenblick später stand sie feurig Shinra gegenüber, tippte energisch auf die Tasten ihres Geräts den Satz „Was um alles in der Welt hast du gemacht?“ und wehrte erfolgreich eine Umarmungsattacke ab. „Ach Celty, meine Liebes, was hätte ich schon gemacht?“, sagte Shinra in einem süßlichen Ton und versuchte sie von der anderen Seite zu erhaschen. Folglich endete der Abend in einer hitzigen Diskussion (soweit man das so etwas nennen kann, wenn die kopflose Reiterin nicht wörtlich „diskutieren“ kann), was das Resultat mit sich zog, dass Shinra einsam und verlassen die Nacht auf dem Sofa verbringen musste. Keiner der dreien bemerkte, wie Izaya erneut verkrampfte und verschwommene Worte murmelte, nachdem Shizuo gegangen war… Kapitel 5: Bittere Erkenntnis ----------------------------- 5. Bittere Erkenntnis Als Izaya am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich so, als ob er durch einen Fleischwolf gedreht worden wäre. Sein Magen war wie ein zusammen geschrumpelter Luftballon und wüsste er es nicht besser, so würde er denken, dass sein Kopf gerade eben in einem mittelalterlichen Foltergerät zerquetscht werden würde. Mit Mühe richtete er sich auf und massierte sich langsam seine Schläfen. Es war ein Leichtes für ihn festzustellen, was los war: Er musste nicht nur einen Becher Alkohol zu viel getrunken haben. Ein Fass zu viel träfe es eher. Gott, das war das erste Mal nach wie vielen Jahren, dass er einen über die Kante getrunken hatte? Jemand wie Izaya konnte es sich einfach nicht leisten Zeit in einem unbrauchbaren, betrunkenen Zustand zu verplempern. Seit er peinlichst in der 10. Klasse nach einem Rausch feststellen musste, dass jemand ihm die Augenbrauen abrasiert hatte und in seinem damaligen Zimmer unerklärlicherweise seine Bettdecke an den Schrank getackert worden war, hatte er insgeheim beschlossen, so was wie nie wieder zuzulassen. (Izaya könnte schwören, dass es Shinra war, aber bis heute stritt dieser die Sache ab und der Fall verblieb ungeklärt.) Leicht panisch griff sich Izaya reflexartig ins Gesicht um seine Augenbrauen zu fühlen, als er wieder leicht beschämt davon abließ. Wieso auch sollten seine Augenbrauen wieder fehlen? Das damals war Jahre her. Erst jetzt bemerkte er, dass das eindeutig nicht seine Wohnung war, blieb aber trotzdem gefasst. Er war zu oft in Shinras Krankenzimmern gewesen, um diese nicht wieder zu erkennen. Die eigentliche Frage die ihm in jenem Moment durch den Kopf schwirrte, war eher Folgende: „Wieso zur Hölle bin ich bei Shinra?“ Leicht runzelte sich seine Stirn. Er gab es nur ungern zu, aber er konnte sich einfach nicht erinnern, was am Tag zuvor geschah. Wieso er hier war, wieso er offensichtlich betrunken gewesen war, was überhaupt geschehen ist. Er schloss die Augen und versuchte die Reste seiner Erinnerung zusammenzufügen. „Argh, wenn nur diese verfluchten Kopfschmerzen nicht wären. Ich hab dieses Schulmädchen beobachtet… nein, das war letzte Woche her. Ah, war ich nicht bei Celty? Ne… das war auch davor. Moment mal, ich wollt zu Shinra… wegen den Medikamenten… und dann… dann…“ Sein Gedankenfluss wurde unterbrochen. Shinra platze freudig rein und zeigte kein bisschen Reue, als er die Tür laut zuknallte und Izaya zusammenzuckte. „Shinra… kannst du nicht etwas leiser sein?“, fragte Izaya in einem für ihn unüblichen, finsteren Ton. „Ah, wie ich sehe bist du wach?“, sagte der Arzt und ignorierte dessen vorherige Frage. Er lachte leicht in sich hinein. „Du warst gestern ne echte Alkleiche, als du ankamst. So hab ich dich nicht seit Ende der Mittelschule gesehen.“ Sein Grinsen wurde breiter. Okay, es war eindeutig, Shinra hatte damals zu 98% seine Augenbrauen auf dem Gewissen. Izaya machte keine Anstanden etwas daraufhin zu erwidern, was Shinra als Aufforderung zur Erklärung sah. „Du hattest 2,4 Promille, als du gestern bewusstlos ankamst. Musstest dich also wahrscheinlich davor auf etwas über 3 Promille getrunken haben. Wir haben dich davor den ganzen Tag über schon angerufen, gingst aber nicht ran. Abends machten wir uns schon Sorgen, du verpasst ja eigentlich nie einen Geschäftstermin. Der Rest ergibt sich dir wohl von selbst, nicht?“ Er versuchte penibel Shizuo nicht zu erwähnen. Die Strafe seiner lieben Celty saß ihm noch immer schwer wortwörlich im Nacken in Form von einer Nackenverspannung. Er müsste sich später daran erinnern, ein bequemeres Sofa zu kaufen um für jeden weiteren Fall auf der sicheren Seite zu sein. Izaya antwortete nur mit einem gelangweilten „Aha“ und lag sich wieder etwas bequemer hin. „Ah, bevor ich’s vergesse. Hier“, sagte der Shinra und streckte ihm ein Glas entgegen, das verdächtig vor sich hinblubberte, „sollte gegen deinen Kater helfen.“ Leicht misstrauisch nahm der andere es ihm ab und trank es nach einem kurzen Zögern trotzdem. Shinra würde es nicht riskieren ihn zu vergiften oder sonstiges in sein Getränk zu tun. Den Verlust einer wertwollen Einnahmequelle konnte er sich nicht leisten. Mit einem leisen „Klack“ stellte er das leere Glas auf das weiße Nachtkästchen. Wenigstens sein Magen wurde etwas besser. „Mh…“, begann Shinra wieder und schaute den Halbtoten begierig an, „also, erzähl schon! Was war der Anlass für jene „Parade“?“ Verdammt, er wusste, dass diese Frage kommen würde. „Das hat dich nicht zu interessieren“, erwiderte Izaya gefasst. Was sollte er sonst antworten, wenn er selbst die Antwort nicht mal wusste? Was genau war nochmals passiert? Shinras Grinsen kehrte zurück. „Ah, Izaya, sei nicht so!“ Seine Augen blitzten sadistisch auf. „Oder kann es sein, dass du dich nicht mal mehr daran erinnern kannst?“ Leicht rot lief Izaya an. „Na- Natürlich kann ich mich daran erinnern! Sei kein Schwachkopf!“, sagte er schnell. Zu schnell für Shinra’s Geschmack. „Aber na klar“, meinte der andere im fröhlichen, sarkastischen Ton. „Ach, halt die Klappe, du unterqualifizierter Metzger!“, sagte der Schwarzhaarige und machte ein beleidigtes Gesicht. „Also stimmt es? Du kannst dich echt nicht erinnern?“ Shinra fand das anscheinend höchst amüsant. Izaya grummelte und ehe Shinra wusste, wie ihm geschah, zog der andere ihn näher an sich heran und hauchte ihm eiskalt ins Gesicht. Sein Atem stank noch immer widerlich nach Alkohol und Morgenatem. Shinra begann zu husten, versuchte sich aus dessen Griff zu befreien und rief: „Okay, okay, hab schon verstanden! Das nehm ich aber als Mordversuch hin, ist ja ekelhaft! Das lass ich dir in den Behandlungskosten anrechnen!“ Ein paar Minuten war Shinra erneut frei, überprüfte Izayas Werte kurz und ließ den anderen allein im Raum zurück, dass er sich noch eine Weile ausruhen konnte. Izaya schloss wieder seine Augen und lauschte dem monotonen Herzfrequenzmessers. Shinra hatte Recht. Irgendeinen Anlass musste es doch gegeben haben. Er war aufgestanden, schon bereit zu Shinra zu gehen und irgendetwas ist danach geschehen. Verschwommene Bilder von seiner Toilettenschüssel und leeren Bier und Weinflaschen kamen ihn zurück in die Erinnerung. Izaya machte ein missbilligendes Gesicht. Wie konnte er sich nur so gehen lassen? So ein unzivilisiertes und unmäßiges Verhalten war nicht für einen Gott wie ihn bestimmt. Nein, so was taten bloß seine geliebten Menschen oder sein verhasstes Monster. Und plötzlich straf es ihn wieder wie aus dem Nichts. Shizuo… Der komplette Rest Farbe aus Izaya’s eh schon blassen Gesicht verschwand. In seinen Gedanken nur ein einziges Wort: Tot. Shizuo war tot. Weg. Weg vom Fenster wie man so schön sagt. Er hatte die Zeitung gelesen. Die Todesanzeigen. Nein, das konnte nicht stimmen. Er musste sich verlesen haben. Da konnte nicht Shizuo Heiwajima gestanden sein. Vielleicht war es doch Shizuka Nakajima? Izayas Finger krallten sich in das dünne Bettlacken. Oder Shichiro? Kalter Schweiß fing an ihm den Rücken hinunter zu fließen. Oder Shinobu? Was machte er sich nur vor, er sah klar wie nie zuvor vor seinen Augen, was in jener Zeitung stand. Jedes einzelne Schriftzeichen. Er war Schuld an seinem Tod, hat sich vor Freude betrunken. Wo war diese Freude hin? Wo war seine Feierlaune hin? Eine Träne kullerte ihm die Wange hinab. Dann eine Zweite. Eine Dritte. Er begann unkontrolliert zu weinen und presste die weiße Decke hart gegen sein Gesicht. Keiner sollte ihn so schwach sehen. Sein Schluchzen wurde von dem Federkern verschluckt. Und in jenem Moment begriff Izaya: Ohne Shizuo war er der einsamste Gott auf der Welt. Was sollte er mit der Gesellschaft von Millionen, Milliarden Menschen anfangen, die alle gleich waren, die alle leblos waren, nur kleine Schachfiguren in seinem Spiel, taten, was er wollte, so berechenbar waren. Welcher Gott verbringt seine Zeit in der Gesellschaft herkömmlichen Menschen? Ist ein Gott wirklich dazu verdammt alleine sein Dasein zu verbringen? Sollte eben nicht gerade Gott jemanden haben, der in ihm das Letzte bisschen an Nerven raubt und ihn doch dabei zum Leben bringt und seine Intelligenz ausnahmsweise durch eine Unberechenbarkeit der Persönlichkeit herausfordert? Er lehnte seinen Körper weiter in die Decke hinein und zog seine Beine an. Und nun fort! Für immer weg, das Adrenalin bei jeder Verfolgungsjagd, jede Überraschung durch Shizuos Taten, jede Vorfreude darauf dessen Leben zu vermiesen, jedes Grinsen, das ihn überkam, wenn er ihn in den Straßen entdeckte, jeder ohrenbetäubender Knall beim Aufprall eines Getränkeautomaten, jeder Moment, in dem er sich lebendiger als bei jedem durchdachten, hinterhältigen Plan fühlte. Sein Shizu-chan war für immer weg. Nach einer gefühlten Ewigkeit schob er die nun durchnässte Decke von seinem Gesicht. Seine Augen brannten fürchterlich und seine Lieder waren so dick wie nach einer Schlägerei angeschwollen. Ein Teil von ihm konnte es nicht glauben. Durfte es nicht glauben. Langsam zerrte er seinen schweren Körper aus dem Bett und starrte stumm auf die weißen Fliesen auf den Boden. Was sollte er jetzt noch machen? Zur selben Zeit in Ikebukuro: Shizuo saß mit dunkeln Augenringen in einem Cafe und schlürfte seinen mit Zucker über Kaffee. Das Schicksal hatte eindeutig was gegen ihn, anders konnte er es sich einfach nicht erklären. Erst landet er in einem verdammten Leichenkühler, dann bekommt er zwar eine Woche zusätzlich frei, muss jedoch sogleich sich um jenen Floh „kümmern“ und wird danach noch von Shinra ausgelacht. Und auch sein zweiter, freier Tag fing nicht gerade überragend an. Nachdem Shizuo sich nachts zurück zu seiner Wohnung schleppte und erst um ein Uhr das schöne Reich des Schlafes begrüßen konnte, wagte dieser Quacksalber es um sechs Uhr in der Früh dauerklingelnd anzurufen und sich in einer ewigen Rede für den vorherigen Tag zu entschuldigen. Dass er anschließend kein Auge mehr zumachen konnte, da gleichzeitig noch ein Nachbar über ihm beschloss ein privates Klavierkonzert zu geben, was in einer halslauten Diskussion mit einem weiteren Nachbarn zu geendet hatte, war kein Wunder. Er trank den Rest seines Kaffees und verspeiste den letzten Bissen eines Marmeladecroissants. Doch er würde den Tag nützen. Vielleicht kurz mal Kasuka, seinen Bruder, besuchen oder sich bei Celty für sein grummiges Auftreten zum Schluss entschuldigen. Er verscheuchte einen plötzlichen Gedanken an Izaya wie eine Fliege. Vielleicht sollte er trotzdem zur Arbeit gehen und Tom aus seiner Misslage helfen? Shizuo strich die letzte Idee. Er war nicht gerade der Typ für den ganzen Papierkram. Er würde mehr Schaden anrichten als beheben. Immerhin war er nur Geldtreiber wegen seines Furcht einflößendes Auftreten. Nicht für seine Kenntnisse im Bankwesen. Er bezahlte und stand auf. Er beschloss sowohl ersteres als auch zweites zu tun, zündete sich eine Zigarette an und machte sich auf den Weg. Kapitel 6: Plan Gottes ---------------------- 6. Plan Gottes Nach dem Besuch bei Kasuka hatte sich seine Laune erheblich gesteigert. Der andere erzählte, wie er die Hauptrolle in einer neuer Drama-Serie beinahe schon hinterher geworfen bekommen hatte und die Fans liebten ihn mehr denn je. Es brauchte keinen Experten in Menschenkenntnissen um festzustellen, dass Shizuo mächtig stolz auf seinen Bruder war. Mit der Tatsache, dass dieser dennoch so kühl und emotionslos verblieb, hatte er sich schon seit der Kindheit angefreundet und würde es als einen regelrechten Schock aufnehmen, wenn sich plötzlich daran etwas ändern würde. Zufrieden machte er sich auf den Weg zu Shinra. Heute war Sonntag und gewöhnlich war Celty ausnahmsweise von ihrer Pflicht als Kurier und sonstigen Tätigkeiten befreit. Seine Mundwinkel fielen ein wenig nach unten. Shinra… hoffentlich war dieser nervtötende Izaya nicht mehr anwesend. Er hatte keine Lust darauf, sich mit ihm zu streiten, wo sein Tag doch wieder eine positive Wende genommen hatte. Im Nachhinein verstand er wirklich nicht, was in ihn gefahren war. Wie konnte er nur so einen Aufstand wegen so einer Person am gestrigen Abend veranstalten? Es ist ja nicht so, als ob der andere ihm auch nur das Geringste bedeuten würde. Eher das Gegenteil. Er hatte schon lange aufgegeben sich doch noch irgendwie mit Izaya anzufreunden. Dies war schlicht unmöglich. In der Mittelschule, in der High School. All seine Versuche wurden bitter enttäuscht und immer seltener. Mit Izaya lies es sich nicht reden. Shizuo kehrte in eine dunkle Seitengasse ein und begann eine leere Aluminiumdose vor sich herzutreten. Nein, Izaya war immer abweisend gewesen und irrational. Nun gut, einige Male war auch Shizuo Schuld, das musste er sich eingestehen. Vielleicht wäre es anders mit ihnen beiden verlaufen, wenn er ab und zu nicht allzu verfrüht in einem Wutausfall ausbrach. Aber was konnte er schon dafür, wenn der Schwarzhaarige es immer wieder schaffte ihn durch die einfachsten Worte, Gesten und Mimiken auf die Palme zu bringen? Er trat die blecherne Dose mit Wucht weg. Es hatte keinerlei Sinn darüber noch groß nachzudenken. Was geschehen ist, ist geschehen und seine Situation würde sich mit dem anderen nicht bessern. Er ging den Rest des Weges mit schnelleren Schritten als sonst und stand nun vor Shinras Haustür. Er klingelte kurz und wartete. Keine Reaktion. Er klingelte nochmals, diesmal länger. Vielleicht ist Shinra zur Gutmachung mit Celty ausgegangen? Aber sonntags war der Arzt immer mit irgendwelchen Operationen beschäftigt. Hauptsächlich plastisch-chirurgischer Art. Ein Grund mehr, weshalb Celty ihre Ruhe an jenem Tag hatte. Ungeduldig presste er sein Auge gegen den Türspion und sah wie erwartet nichts. Er drückte die Klingel ein letztes Mal ohne jegliche Erwartung und drehte sich bereits um, als die Tür quietschend aufging (Shinra hatte ungeschickt eine viel alte Ersatztür in den Türrahmen geschraubt, da die Vorherige in jener „Rettungsaktion“ von Shizuo zertrümmert wurde.) Shit, an die Tür hatte er gar nicht gedacht, er hatte weder das Geld noch die Einsicht, den Schaden zu bezahlen. Das sollte gefälligst dieser Floh machen. Es war ja immerhin seine Schuld, dass er zu solch drastischen Mitteln greifen musste. „Celty, wegen der Tür, ich-“, begann sich Shizuo schon sich zu verteidigen, als er sich umdrehte und die Person im Türrahmen erblickte. Er beendete seinen Satz nicht. Stattdessen machte sich in ihm ein Gesichtsausdruck breit, als ob er in eine saure Zitrone gebissen hätte. Eine viel zu frühreife Zitrone. Izaya. Wieso war der zum Teufel noch hier? Ein tiefes Grummeln entkam Shizuo aus seinem Rachen, doch er riss sich zusammen. Er würde nicht noch einmal auf Izayas Tricks reinfallen. Wüsste er es nicht besser, so würde er meinen, dass die gestrige Aktion auch alles nur gespielt war. „Ist Celty da?“, knirschte er zwischen seinen Zähnen hervor und blickte missbilligend auf den Schwarzschopf hinab. Erst jetzt bemerkte er die seltsam roten, geschwollenen Augen. Shizuo verkniff sich ein verspottendes Schnauben. Als ob Izaya zu solch einer Emotion wie Weinen zustande wäre. Es war viel wahrscheinlicher, dass er auf irgendetwas von Shinras Zeug allergisch reagierte. Wortlos blickte Izaya zu ihm mit seinen glanzlosen Augen hinauf. In seinem Kopf zog kein einziger Gedanke vorüber, sondern er starrte ungläubig auf die Person vor ihm. Shizuo. Was machte Shizuo hier? Er sollte doch tot sein? Ein makaberer Scherz von Shinra? Halluzinierte er bereits? Wie viel Restalkohol floss noch durch seine Adern? Vielleicht hatte er sich den Kopf angestoßen irgendwo, vielleicht war er selbst schon verstorben. Die Tatsache, dass Shizuo vor ihm stand erschien ihm zu surreal um es zu glauben. Ein kurzer Moment verging, bis Shizuo wieder ungeduldig und diesmal sichtlich genervt fortfuhr: „Celty! Bist du taub geworden? Wo ist sie?“ Als Izaya ihn noch immer wie festgefroren anstarrte und kein einziges Wort von sich gab, drängte sich Shizuo zwischen ihn und den Türrahmen hindurch und betrat die Wohnung. Er würde sich doch nicht von diesem Idioten verarschen lassen. Reflexartig ergriff Izaya den Saum von Shizuos Weste und krallte seine Finger darin ein. Shizuo durfte nicht gehen, auch wenn dieser ein Hirngespinst seiner zusammengebrochenen Psyche war, durfte er ihn nicht nochmals verlieren. Als Shizuo den Widerstand spürte, der ihn zurückhielt, drehte er sich langsam um. „Lass los“, befahl er hitzig und zählte in Gedanken von 10 runter. Nur kein Wutanfall. Nicht in Shinras Wohnung. Nicht wegen diesem Tunichtgut. Trotzdem ließ Izaya nicht ab, nein, ganz im Gegenteil, seine Fingernägel schienen sich nur noch stärker in den Stoff zu bohren. Am Rande der Geduld umklammerte Shizuo Izayas Handgelenk und zerrte es von seiner schwarzen Kellnerweste weg. So Problem gelöst. Und niemand verletzt. Erleichtert atmete Shizuo leise aus und bemerkte sogleich das neue Problem: Wie ein Kind nahm Izaya Shizuos Hand und verschränkte seine Finger in ihr. Der „falsche“ Shizuo konnte es knicken, dass Izaya ihn einfach so gehen lassen würde. Gut, dann war er eben durchgedreht, was solls. Niemand kann einen Gott verurteilen. Diese niedrigen Menschen könnten seinen Intellekt sowieso niemals verstehen. Und wenn dieser Intellekt eben eine Illusion eines Toten erschaffen würde, so wäre es nur noch ein Beweis, dass er den Menschen überlegen war. Selbst Tote konnte er „scheinbar“ auferstehen lassen. Triumphierend grinste Izaya zu Shizuo hinauf. Er mochte zwar nicht echt sein, aber er war Produkt seines Verstandes und gehörte somit ihm ganz allein. Der Gott und das Monster. Das Monster seines Verstandes. Also war schließlich das Monster auch ein Gott, wenn es ein Bestandteil von ihm war. Shizuo musste das Grinsen falsch gedeutet haben, denn er fühlte sich provoziert bis aufs Äußerste. Da rettete er Izaya den Arsch und der andere zog wieder irgendwelchen Scheiß ab. Gepfiffen auf Shinras Wohnung. Der Blonde war gerade dabei, den Entschluss zu fassen Izayas Hand mitsamt seinen Knochen in seiner Faust zu zermalmen, als plötzlich eine Nebentür geräuschvoll aufschwang und Celty im Bademantel aus dem Badezimmer austrat. Der Rauch, der aus ihrem Hals qualmte, vermischte sich etwas mit Wasserdampf. Sie ließ das Szenario, dass sich vor ihr ergab, eine Sekunde auf sich wirken, dann holte sie rasch ihr Handy und begann zu tippen. Sie hatte anscheinend Schwierigkeiten die richtigen Worte zu finden, denn sie tippte, löschte, tippte weiter und löschte es wieder, bis sie schließlich das Handy in ihre Gesichter hielt: „Wie ich sehe vertragt ihr beide euch endlich?“ Ehe Izaya zu ende las, zog Shizuo wie verbrannt seine Hand ein und steckte sie in die Hosentasche. „Ich wollt mich eigentlich wegen gestern entschuldigen und was die Haustür angeht… Ich komm ein anderes Mal wieder, wenn dieser Bastard hier weg ist“, beendete Shizuo hastig und mied jeglichen Blick mit Izaya, der verwirrt von Shizuo zu Celty sah. „Shizuo! Sprache!“, schrieb Celty belehrend. „Sorry, man sieht sich“, sagte Shizuo, warf Izaya noch einen finsteren Blick zu und verschwand wieder in Ikebukuros Gassen. In der Ferne hörte man schreiende Leute und Alarmanlage eines Autos losgehen. „Izaya, alles klar bei dir? Deine Augen sind so rot?“, fragte Celty Izaya, der noch immer die zugeworfene Haustür anstarrte. „War das grad Shizuchan?“, erwiderte er stattdessen, Celtys Frage ignorierend. „Ja? Hör zu“, tippte Celty hastig, „Du solltest dich wieder hinlegen. Ich glaub, du bist noch etwas erschöpft.“ „Nein“, sagte Izaya entschlossen, „Das war nicht Shizuo. Shizuo ist tot. Es stand in der Zeitung. Ich habs gelesen! Es stand dort!“ Überrascht musterte Celty den Schwarzhaarigen, was dieser natürlich nicht bemerken konnte. Stück für Stück erbaute sich im kopflosen Ritter eine kleine Vorahnung, was Anlass für Izayas jene Ausuferung war. Bedacht wählte sie ihre nächsten Worte: „Das war ein Fehler des Krankenhauses. Sie „dachten“ er wäre tot. War er aber nicht. Hast du dich noch nicht gewundert, wer dich hierher brachte?“ „Ich… Ich dachte, das wärst du?!“, antwortete Izaya, der wohl das erste mal in seinem Leben ins Wanken kam. „Es war Shizuo. Wir haben ihn darum gebeten nachzusehen, wo du bleibst. Ich hab ihn seit sein Bruder mal bei einem Dreh verletzt wurde, nicht so besorgt gesehen. Ich weiß, du hältst nicht viel davon, was andere Leute meinen, aber ich finde, du könntest etwas netter zu ihm sein. Immerhin hätte er dich genauso gut liegen lassen.“ Izaya nuschelte etwas Unverständliches zu sich selbst, schritt kurz ins Patientenzimmer und trat mit einer Jacke von Shinra wieder hinaus. Wenn wahr war, was Celty grad sagte, dann… „Willst du dich nicht noch etwas ausruhen?“, fragte Celty ein letztes Mal mütterlich, während Izaya sich ein Paar Schuhe (ebenfalls von Shinra) überzog. „Nein, ist schon gut. Shinra soll die Rechnung wie immer an mein zweites Postfach schicken lassen“, wimmelte Izaya sie rücksichtslos ab und verließ die Wohnung ohne ein Wort des Dankes. Kühler Wind blies ihm lindernd in sein Gesicht, das nahezu schmerzhaft geschwollen und rot war. Shizuo. Er lebte also noch. Er war nicht tot. Zögerlich machte sich Izaya auf den Weg nach Shibuya. Das hieße also, dass er alles vergessen konnte. Wieder so leben und sein konnte wie früher. Er konnte so tun, als ob dies niemals passiert wäre und keine Erkenntnis über seine Einsamkeit jemals seine Ideologie erschüttert hätte. Er blieb stehen und blickte gedankenversunken auf einen Getränkeautomaten, aus dem ein junges Pärchen gerade eine Fanta mit Traubengeschmack zog. Unmöglich. Izaya konnte es nicht vergessen. Selbst wenn er es wollte. Die Erkenntnis hatte sich in den wenigen Stunden bereits zu tief in sein Bewusstsein gebrannt. Shizuo war und blieb der einzige Mensch, der ihm würdig war. Ohne ihn wäre er… Izaya verdrängte diese lächerlichen Existenzzweifel und schritt weiter. Wie erbärmlich er sich doch verhalten hatte. Er hatte geweint wegen Shizuo und dann noch zufrieden gelacht wegen Shizuo. Wer dachte Shizuo eigentlich, wer er sei, dass er all diese komischen und überaus nutzlosen Gefühle in ihm auslöste? Ein leichtes Lächeln umspielte Izayas Lippen. Er war sein Antagonist. Er gehörte ihm allein, das stand außer Frage. Er und Shizuo waren zwei Seiten derselben Münze. Gott und Monster. Rationalität und Impulsivität. Verstand und Körper. Ohne den Gegenpart konnte und würde der andere nicht existieren. Schallend lachte Izaya plötzlich durch die Straßen, wobei ihn die empörten Blicke der anderen Mitbürger herzlich wenig interessierten. Die einzige Herausforderung, die Izaya übrig blieb, war nur eine: Shizuo von derselben Meinung zu überzeugen. Und nichts und niemand konnten ihn daran hindern. Schon lange nicht jenes Monster selbst. Er bräuchte nur einen verdammt guten Plan. Aber wer konnte schon den Wunsch eines Gottes verweigern? Beachtet mich nicht. Ich versinke gerade in reiner Selbstscham. Mehr als ein Jahr für ein Update. Holy fucking shit!!! Kapitel 7: Der Wille des Schicksals? ------------------------------------ 7. Der Wille des Schicksals? Angespannt saß Izaya auf dem Dach des Bürokomplexes und kniff seine Augen angestrengt zusammen um besser durch sein Fernglas sehen zu können. 17:08 Uhr. Vier Minuten schon später als sonst. Was zur Hölle machte Shizuo so lange? Entnervt richtete er einen Kaffeeladen in sein Visier und sah Männer in Anzügen, ein paar Schulmädchen und den Verkäufer, nur um wieder den Weg zurück zur Eingangstür von jener Schuldeneintreiberfirma, in der Shizuo arbeitete, zu verfolgen. Er hatte ihn also nicht übersehen. Er setzte das Fernglas ab, blickte frustriert auf die Uhr und observierte schließlich weiter. Was Izaya nun eigentlich tat? Nun, manch einer würde es obsessives Stalking nennen, doch Izaya bevorzugte den liebevollen Ausdruck „Feldforschung“. Seit gut zwei Wochen nahm er jeden Schritt, jede Bewegung, jedes Wort Shizuos auf, als wäre es die Luft, die er atmete. Shizuo gehörte zu ihm, keine Frage, doch die Art, wie er dies auch Shizuo beweisen sollte, stellte sich als äußerst schwierig heraus. Er hatte es bereits auf die mehr oder weniger direkte Art und Weise versucht. Izaya unterdrückte ein Zähneknirschen bei der Erinnerung daran. „Shizuo“, hatte damals Izaya gesagt, als er jenen Blonden nach der Arbeit abfing. Überrascht hatte Shizuo eine Augenbraue gehoben, denn er hatte wohl jemand anderes erwartet, nachdem er seinen normalen Namen gehört hatte, jedoch ersetzte ein Funkeln der Abscheu seine Verwunderung in den Augen. Ehe Izaya noch ein Wort herausgebracht hatte, da flogen schon ein Parkscheinautomat und die Drohung „Verpiss dich in dein Drecksloch in Shinjuku!“ hintendran. Er musste die Sache also anders angehen, aber wie? Vielleicht war sein Shizuchan ja mehr von der romantischen Sorte. Er würde es sich nie eingestehen, aber jenes Monster war noch komplexer als er erwartet hatte. Er kannte jede Minute seines Tagesablaufs, aber keinen einzigen Gedanken von ihm. Er wusste nur, dass er sehr viel von seinem Bruder hielt aber sonst? Nichts. Er sah keine Muster in seinen Handlungen, keine Präferenzen. Gut, er nahm jedes Mal nach der Arbeit einen Kaffee mit viel Milch und Zucker aber das half ihm auch nicht weiter. 17:12Uhr. Frustriert fuhr sich Izaya durch sein Haar und sah auf sein Handy. Vielleicht hatte ihm Shizuo eine Nachricht geschrieben? Immerhin war heute ein spezieller Tag. Aber nichts. Dann mit einem Schlag öffnete sich die Doppeltür des Hochhauses und Izaya sah wie Shizuo stampfend und aufgebracht aus dem Gebäude stürmte. „Heeey, Shizuo! Willst du die nicht behalten?“, rief plötzlich lautstark Tom amüsiert hinterher und wedelte mit einem Strauß roten Lilien und weißen Rosen in der Hand. „Halt mir das nur vom Leib!“, schrie Shizuo ohne hinter sich zu blicken, „Wenn ich den in die Finger kriege!“ Entgeistert ließ der Schwarzhaarige das Fernglas fallen, sammelte sich jedoch sogleich. Das war nichts. Nur ein kleiner Rückschlag. Vielleicht mochte Shizuo einfach keine Lilien und Rosen. Izaya zückte schon seinen Notizblock um diese neue Erkenntnis zu notieren, aber sein Kugelschreiber blieb in der Luft stecken. Was machte er sich vor, jeder mag Blumen. Das Einzige, was Shizuo nicht mochte, war er selber. Es musste einen Weg geben, ihm zu demonstrieren, dass er ein überaus perfekter Gott war und somit automatisch der beste Partner für ihn war. Nur wie zur Hölle nochmal? Gesprächsversuche scheiterten, Briefe wanderten ungeöffnet in den Müll, Blumen wurden zurückgelassen. Entmutigt ließ sich Izaya auf den Rücken fallen und spürte die Kälte der Betonfliesen durch seine Jacke. Vielleicht sollte er ihn ein weiteres Mal ansprechen, vielleicht bei ihm daheim. Und dann wieder um sein Leben rennen. Langsam kramte er sein Handy wieder hervor und durchsuchte seinen Bildschirm. Kontakte. Shizuo Heiwajima. Einen Moment lang starrte er die Nummer an, dann tippte er auf die grüne Telefontaste und drückte sein Handy gegen sein Ohr. Piep. Piep. Shit. Was sollte er überhaupt sagen. Piep. Piep. Egal, er wollte nur Shizuos Stimme hören. Piep. Pi- „Hallo?“, fragte Shizuo in einem ruhigen Ton, „Hallo? Ist da jemand? Hör zu, wenn das ein-“ Izaya bemerkte wie der Klang des Schuldeneintreibers immer rauer wurde und schluckte schwer: „Shizuo, wir müssen reden~“ „Wer ist da?“, fragte der andere misstrauisch. „Erkennst du meine Stimme nicht? Das verletzt aber meine Gefühle!“, erwiderte Izaya spielerisch, sichtlich erfreut darüber die Aufmerksamkeit des anderen endlich erreicht zu haben, als plötzlich- Piep. Piep. Ungläubig starrte Izaya sein Handy an. Er hatte aufgelegt. Shizuo hatte einfach aufgelegt. Nicht mal einen Streit hat er angefangen. Einen Moment starrte er weiter auf das Display, das nun schwarz geworden war, dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht. Er wurde ignoriert. Aber wieso? Bisweilen hatte er immer eine Reaktion von ihm bekommen, nie gar keine. War ihre Beziehung etwa so stark belastet, dass nichts mehr zu retten war? Vielleicht war in der Tat einfach zu viel zwischen ihnen passiert, dass sie je miteinander glücklich werden konnten. Izaya spürte wie sich eine Feuchte in seinen Augen bildete, doch er unterdrückte sie. Shizuo sah all seine Bemühungen als… falsche Bemühungen. Als reine Verarsche. Natürlich, er hatte ihm einst tote Ratten zuschicken lassen, ihn dutzende Male um seinen Job gebracht, ihn unter falscher Behauptung bei der Polizei angeschwärzt. Er hatte sein Leben zur Hölle gemacht. Und für was? Für das bisschen Aufmerksamkeit, bisschen faszinierende Reaktion seinerseits. Und nicht einmal die bekam er mehr. Er atmete tief aus, griff nach seinem Fernglas, zog seine Kapuze über und verließ das Hochhaus. Er war Izaya Orihara. Alles was sich in Ikebukuro tat, wusste er bevor es passierte. Die ganze Stadt war sein Spielfeld. Alles gehorchte ihm. Er musste rational bleiben. Er durfte nicht die Lage aus den Augen oder schlimmer noch sich selbst verlieren nur wegen ein paar Gefühlen. Es gab eine Möglichkeit an Shizuo heranzukommen, ihm seine Weltanschauung zu erläutern und ihn für sich einzunehmen. Er musste sie nur analytisch erfassen. Sein Umwelt. Izaya verschwand in der Metro und stieg in eine heranfahrende Bahn. Sein Arbeitsplatz. Shizuo hatte nicht viele Kollegen. Tom war sein engster. Aber mehr als ein Bierabend die Woche hatte jene Freundschaft nicht zu bieten. Eine reine Arbeitsbeziehung mit Gerede über Männersachen. Nach zwei Stationen stieg der Informationsbroker aus und ging in der Menge unter. Sein Familienkreis. Kaum von Interesse. Seinen Bruder zu entführen stand außer Frage, denn dies würde wohl in der gewaltigsten Katastrophe enden, die er sich vorstellen konnte. Mit langsamen Schritten ging er Richtung Wohnung. Freundeskreis. Shizuo war nicht der Typ Mensch, der viele Freunde hatte, auch wenn Izaya ein Faktor war, der dafür gesorgt hatte. Simon stand gut zu ihm aber Izaya bezweifelte, dass er wirklich verstehen konnte, was er von Shizuo wollte, selbst wenn er es ihm in Russisch erklären würde. Simons Lösung wäre wahrscheinlich sowieso gemeinsam Sushi essen zu gehen, aber das es so erst weit kommen würde, wäre ein Wunder. Was Shinra angeht… Egal. Wie festgefroren blieb Izaya stehen und zog sein zweites Handy aus seiner Jeans. Es war so klar. Celty. Mal abgesehen mit der ganzen Sache um ihren Kopf, konnte sie in dieser Situation sehr hilfreich sein. Shizuo verbrachte gerne Zeit mit ihr und sie konnte, nein, musste ihm weiterhelfen. Mit leichtem Widerwillen begann er eine SMS an Celty zu tippen. Ein Gott musste sich auf jemand anderen verlassen, wie weit war er nur die letzten paar Tage nur gesunken. „Celty, hättest du vielleicht Zeit? Es geht um was Wichtiges. Ah, und richte Shinra aus, dass morgen jemand die Organe vorbei bringt, die er brauchte.“ Ein paar Sekunden später machte sein Handy ‚ping‘: „Klar, geht es um Shizuo?“ Perplex blickte Izaya auf den Satz vor ihm. Woher… „Woher weißt du das?“ Ping. „Du warst ziemlich komisch vor zwei Wochen. Und Shizuo… hat mir auch ein paar Dinge erzählt.“ Mit ihr hat Shizuo also andauernd getextet. Ein erleichtertes Seufzen entkam Izayas Lippen. Es gab keine heimliche Geliebte in Shizuos Leben, nicht dass er von sowas jemals ausgehen würde oder er sich darüber den Kopf zerbrechen würde, aber… Erst jetzt registrierte der Informant, was er überhaupt las. Die beiden haben nicht über etwas geredet. Sie haben über ihn geredet. Ping. „Ist das ernst gemeint? Also deine, ehh, freundlichen Gesten. Oder ist das nur ein Scherz?“ Kam weiter von Celty. Okay, es stand fest, sein Monster glaubte ihm nicht. Und hatte dazu jeglichen Grund der Welt. Verzweifelt fuhr er sich erneut durch sein weiches Haar und seine Kapuze fiel nach hinten. „Nein, das ist mein voller Ernst.“ Er zögerte einen Moment, dann schickte er es ab. Die Wahrheit würde ihn am schnellsten ans Ziel bringen, wenngleich er ein Teil seiner Würde zurückstecken musste. Ein Gedanke an den Tag vor zwei Wochen und die große, warme Hand Shizuos in seiner reichten ihm als Überredung aus. Ungeduldig wartete Izaya auf eine Antwort, die sich auf sich warten ließ, bis er in seiner Wohnung ankam und sich auf sein weißes Sofa fallen ließ. „Das dachte ich mir schon. Wie du damals Shizuo hinterhersahst, war mir Beweis genug. Ich hab ihm schon gesagt, dass ich vermute, dass du es damit aufrichtig meinst, aber er blockt ab, wenn ich mit dieser Theorie angefangen hatte. Er meint, dass du es noch immer auf ihn abgesehen hast und ich kann es sogar verstehen. Aber sei mal ehrlich zu dir selbst, Izaya. Willst du ihm wirklich etwas aufdrängen, das sicher nicht so einfach ist wie du es dir vorstellst? Ich habe das Gefühl, dass zwischen euch immer etwas stehen wird. Eine Freundschaft unter diesen Umständen aufzubauen, geschweige denn etwas mehr, erscheint mir unmöglich. Shizuo wird all die Jahre nicht von einen Tag auf den anderen Tag vergessen und hast du je daran gedacht, verzeih mir, an seine sexuelle Orientierung?“ Als Izaya die Nachricht las, fühlte es sich an, als ob ein Kübel Eiswasser seine Speiseröhre hinunterplätscherte und das Handy fühlte sich seltsam taub zwischen seinen Fingern an. Was Celty schrieb… hatte etwas Zerstörerisches. Es war anders, als wenn er selbst darüber nachdachte, aber die Bestätigung einer dritten Person machten seine Befürchtungen irgendwie real. Als wären sie absolut. Izaya scrollte zurück, tippte ungeschickt seine Galerie an und öffnete ein Foto Shizuos. Es war ein älteres, das er vor einem Jahr machte, bevor er in ein Sandwich voller Sand biss. „Sandy Sandwich“. Reflexartig warf Izaya das Handy in die Ecke und verhüllte seine Augen mit dem Unterarm. Vor einem Monat noch hatte er gelacht. Und jetzt… Er rollte sich zur Seite und blickte durch seine Panoramafenster auf die Stadt. All die Menschen unwissend davon, was er gerade dachte. Es wird immer etwas zwischen euch stehen. War sein Schicksal damit besiegelt? Ein lächerliches Ende? Irgendwas mit „Karma’s a bitch“? Unweigerlich wanderten seine Gedanken zu Shizuo und was er grad wohl machte und dachte und insgesamt überhaupt eigentlich… Er fasste nach seinem ersten Handy, dass er noch bei sich hatte und blickte auf seine Anruferliste. Er konnte ihm eine SMS schreiben… und was würde das bringen? Nichts. Rein Garnichts. Ping. Sorry Leute, dass ich immer so lange auf mich warten lasse. Studium. Stress. Liebeskummer. Dieses Semester hatte einfach alles, was es nicht haben sollte aber ich hoffe euch freut es, dass ich die Geschichte nicht vergessen haben. Ich musste jetzt mal etwas melodramatisches schreiben, denn jetzt im Ernst, was Izaya mit Shizuo eigentlich abzog. Holy shit, ich hät da so nen Hals! Gut Nacht und bis zum nächsten Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)