Atlantis von Galenhilwen ================================================================================ Kapitel 1: Eine gefährliche Reise, ein unglaubliches Ziel --------------------------------------------------------- „Logbuch des Captains, Sternzeit... AUAAA!“ Mit aufgeplusterten Wangen sah Deidara giftig zu seinem Kollegen mit den silbrig-weißen Haaren herüber, der seinen Blick mit einem nicht weniger intensiven, jedoch eher genervten, erwiderte und knurrte: „Scheiße, hör auf so einen Dreck zu labern! Das nervt!“ Der Blonde verschränkte die Arme beleidigt vor der Brust, hob die Nase empor und zischte: „Pah, ich wollte doch nur für ein wenig Unterhaltung sorgen. Deine blöden Blondinenwitze fangen mich nämlich gewaltig an zu langweilen, Hidan. Und von Jashin will einfach kein Mensch etwas hören...“ Ein eher schmächtiger junger Mann mit schulterlangen roten Haaren blickte zu den beiden Streithähnen, schüttelte leicht den Kopf und seufzte: „Ihr geht uns alle beide mächtig auf den Zeiger. Könnt ihr nicht einmal fünf Minuten Ruhe geben? Seit drei Tagen sind wir jetzt unterwegs und wenn ich mir vorstelle, vielleicht noch Wochen mit euch in diesem U-Boot verbringen zu müssen, dann drehen sich mir ehrlich gesagt die Fußnägel nach oben...“ Hidan zuckte lediglich desinteressiert mit den Schultern und brummte gelangweilt: „Kann ja nicht jeder so ein Langweiler sein wie du, Nagato. Immer alles ordentlich und exakt nach Plan. Ist doch zum Kotzen öde!“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Und mal abgesehen davon hat dieser Knauser von Kakuzu mich aus der Kabine geworfen, damit er in Ruhe die Kostenabrechnung führen kann. Beschwere dich bei dem Kotzbrocken, nicht bei mir und Blondi.“ „DEIDARA! Maaan, wann lernst du Hohlbirne das endlich? Es ne-heeeervt!“ fauchte der Angesprochene ungeduldig. Er hasste es einfach, wenn Hidan unausgeglichen und auf Krawall gebürstet war, da dieser dann IMMER zu ihm kam, um ihn aufzuziehen und zu provozieren, was zu seiner eigenen Verärgerung auch jedes Mal hervorragend funktionierte. Erneut schüttelte Nagato den Kopf, dieses Mal erklang seine Stimme jedoch in strengem und festem Ton: „Ich habe die Nase voll! Ihr müsst dringend beschäftigt werden, sonst dreh ich noch durch. Seht zu, dass ihr auf die Brücke kommt und benehmt euch gefälligst. Man hat MIR die Führung dieser Expedition aufgetragen und ihr solltet von unseren bisherigen Aufträgen wissen, dass ich diese Aufgabe stets gewissenhaft ausgeführt habe. Daran wird sich auch dieses Mal nichts ändern. Deshalb wird es eine Teambesprechung geben, verstanden?“ Etwas nölig drucksten die beiden Angesprochenen herum. „Ich habe gefragt, ob ihr verstanden habt??“ - „Jahaaaa...“ - „Gut. Ich hole die anderen. Wir sehen uns gleich auf der Brücke. Und WEHE ihr macht Dummheiten!“ Mit etwas säuerlichem Blick versah er die beiden Streithammel noch einmal mit einem schlechten Gewissen, ehe Nagato den kleinen Speiseraum, in dem sie bisher gesessen hatten, genervt verließ. Deidara seufzte und schob seine Unterlippe hervor: „Der versteht auch nie Spaß. Aber wenigstens kannst du mich jetzt für eine gewisse Zeit nicht nerven, ist doch auch mal etwas.“ Er stand auf und schlenderte ebenfalls zur Tür, von dem Jashinisten dicht gefolgt. Dieser wedelte theatralisch mit den Händen in der Luft herum und maulte: „Du bist vielleicht ein Schleimer! Als ob es dir keinen Spaß machen würde, wenn ich dich ein bisschen schikaniere. Gib es zu, du stehst doch drauf, Blondi!“ Während sie durch den kleinen und schmalen Gang des U-Bootes in Richtung Brücke gingen schüttelte Deidara, ohne nach hinten zu Hidan zu schauen, den Kopf: „In deinen Träumen vielleicht, Trottel. Ich muss dich enttäuschen, aber ich habe Ansprüche, denen du in einhundert Jahren nicht genügen könntest.“ Mit vor Wut rotem Gesicht folgte Hidan dem Blonden auf die Brücke, auf der die Besatzung des U-Bootes ihrer Arbeit nachging und dennoch bereits wissend seufzte, da die beiden Streitenden mehr als bekannt für ihre lautstarken Diskussionen waren. Der Jashinist fauchte aufgebracht: „Was soll das denn schon wieder heißen?“ Deidara blieb stehen. Nachdem sein Verfolger beinahe in ihn herein gerannt war drehte der Blonde sich herum und grinste süffisant: „Was das heißen soll? Ganz einfach: mach mich nicht ständig an!“ - „HA! Du spinnst doch! Sehe ich aus wie eine dämliche Schwuchtel?“ Deidaras Grinsen wurde noch ein bisschen breiter, als er hinter Hidan Nagato und die anderen entdeckte. Diese Runde würde definitiv an ihn gehen, dafür würde er sorgen. Mit gedämpfter Stimme, aber laut genug damit Hidan ihn hören konnte, raunte er: „Willst du eine ehrliche oder eine höfliche Antwort?“ Der Jashinist kochte vor Wut und konnte sich beim besten Willen nicht mehr zurückhalten. Wutentbrannt brüllte er: „FUCK ICH MACH DICH NICHT AN, PISSNELKE!!! ICH HASSE BLONDINEN!!!“ Während Deidara triumphierend die Arme verschränkte, ertönte hinter Hidan ein dreckiges Kichern. Dieser fuhr augenblicklich herum und kläffte los: „WAS IST SO BESCHISSEN WITZIG?????“ Nagato verdrehte die Augen und seufzte, doch Kakuzu und Kiba brüllten los vor lachen und selbst ihr Kollege Shino, der für üblich fernab seiner Terrarien, Ameisenfarmen und anderweitigen Insektensammlungen so gut wie nie zu sehen oder zu hören war, konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Kiba jedoch prustete belustigt drauf los: „Dann färbe Deidara doch die Haare, wenn dich das Blond SOOOO stört...“ Ehe Hidan jedoch sein Gefluche fortsetzen konnte erhob Nagato die Stimme genervt: „So, jetzt ist Schluss hier.“ Sein ernster und drohender Blick richtete sich vor allem an den Jashinisten und Deidara, die sofort wussten, dass nun wirklich Schluss mit ihren Streitereien war. Rasch entspannte sich die Stimmung und Nagato nickte erleichtert: „Schön, da sich nun wieder alle wie erwachsene Menschen benehmen können wir ja mit der Besprechung beginnen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, Kapitän Kisame, wenn Sie uns einen kleinen Überblick verschaffen könnten, wo wir uns befinden und wie weit es noch ist.“ Ein großgewachsener Mann mit einem irgendwie gierigen Blick und einem haifischähnlichen Lächeln trat an die Gruppe Forscher heran und nickte freundlich: „Aber gerne doch. Nun, wir befinden uns vor der Sanriku-Küste und haben bereits mit den Untersuchungen angefangen. Laut Ihren Aufzeichnungen sind es noch etwa 2 Kilometer bis zu der Stelle, an der Sie den Krater vermuten, der einst zur Umgebung von Atlantis gehörte. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir mit Hilfe des Echolot eine Veränderung des Grundes entdecken und...“ Jäh wurden die Ausführungen des Kapitäns unterbrochen, als ein durch und durch erschauderndes Grollen an ihre Ohren drang. Durch das Wasser zwar nur sehr dumpf, aber dennoch beeindruckend in seiner Gewalt und Intensität, von den metallischen Wänden des U-Bootes zu einem gefährlich wirkenden Knarzen begleitet. Kisame fuhr ruckartig zu seiner Mannschaft herum und rief mit weit aufgerissenen Augen: „Verdammt! Statusbericht, Zetsu!“ Der Angesprochene sah auf und folgte dem Befehl augenblicklich: „Sir, wir haben ein Problem! Das ist ein Erdbeben und...“ Mit einem Mal wandelte sich das Grollen, wurde noch lauter, doch nun wurde es von Erschütterungen begleitet, die sämtliche Forscher von den Beinen riss. Der Kapitän krallte sich an einen Sitz seines geliebten Tiefsee-U-Bootes „Shinkai 6500“ und überlegte angestrengt. Was sollte er nun befehlen? Auftauchen und von einem sehr wahrscheinlichen Tsunami mitgerissen werden, dafür aber in Kontakt mit der Zentrale bleiben? Oder aber den Kontakt abbrechen und in eine Tiefe absteigen, in der sie, hoffentlich, weitgehend sicher vor diesem Beben waren? Er wischte sich über das Gesicht und fluchte innerlich. Er war zwar ein militärisch ausgebildeter Kapitän, doch sein Militärdienst lag schon eine ganze Weile zurück. Aber eine Entscheidung musste er fällen. Entschlossen blickte er auf und versuchte das bedrohliche Grollen und Beben zu übertönen: „Zetsu, gehen Sie auf Tauchstation! Wir versuchen so tief wie möglich herunterzukommen.“ - „Sir? Sind Sie sicher, dass...?“ - „DAS WAR EIN BEFEHL!“ - „Aye.“ Dann richtete Kisame sich an die Forscher: „Halten Sie sich gut fest. Unter normalen Umständen würde ich Sie von der Brücke schmeißen, aber dafür bleibt uns jetzt keine Zeit. Aber passen Sie auf, dass Sie nicht im Weg stehen!“ Deidara sah sich panisch um. Das war zu viel. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten und selbst Hidan sah man die Angst an. Alle waren nicht einfach nur besorgt, nein, sie alle waren der Panik nahe, so wie sie hin und her gerissen wurden, begleitet von diesen fast überirdisch wirkenden Geräuschen, die durch sämtliche Wände krochen und ihnen mehr als bewusst machte, dass sie trotz ihrer akademischen Fähigkeiten wie Sardinen in der Büchse gefangen waren und rein gar nichts an ihrem Schicksal ändern konnten, so gerne sie es auch getan hätten. Ihr Leben hing nun von den Fähigkeiten der Besatzung der „Shinkai“ ab, ob es dem Blonden passte oder nicht. Und auch wenn er sich versuchte dadurch zu beruhigen, dass er genau beobachtete was die Crew um ihn herum machte oder was auf welchem Instrument angezeigt wurde, so er musste sich eingestehen, dass er nicht einmal die Hälfte verstand, nachvollziehen konnte oder gar sagen konnte, was es überhaupt anzeigte. Er war nicht dumm, aber Erstens war Deidara noch immer leicht panisch und Zweitens war dies seine vielleicht dritte oder vierte Tauchfahrt, wobei dies die erste war, bei der er auf der Brücke zugegen war. Er hatte schlichtweg keine Ahnung von U-Booten, und von Tiefsee-U-Booten schon einmal gar nicht. Gelegentlich wurde das Grollen und Beben von Zetsus Stimme übertönt, der akribisch die Tiefe ansagte, die sie nach und nach erreichten. Und zu Deidaras Missfallen klangen sämtliche bedrohliche Geräusche um ihn herum mit jedem Tiefenmeter noch schlimmer, noch bedrohlicher, noch intensiver, noch lauter. Kisame atmete jedoch leicht auf. Auch wenn es bedrohlicher klang, so ließ die Erschütterung ein wenig nach. Er blickte auf den Bildschirm des Sonars. Kurz hielt er inne und verkürzte die Distanz zu dem Bildschirm. Doch zu seiner Verwunderung veränderte sich das Signal schneller, als sie abtauchten oder anderweitig in Bewegung mit der „Shinkai“ waren. Sein Blick wanderte zu Zetsu herüber: „Was... was soll das?“ Der Angesprochene schüttelte jedoch lediglich hilflos den Kopf: „Sir, ich habe keine Ahnung... Das... wenn wir den Signalen glauben schenken, dann kommt uns der Grund in rasender Geschwindigkeit... entgegen....“ Ehe der Kapitän zu antworten fähig war, verstärkte sich das Beben plötzlich immens, riss nun auch den erfahrensten Nautiker von den Füßen und erfüllte alles mit seinem Grollen, was in diesen Tiefen nur denkbar war. Kisame konnte im Nachhinein nicht einmal mehr sagen, wer es gebrüllt hatte, doch einer seiner Männer tat es: „DER HIMMEL STEHE UNS BEI! DA IST EIN BERG! DA IST PLÖTZLICH EIN BERG!!!!“ Deidara versuchte aufzublicken, doch es gelang ihm im Grunde nicht. Seine Kollegen und er wurden wild über die Brücke geschleudert, stießen gegeneinander oder mit der Besatzung zusammen, die ihrerseits alle Kontrolle verloren zu haben schien. Der Blonde kämpfte gegen eine alles übertönende Übelkeit, die in ihm aufkam, da ihm jegliches Gefühl für „oben“ und „unten“ abhanden gekommen schien. „CAPTAIN! WIR SIND IN EINEN STRUDEL GERATEN!!!!“ Kisame brüllte: „SCHEIßE!“ Er stieß jeden aus dem Weg, der ihm gerade ungelegen in die Quere kam, bis er höchstpersönlich am Steuer ankam und tief durchatmete. Über eine Kamera und einen Scheinwerfer konnte er zumindest das Nötigste erkennen, um seine geliebte „Shinkai“ vor dem Schlimmsten zu bewahren. Missmutig stellte er fest, dass der Sog bereits so stark war, dass sie mit dem Tiefsee-U-Boot in Schieflage gerieten. Mit Schweißperlen auf der Stirn griff Kisame nach dem Steuer und verharrte konzentriert mit den Augen auf dem Bildschirm. Es brachte rein gar nicht mehr gegen die Strömung zu manövrieren, das sah er sofort. Doch er wollte weder sein Schiff, noch seine Mission so einfach aufgeben. Und es schienen ihm Stunden zu vergehen, bis er plötzlich etwas sah, das ihm einen Geistesblitz und eine mögliche Lösung bescherte. Entschlossen blickte er auf und nickte: „Also gut. Betet, dass das funktioniert!“ Die Worte des Kapitäns vernehmend schaffte Deidara es nun doch aufzublicken. Er konnte nicht einmal sagen wieso, aber diese Entschlossenheit und plötzliche Ruhe Kisames beruhigte auch ihn innerlich irgendwie. Er sah den Großgewachsenen an, krallte sich an einem Sitz fest und ließ seinen Blick auf den Monitor schweifen. Seine Augen weiteten sich, als er das sah, was der Kapitän meinte. Der Felsmassiv, der sich so urplötzlich vor ihnen aufgebaut hatte, wies eine große Öffnung auf, die augenscheinlich sowohl in das Gestein wie auch weiter auf den Grund führte. Wie ein gieriger Vogel den Wurm verschlang die tiefschwarze Höhle das in diesem Augenblick geradezu winzig wirkende U-Boot, zog es geradezu ungeduldig in seinen unendlich wirkenden Schlund. Unter höchster körperlicher und geistiger Anstrengung versuchte Kisame seine „Shinkai“ vor größeren Blessuren zu bewahren und betete insgeheim, dass sie heile aus dieser Misere herauskommen würden. Das U-Boot tauchte in die unendliche Dunkelheit ein, während der Sog allmählich schwächer wurde. Zu Kisames Missfallen jedoch verengte sich der Durchlass zusehends, je weiter sie unter den eigentlichen Meeresgrund zu gelangen schienen. Er blickte kurz zu Zetsu herüber und knurrte angespannt: „Alle Maschinen auf minimale Kraft.“ Der Angesprochene nickte und dirigierte die übrige Crew zu ihren Aufgaben, drosselte das Tempo, um anschließend, wie alle anderen auch gebannt auf den Bildschirm zu sehen. Deidara atmete erleichtert auf. Das Grollen war nur noch schwach zu hören und auch das Beben hatte mittlerweile fast vollständig nachgelassen. Neben ihm rappelte sich auch Nagato auf und sah sich um: „Geht es euch gut?“ Als erstes, niemand hatte es anders erwartet, jammerte Hidan laut auf: „FUCK! Was war das? Scheiße! Ja, alles noch dran, aber... FUCK! Das war mal ein beschissener Trip!“ Kakuzu, der sich neben Hidan wieder auf die Beine hiefte, schüttelte seufzend den Kopf: „Alles Bestens, auch wenn ich mich mit jedem Tag mehr frage, wie DU überhaupt einen Abschluss auf der Universität bekommen konntest?!?“ Der Jashinist fauchte gereizt: „Das geht dich einen Scheißdreck an, Geizkragen!“ Nagato wischte sich über das Gesicht: „Gut, gut, ich glaube es euch ja, dass alles in Ordnung ist! Wie sieht es bei euch aus: Deidara, Kiba, Shino?“ Die drei angesprochenen hatten mittlerweile ebenfalls auf ihre Füße zurückgefunden und nickten eifrig, ehe der Rothaarige leicht lächelte: „Das ist gut zu wissen.“ Sein Blick schweifte zum Kapitän herüber. „Wie sieht es aus, Kisame? Kommen wir durch?“ - „Sssscht. Bitte! Wie Sie sehen wird der Durchlass immer schmaler. Aber immerhin sind wir aus dem Sog heraus, falls es Sie beruhigt.“ Nagato nickte und beschloss, den Kapitän nun vorerst in Frieden zu lassen. Selbst für einen Laien war deutlich zu erkennen, dass sich die Fahrt um eine Millimeterarbeit handelte. Nach all dem Lärm, dem Grollen, dem Donnern und dem erschütternden Beben legte sich plötzlich eine gnadenlose Stille über das gesamte U-Boot. Zetsu schaltete selbst das Sonar ab, da es ihnen in diesem Augenblick nicht hilfreich war. Kisame steuerte die „Shinkai“ vorsichtig und überraschend behutsam durch den tiefschwarzen Schlund, bis Deidara nach endlos scheinenden lautlosen Minuten plötzlich aufkreischte: „VORSICHT, CAPTAIN!“ Kisame erschrak zwar, wie alle anderen auch, entdeckte jedoch sofort, was der Blonde ihm sagen wollte. Vor ihnen bog sich die Höhle ziemlich unverhofft wieder nach oben. Angespannt lenkte der Kapitän das U-Boot, reduzierte das Tempo, doch sie waren trotz allem zu schnell. Wieder riss es die Meisten von den Beinen, als die „Shinkai“ an ihrer Außenwand mit dem rauen dunklen Fels kollidierte und sich mit fast ungebremsten Tempo weiter empor schob. Für jeden Passagier war deutlich zu hören, dass die äußere Wand eingedrückt, verbogen oder gar aufgeschlitzt oder aufgerissen wurde. Deidara seufzte. Da hatten sie es nun so weit geschafft, waren dem Beben entkommen, nur um nun hier ihr Ende zu finden? Ertrunken in einer Höhle, die vermutlich niemals wieder jemand betreten würde? Die Stimmung auf der Brücke war zum Zerreißen gespannt, die Luft schien nicht nur zu vibrieren, sondern regelrecht vor Spannung zu knistern. Ein jeder schien den Atem anzuhalten, nicht einen Gedanken zu fassen oder sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Wie hypnotisiert starrten alle auf den Monitor, mit dessen Hilfe der Kapitän das Tiefsee-U-Boot manövrierte. Und keiner von ihnen hatte mit dem gerechnet, was sie alle gleichzeitig über diesen Monitor zu sehen bekamen... Das U-Boot durchbrach die Wasseroberfläche und tauchte auf. Kisame schüttelte ungläubig den Kopf und raunte geistesabwesend: „Wir... haben es geschafft... wir sind... in einer Grotte...“ Alle starrten noch immer auf den Bildschirm. Auf diesem war deutlich eine große Höhle zu erkennen, in der sich das Wasser, in dem sie sich mit der“Shinkai“ befanden, zu einem See staute und von einer kuppelartigen Höhle umschlossen wurde. Und direkt vor ihnen uferte der See an einer Art Strand, der über geschätzte hundert Meter bis zum unteren Teil dieser steinernen und massiven Kuppel führte. An einer einzigen Stelle jedoch, dort wo die Kuppel am Höchsten war und die Forscher um gute 150 Meter überragte, führte eine Schlucht durch den dunklen Stein ohne ihr Ziel auf irgendeine Art und Weise zu offenbaren. Lediglich das Schimmern eines hellblauen Lichtes am anderen Ende ließ erahnen, dass es auf der anderen Seite des Felsens noch etwas geben musste. Nagato begann leicht zu lächeln und hauchte ehrfürchtig: „Wisst ihr, was DAS hier bedeuten könnte?“ Kakuzu nickte, entgegnete jedoch trocken: „Mehrkosten...“ Eine halbe Stunde später standen die Forscher, sowie der Kapitän und Zetsu am Strand, hinter ihnen im Wasser ragte das U-Boot über die Oberfläche und ließ sich die diagnostischen Arbeiten der Crew geduldig gefallen. Kisame seufzte: „Schön, Nagato, schauen Sie sich um. Aber unter zwei Bedingungen.“ Der Rothaarige hob skeptisch eine Augenbraue: „Was denn nun noch?“ - „Ich werde Sie begleiten und wir werden zunächst nur nachsehen, was sich hinter dieser Schlucht verbirgt. Keine überstürzten Handlungen! Immerhin müssen wir zunächst zusehen, dass die 'Shinkai' repariert wird und die Gerätschaften sicher an Land gebracht werden.“ Er wartete geduldig, bis Nagato mit verdrehten Augen zustimmend nickte, ehe er sich an Zetsu wandte und knurrte: „Und Sie kümmern sich darum, dass alles vernünftig abläuft hier. Errichten Sie ein Lager, am Besten mit Steg zum Boot, und führen Sie Protokoll über Schäden und Fracht, sowie Anwesenheit der Mannschaft.“ - „Aye, Sir.“ Der Angesprochene trottete zum Ufer und winkte ein paar andere Crewmitglieder zu sich. Deidara lächelte mittlerweile voller Vorfreude auf ihre Erkundungstour, die Strapazen und Gefahren ihrer bisherigen Reise fast vollkommen vergessend: „Dann lasst uns endlich aufbrechen! Ich kann es kaum erwarten ein paar Gesteinsproben mitzunehmen! Und wenn der Tag es gut mit mir meint, dann stoßen wir vielleicht sogar auf ein Hindernis!“ Kakuzu knurrte den Blonden jedoch nur von der Seite an: „Hier wird nur dann gesprengt, wenn ICH es erlaube! Glaube bloß nicht, dass wir zu deinem Spaß das teure Dynamit verballern.“ - „Du bist ja nur angefressen, dass du nicht im Sand buddeln kannst!“ Hidan lachte laut auf und klopfte Kakuzu auf die Schulter: „Wir werden schon noch eine Grube für dich finden.“ Während Shino bereits von den Insekten fasziniert Proben sammelte und wortlos vorausging, blickte Kiba dem Biologen hinterher und raunte: „He, Shino, warte doch!“ Endlich sahen auch die anderen auf und machten sich auf, dem ruhigen Kollegen zu folgen, der dem kleinen Flusslauf folgte, der direkt in die imposante Schlucht vor ihnen führte. Kisame atmete innerlich erleichtert auf, als sie die Schlucht erreichten. Niemals hätte er geglaubt, dass diese Chaosforscher tatsächlich in der Lage waren ruhig und konzentriert zu sein... ohne dabei ernsthaft in Lebensgefahr zu schweben. Doch ein jeder von ihnen ging höchst akribisch und mit einer gewissen Leidenschaft seiner Beschäftigung nach: Deidara sammelte Proben von dem Gestein; Shino seinerseits konnte die Finger nicht von dem Getier lassen, das hier herumkrabbelte; Kiba und sein Hund Akamaru waren fleißig dabei die floralen Proben zu nehmen; Kakuzu widerum hatte sich ein Vergrößerungsglas zur Hand genommen und klopfte mit einem kleinen Hammer hier und dort helle Steinchen im Felsen ab auf der Suche nach Edelsteinen; Hidans Blick war hauptsächlich auf den Boden gerichtet und suchte diesen nach möglichen Knochen, Scherben oder Münzen ab und Nagato schaute hin und wieder, ob er Symbole oder Schriften finden konnte, wenn er nicht ein Auge auf die anderen warf, um sie im Zweifelsfall im Zaum zu halten. Nach etwa 50 Metern Fußmarsch in eher gemäßigtem Tempo hatten sie in etwa die Hälfte der Schlucht hinter sich gebracht und den dunkelsten Punkt erreicht, als Deidara plötzlich mit großen Augen nach oben blickte und atemlos hauchte: „Hey, Leute! Seht... seht euch das mal an...“ Die anderen Forscher und auch Kisame richteten ihre Blicke ebenfalls nach oben und trauten ihren Augen kaum. Im Schutze der Dunkelheit tanzten Millionen kleiner blauer Leuchtkäfer über ihre Köpfe hinweg und tauchten den kalten schwarzen Stein und das leicht flimmernde königsblaue Licht, das sie verbreiteten. Shino lächelte, von den anderen unbemerkt, leicht und hob vorsichtig eine Hand in die Höhe: „Na, komm mal einer von euch zu mir. Ich tue euch nichts.“ Wie aufs Wort gehorchend nahm einer dieser kleinen Käfer auf Shinos Zeigefinger Platz und schlug aufgeregt mit seinen kleinen durchsichtigen, aber von feinen bläulich floureszierenden Äderchen durchzogenen Flügeln, was das Leuchten deutlich verstärkte. Der Biologe hauchte ehrfürchtig: „Das ist eine mir völlig unbekannte Gattung. Eine Sensation, wie deutlich Darwins Theorie hier deutlich wird.“ Er griff in seinen Rucksack und holte ein kleines Glas hervor, schraubte den Deckel ab und beförderte den kleinen leuchtenden Käfer hinein, ehe er das Glas mit einem Stück Folie verschloss, in die er rasch mit einer einfachen Nadel ein paar Löcher stach und seinen Fund kommentarlos verstaute. Während sie ihren Weg fortsetzten konnte Deidara seinen Blick kaum von diesen Käfern lassen. Er hasste Ungeziefer eigentlich über alles, aber er machte auch Ausnahmen. Marienkäfer oder Schmetterlinge beispielsweise waren immerhin, in seinen Augen, von einer gewissen Ästhetik. So auch diese kleinen lustigen Leuchtkäfer, die sie zu Tausenden umgaben. Ja, der Blonde fand sie hübsch und kategorisierte sie deshalb, für sich, also auch nicht als Insekten, sondern vielmehr als hübsche kleine Tiere. Zufrieden nickte er, ja, das klang doch gut. Nicht unbedingt professionell, aber gut. Das Licht, das am anderen Ende dieser Schlucht auf sie wartete, wurde mit jedem Schritt greller. Deidara schloss zu Nagato auf und wagte es kaum lauter zu sprechen, als bei einem heiseren Flüstern: „Was glaubst du wird uns dort erwarten?“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern, doch sein Blick war aufgeweckt und voller Spannung: „Ich weiß es nicht, ehrlich. Und ich wage es nicht, mir irgendwelche Vorstellungen zu machen, aber ich bin ungemein nervös. Irgendwie ist man als Forscher doch immer auch ein bisschen Kind geblieben.“ Er lächelte sanft. „Man weiß, dass es zu Weihnachten Geschenke gibt, egal was die Erwachsenen sagen. Und selbst wenn man weiß, dass man nicht alles, was man sich gewünscht hat, bekommen kann, so hofft man dennoch auf jeden einzelnen Wunsch in den ganzen Paketen unter dem Baum. Und man freut sich über das, was man bekommen hat, doch tief im Herzen ist man dennoch jedes Mal enttäuscht, da irgendetwas eben doch fehlte...“ Der Blonde lächelte ebenfalls und nickte leicht: „Da gebe ich dir Recht. Zumindest wenn man sich bestimmte Dinge wünscht. Ich für meinen Teil wünsche mir eigentlich nie etwas. Selbst den Wunsch, dass Hidan mich endlich in Ruhe lässt habe ich aufgegeben und weißt du auch wieso?“ - „Nun, es ist höchst unwahrscheinlich, dass er es lässt.“ - „Exakt. Was nicht heißen soll, dass ich ein freudloser Mensch bin, ganz im Gegenteil. Ich nehme das Leben so wie es kommt und sehe alles als ein Geschenk an. Mache das Beste aus dem, was du kriegst, egal ob du es dir gewünscht hast oder nicht. Lebe den Moment, nutze den Tag, verstehst du?“ Der Rothaarige nickte leicht und schmunzelte: „Eine bemerkenswerte Auffassung. Wahrscheinlich hast du aber sogar Recht, ich sollte meine Erwartungen nicht so immens hoch setzen. Aber, weißt du, ich...“ Sie hatten das andere Ende der Schlucht erreicht und Nagato blieben die Worte im Halse stecken. Die anderen stellten sich neben ihn und bildeten eine Reihe. Gebannt und ohne ein Wort zu verlieren ließen sie den atemberaubenden und gleichsam schockierenden Anblick auf sich wirken. Vor ihnen öffnete sich nicht einfach eine weitere Höhle. So weit das Auge reichte bahnte sich die offene Fläche durch das Gestein, von Milliarden der kleinen leuchtenden Käfer taghell erleuchtet. Das seichte Wasser, das sie den gesamten Weg durch die Felsspalte begleitet hatte, floss in einem größer werdenden Bach eine Neigung hinab und endete als See zwischen... Häusern und Stegen. Deidara sah sich mit offenem Mund um. Vor ihnen lag eine riesige Stadt! In ihrer Mitte türmte sich eine Art Tempel gut hundert Meter der Decke entgegen, umgeben von unzähligen Gebäuden, Stegen und belebt durch... Menschen! Menschen, die ihrerseits nach und nach ihre Tätigkeiten einstellten und nicht weniger überrascht die Fremdlinge begutachteten. Wie gebannt standen sich die Angehörigen dieser beiden Welten gegenüber, nicht fähig ein Wort zu sagen oder einen klaren Gedanken zu fassen. Viel zu fasziniert, um zu reagieren oder den Blick abzuwenden. Zu verstört, um sich das Ausmaß dieser Zusammenkunft auch nur im Ansatz vorzustellen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)