Lehrer - Schüler - Verhältnis von Wolfseye (H&M) ================================================================================ Kapitel 12: Annäherung ---------------------- Harukas Weg führte erst ein wenig übers Gelände und dann über eine große Terrasse Richtung eines kleinen Parks, den sie erkennen konnte. Doch ankamen tat sie dort nicht. Ihre Aufmerksamkeit wurde plötzlich von einem plätschernden Geräusch abgelenkt. Sie sah zur Seite und blieb abrupt stehen. Einige Meter weiter war ein riesiger Pool, in dem eine einzelne Person ihre Bahnen schwamm. Es war bereits dunkel geworden und nur einige Fackeln und Laternen beleuchteten die Terrasse, somit tauchte der Pool mit seinen Scheinwerfern die gesamte Gegend in ein blaues Licht. Haruka hätte nicht einen Lichtstrahl gebraucht, um zu wissen, wer sich in dem Wasser befand. Sie stand wie zur Salzsäule erstarrt da und verfolgte jede Bewegung der Person mit ihren Augen. Sie konnte sich überhaupt nicht mehr davon losreißen. Und das nicht nur, weil die Schwimmerin einen hautengen Badeanzug trug sondern, weil es sie wirklich faszinierte. Wie ein Fisch glitt sie durchs Wasser und schien auch genauso lange wie diese die Luft anhalten zu können. Haruka hatte keine Ahnung wie lange sie hier stand, so völlig eingenommen war sie von dem, was sie sah. Sie hätte fast einen Herzinfarkt bekommen, als sie plötzlich direkt in zwei blaue Augen sah. Die Andere war gerade aufgetaucht und sah sie überrascht an. „Tenoh-san, was machen Sie denn hier?“ „Äh, ich … ich wollte … also eigentlich … nur … nur Spazierengehen.“ stotterte sie vor sich hin. Sie war gerade echt froh, dass sie sich noch keinen Millimeter bewegt hatte und es immer noch so aussah, als wäre sie gerade eben erst mitten im Gang stehen geblieben. In dem Gesicht ihrer Lehrerin bildete sich ein lauerndes Lächeln, bevor sie die letzten Meter zum Beckenrand schwamm und sich dort festhielt. Haruka musste erst mal schlucken. Sie wurde von der Türkishaarigen einfach nur von unten her angesehen und sie hatte keine Ahnung, was diese jetzt gerade dachte oder vorhatte. „Ich möchte Sie nicht von ihrem Spaziergang abhalten. Sie könnten mir aber auch ein wenig Gesellschaft leisten.“ „Ach, ja?“ fragte Haruka total fassungslos. „Sie müssen nicht, wenn Sie nicht wollen. Ich dachte nur, es wäre vielleicht ganz nett, sich mal ein wenig zu unterhalten.“ Die Wassernixe hatte ein so bezauberndes Lächeln aufgesetzt, dass Haruka schon die Knie zitterten. Natürlich wollte sie bleiben. Das war doch jetzt genau die Chance etwas mehr über sie rauszufinden. Wie von selbst ging sie näher an den Pool heran und setzte sich an den Rand einer der Liegen, die dort alle in Reihe standen. Ihre Lehrerin lächelte noch breiter und hatte irgendwie einen verträumten Blick aufgesetzt. Haruka wurde mit jeder Sekunde nervöser, die diese Frau sie ansah und ergriff lieber schnell das Wort. „Ähm, Sie … Sie schwimm wirklich gut.“ »Idiot! Etwas Dämlicheres hätte dir wohl nicht einfallen können, oder? Sie würde Schwimmen ja wohl kaum unterrichten, wenn sie es nicht selbst gut könnte!« „Hhmm, wie lange haben Sie denn da schon gestanden?“ »Na, ganz toll!« Haruka hätte sich die Zunge abbeißen können. Jetzt fing ihre Lehrerin auch noch an zu kichern. „Ist schon okay. Ich wollte Sie nur ein wenig ärgern. Was ist denn mit Ihnen? Jemand der so Sportlich ist wie Sie, kann doch bestimmt auch gut schwimmen.“ Es bildete sich doch tatsächlich eine leichte Röte auf dem Gesicht der Sportlerin bei diesem Kompliment. „Ähm, ich kann schwimmen. Belassen wir’s dabei.“ „Das hört sich so an, als würden Sie es nicht besonders mögen.“ „Wasser ist einfach nicht so mein Element, das ist alles.“ „Ach so, und welches ist ihr Element? Luft bzw. der Wind vielleicht?“ grinste die Türkishaarige. „Äh, ja. Woher wissen Sie ‘n das?“ „Das war nicht sehr schwer zu erraten.“ „Aha.“ mehr viel Haruka dazu nicht ein. So ganz, wie das nun gemeint war, verstand sie nämlich nicht. Bis jetzt war es noch niemandem aufgefallen, wie sehr sie den Wind liebte und, dass genau er der Hauptgrund war, warum sie überhaupt Motorrad fuhr oder lief, jedenfalls nicht das sie wüsste. Es entstand eine kurze Pause zwischen ihnen, in der Haruka nicht so genau wusste, wo sie hingucken sollte. Ihre Lehrerin sah sie derweil direkt an, immer noch mit diesem Lächeln im Gesicht und das verunsicherte sie nur noch mehr. „Kann … kann ich Ihnen mal eine Frage stellen?“ fand Haruka endlich ihre Stimme wieder und vor allem den Mut dazu. „Natürlich dürfen Sie.“ „Na gut. … Sie müssen aber nicht antworten, wenn Sie nicht wollen. Ich weiß, es gehört sich eigentlich nicht, also bitte werden Sie nicht sauer oder so, aber es interessiert mich wirklich wahnsinnig.“ „Das klingt ja sehr geheimnisvoll. Nun fragen Sie schon.“ Haruka sah der Türkishaarigen jetzt genau in die Augen und fasste all ihren Mut zusammen. „Wie alt sind Sie?“ Ihr Gegenüber schien sich wirklich Mühe geben zu müssen nicht zu lachen. „Sie haben Recht, es gehört sich nicht. Aber es macht mir nichts aus.“ lächelte die Frau und machte eine kleine Pause in der Haruka sie erwartend ansah. „Ich bin dreiundzwanzig.“ sagte sie schließlich. „Dreiundzwanzig?!“ wiederholte Haruka fassungslos. »Dann war sie ja erst siebzehn als sie Taru-chan bekommen hat! … Oh, also so alt wie ich jetzt bin.« schlussfolgerte sie und wusste nicht genau, was sie davon nun halten sollte. Sie könnte sich im Leben nicht vorstellen jetzt ein Kind zu bekommen. Naja, eigentlich hatte sie nie vor ein Kind zu bekommen. Obwohl, Hotaru dann ja auch so was wie ein Kind für sie wäre, wenn sie mit ihrer Lehrerin zusammen sein wollte… Sie schüttelte kurz mit dem Kopf und verdrängte den Gedanken wieder. „Dann waren Sie aber ziemlich schnell mit dem Studium. Dauert so was nicht Jahre?“ „Ja, schon. Aber Ich bin eben sehr fleißig.“ grinste ihre Lehrerin vielsagend. „Wow, und das alles noch mit ‘nem Kind nebenbei? Wie haben Sie das hingekriegt?“ Jetzt wurde die Türkishaarigen eher trübselig und senkte den Blick. „Ich gebe zu, Hotaru hat in meinem Leben so einiges durcheinander gewirbelt. Aber ich bereu es keine Sekunde sie zu mir genommen zu haben. Auch, wenn ich dadurch einige Träume aufgeben musste.“ Diese Aussage verwirre Haruka jetzt aber. „…… Äh, zu sich genommen haben?“ fragte sie schließlich, nachdem sie ihre Lehrerin ein paar Sekunden lang schief angeblinzelt hatte. „Ja. Hotaru … ist eigentlich nicht meine leibliche Tochter. Genaugenommen ist sie meine Nichte. Mein Bruder hatte vor vier Jahren mit seiner Frau einen schlimmen Autounfall, den beide nicht überlebt haben. Nur Hotaru ist wie durch ein Wunder unverletzt geblieben. Ich wollte nicht, dass sie in ein Heim oder zu Fremden kommt, also hab ich alles dafür getan, um das Sorgerecht zu erhalten.“ „Oh Mann, das … das tut mir wirklich leid.“ Haruka hatte keine Ahnung, was sie sonst noch sagen sollte. Dass ihre Lehrerin jetzt auch noch so traurig wirkte, tat ihr richtig weh. Aber sie musste zugeben, doch ein wenig erleichtert zu sein. Das hieß zumindest schon mal, dass ihr nicht auch noch ein wütender Vater/ Exmann oder Freund im Weg stand oder ihr sogar etwas angetan worden sein könnte. „… Weiß Taru-chan davon?“ fragte Sie, um die Stille zu unterbrechen, die wieder aufgekommen war. „Ja. Sie kann sich zwar nicht mehr daran erinnern, auch nicht mehr wirklich an ihre Eltern aber sie weiß, dass sie nicht immer bei mir gewesen ist und ich habe es ihr auch nie verschwiegen.“ „Und was haben Sie für Träume aufgegeben? Warum mussten Sie sie überhaupt aufgeben?“ Die Türkishaarige sah Haruka wieder an und lächelte etwas verträumt. „Ich träumte eigentlich mal davon eine große Violinistin zu werden. Ich war gerade dabei mir einen Namen zu machen und hatte auch schon einige kleine Auftritte, als dieser schreckliche Unfall passierte. Da ich gerade mal neunzehn war, überhaupt kein Geld besaß und eine, für die ziemlich unsichere Zukunftsplanung hatte, hielt das Jugendamt überhaupt nichts davon, dass ich die Kleine zu mir nehmen wollte. Meine Eltern sind schon vor langer Zeit gestorben und mein Großvater war zu der Zeit schwer krank, so dass meine Großmutter sie auch nicht hätte nehmen können. Also war ich die Einzige, die sie noch hatte und Hotaru auch das Einzige, was mir von meinem Bruder noch geblieben war. Ich wollte sie nicht verlieren. Ich hatte sowieso schon Kunst und Musik nebenbei Studiert und so hab ich kurzerhand die ungewisse Zukunft einer Künstlerin aufgegeben, mein Studium nochmal komplett umorganisiert und den sicheren Weg einer Lehrerin eingeschlagen. Nachdem ich mir dann auch noch einen Nebenjob besorgt hatte und meine Großmutter ihre Unterstützung zu gesichert hatte, hab ich dann endlich das Sorgerecht für die Kleine bekommen und konnte sie schließlich irgendwann adoptieren.“ „Diese ganzen Ämter sind doch echt das Letzte! Was wissen die denn schon davon, was das Richtige für einen ist! Ich bin mir sicher, Sie wären megaerfolgreich geworden und hätten Taru-chan dadurch ein noch viel besseres Leben bieten können!“ Haruka wurde wirklich richtig wütend. Mit diesen Ämtern hatte sie selbst schon oft genug am Hals gehabt und sie konnte mit Sicherheit sagen, dass ein Heim mit Abstand die schlechteste Unterbringung für die kleine Hotaru gewesen wär. „Aber Sie können Ihren Traum doch immer noch erfüllen. Jetzt kann das Jugendamt Ihnen die Kleine doch nicht mehr wegnehmen, oder? Wieso versuchen Sie es nicht erneut?“ versuchte sie die Türkishaarige aufzumuntern. „Ihre Anteilnahme ist wirklich süß. Und glauben Sie mir, ich würde es gern noch einmal versuchen, aber ich habe weder die Zeit noch die finanziellen Mittel dafür.“ Haruka wäre augenblicklich bereit gewesen der Frau ihr gesamtes Vermögen zu überlassen, wenn die dadurch nur ihre Träume erfüllt bekam. Ihr war aber klar, dass sie es niemals annehmen würde. Trotzdem musste es doch einen Weg geben ihr zu ihrem Glück zu verhelfen. Das wollte sie nämlich, mehr als alles andere. „Sie sollten Ihren Traum noch nicht so schnell aufgeben. Ich bin mir sicher, er erfüllt sich noch. Vielleicht nicht sofort aber irgendwann.“ Die Türkishaarige ließ ihr Kinn auf ihre verschränkten Arme auf dem Beckenrand nieder und bekam so ein eigenartiges Funkeln in den Augen, welches Haruka richtiges Herzrasen verpasste. „Sie sind wirklich süß. Eine so positive Einstellung hätt ich Ihnen gar nicht zugetraut.“ Oh Mann, das war jetzt schon das zweite Mal, dass sie sie als "süß" bezeichnete und es ließ sie auch zum zweiten Mal erröten. Verlegen, in der Hoffnung die Andere würde es nicht mitbekommen, sah Haruka zu Boden. Das Geräusch des Wassers ließ sie wieder aufschauen. Ihre Lehrerin war kurz abgetaucht und glitt Richtung Leiter des Pools. Dort angekommen tauchte sie wieder auf und stieg aus dem Wasser. „Würden Sie mir mal ein Handtuch reichen?“ Haruka bekam durchaus mit, dass ihre Lehrerin etwas sagte und ihr Kopf nickte sogar, aber der Rest ihres Körpers bewegte sich keinen Millimeter. Viel zu sehr war sie von der Schönheit, in ihrem hautengen, nassen Badeanzug gebannt und starrte sie mit großen Augen an. Erst, als die Türkishaarige den Kopf schief legte, die Augenbrauen anhob und die Arme vor der Brust verschränkte, kam auch die tatsächliche Bedeutung ihrer Worte bei ihr an, und lies sie aufspringen. „Oh! …… Hier.“ Haruka reichte ihr das Handtuch was hinter ihr auf der Liege gelegen hatte und sah wieder verlegen zu Boden. „Vielen Dank.“ grinste ihr Gegenüber wissend und trocknete sich ein wenig ab, ehe sie sich das Handtuch um die Schultern legte und sich auf die Liege direkt neben der anderen setzte. Haruka stand noch ein paar Sekunden nervös in der Gegend rum, bevor sie sich traute, sich auch wieder zu setzten. „Mir fällt da gerade eine Sache ein, die Hotaru mir mal über ihre Freundin gesagt hat.“ sagte die Lehrerin gleichdarauf. „Und was?“ „Dass Sie Klavier spielen würden. Stimmt das?“ Na toll, jetzt war es raus. Haruka wollte doch gar nicht, dass sie davon erfuhr. „Ja, ab und zu.“ „Das überrascht mich. Hätten Sie nicht mal Lust mir was vorzuspielen?“ „Ähm, also, so gut bin ich nun wirklich nicht. Das wollen Sie sich bestimmt nicht anhören.“ „Das würde ich doch lieber selbst beurteilen. Aber wenn Sie nicht wollen, müssen Sie nicht. Ich fände es nur sehr schade.“ Dieser Blick ließ Haruka völlig weich werden. „Na gut, ich werd‘s tun. … Aber nur, wenn Sie mir auch was auf Ihrer Geige vorspielen.“ „Einverstanden. Ich freu mich schon darauf.“ Haruka zwar auch aber sie hatte doch ziemlichen schiss davor, sich vor ihr total zu blamieren. Hoffentlich behielt sie die Nerven. „Was hat Ihnen Taru-chan, denn sonst noch so über mich erzählt?“ fragte die Sportlerin vorsichtig nach. „Nicht sehr viel. Jedenfalls nichts, was ich nicht sowieso schon wusste.“ „Aha, und warum haben Sie ihrer Tochter überhaupt erlaubt sich mit mir zu treffen? Fanden sie es nicht irgendwie merkwürdig, dass sie sich mit ‘ner Oberstufenschülerin trifft?“ „Oh doch, ich fand es sogar sehr merkwürdig. Ich wollte Sie auch unbedingt kennenlernen, um sicherzugehen, dass Sie nicht verrückt sind oder so aber es hat sich ja nie ergeben und irgendwann war es mir auch nicht mehr so wichtig.“ „Wieso das?“ „Sie haben der Kleinen einfach viel zu gut getan.“ „Hä? Was hab ich denn gemacht?“ „Das wüsste ich wirklich auch gern. Seitdem sie sich mit Ihnen trifft, ist sie sehr viel lebhafter geworden und auch selbstbewusster. Dafür bin ich Ihnen wirklich dankbar.“ „Brauchen Sie nicht. Ich hab echt nichts getan.“ wurde Haruka wieder verlegen und konnte wirklich nicht glauben, dass es an ihr gelegen haben sollte. „Ich glaube, es lag auch viel mehr an Ihrer Art, von der sie sich übrigens auch schon das ein oder andere abgeguckt hat. Jetzt weiß ich, warum sie auf einmal so bockig geworden ist.“ „Hey, ich bin nicht bockig.“ protestierte Haruka sofort. „Nein, überhaupt nicht.“ lachte die Lehrerin amüsiert. Haruka war zwar doch ein bisschen beleidigt, konnte sich dem wundervollen Lachen der Türkishaarigen aber nur anschließen. „Darf ich fragen was hier los ist?“ Etwas erschrocken sahen die beiden zur Seite und verstummten. Hinter den Liegen hatte sich Kohara aufgebaut und sah misstrauisch auf sie herab. Haruka hätte ihn umbringen können! „Wir unterhalten uns lediglich ein wenig, Kohara-sensei.“ antwortete Michiru ihm ganz ruhig, obwohl sie innerlich brodelte. „Und das halte Sie für angemessen?“ „Ich wüsste nicht, was daran verwerflich sein sollte.“ sagte sie jetzt nicht mehr so freundlich. „Tenoh-san, Sie sollten jetzt besser nach oben gehen.“ mahnte er die Sportlerin. „Ich will aber nicht.“ antwortete die sehr ernst und wirkte wie ausgewechselt. „Danach geht es hier aber nicht. Sie dürfen sich nicht länger als bis zehn hier draußen rumtreiben und es ist bereits nach zehn. Also sehen Sie zu, dass sie in ihr Zimmer kommen, sonst kriegen Sie doch noch Ihre Woche Nachsitzen! Oder ich lass Sie gleich nach Hause fliegen!“ Michiru konnte sehen, dass die Blonde kurz davor stand auf den Typen loszugehen und beschloss lieber einzugreifen. „Er hat Recht, Tenoh-san. Gehen Sie lieber.“ Die Sportlerin sah sie mit einem Blick an, als würde sie sie noch einmal fragen, ob sie sich da auch wirklich ganz sicher war. Als Michiru ihr noch einmal zu nickte, erhob sie sich. „Na gut. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Sensei.“ sagte sie, nur an Michiru gewandt und ging dann einfach an dem Typen vorbei. „Sie sollten sich wirklich nicht mit dieser Schülerin abgeben, Sensei. Dieses Mädchen ist eine Plage.“ kam es gleich von Kohara, als die Blonde nicht mehr zu sehen war. „Das sehe ich nicht so.“ Michiru wollte so schnell wie möglich von diesem Typen weg und griff daher schnell nach ihrem Bademantel, der über der Lehne der anderen Liege lag und zog ihn sich über. Dass der Kerl sie so schleimig ansah, behagte ihr gar nicht. Unter den Augen ihrer Schülerin hatte sie sich sehr viel wohler gefühlt. „Sie wissen aber schon, dass sie lesbisch ist, oder?“ Michiru knotete ihren Bademantel zu, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Wollen Sie mir damit etwa sagen, dass sie ein Problem mit so etwas haben?“ Das traf. Der Typ hatte wohl nicht damit gerechnet, dass sie so gelassen darauf reagieren würde. Wahrscheinlich hatte er erwartet, dass sie ihm jetzt in die Arme fallen würde oder so. Wenn der wüsste… „Ich wollte Sie lediglich davor warnen, dieser Person zu nahe zu kommen. Die wird Sie nur in Schwierigkeiten bringen.“ Wie er das sagte, klang es fast wie eine Drohung. „Ich nehme Ihre Warnung zur Kenntnis. Gute Nacht, Sensei.“ Damit ging sie einfach an ihm vorbei. Michiru war so wütend auf den Typen, dass sie die Person hinter einer der vielen Terrassentüren vom Hotel beinahe übersehen hätte. Die Sportlerin war also doch nicht, wie befohlen nach oben verschwunden, sondern hatte sie die ganze Zeit im Auge behalten. Jetzt kam in ihr wieder dieses Kribbeln auf, was sie schon das gesamte Gespräch über in sich gehabt hatte. Das Wasser um sie herum und die ganze Atmosphäre hatten ihr irgendwie den Mut verliehen, sich mit ihr über persönliches zu unterhalten. Die Geschichte über Hotaru und ihrer Familie erzählte sie wirklich nicht jedem, aber aus irgendeinem Grund, hatte sie das Gefühl gehabt, der Blonden es erzählen zu können. Es kam noch ein Nicken von der Blonden, ehe sie sich umdrehte und nun wirklich nach oben ging. Michiru hätte sich im Kreis drehen können, so gerührt war sie. Bevor sie das aber noch wirklich tat, ging sie lieber auch nach oben. Sie hatte sich schon fast Hoffnungen gemacht die Sportlerin eventuell noch im Flur vor ihren Zimmern anzutreffen aber leider war das nicht der Fall. So ging sie doch ein wenig enttäuscht auf ihr Zimmer. Einschlafen konnte sie aber überhaupt nicht, dafür war sie einfach viel zu aufgewühlt. Um das Gefühl zu haben, der Blonden zumindest noch ein bisschen nahe zu sein, begann sie noch ihre Aufgaben zu kontrollieren. Ihre Schülerin wurde wirklich immer besser. Bald würde sie überhaupt keine Nachhilfe mehr brauchen. Sogar ihre Schrift hatte sich verbessert. Oder gab sie sich jetzt einfach mehr Mühe ordentlich zu schreiben? Irgendwann überkam Michiru doch die Müdigkeit und sie kroch zurück ins Bett. Der nächste Tag lief fast genauso ab, wie der letzte. Es wurde sich um acht beim Frühstück getroffen und danach begaben sie sich wieder Klassenweise auf den Weg zu weiteren Sehenswürdigkeiten. Dieser Geschichtslehrer verschonte Michirus Lieblingsschülerin heute nicht weniger mit seinen Fragen und schien die beiden auch noch voneinander fernhalten zu wollen. Jedes Mal, wenn Michiru den Abstand zwischen ihnen ein wenig verringern wollte, kam wieder einer seiner unterbrechenden Fragen. Die Sportlerin hatte auch keine Chance etwas zu tun, denn sie wurde von zahlreichen Mädchen umringt. Die Eifersucht in Michiru stieg stätig an, zumal sie auch nicht wusste in wie weit die Blonde diese Aufmerksamkeit genoss. Dass es ihr überhaupt nicht gefiel, konnte sie sich nur schwer vorstellen, schließlich waren diese Mädels wirklich sehr knapp bedeckt und waren nun auch nicht unbedingt hässlich. Das Ganze lenkte sie so sehr ab, dass sie sich überhaupt nicht auf die wundervolle Stadt konzentrieren konnte und fast nichts von den Sehenswürdigkeiten mitbekam. Michiru war wirklich mehr als froh, als sie endlich den Rückweg einschlugen und beim Hotel ankamen. Ziemlich frustriert ging sie nach einem kurzen Essen auf ihr Zimmer und ruhte sich ein wenig aus. Haruka war völlig fertig. Den ganzen verdammten Tag über hatte sie verzweifelt versucht sich diese Mädchen vom Leib zu halten. Aber durch diese ständige Störung ihres Lehrers kam sie nie richtig dazu. Noch dazu lenkte sie diese finstere Mine ihres Engels so dermaßen ab, dass sie die Mädchen größtenteils ignorierte und einfach reden ließ, bis sie wieder Kopfschmerzen bekam. Nicht einmal beim Essen eben hatten sie sie in Ruhe gelassen. Takuya war auch keine Hilfe gewesen und hatte sich einfach - trotz ihrer flehenden Blicke - ganz feige an einen anderen Tisch gesetzt. Dafür würde er noch bezahlen. Es hätte nicht viel gefehlt und sie wär in dem Saal aufgesprungen und hätte die Mädchen wie eine Irre angeschrien. Aber sie konnte sich gerade noch so beherrschen. Ihr war es dann auch doch noch gelungen zu fliehen. Als die Mädchen sie mit auf ihr Zimmer nehmen wollten, hatte sie mit Absicht einen Streit zwischen ihnen in die Wege geleitet. Es hatte echt besser funktioniert, als sie erwartet hätte. Die Mädels hätten fast ‘ne Schlammschlacht begonnen. Auch, wenn Haruka so was zwar gerne gesehen hätte, schlich sie sich immer weiter nach hinten zur Treppenhaustür und verschwand schließlich nach oben. Zum Glück wussten die noch nicht, wo ihr Zimmer lag, sonst wären die vermutlich schon längst hier. Jetzt lag sie quer auf ihrem Bett und genoss die Stille, die sie umgab. Glücklich war sie aber nicht. Sie hatte heute nicht ein Wort mit ihrer Lehrerin reden können und dass, wo sie sich doch gestern so wundervoll unterhalten hatten. Warum nur musste dieser Kohara auch ständig auftauchen? Sie suchte fieberhaft nach einem Grund, der es ihr ermöglichen könnte ihre Lehrerin heute noch mal zusehen. Ihr wollte aber einfach nichts einfallen. Seufzend richtete sie sich in ihrem Bett auf und wollte sich eigentlich schon deprimierend die Kleider ausziehen, um sich schlafen zu legen, als ihr auf einmal die Zettel auf dem Schreibtisch ins Auge fielen. Langsam ging sie dorthin und las sich die ersten Fragen durch. … Doch, sie wäre sehr wohl in der Lage gewesen, sie zu beantworten. Aber was würde ihr das nützen? Sie überlegte hin und her, bis sie sich einfach die Zettel griff und damit nach draußen ging. Es war noch nicht mal acht, also noch früh genug, um sie zu stören. Jetzt musste sie sich nur noch dazu durchringen an ihre Tür zu klopfen und das war gar nicht so einfach. Es vergingen bestimmt zehn Minuten, in denen sie ihre Hand immer wieder ansetzte, sie zurückzog, ein paar Mal im Flur auf und ablief und es dann noch einmal versuchte. Voller Entschlossenheit klopfte sie dann endlich an. Die Zeit, in der sie wartete bis die Tür aufging, kam ihr endlos vor und ihr Herz schien sich in eine tickende Zeitbombe verwandelt zu haben, welches nach jedem Schlag ein wenig schneller wurde und auch wirklich zum Stillstand kam, als die Tür plötzlich aufschwang. „Tenoh-san? Was machen Sie denn hier?“ Harukas Entschlossenheit war mit dem Auftreten ihrer Lehrerin irgendwie davongeflogen und so sagte sie erst mal gar nichts. »Komm schon, reiß dich zusammen! Frag einfach!« versuchte sie sich wachzurütteln. „Ich wollte Sie fragen, ob … ob Sie nicht vielleicht mit … mit mir gemeinsam die Japanisch Aufgaben durchgehen könnten? Das heißt, nur wenn Sie Zeit haben. … Und Lust. … Ich kann‘s aber auch alleine machen. … Wie Sie wollen.“ Mit jeder Sekunde und jedem Wort wurde sie nervöser und unsicherer. Und das amüsierte Gesicht der Kleineren machte es nicht gerade besser. Was zum Teufel war nur los mit ihr?! Sie war reich - stink reich! hatte schon unzählige Frauen gehabt und redete mit jedem, als wär er ihr Untertan aber sobald sie auch nur einen Blick auf diese Frau warf, wurde sie zum unsicheren, stotternden Etwas, das gar nichts mehr auf die Reihe bekam! Am liebsten wär sie auf der Stelle umgedreht und so schnell und so weit weg gelaufen, wie sie nur konnte. Aber dann trat die Türkishaarige von der Tür zurück und gewährte ihr damit Einlass. „Dann kommen Sie mal rein.“ »Echt jetzt? … Oh Gott!« Nach einem kräftigen Atemzug schritt Haruka durch die Tür. Ihre Lehrerin schloss sie hinter ihr und ging dann an ihr vorbei in das Zimmer mit dem Schreibtisch und natürlich auch dem großen Bett. „Ich habe mir gestern Abend noch ihre letzten Aufgaben angeschaut und es waren nur noch ein paar kleine Fehler drinnen. Sie haben wirklich Fortschritte gemacht.“ sagte die Lehrerin und schob einen zweiten Stuhl an den Schreibtisch heran. „Ähm, danke.“ „Setzen Sie sich doch.“ wurde Haruka gebeten und folgte der Aufforderung etwas zögerlich. „Haben Sie sich die Aufgaben denn schon angesehen oder sogar schon angefangen?“ Ihre Lehrerin setzte sich auch und sah sie erwartend an. „Angeschaut ja, angefangen nein.“ So langsam normalisierte sich Harukas Herzschlag wieder. „Okay, dann wollen wir mal.“ „… Ähm, hätten Sie vielleicht noch ‘nen Stift für mich?“ „Sie haben nicht mal einen Stift mitgenommen?“ fragte die Türkishaarige ungläubig, mit auch ein wenig Skepsis in der Stimme. „Nein.“ antwortete Haruka unsicher. „Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll. … Warten Sie einen Moment.“ seufzte die Lehrerin. Wie das gemeint war, kapierte Haruka nicht. Sie beobachtete stattdessen lieber ihre Lehrerin, wie die wieder aufstand und aus ihrer Handtasche einen Stift herauskramte, sich erneut setzte und ihn ihr reichte. „Danke.“ grinste Haruka und machte sich dann über die Aufgaben her. Michiru konnte immer noch nicht glauben, dass die Blonde wirklich hier war. Sie hatte diesen Tag eigentlich schon längst abgeschrieben und wollte nur noch schnell duschen und dann ins Bett gehen. Und dann klopfte es plötzlich an ihrer Tür! Völlig verträum sah sie ihre Schülerin an, die schon mit den Aufgaben angefangen hatte und offenbar auch sehr gut ohne sie zurechtgekommen wäre. Hieß das jetzt also, die Große wollte sie einfach nur bei sich haben? In Michiru machten sich unendliche Hoffnungen breit. Sie konnte überhaupt nicht mehr aufhören sie anzusehen und versuchte auch gar nicht erst, es nicht zu tun. Ihre Schülerin schien das, genauso wie gestern Abend, ziemlich nervös zu machen. Mit den Fragen, die sie ihr ab und zu stellte, versuchte sie sie wohl irgendwie davon abzulenken, aber Michiru dachte gar nicht daran. Es machte ihr einfach viel zu viel Spaß sie immer mehr durcheinander zu bringen. Mit der Zeit verringerte sie den Abstand zwischen ihnen auch immer ein bisschen mehr, nur um ihre Gegenwart noch besser spüren zu können. Irgendwann waren sie sich so nahe, dass sie sich fast mit den Armen berührten. Es waren wirklich nur wenige Millimeter zwischen ihnen. Michiru konnte so deutlich die Hitze spüren, die von der Blonden ausging und offenbar wurde der auch immer heißer. Sie tippte nervös mit dem Stift auf der Tischplatte herum und versuchte sich wohl irgendwie zu konzentrieren, aber schon seit einigen Minuten hatte sie kein einziges Wort mehr zu Papier gebracht. „Wissen Sie vielleicht nicht weiter? Wo liegt denn das Problem?“ fragte Michiru schmunzelnd nach. »Wo das Problem liegt?! Das fragt sie noch?« Haruka konnte nicht einen klaren Gedanken mehr fassen. Diese Nähe machte sie völlig wahnsinnig. Sie wollte sich nur noch zu ihr umdrehen und sie küssen, … berühren und noch viel mehr. Aber sie hatte einfach zu viel Angst und Zweifel in sich, als dass sie diesem Gefühl nachgeben konnte. „Ähm, nirgendwo. … Ich …“ Haruka sprang plötzlich von ihrem Stuhl auf, um dieser Nähe zu entkommen und stand jetzt nervös im Raum herum. „Ich bin irgendwie doch schon ziemlich kaputt. Also, können wir nicht morgen weiter machen? Oder vielleicht, sollte ich den Rest der Aufgaben doch lieber alleine machen. Ich geb‘ sie Ihnen dann, wenn sie fertig sind.“ schnellte Haruka die Worte nur so herunter. Michiru war doch etwas erschrocken darüber, dass ihre Schülerin plötzlich aufsprang. Sie hatte es wohl doch etwas übertrieben. Die Enttäuschung stand ihr voll ins Gesicht geschrieben aber die Sportlerin war viel zu sehr damit beschäftigt den Boden anzustarren, als dass sie das bemerkt hätte. Ein Seufzten konnte sie auch nicht unterdrücken, ehe sie aufstand. „Ist gut, wie Sie möchten.“ sagte sie traurig und nahm die Zettel in die Hand, die ihre Schülerin auf dem Tisch hatte liegen lassen. Sie reichte sie ihr und diese nahm sie ihr auch schnell ab. „Danke, also dann bis morgen. Gute Nacht, Sensei.“ Die Blonde hatte es wohl ziemlich eilig, denn sie ließ Michiru gar nicht mehr zu Wort kommen, sondern drehte sich um und verließ das Zimmer. Michiru war völlig deprimiert und wollte nur noch ins Bett. Sie hörte wie die Tür laut ins Schloss viel und verlor keine Sekunde, sich ihrer Kleidung zu entledigen. Sie wollte jetzt nur noch schnell duschen und dann sofort ins Bett. Nur in ihrer Unterwäsche bekleidet, machte sie sich auf den Weg ins Bad. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)