Grün steht dir überhaupt nicht, Shizu-chan! von Malignitas (Shizaya) ================================================================================ Kapitel 7: Der Wille des Schicksals? ------------------------------------ 7. Der Wille des Schicksals? Angespannt saß Izaya auf dem Dach des Bürokomplexes und kniff seine Augen angestrengt zusammen um besser durch sein Fernglas sehen zu können. 17:08 Uhr. Vier Minuten schon später als sonst. Was zur Hölle machte Shizuo so lange? Entnervt richtete er einen Kaffeeladen in sein Visier und sah Männer in Anzügen, ein paar Schulmädchen und den Verkäufer, nur um wieder den Weg zurück zur Eingangstür von jener Schuldeneintreiberfirma, in der Shizuo arbeitete, zu verfolgen. Er hatte ihn also nicht übersehen. Er setzte das Fernglas ab, blickte frustriert auf die Uhr und observierte schließlich weiter. Was Izaya nun eigentlich tat? Nun, manch einer würde es obsessives Stalking nennen, doch Izaya bevorzugte den liebevollen Ausdruck „Feldforschung“. Seit gut zwei Wochen nahm er jeden Schritt, jede Bewegung, jedes Wort Shizuos auf, als wäre es die Luft, die er atmete. Shizuo gehörte zu ihm, keine Frage, doch die Art, wie er dies auch Shizuo beweisen sollte, stellte sich als äußerst schwierig heraus. Er hatte es bereits auf die mehr oder weniger direkte Art und Weise versucht. Izaya unterdrückte ein Zähneknirschen bei der Erinnerung daran. „Shizuo“, hatte damals Izaya gesagt, als er jenen Blonden nach der Arbeit abfing. Überrascht hatte Shizuo eine Augenbraue gehoben, denn er hatte wohl jemand anderes erwartet, nachdem er seinen normalen Namen gehört hatte, jedoch ersetzte ein Funkeln der Abscheu seine Verwunderung in den Augen. Ehe Izaya noch ein Wort herausgebracht hatte, da flogen schon ein Parkscheinautomat und die Drohung „Verpiss dich in dein Drecksloch in Shinjuku!“ hintendran. Er musste die Sache also anders angehen, aber wie? Vielleicht war sein Shizuchan ja mehr von der romantischen Sorte. Er würde es sich nie eingestehen, aber jenes Monster war noch komplexer als er erwartet hatte. Er kannte jede Minute seines Tagesablaufs, aber keinen einzigen Gedanken von ihm. Er wusste nur, dass er sehr viel von seinem Bruder hielt aber sonst? Nichts. Er sah keine Muster in seinen Handlungen, keine Präferenzen. Gut, er nahm jedes Mal nach der Arbeit einen Kaffee mit viel Milch und Zucker aber das half ihm auch nicht weiter. 17:12Uhr. Frustriert fuhr sich Izaya durch sein Haar und sah auf sein Handy. Vielleicht hatte ihm Shizuo eine Nachricht geschrieben? Immerhin war heute ein spezieller Tag. Aber nichts. Dann mit einem Schlag öffnete sich die Doppeltür des Hochhauses und Izaya sah wie Shizuo stampfend und aufgebracht aus dem Gebäude stürmte. „Heeey, Shizuo! Willst du die nicht behalten?“, rief plötzlich lautstark Tom amüsiert hinterher und wedelte mit einem Strauß roten Lilien und weißen Rosen in der Hand. „Halt mir das nur vom Leib!“, schrie Shizuo ohne hinter sich zu blicken, „Wenn ich den in die Finger kriege!“ Entgeistert ließ der Schwarzhaarige das Fernglas fallen, sammelte sich jedoch sogleich. Das war nichts. Nur ein kleiner Rückschlag. Vielleicht mochte Shizuo einfach keine Lilien und Rosen. Izaya zückte schon seinen Notizblock um diese neue Erkenntnis zu notieren, aber sein Kugelschreiber blieb in der Luft stecken. Was machte er sich vor, jeder mag Blumen. Das Einzige, was Shizuo nicht mochte, war er selber. Es musste einen Weg geben, ihm zu demonstrieren, dass er ein überaus perfekter Gott war und somit automatisch der beste Partner für ihn war. Nur wie zur Hölle nochmal? Gesprächsversuche scheiterten, Briefe wanderten ungeöffnet in den Müll, Blumen wurden zurückgelassen. Entmutigt ließ sich Izaya auf den Rücken fallen und spürte die Kälte der Betonfliesen durch seine Jacke. Vielleicht sollte er ihn ein weiteres Mal ansprechen, vielleicht bei ihm daheim. Und dann wieder um sein Leben rennen. Langsam kramte er sein Handy wieder hervor und durchsuchte seinen Bildschirm. Kontakte. Shizuo Heiwajima. Einen Moment lang starrte er die Nummer an, dann tippte er auf die grüne Telefontaste und drückte sein Handy gegen sein Ohr. Piep. Piep. Shit. Was sollte er überhaupt sagen. Piep. Piep. Egal, er wollte nur Shizuos Stimme hören. Piep. Pi- „Hallo?“, fragte Shizuo in einem ruhigen Ton, „Hallo? Ist da jemand? Hör zu, wenn das ein-“ Izaya bemerkte wie der Klang des Schuldeneintreibers immer rauer wurde und schluckte schwer: „Shizuo, wir müssen reden~“ „Wer ist da?“, fragte der andere misstrauisch. „Erkennst du meine Stimme nicht? Das verletzt aber meine Gefühle!“, erwiderte Izaya spielerisch, sichtlich erfreut darüber die Aufmerksamkeit des anderen endlich erreicht zu haben, als plötzlich- Piep. Piep. Ungläubig starrte Izaya sein Handy an. Er hatte aufgelegt. Shizuo hatte einfach aufgelegt. Nicht mal einen Streit hat er angefangen. Einen Moment starrte er weiter auf das Display, das nun schwarz geworden war, dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht. Er wurde ignoriert. Aber wieso? Bisweilen hatte er immer eine Reaktion von ihm bekommen, nie gar keine. War ihre Beziehung etwa so stark belastet, dass nichts mehr zu retten war? Vielleicht war in der Tat einfach zu viel zwischen ihnen passiert, dass sie je miteinander glücklich werden konnten. Izaya spürte wie sich eine Feuchte in seinen Augen bildete, doch er unterdrückte sie. Shizuo sah all seine Bemühungen als… falsche Bemühungen. Als reine Verarsche. Natürlich, er hatte ihm einst tote Ratten zuschicken lassen, ihn dutzende Male um seinen Job gebracht, ihn unter falscher Behauptung bei der Polizei angeschwärzt. Er hatte sein Leben zur Hölle gemacht. Und für was? Für das bisschen Aufmerksamkeit, bisschen faszinierende Reaktion seinerseits. Und nicht einmal die bekam er mehr. Er atmete tief aus, griff nach seinem Fernglas, zog seine Kapuze über und verließ das Hochhaus. Er war Izaya Orihara. Alles was sich in Ikebukuro tat, wusste er bevor es passierte. Die ganze Stadt war sein Spielfeld. Alles gehorchte ihm. Er musste rational bleiben. Er durfte nicht die Lage aus den Augen oder schlimmer noch sich selbst verlieren nur wegen ein paar Gefühlen. Es gab eine Möglichkeit an Shizuo heranzukommen, ihm seine Weltanschauung zu erläutern und ihn für sich einzunehmen. Er musste sie nur analytisch erfassen. Sein Umwelt. Izaya verschwand in der Metro und stieg in eine heranfahrende Bahn. Sein Arbeitsplatz. Shizuo hatte nicht viele Kollegen. Tom war sein engster. Aber mehr als ein Bierabend die Woche hatte jene Freundschaft nicht zu bieten. Eine reine Arbeitsbeziehung mit Gerede über Männersachen. Nach zwei Stationen stieg der Informationsbroker aus und ging in der Menge unter. Sein Familienkreis. Kaum von Interesse. Seinen Bruder zu entführen stand außer Frage, denn dies würde wohl in der gewaltigsten Katastrophe enden, die er sich vorstellen konnte. Mit langsamen Schritten ging er Richtung Wohnung. Freundeskreis. Shizuo war nicht der Typ Mensch, der viele Freunde hatte, auch wenn Izaya ein Faktor war, der dafür gesorgt hatte. Simon stand gut zu ihm aber Izaya bezweifelte, dass er wirklich verstehen konnte, was er von Shizuo wollte, selbst wenn er es ihm in Russisch erklären würde. Simons Lösung wäre wahrscheinlich sowieso gemeinsam Sushi essen zu gehen, aber das es so erst weit kommen würde, wäre ein Wunder. Was Shinra angeht… Egal. Wie festgefroren blieb Izaya stehen und zog sein zweites Handy aus seiner Jeans. Es war so klar. Celty. Mal abgesehen mit der ganzen Sache um ihren Kopf, konnte sie in dieser Situation sehr hilfreich sein. Shizuo verbrachte gerne Zeit mit ihr und sie konnte, nein, musste ihm weiterhelfen. Mit leichtem Widerwillen begann er eine SMS an Celty zu tippen. Ein Gott musste sich auf jemand anderen verlassen, wie weit war er nur die letzten paar Tage nur gesunken. „Celty, hättest du vielleicht Zeit? Es geht um was Wichtiges. Ah, und richte Shinra aus, dass morgen jemand die Organe vorbei bringt, die er brauchte.“ Ein paar Sekunden später machte sein Handy ‚ping‘: „Klar, geht es um Shizuo?“ Perplex blickte Izaya auf den Satz vor ihm. Woher… „Woher weißt du das?“ Ping. „Du warst ziemlich komisch vor zwei Wochen. Und Shizuo… hat mir auch ein paar Dinge erzählt.“ Mit ihr hat Shizuo also andauernd getextet. Ein erleichtertes Seufzen entkam Izayas Lippen. Es gab keine heimliche Geliebte in Shizuos Leben, nicht dass er von sowas jemals ausgehen würde oder er sich darüber den Kopf zerbrechen würde, aber… Erst jetzt registrierte der Informant, was er überhaupt las. Die beiden haben nicht über etwas geredet. Sie haben über ihn geredet. Ping. „Ist das ernst gemeint? Also deine, ehh, freundlichen Gesten. Oder ist das nur ein Scherz?“ Kam weiter von Celty. Okay, es stand fest, sein Monster glaubte ihm nicht. Und hatte dazu jeglichen Grund der Welt. Verzweifelt fuhr er sich erneut durch sein weiches Haar und seine Kapuze fiel nach hinten. „Nein, das ist mein voller Ernst.“ Er zögerte einen Moment, dann schickte er es ab. Die Wahrheit würde ihn am schnellsten ans Ziel bringen, wenngleich er ein Teil seiner Würde zurückstecken musste. Ein Gedanke an den Tag vor zwei Wochen und die große, warme Hand Shizuos in seiner reichten ihm als Überredung aus. Ungeduldig wartete Izaya auf eine Antwort, die sich auf sich warten ließ, bis er in seiner Wohnung ankam und sich auf sein weißes Sofa fallen ließ. „Das dachte ich mir schon. Wie du damals Shizuo hinterhersahst, war mir Beweis genug. Ich hab ihm schon gesagt, dass ich vermute, dass du es damit aufrichtig meinst, aber er blockt ab, wenn ich mit dieser Theorie angefangen hatte. Er meint, dass du es noch immer auf ihn abgesehen hast und ich kann es sogar verstehen. Aber sei mal ehrlich zu dir selbst, Izaya. Willst du ihm wirklich etwas aufdrängen, das sicher nicht so einfach ist wie du es dir vorstellst? Ich habe das Gefühl, dass zwischen euch immer etwas stehen wird. Eine Freundschaft unter diesen Umständen aufzubauen, geschweige denn etwas mehr, erscheint mir unmöglich. Shizuo wird all die Jahre nicht von einen Tag auf den anderen Tag vergessen und hast du je daran gedacht, verzeih mir, an seine sexuelle Orientierung?“ Als Izaya die Nachricht las, fühlte es sich an, als ob ein Kübel Eiswasser seine Speiseröhre hinunterplätscherte und das Handy fühlte sich seltsam taub zwischen seinen Fingern an. Was Celty schrieb… hatte etwas Zerstörerisches. Es war anders, als wenn er selbst darüber nachdachte, aber die Bestätigung einer dritten Person machten seine Befürchtungen irgendwie real. Als wären sie absolut. Izaya scrollte zurück, tippte ungeschickt seine Galerie an und öffnete ein Foto Shizuos. Es war ein älteres, das er vor einem Jahr machte, bevor er in ein Sandwich voller Sand biss. „Sandy Sandwich“. Reflexartig warf Izaya das Handy in die Ecke und verhüllte seine Augen mit dem Unterarm. Vor einem Monat noch hatte er gelacht. Und jetzt… Er rollte sich zur Seite und blickte durch seine Panoramafenster auf die Stadt. All die Menschen unwissend davon, was er gerade dachte. Es wird immer etwas zwischen euch stehen. War sein Schicksal damit besiegelt? Ein lächerliches Ende? Irgendwas mit „Karma’s a bitch“? Unweigerlich wanderten seine Gedanken zu Shizuo und was er grad wohl machte und dachte und insgesamt überhaupt eigentlich… Er fasste nach seinem ersten Handy, dass er noch bei sich hatte und blickte auf seine Anruferliste. Er konnte ihm eine SMS schreiben… und was würde das bringen? Nichts. Rein Garnichts. Ping. Sorry Leute, dass ich immer so lange auf mich warten lasse. Studium. Stress. Liebeskummer. Dieses Semester hatte einfach alles, was es nicht haben sollte aber ich hoffe euch freut es, dass ich die Geschichte nicht vergessen haben. Ich musste jetzt mal etwas melodramatisches schreiben, denn jetzt im Ernst, was Izaya mit Shizuo eigentlich abzog. Holy shit, ich hät da so nen Hals! Gut Nacht und bis zum nächsten Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)