Lehrer - Schüler - Verhältnis von Wolfseye (H&M) ================================================================================ Kapitel 20: Ein sehr langer Flug -------------------------------- Über eine halbe Stunde lang zwängten sich noch die Menschen in dem Gang neben sie vorbei und suchten ihre Plätze. Es waren viele Bekannte, als auch völlig fremde Gesichter darunter. Eines davon hätte Haruka auch nur zu gerne aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Kohara kam irgendwann an ihnen vorbei und warf, besonders Haruka einen finsteren und skeptischen Blick zu, den sie nur erwidern konnte. Er ging aber zum Glück weiter und verschwand im nächsten Abschnitt des Flugzeuges. Er saß also nicht in ihrer Nähe. Erleichtert darüber atmete die Sportlerin aus. „Ist dir aufgefallen, dass niemand aus unserer Schule um uns herum sitzt? … Jedenfalls bis jetzt noch nicht.“ sagte Takuya und sah sich dabei weiter um. Verwundert hob Haruka ihren Kopf und folgte seinem Blick. … Er hatte Recht. Sie war etwas von ihrem Sitz aufgestanden und konnte im ganzen Abteil, nicht eine Person finden, die ihr irgendwie bekannt vorgekommen wäre. Natürlich konnte sie von Vielen nur die Hinterköpfe sehen, aber die sahen nicht so aus, als würden sie zu siebzehn- bis achtzehnjährigen Schülern passen. „Hhmm, komisch.“ murmelte sie. „Was ist komisch?“ Erschrocken drehte Haruka ihren Kopf nach hinten und blickte in das glücklich lächelnde Engelsgesicht ihrer Lehrerin. „Oh, Mi… Ich meine Kaioh-sensei.“ korrigierte sie sich schnell, da ja immer noch Schüler anwesend sein könnten. „Ist schon okay. Ich bin auf jeden Fall als Letzte ins Flugzeug gegangen, also dürfte hier niemand mehr sein, der uns kennt.“ sagte Michiru beruhigend. „Also schon wieder volle Absicht, dass wir von den Anderen getrennt sind. Wie haben Sie das nur hinbekommen?“ fragte Takuya verwundert und stand von seinem Platz auf, um sie durchzulassen. Auch Haruka trat in den Gang und grinste Michiru dabei an. „Wir sind nun mal zu viele, um alle zusammen sitzen zu können und da sind eben ein paar einzelne verstreute Plätze bei rausgekommen.“ erklärte Michiru unschuldig, während sie sich auf ihren Platz am Fenster setzte. Haruka folgte ihr und hatte schon bevor sie richtig saß eine Hand auf ihrem Oberschenkel platziert. „Wie praktisch.“ hauchte sie und beugte sich zu Michiru hin, um sie zu küssen. „Haruka lass das! Uns könnte immer noch jemand sehen!“ Bevor die Blonde ihr Gesicht berühren konnte, wurde sie in ihren Sitz zurück gedrängt. Die Hand auf ihrem Oberschenkel rührte Michiru allerdings nicht an. „Ach, komm. Du sagtest doch wir sind allein.“ stöhnte Haruka etwas enttäuscht. „Nein, nicht vollkommen allein. Ich bin auch noch hier, falls du mich vergessen haben solltest. Und ich möchte das überhaupt nicht sehen, verstanden!“ mischte Takuya sich mahnend ein. „Ach, jetzt stell dich nicht so an. Ich wollte sie doch nur küssen.“ „Das will ich hoffen, aber bei dir weiß man ja nie.“ „Du kannst dir auch gerne ‘nen anderen Platz suchen, wenn es dir hier nicht gefällt. Ich hätt jedenfalls nichts dagegen.“ fauchte Haruka ihn an. „Kann ich eben nicht. Außerdem muss ja jemand dafür sorgen, dass ihr keinen Blödsinn anstellt und doch noch erwischt werdet.“ „Hey…“ „Okay, Schluss jetzt, das Reicht! Hört endlich auf euch zu streiten, sonst verteil ich euch beide auf zwei völlig andere Plätze, verstanden?!“ unterbrach Michiru die Zwei und sah sie mahnend an. „Ja, Sensei!“ kam es von Beiden im Chor und sie verstummten. Haruka hatte auch schnell ihre Hand noch zurückgezogen. Jetzt wusste sie wieder, warum sie damals solche Angst vor Michiru gehabt hatte. Dieser Blick war echt zum Fürchten. „Gut.“ nickte die Lehrerin zufrieden und lehnte sich in ihren Sitz zurück. Haruka war sich unsicher darüber, ob sie jetzt überhaupt etwas sagen oder tun durfte, deswegen blieb sie einfach regungslos und stumm auf ihrem Platz sitzen. Es vergingen aber nur ein paar Sekunden da wurde ihre Hand auf einmal von Michiru ergriffen und wieder auf ihren Schoß platziert, wobei sie ihre Finger ineinander verschränkte und mit ein wenig röte im Gesicht aus dem Fenster sah. Darüber konnte sie jetzt nur Schmunzeln und den Händedruck ihrer Lehrerin erwidern. Michirus Lächeln daraufhin konnte sie im Fenster sehen. Es war mittlerweile stockfinster draußen, somit spiegelte sich ihr Gesicht und die umgeben darin. Und sie war sich sicher diese konnte ihr Gesicht ebenfalls sehen. Neben sich hörte Haruka nur wie Takuya seufzte und ganz sicher die Augen verdrehte, aber das war ihr gerade völlig egal. Nach einiger Zeit ertönte dann die Stimme des Piloten durch das Flugzeug und nach kurzem hob dieses dann endlich vom Boden ab. Da es ja schon spät war und eigentlich Schlafenszeit in Rom, wurde das Licht im Flugzeug gedämpft und viele Passagiere nutzen die Zeit wirklich zum Schlafen. Auch unsere drei verbrachten die ersten Stunden hauptsächlich damit. Takuya war wohl wirklich schon nach kurzer Zeit eingeschlafen und auch Michiru waren nach einiger Zeit des Redens, mit Haruka, die Augen zu gefallen. Haruka versuchte dann auch zu schlafen, aber der Sitz war ihr entschieden zu unbequem, außerdem lenkte sie das Gesicht ihres schlafenden Engels zu sehr ab. Sie brauchte also wesentlich länger, doch irgendwann viel auch sie in einen leichten Schlaf. Sie wurde allerdings ziemlich unsanft wieder geweckt. Das Flugzeug geriet in leichte Turbulenzen, und weckte somit fast alle Passagiere auf. Haruka sah erst mal auf die Uhr, um zu prüfen wie lange der Flug denn noch dauern würde. „Und? Wie lange fliegen wir noch?“ hörte sie da Michirus verschlafene Stimme neben sich. „Ähm, … noch etwa vier Stunden.“ „Vier Stunden? Oh Mann.“ seufzte die Lehrerin und rieb sich noch etwas die Augen. Haruka lächelte nur darüber. Diesen Anblick fand sie einfach traumhaft. „Würdest du mich vielleicht kurz durchlassen? Ich müsste mal auf die Toilette.“ fragte Michiru leicht verlegen. „Ja, klar. Kein Problem. … Hey, du Träumer, wach auf!“ Haruka hatte sich zu dem schwarzhaarigen Jungen umgedreht, der immer noch seelenruhig vor sich hin döste und rüttelte ziemlich unsanft an seiner Schulter. „Haruka, das kannst du auch sanfter machen.“ tadelte Michiru sie. „Wieso? Wenn ihn nicht mal das Gerüttel des Flugzeuges wach bekommt? … Hey, Tak!“ widerholte sie, da er immer noch schlief. „Was? … Sind wir schon da?“ wachte er endlich auf und sah sich irritiert um. „Natürlich nicht, du Schlafmütze.“ „Entschuldigen Sie, Niwa-san. Ich würde nur ganz gerne mal aufstehen.“ lehnte sich Michiru an Haruka vorbei und sah den Jungen entschuldigend an. „Oh… Äh, ja. Natürlich.“ Er war noch nicht so ganz wach, versuchte aber ein Lächeln zu Stande zu bringen, bevor er sich erhob. Haruka stand dann ebenfalls auf und so ließ Michiru die Zwei allein. Die sich dann erst mal wieder setzten. Takuya gähnte und streckte sich noch vergnügt. „Mann, hast du ‘nen tiefen Schlaf.“ beschwerte Haruka sich. „Na, und? Ist doch praktisch. Wie lange fliegen wir eigentlich noch?“ überlegte er und sah auch gleich auf seine Uhr. „Oh, is ja noch ‘n ganz schönes Stück.“ „Ja, leider.“ „Ach, die Zeit geht auch noch um. … Hab ich eigentlich irgendetwas verpasst?“ „Nein. Jedenfalls nicht das ich wüsste. Wir haben bis eben auch noch geschlafen, bis zu den Turbulenzen.“ „Was denn für Turbulenzen?“ „Ich sag ja, du hast ‘nen tiefen Schlaf.“ „Oh, ach so.“ kratzte er sich verlegen am Hinterkopf und grinste breit. Dann sah er sich etwas um, und erschrak plötzlich. „Ach, du Schande! Kohara-sensei kommt genau auf uns zu.“ „Was?!“ Haruka streckte sich etwas aus ihrem Sitz hinaus und entdeckte den Mann dann auch, wie er langsam den Gang entlang schritt. „Fuck! Gott, zum Glück ist Michiru gerade nicht hier. Und hoffentlich lässt sie sich Zeit.“ Sie hatte den Satz kaum zu Ende gemurmelt da stand der breitschultrige Mann auch schon neben sie. „Ah, Tenoh-san, Niwa-san. Ich hoffe, Sie beide stellen hier hinten keinen Blödsinn an.“ „Natürlich nicht, Sensei.“ antwortete Takuya mit einem höflichen Lächeln im Gesicht. Haruka sagte lieber nichts. Ihr wäre mit Sicherheit nichts Nettes über die Lippen gekommen. „Hhmm, ist der Platz da etwa frei?“ fragte Kohara skeptisch und deutete auf den Sitz hinter Haruka. „Nein. Ein Junge aus unserer Parallelklasse sitzt dort, aber er ist kurz auf die Toilette verschwunden.“ erzählte Takuya ganz ruhig. Haruka war echt beeindruckt. Das hätte sogar sie ihm abgekauft, wüsste sie nicht, dass das voll gelogen war. „Aha. Na, gut. … Sie haben nicht zufällig Kaioh-sensei irgendwo gesehen, oder?“ fragte er hinterher und sah immer noch skeptisch aus. „Kaioh-sensei? Nein, tut mir leid.“ „Wieso? Haben Sie sie etwa verloren?“ Das hatte sich Haruka jetzt nicht mehr verkneifen können und funkelte ihn mit einem überheblichen Grinsen im Gesicht an. Sie wusste, dass das keine gute Idee gewesen war, aber ihr Mundwerk war schon immer schneller als ihr Verstand. Und somit wurde sie ziemlich finster von oben her angesehen. „Sparen Sie sich lieber Ihre Kommentare, Tenoh-san. Ich schwöre Ihnen, Sie sind nur noch kurz davor, endgültig von der Schule zu fliegen!“ „Wirklich? Und ich dachte, so was entscheidet der Direktor. Hhmm, er hat jedenfalls nichts erwähnt, als ich ihm letzte Woche seine Freikarten vorbei gebracht habe. Eigentlich hat er mich sogar wegen meines unauffälligen Verhaltens in letzter Zeit gelobt.“ überlegte Haruka scheinheilig. Okay, jetzt war der Geschichtslehrer richtig sauer. Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt und zitterte sogar leicht vor Wut. „Ihn wird das Lachen schon noch vergehen Sie…“ „Ist hier alles in Ordnung, Kohara-sensei?“ Augenblicklich veränderte sich die Körperhaltung des Mannes und er schreckte leicht zurück. „Oh, K… Kaioh-sensei. Da sind Sie ja.“ gab er etwas nervös von sich. „Wieso? Haben Sie mich etwa gesucht?“ Haruka musste sich ein Lachen, auf seine Reaktion unterdrücken, obwohl sie sich doch ein wenig sorgte, dass Michiru jetzt anwesend war. „Ähm… Naja, Sie … Sie waren nirgends zu sehen, also dachte ich, ich seh mal nach, ob Sie auch wirklich mit gekommen sind. Nicht, dass wir Sie am Ende vergessen haben.“ versuchte er wohl irgendwie charmant zu klingen und lächelte die Türkishaarige schleimig an. Bei Haruka ließ das aber nur ein würge Gefühl entstehen. „Danke, aber ich bin kein kleines Kind mehr auf das man aufpassen müsste. Ich sitze ganz am anderen Ende des Flugzeuges und wollte jetzt mal nachsehen, ob auch alles in Ordnung ist. Und es scheint mir, als wäre das eine gute Idee gewesen. Gibt es hier ein Problem?“ „Was? Ach, nein. Tenoh-san ist nur mal wieder ein bisschen ausfallend geworden.“ beschwichtigte er und warf der Sportlerin einen mahnenden Blick zu. „Bin ich das? Davon weiß ich gar nichts.“ verschränkte die nur hochnäsig die Arme hinterm Kopf. „Werden Sie ja nicht frech! Ich…“ setzte er wütend an, wurde aber von Michiru unterbrochen. „Okay, ich denke es wäre das Beste, wenn Sie die Zwei einfach in Ruhe lassen. Kommen Sie, Kohara-sensei. Wollen Sie mir nicht zeigen wo Hirai-sensei sitzt? Ich hätte da sowieso noch etwas mit ihm zu besprechen.“ „Oh. Ähm, na gut.“ Er warf der Sportlerin noch einmal einen finsteren Blick zu, ehe er sich umdrehte und darauf wartete, dass Michiru ihm folgen würde. „Und Sie zwei benehmen sich, ja?“ sagte Michiru noch fordernd zu Takuya und Haruka, als würde sie wirklich nichts weiter als ihre Lehrerin sein. „Natürlich, Sensei.“ antworten Beide, wobei Haruka breit grinste. Michiru ging dann ohne sich noch irgendetwas anmerken zu lassen hinter Kohara her und verschwand aus den Augen der Sportlerin. „Musstest du ihn unbedingt so provozieren? Das ist nicht gerade klug von dir.“ mahnte Takuya sie. „Wieso? Ich hab nie etwas anderes getan. Wäre doch viel auffälliger, wenn ich plötzlich damit aufhören würde. Außerdem kann ich den Kerl einfach nicht ausstehen!“ „Ich ja auch nicht, aber ich fände es trotzdem klüger ihn nicht so aufzuhetzen. Damit wird er dich nur noch mehr im Auge behalten und mit allen Mitteln versuchen dich von der Schule zu kriegen.“ „Das versucht er doch schon seit Jahren. Solange ich den Direktor auf meiner Seite habe, kann er mir gar nichts.“ „Sei dir da mal nicht so sicher. Wenn er das zwischen dir und Kaioh-sensei rausfinden sollte, kann selbst der Direktor dir nicht mehr helfen. Noch dazu würde es ihr sehr viel schlimmer ergehen als dir. Sie macht sich schließlich strafbar. Willst du wirklich riskieren, dass er das herausfindet?“ „Nein, natürlich nicht. Na gut, ich versuch mich zusammenzureißen.“ seufzte Haruka. „Geht doch. … Sag mal, weißt du eigentlich inzwischen wie alt sie is?“ fragte er nach kurzem Überlegen. „Jep, dreiundzwanzig.“ „Wow. … Na, dann sind es doch nur sechs Jahre. Eigentlich nichts Besonderes.“ „Ja, wäre da nur nicht das Problem, dass sie meine Lehrerin ist.“ „Is ja nur noch ein halbes Jahr, solange müsst ihr das eben Geheimhalten.“ „Wirklich nur das halbe Jahr? Wirkt es nicht irgendwie komisch, wenn ich gleich nach meinem Abschluss mit meiner ehemaligen Lehrerin zusammenkomme? Du weißt, dass ich voll in der Öffentlichkeit stehe. Die Presse wird sich das Maul darüber zerreißen und das könnte Michiru dann auch schaden.“ „Ja, da hast du allerdings Recht. Blöde Sache.“ Er hielt sich die Finger ans Kinn und schien darüber nachzudenken, was für andere Möglichkeiten es noch geben könnte. „Ach, im Grunde ist es sowieso egal, wann sie von ihr Wind bekommen. Die werden auch so schreiben was sie wollen. Auch, dass sie eine Tochter hat finden die garantiert hoch interessant und werden mir sonst was für Sachen unterstellen. Verdammt, ich muss unbedingt verhindern, dass sie von Hotaru erfahren. Ich will nicht, dass sie die Kleine damit hineinziehen. Eigentlich ja auch nicht Michiru, aber das wird sich wohl kaum verhindern lassen. … Aber was mach ich mir überhaupt Gedanken deswegen? Wahrscheinlich wird sie bis dahin die Sache sowieso beenden.“ seufzte Haruka niedergeschlagen. „Quatsch, wird sie nicht. Warum sollte sie?“ „Warum sollte sie nicht? Du hast völlig Recht mit dem was du vorhin im Aufzug gesagt hast. Ich mein, auch wenn sie nicht sehr viel älter ist als ich, ist sie schon eine Erwachse Frau und sogar Mutter. Während ich mich immer noch wie ein Kind verhalte. So was wie Verantwortung kenne ich überhaupt nicht. Was also, außer ein bisschen Spaß, sollte sie von mir wollen?“ „Also zunächst einmal, das was ich da vorhin gesagt habe, war nur als Scherz gemeint, nimm das von daher bitte nicht so erst. Es stimmt zwar, dass du oft ziemlich kindisch bist, aber ich denke nicht, dass es sie großartig stört. Im Gegenteil. Wahrscheinlich gefällt es ihr sogar. Und, dass sie nicht nur auf Spaß aus ist, hatten wir doch schon geklärt, oder nicht? Was die Verantwortung angeht. Ich denke, du bist sehr viel verantwortungsvoller als du dir selbst zu traust. Und jetzt hör mit diesen Selbstzweifeln auf, das passt gar nicht zu dir. Du hast doch bis jetzt noch jede Frau bekommen die du wolltest.“ „Schon, aber die waren mir im Grunde alle egal. Und von Michiru will ich ja sehr viel mehr.“ „Dann sag ihr das. … Oder wenn du das nicht kannst, zeig es ihr. Ich bin mir sicher, sie wird deinem Charme nicht wiederstehen können.“ grinste er breit und auch Haruka entlockte das ein Lächeln. Er hatte Recht. Sie sollte aufhören sich sorgen darüber zu machen. Besonders nach diesen wundervollen Tagen, die sie mit Michiru verbracht hatte. Und sie hatte sich ja schon fest vorgenommen um ihr Vertrauen und auch ihre Liebe zu kämpfen. Wie genau sie das anstellen wollte beziehungsweise sollte, wusste sie allerdings noch nicht. „Sag mal, du hast doch eine Freundin, oder?“ fragte Haruka den Jungen neben sich nachdenklich. „Äh, ja. Das sagte ich doch.“ „Wie lange bist du mit der eigentlich schon zusammen?“ Takuya blinzelte sie zuerst ein bisschen verwundert an. Offenbar war er ein wenig irritiert darüber von Haruka solche Fragen gestellt zu bekommen. Warum auch nicht? Schließlich hatte sie ihn noch nie irgendetwas Persönliches über ihn gefragt. „So ungefähr ein Jahr, denke ich.“ „Schon ein ganzes Jahr? Und wie bist du mit ihr zusammen gekommen?“ „Wieso interessiert dich das eigentlich plötzlich? Ich mein, ich hab nichts dagegen es dir zu erzählen, aber wenn du glaubst, dass es dir bei Kaioh-sensei weiterhilft, muss ich dich wohl enttäuschen.“ „Hey, ich wollte nur wissen, wie du das geschafft hast. … Und wieso sollte es mir nicht weiterhelfen?“ fragte Haruka dann noch neugierig hinterher, woraufhin Takuya kurz seufzte. „Jeder Mensch ist anders, Haruka. Kaioh-sensei erwartet von dir vielleicht etwas ganz anderes, als meine Freundin von mir. Du musst selbst herausfinden was das ist. Eins kann ich dir aber mit Sicherheit raten. Du solltest in jedem Fall ehrlich zu ihr sein. Und versuch nicht dich zu verstellen, wenn du ihr vorspielst jemand zu sein, der du nicht bist, kann das niemals etwas werden.“ „Okay, is angekommen. Das hatte ich sowieso nicht vor. … Also wie war das denn nun mit deiner Freundin?“ „Das interessiert dich wirklich?“ „Ich bin neugierig geworden, also ja.“ „Äh, na gut. Also wir kennen uns eigentlich schon seit Jahren. Sie wohnt mit ihrer Familie in dem Haus, direkt neben unserem. Wir haben als Kinder oft zusammen gespielt und sind dann die besten Freunde geworden. Naja, und als wir älter geworden sind haben sich auch unsere Gefühle füreinander verändert. Ich hab irgendwann all meinen Mut zusammengefasst und ihr meine Liebe gestanden und seitdem sind wir zusammen.“ „Glückspilz. … Vermisst du sie denn jetzt nicht? Du hast sie doch seit fast einer Woche nicht mehr gesehen.“ „Ja, und wie ich sie vermisse. Ich freu mich auch schon tierisch darauf sie wiederzusehen. Vielleicht kann ich sie dir nachher ja mal vorstellen. Sie wollte mich zusammen mit meinen Eltern vom Flughafen abholen.“ „Oh. Ja, klar. Wär cool.“ „Ich denke, jetzt kann ich es auch wagen sie dir Vorzustellen. Wo du nun Kaioh-sensei hast. Aber ich warne dich trotzdem. Ein falscher Blick und mach dich kalt!“ „Hey, keine Panik. Ich werd sie nicht anrühren, versprochen. Ich will sowieso nur noch eine einzige Frau.“ „Gut. … Oh, und die kommt auch gerade wieder zurück.“ „Wirklich?“ fragte Haruka freudig und hob ihren Blick über die Sitze hinweg, wo Michiru den Gang entlang, auf sie zukam. Takuya stand währenddessen schon mal auf und auch Haruka erhob sich danach, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Und, hat er dich noch weiter voll gequatscht?“ „Ich meine, seine Stimme wahrgenommen zu haben, aber ich hab ihm nicht zugehört. Also frag mich bloß nicht über was er geredet hat.“ gab diese lächelnd zurück und schob sich an Haruka vorbei zu ihrem Platz. Die Sportlerin hatte es natürlich nicht lassen können ihr dabei über den Rücken zu streicheln. Ihre Hand war auch gleich wieder in Michirus verschwunden, nachdem sie sich gesetzt hatte. „Er hat aber nichts gemerkt, oder?“ fragte Takuya nach. „Nein, ich denke nicht. Wir müssen aber aufpassen, dass er nicht wieder kommt. Ich hab ihm zwar gesagt, dass ich vorhabe den Rest des Fluges über zu schlafen und dass er euch lieber in Ruhe lassen soll, aber bei dem weiß man ja nie.“ „Ja, da haben Sie Recht. Es war sowieso schon ziemlich knapp. Glück, dass Sie gerade Ihren Platz verlassen hatten. Ich behalte den Gang etwas mehr im Auge.“ „Vielen Dank, Niwa-san.“ „… Sagt mal, findet ihr es nicht ‘n bisschen albern euch immer noch zu siezen? Solange wir unter uns sind könnt ihr das doch lassen, oder nicht?“ mischte sich Haruka ein. Ihr gingen diese Höflichkeitsfloskeln nämlich inzwischen ziemlich auf die Nerven. Sie sah beide abwechselnd mit hochgezogenen Augenbrauen an, während die anderen Zwei nur irritiert zurück Blickten. „Ähm, also ich weiß nicht. Sie ist schließlich immer noch meine Lehrerin.“ meinte Takuya etwas unsicher. „Na und? Meine doch auch.“ „Ja, aber du schläfst ja auch mit ihr!“ gab er etwas sarkastisch und im Flüsterton Haruka zurück. „Also mir würde es nichts ausmachen. Wenn du möchtest, kannst du mich auch gerne Michiru nennen.“ lächelte die Türkishaarige zu ihm rüber und hatte sich dabei etwas nach vorne aus ihrem Sitz heraus gelehnt. „Ähm, na gut. Einverstanden.“ „Ja, und nenn sie bloß nicht mehr Sensei. Das kann sie nämlich überhaupt nicht ausstehen.“ fügte Haruka grinsend hinzu. „Also eigentlich mag ich es nur nicht, wenn du es benutzt.“ verbesserte Michiru die Blonde. „Aber du brauchst es natürlich auch nicht verwenden, wenn wir unter uns sind.“ sagte sie dann noch an Takuya gewandt. „Wieso nur bei mir?“ fragte Haruka verwundert nach. „Na, weil es mich jedes Mal daran erinnert, dass ich deine Lehrerin bin und wir das hier eigentlich überhaupt nicht tun dürften.“ „Ach so.“ Von der Seite hatte Haruka das noch überhaupt nicht betrachtet. Sie hatte das immer nur lustig gefunden. „Dann werd ich’s jetzt wirklich nur noch verwenden, wenn ich muss.“ versicherte sie Michiru, mit einem Lächeln. „Danke.“ Der Flug zog sich noch endlos lange hin, aber unsere drei verbrachten die Zeit damit sich zu unterhalten. Kohara ließ sich zum Glück auch nicht mehr blicken und so kamen sie doch irgendwann heil, aber erschöpft wieder in Tokio an. Bis sie endlich aus dem Flugzeug raus waren, alle ihr Gepäck zusammen hatten und sich die gesamte Schülerschar samt Lehrer vor dem Flughafen versammelt hatten, verging auch noch mal eine ganze Zeit. Nicht alle der Schüler wollten noch zurück wieder zur Schule, sondern wurden gleich von dort aus abgeholt oder machten sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg nach Hause. So war der Bus auf der Rückfahrt nicht ganz so voll. Haruka hatte ihr Auto ja immer noch auf dem Parkplatz der Schule stehen, weshalb sie natürlich mit dem Bus zurückfuhr. Außerdem wollte sie auch so lange wie möglich bei Michiru bleiben, die als Lehrerin ebenfalls mit diesem fuhr. Nur Takuya kam nicht mit. Wie schon im Flugzeug angekündigt wurde er abgeholt, und stellte dabei Haruka auch seine Freundin, sowie seine Mutter vor, die ebenfalls dort war. Sie waren beide sehr nett und freuten sich – zu ihrer Verwunderung - die Rennfahrerin endlich mal persönlich kennenzulernen. Offenbar hatte Takuya ihnen schon so einiges über sie erzählt. Haruka kam sich doch ein bisschen komisch vor. Diese Leute behandelten sie als wäre sie wirklich nichts weiter als eine gute Freundin von ihrem Sohn bzw. Freund, und nicht berühmt. Außerdem schienen sie sie auch noch ziemlich gut zu kennen, während Haruka überhaupt nichts von ihnen wusste. Normalerweise wurde sie von Menschen, die wussten wer sie war, entweder angehimmelt, gehasst, oder komplett ignoriert. Wie ein normaler Mensch wurde sie nur von den wenigsten behandelt, und eher von denen, die sie schon länger kannten, so wie Takuya. Am Anfang hatte er sie ja auch vollkommen ignoriert, erst mit der Zeit hatte er irgendwie angefangen sich mit ihr zu unterhalten, worüber sie sich immer noch wunderte. Seine Freundin war aber offensichtlich doch zumindest ein kleiner Fan von ihr. Jedenfalls lobte sie Haruka für ihr Talent und erzählte, dass sie zusammen mit Takuya jedes ihrer Rennen besucht, und sich daher jedes Mal über die Freikarten freute und sich auch dafür bedankte. „Ach, was. Is doch kein Problem. Irgendwo muss ich die Karten ja schließlich lassen.“ wehrte Haruka ab. „Ich wette, jetzt wo du sie auch nicht mehr an alle Mädchen der Schule verteilst, hast du auch noch jede Menge übrig, hab ich Recht?“ fragte Takuya grinsend. „Ja, das hab ich tatsächlich. Ihr braucht nicht zufällig noch ‘n paar, oder?“ „Nein. Wir haben unsere ja schon. Ich freu mich auch schon auf das Rennen am Sonntag. Aber bitte lass es nicht wieder so enden wie das letzte.“ Takuyas Freundin dessen Name übrigens Natsuki war, sah sie bittend an. Sie war noch mal ein bisschen kleiner als es Michiru war, hatte langes dunkles violettes Haar, und helle braune Augen. Takuya hatte schon ganz Recht damit gehabt ihr seine Freundin nicht schon früher vorgestellt zuhaben. Vor ein paar Wochen noch, hätte sie es sich bestimmt nicht nehmen lassen, mit dem Mädchen zu flirten, denn hübsch war sie allemal. Aber jetzt verspürte Haruka komischerweise nicht den kleinsten drang dazu, dies auch wirklich zu tun. An ihren Engel reichte die Schönheit bei weitem nicht ran. „Hey, das war ja wohl nicht meine Schuld. Ich wär auch lieber heil, und vor allem als Sieger ins Ziel gekommen.“ „Dann sorg dafür, dass es dieses Mal klappt. Wir wünschen dir auf jeden Fall viel Glück.“ meinte Takuya und verabschiedete sich dann von Haruka, genauso wie die anderen zwei. Die Sportlerin stieg dann in den Bus ein und wartete bis dieser sich in Bewegung setzte. Michiru saß leider wieder weiter vorne bei den Lehrern, womit sie lediglich ihren Arm und die Haare bewundern konnte, die von ihrem Platz aus noch zu sehen waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)