Lehrer - Schüler - Verhältnis von Wolfseye (H&M) ================================================================================ Kapitel 17: Gemeinsames Frühstück --------------------------------- Michiru taumelte die zwei Schritte rückwärts zum Bett zurück und ließ sich mit einem langen glücklichen Seufzer darauf fallen. »Oh Gott, sie ist so umwerfend!« Einen kleinen Augenblick wartete sie noch, bis sich ihr Herz beruhigt hatte, dann stand sie auf und zog sich ihre Sachen an, die hier irgendwo verstreut liegen mussten. Als sie fertig war, griff sie sich noch das Hemd, welches sie gerade gegen ihr Kleid getauscht hatte und ging dann auch aus dem Zimmer. Haruka würde es schon nicht vermissen – hoffte sie zumindest. Auf dem Flur war zum Glück keine Menschenseele, so dass sie sich beruhigt in ihr Zimmer schleichen konnte. Den Vorschlag noch zu Duschen wollte sie in jedem Fall noch in Anspruch nehmen und verschwand somit im Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel verriet ihr, dass das auch dringend notwendig war. Ihre Frisur … naja, war eben keine Frisur mehr, sondern nur noch ein durchwühltes etwas. Zum Glück war wirklich niemand auf dem Flur gewesen. Aber, dass Haruka sie so gesehen hatte… Besser nicht darüber nachdenken. Sie fand es fast unfair, dass deren Haare irgendwie immer perfekt saßen. Selbst wenn sie total zerzaust waren, sah sie immer noch gut aus. Eigentlich wirkten ihre Haare immer so, als würde gerade ein frischer Wind durch sie wehen. Mit einem Lächeln stieg sie unter die Dusche und genoss das warme Wasser, welches sie umschloss. Sie brauchte doch etwas länger als sie sich vorgenommen hatte um fertig zu duschen, ihre Haare trocken zu bekommen und um ein passendes Outfit zusammenzustellen. Aber Haruka würde ja wohl nicht ohne sie losfahren und sie war sich sicher, dass sie ihr auch nicht böse sein würde. Trotzdem beeilte sie sich jetzt nach unten zu kommen, achtete aber schon noch darauf, ob sie jemanden sah, den sie kannte. Dem war nicht so, also kam sie erleichtert draußen vor dem Hotel an und sah sich erst mal um. Nur zwei Sekunden später hielt plötzlich ein Auto vor ihr an. Michiru klappte glatt die Kinnlade runter. »Nein, das kann nicht sein! … Das ist sie jetzt nicht, oder?« Und ob das Haruka war! Vor Michiru stand ein Auto, das ihrer Meinung nach nicht auffälliger hätte sein können. Es war in einem dunklen aber leuchtenden Rot, mit zwei schwarzen Rallystreifen, die von der Spitze der Motorhaube übers Dach, bis zum Heck führten. Also definitiv ein Sportwagen. Sie hatte keine Ahnung was für einer, es interessierte sie auch nicht aber sie war sich sicher, dass er mehr wert war, als alles zusammen was sie besaß. Fast ängstlich griff sie nach dem Türgriff und stieg dann langsam ein. Haruka neben ihr grinste breit. „Wow, du siehst umwerfend aus.“ Normalerweise wäre Michiru bei dem Kompliment rot geworden und hätte sich tierisch darüber gefreut, aber im Moment war sie einfach noch viel zu überwältigt von diesem Wagen. „Haruka, dieses Auto ist nicht dein ernst, oder?“ „Wieso? Gefällt es dir nicht?“ „Das nicht aber … findest du nicht, du hättest dir ein etwas weniger auffälligeres Fahrzeug aussuchen können?“ „Ähm, also ich hatte die Auswahl zwischen dem hier, einem Kleinwagen und einer Reihe aus Kombis. … Die Auswahl viel mir nicht besonders schwer. Dieser Wagen ist der Hammer! Er kann in nur 3,6 Sekunden von null auf hundert beschleunigen, hat 510 PS, ein verbessertes Schaltsystem und hör dir mal den Auspuff an!“ Haruka trat im Leerlauf aufs Gaspedal und ließ damit den Motor aufheulen. „Aha.“ Michiru hatte nicht die geringste Ahnung was diese Zahlen zu bedeuten hatten und wusste auch nicht, was das Besondere an diesem Geräusch sein sollte, außer, dass es besonders laut war, aber dieses leuchten in Harukas Augen verzauberte sie. „Ich glaub, den muss ich mir auch besorgen! Ich brauche zwar eigentlich kein neues Auto aber was soll‘s. Nur vielleicht in ‘ner anderen Farbe…“ dachte Haruka laut nach, doch Michiru hörte kaum noch zu. »Was soll’s? Sie will sich ernsthaft mal eben so ein teures Auto kaufen?« Während Michiru das nicht glauben konnte und darüber nachdachte, ob sie sie nach dem Preis für so ein Fahrzeug fragen sollte oder nicht, fuhr die Sportlerin schon mal los. „Wo möchtest du denn hin? Lieber ein kleines Café oder ein richtiges Restaurant?“ „Ähm, ich weiß nicht.“ „Ist dir denn eher nach Frühstück oder schon Mittagessen?“ „Ich würde eher sagen Frühstück.“ Michiru warf diese ganzen Gedanken um Geld einfach beiseite. Es war nun mal eine Tatsache, dass Haruka viel mehr Geld besaß als sie und auch anders aufgewachsen war und demnach hatte sie auch ein ganz anderes Geldempfinde, aber … nein, eigentlich wusste sie doch überhaupt nicht, wie sie aufgewachsen war. Das einzige was sie gehört hatte war, dass ihre Eltern früh gestorben waren und ihr angeblich viel Geld hinterlassen hatten, aber das musste ja nicht stimmen. „Dann werd ich uns ein kleines Café suchen, in Ordnung?“ „Ja, das klingt gut.“ Es war eine Weile still zwischen den Beiden in der Michiru sie beobachtete. Ihr Fahrstil gefiel ihr irgendwie. Die Geschwindigkeit war zwar Monströs, das heißt, wenn der Verkehr es zuließ, aber sonst sehr sicher und irgendwie beruhigend. Sie überlegte was sie sie fragen könnte, ohne sie damit in eine Ecke zu drängen und Gefahr zu laufen sie wieder zum Weglaufen zu bewegen, obwohl sie das ja rein theoretisch derzeit gar nicht könnte. Sie beschloss erst mal ganz einfach anzufangen. „Hast du dich eigentlich schon immer für Autos und Motorräder Interessiert?“ „Ähm, ja. Irgendwie schon.“ „Und was fasziniert dich so daran?“ „Also am meisten liebe ich es ja den Wind um mich herum zu spüren, das ist bei geschlossenen Fahrzeugen natürlich nicht möglich, aber ich interessier mich auch für die Technik, das Designe und natürlich die Geschwindigkeit.“ „Und wie bist du zu den Rennen gekommen?“ Haruka sah ein paarmal kurz zu ihr herüber, ehe sie weiter sprach. „Interessiert dich das wirklich?“ „Natürlich tut es das.“ „Wieso? Ich mein, versteh mich nicht falsch, aber du siehst nicht so aus, als würdest du dich für Motorsport interessieren.“ „Tu ich auch nicht, eigentlich. Aber ich Interessiere mich für dich. Und es ist nun mal ein Teil deines Lebens, also interessier ich mich neuerdings auch dafür.“ „Ach, ja? Das hört sich ja fast so an, als hättest du schon versucht dich darüber zu informieren. Ist das so?“ „Nicht ganz. Ich hab mir lediglich dein Rennen angesehen, vor zwei Wochen.“ Michiru antwortete ihr zwar, aber sie hatte schon ein wenig das Gefühl als würde Haruka ihrer Frage ausweichen. Was war denn daran nun wieder verkehrt gewesen? „Du hast es gesehen? Warst du etwa dort?“ war Haruka offenbar ziemlich überrascht davon. „Nein. Ich hab’s im Fernsehen gesehen.“ „Ach so. … Und? Hat’s dir gefallen?“ „Das Rennen an sich schon. Ich finde es wirklich unglaublich, wie du fährst und, dass du da überhaupt mit machst. Aber … das Ende war ja wohl grausam.“ „Oh, du meinst den Sturz. War halb so wild. Mir ist nichts passiert.“ „Ja, das sehe ich.“ sagte Michiru sarkastisch und strich ihr dabei leicht über den freiliegenden Arm. „Ach, die paar Kratzer. Ist doch schon fast wieder alles verheilt.“ „Haruka, ich habe dein Körper gesehen und ich kann mir gut vorstellen, wie er vor zwei Wochen ausgesehen haben muss. Du brauchst das nicht herunter zu spielen.“ „Tu ich auch nicht. Ich hatte wirklich schon schlimmere Verletzungen.“ „Heißt das, das war nicht das erste Mal, dass du gestürzt bist?“ „Ja, ich bin schon öfter auf der Strecke gelandet.“ „Und du fährst trotzdem noch weiter?“ „Na, klar! Ist doch kein Grund aufzuhören.“ „Also für mich wär’s das. Ich hätte viel zu große Angst.“ „Weil es dir nichts bedeutet. Wenn wir hier nicht von Motorradrennen reden würden, sondern von Musik würdest du doch auch nicht einfach aufhören, nur weil mal was schief läuft, oder?“ „Natürlich nicht, aber damit bring ich auch nicht mein Leben in Gefahr.“ „Das tu ich auch nicht. Natürlich ist es risikoreicher und es kann immer was schief gehen, besonders wenn andere ‘nen Fehler machen aber ich weiß schon was ich tue. Meines Erachtens ist es nicht gefährlicher als hier im Wagen zu sitzen.“ „So wie du fährst, ist das ja auch kein Wunder.“ Haruka kratze nämlich gerade die hundert am Tacho an, mitten in der Stadt. „Möchtest du lieber fahren?“ fragte Haruka schmunzelnd und bot ihr das Lenkrad an. „Würde ich ja gern, aber ich habe leider keinen Führerschein.“ „Hast du nicht? Wieso?“ „Wann hätt ich den denn noch machen sollen?“ „Ach so. … Hättest du denn einen gemacht, wenn du Zeit dafür gehabt hättest?“ „Äh, vermutlich nicht. Autofahren ist irgendwie nichts für mich.“ „Hab ich mir schon fast gedacht.“ grinste Haruka. „… Was hältst du von dem dort.“ fragte Haruka plötzlich ein paar Sekunden später. „Was?“ „Das Café da vorn.“ Die Sportlerin zeigte mit ihrem Finger in eine Richtung, dessen Michiru jetzt mit ihrem Blick folgte. „Ja, sieht nett aus.“ stellte sie erfreut fest und lächelte sanft. „Gut, dann muss ich nur noch ‘nen Parkplatz finden.“ Also wurde Haruka langsamer und nahm die erst beste Parklücke in Beschlag, die sie finden konnte. Michiru war doch ziemlich beeindruckt wie elegant Haruka da in die winzige Lücke fuhr und perfekt darin zum Stehen kam. „Sag mal, wie bist du eigentlich zu deinem Führerschein gekommen? Du bist doch noch gar nicht achtzehn.“ „Das nicht, aber als berühmter Rennfahrer hat man so seine Privilegien.“ grinste die Blonde vielsagend und schaltete den Motor ab. „Dann hast du ihn dir erkauft?“ „Wo denkst du hin? Ich hab ‘ne Fahrprüfung gemacht, wie jeder andere auch.“ sagte Haruka mit solch einem Unschuldsgesicht, dass Michiru sich sicher war, dass da trotzdem jede Menge Geld und Beziehungen im Spiel waren. Aber bevor sie etwas darauf erwidern konnte, stieg Haruka aus dem Wagen aus. Als sie ebenfalls ihre Tür öffnen wollte, kam ihr jemand zuvor und eine Hand streckte sich ihr entgegen. Verwundert darüber wie schnell Haruka ums Auto gekommen war und ihr überhaupt die Tür aufhielt, ergriff sie diese und wurde hinausgezogen. Hinter ihr schlug die Sportlerin die Tür wieder zu, schloss den Wagen ab und ging mit ihr in Richtung des Cafés. … Michiru hatte gerade richtige Schwierigkeiten zu atmen oder etwas anderes zu vernehmen als ihren überlauten Herzschlag. Haruka hatte ihre Hand nicht wieder losgelassen! Sie ging also gerade "händchenhaltend!" durch die Straßen Roms mit ihrer Traumfrau! Das war doch genau das, was sie sich noch vor der Reise sehnlichst gewünscht hatte. Und jetzt passierte es gerade wirklich! Das konnte sie überhaupt nicht glauben und hatte wirklich Angst davor jeden Moment aus einem Traum zu erwachen. Aber das geschah nicht und so traute sie sich, je näher sie dem Café kamen ihren Griff zu verfestigen und dichter an sie heran zu gehen. Als sie an ihrem Ziel ankamen hatte sie schon fast ihren ganzen Arm in Beschlag genommen. Zu ihrer Freude schien das der Sportlerin zu gefallen. „Möchtest du lieber drinnen oder draußen sitzen?“ wurde sie von ihr gefragt. „Draußen.“ Also suchten sie sich einen freien Tisch draußen vor dem Café, der etwas im Schatten lag. Es war für Michiru schon fast unheimlich wie Charmant und zuvorkommend die Rennfahrerin war. Ob das immer so war? Oder gab sie sich nur jetzt am Anfang so viel Mühe? Würde sich ja wohl früher oder später zeigen. Es kam sofort ein Kellner zu ihnen, der ihre Bestellung aufnahm und dabei Haruka sofort mit "junger Mann" ansprach. Michiru war zuerst richtig empört, bis ihr einfiel, dass sie ja auch nicht besser gewesen war. Diese Sache war für sie inzwischen wirklich undenkbar. Die Blonde aber reagierte nicht mal darauf. „Macht es dir eigentlich überhaupt nichts aus ständig als Mann angesprochen zu werden?“ fragte Michiru nach, als der Kellner wieder weg war. „Nein, das is mir egal.“ „Und wieso?“ „Naja, wahrscheinlich hab ich mich schon dran gewöhnt. Es war auch eigentlich noch nie anders. Ich wurde schon als Kind immer für einen Jungen gehalten. Und von mir aus sollen die Leute denken was sie wollen, ich weiß ja was ich bin.“ „Schon immer? Gab es nie eine Zeit in der du lange Haare hattest, oder Kleider getragen hast?“ „Nie stimmt nicht ganz, aber sicher nicht seit meinem dritten oder vierten Lebensjahr.“ »Oh, sie hat doch tatsächlich mal eine Frage aus der Vergangenheit beantwortet. Hhmm, weiter nachhaken oder lieber gut sein lassen?« „… Und deine Eltern haben dich gelassen?“ entschied sie sich fürs erstere. „Ähm, ja.“ Es war unschwer zu erkennen, dass Haruka nicht weiter darauf eingehen wollte. Aber so schnell wollte Michiru nicht aufgeben. „Du warst bestimmt ein richtiger Wildfang als Kind, oder?“ „Nicht mehr als jetzt auch.“ gab Haruka zur Antwort, das Lächeln dabei wirkte aber irgendwie gestellt. Michiru seufzte innerlich und beschloss die Blonde ganz gezielt darauf anzusprechen. „Haruka… Willst du nicht, dass ich dir Fragen über deine Vergangenheit stelle? Wenn das so ist, dann sag es und ich höre auf damit. Ich möchte eine schönen Tag mit dir verbringen und nicht, dass du dich unwohl fühlst.“ „Was? Nein, das …“ »Ach, verdammt! Ich hab’s schon wieder getan! Ich wollte doch offener zu ihr sein und jetzt mach ich schon wieder dicht! Warum nur mach ich das ständig?« Haruka stützte sich mit ihren Unterarmen auf dem Tisch ab und lehnte sich etwas zu ihr vor. „Es tut mir Leid, wirklich. Du darfst mich natürlich fragen, was du möchtest, das will ich auch. Es ist nur … nicht so einfach für mich darüber zu reden. Eigentlich habe ich noch mit niemanden über meine Vergangenheit gesprochen.“ „Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht willst.“ „Das würde ich aber gern. Nur … vielleicht gibst du mir noch etwas Zeit?“ Die Türkishaarige schenkte ihr ein sanftes Lächeln und nahm sogar eine ihrer Hände in die ihre, was Haruka augenblicklich beruhigte. „Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst. Ich hab’s nicht eilig. Bis dahin kannst du ja mich ausquetschen.“ „Ist das wirklich in Ordnung? Ich darf dir Fragen stellen, während ich dir nicht eine beantworte?“ Haruka fühlte sich irgendwie nicht richtig wohl dabei. Bevor Michiru allerdings Antworten konnte kam der Kellner mit ihren Getränken und auch schon mit ihrem späten Frühstück an. Sie warteten bis der Mann wieder weg war, ehe sie ihr Gespräch vorsetzten. „Für mich ist es in Ordnung. Mein Leben war zwar auch nicht immer leicht aber mir macht es nichts aus, dir davon zu erzählen. Außerdem hatte ich schon noch vor dir Fragen zu stellen, nur eben nicht deine Vergangenheit betreffend. Wenn ich dann doch wieder einen wunden Punkt getroffen habe, kannst du es mir ja sagen und wir wechseln das Thema. Oder du entschließt dich doch zu antworten, wie du möchtest.“ Haruka hätte sie jetzt wirklich liebend gern geküsst, auch wenn sie ihrer Meinung nach gar nicht so viel Verständnis verdient hatte. „Einverstanden. … Heißt das, du vertraust mir doch ein wenig?“ fragte sie noch etwas vorsichtig nach. „Was meinst du mit doch?“ „Naja, ich hatte vorhin den Eindruck als würdest du mir nicht vertrauen.“ „Wobei denn genau?“ „Als wir darüber geredet hatten, ob wir es Taru-chan sagen oder nicht. Du wolltest unter keinen Umständen, dass ich ihr Hoffnungen mache und das heißt für mich, dass du nicht erwartest, dass ich lange bleibe, stimmt das?“ Michiru unterbrach ihr essen und musste offenbar erst mal darüber nachdenken was sie ihr antwortete. „… Ja, so falsch liegst du damit nicht. Aber bei Hotaru ist das noch etwas anderes. Ich möchte sie um jeden Preis beschützen. Ich weiß, und ich bin mir sicher du weißt es auch, wie es ist jemanden zu verlieren. Sie hat schon ihre Eltern verloren, zwar kann sie sich nicht an sie erinnern aber es ist trotzdem in ihr drin und hat seine Spuren hinterlassen. Ich weiß nicht, wie sehr es ihr Schadet, wenn sie dich verliert. Von daher habe ich schon ein bisschen Angst davor, ihr von uns zu erzählen.“ „Ich möchte Taru-chan wirklich unter keinen Umständen wehtun. Ich hab die Kleine echt gern und ich wüsste nicht, warum sie mich verlieren sollte. Ich mein, egal was aus uns zweien wird, kann ich doch immer noch mit ihr befreundet sein, oder nicht?“ „Das würdest du wollen?“ „Na, klar. Du vergisst wohl, dass ich sie schon kannte, bevor ich wusste, dass du ihre Mutter bist.“ grinste Haruka und schlang nebenbei ihr Essen hinunter. Michiru lächelte kurz darüber. „Vergessen nicht. Nur kann ich es immer noch nicht glauben. Ich hätte dich nicht so eingeschätzt, als würdest du deine Zeit mit Kindern verbringen.“ sagte sie ihr dann und aß ebenfalls weiter. „Damit lagst du auch gar nicht so falsch, wenn ich ehrlich bin. Eigentlich kann ich Kinder nicht ausstehen.“ „Und wieso dann…“ „Das weiß ich auch nicht so genau.“ unterbrach Haruka sie. „Die Kleine hat einfach mein Herz berührt.“ fügte sie noch schulterzuckend hinzu. Michiru weitete die Augen und sah sie ungläubig an. „Verrätst du mir auch wie sie das hingekriegt hat?“ fragte sie hoffnungsvoll. Ein breites Grinsen kam in das Gesicht der Blonden. „Warum denn so interessiert daran? Hast du was Bestimmtes mit diesem Wissen vor?“ „Wer weiß.“ tat Michiru scheinheilig. „Hhmm… Tja, ich würd ‘s dir ja gern verraten aber ich hab keine Ahnung.“ »Schade.« schmollte Michiru innerlich. Das hätte sie nun wirklich gern gewusst. „Aber ich verrat dir etwas anderes.“ kam es geheimnisvoll von der Sportlerin. „Ja…?“ Jetzt war sie neugierig und wartete ungeduldig auf die antwortet. „Du hast es auch geschafft. Anders würde ich bestimmt nicht hier mit dir sitzen.“ ……… Völlige leere herrschte in dem Kopf der Lehrerin. Sie saß total erstarrt da und konnte überhaupt nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. „Äh, Michiru? Alles in Ordnung?“ „… Was? … Oh, ja. … Ja, natürlich. … War das dein ernst?“ „Na klar, war das mein ernst.“ „Aber ich hab doch gar nichts gemacht.“ „Das hat Taru-chan auch nicht, und trotzdem ist es passiert. Ich hab echt keine Ahnung, was du und deine Tochter mit mir anstellt.“ Michiru musste unweigerlich überglücklich lächeln und sie nahm etwas verlegen einen weiteren bissen von ihrem Essen um es zu überspielen. »Ich habe ihr Herz berührt? … Wirklich? … Aber was genau bedeutet das für sie?« Haruka sah das Lächeln und die Verlegenheit der Türkishaarigen und freute sich riesig darüber. Sie konnte immer noch nicht glaube, dass diese Frau doch tatsächlich auch eine ziemlich schüchterne Seite hatte und das fand sie irgendwie total süß. „Verrätst du mir auch was das bedeutet? Ich dachte, du weißt nicht was du für mich empfindest.“ fragte Michiru dann vorsichtig nach. Haruka atmete erst mal tief durch. Es kostete sie wirklich jedes Mal Überwindung ihre Gefühle preiszugeben. Aber es war schon leichter als am Anfang und sie schaffte es auch ein Lächeln auf zu setzten. „Das weiß ich auch nicht. Nicht genau. Solche Gefühle hatte ich einfach noch nie. Aber… das was ich weiß ist, dass du die außergewöhnlichste und wunderschönste Frau bist, der ich je begegnet bin und ich genieße wirklich jede Sekunde mit dir.“ Wieder trat dieser erstaunte und ungläubige Gesichtsausdruck in das Gesicht ihrer Lehrerin. Sogar eine leichte Röte bildete sich auf ihren Wangen. Haruka grinste in sich hinein und widmete sich wieder ihrem Essen zu. Auch die Türkishaarige aß nach ein paar Minuten weiter und sah dabei immer wieder zu Haruka herüber, was die natürlich mitbekam. „Was ist?“ „… Gar nichts.“ schüttelte Michiru, mit einem breiten Lächeln im Gesicht den Kopf. Haruka hätte zwar schon gern gewusst was ihre Lehrerin gerade dachte, beließ es aber dabei. „Was möchtest du denn heute noch machen? Wollen wir zurück ins Hotel oder lieber wo anders hin?“ fragte sie stattdessen. Michiru war wirklich froh über den Themenwechsel. Sonst hätte sie ihr womöglich doch noch ihre Liebe gestanden. Sie war nämlich gerade völlig überwältigt von ihren Gefühlen und der Person ihr gegenüber die diese auslösten. „Ähm, also so sehr ich die Zeit mit dir im Hotel auch genieße, bin ich doch wahrscheinlich nie wieder in dieser Stadt und würde daher gerne noch etwas mehr davon sehen.“ „Kein Problem. Es wäre mir eine Ehre dich durch die Stadt zu begleiten. Ich denke, ich kenne da auch noch den ein oder anderen Ort, der dir gefallen könnte.“ „Haruka, woher weißt du eigentlich so viel über diese Stadt? Das kannst du doch unmöglich alles aus dem Unterricht erfahren haben, oder?“ Ihr war bewusst, dass sie ihr schon wieder eine Frage zu ihrer Vergangenheit stellte, aber es Interessierte sie wirklich brennend und sie hoffte einfach mal, dass es nichts mit dem zu tun hatte, worüber die Blonde nicht reden wollte. „Ja, das ist richtig. Wir hatten die Geschichte Roms zwar schon im Unterricht durchgenommen aber … ich war auch schon einmal hier.“ „Du warst schon mal in Rom?“ „Ja. Das ist aber schon ziemlich lange her. Ich war noch ein Kind und obwohl ich die ganzen Vorträge und Ausflüge damals stink langweilig fand, haben sie sich doch irgendwie in mein Gedächtnis gebrannt.“ Die Sportlerin hatte schon wieder so einen abwesenden Blick aufgesetzt, der Michiru sagte, sie solle besser nicht weiter nachfragen. „Dann bin ich mal gespannt, wo du mich heute noch überall hinführst. … Vergiss aber nicht, dass wir aufpassen müssen.“ „Natürlich nicht.“ „Oh, und bevor ich’s vergesse. Ich muss unbedingt noch ein Geschenk für Hotaru finden. Ich hab ihr versprochen ihr etwas mitzubringen.“ „Geht klar. Also noch ein Geschenk für Taru-chan. Hast du denn schon eine Idee?“ „Nein, nicht die geringste.“ seufzte Michiru. „Na, wir werden schon was finden.“ grinste die Sportlerin. Eine Weile genossen die Beiden ihr Frühstück schweigend und sahen sich dabei immer wieder verstohlen an. Bis Michiru etwas ansprach worüber sie sich schon Gedanken machte, seitdem sie es das erste Mal gehört hatte. „Sag mal Haruka, wieso nennst Hotaru eigentlich immer Taru-chan?“ „Ähm, wieso denn nicht? Ist doch die Endung ihres Namens, oder? Gefällt es dir nicht?“ „Nein, das ist es nicht. Ich finde es nur ein bisschen … unheimlich.“ rang sie nach dem richtigen Wort. „Unheimlich?“ Haruka verstand die Welt nicht mehr. »Was bitte is ‘n daran unheimlich?« „Ja. Weißt du, alle aus meiner Familie haben die Kleine seitdem sie geboren worden ist, immer nur Hotaru oder Hotaru-chan genannt. … Alle, bis auf einen. Mein Bruder, also ihr Vater hat sie auch immer nur Taru-chan genannt und das du es jetzt auch benutzt, ist schon irgendwie … naja, eben unheimlich.“ „Oh, tut mir Leid. Das wusste ich nicht. Ich werd‘s nicht mehr sagen.“ „Nein, bitte hör nicht damit auf. Es gefällt mir irgendwie. … Erinnert mich an ihn.“ „Wirklich? Ist es nicht zu schmerzhaft?“ „Nein, das geht schon.“ lächelte Michiru sanft. Haruka konnte das nicht verstehen. Diese Frau hatte nicht nur ihre Eltern verloren, sondern auch noch ihren Bruder, Großvater und auch noch Schwägerin und trotzdem kam sie offenbar sehr viel besser damit klar als sie, die ja lediglich "nur" ihre Eltern verloren hatte. „Michiru, wie machst du das?“ „Wie mache ich was?“ „Du kannst so offen darüber reden. Und erträgst es auch noch an sie erinnert zu werden.“ Von Michiru kam erst mal ein verständliches Lächeln bevor sie antwortete. „Haruka, jeder kommt nun mal anders mit dem Tod eines geliebten Menschen zurecht. Mach dich nicht verrückt nur weil es dir schwerer fällt, darüber hinweg zu kommen. Und glaub mir, ich hab auch meine Zeit gebraucht. Als ich erfahren hatte, dass mein Bruder den Unfall nicht überlebt hat, brach für mich eine Welt zusammen. Ich dachte nicht, dass ich je wieder glücklich sein könnte. … Ich war vierzehn, als unsere Eltern damals gestorben sind und er war gerade achtzehn geworden. Obwohl unsere Großeltern auch dazu bereit gewesen wären mich oder auch uns beide aufzunehmen wollte er es alleine schaffen. Er hat für uns eine Wohnung gesucht, zwei Aushilfsjobs neben seinem Studium angenommen und sich auch noch um seine kleine Schwester gekümmert. … Ich wollte ihm natürlich helfen und mir auch einen Job suchen, aber er hat’s mir verboten. Er sagte, ich sei viel zu schlau und talentiert für so eine Arbeit und sollte lieber dafür sorgen einmal reich und berühmt zu werden. Ich hab trotzdem hinter seinem Rücken ein bisschen Geld mit meiner Musik verdient und ihm in die Tasche gesteckt.“ lachte die Türkishaarige bei der Erinnerung. „Ich wette er hat‘s nicht mal mitbekommen, oder?“ fragte Haruka grinsend, die aufmerksam zuhörte. „Nicht im Geringsten. Ein bisschen blöd geguckt hat er manchmal, wenn er zum dritten Mal sein Geld nach gezählt hatte.“ Jetzt musste auch Haruka lachen. „Als er dann Hotarus Mutter kennengelernt hat, wurde es etwas leichter. Sie ist ziemlich schnell bei uns eingezogen und hat uns so auch noch finanziell unterstützt. Mein Bruder konnte sich dann endlich etwas mehr auf sein Studium konzentrieren. … Bis auf die Wiedererkrankung von meinem Großvater war eigentlich alles perfekt. Die Beiden haben geheiratet, Hotaru bekommen, meine Musik wurde langsam bekannter und ich hatte inzwischen auch eine eigene Wohnung, sogar eine feste Freundin. … Und dann der Unfall…“ Michiru war am Ende immer leiser und trauriger geworden. Haruka hätte sie gerade am liebsten umarmt. „Ich glaube, wenn Hotaru nicht überlebt hätte…. Ich weiß nicht, ob ich das verkraftet hätte. Sie allein hat mir die Kraft gegeben weiter zu machen. Durch sie hatte ich das Gefühl meinen Bruder und seine Frau nicht ganz verloren zu haben.“ Jetzt zeichnete sich doch wieder ein Lächeln auf dem Gesicht ihrer Lehrerin ab. „Ja, die Kleine ist schon ein Wunder.“ „Ist sie wirklich.“ Die Beiden sahen sich ganz verträumt in die Augen, bis sie plötzlich den Kellner neben sich vernahmen. Er fragte sie, ob sie noch einen Wunsch hätten, da sie inzwischen aufgegessen hatten, aber keine von ihnen wollte noch etwas also bat Haruka um die Rechnung. Er zuckelte wieder davon und Haruka konnte beobachten, wie Michiru ihr Portemonnaie aus ihrer Handtasche holte. „Daran brauchst du gar nicht zu denken. Ich lad dich ein.“ sagte sie bestimmend. „Aber…“ „Versuch gar nicht erst zu wiedersprechen. Das bringt sowieso nichts.“ Ein paar Sekunden lang sah Michiru sie durchdringend an, dann packte sie ihr Portemonnaie wieder zurück in die Tasche. „Braves Mädchen.“ grinste die Sportlerin triumphierend. Zum Glück kam der Kellner in diesem Moment zurück, sonst hätte sich Haruka bestimmt irgendwas deswegen anhören müssen, aber eigentlich sagte ihr Blick schon genug. Deswegen sah sie lieber schnell weg und bezahlte den Mann. Gemeinsam standen sie von ihren Plätzen auf und als Haruka der Kleineren ihren Arm anbot, hakte die sich freudestrahlend bei ihr ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)